"I was sitting out on my balcony." So lautet die erste Textzeile des zweiten Albums der Berliner Band Brokof. Das räumliche halb draußen, halb drinnen ist die passende Verortung dieser Band, bewegt sich ihre Musik doch zwischen Selbstreflexion und Weltbeobachtung. Teilnahme und Rückzug. Mitmachen und draufschauen. Hier sprechen Zeitgenossen, die hin und hergerissen sind zwischen den urbanen Aktivitäten und Versuchungen, und dem gleichzeitigen Nachdenken und Nachfühlen von Lebenskonzepten und Befindlichkeiten.
Brokof liefern den Soundtrack für eine Generation der Bedenkenträger zwischen Ratlosigkeit und Aufbruch. Der intime, authentische Ton kann die dreizehn neuen Songs zu guten Freunden werden lassen. Ein freundlicher, mal rockender, mal munter trabender Beat liefert den lebensbejahenden Grundrhythmus, und unaufgeregt thematisiert Songwriter und Namensgeber der Band Fabian Brokof Themen, die ihn stellvertretend für viele umtreiben.
Zwischen klassischer Singer / Songwriter-Tradition und Avantgarde scheint hier alles möglich, Brokof bleiben dabei immer ganz bei ihren Songs und zugänglich für den Hörer. Was bei Radio Eins, 917XFM und FluxFM (Heavy Rotation mit "Smile") schon sehr gut funktioniert, will jetzt raus in die Welt!
Das stimmt mich doch sehr zufrieden, dass es Bands gibt, die Folk, Americana und klassisches Singer/Songwritertum in völlig zeitloser Klasse vereinen können und dazu noch aus Berlin kommen. Dem Quartett Brokof hört man seine bundesdeutsche Herkunft jedenfalls nicht an, dies klingt klassisch und international, hat die richtigen Vorbilder (von Beatles bis No Depression) und vor allem ganz wunderbare Chorgesänge und mehrstimmige Harmony Vocals zu bieten. Schon der Opener ist ein gänsehautgenerierendes Folk-Pop-Wunder mit E-Piano zu akustischen Gitarren, vor allem aber diesem wirklich betörenden Satzgesang. Derartig hinreißende Nummern finden sich dann zwar erst wieder am Ende des dennoch gelungenen Albums (dem zweiten der Band) - „Oh Love“ könnte auch von den vorzüglichen Turin Brakes stammen. Und auch das Finale „When All Was Gone“ atmet den unsterblich sonnigen Psychedelia- Vibe von Crosby, Stills And Nash zu besten Zeiten. Aber auch die anderen Songs des Albums klingen nach mild-melancholischem Gitarren-Sound im herbstlichen Sommerlicht auf der Veranda. Erstaunlich reife Klasse für eine doch eher jüngere Band.
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)