Das ist schon eine kleine Sensation: in der Kongressbibliothek von Washington
DC findet Jazz-Experte Larry Applebaum ein Band, einen Live-Mitschnitt,
schlecht beschriftet, unscheinbar, und - hält eine Aufnahme vom Thelonious
Monk Quartet mit John Coltrane in den Händen. Ein ganz besonderer
Fund, denn die Zusammenarbeit der beiden Jazzgiganten währte nur
ein halbes Jahr, es gibt kaum und auch nur schlechte Aufnahmen aus der
Zeit im "Five Spot" in New York, wo die Band im Jahre 1957 häufig
auftrat. Coltrane befand sich damals zwischen zwei Engagements bei Miles
Davis. Nachdem dieser ihn Anfang 1957 wegen notorischer Unzuverlässigkeit
gefeuert hatte, gelang Coltrane der entscheidende persönliche Schritt
- er befreite sich durch einen konsequenten Entzug von Alkohol und Heroin.
Ebenso in die Zeit mit Monk fällt John Coltranes legendäres
Album Blue Train, übrigens das einzige, das er für Blue Note
als Bandleader aufnahm.
John Coltrane lernte von Monk den Umgang mit komplexen melodischen und
rhythmischen Strukturen und begann, als einziger Bläser des Quartetts,
ausgedehntere, immer freiere Soli zu spielen. At Carnegie Hall wurde am
29. November 1957 aufgezeichnet: fast am Ende und vielleicht am Höhepunkt
der für beide Musiker äußerst bereichernden Zusammenarbeit.
Fast alle Stücke stammen aus Monks Feder, am Schlagzeug brilliert
Shadow Wilson, Ahmed Abdul-Malik spielt Kontrabass. Es ist eine leidenschaftliche
Begegnung, klanglich tadellos festgehalten: ein Fest für jeden Liebhaber
und Sammler.
(Katharina Lohmann, amazon)
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