Much denser than before, Solid Air was to reveal a new twist in Martyn's musical style. Slurring his words even more, songs like the title cut fairly ooze from the shadows, and the jazzy inclinations keep the listener spellbound. A cover of Skip James' "I'd Rather Be the Devil" found Martyn using an Echoplex delay effect, which gave his guitar work an otherworldly feel. "May You Never" is a great folk tale familiar to those who own Eric Clapton's Slowhand -- herein lies the original from the writer himself. Excellent!
(by James Chrispell, All Music Guide)
Seine Songs sind in den letzten Jahren auf zahlreichen Chill-Out-, "Cafe De Mar" und Neo-Folk-Samplern erschienen, doch John Martyn ist ein altgedienter Pionier des britischen Folk der frühen 1970er. Fans gilt seine 1973 veröffentlichte LP "Solid Air" als Meilenstein. Sie brachte Martyn auf Augenhöhe mit Dylan, Morrison, Lennon und mit Nick Drake, dem Martyn damals den Titelsong des Albums widmete. Parallel mit Drake ist Martyn ein versteckter Gigant des britischen Folks und Rocks, wie Drake war er in den 60ern und 70ern seiner Zeit voraus. Vergleichbar mit Drake war auch Martyn ein chronischer "Under-Achiever". Der bärtige, zuletzt stark übergewichtige Singer-Songwriter starb im Januar 2009. In seiner Karriere hat er zwanzig Studioalben und diverse Live-Mitschnitte veröffentlicht. Martyn revolutionierte damit den Folk, brachte in seiner Musik Blues und Jazz mit dem Dub-Reggae von Lee "Scratch" Perry und den Harmonien von Debussy zusammen und schrieb gnadenlos autobiographische Songs. Er war der erste, der ein Wah-Wah-Pedal an eine akustische Gitarre anschloss. Noch vor Brian Eno und Robert Fripp arbeitete er mit Loops und Delays. Zu Martyns größten Anhängern gehören The Edge, Eric Clapton (der den Albumtrack "May You Never" coverte), Air, Beth Orton und Portishead. Auf Martyns letztem Album spielten 2004 Paul Weller, Mavis Staples und Nick McCabe von The Verve mit.
Als er "Solid Air" aufnahm, war Martyn so glücklich wie davor noch nie und danach nicht mehr in seinem Leben. Verheiratet mit der Sängerin Beverly Kutner, mit der er davor zwei Alben aufgenommen hatte, lebte er in Hastings das beschauliche Leben eines Familienvaters. Vorbei die Zeiten, in denen Martyn auf Bänken am Tafalgar Square übernachtete, bis er dann regelmäßig im Folk-Club Les Cousins in SoHo aufgetreten war und eine eigene Nische beim Island-Label gefunden hatte. Deutlich spürbar ist diese Heimeligkeit im Song "Over The Hill", eine Ode ans Zug fahren und nach Hause kommen, vorangetrieben von Richard Thompsons ländlicher Mandoline. Der damaligen Kopflastigkeit von Prog- und Drogenrock setzt Martyn dort eine berauschte, überschwängliche Herzlichkeit entgegen, ähnlich wie Van Morrison auf seinem thematisch ähnlichen Song "Wild Night" (von "Tupelo Honey").
Doch Martyn ahnte Düsteres, und das hört man schon auf dem Album-Opener und Titeltrack mit seinen mysteriösen shakespearianischen Klang-Nebeln. Seine sanfte, oft nur flüsternde Stimme synchronisiert Martyn mit der ihm eigenen filigranen Gitarrenphrasierung zu einem schwebenden ätherischen Track. Den Weltschmerz seines Freundes Nick Drake mit seiner Stimmung aus Enttäuschung und Selbstauflösung traf Martyn auf "Solid Air" besser als Drake selbst auf irgendeinem seiner Songs. Auch Martyns "Don´t Wanna Know" vom Album flackert wie eine Kerze im nächtlichen Wind. Hypnotischen soliden Funk-Jazz-Rock in der Vene der Frühsiebziger-Alben von Isaac Hayes, Stevie Wonder und den Temptations verbreitet dagegen "Dreams By The Sea". Wie Jim Morrison klingt Martyn auf seiner Interpretation "I´d Rather Be The Devil" des Delta-Bluessängers Skip James. Mit nicht mal 35 Minuten Spielzeit wurde "Solid Air" zum Genre-definierenden Album.
Danach ging es bergab. Nach seiner Scheidung von Beverly Kutner lebte Martyn exzessiv, war selbstzerstörerisch, eigenbrötlerisch, unberechenbar und kompromisslos. Er hätte seitdem keinen guten Song mehr geschrieben, sagte Martyn später, auch wenn sein 1980er-Album "Grace And Danger", auf dem Phil Collins mitspielt, sein kommerziell erfolgreichstes wurde. Zum Ende, als er Auftritte im Rollstuhl bestritt, weil man ihm ein Bein amputieren musste, sagte Martyn: "Wenn ich mich besser unter Kontrolle gehabt hätte, wäre ich heute sicher reicher und würde total langweilige Musik machen." Wochen vor seinem Tod verlieh ihm Queen Elizabeth noch einen Orden, nicht schlecht für einen ewig rebellischen, gesellschaftsunfähigen Schotten.
(Tim Weber, www.pure.dee)