Kunst und Künstlichkeit
Fünfundzwanzig Jahre ist es nun schon her, daß Tim Buckley
an den Folgen einer Überdosis gestorben ist. Zeit also für eine
Hommage an diesen Musiker, der in seiner neunjährigen Schaffenszeit
seltsam schöne Songs veröffentlichte. Seine Stimme umfaßte
(ähnlich wie bei Sohn Jeff) mehrere Oktaven, seine Musik schwankte
zwischen Folksongs, liebeskranken Balladen und sehr experimentellen jazzigen
Songs, beeinflußt von Musikern wie z.B. Miles Davis. Kein Wunder,
daß Buckley von vielen Musikern als Einfluß für ihre
eigene Laufbahn genannt wird, obwohl wenige Coverversionen von Buckleys
Songs zu Hits wurden. Eine Ausnahme stellt hier "Song to the siren"
von This Mortal Coil, welches dann von Everything But The Girl und den
Chemical Brothers gesampelt wurde, dar.
Interessanterweise finden sich auf diesem Album viele Musiker wieder,
die auch beim Projekt This Mortal Coil mit den Songs von Tim Buckley in
Berührung kamen, so z.B. Brendan Perry von Dead Can Dance, Shelleyan
Orphans Sängerin Caroline Crawley oder Simon Raymonde von den Cocteau
Twins. Zu den weiteren bekannten Musikern auf diesem Album gehören
Mark Lanegan von den Screaming Trees und Mojave 3 (deren Sänger Neil
Halstead ein weiteres Lied beisteuerte).
"My life does not depend on Top 40. [...] I just don't fit there.
[...] You gotta come up with something new.", so Tim Buckley in einem
Interview, ein Motto, unter dem auch dieses Album stehen könnte.
Mark Lanegans tieftrauriges "Café", ein sehr langsames
und ruhiges Lied, welches sowohl seinen Soloalben als auch der sehr düsteren
Stimmung des Originals treu bleibt, ist dank seiner sparsamen Instrumentierung
und dem leicht bedrohlichen Unterton in der Stimme wohl der schönste
Song auf diesem Sampler. Mit etwas mehr Tempo als "Café"
geht Cousteaus "Blue melody", ein Song, der vor allem dank der
Stimme des Sängers für Gänsehaut sorgt, ebenfalls in diese
Richtung.
Brendan Perry zeigt in "Dream letter", daß Buckleys Songs
durch eine moderne Instrumentierung (Synthies und Vibraphon) nichts von
der Qualität verlieren, die man bei wenigen heutigen Songwritern
findet. Auch bei "Song to the siren", hier in einer Version
von The Czars, zeigt sich, daß man Buckleys Songs durch behutsame
Neuinstrumentierung an heutige Hörgewohnheiten anpassen kann, bewiesen
durch eine Americana-Version dieses Stücks. Neal Halstead geht den
umgekehrten Weg: Er hält sich sowohl bei seinem Solobeitrag "Phantasmagoria
in two" als auch bei "Love from room 109 at the Islander"
von der Instrumentierung her sehr nahe an die Originalversionen, ohne
jedoch das Flair von Mojave 3 aufzugeben.
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Bei den Versuchen, Buckleys Originalen
etwas neues zu entlocken, fallen sowohl Heather Duby in "I must have
been blind" als auch The Lilys in "Strange feelin'" gehörig
auf die Nase. Der billige Powerpop von "Strange feelin'" beraubt
das Stück seiner jazzigen, von Miles Davis inspirierten Grundlage,
was weder dem Song noch der Band besonders gut tut. Heather Duby zerstört
einen von Buckleys schönsten Songs durch den Versuch, daraus eine
Rockballade zu machen. Auch Genevas "Pleasant street" wirkt
trotz der spannenden Instrumentierung (schräge Beats, leise elektrische
Gitarre, viel Elektronik) nach dem zweiten Hören eher langweilig,
was allerdings auch an der Länge des Songs liegt.
Die restlichen Stücke auf diesem Album sind recht solide Interpretationen
der Originalstücke, fallen allerdings nicht wirklich auf. Im großen
und ganzen ist dieses Tribut recht gelungen, da es Appetit auf die Originale
macht - und auf einen Musiker aufmerksam macht, der weder zu seiner aktiven
Zeit noch danach seinen Insiderstatus verloren hat. Alleine dafür
ist der Plattenfirma zu danken.
(Ralph Angenendt, www.plattentest.de)
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The music of Tim Buckley is usually referred to with quiet, reverential
whispers of an almost religious nature. That's the sort of approach found
across the 17 tracks of this tribute album as well. Many of the artists
here, inluding Brendan Perry and Ian Masters (here performing as part
of the Friendly Science Orchestra) are worshipped on a similar, if smaller,
scale by fans of alternative music. Quite a few of the artists giving
tribute paid their dues on 4AD, in bands such as Dead Can Dance, Pale
Saints, Cocteau Twins, and, well, Mojave 3. Since Buckley was considered
to be a sort of experimental, ahead-of-his-time singer/songwriter, it's
odd how close to the vest these artists approach their covers. Such a
statement is certainly not a knock on the album, but the lack of experimentation
does make for a kind of sameness in texture across the tracks, leading
to perhaps a few yawns. At least the bands are pouring their hearts into
their reproductions. Mojave 3 has never sounded more passionate about
a song as the band does on "Love From Room 109 at the Islander."
Ian Masters, who has shown some very unique, original sides to his musical
output in his post-Pale Saints days, keeps the wacky sound effects to
a minimum on "Because of You." Mark Lanegan's cover of "Cafe"
is effortlessly cool and beautiful at the same time. The Czars' brittle
rendition of "Song to the Siren," which closes the collection,
is definitely one of the many standouts; it's one of the most touching
covers you're likely to come across anywhere. The great wonder of the
tribute is that all of the artists stick to their signature sounds while
still providing faithful covers of the source material. It's a testament,
one would think, to the talent of Tim Buckley that his songs work so well
across the diverse styles of these modern performers. Fans of Buckley
or any of the artists performing herein should be most pleased with this
tribute.
(by Tim DiGravina, All
Music Guide)
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