Für Freejazzer und New Thing Freunde ist Alice Coltrane eine der klassischen, musikalischen Größen schlechthin. Für alle anderen Jazzfans ist sie, neben der Tatsache die Ehefrau von Saxophon Legende John Coltrane zu sein, eine brilliante und extrem vielseitige Pianistin.
Coltranes Wurzeln lagen ursprünglich im Bop, im Laufe ihrer Karriere spielte sie u. a. mit Stan Getz, Roy Haynes, Joe Henderson, Kenny Burrell, Pharoah Sanders und nicht zuletzt John Coltrane. 1969 übernahm Alice Coltrane McCoy Tyners Platz in John Coltranes Working Band.
Gegen Ende der 60er Jahre wurde Alice Coltrane zu jener psychedelischen Free Jazz Ikone die sie bis heute darstellt. Insbesondere die Alben "Universal Consciousness" und "A Monastic Trio" halfen diesen Mythos zu begründen. Da verwundert es nicht, das alle Welt auf das erste musikalische Outing Coltranes seit Dekaden wartet. Alice Coltranes "Translinear Light" setzt dann auch genau da an, wo man es sich wünscht : progressiver Jazz trifft auf weite modale Klangfarben mit fernöstlichen Elementen. Dabei ist "Translinear Light" deutlich zugänglicher als frühere Aufnahmen und in jedem Fall im modernen Jazz wurzelnd (sowohl Grandmaster Trane als auch Charles Lloyd hätten ihre helle Freude an "Translinear Light").
Alice Coltranes "Translinear Light" ist in jedem Fall zu empfehlen. Den Weg in die Sammlung eines jedem Jazzfans wird Alice Coltranes neues Album spielend finden !
Alice Coltrane erinnert sich ihrer genialen Alben aus den späten Sechzigern und frühen Siebzigern, als sie von den Errungenschaften ihres Mannes ausgehend mit Musikern wie Pharoah Sanders und Joe Henderson einen völlig neuen Kosmos erschloss. Ein- ziger Musiker, der bei den neuen Aufnahmen von damals noch übrig blieb, ist Charlie Haden. Diese Musik ist frei und doch schön, avantgardistisch und doch in rituellem Sinn streng traditionell, ja geradezu schamanisch.
(W. Kampmann in Jazztherik 10 / 04)
Alice Coltranes Musik atmet einen lebendigen Geist, der durch keine Schulen gelehrt werden kann, sie bildet eine so überzeugende eigene Welt, dass man sich bald kaum in einer anderen aufhalten möchte.
(S. Richter in Stereo 11 / 04)
Spirituelle Kraft treibt die Musik von Alice Coltrane noch an. Da lotet sie zum Beispiel mit wuchtigen Akkorden die Klangmöglichkeiten ihres Flügels aus. Was das Instrument an Ausdrucksmöglich- keiten nicht bietet, findet sie in komischen Synthesizer- Sounds oder auf einer fernöstlich klingenden Wurlitzer- Orgel. Die Söhne Ravi und Oran beerben in ihrem Saxofonspiel den hymnischen Gestus des Vaters John Coltrane.
(L. Jänichen in stereoplay 11 / 04)