Sophie Zelmani bloß als Rettung all der langjährigen Jewel-Fans
zu bezeichnen, die ihr Idol in die (vermeintlichen?) Untiefen des nabelfreien
Pop hinabsteigen sehen mussten, täte ihr Unrecht. Gleichwohl stimmt
es als stilistische Referenz, wie Love Affair, ihr fünftes Album
erneut zeigt. Wie schon auf dem selbstbetitelten 95er-Debüt, das
die Schwedin in ihrer Heimat und in Japan stante pede vergoldete, ist
eine ganz sachte, unwirklich wirkende Version von Country Music das Kernstück
ihrer Lieder -- Popsongs letztlich. "Stay With My Heart", "September
Tears", "Lost In Love", "Memories" -- Zelmani
singt natürlich über Liebe und andere Zwischenmenschlichkeiten,
das Dasein im Großen und seine Merkwürdigkeit im Ganzen.
Instrumentiert mit kaum mal mehr als angetupften Gitarren, Tropfklavier,
gehauchten Drums und Minimalbass, vorgetragen mit dieser speziell klaren,
zerbrechlichen und irgendwie kulleräugigen Stimme, entstehen gleichermaßen
zarte wie handfeste Songgespinste, vergleichbar mit der Arbeit einer Spitzenklöpplerin.
Und so, wie man auf ein Spitzendeckchen, das man leiden mag, schließlich
doch irgendwas draufstellt, kann man Love Affair jederzeit in den Player
schieben, zuhören oder im Hintergrund laufen lassen -- irgendetwas
davon als störend zu empfinden, ist unmöglich, niemals tut etwas
weh. Die Sängerin kann singen, ihre Traurigkeit ist wohlig, weil
immer ein bisschen indifferent, in den fein ausgearbeiteten Arrangements
lässt es sich trefflich seufzen. --
(Rolf Jäger, Amazon.de-Redaktion)
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