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(mehr oder weniger) essentielle Wiederveröffentlichungen

Am Anfang ging es darum, auf dieser Seite Wiederveröffentlichungen vorzustellen, die alte Vinylschätze in das CD-Zeitalter gerettet haben. CDs sind aber inzwischen nicht mehr das große Thema. Öfter geht es jetzt um Neuauflagen von alten CDs, die es bisher garnicht auf Vinyl gab, z.B. das tolle Album "Time Capsule" des britischen Saxofonisten Chris Bowden. Oder lang vermisste Schallplattenschätze, die frisch restauriert den Vinylfans endlich wieder zur Verfügung stehen. Fleißig ist dabei das britische Label Soul Jazz Records von dem ich mir jetzt ein paar tolle Alben geleistet habe. Neben Chris Bowden sind das z. B. Lloyd McNeill und das Art Ensemble Of Chicago.
(19.10.2018)

... manchmal muss man sich mit MP3-Versionen von verschollenen Alben zufrieden geben, von denen kaum noch eine Wiederveröffentlichung zu erwarten ist. So wie bei der extrem obskuren Band Taggett aus den Tiefen der 70er ...
(01.01.2010)


Doug Carn: "Infant Eyes" (Black Jazz, 1971 * Red Beans & Rice, 1997)
Die späten 60er/frühen 70er sind eine wahre Fundgrube für tollen und oft völlig unbekannten Jazz, wie zum Beispiel der hier bereits vorgestellte Lloyd McNeill. Auf dem Album "Infant Eyes" interpretiert der Organist und Pianist Doug Carn zusammen mit seiner singenden Ehefrau Jean Carn, die ich bisher nicht kannte, die aber beide später bei Earth, Wind & Fire dabei gewesen sein sollen, eine Reihe mehr oder weniger bekannter Kompositionen von Jazzlegenden, die teilweise extra von ihm einen Text bekamen, u.a. "Welcome" (das ja auch wenig später Santana aufgenommen haben!) und das Hauptthema aus "A Love Supreme" von John Coltrane, sowie "Infant Eyes" von Wayne Shorter und das wunderschöne "Peace" von Horace Silver.
(18.11.2018)
Art Ensemble Of Chicago: "Les Stances A Sophie" (Nessa, 1970 * Soul Jazz, Okt. 2018)
Für viele Leute eines der wichtigsten Alben des Jazz ... und da scheinen sie Recht zu haben, wie ich jetzt ebenfalls feststelle. Die Band, bestehend aus den Saxophonisten Roscoe Mitchell und Joseph Jarman, Trompeter Lester Bowie und Bassist Malachi Favors, war wie viele schwarze US-amerikanische Jazzmusiker nach Europa übergesiedelt und gerade durch den Schlagzeuger Don Moye zum Quintett angewachsen. Die Musik des Albums wurde in Paris am 22.07.1970 für einen Film eingespielt, den ich aber nicht kenne. Beim ersten und beim letzten Lied war die Soulsängerin - und Ehefrau von Lester Bowie - Fontella Bass dabei.
(28.10.2018)
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Chris Bowden: "Time Capsule" (Soul Jazz, 1992 * Sept. 2018)
Das Debüt-Doppelalbum eines englischen Saxophonisten, der mir bis vor kurzem noch völlig unbekannt war. 1992 ging dieses Album auf jeden Fall völlig an mir vorbei. Ob Chris Bowden als Saxophonist überragend ist kann ich gar nicht beurteilen - als Komponist und Arrangeur ist er es auf jeden Fall. Diese tongewaltige, hochkomplexe und trotzdem zugängliche Mischung aus Jazz, Groove, Rock, Orchester und was weiß ich sonst noch allem habe ich in ähnlicher Form in jüngerer Zeit nur bei Matana Roberts und Kamasi Washington gehört, allesamt ebenfalls SaxophonistInnen.
(28.10.2018)
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Lloyd McNeill Quartet: "Washington Suite" (Asha, 1970 * Soul Jazz, April 2017)
Auf das dritte Album von McNeill und seinem Quartett mußte ich deutlich länger warten als auf das Debütalbum "Asha" - und es ist noch besser, obwohl es sich eigentlich nur um eine Ballettmusik handelt. Der Pianist sitzt jetzt durchgängig an einem Rhodes-E-Piano statt hinter einem normalem Klavier und es gibt sogar eine hübsche Nummer mit einem anscheinend klassisch besetzten Bläserquintett ...
(05.04.2018)
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Lloyd McNeill Quartet: "Asha" (Asha, 1969 * Soul Jazz, Mai 2017)
Ein mir bisher völlig unbekannter Jazz-Flötist und Maler mit seinem Debütalbum. Von den Musikern seines Quartetts (Klavier, Bass und Schlagzeug) ist mir nur Drummer Eric Gravatt namentlich bekannt, der später mal bei Weather Report mitwirkte. Das Album gab es damals nur als limitierte Privatpressung. Für diese Wiederveröffentlichung ist dem britischen Labe Soul Jazz zu danken.
(26.03.2018)
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Rodriguez: "Coming From Reality" (Sussex, Nov. 1971 * Light In The Attic, 2009)
Nach "Cold Fact" wurde noch ein zweites Album mit den Liedern von Sixto Rodriguez produziert, dieses Mal aufgenommen in London mit britischen Studiomusikern (u.a. Chris Spedding an der Gitarre), das aber ebenfalls völlig erfolglos blieb. Danach verschwand der Sänger in völliger Obskurität. Seine Fans in Südafrika hielten ihn sogar für tot. Der Dokumentarfilm "Searching For Sugar Man" schildert beeindruckend, wie er wiederentdeckt wird und 2009 sogar erstmals in Südafrika Konzerte vor tausenden begeisterter Fans gibt, die einen echten Helden feiern. Ergreifende Bilder.
(04.03.2017)
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Rodriguez: "Cold Fact" (Sussex, März 1970 * Light In The Attic, 2008)
Debütalbum des Singer/Songwriters Sixto Rodriguez aus Detroit, begleitet von Musikern aus dem Motown-Umfeld (u.a. Gitarrist Dennis Coffey und Bassist Bob Babitt), das damals niemand hören wollte oder auch nur kannte - außer in Südafrika, was aber wiederum zu Hause in Detroit niemand mitbekam. 2012 gab es dann den Dokumentarfilm "Searching For Sugar Man" zu diesem Thema und ich wurde auf das Reissue von Light In The Attic aufmerksam, fand die Platte auch ganz gut, allerdings nicht so gut, daß ich motiviert war, hier davon zu berichten. Gestern lief der Film auf Arte - und ich bin total begeistert! Heute morgen habe ich das Album aufgelegt und merke endlich, daß da ein richtiges Meisterwerk in meiner Sammlung schlummert.
Manchmal muss der Dackel eben zur Jagd getragen werden: die Hauptsache ist dabei aber, daß er dort dann tatsächlich etwas fängt ...
(04.03.2017)
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Lee Hazlewood: "Cowboy In Sweden" (LHI, 1970 * Light In The Attic, Nov. 2016)
Als niemand mehr in L.A. etwas von Lee Hazlewood wissen wollte setzte sih der Macher von Klassikern wie "Summer Wine" und "These Boots Are Made For Walking" nach Schweden ab, wo er noch ein paar Fans hatte. Hier entstand u.a. dieses vorzügliche Album, das natürlich nicht mehr an die alten Erfolge anknüpfen konnte. Musikalisch aber (trotzdem?) sehr gelungen.
(24.12.2016)
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"Lost Girls" (1999 * 3 Loop Music, Okt. 2014)
Bei einer kürzlich durchgeführten Internetsuche ("Was macht eigentlich Heidi Berry?") habe ich diese damals unveröffentlichte Platte entdeckt, die sie zusammen mit Patrick Fitzgerald (Ex-Kitchens Of Distinction) aufgenommen hat.
(07.12.2016)
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Bert Jansch: "Avocet" (Ex-Libris, 1978 * Earth, April 2016)
Eine mit viel Liebe zum Detail gemachte Neuauflage eines eher unbekannten Werkes des leider bereits verstorbenen Gitarrsten, ehemals Teil der britischen Folkrock-Legende Pentangle, der hier von seinem Ex-Kollegen Danny Thompson (Bass) und dem Multiinstrumentalisten Martin Jenkins (Ex-Dando Shaft; Geige, Flöte, Mandocello) begleitet wird. Das Album erschien erstmals 1978 unter dem Namen von Jansch und Jenkins in einer Kleinstauflage in Dänemark, wo damals das Management von Jansch zuhause war. Alle Lieder sind instrumental und nach Wasservögeln benannt, zu jedem gibt es eine schöne Druckgraphik, die man jeweils als Frontcover der Platte verwenden kann. Das ist nett gemacht, aber toll ist die Platte natürlich wegen der Musik!
(16.10.2016)
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The Blues Project: "Projection" (Verve/Folkways, Nov. 1966 * Sundazed, 2009)
Einziges Studioalbum einer der ersten Bands, die Blues, Rock und Jazz gemischt haben. Manche nennen sie deshalb sogar neben den Grateful Dead eine der ersten Jambands. Mit dabei waren die Gitarristen Danny Kalb und Steve Katz, Keyboarder Al Kooper, Bassist/Flötist Andy Kulberg und Trommler Roy Blumenfeld. Die Band blieb zwar nicht sehr lange zusammen in dieser Besetzung und schaffte auch selber nicht den großen Durchbruch, aber die einzelner Miglieder später schon. Mehr oder weniger jedenfalls: Kooper und Katz gründeten danach Blood, Sweat & Tears. Die Rhythmusgruppe startete danach die etwas weniger bekannte, aber trotzdem wunderbare Band Seatrain. (08.03.2016)
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Sun Ra: "Space Is The Place" (Blue Thumb, 1973 * Universal/Verve, Nov. 2015)
Angeblich ist das überhaupt die allererste Vinyl-Wiederveröffentlichung dieses Klassikers von dem verrückten Mann und seinem Orchester!
(11.01.2016)
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Songs: Ohia: "The Lioness" (Secretly Canadian, Jan 2000 * Nov. 2014)
Eines der vielen Alben von Jason Molinas erstem Projekt als Vinyl-Reissue. Grandios und damals leider komplett an mir vorbei gegangen. Zwar habe ich mir die Platte schon vor einigen Monaten gekauft, sie jetzt aber erst intensiv gehört, nachdem ich mir auch Glen Hansards Tribute-Platte "It Was A Triumph We Once Proposed" besorgt habe.
(01.11.2015)
The Velvet Underground: "Live MCMXCIII" (Sire, Okt. 1993 * Rhino, Nov. 2014)
Zum Record Store Day im vergangenen Jahr gab′s das Reunionalbum einer meiner allerliebsten Bands erstmalig und limitiert als 4fach-Vinyl. Offensichtlich lassen sich aber 7500 dunkelblaue VU-Alben nicht so ohne weiteres für über 70 Oiro an den Mann (oder Frau) bringen, sodass es diesen Klotz von 720g jetzt für schlappe 35,99 Oiro bei meinem Lieblinx-Internethandler gab. Natürlich brauche ich neben meiner damals erworbenen Doppel-CD (die mich damals unglaubliche 49 DM gekostet hatte!) und meiner VHS-Kassette nicht unbedingt auch noch eine Vinyl-Version, aber in einem kurzes Anflug von "Was Soll′s" bzw. "man lebt nur einmal" habe ich zugeschlagen!
(13.09.2015)
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Krokodil: "Sweat And Swim" (Bellaphon/Bacillus, Juli 1973 * Cargo, Aug. 2015)
Das fünfte und letzte Album der besten schweizer Rockband aller Zeiten hatte ich mir zwar schon vor etwa 10 Jahren auf CD besorgt, aber jetzt gibt es doch tatsächlich eine Vinyl-Wiederververöffentlichung, wo ich trotz des Preises jenseits der 20 Oiro-Grenze nicht nein sagen konnte! Mehr Informationen findet Ihr hier!
(04.09.2015)
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The Monochrome Set: "Eligible Bachelors" (Cherry Red, 1982 * Optic Nerve, Dez. 2014)
Eine englische Gitarrenband, die ich erst kürzlich über die Liste "Die 100 Besten Geheimtipps" im Rolling Stone entdeckt habe. Licht im Dunkel der frühen 80er.
(19.07.2015)
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Sonny Hennig: "Tränengas" (Polydor/Kuckuck, Aug. 1971 * Intercord/Kuckuck, 1979)
Das Soloalbum des Ihre Kinder-Sängers - kürzlich in einem Second-Hand-Plattenladen in Nürnberg, der Heimatstadt der Band, entdeckt.
(26.04.2015)
Ihre Kinder: "Ihre Kinder" (Polydor/Kuckuck, Nov. 1970 * Missing Vinyl/Kuckuck, 2009)
Das dritte & beste Album der ersten wirklich guten Rockband mit deutschen Texten im original restaurierten Jeanscover von einem griechischen Label - da konnte ich natürlich nicht widerstehen!
(26.04.2015)
Ray Stinnett: "A Fire Somewhere" (1971 * Light In The Attic, 2012)
Eigentlich sollte das Album des Kumpels von Booker T. Jones 1971 bei A&M erscheinen - was aber nicht passierte. Erst die Ausgrabungsexperten von Light In The Attic, denen wir auch Schätze von Marcos Valle, Karen Dalton, The FreeDesign, Michael Hurley und anderen zu verdanken haben, sorgten für eine Veröffentlichung - wenn es im strengen Sinne auch um keine Wiederveröffentlichung handelt.
(25.04.2015)
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Locust Fudge: "Flush"/"Royal Flush" (Glitterhouse 1993/1995 * Kapitän Platte, Dez. 2014)
Völlig überraschend für mich kommt diese Wiederveröffentlichung der beiden Alben "Flush" (1993) und "Royal Flush" (1995), die Dirk Dresselhaus (AKA Schneider) und Christopher Uhe (AKA Krite) neben ihren zahlreichen Bands (Speedniggs, Sharon Stoned, Great Tuna, etc.) damals bei Glitterhouse herausgebracht haben.
(25.12.2014)

Konzerthighlight: MUZ Club, Nürnberg, 17.12.2014: Als ich am Dienstag, dem 16.12., gegen Feierabend mal wieder im Internet nachschaute, was der mir inzwischen an′s Herz gewachsene MUZ-Club denn noch so bringen würde, da las ich: morgen spielen dort LOCUST FUDGE, jenes Seitenprojekt das die ostwestfälischen Gitarrenhelden Schneider und Krite vor etwa 20 Jahren betrieben hatten. Ich wollte es zuerst garnicht glauben und habe mich dann am nächsten Tag voller Vorfreude aufgemacht Richtung Gostenhof. Statt des erwarteten Schrammelsounds auf zwei Akustikgitarren boten die zwei mit Unterstützung eines japanischen (!) Drummers und eigenem fliegenden Wechsel zwischen Bass und Gitarre dann aber so etwas wie schlampigen "Laid-Back-Hardrock". Das war "Grunge Nostalgie" ohne jede Peinlichkeit und das bislang beste Konzert im MUZ Club.

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Yo La Tengo: "Extra Painful" (Matador, Okt. 1993 * Dez. 2014)
Na, das nenn′ ich mal eine gelungene Wiederveröffentlichung: Der 1993er-Klassiker "Painful" von einer meiner allerliebsten und langelebigsten Rockbands als Doppelvinyl (das Originalalbum und eine weitere Platte mit Bonus-Material), dazu eine 7"-Single und weiteren 15 Songs im kompletten MP3-Download-Paket - also insgesamt über 3 Stunden Musik, bei der sicherlich nicht alles essentiell ist, aber als bislang verborgener Klassiker doch endich seine verdiente Anerkennung bekommt!
(07.12.2014)
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Sandy Bull: "Inventions" (Vanguard, 1964 * Sutro Park, April 2009)
Eine ungewöhnliche Platte! Sandy Bull war damals wohl so etwas wie ein Wunderkind an der Gitarre, der hier auf seinem zweiten Album für Vanguard es tatsächlich schaffte, Johann Sebastian Bach, Bossa Nova und Chuck Berry schlüssig zusammenzubringen. Beindruckend vor allem das über 20minütige "Blend II" mit Sandy Bull an der Akustikgitarre im Duett mit Jazzdrummer Billy Higgins, sowie die im damals noch nicht alltäglichen Multittrackverfahren mit Gitarren, Fenderbass, Banjo und Oud aufgenommenen "Manha Caneval" und "Memphis Tennessee".
(22.06.2014)
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Mighty Baby: "Live In The Attic" (Sunbeam, 1970 * 2009)
An anderer Stelle habe ich ja bereits die beiden, zu "Lebzeiten" der Band erschienenen Alben gelobt: das titellose, kommerziel erfolglose Debüt von 1969 und das noch unbekanntere zweite Album "A Jug Of Love" von 1971. Bei "Live In The Attic" handelt es sich, wie der Name schon andeutet, um Liveaufnahmen, natürlich gefunden und nicht gespielt auf dem Dachboden. Als ich das Vinyl-Doppelalbum kürzlich im 2nd-Hand-Laden für knapp unter 20 Oirs fand, habe ich nicht eine Sekunde mit dem Kauf gezögert, egal ob das jetzt klanglicher Müll oder nicht sein würde, denn musikalisch ist das, was die Band damals in England mehr oder weniger erfolglos versuchte, nämlich John Coltrane, The Grateful Dead und The Band zusammenzubringen, ist für mich sowieso über jeden Zweifel erhaben. Klanglich und musikalisch besonders gelungen ist ein 15minütiger Konzertmitschnitt namens "Now You See It", der wohl auf Coltranes "India" basieren soll, was ich aber nicht bestätigen kann, ohne Coltrane mal wieder aufzulegen. Klanglich nicht ganz so gut (weil anscheinend von einer Cassettenkopie gemastert) aber muskialischer Höhepunkt ist das 40(!)-minütige "Now You Don′t", das spätnachts im Studio entstand, wenn der eigentliche Künstler, der das Studio gerade angemietet und bezahlt hatte und für den Mighty Baby höchstwahrscheinlich als Studiomusiker aktiv waren, bereits wieder weg war. Those were the days.
Ach ja - das Album gibt es immer noch zu kaufen, kostet aber sogar bei meinem Hoflieferanten JPC satte 33 Oiros: somit war meine Kaufentscheidung ja garnicht so unvernünftig!
(27.04.2014)
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Sopwith Camel: "The Miraculous Hump Returns From The Moon" (Reprise, 1972 * CdBaby, 2001)
San Franciscos erste "erfolgreiche" Hippieband mit ihrem zweiten und leider wohl auch letzten Album. Sie waren insofern die Ersten, weil "Hello Hello", ihre erste Single von 1966, damals beim Kama Sutra-Label noch vor dem RCA-Debüt von Jefferson Airplane erschienen ist und tatsächlich in die Charts kam. Das war's dann aber auch schon, denn das verspätete zweite Album mit dem langen Titel hatte bei Neuerscheinung schon niemanden mehr interessiert, obwohl es mit "Fazon" den besten Song der Band enthält. Über eine Coverversion von Jonathan Wilson bin ich jetzt auf das Original gestoßen, das mir wirklich gut gefällt. San Francisco-Hippie-Musik mit wunderschönen Pop- und Jazzelementen.
Die Wiederveröffentlichungs-CD gibt es leider nur für teures Geld zu erwerben. Da muss auch mal eine "Sicherheitskopie" reichen.
(11.03.2014)
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"Arthur Verocai" (Continental, 1972 * Kindred Spirits, Dez. 2011)
Das Solodebüt des brasilianischen Gitarristen Arthur Verocai ist zwar nur knapp unter 30 Minuten lang, aber voll mit großartiger Musik, irgendwo zwischen Brasilien, Funk, Folk und Avantgarde. Gastsänger, Streicher und Bläser in Perfektion - dazu eine rockige Rhythmusgruppe, bei der man ihre südamerikanische Herkunft (meist) erkennen kann. Eine Entdeckung über eine Coverversion des letzten Liedes, "Karina", durch die Neuaufnahme des schwedischen Trompeters Goran Kafjes.
(18.08.2013)
"Moloch" (Stax/Enterprise, 1970 * Klimt, Jan. 2011)
Diese Platte habe ich auf recht profane Art und Weise gefunden: ich hab bei meinem Hoflieferanten JPC nach den Begriffen "Klimt" und "Vinyl" gefiltert und dann nach Preis sortiert. Neben Lambert and Nuttycombe gab′s da noch diese titellose Platte von einer mir bislang unbekannten Band aus Memphis, Tennessee, mit einem nach schrecklichem Heavy-Metall klingenden Namen. Die weiteren Informationen machten mich aber doch noch neugierig: aufgenommen, komponiert und produziert 1970 von Don Nix, dem Autor der Bluesklassiker "Same Old Blues" und "Going Down", beide von vielen Künstlern aufgenommen (u.a. Freddie King, Roger Chapman), aber hier in der Originalversion zu finden! Dies blieb das einzige Album der Band um den unbekannten Kultgitarristen Lee Baker, der u.a. Jimmy Page zu seinen Fans zählte. Kleine Anekdote: das Album wurde damals vom "Rolling Stone" verrissen, genau so wie auch das Led Zeppelin-Debüt ...
(30.05.2009)
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Lambert and Nuttycombe: "At Home" (A&M, 1970 * Klimt, Sept. 2009)
Diese Wiederveröffentlichun gab es kürzlich bei meinem Hoflieferanten aus Georgmarienhütte auf Vinyl im wunderschönen Klappcover für weniger als schlappe 9 Oiro 99. Dennis Lambert und Craig Nuttycombe hatten ihr leider wenig erfolgreiches Debüt als Folkduo nur mit zwei Stimmen und zwei Gitarren tatsächlich zu Hause aufgenommen. Immerhin sassen solche Fachleute wie Glyn Johns und David Anderle im Produzentensessel. Die Platte wird teilweise mit Nick Drakes "Pink Moon" verglichen. Immerhin stimmen Instrumentierung (wenn auch doppelt besetzt!) und Länge (jeweils unter 30 Minuten!). Manchmal liegt eben in der Kürze die Würze. Der Nick Drake-Vergleich passt in Bezug auf den Gitarrenstil eigentlich gar nicht, aber immerhin erinnert eine der beiden Sänger stimmlich durchaus an Nick Drake. Alles in allem eine gute Platte, vielleicht: "Nick Drake meets Simon & Garfunkel"? Soll irgendwie ein Kompliment sein.
(19.05.2009)
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Bobby Hutcherson: "Now!" (Blue Note, 1969 * Heavenly Sweetness, Feb. 2011)
Eine edle Wiederveröffentlichung auf schwerem Vinyl beim mir bislang unbekannten französischen Label Heavenly Sweetness. Die Besonderheit von "Now!" unter den vielen, meist guten Platten des Vibraphonisten Bobby Hutcherson beim legendären Blues Note-Label ist, dass hier durchweg gesungen wird, und zwar von Gene McDaniels mit jeweils drei stimmgewaltigen Damen, quasi "Gospel-Hard Bop" (wenn's denn sowas gibt). Für manche Kritiker ist das ein Meisterwerk, für andere eher ein eher historisches, also gerade nicht zeitloses Tondokument. Ich finde einfach, dass das sehr schöne Musik ist. Gospel hin, Gospel her.
(10.05.2013)
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"Marcos Valle" (Odeon, 1970 * Light In The Attic, Jan. 2013)
Das titellose Album von 1970 hat am längsten von den 4 Light In The Attic-Wiederveröffentlichungen gebraucht, um zu mir zu gelangen. Zeitlich und stilistisch liegt es zwischen dem Bossa-Pop von "Samba '68" und der Öffnung hin zu Rock ("Vento Sul") und Jazz ("Previsao Do Tempo"), die darauf folgen werden.
(23.03.2013)
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Marcos Valle: "Vento Sul" (Odeon, 1972 * Light In The Attic, Jan. 2013)
Album Nummer drei hatte Marcos Valle mit der Rockband O Terço, bestehend aus Gitarrist Sérgio Hinds, Bassist César das Merces und Schlagzeuger Vinicus Cantuária aufgenommen. Alle drei glänzen auch durch ausgezeichneten Satzgesang. Schlagzeuger Cantuária wurde später selber als Sänger, Songschreiber und Multiinstrumentalist mit eigenen Alben auch international sehr erfolgreich (z.B. "Tucuma" von 1999). Aus der Reihe der Valle-Wiederveröffentlichungen von 1970 bis 1973 ist mir dieses im Moment das liebste. Das rockigste der vier Alben.
(09.03.2013)
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Marcos Valle: "Garra" (Odeon, 1971 * Light In The Attic, Jan. 2013)
Album Numero 2 aus der Light In The Attic-Veröffentlichungsreihe.
(03.03.2013)
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Marcos Valle: "Previsao Do Tempo" (Odeon, 1973 * Light In The Attic, Jan. 2013)
Dies ist das vierte und letzte Album vom brasilianischen Sänger, Songwriter und Pianisten aus der aktuellen Wiederveröffentlichungsreihe vom Light In The Attic-Label. Begleitet wird er hier von Keyboarder José Roberto Bertrami, Bassist Alex Malheiros und Schlagzeuger Ivan Conti, die anschliessend zusammen unter dem Bandnamen Azymuth sehr erfolgreich weitermachten. Marcos Valle glänzt selber vor allem am Fender Rhodes-Piano. Das jazzigste der vier Alben.
(03.03.2013)
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"Air" (Embryo, 1971 * DBK Works, 2008)
Es ist natürlich unschwer zu erkennen, dass das hier keine Platte des französischen Duos gleichen Namens ist. Stattdessen stammt diese obskure Band aus den USA und hat es gerade mal auf dieses eine, wenn auch phantastische Album gebracht. Produziert von Herbie Mann für dessen ebenfalls obskures Label Embryo, für den die Band auch als live-Backing-Band gearbeitet hat, wird hier mit der Unterstützung einiger hochkarätiger Jazzer (u.a. Jan Hammer und die Brecker Brüder) eine erstaunlich ausgereifte Musik gespielt, irgendwo zwischen Laura Nyro, den Savage Rose und der Tony Williams Lifetime einsortierbar, wenn man denn möchte. Vielleicht könnte ich das Ganze auch "Singer/Songwriter-Jazzrock" nennen, wenn das nicht so dämlich klingen würde. Die Vergleiche beruhen im Wesentlichen auf der Stimme von Sängerin/Songschreiberin Googie Coppola und dem Doppelspiel an Klavier und Orgel von Googie und ihrem Ehemann Tom Coppola. Hab ich schon erwähnt, dass das ein phantastisches Album ist?
(17.08.2011)
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Michael Hurley, The Unholy Modal Rounders, Jeffrey Fredericks & The Clamtones: "Have Moicy!" (Rounder, 1976 * Light In The Attic, März 2011)
An zwei Tagen im Juli 1975 wurde diese Platte von einer losen Truppe um Michael Hurley und Peter Stampfel (Ex-Holy Modal Rounders) eingespielt. Namentlich war mir dieser Klassiker des Folkrock schon zwar seit längerem bekannt, als es jetzt aber bei meinen aktuell liebsten Vinyl-Schatzgräbern vom Light In The Attic-Label (u.a. The Free Design) neu herausgekommen ist, da musste ich natürlich zuschlagen ...
(14.08.2011)
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Wolfgang Dauners Et Cetera: "Knirsch" (MPS, Mai 1972 * HGBS, Juli 2010)
Diese Früh70er-Platte von Wolfgang Dauner ist vielleicht sogar ein Fall für die Seite "Ugly Cover", aber ich will mal nicht so streng sein. Musikalisch ist das aber auf jeden Fall erstklassig, was der deutsche Keyboarder da mit seiner internationalen Truppe gezaubert hat: Bassist Günter Lenz aus Hessen, Drummer Fred Braceful (aus den USA bzw. Stuttgart), und die etwas bekannteren und deswegen auch auf dem Cover wohl extra erwähnten Jon Hiseman (England, von Collosseum) am zweiten Schlagzeug und Larry Coryell (USA, Gitarre).
(12.06.2011)
The Free Design: "Heaven/Earth" (Project 3, 1969 * Light In The Attic, 2003)
Dies ist das dritte Album der Band, auf dem alle vier Geschwister Dedrick (Chris, Bruce, Sandy und Ellen) dabei sind. Die hohe Qualität der Musik zeigt sich zum Beispiel daran, dass sogar scheinbar banale oder zu Tode gespielte Lieder wie Gershwins "Summertime" und Tim Hardins "If I Were A Carpenter" grandios interpretiert werden. Unter den tollen Begleitmusikern sollen hier nur die beiden Weltklassebassisten Richard Davis (Kontrabass, auch auf Van Morrisons "Astral Weeks" zu hören) und Chuck Rainey (Bassgitarre, hat so ziemlich mit jedem von Steely Dan, Tim Buckley bis Donald Byrd gespielt) erwähnt werden. Die letzte Nummer "Dorian Benediction", instrumental und ein Original von Chris Dedrick, ist einer der besten mehrstimmigen Popsongs, den ich je gehört habe: vergesst CSN&Y, sowas konnten sonst nur die Beach Boys zu "Pets Sound"-Zeiten oder The Association.
(23.01.2011)
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The Free Design: "There Is A Song" (Ambrotype, 1972 * Light In The Attic, 2004)
Nach "One By One" ist dies der Schwanengesang der Band. Statt prominenter Studiomusiker gibt es dieses mal nur eine feste, wenn auch unbekannte Rhythmusgruppe, während Chris Dedrick die meisten Gitarren, Keyboards und Trompetentöne selber eingespielt hat (war das Geld knapp beim neuen Label?)
(23.01.2011)
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The Free Design: "One By One" (Project 3, 1971 * Light In The Attic, 2004)
Vor wenigen Monaten hatte ich diese Band mit ihrem Comeback-Album "Cosmic Peekaboo" von 2001 entdeckt - und war sofort begeistert: göttlicher Satzgesang, tolle Songs und die hipsten Jazzer als Begleitband.
Schnell habe ich versucht, an die alten Alben der Band aus den 60ern und 70ern zu kommen: als erstes trudelte "One By One" bei mir ein, das sechste und vorletzte Album vor der Auflösung der Band 1973. Zur Band gehörten zu diesem Zeitpunkt Songschreiber und Muliinstrumentalist Chris Dedrick (Trompete, Blöckflöte, Gitarre, Keyboards) und seine Schwestern Sandy und Ellen. Am Schlagzeug saß immerhin Billy Cobham, der bei diesem leichtfüßigen Folkpop durchaus gefallen kann, ausserdem sind u.a. die Jazztrompeter Randy Brecker, Ernie Royal und Alan Rubin zu hören. Neben Originalen von Chris Dedrick gibt es auch eine geniale Coverversion vom Doors-Klassiker "Light My Fire".
Die Wiederveröffentlichung vom Light In The Attic kommt als Vinyl im wundervollen Klappcover daher! Wunderschön!
(23.01.2011)
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Bronco: "Country Home/Ace Of Sunlight" (Island, 1970/1971 * BGO, Okt. 2010)
Langsam, aber sicher sollten alle wichtigen Schallplatten im CD-Zeitalter angekommen sein, witzigerweise in einer Zeit, in der wegen MP3s und verschiedener anderer Gründe einige Leute - wie auch ich - zurück zum Vinyl finden. Deshalb sind auch meine Wiederveröffenlichungstipps etwas spärlicher geworden. Jetzt muß ich Euch aber doch noch einmal einen Schatz aus vergangenen Zeiten unter die Nase reiben, der mit reichlich Verspätung ENDLICH den Sprung in das Digitalzeitalter geschafft hat, auch wenn er für mich nicht wirklich "Lost" oder "Found" ist, da ich die Originalalben auf Vinyl glücklicherweise schon seit vielen Jahren mein eigen nennen kann. Die Band, um die es hier geht, heisst Bronco, stammte aus England und machte zu Beginn der 70er zwischen aufkeimendem Prog- und Glitterrock völlig unpassend amerikanisch angehauchten Countryrock, den damals auch kaum jemand hören wollte, obwohl die Truppe mit Jess Roden einen der besten britischen Rocksänger in ihren Reihen hatte. Bevor ich mich hier wieder im Jubilieren verliere vielleicht doch nur ganz profan der Hinweis auf meine alten Lobhudeleien: Das Debüt "Country Home" von 1970 und meinen Favoriten, "Ace Of Sunlight". Außerdem gibt es noch ein drittes Album von 1973, ohne Jess Roden und bei Polydor erschienen, das ich auch mal wieder herauskramen sollte ...
(30.11.2010)
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Ihre Kinder: "Werdohl" (Kuckuck, Nov. 1971 * Ohrwaschl, 199?)
Nach meiner Zählung ist dies das vierte Album der Band, nach dem "Jeanscover"-Album bereits das zweite im Jahr 1971 und das erste und einzige ohne Sonny Hennig als Hauptsänger und Songschreiber, der sich für sein Soloalbum "Tränengas" eine Auszeit genommen hatte, aber trotzdem bei zwei Liedern als "Gast" federführend mitwirkt: zum einen bei "Babylon", dem Lied, über das ich die Band damals kennengelernt hatte, sowie der Single "Graue Stadt". Bei allen anderen Liedern ist der bisherige zweite Sänger und Rhythmusgitarrist Ernst Schultz federführend, bzw. die anderen Musiker beteiligen sich an den Kompositionen (z.B. der wunderbare Leadgitarrist Muck Groh mit dem instrumentalen Titelsong über die titelgebende Kleinstadt im Sauerland). Keine Ahnung, welche Beziehung der Franke Groh zum westfälischen Sauerland hatte.
(29.08.2010)
Ernst Schultz: "Paranoia Picknick " (Kuckuck, Januar 1972 * Ohrwaschl, 199?)

Im Rahmen meiner wiedererwachten Begeisterung für Ihre Kinder habe ich mir auch das Solodebüt des Gitarristen Ernst Schultz besorgt, das er im November 1971 in wenigen Tagen mit seinen Bandkollegen und ein paar Gästen (u.a. Jack Grunsky) aufgenommen hat, und habe dabei überraschenderweise das nach meiner Einschätzung beste Kinder-Album gefunden! Einzelne Lieder kannte ich von Samplern schon seit den frühen 70ern, etwa das "Kirchenlied", das im Moment mein absoluter Ohrwurm ist, trotz des "unrock'n'rolligen" Textes, der den Kirchenautritt zum Thema hat. Aber irgendwie will die Nummer im Moment nicht aus meinem Kopf verschwinden, ich bekomme den Text sogar nach so langer Zeit noch fehlerfrei aufgesagt (OK - er ist nicht sehr lang!):

"Früher glaubte ich noch an die Wunder
Die Geschichten waren zu schön
Doch als ich endlich sowas wie ein Christ war
Wollt' ich aus der Kirche geh'n

'Nein, nein', sprach der Priester, 'denk' an deine Seele!'
Und so weiter, man kann ihn versteh'n
Gottes Häuser werden immer leerer
Weil jetzt viele in sich geh'n"

Eigentlich ist das thematisch überhaupt nicht meine Baustelle - und man kann auch trefflich darüber streiten, ob damals wirklich viele aus der Kirche austraten, um stattdessen "in sich" zu gehen, oder ob sie nicht doch nur Kirchensteuer sparen wollten. Aber irgendwie katapultiert mich das Lied zurück in die mittleren 70er ...
(29.08.2010)

Marc Ellington: "Rains/Reigns Of Changes" (1971 * Talking Elephant, 2004)
Ein schottischer Singer/Songwriter aus dem Fairport-Convention-Umfeld mit seinem zweiten Album, dank guter Songs und guter instrumentaler Umsetzung (beteiligt sind zahllreiche Musiker von Fairport, Fotheringay, Matthews Southern Comfort und den Flying Burrito Brothers), von denen ich vielleicht nur Richard Thompson, Sandy Denny, Ian Matthews, Chris Hillman und Sneaky Pete Kleinow erwähnen möchte. Eine gelungene Platte. Und ein cooler Typ.
(29.08.2010)
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Ihre Kinder: "Leere Hände/Empty Hands" (Kuckuck, April 1970 * Ohrwaschl, Mai 1996)
Das zweite Album der ersten wichtigen deutschen Rockband mit deutschen Texten erschien damals auch in einer englischen Version, die auf dieser Wiederveröffentlichungs-CD mit dabei ist, was mich vor einigen Jahren zum Kauf überredet hatte (2 Alben auf einer CD!). "Leere Hände" ist auch wirklich ein tolles Album, klasse Texte und auch gute & interessante Rockmusik, aber "Empty Hands" fällt dazu deutlich ab, trotz identischer Musik, denn irgendwie klingt es merkwürdig, Sonny Hennig und Ernst Schulz in Englisch zu hören, auch wenn die Texte von einem Fachmann kompetent übersetzt wurden (Labelkollege und Austro-Kanadier Jack Grunsky). Udo Lindenberg, selber erklärter Ihre Kinder-Fan, will in Fremdsprache auch niemand hören. Bei anderen "Deutschrockern", die zumindest zeitweise in Englisch gesungen haben, oder wie hier englische Versionen veröffentlicht haben, hat das besser funktioniert: ich denke da an Element Of Crime (gefallen mir in beiden Sprachen) oder Kraftwerk (sind mir sowohl als auch gleichgültig).
(08.08.2010)
"The Jayhawks" (Bunkhouse, 1986 * Lost Highway, Mai 2010)
Das lange verschollene Debütalbum einer der besten "Americana"-Bands aus den 80ern. Bisher hielt auch ich das ebenfalls ziemlich rare "Blue Earth" von 1989 vom Twin/Tone-Label für das Debüt, aber jetzt gibt es dieses damals auf eine Kleinstauflage beschränkte Album vom letzten Jayhawks-Label Lost Highway erstmalig als günstige CD, aber auch wieder als günstiges Vinyl. Ungewöhnlich ist das insofern, weil neues Vinyl heutzutage gerne mal 20 Oiros oder mehr kostet.
Die Musik? So wie man sich eine der besten Americana-Bands in ihrer Frühphase vielleicht vorstellt: stark an Gram Parsons , aber auch an Dylan zu Zeiten von "Highway 61 Revisted" orientiert ist vor allem Mark Olson als Sänger, aber auch Gary Louris bewegt sich als "twängender" Gitarrist in der Tradition seiner (wohl anzunehmenden) Vorbilder vom Kaliber Clarence White oder James Burton. Dazu die sehr präsente Pedalsteel vom Gastmusiker Cal Hand, die mir vielleicht etwas zu "konventionell" daherkommt. Das hat alles (natürlich) noch nicht die Klasse vom 92er Meisterwerk "Hollywood Town Hall", vor allem der Doppelgesang von Olson & Louris strahlt noch nicht so hell, aber es lohnt sich auf jeden Fall, auch in dieses Frühwerk reinzuhören.
(05.07.2010)
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Sweet Smoke: "Just A Poke / Darkness To Light" (EMI/Harvest 1970/1973 * 2000)
Sweet Smoke waren 5 amerikanische Hippies, die in den frühen 70ern ganz in meiner Nähe in Emmerich (!) gelebt haben und sogar beim legendären Harvest-Label von Mutter EMI ein paar Platten herausgebracht haben. Das Debütalbum "Just A Poke", aufgenommen im September 1970, durfte damals in keinem guten Kifferhaushalt fehlen - und auch wir haben diese Platte damals viel gehört. Zwei ganzseitige, lange Jams sind darauf zu finden: Auf der A-Seite "Baby Night" mit Blockflöte (was mir damals argumentativ immer gut geholfen hat, wenn man mich fragte, warum ich in meinen damaligen Rockbands Pakgao Rog und Catacombo denn dieses furchtbare Instrument gespielt habe) und einem locker eingeflochtenen "Soft Parade" von den Doors (ohne diesen Sachverhalt in den Liner-Notes zu erwähnen!), auf der B-Seite "Silly Sally" mit schönem Saxofon und dem berühmten Ping-Pong-Phaser-Stereo-Schlagzeugsolo, das ich zumindest immer besser fand als das bekanntere Trommelsolo bei Iron Butterfly.
Das zweite Album "Darkness To Light" vom Herbst 1972 war damals komplett an mir vorbeigegangen und befindet sich zusätzlich auf der Wiederveröffentlichungs-CD, die sogar direkt von EMI kommt. Normalerweise sind für so etwas ja kleine Spezialistenlabels zuständig. "Darkness ..." ist stärker durchkomponiert, hat kürzere Stücke, klingt weniger nach Grateful Dead und mehr nach Folk und Indien - ist aber auch sehr schön.
Die CD hab ich vor kurzem neu für weniger als 6 Euros erstanden. Ein unschlagbarer Preis!!!
(23.05.2010)
Help Yourself: "5" (1973 * Hux, März 2004)
Passt nicht ganz hierhin, diese CD, denn es ist keine Wiederveröffentlichung. Im Sommer 1973 begannen die notorisch erfolglosen Helps mit den Aufnahmen zu ihrem fünften Album (womit der Titel geklärt wäre!), lösten sich aber noch vor dessen Fertigstellung auf, weshalb es damals natürlich kein fünftes Album mehr gab. Sänger, Keyboarder und Songschreiber Malcolm Morley und Bassist Ken Whaley landeten danach bei Man und/oder der Tyla Gang von Sean Tyla, während Schlagzeuger Dave Charles zu einem renommierten Studiomusiker, Tonmeister und Produzenten, u.a. für Dave Edmunds, aufstieg. Nur von Leadgitarrist Richard Treece war ausser Einsätzen auf ein paar Soloalben von Kumpel Deke Leonard wenig zu hören, welcher hier auch genau so wie Sean Tyla als Gast dabei ist.
Das alles ist lange her und interessiert eigentlich kaum noch jemanden, aber irgendwelche Fans konnten die Beteiligten vor wenigen Jahren - und leider ohne den verhinderten Dave Charles - doch noch dazu überreden, diese Aufnahmen fertigzustellen: und mit drei "neuen" Liedern, aufgenommen im Winter 2002/2003, war das fünfte, verschollene Album der Band dann endlich fertig!
Hat sich diese Aktion denn jetzt auch gelohnt? Neue Freunde werden in den 00′er Jahren mit englischem Pubrock, der klingt, also käme er aus San Francisco, wohl nicht zu finden sein. Für alte Fans der Band, zu denen ich mich "im weiteren Sinne" zählen möchte, kann man die Frage dagegen klar mit "ja" beantworten. Auch wenn nach einer solch langen Pause die Magie (und wohl auch Qualität) der ersten Alben wohl nicht mehr erreicht wird. Aber alles ist gut und unpeinlich (vielleicht bis auf den Gesangsversuch von Ken Whaley auf seiner eigenen Nummer "Alley Cat").
Das Cover stammt übrigenz noch von Mad(?)-Zeichner Rick Griffin, der auch für die Grateful Dead und Man arbeitete (z.B. die Cover von "Slow Motion" und "Aoxomoxoa") und war bereits beim ersten Anlauf vorgesehen.
(16.05.2010)
Keith Christmas: "Brighter Day " (Manticore, 1974 * Voiceprint, 2004)
Ein immer noch aktiver britischer Folkgitarrist, der in den 70ern einige Alben herausbrachte, ohne je den großen Durchbruch zu schaffen. Allerdinx auch ohne je in völlige Obskurität zu verschwinden, etwa wie Toy Durant von Fuchsia oder die Comus-Leute.
Bei mir stand die Platte schon jahrelang als Schnäppchen aus der Grabbelkiste im Regal, ohne dass ich sie mir wirklich ernsthaft angehört hatte. Erst vor kurzem habe ich sie, Dank einer mir zugespielten "Sicherheitskopie" vom CD-Reissue - quasi "wiederentdeckt".
Manticore war übrigens die eigene Plattenfirma von Emerson, Lake & Palmer. Sowas hatte damals alle Rockbands, die was auf sich hielten (z.B die Beatles mit Apple, die Moody Blues mit Threshold oder auch die Grateful Dead und die Rolling Stones), nicht unbedingt immer nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern vielleicht auch für das eigene Ego. Oder als "Sponsoring" für weniger bekannnte Kollegen: In diesem Sinne wurde "Brighter Day" auch von Greg Lake und dem King Crimson-Lyriker Pete Sinfield produziert, eingespielt mit einer illustren Kollegenschar (z.B. Mel Collins, Ian Wallace und Ian McDonald von King Crimson).
Witzigerweise ist meine Vinylausgabe eine US-Pressung aus dem Motown-Vertrieb: Motown & britischer Folkrock - keine offensichtliche Kombination!
(10.05.2010)
"Fuchsia" (Pegasus, 1971* Night Wings, 2004)
Eine weitere obskure britische Folkrockband, die ich nach Comus und Dando Shaft dank des Internets entdeckt habe. Der Sänger, Gitarrist und Songschreiber Tony Durant bekam damals die Chance, seine eigene Musik zu veröffentlichen und holte sich neben der obligatorischen Bass/Drums-Rhythmusgruppe drei Mädels an Geige, Bratsche und Cello in die Band, für die er als Autodidakt ungewöhnliche Arrangements schrieb. Da keine Tournee zustande kam brach die Band trotz guter Plattenkritiken schnell wieder auseinander und niemand hörte mehr etwas von "Fuchsia". Das einzige Album blieb extrem rar und wurde - ebenfalls Dank des Internets - im Laufe der Jahre zu einem kleineren Legende. Tony Durant war inzwischen schon lange nach Australien ausgewandert und von dem neuerlichen Interesse völlig überrascht.
(03.05.2010)
"Dando Shaft" (1971 * BGO, 2002)
Das zweite Album dieser obskuren englischen Folkband, bei der der Vergleich zu Pentangle aufgrund der ähnlichen Besetzung - zwei singende Gitarristen, Sängerin, Kontrabassist, Perkussionspieler (aber kein Schlagzeug), dazu ein singender Geiger - naheliegt. Nie so bekannt geworden wie erstere, aber auch sehr schön musizierend. Zusammen mit dem dritten Album "Lantaloon" auf einer CD zu finden. Oder irgendwo im Internet.
(29.04.2010)
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Dando Shaft: "Lantaloon" (RCA, 1972 * BGO, 2002)
Das dritte Album knüpft direkt am titellosen Vorgänger an.
(29.04.2010)
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"Pamela Polland" (Columbia, 1972 * Sony, 2006)
Ein weiterer Geheimtipp: Pamela Polland hatte in den 60ern mal ein Duo mit Ry Cooder, veröffentlichte ein paar Alben mit der Band Gentle Soul, war bei Joe Cockers "Mad Dog & The Englishmen"-Tour im Chor dabei und schrieb ein paar Songs für Kollegen (u.a. für die Byrds und Linda Ronstadt), bevor sie, gefördert von Clive Davis, bei Columbia ihr Solodebüt veröffentlichen konnte. Mit dem für Los Angeles so typischen Allstaraufgebot wurde eine vielversprechende Singer/Songwriter-Folkrock-Platte aufgenommmen (dabei u.a. Nicky Hopkins, die Burschen von Dr. Hook & The Medicine Show, Taj Mahal und die Rowan-Brüder). Teilweise wurde aber auch von Norbert Putnam in Nashville produziert. Anschliessend nahm sie noch mit Gus Dudgeon, dem Erfolgsproduzent von Elton John und dessen Band mit großem Budget ein Nachfolgealbum auf, das aber nie veröffentlicht wurde, weil Clive Davis inzwischen nicht mehr Präsident bei Columbia war und Pamela somit ohne ihren wichtigsten Unterstützer dastand.
Die Musik? Nicht unähnlich der Musik von Bonnie Raitt, Linda Ronstadt u.a. Ladies aus dieser Zeit. Sicherlich nicht unbedingt aus dieser Gruppe herausragend, aber doch sehr schön. Und frisch zu hören, weil weitestgehend unbekannt!
(27.04.2010)
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"Kathy McCord" (CTI, 1970 * Vivid Sound, 1999 * Ace, April 2010)
Ein Geheimtipp: von Kathy McCord, der jüngeren Schwester des Sängers und Schauspielers Billy Vera, gibt es nur dieses eine Album, erschienen bei Smooth-Jazz Label CTI des Produzenten Creed Taylor. In der Begleitband spielten Jazzmusiker (u.a. Flötist Hubert Laws) und einige in Woodstock ansässige Rockmusiker aus dem weiteren Umfeld von The Band (u.a. John Hall und Wells Kelly von der Band Orleans, sowie Pianist Paul Harris). Bläser- und Streicherarrangements stammen (CTI-typisch) von Don Sebesky. Aufgenommen wurde von Rudy van Gelder, somit ist das die einzige Nicht-Jazz-Platte dieses legendären Tonmeisters, die ich kenne.
Die alte Originalplatte soll sehr rar sein, weil damals offensichtlich niemand eine Folksängerin auf einem Jazzlabel hören wollte. In den 90ern gab's eine limitiere Japan-CD (von der auch meine "Sicherheitskopie" stammt!), vor kurzem wurde das Gesamtwerk der Dame unter dem Titel "New Jersey To Woodstock" in England bei Ace wiederveröffentlicht, bestehend aus diesem Album und weiteren unveröffentlichten Aufnahmen aus den 70ern auf einer zweiten CD.
Interessant für Fans der frühen Joni Mitchell in ihren Folk-Anfängen und von Van Morrison aus der "Astral Weeks"-Phase. Man/frau sollte aber nicht zuviel erwarten, denn Kathy war damals gerade erst einmal 17 Jahre jung. Vergleiche mit anderen obskuren Singer/Songwritern, von denen ich gelesen habe (Nick Drake, Vashti Bunyan) finde ich dagegen eher irreführend. Trotzalledem eine schöne Platte.
(27.04.2010)
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The Rolf Kühn Group: "Total Space" (MPS, 1975 * Universal, Nov. 2009)
Eigentlich höre ich kaum Klarinettenmusik. Und eigentlich fällt mir sozialisationsbedingt zu Rolf Kühn immer zuerst ein: ein Filmmusik-Komponist und Orchesterleiter aus der Grauzone zwischen Jazz und James Last. Und Ehemann der Schauspielerin Judy Winter (oder war das Elke Pluhar?).
Aber ich fand das Cover niedlich, auch wenn 1975 die Hippiezeit lange schon vorbei war - und Rolf Kühn höchstwahrscheinlich selbst inmitten der Flower-Power-Zeit zu Ende der 60er wohl schon zu alt war für den ganzen "Hippiekram". Wer oder was auch immer jetzt dieses wunderschöne Cover zu verantworten hat (jawohl! Ich mag sowas!) soll hier nicht weiter interessieren, denn alleine die Besetzungsliste der Aufnahmen vom 29. Januar 1975 spricht für sich: Rolfs Bruder Joachim Kühn an den Tasten, Gerd Dudek (die unbekannte deutsche Saxofonlegende), Albert Mangelsdorff (der Meister an der Posaune), Philip Catherine (Gitarre) aus Belgien, Bo Stief (Bass) aus Schweden (?) und gleich zwei Drummer: der Schweizer Daniel Humair und der Däne Kasper Winding.
Wunderbarer Funkjazzrock wird auf "Total Space" geboten. Nur die gelegentlich eingestreuten und höchstwahrscheinlich nachträglich eingespielten Blechbläsersätze sind überflüssig und wirken auf mich wie der Reflex eines "klassischen" Bigbandarrangeurs, der vielleicht doch nicht ganz auf die rockende Energie des kleinen Ensembles vertraut. Ansonsten: Klasse Platte. Und total billig in der Anschaffung (unter 10 EUR).
(26.04.2010)
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Claire Hamill: "October" (Island, 1973 * Esoteric, 2008)
Bei den Aufnahmen zu ihrem zweiten und letzten Album für Island war Claire Hamill gerade erst 18 geworden. Paul Samwell-Smith (Ex-Yardbirds-Bassist und Cat Stevens-Erfolgsproduzent) sorgte für einen Folksound, der etwas kompakter daherkommt als auf dem Debüt "One House Left Standing" von 1971. Nur der Bluesrocker "You Got Me Running" von Jimmy Reed will für mich irgendwie nicht hineinpassen. Nach Ende ihrer ersten Solo-Karriere, Ende der 70er/Anfang der 80er, soll sie sogar mal bei Wishbone Ash mitgewirkt haben. Danach wechselte sie in New-Age-Fach.
(22.04.2010)
Comus: "First Utterance" (Pye/Dawn, 1971 * DIW, 2006)
Es wird Euch nicht wundern, dass ich auf diese Band über das Cover aufmerksam geworden bin. Als ich dann auch noch erfuhr, dass es sich nicht über dunkelsten Death-Metal, sondern obskuren britischen Folkrock au den frühen 70ern handelt, habe ich auch ein Ohr riskiert.
Wen die Coverfratze an "In The Court Of The Crimson King" erinnert, der liegt gar nicht mal so falsch: die Band klingt wie eine Mischung aus King Crimson (die Flöte & die Geigen anstatt eines Mellotrons; die komplexen Lieder) und Pentangle (die Folkgitarren & der weibliche Gesang!) mit Roger Chapman als Sänger und dem Bongospieler von T. Rex statt eines Schlagzeugers. Klingt komisch? Ja, aber es funktioniert! Das Werk hätte ich wegen des Klappcovers natürlich gerne auf Vinyl, es soll aber eine unbezahlbare Rarität sein.
(08.04.2010)
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Ellis: "Riding On The Crest Of A Slump"/"Why Not" (Epic, 1972/1973 * Acadia, 2006)
... und noch eine obskure englische 70er Rockband, die ich dem Namen nach noch von der sogenannten "Inner Sleeve" einer anderen Epic oder Columbia-LP aus der Zeit kenne, aber bislang nie gehört habe. Jetzt bin ich durch Zufall an die CD-Wiederveröffentlichung der beiden einsamen Alben dieser Band geraten und weiss jetzt auch so einiges mehr: Mit dabei waren Sänger und Namensgeber Steve Ellis (Ex- Love Affair: "Everlasting Love..."), Pianist Zoot Money (der hat damals fast überall mitgemischt) und mit Andy Gee (Andreas Gröber) einen Gitarristen aus deutschen Landen. Produziert hatte das erste Album Who-Sänger Roger Daltrey, von dem ich gar nicht wusste, dass er so was kann, während beim zweiten Bluesspezialist Mike Vernon die Oberaufsicht hatte. Beide Alben haben ein schönes Countryrock-Feeling, natürlich inspiriert von The Band, was man so in dieser Zeit ähnlich bei vielen britischen Bands, z.B. auch bei Bronco und Heads Hands & Feet, hören konnte, aber auch sehr starke Blues- und sogar leichte "Prog"-Einflüsse. Aber das wollten damals wohl zu wenige Leute hören.
(06.04.2010)
Bonnie Dobson: "Bonnie Dobson" (RCA, 1969 * Rev-Ola, 2006)
Bonnie Dobson ist eine kanadische Folksängerin, die in den frühen 60ern eine kleinere Karriere starten konnte. In Erinnerung ist sie aber wohl nur geblieben, weil sie 1961 einen der wichtigsten Protestsongs schrieb: "Morning Dew". RCA versuchte Ende der 60er erfolglos mit ihr eine neue Karriere zu starten, möglicherweise weil das Lied damals durch mehrere Coverversionen bekannt wurde ( u.a. von Fred Neil, Tim Rose, den Grateful Dead und Jeff Beck), aber ihre eigene Version reichte leider nicht an die amtliche Version von Tim Rose heran, der selber zu unrecht behauptete, Co-Autor der Nummer zu sein.
(04.04.2010)
Mike Heron: "Smiling Men With Bad Reputations" (Elektra, 1971 * Fledg′ling, 2007)
Die eine Hälfte der Incredible String Band beim Solodebüt, begleitet von einer illustren Schar aus dem Kollegenkreis: Fairport Convention, The Who (noch mit Keith Moon!), Steve Winwood, John Cale und Elton John. In Szene gesetzt von niemand geringerem als Joe Boyd! Fast schon mehr Rock als Folk.
(28.01.2010)
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The Rascals: "Peaceful World" (Columbia, 1971 * BGO, 2008)
Beim vorletzten Album, ihrem ersten bei Columbia nach vielen Jahren bei Atlantic, bestand die Band nur noch aus Sänger/Organist Felix Cavaliere und Drummer Dino Danelli. Unterstützt wurden sie von einer großen Schar von Jazzern und anderen Studiomusikern: u.a. den Bassisten Ron Carter, Jerry Jemmott und Chuck Rainey (so wie die Doors hatten die Rascals nie einen festen Bassisten in den eigenen Reihen!), dem Gitarristen/Bassisten Buzz Feiten, dem Congaspieler Ralph MacDonald, den Sängerinnen Ann Sutton und Molly Holt und den Bläsern Hubert Laws (Flöte), Pepper Adams (Baritonsax) und Joe Farrell (Sax & Flöte). Sogar Alice Coltrane ist einmal an ihrer Harfe zu hören. So entstand ein Doppelalbum, randvoll mit toller Musik zwischen Rock, Soul und Jazz, für die aber das Stammpublikum der Band wohl noch nicht bereit war: Entsprechend floppte das Album bei der zahlenden Kundschaft. Da hatte Columbia sicherlich andere Pläne, als sie die Jungs damals eingekauft hatten.
Gelungen sind sowohl die kurzen Songs, aber am beeindruckendsten sind die langen, ausufernden Improvisation, etwa im fast 22minütigen Titelsong: nach kurzem Thema darf sich Joe Farrell an der Flöte mehrere Minuten ausdehnen, gefolgt von Felix Cavaliere am E-Piano mit schönem Wah-Wah-Effekt. Dann folgt Buzz Feiten mit seiner Gitarre. Laut Beipackzettel hat er bei der Nummer auch den Bass gespielt, obwohl das alles ziemlich "live" klingt! Dann darf Farrell noch mal mit dem Sopransaxofon ran und Molly Holt (mit sehr schönem freien Jazzgesang über den beiden Worten des Songtitels!) und Feiten stossen dazu. Der legendäre Ralph McDonald legt los mit einer afrikanischen Trommel und am Ende übernimmt nochmal Cavaliere mit der Orgel die Führung. Ziemlich klasse das Ganze! Wild und gleichzeitig elegant und relaxt!
(10.01.2010)
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Roy Ayers Ubiquity: "He′s Coming" (Polydor, 1972 * Universal/Verve, 2009)
Das zweite Album des Vibraphonspielers beim neuen Label Polydor (vorher war er bei Atlantic). Kurios ist dabei, dass er mit seinem in Funkkreisen sicherlich eher ungewöhnlichen Instrument zu einem der wichtigsten und erfolgreichsten Vertreter dieses Musikstils wurde, angeblich auch zu einem der meistgesamplten Künstler im Acid-Jazz-Bereich.
(23.11.2009)
"The Beau Brummels" (Warner, 1975 * Taxim, 1996)
San Franciscos erste ernsthafte Rockband, noch vor Jefferson Airplane, den Grateful Dead und anderen, mit ihrem Reunionalbum nach immerhin fast 10 Jahren Pause, wollte mitten in den 70ern kaum jemand hören, ist aber voll mit schönem Westcoast-Folkrock!
(25.08.2009)
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Robin Scott: "Woman From The Warm Grass" (Head, 1969 * Sunbeam, 2001/2006)
Den Mann kannte ich bisher überhaupt nicht: Der britische Singer/Songwriter Robin Scott wurde auf sein Debüt von dem mir grob bekannten Sandy Roberton (später Manager von Iain Matthews und Labelchef bei Rockburgh) produziert und bei einigen elektrischen Stücken sogar von der fast kompletten Band Mighty Baby und Gordon Huntley von Matthews' Southern Comfort an der Pedal Steel begleitet. Zusammen mit dem schönen Cover machte mich das neugierig und ich habe mir sogar die - zugegebenermaßen günstige -180g-Vinylausgabe gekauft:
Zu hören gibt es typischen britisch/amerikanischen Folkrock aus der damaligen Zeit, der durchaus angenehm rüberkommt.
Beim Googeln bin ich dann noch auf ein echtes Kuriosum gestoßen: in den späten 70ern hatte Robin Scott unter seinem neuen kryptischen Künstlernamen "M" sogar einen Welthit, den wohl jeder kennt: "Pop Music" (You know: "Everybody′s talkin′ ′bout - Pop Music ..."). Die Stimme habe ich aber nicht wiedererkannt.
(18.08.2009)
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Bert Jansch: "L.A. Turnaround" (Charisma, Sept. 1974 * Virgin, 2009)
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Larry Young: "Lawrence Of Newark" (Perception, 1973 * Castle/Sequel, 2001)
Larry Young war einer der besten Orgelspieler des Jazz. Nachzuhören auf diesem eher unbekannten Album aus den 70ern, das unter der Mitwirkung des Gitarristen James ′Blood′ Ulmer entstand. Bekannt wurde er neben seinem Blue Note-Meisterwerk "Unity" besonders durch die Mitwirkung in der ersten Besetzung von Tony Wiliams Lifetime, sowie auf dem Album "Love Devotion Surrender" von Carlos Santana und John McLaughlin.
(27.06.2009)
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Eddie Gale: "Eddie Gale′s Ghetto Music" (Blue Note, 1968 * Water, 2004)
Auf das Debütalbum des mir bislang völlig unbekannten Eddie Gale (spielte bei Cecil Taylor und im Sun Ra Arkestra) bin ich zufällig im Internet gestoßen, wo eine Zusammenarbeit des Trompeters mit der Instrumentalband Mushroom aus San Francisco, geleitet von Trommler Pat Thomas, erwähnt wurde. Dort gab es auch einen Hinweis auf dieses seltene Kultalbum, das eine Besonderheit im Blue Note-Katalog darstellen soll. Kürzlich bekam ich eine Kopie des CD-Reissues auf Water-Records, betreut von, oh Zufall, Pat Thomas.
Die Besetzung besteht aus zwei Bläsern (Eddie und Saxofonist Russell Lyle), dazu zwei Bässe, zwei Schlagzeuger und ein 11köpfiger Gospelchor. Die erste Nummer "The Rain" beginnt - verwirrend auf einem Blue Note-Album - mit einer einzelnen sanften Stimme und Folkgitarre von Eddies Schwester Joann Gale im Stile von Pentangle oder besser gesagt: Joan Baez, bevor zur zweiten Strophe Band und Chor dazukommen und die Nummer doch noch zu einer ekstatischen Jazzimprovisation wird. Ein wirklich tolles Album! Und wirklich was besonderes im Blue Note-Katalog!
(28.05.2009)
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Stackridge: "Friendliness" (MCA, 1972 * Edsel, 1996)
Ausgereifter als das Debütalbum von 1971 und poppiger als das vierte Album "Extravanaganza" von 1974. Ganz klar der kaum wahrgenommene Höhepunkt dieser einzigartigen englischen Band. Ähnliches machten fast 20 Jahre später die High Llamas mit (etwas) mehr Erfolg.
(03.04.2009)
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Stackridge: "The Man With The Bowler Hat" (MCA, 1973 * Edsel, 1996)
Hier war der Beatles-Produzent George Martin dabei. Auch ein tolles Album, aber nicht unbedingt besser als "Friendliness". Einziger auffallender Unterschied: es sind neben den Stammkräften Mutter Slater (Flöte) und Mike Evans (Geige) viele zusätzliche Bläser und Streicher mit dabei. Ich schätze mal, das die Plattenfirma ein wenig mehr als zuvor investiert hat...
(03.04.2009)
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"Willis Alan Ramsey" (Shelter, 1972 * Koch, 1999)
Dies ist - so weit ich weiß - das einzige Album dieses texanischen Songschreibers, damals auf dem Shelter-Label von Leon Russell erschienen. Einige der Songs wurden später in den Versionen anderer Künstler bekannt: "Satin Sheets" haben u. a. Waylon Jennings und Shawn Colvin aufgenommen, die "Ballad Of Spider John" gibt es auch in Versionen von Jimmy Buffett und Sam Bush. "Goodbye Old Missoula" fand den Weg auf ein Album von Jimmy Dale Gilmore. America nahmen auf ihrem dritten Album "Hat Trick" den Titel "Muskrat Candlelight" auf. Außerdem hat er einige Lieder mit Lyle Lovett geschrieben. Ein ganz ausgezeichnetes Album ging da bislang spurlos an mir vorbei - ausgezeichnet nicht nur in Hinblick auf die Lieder! Aufgefallen ist mir vor allem, dass hier mit Carl Radle/Jim Keltner, Tim Drummond/Kenny Buttrey und Lee Sklar/Russ Kunkel gleich drei der damals angesagtesten Bass/Schlagzeug-Studio-Duos auf diesem Album zu hören sind. Definitiv ein Markenzeichen für höchste Qualität.
(23.02.2009)
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The Greatest Show On Earth: "Horizons" (EMI/Harvest, März 1970 * Repertoire, 1994)
Das Debütalbum einer der ersten britischen Rockbands mit Bläsersatz. Leider war die Band nicht so erfolgreich wie die amerikanischen Vorbilder, aber es entstand eine gute & interessante Rockmusik. Vielleicht war ja auch der Bandname etwas zu großspurig, bzw. niemand verstand den Humor der Band? Mit dabei waren u. a. die Brüder Norman und Garth Watt-Roy, die später noch in vielen anderen Bands auftauchten, u. a. bei Glencoe und den Blockheads von Ian Dury, sowie  Dick Hanson, der später einer der angesagtesten britischen Trompeter in Studios und auf Bühnen wurde.
(21.01.2009)
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The Greatest Show On Earth: "The Going′s Easy" (EMI/Harvest, Okt. 1970 * Repertoire 1994)
Auch das zweite Album der Band floppte. Kurios zu hören und etwas aus dem Rahmen fallend dabei das Lied "Magic Woman Touch", das von den Hollies im folgenden Jahr aufgenommen und zu einem kleineren Hit gemacht wurde. Sänger Colin Horton-Jennings steuert zum Hollies-Album "Romany" dann  noch weitere Lieder bei. Eins davon hatte den schönen Titel "Delaware Taggett And The Outlaw Boys", das Namenspate seiner nächsten, ebenfalls guten, ebenfalls erfolglosen, Band Taggett war.
(21.01.2009)
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Otis Rush: "Right Place, Wrong Time" (Bullfrog, 1976 * Hightone, 198?)
Gelegentlich kommt mir auch mal eine Bluesplatte zwischen die Finger. Vom leider oft übersehenen Bluesgitarristen Otis Rush kannte ich neben seinen bekannten Songs "Homework" und "All Your Lovin′" eigentlich nur das 69er-Atlantic-Album "Mourning In The Morning" (eine Nick Gravenites/Mike Bloomfield-Produktion, die ich unbedingt mal wieder auflegen sollte!). Für den Kauf des bereits 1971 für Capitol aufgenommenen, aber erst fünf Jahre später auf einem Minilabel veröffentlichten Albums "Right Place, Wrong Time" sprachen dann mehrere Gründe: zuerst natürlich die lobende Erwähnung im Glitterhaus-Katalog, sonst würde ich das Album ja schließlich immer noch nicht kennen, dann das coole Coverfoto mit der supercoolen Frisur, schließlich ein paar Hintergrundinformationen (produziert von Nick Gravenites im legendären Wally Heider-Studio in San Francisco mit der ganzen SF-Posse, u. a. auch Jerry-Garcia-Kumpel John Kahn am Bass), vor allem aber die ausgezeichnete Version vom damals noch recht neuen Tony Joe White-Klassiker "A Rainy Night In Georgia".
(11.01.2009)
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Bridget St. John: "Thank You For ..." (Dandelion, Juni 1972 * Cherry Red, 2005)
Auch das dritte Album der britischen Sängerin, gleichzeitig das letzte auf dem anschließend eingestellten Dandelion-Label von John Peel, habe ich mir inzwischen besorgt. Dieses mal ohne Orchester, aber mit gelegentlichen Beiträgen der besten britischen Folkrockmusikanten (Dave Mattacks von Fairport Convention, Andy Roberts von Plainsong, Gordon Huntley von Matthews Southern Comfort, Ian Whiteman von Mighty Baby, etc.), weshalb der Klang insgesamt ein klein wenig "rockiger" daher kommt. Im Mittelpunkt aber nach wie vor Bridget mit ihrer Stimme und Gitarre. Die Cherry Red CD wurde ergänzt um einen Liveauftritt aus Montreux vom 28.04.72.
(19.12.2008)
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Bridget St. John: "Songs For The Gentle Man" (Dandelion, April 1971 * Cherry Red, 2005)
Das zweite Album der britischen Folk-Singer-Songwriterin, ehedem auf John Peels Dandelion-Label, wurde von Multiinstrumentalist Ron Geesin produziert, den ansonsten vielleicht der eine oder andere vom Pink Floyd-Album "Atom Heart Mother" kennt. Stellt Euch vor, Nico (deren Musik ich sehr schätze!) könnte richtig singen, dazu Bridgets Akustikgitarre in der Art von Nick Drake , nicht ganz so virtuos, aber genauso wunderschön von klassischen Instrumenten umspielt wie auf "Five Leaves Left"!
(02.12.2008)
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Walter Wegmüller/Die Kosmischen Kuriere: "Tarot" (Ohr, Okt. 1973 * Spalax, 1994)

Ein esoterisch angehauchtes, damals von mir überhaupt nicht wahrgenommenes Doppelalbum aus der Krautrockzeit über Tarot-Karten, gesprochen vom Schweizer Dichter (?) Walter Wegmüller, organisiert und produziert vom ( zu Recht!) sehr kontrovers diskutierten Rolf-Ulrich Kaiser und seiner "Muse" Gille. Das sollte eigentlich Warnung genug sein, um diesem "Werk" aus dem Weg zu gehen, wenn mich da nicht die illustre Besetzungsliste der Begleitband neugierig gemacht hätte. Alles Musiker aus den Bands, die Kaiser damals auf seinen Labels Ohr und Pilz unter Vertrag hatte: Keyboarder Jürgen Dollase, Schlagzeuger Harald Großkopf und Bassist Jerry Berkers von Wallenstein, "Multiinstrumentalist" Walter Westrupp vom Duo "Witthüser & Westrupp" (ich kann ihn hier aber nur mit ein paar sehr charmanten Blockflötentönen heraushören!), Klaus Schulze am prähistorischen Synthesizer, sowie von der ebenfalls elektronisch orientierten Band Ash Ra Tempel Manuel Göttsching und Hartmut Enke, die sich hier aber beide sehr kompetent als Rockgitarristen präsentieren. Diese "Allstarband" entwickelt hinter den vorgetragenen Texten und in längeren Instrumentalpassagen eine spannende Musik im Grenzbereich von Rock, Folk und Elektronik.

Die Wirkung der anscheinend ernsthaft gemeinten - und mich eher irritierenden - Texte wird durch den Vortrag von Wegmüller mit seiner nicht zu überhörender Schwyzerdütsch-Einfärbung - und einmal von Jerry Berkers mit holländischem Akzent - doch angenehm gemildert. Kosmische Weisheiten klingen mit Schweizer Akzent für meine Ohren eben nicht mehr ganz so pathetisch. Eher lustig. Außerdem haben damals ja auch englische Bands wie Hawkwind ähnliches in der Verbindung von Kosmos, Poesie und Rock'n'Roll gemacht. Mich würde eigentlich nur noch interessieren, was die teilweise doch eher bodenständigen Musiker ("bodenständig" für Hippieverhältnisse - zumindest würde ich die Wallensteine so einschätzen!) wohl selber von dem von Herrn Kaiser verpassten Bandnamen "Kosmische Kuriere" gehalten haben.

Mehr oder weniger zeitgleich entstanden im Studio vom legendären Dieter Dierks im Kölner Vorort Stommeln auch die von mir sehr geschätzten Alben "Mother Universe" von Wallenstein, "Unterwegs" von Jerry Berkers und "Bauer Plath" von Witthüser & Westrupp!

Das Original auf Doppelvinyl aus den 70ern, mit echten Tarotkarten, soll heutzutage angeblich unbezahlbar sein. Die Doppel-CD vom französischen (!) Label Spalax (ohne Karten) ist aber über das Internet immer noch zu bekommen. Aufgeschlossenen Geistern mit Sinn für das Kuriose, aber auch mit Sinn für musikalische Substanz, kann ich diese CD nur wärmstens empfehlen!
(03.08.2008)

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Dennis Wilson: "Pacific Ocean Blue" (Epic/Caribou, Sept. 1977 * Sony/Legacy, Juni 2008)

Das einzige und fantastische Soloalbum des Beach Boys-Drummers gibt es jetzt endlich in einer opulenten, aber absolut angemessenen CD-Wiederveröffentlichung. Auf 2 CDs findet Ihr das komplette Album, dazu viele Studio-Outakes, u. a. das nicht mehr vollendete zweite Soloalbum "Bambu". Ein Muss nicht nur für Beach-Boys-Fans. Eigentlich eher für "Nicht-Beach-Boys-Fans" bzw. für Freunde von "Pet Sounds", "Smile!" und "Surf's Up"!
(23.07.2008)

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Lava: "Tears Are Goin' Home" (Brain, 1973 * Repertoire, 1996)
Diese Platte habe ich seit ÜBER DREISSIG JAHREN nicht mehr gehört - und trotzdem konnte ich mich an vieles (nicht alles) noch gut erinnern: sehr abwechslungsreicher, untypischer Krautrock, irgendwo zwischen Hawkwind (der Titelsong), Singer/Songwriter-Folkrock ("Holy Fool"), Sing-a-long-Folklore ("Would Be Better You Run") und monotoner Velvet-Underground-Trance (das instrumentale, 10minütige "Piece Of Peace"). Nie wirklich virtuos gespielt, aber immer mit tollen Songideen und originellen Arrangements, sowie einer künstlerischen Lässigkeit, also eben ganz anders als Eloy, Jane und Konsorten. Jedes der 7 Lieder klingt anders und trotzdem passt alles zusammen!
Die Band stammte aus Berlin und war ein loser Verbund von Künstlern aus anderen Bereichen (vor allem wohl Schauspieler, wie z.B Sänger/Gitarrist Stefan Ostertag, oder Werbetexter, wie Multiinstrumentalist Jürgen Knaack), die sich zu diesem anscheinend lockeren Bandgefüge zusammentaten, sich aber danach, als sich ein kommerzieller Erfolg nicht einstellte (da hätte man ja live auftreten oder sogar touren müssen!), als feste (?) Band wieder auflösten und ihren Hauptbeschäftigungen widmeten.
(15.07.2008)
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"Gila" (BASF, August 1971 * Second Battle, 1992)

Dies ist das Debütalbum der Stuttgarter Band um den Gitarristen Conny Veit, das mich musikalisch stark an englischen Bands wie Hawkwind (die zirpende Elektronik!) und Pink Floyd (die Orgel und die Gitarre!) erinnert. Dazu kommt, wie bei fast allen Produktionen aus dem Studio von Dieter Dierks aus dieser Zeit, dieser tolle Mellotronsound. Es haben anscheinend alle Bands im Studio von Dieter Dierks an der Maschine herumgefummelt.

Einzige Schwäche des Albums ist der - zum Glück- nur untergeordnete Gesangs- bzw. Sprechanteil. Da wäre zum Beispiel bei der Nummer "Aggression" (die Lieder haben alle so blöde Titel), wo am Ende mit leicht schwäbischem Akzent die Textzeile "Unnachgiebiges aggressiv Bekämpfen ist Kampf gegen sich selbst" immer wiederholt wird. Oder die eher deutsche Aussprache des Wortes "Isolation" beim ansonsten englischen Text von "Kommunikation". Das ist zwar eigentlich völlig unwichtig, nervt aber schon ein wenig. Oder ist zumindest (unfreiwillig?) komisch.

Witzig ist vielleicht auch noch die Plattenfirma: damals hatte sich der Chemiegigant aus Mannheim/Ludwigshafen tatsächlich als Plattenfirma versucht. Vielleicht weil man dachte, wenn man schon Vinyl herstellt, dann könnte man auch das produzieren, was dort hineingepresst wird ...
(13.07.2008)

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Gila: "Bury My Heart At Wounded Knee" (Warner, Juli 1973 * Garden Of Delights, 2000)
Ganz anders als beim Debüt klang die Band dann zwei Jahre später: Conny Veit war ohne seine alten Mitmusiker aus beruflichen (?) Gründen nach München gezogen und inzwischen Mitglied vom Studioprojekt Popol Vuh von Florian Fricke. Zusammen mit Fricke, Popol Vuh-Trommler Daniel Fiechelscher und seiner singenden Freundin Sabine Merbach nahm er für die große Plattenfirma Warner dieses Album unter dem alten Bandnamen auf. Statt langer, rockiger Instrumentalpassagen gab es hier kurze, teilweise folkige Songs, bei denen der Gesang und die Texte über die nordamerikanischen Indianer und ihre Vertreibung durch die Weißen im Mittelpunkt standen.
(13.07.2008)
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Brainstorm: "Second Smile" (Intercord/Spiegelei, Jan. 1974 * Garden Of Delights, 2000)
WARNUNG! KRAUTROCK! Brainstorm stammten aus Baden-Baden und hatten es zu Lebzeiten (also etwa bis 1975) auf zwei Alben beim inzwischen ebenfalls verblichenen Stuttgarter Mini-Majorlabel Intercord gebracht. Die Musik ist sehr freakig, aber jazziger als bei vielen deutschen Kollegen aus jener Zeit und erinnert ein wenig an den Sound verschiedener englischer Bands der sog. "Canterbury-Szene", ohne diese aber einfach zu kopieren: mir fallen Soft Machine, aber auch Caravan ein.
Aufmerksam geworden bin ich auf die Band durch ihren ehemaligen Gitarristen/Saxofonisten Roland Schaeffer, der seit Mitte der 70er (mit Unterbrechungen) seine musikalische Heimat bei Guru Guru gefunden hat, und der mit einem Stapel dieser CDs nach dem Guru-Gig in der Bochumer Zeche neben mir stand, wo ich mich aber (noch) nicht zu einem Kauf durchringen konnte. Das habe ich jetzt dank Internethörproben nachgeholt und bin ganz überrascht, wie gut mir das gefällt!
(27.06.2008)
PS: Garden Of Delight ist übrigenz das Krautrocklabel mit dem gewissen "unfreiwilligen" Humor, der mir auch schon im Booklet der Xhol Caravan-CD aufgefallen war.
Mellow Candle: "Swaddling Songs" (Decca/Deram, April 1972 * Cherry Red/Esoteric, März 2008)

Mellow Candle stammten aus Irland und brachten es nur auf dieses eine Album auf dem damaligen Unterlabel Deram von Mutter Decca (der damaligen Progressivabteilung, ansonsten das Zuhause von The Moody Blues, Caravan, Savoy Brown, John Mayall und den frühen Thin Lizzy), mit dem jedoch nicht der kommerzielle Durchbruch gelang. Auch ich habe erst durch diese Wiederveröffentlichung von der Band erfahren.
Die beiden Sängerinnen Clodagh Simonds und Allison Williams standen mit ihren Liedern und Stimmen im Mittelpunkt und sorgten für die folkloristische Klangfarbe, während die Instrumentierung der Songs deutliche Tendenzen zum damals sehr beliebten "Progrock" hatten, auch wenn man das damals noch nicht so nannte. Als Vergleich fallen mir am ehesten noch Renaissance ein.
(25.05.2008)

Shel Silverstein: "Freakin′ At The Freakers Ball" (Columbia, 1973 * Collector′s Choice, 1999)
Der Mann war (1999 verstorben!) ein echtes Phänomen, weil er in den unterschiedlichsten künstlerischen Bereichen erfolgreich war: als Jazzmusiker (erstes Album von 1959, so weit ich weiß), als Folksänger, als Cartoonist (im Playboy!), als Kinderbuchautor und Illustrator. Am erfolgreichsten war er nach meiner Einschätzung als Songschreiber für andere Künstler: so stammen von ihm unter anderem der Johnny Cash-Hit "A Boy Named Sue", der Marianne Faithful-Hit "The Ballad Of Lucy Jordan" und fast alle Lieder der ersten drei/vier Alben von Dr. Hook & The Medicine Show (z.B. die Hits "Sylvia′s Mother" und "On The Cover Of The Rolling Stone"). Deren Charterfolg muss wohl Columbia dazu veranlasst haben, ihn selber mal wieder im Studio hinter das Gesangsmikrophon zu lassen, was er sehr charmant und verrückt, aber wohl nicht besonders virtuos, macht. Somit gehört wohl Singen nicht zu seinen drei größten Talenten.
Bei der Studioparty war die komplette Dr. Hook-Truppe mit dabei, unter den (natürlich) durchweg selbst komponierten Songs kennt man zumindest den Titelsong, der im Jahr zuvor auch schon auf dem Album "Sloppy Seconds" von Dr. Hook zu hören war.
(16.05.2008)
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Gypsy: "Brenda & The Rattlesnake" (United Artists, Feb. 1973 * SPM, 1994)
Das mit der Wiederveröffentlichung auf CD ist zwar nicht gelogen, aber ich habe mir doch tatsächlich letzte Woche für 15€ die alte Langspielplatte von 1973 angeschafft. Diese englische Band (aus Leicester) war mir bislang völlig unbekannt, aber ein paar Details vom Klappentext haben mich neugierig gemacht: einen der drei (!) Gitarristen - Ray Martinez - kannte ich namentlich von Produktionen aus dem berühmten Waliser Monmouth-Studio, in dem auch Man oft aufgenommen haben: von Barry Meltons Solodebüt "The Fish" und "Doing A Moonlight" von Alkatraz, bei denen Ex-Man Will Youatt mitmischte. Alle drei Alben damals übrigenz beim leider dahingeschiedenen Label United Artists erschienen, deren britische Abteilung damals auch Man, Brinsley Schwarz, Hawkwind und Dr. Feelgood im Sortiment hatten. Eine Mischung ganz nach meinem Geschmack!
Und was gibt′s nun also bei Gypsy zu hören? Natürlich Westcoast- bzw. San-Francisco-infizierten britischen Gitarrenrock, wie er auch von meinen alten Helden Man stammen könnte, ohne diese jedoch zu kopieren. Eine schöne Entdeckung!
(12.04.2008)
Al Wilson: "Searching For The Dolphins" (Soul City, 1969 * Ace 2008)
Ein relativ unbekannter Soulsänger mit seinem Debütalbum, auf das ich über die Coverversion von Fred Neils "The Dolphins" aufmerksam geworden bin. Eine wirklich schöne Entdeckung!
(31.03.2008)
Judy Henske & Jerry Yester: "Farewell Aldebaran" (Straight, 1969 * Radioactive, 2008)
Eine ziemlich merkwürdige "Folkplatte" von Jerry Yester, ehemals Produzent von Tim Buckley, auf Frank Zappas Label Straight, zusammen mit seiner Frau Judy Henske. Kann man mit nichts wirklich vergleichen und muss man öfter hören, um sie genießen zu können. Aber dann ...
(15.03.2008)
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Dion: "Dion" (Laurie, 1968 * Ace, 2007)
Der ehemalige Teenagerstar Dion DiMucci mit seinem ersten "ernsthaften" Album. Neben ein paar eigenen Songs fallen vor allem die geschmackvoll ausgewählten und interessant interpretierten Fremdtitel von den allergrößten Songpoeten auf: Cohen ("Sisters Of Mercy"), Dylan ("Tomorrow Is A Long Time"), zweimal Fred Neil (natürlich "Dolphins" und "Everybody's Talkin'", wegen denen ich mir die CD letztendlich gekauft habe!) und Joni Mitchell ("Both Sides Now"). Dazu Motown (Stevie Wonders "Loving You Is Sweeter Than Ever") und Blues ("Sonny Boy" von Lightning Hopkins). Am überraschendsten aber ist die orchestrale, nur am Text wieder erkennbare Version von "Purple Haze", die sogar Jimi Hendrix selber gemocht haben soll. Erinnert ein bisschen an die Geigen und Flöten bei Nick Drake.
Eine schöne Platte für Leute, die gute Songs und gute Interpretationen zu schätzen wissen und keine Abneigung gegen Geigen haben!
(08.03.2008)
Joy Of Cooking (Capitol, 1971 * Evangeline/Acadia, Juli 2003)
Die Band aus Berkeley/Kalifornien spielte eigentlich ganz typischen Westcoast-Singer/Songwriter-Countryrock, war aber insofern etwas Besonderes als sie von zwei Frauen geführt wurde: Sängerin/Gitarristin Terry Garthwaite und Pianistin/Songschreiberin Toni Brown. Dazu kamen in "begleitender Funktion" drei Herren an Bass, Schlagzeug und Congas. 1971/72 erschienen kurz hintereinander drei Alben, die zwar relativ erfolglos blieben, aber aus heutiger Sicht doch zeitlos klingen und zwischen Cheryl Crow und Norah Jones locker ihren Platz finden würden. Die musikalischen Highlights sind für mich der Gesang von Terry und das Pianospiel von Toni, aber auch die Congas von Ron Wilson, die im Mix gut zur Geltung kommen, ohne dass es sich wie ein Santana-Abklatsch anhört.
(Wieder)Entdeckt habe ich die Truppe kürzlich mit den CD-Wiederveröffentlichungen im Glitterhaus-Katalog und spontan alle drei bestellt. Den Namen der Band kenne ich im Übrigen schon seit Mitte der 70er, denn eines der Alben stand damals in der Plattensammlung der großen Schwester von meinem Freund Frank und irgendwie habe ich das im Gedächtnis behalten, ohne mich wirklich an die Musik erinnern zu können. Auch fällt mir nicht mehr ein, welches der drei Alben das damals war. Deshalb hier jetzt zunächst einmal das titellose Debütalbum. Aber eigentlich sind alle drei sehr gut.
Eine schöne Sache, wenn ich aus meiner musikalischen Lieblinxepoche (Spät60er bis Früh70er) immer noch den einen oder anderen Schatz entdecken kann!
(10.02.2007)
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Albert Mangelsdorff Quintett: "Folk Mond & Flower Dream" (L+R, 1968 * Tropical Sept. 2007)
Die damals sicherlich beste deutsche Jazzcombo mit einer besonders schönen Platte. Nicht mehr purer Hard Bop, aber auch noch kein Freejazz. Jahrelang war dieses Album quasi verschollen, da es im Zuge der Umstellung auf CD in den späten 80ern wohl übersehen worden ist. Die Platte entstand zwar im Spätsommer 67, hat aber eigentlich nichts mit damaliger "Hippiemusik" zu tun, auch wenn natürlich der Titel wohl dem damaligen Zeitgeist entsprungen ist. Neben dem Bandleader Albert Mangelsdorff, einem der weltbesten Jazzposaunisten, sind an den Saxofonen Heinz Sauer und Günter Kronberg zu hören, dazu die vorzügliche Rhythmusgruppe mit Günter Lenz am Bass und Ralf Hübner am Schlagzeug.
(04.10.2007)
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"Andy Roberts And The Great Stampede" (Elektra, 1973 * Fled′gling, Juni 2007)
Dies soll das letzte Soloalbum vom ehemaligen Plainsong-Gitarristen sein, ein kommerzieller Flop, der dazu führte, dass er sich anschließend ganz auf (regelmäßig bezahlte) Auftragsmusik für Film und Theater konzentrierte. Im toll aufgemachten Begleitheft schreibt er, wie begeistert er sich damals in die Arbeit gestürzt und auch eigenes Geld in Werbung investiert hatte, aber sein Plattenlabel Elektra (frisch aufgekauft von Asylum und unter der Fuchtel von Warner/Kinney) sich kaum dafür interessiert und nur magere 1500 Exemplare gepresst hatte: Vinyl war im Zuge der Ölkrise knapp geworden und musste angeblich für das Weihnachtsgeschäft mit Beatles-Platten gespart werden ...
... also bekam damals kaum jemand diese Platte zu hören, obwohl sie eigentlich doch eine richtig schöne Platte geworden war. Relativ rockend für Roberts'sche Verhältnisse, der hier fast ausschließlich E-Gitarre spielt, aber doch mit country- und folklastigen Anteilen, vor allem wegen der tollen Begleitmusiker: B.J. Cole an Pedal Steel und Dobro, sowie dem jungen Geiger Mick Kaminski, der Jahre später beim grausligen Electric Light Orchestra landen sollte. An den Tasten der beeindruckende Zoot Money und mit Gerry Conway und Pat Donaldson eines der besten britischen Rhythmusgespanne im Boot.
(07.09.2007)
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Anne Briggs: "The Time Has Come" (Columbia, 1971 * Sony BMG/Legacy, August 2007)
Neulich habe ich beim Blättern durch das englische UNCUT-Magazin die Anzeige für dieses Album gesehen und war sofort von dem Hippiemädchen auf dem Cover mit der lässig geschulterten Bouzouki fasziniert. Nicht lange gefackelt und CD bestellt.
Bei der mir bislang völlig unbekannten Anne Briggs handelt es sich um eine obskure englische Folksängerin, die auf diesem Album zur Gitarren-, Dulcimer oder Bouzoukibegleitung eigene Songs singt. Eher Folklore als typische Singer/Songwriter-Musik, also nicht so unbedingt mein Ding, aber die Frau hat eine tolle Stimme und erzeugt eine wunderbare geheimnisvolle Stimmung mit ihrer Musik. Ich kann diese "Entdeckung" nur wärmstens weiterempfehlen und Euch auch auffordern, selber mehr über die Lady zu nachlesen ...
(29.08.2007)
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David Blue: "Comin′ Back For More" (Asylum, 1975 * Wounded Bird, April 2007)
Eines meiner Lieblingsalben von David Blue, das ich bislang nur als Kassettenkopie hatte. Für mich unerklärlich ist, dass es als eines seiner schwächeren gilt. Ich finde es dagegen immer noch richtig gut, wie ich heute beim ersten Hören nach langer Zeit wieder feststellen konnte. Teilweise sehr fetzig (z.B. im Titelsong), teilweise sogar funky (ähnlich wie Tim Buckley in seiner Spätphase), aber auch mit schönen Akustik-Songs (z.B. "Save Some For Me"). Einmal gibt's sogar Bob Dylan an der Mundharmonika bei einem seiner raren Gastspiele zu hören.
(12.08.2007)
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Pavlov's Dog: "Pampered Menial" (ABC, 1975 * Rockville, 2007)
Am letzten Sonntag war ich seit langer Zeit mal wieder auf einem Konzert in der Zeche Bochum, denn dort waren Pavlov's Dog zu Gast, die Band an der sich in meiner Jugend aufgrund der sehr hohen Stimme des Sängers David Surkamp (ich meine SEHR hoch!) die Geister geschieden haben. Ich habe die Band aber immer gerne gehört, u. a. weil die Band immer tolle Songs hatte. Entdeckt hatte ich den Konzerthinweis beim Stöbern durch die Musikzeitschriften in der Buchhandlung am Frankfurter Bahnhof. Mir fiel das Heft Eclipsed auf, die was über Pavlog's Dog, Frumpy und die Beach Boys brachten, ansonsten aber eher für den unsäglichen Progrock zuständig sind, der mich ansonsten nicht sonderlich interessiert. Da aber für die Zugfahrt dringend Lesestoff benötigt wurde und nichts anderes zu finden war, habe ich zugeschlagen. Der recht kurze Artikel samt Interview über die "Progrockband Pavlov's Dog" hatte aber einen Hinweis auf anstehende Europakonzerte - und da war als einziger NRW-Gig tatsächlich die Bochumer Zeche dabei!
Am nächsten Tag dann schnell eine Karte organisiert und hingefahren. Zu meiner Freude war das Konzert gut besucht und entpuppte sich als eines der besten, das ich in letzter Zeit gesehen habe. Zweimal hatte ich sogar Tränen in den Augen vor echter Ergriffenheit: beim allerersten Gesangston von David Surkamp (der es auch in den hohen Tonlagen immer noch voll drauf hat!), und dann bei meinem Lieblingslied "Standing Here With You" vom zweiten Album "At The Sound Of The Bell" von 1976. Gekauft habe ich mir dann nach dem Konzert das wiederveröffentlichte Debütalbum "Pampered Menial" von 1975, das ich bislang nur als Kassettenkopie hatte. Außer David Surkamp war beim Konzert von der alten Truppe auch noch Trommler Mike Safron dabei. Selten habe ich einen Trommler gesehen, der visuell so beeindruckend gespielt hat. Der Mann spielt ganz locker in der Liga von John Bonham, Keith Moon und dem "Tier" aus der Muppets-Show!
Und nach dem Konzert hat die Band fleißig alles unterschrieben, was man ihr vorgelegt hat: und so bin auch ich zu meinem wertvollen Exemplar mit den Autogrammen von David Surkamp und Mike Safron gekommen.
(28.07.2007)
Warren Zevon: "The Envoy" (Elektra/Asylum, Juni 1982 * Rhino, Mai 2007)

Drei Alben des leider vor einigen Jahren verstorbenen Sängers und Songschreibers aus den 70ern und 80ern sind gerade erstmals auf CD erschienen: jeweils für kleines Geld (ca. 10 Oiro) und mit m. o. w. wichtigen Bonustracks: "Excitable Boy" von 1978, das Album mit dem er ein klein wenig bekannt wurden (natürlich wegen "Werwolves Of London"), das Livealbum "Standing In The Fire" von 1980 und eben "The Envoy" von 1982, das damals aber kaum jemand gekauft hat und ihm wohl auch seinen Plattenvertrag mit Elektra gekostet hat.
Aus der zeitlichen Distanz gehört muss man sagen, dass das Album musikalisch (sowieso) und klanglich (manchmal sind die Keyboard-, Schlagzeug- und Gitarrensound ein klein wenig mit dem digitalen 80er-Mief behaftet - aber nur ein ganz klein wenig) ein Lichtblick in der musikalischen Ödnis der frühen 80er Jahre ist.
Textlich war Warren Zevon immer einer der Allerbesten. Poetisch und politisch. Wenn ich jetzt den Titelsong höre stelle ich mit Erschrecken fest, dass die Welt in den letzten 25 Jahren sich leider nicht zum Besseren gewandelt hat:

Nuclear arms in the Middle East
Israel′s attacking the Iraqis
The Syrians are mad at the Lebanese
And Baghdad does whatever she please
Looks like another threat to world peace
For the envoy...
(06.07.2007)
Jim Ford: "The Sounds Of Our Time" (1969-72 * Bear Family, 2007)
Das einzige Album von Jim Ford hieß "Harlan County", erschien 1969 und verschwand schnell wieder in der Versenkung. Bisher kannte ich Jim Ford nur als Autor von "Juju Man", das ich über die englischen Pubrocker Nick Lowe (damals noch bei der Band Brinsley Schwarz, und Dave Edmunds kennen gelernt hatte und dann oft in den 80ern mit den Rusty Nails gespielt hatte. Leider ist das Lied nicht auf der CD, aber ansonsten alles, was Jim Ford je veröffentlicht hat. Außer "Harlan County" nur noch ein paar Singles, bevor er dann in der Versenkung verschwand.
Die Sounds von Jim Ford kann man genauso wie die seiner bekannteren Kollegen aus dem Süden der USA als "Country-Soul" oder einfach nur Rock'n'roll bezeichnen. Ich denke da an z.B. Tony Joe White, Delaney & Bonnie.
(18.05.2007)
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Golden Earring: "Seven Tears" (Polydor 1971 * Red Bullet, 2001)
1972 bekam ich meinen ersten Kassettenrekorder. In Mono und von Nordmende. Da es die Marke wohl nicht mehr gibt, ist das auch keine Schleichwerbung. Anfangs habe ich mit dem Mikrofon vom Fernsehlautsprecher aufgenommen. Später dann entdeckt, dass man das Maschinchen auch mit dem Radio verkabeln kann. Gelegentlich hat mir der Papa dann auch eine bespielte Stereokassette spendiert. Die kosteten damals schlappe 23 DM. Das mit dem Stereoklang war natürlich sinnlos (s. o.), aber ich hab mich trotzdem sehr gefreut. Die Auswahl war zwar nicht groß bei "Radio Neu" in Friedrichsfeld (gibt′s natürlich auch nicht mehr) oder bei Hertie in Dinslaken (das heißt jetzt wieder so!).
Soweit ich mich richtig erinnern kann hatte ich mir damals gekauft oder geschenkt bekommen: "Acceleration" von Middle Of The Road (da ist tatsächlich mit "Medicine Woman" ein gutes Lied drauf!), "Distant Light" von den Hollies, "Machine Head" von Deep Purple, "Golden Era Of Pop Music" von den Tremeloes und vielleicht noch die eine oder andere, an die ich mich nicht mehr erinnern kann. Aber eben auch "Seven Tears" von der holländischen Band Golden Erring, von denen ich bei Ilja Richter den Hit "Buddy Joe" gehört hatte. Ich hab mich zwar geärgert, dass das Lied nicht mit dabei war, aber die Kassette dann doch viel gehört. Eine große Auswahl hatte ich ja nicht.
Kürzlich war ich wieder mal im Zweitausendeins-Laden in Nürnberg (ich bin oft aus Jobgründen in der Stadt und kann da sonst auch nicht viel anderes unternehmen) und habe dort einen ganzen Stapel Golden Earring-CDs für kleines Geld stehen sehen. Dann hat mich der Teufel geritten und ich habe mir das Album noch mal gekauft und am nächsten Tag auf der Rückfahrt im Zug auf meinem Läpptopp gehört und - Ihr werdet jetzt nicht wirklich überrascht sein - konnte nach schlappen 35 Jahren noch alle Lieder mitsingen! Natürlich nur gedanklich, denn ich wollte meine Mitreisenden nicht erschrecken!
(März 2007)
Hoelderlin: "Clowns & Clouds" (Intercord/Spiegelei 1976 * EMI/Odeon Feb. 2007)
Krautrock is back! Völlig "out of the blue" (zumindest für mich!) gibt es den kompletten Backkatalog einer der besten Deutschrockbands der 70er endlich auf CD. Das titellose zweite Album von 1975 der Wuppertaler Band besitze ich schon seit damals und es wurde auch schon an anderer Stelle angemessen gewürdigt. Dies ist der Nachfolger von 1976, nach Expertenmeinung das beste Album der Band. Auf jeden Fall ist es spieltechnisch noch auf einem noch höheren Level als der Vorgänger. Komplexere Keyboards von Jochen Grumkow, virtuose Bassläufe von Neuzugang Hans Bäär und vertrackte Rhythmen von Trommler Michael Bruchmann, aber leider weniger Platz für die Gitarre von Christian Grumkow, der auch zum letzten Mal als Musiker dabei war. Heimlicher Star neben Bratschenspieler Christoph Noppeneney, der sich vor allem als Sänger profiliert, ist für mich der Gastmusiker Büdi Siebert mit Saxofon- und vor allem Querflötenspiel, das locker in der Liga von Mel Collins auf King Crimsons "In The Wake Of Poseidon" liegt.
(Februar 2007)
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Karen Dalton: "In My Own Time" (Paramount/Just Sunshine, 1971 * Light In The Attic, Okt. 2006)

... und noch eine obskure Folksängerin aus den 70ern, die es zu entdecken gilt und für die Devendra Banhart sich kräftig in′s Zeug legt. Vashti Bunyan und Sibylle Baier fand ich ja auch ganz schön - aber doch nicht sooo toll, wie es vielerorts zu lesen war. Die Stimmen der Ladies sind halt gewöhnungsbedürftig. Gleiches sagt man jetzt zu Karen Dalton, weshalb ich vor der Anschaffung auch erst einmal gezögert habe.
Wie Ihr richtig vermutet habe ich die zögerliche Phase hinter mir und lausche nun einem wundervollem musikalischen Kleinod.

Zum Abschluss noch ein paar "Inhaltsangaben", die neugierig machen sollen: aufgenommen wurde in den Bearsville-Studios zu Woodstock mit vielen der dort damals ansässigen Musikern, die durchweg für Qualität bürgen: Bassist (und hier auch Produzent) Harvey Brooks, die Gitarristen Amos Garrett und John Hall, die Pianisten Richard Bell und John Simon, beide mit Bezug zu "The Band" (von der zwar keiner mitspielt, aber immerhin wird Richard Manuels "In A Station" in einer sehr schönen Version gebracht!), Neil Youngs Steeler Ben Keith und noch ein paar andere, die man ansonsten auch auf Platten von Janis Joplin und Bonnie Raitt aus dieser Zeit hören kann.
Karen Dalton singt mit einer Billie Holliday nicht unähnlichen Stimme (das steht scheinbar in jeder Besprechung, stimmt aber tatsächlich und ist doch ein tolles Kompliment!), spielt Gitarre und Banjo (deshalb habe ich sie auch aufgenommen in meinen Club der Banjogirls), und schrieb keine eigenen Songs, sondern brachte hier eine ziemlich interessante und untypische Liedauswahl. Neben den zu erwartenden Folksongs und Liedern von anderen Songschreibern dieser Zeit (u. a. von Dino Valenti von Quicksilver Messengers Service und Paul Butterfield) werden auch zwei auf den ersten Blick scheinbar unpassende Soulhits sehr schön interpretiert: "When A Man Loves A Woman" (Wilson Pickett?) und der Motown-Klassiker "How Sweet It Is".
(05.12.2006)

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"Mighty Baby" (Head, Okt. 1969 * Ace/Big Beat, 1994/2006)
Endlich bin ich auch im Besitz des bislang raren Debütalbum dieser unbekannten englischen "Psychedelic Band" aus den späten 60ern/frühen 70ern, die genauso wie ihre Waliser Kollegen von Man gerne mit amerikanischen Bands wie den Allman Brothers und den Grateful Dead verglichen wurde. Bisher kannte ich nur das gute zweite Album "A Jug Of Love" von 1971, aber dieses hier ist noch viel besser. Leider ging das damals gerade gegründete Head-Label nach kurzer Zeit auch schon wieder Pleite und die Platte war schwer zu bekommen.
Nach Coverinformationen ist diese Wiederveröffentlichung vom englischen Ace-Label zwar schon von 1994, aber anscheinend handelt es sich genauso wie bei Millie Jackson um eine ganz frische Wieder-Wiederveröffentlichung aus Deutschland. Wie auch immer.
Zurück zur Band: sie standen mit ihrer Musik im damaligen England zwischen aufkommenden Heavybands im Windschatten von Led Zeppelin mit ihren leicht jazzigen Rockimprovisationen wohl irgendwie auf verlorenem Posten. Alle Beteiligten Musiker waren dann in anderen, "normaleren" Bands oder als Studiomusiker mehr oder weniger erfolgreich: Rhythmusgitarrist Bam King gründete mit Paul Carrack die Pubrockband Ace, die 1974 mit "How Long" zum One-Hit-Wonder wurden. Leadgitarrist Martin Stone landete zusammen mit Snakefinger bei Chilli Willi & Red Hot Peppers. Keyboarder/Flötist/Sänger Ian Whiteman, Trommler Roger Powell und Bassist Michael Evans sind auf ein paar sehr schönen Alben dieser Zeit zu hören, u. a. von Andy Roberts, John Martyn, Sandy Denny, Iain Matthews, sowie Richard & Linda Thompson.
(28.10.2006)
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Millie Jackson: "Caught Up" (Polydor/Spring, 1974 * Ace/Southbound, Mai 2006)
"the only concept album one can dance and drink to" meint der Schreiberling von All Music Guide und hat wahrscheinlich recht: denn "Konzeptalbum" und "Spaß" passen nicht unbedingt zusammen. Aber das durchgehende Thema der Platte ist eben die Dreiecksbeziehung aus der Sicht der "anderen Frau". Und Millie Jackson ist eine der begnadetsten Soulsängerinnen aus den 70ern, die nach vorausgehenden Charterfolgen auf diesem Album wohl endlich "künstlerische Kontrolle" hatte. Also ungefähr so wie bei Marvin Gaye und "What's Goin' On", wenige Jahre zuvor.
Übrigenz kannte ich Millie Jackson bislang überhaupt nicht und hatte mir die Platte nach einer überschwänglichen Erwähnung in einer Musikzeitschrift eigentlich nur angeschafft, weil auch die tolle Arbeit der Begleitband hervorgehoben wird: es handelt es sich um niemand anderen als die Muscle Shoals Rhythm Section, bei deren Namen das Herz des Kenners höher schlägt und die hier auch wirklich klasse aufspielen: Barry Beckett (keyboards), Jimmy Johnson und Pete Carr an der Gitarren, David Hood am Bass und Roger Hawkins am Schlagzeug.
(15.10.2006)
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Hi-Fi: "Complete Works" (1982/83 * Blue Rose, Aug. 2006)
Wegen der Farbwahl des Grafikers ist das ja fast schon wieder ein Fall für die Seite "Ugly Cover"! Anfang der 80er, in einem völlig unpassenden Moment, glaubten Ex-Fairport Convention-und Ex-Plainsong-Sänger Iain Matthews und David Surkamp, Ex-Sänger der "Prog-Rocker" Pavlov's Dog, schnellen Gitarrenpop spielen zu müssen. Ich fand's damals toll, aber die geniale Live-EP "Demonstration Records" und das leider nicht ganz so geniale Studioalbum "Mood For Mallards" wollte damals (außer mir?) scheinbar kaum jemand hören. Folkrockfans von Iain und Progrockfans von David schrieen wahrscheinlich gemeinsam in ungewöhnlicher Allianz, aber natürlich aus unterschiedlichen Perspektiven, ganz laut "VERRAT!!!".
Nach fast 25 Jahren gibt es jetzt beim süddeutschen Blue-Rose-Label, der aktuellen musikalischen Heimat von Iain Matthews, diese Doppel-CD, die angeblich wirklich ALLES dieser verunglückten Band enthält. Für mich neu waren dabei die Bonus-DVD mit Bildaufnahmen von der Entstehung tollen Live-EP, sowie eine etwas bizarre Weihnachtssingle, die genauso schrecklich klingt, wie man sich so was vorstellt. Wir hören neben der Eigenkomposition "It′s Almost Christmas" noch das altbekannte "Winter Wonderland" im Stil der Shadows (oder eher der Spotnicks): anscheinend ironiefrei vorgetragen und deshalb besonders gruselig ...
(31.08.2006)
"Emitt Rhodes" (ABC/Dunhill, 1970 * One Way, 1993)
Ich kenne nicht viele gute Singer/Songwriter oder Bands, die man stilistisch und von der musikalischen Qualität her in einem Atemzug mit den Beatles nennen darf. Neben den Finn Brüdern von Crowded House aus etwas aktuellerer Zeit fällt mir da aus den 60ern/7oern neben Alex Chiltons Big Star eigentlich nur der ehemalige Sänger der Merry-Go-Round ein, der dieses "Solo-Debüt" im wahrsten Sinne des Wortes auf die Beine gestellt hat: für Songwriting, Gesang, alle Instrumente und Produktion war er ganz alleine verantwortlich. Trotzdem klingt es nicht nach billigem Homerecording.
Entdeckt habe ich den Mann (mal wieder) über das Lesen von Kleingedrucktem auf Plattencovern, denn er ist der Autor von "Time Will Show The Wiser", das Fairport Convention auf ihrem Debütalbum aufgenommen haben!
Im März hatte ich dann die CD bei Amazon entdeckt und sofort bestellt. Nach 4 Monaten teilte man mir jedoch mit, dass man die CD doch nicht besorgen könnte (sie steht übrigenz immer noch im Online-Katalog!). Aber zum Glück hat mir jetzt kürzlich ein Freund mit einer digitalen Sicherheitskopie ausgeholfen!
(07.08.2006)
Dumptruck: "For The Country" (Big Time, Juli 1987 * Rykodisc 2003)
Gute Gitarrenmusik aus den 80ern. Ich hatte damals mal im Radio was von den Jungs aufgenommen und irgendwie den Namen im Hinterkopf behalten und jetzt nach langen Jahren entdeckt, dass das eine richtig gute Band war!
(Juli 2006)
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Nicolette Larson: "Live At The Roxy" (Warner, März 1979 * Rhino Handmade, Mai 2006)
Die CD war mit 21 Oiro zwar ein bisschen teuer, aber ich habe den Kauf nicht bereut. Nicolette Larson, ehemalige Backgroundsängerin für Neil Young und Commander Cody, durfte in einem der bekanntesten Clubs von L.A. mit einer handverlesenen Allstarband (u. a. Bill Payne und Paul Barrere von Little Feat und Albert Lee) die ausgezeichneten Lieder ihres Debütalbums präsentieren. Wunderbar das Ganze!
(13.07.2006)
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Bobby Bland: "Dreamer" (ABC/Dunhill, 1974 * BGO, 2002)
Der Mann gilt schon seit den 5oern als einer der besten Bluessänger. Ich habe ihn erst kürzlich für mich entdeckt, als ich im Internet über die Nummer "I Wouldn′t Treat A Dog" gegoogelt habe, die ich bislang nur in der Coverversion der Nighthawks kannte und bin dabei eben auf diese Platte gestoßen. Mit "Ain′t No Love In The Heart Of The City" gibt′s sogar noch eine zweite bekannte Nummer, die viele sicherlich von irgendwelchen Blues-Brothers-Imitatoren von irgendwelchen Stadtfesten kennen.
Die Band bringt diesen schönen Mitt70er-Sound, der noch ohne Digitalequipment auskam, allerdings setzt Keyboarder Michael Omartian schon einen monophonen ARP-Synthesizer ein, der aber nicht weiter stört. Die Gitarrenfraktion ist exquisit besetzt (Larry Carlton, Dean Parks und Ben Benay), ebenso die Rhythmusgruppe (Wilton Felder von den Crusaders am Bass und Ed Greene am Schlagzeug)
(24.05.2006)
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Danny O′Keefe: "American Roulette" (Warner, 1977 * Wounded Bird, April 2006)
Wie lange habe ich auf diese CD gewartet! Eine meiner größten Wühltischentdeckungen, irgendwann in den frühen 80ern für 5 DM erstanden, hatte ich mir inzwischen von meiner betagten schwarzen Scheibe eine CDR gemacht, auch wenn es manchmal schon arg geknistert hat. Ich will auch keine langen Worte verlieren, sondern nur auf meine alte Lobpreisung verweisen!
(Mai 2006)
Danny O′Keefe: "Global Blues" (Warner, 1979 * Wounded Bird, April 2006)
Global Blues war Danny O′Keefe letzte Platte bei einer großen Plattenfirma und seine letzte überhaupt für einige Jahre. Auch hier hab ich zugeschlagen, um die Musik ohne das Knistern der alten Platte genießen zu können. Schräger und nicht ganz so gut wie "American Roulette" - aber immer noch gut genug!
(Mai 2006)
Jimmy Webb: "El Mirage" (Atlantic, 1977 * Collector′s Choice, 2006)
Ein echtes "Dream-Team" war hier zu Gange: Jimmy Webb, einer der wichtigsten und erfolgreichsten Songschreiber der späten 60er (z.B. "Galveston", "Wichita Lineman", "MacArthur Park" und "Up, Up And Away") und Sir George Martin, der ehemalige Beatles-Produzent. Leider hat es dann auch dieses mal wieder nicht geklappt, Jimmy Webb auch als Sänger der eigenen Songs erfolgreich zu etablieren. Dabei ist das ein wirklich gelungenes, wie soll ich′s jetzt sagen - "Adult-Pop-Album", aber so was wollte im Jahr 1977 offensichtlich kaum jemand hören.
Was machte eine Platte für mich zu einer guten Platte? Es liegt nicht unwesentlich an gutem Songmaterial. Bis auf einen schwachen Fremdtitel von seinem Gitarristen Fred Tackett (was hat Webb wohl dazu bewogen, jenes "Dance To The Radio" aufzunehmen?) gibt es nur gute eigene Lieder, darunter sogar drei herausragende, die vielleicht der eine oder andere von Euch kennt: zum einen eine Neuauflage von "P.F. Sloan", dann "Highwayman", nach dem sich Johnny Cash, Merl Haggard, Willie Nelson und Kris Kristofferson in ihrem Allstar-Projekt benannt haben und das sie auch zu Hitehren brachten, vor allem aber die von vielen Künstlern aus dem Rock, Pop und Jazzbereich gecoverte "The Moon Is A Harsh Mistress" (u. a. Charlie Haden, Linda Ronstadt, Judy Collins, Joe Cocker und Aj Webber)
(25.03.2006)
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Judee Sill: "Heart Food" (Asylum, 1973 * Water, Sept. 2005)
Auch das zweite Album ist voll brillanter Musik. Eine Schande, dass sie damals kaum jemand gehört hat!!! Für mich ist Judee Sill ganz klar die Entdeckung des Jahres, auch wenn sie schon lange nicht mehr unter uns weilt ...
(23.02.2006)
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Judee Sill (Asylum, 1971 * Water, Sept. 2005)
Noch schöner als ich erhofft habe ist dieses Album, auf das ich schon einige Wochen gewartet habe! Ich will hier gar nicht viele Worte verlieren: starke Lieder, großartige Orchesterarrangements und eine wunderbare Gesangsstimme. Und "Jesus Was A Crossmaker" ist zur Zeit mein absolutes Lieblingslied! An dieser Stelle vielleicht nur eine kleine und verwegene Hypothese: aufgrund des sehr kleinen, aber feinen Gesamtwerks von Judee Sill, das zu Lebzeiten der Künstlerin so gut wie keine Beachtung fand, und der tragischen Lebens- und leider auch Todesumstände möchte ich sie in meiner momentanen Begeisterung und Rührung auf eine Ebene mit Nick Drake stellen!
Leider hatte David Geffen von Asylum damals nicht soviel Vertrauen in die Künstlerin, wie Chris Blackwell von Island in Nick Drake, dessen ebenfalls überschaubares Gesamtwerk auch nach seinem Tode eigentlich immer erhältlich waren: Nach dieser ersten Veröffentlichung auf dem damals neu gegründeten Asylum-Label, durfte sie nur noch den künstlerisch genauso brillanten und kommerziell genauso erfolglosen Nachfolger "Heart Food" einspielen und wurde anschließend von der Plattenfirma fallen gelassen.
(23.02.2006)
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Judee Sill: "Dreams Come True" (Water, April 2005)
Vor ewigen Zeiten hatte ich mir mal aus der Grabbelkiste eine Single von den Hollies gekauft: "Jesus Was A Crossmaker". Die fand ich damals sehr schön, aber es war leider kein Hit: vielleicht weil damals der Schwede Mikael Rikfors als Ersatz für Alan Clark gesungen hat, was wohl ungefähr so "richtig" war, wie heutzutage Paul Rodgers als Sänger bei Queen. Aber ich schweife ab. Das Lied begegnete mir dann vor ca. 10 Jahren wieder auf dem Album "Mutineer" von Warren Zevon. Hier registrierte ich auch zum ersten Mal den Namen Judee Sill, aber er war immer noch etwas Unbekanntes für mich. Durch Zufall stieß ich jetzt im Internet auf diese Veröffentlichung vom famosen Water-Label von Pat Thomas aus San Francisco, das uns schon einige Schätze wiedergebracht hat. Alleine auf dieser Seite habe ich ja bereits Alben von L.A. Getaway, Barbara Keith und Terry Reid vorgestellt.
Bei "Dreams Come True" handelt es sich um ihr geplantes, aber nie zu Lebzeiten veröffentlichtes, drittes Album mit wunderschönem Singer/Songwriter-WestCoast-Sound. Joni Mitchell, Carole King und Laura Nyro sind nicht weit weg, werden aber nicht imitiert. Abgemischt wurden die Originalbänder von Jim O′Rourke (Gastr Del Sol, Sonic Youth, Wilco- Kollaborateur).
Im Booklet lässt sich das schwierige Leben der Sängerin nachvollziehen, die Ende der 70er den Rock'n'Roll-Drogentod gestorben ist. Es gibt auch einen raren Filmmitschnitt von grausamster Bild- und Tonqualität, der Judee bei einem Konzert auf einer Gartenparty(?) zeigt, und mich in zutiefst sentimental-traurig-schöne Nick Drake-Tim Buckley-Stimmung versetzt hat.
Auf jeden Fall bin ich schon ganz neugierig auf ihre beiden zu Lebzeiten erschienenen Alben, die damals kein Schwein gekauft hat. Schau′n wir mal, wo und wann ich die auftreiben kann!
(10.01.2006)
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Tom McFarland: "Travelin′ With The Blues" (Arhoolie, Mai 1978 * Juni 2005)
Vorgestern haben Locke, Christian Kohl und ich, der Kern der Rusty Nails Blues Band 1982-1985, unsere erste "Tom McFarland-Blues-Session" gespielt, mit dem wagen Ziel, die Lieder dieses "unbekannten Meisterwerks" irgendwann mal auf die Bühne zu bringen. Und gestern war auch endlich die lang erwartete CD-Wiederveröffentlichung in meiner Post! Zufall?
(29.12.2005)
Vashti Bunyan: "Just Another Diamond Day" (Philips, 1970 * DiCristina, 2000)
Ein SEHR SPÄTE Entdeckung! Nach 35 Jahren erschien vor kurzem das zweite Album dieser britischen Folksängerin! Jetzt habe ich mir aus Neugier auch das bereits vor 5 Jahren wiederveröffentlichte und damals spurlos an mir vorbei gegangene Debüt zugelegt und bin sehr zufrieden, wenn auch nicht mehr überrascht, denn Vashti singt immer noch mit ihrer Engelsstimme, der man diese extrem lange Pause nicht anmerkt. Ein hübsche, kleine Folkplatte ist das - wenn auch wohl nicht eines der besten britischen Alben aller Zeiten, wie irgendein Magazin letztens behauptet hat. Joe Boyd hatte damals produziert und von seinen anderen Projekten 4 Leute mitgebracht: Robert Kirby, der auch bei Nick Drake diese Gänsehaut-Streicher arrangiert hat und als einziger alter Weggenosse auch im Jahr 2005 wieder dabei war, Dave Swarbrick und Simon Nicol von Fairport Convention, sowie Robin Wiliamson von der Incredible String Band.
(24.12.2006)
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The La′s (Go! Disks, Okt. 1990 * 2001)
Ein "One Hit Wunder" der frühen 90er: "There She Goes" wird wohl jeder kennen, wenn auch nur in einer Coverversion oder aus dem Fernsehen (bei irgendeinem Privatsender war das Lied auch mal die Erkennungsmelodie irgendeiner Serie). Sänger/Songschreiber Lee Mavers umgibt die Aura des exzentrischen Sonderlings und lange hat man nichts mehr von ihm und seiner Band gehört. Jetzt tauchte der Name gelegentlich wieder auf, z.B. outete sich Oasis-Oberfiesling Noel Gallagher als Fan, und ich wollte meine alte Platte mal wieder rauskramen, wobei ich aber feststellen musste, dass ich leider gar kein Original, sondern nur eine Kopie auf Kassette besaß! Die anschließende Suche im Plattenladen und bei amazon war dann leider nicht erfolgreich: offensichtlich ist die Neupressung von 2001 auch schon wieder vergriffen oder zumindest schlecht zu bekommen. Bei Glitterhouse, meinem Lieblinxversand, wurde ich dann aber doch noch fündig.
Zurück zur Musik: The La′s stammen aus Liverpool und machen Gitarrenpop. Punkt. Mehr muss eigentlich nicht gesagt werden. Enttäuscht von der Platte werden nur diejenigen sein, die alle anderen Lieder an "There She Goes" messen. Der Rest fällt da ein wenig ab, aber letztendlich ist das insgesamt ein schönes Stück Popmusik.
(03.12.2005)
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The Move: "Message From The Country" (EMI/Harvest, Okt. 1971 * 2005)
Pure Nostalgie hat mich hier geritten - und dabei ist eine Perle an′s Tageslicht gekommen, die ich mir sonst vielleicht nicht angehört hätte: bei "Message From The Country" handelt es sich natürlich nicht um Countrymusik, sondern das (vorsichtig ausgedrückt) "experimentelle" letzte Album der Band um den Multiinstrumentalisten Roy Wood, Trommler Bev Bevan und Jeff Lynne (ja, genau der!), das zeitgleich zum Debüt des Electric Light Orchestras herauskam. Als Bonustracks sind u. a. die beiden Lieder einer Single drauf, die ich damals besaß: Woods wunderbares "Chinatown" und als B-Seite Lynnes "Down On The Bay" mit dem mutierten Chuck-Berryy-Riff, auf dem Status Quo ihre gesamte Karriere aufgebaut haben. Nach 30 Jahren höre ich die Lieder zum ersten mal wieder und bekomme dabei ganz wohlige Gefühle. Und keine weiteren Kommentare zum E.L.O.!!!
(19.11.2005)
The Marshall Tucker Band: "Stompin' Room Only" (1977 * Shout Factory, 2003)
"Southern Rock at it's best!" Wenn man mal von den Allman Brothers absieht, ist Southern Rock eigentlich nicht so ganz meine Baustelle. Lynyrd Skynyrd oder gar Molly Hatchet haben mich nie wirklich interessiert. Die Marshall Tucker Band macht da insofern eine Ausnahme, als ich mir in jungen Jahren ihr Debütalbum mal gekauft hatte. Das Album stand allerdinx lange vergessen im Regal, bis die Wiederveröffentlichungswelle vor ein paar Jahren es wieder in mein Bewusstsein gerufen hatte. Vor allem die Songs "Can't You See" und "Ramblin'" mag ich nach wie vor sehr. Beide befinden sich neben vielen anderen Hits der Band auch auf diesem Livealbum, das von 1974-76 aufgenommen wurde und eigentlich auch damals schon erscheinen sollte. Den Country-Hit "This Ol′ Cowboy" kannte ich sogar und wusste bisher nicht, dass er von der Band stammt. Das einzige bereits veröffentlichte Lied ist der B.B.King Klassiker "The Thrill Is Gone", das ich bereits seit damals auf einer Mixkassette habe und das, so weit ich mich da richtig erinnere, von einer der so genannten "Voluntary-Jam"-LPs der Charlie Daniels Band stammt. Diese Version ist absolut toll, u. a. hört man 4 E-Gitarristen: neben Toy Caldwell und George McCorkle von der MTB sind das natürlich jener Charlie Daniels und Dickie Betts von den Allman Brothers. Ansonsten kann ich den fantastischen Sound der Aufnahmen hervorheben: normalerweise ist mir das gar nicht so wichtig, aber hier erhöht es doch enorm den Hörgenuss!
(05.11.2005)
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Kate Wolf: "Close To You" (Kaleidoscope, 1981 * Rhino, ????)
Ein Sängerin und Songschreiberin aus dem ländlichen Kalifornien, die das Pech hatte, in keine der drei Kategorien Folk, Country und Singer/Songwriter so richtig reinzupassen, um dann dort auch richtig erfolgreich zu sein. Als sie in den späten 70ern (also zu Beginn des Punkrocks!) ihre Plattenkarriere startete, war sie auch bereits über 30. Und 1986, lange vor der Unplugged-Welle und Singer/Songwriter- Renaissance, ist sie leider verstorben.
Auch ich kannte sie bislang nur dem Namen nach, weil Nanci Griffith auf ihrer Singer/Songwriter Hommage "Other Voices, Other Rooms" den Titel "Across The Great Divide" aufgenommen hat, der sich auch hier wieder findet. Produziert hatte das Album damals übrigenz Bill Griffin, Mandolinenspieler der wunderbaren Cache Valley Drifters. Unter den Begleitern sind noch weitere Namen zu finden, die alle für akustische Musik der Spitzenklasse bürgen: Gitarrist Tony Rice, Bassist Bill Amatneek, Geiger Darol Anger (die auch alle im David Grisman Quintet spielten) und Mundharmonika-Hexer Norton Buffalo (Commander Cody & His Lost Planet Airmen und Steve Miller Band)
(30.07.2005)
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Stoneground: "Stoneground" (Warner, 1971 * Collector′s Choice, 2003)
Debütalbum der 10köpfigen Band aus San Francisco, auf die ich bei meinem Googeln über die Beau Brummels gestoßen bin, denn Hauptsongschreiber und einer von 7 (!) Sängern bzw. Sängerinnen war Sal Valentino, ehemals Frontmann bei jenen Beau Brummels. Sicherlich verdient die Band nur eine Fußnote in der Rockgeschichte, aber die Musik ist doch sehr schön. Wie soll ich′s nennen? Vielleicht Gospel-Rock?.
Ein Extralob noch mal an das Reissue-Label Collector′s Choice, von denen ich mir in den vergangenen Monaten eine ganze Reihe schöner Wiederveröffentlichungen angeschafft habe: David Ackles, The Association, die Beau Brummels und Danny O′Keefe.
(30.07.2005)
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Bill Fay: "Time Of The Last Persecution" (Deram/ Nova, 1971 * Ecclectic, Juni 2005)
Eine wirklich schöne Platte, die gar nicht so schräg ist, wie das Coverfoto vielleicht den Eindruck erwecken könnte! Beim zweiten Album sind keine Orchesterarrangements im Mittelpunkt, sondern das improvisierte Ensemblespiel mit englischen Jazzcracks wie Gitarrist Ray Russell (Rockworkshop)
(30.07.2005)
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Bill Fay: "Bill Fay" ( Deram/Nova, 1970 * Ecclectic, Juni 2005)
Auch so was gibt′s: ein Frühsiebziger Singer/Songwriter aus England, von dem ich bislang noch nie was gehört habe! Die Vergleiche mit Nick Drake, Bob Dylan und Ray Davies sind sicherlich lobend (und verkaufsfördernd?) gemeint, aber eigentlich eher verwirrend, den Mr. Fay ist Pianist wie Elton John, Randy Newman und David Ackles und kein Gitarrenspieler wie die anderen drei Herren. OK, der Vergleich mit der Eule Elton wäre auch verwirrend (aber gar nicht so falsch, bezogen auf Eltons Frühwerk!). Und David Ackles kennt ja sowieso keiner und hätte deshalb kaum den gewünschten verkaufsfördernden Effekt!
Ach ja - die Orchesterarrangements von Michael Gibbs sind toll und haben eine gewisse Ähnlichkeit mit denen von Robert Kirby auf den ersten beiden Nick Drake-Platten. Ich kann mich aber nicht der Einschätzung vom Glitterhaus anschließen, dass diese Arrangements nur "irgendwie funktionieren" und mit Robert Kirby ein "Meisterwerk" hätte entstehen können: Kirby war damals ein Neuling wie Drake und Bill Fay, während "ein gewisser Michael Gibbs" schon damals ein respektierter Komponist und Arrangeur im Jazzbereich war.
(30.07.2005)
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Clive John: "You Always Know To Stand With A Buzzard" (United Artists, Sept. 1975 * Eclectic, 2004)
... und mal wieder ein völlig obskures Album! Clive John war als Keyboarder Gründungsmitglied von Man, meinen Lieblingen aus Wales und maßgeblich für deren Hinwendung vom 60er-Jahre-Pop der Vorläuferband The Bystanders zum typischen Man-Sound verantwortlich. Dabei stand er immer etwas im Schatten der beiden singenden Gitarristen Micky Jones und Deke Leonard. 1971 war er schließlich nicht mehr dabei und ist deshalb auch nicht auf dem legendären Album "Live At Padget Rooms, Penarth" zu hören. Als Mitte 1972 Deke Leonard die Band verließ kehrte er noch mal für ein Album als Gitarrist zurück: das legendäre Album mit der Landkarte "Be Good To Yourself, At Least Once A Day". Dann wurde es ruhig um ihn, bis ihn Andrew Lauder vom Man-Label United Artists im Jahr 1975 zu diesem und einzigen Soloalbum überreden konnte. Unterstützt von Martin Ace am Bass (damals auch ein Ex-Man) und Dave Charles am Schlagzeug (Ex-Help Yourself und Dave Edmunds in spé) macht er mit seinem Gitarre- und Keyboardspiel hier sehr deutlich, dass dieser typische "Man-Sound" eben nicht alleine auf dem Mist von Jones/Leonard gewachsen ist!
(01.03.2003)
Starry Eyed And Laughing: "That Was Now And This Is Then" (CBS, 1974/75 * Aurora, 2003)

Eine Neuauflage der beiden alten CBS-Alben von 1974/75 auf einer Doppel-CD, erweitert um Singles und unveröffentlichtes Material. Kann man genauso wie "Fallen", die 2002er CD der neuen Band The Falcons der alten SEAL-Musiker Tony Poole und Ian Whitmore nur über das Internet direkt über Tony bei Aurora Music beziehen. Hier deshalb nur die Emailadresse und der Hinweis auf meine alten Rezensionen:
(17.02.2005)

Bestellen über:

"Starry Eyed And Laughing" (1974)
"Thought Talk" (1975)

Fotheringay (Island, Juli 1970 * Fledg′ling, Dez. 2004)
Eigentlich ist diese Platte nicht "Lost", da ich die Vinylausgabe ja schon seit ca. 30 Jahren im Plattenschrank habe. Weil es aber ganz frisch ein CD-Reissue gibt (so weit ich weiß, das zweite nach einer seltenen Hannibal-Version zu Ende der 80er, die ich damals in einem Plattenladen fand, mir aber nicht gekauft habe), nun ENDLICH eine Neuauflage bei einem kleinen (neuen?) Label. Etwas unverständlich ist mir dabei, wieso dieses Album in der Island-Wiederveröffentlichungsreihe der letzten zwei, drei Jahre, der fast alle Fairport-Convention- sowie Richard & Linda Thompson-Platten angehörten, dieses MEISTERWERK ausgespart wurde!
In den letzten Jahren habe ich diese Platte wieder intensiv in mein Herz geschlossen, so dass ich den damaligen CD-Nichtkauf inzwischen bereut habe und schon innerlich zu einer CD-Kopie meiner alten Platte entschlossen war (ich höre nun mal die meiste Musik am Rechner oder im Auto: und dort fehlt mir jeweils leider ein Plattenspieler!) - aber nun ist sie ENDLICH da - und ich schmelze wieder dahin. Definitiv das beste Sandy Denny Album! Und Jerry Donahue hat nie wieder so genial Gitarre gespielt! (vergesst das Hellecasters-Gegniedel!) Als Bonus gibt es 4 Liveaufnahmen aus Rotterdam, die aber schon von der Hannibal-CD-Box von Sandy Denny bekannt sind.
(04.02.2005)
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Harmonia: "Deluxe" (Brain, Aug. 1975 * Universal, April 2004)
Die Musik von Krautrockbands wie Neu, Ash Ra Tempel, Tangerine Dream, Cluster, La Düsseldorf und Kraftwerk ging damals weitestgehend an mir vorbei, was vielleicht am fehlenden Gesang, dem Übergewicht von Keyboards gegenüber Gitarren und der rhythmischen Monotonie der Musik lag - und immer noch liegt. Allerdings habe ich mich an das Reissue von "Deluxe" jetzt doch mal herangewagt: Harmonia ist eine Zusammenarbeit von Michael Rother (Kraftwerk, Neu) und den Clustermusikern Achim Roedelius und Dieter Moebius, die alle drei hauptsächlich an ihren Tastaturen herumfrickeln. Michael Rother setzt aber auch die Gitarre ein, Herr Moebius ein "Nagoja-Harfe". Bei den meisten Liedern ist die selbst konstruierte Rhythmusmaschine angenehmerweise durch Mani Neumeier, meinen Lieblingstrommler aus deutschen Landen von den legendären Guru Guru ersetzt worden.
Und was kommt nun dabei heraus? Ich tu mich immer noch ein wenig schwer mit dieser Musik, die so scheinbar gar nichts mit ROCK'N'ROLL zu tun hat - aber irgendwie hat das Ganze nach mehrmaligem Hören dann doch seinen Charme. Und ist z.B. beim Autofahren sehr angenehm einsetzbar. Trotzdem werde ich auch weiterhin auf Kraftwerks "Autobahn" verzichten!
(05.12.2004)
Sandy Shaw: "Reviewing The Situation" (Pye, Dez. 1969 * EMI, Okt. 2004
Natürlich kennt jeder ihren Hit "Puppet On The String". Aber diese Platte ist ganz anders: erstmals selbst als Produzentin mit der eigenen Tourband eingespielt (am Schlagzeug: Ian Wallace, später bei King Crimson und David Lindley!) ist es ihr großer kommerzieller Flop: es gibt keine netten Schlager, sondern -teilweise recht bizarre- Coverversionen aus den Bereichen Rock&Pop. Bekannt sind vielleicht "Love Me Do" von den Beatles, Dylans "Lay Lady Lay" und "Walking The Dog" von Rufus Thomas, die total funky und sehr frisch daherkommen. Dann gibt′s was von Dr. John ("Mama Roux"), eine abgedrehte Version vom damals ganz frischen Stones-Klassiker "Sympathy For The Devil" und, wie es heißt, mit "Your Time Is Gonna Come" die erste offizielle Coverversion eines Led Zeppelin-Songs! Klasse Platte!
(27.11.2004)
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Shirley Collins & The Albion Country Band: "No Roses" (Pegasus, 1971 * Sanctuary, Okt. 2004)
Ein Folkrock-Klassiker, den auch ich in der Wiederveröffentlichung jetzt erstmals höre: Shirley Collins war damals eine der bekanntesten englischen traditionellen Sängerinnen, die sich wegen dieser Zusammenführung von Folk und Rock durchaus Sorgen um das "Wohlwollen" ihres Stammpublikums machen musste. Ihr musikalischer (und frisch angetrauter Ehe-) Partner war der Bassist Ashley Hutchings, der bereits im Vorfeld bei der Gründung von Fairport Convention und Steeleye Span einen wichtigen Beitrag zur "Folkrockfusion" leistete. Der Zusatz "Albion Country Band" suggeriert, dass es sich um eine feste Band handelt. Man muss aber eher davon sprechen, dass Hutchings mit dieser Produktion den Startpunkt zu seiner "Albion (Country) Band" legte, einem Ensemble, bei dem in den vergangenen 30 Jahren sicherlich neben ihm so ziemlich jeder englische Folk(rock)musiker auf der Bühne oder im Studio dabei war. Auch auf "No Roses" ist die Liste der Beteiligten schon sehr lang. Hier seien aber nur einige der mir als Fairport-Fan, aber Nichts-desto-trotz-Folkrock-Outsider geläufigeren Namen: Richard Thompson, Simon Nicol und Dave Mattacks (damals aktuelle oder ehem. Fairport-Musiker), Ian Whitman und Roger Powell von Mighty Baby, Shirleys Schwester Dolly Collins, und viele andere. Übrigenz (fast) die gleiche Truppe wie auf "The North Star Grassman & The Ravens", dem fast zeitgleich aufgenommenen Solodebüt der Ex-Fairport-Sängerin Sandy Denny.
(08.11.2004)
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Rhinoceros (Elektra, 1968 * Collector′s Choice, 2002)
Eine späte Entdeckung! 1967 wurden die Mitglieder der Gruppe vom damals aufstrebenden Label Elektra regelrecht für eine neue "Supergroup" gecastet. Das Label lud dazu ein paar viel versprechende, aber arbeits- bzw. bandlose Musiker nach L.A. ein, stellte daraus diese 7köpfige Truppe unter Federführung des Produzenten Paul A. Rothchild (Doors, etc.) zusammen, ließ sie proben und komponieren und als Band zusammenwachsen. Obwohl es sich also um eine Retortenband handelt, entstand dabei aber doch eine ganz vorzügliche Platte! Ein erster Übungslauf der Beteiligten als Begleitmusiker war das Debüt des Sängers und Pianisten David Ackles, auf dem ich die Gitarrentöne von Danny Weis (Ex-Iron Butterfly, allerdings "prä-In-a-gadda-da-vida") und Doug Hastings, die fantastische Orgel von Michael Fonfara und das irrsinnige Bassspiel von Jerry Penrod zum ersten mal hörte. Bei einer Besprechung dieses Albums fiel dann auch der Name Rhinoceros und nach einigen Mühen halte ich diese CD endlich in Händen: kraftvoller und intelligenter, aber nie übertrieben virtuos gespielt Bluesrock mit zwei(!) sehr guten Sängern (John Finlay und Alan Garber), dem nach den Ackles-Sessions dazu gestoßenen Drummer Bill Mundi (Zappa, Tim Buckley, John Martyn, etc.) und natürlich den bereits erwähnten Musikern. Der Klang ist auf dem damaligen hohen Elektralevel und alles scheint live und ohne die damals neue und sehr populäre Overdub-Technik eingespielt zu sein. Insgesamt sehr empfehlenswert! Und außerdem mit einem wunderschönen Cover, dass man doch gerne in LP-Grösse hätte!
(22.10.2002)
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Alexander Spence: "Oar" (Columbia, 1969 * Sundazed, 1999)
Vor dieser Platte kann ich nur alle Leute warnen, die nur nette kleine Popmusik hören wollen: Alexander "Skip" Spence, ehemaliger Trommler von Jefferson Airplane und ehemaliger Sänger und Gitarrist von Moby Grape, war frisch aus der Psychiatrie in New York entlassen (er hatte in einer Amok-Aktion seine Bandkollegen mit der Axt bedroht), setzte sich aufs Motorrad und fuhr nach Nashville (wo er vorher noch nie war), um dort in wenigen Tagen ganz alleine im damals ganz neuem Mehrspurverfahren mit Gitarre, bass und Schlagzeug seine in der Psychiatrie geschrieben Lieder aufzunehmen und eine der am schlechtesten verkauften Platten in der Geschichte von Columbia-records zu produzieren. Für viele war das Dillethantisches Gedaddel, für andere ein Meisterwerk. Ich bin jetzt neugierig geworden und habe bei der CD-Neuauflage zugegriffen. Was kann man jetzt sagen? Wahrscheinlich haben beide Gruppen recht. Auf jeden Fall ein ungewöhnliches, einmaliges Album! Erinnert von der Stimmung her ein wenig an die 74er-Aufnahmen von Nick Drake. Definitiv schräg.
(05.10.2004)
Seit kurzem habe ich auch "More Oar- The Tribute To The Skip Spence Album". Ebenfalls schön schräg, von Fans wie Robert Plant und Tom Waits aber doch etwas "professioneller" umgesetzt als von Spence selbst, was manchen Liedern gar nicht mal so schlecht bekommt!
Booker T. & Priscilla (A&M, Juli 1971 * Universal, 2003)

Zur Abwechslung hier mal eine Platte, die von Euch sicherlich kaum jemand gerade auf der Rechnung hat: Bei Booker T. Jones handelt es sich natürlich um den Orgelspieler der damals gerade frisch aufgelösten legendären Instrumentalcombo Booker T. & The MGs, Hausband des megalegendären Stax-Labels. Frisch verheiratet mit Priscilla Jones, geborene Coolidge, (natürlich) Schwester der von mir sehr verehrten Rita Coolidge und gleichfalls eine ausgezeichnete Sängerin. Beide hatten gerade den Süden verlassen und waren nach Kalifornien umgezogen, was man der Musik deutlich anmerkt: Westcoast-Singer/Songwriter-Musik, wenn auch mit starken Wurzeln in Blues und Gospel. Priscilla singt mit einer tieferen, eher nach Gospel klingenden Stimme als ihre Schwester, während Booker T. sich nicht mehr alleine auf die Orgel konzentriert, sondern viel Klavier und auch gelegentlich Gitarre spielt - und sich als ausgezeichneter Sänger entpuppt! Die Begleitband ist ebenfalls ausgezeichnet (Jim Keltner am Schlagwerk, Chris Ethridge (Ex-Flying Burrito Brother) am Bass und Jesse Ed Davis (Taj Mahal-Band) an der Gitarre. Es gibt fast ausschließlich Eigenkompositionen der beiden (getrennt oder gemeinsam), aber auch eine bemerkenswerte Coverversion: Booker T. bringt hier die meine Wissens nach erste Version von Gram Parsons "She", das jener erst 1973 auf seinem Solodebüt veröffentlichen wird, vermutlich vorgeschlagen von Chris Ethridge, der mit Parsons zusammen bei den Burritos war. Weiterer Höhepunkt sind der Gospelsong "Ole Man Trouble", das fast zeitgleich auch von Chris Etheridge und Booker T. als Gastkeyboarder auf dem Album "L.A. Getaway" eingespielt wurde, sowie der fast 10minütige "Delta Song", in dem Priscilla von der gemeinsamen Kindheit mit Schwester Rita erzählt und ganz wunderbar Gospel und ihre eigenen indianischen Wurzeln gesanglich zusammenbringt, während Booker T. dazu eine wunderbar rudimentäre Gitarre im Stil von Pops Staples spielt.

Letztes Verkaufsargument: es handelt sich um ein Doppelalbum von fast 80 Minuten, wiederveröffentlicht auf einer einzigen, recht preisgünstigen CD!
(04.10.2004)

"Soul Of Brazil" (EMI, Juni 2004)

"Funk, Soul & Bossa Grooves 65-77" heisst es im Untertitel dieser Billigpreis-Kompilation (<10€). Aber warum taucht ein solcher Sampler auf dieser Seite auf?

  • das schöne Cover machte mich im Laden aufmerksam
  • Bossa Nova beschäftigt mich schon seit einiger Zeit, allerdings stammt der Grossteil der mir bekannten Musik aus der Zeit vor 1965 (Antonio Carlos Jobim etc.)
  • hier wird "europäisch" und "US-amerkanisch" beeinflusste brasilianische Popmusik vorgestellt (sprich: die Auswirkungen von den Beatles und James Brown)
  • bis auf wenige Ausnahmen (Marcos Valle, Lo Borges) sind mir die versammelten Künstler völlig unbekannt, bzw. habe sie noch nie (bewusst) gehört
  • die Originalalben sind gar nicht oder nur schwer erhältlich
  • alles passt wunderbar zusammen. Ein idealer Ausgangspunkt für den Neueinsteiger in brasilianische Musik der späten 60er/frühen 70er, abseits der bekannten "Samba"- und "Worldmusic"-Klisches
    (17.09.2004)
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Lindisfarne: "Nicely Out Of Tune" (Virgin, 2004 * Charisma, Nov. 1970)
Das Debüt der englischen "Pub-Folk-Rocker ist eines der seltenen Alben, auf dem ALLE Lieder gut sind. Die Reissue-CD läuft gerade in meinem Player und ich kann noch fast jedes Lied aus der Erinnerung mitsingen! "Lady Elanor" ist eine wunderschöne Ballade, der "Winter Song" ebenso. "Turn A Deaf Ear", eines der wenigen Lieder, das nicht von Sänger Alan Hull, sondern vom Kumpel Rab Noakes stammt, ist ein absoluter Ohrwurm, ebenso der Fetenknaller "We Can Swing Together". Und bei "Clear White Light" brauchen sie sich gesanglich nicht hinter den Beach Boys zu verstecken. Erwähnenswert aus der Besetzung ist noch Harpspieler Ray Jackson, der ja, wie vielleicht der eine oder andere von euch weiß, auch für die Mandolinentöne auf Rod Stewarts "Maggie May" verantwortlich ist!
(08.09.2004)
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David Bromberg: "Wanted Dead Or Alive" (Columbia, 1974 * Juni 2004)
Eine Zufallsentdeckung! Der Name "Bromberg" ist mir schon länger geläufig, ich habe sogar schon mal einen Sampler und ein Livealbum aus dem Wühltisch gezogen. Selten habe ich einen Musiker gehört, der es schafft, solch gegensätzliche Stile so souverän zu verbinden: nennen wir das ganze mal "Rock'n'Roll goes Bluegrass goes Dixieland", was sich am Instrumentarium deutlich machen lässt: natürlich die üblichen des Rocks (Gitarre, Bass, Schlagzeug), aber eben auch in wichtiger Funktion und nicht nur als Farbtupfer: Trompete, Klarinette, Saxophon, Geige, Mandoline und Banjo. Diese Verquickung wird besonders deutlich bei Bromberg selber, der meisterhaft Gitarre und Geige spielt, aber auch bei Andy Statman, der gleichzeitig einer der besten Mandolinenspieler der USA und ein begnadeter Saxophonist ist. Das Liedmaterial bilden Eigenkompositionen von Bromberg (1x mit George Harrison, ohne das ich das jetzt musikhistorisch einordnen kann!), vielleicht nicht mit der besten Gesangsstimme, aber sehr humorvoll vorgetragen, und viel alter Blues.
Vielleicht interessiert es ja auch noch den einen oder anderen, dass Jerry Garcia, Phil Lesh, Bill Kreutzmann und Keith Godchaux von den Grateful Dead bei immerhin vier Liedern als Backingband dabei sind? Die Platte gibt′s außerdem gerade günstig bei Glitterhouse.
(07.07.2004)
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Jerry Garcia Band: "Cats Under The Stars" (Arista, April 1978 * Rhino, Juni 2004)
Ich habe vor kurzem den teuersten CD-Kauf meines Lebens gemacht, nämlich die 6-CD-Box "All Good Things - Jerry Garcia Studio Session" mit allen 5 Solowerken (ohne die zahlreichen Livealben), alle mit zahlreichen Bonustracks und sogar einer 6. CD mit noch viel mehr. "Cats Under The Stars" war die Nummer 4 und stand (natürlich) als Vinyl schon lange im Plattenschrank, wenn auch ewig nicht mehr gehört. Während die ersten drei Alben ("Garcia" von 1972, "Garcia" von 1974 - Ihr merkt: Jerry kümmerte sich wenig um Marketing und Plattentitel -, sowie "Reflections" von 1976) bereits 1989 von Line-Records auf CD wiederveröffentlicht wurden und auch viel von mir gehört wurden blieben die beiden Arista-Alben (1982 kam noch das schwächere "Run For The Roses" raus) aber irgendwie aus meinem Gedächtnis verschwunden. Jetzt läuft also seit langer Zeit mal wieder "Cats Under The Stars", während ich im Begleitbuch schmökere, und muss feststellen: es ist tatsächlich das beste JGB-Album: alles klasse neue eigene Lieder (von Garcia, Bassist John Kahn und Sängerin Donna Godchaux), die Band spielt ausgezeichnet (Donna hat wirklich schöne Gesangsauftritte, Ex-Elvis-Drummer Ron Tutt ist in Höchstform). Das Ganze hat eine eigentümlich mystische Stimmung (kann ich nicht besser beschreiben), ganz anders als bei den Dead, mit denen er fast Zeitgleich das Album "Shakedown Street" herausbrachte.
(04.07.2004)
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"Os Mutantes" (Polydor, 1968 * 2002)
Acid Rock aus Brasilien? Als ich diese Platte vor einigen Monaten in einer Alltime-Bestenliste (bei Rate Your Music) entdeckte, wurde ich neugierig. Bei Amazon fand ich dann tatsächlich die CD im Angebot und es hat jetzt so ungefähr 2-3 Monate gedauert, bis die Platte doch tatsächlich bei mir ankam. Und zwar als echte brasilianische CD mit einem Textheft in portugiesisch, sodass ich mich auch nicht weiter schlau machen kann, außer dass das Trio neben eigenem Material auch Songs von Jorge Ben, Caetano Veloso und Gilberto Gil spielt - also allererste brasilianische Adressen. Die Musik? Völlig irre und doch absolut in das Jahr 1968 passend.
"Os Mutantes" heißt natürlich "Die Mutanten": deshalb im Plattenschrank unter "M" einsortieren. Oder stehen bei Euch die Beatles etwa unter "T"?
(12.06.2004)
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L. A. Getaway (Elektra, 1971 * Water, 2004)
Erwähnte ich schon, dass es mit Water ein wunderbares neues Reissue-label zu entdecken gilt, bei denen man sich auch ruhig an Platten heranwagen kann, die man eigentlich bislang nicht kannte? So geschehen bei dem Trio Joel Scott Hill (Gitarre), Chris Ethridge (Bass, Ex-Flying Burrito-Brother) und Johnny Barbata (Schlagzeug), wobei nicht ganz klar ist, ob es sich nun um die Band "L.A. Getaway" oder ein Soloalbum von Hill namens "L.A. Getaway" oder ein Studioprojekt handelt. Im tollen Beiheft kann man nachlesen, dass dieser Sachverhalt in der Band selber wohl nicht klar war und das Ganze vom Produzenten Paul A. Rothchild wohl nur zusammengehalten werden konnte, weil man damals beim Plattenlabel Elektra ein bisschen Geld für die Studiosessions locker gemacht hatte. Als die Platte dann fertig war ging man aber nicht als Band auf Tournee, sondern jeder heuerte für sich irgendwo als Tour- oder Studiomusiker an: so ist Barbata ist u. a. auf Four Way Street von CSN&Y zu hören, Etheridge mal hier und da. Hauptprotagonist Joel Scott Hill, den viele für eine der besten weißen Rock- und Soulstimmen der damaligen Zeit halten, geht als Ersatz für Al Wilson auf Canned Heat Tournee und spielt einige Jahre später auch mal als Gram-Parsons-Ersatz-Ersatz-Ersatz bei den Burritos! Ergebnis: die Platte war ein kompletter Rohrkrepierer und taucht in kaum einem Rocklexikon auf. dabei handelt es sich um erstklassigen Bluesrock!
Barbara Keith (Reprise, 1972 * Water, März 2004)

Das Reprise-Albums einer Sängerin, die mir bislang völlig unbekannt war! Aber man kann sich ja bei den Wiederveröffentlichungen vom Water-Label aus San Francisco auf die Qualität verlassen: so gab′s im letzten Jahr Terry Reids Meisterwerk "River" und auf dem CD-Stapel habe ich noch "L.A. Getaway" liegen. Zu letzterem demnächst vielleicht mehr. Das titellose Album ist, so weit ich weiß, ihr einziges Soloalbum geblieben. Kurz nach der Veröffentlichung zog sie sich mit ihrem Mann Doug Tibbles aus dem Musikgeschäft zurück und soll sogar den Vorschuss von Reprise einfach zurückgezahlt haben. Ich habe dann ein bisschen weitergegoogelt, wobei herauskam, dass sie aktuell ein elektrisches Gitarrentrio mit ihrem Mann am Schlagzeug und ihrem Stiefsohn am Bass namens Stone Coyotes betreibt , das musikalisch irgendwo zwischen Patsy Cline und ZZ Top (!) liegen soll. Es gibt da auch mehrere CDs, von denen ich aber leider (noch) keine kenne. Als Songschreiberin war sie damals zumindest gleichermaßen in Folk, Blues und Country zu Hause. Die Songs vom Debüt wurden auch gelegentlich gecovert, „Detroit Or Buffalo“ gibt's vom Glitterhouse-Spezi Neal Casal, Delaney & Bonnie hatten mit "Free The People" Erfolg. Mir bekannt ist nur "A Stone′s Throw Away", das der Titelsong vom Valerie Carter-Debüt wurde, was mir aber jetzt erst auffiel, da auf dem Plattenlabel dort als Autor "B.Keith/D.Tibbles" steht und ich da eher auf den Neil Young-Buddy Ben Keith getippt hatte. Ebenfalls hervorzuheben sind eine schöne funkige Version von Dylans „All Along The Watchtower“, die neben der damals sehr bekannten und zugegebenermaßen genialen Version von Jimi Hendrix durchaus bestehen kann. Sehr mutig! In der Besetzungsliste findet man schließlich das "Who Is Who" der L.A.-Studioprominenz. Alles Leute, die über jeder Kritik erhaben sind und eigentlich immer bestes -persönliches und gleichzeitig songdienliches- Handwerk abliefern: u. a. Little Feats Lowell George, Flying Burrito Brother Sneaky Pete, die Trommler Jim Keltner, Russ Kunkel und Ron Tutt, die Bassisten Emory Gordy, Max Bennett und Lee Sklar, Spooner Oldham und Craig Doerge an den Tasten, außerdem noch Richard Bennett, später Meistergitarrist und Produzent in Nashville, an der Pedalsteel und Danny Kortchmar. Mittelpunkt der Platte ist aber trotz dieser beeindruckenden Instrumentalistenriege Barbara mit ihrer Stimme und ihren Songs.
(01.05.2004)

Lou Reed, John Cale & Nico: "Le Bataclan `72" (Alchemy, Dez. 2003)

Ein Muss für den Velvet Underground-Kenner - und mir bisher völlig unbekannt, obwohl schon seit Längerem ein Bootleg von dem damaligen Auftritt der drei für das französische Fernsehen existiert! Ob allerdings auch das brandneue Lou Reed-Livealbum ein Muss ist? Keine Ahnung! Ich konnte mir noch nicht einmal den Namen merken: Am aktuellen Output Herrn Reeds habe ich im Moment irgendwie kein sonderliches Interesse. Schon das letzte Livealbum "Perfect Night Live In London" (von 1998 - also noch gar nicht so alt!) habe ich mir nach dem Kauf nur selten angehört und steht jetzt im Regal - was nicht weiter schlimm ist. Aber auf jeden Fall ist der Bedarf nach mehr da bei mir im Moment nicht besonders groß. Anders dagegen diese einmalige Kollaboration unserer drei Helden bei diesem Konzert. Der Ekstase der französischen Fans scheint man anmerken zu können, dass sie sich der Einmaligkeit des Ereignisses bewusst sind.
(09.04.2004)

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Fairport Convention (Polydor, Juni 1968 * März 2003)

"Remasterte Wiederveröffentlichung des `68 erschienenen Debüt-Albums, das ungerechterweise von den Fairport Fans nicht wirklich ernst genommen wurde, da hier Judy Dyble statt Sandy Denny singt. Dabei ist ein schönes Folk-Rock-Album, das weit mehr Westcoast- als traditionelle Brit-Folk-Einflüsse hatte. Neben einigen guten Originalen gibt es Coverversionen von Joni Mitchell („Chelsea Morning“), Dylan (Jack O'Diamonds”), Emmitt Rhodes („Time Will Show The Wiser“) und Jim & Jean." (Glitterhouse)

Da hat der Glitterhäusler recht: auch mir ging es nicht anders. Zwar besitze ich schon einige Jahre ein Vinyl-Reissue von 1973 mit anderem Cover, das ich aber schon ewig nicht mehr aufgelegt habe. Vergangenen Sommer hatte ich dann auch schon mal Fairports Debüt über das Internet zu ordern versucht, Firma Glitterhouse ließ mich aber im Stich. Danach hatte ich's wieder vergessen und jetzt das Teil im neuen, ansonsten nicht besonders gut sortierten neuen Weseler CD-Supermarkt entdeckt und endlich eingepackt. Die Musik ist für die Fairport-Folk-Puristen wirklich etwas ungewohnt und klingt extrem amerikanisch (wie gesagt: Dylan, Mitchell, Cohen, Buckley,...). Wer weiß, was aus der Band geworden wäre, wenn Judy Dyble nicht ausgestiegen und Sandy Denny ihren Platz eingenommen hätte? Eher Englands Jefferson Airplane als die Pioniere des Folkrocks? Judys einziges andere, mir bekannte musikalische Lebenszeichen ist übrigenz die Demoversion von "I Talk To The Wind", zu finden auf dem King Crimson-Sampler "A Young Person′s Guide To King Crimson" und für W4L eher eine Inspiration, als die (natürlich fantastische, aber nicht nachspielbare) Version auf "In The Court Of The Crimson King".
Zwei der Bonus-Tracks sind mir schon von der 87er-Compilation "Heyday" auf Hannibal bekannt. Mit "Morning Glory" ist eines meiner Lieblinxlieder von Tim Buckley dabei, das ich auch schon immer mal mit meiner kleinen Kapelle spielen wollte. Vielleicht demnächst?
(28.03.2004)

Zwar spielen W4L weiterhin nichts von Tim, aber es gibt jetzt eine eigene, neue Band dafür: das Tim Buckley-Projekt, zusammen mit meinem alten Freunden Frank Preuß und Mathias Schüller!
(Dez. 2005)

Chris Smither: "Honeysuckle Dog" (1973 * Okra-Tone, März 2004)

Chris ist ein Akustikgitarrist, der sowohl als Folk- und Bluessänger, als auch als Gitarrenkönner bestehen kann. Er war damals bei dem Label Poppy (blöder Name!) unter Vertrag und hatte bereits die Alben "I´m A Stranger, Too" (1970) und "Don´t Drag It On" (1972) mit dem Produzenten Michael Cuscuna eingespielt. 1973 wechselte der Vertrieb von Poppy zu United Artists, aber leider machte Poppy noch vor Veröffentlichung dieses dritten Albums schlapp und es verschwand für 31 Jahre in der Versenkung. Also ist das eigentlich keine Wiederveröffentlichung, sondern eine Premiere, obwohl Chris die meisten der Lieder auf späteren Alben erneut aufgenommen hat. Aber eben doch "Lost & Found" im wahrsten Sinne!
Die Musik hat diese wunderbare spät60er/früh70er-Mischung aus Folk, Blues und Jazzelementen, die man auch von Tim Buckley, Tim Hardin oder (der frühen) Bonnie Raitt kennt. Eben "Singer/Songwriter-Musik"! Die Ähnlichkeit zu Bonnie Raitts Meisterwerk "Give It Up" rührt sicherlich auch daher, dass der Produzent in beiden Fällen Michael Cuscuna ist. Auf beiden Alben sind dann z.B. auch der ausgezeichnete englische Jazzbassist Dave Holland, der Songschreiber und Multiinstrumentalist Erik Kaz (American Flyer) und der englische Sänger Jackie Lomax (hier als Bassist!) zu hören. Auf "Give It Up" gibt′s mit "Love You Like A Man" sogar ein Lied von Chris Smither. Ich denke, man/frau kannte sich. Weitere hochkarätige Gäste, die sich wunderbar in diese Musik einfinden: Dr. John und Bill Payne am Piano, Lowell George (ebenfalls von Little Feat) mit exzellenter Slidegitarre, Perkussionlegende Ralph McDonald, Vibraphonist Mike Manieri, Jazzklarinettist Perry Robinson und Flötist Robin Kenyatta.
Die Hälfte der Lieder stammt zwar von Chris Smithers selbst, er war aber immer auch für seinen guten Geschmack bei der Auswahl von Fremdmaterial bekannt. Auf "Honeysuckle Dog" (aufgenommen im Dezember 72 und im April 73) gibt es z.B. die erste Version von Randy Newmans "Guilty" (geschrieben 1971 und von Newman selber erst für "Good Old Boys" im Sommer 1974 aufgenommen), "Steel Guitar" von Danny O′Keefe (von dessen 71er Debüt), ein schönes Medley aus Motiven von Mississippi John Hurt (der Titelsong) und mit dem "Jailhouse Blues" sogar eine Bessie Smith-Adaption.

Fazit: ein amtliches Album. Aber wieso musste so etwas 3 Jahrzehnte in den Kellern einer Plattenfirma vergraben sein?
(21.03.2004)

Embryo: "Steig Aus" (Brain, 1973 * März 2004)

"Radio Marrakesch" heißt das erste von insgesamt nur drei Stücken auf dieser Platte und war auch auf dem Sampler "German Rock Scene" zu hören, den man für sensationelle 5 Mark damals exklusiv beim Govi-Versand bestellen konnte. Ich bin zwar nie ein besonders großer Embryo-Fan gewesen (keine Ahnung eigentlich, warum!), aber dieses Album habe ich immer gemocht, auch wenn meine alte Vinylausgabe von ca. 75/76 so ein blödes anderes Cover hatte (ein Riesen-Ei mit Reißverschluss, wenn ich mich richtig erinnere!). Vor wenigen Tagen habe ich dann ein CD-Reissue von 1998 bei Möbel-Rück in Oberhausen erstanden - und jetzt gibt′s taufrisch eine weitere (?) Neuveröffentlichung von Motor-Musik!
Doch zurück zur Musik, denn ich will noch mal kurz das Augenmerk auf die beteiligten Musiker legen. Neben Trommler/Vibraphonist Christian Burchard, der die Band auch heute noch leitet, und seinem langjährigen Gitaristen Roman Bunka sind da besonders zwei amerikanische Jazzer an den Tasten zu erwähnen, die damals in München lebten: Pianist Mal Waldron, der hier auf einem etwas schrägen E-Piano rumhackt (offensichtlich kein Rhodes oder Wurlitzer) und Organist Jimmy Jackson, der auch ein scharfes Mellotron in der wunderschönen Ballade "Dreaming Girls" spielt, die in einer neueren Version unter dem Namen "Forgotten Sea" bereits auf dem aber vorher bereits bei Liberty erschienen Album "Father Son And Holy Ghosts" zu hören war. Oder wie herum und warum auch immer. Eines der wenigen dieser Mellotrons (eine Kreuzung aus Orgel und Tonband aus der prädigitalen Zeit) in Deutschland war damals im Tonstudio von Dieter Dierks zu finden, weshalb dieses eine Instrument auch auf vielen anderen Krautrockplatten jener Zeit zu hören ist!
(14.03.2004)

"Christian Burchards Embryo ist bis heute unverwüstlich, zur wahren Hip(py)ness gehörte in den Siebzigern ein Embryo-Album. Hier gingen Krautrock und Weltmusik eine ganz frühe Verbindung ein. Teils entfesselte Jazzrock-Trips und rhythmische Parforce-Ritte. " (Glitterhouse)

Sergio Mendes & Brasil 66: "Equinox" (A&M, 1967 * Verve, 2002)

Ist das Jazz? Bossa Nova? Oder bloß "Easy Listening"? Völlig egal!
Ich habe an diesen "Cocktail-Sound" noch ganz lebhafte Kindheitserinnerungen: Ich hatte als kleiner Bub immer die kostenlose Fernsehzeitschrift aus dem Radiogeschäft geholt mit einer Hitparade drin, in der immer viel James Last und Freddie Quinn und viel zu wenig Beatles vorkam, aber eben auch dieser Mr. Mendes, der mir damals natürlich überhaupt nichts sagte. Vor ein paar Jahren entdeckte ich dann auf dem Soundtrack "I Shot Andy Warhol" das Lied "Mais Que Nada", von dem ich mal behaupte, dass es wohl jeder aus meinem Jahrgang kennen müsste. Schnell habe ich mir dann den Sampler "Foursider" besorgt, auf dem Beatles-, Buffalo Springfield- und Joni Mitchell-Songs ein Cocktail-Jazz-Gewand verpasst bekamen und manche Bossa-Nova-Klassiker (viel von Tom Jobim, aber eben auch Jorge Bens "Mais Que Nada") dem nordamerikanischen/europäischen Publikum näher gebracht wurden.
Und jetzt habe ich mir das 2. Album der band als Wiederveröffentlichung in der Verve-Jazzserie mit einem wunderschönen, der alten A&M-LP nachempfundenen Pappcover besorgt. Die Band (außer Sergio noch drei Musiker an Bass, Schlagzeug und Perkussion und zwei Sängerinnen) macht auf dem Cover doch wohl einen extrem coolen Eindruck? Man hat fast den Eindruck, hier würde der Zustand des "Coolseins" gerade erfunden. Und entsprechend ist auch die Musik!
(14.02.2004)

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Jackson C. Frank: "Blues Run The Game" (Columbia, 1965 * Sanctuary, 2003)

Mit dieser Doppel-CD liegen nun wohl alle Aufnahmen vor, die Jackson C. Frank zu Lebzeiten (1943-1999) gemacht hat. Sein einziger bekannter Song gab auch den Titel dieser Doppel-CD ab, die im Teil 1 das wirklich wunderschöne Debüt von 1965 enthält, ergänzt um die Single "Blues Run The Game" (mit 2. Gitarre von Al Stewart "noodling in the background" und der Premiere von Sandy Denny als "Recording Artist" am Tambourine, die damals Jacksons Freundin war, sowie nicht veröffentlichte Outtakes von einem Comeback-Versuch von 1975.
CD2 ist dagegen nur was für Hard-Core Fans: von einem 78er Acetat gerettete erste Aufnahmen von 1960 mit natürlich scheußlicher Klangqualität bis hin zu letzten Aufnahmeversuchen von 1994.

Jacksons trauriges Leben kann man im Booklet ausführlich studieren, wobei einem die Tränen kommen (ernst gemeint!): in früher Jugend wäre er im Schulhaus fast verbrannt, mit bleibenden körperlichen und mentalen Schäden. Dann eine wilde Jugend mit teuren Autos, die er sich vom Schmerzensgeld aus dem Unfall kaufen konnte. Das Geld verprasste er mit seinen Homebuddies, zu denen u. a. Eric Anderson und der spätere Steppenwolf-Gründer John Kay gehörten. Dann als Folksänger 1965 in London jedermanns Held, auch der von Paul Simon, Al Stewart, Tom Paxton, Bert Jansch und anderen, mit einem - wie schon gesagt - monumentalen Song und einem wunderschönen Album. Dann die Rückkehr nach Amerika und gescheiterte Comebackversuche in 1969 und Mitte der 70er, immer unterbrochen von langen Krankheitsphasen mit Psychiatrieaufenthalten. Er verlor sogar als unschuldig Beteiligter ein Auge in einer Schiesserei (seine letzten Fotos sind erschütternd anzusehen!) und besaß schließlich noch nicht einmal mehr eine eigene Gitarre. Die letzten Aufnahmen von 1994 waren nicht mehr als Therapie für einen gebrochenen Mann.

Was bleibt? Eine tragische Geschichte, aber auch ein wunderschönes Lied für die Ewigkeit.
(13.01.2004)

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Marshall Tucker Band (Capricorn, 1973 * Columbia, Nov. 2003)

Nicht wundern Leute, denn bisher war auf meinen Seiten außer den Allman Brothers kaum "Southern Rock" zu finden. Das wird sich auch nicht grundsätzlich ändern, denn ich bin z.B. kein Lynyrd Skynyrd-Fan (obwohl diese Kapelle ihre Momente hat(te) - aber ich bin ganz klar "Sweet Home Alabama"-geschädigt).
Außer diesem titellosen Debütalbum kenne ich auch kaum was von den Burschen: genau dieses relativ unbekannt gebliebene Album habe ich mir schon vor ca 30 Jahren gekauft. Mit "Can't You See" gibt's einen kleineren Hit (oder zumindest einen Ohrwurm!), den bei uns damals auch viele Schülerkapellen "gecovert" haben. Wichtigster Musiker war der Leadgitarrist Toy Caldwell, der auch alle Song schrieb, während der Sänger Doug Gray "präsentationstechnisch" etwas blasser rüber kam. Außerdem hatte die Band mit Jerry Eubanks einen hauptamtlichen Bläser, der vor allem Querflöte (!) spielte. Somit war die Truppe schon mal nix für beinharte Molly Hatchet Fans! Auf jeden Fall hab ich jetzt mal meine 30 Jahre alte Platte rausgeholt und wieder angehört. Ob ich mir allerdings die Neuauflage als CD kaufen werde? Keine Ahnung! Schau′n wir mal... (würde der Franz sagen)
(23.11.2003)

"Im Gegensatz zu den Allmans und Skynyrd war ihr Sound leichter, ohne leichtgewichtig zu sein. Vielleicht lag es an der Flöte…" (Glitterhouse)

Neil Young: "Hawks & Doves" (Reprise, 1980 * Aug. 2003)

Eigentlich wollte ich mir dieses Album aus dem 4er-Pack der Neil Young-Wiederveröffentlichungen nach dem essentiellen "On The Beach" und dem zumindest guten "American Stars ′N Bars" ja gar nicht anschaffen - aber in einem schwachen Moment ist es jetzt doch geschehen. Da Mr. Young mit seinen letzten beiden Alben unsere Leidensfähigkeit ja ganz schön strapaziert hat, bleibt einem als alter Fan ja nur die Möglichkeit, in den alten Sachen zu stöbern. "Hawks & Doves" gehört sicherlich nicht zu den Grosstaten von Neil Young, hat aber immerhin ein paar gute Momente: So fängt die CD mit "Little Wing" recht schön an, wird aber plötzlich, bevor er richtig losgeht, einfach unmotiviert ausgeblendet. Dann kommt "The Old Homestead", auf dem das unvergleichliche Schlagzeugspiel von Levon Helm (The Band), der Bass von Tim Drummond und eine singende Säge zu hören sind. Der dritte Lied heißt "Lost In Space", ist eigentlich eine sehr schöne Nummer, wird aber kurz vor dem Ende durch schneller abgespielte Stimmen von "Aliens" verfremdet, die eher wie die Schlümpfe klingen und genauso nerven, wie die Megafon-Einlagen auf "Greendale". Gelungen sind eigentlich nur die beiden nächsten Songs: "Captain Kennedy" und "Stayin′ Power".
Gesamtfazit: ein weiterhin nicht essentielles Neil-Young-Werk, aber zumindest hörbarer als das furchtbar langweilige "Greendale", dem es in manchen Momenten aber leider ähnelt! Ohne die Säge und die Schlümpfe wäre es sogar noch besser.
(22.11.2003)

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Alvin Lee & Mylon LeFevre: "On The Road To Freedom" (Chrysalis, 1973 * Repertoire, März 2003)

Keine Ahnung, wie ich auf das Album gekommen bin! Weder bin ich je Ten Years After-Fan gewesen, noch ist mir Mr. LeFevre ein Begriff (er soll wohl mal in jungen Jahren für Elvis einen Song verfasst haben!). Ich kann mich aber noch schwach erinnern, dass ich das Album damals, im zarten Alter von 14 Jahren, sogar ziemlich uncool fand. Gestern, beim Wühlen im Plattenladen bei "L-Diverse" auf der Suche nach der neue Daniel Lanois-CD (war leider nicht da) fiel mir diese Neuauflage als CD in die Hand und irgend eine innere Stimme sagte mir: unbedingt anhören! Ich gehorchte natürlich und stelle nunmehr fest: das Album klingt überhaupt nicht nach Ten Years After, eher nach Delaney & Bonnie & Friends, falls das jemandem von Euch da draußen (noch) etwas sagt: Country, Gospel, Blues und natürlich Rock′n′Roll.

"On The Road To Freedom" hat Alvin Lee zusammen mit dem amerikanischen Gospel-Sänger Mylon LeFevre aufgenommen. Nachdem Alvin Lees Band Ten Years After größere Abnutzungserscheinungen zeigte, galt es neue Wege zu beschreiten. Behilflich waren dabei unter anderem Steve Winwood, Rebob und Jim Capaldi von Traffic, Ian Wallace und Boz Burrell von King Crimson, Andy Stein und Bobby Black von Commander Cody & His Lost Planet Airmen, Tim Hínkley, Mike Patto, Ron Wood und Mick Fleetwood. Besonders hervorzuheben ist die George Harrison-Komposition "So Sad (No Love Of His Own)", bei der ein gewisser Hari Georgeson den Bass und die Slide-Gitarre spielt.

Motorpsycho: "The Tussler - Original Motion Picture Soundtrack" (Stickman, 1994 * Juni 2003)

Reissue des Soundtracks zum Spaghetti-Western des mir völlig unbekannten Theo Buhara, laut Angaben von Motorpsycho-Bassist Bent Saether "the infamous ameritalian B-movie director". Dabei soll es sich um eines seiner schwächeren Werke handeln: also wohl eher ein "C-movie"? Egal, denn endlich kann ich die Country-Seite meiner Lieblinxband aus Norwegen nun endlich auch auf Tonträger genießen, denn die Platt erschien 1994 als limitierte, somit obskure CD und 1996 noch mal als obskure Doppel-10inch mit Bonustracks der "International Tussler Society", wie sich Motorpsycho&Friends nach den Soundtrackaufnahmen von 1993 bei einigen Liveshows 1995/96 frei nach Gram Parsons "International Submarine Band" nannten.
Neben dem Kerntrio Bent Saether (Gesang, Bass, Gitarre), H.M. Ryan (Gitarre) und Hakon Gebhardt (eigentlich der Drummer, hier aber hauptsächlich am Banjo zu hören, genauso wie bei seinem späteren Bluegrass-Projekt "HGH") sind drei weitere norwegische Musiker zu hören: Sänger/Keyboarder Barry Hillien, Pedalsteeler Kjell Karlsen und Trommler Lolly Hanks, Jr.
Das Reissue ist zwar schon seit Juni veröffentlicht, ging aber bisher an meiner Aufmerksamkeit vorbei, da Glitterhouse nur spärliche Informationen bot (die mögen scheinbar lieber andere Norweger wie "Midnight Choir") und ich mit Soundtracks meistens nicht viel anfangen kann. Gestern hatte ich im Plattenladen dann aber doch mal einen Blick in das Booklet geworfen und stellte fest: neben vielen neuen oder umarrangierten alten Motorpsychonummern gibt es ein wunderbares Neil Young-Cover (das obskure "Albuquerque" vom 1973 aufgenommenen, aber erst 1975 veröffentlichten Album "Tonight′s The Night" - lange nicht mehr gehört!), ein kräftiges "Lazy Days" von Gram Parsons (vom zweiten Flying Burrioto Brothers-Album "Hot Burrito", eigentlich aber wohl ein Outtake vom Parsons/Byrds-Klassiker "Sweetheart Of The Rodeo"), ein selten gehörtes Gene Clark/Doug Dillard-Lied (von deren Platte "The Fantastic Expedition Of Dillard & Ckark") und gleich 4 Grateful Dead-Songs, die alle klasse rüberkommen, besser als von manchen Dead-Bootlegs: das eng mit den Dead verbundene Traditional "I Know You Rider" (z.B. auf "Europe 72" zu hören), der "Birdsong" (eine meiner Lieblingskompositionen von Garcia/Hunter und von Jerrys Solodebüt "Garcia (The Wheel)" von 1972) in einer echten Killerversion, Bob Weirs rockende Chuck Berry-Hommage "One More Saturday Night" von seinem Solodebüt "Ace" (ebenfalls von 1972) und dann ganz am Schluss die Dead-Countrynummer schlechthin: "It Must Have Been The Roses" von Dead-Lyriker Robert Hunter, hier mit göttlicher Pedalsteel von Kjell Karlsen.
Fazit: fast wie bei den Kinderüberraschungen: drei Dinge zusammen in einem, die mich in Verzückung bringen: Dead, Country & Motorpsycho - genialer Hippiecountryrock!
(12.10.2003)

Terry Reid: "River" (Atlantic, März 1973 * Water, März 2003)

Terry Reids leider nur sehr schmales Gesamtwerk habe ich komplett auf Vinyl, aber lange nicht mehr gehört. Darunter gibt es mit "River" auch einen absoluten Klassiker. Da musste dann natürlich das remasterte Reissue her!

Auch nach den englischen Blättern Mojo (Tim Buckley-Vergleiche) und Uncut ein Meisterwerk. Auch wenn der Glitterhousemensch das "nicht wirklich verstanden" hat. Trotzdem danke für′s Importieren.
(14.09.2003)

"its pleasures are so quiet and unassuming that they only reveal their true power through extended listening“ (Uncut)

Neil Young: "American Stars ′N Bars" (Reprise, 1977 * Aug. 2003)

Vielleicht ist "American Stars ′N Bars" nicht so "bedeutend" wie "On The Beach", aber meiner Meinung nach doch viel besser als der Ruf! Und natürlich viel besser als die anderen beiden Wiederveröffentlichungen.

Das neue Werk "Greendale" habe ich inzwischen bekommen. Und mein mulmiges Gefühl hat sich leider bewahrheitet. Ich hatte die CD bisher einmal im Player und fand sie so furchtbar, dass ich noch nicht wieder reinhören konnte. Deshalb gibt′s da vorerst keine Besprechung. Vielleicht wage ich mich heute im Laufe des Tage noch mal ran an das "Werk"...
(14.09.2003)

Ich habe "Greendale" jetzt endlich weggepackt und muss leider sagen: das wird nichts mit uns beiden! Einfach nur langweilig das Ganze. Und wenn man dann auch noch bedenkt, dass andere "Altersgenossen" wie Van Morrison und kaum Jüngere wie Emmylou Harris und Rickie Lee Jones dieser Tage zwar nichts Innovatives, aber immerhin Zeitloses in Vollendung vorlegen muss man einfach enttäuscht sein. Zumindest ist die Bonus-Live-Solo-Akustik-DVD ganz O.K.!
(29.10.2003)

Neil Young: "On The Beach" (Reprise, 1974 * Aug. 2003)
Das ist natürlich nicht das neue Neil Young-Album, sondern eines von den 6 "Lost Albums", von denen 4 am heutigen Tag ENDLICH das Licht der Welt erblicken. Des weiteren sind das "American Star'n'Bars" von 1977, die Krachplatte "Reactor" von 1981 und das etwas unscheinbare "Hawks & Doves" von 1980, aber nur "On The Beach" ist davon essentiell und gehört in jeden Haushalt. OK - "Stars'n'Bars" habe ich mir auch direkt besorgt (hatte ich bisher nicht), aber bei den anderen beiden Alben belasse ich es bei meinen alten Vinyls. Fehlen jetzt nur noch "Times Fades Away" (fast so wichtig wie "On The Beach") und der obskure Soundtrack "Journey Through The Past" (den man aber wirklich nicht haben muss). Das neue 2003er-Werk habe ich mir übrigenz noch nicht gekauft (ist aber bestellt). Nach dem schwächeren Album "Are You Passionate?" vom letzten Jahr habe ich ein etwas mulmiges Vorgefühl, wie′s wohl klingen wird - aber warten wir mal ab...
(10.08.2003)