Drei Brüder und zwei Kumpel aus den Catskill Mountains in Upstate New York. Da liegt der Vergleich mit The Band auf der Hand. Allerdings nicht mit den fein ausgearbeiteten Alben Music From Big Pink und The Band, sondern mit der Band, die mit Bob Dylan im Keller von Big Pink die Basement Tapes einspielten.
Der Geist dieser Spontanaufnahmen ist hier zu hören, da gibt es wunderschöne Momente und herzerwärmende Melodien, in die alle Teile des American Songbook verbaut wurden. Und es gibt Momente, da haben sie scheinbar alle zu viel Moonshine intus, da bratzt es und knarzt es, da gerät einiges ausser Kontrolle – der Chorus in Penn Station zum Beispiel oder Memphis Flu, das sie komplett aus dem Ärmel geschüttelt haben – mit Quetschkommode im Kreis aufgestellt und die Vocals aus 3 Metern Entfernung ins Mikro gebrüllt. Aber auch das passt gut ins 54-minütige Bild dieses Albums.
Es gibt zwei rockige Chicken Songs (Chicken Wire und Run Chicken Run), absolut herzerwärmende, wortreiche Balladen wie Ambulance Men, Boy From Lawrence Country und Cooperstown (in dem sich Harmonium und Akkordeon begegnen), die gerne auf epische Längen von 5+ Minuten ausgedehnt werden.
Ian Felice’s Stimme raspelt ebenso eindimensional durch die Songs wie weiland His Bobness, diverse, vorwiegend akustische, Saiteninstrumente schrammeln im Hintergrund, das Akkordeon ist omnipräsent und die Drums klingen wie eine gute Keksdose. Auf klangliche Finessen wurde also wenig Wert gelegt, das Album klingt als wäre es mit analogem 8-Spurgerät in einer Scheune aufgenommen. Und genau das wird ihr aus einem alten Hühnerstall selbst gebautes Studio auch sein.
Das stört aber alles nicht, sondern passt einfach zu diesem unbehauenen kleinen Meisterwerk. Es scheint, als wäre alles so gewollt. Alleine Tunes wie Sailor Song oder Katie Dear sind das Eintrittsgeld alleine wert. Und es gibt viel mehr zu entdecken. Selten hat sich eine Platte (die ich anfangs nicht mochte) so tief in mein Herz gespielt. (rh)
(Glitterhouse)