Aus der Amazon.de-Redaktion
Während andere Bands gern ihr Debütalbum mit dem eigenen Namen
zieren, kam bei Traffic diese Ehre 1968 dem zweiten Longplayer zu. Mag
sein, dass Multitalent Stevie Winwood, Saxofonist/Flötist Chris Wood,
Vokalist, Gitarrist und Harmonikaspieler Dave Mason sowie Drummer Jim
Capaldi damit auch dem Umstand Rechnung tragen wollten, dass sie noch
mehr zu einer Band von eigenem Charakter zusammengewachsen waren. Das
poppig verspielte "You Can All Join In" täuscht zum Auftakt
jedenfalls über den Tiefgang und die riesige Bandbreite des gesamten
Albums hinweg. "Pearly Queen", mit bluesig gefärbter Mundharmonika
von Mason und Winwoods Gitarrensound, der in jenen psychedelischen 68er
Zeiten manchmal fast wie eine Sitar klang, kommt da ihrer Vorstellung
von häufig oszillierenden Stücken schon deutlich näher.
Wie ausgewogen die Talente bei den Briten verteilt waren, belegt nicht
nur, dass Mason mit "Feelin' Alright" einen der markantesten
Songs beisteuerte (der in Joe Cockers Coverversion zum Hit wurde), sondern
beispielsweise auch, dass Winwood bei "(Roamin' Thro The Gloamin'
With) 40.000 Headmen" sich die Songwriting-Credits mit Jim Capaldi
teilte. Oder dass in "No Time To Live" Woods Sax in jazzige
Gefilde abdriftet und in "Cryin' To Be Heard" Winwoods Orgelspiel
jene Urgewalt erahnen lässt, die er als Gast bei Jimi Hendrix'
Electric Ladyland noch forcierte. Außer durch einen kristallineren
Sound wertet die Island-Remasters-Version das zweite Traffic-Opus durch
fünf Bonustracks auf: das rockigere "Am I What I Was Or Am I
What I Am" und das poppige "Here We Go Round The Mulberry Bush"(beide
aus dem gleichnamigen Film, und "Here We Go..." schon als Single
vor dem Longplayer-Debüt Mr. Fantasy ein Hit), plus die Single-Takes
"Withering Tree", "Medicated Goo" und das groovige
"Shanghai Noodle Factory" - allesamt Rock-Stücke,
die die Lust am spielerisch-versierten Stil-Experiment und an wechselnden
Klangfarben über das Dogma eines hundertprozentig definierbaren Gruppen-Sounds
stellen. --Claus Böhm
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Dreißig Jahre Rock-Radio haben dazu geführt, Traffic weitgehend
in Zusammenhang mit ihren letzten Jahren als Plattform des Songschreibers,
Gitarristen und Keyboarders Steve Winwood für vom Jazz beeinflussten
progressiven Rock zu sehen. Aber ihr zweites, mit ihrem Namen betiteltes
Album (1968) zeigt den ebenbürtigen Rang von Dave Masons Stimme,
Gitarrenspiel und Songs. Gemeinsam mit dem Schlagzeuger und dem dritten
Sänger Jim Capaldi und Chris Woods zündendem Saxofon und Flötenspiel
ist dies Traffic in ihrer urwüchsigsten, kompaktesten und wohl systematischsten
Art -- auch wenn die Mehrzahl der Songs als Fieberträume, surreale
Balladen oder totale Alpträume dargestellt werden. Winwoods Wiedergaben
wie "Pearly Queen" und "Forty Thousand Headmen" stehen
Masons ebenbürtige Klassiker "Feelin' Alright" und das
an die Beatles erinnernde "You Can All Join In" gegenüber;
das Spiel und die Arrangements sind geistvoll und dicht. --Sam Sutherland
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