Jazzig, aber kein Jazz: Debütalbum des Projekts aus dem The-Notwist-Umfeld.
2014 begann gut für Micha Achers Stammband The Notwist, das Album „Close To The Glass“ erhielt weltweit fabelhafte Besprechungen. Der perfekte Zeitpunkt also, um Achers Projekt Alien Ensemble vorzustellen. Begleitet wird Acher (zu hören an der Trompete und dem indischen Harmonium) von den Notwist-Kollegen Karl-Ivar Refseth (Vibrafon) und Andi Haberl (Schlagzeug) sowie von Mathias Götz (Posaune, Harmonium), Stefan Schreiber (Bassklarinette, Saxofon), Oliver Roth (Altflöte) und Benni Schäfer (Bass). Dem Alien Ensemble geht es um das Erforschen ganz persönlicher Klangwelten und um das Entwickeln einer eigenen musikalischen Sprache. Alles dreht sich um die Einflüsse akustischer Musik, auf Elektronik wird verzichtet.
Die Musiker sind allesamt jazzgeschult, praktizieren aber keinen Jazz im herkömmlichen Sinne. Es finden sich Elemente der Minimal Music und des Krautrocks genauso wie feinste Bläsersätze und Anklänge an den Soundmix in New Orleans.
14er, Band von Notwist Micha Acher mit K.I. Refseth und Andi Haberl von eben denen + u.a. Stefan Schreiber (Tied & Tickled Trio) und Oliver Roth, auch schon für Notwist tätig. Aber ganz anders. Und toll! Schon der 10-minütige Opener: Äußerst fein gesponnener unglaublich lyrischer, sodann erhabener fast feierlicher spirituell aufgeladener Jazz, später wunderbar federnd-fließend, rhythmisch forciert mit afrikanischem Einfluß, kurz frei auslappend, feinziseliert und luftig-filigran… - so geht das weiter, herrlich… Manchmal sehr leise, zart, getupft nur, andere Stücke begeistern mit intelligentem lockerem doch packendem (Ethno-beeinflußtem resp. polyrhythmischem) Groove in z.T. etwas kräftigerem Umfeld, kurz gar New Orleans-Brass-Anleihen, gelegentlich ein bezaubernder melancholischer Ton... Das alles ereignisreich, exquisit und einfühlsam, klangfarbenreich arrangiert, die Bläser (Posaune, Trompete, Bassklarinette, Sax) sowohl in getragenen strahlenden Flächen (gerne!) als auch feinnervig vernetzt, in harmonischem Zusammenspiel oder freien Soli, dazu betörende Sounds von Vibrafon, Harmonium, Flöte. Obendrein becirct diese Musik ständig mit bestechend schönen Melodien! Ab und zu dachte ich an eine Fusion von früher Carla Bley, Pharoah Sanders und Charlie Haden. Es gibt so viel langweiliges Zeug in der oft hochgelobten deutschen Jazz-Szene, aber das hier… Großartig!
(dvd, Glitterhouse)