Als Hippie macht man sich keine Sorgen wegen der Miete. So lässt sich vielleicht erklären, warum Josh Tillman seinen lukrativen Job als Schlagzeuger der Fleet Foxes im letzten Jahr gekündigt hat. Nach einer künstlerischen Sinnkrise hat er sich sogar gleich komplett neu erfunden: Statt wie bisher seine Soloalben als J. Tillman zu veröffentlichen, nennt er sich jetzt Father John Misty. Gesanglich orientiert sich Tillman plötzlich an Roy Orbison, und weil er nicht mehr in bester Songwritermanier die eigenen Wehwehchen thematisieren will, sucht er in komplett bekifften Weltbetrachtungen nach Wahrheiten. "Jesus Christ, girl, what are people gonna think, when I show up to one of several funerals I've attended for Grandpa this week", heißt es etwa in "Hollywood forever Cemetery sings", einem der besten und mutigsten Songs, der sich mit Hall und verrauschter Gitarre vom oft leider doch nur durchschnittlichen 70er-Countryfolk absetzt. Hätte er musikalisch häufiger so viel gewagt wie mit seinen Texten, wäre die Rundumerneuerung auch wirklich rundum gelungen.
(cs, kulturnews.de)
... schon das 6. Album des (schon lange, u.a. mit Damian Jurado aktiven) ex-Fleet Foxes. An die erinnern nur wenige Stücke (er klingt hier „schwerer“, weniger unbeschwert), wohl aber die vielen Harmony-Stimmen und süßen kleinen Chöre, generell die Harmonienseligkeit. Sehr schön die wehmütige Stimme (oft resultierend in ebensolchen Songs), zum Wegträumen, Versinken! Reiner Pop wie Folk-Pop, hier und da einige Country-Einflüsse (1x vereint mit Proto-Rock´n´Roll-Anleihen), Westcoast, sporadisch ein Hauch Psychedelia, diverse Rückgriffe auf die 60er oder gar 50er werden zeitlos bis zeitgenössisch aufbereitet, wirken aber auch 1,2 mal wunderbar old-fashioned! Von äußerst atmosphärisch bis leicht groovend. Selbst Doug Sahm oder die Beatles werden beliehen, außerdem wurde er mit Nilsson verglichen. Schönes Album.
(dvd, Glitterhouse)