»Look Inside Your Heart« ist eine warmherzige und fröhliche Platte, die Freundschaft, Glück und trinkfeste Parties zelebriert, live aufgenommen zu sehr später Stunde auf Reel-to-Reel-Tape ohne jegliche Art von Computer, angereichert mit Gelächter und Gequatsche.
Laut Sänger/Gitarrist Dave Tattersall ist das neue Album ein Aufschrei gegen Maschinen, in bester rebellischer Rock'n'Roll-Tradition, ein lebhaftes Werk Außenseiter-Kunst und Meisterwerk des Electric Folk. Auch wenn Maschinen mittlerweile menschliche Weltmeister im Go-Spiel schlagen, sie werden niemals solch fröhliche, spontane, gutgelaunte, poetische, gebrochene und zugleich wilde Musik zustande bringen.
Ein halbes Jahr nach dem außergewöhnlich introvertierten „Brushes With Happiness“ kommt jetzt schon das nächste Album der endlos produktiven Lieblings-Briten. Angekündigt als „Partyalbum“ beginnt es aber erst mal recht ausgeruht. Nämlich mit flüssigen westafrikanischen Gitarren im Stil von Vampire Weekend, wobei der gute Dave Tattersall derartige Styles auch früher schon aufgenommen hatte bekanntlich ist der Mann ein verkanntes Gitarren-Genie, für mich einer der allergrößten seines Fachs. Was fällt sonst auf: der Sound ist angenehm unfertig (mit reichlich Gelächter live im Studio aufgenommen), was dem unprätentiösen Pubrock der Band durchaus entgegen kommt. Geblieben sind das obligatorische Gitarrensolo in jedem Song, was dennoch nie angeberisch klingt. Die Typen sind das Gegenteil von Rock'n'Roll können es aber dennoch auch richtig krachen lassen. Es dominiert aber ein entspannter Midtempo-Groove, stilistisch ohne größere Ausreißer. Mal mit Girl-Background (Holly Holden), auch mal wieder im stoischen CCR-Groove. Oder luftig und folky mit Harmonica und Mandoline. Und sogar E-Piano, das ist tatsächlich neu. Altmodischer, pubtauglicher Bluesrock prägt ansonsten das Bild bierkompatibel, ein bisschen wie die Sofa-Version von Dr. Feelgood. Tattersall fügt der Ahnenreihe seiner persönlichen Helden diesmal übrigens Grateful Dead, Roosevelt Sykes und John Fahey hinzu. Das mit dem Partyalbum war also gelogen die Wave Pictures sind dennoch auch nach zwanzig Jahren so gut wie immer.
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)