Archiveintrag #3296 (440776) | |||||||||||||||||||||
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Terry Calliers Intonation ist einfach köstlich: es gehört schlichtweg zu seinem Charisma, dass er so manche Note knapp verfehlt. Der 59-jährige Sänger aus Chicago ist ein Phänomen seiner Zunft, er ist wirklich etwas ganz besonderes. Seine verhauchte Stimme ist einmalig, in jedem Falle unverwechselbar. Etwas zerbrechlich ist sie, vom vielen Gebrauch, aber genau so warm und schwarz, mit dem verführerischen Anflug eines voluminösen klassischen Baritons. All das ist charakteristisch - und dann kommt die Hauptsache: Terry Callier ist durch und durchweg sinnlich. Der begnadete Erzähler von Liebe, von Krieg und von Frieden füllt jeden Ton mit Anmut. Er kehrt sich nach außen und berührt uns im Innersten. Er geht auf in jedem Wort, durchlebt Melodie und Poesie mit einer beinahe erschlagenden Offenheit. Das, und die emotionale Eleganz seiner Texte, ist es was Terry Callier groß macht.
Das neue Album Lookin' Out bietet abwechslungsreiche Tempi und reichhaltige Stilistik zwischen Jazz, Rhythm & Blues und Pop. Manchmal tönt's ein wenig seicht, aber es sei ihm angesichts der vielen lyrischen und zupackenden Passagen verziehen. Die Arrangements sind sehr flexibel und nicht selten raffiniert, man spürt die Liebe zum Detail, verschiedenste Klangfarben erblühen genau im rechten Augenblick. Terry Callier überzeugt mit jeder Produktion - zweifelsfrei auch mit dieser hier. Also dann, watch out for Lookin' Out.
(Katharina Lohmann, Amazon)
Der Folksoul-Pionier Callier wird nächstes Jahr 60. Als Stil für seine reifen Jahre erwählt er nun den Jazz. Und die Musiker, mit denen er seit dem Comeback 1997 arbeitet, wuppen auch den. Es ist eine vielköpfige Band mit Bläsern, Gitarren, Keyboards, Harmonika, Streichern und mehr, doch sie stellt ihre Vielköpfigkeit nicht aus. Stilistisch decken sie und Callier vieles ab: introspektive Balladen ("Blues for Billie Holiday"), adrenalinsatten Blues ("Midnite Mile") traditionellen Brass-Jazz ("Jazz my Rhythm n Blues") oder jenen schön mit Synthies aufgeweichten Fusion-Stil für tiefe Nächte ("Stripper"). Eine in gedeckten Farben gehaltene Klang-Garderobe, die Terry Callier richtig gut steht.
(mw, Kulturnews)
Terry Callier wurde am 24. Mai 1945 in Chicago geboren und wuchs - mit Curtis Mayfield, Jerry Butler und Ramsey Lewis als Jugendfreunden - im Cabrini Green-Wohnprojekt in der North Side auf. Ab seinem dritten Lebensjahr erhielt er Klavierunterricht und mit elf Jahren schrieb er schon seine ersten Songs. Während seiner College-Zeit wechselte er dann zur Gitarre und begann in Läden wie dem Chicagoer Kaffeehaus Fickle Pickle aufzutreten, wo ihn schließlich Charles Stepney, der für Chess Records als Arrangeur tätig war, entdeckte. 1962 produzierte Stepney für das legendäre Chicagoer Label, das als Home of the Electric Blues bekannt war, dann auch Calliers Debütsingle Look At Me Now.
Bei einem Auftritt im Mother Blues Club, lernte Terry Callier 1964 den Prestige-Produzenten Sam Charters kennen, unter dessen Regie er ein Jahr später seine erste Langspielplatte The New Folk Sound Of Terry Callier aufnahm. The New Folk Sound Of Terry Callier enthielt Folk-Standards, mit jazziger Phrasierungen interpretiert und war durch die ungewöhnliche Besetzung mit akustischer Gitarre und zwei Bässen seiner Zeit weit voraus. Aber Charters verschwand unter mysteriösen Umständen mit den fertigen Mastertapes nach Mexiko und das aufgenommene Material erschien erst 1968 - und ohne Kenntnis Terry Calliers - auf Platte.
Doch Terry Callier, der nie auf den schnellen und großen kommerziellen Erfolg aus war, ließ sich von solchen Rückschlägen nicht beirren und tingelte weiterhin durch die Clubs von Chicago. Mit seinem Partner Larry Wade schloß er sich dem Chicago Songwriters Club seines alten Freundes Jerry Butler an. Callier und Wade schrieben gemeinsam zahlreiche Songs, die von Butler an lokale Labels wie Chess Records und Cadet weitergeleitet wurden. Mit The Love We Had Stays On My Mind, das von den Dells aufgenommen wurde, landete das Songwriter-Gespann 1972 seinen ersten Gold-Hit. Motiviert durch diesen Erfolg, nahm Dells-Produzent Charles Stepney, der Callier einst schon für Chess Records entdeckt hatte und nun für Cadet arbeitete, diesen für das Label unter Vertrag und produzierte mit ihm das Album Occasional Rain, das 1973 erschien. In den beiden nächsten Jahren folgten die Alben What Color Is Love? und Cant Help Myself.
1976 erlebte Terry Callier einen erneuten Rückschlag, als Cadet den Vertrag auflöste und Butler den Chicago Songwriters Club schloß. Die kurzfristige Rettung kam in der Person Don Mizells, der Callier bei Elektra unter Vertrag nahm. Doch schon nach zwei Alben (Fire On Ice von 1978 und Turn You On von 1979) und einer ersten Charts-Notierung (die Single Sign Of The Times erreichte 1979 Platz 78 der Billboard-R&B-Charts) stand Callier wieder auf der Straße, da nach Mizells Weggang von Elektra sein Vertrag wieder einmal aufgelöst wurde.
Da Callier zur selben Zeit in die Rolle eines alleinerziehenden Vaters schlüpfte, sah er sich nach einem festen Job außerhalb des wankelmütigen Musikbusiness um und verschwand dadurch bis Anfang der 90er Jahre fast komplett von der Szene. Dann erhielt er eines Tages aus heiterem Himmel einen Anruf des Briten Eddie Piller, der auf seinem Label Acid Jazz einige ältere und möglichst auch noch ein paar bis dahin unveröffentlichte Aufnahmen Calliers herausbringen wollte. Piller berichtete dem überraschten Callier, daß seine alten Cadet-Aufnahmen in den Londoner Szene-Clubs zu Rennern avanciert waren und lud den singenden Songwriter auch gleich Festival- und Clubauftritten auf die Insel ein.
Danach nahm Talkin Loud-Boss Gilles Peterson die Fäden in die Hand und stellte den Kontakt zwischen Callier, Verve und dem Produzenten Brian Bacchus her, der 1998 mit amerikanischen und britischen Musikern sowie dem Gaststar Pharoah Sanders Calliers Verve-Debütalbum TimePeace produzierte. TimePeace war eines der eindrucksvollsten Alben des Jahres und begeisterte gleichermaßen Jazz-, Folk-, Pop- und Dancefloor Music-Fans. Das zweite Verve-Album LifeTime konsolidierte den späten Erfolg Terry Calliers. Dann folgten drei Alben für das Label Mr. Bongo: 2001 zunächst das Live-Album Alive , das ein Jahr zuvor im Londoner Jazz Café aufgezeichnet worden war, 2002 Speak Your Peace und 2003 schließlich das Remix-Album Total Recall.
Biographie der Mitwirkenden
Nun hat Callier mit denselben Musikern, die ihn nun schon seit den TimePeace-Aufnahmen im Jahre 1997 treu begleiten, auch sein neuestes Album Lookin Out aufgenommen, das sich dennoch deutlich von den Vorgängern unterscheidet. Standen die letzten Einspielungen noch recht klar im Zeichen des Folk, so hat sich der Schwerpunkt nun mehr zum Jazz und RhythmnBlues verlagert. Zu den Highlights des neuen Albums gehören Nummern wie Jazz My Rhythm And Blues, der mit Biß gespielte shuffelige Uptempo-Blues Midnite Mile, das ein wenig an das Shaft-Thema und die Musik Gil Scott-Herons erinnernde Stripper, das rhythmisch mitreißende Africa Now und der elegant-lässige Paris Blues, der mit einem dezenten Bossa-Groove ausgestattet wurde.
Verve should have waited awhile before sending Terry Callier's American recording contract into the dumper. Lookin' Out is the record Callier has been looking to make since he resumed recording in the '90s. It's a sprawling, 17-track set that accents all of his strengths. including his trademark songwriting style that effortlessly blends folk, pop, soul, and jazz. Callier surrounds himself with fine players here, including but not limited to organist Chris Kibble, (who co-wrote a number of tunes here), bassist Eric Hochberg, pianist Mike Kocour, alternate drummer Jeff Thomas, Morris Jennings, and Kahari Parker, and percussionist Pennington McGee. The set begins with an intro to the album's recurring thematic piece "Truth in Tears," featuring Callier's falsetto an whispering baritone above brief and subtle wash of strings before it slides almost imperceptibly into "Jazz My Rhythm and Blues," with its smoky saxophones, McGee's hand drumming, and David Onderdonk's shimmering guitar work as it is kissed by Kocour's graceful piano. Callier is in full jazz vocal here, slipping between registers, alternately speaking and singing and crooning. "We R One," is a sweet, elegant, spiritual song that is trademark Callier with its morally instructive and uplifting lyrics. He plays acoustic guitar as he sings and is backed by a pair of female vocalists on the choruses; together they carry the tune deep into a breezy yet supernatural, laid-back groove. The hard swinging "Midnite Mile," with its front line of electric guitar and dual saxophones, is heavy on the jazz tip, and one of the finest tunes Callier has written in decades. The cover of Dino Valente's (of Quicksilver Messenger Service) "What About Me (You Gonna Do About Me") is a complete re-visioning of the tune, carrying its socially conscious theme deep into soul-jazz territory and making it all the more effective in this day and age. And "Blues for Billie Holiday" (with Howard Levy on harmonica) is one of those Callier tunes in which the empathy for his subject softly and sweetly reveals the depth of the songwriter's compassion. No idle tribute, this song, with its weave of strings, harmonica, and dreamy backdrop conjuring the late singer's image, her gift, and her difficulties in life. He offers no apology, no romantic, patronizing flattery. In his simmering baritone with the grain exposed inside his soft phrasing, he offers the mark Holiday left on him. And in the midst of this pure, jazzy soul, Callier's "Truth in Tears," uncovers itself in five parts, uniting his protagonists, themes, concerns, and celebrations. Lookin' Out is a Callier masterpiece: restrained, elegant, grateful, profound, and simply beautiful
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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Terry Callier | "Occasional Rain" | ||
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Terry Callier | "What Color Is Love" | ||
Cadet (Mrz 1973) | |||
Terry Callier | "I Just Can't Help Myself" | ||
Cadet (1974) | |||
Terry Callier | "Time Peace" | ||
Verve/Talking Loud (Mai 1998) | |||
Terry Callier | "Essential, The Very Best Of ..." | ||
Universal/MCA (Mai 1998) | |||
Terry Callier | "Lifetime" | ||
Verve/Blue Thumb (Sep 1999) | |||
Terry Callier | "Alive" | ||
Mr. Bongo (Apr 2001) |
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Erstellt: 07.2003 | Letzte Aktualisierung: 19.09.2021 17:44 | 74094 Besucher seit dem 12.09.2021 |
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