Als wäre es nicht schon genug für mein gefühlsanfälliges Herz, dass Shelby Lynne mit Just A Little Lovin’ Dusty Springfield (und, seien wir ehrlich, nebenbei auch sich selbst) ein akustisches Denkmal errichtete, da schickt sich die Lynne-Schwester Allison an, mich mit ihrem Tribute-Album Mockingbird endgültig in glückselig-großen Gefühlen zerfließen zu lassen. Und dabei macht sie, großartige Sängerin und Künstlerin, die sie ist, einfach (und gemeinerweise) alles richtig. Legt die Produktion in die Hände des uneingeschränkt verehrten Buddy Miller, lädt eine beeindruckende Zahl von 23 Musikern und Sängern ins Studio (u.a. Steve Earle, Richard Bennett, Chris Donohue, Julie Miller, Tim O’Brien, Russ Pahl, Tammy Rogers), lässt ein wundervoll feinfühlig agierendes Streichquartett aufspielen und wählt aus einer Unzahl an Cover-würdigen Songs aus weiblicher Feder genau die 11 Beispiel aus, die dieses Album zu einem rundum perfekten werden lassen (das einleitende, sich perfekt einfügende und titelgebende Stück ist ein Moorer-Original). Mal hautnah am Vorbild, mal ganz und gar neu erfindend macht Allison sich Songs von u.a. Kate McGarrigle, Shelby Lynne, Jessi Colter, Ma Rainey oder Chan Marshall zu eigen, verzaubert June Carters Ring Of Fire in ein von Steel Guitar und Mellotron getragenes, mystisch-sanft schwebendes Schmuckstück, verwandelt Patti Smiths Dancing Barefoot in ein stampfendes Paradebeispiel Buddy Millerschen Roots-Rollers, Nina Simone’s Sugar In My Bed entwickelt sich zu einem unwiderstehlich verführerischen Shelby Lynne-Soul-Country-Sahnestück, mit der vokalen Unterstützung von Buddy & Julie Miller wird Orphan Train zu einem 6-minütigen Mountain Music-Meisterwerk und Gilian Welch’s Revelator wird eine von rauhen Gitarren, schummriger Orgel und traditionsnaher Fiddle getragene, machtvoll anschwellende Roots-Rock-Orgie. Und wer bei Allisons Interpretation von Both Sides Now nicht glückselig in die Knie geht, der hat sämtliches Gefühl verloren. Als Sängerin habe ich sie, die mich mit ihrer dezent dunklen Stimme von jeher fasziniert hat, zudem nie besser, vielseitiger, gefühlvoller, berührender erlebt. Danach kann eigentlich nichts mehr kommen…
(Glitterhouse)
|