Die frische Freude über die jüngste Azure Ray-Rückkehr noch im Herzen, erscheint jetzt bereits ein neues Anbetungs-Objekt am gnädigen Horizont. Die Fürstin des Feinklangs sprudelt schier über vor zartgliedrigen Zaubereien, aber auch härtere Töne weiß sie gekonnt in Szene und in den Kontrast zu ihrer ungemein fragilen, schladflied-weichen Stimme zu stellen, so dass ihr mittlerweile vierter Alleingang zum vielfältigsten Werk ihres Solo-Schaffens gerät. Obwohl nur 9 Songs/33 Minuten lang beeindruckt das Album durch eine Vielfarbigkeit in Stil, Klang und Form, eine Fülle, die aber durch eine der traumhaftesten, liebreizendsten Stimmen des weiten Americana-Genres zu verführerischer Einheit verbunden wird. Dabei ist Maria nicht nur für die zarten Seiten zuständig, gerade bei den aufwühlenden, elektrifiziert-ausbrechenden Stücken des Albums ist sie es, die das Schlagwerk kraftvoll vorantreibt, auch als Gitarristin ist sie instrumental prägender Faktor des Werkes, aber es ist und bleibt ihre wahrhaft engelsgleiche Stimme, die den neun bemerkenswerten Taylor-Originalen ihre alleinseligmachende Wirkung verleihen. Und egal, ob im Einklang mit den weichen Weisen oder als genialer Gegensatz zu den hymnisch-heftigen E-Gitarren-Eruptionen, egal ob in filigranem Feen-Folk, weit-ausrollendem Roots-Rock, leichtfüssigen 20er-Jahre-Reminiszenzen, Psyche Folk- und Post-Rock-Seitensprüngen oder in ihrer ganz eigenen liebenswerten Lesart des Girl-Pop – diese Stimme ist ein unvergleichlich bewegendes, tief berührendes Instrument, das sowohl in vielstimmiger Fülle wie in solistischer Eindringlichkeit Steine zum Weinen bringen kann. Eindringlich wie Cat Power in ihren intimsten Weisen, unendlich zart wie die wunderbare Beth Hirsch, aber zum Glück ganz und gar einzigartig.
(Glitterhouse)