Eine Künstlerin mit vielen Talenten
Nicht einmal ein Jahr nach ihrem Kollaborationsalbum »Lotta Sea Lice« zusammen mit Kurt Vile meldet sich Courtney Barnett 2018 bereits mit einem neuen Soloalbum zurück aus dem Studio.
»Tell Me How You Really Feel« heißt der zweite Longplayer in Eigenregie, der auf ihr Debüt »Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit« von 2015 folgt.
Mit der Leadsingle »Nameless, Faceless« gab die australische Künstlerin bereits im Februar einen ersten Vorgeschmack auf »Tell Me How You Really Feel« – ein fröhlich-eingängiger Garage-Rock-Song, der sich gegen gesichtslose Internet-Pöbler und Online-Hass richtet.
Insgesamt warten zehn neue Songs auf dem neuen Album »Tell Me How You Really Feel«.
Und die zeigen einmal mehr Courtney Barnetts großes Talent als Sängerin, Songwriterin, Gitarristin und Geschichtenerzählerin.
Absolut mitreissendes Stück rauh-sanfter Kreativ-Kraft, traumgleich schwebende, lässig tändelnde Gesangslinien treffen auf saftigst verzerrte, nur scheinbar unbehauene Gitarren-Akkord-Klötze, und in einem Meer aus kunstreich-roher Saiten-Energie entsteht ein ebenso stilvolles Garagen-Gemälde, dessen Schönheit selbst in Momenten rauhester Klang-Winde final betört. Courtney ist die Königin der larmoyant-lässigen Gesangkunst, die bei bester Stimme und verführerischen vokalen Fähigkeiten es immer wieder liebt, die Melodien möglichst galant-charmant zu ignorieren. Mit mädchenhaft-lockerer Eleganz, je einem Hauch Ray Davies-Schnoddrigkeit, Chrissie Hynde-Abgeklärtheit und Lucinda Williams-Reife perfektioniert sie ihre ganz eigene Art, Melodien zu umsingen, zu packender Reife, während um sie herum rauh-rohe Gitarren-Akkorde die Garage zum Kochen bringen. Bei aller Saiten-Wut und –Kraft aber zeigt sie sich absolut eigensinnig wie stilsicher, was die Wahl ihrer Rock-Genres betrifft, paart phantasiereiche Psychedelic-Exkurse mit saftig-sattem Neil Young-Country-Rock, vereint Wave-Wogen mit reifen Kinks-Riffs, setzt hymnische Hooklines auf packende Punk-Energie und nutzt dabei auf köstlichste die Klangräume, die sie – bei aller Rauheit des Werkmaterials – zu kunstvollen bewegten Hall-Sälen arrangiert. Zehn mitreissende Songs von heftiger Härte und lässigem Liebreiz, verführerisch schwebende Vokal-Wendungen, grobe Gitarren, treibendes Schlagwerk und gezielt gesetzte Orgel zu derben Delikatessen von nachhaltiger Eingängigkeit verwandelt.
(cpa, www.glitterhouse.de)