Vor Jahren habe ich mir im Glitterhouse Katalog mehrere Monate hintereinander
immer eine Seite Platz genommen, um jeweils nur eine Platte von The Band
ausführlich zu besprechen. Ich bin also beinharter Fan und auf die
Musik, die das Quintett damals in den Catskills schuf, lasse ich nichts
kommen. Eigentlich hielt ich sie auch für unantastbar, sprich, Coverversionen
von Band-Tunes sind nicht nur ein Sakrileg, sondern müssen auch dem
Original gegenüber gnadenlos absaufen.
Vorab las ich im All Music Guide ( not only a fitting tribute
to the Band, but a necessary one and a blueprint for how it should be
done.) und Mojo (None of these 17 tracks were recorded in
Woodstock, yet the spirit of Big Pink permeates every one )
ziemliche Lobeshymnen und nach einigen Durchläufen muß ich
meine Einstellung revidieren und kann ich obigen Statements nur beipflichten.
Vielleicht liegt es am unsterblichen Songmaterial, vielleicht am gefühlvollen
Umgang mit der Vorlage, aber unter den 17 Songs findet sich jedenfalls
nicht mal ansatzweise ein Ausfall. Natürlich kann hier niemand einen
Richard Manuel ersetzen, die Arbeit von Garth Honeyboy Hudson nachempfinden
oder gar die Magie dieser unglaublichen Vokalharmonien von Helm-Danko-Manuel
erreichen. Aber was im Keller von Big Pink zu dieser speziellen Zeit reifte,
kann es auch nur einmal geben. Trotzdem: was hier an Neuversionen eingespielt
wurde, spricht durchweg von Fingerspitzengefühl, Inspiration und
unendlicher Ehrfurcht. Und ist in jedem Fall eine gelungene Alternative
zum Original.
Vom Songmaterial her ist das klar eine Best Of, kein lieb gewonnener
Klassiker fehlt. Ich will hier aber keine Version besonders hervorheben,
denn hier wird jeder seine eigenen Favoriten finden. Die dann möglicherweise
ganz andere sind, denn wenn das Mojo schreibt, die Allman Brothers Version
von The Night They Drove Old Dixie Down merely simmers, gehe
ich doch andächtig auf die Knie, wenn Gregg diese Hymne intoniert
(von Derek Trucks Slidesolo ganz zu schweigen).
Wie gesagt, auf unendlich und durchgängig hohem Niveau, das auch
eher unbekannte Leute wie Steve Reynolds, Trevor Hall, Jackie Greene und
Josh Turner locker halten. Liebt man die Musik dieser wegweisenden Band,
dann kann man an Endless Highway nicht vorbei.