Rechtzeitig zum 60. Geburtstag von Tim Buckley bringt die Combo SONGS TO THE SIREN eine Hommage an den großen Künstler raus. Es sind zwar nur 5 Songs, die hier gecovert werden, aber das tolle ist, dass dies erst ein Vorgeschmack auf eine full-time-CD ist, die im kommenden Winter produziert wird. An das Werk von Tim Buckley haben sich bislang nicht viele Musiker getraut. Am bekanntesten sind die gelungenen Zusammenstellungen "Sing a song for you" mit u.a. Mark Lanegan, The Czars und Mike Johnson und "Dream Brother: The Songs of Tim + Jeff Buckley" mit u.a. Sufjan Stevens und Tunng.
Auch SONGS TO THE SIREN finden ihren speziellen Zugang zum Tim Buckley Repertoire. Sie begehen hier nicht den Fehler, Tim Buckley nachahmen zu wollen, was alleine aufgrund dessen markanter, einzigartiger, äußerst modulationsfähiger Stimme wahrscheinlich zum Scheitern verurteilt wäre. Sie beschränken sich darauf, das Gefühl, das mit den Buckley-Songs verbunden ist, zu transportieren. Michael Mann (auch Sänger und Gitarrist der großartigen Cover-Band WAITING FOR LOUISE) intoniert die Lieder mit der nötigen Hingabe, aber er bleibt dabei seinem eigenen Gesangsstil treu. Leadgitarrist Frank Preuß muss die Gitarrenarbeit von Lee Underwood total verinnerlicht haben, denn seine Ausdrucksweise hat die gleiche Brillanz wie die des ehemaligen Buckley-Begleiters. Das Rhythmus-Duo Peer Sitter (Bass) und Mathias Schüller (Drums) begleiten unauffällig und effektiv.
Die CD beginnt mit 2 Songs aus Buckleys unterschätztem "Blue Afternoon"-Album von 1969: "Chase the blues away" fängt folkig an, bekommt dann aber durch den Einsatz von glockenheller elektrischer Gitarre, erdigem Bass und federndem Schlagzeug ein jazziges Fundament. Das Lied endet relativ abrupt und "I must have been blind" nimmt den eben gesponnenen Faden auf. Die Band spielt Folk-Jazz auf höchstem Niveau: Tim Buckley verbunden, aber auch um eine persönliche Note bemüht. Jetzt geht es zurück ins Jahr 1967: für das Album "Goodbye and Hello" nahm Tim Buckley "Once I was" und "Morning Glory" auf. Außerdem schrieb er "Song to the Siren", dass erst 1970 auf "Starsailor" veröffentlicht wurde. Alle 3 Stücke werden vom Quartett stilsicher, professionell, mit viel Sinn für bedeutende Details dargeboten. Das macht Lust auf mehr.
(Heino Walter, Roadtracks Heft #24, Herbst 2007)
Neulich mailte mich ein alter Bekannter unseres Magazines an und schrieb, er habe ein neues musikalisches Projekt, welches sich Songs des Singers und Songwriters Tim Buckley (29.06.1975) auf die Fahne geschrieben hat, und ob ich mir das mal anhören wolle.
Aber immer, war meine Antwort, denn Michael hatte mich bereits mit seiner Band Waiting For Louise überzeugt, weil die interpretierten Nummern von Künstlern stammen, die in der Regel und aus guten Gründen, nicht von vielen nachgespielt werden. Michael und seine Mannen tun das und noch dazu in einer Art und Weise, die Verbeugung vor dem Original ist und durch die besondere und intime Art der Darbietung einen eigenen Charakter hat.
Tim Buckley zu covern ist nun auch nicht unbedingt etwas, was viele tun. Auf der Bandseite wird das so erklärt:
»Warum wir Tim Buckley covern?
Als wir nach einem Thema für eine erneute musikalische Zusammenarbeit suchten, das für uns beide eine 'Herzensangelegenheit' ist, standen im Grunde nur die Songs von Tim Buckley und Nick Drake zur Debatte. Die Entscheidung für Tim hatte dann im wesentlichen damit zu tun, dass unsere Kombination aus elektrischer und akustischer Gitarre auch bei ihm eine zentrale Bedeutung hatte. Sozusagen der eine als Lee Underwood und der andere als Tim
.«
Ausgewählt wurden Nummern aus Buckleys folkiger Phase, die ganz intim und atmosphärisch dargeboten werden. Die akustische und die elektrische Gitarre bleiben der Originalstimmung treu, Bass und Schlagzeug setzen wohldosierte Akzente und die 'alten Nummern' (ausgewählt hat man die Zeitspanne 1967 bis 1969) kommen sehr authentisch rüber, was auch an den Vocals liegt, die immer im passenden Gewand gekleidet sind. Natürlich ist auch das Medium CD für die wohlige Atmosphäre verantwortlich. Aufgenommen wurde live im April dieses Jahres in der Musikfabrik Dinslaken von Tommy Werlich. Das mir bekannte Vinyl-Material von Tim Buckley hat ja bereits einige Dekaden auf der Rille und klingt dagegen 'dünn'.
Aber das ist nicht der Grund, wieso mir diese fünf Tracks so gut gefallen - viel mehr begeistert (wieder) die Art und Weise, wie sich Songs To The Siren vor dem Original verbeugen. In jedem Ton und Atemzug spürt man die Liebe zu der Musik Buckleys. Und sollte dieser von oben zuhören, dann bin ich sicher, auch er hat seine Freude an der Scheibe.
Auf der Bandseite könnt ihr die Tracks anhören und für kleines Geld auch käuflich erwerben.
(Ulli Heiser, www.rocktimes.de, 8. November 2007)