#2: Aimee Mann: "The Forgotten Arm" (V2/Superego, Mai 2005) |
Achtung!
Konzeptalbum! Ihr braucht jetzt aber nicht schreiend raus rennen,
denn immerhin handelt es sich um die neue CD von meiner Namensvetterin
Aimee Mann, von der wir ja bekanntlich spätestens seit
"Bachelor No.2"
wissen, dass sie eine tolle Songschreiberin ist. Auch hier funktionieren
die Songs auch außerhalb ihres "textlichen Gesamtzusammenhangs"
sehr gut. (bei der Geschichte geht's irgendwie um ein Pärchen
und Boxen - ich habe mich, ehrlich gesagt, noch gar nicht richtig
damit auseinandergesetzt und mag die Platte jetzt schon. Ach ja
- produziert wurde das Album von Joe Henry, der anscheinend
nicht sehr oft (z.B. bei Solomon Burkes Comebackalbum "Don't
Give Up On Me" von 2002), aber immer sehr kompetent und geschmackssicher,
im Hintergrund die Fäden zieht.
(11.06.2005)
Je öfter ich das Album gehört hatte, desto besser gefiel
es mir, was vor allem an den ausgezeichneten Songs liegt!
(10.01.2006)
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2005er Album einer der harmonieverliebtesten Singer-Songwriterinnen unserer
Tage. Auch mit ihrer fünften Platte (ein Konzeptwerk um die fiktive
geschichte von John und Caroline) bleibt sie ihrem dem Beatles-Schaffen
nicht fernen Harmonie-Verständnis treu, ist das Ersthören ihrer
neuen Songs wie eine Heimkehr in den ersehnten Hafen nach sturmgeplagter
Überfahrt, empfängt einen die angenehm unaufgeregte, prägnante
Stimme mit offenen Armen. Mann-Songs haken sich unmittelbar im Ohr fest,
die Melodien strahlen die gelassene Ruhe alter Freundschaft aus. Doch
nicht zuletzt Dank des Produzenten Joe Henry zeigt sich das neue Album
bei aller bewährten/bewahrten Naturbelassenheit (immer noch zählen
die akustische Gitarre und das prächtig parlierende Piano zu den
prägenden Instrumenten) energischer, rockiger gar. E-Gitarren drücken
auch den Midtempo-Song unauffällig nach vorn, eine schwelgende Orgel
sorgt gemeinsam mit prallen Piano-Akkorden für machtvolle Breite,
ein satter Bläseratz füllt den akustischen Raum, auffällig
und berührend aber auch die sowohl an Procol Harum-Prog-Phantasie
als auch an Gospel-Wurzel-Wärme erinnernden Momente, die eine sakrale
Ruhe verströmen. Dennoch ist die Produktion naturbelassen, ganz auf
Aimees Stimme und ihre herzwärmenden Melodien konzentriert.
Die limitierte Edition des Albums kommt im Digipak incl. eines aufwendigen
Booklets.
(Glitterhouse)
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The prospect of an Aimee Mann concept album concerning an addicted boxer
returning from the Vietnam War isn't necessarily enticing, but after the
meandering, adrift Lost in Space, a change of pace of any kind is welcome
for the acclaimed, gifted, and increasingly predictable singer/songwriter.
Mann must have sensed this too, since she not only committed herself to
a narrative song cycle, but she cut the record live with a new band under
the guidance of producer Joe Henry. The results aren't quite as different
as you might expect -- her music is very much in the vein of Bachelor
No. 2, right down to the vague carnivalesque overtones associated with
Jon Brion -- but the project helped focus Mann both as a writer and a
record-maker. The songs on The Forgotten Arm are sharper, stronger, more
memorable than those on Lost in Space and the performances are robust
and lively. As the record progresses, the songs take on a certain samey
quality -- a flaw that's not uncommon to Mann's albums -- but as individual
cuts, the songs are quite strong. That is a bit of an oddity for a concept
album, but the concept seems like a MacGuffin anyway, a way for her to
write some stark songs about addiction and to force discipline upon herself.
She had a similar situation with the songs from Magnolia that spilled
onto Bachelor No. 2 -- when she had to fit her tunes to the requirements
of Paul Thomas Anderson's film, it made for better music. While the music
here isn't as good as that on Bachelor, the strict structure does help
give The Forgotten Arm direction, helping shape it into one of her more
consistent albums.
(by Stephen Thomas Erlewine, All
Music Guide)
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#3: Hobotalk: "Notes On Sunset" (Glitterhouse, Juni 2005) |
Von meinem Kollegen Mathias
Schüller vom Weseler Karo wurde die Platte in unserem
Gästebuch ja schon wärmstens empfohlen. Da ich den immerhin
schon fünf Jahre alten Vorgänger "Beauty
In Madness" ja auch schon toll fand, war eine Bestellung
bei Neuerscheinung ohne vorheriges Hören natürlich Ehrensache.
Jetzt ist die CD endlich da (der Glitterhouse-Express ist leider
nicht der allerschnellste: der Amazonas fließt deutlich schneller!),
aber ich bin auf Anhieb nicht so richtig begeistert! Dass ich das
durchaus immer noch drauf habe, bewiesen ja zuletzt Danny
George Wilson oder Hal.
Nachdem mich aber Shelby Lynne beim ersten
Hören schon auf dem falschen Bein erwischt hatte (besser gesagt:
im Halbschlaf) und ich keine weiteren Rüffel bekommen möchte,
bin ich jetzt erstmal vorsichtig und sage nichts weiter, sondern
höre mir die Platte einfach noch ein paar mal an, bevor ich
wieder was dazu schreibe. Ach ja - in meiner Antwort hatte ich (noch
unwissend) vorgeschlagen, Hobotalk doch mal in's Karo
einzuladen: im Herbst ist die Band doch tatsächlich dort zu
Gast!
(31.07.2005)
Nach weiterer Beschäftigung mit dieser Platte sehe ich jetzt
etwas klarer: Singer/Songwriter Marc Pilley hat mal wieder
eine tolle Platte hinbekommen, auf der die Lieder eine gewisse Zeit
zum Reifen brauchen, weshalb sie mich wohl auch nicht sofort überzeugt
hatten, dann aber schließlich doch noch ihre Magie entfalten. Marc
Pilley ist übrigenz der einzige, der von der alten Besetzung
von "Beauty in Madness"
übrig geblieben ist. Trotzdem kann man nur sehr geringe Unterschiede
zwischen beiden Platten ausmachen. Damals war mit dem bekannten
(?) Produzenten David Botrill (Peter Gabriel, David Sylvian,
etc.) in einem größeren (?) Studio (Ridge Farm) aufgenommen
worden, während "Notes On Sunset" in Eigenregie zu
Hause in Schottland entstand. Und jetzt kommen wir zum einzigen
"Schwachpunkt": beide Hobotalk-Alben sind toll,
aber eben auch recht ähnlich. Aus dem Bauch heraus würde
ich jetzt sagen, dass mir das ältere besser gefällt. Aber
- was soll's: vielleicht sehe ich das nach dem Hobotalk-Konzert
im Karo ja schon
wieder ganz anders!
(05.08.2008)
Da war mein Bauch wohl noch nicht fertig mit der Verdauung! Egal,
ob das Album jetzt besser ist als sein Vorgänger - auch hier
haben sich die schönen Lieder in meinem Hirn festgesetzt!
(10.01.2006)
Mehr ...
Ich habe viele Platten und CDs. Mehrere raumhohe Regale zu Hause, stapelweise
hier im Büro und reichlich in Kisten im Keller und auf dem Dachboden.
Und jeden Tag kommen mehr dazu, auch welche, die ich eigentlich gar nicht
haben will. Nur selten kann man sich etwas lange widmen, nach dem Katalog
ist vor dem Katalog und wieder wollen 50 Platten angehört und besprochen
werden. Da greift man in Pausen, oder wenn nichts mehr geht, gerne zu
Bewährtem wie Neil Young oder Van Morrison. Eine Platte, die ich
in den letzten 5 Jahren in solchen Situationen immer wieder aus dem Schrank
genommen habe, ist Beauty In Madness, das Debüt von Hobotalk. Das
ist wie gute Medizin in Musikform. Und als ich vor kurzen mal in Internet
checkte, was eigentlich aus der Band geworden ist, stand ein neues Album
an. Das mussten wir uns für unser Territorium sichern. Und seit dem
streiche ich mir Notes On Sunset jeden Morgen als erstes auf die Seele.
Und wie diese Band klingt: Folky Pickings, ein leichtes Anlehnen an Americana,
das Wissen um die Kraft reduzierter Popsongs und Marc Pilleys über
allem strahlende Stimme tragen das Zweitwerk. Im Ergebnis hört man
manchmal swingende und manchmal traurige, verspielte oder auch leicht
ätherische Stücke, die die Sehnsucht nach reiner Schönheit
nicht nur erwecken sondern auch direkt erfüllen. Pilleys außergewöhnliche
Stimme ist bereits mit Größen wie Tim Hardin oder dem jungen
David Crosby verglichen worden. Er klingt gleichzeitig nach Verlassensein
und nach Hoffnungsstrahlen. Keine Ahnung, wie er das hinbekommt.
Intensiviert wird dieser Eindruck noch durch die kompositorische Klasse
der Songs und das großartige Zusammenspiel seiner Band. Gerade die
unaufdringlichen, aber in fast jedem Stück präsenten Figuren,
die Ali Petrie an den Tasteninstrumenten einstreut, scheinen wie aus Sommertagsschatten
geschnitzt. Die Turin Brakes bewegen sich auf ähnlichem Terrain und
von Instrumentierung und Arrangements ist auch Aimee Mann nicht allzu
weit entfernt: Ein Balsam aus Ton und Stimme. Und obwohl die Band aus
Schottland stammt, scheint hier ganz hell die Früh-70er Westcoast-Sonne.
Marc Pilley's Stimme eröffnet das Album mit dem ersten Ton, vorsichtig
von der Akustischen begleitet. Nach 28 Sekunden stösst ein warmer
Bass und hinzu und ein ebenso einfaches wie bezwingendes Pianomotiv ertönt.
Wetten, dass es dann um dich geschehen ist
(Glitterhouse)
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...ein himmlisches Stück Musik, das nur alle
paar Jahre auf die Erde fällt. In diesem Rhythmus soll die Welt sich
drehen. FAZ
Eine Platte, die jeden begeistern wird, der ein Herz hat für
herrlich melodiöse, sparsam instrumentierte, entspannt dahin fließende
Songs. MUSIKEXPRESS
Ein Hauch verträumter Americana, ein Hauch Hippie-Folk a la
Crosby & Nash, das alles aber mit einer zutiefst nordeuropäischen
Melancholie dargeboten: So meldet sich Hobotalk selbstbewusst zurück
und wird Fans von Midnight Choir oder The Walkabouts endgültig auf
ihre Seite ziehen. Ein schmeichelndes, unspektakulär romantisches
Album. STEREO (4****)
Ein großer Songschreiber! Bevor Sie wieder fünf Jahre
auf so unprätentiösen, sehnsuchtsvollen Folkpop warten müssen,
handeln Sie jetzt. Kaufen Sie ein kleines Stück von Marc Pilleys
Herz. Er hat bestimmt noch genug davon übrig. ROLLING STONE
Es braucht keine zweieinhalb Minuten, und schon ist man Notes
On Sunset (...) gründlich und auf Dauer erlegen. Eines der
Alben des Jahres, das kann man jetzt schon sagen. KÖLNER STADTANZEIGER
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"In 2000 Hobotalk, aka Marc Pilley, released Beauty in Madness,
an astonishingly fine album of American-tinged folk-pop. It stood out
from other efforts by singer- songwriters by dint of its lack of irony.
Pilleys songs of loss, love and redemption were delivered in a direct
fashion, like diary entries sung straight into a microphone.
Then there was Pilleys voice, a mesmerising and pure instrument
that recalled Tim Hardin and David Gates from Bread. Beauty in Madness
was an unfashionable concoction, and its descent into obscurity was as
rapid as it was incontrovertible. Pilleys major record label decided
to turn him into another David Gray by slathering his new songs with strings,
beats and effects. The album was shelved, the label dropped Pilley and
that was that. Another talent snuffed out by corporate stupidity. Now,
though, Pilley is back and still, in his own words, howling at the
stars.
Notes on Sunset is not quite in the same league as Beauty in Madness,
but it comes close. It bears the same confessional quality, although Pilley
has added a little anger to the mix. On the anti-war Letter From a Friend
he asks Is America dying?, although, typically, it sounds
more like a regretful sigh than a roar of disapproval. He has also mixed
a little soul into the folk-pop pot, but its the lovelorn beauty
of songs such as Little Light and In the Arms of Love that still bewitches.
Welcome back, Marc."
(The Times. 4/5 stars. CD of the week)
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#4: Josh Rouse: "Nashville" (Rykodisc, Feb. 2005) |
Neues (und bereits fünftes!) Album eines meiner liebsten Songwriter
der (etwas) jüngeren Generation. Der Vorgänger "1972"
war schon ziemlich genial - und das neue Werk kann diesen Standard
locker halten, sodass wir bei Josh Rouse wohl eindeutig nicht mehr
von einer Eintagsfliege sprechen dürfen. Es heißt zwar "Nashville"
- und ein paar mal lässt auch der gute Al Perkins seine
Pedalsteel erklingen - aber es ist definitiv keine Countryplatte,
sondern genau wie der geniale Vorgänger so was wie "Mainstreampop
aus einem besseren Paralleluniversum". Manchmal klingt´s
tatsächlich wie bei den Schmitzens (Lied #2, "Winter
In The Hamptons", erinnert mich im positiven Sinne an "Big
Mouth Strikes Again") oder sogar bei den Go-Betweens
("Middle School Frown" könnte so oder ähnlich
auch aus der Feder von Grant McLennan stammen). Wer meinen Musikgeschmack
ein wenig kennt, der weiß, dass Letzteres zu den größten Komplimenten
gehört, die ich über einen Künstler machen kann.
Nur die pfiffigen Funkeinlagen fehlen dieses mal und die Herbie-Mann-Flöte
ist nicht zu hören. Fehlt aber auch nicht wirklich. Schau´n
wir mal, ob das der erste Kandidat für die Platte des Jahres
ist! Und hoffen wir, dass noch mehr Leute neugierig werden.
(08.03.2005)
Eine solide Einschätzung, denn dieser Kandidat hat alle meine
Erwartungen erfüllt!
(10.01.2006)
Mehr ...
Seit zehn Jahren lebt Rouse in der für Country und Songwriting
ikonografischen Stadt Nashville. Das Flair, der Qualitätsdruck, die
Konkurrenz: All das schult. Rouse verschmilzt inzwischen Kreativität
und Handwerk perfekt. Seine Songs formuliert er aber nicht im Countrypop-Idiom
Nashvilles, sondern als beschwingten, enorm melodiösen und refrainstarken
Gitarrenpop, den Produzent Brad Jones (der auch Bass und Klaiver spielt)
oft sehr engmaschig webt, ohne je in die Nashville-übliche Gefahr
der Überproduktion zu geraten. Rouse treibt seine in der Regel mittelschnellen
Songs mit akustischer Rhythmusgitarre an, und er verhandelt die Sujets
- etwa kleine Selbstbezichtigungen in Liebesdingen - mit gelassenem Ernst.
Ein Album, das manchmal wirkt, als habe der junge Paul Simon beim Teenage
Fan Club als Autor und Sänger angeheuert. Es gibt schlechtere Bezüge.
(Kulturnews)
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Er wird immer noch besser! Der amerikanische Songschreiber mit dem grossen
Pop-Appeal legt mit 'Nashville' sein fünftes Album vor - eine musikalische
Huldigung an seine Heimatstadt Nashville. Obwohl natürlich nicht
Nashville als Country Metropole gemeint ist. Zwar fliessen Country-Elemente
(Pedal Steel) in seine Songs ein, doch steht Rouse in der Tradition britischer
(60s-Pop) Bands und melodieversessenen Bands/Künstlern wie den Beach
Boys und Byrds sowie Bob Dylan. Großartiger Songschreiber-Pop mit
Melodien zum Mitsingen und Verlieben.
(amazon)
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Josh Rouse's album from 2003 1972 was hailed by many as a triumph. He
cast aside the gloom that pervaded his early records, opened up his sound
to include such disparate sources as Memphis soul, '70s soft rock, '60s
baroque pop and straight-ahead danceable pop. Easily the equal of any
of his contemporary's work, one had the fear that it might have represented
a one-time-only peak performance. Not to worry. Nashville reunites Rouse
with producer Brad Jones and the two have concocted a sound even bouncier
and dreamier than the already impossibly dreamy and bouncy 1972. There
are hints of all the styles Rouse references on 1972 but here they are
integrated into his sound more smoothly. Jones adds all kinds of varied
keyboards, strings, guitar sounds, bits of sonic trickery and atmosphere
to that sound which leads to each song sounding similar but also quite
different. The production and sound are half the game and Rouse doesn't
let his half down, as his songs are incredibly strong on Nashville. "Streetlights,"
the Smiths-influenced "Winter in the Hamptons," "Carolina,"
and the heart-broken piano ballad "Sad Eyes"; they are as hooky
as anything on 1972 but have more weight and emotional power. By the time
each song is through it is stamped into your memory, turning the record
into an instantly familiar kind of classic. His lyrics are as sharp and
surprising as ever. He is incredibly adept at dropping in lines that shock
you in a very pleasant way; the very first song, the sweetly gliding "It's
the Nighttime," has the wonderful lines "maybe later on/after
the late, late show/we can go to your room/ I can try on your clothes."
His storytelling skills are sharp, too, as the teen angst epic "Middle
School Frown" amply demonstrates. Apparently his personal life has
seen all kinds of upheaval in the last little while but you'd be hard
pressed to hear it in the sunny melodies. You can hear hints of it in
the lyrics if you listen hard especially on "My Love Has Gone"
(unsurprisingly) and "Saturday." You can also hear it in the
melancholy catch in Rouse's whispery vocals. Even the jauntiest song on
the album is reeled in a little. The contrast between happy melodies and
sad lyrics is one of the oldest tricks in the pop book and when it is
pulled off as well as Rouse does here, you have to be impressed. In fact
the whole record is worthy of any and all accolades you might want to
shower upon it. Somebody will really have to pull off a miracle to top
Nashville as far as intelligent, honest and entertaining guitar pop goes
in 2005. Or any other year.
(by Tim Sendra , All
Music Guide)
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"There are approximately 2,138 white-guy singer-song-writers currently
vying for your attention, and while they all seem like perfectly nice
fellows, it's hard to imagine any of them topping themselves six albums
into their career a feat Rouse accomplishes with the persistently
gorgeous Nashville. Songs like ''Winter in the Hamptons'' and ''Middle
School Frown'' draw from both the Mac and the Moz, patching together Cali
rock's orange-sunset warmth with Britpop's relentless longing. Somewhere,
Nic Harcourt is having a glee-induced seizure. Grade: A-"
(Entertainment Weekly)
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2005er und endgültiges Pop-Meisterwerk. Bereits mit 1972 liess Josh
seiner Verehrung für den Pop-Harmonie-Himmel der 60er freien Lauf
und zitierte und integrierte, dass es eine Freude war. Mit Nashville aber
ist es ihm gelungen, all dies Schöne, Beatles-Wohlklang, Beach Boys-Harmonien,
Eagles-Westcoast, Neil Young-Songwritertum, Donovansche Schlichtheit,
Dylansche Beobachtungsgabe, Soul-Streicher und Schmachten
zu verinnerlichen und sich zu Eigen zu machen all dies und noch
viel mehr, das Schwelgen in vollem Gitarren-Klang, singende Pedal-Steel,
Smiths-Brit-Pop, Folk-Reinheit, findet sich jetzt unaufdringlich im Fluss
der 10 Songs, die, kaum gehört, schon im Kopf hängen bleiben.
Nun, 10 Songs für die Ewigkeit schreiben das können auch
andere. Wenige zwar, aber dennoch. Aber bei Nashville kommt alles zusammen
und passt perfekt: Song-Kunstwerke mit Melancholie in der Stimme, Schmerz
und Biss in den Texten und der Sonne in der Musik, eine Produktion (Brad
Jones), die leise Momente ebenso gefühlvoll auskostet, wie sie vor
Spectorscher/Wilsonscher Größe nicht zurückschreckt,
und eine Song-Architektur, die Staunen macht: Ein Stück wie Sad Eyes,
mit den einleitenden warmen Klavier-Akkorden, der weichen Melodie, den
zart einsetzenden Violinen, dem plötzlichen Rhythmus- und Dynamik-Wechsel,
dem ganz großen Streicher-Aufgebot, der Rückkehr zum einsamen
Piano ist die ganz hohe Schule der Balladenkunst. Aber auch in den rhythmisch
bewegteren Songs gelingt es Rouse, eine derart perfekte Verbindung aus
federleichtem Gefühl, verführerischen Melodie-Linien und bleibendem
Tiefgang zu erschaffen, dass mir nur eine tiefe Verbeugung bleibt. Wenn
es eine Lücke zwischen Ron Sexsmith und Elliott Smith gibt: Rouse
füllt sie mit der endgültigen Singer-Songwriter-Pop-Symbiose,
voll und ganz.
(Glitterhouse)
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#5: Shelby Lynne: "Suit Yourself" (Capitol, Juni 2005) |
... und wie inzwischen alle zwei Jahre gibt es ein neues Album der
großen Schwester von Allison Moorer.
"Identy Crisis". Ihr
sperriges Debüt bei Capitol, fand ich ja richtig toll, besonders
weil sie dort sogar alle Gitarrenparts selber eingespielt hat (mit
sehr viel Herz und etwas weniger Technik). Aber dieses mal bin ich
noch etwas unsicher, denn merkwürdigerweise stört mich
ein wenig der "unkommerzielle" Ansatz, den ich vielleicht
mal mit "ein bisschen schludrig" übersetzen möchte,
weil die Produzentin Shelby irgendwie nicht auf den Punkt kommt
und keines der 10 eigenen Stücke sich mir beim ersten Hören
so richtig erschließt. Wenn da nicht zwei tolle Coverversionen von
Tony Joe White wären, den ich in den letzen Jahren eigentlich
völlig aus dem Blickwinkel verloren hatte! "Old Times
Sake", das bereits von Elvis Presley gesungen wurde,
ist ein angenehmer "Country-Soul", wie wohl nur er ihn
immer wieder so wunderbar lässig hinkriegt. Aber dann ist da
noch "Track 12", wo hinter sich natürlich nur "A
Rainy Night In Georgia" verbergen kann. Am Ende der fast 8minütigen
Studiosession (scheint live eingespielt zu sein bis auf eine von
zwei Gitarrenspuren von Tony Joe) gibt es sogar ein richtiges "Gesangsduett"
von Shelby und Tony Joe. Bärenstark. Und vielleicht mal wieder
eine Inspiration für das W4L-Repertoire, wenn wir gesanxtechnisch
wieder auf Kurs sind? (dazu demnächst mehr)
(30.06.2005)
... beim zweiten/dritten Hören gewinnt das Album dann doch
noch. Nur an eines kann ich mich weiterhin nicht gewöhnen:
Shelby singt mit ihrer wunderbaren und unverkennbaren Stimme auch
alle Chorstimmen und so manches "Duett", was sich für
meine Ohren aber wegen der einseitigen Klangfarbe etwas merkwürdig
anhört: ich würde ja auch kein virtuelles Duett von Emmylou
Harris mit sich selber hören wollen. Klingt irgendwie unnatürlich.
Und eigentlich darf so was nur Brian
Wilson.
(01.07.2005)
... auch beim vierten/fünften Hören gewinnt das Album
weiter, so wie es bei guten Alben sein muss. Vor allem unter dem
Kopfhörer entwickelt es eine ungeahnte Kraft. Nur mein oben
erwähntes Duett kann ich nicht wieder finden, denn Tony Joe
spricht nur mal kurz was in's Mikro am Ende von "Rainy Night".
Tja - das kann ich mir jetzt nur so erklären, dass da der Wunsch
Vater des Gedankens war, während ich die CD beim ersten Hören
als Einschlafmusik verwendet habe (mach
ich gerne!). Das eingebildete Duett war also im wahrsten Sinne des
Wortes nur ein "Wunschtraum"!
(03.07.2005)
Thema Inspiration für das W4L-Repertoire: Zwar nicht "A
Rainy Night In Georgia", aber "For Old Time Sake"
wird morgen sein Bühnenpremiere bei unserem Auftritt in Spellen
haben! Und "Suit Yourself" gefällt mir immer besser.
Eine irre Geschichte!
(26.08.2005)
Wie man sich doch täuschen kann! Da wurde aus einer (nach
meiner ersten Meinung viel zu) wirren Platte doch glatt noch ein
Meisterwerk! Was lernen wir daraus? Man sollte eine Platte im wachen
Zustand hören, wenn man am nächsten Tag darüber etwas
Sinnvolles schreiben will!
(10.01.2006)
Mehr ...
Shelby Lynne has been seeking the place inside her music where everything cracks and opens for over a decade. From her Columbia Records debut, she has been writing and singing songs that seek to get underneath themselves and communicate something of the wildness, ambiguity, and emotional depth that is in the grain of her voice. Suit Yourself is a self-produced, loose, organic set of 12 new songs, ten of them originals. Suit Yourself is intimate. Recorded at home and in Nashville, Lynne 's original vocal and guitar demos were used on a part of the album, and she recorded the rest as her band played live from the floor on the Nashville tracks. That band includes Brian "Brain" Harrison on bass (and who mixed the set with Lynne); the Heartbreakers' Benmont Tench on keyboards, pedal steel and mandolin; dobro boss Robby Turner; guitarist Michael Ward; Bryan Owings on drums, and legendary swamp rock guitarist and songwriter Tony Joe White. The feel of these songs is quiet, loose, relaxed, and very immediate. Sounds of ice tinkling in glasses, private conversations, session directions, encouragement, and all manner of whispers and laughter shimmy through the grooves here -- but these informal moments, which seem to exist outside the songs -- inform them the most. The up-tempo, rocking R&B that kicks everything off on "Go With It" is preceded by a conversation and a broken take of the bridge. When the song begins in earnest, Lynne and her band take no prisoners. The guitars ring and shimmer playing staccato against the rhythm section. It's followed by the slow, simmering acoustic paean "Where Am I Now" that feels like it could have been written by a Zen Master: "...Telling's just talking that turns into speeches/Doesn't aid the body with the hand that reaches/Stumble in the void to find there's no one there." "I Cry Everyday" fuses R&B and country-soul like the strands of a cord wrapped around Lynne's voice. Likewise the slippery, back-porch blues rag of "You're the Man" that feels like an open sky on a summer day. The personal manifesto at the heart of "I Won't Die Alone" is one of the finest songs Lynne has ever written, full of resilience fueled by a shuffling rock & roll rhythm, pulsed by brushes on snare and tom-toms in a near military march. And then there's "Johnny Met June," a speculative love song like no other -- it serves as both an elegy and a hymn for the possible, where acoustic guitars ring softly at first, reflectively, but as her tale of sorrow unfolds it transforms itself into a song that is virtually instructive in its meditation on death and reunion; it's full of joy placing love outside the realm of the time-space continuum. Lynne and band also cover a pair of Tony Joe White's tunes. There's a whispering version of his broken-heart ballad "Old Time' Sake, that in Lynne's voice becomes an entirely new song. And then there's the uncredited final track (titled "Track 12"): a cover of "Rainy Night in Georgia," that contains all the passion, elegance and restraint Lynne can muster, proving once again her masterful ability as an interpreter. It's smoky, bluesy, low-lit, and simmers with a passion that bubbles just under the surface of the tune. Suit Yourself is aptly named, Lynne dressed herself this time out with great players and finely wrought songs, and put it all together on her own. This is her finest moment yet.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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#6: Paul Weller: "As Is Now" (V2, Okt. 2005) |
Das klingt jetzt etwas spießig, aber: auf den Mann ist Verlass!
Gestern hab ich die Platte (mit Bonus DVD!) im Plattenladen gesehen,
ohne eigentlich danach gesucht zu haben - und ich musste nicht einen
Moment überlegen, ob ich die CD kaufen soll, denn ich war sicher,
nicht enttäuscht zu werden!
Was gibt's zu hören? Nach der "Kreativpause" von
2004 (in der andere Leute nichts machen, aber Herr Weller mal so
eben eine tolle Platte mit Coverversionen raus haut) sind es diesmal
wieder alles Weller-Originale, die sogar live im Studio in "klassischer
Besetzung" (2 Gitarren, Bass, Drums) aufgenommen wurden, aufgepeppt
durch gelegentliche Bläser und Streicher. Mal sehr rockig,
mal folky, und sogar funky (natürlich in "Bring Back The
Funk"), aber immer sehr gut.
(16.10.2005)
Mehr ...
Es gibt eigentlich kaum einen musikalischen Stil, den Paul Weller im
Laufe seiner über dreißigjährigen Karriere nicht ausprobiert
hätte: Mod-Rock, Motown-Soul, R&B, Jazz, Acid House, selbst Psychedelisches
gab der gute Mann aus Surrey schon zum Besten - und bewies damit stets
aufs Neue, dass künstlerische Offenheit und ein klares, politisches
Bewusstsein keine Widersprüche sind. Nachdem er sein letztes Album
Studio 150 ausschließlich mit Coverversionen bestritten hat, brilliert
Weller nun auf As Is Now einmal mehr als wandlungsfähiger Singer-Songwriter.
Mal klingt das nach den folkigen Sixties, wie im vielleicht schönsten
Lied des Albums, All On A Misty Morning, ein andermal (From
The Floorboards Up) eher nach den frühen Jam, mit denen Wellers
Karriere Mitte der Siebziger begann. Gleich der erste Song, Blink
And Youll Miss It, setzt energetische Maßstäbe,
und für Momente meint man, Roger Reibeisen Chapman singen
zu hören. Das gutgelaunt-sarkastische Heres the good
news könnte glatt von Randy Newman sein. Und auch das programmatische
Bring Back The Funk löst musikalisch ein, was der Titel
verspricht. Insgesamt überwiegen freilich eher die unverstärkten
Instrumente. Die Arrangements sind luftig und lassen Raum für schöne
Tupfer seien es coole Bläser (wie in The Start Of Forever)
oder dezente Streicher (wie in der Ballade The Pebble And The Boy).
Ein im besten Sinne solides Album, das in jeder Sekunde rockt, groovt,
swingt und daher keine Effekthaschereien nötig hat. Wie heißt
es so schön im Formatradio: Das Beste aus den Siebziger-, Achtziger-
und Neunzigerjahren. Nur hier stimmt es ausnahmsweise. Eins mit Stern.
(Axel Henrici, amazon)
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Das Warten hat ein Ende. Drei Jahre nach dem letzen Weller Album mit
eigenen Songs und ein Jahr nach seinem von der Kritik hochgelobten Cover-Album
Studio 150 kommt nun am 07.10. ein neues Weller Album "As
Is Now" - und was für eins.
Mit neuem Feuer, das sich in seiner Kreativpause entfachte und durch
die neue Welle britischer Gitarrenbands mit Zündstoff versorgt wurde
hat der Evergreen mit As Is Now einen neuen Meilenstein seiner
Karriere geschaffen. Wäre Paul ein Sportler, würde man sagen:
Er hat seine Bestform wiedergefunden. Die Verfassung, in der er vor einem
Jahrzehnt mit Wildwood und Stanley Road zwei zentrale
Werke der Britpop-Ära kreierte. Als ich 150 endlich
aufnahm, gab mir das den nötigen Abstand. Den Zeitraum, in dem ich
mir um eigene Songs mal keine Gedanken machen musste. Und kurz danach
schrieb sich gleich ein ganzer Haufen Songs wie von selbst.
Bei den Aufnahmen zu As Is Now begann Paul, wie zuletzt immer,
mit der Arbeit an Demos in seinem eigenen Studio Black Barn. Nach den
enthusiastischen Reaktionen auf seine Tournee im Frühjahr allerdings,
die letzlich in einer ganzen Serie von Gigs im Londoner Hammersmith Apollo
kulminierte, entschied Paul spontan, den Schwung zu nutzen. Er versammelte
die Band unmittelbar nach den Shows wieder im Studio, um die Intensität,
die explosive Energie, sofort auf Tonspur einzufangen.
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If 2002's Illumination was a warm, laid-back record, Paul Weller's 2005
sequel, As Is Now -- a likeable but unremarkable covers album, Studio
150, appeared in the interim -- is its flip side, a lean, hard-hitting
soulful rock & roll album. Not that Weller is returning to the sound
of the Jam: he's still with the same band that he's been with since Wild
Wood, anchored by drummer Steve White and featuring Ocean Colour Scene
members guitarist Steve Cradock and bassist Damon Minghella, and he's
working the same musical territory, grounded in Traffic, Humble Pie, '60s
soul, and guitar pop. There may be absolutely no surprises here -- even
the change of pace "The Start of Forever" is reminiscent of
many of his gentler folky tunes, echoing Illumination's mellow vibe --
but for as familiar as As Is Now is, it never sounds lazy; it's a tighter,
better record than most of his late-'90s albums. The closest antecedent
to As Is Now in Weller's solo catalog is Heavy Soul. Like that 1997 effort,
this is a straightforward, no-frills record, heavy on rockers and with
few pretensions, but where that album could drift, this is focused and
exciting, boasting a stronger set of songs and livelier performances,
plus a greater variety of colors and textures in the production. Those
subtle differences wind up making a huge difference in the overall effect
of As Is Now -- on the surface, it certainly sounds familiar to what came
before, but thanks to Weller's muscular, memorable songs and musicianship,
it stands apart as one of his more satisfying solo albums.
(by Stephen Thomas Erlewine, All
Music Guide)
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#7: Neil Young: "Prairie Wind" (Reprise, Sept. 2005) |
Neil Young hat mit seinen letzten beiden Alben ("Are You Passionate?"
von 2002 und "Greendale" von 2003) meine Geduld und die
vieler anderer Fans doch arg strapaziert, um es mal vorsichtig auszudrücken.
Beide Alben werdet Ihr deshalb in meinen Plattentipps auch vergeblich
suchen. Die Vorhabinformationen zum neuen Album lassen aber wieder
hoffen: mehr akustisch gehalten, aufgenommen in Nashville mit der
gleichen (ähnlichen?) Truppe wie "Harvest"
und "Harvest Moon".
Gleichzeitig hat Jonathan Demme einen Film darüber gedreht.
Jetzt hoffe ich natürlich endlich mal wieder auf ein schönes
Album, wobei ich mit der Qualität vom allgemein nicht besonders
populären, von mir aber sehr geschätzten Album "Silver
& Gold" ja schon zufrieden wäre. Für den
30. September ist die deutsche Veröffentlichung angesetzt.
Warten wir ab und freuen uns: "Schau'n wir mal" - wie
Geburtstagskind Franz Beckenbauer sagen würde.
(18.09.2005)
Heute morgen habe ich mich nach dem Frühstück hurtig
auf meinen Roller geschwungen und bin zum Plattenladen gebrettert,
um mir mein Exemplar zu sichern. Die heutige Veröffentlichungs-
(Un-)sitte sind so genannte "Limited Editions" - mit zusätzlichem,
oft überflüssigem Bonusmaterial, meist zu einem stolzen
Preis. Auch "Prairie Wind" hat stolze 28,90 Euro gekostet,
allerdings besteht der Bonus aus einer DVD, die die Aufnahme aller
10 Lieder dokumentiert (na ja- es wird wohl eher getürktes
Playback sein, denn ich glaube kaum, dass Mr. Young Gesang, Gitarre
und Mundharmonika in einem Take aufgenommen hat!) und einen schönen
Eindruck von den Studioaufnahmen vermittelt. Allerdinx handelt es
sich dabei offensichtlich nicht um den Film den der Regisseur Jonathan
Demme ("Stop Making Sense",
"Das Schweigen der Lämmer") gedreht hat, wie ich
ursprünglich angenommen habe.
So, jetzt wollt Ihr sicher meinen ersten Eindruck von der Musik
mitbekommen (das hoffe ich doch!): der Sound erinnert, vor allem
wegen der Besetzung (Ben Keith an der Pedalsteel, Karl
Himmel und Chad Cromwell am Schlagzeug, Spooner Oldham
an der Orgel, Rick Rosas am Bass, Chorgesang von Pegi
Young, Emmylou Harris und anderen, Bläsersätze
von den Memphis Horns, dazu gute Streicherarrangements und
ein Gospelchor) tatsächlich an die "Nashville-Alben"
"Harvest", "Harvest
Moon", aber auch "Comes
A Time" und "Silver
& Gold". Letztendlich wird es aber die Güte der
Songs sein, die diese Platte zu einer machen wird, die mit den oben
genannten in einer Reihe stehen kann. Den Opener "The Painter"
finde ich jetzt schon richtig klasse und es juckt mir in den Fingern,
ihn mit W4L live zu spielen. Danach verblasst es etwas -
aber ich bin ja nach meinem Shelby Lynne-Blackout
jetzt etwas vorsichtiger (warum eigentlich?). Vielleicht sage ich
in den nächsten Tagen ja noch mal was dazu...
(01.10.2005)
Na ja - ein paar Lieder bleiben blass bzw. sind irgendwie nur "nett"
(oder soll ich mich trauen sie "naiv" zu nennen?), aber
die CD läuft jetzt schon einige Male auf meinem MP3-Player,
während ich auf meiner ermüdenden Heimreise vom Job in
Nürnberg bin, und ich finde "Prairie Wind" einfach
nur schön, während draußen an mir der Spessart vorbeirauscht
(keine Prairie, aber viele Bäume!). Eine schöne Platte.
Nicht mehr. Nicht weniger. Sicherlich kein Meisterwerk - aber davon
hat Mr Young ja schon mehr als genug für eine einzelne Künstlerkarriere
abgeliefert. Ach ja, in Nürnberg habe ich im Hotelzimmer am
Donnerstag die vernichtende Kritik im neuen Musikexpress
gelesen. Der Rezensent soll sich was schämen!
Und das gehört jetzt vielleicht nicht zum Thema, aber am Mittwoch
davor haben in Nürnberg Hobotalk aus
Schottland gespielt: ein tolles Konzert, bei dem ich mich handshakemäßig
von Sänger Marc Pilley und Trommler Alan Cranston
verabschiedet habe, denn wie sehen uns ja morgen Abend (22.10.)
beim nächsten Hobotalk-Konzert im Weseler
JZ Karo wieder!
(21.10.2005)
Mehr ...
Wenn jemand wie Neil Young, der mich musikalisch Jahrzehnte begleitet
und begeistert hat, in den letzten Jahren nur noch sporadisch auch nur
ansatzweise die Klasse seiner besten und besseren Platten erreicht, dann
ist das schon eine ziemliche Enttäuschung.
Nun hat er nach eigenen Angaben mit Prairie Wind das dritte Album in
der Trilogy mit Harvest und Harvest Moon fertig gestellt. Eingespielt
in Nashville mit einer Band um Steeler Ben Keith, Karl Himmel (Percussion),
Rick Rosas (Bass), Chad Cromwell (Drums) und Spooner Oldham (Keyboards).
Als Backingvokalisten hören wir Emmylou Harris und die Fisk University
Jubilee Singers, einen Gospel Chor. Gerade die Band spielt durchweg unaufdringlich/gefühlvoll
und begleitet die einfachen, von offenen Akustik-Gitarren-Akkorden geführten
Songs wie es sich für alte Sessioneers gehört.
If you follow every dream, you might get lost, singt er im
einfach strukturierten Eröffnungstrack The Painter, dem mit dem düster-epischen
No Wonder sicher einer der besten Neil Young Songs der letzten 20 Jahre
folgt. Bei Falling Off The Face Of The Earth fällt seine ohnehin
hohe Stimme ins Falsett, die Steel Gitarre wimmert und Wohlgefühl
macht sich breit. Far From Home, ein bläser-verstärkter (Memphis
Horns), lässiger R&B/Country-Shuffle, könnte so auch auf
Old Ways sein. Ganz groß auch der Titelsong, mit Harp, vorsichtig
arrangierten Bläsern und wundervollen Backing-Stimmen. He Was The
King ist eine schmissige Hommage an Elvis und When God Made Me begeistert
mit seinem Gospeltouch.
Die wundervollen Songs enstanden zwischen der Diagnose eines Hirn Aneurismus
und der erfolgreichen Operation und so sinniert Neil Young hier über
Träume, seine Familie (von seinem Vater bis zu seinen Kindern) und
der Vergänglichkeit.
Natürlich kann man auf reichlich gute Neil Young Platten zurückgreifen,
wenn es einem danach verlangt, aber es tut mehr als gut zu wissen, dass
man in diesem Herbst eine größere Auswahl hat. (rh)
Die limitierte Version kommt mit Bonus-DVD und dem gesamten Album als
Film. Wie bei den Majors gewohnt, gibt es hier leider keine wirklich verlässlichen
Angaben.
(Glitterhouse)
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Annähernd 40 Alben hat der Kanadier Neil Young seit seinem Ausstieg
bei Buffalo Springfield 1968 in regelmäßigen Abständen
eingespielt. Seinen 60. Geburtstag feiert der Elder Statesman des Country-Folk-Rock
am 12. November 2005 Jahre und veröffentlicht mit Prairie Wind fast
zeitgleich ein sehr warmes, intimes und musikalisch sehr konservatives
Album, das einen langanhaltenden Trend fortsetzt: Neil Young kehrt dem
Rock auf seinen Studiowerken immer mehr den Rücken zu. Nach Nashville,
ins Mekka des Country, zog es den in Toronto geborenen Mann diesmal. Dort
versammelte er neben der Gastvokalistin Emmylou Harris Größen
wie Spooner Oldham (Aretha Franklin, Bob Dylan, J.J.Cale) und die alten
Wegbegleiter wie gefragten Studiomusiker Ben Keith, Karl Himmel, Chad
Cromwell und Rick Rosas um sich - allesamt hochklassische Könner,
von denen aber keine Innovationen zu erwarten sind. Woran Neil Young auch
nicht die geringsten Interessen zu haben scheint. Mit Prairie Wind, nach
dem Meisterwerk Harvest und Harvest Moon der letzte Teil einer Trilogie,
kehrt er auf den heimischen musikalischen Boden zurück, der ihn berühmt
gemacht, zu Platten wie Harvest und Comes A Time also. Zu einfachen, sehr
amerikanischen und traditionellen Songs ohne Effekthascherei aber mit
großer Wirkung. Über weite Strecken ist Prairie Wind trotz
des Mitwirkens eines Gospelchores ein stilles, fast zärtliches und
sehr akustisches Album mit Texten, in denen Neil Young weit zurückblickt.
Seine Gedanken streifen über von Bisons bevölkerte Weiden (Far
From Home), er reflektiert den Tod seines Vaters (Prairie
Wind), erinnert sich an Elvis (He Was The King), spricht
über das Leben als langer Weg, auf dem Freunde verschwinden (The
Painter), über seine Kinder in der hinreißenden Ballade
Here For You oder sinniert über Gott (When God
Made Me). Ein wenig zu nahe ist er ihm während der Aufnahmen
zu Prairie Wind gekommen, als eine lebensgefährliche Erweiterung
eines Blutgefäßes im Gehirn festgestellt wurde. Obwohl der
Tod und Vergänglichkeit auf Prairie Wind oft thematisiert werden,
blickt Neil Young doch auch nach vorne und singt in The painter
...its along road behind me, its a long road ahead....
Alles andere wäre auch eine Enttäuschung. Passend zu diesem
ausgeruhten Album ist eine DVD, die der schön aufgemachten Klappcover-CD
im Digipak beiliegt. Eine Standkamera zeigt in unaufgeregten Bildern,
wie diese alten Herren des Rock mit ihren nicht minder alten Instrumenten
souverän, fast lässig und gelangweilt Prairie Wind im Studio
einspielen.
(Sven Niechziol, amazon)
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#8: Martha Wainwright (V2/Zoe, April/Nov. 2005) |
Klasse Platte... Demnächst mehr dazu, wenn ich mehr Zeit habe
(13.11.2005)
'tschuldigung für die knappen Wort vom letzten mal, aber ich
stand mal wieder kurz vor'm Abflug und hatte nur gerade noch Zeit,
mir die CD auf meinen MP3-Player zu packen. Am Sonntag Abend war
ich also mal wieder beruflich unterwegs und hatte im Auto endlich
Gelegenheit, mir die Platte in Ruhe anzuhören. Und Ich muss
sagen: die Platte ist RICHTIG GUT und es ist völlig unverständlich,
warum das Album bei uns erst mit einer Verzögerung von 7 Monaten
veröffentlicht wird!
Aber beim letzen Album ihres großen Bruders Rufus
war das ja auch schon so. Nun vermute ich mal, dass es ohne Rufus'
Erfolg erst gar nicht für eine Veröffentlichung von Martha
in Europa gereicht hätte! Wie dem auch sei - auch als Import
wäre mir dieses wunderschöne, fast klassische, Singer/Songwriter-Album
dank des Internets sicherlich nicht entgangen. Aber das Warten hat
sich gelohnt, denn V2 hat die europäische Ausgabe des Album
mit drei schönen Bonustracks aufgemotzt (im MTV-Zeitalter sagt
man, wie ich jetzt mitbekommen habe, "pimp it up"), u.
a. einem schönen Duett mit dem Bruder. Mama Kate
McGarriggle und Papa Loudon
Wainwright III werden stolz auf die Tochter sein, auch wenn
der Vater beim schon von der Frühjahrs-EP bekannten "Bloody
Mother Fucking Asshole" ordentlich abgewatscht wird.
(18.11.2005)
Mehr ...
Angenommen, es gäbe eine Soap über die derzeit interessanteste
New Yorker Musikerfamilie. Nennen wir sie Die Wainwrights".
Dann wäre dies die Folge, in der Martha aus dem Schatten der Songwriter-Diva
Rufus tritt, ihres umjubelten Bruders. Endlich, mit 29, veröffentlicht
sie ihr Debüt. Und wie in dieser Soap-Familie üblich, schreibt
sie sehr persönliche Texte. Vor allem Papa Loudon Wainwright III
wird abgewatscht - Songtitel: Bloody Mother fucking Asshole".
Doch anders als der große Bruder verzichtet Martha auf Opulenz und
bleibt beim Folk. Der versandet bei Füllstücken in Langeweile,
doch in großen Momenten wie der Pianoballade Wither must I
wander" rührt Martha das Publikum zu Tränen. Aber schafft
sie es auch, sich neben neuen Folk-Stars wie KT Tunstall oder Laura Veirs
zu etablieren? Wie wird Loudon mit der Abrechnung umgehen? Und wird Rufus
einem weiteren Duett zustimmen? Mehr in der nächsten Folge von Die
Wainwrights" ...
(Kulturnews)
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Als Tochter der Folk-Ikonen Loudon Wainwirght III und Kate McGarrigle
und als Schwester des Singer-Songwriters Rufus Wainwright, wurde Martha
die Karriere als Musikerin im wahrsten Sinne des Wortes in die Wiege gelegt.
Schon im Kindesalter stand sie mit ihren Eltern auf der Bühne und
entdeckte ihre Liebe zur Musik.
(amazon)
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anlässlich der Mini-CD 'Bloody Mother Fucking Asshole' hatte ich die Tochter von Loudon W. & Kate McGarrigle und Schwester von Rufus Wainwright ausführlich vorgestellt (Chill@GH 02/05). Hier nun nach einigen EPs und wenigen Gastrollen auf Platten anderer die erste "richtige" volle CD mit 13 Tracks, die die Protagonistin in all ihrer Stilvielfalt/Stimmenschönheit erscheinen lassen. Die wenigsten Songs hier sind eingängig und leicht verdaulich - wir haben es mit unterschwellig kompliziertem Stoff zu tun, auf dem sie sich mit ihrem Seelenleben, Ängsten und Befindlichkeiten auseinandersetzt, mal poetisch und sinnlich, dann wieder vor plakativen Attacken nicht zurückschreckend. In Ton und Text wohlgemerkt! So ist 'BMFA' hier als Kernstück fast noch besser aufgehoben denn als Lead Track auf besagter Mini-CD. Wainwright's variable, geschulte Stimme zeigt eine große Bandbreite der Phrasierungen, ihr Gesang verkörpert eine ganz eigene Rhythmik und die Arrangements sind geradezu kunstvoll um sie als zentrale Figur herum drapiert. Da mag man Vergleiche von Joni Mitchell bis Maria McKee, von Victoria Williams bis Lisa Germano und Patti Smith bis Bjork heranziehen, Martha Wainwright ist schon eine sehr originelle Type! Feat. JC Hopkins, Joe McGinty, Jane Scarpantoni, Garth Hudson, Brad & Dan Albetta, Paul Bryan, Rufus W., Kate McG., Lily Lanken u.a.
(Glitterhouse)
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After teasing listeners with the enigmatic Bloody Mother Fucking Asshole
EP earlier in the year, singer/songwriter Martha Wainwright comes clean
with a lush, eponymous debut that should secure herself a place as one
of the genre's finest young practitioners. BMFA, despite its headline-grabbing
title, showed an artist of considerable depth and vision, attributes that
she builds on tenfold with her first foray into full-length territory.
Wainwright tears through words the way her mother, Kate McGarrigle, does,
inserting mischievous pauses, experimenting with cadences, or sometimes
just pulling the phrase out like a wad of taffy, while all of the while
in complete control of the overall narrative. On the gorgeous opener,
"Far Away," she waxes nostalgic for old friends and lovers.
Backed by swirling guitars and piano she pines "I have no children/I
have no husband/I have no reason to be alive/Oh give me one" without
seeming the least bit ruined -- a poetic knack that she uses effectively
throughout the record's entirety. It's a brave and delicate way to begin,
and it engages the listener immediately with its subtle balance of voyeurism
and wistfulness. "G.P.T." and "Factory" pick up the
pace a bit, showcasing Wainwright's deft melodicism and mischievous nature
-- the latter is in full effect on the raunchy "Ball & Chain"
-- and "Don't Forget" and "These Flowers," two achingly
beautiful ballads that bring to mind early Joni Mitchell, round out a
first half that's awfully hard to top. Despite a couple of questionable
midtempo offerings, Wainwright manages to keep the quality high, with
a lovely duet with brother Rufus ("The Maker") and the aforementioned
"BMFA," which is far more bold and beautiful than the title
suggests, before closing with an intimate and affecting rendition of Vaughan
Williams' "Whither Must I Wander." Wainwright's got all of the
familial genes that make a child of music destined for success, but it's
her fierce nature -- whether saucy and confident or just plain wrecked
-- that makes every twist and turn of this impressive debut so easy to
fall in love with.
(by James Christopher Monger, All
Music Guide)
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#9: Ryan Adams & The Cardinals: "Cold Roses" (Lost Highway, Mai 2005) |
"Heartbreaker"
(2000) und "Gold" (2001)
waren genial. Dann kamen in 2003 gleich drei Platten raus, von denen
eine nervte ("Rock'n'Roll"),
die anderen beiden ganz nett waren ("Love
Is Hell" in 2 Teilen). In 2004 dann die geplatzte Tournee
(ich habe hier immer noch die bezahlte Karte für das abgesagte
Köln-Konzert liegen!). Danach herrschte erstmal Funkstille. Und
jetzt plötzlich und irgendwie "Out Of The Blue" dieses
"Doppelalbum" im Klappcover, das eigentlich auf eine CD
gepasst hätte - aber so ist es eben stilvoller! Ein Bekannter
sprach von einem "Meisterwerk" und Gitarrentönen, die
an Jerry Garcia erinnern würden. Ich war zwar skeptisch,
aber eben doch auch etwas neugierig. Zwar war mir schon immer klar,
dass sich Ryan Adams wohl sehr gerne von seiner Plattensammlung inspirieren
lässt, die offensichtlich weiter zurückreicht, als es sein
Alter wohl vermuten ließe: Bisher verglich man ihn aber eher mit Gram
Parsons. Und jetzt Jerry Garcia? Ich habe schon etwas gestutzt
und las danach in einer Kritik sogar von Vergleichen mit anderen San-Francisco-Bands
wie Quicksilver Messenger Service und Jefferson Airplane
(bzw. deren prägnanten Leadgitarristen Jorma Kaukonen
und John Cipollina), ja sogar mit Neil Young. Auf jeden
Fall habe ich mir "Cold Roses" natürlich schleunigst
besorgt und muss sagen: eine richtig gute Platte, auf der ich zwar
nicht sofort solche Ohrwürmer wie auf "Gold"
höre, aber allein der erste Titel "Magnolia Mountain"
ist ein Hammer. Und die die Jerry Garcia-Zitate sind tatsächlich
erkennbar! Verantwortlich ist dafür der Gitarrist P.J. Bowersock,
der mir bisher unbekannt war. Soll aber irgendwas mit den Strokes
zu tun haben. Nach denen klingt er aber (zum Glück) nicht. Ach
ja - außerdem ist Mrs. Cindy Cashdollar dabei, die nicht nur
einen tollen Namen hat, sondern auch richtig gut an Lapsteel und Dobro
ist und schon Platten von Bob Dylan
und Asleep At The Wheel veredelt hat.
(15.05.2005)
Mehr ...
Was soll ich sagen... ich bin begeistert! Cold Roses ist mindestens so
gut, wie man es als Ryan Adams Fan der ersten Stunde erwartet hatte. Aber
da es auch locker hätte in die Hose gehen können, ist die Freude
doppelt groß.
Die Band besteht aus den Gitarristen J.P. Bowersock und Cindy Cashdollar,
Catherine Popper (Bass) und Brad Pemberton (Drums). Von denen ist mir
nur Frau Cashdollar bekannt, Mr. Bowersock soll der Gitarren-Guru der
Strokes sein, aber Einzelheiten sind hier egal, denn man präsentiert
sich als locker swingende, gefühlvoll agierende Mannschaft, die voll
und ganz im Dienste des Songs tätig ist.
Dazu hat Ryan Adams 19 großartige Songs geschrieben, die seine
so liebgewonnenen Qualitäten in den Vordergrund stellen. Vorwiegend
mittelschnell bis langsam geht man hier zu Werke, singt über verlorene
Liebe und arrangiert das im klassischen Country-Rock-Style der späten
60er/frühen-70er. Das ist nicht unbedingt umwerfend neu, aber die
Tiefe, die Adams in diese Tunes legt, wurde nur von alten Helden wie Gram,
Gene oder Tim erreicht. Das geht zumindest mir direkt ans Herz, aber das
ist der Weg, den alle Adams-Balladen bei mir genommen haben.
Song-Highlights will ich gar nicht nennen, das Albums ist gespickt mit
erstklassigem Material, von denen einige nur direkter wirken als andere.
Immer wieder kommen Erinnerungen auf an die Flying Burrito Brothers, Byrds,
Neil Young, Whiskeytown und was man sonst noch so in Ehren hält aus
den Phasen Country Rock/No Depression, komplett mit Steel, Twang und Slide.
Bei einigen Songs schüttelt der Gitarrist noch ein paar Summer Of
Love Soli aus dem Ärmel, die schwer an Garcia, Kaukonen und
Cipollina erinnern und dem in Ehren ergrauten Hörer ein Lächeln
ins Gesicht zaubern.
Beide CDs laufen knapp 40 Minuten, sie hätten also auch auf einen
Silberling gepasst. Aber so hat das Album die Aura eines alten Vinyl-Doppelalbums,
inklusive wunderschönem Klappcover und einem LP-ähnlichen Aufdruck
auf der CD. Man braucht einfach diesen Moment des Innehaltens, um das
Album als Ganzes lieben und schätzen zu lernen.
Zwei weitere Alben hat Adams für dieses Jahr noch angekündigt.
Lassen wir uns überraschen. Cold Roses jedenfalls ist der Volltreffer,
auf den ich seit Heartbreaker und Stangers Almanac gewartet habe.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemand anders sieht. Ganz großartig!
Glücklichmachend! Pflicht für jede Sammlung!
(Glitterhouse)
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Aus der Amazon.de-Redaktion
Der Mann ist ein Workaholic und hält doch, trotz der überbordenden
Fülle seiner Arbeiten, ein gleichbleibend hohes Niveau. Ryan Adams
schreibt am laufenden Band neues Liedmaterial, veröffentlicht in immer
schnellerer Folge erstklassige Alben. Nachdem er sich 2004 während
eines Konzertes in London die Hand gebrochen hatte (es war mal wieder Dämon
Alkohol im Spiel), musste er die restliche Tour absagen und hatte viel Zeit
fürs Songwriting. Danach lag soviel Neues auf Halde, dass ein Longplay
nicht gereicht hätte. Kurz entschlossen verkündete der emsige
US-Amerikaner auf seiner Homepage die Veröffentlichung von gleich drei
Tonträgern im Jahr 2005.
Cold Roses, der erste CD-Streich, wurde in New York City eingespielt.
Gemeinsam mit der hierfür zusammengestellten Backing-Band The Cardinals
nahm Mister Adams ein großartiges Doppelalbum auf, das all seine
musikalischen Vorlieben berücksichtigt. Das Spektrum der insgesamt
neunzehn Titel reicht von Americana und Alt-Country über Roots- und
Folkrock bis zum angepunkten Rock & Roll -- wobei die folkigen und
countryesken Akustiktöne hier eindeutig überwiegen.
Thematisch steht einmal mehr fast alles im Zeichen von L.O.V.E. sowie
den Problemen, die sich in jeder Partnerschaft früher oder später
ergeben. Wohl kein anderer schreibt heute so wunderschön-traurige
Songs über das Leiden, das fast immer mit der Liebe einhergeht. Das
ehemalige Whiskeytown-Mitglied erzählt anrührend von Beziehungen
kurz vor dem Aus ("Sweet Illusions"), von einer unnützen
Liebe, die keiner haben will ("Cold Roses"), und den Qualen,
die Erinnerungen an die Verflossene bewirken ("Now That You're Gone").
Bei aller Bitternis, die wohl auf eigene Erfahrungen zurückgeht,
vergisst der Dreißigjährige allerdings auch die Glücksmomente
nicht. Trotz schmerzlicher Erlebnisse hat er sich den Glauben an die traute
Zweisamkeit bewahrt ("Life Is Beautiful") und sucht weiterhin
die Erfolgsformel für eine beständige, ewig währende Liebe
("How Do You Keep Love Alive").
(Harald Kepler, amazon.de)
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RYAN ADAMS hat in einigen Bands gespielt und gern auch gleich immer ein
paar neue Alben gemacht. Er schreibt nun mal verdammt gern verdammt viel
Musik und ab und zu trägt er diese dann auch in die nächste
Jam-Session. Im Moment tut er die Dinge im Stillen, ohne viel Bohei darum
zu machen, professionell. Er hofft auf einen ruhigen, coolen, bedeutungsvollen
Ritt durch seine Dreißiger. RYAN liebt seinen Hund und seine Gitarre.
Er mag Comics, Kaffee und Zigaretten. Sein Lieblingsessen ist, was immer
gerade die Suppe des Tages ist. (solange es vielleicht eine Gemüsesuppe
ist, oder irgendwas mit Muscheln und Meeresfrüchten), dazu Schinken/Käse-Sandwiches.
Wenn er neben seinem Hund einschläft, denkt er, dass der Himmel wahrscheinlich
so aussieht: Händchen halten mit deinem Mädchen an einem wunderschönen
See; im Gras liegen mit deinem Hund; vom Firmament träumen, von Wolken
und dem Geruch von Rasen und Regen.
RYAN denkt gern über das Sonnensystem nach, die Dynamik der Rotation,
seine Auswirkungen auf das binäre Sternensystem und ob das nun lineare
oder emotionale Auswirkungen sind. Er liest gern Ram Dass und liebt dessen
Stimme. Journey of Awakening hat ihn sehr berührt. Die
meiste Zeit denkt RYAN überhaupt nicht an Musik, oder das, was es
mit sich bringt, Musik zu spielen, oder was sie anderen bedeutet. Stattdessen
denkt er über kleine Dinge nach wie Ob sie das wohl mag?
oder Vielleicht ist das zu schäbig, nicht das schäbig
gleich schlecht wäre, aber vielleicht passt es doch nicht zu ihren
anderen Sachen oder Warum habe ich Twilight Zone
immer so gern gemocht? Das lässt mich erschaudern. Ich meine, das
sind fast Panikattacken. Warum können sie nicht mal eine Episode
schreiben, in der alles funktioniert? Wo alles o.k. ist und die Leute
einfach mal da sein können, und atmen und eine Verbindung zu sich
selbst fühlen. Halt, normaler Kram.
Meistens hofft RYAN ADAMS, dass er einfach nur ein paar Songs spielen
kann und so. Und wenn das nicht ok ist mit jemandem, auch kein Problem.
Er wird nicht gleich in Häuser eindringen und oben aufm Fernseher
eine Jam-Session veranstalten, oder direkt vor Ihrem Gesicht, nichts weiter
an als einen Cowboy-Gürtel mit Pistolen-Halftern und Frauenunterwäsche,
schreiend Hört mir zu... seht, seht nur was ich getan habe...
HÖRT MIR ZU ODER KOMMT UM!!! Und sich dann in eine gigantische
Metal-Spinne verwandeln und wen auch immer in elektrische Fäden einwickeln
und verschlingen, nicht ohne wem auch immer vorher Gift injiziert zu haben,
auf dass ihr Inneres zu Brei werde.
Also, auf sowas steht er überhaupt nicht, vielmehr ist er dieser
Tage lieber für sich. Er weiß, dass jeder denkt, er sei irgendwie
ein Verrückter, und vielleicht ist das so. Aber solange das nicht
im Hof eines anderen abgeht, und, klar, das passiert jedem mal oder auch
zwei mal, also wirklich.
RYAN mag Dokken sehr, ohne rot zu werden, nicht dass sich irgendjemand
dafür entschuldigen müsste. Er sucht momentan nach der tieferen
Bedeutung der Dinge, versucht dem Licht zu gehören und sich nicht
einem bedeutungslosen Ego-Trip zu ergeben. Er hofft wirklich das Beste.
The Cardinals sind seine neue Band. Cold Roses ist sein neuer
Jam. Bis später.
(amazon.de)
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Last time we received a dispatch from Ryan Adams, the self-styled savior
of rock & roll, it was in 2003, when he delivered his straight-up
rock & roll record (aptly titled Rock N Roll) and his two-part mope-rock
EP (later combined as one LP) Love Is Hell. Admirable records both, but
not quite the sequel to Heartbreaker that fans craved. They also weren't
quite as successful as all the hype surrounding their release suggested
that they would be, so Adams briefly retreated from the spotlight to regroup,
heading back in 2005 with a planned triptych of new albums, the first
of which is the double-album Cold Roses, recorded with his new backing
band the Cardinals and released at the beginning of May. Three albums
in one year is overkill even for an artist predisposed to releasing his
every whim, and while it's too early at this writing to judge whether
he needed to release all three of the records, it's safe to say that Cold
Roses is the record many fans have been waiting to hear -- a full-fledged,
unapologetic return to the country-rock that made his reputation when
he led Whiskeytown. Not that the album is a retreat, or a crass attempt
to give the people what they want, but it's an assured, comfortable collection
of 18 songs that play to Adams' strengths because they capture him not
trying quite so hard. He settles into a warm, burnished, countryish groove
not far removed from vintage Harvest-era Neil Young at the beginning and
keeps it going over the course of a double-disc set that isn't all that
long. With the first disc clocking in at 39:39 and the second at 36:29,
this could easily have been released as a single-disc set, but splitting
it into two and packaging it as a mock-gatefold LP is classic Ryan Adams,
highlighting both his flair for rock classicism and his tendency to come
across slightly affected. As always, he's so obsessive about fitting into
classic rock's long lineage that he can be slightly embarrassing -- particularly
on the intro to "Beautiful Sorta," which apes David Johansen's
intro to the New York Dolls' "Looking for a Kiss" in a way that
guarantees a cringe -- which is also a problem when he drifts toward lazy,
profanity-riddled lyrics ("this sh*t just f*cks you up" on "Cherry
Lane") that undercut a generally strong set of writing. But what
makes Cold Roses a success, his first genuine one since Heartbreaker,
is that it is a genuine band album, with the Cardinals not only getting
co-writing credits but helping Adams relax and let the music flow naturally.
It's not the sound of somebody striving to save rock & roll, or even
to be important, but that's precisely why this is the easiest Ryan Adams
to enjoy. The coming months with their coming LPs will reveal whether
this is indeed a shift in his point of view, or just a brief break from
his trademark blustering braggadocio.
( Stephen Thomas Erlewin, All
Music Guide)
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#10: Lizz Wright: "Dreaming Wide Awake" (Verve, Juni 2005) |
Das zweite Album eine mir bislang unbekannten Jazzsängerin,
auf die ich nur durch Zufall gestoßen bin. Die Songauswahl mit Tendenzen
zur akustischen Singer/Songwriter-Musik lässt mich natürlich
schnell an Cassandra Wilson
denken: Lizz interpretiert hier Neil Youngs "Old Man",
während Cassandra Wilson
vor einigen Jahren eine sehr freie Version von "Harvest Moon"
abgeliefert hatte. Beide setzen außerdem auf eine jazzige Rhythmusgruppe
(mit Besenschlagzeug und Standbass) und Akustikgitarre, aber Lizz
singt so gut und eigenständig, dass der Vergleich damit beendet
sein sollte. Und wie Norah Jones klingt es auch nicht (inzwischen
schwingt der Pendel wieder in die Richtung, dass ein Norah Jones-Vergleich
wohl nicht als Kompliment gemeint wäre!), auch wenn sie bei
zwei Liedern in Jesse Harris kompositorische Unterstützung
fand, der auch viele Lieder für Norah Jones geschrieben hat.
Erwähnenswerte Begleitmusiker mit geschmackvollen Beiträgen:
Cassandras Perkussionist Jeff Haynes, Gitarrist Bill Frisell,
Saitenalleskönner Greg Leisz und Bassist David Piltch
(k.d. lang). Und was mich besonders freut: mal wieder ein schönes
Lied zu entdecken, dass ich schon lange kenne, aber nie den Titel,
Interpret und/oder Autor wusste: der Jazzklassiker (?) "A Taste
Of Honey". Soll es auch von den Beatles geben (passt
in meiner Fantasie aber kaum zusammen!) und Herb Alpert (das
wird's wohl gewesen sein!)
(16.10.2005)
Mehr ...
"Natürlich wollte ich einen Schritt nach vorne unternehmen.
Aber ich habe auch festgestellt, dass ich in meinem tiefsten Inneren ...
ein Faible für Schlichtheit habe und eine sehr sanfte Person bin".
Dieses Statement von der jungen, hochtalentierten Sängerin Lizz Wright
erklärt das veränderte Konzept ihrer zweiten CD Dreaming Wide
Awake. Beim Hören eines Songs von Sarah McLachlan wurde es ihr bewusst:
genau diese Art von Musik wollte sie machen. Und so ist das neue Album
mehr ein Singer/Songwriteralbum als das Vorangegangene. Schöne Arrangements,
dezent, mit viel Gitarre und Percussion, werfen neue Farben auf Stücke,
die durch Künstler wie Neil Young, Frank Sinatra oder Madonna bekannt
geworden sind. Lizz Wrights wunderschöne, dunkelsahnige Stimme taucht
in die Lieder ein wie in Kakao: geschmeidig, intim, mühelos. Dreaming
Wide Awake hat wenig Jazzelemente, ist aber reich an erdig-warmem Flair
aus Gospel, Soul und Spiritual, einer tiefen Ursprünglichkeit, die
schon auf Lizz Wrights Debutalbum Salt so sehr beeindruckte. Special guests
wie Bill Frisell und Greg Leisz (Gitarre) sind perfekte Begleiter in dieser
zurückhaltenden Produktion, die ein ganz wunderbares Songalbum geworden
ist.
(Katharina Lohmann, amazon)
Lizz Wright würde es ordnungsgemäß und unter Anzeichen
mitschwingender Empörung von sich weisen. Doch gegenüber dem
jazzigen Debüt "Salt" hat ihr zweites Album etwas durchaus
Noraheskes. Die Jones schwebt halt über allen jungen Frauen aus der
Twilight Zone zwischen Jazz, Soul und Folk - über manchen wie ein
Damoklesschwert, über anderen wie eine Lichtgestalt. Für den
direktesten Link sorgt Produzent Craig Street; er mischte auch Jones'
Megaseller "Come away with me". Und er führt Lizz Wright,
deren Stimme lila, braune und anthrazite Schattierungen entströmen,
behutsam weg von Gospel und Jazz. Sein hochfragiles Gespinst aus Gitarren,
Bass, Klavier und Orgel atmet oft die Melancholie des Blues und lässt
die Grenzen zwischen Soul und Folk verschwimmen. Tony Joe White scheint
in der Ecke zu stehen, Terry Callier lächelt ihr weise zu - und ein
Foto von Norah Jones hängt an der Wand. Doch trotz der superben Songs
(von Neil Young oder Madonna) ist "Dreaming wide awake" ein
etwas zu bedächtiges Album, das die introvertierte Seite Wrights
betont, aber nicht genug unter Spannung steht.
(Kulturnews)
The smoky, sizzlingly soulful rural Georgian created an immediate and
well-deserved critical firestorm with her 2003 debut Salt; the L.A. Times
wasn't overstating it when they said, "She walked onstage at the
Hollywood Bowl a virtual unknown...Fifteen minutes later, she walked off
a star." Like her more (so far, but maybe not for long) renowned
labelmate Diana Krall, Lizz Wright is a brilliant interpreter who can
cover rock classics (Neil Young's "Old Man," the Youngbloods'
"Get Together") as if they were fresh new generational statements,
and even give an emotional urgency to fluffy classics like "A Taste
of Honey" (done all swampy here). She even works wonders with her
transcendent twist on Ella Jenkins' "Wake Up Little Sparrow,"
turning the tune into a meditation on the bluesy realities of love. But
she is also an inspired songwriter in her own "wright," creating
the resonating and heartrending, Norah Jones-like "Hit the Ground,"
with Jones' writer Jesse Harris, and other instantly seductive tracks
like a soaring "Trouble" (the first song she ever wrote on guitar)
and hauntingly dark title tune. These latter two, easily on par with the
original material, shouldn't be so deep in the mix, and Wright should
definitely include more originals as time goes on. Clearly aware that
he has a future legend with a one in a million voice on his hands -- and
that anything getting in the way of that intimate emotional connection
would be criminal -- producer Craig Street provides only the sparsest
and down-home of productions.
(by Jonathan Widran , All Music Guide)
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Der gute Rest ...
Bright Eyes: "I'm Wide Awake, It's Morning" (Saddle Creek, Jan. 2005) |
Conor Oberst hat vor ca. zwei Jahren mit "LIFTED
or The Story is in the Soil, Keep Your Ear to the Ground"
(den langen Titel musste ich natürlich erst wieder nachschlagen!)
schon einen kleinen Achtungserfolg bei uns erzielt. Danach war er
permanent in den einschlägigen Medien (Rolling Stone, ME/Sound,
...) zu finden. Jetzt hat er unter seinem Band-Pseudonym Bright
Eyes zwei Alben gleichzeitig veröffentlicht, was ja im Grunde
nichts besonderes mehr ist: Im letzten Jahr taten das ja auch Guns
' n Roses, Bruce Springsteen, Lambchop
und Nick Cave und gerade eben auch Peter Maffay (den
konnte ich mir jetzt nicht verkneifen!). Hier scheint jetzt aber kein
Marketing-Konzept dabei zu sein und die Alben werden auch nicht als
günstiges Doppel angeboten (kommt vielleicht noch!). "Digital
Ash in A Digital Urn" soll sehr elektronisch sein, während
"I'm Wide Awake..." eine akustisch/analog-elektrische, d.h.
klassische, Singer/Songwriter-Platte ist. Als ich erfuhr, dass das
Album in beiden Musikbibeln des etwas-gehobeneren-aber-doch-nicht-ganz-so-krassen
Musikgeschmacks (natürlich der Rolling Stone und der Musik-Express)
Platte des Monats Februar wurde und sogar Emmylou Harris
bei mehreren Liedern mitsingt, war klar welches von den beiden Alben
ich mir als erstes zulegen würde. Diese leicht konservative Kaufentscheidung
für ein ungehörtes Album bestätigt sich jetzt beim
Hören: ein wirklich schönes Album mit guten Songs, die manchmal
sogar an Dylan zu Highway 61-Zeiten
erinnern. Gut klingen heutzutage ja viele Platten, aber die
Qualität und Haltbarkeit der Lieder ist oft nicht
so toll. Der Stimme von Conor Oberst lausche ich dabei auch sehr gerne.
Sie klingt für mich deutlich angenehmer als etwa die von dem
anderen Liebling der Medien, Adam Green. Conor Oberst hat auch
die besseren Lieder.
Und der anderen Platte werde ich auch noch eine Chance gebe. Auch
Adam Green. Aber erstmal im Plattenladen anhören. Von wegen der
Elektronik. Ich bin da ja ein bisschen altmodisch gestrickt.
(03.02.2005)
Mehr ...
Unterschiedlicher könnten zwei Alben nicht klingen. Während
Conor Oberst mit Digital Ash In A Digital Urn unter Mithilfe von Gastmusikern
aus den Reihen von The Faint, Rilo Kiley, Cursive, The Good Life, Azure
Ray oder Yeah Yeah Yeahs elektronisches Neuland betritt, steht das zeitgleich
veröffentlichte Werk Im Wide Awake, Its Morning in der
Tradition früherer Platten der Bright Eyes. Eine gute Woche im Februar
2004 dauerte es nur, da waren die Country-Folk-Songs in Omaha eingespielt.
Sie mussten nur noch ausformuliert werden, und Conor hatte die Idee, mit
einer Gastvokalistin zu arbeiten. Ganz oben auf der Liste stand Emmylou
Harris, die große alte Dame des Folk, die eine Stimme hat, die in
Oberst künstlerischem Umfeld nicht zur Verfügung steht.
Nachdem sie ein Tape von ihm erhielt, sagte sie zu, und Conor reiste für
Aufnahmen nach Nashville. Drei Tracks landeten letztendlich auf Im
Wide Awake, Its Morning, und diese Duette gehören zu den Höhepunkten
des überwiegend karg arrangierten Albums. Hinreißend, wie die
beiden zu Worten wie "...if you hate the taste of wine, why do you
drink it til youre blind...why are you scared to dream of
God, when its salvation that you want..." in der wunderbaren
Ballade "We Are Nowhere And Its Now" harmonieren. Getoppt
wird der Song nur noch von Road To Joy, einer Up-Tempo-Nummer mit einem
Touch Calexico, einigen sperrigen Momenten und der Adaption von Schillers
Ode "An die Freude", dem Finale der 9. Symphonie von Beethoven.
Furioser könnte Im Wide Awake, Its Morning nicht enden!
(Sven Niechziol, amazon)
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Was sollte nach dem grandiosen Album "Lifted ..." (2002) noch
kommen? Ganz einfach: zwei noch grandiosere neue Platten zeitgleich. "Wide
..." setzt direkt am Vorgänger an, führt die Tradition
der spärlich instrumentierten Songs fort und veredelt sie mit Country
und Folk. Und mit der Legende Emmylou Harris, bei drei Titeln als Duettpartnerin
am Mikro, hat Conor Oberst die ideale Partnerin gefunden. Auch textlich
legt er noch zu. Seine Geschichten geben weiterhin die sensible Innenschau
nicht auf, suchen aber stärker als zuletzt den Bezug nach außen.
Beim letzten Song der Platte, dem eruptiven "Road to Joy", weiß
man, dass man ein Singer/Songwriteralbum ohne falsche Note gehört
hat. Und dann ist da noch "Digital Ash ...", das innovative
Ansätze früherer Platten aufgreift und zu elektronischem Pop
weiterentwickelt. Ein reich instrumentiertes Band-Album, auf dem Oberst
Geräusche wie tickende Uhren, Babygeschrei oder Flüstern in
die Songs einarbeitet, ganz unterschiedliche Stimmungen aneinanderreiht
und durch die lyrische Themenklammer Entfremdung/Einsamkeit/Tod verbindet.
Songs wie "Gold Mine gutted" oder "Light Pollution"
stellen selbst düstere Klassiker wie The Cures "Disintegration"
in den Schatten. Bleibt nur eine Frage: Was soll nach diesem Doppelschlag
noch kommen ...?
(cs, Kulturnews)
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Kurzbeschreibung
David Letterman lud ihn zu sich in die Show ein. Bruce Springsteen und
R.E.M. gingen mit ihm für den Präsidentschaftskanditaten Jon
Kerry auf Stimmenfang durch die Swing States. Als erster Künstler
nach nunmehr fast 7 Jahren führte er mit "Lua" und "Take
It Easy" die Billboard Hot 100 Single-Verkaufscharts auf Platz 1
und 2 an (zuletzt schaffte das Puff Daddy). Doch um wen handelt es sich
nur? Um eine "gottverdammte Rap-Group" (Intro 123)? Nein, um
Conor Oberst aka Bright Eyes. Noch nie gehört? Nun ja, im neuen Jahr
wird man kaum mehr an ihm vorbeikommen. Nur Geduld... Wie schon auf den
Vorgänger-Alben hat Conor auch auf "I'm Wide Awake It's Morning"
wieder Freunde um sich geschart. Diesmal mit von der Partie: Emmylou Harris,
Jim James (My Morning Jacket), ach und die gesammelte Saddle Creek Familie
natürlich (die hier aber namentlich zu nennen, würde den Rahmen
sprengen). Ein typisches Bright Eyes Album, so würden manche behaupten.
Vom Folk und Country inspiriert. Doch was soll dann "Digital Ash
In A Digital Urn" sein? Atypisch? Bright Eyes bleiben Bright Eyes
bleiben Bright Eyes und das ist gut so.
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E.S.T.: "Viaticum" (Act, Januar 2005) |
Hinter
dem Kürzel E.S.T. verbirgt sich das zur Zeit wohl angesagteste
europäische Jazztrio, das offiziell nicht mehr als Esbjörn
Svensson Trio firmiert. Neben Bandleader (?) und Pianist Esbjörn
Svenson sind Bassist Dan Berglund und Schlagzeuger Magnus
öström dabei. Berglund und öström
begleiteten Nicolai Dunger auf seiner wundervollen Platte
"Soul Rush" (was nicht
weiter überrascht, denn Van Morrison spielte auf dem
für "Soul Rush"
oft zum Vergleich herangezogenen "Astral
Weeks" ja auch mit angesagten Jazzern statt Rockern!).
Bislang ging die Band aber spurlos an mir vorbei , was wohl damit
zu tun hat, dass ich beim aktuellen Jazzgeschehen nicht mehr auf
dem Stand der Dinge bin. Der Tipp kam jetzt auch von meinem alten
Kumpel Frank Preuss, der unserer alten gemeinsamen musikalischen
Liebe aus Oberstufen- und Unizeiten treuer geblieben ist (mit dem
Hußmann-Preuß-Quartett auch musikalisch!), während
mein Jazzhorizont (den ich aber immer noch gelegentlich durchwandere!)
ansonsten eher von unseren damalig gehörten ECM-Platten
und natürlich den Klassikern Miles Davis und John
Coltrane geprägt ist. Und deshalb ist mir also diese phänomenale
Truppe bislang völlig entgangen! Außerdem: E.S.T. kann
man sich auch als Nicht-Jazz-kenner gut anhören, was nicht
bedeutet, dass die Band "kommerzieller" wäre als
andere aktuelle Jazzband. Eher "undogmatischer" und eben
auch offen für Einflüsse aus der Popmusik.
PS.: In Bezug auf das Label Act habe ich im letzten Jahr
bei meiner Besprechung der neuen Platte von Julia
Hülsmann also eigentlich richtig gelegen:
"nach ECM das erste Jazzlabel aus Deutschland,
dass mich mit seinem "Stallgeruch" auch auf andere seiner
Künstler neugierig macht!"
Was dann aber leider nicht dazu geführt hat, E.S.T.
selber zu entdecken. Aber egal.
(26.03.2005)
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Deke Leonard: "Freedom And Chain" (Angel Air, Jan. 2005) |
Da
lacht das Herz eines alten Man-Fans!
Zwar hat Deke inzwischen seine Stammtruppe verlassen, aber nicht im
Streit, sondern um nach ungefähr 25jähriger Unterbrechung
sein 4. Soloalbum aufzunehmen (der Vorgänger "Before
Your Very Eyes" wurde 1979 aufgenommen und 1981 veröffentlicht).
Bis auf den zur Zeit leider wieder erkrankten Micky Jones sind
auch alle alten Kumpanen der aktuellen Man-Besetzung
im Studio dabei gewesen: Langzeit-Bassist und zur Zeit einziger aktiver
Man-Musiker der ersten Generation Martin Ace, Drummer Bob
Richards und Keyboarder Gareth Llewellyn Thorington (oder
so ähnlich). Den Damenchor stellen Ehefrau Mary Hodge
und Tochter Katy Leonard. Bei Man
handelt es sich um ein generationsübergreifendes Familienunternehmen,
was man auch daran erkennen kann, dass in der aktuellen Besetzung
die Gitarren von Mickeys Sohn George Jones (als Ersatz für
Deke) und Martins Sohn Josh Ace (als Ersatz für Mickey)
gespielt werden! Zwar klingt Dekes Musik heutzutage nicht mehr ganz
so zeitgemäß und frisch wie in den 70ern - aber sie ist
immer noch schön anzuhören. Und garantiert keine lahmarschige
Oldie-Mucke! Textlich geht es sogar deutlich rabiater als damals zur
Sache: zwar habe ich noch nicht alles genau mitbekommen, aber da wird
die US-Politik in "Guantanamo Bay" zu netten Ukulele-Klängen
recht rüde kritisiert und in "Palestina" Freiheit für
eben jenes Volk gefordert. Das alles wirkt zwar ein klein wenig naiv
bzw. platt - aber was sind das für Zeiten, in denen man sich
für eine linke politische Positionen schämen oder verstecken
muss? Nun ja - auf jeden Fall ist das vor allem für Manfans eine
schöne Platte mit größtenteils überdurchschnittlichen
Songs und aus dieser Songschreiber-Perspektive vielleicht sogar besser
als die (leider spärlichen) Studioaufnahmen von Man
in den letzten Jahren.
(18.03.2005) |
Archer Prewitt: "Wilderness" (Thrill Jockey, Jan. 2005) |
Mr. Prewitt ist mir zwar noch als Gitarrist der bei uns leider ziemlich
unbekannt gebliebenen Chicago-Postrock-Bands The
Sea And The Cake und The Cocktails
in sehr angenehmer Erinnerung, aber es ist doch glatt an mir vorbei
gegangen, daß der Mann nach Ende dieser Bands nun schon sein
drittes Soloalbum vorlegt. Neugierig hat mich dann das schöne
Covergemälde gemacht (selbst gezeichnet vom Künstler!) und
zum Kauf entschlossen war ich schließlich durch den Hinweis in der
Rezension, dass hier sehr häufig das historische Mellotron
zum Einsatz kommt und ansonsten Mr. Prewitt seine besondere Lesart
von "Popmusik" (hat nix mit Robbie Williams oder dergleichen
zu tun!) pflegt. Das ganze klingt jetzt natürlich nicht wie bei
den Moody Blues, wie einer der
Rezensenten behauptet, die ich SEHR mag (zumindest das alte Zeug 1968-72).
Ich finde eher, dass eine ähnlichkeit zu "In
The Court Of The Crimson King" da ist - aber eigentlich ist
diese Musik sehr eigenständig, gleichzeitig schön und verschroben,
und braucht keinerlei Vergleiche. Und irgendwie ist wieder 1969.
(02.02.2005)
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Sanft entspannter Umgang mit allem, was schön ist und klingt, gehobener
Pop in weiche Watte gepackt, geprägt ebenso vom außergewöhnlichen
Gitarrenspiel des Protagonisten wie von einer Vielzahl an Keyboard-Klängen
von sanften Synth-Melodie-Linien bis hin zum Moody Blues-Gedächtnis-Mellotron,
mit hellen Streiflichtern von Mundharmonika, Glockenspiel oder Pedal Steel.
Seine lebendige Kenntnis der guten Seiten des Independent/Pop zeigt sich
wieder einmal in der Vielfalt seiner Songs, die sanfte Stimme wird umspült
von barocken und blumigen Elementen, sein Pop-Verständnis reicht
vom Psyche-Pop der 60er über streicher-verbrämte Lambchop-Breitwand
bis hin zu Turin Brakesscher Leichtigkeit, dargereicht als homogenes,
nie zu sattes/volles, definitiv verführerisches Schön-Werk.
(Glitterhouse)
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The Chris Stamey Experience: "A Question Of Temperature" (Yep Roc, Jan. 2005) |
Chris Stamey hat in den 80ern zusammen mit Peter Holsapple
bei den legendären, aber (natürlich kommerziell) erfolglosen
dB´s gespielt und auch in Anton Fiers Projekt
Golden Palominos mitgewirkt. Inzwischen hört man eher
was über seine Produzententätigkeit (Whiskeytown,
Caitlin Cary, etc.), als über eigene Veröffentlichungen.
Ich habe das auch alles nicht so genau verfolgt - es gibt einfach
zu viel (gute) Musik und zu viele Neuveröffentlichungen - aber
als ich jetzt mitbekam, dass er auf seiner neuesten CD von Yo La
Tengo begleitet wird musste ich natürlich zugreifen! Und
irgendwie klingt es natürlich nach den dB´s und
nach Hobokens bester Band. Neben einigen Stamey-Originalen (angeblich
Neuaufnahmen von alten Liedern - habe ich aber noch nicht überprüft)
gibt es auch ein paar schöne und SEHR geschmackvolle Coverversionen:
"Politician" von Cream, "Shape Of Things"
von den Yardbirds, "Venus" von Television
und ein Lied von Tift Merritt, die
wie Stamey aus dem Süden der USA stammt und auch schon für
Yep Roc aufgenommen hat.
(10.04.2005)
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... mit einer urgewaltigen Gitarrenorgie startet eines der ungewöhnlichsten,
experimentellsten und mutigsten Alben eines Künstlers, den man zu
kennen glaubt, das ich seit langem gehört habe. Okay, der geniale
Popmeister aus Chapel Hill, North Carolina hat in den vergangenen 27 Jahren
wahrlich so viele unterschiedliche Projekte verwirklicht, dass man bei
ihm immer auf Überraschungen gefasst sein sollte. Seine Vita kennt
jeder an US/Indiestoff Interessierte, ich hatte sie anlässlich des
sensationellen 'Travels In The South'-Comebacks nochmal kurz umrissen
- bekanntlich war das klar meine 2004-Sieger-CD! Die neue Platte ist da
ganz anders, jetzt legt Stamey erst richtig los: Er hat sich keine Geringeren
als Yo La Tengo (für manche die letzte Bastion aufrichtigen Independent
Rocks) geschnappt und mit ihnen und einigen Freunden (Gene Holder, Caitlin
Cary, Keyboard Wizzard Tyson Rogers) in nur 3 Tagen im vergangenen August
13 kapitale Tracks eingespielt: Von der dröhnenden Feedback-Eröffnung
geht's direkt zu den 5 Coverversionen des Albums. Hintereinander hören
wir eine brachiale, brettharte 60s Hommage an die Yardbirds ('Shapes Of
Things'), die subtil verpackte, mit traumhaften Soli gespickte Liebeserklärung
an Television ('Venus'), eine kompromisslos-brutale, Hendrix-wirr gerockte
Fassung von Jack Bruce's 'Politician' (Cream), dann das psychedelisch
in Slow Motion frei nach Rain Parade dräuende 'Plainest Thing', eigentlich
eine Country Pop-Nummer von Tift Merritt's 'Tambourine'-CD! Und eine dynamisch
stampfende, höllisch groovende Studio/Rock/R&B/Jam-Fassung des
60/70er Soul/Jazz-Klassikers 'Compared To What' (Eddie Harris/Les McCann,
Roberta Flack). Wohlgemerkt, hier sind erst gut 20 Minuten rum, mehr als
eine halbe Stunde mit Stamey's eigenem Material kommt noch. Und wie! Zuerst
ein poppiges Remake seiner ersten Single 'Summer Sun' von 1978, wonach
sinnigerweise YLT ihr letztes Album benannt haben. Dann das Instrumental
'Come On', das heftig flower-powerige 'Sleepless Nights', ein Song, in
dem nur diese beiden Worte gesungen werden... Ja, und dann mein definitiver
Album Rock-Killertrack für 2005, 'McCauley Street', ein 10:41 langes
Monument, das nach den ersten beiden Strophen von Ira Kaplan & Stamey
in derart entfesselter Feedback-Manier komplett zerlegt und zersägt
wird wie es Neil Young mit Sonic Youth nicht mörderischer hinkriegen
würde. Tief durchatmen dann für den lauten Boogie Stomper 'Desperate
Man' und sich entspannt freuen beim abschließenden Roots/Novelty/Bluegrass/Rock
Instrumental 'Dr. Strangelove's Assistant Or How I Learned To Stop Worrying
And Love The Marimba' im Teamspiel mit dem Alt.Grass-Quartett Chatham
County Line. Fazit: Die ungebremste, überschäumende Lust dieser
tollen Musiker an solch einer Wahnsinns-Jam Session geht zu 100% auf den
Hörer über - obwohl ich soviel geschrieben habe, ringe ich vor
Begeisterung immer noch nach Worten.
(Glitterhouse)
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Martha Wainwright: "Bloody Mother Fucking Asshole" (Drowned In Sound, Jan. 2005) |
Von Rufus´ kleiner Schwester gibt´s
zwar noch kein volles Album, aber schon mehrere EP´s: dieses
mal sind es 4 Songs zwischen Folk- und Krachgitarre mit gelegentlichen
Bass- und Keyboard-Farbtupfern. Wir können uns schon auf das
für den April angekündigte Vollalbum freuen. Vielen Dank
noch mal an Loudon Wainwright
und Kate McGarrigle als "Produzenten"
von Martha und Rufus.
(12.03.2005)
Mehr ...
Tochter von Kate McGarrigle und Loudon Wainwright, Schwester von Rufus
Wainwright! 2005 soll das erste ganz große Jahr für das mittlerweile
schon 29-jährige Supertalent aus dem berühmten Musikerclan werden.
Eine Gastrolle im derzeitigen Scorsese-Erfolgsfilm 'The Aviator', ein
Vertrag mit Rounder inkl. angekündigter voller CD. Das war nicht
unbedingt zu erwarten nach bislang nur einer Mini-CD aus 99 und manchen
Kurzbeiträgen im Familienrahmen und bei Dan Bern. Zu verquer und
unangepasst erschien die ungewöhnliche Singer/Songwriterin bislang,
weitgehend uninteressiert an ihrer eigenen Karriere, dafür hoch geschätzt
von Kollegen wie z.B. Norah Jones, die den Titelsong ihrer aktuellen 4-Track
Mini-CD 'BMFA' für den stärksten des gesamten Jahres 2004 hält.
In der Tat besticht die Wainwright mit einer Wahnsinnsstimme und einem
hohen Grad an Emotionalität, egal ob auf einer verspielten Ballade,
dem gespenstischen, fast paranoiden Opener oder einem harschen Electric
Indie Rocker à la Kristin Hersh.
(Glitterhouse)
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As the daughter of folk music giants Kate McGarrigle and Loudon Wainwright
III and sister to chamber pop auteur Rufus Wainwright, drama student turned
singer/songwriter Martha Wainwright is no stranger to the business. Bloody
Mother Fucking Asshole -- an image best not taken literally -- is her
first release since 1997's eponymous EP, and if it's any indication of
the soon to be released full-length -- also eponymous -- it heralds the
coming of yet another original voice from one of music's most dependable
gene pools. Wainwright's husky voice has matured into a thing of real
beauty, and her ability to sound both majestic and totally wrecked helps
to humanize each track -- especially the title cut -- without sacrificing
any of the volatile confidence that fuels lines like "Poetry has
no place for a heart's that's a whore." Unlike her showier brother,
her arrangements are simple and stripped down, lending weight to her femme
fatale lyricism and wry introspection. Wainwright is obviously an old
soul -- she cracks like Bonnie Tyler, breezes over notes like Björk
and croons with the kind of weary sensuality that most artist's don't
discover until their golden years -- but her style is just as informed
by contemporaries like PJ Harvey and Cat Power as it is by Patsy Cline,
and when she says jump, the listener's immediate response is "how
high?"
(by James Christopher Monger, All
Music Guide)
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Elvis Costello & The Imposters: "The Clarksdale Sessions" (Lost Highway, Feb. 2005) |
In
Clarksdale, Missisppi, steht ein Bluesmuseum, das einem Schauspieler
gehört, dessen Name mir als Kino-Ignoranten gerade leider nicht
einfällt. Elvis fühlt sich am Nabel der Blues-Welt offensichtlich
sehr wohl und hat mit seinen Imposters dort live in einem Radio-Studio
aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts gespielt. 7 Aufnahmen der
Sessions werden hier im "Delta-Verite"-Stil (Elvis
Ausdruck für einen "losgelösten" Aufnahmestil
frei nach "Cinema Verite"- was immer das auch sein mag)
gebracht. Neben 5 Alternativ-Versionen zu Liedern von "Delivery
Man" wurden noch der Soulklassiker "Dark End Of The
Street" und mit "In Another Room" ein bisher ungehörtes
Costello-Original eingespielt. Man kann sich das Ganze jetzt als wunderschönes
10"-Vinyl oder "nur" als Bonus zur CD-Neuauflage von
"Delivery Man" erstehen.
Blöd für Elvis-Fans, die die CD vom letzten Herbst schon
besitzen, aber keinen Plattenspieler!
(11.02.2005) |
Jack Johnson: "In Between Dreams" (Brushfire, März 2005) |
Ich gestehe: ich habe vor ein paar Tagen TV Total geguckt,
wo Jack Johnson live gespielt hat. Nichts Spektakuläres, aber
doch sehr schön. Zwar ist die CD schon ein paar Wochen auf dem
Markt und wird auch kräftig beworben (sie stand vor einigen Wochen
im CD-Supermarkt strategisch neben den anderen "Newcomern"
Adam Green und Rufus Wainwright), aber
mein Interesse war damals noch nicht geweckt. Da ich sie jetzt aber
schon im 2nd-Hand-Laden stehen sah und der positive Eindruck aus der
TV-Show noch frisch war, habe ich einfach mal einen "Spontankauf"
getätigt, sogar ohne reinzuhören. Ergebnis: eine sehr angenehme
Laidback-Musik, die ich sogleich mit Erfolg als "Einschlafmusik"
genutzt habe (das ist natürlich als Lob gemeint!). Wahrscheinlich
kein Kandidat für die Platte des Jahres - muss aber auch nicht
sein!
(15.05.2005)
Mehr ...
Getreu seinem Motto "Happy zu sein, heute und hier" macht
Jack Johnson Musik mit Verwöhnaroma: Gute Laune und Entspannung sind
auf seinem Album In Between Dreams praktisch vorprogrammiert.
Die Geschichten die das Leben schreibt sind bekanntlich oftmals die interessantesten,
so wie jene von Jack Johnson: Als waschechter Hawaiianer, mit den Wellen
auf Du und Du, entschied er sich jedoch mit Anfang 20 ganz bewusst gegen
eine Karriere als Profi-Surfer, um stattdessen in Kalifornien an einer
Filmschule den Umgang mit der Kamera zu erlernen. Eine gute Entscheidung,
da ihm somit das Publikum heutzutage neben jeder Menge guter Musik auch
einige beeindruckende Surffilme wie The September Sessions und Thicker
than Water zu verdanken hat. Aus praktischen Erwägungen heraus ließ
er hierfür keine aufwändigen Soundtracks komponieren, sondern
griff kurzerhand selbst zur Gitarre.
Es ist besonders schön, wenn sich das Leben manchmal von seiner
gerechten Seite zeigt und jene Dinge honoriert, die aus voller Überzeugung
geschaffen wurden, wie die Musik Jack Johnsons. Langsam, aber stetig fand
sie zunächst in den USA und schließlich weit über die
Grenzen hinaus begeisterte Zuhörer. Mit In Between Dreams hat Jack
Johnson konsequent seinen musikalischen Weg weiterverfolgt. Dabei ist
ihm das Kunststück gelungen, stilistisch voll und ganz an seine beiden
Vorgängeralben anzuknüpfen und zugleich seine musikalische Sprache
weiterzuentwickeln. Noch immer ist der raue Folk-Charakter zu spüren,
jedoch abgemildert durch die sparsame Instrumentierung mit Akkordeon und
Klavier, was der Musik einen ganz eigenen Charme verleiht, -besonders
eindrucksvoll zu hören in dem Song "Belle". Das Jack Johnson
auch die lebhafteren Töne beherrscht, beweist er mit dem humorvollen
Stück "Sitting, Waiting, Wishing". Vielleicht hätten
dem Album mehr lebhafte Tupfer dieser Art nicht geschadet, um die Vielseitigkeit
dieses Songwriters zu betonen und noch mehr Abwechslung zu schaffen. Doch
wer es ausschließlich entspannend und besinnlich mag, dem können
ausdrucksstarke Stücke in der Art von "If I could" und
"Do you remember" durchaus genügen, um den behutsamen Übergang
von der Vergangenheit geliebter Vorgängeralben in die Gegenwart zu
In Between Dreams zu finden. Von Jack Johnson Innovationen zu erwarten,
hieße ihn und seine Musik zu verkennen. Vielmehr liegt seine Stärke
darin, den Zuhörer mit seiner Musik an der persönlichen Glückseligkeit
teilhaben zu lassen, zum Beispiel beim Surfen auf dem Meer, das ebenfalls
sein ewiges Lied singt, ohne jemals langweilig zu werden.
(Andreas Schultz, www.amazon.de)
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Jack Johnson kennt sie wirklich, die perfekte Welle: Schon mit vier Jahren
stand der Hawaiianer erstmals auf dem Surfbrett. Doch statt Profi zu werden,
besuchte er eine Filmschule in Kalifornien und begann, Surf-Dokus zu drehen.
Dass er als Soundtrack seine eigenen spröden Folkpop-Songs auf der
Akustikgitarre einspielte, war eher eine Notlösung. Dann aber hörte
Ben Harper seine Lieder, öffnete ihm Türen - und aus der Notlösung
wurden Platinplatten. Inzwischen steht Jack Johnson in den US-Charts zwischen
Jennifer Lopez und 50 Cent und dreht Videoclips mit Ben Stiller. Erstaunlich,
denn auch auf dem dritten Album "In between Dreams" verewigt
Johnson in autobiografischen Songs die schlichte Lebensphilosophie eines
Surfers. Musikalisch bleibt er jenseits aller Trends und gibt den unaufgeregten
Singer/Songwriter an der Akustikgitarre, der nur Hilfestellung von dezent
groovenden Basslines und - gelegentlich - Piano und Akkordeon zulässt.
Das Geheimnis seines Erfolges scheint einzig und allein in Johnsons Melodien
zu liegen. Denn die sind nicht nur einfach, sondern auch einfach schön.
(Kulturnews)
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Singer/songwriter Jack Johnson writes songs that just feel good. The
simple equation that combines him with an acoustic guitar is warm and
relaxed, a cozy formula that's made him a favorite among American college
crowds. It should be to no surprise that Johnson sticks with what he does
best for his third album, In Between Dreams. Producer Mario Caldato, Jr.
is back again, touching up Johnson's summery backdrop for another playful
set of songs. The genre-blending charm and sweetness that made Brushfire
Fairytales and On and On doesn't change that much, but does it really
have to? Johnson, alongside drummer Adam Topol and bassist Merlo Podlewski,
makes safe records. While there isn't anything wrong with that, taking
a few more risks sonically and lyrically wouldn't work against him. Tender
moments such as "If I Could" and "No Other Way" showcase
a more reserved side on In Between Dreams. Other highlights include the
lullaby-like "Breakdown" and the bossa nova rhythms of "Do
You Remember." Whether he's singing about being in love -- which
he does quite well on "Better Together" and "Banana Pancakes"
-- or reflecting on its hardships, Johnson's laid-back approach is his
biggest strength. In Between Dreams is a bit brighter and more upbeat,
but his song remains the same.
(by MacKenzie Wilson, All
Music Guide)
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John Butler Trio: "Sunrise Over Sea" (Lava, März 2005) |
Der
Australier John Butler spielt im Sitzen alles, was Saiten
hat, möglichst ungewöhnliches Gerät, und vor allem
mit dem Bottleneck, weshalb ein Vergleich mit Ben Harper
gar nicht so abwegig ist. Wegen der Rastalocken und der für
meine Ohren zumindest nach Jamaika klingenden Aussprache und der
politischen Themen in den Texten könnte man auch sagen, dass
es sich um eine Mischung aus Ry Cooder und Bob Marley
handelt (oder eher Peter Tosh und David Lindley?
Letzter hat's ja auch gelegentlich mit dem Reggae!). Ansonsten muss
man sagen: virtuoses Gitarrenspiel, gute Songs und eine klasse Rhythmusgruppe
mit dem E- und A-Bassisten Shannon Birchall und dem Trommler
Michael Barker (Ex-Black
Sorrows). Zum ersten mal wahrgenommen hatte ich die Band im
Frühjahr in einer nächtlichen Rockpalastaufzeichnung aus
der Bonner Harmonie, wo es in letzter Zeit ja nicht wirklich
viel Neues und Spannendes zu hören gab.
Außerdem finde ich auch das Cover sehr schön, das an alte
Jazz und Bluesplatten erinnert: Der passt der platte Programmiererspruch
WYSIWYG ("What You See Is What You Get") doch ganz gut,
denn letztendlich wurde ich über die schöne Aufmachung
aufmerksam. Den Rockpalastauftritt hatte ich schon fast wieder vergessen!
(14.10.2005)
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Dr. Dog: "Easy Beat" (Park The Van, März 2005 * 2008) |
Auch dies ist ein Beispiel für die Renaissance der Schallplatte:
Mein Exemplar ist ein Vinyl-Reissue aus dem Jahr 2008, während
anscheinend drei Jahre zuvor bei der Erstveröffentlichung anscheinend
nur Bedarf für eine CD bestanden hatte.
Dr. Dog stammen aus Philadelphia und spielen ... Rockmusik.
Nicht mehr, nicht weniger. Für gestandene Mainstream-Rock-Fans
einerseits sicherlich zu "indie" und zu "schrammelig",
für puristische Alternative-Fans andererseits wahrscheinlich
zu "normal": deshalb also genau richtig für mich. Mit
ihre Spielfreude und ihre Kreativität erschaffen die fünf
Burschen eine spannende Musik, die zwar weder einzigartig noch neu
ist, an jeder Ecke klingen die späten 60er und früher 70er
durch, aber eben doch (oder gerade deshalb?) begeistern kann.
(11.04.2010)
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Philadelphia's Dr. Dog has turned in a remarkable "official" debut (following a couple of homemade releases) with Easy Beat, filtering classic rock hooks through a D.I.Y. indie rock ethic for an utterly infectious album. Recorded at home on 1/4" eight-track tape (and sounding mostly live), what the album lacks in perfect fidelity it more than makes up for in performance because Easy Beat is simply overflowing with the sheer joy of making music. The occasionally strained vocals and the off-mike shouts and handclaps just let you know that these are real musicians in a room together having a blast. The songs are not just catchy and well-written (to the point of sounding familiar upon first listen), they seem completely effortless and are delivered with the same sort of freshness and enthusiasm as the Beatles' Apple Records rooftop concert. And the Beatles comparisons don't end there: "Say Something" and "Easy Beat" both have a very George Harrison-sounding slide guitar, there is some great use of "Don't Pass Me By"-style slapback echo on the drums ("The World May Never Know"), and the end of "Wake Up" brings to mind the singalong outro to "Hey Jude" (not to mention other passing McCartneyisms). There are also echoes of the Band in the piano and organ work, and the Beach Boys in the vocal harmonies. But the members of Dr. Dog are no mere imitators or postmodern rock reconstructionists. There's a loose swagger to the entire album that suggests a complete lack of pretense along with the feeling that the band is simply doing what comes naturally. They've got a penchant for harmony vocals and complete command of the shoo-wop/doot-doot/doo-wah backing vocal lexicon, in addition to two different-sounding and complementary guitarists (check the dual leads on "Today" or the counterpoint on "Wake Up"). The bass playing is wonderfully melodic and the keyboard playing is great. They've got a good sense of humor as well. Repeated listening reveals tasty little musical details, like the double-tracked piano on "The World May Never Know," or the way the guitarist musically adjusts his pickup selector on "Oh No." How about the way they go from a bouncy little pop tune to a string interlude to an organ-fueled rave-up in the space of about a minute on the same song? The backing vocals are a constant joy, whether it's a perfectly placed "doot-doot" or the way they answer the singer of "Fools Life," ending up with a Talking Heads quote and how that ties in to the next verse. And they've turned in a great batch of songs you'll have trouble getting out of your head to boot. "The Pretender" alone has more great hooks than some bands pack into an entire album. Things take a bit of a turn for the weird through about the middle third of the album, starting with the odd barking guitar and siren-turned-solo on "Easy Beat" and finishing up with the mocking guitars and funny drunken philosophizing of "Fools Life." (Is it a coincidence that the last 30 seconds of "Fool's Life" almost exactly mirror the last 30 seconds of the Mothers' "America Drinks"?) Even so, they still end up a few notches below Ween on the weird scale, and it's only a slight detour. The vast majority of the album is just fresh, vital rock & roll that could have been cut in 1970, but doesn't sound at all dated. Dr. Dog's influences may seem easy to spot, but the band has managed to forge a very personal sound while sounding familiar at the same time. Easy Beat is the kind of album that goes into your player and doesn't come out for a good week or so, and portions of it will make you remember just how great and how fun rock music can be.
(by Sean Westergaard, All Music Guide)
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Kettcar: "Von Spatzen Und Tauben, Dächern Und Händen" (Grand Hotel Van Cleef, März 2005) |
ja,
ja ich weiß! Diese Platte kommt hier ein bisschen spät, aber
wie Euch sicherlich aufgefallen ist, habe ich es nicht so sehr mit
deutschen Texten, weshalb ich diese Band zwar vom Namen her kannte,
aber mich nie dafür interessiert habe. Das hat sich dank der
Hansen Band geändert, bei
der Kettcars Sänger Markus Wiebusch als Gitarrist und
Songschreiber mitwirkt. Wahrscheinlich regen sich jetzt ein paar Spezialisten
auf, aber für mich klingt das alles ein wenig nach Wedding
Present (wegen der Turbo-Schrammelgitarre), die ich auch sehr
mag und von denen es auch was neues in 2005 gab, das ich doch auch
glatt übersehen habe, wie mir gerade auffällt!
(21.01.2006) |
Sam Prekop: "Who's Your New Professor" (Thrill Jockey, März 2005) |
Kurz nach Archer Prewitt veröffentlicht
auch sein ehemaliger Bandkollege von The
Sea & Cake ein Soloalbum. dass man ebenfalls in die etwas
merkwürdig klingende Kategorie "Frickelgitarrenpop"
einordnen könnte. The Sea
& Cake-Spezis wissen, was ich meine. Die Unterschiede zu Prewitt
sind - zumindest auf den ersten Blick- minimal: kein Einsatz des Mellotrons,
eine andere Gewichtung des Gesangs (Sam Prekop war/ist wohl
in erster Linie Sänger und dann erst Gitarrist (auch wenn er
im Gegensatz zu Prewitt ein Gitarreninstrumental
bringt!), während bei jenem die Prioritäten umgekehrt sind)
und des Gitarreneinsatzes (auf "Who´s Your New Professor"
kann man die Gitarren von Prewitt und Prekop genießen!). Erwähnt
werden sollen auch noch die anderen Mitspieler, bei denen es sich
um hochkarätiger Jazzer aus Chicago handelt, die hier ihre eigenwillige
Interpretation von "Rockmusuik" abliefern: Trommler Chad
Taylor, Bassist Josh Abrams und Kornettspieler Rob Mazurek,
alle drei von der mir bisher unbekannt gebliebenen Band Chicago
Underground.
(26.03.2005)
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SAM PREKOP ist der Chefkomponist der Postrockpop-Gruppe THE SEA AND CAKE.
Seit der Veröffentlichung des gleichnamigen Debüt-Soloalbum
1999 hat Sam 2 Alben mit The Sea And Cake sowie eine EP herausgebracht
und sich gleichzeitig auch als Maler und Photograph etabliert. Und nun
meldet er sich sehr eindrucksvoll mit seinem 2.Soloalbum WHO'S YOUR NEW
PROFESSOR zurück, das komplett anders klingt als sein Solo-Debüt
oder das letzte Material von The Sea And Cake. PREKOP benutzt konsequent
ungewöhnliche Gitarrensounds und entfernt sich bewußt von gewöhlichen
Vocal- und Rhythmus-Mustern. Er verzichtete auf brasilianische Einflüsse
und kreierte eher eine außergewöhliche, frisch-fröhliche
Blues-Atmosphäre. Wie vorher, PREKOP komponierte alle Songs in seinem
Chicago Apartment und hat sie dann zusammen mit Josh Abrams (Bass/Town
& Country, Sticks & Stones, The Roots), Archer Prewitt (Gitarre/The
Sea And Cake, Sof' Boy), Chad Taylor (Drums/Chicago Underground, Sticks
& Stones)! und Rob Mazurek (Trompete/Chicago Underground, Isotope
217) in John McEntires Soma Studios aufgenommen. Somit sind 11 großartige
Songs entstanden, die erfrischend unkonventionell sind, denoch aber eine
unglaubliche POP-PERFEKTION ausstrahlen.
(amazon.de)
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Die Begleitung ist auf Whos Your New... die gleiche, nur
O`Rourke ist nicht mehr dabei, vielleicht ist das Album daher noch reduzierter
und ein bisschen weniger verspielt ausgefallen, klingt wie ein Flüstern,
eine Mischung aus dem dritten und schönsten Velvet Underground Album,
dem flirrenden Werk Robert Wyatts und dem späten, federnden Arto
Lindsay, dem Prekop manchmal auch stimmlich nahe kommt.
(Rolling Stone Deutschland, 4 Sterne)
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"A seductive exercise in chill-out cool"
(US-Rolling Stone)
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Thee Silver Mt. Zion Orchestra & Tra-La-La Band: "Horses In The Sky (Constellation, März
2005) |
Lange musste ich auf dieses Album warten, anscheinend das letzte der
Band, das mir in meiner Sammlung noch fehlte. Beim ersten Hören
bin ich sofort begeistert, das könnte vielleicht sogar mein Lieblinxalbum
der Band werden. Schau'n wir mal ...
(15.12.2010)
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By 2005's Horses in the Sky it was undeniable -- Silver Mount Zion, which started out as a sort of companion band to Godspeed You Black Emperor!, had grown out of the shadow of its parent band completely, blossoming into its own beautiful thing. The relationship between the bands though could still serve as the basis for description of where exactly Silver Mt. Zion (or Thee Silver Mount Zion Reveries and Tra-La-La Band with Choir, if you like) ended up. If Godspeed You Black Emperor! painted the world on the brink of some indefinite, soul-crushing apocalypse-type disaster, creating a panorama of the end of time which was profoundly striking and richly detailed yet strangely impersonal, then Silver Mount Zion found themselves on the other side of that same collapse, providing a voice for its human victims -- lost, hurt, confused, and bewildered yet still yearning for some hope and meaning amidst all the rubble. On their previous record, This Is Our Punk-Rock, Thee Rusted Satellites Gather + Sing, the band already took some tentative steps towards abandoning their moody soundscapes in favor of full-fledged songs, and here they pursue the same direction baldly, confidently, and without looking back. Efrim Menuck's quivering, earnest voice is much more a focal point of the band's music than ever before (which, understandably, may be quite a stumbling block for a lot of listeners) yet however an acquired taste his vocals may be, there's a furious conviction in his performance which more than makes up for it.
This determination is shared by the whole band throughout the record. Consider "God Bless our Dead Marines," the opening track, which moves trough a number of twists and turns during its dozen minutes. Starting off slowly with ominous strings and some apocalyptic imagery from Menuck ("They put angels in the electric chairs") it gradually builds into a beautifully ramshackle dirge suggesting a sort of East European carnival orchestra stumbling drunkenly down the hillside in the dark, before shifting gears and transforming into a majestic and beautiful march. The drama builds as Menuck sings about losing friends to various personal catastrophes ("Lost a friend to cocaine, lost a friend to health, lost a friend to suicide, lost a friend to shame, lost a friend to monsters" etc) and then suddenly, with the same earnestness and intensity, he continues "I love my dog, and she loves me, the world is mad, and so are we" -- and soon the song changes yet again, moving to a poignant, piano-led coda, with Menuck and the choir softly repeating the lines "When the world is sick, can anyone be well, but I dreamt we all were beautiful and strong." It's huge, dramatic, darkly funny, and heartbreakingly beautiful -- and it's only the first song of the record.
Though this type of epic songwriting is probably what they're best known for (and what's usually expected of them), it's far from the only mode the band work in on Horses in the Sky. There's a surprising simplicity to many of these tracks. For instance, the title track is a rather straightforward protest song dressed up as an introspective, sad folk tune; for most of its running time it consists of only a voice and an acoustic guitar. During another highlight, the (also) mostly acoustic "Hang On to Each Other," an actual crackling of campfire can be heard, as bandmembers sing "Hang on to each other and any fucking thing you love" in a quietly intense manner suggesting a bunch of close friends mourning over their inevitable separation in the face of impending doom. It's this mixture of urgency and beauty, insistent hope and quiet desperation, epic ambitions and staggering simplicity that elevates Silver Mount Zion beyond any sort of post-rock tagged playground, where they never really belonged to begin with, to a much higher (and much less populated) plane reserved for truly great bands and truly great records. Because with Horses in the Sky, Silver Mount Zion clearly made such a record, and in the process, essentially, became such a band.
(by Sergey Mesenov, All Music Guide)
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Damon & Naomi: "The Earth Is Blue" (20.20.20 Records, April 2005) |
Spät,
aber nicht zu spät entdeckt! Galaxy
500 habe ich zwar immer
gemocht und war auch schon seit längerem im Besitz von zwei frühen
CDs von Damon Krukowski und Naomi Yang, der ehemaligen
Rhythmusgruppe dieser Band ("More
Sad Hits" von 1992 und "The Wondrous World Of Damon
& Naomi" von 1995). Aber erst vor kurzen entdeckte ich, dass
die beiden im Jahr 2002 das Livealbum "Song To The Siren"
(natürlich mit genau diesem Tim-Buckley-Song!) herausgebracht
haben, das ich mir natürlich sofort angeschafft habe.
Und wenn ich dann erst einmal Feuer gefangen habe, dann bin ich gründlich.
Seit wenigen Tagen habe ich auch dieses Album von 2005 zuhause, das
ich vor zwei Jahren offensichtlich vollkommen übersehen hatte
und bin jetzt hellauf begeistert! Wunderschöne, zart dahin gehauchte
Schrammel-Popmusik. Und gerade soll sogar ein neues Album erschienen
sein. Ich bin schon sehr gespannt.
(02.10.2007) |
Kaiser Chiefs: "Employment" (Polydor/b-unique, April 2005) |
Kennengelernt habe ich diese englische Band beim diesjährigen
Haldern-Pop, wo sie eine der Höhepunkte waren. Wunderbare,
zeitlose Rockmusik, die anders als viele der gerade angesagten englischen
Bands nicht so furchtbar nach den 80ern klingt. Das ganze Album ist
voller Pophits in bester britischer Tradition (von den Who
und den Kinks bis hin zu den Clash und Jam) und
hat nur einen Fehler: es kann ein Konzert der Band nicht ersetzen.
(25.12.2005)
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Mit Employment weisen sich die Kaiser Chiefs als die rechtmäßigen
Anwärter auf den Thron des Britpop aus, den vor ihnen Blur und Supergrass
innehatten. Die fünf gern adrett gekleideten Jungs aus dem englischen
Leeds lassen auf spannungsvolle Strophen satte Refrains folgen und treten
überhaupt souverän bis großspurig auf wie die neuen Herren
des Indierock. Kein Zweifel--die Band kennt sich aus in der Geschichte
des Rock und Pop: "Oh My God" und "Every Day I Love You
Less and Less" versprühen verspielten Charme wie einst Madness,
während "You Can Have It All" und das wuchtige "Caroline,
Yes" wie bewusste Anspielungen auf verträumte Brian Wilson-Songs
klingen. Die Texte aus der Feder des Frontmanns Ricky Wilson entspringen
allerdings einem durch und durch englischen Hintergrund, zeugen oft von
Traditionsbewusstsein und wirken stellenweise sogar merkwürdig altmodisch:
"Walking through town is quite scary/It's not very pretty, I tell
thee" ("Wenn man so durch die Stadt geht, kann man richtig Angst
kriegen/Ich sag dir, das ist nicht so schön"), heißt es
in dem hektisch-engagierten "I Predict a Riot", das ein düsteres
Bild vom Leben in der Großstadt zeichnet. Dank solchen liebenswerten
Eigenheiten hebt sich Employment von vielen trendy Indie-Alben ab, und
wenn man einmal davon ausgeht, dass die Chiefs ihre Oasis-mäßige
Großspurigkeit nicht zur ärgerlichen Marotte werden lassen,
dann ist ihr Selbstbewusstsein auch voll und ganz gerechtfertigt.
(Louis Pattison, Amazon.de-Redaktion)
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Endlich erscheint das Kaiser-Chiefs-Debüt auch in Deutschland. Daheim
auf der Insel und auch in den USA sind die fünf jungen Herren aus
Leeds längst gefeierte Superstars. Völlig zu Recht, denn die
Kaiser Chiefs gehören zur Speerspitze der neuen Britpop-Bewegung.
Vor einigen Jahren nannten sie sich noch Parva und eiferten dem damals
angesagten US-Sound à la The Strokes nach. Doch mit der Namensänderung
haben sie sich auf ihre Wurzeln besonnen und zitieren das Beste aus den
letzten Jahrzehnten britischer Popgeschichte. Mäkler können
die Kaiser Chiefs als identitätslose Retroband beschimpfen. Aber
wann bitte gab es ein Album mit derart vielen eingängigen Melodien,
dass jeder Song als Single funktionieren würde? Und dank der simplen
wie intelligenten Alltagsbeobachtungen von Sänger Ricky Wilson muss
man auch die Texte von Indiepophits wie I predict a Riot" nicht
peinlich berührt überhören.
(Kulturnews)
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Inspired by that moment sometime in the late '70s when punk gave birth
to new wave (and looked back to the heyday of '60s mod for inspiration),
the Kaiser Chiefs' debut, Employment, expands on the sharp, sussed sound
of their singles in surprising ways. A look at London life and its discontents,
Employment is a remarkably ambitious debut album that aspires, right down
to its cheeky liner notes and graphics, to be the Parklife or All Mod
Cons of the 2000s. While it doesn't quite reach those heights, it does
have its fair share of memorable songs. Chief among them is the one-two
punch of "Everyday I Love You Less and Less," a tightly wound
"get lost" song that seamlessly mixes the band's punky guitar-bass-drums
attack with synths and drum machines, and their signature single, "I
Predict a Riot," another prime example of the band's barbed, pissed-off
pop. "Saturday Night" is another standout; with its brassy stomp
and lyrics like "watching the boys on their motorbikes/I want to
be like those guys," it's a Quadrophenia-like understanding of what
it is to be lonely in a crowd. On songs like moody-yet-stylish "Modern
Way" and the cheeky, contradictory "Na Na Na Naa," the
Kaiser Chiefs sound so effortlessly "on" that it's something
of a surprise when Employment begins to lose momentum. Despite its pretty
'60s pop melody, "You Can Have It All" drags a bit, while the
vaudeville-tinged "Time Honoured Tradition" and "Born to
Be a Dancer" are too precious and theatrical for their own good.
Although it's not among their best songs musically, and its Beach Boys
piss-take title is a little annoying, "Caroline, Yes" is one
of the Kaiser Chiefs' more interesting bits of songwriting: on the surface,
the narrator is upset because the other guy took Caroline away from him,
but what really gets him is that the other guy is "everything I want
to be in my life." Likewise, Employment ends with "Team Mate,"
a tantalizingly short character sketch that is also the band's best ballad.
The Kaiser Chiefs' ambition is a double-edged sword: it's admirable that
they wanted to branch out in so many directions on their first full-length,
but it might have been a better -- or safer, at least -- move to stick
to the amazing rockers that made their name in the first place. Employment
is an uneven but still very promising debut that suggests that one day
the Kaiser Chiefs will pull off something even more ambitious.
(by Heather Phares, All
Music Guide)
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Kate Rogers: "Seconds" (Grand Central, April 2005) |
Wie
Ihr sicherlich wisst, stehe ich sehr auf Alben mit geschmackvollen,
möglichst obskuren Coverversionen, besonders gerne,
wenn sich gestandene Singer/Songwriter dem Werk ihrer Kollegen annehmen.
Da gab es ja in letzter Zeit die eine oder andere Perle zu entdecken
(in 2004 waren das u. a. Alben von Paul
Weller, k.d. lang und Kathryn
Williams). über Kate Rogers und ihr Album "Seconds"
weiß ich leider kaum etwas: eigentlich nur, dass sie auch auf mehreren
anderen Alben des Grand Central-Labels singt und dass das eigentlich
ein Hip-Hop-Label sein soll (oder Trip Hop?). Genaueres weiß man(n)
aber nicht. Deshalb hier die Anregung lieber über das Instrumentarium
(fast durchgängig akustisch: viel Gitarre und Kontrabass) und
die Liedauswahl: u.a. "Big Mouth Strikes Again" von den
Schmidts aus Manchester, "Here Comes Your Man" von
den Pixies und "Broken Arrow" von Neil Young
(noch aus Buffalo Springfield-Zeiten
und garantiert nicht die typische Neil Young-Nummer zum Covern!),
aber auch neuere Sachen außerhalb meiner sonstigen Wahrnehmung (z.B.
von den Foo Fighters und Green Day)
(18.09.2005) |
The House Of Love: "Days Run Away" (V2, April 2005) |
Ein überraschendes Comeback! Sänger/Gitarrist/Songschreiber
Guy Chadwick versucht es nach mehr als 10 Jahren noch mal
mit seiner Gitarrenpopcombo, die zwar völlig unspektakulär
daherkommt, aber mir wohl gerade deswegen so gut gefällt: meist
nur 2 Gitarren, Bass und Schlagzeug ohne jeden Firlefanz, aber voller
großartiger Melodien. Vielen von Euch wird die Band nichts sagen,
denn der einzige echte Hit "Shine On" ist inzwischen ja
sogar schon 20 Jahre alt. Und so richtig viel Rummel wie bei den
Smith (an die hier das Coverartwork erinnert!), Oasis
oder Blur gab es ja auch damals schon nicht, trotz mittelprächtiger
Plattenverkäufe. Ich frage mich bloß, wer sich heutzutage solch
"zeitlose Rockmusik" anhören wird. Die Libertines
sind da für die Medien sicherlich interessanter...
(29.05.2005)
Besonders erwähnenswert nach wiederholtem Hören ist übrigenz
die vorzügliche Gitarrenarbeit von Terry Bickers auf
der Platte. Wer mich kennt, weiß das ich für Gitarrendudler
im allgemeinen nichts übrig habe, aber hier wird kraftvoll,
phantasievoll und immer songdienlich mit einem WUNDERBAREN GITARRENSOUND
musiziert!
(28.07.2005)
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Die erste Single "Shine On" war und ist ein Klassiker. 1987
auf Creation veröffentlicht wurde es "Single Of The Week"
im New Musical Express und avancierte schnell zu einem Clubhit, der noch
immer in guten "Indietanzschuppen" zu hören ist. Inzwischen
sind 18 Jahre ins Land gegangen das Label gibt es nicht mehr, die
band aber kehrt mit einem neuen Album zurück!Insgesamt vier Singles
und ein Album haben House Of Love auf Creation veröffentlicht, bevor
sie 1989 einen Majordeal bei Fontana unterschrieben - hinzu kommt noch
ein auf Rough Trade Deutschland veröffentlichtes Album. Neben dem
erwähnten "Shine On" ist "Christine" eine der
wahrscheinlich besten Indiepopsingles der 1980er Jahre.1986 gründeten
sich The House Of Love: Terry Blickers (Gitarre), Pete Evans (Drums),
Guy Chadwick (Vocals, Gitarre) und Christian Groothuizen (Bass) bildeten
das klassische Gitarrenrockband-Line Up. Hinzu kam bis zur letzten Single
"Destroy The Heart" die Deutsche Andrea Heukamp, die vor allem
mit ihrer wunderschönen Stimme die Lieder maßgeblich prägte.
Dies wird besonders bei "Shine On" deutlich, denn die wohl bekanntere
(da kommerziell wesentlich erfolgreicher - UK Top20) Version des Klassikers
ist die Re-Recording für Fontana 1990. Trotz hervorragender Singles
- zu den bereits erwähnten kommt noch "Real Animal" von
1987 - war The House Of Love zunächst nur der Insiderstatus vergönnt.
Danny Kelly, einer der ersten Journalisten, die auf House Of Love aufmerksam
wurden, beschrieb "Shine On" als "a shiny momentous beast"
und "simple awesome". Man darf nicht vergessen, dass es alternative
Musik Ende der 1980er Jahre in den britischen (von den deutschen ganz
zu schweigen) Medien, vor allem dem Fernsehen und dem Radio, besonders
schwer hatten. 1988 erschien dann das Debutalbum, schlicht nach der Band
betitelt. In fast jedem europäischen Land verkaufte sich das Album
brillant und peakte auf Nummer 1 der meisten Independentchart. Die letzte
Creation-Single ! "Destroy The Heart" - ebenfalls inzwischen
ein Klassiker - schaffte sogar den Sprung in die UK-Verkaufschart. Besonders
nett ist, dass Alan McGee, seines Zeichens Gründer von Creation Records
die Linernotes zur Compilation verfasst hat.Nach ihrem Wechsel zu Fontana
haben House Of Love bis zu ihrem Split 1993 noch eine Reihe sehr guter
Alben, allen voran das Schmetterling-Album von 1990 ("House Of Love")!
(www.amazon.de)
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Hach, sie sind wieder da die klassische britische Indie-Gitarren-Band
der späten Achtziger, damals im so typischen Creation Records-Sound,
leicht 60s-psychedelisch, mit diesen lässig hingejangleten Gitarren
und den unverschämt eingängigen Melodien man denke nur
an das unsterbliche Shine On, ziemlich genau in der Schnittmenge
aus den Smiths, Felt, The Church und Echo & The Bunnymen. Satte zehn
Jahre nach dem letzten Lebenszeichen melden sich The House Of Love
übrigens bis auf einen neuen Bassisten in Original-Besetzung
nun mit einem nagelneuen Album zurück. Das setzt gar nicht mal so
sehr auf den beliebten Zeitmaschinen-Effekt, sondern klingt ganz einfach
zeitlos nach britischem Indie-Pop mit flockigen Gitarren und klassischen
Melodien. Guy Chadwick hat auch heute noch dieses coole Etwas in der Stimme,
und Hitverdächtiges haben The House Of Love auch heute noch im Programm:
zum Beispiel den luftigen Country-Shuffle Already Gone oder
Gotta Be That Way mit ganz feinen Harmony Vocals, fast schon
ein würdiger Shine On-Nachfolger. Ein gelungenes und
völlig unpeinliches Comeback.
(Glitterhouse)
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I Am Kloot: "Gods And Monsters" (Echo, April 2005) |
Dieses Gitarrentrio aus Manchester hatte mich vergangenen Sommer in
Haldern so sehr begeistert, dass ich mir schnell die ersten beiden
Alben zulegt hatte: "Natural History"
von 2001 und "I Am Kloot"
von 2003 sind voller wunderbarer Hits. "Gods And Monsters"
wurde deshalb von mir auch schon seit Wochen freudig erwartet und
natürlich sofort bestellt. Hits wie "Favorite Sky"
und "3 Feet Tall" habe ich zwar beim ersten Hören noch
nicht ausmachen können - aber gute Platten wachsen ja bekanntlich
langsamer. Und außerdem gibt´s also Bonus zur limitierten Erstauflage
eine DVD mit einem Livekonzert von 2003 aus Manchester mit allen meinen
Lieblinxsonx, 3 Videoclips (von denen ich kaum glaube, dass sie bei
MTV rotiert sind) und einem Interview, bei dem sich der Sänger/Gitarrist
John Bramwell auch nicht so stieselig angestellt hat, wie beim
Haldern-Interview. Der Mann kann also doch lachen.
(10.04.2005)
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Gods And Monsters, das dritte Album von I Am Kloot, verweigert sich erneut
dem Zeitgeist. Ob Retro, Revival oder Singer/Songwriter: keine Kategorie
greift. Der Band aus Manchester mit dem unerklärlichen Namen, der
nichts mit dem nordwestdeutschen Klootscheten zu tun hat, laufen deshalb
auch die Fans nicht die Türen ein. Was vielleicht an den sehr intelligenten
Texten liegt, vielleicht auch daran, dass große Gesten nicht das
Ding von I Am Kloot sind. Dafür schreiben sie große Pop-Songs,
die selbst in Momenten instrumentaler Zurückhaltung sehr kraftvoll
klingen. Und Zurückhaltung ist das Konzept von Gods And Monsters.
Obwohl der Gruppe um Sänger und Songschreiber John Bramwell so viele
Instrumente wie nie im Studio zur Verfügung standen, haben sie so
wenige wie nie gleichzeitig verwendet, nämlich vier. Wo viel weggelassen
wird, entsehen Räume. Diese wollte Bramwell, um seinen Geschichten
mit ihren existentiellen Fragen und Schicksalen mehr in den Fokus zu rücken.
Klar ist seine Stimme, transparent die sorgfältigen Arrangements,
bezaubernd die Melodien. Geprägt werden die dreizehn Songs, von denen
keiner abfällt, von akustischen Passagen und einer ein wenig nach
Jahrmarkt klingenden Wurlitzer "Funmaker" Orgel. Geprägt
werden sie auch von sehr unterschiedlichen Stimmungen und stilistischen
Verschiebungen. Hier gibt es mal ein paar Stranglers-Zitate, da geht die
Reise in den französischen Chanson, dann fließt ein bisschen
Jazz ein, wechselt das Metronom laufend die Schlagzahl, macht sich dezent
Funkyness breit oder steht ein Piano ganz alleine da - und doch tragen
sie alle diesen markanten I Am Kloot-Stempel. Der wird auch in vielen
Jahren noch nicht verblichen sein.
(Sven Niechziol, www.amazon.de)
Kurzbeschreibung
I Am Kloot machen da weiter, wo sie aufgehört haben und verzücken
ein zweites Mal mit dunkeldichten Melodiewundern der Extraklasse. Mit
ihrem dritten Album Gods And Monsters machen I AM KLOOT unmissverständlich
klar, wohin ihr Weg führt: geradewegs in den Gitarren-Pop-Olymp.
Gegründet wurde die Band 1999 von dem Ausnahme-Songwriter JOHN BRAMWELL
(Gitarre, Gesang), PETE JOBSON (Bass) und Drummer ANDY HARGREAVES. Seitdem
verfeinert das britische Trio Schritt für Schritt die Rezeptur seiner
melancholischen, von betörenden Melodien durchzogenen Songs. Nahmen
I AM KLOOT ihr letztes Album noch in einer Kirche, auf einem Achtspurgerät
oder im eigenen Wohnzimmer auf, so gingen sie diesmal mit dem Produzenten
JOE ROBINSON (u.a. BADLY DRAWN BOY) nach Stockport ins Moolah Rouge Studio.
Mehr Instrumente als gewöhnlich haben I AM KLOOT auf Gods And
Monsters verwendet, und doch nie mehr als vier gleichzeitig zum
Einsatz gebracht. Bramwell: Wir wollten den Songs Luft lassen, denn:
Space is power! Anstatt darüber zu sprechen, was wir noch alles in
die Songs packen können, haben wir diesmal häufiger darüber
diskutiert, was weggelassen werden kann. So erhalten auch die Texte mit
ihren für mich wichtigen Inhalten wie Schicksale, Liebe oder Verkommenheit
mehr Bedeutung. Das Ergebnis dieser Arbeitsweise sind 13 ausdrucksstarke
und leidenschaftliche Songs. Eine Spur rauer und spröder sind sie
geworden. Das Album beginnt mit dem finsteren No Direction Home.
Es folgt der Stranglers-like Titeltrack, der von einer alten Wurlitzer-Funmaker-Orgel
geprägt wird. An Ordinary Girl, das von Mord, Hexerei
und Rache erzählt, würde in einen Film Noir passen. Der akustische
Pop-Song The Stars Look Familiar lebt von einer klimpernden
Gitarre, Astray ist eine karg arrangierte Ballade, durch die
der Geist von Nick Drake weht. Während Sand And Glue
kantig rockt, ist das frankophile Stück Avenue Of Hope
von Edith Piaf beeinflusst.
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Okkervil River: "Black Sheep Boy" (Jagjaguwar, April 2005) |
Nicht mehr ganz neu, aber gerade eben erst entdeckt: die Band stammt
aus Austin/Texas und spielt eine eigenwillige countryfizierte Rockmusik,
die stark von der Stimme und den Songs ihres Chefs Will Sheff
(ja, schon gut - ein blöder Wortwitz) lebt. Als Einstieg habe
ich dieses Album aus dem Jahre 2005 gewählt, das nach der einzigen
Coverversion (natürlich von Tim
Hardin) benannt ist.
(22.03.2008)
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Latente Country-Roots und großes Songwriting aus Austin, Texas, charismatisch gesungen und diesmal auch im Breitwandformat mit reichlich Gastmusikern inszeniert. Mastermind Will Sheff (den man vielleicht auch noch von den vorzüglichen Shearwater kennt) bezieht sich auch gleich auf die ganz großen Namen wie Scott Walker, Lou Reed, Big Star und Leonard Cohen, warum auch nicht. Diese Leute bleiben aber eher als Inspirationsquelle im Hintergrund, ihr Geist durchweht das Album aber schon ein wenig. Die vielen Gastmusiker und üppigen Instrumentierungen (Streicher, Bläser, Vibraphon, Wurlitzer Piano, Pump Organ) erinnern dagegen an die epische Breite von Lambchop, auch wenn Okkervil River insgesamt doch etwas gradliniger zu Werke gehen. Die ursprünglichen Roots im Americana-Folk weichen zunehmend den introvertierten Song-Miniaturen von Sheff, die manchmal in leicht surreal-daddelnder Weise instrumentiert werden. Bevor es aber zu verschroben wird, zeigt die Band auch ihre rockende Seite, die sowohl nach gutgelaunt-sonnigen frühen REM oder Pavement klingen kann („Black“), als auch an zeitgenössische Bands wie Bright Eyes erinnert. Will Sheffs Songs sind abwechslungsreich und stilistisch vielseitig, manche wirken erst nach mehrfachen Hören, andere Treffen mit ihren elegant geschwungenen, gerne auch dramatischen Melodiebögen auf Anhieb ins Schwarze. Sentimentale Balladen mit Mandolinen und Mariachi-Trompeten („A King And A Queen“) treffen auf introvertierte Lovesongs mit Honkytonk-Piano im flockigen Country-Shuffle-Beat, aber auch auf ganz und gar zeitlose, völlig unprätentiöse Beat-Nummern, die direkt an britische Vorbilder a la Beatles oder Oasis denken lassen. Der elegische Achtminüter „So Come Back, I Am Waiting“ klingt dann sogar wie eine Kreuzung aus Coldplay und Jason Molina. Das ist insgesamt zwar schon ein arg breites stilistisches Spektrum, dennoch wirkt das Album nicht zerrissen oder allzu ausgeklügelt, was dann schon ein ziemliches Kunststück ist.
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)
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Okkervil River continue to break the glass between messy nerves and orchestrated elegance on their fourth full-length, Black Sheep Boy, titled after the lovely song penned by Tim Hardin with which the band opens the record. However, their take on the song feels a bit rushed and uneventful, which knocks the tender breath from the lyrics and presents a clumsy start. Opening the record this way is the singular yet major complaint of the album, ironically pushing "Black Sheep Boy," the intended centerpiece, to the outskirts of the album's overall feel. Thankfully, the song spans only a short minute, so when "For Real" gently slips into motion, then cracks with a surprise beating of guitar stabs, that's when the confident dynamics Okkervil River established on their fine 2003 album, Down the River of Golden Dreams, break free. This confidence never wanes through the remainder of the album; it is here that the bandmembers sound like they are emotionally attached to the material and here that the album should've begun. Black Sheep Boy's mix of warm strings with Wurlitzer, barroom piano, horns, and vibes effectively creates a spatial and moody balance to the electric guitar attacks and roomy drums. With these songs, clear desperation creeps through and gives the impression that the band could've fallen to pieces at any moment — but somehow held it all together — and the catalyst of the whole passage is Will Sheff's thick, spitting voice pleading with the cascading dissonance and majesty of the arrangements. Tracks like "In a Radio Song," a song similar to the moody explorations of Saturday Looks Good to Me's precursory group, Flashpapr, are where these arrangements take the foreground, but equally effective are the forward, uptempo tracks that are less expansive, such as the super-hooky "The Latest Toughs," with its compressed falsetto singsong backing vocals, and the bouncy screaming "Black." Save the title track, Okkervil River continue to deliver the quality of Down the River of Golden Dreams, and though sonic evolution is barely existent from that recording, perhaps it doesn't need to be; certainly Sheff's songwriting still floats above that of his peers.
(Gregory McIntosh, All Music Guide)
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John Prine: "Fair & Square" (Oh Boy, April 2005) |
Vielleicht ein bisschen zu spät für diese Seite, aber ich
habe die Platte erst Anfang diesen Jahres gekauft und trotz der sofort
erkennbaren Qualität es irgendwie verpasst, sie Euch "zeitnah
näher zu bringen" - aber was soll´s? Sie läuft
eben gerade mal wieder im CD-ROM meines Rechners, während ich
über technischen Statistiken brüte, und jetzt soll nicht
länger gewartet werden!
Die Aufnahmen klingen zeitlos und lässig, vielleicht wirken sie
etwas "altbacken" (manche Melodien ähneln einander
doch sehr und die Sologitarre hat teilweise diesen vordergründig
virtuosen, ich nenne es mal vorsichtig "Nashville-Mark Knopfler-Sound",
den ich eigentlich überhaupt nicht mag, der aber vermutlich Chet
Atkins geschuldet ist, den ich aber im Original kaum kenne), aber
welcher Singer/Songwriter seiner Generation macht immer noch so gute
Platten mit NEUEN Liedern, die zwar nicht mehr die "Relevanz"
haben wie das Frühwerk, aber immer noch einfach GUT sind? Auf
dieser Seite findet Ihr Kris Kristofferson, aber
schon Jackson Browne ist nur durch eine
- zugegebenermaßen tolle - Live-CD mit ALTEN Songs vertreten!
(30.03.2006)
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10 Jahre ist es mittlerweile her, dass der große John Prine ein
Studioalbum mit neuen eigenen Songs veröffentlicht hat: 'Lost Dogs
And Mixed Blessings' hieß das Werk und es gehörte nicht mal
zu seinen stärksten Momenten in seiner langen Karriere seit Anfang
der 70er. Danach gab es eine Live-CD, eine Duett-CD mit Fremdtiteln und
zuletzt in 2000 das starke Album 'Souvenirs', auf dem er seine bekanntesten/beliebtesten
Songs mit entschlackten Arrangements neu einspielte. In den letzten Jahren
war es eine schwere Krebserkrankung, die sein Leben radikal veränderte.
Nach Operationen im Kehl- und Nackenbereich ist es ein Wunder, dass er
- 58-jährig - wieder so fit geworden ist, um aufzutreten und solche
großartigen Platten zu machen wie 'Fair & Square'. Und das mit
einer (fast) neuen Stimme, die deutlich tiefer klingt und endlich der
entspricht, die er sich schon früher gewünscht hatte. Krebs
also als Wende zum Besseren - Prine-Humor. Der natürlich immer wieder
in den Texten durchscheint, wenngleich die Themen Liebe (Frau & Kinder)
und Vergangenheitsreflektion inkl. Krankheit diesmal dominieren, aber
auch ein Anti-Bush-Statement, quasi ein Protestsong, an zentraler Stelle
steht: 'Some Humans Ain't Human' - Prine-Zynismus. Musikalisch gibt's
eine feine Palette von meist semiakustischen Balladen gespickt mit Memphis-style
Midtempo-Rockern und Nashville Countrysongs Marke "days gone by".
Die beiden Covertitel stammen von Blaze Foley und der Carter Family. Feat.
Jason Wilber, Shawn Camp, Pat McLaughlin, Dan Dugmore, Jerry Douglas,
Dave Jacques, Alison Krauss, Dan Tyminski, Mindy Smith.
(Glitterhouse)
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Never an artist known to push himself harder than necessary, 2005's Fair
and Square was John Prine's first album in five years, and his first set
dominated by new material since 1995's Lost Dogs and Mixed Blessings (a
live album, a set of covers and a collection of new recordings of older
material helped fill the gap). Of course, Prine had a fair amount to occupy
him during that decade between new albums, most notably a bout with cancer
in 1999, and while by all accounts Prine beat the disease with proper
treatment, the man on Fair and Square seems a good bit less scrappy and
more contemplative than the guy who cut Prine's most memorable material.
The lyric sheet for Fair and Square reads like classic John Prine, with
plenty of sly regular-guy wit and pithy observations on the state of life
("Crazy as a Loon"), love ("She Is My Everything")
and the world around us ("Some Humans Ain't Human" and "My
Darlin' Hometown"), but the spare, simple production (by Prine and
engineer Gary Paczosa) and the rueful tone of Prine's vocals suggest a
man who is just a bit weary, though that seems to be not a matter of health
as much as advancing maturity and the world around him (with "Some
Humans Ain't Human" explicitly addressing the War in Iraq amidst
other recent failures of compassion). It's significant that the disc's
"bonus tracks" are easily the most upbeat -- the funny henpecked
husband's tale of "Other Side Of Town" and "Safety Joe,"
a witty warning about the dangers of too much caution. There's plenty
of fine music on Fair and Square (Jerry Douglas and Alison Krauss are
among the stellar pickers on-board) and there still isn't anyone who writes
quite like John Prine, but for the most part this album is an unusually
spare and subdued effort from an artist who usually can't help but crack
a smile; with any luck he'll be feeling a bit more hopeful next time out,
though this is still great music for a quiet afternoon.
(by Mark Deming , All
Music Guide)
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"The Wingdale Community Singers" (Plain Recordings, April 2005) |
Dieses Trio aus Brooklyn/New York habe ich neulich bei Youtube
entdeckt, als ich im Rahmen meiner Recherche für die Return
To Sender-Seite mal nachschauen wollte, was denn aus der Sängerin
und Songschreiberin Hannah Marcus geworden ist, von der dort
ja erstmalig zu hören war. Bei den Wingdale Community Singers
arbeitet sie mit dem bekannten Gitarristen David Grubbs (seit
den 80ern in zahlreichen Bands, u. a. bei Squirrel Bait und
dem Duo Gastr Del Sol, inzwischen Assistenz-Professor am Brooklyn-College!)
und dem Schriftsteller und "Hobby-Musiker" Rick Moody
zusammen.
Die jeweiligen Schwerpunkte ergeben sich aus ihren Stärken: Hannah
Markus ist vor allem die Leadsängerin, Rick Moody für die meisten
Texte verantwortlich, David Grubbs ist der "Musiker" unter
den Dreien.
Zu hören gibt es schönen, unspektakulären und doch kantigen Folkrock
mit viel Gitarre und ohne allzu viel Rhythmus (gelegentlich mit Ex-Pere
Ubu Tony Maimone am Kontrabass und Tontechniker Joel
Hamilton am Schlagzeug).
(16.06.2009)
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Comprised of guitarist David Grubbs (Gastr del Sol), singer/songwriter Hannah Marcus (she recorded her solo debut, Desert Farmers, with members of Godspeed You Black Emperor!), and lauded writer/vocalist/lyricist Rick Moody (Purple America, The Ice Storm), Brooklyn, NY's Wingdale Community Singers blend urban imagery and Americana into a highly literate fusion of melodic folk with atmospheric precision. Their self-titled Plain Records debut arrived in April of 2005.
(by James Christopher Monger, All Music Guide)
The members of the Wingdale Community Singers make for an incongruous group so it’s not surprising that their self-titled debut is an odd and often incongruous album. Avant-rock giant David Grubbs, known for his work in Gastr del Sol, Bastro, Squirrel Bait and the Red Krayola, is the musical anchor of the group. The primary vocalist is Hannah Marcus, whose 2004 solo album Desert Farmers was recorded with members of God Speed You Black Emperor! Rounding out the trio is Rick Moody, who shares vocal duties and wrote the majority of the lyrics. Moody is best known not as a musician but as the best-selling author of the novels The Ice Storm and Purple America.
The thread that binds the three is that they are residents of Brooklyn and Wingdale Community Singers is an attempt to meld the traditional music of the American countryside with the urban milieu of their borough. This attempt to bring folksiness to New York City is ambitious, if not always successful.
The album opens with the haunting “Dog in Winter,” a slow duet between Marcus and Moody sung over a Grubbs’ sparse, atmospheric guitar playing. The song, which had been about a dog running through the mountains, is marred halfway through as one of the album’s many lyrical clunkers comes out of nowhere: “Kid at a porn site/He’s gonna have a look.” This juxtaposition of idyllic and gritty imagery introduces a central thematic device of the album, but it also introduces one of its major flaws. While David Grubbs’ playing is uniformly good (and occasionally much better than that) and Marcus is able to beautifully evoke pain, loneliness and yearning in her singing, Moody’s contributions are spotty at best. He sounds uncomfortable as a singer and his lyrics are too often awkward and cutesy.
“Fishnet Stockings,” about a transvestite, is an ill-advised attempt at comedy that comes off sounding like a lame Velvet Underground homage. “Holy Virgin Star” begins as beautiful hymn with Marcus’ lilting voice accompanied by a simple piano melody, only to be ruined by an inappropriate spoken-word section where Moody tries his best John Cale impression (which is not very good). Another flat moment is “Give It a Kiss” in which Grubbs’ gorgeous guitar work is wasted on painfully trite lyrics. “Rat on the Tracks” could be from a Johnny Cash novelty record that the Man in Black (mercifully) never made.
That said, there are some sublime moments that make Wingdale Community Singers worth a listen. The album’s high-point is “Bigger Ocean,” written by Hannah Marcus. Over Grubbs’ restrained guitar-work, her voice is the epitome of fragility and mournfulness. “Dirty Little Dog” is Grubbs’ finest moment, featuring a beautiful acoustic guitar melody that is gradually drowned-out by an incendiary electric guitar solo. Moody seems more on his game in “Pawn Shop Fire,” and—with the exception of one terrible verse—“Bitter Angel” is a touching song in which New York City is aptly described as a “duct tape city of dreams.” The album closing “Indira’s Lost and Found” features Moody as the primary vocalist, and this time his awkwardness comes off as sincerity and simplicity. If only it happened more often.
(blogcritics.org/music/article/cd-review-wingdale-community-singers)
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The Go-Betweens: "Live In London" (tag, Mai 2005) |
Am 27. Juni des vergangenen Jahres, kurz vor Beginn der Aufnahmen zu
"Oceans Apart", gab
es im Londoner Barbican-Theater ein ganz besonderes Go-Betweens-Konzert:
Im ersten Set griff Grant McLennan noch mal wie in der Frühphase
der Band zum Bass, um mit Robert Forster und dem aktuellen
Trommler Glen Thompson in Triobesetzung (d.h. ohne die aktuelle
Bassistin Adele Pickvance und natürlich auch ohne Lindy
Morrison) vor allem sehr altes Songmaterial zu spielen, u.a.
die alten Single-Tracks "Karen" und "People Say"
von 1978/79. Nach einer kurzen Pause kamen ein Streichquartett und
ein Oboenspieler hinzu, sodass auch die Geigen von "Liberty
Belle & The Black Diamond Express" (besonders schön
auf "Wrong Road") und die von so manchem Fan schmerzlich
vermissten Oboenmelodien von Amanda Brown (von "Tallulah"
und "16 Lovers Lane")
live zu hören sind. Einmal sitzt Robert Forster sogar
am Klavier (auf der obskuren Maxisingle-B-Seite "When People
Are Dead" von 1987).
Wer jetzt neugierig geworden ist, den muss ich leider etwas enttäuschen,
denn diese Doppel-CD ist ohne Vertriebsdeal nur auf dem bandeigenen
tag-Label erschienen und deshalb nicht im Fachhandel erhältlich,
auch nicht bei Time-Live oder QVC oder so, sondern nur bei den Shows
der Band: z.B. vor 2 Wochen in der Kulturfabrik in Krefeld.
Da gab's dann zwar keine Geigen und keine Oboe zu hören, aber
es war natürlich trotzdem ein wunderschönes Konzert! Die
Band hat ja schließlich mit "Oceans Apart"
ein richtig gutes neues Album abgeliefert - und weiß das auch: vor
2 Jahren in Köln, zur Veröffentlichung von "Bright
Yellow Bright Orange", war dieses Selbstbewusstsein (keine
Arroganz!) noch nicht so klar zu spüren, obwohl selbstverständlich
(!) auch das eine klasse Show war. Immerhin konnten sie unseren
W4L-Bassisten Johannes und seine
Freundin Heike, welche die Band bislang gar nicht kannten, davon
überzeugen, auch diesesmal in Krefeld mit dabei zu sein.
(16.06.2005)
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Hal: "Hal" (Rough Trade, Mai 2005) |
Letzten Sommer in Haldern habe ich die Junx wohl aus Unwissenheit
noch ausgelassen, als sie dort schon am frühen Nachmittag aufgespielt
haben. Wenn ich mir diesen wunderbaren Pop des Debütalbums jetzt
aber anhöre, so kann ich das nur bedauern! übrigenz erinnern
mich die irische Band, nicht zuletzt wegen der hohen Stimme des Sängers,
an die legendären Pavlov's Dog
oder - etwas aktueller - an das englische Duo Turin
Brakes! Erinnerungen an die Frühsiebziger-Beach-Boys
sind auch da (á la "Sunflower").
Zu dem Todd Rundgren-Vergleich in mehreren Rezensionen kann
ich nichts sagen, weil ich von Mr. Rundgren eigentlich nichts kenne.
Vielleicht haben die Leute aber auch nur voneinander abgeschrieben.
(31.07.2005)
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Feines Debütalbum von drei Burschen aus Dublin, erschienen beim
immer verlässlichen Rough Trade-Label. Die hier spielen leicht versponnenen
bis barocken Pop, ganz klar in den 70er Jahren verwurzelt: Westcoast,
Carol King, Todd Rundgren, die fast immer harmony-style gesungenen Vocals
erinnern an ELO, aber auch an zeitgenössische Bands wie Turin Brakes.
Die Melodien zeugen von klassischer Beatles-Schule, und mit My Eyes
Are Sore gibt es auch eine butterweiche Brian Wilson-Extravaganza
zu hören. Arrangiert ist das Ganze recht üppig, mit Orgeln,
Bläsern und Streichern, anstelle handelsüblicher Gitarrensoli
bekommt man bei HAL Trompeten- und Posaunen-Linien geboten. Das Album
ist trotz der schwelgerischen Instrumentierung von eher leichtem Charakter
und wirkt insgesamt auch erstaunlich soulig, weshalb ich an dieser Stelle
gleich noch mal auf Turin Brakes verweisen will. Produziert hat Ian Stanley,
der schon für Lloyd Cole, Tori Amos und Tears For Fears gearbeitet
hat. Ein ebenso unaufgeregtes wie schönes Sommeralbum.
(Glitterhouse)
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Anflüge von Warmherzigkeit, Romantik und Zuversicht
integrieren sie mit Verve in einen Sound, der am amerikanischen Westcoast-Flair
der späten 60er orientiert ist. Sicher: man hat schon des Öfteren
Musik mit Parallelen zu Brian Wilson oder Buffalo Springfield gehört.
In Kombination mit einem an Frankie Valli angelehnten Falsettgesang klingt
sie hier aber originell und reizvoll. (TIP Berlin) |
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Hal are destined to be compared to the Thrills: both groups are from
Ireland; both are purveyors of ultra-hooky, dramatic vocal harmony-drenched
tunes with a West Coat slant; and both are very, very good. Once you get
past the surface comparisons, though, there are enough differences to
reduce the similarities to a happy coincidence. Hal certainly aren't ripping
off the Thrills; there is far too much exuberance and excitement on their
debut album for them to be written off as mere imitators. They lack the
pretension and arch concept of the Thrills; they also have more emotional
depth and a more relaxed feel. Besides, they just might be better anyway.
The first two songs give the Thrills and just about anyone else a serious
run: "What a Lovely Dance" is a chiming mini-epic that encompasses
walls of guitars, humming synthesizers and organs, lyrics about lost mittens
and messed-up hair, spiraling falsetto harmonies, and a totally alive
sound that feels like you have your fingers knuckle deep in a light socket,
and the Edwyn Collins-produced "Play the Hits" is a star-spangled
blast of sunshine and manic energy that is hard to listen to without picturing
Hal racing around like the Monkees on the beach as brothers Dave and Paul
Allen croon and careen through wall of bells, maracas, and Motown guitars.
The rest of the record is no real letdown either, as the Allens' vocals
are a constant treat and the group proves itself equally adept at laid-back
ballads that utilize subtle string arrangements (the aching "Keep
Love As Your Golden Rule," "I Sat Down"); gentle, summery
rockers ("Don't Come Running," the falsetto-drenched "Fools
By Your Side"); and even arena-friendly soft rock ballads (the weighty
"Worry About the Wind," which shows bands like Coldplay that
you can be serious and deep without being boring). Echoes of the Beatles,
Harry Nilsson, the Beach Boys, and Phil Spector are everywhere, and while
those aren't exactly unique or even very interesting reference points
in 2005, Hal again go beyond imitation and use their influences as a good
band should, as guides and not blueprints. Hal really sound like another
in the long line of melodic bands from the British Isles that has been
dazzling music fans since the late '90s -- think Super Furry Animals,
Gorky's Zygotic Mynci, and (again, in case you forgot) the Thrills. Add
some American groups like Mercury Rev at their poppiest and a choir-less
Polyphonic Spree, or Canadians like the Heavy Blinkers, and if that list
sounds like your record collection, you shouldn't think twice about adding
Hal. They'll be stuck in your CD player for weeks, guaranteed.
(by Tim Sendra, All
Music Guide)
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Maria McKee: "Peddlin' Dreams" (Cooking Vinyl/Viewfinder, Mai 2005) |
Die Dame ist schon seit den Lone
Justice-Tagen in den 80ern eine meiner allerliebsten Sängerinnen
und hat mir vor ungefähr 10 Jahren im Kölner Luxor
auch zu einem meiner schönsten Konzerterlebnisse verholfen. Wobei
ich zugeben muss, dass die Tatsache, dass ich nur wenige Meter vor
ihr im Publikum gestanden habe, sehr zu diesem Eindruck beigetragen
hat. Leider gibt es viel zu wenige Platten von ihr und die letzten
beiden Alben hinterließen leider keinen besonderen Eindruck bei mir.
Aber jetzt stimmt wieder alles und ich bin verzückt. Wobei ich
zugeben muss, dass die Tatsache, dass ich das CD-Booklet mit ihrem
Bild beim Hören in den Händen halte, sehr zu diesem Eindruck
beigetragen hat (ich glaube, ich wiederhole mich!).
Ach ja - die Musik: sie lebt wie immer von dieser einzigartigen Stimme,
wobei die musikalische Umsetzung dieses mal etwas schlichter ausgefallen
ist als sonst: meist nur E- und A-Gitarren, Piano und Bass, ab und
zu Schlagzeug, Lapsteel und Keyboards. Also nichts Besonderes, aber
es tut der ganzen Sache sehr gut.
Unter den eigenen Songs hat sich beim ersten Hören zwar noch
kein Ohrwurm herauskristallisiert, was aber sicherlich noch passieren
wird. Am Ende der CD gibt es dann noch zwei sehr unterschiedliche
Coverversionen (ihr wisst: ich liebe Coverversionen!): Neil Youngs
"Barstool Blues" vom Zuma-Album,
nur mit spärlichen und kraftvollen Pianoakkorden von Frau McKee
selbst begleitet und eine alte Soulnummer "(You Don´t Know)
How Glad I Am", die ich bislang nur von Delaney & Bonnie
& Friends kannte.
(01.06.2005)
Mehr ...
Es gibt Stimmen, die sind so einzigartig, dass man sie nicht
vergleichen kann. Bei Maria braucht man nicht nach Vergleichsgrößen
zu suchen (es verbietet sich fast), zu einzig ist diese kraftvolle, immer
berührende, ebenso verletzlich scheinende wie mitreissend jubilierende,
von Reife und Gefühlstiefe kündende Stimme. Ungewohnt ist die
Gelassenheit, die die 12 neuen Songs ausstrahlen, die natürlich, rauhe
Note, die Produzent Jim Akin (auch: Bässe, Gitarren, Lap Steel, Keyboards,
Gesang), den Aufnahmen verlieh. Das Quartett um den Fixstern Maria (Gitarren,
Klavier und Gesang) spielt mit lässiger instrumentaler Meisterschaft
und klingt, als habe man es beim gemeinsamen Musizieren in der Scheune unbemerkt
mitgeschnitten, das Schlagzeug immer dezent-locker hallend, die Gitarre
mehr als einmal genussvoll-gelassen verzerrt. Auch das Klavier klingt naturbelassen
nah am Ohr in einer der beiden Cover-Versionen des Albums, Barstool Blues
von Neil Young.
Zwischen diesem bewegenden Balladen-Alleingang und der mitreissenden
Hymne People In The Way spielt sich die Bandbreite der Peddlin Dreams
ab, alles geprägt von einer gelassenen Reife und Ruhe, die nur Zurücklehnen
und Geniessen zulässt - Geniessen eines erwachsenen, abgeklärten,
bodenständigen, von einer einzigartigen Stimme vergoldeten Americana-Soul-Roots-Rock-Albums,
das nachhaltig wirkt.
(Glitterhouse)
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Genau kann es vermutlich keiner erklären, worin die
Faszination des Morbiden besteht. Egal: Wir haben ihr einige der schönsten
Songs der Popgeschichte zu verdanken. Je leidvoller die Story, desto hingebungsvoller
der Künstler, umso schöner der Song. Eine Gleichung, die auch
für Maria McKee gilt, auch wenn man ihrer selbstbewussten, an Aimee
Mann und frühe Joni Mitchell erinnernde Stimme den desperaten Tiefgang
zunächst nicht anhört. Erst viel später bemerken wir, wie
viel Mitgefühl hinter ihrer scheinbaren Unberührtheit verborgen
liegt. Allein am Klavier intoniert sie Neil Youngs Verliererhymne "Barstool
Blues" - und alle emotionalen Dämme brechen. (Kulturnews) |
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Live erleben kann man Maria McKee am 12.Juni 2005 im Knust in Hamburg!
Maria McKee ist nicht unbedingt dafür bekannt, schnell ein Album
nach dem anderen zuveröffentlichen. Oft lagen etliche Jahre
zwischen Life Is Sweet und High Dive (2003) gar
etwas mehr als 6 Jahre! zwischen ihren Veröffentlichungen,
denn McKee ist Perfektionistin. Umso erstaunlicher, dass Peddlin
Dreams nun schon zwei Jahre nach dem letzten Studio-Werk erscheint,
ein Umstand, der dem Wunsch der Sängerin nach mehr Spontanität
und mehr Kontakt zu ihren Fans geschuldet ist. Deshalb hat die Ex-Lone
Justice-Frontfrau bei den Aufnahmen zum neuen Album auch mehr Kontrolle
als zuvor an ihren Ehemann und Produzenten Jim Akin abgegeben, aus dessen
Feder auch einige der Songs stammen. Die beiden stellten Gefühl über
Handwerk und spielten in relativ kurzer Zeit sämtliche Stücke
ein. We just went in and did it, sagen sie, und den Fans dürfte
das sehr recht sein, denn dadurch verkürzt sich für sie nicht
nur die Wartezeit auf neues Material, sondern es wird auch noch mehr Gewicht
als bisher auf die einzigartige Stimme McKees gelegt, die die USA TODAY
als one of the strongest and most versatile voices in pop music
lobte.
(amazon.de)
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Peddlin' Dreams is Maria McKee's fifth studio outing since 1989. Since
leaving Lone Justice in 1988, she has consistently frustrated her fans'
expectations, not only for her infrequent recordings, but also for her
restless muse that has taken her from pop (Maria McKee) to roots Americana
and R&B (You Gotta Sin to Get Saved), squalling art rock (Life Is
Sweet) and textured neo- psychedelia (High Dive). There was a live album
issued in 2004 as well, but for the most part, McKee has stubbornly followed
her own path for the past 16 years. While her label touts Peddlin' Dreams
as a return to rootsy American rock and folk styles, and as the album
that logistically follows You Gotta Sin. Simply put; this isn't true.
This is not a look back but a further look in. It's true that acoustic
guitars permeate this mix by producer, engineer and multi-instrumentalist
Jim Akin, and the songs walk the folk-rock border, but they are the frame
for the rich, labyrinthine, multidimensional songs here. McKee wrote or
co-wrote nine of the album's 12 tracks. Using folk, country and rock backdrops,
McKee's songs offer stories of the broken, the lost, the wider-eyed and
the hopeless. There's the confessional longing of the protagonist in "Season
of the Fair" where memory, evoked by emptiness and rejection, wraps
itself in the warm embrace of strummed, unplugged six-strings and lets
itself fall framed by an organ, a lone electric guitar punching through
the refrain, and the singer's voice, trying hard to hold what is not only
fleeting but weighted in unrelenting pain. The loose, slippery country-rock
of "Sullen Sou," alternates between the balance of guitars and
just behind the beat drums as the singer lets the depth of her emotion
flow in images from her mouth like raw honey. The cover of Neil Young's
"Barstool Blues," is faithful, shambolic, and drunken. But McKee's
delivery carries an emotional weight that Young's never did. This isn't
reverie; it's misery. "The Horse Life" is a waltz, layered in
staggered guitars and pedal steels, where yearning and fantasy crisscross
with fleeting hope, and shimmering poetry with poignancy and elegance.
Peddlin' Dreams is a melancholy record to be sure, but it's moving, utterly
beautiful and carefully, artfully wrought. It is the work of a masterful
songwriter whose senses of time, place and character are impeccable.
(by Thom Jurek, All
Music Guide)
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Smog: "A River Ain't Too Much In Love" (Domino/Drag City, Mai 2005) |
Bereits im Frühjahr erschienen, aber erst jetzt gehört:
Bill Callahan ist nach Austin umgezogen und spielt jetzt noch
ruhiger als vorher auf seinen zahllosen Platten (von denen ich die
wenigsten kenne). Außerdem heißt sein Projekt jetzt "Smog"
und nicht "(Smog)", was ich aber nicht verstehen muss oder
interpretieren möchte.
Zur Orientierung: der Mann galt als Großmeister des Homerecordings
und klingt ein wenig wie eine Kreuzung aus Bonnie
"Prince" Billie (Will Oldhams spröde Songs)
und Lambchop (Kurt Wagners Stimme). Eine schöne, sehr
ruhige Platte. So was kann ich im Moment sehr gut hören.
(17.12.2005)
Mehr ...
Mit stoischer Bariton-Stimme und kaum viel mehr sprechsingt sich das 1-Mann Unternehmen Smog hier durch 10 Songs und 50 Minuten Musik. Daneben steht die recht virtuos gespielte Akustikgitarre, die so direkt und klar tönt, als säße Smog Bill Callahan im gleichen Raum mit dem Hörer. Mal sägt eine Violine kurz durch den Song, kurz tupft ein Piano vorbei und einigen Songs verpasst Dirty Three Drummer Jim White eine Dynamik, die man fast Rock nennen möchte.
Aufgenommen wurde das Album in Willie Nelson’s Pedernales Studio, das diesen klaren, erdigen Sound wahrscheinlich eingebaut hat. Und auf Callahan, der mittlerweile in Austin, Texas, lebt, scheint die texanische Storyteller-Tradition auch schon abgefärbt zu haben. Nicht das er das nicht auch schon vorher konnte, aber diese tragikomischen Geschichten hier haben eine Altersweisheit und eine Schwere, die fast an das erste American Album von Johnny Cash erinnern. Oder den frühen Leonard Cohen am Lagerfeuer.
(Glitterhouse)
Smog's Bill Callahan goes back to the root on A River Ain't Too Much to Love, his first full-length offering in two years. While it's true that his name is nearly synonymous with lo-fi, in recent years Callahan has experimented with different -- albeit simple -- production techniques such as on Dongs of Sevotion and Rain on Lens. Supper, issued in 2003, was more direct, both sonically and personally, and that tack is followed here, though the framework is even sparser. On this, his 12th album, Callahan journeyed south from Chicago to Willie Nelson's Pedernales recording studio in Spicewood, TX. Accompanied by the Dirty Three's Jim White once more holding down the drum chair, and Connie Lovatt on bass and backing vocals, Callahan evokes the ethos and poetry of spooky American folk and country music without ever actually playing them in his own tomes, using mainly waltzes to frame them. Americana this ain't. Callahan has the ability to write first-person narrative songs that cannily juxtapose an evocative physcal landscape that metaphorically refernces deep emotional states; he uses it to great effect here. The skeletal "Say Valley Maker" equates the loss of and longing for love with a river's ability to both fertilize and strip bare the floor of a valley. Callahan's acoustic guitar plays a pair of repetitive figures, graced by an unidentified shimmering sound just above the threshold of silence, graced by White's restrained, rudimentary beat. "Rock Bottom Riser" is a song of resurrection, and again, it's a waltz. In the first verse, a nylon-stringed guitar hypnotically plays the changes in plectrum style, as White uses brushes to shift time while underscoring it, making the tune seem to float. The singer speaks with gratitude to the memory of an absent lover. As Joanna Newsom's piano underscores and fills the melody, Callahan's character finds a transformed sense of self in rising from his loss. It's slippery, lilting pace and restrained vocal create a tension that frames the tune's poignancy. The true nod to roots tradition here is also the album's centerpiece. His version of "In the Pines" is reverent without feeling staid, hampered by its place in history. A delicate, reedy, meandering tempo adorned in a simple guitar line and drums unpacks the melody, and Callahan's delivery is the seed of memory as it comes up from the ether, urging the singer to tell the whole story while keeping his composure. Travis Weller's edgy fiddle exposes the crack in the tale, however, and the grain of Callahan's voice walks the line between reverie and regret. A River Ain't Too Much to Love is a subdued, plaintive collection of songs that accompany silence; they encourage reflection without guile and unveil themselves without a hint of studied artifice.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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Turin Brakes: "Jackinabox" (Mai 2005) |
Dieses britische Duo stand bislang eigentlich nicht auf meiner Rechnung,
warum auch immer. Dieses mal bin ich aber dabei und muss feststellen,
dass die beiden hier eine sehr überzeugende Arbeit abgeliefert
haben. Ich nenne das jetzt mal "Singer/Songwriter-Pop (fast)
ohne Grenzen", mit vielen Zutaten, die ich schätze (Akustikgitarren,
alte Analogsynthesizer, etc.) und einer besonderen Gesangsstimme,
die man entweder lieben oder hassen muss (siehe auch Hal
und natürlich Pavlov's Dog).
Eine meiner wenigen Berührungspunkte mit dem aktuellen Geschehen
in der (englischen) Popmusik.
(31.07.2005) |
Loudon Wainwright III: "Here Come The Choppers" (Evangeline, Mai 2005) |
Loudon W. der Dritte (im Begleittext auch nur kurz und liebevoll "Third"
genannt) liefert uns das dritte tolle Wainwright-Album des Jahres
(der Kalauer musste jetzt sein!). Begleitet nur von den Allerbesten
der Branche (Gitarrist Bill Frisell, Steeler Greg Leisz,
Bassist David Piltch und unser aller Lieblinxdrummer Jim
Keltner) liefert er auch eines der besten LW3-Alben der letzten
Jahre ab. Ich muss allerdinx zugeben, dass ich seit ungefähr
10 Jahre seine Arbeit nicht mehr ganz so intensiv verfolgt habe. Zuerst
gab's letztes Jahr das tolle Konzert in Duisburg (bereits mit Frisell
und Leisz!), dann der kommerzielle Erfolg von Sohn Rufus
- jetzt war ich natürlich wieder etwas neugieriger und muss sagen:
Rufus ist schon ziemlich klasse, aber Papa Loudon ist doch noch eher
mein Fall: mehr Folk/Singer/Songwriter und weniger Operette. Also
einen ganzen Tacken "normaler". Vielleicht werde ich ja
auch nur alt... Wenn nur nicht das für meinen Geschmack unpassende
Cover wäre. Aber wie schon gesagt: ich werde wohl allmählich
zu alt...
(11.06.2005)
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Iconoclastic singer/songwriter Loudon Wainwright III has taken about
all he's going to from the Los Angeles Police Department and their helicopter
surveillance program that haunts the urban skies. Here Come the Choppers
is another collection of witty, acerbic tunes about ancestry, death, the
perverse state of the nation and its culture, love and loss, and of course
the whirring birds of the L.A. night skies. Wainwright is accompanied
here by guitarist Bill Frisell, bassist David Piltch, drummer Jim Keltner,
and pedal and lap steel master Greg Leisz, who also plays mandolin and
electric guitar on the set. This is the same band that played with Frisell
on his stellar Good Dog, Happy Man album. But don't expect much of the
pastoral, open sky mellowness with Wainwright up-front. True, the proceedings
may be low-key in places, but they are always poignant, and often funny.
However, the most rewarding song on the disc is an elegy to the late Mr.
Rodgers called "Hank and Fred." It's a moving tribute to the
man and his "neighborhood" and places him in his proper place
in the American cultural sphere, juxtaposing the day he died with a trip
to Hank Williams' grave. It may read perversely, but the song is a gem,
and one of the finest Wainwright has ever written. Here Come the Choppers
may not win the songwriter many new fans, but because of its consistency
and terminal uniqueness, it will certainly keep his fan base coming back
for more.
(by Thom Jurek, All
Music Guide)
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John Hiatt: "Master Of Disaster" (New West, Juni 2005) |
Auf das Album musste ich ein bisschen warten, aber es hat sich gelohnt:
es liegt nach meinem Geschmack sogar über dem gewohnt hohen Qualitätsstandard,
den alle Hiatt-Alben der letzen Jahre (Jahrzehnte?) hatten. Dieses
mal ohne seine Stammband (die Goners mit Sonny Landreth), aber
mit der kompletten Dickinson Familie aus Memphis, samt deren
Anhang (Vater Jim als Produzent und gelegentlicher Keyboarder
und die Söhne Luther und Cody an Gitarre bzw. Schlagzeug.
Am Bass die Memphis-Legende David Hood, der wohl schon so ziemlich
überall gespielt hat, zuletzt auch bei Frank
Black.
Ach ja - meine erste Sack-CD, oder wie das heißt. Wahrscheinlich wegen
dem Cover im sackleinenfarbenen Design. Oder so.
(01.08.2005)
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John Hiatt has often wavered back and forth between his instincts as
a rocker and a more measured singer/songwriter bent, and after the rowdy
guitar-fueled blues-rock of 2003's Beneath This Gruff Exterior, it should
come as no great surprise that Hiatt toned things down a bit for his next
album, 2005's Master of Disaster. Produced by Jim Dickinson, with his
sons Luther Dickinson and Cody Dickinson (from the North Mississippi Allstars)
on guitar and drums, Master of Disaster is rooted in loosely tight Memphis
groove, but while Hiatt sounds soulful as all get out (as per usual) on
this set, the lingering mood is often downbeat and introspective. The
title cut is a stinging meditation on the role of addiction in a musician's
life, "Love's Not Where We Left It" and "Ain't Never Goin'
Back" are as lean and unsentimental as songs about love can get,
and even his ode to the wonders of the Ford Thunderbird finds room for
some pithy recollections about one man's bitter relationship with his
father. Still, Hiatt does find some room for comic relief in his meditation
on cold weather, "Wintertime Blues," he has fun with his crotchety
old man tale "Old School," and the raspy grain that has worked
its way into his voice suits both the singer and his songs just fine,
giving the performances a welcome warmth and humanity. Master of Disaster
packs too much good and greasy East Memphis vibe to qualify as "mellow,"
even when Hiatt is searching the depths of his soul, and his material
strikes a comfortable balance between his more confessional work and his
impulsive rock & roll, allowing him to have it both ways for a change.
(by Mark Deming, All
Music Guide)
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Robyn Hitchcock: "Spooked" (Proper, Juni 2005) |
Erst
spät entdeckt: bereits vor zwei Jahren erschien diese Kooperation
des ehemaligen Sängers der Soft
Boys mit Gillian Welch und David Rawling. Meist
akustisch und immer spärlich instrumentiert. Wenn neben Akustikgitarren
und E-Piano mal wirklich Bass und Schlagzeug benötigt werden
erledigt das Gillian Welch meist selber, die ja bereits auf
ihrem letzten Album "Soul
Journey" trommelte. Als Gast kommt bei zwei Liedern Bassist
Joey Spampinato von den legendären NRBQ
zum Einsatz.
(12.08.2007)
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Sometime after the release of 2003's sparse and slightly chilly Luxor,
Robyn Hitchcock attended his first Gillian Welch show. Impressed by the
duo's rootsy adherence to the organic two guitars, two voices
he approached the longtime fans Hitchcock unknowingly signed David
Rawlings' guitar at a Boston in-store in 1989 and exchanged digits.
The unlikely partnership came to fruition at Nashville's Woodland Studios
a few months later, and in just six days the lovely, intimate, and typically
eccentric Spooked was born. Produced by Rawlings and culled from hours
of off-the-cuff originals, Dylan songs, and general weirdness, Spooked
harks back to his mercurial I Often Dream of Trains period. References
to fungus and food abound, but wrapped in the wooly blankets of Rawlings'
signature picking and Welch's winsome harmonies, they take on a fireplace
warmth that renders them amiably nostalgic rather than blatantly surreal.
On the dew-soaked opener, "Television," Rawlings lays down a
beautiful descending lead that wouldn't have sounded out of place on the
duo's debut, and its juxtaposition with Hitchcock's "bing a bon a
bing bong" vocal entrance is jarring, but when the three of them
come together mid-song to harmonize, the results are quietly majestic.
Much of the record revisits musically at least Hitchcock's
colorful past. "Everybody Needs Love," with its breathy urgency
and electric sitar, sounds like something off of Element of Light, and
the lurching "Creeped Out" featuring Welch on drums
could have been the B-side to 1985's "Brenda's Iron Sledge."
This is Hitchcock's most rewarding and creative endeavor since 1993's
Egyptian-led Respect, and the fact that Rawlings and Welch are there as
eager tools to flesh out his English netherworld makes the fellowship
feel even more collaborative. It's a testament to both camps' willingness
to try anything hearing Welch and Rawlings repeating "crackle,
crackle, pop" beneath Hitchcock's spoken word sales pitch to extraterrestrials
looking to vacation on Earth is a pretty good example that ultimately
succeeds in making Spooked the left-field gem that it is.
(by James Christopher Monger, All
Music Guide)
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Ida: "Heart Like A River" (Polyvinyl, Juni 2005) |
Erst kürzlich habe ich die New Yorker Band Ida für mich entdeckt.
Ich war so angetan von diesem feinen, unspektakulären und doch so
ungewöhnlichen "Wohlklang", dass ich mich natürlich noch
weiter mit dem Backkatalog der Band beschäftigt habe. Und weil mir
auf der "My Dark EP"
vor allem die Liveversion vom "Late Blues" so besonders
gut gefallen hat, habe ich mir als erstes dieses Studioalbum mit der
Nummer besorgt. "Heart Like A River" finde ich jetzt sogar
noch besser als die "My
Dark EP" und "Lovers
Prayers", das neue Album von 2008. Da gibt es jetzt
noch viel zu entdecken!
(11.12.2008)
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The Posies: "Every Kind Of Light" (Rykodisc, Juni 2005) |
Eine Wiedervereinigung der angenehmen Art! Vor ungefähr 10 Jahren
war die aus Seattle stammende Band um die beiden Sänger, Gitarristen
und Songschreiber Ken Stringfellow und Jon Auer inmitten
des "Grunge" für die Abteilung "Gitarrenpop"
zuständig und hatte etwa mit "Frosting
On The Beater" ein ganz vorzügliches Alben abgeliefert.
Dann wurde es etwas ruhiger um die Band, man verdiente sich sein Geld
u. a. als Tourmusiker für R.E.M. oder machte Soloalben (von denen
ich allerdinx keines kenne). Auer und Stringfellow unterstützten
sogar Alex Chilton und Jody Stephens bei deren Rückkehr
als Big Star: von 1993 gibt
es ein schönes Livealbum. Mitte (Ende?) der 90er war dann auch
mit den Posies Schluss. Jetzt haben sich die beiden alten Köpfe
der Band mit einer neuen Rhythmusgruppe zur Weiterarbeit unter dem
alten Namen entschlossen und dabei dieses schöne Album zustande
gebracht. Und in wenigen Tagen soll es sogar das
erste Studioalbum von Big Star seit ca. 30 Jahren geben! Ich bin
schon ganz gespannt...
(03.10.2005)
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Endlich! Das erste und langersehnte neue Posies Album. Nach dem Split
der Band im Jahre 1998 verfolgten KEN STRINGFELLOW und JON AUER zunächst
ihre Solo-Karrieren. Stringfellow gehörte zum Live-Aufgebot von REM,
wiederbelebte - gemeinsam mit Auer - die kultigen BIG STAR und veröffentlichte
mit 'Soft Commands' ein von der Kritik hochgelobtes Solo-Album. Neben
Stringfellow und Auer gehören noch Bassist Matt Harris (ex-Oranger,
ex-Overwhelming Colorfast). Drummer Darius Minwalla tourte mit Preston
School of Industry, Super De-luxe, Harvey Danger und Jim Carroll. Every
Kind Of Light' ist kraftvolles Posies-Album und wurde in nur zwei Wochen
komplett im Studio erarbeitet. Man hört dem Album die ungeschliffene
und rauhe Spielweise an. Wie immer liefern die Posies tolle Melodien sowie
intelligent und vielschichtig arrangierte Songs. Indie-Rock/Pop vom feinsten.
Das Comeback des Jahres.
(amazon)
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Seattle zu Beginn der 90er: Jedem, der eine Gitarre verprügeln kann,
winkt ein Plattenvertrag und kommerzieller Erfolg in Übersee. Die
Powerpop-Helden The Posies aber musizieren unbekümmert von Grunge
und Hype vor sich hin. Mit der gleichen Gelassenheit legen Ken Stringfellow
und Jon Auer fünf Jahre nach dem vorläufigen Ende ihrer Band
ein neues Album vor. Darauf findet sich entspannte, zeitlose Musik, die
nach Biertrinken auf College-Parkplätzen und nächtlichen Autofahrten
klingt. Ab und zu wird noch gerockt, auf "I finally found a Jungle
I like" sogar die Hammondorgel ausgepackt. Doch sonst gilt die Devise:
weniger Power, mehr Pop! Sparsam arrangierte Indie-Perlen glänzen
mit schönen Melodien und lakonischen Texten: "I'm hiding here
again from the January snow / and the bottles on the wall tell me there's
1993 ago". Und 93 war kein schlechtes Jahr.
(Kulturnews)
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The Posies sure have a funny idea about breaking up -- though they supposedly
called it quits in 1999, the band has been playing reunion shows and releasing
albums of archival material on a fairly regular basis since, and 2005's
Every Kind of Light is their first full-blown studio effort since 1998's
alleged swan song, Success. With founders, songwriters, and general frontal
lobes Jon Auer and Ken Stringfellow joined by Matt Harris and Darius Minwalla,
Every Kind of Light seems to pick up where Success left off, finding the
band in a low-key frame of mind on most of the songs, though the rootsy
accents of that album have been abandoned in favor of a stripped-down
variation on the baroque pop of Dear 23. (And if you were hoping for some
of the guitar firepower of Frosting on the Beater and Amazing Disgrace,
there is a taste of that on "I Finally Found a Jungle I Like"
and "All in a Day's Work," though the more measured tempos certainly
dominate the album.) The new lineup of the band sounds as accomplished
as ever, and the production (with Auer and Stringfellow credited as the
Ineptunes) gives the material clean and well-arranged settings. Auer and
Stringfellow's political concerns also rise to the surface here, explicitly
on "Sweethearts of Rodeo Drive" and "It's Great to Be Here
Again" and implicitly on "That Don't Fly" and "Could
He Treat You Better," all of which deal with their mixed feelings
about life in America in the wake of George W. Bush and the War in Iraq.
But for all the care that obviously went into Every Kind of Light and
the firm sense of purpose in its political subtext, the album in toto
rings a bit hollow -- it never hits as hard as it ought to, and there's
simply too much dead air in the album's long mid-tempo stretches. It's
nice to have the Posies back in the studio again, but Every Kind of Light
isn't the triumphant return fans might have hoped for.
(by Mark Deming, All
Music Guide)
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Patricia Vonne: "Guitars & Castanets" (CoraZong, Juni 2005) |
Ich
muss gestehen, dass mir Mrs. Vonne vor dem Konzert im Weseler JZ Karo
am vergangenen Samstag völlig unbekannt war. Auch das im Programmheft
abgebildete Plattencover hatte mich nicht wirklich neugierig gemacht.
Hingegangen bin ich zum Konzert schlich und einfach, weil sonst nichts
los war und ich mich bislang immer darauf verlassen konnte, dass mein
guter Freund Mathias Schüller bei der Auswahl der Bands
geschmacklich immer auf der richtigen Seite war. Was ich dann zu sehen
und hören bekam, war dann eine überraschung der besonderes
angenehmen Art, denn bei Mrs. Vonne aus Austin, Texas, handelt es
sich um eine ganz wunderbare Sängerin, Songschreiberin und äußert
attraktive junge Dame, die mit einer der größten Portionen Charme,
die der kleine Konzertsaal in Wesel je gesehen hat, die Herzen aller
anwesenden im Sturm erobert hat.
Die Musik ist eine Schnittmenge ihres musikalischen Erziehung im Grenzgebiet
Mexico/USA mit erdigem Rootsrock á la Steve Earle, punkigen
Elementen (sie mag vor allem die Cruzados und soll auch mal
bei Tito & Tarantula mitgemacht haben), also GUITARS
auf der einen Seite, aber auch mexikanischer Folklore und spanischem
Flamenco auf der anderen Seite: eben CASTANETS. Die sie selber
im Konzert übrigenz ganz meisterlich spielte. Als dort dann sogar
eine Flamenconummer im Reggaerhythmus gespielt wurde und es mir TROTZDEM
GUT GEFIEL, dacht ich kurz, dass ich vielleicht nur völlig becirct
war von der gewinnenden Art der Dame - aber NEIN: das Lied kam völlig
selbstverständlich daher und war einfach gut!
(19.11.2005) |
Danny George Wilson: "The Famous Mad Mile" (Fargo, Juni 2005) |
über das Internet haben sich bei mir in letzter Zeit so einige
Kontakte entwickelt, wo man sich musikalisch austauscht, wobei auch
ich dann immer wieder auf neue Sachen gebracht werde, die ich sonst
möglicherweise nie kennen gelernt hätte. So brachte mich
Heino Walter z.B. auf den in Australien geborenen, aber in
England lebenden (und aufgewachsenen?) Sänger und Gitarristen
Danny Wilson, der hier sein akustisches Debüt vorlegt, aber ansonsten
in der mir ebenfalls unbekannten (in England aber doch wohl populären)
Band Grand Drive singt.
Ich behaupte mal: eines der besten akustischen Singer/Songwriteralben
seit langem! Mit tollen Männlein/Weiblein-Gesangsduetten in der
Tradition von Gram und Emmylou (es singt die mir bisher
ebenfalls unbekannte Amerikanerin Jess Klein). Produziert und
aufgenommen "over four Saturdays in June/July 2003" vom
Multiinstrumentalisten Simon Alpin, der ansonsten bei der amerikanischen
Band Willard Grant Conspiracy
Gitarre spielt (und den ich deshalb wahrscheinlich im vergangenen
Jahr im JZ Wesel auch schon live gesehen habe!), der aber scheinbar
Engländer ist. Oder was auch immer.
(31.07.2005)
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2005er Solo-Debut des einen Grand Drive-Bruders. Schon beim ersten Hören
fühlte ich mich weit zurück in bessere Zeiten versetzt, und
bei jedem Hören festigt sich das tröstliche Gefühl, dass
es das Reine und Gute in der Musik doch noch gibt. Denn nicht nur sind
die 9 von akustischer Saiten-Arbeit geprägten Wilson-Originale von
einer derart zeitlosen Qualität, dass die Melodien vom ersten Kennenlernen
an so wohlvertraut sind, wie sonst nur wenige seit Jahren ans Herz gewachsene
Lieblinge, sie werden auch in einer ebenso zeitlosen, wundervollen Art
dargereicht, dass man es auch beim wiederholten Hören immer noch
nicht wirklich fassen kann. Es sind nicht nur die naturbelassenen Arrangements
aus akustischer Gitarre, Kontrabass, Banjo, Geige, die so wohlig vertraut
klingen, sondern vor allem das Stimmen-Duett von Danny George Wilson und
Jess Klein, das die schönsten Erinnerungen weckt. Klingen schon Arrangements
und auch die Songs wie für Neil Youngs Comes A Time aufgenommen,
so erfüllt Jess voll und ganz die Nicolette Larson-Rolle, begleitet
Dannys eher schneidende Stimme mit lieblicher Weichheit (auch der
Gedanke an Emmylou an der Seite von Bob will mir nicht aus dem Kopf).
Und um das Mass noch voller zu machen, wird der Comes A Time-Atmosphäre
durch das schwebende Geigenspiel von Josh Hillman noch eine weite Willard
Grantsche Ebene hinzugefügt. War ich Anfangs noch ungläubig
staunend, bin ich mir jetzt sicher, dass wir da etwas ganz Großes
vor uns haben. (Glitterhouse)
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Frank Black: "Honeycomb" (Juli 2005) |
Der Pixies-Sänger ging nach Nashville um dort (fast) eine
Country-Platte zu machen! Als alter Fan habe ich da natürlich
wieder reingehört, während ich mit dem wüsten Punkrock,
den er in den letten Jahren mit den Catholics veröffentlicht
hat, leider nichts anfangen konnte und es von den Pixies selber seit
der Wiedervereinigung "nur" eine Live-DVD, aber kein neues
Material gibt.
"Honeycomb" ist "klassisch-nashville" live im
Studio eingespielt und hat allen Beteiligten offenbar viel Spaß gemacht
(mit dabei u.a. Steve Cropper, Reggie Young und Buddy
Miller an den Gitarren!!!) und ist eine extrem lässige Angelegenheit.
Von den neuen Liedern ist beim ersten Hören zwar kein Hit vom
Kaliber der alten Pixies-Kracher auszumachen, aber mit "Dark
End Of The Street" gibt's einen schönen Soul-Klassiker in
einer Neuaufnahme.
(31.07.2005)
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Frank Black verhehlt nicht, dass die Reunion der Pixies neben einem hohen
Spaßfaktor auch kommerzielle Gründe hatte. Befreit von finanziellem
Druck kann der kugelrunde Mann nun seine Solo-Karriere angehen, und das
ist Honeycomb jede Sekunde anzuhören. Entspannt und rockfrei wie
selten klingt es ohne die Catholics, die in den Better Songs & Garden
Studios von Dan Penn in Nashville / Tennessee durch exquisite Musiker
ersetzt wurden. Produzent Jon Tiven (Wilson Pickett, B.B.King, Robert
Plant) hatte geladen, und es kamen unter anderem Steve Cropper, Buddy
Miller, Reggie Young, Chester Thompson, Anton Fig oder David Hood. Nur
Namen? Mitnichten! Alle sind begehrte Studiomusiker, die unter anderem
schon mit Booker T., Otis Redding, Kiss, Buddy Miles, John Lennon, Solomon
Burke, Johnny Cash, Genesis, Bob Dylan, Paul Simon oder Aretha Franklin
arbeiteten um nur einige wenige zu nennen. Könner also, die
...man im Studio einfach laufen lassen, selten einfangen und immer
mit viel Respekt behandeln muss..., sagt Frank Black und führt
weiter an, dass ...ich noch nie mit solchen außergewöhnlichen
Leuten arbeiten durfte, und ich mein dass überhaupt nicht despektierlich
gegenüber anderen. Frank Black war bei den Aufnahmen zu Honeycomb
zwar der Boss, derjenige, der die Songs vorgab, doch gleichzeitig fügte
er sich egofrei ein und öffnete so Räume. Die füllte die
Musiker-Crew bei gemächlichem Tempo dankbar mit Country, Folk, Blues
und Soul, extrem transparent arrangiert, unglaublich entspannt und stilsicher
gespielt. Teilweise brauchte es nur ein bis zwei Takes, um die Songs in
mal gerade vier Tagen einzuspielen. Honeycomb ist das vielleicht beste
Album von Frank Black, definitiv aber sein außergewöhnlichstes
Solowerk.
(Sven Niechziol , Amazon.de-Redaktion)
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Die Welt wartet auf ein neues Album der Pixies, doch Frank Black lässt
die Indiefans weiter zappeln. Mit seiner neuen Soloplatte bürstet
das legendäre Dickerchen komplett gegen den Strich: keine Catholics,
kein Rock'n'Roll. Mitmachen durfte auf "Honeycomb" nur, wer
eine gestandene Americana-Legende ist. Musiker wie Steve Cropper, Chester
Thompson und Reggie Young arbeiteten bereits für John Lennon, Bob
Dylan und Johnny Cash. Klar, die haben Blues, Country, Folk und Soul und
retten die mittelmäßigen Kompositionen auf Blacks Nashville-Album,
von denen gerade mal das herzergreifende Duett mit Ex-Frau Jean Thompson
("Strange Goodbye") wirklich überzeugt. Und während
Black mit viel Langeweile entspannt, wartet die Welt weiter auf eine Comeback-Platte
der Pixies.
(Kulturnews)
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Leave it to Frank Black to have his cake and eat it, too: By releasing
Honeycomb, his Nashville-recorded collaboration with session legends including
Steve Cropper, Anton Fig and Spooner Oldham, while his reunion tour with
the Pixies continued, he could follow his bliss and please his longtime
fans. Those who thought Black's later work sounded like the output of
a bad bar band probably won't get Honeycomb either, but at least the reunited
Pixies should satisfy their longings to hear him shriek about surrealism
and incest like he did in the good old days. On paper, Black and Cropper,
Fig, et. al. might not seem like the likeliest fit, but the early-rock
roots of the Pixies' mutated surf-punk-pop and the country and roots-rock
flirtations of his later career suggest otherwise (and "In the Midnight
Hour," which Cropper co-wrote, was one of the first songs that Black
ever played live). Honeycomb's songs feel tailored to the experience of
recording with these musicians in this location, and have a sophistication
that Black might not have been able to get with another group of players:
the affably drunken "Another Velvet Nightmare" floats by on
Oldham's elegantly wasted piano lines, and the band as a whole makes the
cover of Dan Penn & Chips Moman's "Dark End of the Street"
that much more soulful and genuine. Another cover, Doug Sahm's "Sunday
Sunny Mill Valley Groove Day," pays tribute to one of the most prominent
influences on Black's later post-Pixies work. Yet, despite the homages
to his influences, the musicians playing with him and the very town in
which the album was recorded, Honeycomb is one of Frank Black's most intimate
collections of songs, and the closest he's come to a traditional, singer/songwriter
solo album. Even in this more straightforward territory, though, Black's
imagery remains unique: "Selkie Bride" places the beguiling
sea spirit of Celtic legend in modern times; the woman he's looking for
in the title track has "cherry brown lips of maple"; and "Atom
in My Heart" mixes straight-up country with science. Like Show Me
Your Tears, Honeycomb is a remarkably personal album, and it's still a
bit of a shock to hear one of alternative rock's most famously cryptic
artists reveal so much about his life in his music. Black's songs are
increasingly about coming to terms with life's realities and disappointments,
but they end up feeling more liberating than depressing. "I Burn
Today" and "Lone Child" carry on with the dancing-on-your-troubles
approach of Show Me Your Tears. "Strange Goodbye," meanwhile,
is a remarkably cheery post-mortem of Black's marriage -- sung as a duet
with his soon to be ex-wife, Jean -- that ends up being one of the highlights
of his post-Pixies career. Considering that the album was recorded in
just four days, Honeycomb is a remarkably strong album, and even on weaker
tracks like "My Life is in Storage," the playing on it always
shines. Unlike some of his peers, not only is Frank Black still here,
he's making music that isn't just a rehash of his salad days. With the
therapy/roots-rock of Show Me Your Tears, the disc of Pixies "covers"
on Frank Black Francis and this album, Black proves that he isn't just
open to change in his solo work, he embraces it. Honeycomb is steeped
in tradition, yet manages to buck it at the same time; while not all Pixies
and Frank Black fans will appreciate its mellow maturity, it's an intimate
treat for those who follow its lead.
(by Heather Phares, All
Music Guide)
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Los Hermanos: "Quatro" (Sony, Juli 2005) |
Brazil!
(13.02.2009)
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In their impressive and ambitious quest to completely reinvent their sound for each new album, los Hermanos this time around opted for a soft, low-key, jazzy, and slightly Djavan-inspired sound. And as expected, this soothing, mellow reincarnation of the group didn't please a large part of their fan base. Not that the music is bad. On the contrary, the album contains several very fine moments. But as a whole, it is so different to los Hermanos' earlier efforts that many listeners simply became disappointed. While the stylistic difference between "Quatro" and the group's three earlier albums is striking, there is much less difference between the individual songs on this album. They all have the same sleepy atmosphere and the calm and tasteful arrangements in common. "Dois Barcos," "Sapato Novo," and "Primeiro Andar" stand out for their complex and beautiful melodies. "Paquetá" has a bossa nova sound to it and "O Vento" catches attention with its light, floating guitar rhythm. The soft, almost lethargic singing of Marcelo Camelo on most of the tracks also strongly contributes to the special atmosphere of the album.
(by Philip Jandovský, All Music Guide)
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John Scofield: "That's What I Say" (Verve, Juli 2005) |
Einer
meiner seltener gewordenen Spontankäufe, d.h., das Album stand
eigentlich nicht auf meiner Einkaufsliste: John Scofield mag ich zwar
sehr als Jazzgitarristen ("Au
Go Go" von 1997 mit Medeski/Wood/Martin ist der Hammer!),
aber ich kenn mich mit Ray Charles nicht sonderlich aus (ist
deutlich vor meiner Zeit!). Es geht hier nämlich um eine Vorbeugung
vor dem im letzten Jahr verstorbenen Sänger und Pianisten. Aber
ich fand seinen Auftritt in der Sitcom "Die Nanny" als Lover
der Großmutter eigentlich immer ziemlich witzig (oops - jetzt ist
mein Ruf als ernsthafter Musikkritiker wohl ruiniert!).
Aber zurück zur Platte: die Kritiken waren nicht sonderlich positiv,
aber weil dies bereits eine billige 2nd-Hand-CD war, habe ich einfach
mal rein gehört und stelle fest: tolle Songs (komponiert von
oder aus dem Repertoire von Ray Charles), toller Sound, tolle Musiker
in einer ungewöhnlichen Mischung (nicht nur die "üblichen
Verdächtigen", aber u. a. Dr. John, Warren Haynes,
Aaron Neville, Mavis Staples, John Mayer, David
"Fathead" Newman, Steve Jordan und Willie
Weeks).
(01.08.2005) |
Caroleen Beatty: "You're Only As Pretty As You Feel" (Black Beauty, Aug. 2005) |
Die Ex-Sängerin der Bedlam
Rovers hat auf dieser EP zusammen mit Produzent/Drummer Pat Thomas
fünf wunderbare Schätze der späten 60er/frühen
70er gehoben. Die Originale stammen von solch illustren Bands und
Solokünstlern wie Pentangle
("Sally Go Round The Roses"), Jefferson
Airplane ("Pretty As You Feel"), Ginger Baker's Air
Force ("Toady"), Bill
Withers ("Use Me") und aus dem Musical "Hair"
("Let The Sunshine In" - oder war das letzte Lied bei "Jesus
Christ Superstar" dabei?). Bis auf die bereits von der Komposition
her eher schwächere Ginger Baker-Nummer gefällt mir das
alles ziemlich gut. Begleitet wird Caroleen bei drei der Lieder von
Pat Thomas' Avantgardeband Mushroom
und bei den restlichen zwei von einer unter dem Namen Heavy Friends
agierenden Allstartruppe, u.a. mit Steve
Wynn, Chris Cacavas und Mark
Zanandrea (X-Tal).
(24.03.2013)
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Caroleen Beatty was the dynamic female voice of the acclaimed Brian Eno 's Taking Tiger Mountain tribute CD. Now she steps forward with this collection of diverse cover songs from the likes of Bill Withers, Pentangle, Julie Driscoll and Brian Auger, Jefferson Airplane, and Ginger Baker's Airforce. This collection of 1960s and 70s funk, folk, and psychedelic nuggets features backing from members of Mushroom, Steve Wynn, Chris Cacavas, Ralph Carney and fellow chanteuse Alison Levy.
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Black Rebel Motorcycle Club: "Howl" (RCA, Aug. 2005) |
Ich
muss gestehen, dass ich die beiden (?) alten Platten der Band nicht
wirklich kenne. Irgendwie zwischen den ganzen Strokes, Libertines
und wie sie alle heißen, ging das irgendwie an mir vorbei. An ein
Stück auf einer Rolling-Stone-Heft-CD glaub ich mich erinnern
zu können - und dass mir das zu "krachig" war. Jetzt
ist das neue Album da, bekam nur mäßige Kritiken, u. a. weil plötzlich
Akustikgitarren, Harmonikas und Dobros im Spiel waren. Für einen
solchen Ansatz von Folklore scheint die Band den meisten Kommentatoren
wohl nicht "authentisch" genug zu sein. Mir ist das natürlich
völlig wurscht und der etwas "dezentere" neue Ansatz
kommt mir gerade recht. Ein schönes Album mit schönen Liedern,
dass auch locker nach 1968 gepasst hätte ...
(14.10.2005)
Mehr ...
Since the release of Take Them on, on Your Own in 2003, things were tumultuous
for Black Rebel Motorcycle Club. They were unceremoniously dropped by
Virgin in a cloud of bad feeling. They lost their drummer. They bounced
back and signed with RCA. They welcomed back their drummer. Somewhere
in the middle of all this they completely revamped their sound. In fact,
their first record for RCA, 2005's Howl, sounds like the work of an entirely
different group. Gone are the insistent tempos, the snarling vocals, and
the sheets of guitar noise. Gone is the hostile and often belligerent
pose of the first two albums. Gone is the influence of noise rock bands
like the Velvet Underground and the Jesus and Mary Chain. The band has
embraced classic American music, namely country, blues, and gospel. It's
dramatically expanded its sound to the point where you wonder if the albums
that preceded this were some kind of reductionist prank. The band has
a light touch and sense of drama and arrangement here that seems to have
come out of the blue. (Check the credit to T-Bone Burnett for "additional
recording assistance" for a clue, though.) In fact, the first thing
you hear on the album is enough to have you checking to make sure the
disc isn't defective: the multi-tracked vocals of Peter Hayes and Robert
Levon Been emulating a gospel choir at the beginning of "Shuffle
Your Feet," a rollicking slice of front-porch country complete with
strumming acoustic guitars, harmonica, handclaps, and slide. It's no fluke
because for the most part the album that follows is built on similarly
relaxed, acoustic, and loose underpinnings. Tracks like "Still Suspicion
Holds You Tight," "Devil's Waiting" (which features the
return of the multi-tracked choir), and "Complicated Situation"
have a lightness and ease that they previously could never have achieved.
Other songs benefit from the expansion of sound too: "Weight of the
World" has an epic, reaching-for-the-stars feel not a million miles
from Coldplay and their followers (though it has more gritty soul than
that), while "Howl"'s fuzz chamber sound is the closest thing
to their previous work, but the circus organ, sleigh bells, and dynamics
give the song color where it would have been shades of gray. On these
songs and elsewhere the vocals are much more a part of the sound now as
they are more upfront and impassioned. Both Hayes and Been have fine voices
that are well suited to their new direction, sincere and gritty but never
strained. Along with a new sound BRMC seem to have found religion too,
as nearly half the songs revolve around God, the Devil, sin, and salvation.
"Restless Sinner" and "Gospel Song" (which shows that
the band hasn't completely abandoned its old influences, as the song is
filtered closely through Spaceman 3's interpretation of gospel) are the
most obvious manifestation of this new focus, but much of the record has
the exuberance and weight of a band wrestling with heavy emotions. Well,
that but without being quite as boring as it sounds. Of course, boredom
is relative and by the end of the record you may find yourself wondering
whatever happened to your rock & roll. You may feel betrayed by their
sudden shift away from noise and danger, confused by the sudden change
from a band of sulky post-teens with sex and danger on their minds to
questioning (though still young) adults looking for salvation. Understandable,
no question. If you want your rock dirty, loud, and dangerous (though
BRMC were only halfway believable when that was their image), you had
better look somewhere else. If you want it thoughtful and passionate but
still alive and realistic, then give Howl a chance. BRMC have grown up
and grown interesting.
(by Tim Sendra, All
Music Guide)
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The Magic Numbers (EMI/Heavenly Recordings, Aug. 2005) |
In Haldern hab ich sie zwar verpasst, weil ihr Auftritt von der Hauptbühne
in das Spiegelzelt verlegt wurde, aber ich war aufgrund der Vorhabinformationen
neugierig: zwei Geschwisterpärchen aus Trinidad (?) machen Folkrock
bzw. Gitarrenpop und werden anscheinend wegen der Leibesfülle der
Junx und Mädelz mit den Mamas & Papas in Verbindung
gebracht, bei denen zumindest eine der Mütter dick war. In beiden
Bands wird mehrstimmig gesungen (aber: wer tut das in der Popmusik
nicht?). Wenn ich die Platte jetzt höre kann ich nur feststellen,
dass es sich um angenehmen Gitarrenpop mit Ecken und Kanten handelt,
wo mehr einstimmig als mehrstimmig gesungen wird und mich überhaupt
nichts an "California Dreaming" erinnert. Allerdinx kenne
ich auch kaum ein anders Lied dieser Gesangstruppe. Und Folkelement
finde ich außer der gelegentlichen Geige auch keine. Einfach nur eine
schöne, unspektakuläre Platte!
(03.10.2005)
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Every three years or so, the British music press touts another band as the Next Big Thing, or at least the antidote to the trend the press kick-started a couple years back. Some of these bands -- whether they're Suede, the Strokes or Franz Ferdinand -- are quite good, even excellent, sometimes they're merely average; it all depends on what trend the band's supposed to bring to end and what fad they're supposed to kick-start, since the quality of the music almost always takes a backseat to the demands of fashion. This kind of hyped-up transience is one of the great things about pop music -- not only is it supposed to exist in the moment, sometimes great pop music only sounds great within its given moment, whether it's Whigfield or Crazy Frog -- but that doesn't mean that the trends are always fun, and one of the more inexplicable British-driven fads of the 2000s are the Magic Numbers, whose eponymous debut album was hailed as an instant classic in many quarters upon its early summer release in the UK in 2005. Comprised of two sets of brothers and sisters, the quartet sings soft, gentle sunshine pop with vaguely rootsy underpinnings. Because of this slightly folky bent and clear reverence for '60s pop, they were positioned as the return of the real as compared to the New Wave of New Wave, which encompassed anyone from Interpol to Franz, and even the neo-garage rock revival of the beginning of the decade -- after all, by the summer of 2005, it was clear that the White Stripes were too arty and obstinate to qualify as a roots band. While The Magic Numbers is as dippy as any number of harmony-laden folk-rock groups that arrived in the wake of the Mamas & Papas, their cutsey navel-gazing is most decidedly a product of its time. So are the simpering schoolboy vocals of lead singer Romeo Stodart, whose thin, squeaky earnest mewling makes Coldplay's Chris Martin sound macho and distracts from the whatever pleasures that can be gleaned from the harmonies of his sister Michele and their colleague Angela Gannon. Romeo Stodart's voice and his mopey love-lorn lyrics are clear outgrowths of late '90s indie-pop, picking up on the tweeness of Belle & Sebastian but discarding their clever literary bent, not to mention their songcraft, in favor of simple-minded confessionals spiked by the occasional naughty word ("I'm a no-good used-up bruised-up f****d-up boy," he unconvincingly croons), alternating between singalong happy tunes and slow, sleepy crawls. It's all pleasant enough on the surface and since it self-consciously recalls classic rock -- not only in sound but in titles that recall songs of the past ("Wheel's on Fire" is a riff on Bob Dylan & the Band's "This Wheel's On Fire," "Hymn for Her" is close to the Pretenders's "Hymn to Her" and it also shares a name with an Ides of March song, but that's probably not a deliberate move) -- some listeners will be inclined to give them a pass, since it's kinda familiar in feel while sounding different than a lot of guitar-based rock and pop in 2005. Yet if the The Magic Numbers is judged against the standards of second-tier '60s folk-pop -- forget the Beatles and Beach Boys or even the Mamas & Papas or Donovan or Lovin' Spoonful, but against legions of soundalikes like Rose Garden -- the group's music is not as well-written or melodic or as interesting, nor does it hold up well to late '90s indie-pop from Belle & Sebastian to Elliott Smith, and it lacks the conviction of freak folk, since their aw-shucks, lovey-dovey pose feels contrived. Nevetheless, the quartet is much easier to listen to than Devendra Banhart -- sunny tunes and smooth surfaces do indeed help -- and they have a certain veneer of mature, classy respectability that means this can appeal to everyone from baby boomers to echo boomers. It all glides by easily enough on its surface but dig a little deeper and The Magic Numbers reveals itself to be not just a crashing bore, but an irritating one since it not only lacks one song with an undeniable, memorable hook, but the self-satsified vibe of the band combined with Stodart's reedy whine makes the Magic Numbers feel not just less real than the groups they're allegedly an antidote to, but more disingenuous as well.
(by Stephen Thomas Erlewine, All Music Guide)
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Nickel Creek: "Why Should The Fire Die?" (Sugar Hill, Aug. 2005) |
Im letzten Jahr habe ich das dritte Album einer der besten jungen
Bluegrassbands doch glatt verpasst, aber jetzt beim stöbern im
Nürnberger Zweitausendeins-Laden doch noch entdeckt. Ich will
über die Band an dieser Stelle gar nicht mehr viele Wort verlieren.
Nur soviel: es handelt sich eigentlich um keine typische Bluegrassplatte,
auch wenn das rein akustische Instrumentarium noch darauf hindeutet:
Gitarre, Mandoline, Fiedel, Kontrabass und Banjo. Im Mittelpunkt stehen
stattdessen die Songs der drei Musiker Chris Thiele, Sean
Watkins und Sarah Watkins, die vielleicht (noch) nicht
die Klasse von Bob Dylan haben (einzige Coverversion ist Dylans
wunderbares "Tomorrow Is A Long Time"), mich in ihrer Direktheit
und "Ehrlichkeit" aber doch sehr beeindruckt haben. Neben
dem wie gehabt virtuosen Instrumentalspiel der drei und ihrem Bassisten
Mark Schatz.
(29.01.2006)
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Few aspiring bluegrass artists have tackled the genre as unpredictably
as Nickel Creek. For their third offering, the precocious trio have ditched
longtime producer Alison Krauss in favor of Tony Berg and Eric Valentine
(Smash Mouth, Queens of the Stone Age, Good Charlotte), and quietly crafted
one of the most explosive acoustic records of the year. Longtime fans
who were mystified by Chris Thile's experimental 2004 solo release Deceiver
may cock their collective heads in dismay, but those who appreciate the
group's searing musicianship, orgasmic harmonies, and genre-bending arrangements
will no doubt wear out their copies of Why Should the Fire Die? within
the first month of ownership. Darker, colder, and infinitely more aggressive
than their previous offerings, WSTFD is -- in spirit only -- the progressive
bluegrass/folk-pop genre's reply to Radiohead's Kid A. "When in Rome,"
with its radio signal crackle and full-band boot stomps asks, "Where
can a dead man go/A question with an answer only dead men know."
It's a chilly way to open a record, but it's also a declaration of independence
from three friends who have known nothing but the stage since they were
in single digits, and are determined to meet their mid-twenties head on.
There's a newfound penchant for percussion throughout WSTFD that's not
nearly as invasive as purists might think. While the ferocious "Helena"
is the only track that features actual drums, bassist Mark Schatz is veritable
one-man drum corps, dropping sinister slides and buzz-filled ringers that
when paired with Thile and Sean Watkins's mandolin/mandola/guitar work
is pure analogue thunder. This combination is at its most effective on
the moody Gillian Welch-meets-the Beach Boys majesty of the album's brooding
centerpiece, "Eveline." A masterful display of dynamics, it
blurs the line between pop, progressive rock, and country with a magic
marker the size of Texas. Even the more traditional numbers like "Jealous
of the Moon," "Can't Complain," and "Tomorrow Is a
Long Time" -- the latter, sung by the honey-throated Sara Watkins,
proves once and for all that Bob Dylan songs were placed on this earth
to be interpreted by others -- are infused with the kind of electricity
usually reserved for bands with vintage amplifiers and substance abuse
problems. Why Should the Fire Die? is a brave album that warrants more
than a passing glance from country and bluegrass purists, and the full
support of the indie rock/folk/pop community.
(by James Christopher Monger, All
Music Guide)
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Son Volt: "Okemah And The Melody Of Riot" (Sony/Legacy/Transmit Sound, Aug. 2005) |
Warum Jay Farrars neue Platte wieder wie früher unter
dem Namen "Son Volt" veröffentlicht wurde und nicht
als Soloalbum, liegt sicherlich nicht an den Mitmusikern, denn das
sind alles neue Leute (Brad Rice aus dem Ryan Adams-Umfeld,
Canyon-Trommler Dave Bryson, der bereits beim letzten Live-Soloalbum
dabei war, und der mir unbekannte Bassist Andrew Duplantis),
sondern eher am wieder rockigeren, elektrischen Klang, wohingegen
die Soloalben gleichzeitig "experimenteller" und auch akustischer
waren - und schlechte Kritiken erhielten, was ich nicht so richtig
nachvollziehen konnte. Böse Zungen sprechen deshalb jetzt von
(bösen) rein kommerziellen Gründen, weil das Etikett "Son
Volt" eben ein besserer Markenname als "Jay Farrar"
ist. Wie dem auch sei - das Album ist nämlich ziemlich klasse
geworden. Außerdem ist es mir ziemlich egal, wo die CD letztendlich
im Regal einzusortieren sein wird! Außerdem hat man mit Sony dieses
mal einen ungleich besseren Vertriebsweg als zuletzt gefunden (das
soll nichts gegen das tolle Blue Rose-Label aus Süddeutschland
sagen, wo das letzte Jay Farrar-Soloalbum erschienen ist!)
(02.09.2005)
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While there was never much question that Jay Farrar was the guiding light
behind Son Volt, he's managed to extinguish any lingering doubts about
that issue with Okemah and the Melody of Riot, his first album under the
Son Volt handle since 1998's Wide Swing Tremolo. While Okemah sure sounds
and feels like a Son Volt album, as it happens Farrar is the only musician
in the band's new lineup who had ever played with Son Volt before, which
for good or ill firmly establishes him as the sole architect of the group's
musical approach. While it's anyone's guess why Farrar turned from his
solo career back to the Son Volt format (especially since it's obvious
Farrar is the man in charge under either circumstance), whatever the billing
the results are impressive -- Okemah and the Melody of Riot is a compelling,
strongly focused work that stands as Farrar's best music since Son Volt's
debut album, 1994's Trace. While Farrar's songwriting is still in his
usual enigmatic mode on Okemah, there is a noticeably stronger lyrical
focus here, especially on the (apparently) anti-Bush screeds "Jet
Pilot" and "Ipecac" and the rabble-rousing opening cut,
"Bandages & Scars"; Farrar obviously has something to say
about the state of post-millennial America, and if the letter of the message
is vague, the passion of his delivery speaks volumes. And while Farrar's
solo albums had an unfortunate habit of meandering, Okemah thankfully
sounds muscular and driven, with Farrar and Brad Rice bringing a healthy
share of guitar firepower to the songs and bassist Andrew DuPlantis and
drummer Dave Bryson charging the songs with lean but sinewy force. If
much of Jay Farrar's music since the breakup of Uncle Tupelo sounds like
the work of a man looking for a fresh direction and a true sound, Okemah
and the Melody of Riot finds him with a firm grasp of his talent and a
fresh reserve of conviction; it's a bracing and welcome return to form
for an important artist.
(by Mark Deming, All
Music Guide)
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Richard Thompson: "Front Parlour Ballads" (Cooking Vinyl, Aug. 2005) |
Mein alter Held zurück mit einem kleinen Meisterwerk! "Klein"
in der Hinsicht, dass bis auf gelegentliche Trommeleinlagen von Debra
Dobkin und ein paar eigener E-Gitarren-, Mandolinen und Akkordeon-Overdubs,
es eigentlich nur um seine Songs, seine Akustikgitarre und seine Stimme
geht. Ich hatte fast vergessen, was für ein toller Folkgitarrist
der Mann ist!
Und wenn ich jetzt unbedingt noch ein Haar in der Suppe finden soll:
nicht zum ersten Mal ein scheußliches Cover, dass hoffentlich niemanden
vom Kauf abhält. In diese Kategorie gehören sicherlich auch
"Amnesia" von 1988 (mit Richard im Clownskostüm und
einem Kerl, der sich gerade rasiert), vielleicht das ansonsten tolle
Album "Rumour & Sigh"
von 1991 (Richard mit Gitarre als Kinderbild), aber sicherlich "Mirror
Blue" von 1994 (Richard mit Gitarre als Wachsfigur)
(19.08.2005)
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Seit vier Jahrzehnten zählt Richard Thompson zu den meistgeschätzten
Musikern Englands. Der begnadete Singer/Songwriter und exzellente Gitarrist
war nicht nur Mitgründer von Englands berühmtester Folk-Rock-Band
Fairport Convention, er nahm zudem tolle Platten mit seiner Frau Linda
auf, und sein eigenwilliges Gitarrenspiel beeinflusste selbst Indie-Rocker
wie Bob Mould, J. Mascis und Frank Black. "Front Parlour Ballads"
ist nach 2003 Thompsons zweites Album für Cooking Vinyl. Ein rein
akustisches Werk und als solches das erste seit fast 25 Jahren. Eine Schatzkiste
voll bittersüßer Geschichten und Charaktere, die Thompson dem
Hörer mit meisterhaftem Gitarrenspiel und seiner sonoren Stimme präsentiert.
Thompson nahm das Album allein in seiner Garage in Los Angeles auf, nur
klang "Front Parlour Ballads" besser als "Garage Ballads".
Mit 55 Jahren ist Richard Thompson so viel beschäftigt wie kaum zuvor.
Anfang 2005 erschien ein Livemitschnitt auf DVD, es folgte der Soundtrack
zu Werner Herzogs Dokumentarfilm "Grizzly Man", und für
den Herbst 2005 ist auch noch die Veröffentlichung der DVD "1000
Years Of Popular Music" avisiert.
(amazon)
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(, All Music Guide)
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Laura Veirs: "Year Of Meteors" (Nonesuch, Aug. 2005) |
Das fünfte Album der Sängerin, die ich leider erst seit
"Saltbreakers", Album
#6, auf dem Radar habe ...
(22.03.2010)
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Mit ihrem 2005er Studiowerk debüttiert die Singer-Songwriterin aus Seattle weltweit auf dem Nonesuch-Label (wo sie sich in bester Gesellschaft befindet). Unter der Produktionsregie von Tucker Martine erfindet sie sich nicht neu, aber es gelingt ihr, die Essenz der Vorgänger-Alben zu konzentrieren und zu verfeinern; ihren Texten, deren Wortreichtum man mit Freuden lauscht, die verschiedensten akustischen Hintergründe zu erschaffen. Immer noch gibt es diese kargen, puren Momente zwischen Romantik und Schmerz allein zur akustischen Gitarre, viel Platz wird immer wieder dem Zusammenspiel von klarer, fragiler Stimme und den aufgelösten Saiten-Akkorden eingeräumt. Die positivsten Erinnerungen an die sanfte Direktheit von Suzanne Vega’s Debut werden dann wach, auch an die schlichte Perfektion des Simon & Garfunkel-Folk-Pop. Darüber hinaus aber lässt Laura in den 12 Songs ihre ganze musikalische Phantasie spielen, unter dem großen Begriff Singer-Songwriter/Americana versammelt sie Neil Young’sche E-Gitarren-Ausschweifungen, von Harfe und Streichern umspielte Balladen, Rhodes-betasteten Roots-Rock, Willard Grant’sches Fiedelwerk, roh-rotzige Töne zu prallen Drums und vehement verzerrten Gitarren, Glockenspiele, herrlich altertümlich klingende Synthesizer-Melodien und versponnene Elektronik-Ideen. All die pralle Phantasie geht mit der natürlichen Harmonie ihrer Melodien eine mitreissende Einheit ein, die bei aller Ideenfülle immer durchsichtig bleibt wie eine fein-verzwickte Stickerei. Romantisch, roh, reif, rundum gelungen.
(Glitterhouse)
With its brooding intellectualism, intricate arrangements, and clever wordplay, Laura Veirs' 2004 debut on Nonesuch, Carbon Glacier, found its way on to a great many critic's "best-of" lists (and rightfully so). The Seattle-based singer/songwriter once again pays homage to her geology background with Years of Meteors, a diverse collection of meandering pop songs that parallel her most recent European/American tour. Transience is the common theme here, and Veirs sets her enviable verbal skills to task on standout tracks like "Magnetize," "Parisian Dream," and "Secret Someone" — the latter boasts a divine bit of travel-weary imagery: "A smile would melt me to an asphalt strip/where all would travel/where all would tread and trip." As with Glacier, Veirs employs her trusted backup band, the Tortured Souls, to flesh out the material. Led by drummer/producer Tucker Martine, they sound like a tightly knit group now, trading tasteful licks and never overplaying. Flashes of viola, upright bass, and ultra-compressed percussion float in and out like a less-stylized version of the Suzanne Vega's 1992 Mitchell Froom-produced 99.9 F°. That Veirs manages to keep the mood so sparse while so much is going on is impressive in its own right, but it's that old reliable brooding intellectualism, the intricate arrangements, and the clever wordplay that will keep listeners glued to each and every track.
(James Christopher Monger, allmusic.com)
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The Walkabouts: "Acetylene" (Glitterhouse, Aug. 2005) |
Das neue Album unserer alten Helden ist richtig gut - und damit war
ja eigentlich nicht zu rechnen. Geschweige, dass es überhaupt
ein neues Album gibt, denn die beiden Hauptprotagonisten Chris
Eckman und Carla Torgerson wurden bei ihren Soloveröffentlichungen
der letzten Jahre doch eigentlich schon unter dem Etikett "Ex-Walkabouts"
verkauft!
(31.07.2005) |
Ryan Adams & The Cardinals: "Jacksonville City Nights" (Lost Highway, Sept. 2005) |
Unglaublich der Mann! Einerseits ärgere ich mich sehr darüber,
dass bereits zum zweiten Mal die Tournee abgesagt wurde (für
das Köln-Konzert vom letzten Jahr sitze ich hier immer noch auf
der Konzertkarte!). Andererseits diese tollen Alben! Für das
aktuelle Jahr wurden gleich drei angekündigt: "Cold
Roses" erschien im vergangenen Mai und war eine geniale Verbeugung
vor dem 70er-Jahre-Singer-Songwriter-Rock und hatte sogar witzige
Referenzen an Jerry Garcia und Neil Young., verantwortlich
dafür der Gitarrist J.P.Bowersock, der auch jetzt wieder
dabei ist. Im Grunde fehlt von den Cardinals vom Jahresanfang
nur die Steelgitarristin Cindy Cashdollar, die durch den mir
unbekannten Jon Graboff ersetzt wurde. Was gibt es ansonsten
für Veränderungen gegenüber "Cold
Roses" zu berichten? Weniger E-Gitarre (ich erkenne beim
ersten Hören keine Jerry- oder Neil-Zitate), mehr Akustikgitarre
und mehr Pedalsteel. Also klingt's insgesamt etwas mehr nach Country
und weniger nach Rock. Besser oder schlechter? Keine Ahnung. Und,
da beide Alben gut sind, eine völlig unwichtige Frage!
Ach ja, als verkaufsförderndes Argument vielleicht noch der Hinweis
auf ein Duett mit Norah Jones, die ich zuletzt so schön
schüchtern und verklemmt im Video vom Gram
Parsons Tribute-Konzert zusammen mit Keith Richard erleben
konnte. Oder der Hinweis auf die einzige Coverversion auf dem schmalen
Grat zwischen Kitsch und genialer Kunst: den Standard "You Were
Always On My Mind" kennt man ansonsten hauptsächlich von
Elvis Presley oder Willie Nelson. Das hat (fast) die
gleiche Qualität wie Neil Youngs Bearbeitung von "Oh
Lonesome Me", damals auf "After
The Goldrush"!
(25.09.2005)
Mehr ...
Ever since the big, splashy Gold failed to make Ryan Adams an all-conquering
superstar -- it bolstered his reputation as a rock critic darling, but
never had the sales to match the press -- he's retreated to genre exercises,
beginning with the sleek modern rock of 2003's Rock N Roll and its moody
alt-rock counterpart, Love Is Hell, carrying through to his Neil Young/Grateful
Dead pastiche on his spring 2005 double album, Cold Roses, and now its
autumn sequel, Jacksonville City Nights. Arriving a little over four months
after Cold Roses as the second installment of a planned trilogy of 2005
releases, Jacksonville City Nights -- which at one point was going to
be called the less-evocative but calendar-specific September -- is Adams'
straight-up, straight-ahead country album, a lean 46-minute collection
of 14 songs designed for late-night drinking. While the terrific cover
art deliberately echoes classic '60s country LPs, the sound of the album
isn't quite as honky tonk as that suggests, thanks to a handful of brooding
numbers like "September" that are too introspective, lyric-centered,
and light on melody to truly qualify as classicist country. These are
the weakest moments here, but they're also the exception to the rule,
since most of the songs here represent a number of classic country archetypes,
from the opening pair of barroom anthems, "A Kiss Before I Go"
and "The End," to his "Dear John" duet with Norah
Jones or the light hillbilly swagger of the galloping "Trains"
and how "My Heart Is Broken" is sweetened by just enough swings
to give it a candy coating but not enough to turn it into countrypolitan
schmaltz. As good as these cuts sound, it's still hard not to shake the
suspicion that Ryan Adams is primarily a pastiche artist, since it's not
only easy to spot influences throughout the album, but because the atmosphere
of the record makes more of an impression than the individual songs. That
said, Jacksonville City Nights still ranks as one of Adams' stronger albums,
not just because he's returning to his rootsy roots -- after all, this
isn't alt-country, this is pure country -- but because it maintains a
consistent mood, is tightly edited and well sequenced, and thanks to the
Cardinals, has the easy assurance of Cold Roses, which is preferable to
the somewhat desperate feel of the records immediately following Heartbreaker.
It may not all add up to a major statement, which is something Gold and
Rock N Roll aspired to be, but it surely makes for a more likeable and
ultimately more listenable album.
(by Stephen Thomas Erlewine, All
Music Guide)
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Devendra Banhart: "Cripple Crow" (XL, Sept. 2005) |
Wem beim ersten Blick auf das Cover die Incredible
String Band einfällt, der liegt gar nicht so falsch. "Hippiefolk"
soll das wohl sein und ist außerdem angeblich sehr trendy. Alles
kehrt wieder, auch meine alte Musik. Das ist sehr schön.
Seine alten (Hardcore-)Fans soll der Mann angeblich vergrault haben,
weil er nicht mehr alleine oder im kleinen Kreis zu Hause, sondern
mit sehr vielen Freunden in den legendären Bearsville-Studios
in Woodstock aufgenommen hat. Das ist NICHT dort, wo mal
dieses historische Festival war, sondern dort, wo Bob Dylan
mal lebte, sich mit dem Motorrad langlegte und mit The Band
die Basement Tapes aufnahm.
Ach ja - Music From Big Pink
stammt auch daher.
(12.10.2005)
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Sensible Folkfans waren entsetzt. Als Banhart Ende Juni live die neuen Songs
vorstellte, erwarteten sie den üblichen fragilen Ein-Mann-Folk. Doch
was als intime Songwriter-Show begann, endete in einer ausgelassenen Hippie-Party.
Plötzlich standen auf der Bühne lauter langhaarige Männer
mit mal echten, mal angeklebten Bärten. Denn Banharts vierte Platte
ist ein Bandalbum, eingespielt mit vielen Gastmusikern in - natürlich
- Woodstock, New York. Und es ist seine bisher beste. Die ruhigen Folksongs
docken an die Vorgängeralben an, übertreffen sie aber mit noch
schöneren Melodien und Texten, besonders dann, wenn der Venezolaner
in seiner Muttersprache singt. Doch mit ihren vielseitigen Instrumentierungen
und Arrangements geht die Platte eben einen Schritt weiter. Sensible Folkfans
wissen jetzt Bescheid und werden sich bei den kommenden Konzerten in die
hinteren Reihen stellen. Dort sind sie sicher vor Banhart und seinen haarigen
Freunden.
(Kulturnews)
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Kurzbeschreibung
"Cripple Crow zeigt deutlich, wie sehr sich Devendra als Songwriter,
Musiker und Sänger weiterentwickelt hat. Instrumentierung und Arrangement
sind ausgefeilter, die Songs sind unmittelbarer, haben zum Teil Ohrwurmcharakter
und dennoch reichlich künstlerische Tiefe. Die Spannbreite reicht
dabei von wunderschön psychedelischen Hippie-Hymnen wie When
They Comeoder Feel Like A Child bis zu herzergreifenden
Balladen, die Devendra sinnigerweise in seiner Muttersprache singt, wie
Pensando Enti oder Quetate Luna.
Biographie der Mitwirkenden
Geboren in Texas, aufgewachsen in Venezuela und Kalifornien, entwickelte
sich Devendra zu einem kreativen Weltbürger aus dem Bilderbuch. Mal
in Südfrankreich, mal in Mexiko residierend, gilt er als Begründer
der Neo-Hippie-Szene, zu der auch Joanna Newsom, Antony&The Johnsons
oder Coco Rosie gehören. Nach dem weitgehend solo eingespielten Debüt
Oh Me Oh My
verblüffte uns der Jung-Charismatiker
in 2004 mit zwei Alben: Rejoicing In the Hands und Nino
Rojo , ähnlich reduziert in der Instrumentierung, verhalfen
ihm auch in Europa zum Durchbruch.Das Musikmagazin Mojo ist genauso begeistert
wie die Elle. Konzerte bei unseren französischen Nachbarn
sind schneller ausverkauft als angekündigt.
(amazon)
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Cripple Crow marks a departure for Devendra Banhart. It's obvious from
the faux Sgt. Pepper-meets-Incredible String Band freak scene cover photo
that something is afoot. The disc is Banhart's first foray from Michael
Gira's Young God label, and it's more adventurous than anything he's done
before. This is not to imply that the set is a slick, over-produced affair,
but it is a significant change. The instrumental, stylistic, and textural
range on this 23-song set is considerably wider than it's been in the
past. Working with Noah Georgeson and Thom Monahan, a backing band of
friends known as "the Hairy Fairies", Banhart's crafted something
expansive, colorful, and perhaps even accessible to a wider array of listeners.
There are layered vocals and choruses of backing singers, as well as piano
and flutes on the gorgeous "I Heard Somebody Say," while the
electric guitar and drums fuelling "Long Haired Child," with
its reverb-drenched backing vocals, is primitive, percussive, and dark.
There is also the 21st century psychedelic jug band stomp of the second
single, "I Feel Just Like a Child," that crosses the nursery
rhyme melodics of Mississippi John Hurt with the naughty boy swagger of
Marc Bolan. There are also five songs in Spanish, Banhart's native tongue,
in a style that's a cross between flamenco and son. The title cut, "Cripple
Crow," is one of the most haunting anti-war songs around. In it,
Banhart places a new generation in the firing line, and urges them to
resist not with violence, but with pacifistic refusal. A lone acoustic
guitar, hand drums, a backing chorus, and a lilting, muted flute all sift
in with one another to weave a song that feels more like a prayer. The
lone cover here, of Simon Diaz's "Luna de Margaerita," drips
with the rawest kind of emotion. Ultimately, Cripple Crow is a roughly
stitched tapestry; it is rich, varied, wild, irreverent, simple, and utterly
joyous to listen to.
(by Thom Jurek, All
Music Guide)
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Big Star: "In Space" (Rykodisc, Sept. 2005) |
Nochmals Wahnsinn: Ur-Big-Stars Alex Chilton und Jody
Stephens bringen zusammen mit den beiden Posies
Jon Auer und Ken Stringfellow das 4. Studioalbum nach
30 Jahren Unterbrechung heraus ("Sister
Lovers", Album #3, wurde 1975 aufgenommen und 1978 veröffentlicht).
Allerdinx gab es in dieser Besetzung bereits 1993 ein schönes
Livealbum.
Musikalisch wird auf bewährtem Big Star-Sound aufgebaut (Beatles!
Beach Boys!), ein wenig klingt es nach Chilton-Solo aus den 80ern
(Soul! Blues!), alle vier Musiker teilen sich den Leadgesang (Alex
Chilton ist also nicht der alleinige Mittelpunkt!). Selbst für
meine Ohren eigentlich unhörbare Stile werden so umgesetzt,
dass es mir dann doch gefällt (Schrammel-Samba-Funk in "Love
Revolution", instrumentale Barock(?)musik in "Aria, Largo").
Vielleicht bin ich aber auch so sehr Fan, dass ich da völlig
unkritisch bin? Was oder wer auch immer Alex Chilton & Co. dazu
bewogen hat, musikalisch an die alten Zeiten anzuknüpfen und
das eine oder andere leicht schräge Experiment zu starten -
mir soll's recht sein. Auf jeden Fall eines der erfreulichsten und
überraschendsten Comebacks des Jahres!
(05.11.2005)
Mehr ...
Fast eine Sensation: nach 12 Jahren Live-Gigs nahmen Alex Chilton, Jody
Stephens und die kreativen Köpfen der Posies, Ken Stringfellow und
Jonathan Auer in den gewohnten Ardent-Studios zu Memphis ein neues Studioalbum
auf! 30 Jahre nach den epochalen Originalalben. Das Ergebnis: In etwa
ein Amalgam aus klassischen Big Star (harmonischer Guitar-Pop mit britischer
Note, Beatles- wie Beach Boys-Anleihen, incl. feiner Harmonies und Chöre;
alle 4 singen übrigens, Chilton zur Hälfte) sowie Chilton´s
80er-Jahre-LPs (deutlich R´n´B-beeinflußt, Memphis-Style,
1x sogar funky groovig, rauh und z.T. kantig, bzw. rockig, ein wenig garagig).
Sporadisch windet sich ein Sax durch den gitarrengeprägten Sound.
Insgesamt heller, teils auch aggressiver als früher, spontan und
unbeschwert aufgenommen/klingend, 60s-like. Gute bis klasse Songs! Eines
der wenigen Alben, die ich mit der Zeit immer besser finde, Empfehlung!
(Glitterhouse)
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Dirk Darmstaedter: "Coming Up For Air" (Tapete, Sept. 2005) |
Nach mehreren Alben unter dem Pseudonym Me
And Cassity und einer Duettplatte
mit Bernd Begemann, gibt's jetzt endlich was Neues unter eigenem
Namen. Warum hier eine neue "Vermarktungsstrategie" gewählt
wurde, ist mir zwar nicht ganz klar, aber auch völlig unerheblich,
denn der Ex-Frontmann der Jeremy
Days hat eine ganz vorzügliche Singer/Songwriter-Platte (oder
sagt man: "Erwachsenen-Pop"?) hinbekommen, die bis auf die
Schlagzeugspuren komplett von und bei ihm zu Hause aufgenommen wurde!
Als Bonus ist in der Erstauflage eine CD mit fünf extrem geschmackvollen
Coverversionen dabei, die ein bisschen das musikalische Terrain abstecken:
Songs von Neil Hannon (The Divine Comedy), Mike Scott
(Waterboys), Lyle Lovett,
Paul Westerberg (Replacements) und Carole King. Eine
gute Mischung für den Feinschmecker.
(11.10.2005)
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Dieser Mann weiß, was er tut. Und er tut es nicht erst seit gestern.
Seit mehr als 15 Jahren ist Dirk Darmstaedter als Songwriter im Geschäft.
Seit drei Jahren hat er mit tapete records sein eigenes Label, das Bands
und Solokünstler wie Hidalgo, Anajo, Tess Wiley, Niels Frevert oder
Erdmöbel betreut. Und doch ist Coming Up For Air ein
Debüt. Das erste Album unter seinem eigenen Namen. Was irgendwie
Sinn macht. Denn nach vier Platten als Me And Cassity und
der mit Bernd Begemann aufgenommenen Country-Pop-CD This Road Doesnt
Lead To My House Anymore zeigt sich Darmstaedters Musikverständnis
hier ganz konzentriert und puristisch. Man meint, die Biografie des 40jährigen
zu hören: Die Kindheit in Teaneck, New Jersey, den Durchbruch deutscher
Pop-Bands in den 80ern , britischen Style und Hamburger Lässigkeit,
die Liebe zu seiner Akustik Gitarre. Coming Up For Air ist
quasi Dirk Darmstaedter unplugged aber elektrisch. Was sie ausmacht:
klassisches Songwriting vor allem, Gespür für Melodien und diese
sehnsuchtsvolle, melancholische Stimmung, die schon immer Darmstaedters
Markenzeichen war.
Das Beste ist immer einfach. Das weiß der Songwriter Darmstaedter.
Und deshalb ist Coming Up For Air wahrscheinlich eines seiner
besten Alben. Weil er es hier nicht allen Recht machen will, weil er sich
bekennt zu einem unaufgeregten Sound, zum quintessenziellen Wesen jedes
einzelnen Songs. Wer traut sich denn zur Zeit sonst noch, Pop-Musik für
Erwachsene zu machen?
(amazon)
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Element Of Crime: "Mittelpunkt Der Welt" (Polydor, Sept. 2005) |
Das Album auf dieser Seite vorzustellen hatte ich fast wieder vergessen,
dabei weiß ich gar nicht warum, denn es ist richtig gut geworden!
Als es im September erschien, hat mich die Qualität dieser Neuveröffentlichung
einer der langlebigsten deutschen Bands (das erste Album stammt immerhin
von 1986!) doch ein wenig überrascht, denn ich hatte da eigentlich
nichts Besonderes erwartet. Doch was passiert? Element Of Crime, die
Band um Sven Regener, der inzwischen als Bestseller-Buchautor
wahrscheinlich mehr verdient als mit seiner Musik, hat ein zeitloses,
unspektakuläres und souveränes Meisterwerk hingelegt, das
mehr als deutlich zeigt, dass diese Band in ihrer eigenen Liga spielt,
völlig unabhängig davon, ob deutschsprachige Rockmusik gerade
mal wieder im Trend liegt (Wir Sind Helden, etc.) oder nicht.
(25.12.2005)
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Sportlich war er nie, der Herr Regener. Das mag einen in Berlins Chi-Chi-Kneipen leicht den Ruf eines alten Sacks eintragen, in Delmenhorst freilich interessiert es keine Sau, ob man Sport treibt. Die Disziplinen, um die es hier geht, die sozusagen diesmal den Mittelpunkt der Regnerschen Welt definieren, heißen: durch Kindheitserinnerungswälder streifen, orangenen Helden der Entsorgung zuschauen und Rekorde im Vergessen von Exfreunden aufstellen. Delmenhorst ist natürlich überall: nämlich da, wo man sich nicht einreden läßt, dass Melancholie und Fröhlichkeit Widersprüche sind. (Finger weg von meiner Paranoia, die war mir immer lieb und teuer. Nie ließ sie mich so kalt im Stich wie Du!) Aber dass die Geschichten von Sven Regeners neuen Songs, vier Jahre nach der letzten EOC-Scheibe, eher in der norddeutschen Heimatregion des Wahlberliners angesiedelt sind, ist nach den literarischen Bremen-Reminiszenzen in Neue Vahr Süd wohl kein Zufall.
Musikalisch bietet Mittelpunkt der Welt nichts Neues, also Altbewährtes in bewährter Besetzung (Jakob Ilja: Gitarre; Richard Pappik: Schlagzeug; David Young: Baß und Sven Regener: Gesang, Rhythmusgitarre und Trompete) sprich: Das, was wir immer schon gerne gehört haben und wieder gerne hören wollen. Man muss das Rad ja nicht jedes Mal neu erfinden. Solange Schnodderschnauze Regener immer noch solche Zeilen einfallen wie Wo die Neurosen wuchern, will ich Landschaftsgärtner sein, und dich will ich endlich wieder sehen, darf einem der eine oder andere Song ruhig bekannt vorkommen.
Jetzt freuen wir uns erst mal auf den Herbst. Denn der ist damit gerettet. Und danach kommt der Winter. Und wenn der überstanden ist, gibt es bald schon wieder eine Element of Crime-Tour: Draußen ist alles klar, der letzte Sportsfreund, da geht er, die letzte U-Bahn geht später, und du bist immer noch da...und alles ist ganz wunderbar.
(Axel Henrici, Aus der Amazon.de-Redaktion)
Was braucht eine gute Geschichte, um eine gute Geschichte zu sein? Erklärungsmodelle? Ein Fazit? Nein. Als allererstes einen guten Erzähler. So einen wie Sven Regener. Der auch auf dem elften (!) Element Of Crime Album Worte findet, die in dieser Sprache so noch nicht gefunden worden oder zumindest noch nie so Sinn gemacht haben. Es sind die kleinen Geschichten, die interessant sind. Eisige Winde erzwingen den Gang Arm in Arm - warm wir mir überall da, wo du mich berührst (Wenn der Winter kommt). Oder: Die Frage ist nur was du reden sollst, wenn der Angeber-Quatsch nichts mehr bringt (Still wird das Echo sein). Die Stücke finden in scheinbar geographisch verortbaren Gegenden statt (Delmenhorst, Straßenbahn, Edeka), stehen letztendlich für jeden gottverlassenen Ort der Welt, an dem du deine Zeit verbringen oder verschwenden kannst. Die Instrumentierung nimmt sich immer mehr zurück, ist unprätentiöser geworden, lässt den Geschichten mehr Raum. Natürlich ohne Begleitmusik sein zu wollen. Denn eine gute Geschichte braucht auch eine gute Band. Schlechte Rezensenten schreiben an dieser Stelle: Der Soundtrack zu deinem Herbst. Engagiertere sagen: Eine Platte wie ein gutes Leben. Und bitte, kann man eine bessere Textzeile schreiben als: Wo deine Füße stehen ist der Mittelpunkt der Welt?
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Freakwater: "Thinking Of You" (Thrill Jockey, Sept. 2005) |
Mein
liebstes Country-Mädel-Duo, dieses mal mit Unterstützung
von Musikern der Band Califone. |
Jerry Garcia: "Legion Of Mary" (The Jerry Garcia Collection Vol. 1) (Rhino, Sept. 2005) |
Die Menge der posthum veröffentlichten Live-CDs von und mit Jerry
Garcia wird immer unüberschaubarer, aber ab und zu leg ich mir
doch die eine oder andere zu. Dieses mal hat mich eine seltenere Besetzung
der Jerry Garcia Band gereizt, die sich Herbst 1974 bis Sommer
1975 auch nicht so, sondern Legion Of Mary nannte, wahrscheinlich
aus Tarnungsgründen, um weiter in kleineren Clubs spielen zu
können. Zum Kern um Organist Merl Saunders und Bassist
John Kahn kamen der ehemalige Elvis-Presley-Trommler Ron
Tutt und erstmalig Saxofonist Martin Fierro, während
es sich beim Liedmaterial um Jerrys typische Auswahl an Covers handelt
(Dylan, Soul), die wie bei einer Jazzband nur Vehikel für lange
Soli sind. Das ist zwar nur was für Fans, aber doch schön
anzuhören: durchgängig lange und relaxte Jams in hervorragender
Soundqualität.
(05.01.2006)
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Der Dead-Gitarrist verfolgte ja jede Menge Projekte neben der Stammband
und eines davon war das kurzlebige Legion Of Mary Quintett, das zwischen
Dezember 1974 und Juli 1875 zirka 60 Gigs spielte. Die Band bestand aus
Jerry (Gitarre & Vocals), Merl Saunders (Keyboards & Vocals),
John Kahn (Bass), Martin Fierro (Gebläse) und dem früheren Elvis-Drummer
Ron Tutt. Als die Dead sich dann in die Blues For Allah-Sessions begaben,
bedeutete das dass Ende der Legion Of Mary, deren Sound irgendwo zwischen
harten Grooves und jazziger Improvisation lag.
Bei diesen feinst im klappbaren Digipak verpackten Tonträgern handelt
es sich um 14 erstmals veröffentlichte Aufnahmen, die in der oben
genannten Phase im Paramount Theatre Portland, Keystone Berkeley und der
Great American Music Hall in San Francisco live eingespielt wurden. Die
Songtitel geben den einen oder anderen Klassiker preis:
Tough Mama; Thats a Touch I Like; I Second That Emotion; Since
I Lost My Baby; Tore Up Over You; The Night They Drove Old Dixie Down;
Talkin 'Bout You; I'll Take a Melody; Let It Rock; Neighbor, Neighbor;
Money Honey; Last Train From Poor Valley; Mystery Train; How Sweet It
Is To Be Loved By You.
(Glitterhouse)
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Julia Hummer & Too Many Boys: "Downtown Cocoluccia" (Strange Ways, Sept. 2005) |
Wir wollen gar nicht viel über das "Schauspielerin glaubt
Musik machen zu müssen" Ding zu reden, denn ich kenne sowieso
keinen ihre Filme. Die Musik klingt ein wenig nach Bob Dylan
(tolle Mundharmonika von Julia, selbst gespielt!) und Lou Reed.
Julia singt mit zarter Stimme und NICHT auf Englisch, was im Moment
ja mal wieder das Ding der Stunde ist. Die Platte kommt beim tollen
Label Strange Ways heraus, von dem ich lange nix mehr gehört
habe. Bei den "Too many Boys" ist mit Christoph Uhe
(Speedniggs, Locust Fudge, Sharon Stoned) ein alter Bekannter dabei,
von dem ich auch lange nix gehört habe. Und irgendwie erinnert
mich das Ganze ja an eine Platte von (nicht lachen!) Vanessa
Paradis, die damals von Lenny Kravitz produziert wurde, auf der
sich ja mit "Waiting For My man" auch was von Lou Reed befand.
Und ist die nicht auch Schauspielerin?
(17.12.2005)
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Wenn eine Schauspielerin zum Mikro greift, langt der alarmierte Hörer
am besten nach dem Ohropax. Wer diese Faustregel im Fall von Julia Hummer
befolgt, bringt sich jedoch um den Genuss eines tolles Indiepop-Albums.
Die 25-Jährige klampft sich unbekümmert durch die Folkgeschichte,
spielt eine dylaneske Mundharmonika und schlafwandelt leicht nasal durch
ihre Songs. Das klingt versponnen und findet immer wieder zu traumhaft
schönen Melodien, gelegentlich auch zu behutsam lärmendem Folk-Noise
(The Desire is bigger than Life"). Dass Julia Hummer keine
große Stimme hat, stört gar nicht, ist eher Bestandteil des
schnoddrigen Charmes dieser Platte. Ein solch zeitloses Werk kann natürlich
nicht in Deutschland eingespielt werden, und wehe dem, der beim Stadtplan
auf dem Cover (Rathaus Schöneberg) an Berlin denkt! Cocoluccia nämlich
heißt das ferne (und fiktive) Land, wo Julia Hummer ihren Indiepop
gefunden hat. Glückliches Land.
(Kulturnews)
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"Downtown Cocoluccia" - das klingt nach Sehnsucht
und Ankommen, nach Amerika in einem anderen Land, nach Indie-Pop, Noise
und Folk 'n' Roll. "Downtown Cocoluccia" - das ist das erste Album
von Julia Hummer. Die 25-Jährige Schauspielerin (u .a. "Die innere
Sicherheit", "Crazy") macht seit Jahren Musik, zunächst
als Sgt. Hummer, jetzt mit Too Many Boys, einer Band um Christopher "Krite"
Uhe (Schneider TM, Floor u.v.a.). Ihre erste Single erschien 2004 auf dem
irischen Label Earsugar und wurde von der BBC als "zeitloser, entzückender
akustischer Indie-Pop" gelobt. Die beiden Songs der Single befinden
sich jetzt auch auf "Downtown Cocoluccia". Hier schlägt Hummer
den weiten Bogen der amerikanischen Musikgeschichte: vom dylanesken Opener
("True & Innocent & Untouched") über feinfühlige
Indie-Pop-Hits ("Our Empire Is", "Katharina"), charmantes
Garagengerumpel ("New Blues") bis hin zu behutsam lärmenden
Folk-Noise ("Desire Is Bigger Than Life Itself"). |
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Eugene Kelly: "Man Alive" (Cherry Red/Rev-Ola, Sept. 2005) |
Vor knapp drei Jahren schrieb ich zur EP "Older
Faster" des ehemaligen Vaselines-Sängers, dass
es hoffentlich bald ein ganzes Album mit diesen wunderschönen
schottischen Folksongs gäbe. Leider wartete ich dann vergeblich
und hatte den guten Mann inzwischen schon fast wieder vergessen.
Letzte Woche habe ich mir seit Ewigkeiten mal wieder eine Fahrt zum
ehemals besten Plattenladen der Welt in Köln gegönnt und
dort zufällig diese nun auch schon wieder fast ein Jahr alte
CD entdeckt und natürlich sofort eingepackt. Zwar hat das Cover
einen völlig anderen Stil, aber die Musik ist die gleiche wie
auf der alten EP. Es befinden sich sogar alle vier alten Lieder auch
auf der neuen CD wieder, nach dem ersten Höreindruck sogar in
identischer Version (ein Grund, warum ich mir normalerweise keine
Maxis kaufe!). Alles klingt wunderschön ... jetzt kommt natürlich
das ABER, denn die neuen Lieder sind zwar alle sehr schön, aber
die 4 alten gefallen mir auch im neuen Zusammenhang am besten. Zumindest
bin ich jetzt über Albumlänge nicht mehr ganz so begeistert
wie zuvor. Somit würde also zum Glücklichsein die alte EP
weiterhin völlig ausreichen. Vielleicht hatte ich beim Hören
aber auch nur schlechte Laune oder mangelnde Konzentration? Man muss
Mr. Kelly sicherlich noch eine zweite Chance geben...
(02.08.2006)
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Man Alive, Eugene Kelly's first solo album since the demise of his group
Eugenius, is a charming, low-key effort full of his trademark wit, humor,
and songcraft. The bulk of the album is made up of chiming guitar pop
tunes with sweet vocal harmonies that wouldn't sound out of place on a
Teenage Fanclub record -- just add Kelly's laconic vocals and world view.
Indeed Kelly has learned much about the jangle from his fellow Scots.
There is none of the grungy heaviness that often turned Eugenius songs
into muddy filler. Now Kelly's songs are either light and tender ("I'll
Be Yours," "Older, Faster") or rich and expansive ("Noise
and Smoky Breath," "The Healing Power of Firewalking").
Either way they are refreshing and quite lovely. Equally as nice are the
songs with a folky, acoustic feel like "Sinking Ship," "She
Wears My Rings," and "Dear John" that betray a newfound
maturity and the rocked-out tunes like "Ride the Dream Comet,"
"You're Having My Sex," and the cute, should-be-a-hit "I'm
Done with Drugs." Taken together you have a fully rounded-out album
that ought to make fans of Kelly -- and of intelligent and fun guitar
rock -- glad the man has dragged himself back out on the tiles.
(by Tim Sendra, All
Music Guide)
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Bettye LaVette: "I've Got My Own Hell To Raise" (Epitaph/Anti, Sept. 2005) |
Das
Rezept ist nicht neu: man/frau nehme eine nicht ganz so bekannte Soulsängerin,
Songs von Songschreibern der ersten Liga (Joan Armatrading,
Aimee Mann, Lucinda Williams, u.a.), eine
kleine, aber feine Band (u.a. mit Keyboarderin Wendy Coleman,
die mal bei Prince dabei war, und Bluesgitarrist Doyle Bramhall
II) und lasse das Ganze von Joe Henry zu einem leckeren
Gericht zusammenkochen. Da hat bei Solomon Burkes "Don't
Give Up On Me" von 2002 schon mal sehr gut funktioniert und
tut es auch hier wieder!
(04.02.2006) |
Thelonius Monk Quartet with John Coltrane: "At Carnegie Hall" (Blue Note, Sept. 2005) |
Wahnsinn! Ein neues Album von Monk und Trane, zwei der
wichtigsten Jazzmusiker aller Zeiten und auch zwei meiner absoluten
Favoriten! Die Aufnahmen stammen von einem Wohltätigkeitskonzert
in der New Yorker Carnegie Hall vom 29.11.1957 und wurden erst kürzlich
in einem verstaubten Archiv entdeckt. Geniale Musik - und ein fantastischer
Sound!
(05.11.2005)
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Das ist schon eine kleine Sensation: in der Kongressbibliothek von Washington
DC findet Jazz-Experte Larry Applebaum ein Band, einen Live-Mitschnitt,
schlecht beschriftet, unscheinbar, und - hält eine Aufnahme vom Thelonious
Monk Quartet mit John Coltrane in den Händen. Ein ganz besonderer
Fund, denn die Zusammenarbeit der beiden Jazzgiganten währte nur
ein halbes Jahr, es gibt kaum und auch nur schlechte Aufnahmen aus der
Zeit im "Five Spot" in New York, wo die Band im Jahre 1957 häufig
auftrat. Coltrane befand sich damals zwischen zwei Engagements bei Miles
Davis. Nachdem dieser ihn Anfang 1957 wegen notorischer Unzuverlässigkeit
gefeuert hatte, gelang Coltrane der entscheidende persönliche Schritt
- er befreite sich durch einen konsequenten Entzug von Alkohol und Heroin.
Ebenso in die Zeit mit Monk fällt John Coltranes legendäres
Album Blue Train, übrigens das einzige, das er für Blue Note
als Bandleader aufnahm.
John Coltrane lernte von Monk den Umgang mit komplexen melodischen und
rhythmischen Strukturen und begann, als einziger Bläser des Quartetts,
ausgedehntere, immer freiere Soli zu spielen. At Carnegie Hall wurde am
29. November 1957 aufgezeichnet: fast am Ende und vielleicht am Höhepunkt
der für beide Musiker äußerst bereichernden Zusammenarbeit.
Fast alle Stücke stammen aus Monks Feder, am Schlagzeug brilliert
Shadow Wilson, Ahmed Abdul-Malik spielt Kontrabass. Es ist eine leidenschaftliche
Begegnung, klanglich tadellos festgehalten: ein Fest für jeden Liebhaber
und Sammler.
(Katharina Lohmann, amazon)
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Bonnie Raitt: "Souls Alike" (Capitol, Sept. 2005) |
Vielleicht
nicht mehr ganz so spannend, wie in den 70ern, als sie noch bei Warner
war und noch nicht ganz so populär wie seit ihrem Durchbruch
mit "Nick Of Time"
Ende der 80er, aber zumindest ist "Souls Alike" ein Album,
das man sich gut anhören kann - und so was kann ich über
das Spätwerk der meisten ihrer Altersgenossen nicht sagen (auch
über das 2005er-Werk von Van Morrison hab ich bislang
geschwiegen, uninteressant wie es nun mal ist!). Außerdem hab ich
die Lady im Sommer 2004 live im Bonn im "Vorprogramm" von
Van The Man gesehen - und das war schlichtweg sensationell,
wie sie da gesungen und gleichzeitig mit dem Bottleneck gearbeitet
hat!
(Herbst 2005) |
Jackson Browne: "Solo Acoustic Vol. 1" (EMI/Inside Recordings, Okt. 2005) |
Ich hatte den Mann gar nicht mehr auf meiner Rechnung, denn die wenigen
Alben der letzten Jahre fand ich eigentlich nur noch irgendwie "OK",
ehrlicher ausgedrückt sogar ziemlich uninteressant. Die überraschend
positiven Kritiken über dieses Livealbum haben mich dann aber
doch dazu gebracht, mir die neue Platte zu besorgen - und ich finde
sie einfach nur wunderschön, weil Jackson Browne einfach Unmengen
fantastischer Lieder hat. Und mit "Fountain Of Sorrow" ist
sogar mein Lieblingslied von ihm dabei, das ich damals im Nightflight
von Alan Bangs zum ersten mal gehört und mit meinem alten
Nordmende-Kassettenrekorder aufgenommen hatte. Einfach nur schön
... Und "Late For The Sky"
ist nach wie vor eine meiner Lieblingsplatten aller Zeiten.
(04.03.2006)
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The opening 28 seconds of Jackson Browne's Solo Acoustic, Vol. 1 are massive crowd applause. Even its volume level gets boosted the way it did on live albums from the 1970s. Guess he wants you to know he still matters to people -- and it's totally unnecessary. The music here speaks for itself. Whether or not one appreciates Browne's recorded catalog is immaterial; his gift as a songwriter is enigmatic, unassailable, and singular. There are 12 songs here from throughout Browne's career, ranging from "These Days" and "For Everyman" to "Lives in the Balance" and "Looking East" and all points in between. There are numerous spoken and instrumental intros to the material; Browne's a fine and comfortable communicator when it comes to sitting naked and alone in front of an audience, though sometimes his humor is cynical and borders on bitter. The versions of "For a Dancer" and "The Pretender" are deeply moving as are "These Days" and "Too Many Angels." It would be easy to live without all the intros, as they merely point toward Browne and what he has accomplished, when the songs so easily speak for themselves and for him. Perhaps on volume two he'll let that happen. Despite his many asides, this is a fine and necessary addition to Browne's catalog. Still one has to wonder, with the double-disc Rhino set that appeared earlier in 2005 and these live retrospectives, when there will be new material coming from a songwriter who has had something to say that mattered in each of the last four decades. Let's hope it's soon.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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Vashti Bunyan: "Lookaftering" (Fat Cat, Okt. 2005) |
Eine britische Folksängerin, die nach 35 Jahren Pause ihr 2.
Album veröffentlicht! Ich muss gestehen, dass ich bis vor kurzem
noch nie was von der Frau gehört habe, auch die Wiederveröffentlichung
des ersten, von Joe Boyd produzierten und mit Fairport Convention-Musikern
eingespielten Album vor fünf (?) Jahren, ging komplett an mir
vorbei. Jetzt habe ich aber zugegriffen und finde, dass das eine wunderschöne,
ruhige Musik ist. Ob das jetzt tatsächlich die Klasse von Sandy
Denny, Linda Thompson und Beverley Martyn hat, womit
gerne verglichen wird? Keine Ahnung, wahrscheinlich nicht, was aber
auch völlig egal ist.
Meist gibt es nur Gesang und Akustikgitarre, viel Klavier (vom mir
unbekannten Produzenten Max Richter gespielt), ab und zu Streicher,
Blockflöte, E-Gitarre oder Harfe. Die Dame hat viele Fans unter
der neuen Generation der "Hippiefolker", von denen Devendra
Banhart bei einem Lied zu hören ist. Von den alten Weggenossen
ist aber nur Robert Kirby an Trompete und Waldhorn dabei, der
legendäre Orchesterarrangeur der ersten beiden Nick
Drake-Alben.
(17.12.2005)
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Neues Studioalbum der legendären englischen Folksängerin VASHTI
BUNYAN.
Lookaftering ist das zweite Album der legendären englischen
Folksängerin und so der Nachfolger des 1970 veröffentlichten
Albums Just Another Diamond Day das damals sträflich
von der Musikpresse ignoriert wurde, aber im Laufe der Jahre auch bei
den Kritikern zum Folkpopdiamanten wuchs und Vorbild für Künstler
wie Jeff Buckley oder Devendra Banhart wurde. Die fast verschollen geglaubte
Folk-Legende der Sixties, mit der zart gehauchten Stimme, hat nach Kollaborationen
mit PIANO MAGIC und ANIMAL COLLECTIVE einen würdigen Nachfolger zu
ihrem Debüt abgegeben. Das ergreifende Album wird geprägt durch
Vashtis wehmütige Stimme und einer Musik zwischen sparsamen Akustik-Gitarren,
getragenen Pianopassagen, Klageliedern und einem Hauch Westcoast-Folk.
Ein Album voller desperater Atmosphäre, dem es sich zu entziehen
sehr schwer fällt.
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Unglaubliche 35 Jahre ließ Vashti Bunyan verstreichen, um mit dem
von allen Trends abgekoppelten Lookaftering ihr erst zweites Album zu
veröffentlichen. Doch genau das bereichert die eh schon kuriose Biographie
der britischen Folk-Chanteuse um eine weitere erwähnenswerte Anekdote.
Im Swinging London der Sechziger studierte Vashti an einer Kunsthochschule,
lernte das Malen und Gitarre zu spielen. Nach ein paar eher erfolglosen
Singleveröffentlichungen zieht sie sich aus dem Musikleben zurück,
setzt sich auf einen Pferdewagen und bricht von London Richtung Hebriden
auf, um auf der Isle Of Skye Donovan zu treffen. Als sie dort nach einer
zweijährigen Reise ankommt, war Donovan schon weitergezogen. Die
Erlebnisse verwandelte Vashti Bunyan in Lieder, die 1970 auf Just Another
Diamond Day erscheinen. Die mit Joe Boyd (Incredible String Band, Fairport
Convention, Nick Drake) eingespielte Platte geriet wie die Sängerin
in Vergessenheit, nur eine kleine Fangemeinde verhinderte das völlige
Verschwinden. Wiederentdeckt aber wurde Vashti Bunyan beim Surfen durchs
Internet von sich selber, kleine Co-Operationen mit Piano Magic, Devendra
Banhart oder Animal Collective folgten und animierten die in Edinburgh
lebende Sängerin in Kombination mit sanftem Druck der Plattenfirma
Fat Cat endlich ein neues Album aufzunehmen. Lookaftering ist noch sparsamen
arrangiert als das Debüt. Streicher, Harfe, Oboe, Akustik-Gitarre
oder Flöte erklingen glasklar, lassen sich auf kein Tempo ein und
verfügen so um Räume, die sie mit märchenhaft schönen,
sehr melancholischen, fast zärtlichen Tönen füllen. Selbst
die namhaften Gästen Devendra Banhart, Adam Pierce (Mice Parade)
oder Kevin Barker (Espers) üben sich in Zurückhaltung. Ein wenig
erinnert das an Sally Oldfield, allerdings wohltuend befreit von jeglichem
Emo-Kitsch. Und dann ist da natürlich noch die alles überlagernde
und zauberhafte Stimme von Vashti Bunyan. Nicht mehr so mädchenhaft
wie auf Just Another Diamond Day haucht sie ihre Texte ins Mikrophon,
sie klingt auf Lookaftering viel reifer und voluminöser und doch
immer noch so zerbrechlich. Vashti Bunyan sollte nicht wieder 35 Jahre
vergehen lassen, ehe sie erneut ins Studio geht.
(Sven Niechziol, amazon)
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Ist das Rekord? Vashti Bunyans erstes Album erschien 1970, das zweite
kommt 35 Jahre später. Ihre Platte ist also schon insofern sensationell,
als sie überhaupt erscheint. Musikalisch tappt es zwar auf der Stelle,
doch die melodischen Schwächen vieler Songs werden atmosphärisch
prachtvoll aufgefangen. Bunyans Stimme hat eine schier elfische Aura,
manchmal erinnert sie an einen Knaben vorm Stimmbruch, und die akustischen
Arrangements umhegen dieses zerbrechliche Gebilde, als sorgten sie sich
um seine Unversehrtheit. Und in der Tat hört man plötzlich,
woher Bunyan-Fan Devendra Banhart seine Versponnenheit hat. Die Britin
knüpft an ihre eigene Legende an, verwaltet sie und erhält sie
aufrecht - mit einem Album, das von einer geheimnisvollen Aura umflort
ist.
(Kulturnews)
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Much has been made of Vashti Bunyan's 1969 unheard-at-the-time Just Another
Diamond Day. Produced by Joe Boyd, it featured the singer and songwriter
backed by a small string quartet. Discouraged by the sleazy ethics of
the music biz, she retired and concentrated on raising a family, gardening,
and other productive matters. The set was re-released on CD in 2000, and
has been rightfully heralded as a classic by virtually everyone who has
heard it. Sought out, she re-entered the arena, worked and collaborated
with Devendra Banhart and Simon Raymonde, and was the featured vocalist
on Animal Collective's fine Prospect Hummer EP. Thirty-six years later,
Lookaftering, Bunyan's second album, was released by Fat Cat. Produced
by post-classical composer and atmosphere impresario Max Richter -- who
co-arranged the set with Bunyan -- it features many of her collaborators,
including Banhart, Joanna Newsome, Adem, Adam Price, Robert Kirby (who
arranged the strings on her first record as well as Nick Drake's albums),
Otto Hauser, and Kevin Barker (Espers/Currituck County). This is not just
some neo-acid folk gathering of the stars, however. Bunyan's voice and
songs are always center stage, and Richter's production is always subtle,
creating suitable, unintrusive backdrops for that magical sound that comes
from her mouth to slip from the ether into sound. There is a slight bit
of quavering in her grain now, but it's beautiful as ever. Where Just
Another Diamond Day concentrated on living an idyllic life as a part of
nature and creation itself, Lookaftering is a tale of doing just that,
looking after children, lovers, friends, surroundings, and the changes
in life like living and dying. Her melodies are delicate, inviting, and
delicate without the least bit of twee posturing. Richter's restraint
in adding the right touch of piano and glockenspiel here, the precise
use of recorders there, and Newsome's harp playing all slip and shimmer
in the backdrop as Bunyan's voice and fingerpicked guitar walk softly
through her songs. On "Wayward" she sings, "Didn't want
to be the one, the one who's left behind/While the other one goes out
to life and comes back home to find me...I wanted to be the one with road
dust on my boots/And a single silver earring and a suitcase full of notes/And
a band of wayward children with their fathers left behind," but in
either sense she finds "world without ending." There's no regret
in these songs, just the acceptance of life on its own terms, and the
magic found therein. Lookaftering is indescribably beautiful, whether
the setting is a Fender Rhodes or harp and dulcimer such as on "If
I Were," kissed by sparse strings, or the recorders and guitars that
frame her voice in their center, singing about the process of living,
asking questions, and being content to live in between. Lookaftering is
a gorgeously considered, stunningly and sensitively crafted album by an
artist who is truly outside of all fashion, all time, and even space.
Without the technological trappings, this album, timeless and spaceless
as it is, could have been made 300 years ago, but that it was made in
the 21st century blesses you even more. It's simply unlike anything else
out there -- except perhaps Just Another Diamond Day. What a welcome return.
Though her collaborators dream of making recordings this pure, full of
whispery strangeness, and unselfconscious charm, Bunyan is as singular
and out-of-the-box an artist as there is. Welcome back.
(by Thom Jurek , All
Music Guide)
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Hansen Band: "Keine Lieder über Liebe" (Universal/Grand Hotel Van Cleef, Okt. 2005) |
"Dürfen
Schauspieler singen" (Teil 2). Jürgen Vogel darf
das, trotz einer gar nicht so besonders tollen Stimme, genauso wie
Julia Hummer, denn die "Hansen Band"
spielt einen tollen Gitarrenrock (dabei sind "echte Musiker"
von Kettcar und Tomte)
und schreibt gute Songs, die mir sogar gefallen, obwohl sie in deutsch
sind. Eigentlich eine reine "Retortenband", wie bei "Still
Crazy" und "Almost Famous", denn sie wurde eigentlich
nur für den (gleichnamigen?) Spielfilm gegründet, aber es
wurde eine "richtige" Tournee mit "richtigen"
Konzerten vor "echtem" Publikum gespielt. Soll toll gewesen
sein und kann man im Film wahrscheinlich gut nachempfinden.
(30.12.2005) |
Hawkwind: "Take Me To Your Leader" (Hawkwind Records, Okt. 2005) |
Da bin ich jetzt schon ein bisschen stolz drauf: meine erste selbst
gekaufte Langspielplatte, im zarten Alter von 14 Jahren, war "Space
Ritual" von Hawkwind. Und nix von Slade, Sweet,
Middle Of The Road oder T.Rex, die ich alle zuvor in
einer kurzen und heftigen Phase zwar auch ganz gerne gehört habe
und von denen ich auch einige Singles besaß. Aber richtig los ging
es bei mir eben mit Hawkwind, die ich im Gegensatz zu den anderen
genannten Kapellen auch nach über 30 Jahren immer noch hören
kann, ohne rot zu werden. Und das Schöne ist: die Junx um Dave
Brock machen immer noch interessante Musik, immer noch diesen
bekifften "Spacemetal" mit viel Synthesizern (die früher
mal "Audio Generatoren" hiessen und nur blubberten, die jetzt
aber sicherlich auch bei Hawkwind digitalisiert sind).
Gibt's was Neues zur neuen Platte (die Nr. 37? Nr. 41? Nr. 55?) zu
sagen? Eigentlich nichts. "Business As Usual" in der Minimalbesetzung
der letzten Jahre, von deren Livequalitäten ich mich schon überzeugen
konnte, mit Captain Brock an der Gitarre und den Keyboards,
Alan Davey am Original-Lemmy-Rickenbacker-Bass und mit Orginal-Lemmy-Mikrophonständereinstellung
(Kenner wissen, was ich meine!) und ebenfalls an den Keyboards und
Trommler Richard Chadwick. Die Eröffnungsnummer "Spirit
Of The Age" ist sogar eine Neuauflage eines Liedes der Band aus
den späten 70ern (vom Album "Quark,
Strangeness & Charm"), bei zwei Stücken hilft Ex-Mitglied
Simon House an Geige und Keyboard aus, bei einem Lied "singt"
Lene Lovich, bei zweien Arthur Brown ("Fire").
Es gibt sogar einen Saxofon-Spieler - aber leider heißt der nicht
Nik Turner.
Es bleibt die Frage: Ist die Platte gut? Oder relevant in heutigen
Popmusikzeiten? Ist mir ziemlich egal, denn als einziger nicht kiffender
bekennender Hawkwind-Fan habe auf jeden Fall meinen Spaß bei der CD!
(21.10.2005)
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Seit ihrem Start 1969 in London fliegen Hawkwind in einer eigenen Galaxie
durch Zeit und Raum. Auch Take Me To Your Leader untermauert, dass den
Briten wohl nichts etwas anhaben kann, dass die unverrückbaren Koordinaten
Hardrock, Psychedelic und Elektronik bleiben. Jede musikalische Innovation,
jedes neue Genre ist an den hippiesken Space-Rockern zumeist wirkungslos
abgeprallt. Dafür verbürgt sich alleine schon das letzte verbliebene
Gründungsmitglied Dave Brock, der in einer oft instabilen Band eine
Konstanze bildet, der sogar einem gewissen Lemmy die Papiere in die Hand
drückte. Lemmy sang den großen Hawkwind-Hit Silver Machine
und sollte eine berühmte Band nach dem Hawkwind-Song Motorhead
gründen. Das war 1975, aber irgendwie scheint das nach dem Hören
von Take Me To Your Leader mal gerade ein paar Tage her zu sein. Die Altherren-Crew
Dave Brock, Alan Davey und Richard Chadwick (gemeinsames Merkmal: langes,
schütteres Haar) geht mit Gästen wie Lene Lovich (New-Wave-Sirene),
dem Saxophonisten Jez Huggett oder Arthur Brown (Legende dank des Songs
Fire) einmal mehr völlig zugekifft auf Spacerock-Exkursion.
Dabei fliegt das alte Weltraumschiff Hawkwind souveräne Schleifen,
fährt oft das Antriebssystem hoch (Spirit Of The Age,
Greenback Massacre), wird leider bisweilen pathetisch, flirtet
mit dem Jazz (Out Here We Are) und sogar Drum & Bass (Take
Me To Your Leader) und hinterlässt einen vitalen Eindruck.
(Sven Niechziol, amazon)
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Whereas space rock pioneers Pink Floyd soon turned their back on the style they helped invent (and created another musical style: prog rock), fellow space rock pioneers Hawkwind have stayed put on their spaceship throughout the years. And they continue to do so, as evidenced by their 2006 release, Take Me to Your Leader, which manages to combine a modern edge with the all trippiness that abounds. The band — still led by mustachioed singer/guitarist/songwriter Dave Brock — continues to have a soft spot for soundscape detours ("Spirit of the Age"), isn't afraid to crank up the old Marshalls ("To Love a Machine"), and can morph into Radiohead-esque shapes in the blink of an eye ("Digital Nation"). While the majority of their space rock comrades have gone the way of the Death Star, Hawkwind continues to lean heavily on the hyperspace button all these years later.
(by Greg Prato, All
Music Guide)
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Curt Kirkwood: "Snow" (Little Dog, Okt. 2005) |
Das Album steht schon seit November in meinem Plattenregal, aber damals
war ich ein wenig enttäuscht bzw. unbeeindruckt. Jetzt hab ich
es noch mal rausgekramt und in Ruhe gehört und finde es doch
noch ganz schön. Und einem alten Helden muss man ja doch immer
eine Extrachance geben. Mit Neil Young und Ryan Adams
(OK. Ryan ist noch nicht so alt, sieht aber schon so alt aus!) war
ich ja auch geduldig.
Curt Kirkwood kennen wahrscheinlich nicht viele von Euch mit
Namen, denn als Sänger und Gitarrist der Meat
Puppets hatte er zwar Insider-Kultstatus, war aber nie kommerziell
erfolgreich. Ein großer Meat Puppets-Fan war auf jeden Fall Kurt
Cobain, weshalb Curt & Kurt damals bei Nirvanas
MTV-Unplugged-Konzert miteinander musiziert haben, was dann wohl sein
kleiner Augenblick der großen Aufmerksamkeit war.
(12.01.2006)
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... yep, viele starke Scheiben wieder diesen Monat, aber diese hier wird
das Highlight sein! Der frühere Boss der seligen Meat Puppets aus
Arizona, einer der wichtigsten Bands für den amerikanischen 80/90er
Independent Rock überhaupt (Kategorie Yo La Tengo, Giant Sand, Green
On Red...), lässt mit seinem Debüt unter eigenem Namen schönste
Erinnerungen an Klassiker wie 'Up On The Sun' und 'Mirage' aufleben, hat
all die längst verschüttet geglaubten Talente (glänzende
Acoustic/Electric-Abstimmung, superrelaxte Atmosphäre, unnachahmliches
Timing, ewig-lakonischer Gesang, die Freigabe von Psychedelia und Country
Rock für die Alternative Rock-Szene, s.a. die Nirvana Connection)
wieder hervorgeholt. Vergessen ist damit die dümpelnde Endphase der
Puppets in den 90ern, das unausgegorene Comeback in 2000 mit 'Golden Lies'
oder das glanzlose Eyes Adrift-Projekt mit dem Ex-Nirvana Basser von 2002.
Auf 'Snow' bietet Kirkwood 10 neue ('Golden Lies' war auf besagter CD
als Song nicht drauf), eigene Kompositionen von allerhöchstem Niveau,
die meist in (semi-) akustischem Format mit Gitarren, Bass, Drums, etwas
analogen Keyboards, Mandoline, Pedal Steel, Trompete etc. wirkungsvoll
arrangiert sind. Musikalischer Partner, Labelinhaber und Produzent ist
ironischerweise der bekannte Kalifornier Pete Anderson (Dwight Yoakam),
der 1991 das Major Label-Debüt der Meat Puppets, 'Forbidden Places',
doch allzu weit weg von den Qualitäten der Band in den kommerziellen
Mainstream drücken wollte. Hier allerdings stimmt einfach alles,
begeistert mich 'Snow' mit einzelnen Songs, besonders aber wegen des durchgängigen
Feelings in seiner Gänze!
(Glittehouse)
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Since the late '90s, onetime Meat Puppet leader Curt Kirkwood has been
playing solo acoustic sets. But due to his work with a "new look"
Meat Puppets, the all-star Eyes Adrift, and a project that was over almost
as quickly as it began (Volcano), Kirkwood didn't have the opportunity
to embrace the aforementioned style in the studio. That was, until Kirkwood's
first ever solo release in 2005 -- Snow. An interestingly titled album
since Kirkwood has called such arid locales as Arizona and Texas his home
over the years, Snow focuses (as expected) on Kirkwood's trademark monotone-like
vocals and guitar strumming/fingerpicking. It also appears as though the
quirky lyrics that became an integral part of the Puppets' style has been
largely skipped over this time. With Dwight Yoakam producer Pete Anderson
on board once more (he oversaw the Puppets' 1991 release, Forbidden Places),
Snow has a slight country flair at times, as on the tracks "Box of
Limes" and the standout "Light Bulb." But for the most
part, it's "folk" that Kirkwood hones in on -- the album-opening
"Golden Lies" and the title track. While it's not the country-punk
revelation that Meat Puppets II was, Snow shows that Kirkwood can still
pluck and howl with the best of them.
(by Greg Prato, All
Music Guide)
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Tom Liwa: "Glauberg/California" (Normal/Return To Sender, Okt. 2005) |
Zwar "nur" eine Mailorder-Only-Veröffentlichung außerhalb
der Reihe, aber doch eine sehr schöne! Tom Liwa, einziger relevanter
Popmusikkünstler aus Duisburg (wer faselt da was von Peter Bursch
und Kim Merz?) und ehemaliger Kopf der Flowerpornoes
liefert uns hier in 70 Minuten über 20 Lieder, wovon ungefähr
die Hälfte von Randy California stammt, dem leider viel
zu früh verstorbenen Sänger und Gitarristen der Band Spirit.
(17.12.2005)
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2005er RTS-Veröffentlichung mit exklusivem Liwa-Material. Alles,
was ich zum Besprechen vorliegen hab, ist eine nackte CD. Aber bei Liwa
reicht das völlig aus. Hier also: Die nackten Fakten: 24 Tracks in
72 Minuten, vorwiegend im Studio aufgenommen, die Besetzung setzt sich
zusammen aus akustischer Gitarre, sanft tupfendem Bass, zurückhaltendem
Schlagwerk, etwas Piano, eine E-Gitarre taucht in einer verzerrten Gastrolle
auf. Die Natur-Gitarre trägt mal Young-Comes A Time-folkhaft
geschlagen, mal gezupft, mal gepickt die Hauptlast der Liwa-Sanft-Stimm-Begleitung,
die verschiedenen Songs spiegeln sämtliche daraus folgenden Besetzungsmöglichkeiten
wider: Vom sanft fliessenden Instrumental über die 2-Stimm-a-capella-Gospel-Verneigung
und die folkige Reinheit aus Gesang und Gitarre bis hin zum beispielhaft
agierenden Trio und Quartett. Das Songmaterial bietet auf der einen Seite
puren Liwa, verträumte Songs von sanfter Reife, die gleichzeitig
Ohren, Verstand und Herz schmeicheln. Die andere Hälfte der Songs
stammt von Randy California/Spirit, Liwa verneigt sich liebe- und respektvoll
vor dem Gitarristen und Songautoren in zurückhaltenden, warmherzigen,
vorwiegend akustischen Versionen von u.a. Natures Way, Just For
You, When?, Thank You Lord, Stars Are Love, What Do I Have, Maybe Youll
Find, Holy Man, Farther Along. Eine kleine Verneigung Richtung Steve Hillage
bietet das Fish Poem.
(Glitterhouse)
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Jeb Loy Nichols: "Now Then" (Tuition, Okt. 2005) |
Das neue Tuition-Label aus Mainz hat meine Hochachtung. Natürlich
vor allem wegen der Go-Betweens.
Aber eben auch weil sie einen alten Bekannten unter Vertrag haben,
den ich im Oktober in Nürnberg zusammen mit meiner Lieblinxband
live erleben konnte. Jeb Loy Nichols war mal in den 90ern Chef
der Fellow Travellers, die eine
unnachahmliche Mischung aus Country, Reggae und Soul spielten. Auch
auf seinem neuen Soloalben ist das nicht viel anders: es haben sich
höchstens die Akzente ein klein wenig weg aus Jamaika in Richtung
Nashville bzw. Memphis verschoben. Mark Nevers von Lambchop
hat in Nashville produziert, der legendäre Southern-Soul-Songwriter
Dan Penn singt einmal und auch die liebreizende Lorraine
Morley aus alten Fellow Travellers-Tagen
ist zu hören. Schöne Platte.
(10.01.2006)
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Es ist schon einige Zeit her, dass Jeb Loy Nichols mit seiner damaligen
Band Fellow Travellers für Aufsehen in der Szenepresse sorgte, seine
Idee Folk mit Dub- und Reggaeelementen zu verbinden galt nachdem die CD
Just A Visitor 1992 erschienen war für eine paar Wochen als das neue
heiße Crossoverding. Danach wurde es ruhiger um den nach London
emigrierten und inzwischen in Wales lebenden Amerikaner. Der Szenehype
passte auch gar nicht zu ihm -- wichtiger als Soundspielereien waren immer
seine fantastischen Songs.
Auf Now Then -- in Nashville und London aufgenommen -- klingen die Reggaelemente
nur in zwei der Songs an, auf anderen Stücken werden Geigen, Bläser
und Backgroundchöre ausgepackt -- immer absolut stilsicher ohne die
Songs, die zwischen sonnigem Optimismus und Melancholie pendeln, mit unnötigen
Zuckerguss zuzukleben. Ein schönes Album eines großen Songschreibers!
(Hanno Güntsch, amazon)
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Mit seiner alten Band Fellow Travellers wies Jeb Loy Nichols ja schon
eindrucksvoll nach, wie wenig spinnefeind sich Folk und Reggae sind. Dass
dieser Genre-Mix aber auch eine heimliche Verwandtschaft zum Soul hegt,
wird erst auf Nichols' Soloalbum Now then" evident - am schönsten
realisiert im Bonustrack, bei dem die hübsche Melodie folkig ist,
der Beat teils aus Jamaika stammt und das Flair vom Soul. Auch die fast
reinen Stilformen kommen vor in diesem kleinen Zoo der Genre. Let's
make it up" etwa groovt streicherselig dahin in reinster Marvin-Gaye-Lässigkeit
- und ist nur geschlagen mit dem schweren Manko, nach kaum drei Minuten
schon wieder vorbei zu sein. Erstaunlich, dass Nichols die meisten Songs
in seiner Reggae- und Soul-fernen Wahlheimat Wales ausgetüftelt hat.
(Kulturnews)
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"Dream Brother: The Songs Of Tim + Jeff Buckley" (Full Time Hobby, Okt. 2005) |
Na, das passt jetzt aber wirklich gut! Kaum habe ich mit meinem alten
Kumpel Frank Preuß beschlossen, dass wir ein kleines
Tim Buckley-Cover-Projekt starten, gibt es auch schon eine
neue Tribute CD! Nach "Sing A Song For You" von 2000 ist
es meines Wissens nach auch erst die zweite Kompilation zu dem Thema.
Und, wie der Name schon sagt, werden hier nicht nur Songs vom Vater,
sondern auch vom Sohn interpretiert: Die ähnlichkeiten von beiden
in musikalischer und biografischer Hinsicht sind dermaßen groß (und
sollen hier nicht weiter ausgewalzt werden), dass ich mich wundere,
warum bisher niemand auf diese Idee gekommen ist. Von den Beteiligten
(weitestgehend britischen?) Künstlern und Bands sind mir eigentlich
nur The Magic Numbers und Kathryn
Williams geläufig, aber alle Beiträge sind gut oder
klingen zumindest interessant. Von den 7 Liedern des Vaters werden
Frank und ich am 10.12.2005 im Weseler JZ Karo übrigenz
auch drei spielen: "I Must Have Been Blind", "Song
To The Siren" und "Buzzin' Fly".
(13.11.2005) |
Edith Frost: "It's A Game" (Drag City, Nov. 2005) |
Ein Spontankauf nach Studium der neuesten Ausgabe des Rolling
Stone: viel weiß ich über die Dame nicht, nur dass sie
(wie viele andere Musiker) in Austin/Texas zu hause ist und beim
gleichen Label wie Will Oldham alias Bonnie
"Prince" Billy und Bill Callahan alias Smog
veröffentlicht. Was kann man hören? Wie nicht anders zu
erwarten, etwas spröden, aber trotzdem sehr schönen Singer/Songwriter-Stoff,
der dann tatsächlich ein wenig so klingt, als wäre Will
Oldham eine Frau und könnte wirklich singen. Das meine ich
jetzt durchaus als Kompliment.
(17.12.2005)
Na ja - je öfter ich die CD höre, desto spröder
wirkt das Ganze. Irgendwie langweilig. Und genauso wie bei Cat
Power muss ich fragen: Wo sind bloß die guten Melodien?
(19.03.2006)
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IT'S A GAME ist seit 2001 die erste Veröffentlichung der US Singer/Songwritering
EDITH FROST. Unter Mithilfe von vielen talentierten Musikern wie Josh
Abrams (Prefuse 73), Lindsay Anderson (L'Altra), Azita, Dave "Max"
Crawford (The Mekons), John Hasbrouck, Emmett Kelly und Jason Toth (The
Zincs, Manishevitz), sowie langjährigen Bandmusikern Tyan Hembrey
und Mark Greenberg ist das insgesamt vierte Album entstanden. EDITH FROST
wird gerne als Chanteuse mit Country Roots bezeichnent und das stellt
sie auch auf dem neuen Longplayer eindrucksvoll unter Beweis - die 13
Songs haben viele Roots - Country, Folk, Blues, Soul und Jazz. Rian Murphy
produzierte das bisher beste Album einer der talentiertesten Singer/Songwriterin
Amerikas.
(amazon)
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After a too-long absence, Edith Frost returns with It's a Game, her first
album in four years. Though the trippy Telescopic and the full-fledged
pop of Wonder Wonder suggested that she might continue to decorate her
songs with elaborate productions, this album is actually her sparest-sounding
work since her debut. That doesn't mean it's without variety, however;
Frost's singing and writing have both broadened and deepened with time,
and more than ever, she's able to take the best from different styles
of music and songwriting and make them her own. "A Mirage" is
a deceptively innocent-sounding song styled after traditional country
ballads with a melody sweet enough to be played on a music box, while
the charming "If It Weren't for the Words" is as witty and tightly
structured as a classic pop song. Likewise, "My Lover Won't Call"
has the aching elegance of torchy vocal jazz. On the other hand, "Just
a Friend" and "Stars Fading" work (and work well) in a
more contemporary-sounding singer/songwriter vein. Throughout It's a Game,
Frost captures the ups and (mostly) downs of relationships. She excels
at capturing the specifics and fine shadings of heartache: the worry and
dread surrounding an inevitable breakup on "Emergency"; the
weariness of trying to hang onto someone with one foot out the door on
"What's the Use"; and eventual, bittersweet acceptance on "Lovin'
You Goodbye." Even the album's happier songs are seeded with sadness.
On "It's a Game" itself, trying to have a good time is the best
that can be hoped for. Crucially, though, Frost not only boils painful
situations down to their essences, she makes them sound beautiful instead
of dreary. As always, Frost's music has the ring of truth, so much so
that you hope for her sake that it's not too autobiographical. Let's also
hope it doesn't take another four years for her to deliver another collection
of her thoughtful, finely crafted songs.
(by Heather Phares, All
Music Guide)
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Guru Guru: "In The Guru Lounge" (SPV/Revisted, Nov. 2005) |
Vor
Mani Neumeier habe ich absolute Hochachtung. Er ist bereits
65 Jahre alt und nach wie vor Deutschlands bester Rocktrommler.
Seine Band Guru Guru besteht, wenn man gelegentliche kreative Pausen
unterschlägt, bereits seit 1968 und produziert immer noch spannende
Rockmusik. Vielleicht nicht mehr so relevante wie in den frühen
70ern, aber deutlich bessere als alle anderen überlebenden
deutschen Bands aus jenen vergangenen "Krautrock"-Zeiten.
Vielleicht erinnert Ihr Euch noch an das Rockpalast-Krautrock-Special
vom letzten Jahr? Guru Guru waren stark und witzig wie immer,
Birth Control (die ja nie mein Ding waren, auch wenn ich
selbstverständlich "Gamma Ray" toll finde!) überraschend
gut oder zumindest richtig gut rockend, der Rest eigentlich nur
peinlich: Epitaph (schlechte Altherrenrocker), Amon Düül
II (Renate Knaup-Krötenschwanz' Gesang tat in den Ohren
weh!), Jane (mega-peinlich wie immer) und Karthago
mit einem spielfreudigen (?) Ingo Bischoff, der irgendwie
auf Herbie Hancock machte und vielleicht besser zu Guru Guru gepasst
hätte (wo er ja auch mal mitgemischt hat) und einem eher altbackenen
Joey Albrecht, bei dem die Gitarrengottpose nicht mehr so
toll wirkte ohne seine lange blonde Matte.
Ach, was bin ich wieder gemein - und deshalb zurück zum eigentlichen
Thema: Das neue Guru Guru-Album müsste wohl ungefähr das
25. sein, aber da fehlt mir der überblick. Mani Neumeier hat
seit einigen Jahren eine konstante Besetzung mit ein paar Ehemaligen
zusammen: Saxofonist/Gitarrist Roland Schaeffer, Bassist
Peter Kühmstedt und Gitarrist Luigi Archetti.
Zusammen spielen sie eine vollkommen eigenständige Musik, die
irgendwo zwischen Rock, Jazz, Witz und Trance liegt. Klingt vielleicht
komisch. Ist aber so.
(25.12.2005)
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Bobby Hebb: "That's All I Wanna Know" (Tuition, Nov. 2005) |
In
Düsseldorf (!) mit deutschen Jazzern aufgenommenes und beim aktuellen
Label der Go-Betweens veröffentlichtes
Spätwerk des Komponisten von einem der größten Hits aller Zeiten,
natürlich "Sunny". Dass dieses hier erst sein drittes
Soloalbum ist (sein Debütalbum "Sunny" stammt immerhin
bereits von 1966!) kann man höchstens dadurch erklären,
dass er mit diesem Lied vielleicht genug verdient hat. Oder damit,
dass er selber zwar nicht schlecht singt, aber dann doch nicht so
gut wie die ganzen Leute, die "Sunny" in den letzten 40
Jahren gecovert haben (nachzuhören hier in einer neuen Duettversion
mit der mir unbekannten Astrid North). Oder damit, dass er
als Farbiger Sänger und Songschreiber aus Nashville mit Wurzeln
in Country und Soul leider zwischen allen Stühlen sitzt und nirgendwo
richtig in die Schublade passt. Trotzdem ist das hier eine schöne,
leicht altmodische Soulplatte. Und leider die einzige, die von ihm
zur Zeit auf dem Markt ist.
(23.09.2006) |
Wilco: "Kicking Television - Live In Chicago" (Nonesuch, Nov. 2005) |
Ein
gerade erst erschienenes Livealbum direkt auf meiner Seite "LiveClassics"
zu ehren wäre vielleicht etwas verfrüht, aber die Platte
ist wirklich toll: zum einen klingt sie unglaublich gut, um anderen
spielt die Band ausgesprochen gut. Das ist definitiv keine Alibiveröffentlichung
zum Vertragsende oder eine überflüssige Nettigkeit für
das Weihnachtsfest...
(08.12.2005) |
Brandi Carlile (Columbia/Red Ink, Juli/Dez. 2005) |
Auf das Debütalbum der jungen Sängerin aus der Gegend um
Seattle bin ich über Glitterhouse gestoßen, wo das Album als
US-Import seit Dezember angeboten wird, allerdings stammt es wohl
schon vom Sommer des mittlerweile vergangenen Jahres, wobei die Lieder
sogar bereits im Jahr 2004 aufgenommen wurden. Da die Platte WIRKLICH
GUT ist, weiß ich im Moment noch gar nicht, ob sie nicht sogar noch
ihren Platz in der Bestenliste 2005 finden sollte. Oder sogar erst
in 2006, wenn das Album hier vielleicht doch noch "richtig"
veröffentlicht wird? Na ja - ich denke, dass das völlig
unwichtig ist gegenüber der schönen Musik, bei der sich
aller Kritiker (zu recht) wundern, wie eine so junge Dame mit ihrer
Band als Debüt etwas dermaßen zeitloses, abgehangenes, unspektakuläres
und perfektes hinbekommen konnte...
Die Musik ist, wie schon angedeutet, "klassische" Singer/Songwriter-Musik,
die ihre Wurzeln im Country der 60er und Pop der 70er hat. In Brandis
Stimme kann man neben ihrer Liebe zu Patsy Cline aber auch Einflüsse
"modernerer" Rockmusik hören. Vergleich mit Jeff Buckley
und Thom Yorke aufgrund der ähnlichen Gesangsphrasierung sind
da gar nicht so abwegig, auch wenn es hier nie wie bei Radiohead klingt.
Schau'n wir mal, wie diese Platte noch wächst ...
(08.01.2006)
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Es tut mir leid, aber so darf ein Debutalbum nicht klingen. Solche Werke
liefert man ab, wenn einen die Jahre der Erfahrung gezeichnet haben und
Altersschätzungen grundsätzlich beim doppelten des eigentlichen
Wertes beginnen. So unverschämt darf man nicht mit seinen Talenten
um sich werfen, zudem wenn man so jung ist, wie Frau Carlile laut Cover
wirkt. Ich habe das 2005 er Debutalbum der Künstlerin kurz vor Redaktionsschluss
auf den Tisch bekommen und kann seit dem nicht mehr davon lassen. Die
Fakten sind leicht erklärt: Brandi spielt Gitarre und singt (göttlich),
begleitet wird sie von den Zwillingsbrüdern Tim und Phil Hanseroth
mit Gesang, Gitarren- und Basspiel. Die Songs stammen von allen dreien,
Arrangements und Produktion sind auch Trioarbeit, mehrere Gastschlagwerker
geben sich die Knüppel in die Hand, zweimal schwärmen die Streicher,
zweimal spielt Glenn Slater die Keyboards. Aus diesen Zutaten zaubert
Brandi ein derart reifes, reiches, unbekümmertes, federleichtes,
spontan liebenswertes Singer-Songwriter-Folk-Rock-Americana-Album, dass
zwei Fragen bleiben: Wo kommt sie her (sie MUSS vorher irgendetwas gemacht
haben. So ein Album kann nicht aus dem Nichts kommen), und wo soll das
hingehen? Das Vergleichen mit Gewohntem fällt mir diesmal aussergewöhnlich
schwer, in ihrer Stimme hören Rezensenten Jeff Buckley, ich erkenne
die Turin Brakes und Carla Werner, aber auch Simon & Garfunkel, aber
das sind nur wenige Elemente, die den mitreissenden, aufbauenden Gesamteindruck
nur ankratzen. Artist To Watch steht auf dem das Album zierenden Sticker,
aber was soll ich lange beobachten, wenn ich im Hier und Jetzt dieses
Album geniessen kann? (Glitterhouse)
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The sticker affixed to the initial pressings of Brandi Carlile's eponymous
2005 major-label debut trumpet that the singer/songwriter is an "artist
to watch" by Rolling Stone, Interview, and Paste. Those accolades,
combined with cover artwork that captures her at her cutest -- as if she
were a cousin of Rachael Leigh Cook -- might make some listeners suspicious
of Carlile, since the cumulative effect makes her seem like a pretty,
prepackaged creation. One listen to her absolutely terrific debut immediately
dispels these notions. From the moment "Follow" seeps out of
the speakers, it's clear that Carlile isn't a prefabricated pop star.
For starters, she's a powerful, captivating vocalist, clearly influenced
by Jeff Buckley, but lacking the mannered theatrical histrionics that
could occasionally creep into his work. She's quieter and intimate, slowly
pulling listeners into her tales of love and loss. While her words and
topics may not be bracing, her music is: it's rich, warm, and seductive,
familiar in its form and sound, yet sounding fresh, even original, particularly
in how her folky singer/songwriter foundation blends with her art-pop
inclinations. Her music ebbs and flows with long, languid melodies, strummed
acoustic guitars, and her surging vocals, creating an album that's ideal
for introspective, late-night listening. Carlile is supported by guitarist
Tim Hanseroth and his bassist twin brother Phil (they're billed as "The
Twins" in the production credits for the album), and they're not
mere support, they're collaborators, co-writing several songs (Tim writes
"What Can I Say" on his own), and giving the album the graceful,
liquid musicality that makes it such a rewarding, addictive listen. The
best thing about Brandi Carlile is that it not only doesn't sound like
a debut, it sounds like a record that exists out of time and place --
which means it's not only a superb debut, it's a hell of a record by any
measure.
(by Stephen Thomas Erlewine , All
Music Guide)
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Hobotalk: "End Of Another Day EP" (Dez. 2005) |
Hier
muss jetzt mal ein bischen Werbung gemacht werden! Diese "Zwischendurch-Mini-CD"
wird ab kommendem Monat über die Homepage der Band erhältlich
sein. Eurer Wäppmeister ist allerdinx schon seit dem Auftritt
der Band in Nürnberger K4 vom vergangenen Oktober stolzer
Besitzer eines handsignierten Exemplars, denn Marc Pilley
hatte schon ein paar "handgefertigte" CDs dabei.
5 neue Lieder gibt es zu hören, keines davon findet sich bereits
auf dem aktuellen Album "Notes On Sunset",
und für die nächste CD, auf die wir nicht wieder 5 Jahre
warten müssen, da die Aufnahmen bereits im kommenden Frühjahr
beginnen sollen, wird es sicherlich wieder ganz anderes neues Material
geben, da Marc Pilley nicht nur ein sehr guter, sondern auch ein
sehr fleißiger Songschreiber ist.
(22.11.2005)
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Fink: "Bam Bam Bam" (Trocadero, 2005) |
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Zu behaupten, dass sich Fink von Album zu Album neu erfinden, würde die Essenz der fließenden Entwicklung nicht treffen. Denn zum Glück bleibt die Band sich und ihren Eigenarten auch auf dem 6. Werk treu. Dennoch: Mag es an den wechselnden Konstellationen liegen, in denen die Alben entstehen, oder an neuen Eindrücken und versteckten Seiten, die in der Zeit zwischen den Plattenaufnahmen, im Kopf oder auf Tour, gewonnen und entdeckt werden: Jedes neue Werk nimmt den Kern des vorhergehenden, um ihn frisch verpackt/klar konzentriert/elemantar-entkleidet zur Neu-Entdeckung freizugeben. Bam Bam Bam – musikalischer Ausdruck auf den einfachsten Punkt gebracht – entstand als Kind der Band, die während der Haiku Ambulanz.-Tournee zu einer Einheit zusammengewachsen ist; neben den Fink-Vätern Nils Koppruch und Andreas Voss sind Red (Gitarre, Keyboard, Banjo/Missouri), Oliver Stangl (Gitarre, Banjo/Missouri) und Christoph Kähler (Schlagwerk) kreativ aktive Miteltern des Albums. Koppruchs Poesie hat nichts von ihrer trockenen, ebenso klaren wie verschlüsselten Kraft verloren, sie scheint mir mitunter noch konzentrierter, mal als verbaler Rhythmusgeber, mal als wohlbekanntes, so noch nie wahrgenommenes Stück grau-bunter Alltag, mal als gedankenweckendes, belebendes, reines Spiel mit dem Liebesobjekt Wort. Die Worte dienen mal als Basis, mal als Dreingabe für die störrisch schillernde Musik, die sich in bekannte und unbekannte Richtungen entwickelt. Es poltert und pluckert der Basis-Country, Simpel-Eletronik erinnert an einen Instrumental-Hit der 70er, zwischendurch schleicht sich unwiderstehlich, dezent souliger Groove ein, eine akustische Gitarre schwebt zischen Backporch und Spanien, knochentrockene Wurzelarbeit fördert rockige Klarheit, es lockt die mystische Wüstenei und umwirbt die sanft-liebevolle Ballade. Vor allem aber: Viele der 13 neuen Songs sind definitiv rhythmus-bestimmter und –betonender als ihre Vorgänger. Auch wenn es unmöglich ist, ein Fink-Album auf ein Wort zu reduzieren: Bam Bam Bam ist Finks Tanzalbum. (cpa)
(Glitterhouse)
Das sechste und letzte Album - ursprünglich 2005 durch Trocadero auf CD und Vinyl veröffentlicht - war 15 Jahre out-of-print und ist nun endlich wieder erhältlich. Inklusive der Songs »Doppel-Hopp«, »Durchreise«, »Dies für dich«, »So fährt der Zug ab«, »Vorbei« und »Ja Ja Ja«. Das frische Vinyl-Mastering hat Chris von Rautenkranz (Soundgarden) übernommen, das Vinyl kommt im klassischen schwarz.
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Mist: "Bye Bye" (Astro, 2005) |
Tja
- eine wirklich ungewöhnliche Entdeckung! Mist stammen
aus Holland und machen irgendwie - man traut es sich kaum zu sagen
oder weiter zu spezifizieren - Rockmusik, bzw. sind das Bandvehikel
des Singer/Songwriters Rick Treffers. Entdeckt habe ich Mist
beim Stöbern im Internet, wobei ich nicht mehr weiß, wonach
ich damals eigentlich gesucht hatte. Ich betone "damals",
weil es locker mehrere Monate gedauert hat, bis die CD nach der
Bestellung in einem einigermaßen günstigen Webshop endlich
bei mir eingetrudelt ist.
In Deutschland scheint die Band auch kaum jemand zu kennen: bei
Amazon gibt es zwar eine euphorische (aber einsame) Kundenbesprechung
und einen Verkaufspreis von deutlich über 2o Oiros für
die in Spanien veröffentlichte CD. Der Media-Player gibt als
Stil "Soul And R&B" an, was nur sehr entfernt zutrifft.
Wenn überhaupt. Auch der "All Music Guide" faselt
was von "R&B" und "Northern Soul". Aber
alles ziemlicher Quatsch: bleiben wir doch einfach bei Rockmusik!
Und zwar ganz ausgezeichneter!
(25.05.2008)
PS: Vielleicht liegt's mit dem fehlenden Bekanntheitsgrad in Deutschland
ja am Namen der Band? Immerhin ist er für deutschsprachige
Ohren nicht ganz so irritierend wie z.B. der des amerikanischen
Gitarristen Richie Kotzen. Und wieder gibt es ein paar Punkte
beim Zoten-Limbo!
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Laura Cantrell: "Humming By The Flowered Vine" (Matador, 2005) |
Diese
schöne Platte hatte ich fast übersehen! Vor etwa zwei Jahren
war mir das damals ebenfalls nicht mehr neue Album "When
The Roses Bloom Again" von 2002 ja ebenfalls schon verspätet
aufgefallen, aber "Humming By The Flowered Vine" tauchte
dann leider nicht auf meinem Radar auf. Jetzt habe ich es zu einem
relativ günstigen Preis gefunden und spontan eingepackt: tolle
Songs (50% Eigenes, dazu Lieder von Lucinda Williams, Dave Schramm
und anderen, mir meist unbekannten Autoren), eine wunderschöne
Instrumentierung, irgendwo zwischen Folk und Country, aber vor allem
eine der schönsten Stimmen, die mir in letzter zeit untergekommen
sind.
(17.06.2007) |
William Fitzsimmons: "Until When We Are Ghosts" (2005) |
Das Debütalbum, komponiert, aufgenommen und veröffentlicht in Eigenregie
von William, nur mit ein klein wenig Unterstützung durch Chorgesang
von Stacy Simmerman.
"In the early parts of 2005 I felt strangely
stirred and compelled to write songs for the first time in my life,
although I had never done so before. The following collection is
the result of that effort.
Though the songs were never originally meant to become an abum,
over time the themes linking them together became too salient to
ignore.
These songs wre written from the point of fear for what might happen,
and hope fpr what could be. Enjoy."
(17.01.2009)
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Michael Penn: "Mr. Hollywood Jr., 1947" (Mimeograph, 2005 * Sony, 2007) |
Natürlich mag ich ihn nicht, weil er bis auf zwei Buchstaben
genauso heißt wie ich oder weil seine Frau Aimee
sogar den gleichen Nachnamen trägt, sondern weil es sich um einen
ganz fantastischen, leider völlig unterbewerteten Singer/Songwriter
handelt. Sein aktuellstes Album stammt leider auch schon wieder von
2005, wurde aber immerhin zwei Jahre später mit einer Bonus-CD
mit Liveaufnahmen und einem schönen Video wiederveröffentlicht.
Aber auch dieses Paket wird bereits schon wieder für knapp 10
Oiris beim Internethändler meines Vertrauens verramscht. Freut
mich als Käufer, hat der Mann aber natürlich nicht verdient.
Noch ein paar Worte zur Musik? "Homerecording" auf allerhöchstem
Niveau und in der gleichen Spielklasse wie seine Frau. Die beiden
sollten mal was zusammen veröffentlichen!
(08.09.2009)
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It's been five years since Michael Penn delivered MP4: Days Since a Lost Time Accident, a complex yet radio-ready ode to the passing millennium that put the nail in the coffin of his tempestuous relationship with major labels. Epic's support for the record was mediocre at best, so Penn took the logical next step and started his own imprint, Mimeograph. The resulting Mr. Hollywood Jr. 1947, released via spinART, is a loosely constructed song cycle concerning post-World War II Los Angeles. Like fellow singer/songwriter (and Penn's wife) Aimee Mann, who released her own conceptual record earlier in the year (The Forgotten Arm), Penn forgoes the traditional narrative and sticks to what he does best, writing biting and beautiful songs about relationships that are failing, have failed, or are suspiciously working. He lets the year's historical events (the invention of the portable radio, the establishment of the national Department of Defense, a plague of UFO sightings, etc.) wrap his characters in the kind of sepia-tone strokes of nostalgic Hollywood gossamer that would make both Frank Capra and Tom Waits proud. In fact, Penn's slick Tin Pan Alley mini-orchestra (due largely in part to frequent collaborator Patrick Warren's orchestral samples) resembles Rain Dogs-era Waits had he brought Jon Brion on board to produce. When it works, like on the rousing, sentimental opener "Walter Reed," "On Automatic," and "Mary Lynn," Penn knocks the ball into the bleachers, but there's an overflow of midtempo pieces about halfway through that brings the record to a standstill. While songs like "A Bad Sign" and "You Know How" are textbook Penn, they suck the air out of the room, leaving the listener feeling like a winded old police chief who let the bad guys get away. Penn's lyrical spirit of adventure is mirrored by the album's production rather than the songs themselves, a disappointment for fans of past works like "Cover Up," "Drained," "Footdown," and "Battle Room." Mr. Hollywood Jr. 1947 is by no means a bad record; in fact, half of it is better than previous offerings altogether. That Penn is better than some of these songs only reflects the high standards he continues to set for both himself and his very patient fans. Let's hope that another five years doesn't go by before he raises the bar again. [Mr. Hollywood Jr. 1947 was reissued in 2007 with a bonus disc that featured six tracks recorded live at KCRW, as well as the video for the album's single "Walter Reed."].
(by James Christopher Monger, All Music Guide)
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