CD auf naiv hören & sehen, neues Werk der Band um den Sänger, Gitarristen, Autoren, Keyboarder Andreas Sauer. Die kommt zwar aus Stuttgart, aber schert sich nicht drum und klingt wie eine wohl ausgewogene Mischung aus britischem Pop und amerikanischem Neo-Folk/Country. Produziert hat die Platte die Legende Thomas J. Newton, als Gäste wirkten Barbara Manning und Dave Kusworth mit. Die CD kommt in der von naiv gewohnten feinen Aufmachung (Digipak mit zusätzlichem Papp-Schuber).
(Glitterhouse)
„Abermals schenkt uns Sauer eingängige, ja schmissige Gitarrenpopsongs ... vielleicht etwas poppiger als sein Backkatalog und mit offensichtlichen Hits.“ (Intro)
Yes friends, here it is: der hochoffiziöse Kommentar von Loretta-Mastermind Andreas Sauer zu jedem einzelnen Song des Albums "Goodbye":
www.day-glo.de/loretta2.htm
Stuttgart, Arkansas
Auch wenn sich die Platte "auf den ersten Blick" so anhört, als würden die Musiker von Loretta seit Jahren in der amerikanischen Ödnis wohnen, so kommen sie doch aus Stuttgart im Ländle. Aber auch dort kann eine Band die gleiche gepflegte Melancholie aufbauen, die man von der amerikanischen Verwandtschaft gewohnt ist. Titel wie "The day I cut my wrists", "She'd rather bleed" und "Everything's fucked up" lassen nicht darauf schließen, daß "Goodbye" eine fröhliche Platte wäre. Man darf ja auch mal depressiv sein.
Das Album ist musikalisch recht abwechslungsreich, auch wenn die ruhigeren, sparsam instrumentierten Songs überwiegen. Mit einem Hauch Chris & Carla hier (im wunderschönen Beziehungsendestück "Carlotta's sleeping") und einer Idee Tom Petty dort, bauen Loretta im Verlaufe der Platte ein wunderschönes, komplexes Roadmovie im Kopf auf. Auf dessen Besetzungsliste stehen Barbara Manning und Dave Kusworth (Jacobites), die wohl beide an den Aufnahmen zu "Goodbye" ihren Spaß gehabt haben ("That sounds like the Chipmunks"). Ob in "Everything's fucked up" über eine verlorene Beziehung räsoniert wird oder in "Here comes the night" ein Thema wie in Nick Hornbys "High fidelity" angesprochen wird ("All my records say, I got a taste [...] All my comic books say, I'm a funny guy") - jeder Song steht auch unabhängig vom Gesamteindruck der Platte für sich selbst, jeder Song ist eine eigene Episode.
Wer die neueren Spielarten der amerikanischen Folkmusik mag, wird auch von dieser Platte begeistert sein. Man muß nicht in Amerika aufgewachsen sein muß, um solche Musik zu machen. Loretta plagiieren nicht, sondern haben ihren eigenen "positiv depressiven" Stil gefunden, der diese Platte zu einer der schöneren aus diesem Genre macht, die mir in der letzten Zeit über den Weg gelaufen sind. Manche Leute schreiben halt dann die besseren Songs, wenn sie gerade eher schlechter drauf sind. "Goodbye" ist, am besten bei einem Glas kalifornischen Rotwein oder einer gepflegten Beziehungskrise genossen, die perfekte Platte für diesen "wundervollen" Sommer (oder für einen beliebigen verregneten Herbsttag). Besser fühlt man sich dadurch zwar nicht, aber man weiß wenigstens, daß es anderen Leuten genauso geht.
(Ralph Angenendt)