Für ein Album braucht es nicht viel
Im Winter 2015/16 zog es Conor Oberst, der eigentlich in New York lebt, für einige Zeit in seine Heimatstadt Omaha im Bundesstaat Nebraska. Die Winter dort können ziemlich lang und trostlos sein. Klar, dass man da das eine oder andere Mal ins Grübeln kommt. Vor allem aber kam der Sänger und Musiker unerwartet zum Komponieren. »Ruminations« heißt das neue, mittlerweile vierte Soloalbum des Bright-Eyes-Masterminds.
Mehr als genug Lieder für ein Album kamen laut Oberst in diesem Winter zusammen. Zehn schafften es schließlich auf das Album. Dafür ging es nach dem Songwriting erst einmal in die nah gelegenen ARC-Studios seines Bandkollegen und Kumpels Mike Mogis. Innerhalb von gerade einmal 48 Stunden nahm er dort zusammen mit Toningenieur Bon Brodin alle Lieder auf.
Das Ergebnis ist ein minimalistisches, schnörkelloses Album, das sich dennoch Hören lassen kann. »Ruminations« kommt ohne Band, Gäste oder Backgroundgesänge aus. Lediglich Gitarre, Klavier, hier und da Harmonika und natürlich Conors zerbrechlicher Gesang sind auf der Platte zu hören – mehr braucht es auch nicht. Auf eine Singleauskopplung wird ebenfalls verzichtet.
Mit seinem neuen Album »Ruminations« beweist Conor Oberst, dass es für ein großartiges Album nicht viel braucht. Ein langer Winter, Einsamkeit, ein paar Instrumente und ein musikalisches Genie reichen völlig aus.
Alle Albumsongs als Bandversionen und weitere Bonustracks gibt es 2017 mit Conor Obersts neuem Begleitalbum »Salutations«.
Aus der Einsamkeit von Nebraska kriecht Conor Oberst völlig unerwartet mit einem Americana-Meisterwerk hervor.
(Rolling Stone, 6.10.2016)
Der Winter wollte Conor Oberst kleinkriegen, aber er ging als Sieger hervor – er hat wieder einmal überlebt, die Einsamkeit und die Albträume zu Songs verarbeitet. Auf „Ruminations“ gibt es keine Soundspielereien wie oft bei den Bright Eyes, dafür viel Mundharmonika, Piano und natürlich Obersts unfassbare Texte. Er berichtet von Herzrhythmusstörungen, zählt Schafe, besucht die Patronin der psychisch Kranken – und entkommt, weil er will, weil er muss: „There’s a glass psyche at stake/ Throw me a brick, see if it breaks/ ’Cause the mind and the brain/ Aren’t quite the same/ But they both want out of this place.“ Bester Song: "A Little Uncanny"
(www.rollingstone.de, 31.12.2016)