Nach fünf Jahrzehnten des Aufnehmens und Tourens hat der Songwriter und Gitarren-Guru Michael Chapman endlich ein »amerikanisches Album« produziert und das trefflich betitelte »50« ist nun sein spätes Karriere-Meisterwerk, das bewegende Vermächtnis einer Legende.
Chapman wird auf »50« von einer Gruppe von Freunden und Wegbegleitern unterstützt: Steve Gunn (auch Produzent), Nathan Bowles (Pelt, Black Twig Pickers), James Elkington (Jeff Tweedy, Richard Thompson), Jason Meagher (No-Neck Blues Band), Jimy SeiTang (Rhyton), und der britischen Songwriter- Koryphäe Bridget St. John.
Chapman spielt sowohl entschlossene Neukompositionen, als auch radikale Neuinterpretationen von Material aus seinem umfassenden Katalog und kreiert so akustische Highlights wie solche der Harvest-Alben »Fully Qualified Survivor«, geprägt von echtem Überlebensgeist und Weisheit.
Das Ergebnis ist ein sublimes Selbstbildnis, das den inneren Schatten tiefergehender erforscht als das Licht. Chapman ringt mit tiefen Themen wie Erinnerung, Sterblichkeit, Erlösung; seine Seufzer voller Weltschmerz setzen die helle Kraft der Prophezeiung voraus.
Der britische Singer /Songwriter und virtuose Gitarrist nimmt seit 1967 Platten auf, nach 50 Jahren „On The Road“ mit inzwischen 75 Jahren macht er jetzt seine „American Record”, die man guten Gewissens als souveränes Alterswerk bezeichnen kann. Der musikalische Weggefährte von britischen Hochkarätern wie Nick Drake, John Martyn, Roy Harper, Richard Thompson, Bert Jansch und John Renbourn singt mit einer rauen, verwitterten und ein wenig knarzig-heiseren also höchst charismatischen Stimme, dazu schwelgt Chapman hier in edelsten Americana-Arrangements, die seine akustische Folkgitarre üppig umranken: Banjo, Slide- und Reverb-Gitarren, Pedal Steel, zu einem luftigen Klangteppich verwoben, auch mit epischen Instrumentalparts, die von Chapmans fast schon Pink Floyd-mäßiger E-Gitarre gekrönt werden. Im heimischen Königreich trägt er den stolzen Titel „The Godfather Of Alternative Guitar“, der hier aber teils eher wie ein Veteran von US-Outlaw Country klingt, die elegischen Gitarrenflächen erinnern fast schon an Crosby, Stills, Nash & Young zu besten Zeiten. „50“ ist also keinesfalls ein betuliches Spätwerk geworden, sondern setzt mit dem ungewöhnlichen Produzenten Steve Gunn ein Zeichen - ein für ein solches Unternehmen doch recht junger Musiker, dessen eigene Produktionen ja eher nach spacigem Drone klingen. Zusammen kreieren Chapman, Gunn und der dritte Gitarrist James Elkington (Jeff Tweedy, Richard Thompson) ganz wunderbar fließende Saitenflächen in stilistischer Ungebundenheit, die tatsächlich an den kreativen Aufbruch der frühen 70er denken lassen. Neben drei neuen Kompositionen spielt Chapman hier Perlen aus seinem umfänglichen Back-Katalog. (Joe Whirlypop)
(Glitterhouse)