Zwei Jahre, nachdem Kathryn Williams' zweites Album Little Black Numbers
überraschend für den britischen Mercury-Musikpreis nominiert
wurde, zeigt die temperamentvolle Sängerin und Songschreiberin mit
Old Low Light, dass sie den erfrischenden, sensiblen Folk, der sie auszeichnet,
nicht verlernt hat. Old Low Light ist musikalisch so schlicht und textlich
so intensiv wie ihre bisherigen Werke; nur sind die Themen oft deutlich
ernster.
Doch selbst wenn die Songs von Einsamkeit, Tod und Ähnlichem handeln,
wirken die Texte dank Williams' unverkrampfter Art und dank ihrer trockenen
Selbstironie charmant. "No One Takes You Home" ist das beste
Beispiel: "You've watched all the romance on your television/It's
too much to bear, you got to get a new sort of vision/You've done your
best at the gym, you got your lip gloss on/You're going to the doctor's
to see if it's a medical problem." Zwar verbreitet der Song "Wolf"
mit seinem schwermütigen Streicherpart und seinem düsteren Thema
-- Williams erinnert sich an ihren obsessiven ersten Partner -- eine bedrückende
Atmosphäre, aber insgesamt wirkt Old Low Light gleichermaßen
tiefgründig und locker.
Williams wird allzu oft mit der Folklegende Nick Drake verglichen --
dessen kreatives Gitarrenspiel ist praktisch unvergleichlich --, doch
sie besitzt tatsächlich ein ähnliches Talent dafür, anrührend
schöne, akustisch gespielte Melodien mit melancholisch-nachdenklichen
Texten zu verbinden. Old Low Light ist geeignet für einen Abend,
den man zu Hause mit einer Flasche Wein verbringt, aber genauso für
rasante Überland-Spazierfahrten am Wochenende. Kostbar.
(Christopher Barrett, Amazon.de-Redaktion)
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Es gibt kein besseres Seelenbalsam nach einer wilden Nacht als diese
Musik. Kathryn Williams singt, als hege und pflege sie eine hochachtungsvolle
Scheu vor ihren eigenen Worten, und irgendwo da hinten webt eine gedämpfte
Trompete an einem Sehnsuchtsteppich, Akustikbass und -gitarre trippeln
vorsichtig durch die Räume, um unserem Katerkopfweh keinesfalls zu
nah zu kommen. Die beleibte Folklady aus Newcastle ist nicht nur eine
sensible Dichterin am Rande der Menschenscheu, sondern auch ein Pop-Phänomen.
Denn eigentlich dürften ihre hauchzarten Songs um das Fühlen
in einer Welt, die sich zu wenig um einen kümmert, die Isolation
des Mädchenzimmers nicht verlassen, wenn es nach MTV und Viva ginge.
Tun sie trotzdem. Und das ist wunderbar - auch nach weniger wilden Nächten.
(Kulturnews)
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