2004er Album, nein: Werk des Schweden. Sieht man von kurzen, zurückhaltenden
Momenten allein zur Harfe oder akustischen Gitarre ab, ist das siebte
(andere Quellen behaupten neunte) Album ganz großes Drama geworden,
voller Sentiment im breiten Feld zwischen epischer Tragödie und überschäumender
Burleske angesiedelt (man merkt dem Album die tatkräftige Mitwirkung
von Jonathan Donahue, Grasshopper und Jeff Mercel von Mercury Rev deutlich
an). Wie Will Oldham, der als Prinz Nashville für sich entdeckte,
so zelebriert Dunger hier die macht- und gefühlvolle Balladen-Symphonie
in Spectorschem Breitwand-Format, komplett mit weinender Steel-Guitar,
virbrierender Hammond, hallendem Schlagzeug, Glockenspiel, Piano, Streichern
und Gebläse. Wenn das Tempo anzieht, geht es Richtung 50er/60er RocknRoll
und Surf (aber immer im Spector-Format), und die Country-Elemente weisen
deutlich in ganz weites Land. Mit einer Stimme zwischen der Brüchigkeit
des großen Oldham, der Intensität des (sagt man mittlerweile
frühen?) Ryan Adams und einem ganz dezenten Knödeln
zwischen (weniger) Morrison) und (mehr) Ron Sexsmith weiss Dunger diesen
großen Anspruch mit Liebe, Gefühl und mitreissendem Leben zu
füllen und schenkt uns so ein gutes Stück von der Torte des
Lebens. (Glitterhouse)
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Neues Album, neue musikalische Ausrichtung: Nicolai Dunger
lässt sich nicht so einfach kategorisieren. 2002 spielte der schwedische
Singer/Songwriter mit Will Oldham das zurückhaltende Album Tranquil
Isolation in Kentucky ein und nahm mit Calexico die bezaubernde Coverversion
des Love-Klassikers Alone Again Or auf. Für Here's My Song, You Can
Have It, I Don't Want It Anymore. Yours 4-ever Nicolai Dunger hat sich der
sehr stille, sympathische Skandinavier erneut Unterstützung aus den
Staaten geholt. Teile seines nun schon neunten Albums entstanden in New
York mit den Mercury-Rev-Mitgliedern Jonathan Donahue, Grasshopper und Jeff
Mercel. Auch deren Haus-Produzent Dave Fridmann ist beteiligt.
Für Außenstehende mögen das nur Namen sein, doch die
Unterschiede in der Arbeitstechnik könnten unterschiedlicher nicht
sein. Dunger schreibt und arrangiert seine Songs oft in ein bis zwei Tagen,
während Mercury Rev ihre Tracks langsam Schicht um Schicht zusammenbauen
und auftürmen. Und doch haben sie Wege gefunden, die sich kreuzen.
Die zu voluminösen, orchestralen Sounds neigende NY-Fraktion erstickt
die Dunger-Songs nicht, sondern lässt den die Liebe thematisierenden
Liedern Luft. Dunger rockt, wimmert, zieht sich zurück, wirkt heiter
und arbeitet mit Elementen aus Blues, Folk und Country. Mercury Rev steuern
entsprechend karge oder üppige Arrangements bei, die Here's My Song,
You Can Have It... zu einem stimmungsvollen Album machen, das das Thema
Liebe stets trifft: Mal hängt der Himmel voller Geigen, mal tragen
die Noten Trauer. (Sven Niechziol, Amazon)
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