Lloyd McNeill ist auf vielen Feldern aktiv und auf allen sehr erfolgreich. Neben seiner Tätigkeit als Komponist und Flötist betätigt er sich in den Bereichen Fotografie und Lehre, ist ein beachteter Schriftsteller und ein weltweit angesehener bildender Künstler. Als solcher hat er auch mit Picasso zusammengearbeitet, bei der Musik waren es unter anderem Nina Simone, Eric Dolphy und Lionel Hampton. Diese beeindruckende Biografie nimmt musikalische Gestalt an in seiner „Washington Suite“, die er für die Capital Ballet Company komponiert und 1970 mit Jazz-Ensemble eingespielt hat. Das Quartett besteht neben McNeill an der Flöte aus Eugene Rush am elektrischen Piano, Marshall Hawkins am Bass und Eric Gravatt am Schlagzeug, zusätzlich ist ein Bläserquartett an Bord, das mit Fagott, Oboe, Klarinette und Horn auch nicht gerade standardmäßig besetzt ist. Die Original-LP wurde nur in kleiner Aufl age auf einem Privatlabel veröffentlicht und ist dementsprechend teuer, selbst die erste Neuauflage von 2011 wird einem nicht gerade nachgeworfen. Nun haben wieder 1000 Käufer das Glück, diese hochkarätige LP zu erwerben, wozu nur dringend geraten werden kann. Die vor Lebendigkeit sprühende Aufnahme bezieht ihren Reiz vor allem aus dem Gegensatz von elektrischem Piano und den Blasinstrumenten.
Die B-Seite beginnt mit „Fountain in the Circle“, das nur durch die Bläser bestritten wird, danach folgt der fast zwanzigminütige Zyklus „City Tryptic“, dem die Leichtigkeit der A-Seite zwar etwas abgeht, dafür aber umso spannender ist. Die Aufnahme klingt sehr ordentlich, bei der Verarbeitung des Vinyls hätte man etwas mehr Sorgfalt aufwenden können. Der beiliegende Downloadcode kann leicht übersehen werden, denn er besteht aus einem recht winzigen Aufkleber auf der bunt bedruckten Innenhülle.
Grandiose Musik eines beeindruckenden Künstlers.
(LP, Ausgabe 6 / 2017)