Bernsteinfarbene Poesie: Der Hamburger Songwriter gibt sich kammermusikalisch
Er hat sich viel Zeit genommen: Vier Jahre nach seinem letzten Album
"Seltsam öffne mich" veröffentlicht Niels Frevert
neun neue Lieder. Es sind ruhige Lieder, die E-Gitarre erklingt auf "Du
kannst mich an der Ecke rauslassen" nur einmal und das unverzerrt
und leise. Ansonsten: alles akustisch, Streicher, Piano, Bass, Schlagzeug,
Akustikgitarre - der Hamburger gibt sich kammermusikalisch. Jeder Ton
sitzt an der richtigen Stelle, kein Klang erklingt zu viel, und kaum jemand
kann so unverkrampft, unbemüht und elegant wie er Worte zu bernsteinfarbener
Poesie formen.
Thematisch geht es um Dinge, über die man eigentlich nichts hören
möchte: das Sinnsuchen, das Trennen, das Aussteigen und Weitermachen.
Aber wenn Frevert darüber singt, funktioniert's. Das liegt auch am
entspannten Spiel seiner Band, mit der der ehemalige Frontmann der Nationalgalerie
seit zehn Jahren musiziert. Und es liegt an den Streicherarrangements
von Werner Becker. Der war in den 70er-Jahren als Easy-Listening-Komponist
Antony Ventura weltweit erfolgreich.
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