Gegensätze ziehen sich bekanntlich an, aber Robert Plant und Alison
Krauss - diese Verbindung erscheint auf den ersten Blick dann doch recht
abwegig. Schließlich hat sich Led-Zeppelin-Frontmann Plant als lautstarker
Shouter im Hardrock-Genre einen Namen gemacht, wohingegen Krauss als Mitglied
von Union Station und solo mit zart gewisperten Bluegrass-Gesängen
reüssierte. Und ausgerechnet diese so unterschiedlichen Künstler
haben sich jetzt für ein gemeinsames Album im Studio getroffen. Da
fragt man sich unweigerlich: Passen der 59-jährige Engländer
und die 36-jährige Amerikanerin überhaupt zusammen? Die Antwort:
hervorragend sogar!
Raising Sand funktioniert wohl deshalb so erstaunlich gut, weil sich Plant
und Krauss sozusagen auf halbem Wege entgegenkommen, so wie man es in
harmonischen Beziehungen halt macht. Der britische Rock-Veteran nimmt
sich zurück, zeigt seine lammfromme Seite und singt über weite
Strecken überraschend sanft, die 20-fache Grammy-Gewinnerin andererseits
geht aus sich heraus und verblüfft mehrmals mit ziemlich energischen
Tönen. So ergänzt sich das ungleiche Paar hier in Titeln von
Sam Phillips, Tom Waits, den Everly Brothers, Gene Clark, Mel Tillis und
Townes Van Zandt ein ums andere Mal perfekt. Ihr Rendezvous im Aufnahmeraum
ist zum Niederknien schön!
Produzent T-Bone Burnett, den man unter anderem vom Soundtrack zu O Brother,
Where Art Thou? und Kooperationen mit Elvis Costello, Gillian Welch und
k.d. lang kennt, hat das gemischte Doppel mit einem bezaubernden Americana-Sound
moderner Prägung ausgestattet. Stücke der Gattungen Folk, Hillbilly,
Country und Blues verbindet der Klangmeister zur gleichermaßen traditionellen
wie zeitgemäßen Rootsmusik.
( Harald Kepler, amazon)
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Lasst es mich vorsichtig ausdrücken: Das Trio-Werk des Jahres. Was
die beiden Hauptakteure unter der Regie des traumwandlerisch verläßlichen
T-Bone Burnette hier in 13 Songs erschaffen, ist das ganz große
Roots-Kino, in den Hauptrollen: Robert Plant (als der virile, weise, erfahrene
Mann), Alison Krauss (die verführerische Unschuld vom Lande) und
Burnette (der Spiritus Rector, der alle Fäden in der Hand hält).
Seit Jahren schon hat sich der CD-Inhalt meines schmalen Insel-Koffers
nicht mehr geändert, jetzt ist die Zeit gekommen, ein neues Album
für die Ewigkeit/Einsamkeit hinzuzufügen. Was sich hier auf
leisen Sohlen, fast zurückhaltend, nähert, ist der in Erfüllung
gegangene Wunschtraum eines jeden Roots-Kenners: Eine von Reife geprägte,
von dezenter Instrumentierung getragene, von zwei sich aufs Prächtigste
ergänzenden Stimmen belebte, mit allen Wurzelwassern gewaschene Kollektion
handverlesener Song-Lieblinge, die sich bereits bei der ersten Berührung
tief, ganz tief unter die Haut gräbt. Mit der erlesenen Unterstützung
von Jay Bellerose (Drums), Dennis Crouch (Acoustic Bass), Marc Ribot (Electric
Guitar, Banjo, Dobro), Greg Leisz (Pedal Steel), Alison Krauss (Fiddle),
Patrick Warren (Keyboards, Organ), Norman Blake (Acoustic Guitar) und
Mike Seeger (Autoharp) - stets in kleinen, überschaubaren Besetzungen
dargereicht vereint Burnette Elemente von frühem Blues, fieberndem
Desert-Country, knochentrockenem RocknRoll, mexikanischer
Hitze, elfengleichem Roots-Pop und sanftmütigem Folk zu einer ebenso
uralten wie zeitlosen Melange, die vor Intensität kocht. Eben noch
schwebte Gene Clarks Polly, losgelöst von Zeit und Raum, in
vor Hitze zitternden Wüstenweiten, da treibt uns das Gone, Gone,
Gone der Everly Brüder mit rohem RocknRoll den Tanzschweiß
auf dieStirn; weich wie eine Wolke läßt Alisons Stimme
Tom Waitss Trampled Rose über einen in mystischen Voodoo-Farben
pulsiernden Teppich erblühen, um dann das Feld freizugeben für
Naomi Nevilles Fortune Teller, in dem die Gitarren ein mitreißend
verzerrtes Robert Rodriguez-Tex-Mex-Fest feiern; Townes Van Zandts
Nothin schließlich ist die finale Vereinigung von knochendürrem
Folk und einer tonnenschweren, Mauern-brechenden E-Gitarren-Macht. Ihren
ganz eigenen, unwiderstehlichen Zauber aber gewinnt diese wundervolle
Song-Kollektion durch die vollendete Harmonie, in der sich die beiden
so grundverschiedenen Stimmen ergänzen, befruchten, umspielen. Ob
im wechselnden Lead-Gesang, als sich umgarnendes Duett, oder dezent im
Hintergrund agierend: Roberts Blues-gegerbte, Rock-geschliffene
Stimme strahlt eine Soul-Energie aus, die auch den größten
PlantVerehrer staunen lässt, und die zauberhafte Alison ist
die Elfe, der Engel zu Plants lebenserfahren-irdener Energie. Ein
Album für die Ewigkeit.
(Glitterhouse)
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