Oh. Mein. Gott. Eineinhalb Tage und sieben Songs – mehr braucht es nicht, um ein ultimatives Americana-Album aufzunehmen. Von mir nahezu unbemerkt (sie mag es mir verzeihen, dafür bin ich ihr jetzt mit Haut und Haaren verfallen) feilte die Artistin aus Austin, TX, zunächst als zweite Hälfte des Folk-Duos Jed & Kelley, dann als prägender Part der Trishas, an ihrer Alternative Country-Kunst, um schließlich all ihre kreative Kraft zu diesem 2014er Solo-Debut zu bündeln. Umgeben von einer kleinen, erlesenen Musikerschar aus Memphis (Tim Regan, Eric Lewis, Paul Taylor, Mark Edgar Stuart) und bemerkenswerten Gästen (Kevin Welch, Brandy Zdan und Owen Temple) gelingt es ihr, in gerade einmal 32 Minuten und sieben Songs alles zu sagen und singen, was man über Americana wissen muss. 5 Mickwee-Originale und 2 wohlgewählte Coverversionen (Blameless/John Fullbright und Dark Side Of Town/Eliza Gilkyson) reichen diesem phantastischen Phoenix, um aus der Asche meiner Unwissenheit aufzusteigen und den Singer-Songwriter-Country-Soul-Himmel gleich auf der höchsten Stufe zu betreten, zwischen Tift Merritt und Kelly Willis hindurchzuschlüpfen und auch das Herz des verstocktesten Roots-Freundes im Sturm zu erobern. Dabei vereint sie verschiedenste Elemente inner- und außerhalb dieses geliebten Genres, verbindet Memphis-Soul und Swamp-Groove, Desert-Twang und Gospel-Segen, herzrührende Country-Ballade und wüstentrockenes Cowboy Junkies-Wehen zu einer magischen Melange, die immer wieder überrascht, stets berührt und bei jedem neuen Hören tiefer bewegt. Köstlichste Melodien, wundervolle Vokalharmonien, eine perfekt aufspielende Band und eine über allem segnend schwebende Steel – dies ist der wahre Stoff, aus dem Americana-Träume gewoben werden. Selten hat sich jemand derart stürmisch einen Platz in meinem Herzen (und in meinen Jahrescharts) erobert.
(cpa, Glitterhouse)