The Finn Brothers: "The Finn Brothers" (EMI/Parlophone, Aug. 2004) |
Auf das Album warte ich schon fast drei Jahre, denn bereits auf der DVD
"7 Worlds Collide" von Neil
Finn wurde diese erneute Zusammenarbeit der Brüder nach dem eher
kargen, aber trotzdem schönen "Finn" von 1995 und der kurzzeitigen
Mitgliedschaft von Tim bei Neils Crowded House auf deren Meisterwerk
"Woodface" von 1991 angekündigt.
Allerdings hat es von den 2-3 angekündigten Liedern von damals nur
"Edible Flowers" auf das neue Album geschafft: ein Meisterwerk
brüderlichen Wechselgesangs. Wie bei erfolgreichen Crowded House-Zeiten
wurde auch wieder mit Mitchell Froom zusammengearbeitet: die (kommerziellen)
Ansprüche sind also deutlich höher als bei den "Homerecordings"
von "Finn". Ob das Album jetzt aber die Klasse von "Woodface"
hat (wie einzelne euphorische Fans behaupten) kann ich so schnell nicht
beurteilen. Das ist aber auch völlig unerheblich, denn wenn die Finn-Brüder
zusammen komponieren, spielen und singen, so ist das auf jeden Fall ein
Genuss. Und für mich eines der wenigen echten Highlights im laufenden
Jahr so weit!
(28.08.2004)
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Aus der Amazon.de-Redaktion
Seit sich die neuseeländische Popformation Crowded House Ende der
Neunziger auflöste, leben sich die Brüder Neil und Tim Finn
gern abseits der Hektik des ganz großen Pop-Geschäfts aus.
Everyone Is Here, das zweite Album der beiden, weist nicht die satte Produktion
und die grandiosen beatlesschen Melodien auf, die Titel wie "Weather
with You" und "Fall at Your Feet" beiderseits des Atlantiks
zu Radiohits machten, sondern kommt mit einem warmen, weichen, nicht so
vielschichtigen Akustik-Sound daher, der fast genauso gut zu den Songs
des Duos passt. Die Höhepunkte des Albums finden sich vor allem in
der ersten Hälfte. "Luckiest Man Alive" ist ein kräftiger
Rocker, ein Song, wie ihn die Stereophonics auch mal gerne hinbekommen
würden. Das an U2 erinnernde "Anything Can Happen", ein
wuchtig-monumentaler Song mit klirrender Gitarre und wummerndem Schlagzeug,
soll wohl früh klarstellen, dass die Finns keineswegs an ihrem bewährten
Stil kleben. Wahrscheinlich werden zu diesem Album keine Videoclips gedreht,
die auf Heavy Rotation bei MTV laufen. Muss ja auch nicht sein. Wer die
unaufgeregte Musik der Finn-Brüder mag, dem dürfte Everyone
Is Here ans Herz wachsen. --Louis Pattison
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The Soundtrack Of Our Lives: "Origin Vol.1" (Warner, Okt. 2004 |
2004 ist ein gutes Jahr für Rock "Made In Sweden": Da
fallen vielen Leuten natürlich in erster Linie die Hives,
mit denen ich mich aber bisher noch nicht beschäftigt habe, ein.
Die sind wahrscheinlich auch ziemlich gut, aber Hypes nerven mich eher
als dass sie mich neugierig machen. Im Sommer gab's in Haldern den genialen
Nicolai Dunger zu sehen und zu hören - und eben die Kapelle
von Ebbot Lundberg, den vielleicht noch der eine oder andere
von Union Carbide Productions kennt.
Die waren auch sehr gut, lagen ein bisschen in Richtung MC5
und Stooges, aber die "neue Kapelle" (ich will sagen:
auch TSOOL haben auch schon wieder ein paar Jährchen und Platten
auf dem Buckel!) ist jetzt richtig klasse. Live waren sie in Haldern
total überzeugend mit ihrem tief in den 70ern verwurzelten Rockmusik
ohne ein einziges Gramm Nostalgie.
Auf die Platte habe ich voller Ungeduld bis heute warten müssen,
denn sie kam von einem Herren, der vom Körperumfang her eine gewisse
ähnlichkeit mit Herrn Lundberg hat.
(24.12.2004)
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Das war schon bitter, als Union Carbide Productions 1993
den Löffel abgaben, weil sie zwar vom Lob überschüttet wurden
und doch erfolglos blieben. So einfach aber ließ sich Sänger
Ebbot Lundberg nicht unterkriegen und ein paar Jahre später war mit
The Soundtrack Of Our Lives das nächste Rock-Monster geboren, das mit
Origin Vol.1 nun sein viertes Kind geboren hat. Prächtig ist es geworden.
Das europäische Pendant zu Radio Birdman, New Christs oder MC 5 sind
TSOOL nicht mehr. Der ausgeflippte und krachende Sixties-Garagenrock musste
den Rückzug antreten, denn die Band aus Göteborg hat verstärkt
den Pop entdeckt. Losgelöst von der Zeit klingt Origin Vol.1, und so
verwöhnt einen das Album des schwedischen Six-Packs mit psychedelischen
Hymnen wie "Song For The Others", "Lone Summer Dream"
oder "Wheels Of Boredom", die den Geist der Beatles, Byrds oder
Beach Boys aufgesogen haben. Ihnen gegenüber stehen kraftstrotzende
Nummern wie das an "Pinball Wizzard" von The Who erinnernde "Transcendental
Suicide" oder der Up-Tempo-Space-Rocker "Bigtime". Dazwischen
haucht einen Jane Birkin in "Midnight Children" noch ein paar
Verse in die Ohren, und spätesten da ist klar: The Soundtracks Of Our
Lives ist ein großer Wurf gelungen. --(Sven Niechziol , www.Amazon.de) |
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Ebbot Lundberg und The Soundtrack Of Our Lives retten einmal mehr
den klassischen Rock der 60er-Jahre: Sie führen ihn ins dritte Jahrtausend.
Wien - Ende der 80er-Jahre musste man sich um Ebbot Lundberg ernsthaft
Sorgen machen. Der junge Mann gab damals mit seiner heute legendären
Band Union Carbide Productions nicht nur auf Alben wie In The Air Tonight
oder From Influence To Ignorance den schwedischen Iggy Pop. Auch vom selbstzerstörerischen
Lebensstil und den Konzerten her standen alle Regler im roten Bereich.
Alkohol und Amphetamine, Schweiß, Tränen und Gewalt. Bei einem
denkwürdigen Konzert im alten Wiener Chelsea, an das sich heute nur
mehr Menschen erinnern können, die gar nicht dabei waren, wurde die
gefährliche Mischung aus Größenwahn, persönlichen
Tragödien und nackter Zerstörungswut an die Grenzen geführt.
Kaum hat man jenseits von Ebbot Lundberg einen Sänger und Performer
gesehen, der mit derartiger Konsequenz und mangelndem Respekt vor den
eigenen physischen wie psychischen Belastbarkeitsgrenzen zur Sache ging.
Union Carbide Productions nahmen vor eineinhalb Jahrzehnten den Rock
'n' Roll der bösartigen Denkungsart so ernst, dass alles andere als
Kinderjause erscheinen musste. Selbst die beherzteren Vertreter des parallel
dazu auftretenden US-Grunge wie Mudhoney, Tad oder Nirvana wirkten dagegen
blass.
Dass Lundberg diese Zeit überlebt hat, verdankt er heute sichtlich
nicht nur einem bescheideneren und bis hin zum Wohlstandsbauch gesundeten
Lebensstil. Schon die späten Union Carbide Productions hatten bezüglich
der Erweiterung von Lundbergs künstlerischem Spektrum - und damit
seiner Selbstrettung - zunehmend Probleme. Zu den metallisch kreischenden
Gitarren, den dumpfen Riff-Prügeleien und dem entfesselten Gebrüll
gesellten sich auch neue Einflüsse.
Spurensicherung
Bei der Nachfolgeband The Soundtrack Of Our Lives und in Folge auf grandiosen
und zwingenden Arbeiten wie Welcome To The Infant Freebase (1996) oder
zuletzt Behind The Music aus 2001 sind nicht nur zunehmend getragenere
Rocksongs zu hören. Die klingen nach dem Überfallkommando Iggy
Pop & The Stooges heute mehr nach nachfolgender Spurensicherung. Will
heißen: Ebbot Lundberg hat über all die Jahre nicht nur konsequent
an seinem Traum festgehalten, aus dem Chaos der Jugend die Stil- und Selbstsicherheit
des Alters zu destillieren.
Auf dem jetzt dank der Fülle des Materials erschienenen ersten von
insgesamt zwei bis drei in schneller Folge zur Veröffentlichung geplanten
neuen Album, Origin Vol. 1 (Vertrieb: Warner), hat sich der gequält
bis gepresst, aber immerhin endlich singende Vollbart- und Kaftanträger
Lundberg als Demis Roussos des Gitarren-Underground gemeinsam mit seinen
Kollegen auch einen weiteren entscheidenden Schritt Richtung Diversifizierung
entwickelt.
Den zügellosen Gitarren-und Entgrenzungsritualen von Iggy Pop &
The Stooges standen damals zeitgleich immer auch die konsensfähigeren
Modelle Rolling Stones, The Doors oder auch die etwas verschrobeneren
und hier endlich voll zur Geltung kommenden Love mit deren genialischem
Songwriter Arthur Lee zur Seite.
Gerade deren abgehobener wie gleichzeitig erdverbundener Psychedelic-
und Folk-Rock-Klassiker Forever Changes aus 1967 scheint Lundberg Zeit
seiner neuen Band zunehmend zu beschäftigen. Inklusive aller für
einen gestandenen Sixties-Anhänger obligaten Beatles-Einflüsse
bei den Melodien wie Harmonien zeichnen sich auch die neuen Songs durch
eine ebenso gut abgehangene wie zeitlose Form von Rock aus.
Der basiert auf poppigen Psychedelic-Spielereien ebenso, wie auf einem
festen Rockfundament. Die hier vermittelte Schwere (oder Schwerfälligkeit)
im Gestus wird immer auch leichtfüßig wie vom Songaufbau her
zwingend nach vorne marschierend interpretiert.
Allein wie sich das wunderbar nostalgische und gleichzeitig moderne wie
zentrale Albumstück Transcendental Suicide ("We're gonna last
forever!") irgendwo im Zeitloch zwischen Gimme Shelter- oder All
The Young Dudes-Chören aufbaut!
Am Ende bricht alles nach sechs Minuten im symphonisch nachklingenden
Tonbandchaos der späten Beatles zusammen. Doch dann geht es ohne
Naht mit einem mächtigen Riffrock, dem Stück Bigtime weiter:
"Welcome to the future!" Won't Get Fooled Again von Who's Next
von The Who aus 1971, die Durchhalteparole zum Ende der Sixties, kündet
in Kombination mit melancholisch verhallter Gitarrenlehrer-Konzertgitarre,
wimmernder Orgel, gemütlich tuckernden Analog-Synthesizern und vom
Punk her stürmenden und drängenden Gitarren vom Gefühl
des Sieges in der Niederlage.
Danach doch wieder milde Resignation bei träge-hymnischer Melodie,
Heading For A Breakdown: "Some people think they're aging too fast,
living in a race against the past, they cannot feel the present day, but
there's always time to fade away." Rock, diese letzte Bastion des
Pop, in der es nicht zwangsweise peinlich wirkt, wenn jemand zurückblickt,
um Kraft für das Morgen zu schöpfen, kommt hier zu einem milde
stürmischen, neuen Höhepunkt. Zeitlose Größe. Klassikrock!
(DER STANDARD, 19.10.2004)
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Nicolai Dunger: "Here's My Song, You Can Have It... I Don't Want It Anymore /Yours 4-Ever" (Virgin/Dolores, März 2004) |
Die Platte habe ich auch schon ein paar Wochen im Regal und fand sie auch
direkt sehr schön, aber erst nach seinem tollen Auftritt beim Haldern
Openair hat es "so richtig gefunkt"! Dieser junge Mann aus Schweden
schreibt wunderbare Songs, singt richtig gut (der Van Morrison-Vergleich
ist gar nicht so daneben!) und sucht sich immer wieder neue und interessante
Partner für die Zusammenarbeit. Dieses mal sind es Mitglieder der
amerikanischen Band Mercury Rev, was dann auch sehr schön
zusammenpasst. In meiner Begeisterung habe ich mir auch zwei ältere
Veröffentlichungen zugelegt, die z. Z. bei Amazon verramscht werden:
"Tranquil Isolation", die
eher karge Zusammenarbeit mit Will Oldham (Palace Music, Bonnie
"Prince" Billy) von 2002 und besonders "Soul
Rush" von 2001, aufgenommen mit schwedischen Jazzmusikern (u.
a. vom Esbjörn Svensson Trio), das man ohne rot zu werden
mit Astral Weeks in einem Atemzug
nennen darf.
(21.08.2004)
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2004er Album, nein: Werk des Schweden. Sieht man von kurzen, zurückhaltenden
Momenten allein zur Harfe oder akustischen Gitarre ab, ist das siebte
(andere Quellen behaupten neunte) Album ganz großes Drama geworden,
voller Sentiment im breiten Feld zwischen epischer Tragödie und überschäumender
Burleske angesiedelt (man merkt dem Album die tatkräftige Mitwirkung
von Jonathan Donahue, Grasshopper und Jeff Mercel von Mercury Rev deutlich
an). Wie Will Oldham, der als Prinz Nashville für sich entdeckte,
so zelebriert Dunger hier die macht- und gefühlvolle Balladen-Symphonie
in Spectorschem Breitwand-Format, komplett mit weinender Steel-Guitar,
virbrierender Hammond, hallendem Schlagzeug, Glockenspiel, Piano, Streichern
und Gebläse. Wenn das Tempo anzieht, geht es Richtung 50er/60er RocknRoll
und Surf (aber immer im Spector-Format), und die Country-Elemente weisen
deutlich in ganz weites Land. Mit einer Stimme zwischen der Brüchigkeit
des großen Oldham, der Intensität des (sagt man mittlerweile
frühen?) Ryan Adams und einem ganz dezenten Knödeln
zwischen (weniger) Morrison) und (mehr) Ron Sexsmith weiss Dunger diesen
großen Anspruch mit Liebe, Gefühl und mitreissendem Leben zu
füllen und schenkt uns so ein gutes Stück von der Torte des
Lebens. (Glitterhouse)
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Neues Album, neue musikalische Ausrichtung: Nicolai Dunger
lässt sich nicht so einfach kategorisieren. 2002 spielte der schwedische
Singer/Songwriter mit Will Oldham das zurückhaltende Album Tranquil
Isolation in Kentucky ein und nahm mit Calexico die bezaubernde Coverversion
des Love-Klassikers Alone Again Or auf. Für Here's My Song, You Can
Have It, I Don't Want It Anymore. Yours 4-ever Nicolai Dunger hat sich der
sehr stille, sympathische Skandinavier erneut Unterstützung aus den
Staaten geholt. Teile seines nun schon neunten Albums entstanden in New
York mit den Mercury-Rev-Mitgliedern Jonathan Donahue, Grasshopper und Jeff
Mercel. Auch deren Haus-Produzent Dave Fridmann ist beteiligt.
Für Außenstehende mögen das nur Namen sein, doch die
Unterschiede in der Arbeitstechnik könnten unterschiedlicher nicht
sein. Dunger schreibt und arrangiert seine Songs oft in ein bis zwei Tagen,
während Mercury Rev ihre Tracks langsam Schicht um Schicht zusammenbauen
und auftürmen. Und doch haben sie Wege gefunden, die sich kreuzen.
Die zu voluminösen, orchestralen Sounds neigende NY-Fraktion erstickt
die Dunger-Songs nicht, sondern lässt den die Liebe thematisierenden
Liedern Luft. Dunger rockt, wimmert, zieht sich zurück, wirkt heiter
und arbeitet mit Elementen aus Blues, Folk und Country. Mercury Rev steuern
entsprechend karge oder üppige Arrangements bei, die Here's My Song,
You Can Have It... zu einem stimmungsvollen Album machen, das das Thema
Liebe stets trifft: Mal hängt der Himmel voller Geigen, mal tragen
die Noten Trauer. (Sven Niechziol, Amazon)
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Jim Lauderdale: "Headed For The Hills" (Dualtone, Mai 2004) |
Endlich: heute in der Post war nach wochenlangem Warten das neue Werk
meines Lieblinxsongschreibers (zumindest in der Abteilung "Nashville
i.w.S.") mit 13 neuen Liedern - und alle zusammen mit Grateful-Dead-Texter
Robert Hunter geschrieben! Gab's bisher nur einzelne Kollaborationen,
entstand jetzt ein ganzes Album, auf dem Hunter zwar nicht mitspielt oder
mitsingt (hat er bei den Dead ja auch nie gemacht!), aber für die
hohe Qualität des Liedmaterials (irgendwo zwischen Country, Bluesgrass
und Singer/Songwriter) mit zuständig ist. Neben den Liedern selber
ist die Umsetzung auch wunderbar gelungen: fast durchweg bluesgrassig-akustisch
und nur spärlich mit E-Gitarre, Keyboards(!) und Pedalsteel, und
nur ein einziges mal mit Schlagwerk. Obwohl sich die Grossen der "alternativen"
Nashvilleszene die Klinke in die Hand gaben klingt das ganze Album wie
aus einem Guss. Hier das obligatorische Namedropping: Harmonien von Emmylou
Harris, Allison Moorer, Gillian Welch und Buddy Miller,
Saitenzauberei von Darrell Scott, Tim O'Brien, Bryan
Sutton, David Rawlings, Bucky Baxter u. a...
(09.09.2004)
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seit etwa 5 Jahren arbeitet Lauderdale phasenweise mit dem ehemaligen Jerry Garcia/Grateful Dead-Obertexter Robert Hunter zusammen, auf allen jüngeren Alben ist mindestens eine derartige Teamarbeit zu hören gewesen. Nun der große Showdown: Alle 13 Tracks sind brandneue Kompositionen der beiden Musiker, die eigentlich aus sehr unterschiedlichen Ecken der Americana-Historie stammen. Nicht nur in den stark umrissenen Charakteren von 'Sandy Ford (Barbara Lee)', 'Trashcan Tomcat', 'Crazy Peg And Darby Doyle' oder 'Joanne' ist Hunter's deutliche Handschrift gut zu hören. Lauderdale singt wie immer göttlich in seinem ganz eigenen Kosmos zwischen Folk, Country und Bluegrass, verbindet Tradition und Moderne wie kein anderer in diesem Bereich! Die Begleitung ist wieder exzeptionell: Darrell Scott, Bryan Sutton, Byron House, Tim O'Brien, David Rawlings & Gillian Welch, Pat McGrath, Bucky Baxter, Emmylou Harris, Buddy Miller, Allison Moorer und auf 'Upside Down', der einzigen elektrischen Roots Rock-Nummer, Donna The Buffalo. Wieder sehr, sehr empfehlenswert!!
(Glitterhouse)
One of the most immediately notable things about the ever-prolific Jim Lauderdale's Headed for the Hills is who's not listed on the cover: lyricist Robert Hunter. Hunter does not perform on the set, but he co-wrote every song. If you are incredulous in wondering why Hunter should receive a billing credit, the answer is simple: there is an elegance and beauty to this album that would never have existed without him. Lauderdale is a fine songwriter, but he does not possess the romantic historical classicism and formalism that Hunter does. In fact, with the possible exception of Bob Dylan, no one in American roots music does. On first listen, what grips the listener is how much of a piece these songs are. They feel like a song cycle of life slices from the rural edges of American life. Rich with guitars, fiddles, harmony vocals, mandolins, and a distinct lack of drums, this is back porch, Saturday night music, played among friends while observing the passing day, the surrounding terrain, legends, and the places in the heart that are not easily given over to conversation. Hunter is a master at communicating the interconnectedness of all three; he has the ability to make the commonplace epic, which he does with Lauderdale's stunning, out-of-antiquity melodies. But this is a stretch for Hunter too; there is no slow California stroll in his approach because Lauderdale's melodies are rooted in the urgency of rural and mountain music from the Civil War as well as modern bluegrass and antiquated American folk songs derived from Anglo-Celtic balladry. Lauderdale understands tradition in a way few modern songwriters do -- he's not interested in taming it for the sake of palatability, or taking away its weird, unsettling alien power. There are a boatload of guests on this set, including instrumentalists Darrell Scott, Tim O'Brien, Donna the Buffalo, and David Rawlings, as well as singers Buddy Miller, Gillian Welch, Emmylou Harris, and Allison Moorer. While there are at least three core bands on these sessions, almost all the songs feel like they were recorded in a single session with the exception of the closer, "Upside Down," with Donna the Buffalo providing their own quirky brand of accompaniment. While there are no thruway tracks, standouts include "Paint and Glass," "Headed for the Hills," "Tales From the Sad Hotel," "High Timberline," and "Joanne."
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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Paul Weller: "Studio 150" (V2, Sept. 2004) |
Ich kann mich zwar jetzt nicht mehr konkret erinnern, ob ich Paul Weller
bei meiner neuen Themenseite "Singer/Songwriter
covern selber" bereits im Hinterkopf hatte - aber auf jeden Fall
ist das hier ein gelungenes Beispiel dafür. Ich mag es sehr, an bekannten
Songs neue Facetten zu entdecken - und auch neue Songschreiber kennen
zu lernen. Ohne in die Credits der Platten zu gucken hätte ich so
manche Juwele der Popmusik wohl nicht entdeckt! Was leistet der gute Paul
nun in dieser Hinsicht? Die Ausführung ist (wie immer bei ihm) ganz
ausgezeichnet. Die Songs? Bekanntes in interessanter Bearbeitung (z.B.
Bob Dylans "All Along The Watchtower", Tim Hardins
"Don't Make Promises" und Neil Youngs "Birds")
und viel Unbekanntes (eher aus der Soulecke). Wiederentdeckungen? Gil
Scott-Herons "The Bottle" habe ich schon seit Ewigkeiten
im Plattenregal und muss ich wohl unbedingt auch im Original mal wieder
auflegen. Irgendwas zu meckern? Eigentlich nicht. Das Noel Gallagher-Cover
brauche ich persönlich zwar nicht, allerdings klingt's Gott sei Dank
nicht nach Oasis. Nur auf der Bonus-DVD gibt es dann noch "Family
Affair" von Sly & The Family Stone als Audiotrack mit
mehr oder weniger beweglichen Bildern, das ich jetzt leider gar nicht
beim Autofahren hören kann...
(15.09.2004)
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Ein Geständnis vorweg: ich war nie ein fanatischer
Jam-Fan, hatte zwar mal eine mittelschwere Style Council-Phase, bin aber
auch kein wirklicher Kenner aller Paul Weller Soloalben, mal abgesehen von
einer erst kürzlichen, aber umso heftigeren Liason mit Wild Wood.
Aber so wie der Mann seit fast 30 Jahren mit erhobenem Haupt durch die Musikszene
cruist, das macht ihn einfach unangreifbar. Und nun bringt er uns ein Album
mit Coverversionen! Sowas hat ja immer das Stigma des Überbrückungsalbums,
bis dem Künstler selber wieder was einfällt, aber mir ist das
egal, denn ich liebe diese Dinger.
Und mit Studio 150 hat der Modfather ein echtes Highlight
des Genres hingelegt, das in absolut jeder Hinsicht überzeugt. Etwaige
Zweifel werden gleich mit If I Only Could Be Sure weggefegt,
einem obskuren Track von Nolan Porter, der in Northern Soul Kreisen zu
den Schätzen gezählt wird. Mit Druck und voller Hingabe stürzt
sich Weller in die Aufgabe und nimmt sich danach gleich Wishing
On A Star (Rose Royce) zur Brust, welches mit Timmy Thomas-Gedächtnis-Rhythmusbox
beginnt und sich zum fulminanten Tanzbodenfüller mit Motown-Garnierung
steigert. Tim Hardins Don´t Make Promises erfährt
eine Tempo-Auffrischung und klingt mit seinem scheppernden Schlagwerk
wie ein The Band-Outtake zirka 3. Album. Downright funky und heftig uptempo
geht es bei The Bottle (Gil Scott-Heron) zur Sache, bevor
Weller und Band das Traditional Black Is The Colour akustisch
und wunderschön elegisch umsetzen.
Und in diesem Stil geht es weiter: Close To You (Carpenters,
kommt wie ein Style Council Tune), Early Morning Rain (Gordon
Lightfoot, akustisch/britisch countryesk), One Way Road (Oasis,
im Deep Soul Gewand) und Thinking Of You (Sisters Sledge,
Brit-Jazz/Folk meets Philly Strings).
Aaron Neville´s Hercules fehlt es etwas an der Geschmeidigkeit
des Originals, aber das ist einer meiner Top-5 Lieblingssongs und da bin
ich etwas voreingenommen. Und als vorletzten Songs bietet er uns dann
All Along The Watchtower, wo sich garantiert jeder fragt:
muß das sein? zumindest darf es, denn Weller
macht hier eine Hammond B3 zum Leadinstrument und gibt dem Song mittels
mehrerer pechschwarzer Backgroundvocals einen veritablen Gospel-Touch.
Und je öfter ich das Stück hören, umso tiefer berührt
es mich. Zum abschließenden Birds setzt er sich ans
Piano, um mit seiner rauen Stimme einen angenehmen Kontrast zu Neil Youngs
Organ zu bieten.
So gehen ganz famose 46 Minuten zu Ende, ein Album, an dem ich nichts
auszusetzen habe. Volle Punktzahl gibt es auch für die äusserst
seelenvoll agierende Band, die die Stücke trotz vielfältiger
Arrangements und verschiedenster Herkunft zu einer Einheit zusammenzurrt.
Ob es nun für Weller ein einfach aufzunehmendes Album war, oder ob
er - um dem Original gerecht zu werden - an jedem Song fast verzweifelt
ist, das ist hier nicht herauszuhören. Denn Paul Weller ist hier
mit Herz und Seele dabei, dabei aber auch so was von souverän, dass
man einfach nur begeistert sein kann. (Glitterhouse)
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The Jam coverten Motown-Hits, Style Council machten sich
den gepflegten Funk der 70er-Jahre zu Eigen, und Paul Weller hat als Solokünstler
schon den einen oder anderen Abstecher in den weißen Soul unternommen
-- was soll man da zu Studio 150 sagen, einem Album, das ausschließlich
Coverversionen enthält? Ein gewagter Schritt -- und ein weitgehend
erfolgreicher, dank der vielfältigen und überlegten Songauswahl
und Paul Wellers unverkennbaren Sound. Das soll nicht heißen, dass
hier alles Wellers üblichem, eher rockigem Sound gehalten wäre:
Noch war er so funky wie auf "The Bottle"; und "Don't Make
Promises" erinnert in seiner relxten Lockerheit ein wenig an The Band.
Die besten Ergebnisse erzielt er allerdings, wenn er altbekannte Klassiker
mit seinen Arrangements verfremdet, die größtenteils geglückt
sind. Auf "Wishing on a Star" verwandelt er sich in einen melancholischen
Varietee-Sänger, während Dylans "All Along the Watchtower"
als keyboardbetonte Nummer mit mitreißenden Gospelsängern interpretiert
wird. Mit den weniger bekannten Songs dürfte Weller einerseits manche
seiner Fans auf die Idee bringen, sich die Originalversionen einmal anzuhören,
andererseits aber auch neue Freunde gewinnen. Die Neufassung von Neil Youngs
"Birds" ist genial, wenngleich Wellers rauchige Stimme stark mit
Youngs hohem Tenor kontrastiert. Addiert man zu alldem noch die erwartungsgemäß
hervorragenden Musiker (wenn auch etwas weniger Gitarrenarbeit zu hören
ist als sonst) und Wellers wie immer engagierten Gesang, so ergibt sich
ein Album, das Wellers Anhängerschaft wohl ebenso ansprechen wird wie
Fans der Originalinterpreten. (Thom Allott, Amazon.de) |
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For Studio 150, his seventh solo studio album, Paul Weller delivers his
first offical covers album. Not that he's been reluctant to cover other
songwriters, of course. Throughout his career, he's made covers a staple
of his records and concerts. In fact, he cut so many as B-sides in the
'90s that his 2003 B-sides and rarities compilation Fly on the Wall had
a whole disc devoted to material from other songwriters. Studio 150 feels
like a sister album to that disc, and not just because it shares a similar
sensibility and has songs by both Tim Hardin and Neil Young. Musically,
Studio 150 sounds as if it could have been recorded in 1995 as the missing
link between Stanley Road and Heavy Soul, containing the swinging mod
vibe of the former with the tough, muscular punch of the latter. While
it could be argued that Weller is treading water, or even retreating after
the subtle shifts forward on Illumination, it's almost a moot point, since
the band sounds terrific and he's in fine voice. Plus, this is a covers
album and innovation isn't exactly expected on covers albums. What is
expected is that the artist puts his own signature on songs from another
writer, and Weller does that. True, as a whole Studio 150 doesn't sound
all that different from other records in his catalog, but he's managed
to find new spins on perennials like "Close to You" and "All
Along the Watchtower," interpretations that fit within his signature
blend of '70s soul, mod pop and singer/songwriter introspection. Not surprisingly,
the bulk of the album consists of songs from the late '60s and '70s, with
selections from singer/songwriters like Tim Hardin, Gil Scott Heron, Gordon
Lightfoot and Neil Young sitting comfortably next to relatively obscure
soul and disco singles (with a previously unrecorded song from Weller
disciple Noel Gallagher blending into the surroundings nicely). Some of
these songs are familiar, but these arrangements are distinctly Weller's
own, and it makes for an effective listen -- maybe not a major effort
from the Modfather, but an enjoyable one all the same. (by Stephen Thomas
Erlewine, AMG)
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Penelope Houston with Pat Johnson: "Pale Green Girl" (DBK, April 2004) |
Völlig überraschend kam diese Platte zu mir!!! In den USA bereits
im April erschienen und von meinem Hauslieferanten Glitterhouse bisher
verschwiegen (warum?) gibt es nach langen Jahren von verunglückten
Major-Veröffentlichungen und obskuren Indie-Samplern endlich wieder
was Neues von der Frau, die mich durch ihre Platte "The
Whole World" von 1993 mal tief beeindruckt hatte und einer der
wichtigsten Auslöser war, meinen eigenen Versuch in akustischer Musik
(=W4L) ernsthaft zu betreiben. "Pale Green Girl" ist zwar mehr
Pop und Rock als Folk, statt Mandoline und Melodica gibt's von ihrem musikalischen
Partner Pat Johnson (Ex-The
Wellsprings Of Hope) E-Gitarren und auch mal Keyboards, aber doch
so wunderbar geraten, dass ich da wohl einen weiteren ernsthaften Kandidaten
für die Platte des Jahres gefunden habe...
(02.07.2004)
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Pale Green Girl electrifies the adult alternative leanings of Penelope Houston's recording past, supporting her willowy vocals with stripped-down percussion, chiming guitars, and warm organ tones. Houston and collaborator Pat Johnson have designed Pale Green Girl as a take on those arty soundtrack albums that accompanied fish-out-of-water French love stories in the 1960s. (Setup: Porcelain-featured American girl meets perpetually smoking Parisian rogue; they ride his Vespa in slow motion.) Though its songwriting occasionally falters, the creativity and fun of its theme largely keep the album afloat. Opener "Take My Hand" updates the Kinks and the Beatles the Olivia Tremor Control-style, while "Bottom Line"'s spidery guitars and chilly organ give Houston an opportunity to be a bit coy. "I know you think that I love you/But maybe I don't," she sings. "Baby I don't need you/And that's the bottom line." The doting "Aviatrix" is even better. Houston assumes the role of a young Marianne Faithfull, singing in beautiful, yet tragic lullaby tones as plaintive notes drift in an out of focus behind whispering, supporting harmonies. It's all very arty and cool, but wisely never tries to do too much with production, instead letting Houston's detached vocal and the instruments paint the mood. As a result, Pale Green Girl has appeal for everyone from power pop and garage aficionados to precocious indie poppers and fans of the vintage product. Highlights include the aforementioned "Aviatrix," the clear-eyed pop of "Flight 609," and the hazy psychedelic influences wafting through "Walnut" and "Soul Redeemer." (The former also gets points for mentioning nougat). Pale Green Girl ends prettily with a cover of John Cale's "Buffalo Ballet." Houston's voice seems to waver a bit here, but like the album's overarching theme, that slight failing is buoyed by highly evocative atmosphere, here provided by brittle piano runs and filtered backup vocals. It's the soundtrack to the love story in your mind.
(Johnny Loftus, all music guide
Es scheint der Monat der glorreichen Rückkehr der Indie-Königinnen zu sein. Nicht nur Juliana Hatfield weiss dieser Tage mit ihrem Solo-Album schon nicht mehr gehegte Erwartungen zu übertreffen, auch Penelope Houston ist erfreulich euphorisch zurückgekehrt. Losgelöst vom überzuckerten Drumherum der beiden Vorgänger-Alben, haben sowohl die Songs als auch die klare, reizvoll-schlichte Stimme Houstons endlich wieder Raum zur Entfaltung und Wirkung, geradlinig und direkt werden klare Gitarren, sparsames Schlagzeug, Klavier, zitternde Hammond in eine ebenso bodennahe wie flugfähige Mischung aus coolem 60s Soundtrack, garagigem Beat und melodiösen Pop verwandelt. Das alles passt hervorragend zu Penelopes Geschichten, kommt zudem natürlich, unaufgeregt und dennoch durchdacht daher, dass die Freude am Einspielen spürbar ist. Als Co-Komponist, Co-Autor, Co-Produzent und Viel-Instrumentalist zurück an Houstons Seite: Pat Johnson.
(Glitterhouse)
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Allison Moorer: "The Duel" (Sugar Hill, April 2004) |
Das
5. Album von Shelby Lynnes kleiner Schwester wirkt gegenüber
den 3 Studioalben wie ein Bruch und ist quasi eine Art Neubeginn auf
kleinerem Label nach der MCA/Universal-Phase, die ja im Vorjahr mit
einem schönen Livealbum
samt DVD endete. Allerdings konnten wir da schon ihre Interpretation
des Neil-Young-Klassikers "Don't Cry No Tears" hören.
Jetzt hat Sie diese deutlich rockigere, straightere Richtung verstärkt:
der Opener "Ain't Giving Up On You" klingt mit seinen zwei
angezerrten Rhythmusgitarren und dem schweren Groove von Bass und Schlagzeug
ganz extrem nach Crazy Horse und ist absolut gelungen! Balladen
gibt es natürlich weiterhin, aber die kernigen Midtempo Rocker
stehen ihrer kräftigen Stimme doch ganz ausgezeichnet.
Gute Songs, knappe Arrangements , ein kompaktes Bandgefüge ohne
irgendwelche bekannten Gastmusiker und eine dichte Live-im-Studio-Produktion
sorgen für ein stimmiges und durchgehendes Country-Rock-Feeling.
Bis auf den hier auch als Trommler fungierenden Produzenten R.S.
Field, der auch schon das Livealbum betreute und den ich schon von
mehreren Sonny Landreth-Platten her kannte, ist mir der Rest der Band
völlig unbekannt: Gitarrist Adam Landry und Bassist John
Davis.
(07.07.2004)
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Graham Parker: "Your Country" (Evangeline/Bloodshot, April 2004) |
Von Herrn Parker habe ich lange nichts mehr gehört - und dann kommt
"out of the blue" dieses wunderschöne "LoFi"-Singer/Songwriter-Album,
spartanisch im Gitarre/Bass/Schlagzeug-Trio aufgenommen! Zeitgleich
mit Elvis Costello (eigentlich
sogar etwas eher!) startete er Mitte der 70er, mitten im Punkrocktrubel,
seine Karriere als "Graham Parker
& The Rumour" und wurde dann fälschlicherweise oft
als "New Wave" verkauft (diesen Unsinn machte man damals auch
mit Mink DeVille!). Manch einer
wird sich vielleicht an seinen Rockpalastauftritt oder den "Hit"
(im weiteren Sinne) "Hey Lord, Don't Ask Me Questions" erinnern.
Die Musik ist klassischer Graham Parker, nur mit weniger (finanziellem)
Aufwand produziert und (inzwischen offensichtlich) ohne Ambitionen für
den großen Durchbruch. Spannend ist es auch das Booklet des zugegebenermaßen
etwas hässlichen Covers zu lesen. Voller interessanter Querverweise,
die euch als Parker-Novizen vielleicht das Album schmackhaft machen
können oder zumindest meine Begeisterung anschaulicher machen:
- dem englischen Vertriebslabel Evangeline verdanken
wir auch das gelungene Comeback von Man
- das Stammlabel Bloodshot aus Chicago ist seit einigen
Jahren die Heimat angesagter "Alt-Country"-Acts, wie
den Waco Brothers von Jon Langford und hat auch das Solodebüt
von Ryan Adams veröffentlicht
- Bassist Tom Freund habe ich mal live als Ersatzmann
für Alejandro Escovedo bei den Setters
aus Austin/Texas gesehen
- Don Heffington begann bei Lone
Justice, ist angesagter Studiotrommler in L. A. und Nashville,
leistet sich aber auch gelegentlich die Zusammenarbeit mit "schrägen"
Künstlern wie Mark Olson/Victoria
Williams
- Bei einem Lied hat er Lucinda Williams als Duettpartnerin
dabei
- und dann gibt's auch noch als einzige Coverversion, sowieso
selten bei Graham Parker, "Sugaree"
von Jerry Garcia, dass ich gerade gestern selber für
die neue W4L-CD abgemischt habe!
Wen wundert es nun noch, dass ich mich bei dieser Platte sehr "heimisch"
fühle? Ein Kandidat für mein Album des Jahres!
(30.04.2004)
Ein kleiner Klick auf "Info" bringt Euch zu der witzigen
Geschichte, wie Graham Parker, den bisher niemand als Deadhead verdächtigt
hat, zu "Sugaree"
gekommen ist!
(16.05.2004)
Mehr ...
... deutliches Country-Rock/Twang-Glaubensbekenntnis ...
Dass der Mann, der immer wieder irreführend in die New Wave-Kiste
gesteckt wurde, dabei doch tief in seinem Herzen immer ein dem Pub-Rock
nahestehender, The Band-verehrender scharfblickender Singer-Songwriter
gewesen ist, ein Herz für die Country-Wurzeln hat, war im Laufe der
Alben und Jahre immer wieder hörbar. Aber eine solch offene Twang-Liebeserklärung
ist auch für den Dauer-Freund eine Überraschung. Und eine freudige
dazu. Die Texte, ehrlich, treffend, beissend auch, bitter mitunter, werden
von dem Trio Parker, Tom Freund (E- & Upright Bass, Keyboards, Melodica,
Backing Vicals) und Don Heffington (Drums, Percussion, Jews Harp) in rollende
Country-Rock-Reinheit gegossen, eine Lap-Steel tut Ihr Übriges, um
den Wurzeln näher zu sein. Und dennoch ist es kein billiges, herzloses
1:1-Kopieren der notwendigen Stilmittel, sondern eine von der Liebe zur
Materie bestimmte, mit genügend Eigenheiten verzierte Verneigung
vor den Wurzeln. Parkers Näseln wird einmal um die Gaststimme Lucinda
Williams bereichert, weiteres Glanzlicht ist die Twang-Ausgabe von
Crawling From The Wreckage.
(Glitterhouse)
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While he had a switchblade voice and a lyrical style whose bitterness
rivaled that of Elvis Costello or his more abrasive contemporaries, Graham
Parker was never really a punk rocker, or even a new wave guy -- like
his buddies Nick Lowe and Brinsley Schwarz, Parker was at heart an unreconstructed
pub rock man, and like his fellow pub rockers, he had a soft spot for
country-rock in the manner of the Band, even if he didn't air that enthusiasm
very often. (Just cue up "Between You and Me" or "Back
to Schooldays" for proof.) So it should be no great surprise that
Parker has recorded a twang-friendly roots rock album for Chicago's "insurgent
country" label Bloodshot; what might surprise a few is that it's
a strong, intelligent, and compelling piece of work that shows Parker
mellowing just a bit with age, but still maintaining the sharp eye that's
always been the hallmark of his songwriting. Parker's tales of a second-rate
comedian on the road ("Anything for a Laugh") and an Englishman
adjusting to life in the States ("Nation of Shopkeepers") are
first-class character studies that show compassion for their protagonists
without disguising their failings, "Things I've Never Said"
and "The Rest Is History" prove he can write well about a semifunctional
relationship when he's of a mind, and "Queen of Compromise"
and "Fairground" reveal Parker's still in touch with his snarky
side, and still knows how to use it well. As for the music, Parker doesn't
bend over backward to make these tunes sound "country," and
that suits both him and the songs just fine -- the occasional washes of
lap steel and blues-flavored shuffle give these songs a well-applied rootsy
touch without condescending to a genre that (by his own admission) he
doesn't know remarkably well. In an accompanying essay, Parker says the
Rolling Stones "have showed me that country music is just the blues,"
and Your Country suggests Parker and his partners have learned well from
that lesson -- like the best blues and the best country, this is an album
of simple but well-crafted songs about real people's lives, full of home
truth and some well-applied piss and vinegar. Added value items: a duet
with Lucinda Williams on "Cruel Lips," and a snappy new version
of "Crawling From the Wreckage."
(by Mark Deming, All
Music Guide)
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THE THOUGHTS OF CHAIRMAN PARKER (VOL. 19)
(or how I came to record "Sugaree.")
Seeing as I've been telling this story before performing the song solo,
and because it might slow the pace of the gig up too much if I relate
the entire tale with a band standing around beside me wishing I'd shut
up and get on with the show so that they can rush across the road to the
nearest dive to try and scare up some women, I thought it might be nice
to spill it here, in the privacy of the Chairman column.
Many years ago - I'm guessing around '71/'72 - a friend of mine purchased
what I believe to be the first Jerry Garcia solo album, entitled, conveniently
enough, "Garcia." Now, the Dead were never an especially popular
band in the UK; certainly, when I was hanging out in dope pads adjusting
the mental landscape, their records rarely turned up amongst the typical
assortment of progressive rock and psychedelia. The usual suspects were
there: Hendrix, Captain Beefheart, The Beatles (Abbey Road, The White
Album and Sergeant Pepper periods), Van's "Astral Weeks" which
astonishingly managed to be a rootsy, blues album and totally stoned out
at the same time, Pink Floyd (I can't count how may times a whole room
full of us "heads" woke up when that bloody alarm clock goes
off after about ten minutes of a really quiet passage), but never any
Dead stuff.
I knew, however, that the Grateful Dead, in America at least, personified
psychedelia, and so it was with some interest that I prepared to be taken
to divine realms of head space when finally someone (an American "cat,"
I think) produced a Dead album and placed it delicately under the stylus
in a London pad I happened to be lounging around in one day waiting for
some really fierce acid in yellow capsules to kick in. (Actually, the
capsules were clear, but after breaking one in half in order to share
the contents with some other cat, it was noticed that the powder containing
the divine substance was a charming Yellow Submarine yellow [and I can
tell you now, I'm glad I only took half of it - my train ride back to
Chichester later that day was like something out of Dante's inferno.])
So, on went the Dead disc and I was amazed to be hearing not trippy music
at all, but some kind of weird, remarkably poorly executed lame-ass country
music. Well, I didn't get, being as narrow minded in my musical tastes
as any self-respecting open minded "freak."
Fast forward a few years, and I find myself taping - with whatever crude
tape recording device I'd managed to rig up in those days - three tracks
from the aforementioned Garcia solo album, cos I thought that three tracks
on the album were damn good, and the other stuff (some rather trippy music
indeed, as I recall, which I was now not so into, having gone thru that
phase in my musical taste and beginning to feel like I wanted to rock
again) did not interest me so much. One of those songs I taped was this
marvelous, slow-funky thing called "Sugaree."
Fast forward again to a couple of years ago (or is that "rewind"?)
- 2002 possibly - and there I am at my old bedroom in my old home in Deepcut,
fishing around in my equally old draw, when this ancient, vomit-coloured
cassette tape with the large letters EMI emblazoned upon it appears in
my hand from the flotsam of the dust-ridden receptacle.
Poking around in that old drawer is almost a ritual for me, and it is
always performed with much adherence to unwritten rules even I have never
fully examined, but merely glanced at in a corner-of-the-eye fashion,
as if not really looking at a ladies breast overtly, but more sensing
it, in order to avoid embarrassment and perhaps a swat across the head
from an angry handbag.
Yes, my method is to tease the drawer open only a third of the way, glaze
my eyes at the rummage within, and casually pluck a few interesting items
out, which I then study tranquilly before either pocketing them for whatever
obscure reasons that may evolve later on, or putting the objects back
until their mysterious meanings become clearer in future years. (Perhaps
a year before the discovery of the three Garcia songs on that tape, I'd
pulled a matchbook out and was astonished to discover a small ball of
flattened black hashish wedged inside it, which still worked quite well
some 25 or thirty years after it was placed there.)
So I bring this tape over to the USA and stick it in the boombox, guitar
and notepad at the ready. Furiously, I'm scribbling the words down and
stopping now and again to attempt the chord sequence, when the tape does
that nauseating wah wah wah thing, slowing down to about 26rpm, alarming
sounding like it's gonna snap at any moment (well, it was about 30 years
old after all).
I hit eject and out pops the tape along with a small - and like the shade
of the cassette itself - vomit coloured cube of foam. I pick up this strange
item and think: Well, this must be important. With my rapier sharp mechanical
mind I quickly assess that this cube must indeed belong right behind the
actually strip of tape itself and without it, I'm not going to get the
rest of the song. Gingerly, I stuff (if one can stuff gingerly) the errant
cube into the tape, somewhere in the vicinity of the center of it, and
then ram the whole object back into the maw of the boombox.
Miracle of miracles, the tape plays perfectly until the song appears
to be reaching some kind of conclusion before it does the grinding wah
wah wah bit again and then stops completely. That was it: kaput.
I'd missed the entire third verse on the previous grind down, but no
matter: you don't worry about what you don't remember, and three verses
sounded plenty long to me.
After "Your Country" (my new CD which contains said Garcia
cover) was released, a friend who happens to be a Deadhead pointed out
in barely concealed disgruntlement that I had sung the word "raygun"
in the first verse when the word is actually "wagon," thus pretty
much destroying the entire meaning of the number! Oh well, happens with
most of the covers of my stuff, so I guess it was my turn screw with the
writers' heads, one of whom - a bloke named Hunter I believe - may well
be still alive (although Jerry most certainly is not).
So there you have it. I enjoyed playing it live/solo a great deal, and
it seemed the audience did too, so when I finally forged the concept of
"Your Country" I deemed "Sugaree" would fit right
in, which it did.
All right, I got a tour to do. Bloody hell, here's me bus!
GP (posted April 11, 2004 ©Copyrig h t 2004 Ellisclan LTD. All rights
reserved.)
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Lucky Jim: "Our Troubles End Tonight" (Sony/Skint, Mai 2004) |
Die Platte hat schon ein paar Monate auf dem Buckel, soll aber nicht vergessen
werden: englischen Duo (Sänger/Gitarrist/Songschreiber und Trommler/Keyboarder/Produzent)
bringt auf HipHop-Label eine reinrassige Singer/Songwriterplatte im Geiste
der 70er heraus!
(21.08.2004)
Mehr ...
Ein echter Plattentipp ist das Debütalbum Our Troubles
End Tonight von Lucky Jim für alle, die modernen Folk, ausgefeilte
Arrangements und Gänsehaut-Gesang mögen. Das britische Duo Gordon
Grahame (Gesang, Gitarre) und Ben Townsend (Gesang, Schlagzeug) hat seine
zehn Songs mit sehr viel Liebe zum Detail praktisch im Alleingang eingespielt.
Die Vorbilder sind präsent, schlagen aber nie penetrant durch, beim
Opener "You Stole My Heart Away" lassen Eric Burdons Animals und
Van Morrison grüßen, dann sind es vorwiegend Bob Dylan, Neil
Young, Nick Cave und Phil Spectors Stil der Studiozaubereien. Von den dylanesken
Liebesballaden "You're Lovely To Me" und "Our Troubles End
Tonight" über die 70er-Retro-Romanze "Lesbia" bis zu
"The Honeymooners", dem wunderschönen Mandolinen-Duett mit
Sängerin Heather Banks ganz im Stil von Leonard Cohen, ziehen Lucky
Jim einen in einen feinen Strudel der Gefühle. Manche der Songs würde
man am liebsten gleich einer Liebe zum Geschenk machen, wie die zerbrechliche
Pianoperle "Endless Night". Musik, bei der die Zeit anhält.
(Ingeborg Schober) |
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Kulturnews
Was auf dem Album klingt, als hätten sich Scott Walker, Phil Spector,
Air und Ralph McTell im Studio getroffen, klingt live einfach nur nach euphorisiertem
Folkrock mit leicht affigem Frontsänger - die zwei Gesichter von Lucky
Jim. Das Duo aus Brighton könnte dennoch zu den Entdeckungen der Saison
werden, auch wenn es unpassender Weise auf Fatboy Slims Skint-Label untergekommen
ist. (mw) |
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Brian Wilson: "Gettin In Over My Head" (Rhino/Brimel, Juni 2004) |
Im Vorfeld gab's ein paar schlechten Kritiken - und die Gaststars sind
nicht wirklich "cool" (Sir Elton, Slowhand und
Macca). Aber wisst Ihr was: das ist mir scheißegal, denn ich liebe
seit meinem Petsoundsurknall vor
einigen Jahren Brians Musik über alles und kann mich auch über
das neue Werk wie Bolle freuen! Zwar brauch ich Elton John nicht
so unbedingt, der hier den Opener "How Could We Still Be Dancin'"
dominiert, der auch noch einen etwas platten Text hat - aber wegen der
Texte hörte man sich ja schließlich auch nicht die Beach Boys
an! Direkt danach kommt der Hammer: "Soul Searchin'", das der
eine oder andere von Euch vielleicht schon vom schönen Solomon-Burke-Comebackalbum
kennt, ist ein "posthumes Duett dank modernster Studiotechnik"
von Brian und seinem verstorbenen Bruder Carl Wilson, um dessen
alte Gesangsspur aus den 90ern von einem nie fertig gestellten Beachboys-Comebackversuch
Brian eine komplette neue Aufnahme aufbaute. Zum Herzerweichen schön!!!
Ansonsten singt Brian alle Chöre selber und macht das sehr gut (wo
er doch angeblich nicht mehr so gut singen kann!)
(01.08.2004)
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Missiouri: "... In Voodoorama" (Tapete, Jan. 2004) |
Drei Keyboarder mit Vorliebe für Frühsiebziger-Analog-Sounds
und ein Pedalsteelspieler aus Oberfranken machen Countrymusik! Eine
merkwürdige Idee? Wenn man's hört klingt's aber sehr logisch!
Nach der (Frühsiebziger!)-Singer/Songwriter-Hommage von Dirk
Darmstaedter und Bernd Bergemann vom vergangenen Jahr ist das bereits
die zweite Platte vom jungen Hamburger Label Tapete innerhalb
kurzer Zeit, die mich begeistert. Da kommt wohl noch einiges Gute aus
Hamburg auf uns zu!
(28.02.2004)
Mehr ...
"Der Drittling der Band um den Sänger und Fink-Begleiter
Red, von 2004, auf Tapete. Es ist ein verführerischer Zauber, der aus
jedem Track zum düster-verhangenen Himmel strahlt, selten wurde ein
Voodoo-Gericht derart knocken-karg und dennoch verlockend zubereitet, hierzulande
erst recht nicht. War das Debut noch eine Fingerübung in Sachen Country-Alternativen,
wurde Album 2 deutlich heftiger und roher dargereicht, so hat Missouri jetzt
eine final mitreissende Musiksprache gefunden, die sich zu gleichen Teilen
aus 70s Soul, wurzelnächstem Blues, Wüsten-heißem Country
und schillernd-schimmernder Elektronik zusammensetzt. Mit gravitätischem
Groove und swingendem Schwermut kriechen die Songs in Ohr, Herz und Bauch,
um schließlich auch das totgeglaubte Tanzbein zu erreichen. Faszinierend,
wie wenige Mittel diese unnachahmliche Wirkung entstehen lassen und dennoch
ist es oberflächlich betrachtet nur pluckernd-perlendes Rhythmuswerk,
vor Hitze flirrende Gitarre, Science Fiction-Schlieren-ziehende Keyboards
und der warme Gesang von Red, die die Songs ins Mystisch-Mitreissende heben.
Da werden gleichzeitig Erinnerungen an Timmy Thomas's Why Can't We Live
Together, Tom T. Hall's Schreibkunst und an die Wüste der Friends Of
Dean Martinez wach, unter kreolischem Mond zu uniwderstehlichem Zauber vereint.
Zwischen schleppenden Groovern, swingenden Schiebern und auch dezent heftigeren
elektronischen Gangarten gibt's dann aber auch die E-Piano-Ballade von schlichter,
tiefer, bewegender Schönheit (die im Verlauf zu Hymne, Walzer, Marsch
mutiert) oder die versöhnende Sonnenuntergangsbegleitung, die uns in
die stille Weite der Nacht entlässt." (cpa) |
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Joss Stone: "The Soul Sessions" (Virgin/S-Curve, Jan. 2004) |
Wer hier immer nur Obskures erwartet, den muss ich enttäuschen:
es gibt eben ab und zu auch mal "populäre" Musik, die
mir gefällt. Nachdem ich ein Lied ohne Ansage im Radio gehört
habe, war klar, dass ich diese Platte unbedingt haben musste!
(28.02.2004)
Mehr ...
"Das ist mal eine Überraschung! Zu Zeiten der
Aufnahme war die Sängerin aus der britischen Provinz (Devon) gerade
mal 16 Jahre alt, noch dazu sieht sie verdammt gut und ziemlich MTV-kompatibel
aus. Dem Gerücht nach wollte sie tatsächlich gerade ihr Britney/Aguilera-style
Debütalbum aufnehmen, als einige End-60er/Früh-70er Miami-Soul
Tunes (die "Miami Funk" Compi von Soul Jazz?) in ihr Leben traten.
Was dann folgte, muß eine Art innere Reinwaschung gewesen sein, denn
Fräulein Stone begab sich in die ehrwürdigen Criteria Studios
nach Florida, aktivierte alte Heroen wie Betty Wright, Timmy Thomas (der
von "Why Can´t We Live Together"), Little Beaver, Drummeress
Cindy Blackman und Latimore (von dem man mindestens die "Best Of"
im Schrank haben sollte), um ein ziemlich klassisches Soulalbum einzuspielen.
Und klassisch bedeutet noch immer: Stax, Hi, Atlantic, Motown.
In NewYork und Philadelphia gab es weitere Studiostops, bei denen das Album
durch einige Nu Soul Zutaten weiter verbessert wurde. So trat zum Beispiel
Angie Stone zu Backing Vocals an und der Roots Drummer ?uestlove Thompson
schlagwerkte und produzierte das White Stripes Cover "Fell In Love
With A Girl", welches hier in "Boy" umgetauft und einer ebenso
umfang- wie erfolgreichen Soul-Kur unterzogen wurde.
Der Rest des Materials stammt u.a. aus geprüften Federn von Harlan
Howard (Chokin Kind), Carla Thomas (I´ve Fallen In Love WithYou),
Aretha Franklin (All The King´s Horses), Isley Brothers (For The Love
Of You) und das von den Soul Brothers Six bekannte "Some Kind Of Wonderful"
(allerdings in gemässigerterem Tempo).
Fraglos sorgt die All-Star-Mannschaft schon durch pure Präsenz für
reichlich Feeling, aber Joss Stone verfügt über eine Stimme, die
auch ohne Jugend-Bonuspunkte für mächtig Druck sorgt.
Natürlich fragt man sich, ob eine 16-jährige, die eher zufällig
über eine alte Soulplatte gestolpert ist, glaubwürdig rüberkommen
kann?!? Um ehrlich zu sein, ist mir das völlig egal, denn wenn "The
Soul Sessions" im Player rotiert, dann muß man schon ein zynischer
alter Prinzipienreiter sein, wenn sich nicht wenigstens ein geringer Grad
an Begeisterung einstellt. Und geht man halbwegs offen an das Werk ran,
zieht es den Hörer direkt in seinen Bann. Inklusive Hip-Shaking und
Ass-Moving. Guaranteed!" (Glitterhouse) |
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Chris Eckman: "The Black Field" (Glitterhouse, Feb. 2004) |
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Sieht man vom Mailorder Album A Janela mal
ab, so ist The Black Field das erste wirkliche Soloalbum des
multiaktiven Künstlers, der als Walkabouts-Chef zu einiger Bekanntheit
gelangte.
Obwohl schon länger im Gespräch, brauchte es doch einen Auslöser,
um dann recht schnell Form zu gewinnen. Chris arbeitete im Frühjahr
an einem komplizierten Soundtrack für das slovenische Fernsehen (eine
gelungene Mischung aus Barry, Morricone und Massive Attack, wie ich finde):
I found myself reaching for my acoustic guitar,
and enjoying the starkness and immediacy of lyrics, voice and simple accompaniment.
It was a necessary vacation from the midi files, drum loops, string scores
and technological overload of the soundtrack. The sessions were essentially
live. I sang and played at the same time. I taught the songs to Jani,
Runjoe & Ziga (the rhythm players) on the spot. There were no demos.
We didnt edit out all the mistakes. You can hear my foot tapping
in the background, you can hear the door slam in the beauty parlor upstairs,
and you can hear the guitar scrape against my jeans. (O-Ton)
Die Tapes schickte er im Sommer an Freunde wie Al DeLoner
(Midnight Choir), Terri Moeller (The Walkabouts/Transmissionary Six),
Paul Austin & Kevin Suggs (Transmissionary Six), Terry Lee Hale, Dalibor
Pavicic (Bambi Molesters), Tony Kroes & Matt Howden (Sieben). Diese
polierten die Songs zu kleinen Edelsteinen, die nun auf dieser Platte
funkeln. Nicht zu hell, denn der Hörer muß etwas Arbeit investieren,
um das Gesamtwerk leuchten zu lassen.
Natürlich fällt es mir schwer, nach all den Jahren den nötigen
Abstand zu Chris Eckman und seiner Arbeit zu haben. Aber eins ist sicher:
selten hat sich eine Platte während der intensiven prä-Katalog-Hörphase
so gesteigert wie The Black Field. Was anfangs nach einer
Handvoll Songs aussah, wuchs zu einer atmosphärisch geschlossenen
Einheit, mit einer wundervollen Version von Why Can´t I Touch
It? der Buzzcocks als bewegenden Schlußpunkt. (Glitterhouse)
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"The Black Field drängt sich nicht auf, das hat
Eckman nie getan - er flüstert immer, und darum hört man so genau
hin. Und langsam kriecht die Musik ins Herz und bleibt dann da." (Rolling
Stone. 3 1/2 Sterne) |
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The Flatlanders: "Wheels Of Fortune" (Blue Rose/New West, Feb. 2004) |
Das ist schon eine verdammt gute Truppe! Die drei inzwischen etwas gesetzteren
Herren gehören sicherlich zu den besten Singer/Songwritern in Texas,
wenn nicht sogar aus den ganzen USA. Warum passen sie aber so gut zusammen?
Alle drei haben auf Soloalben bewiesen, dass sie in Punkto Komposition
Gitarre und Gesang auch für sich alleine stehen können - aber
zusammen sind sie ein Klasse für sich. Wobei jeder von den dreien
auf je einem Gebiet der Erste unter Gleichen ist: Jimmy Dale Gilmore
ist dabei sicherlich der beste Sänger trotz/wegen seiner merkwürdig
nasalen Tenorstimme. Das erste Flatlandersalbum von 1972 wurde ja unter
dem Name "Jimmy Dale Gilmore & The Flatlanders" veröffentlicht.
Joe Ely ist der "kompletteste Musiker" von den dreien,
sein "musikalischer Horizont" geht deutlich über die
Akustikgitarre als Begleitinstrument hinaus. Er hat oft genug bewiesen,
dass er sich auch als "Rocker" gut macht. Und locker in die
Spielklasse von Steve Earle (auch so ein Country/Rock-Bastard)
gehört. Heimlicher und irgendwie unscheinbarer Held der Platte
ist aber für mich aber Butch Hancock, der einfach die besten
Songs schreibt. Aus seiner Feder stammen z.B. "If You Were A Bluebird"
(bereits von Emmylou Harris, Toni Price und natürlich
Joe Ely und J.D.Gilmore veredelt), sowie der Schmachtfetzen "She
Never Spoke Spanish To Me" (gibt es - überraschung! - von
Ely, den Texas Tornados und bestimmt noch vielen anderen).
(21.03.2004)
Mehr ...
Über 30 Jahre sind seit dem epochalen Debüt
vergangen. Joe Ely, Jimmie Dale Gilmore und Butch Hancock gingen danach
ihre eigenen Wege (die sich manchmal kreuzten), spielten sich danach
seperat tief in unsere Herzen, trafen sich plötzlich für
einen Soundtracksong im Studio und überraschten die Fans danach
mit einer Reunion und einem neuen Album. Das hieß "Now
Again" und erschien im Jahre 2002.
Nun folgt das zweite Werk auf New West und wieder haben die symphatischen
Texaner ihr über Jahrzehnte mehr als einmal bewiesenes Können
in eine Waagschale geworfen. Wir hören die Gänsehaut-Tenorstimme
Jimmie Dale´s, ein paar typisch-wundervolle Hancock Nummern
(sowohl die humorvolle als auch die sentimentale Variante) und satten
Texas-Rock aus der vom Leben gegerbten Kehle Joe Ely´s. Dabei
haben sie des öfteren die Leadvocals getauscht - sprich: nicht
jeder singt seine eigenen Songs. Aber das sind sie wir ja von ihren
Soloplatten gewohnt, wo immer mal Tunes eines alten Freundes aus Lubbock-Tagen
auftauchten. Eingespielt wurde das Album mit ihrer Tourband, durchweg
Texas-Picker allererster Güte. Das Ergebnis bietet zwar keine
Überraschungen (aber wer hätte das ernsthaft erwartet?),
hat aber auch nichts von der alten Magie verloren. Spätestens
wenn bei "Eggs Of Your Chicken" die Säge singt, ist
es um den Altfan geschehen
(Glitterhouse)
"Maybe this Flatlanders thing is gonna work out
after all. Wheels of Fortune, the second album in two years from Jimmie
Dale Gilmore, Joe Ely, and Butch Hancock, doesn't just pick up where
their 2002 New West debut left off. It positively steamrolls it. Now
Again was a success in many ways, but it felt tentative in spots,
as if the three amigos were feeling their way. As numbers like the
goofy "Pay the Alligator" demonstrated, maybe writing by
committee wasn't the way for this trio of revered Texas tunesmiths
to go. Wheels of Fortune, on the other hand, is more self-assured,
the songwriting more in line with the quality we've come to expect
from the Lubbock Mafia; except for "See the Way," the closer
written by Gilmore and Hancock, all the tracks herein are solo compositions.
The curveball is that they might not sing what they wrote. In the
tradition of Ely singing the definitive version of Hancock's "If
You Were a Bluebird," the boys tackle one another's tunes with
steely grace and obvious glee. Ely soars over the deep blues of Gilmore's
striking "Midnight Train," while Gilmore's take on Hancock's
two-steppin' "Wishin' for You" is one of his best vocals
ever. OK, so the musical saw of Steve Wesson still echoes through
the pines and Rob Gjersoe's guitar work is impeccable, as always.
But the Flatlanders seem to have spun the wheel and cemented this
band thing in a decidedly unique way." (Austin Chronicle)
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Julia Hülsmann Trio With Anna Lauvergnac: "Come Closer" (Act, Feb. 2004) |
"Celebrating Randy Newman"
Ich muss zugeben, dass ich erst über die Randy Newman-Connection
auf diese Platte aufmerksam geworden bin. Das deutsche Jazzlabel Act
war mir völlig unbekannt, die Pianistin Julia Hülsmann
kannte ich nur dem Namen nach. Interessanterweise ist Siegfried E.
Loch Betreiber des Labels: im (zarten) Alter von 25 Jahren wurde
er 1965 Chef der deutschen Filiale von United Artists/Liberty
in München (wir haben ihm solche Bands wie Can, Amon
Düül II und Krokodil zu verdanken!), später
dann Deutschland-Chef und noch später sogar Europachef von WEA,
bevor er vor ca. 10 Jahren dieses (inzwischen scheinbar) recht erfolgreiche
Independent-Jazzlabel gründete. Da werde ich sicherlich weiterforschen:
nach ECM das erste Jazzlabel aus Deutschland, dass mich mit seinem
"Stallgeruch" auch auf andere seiner Künstler neugierig
macht!
(28.02.2004)
Mehr ...
"Als Julia Hülsmann klein war, lief ein merkwürdiger
Konzert-Mitschnitt im Fernsehen. Ein Mann hockte da alleine am Flügel
und sang wunderschöne Sachen mit einer eigentlich schrecklichen Stimme.
Julia Hülsmann fand das ziemlich toll. Und freute sich, dass ihre Eltern
zufälligerweise Noten von diesem seltsamen Typen gekauft hatten. So
setzte sie sich also ans heimische Klavier und spielte zum ersten Mal in
ihrem Leben keine klassischen Etüden. Sondern Songs von Randy Newman.
Es war der Beginn einer langen Liebesgeschichte.
Julia Hülsmann ist inzwischen selbst eine bekannte Pianistin. 2003
nahm sie zusammen mit ihrem Trio und der norwegischen Sängerin Rebekka
Bakken die Platte "Scattering Poems" (ACT 9405-2) auf, die bei
Publikum und Kritik gleichermaßen zu einem verblüffenden Erfolg
wurde. Hülsmanns Vertonungen von Gedichten des amerikanischen Avantgarde-Lyrikers
E.E. Cummings bescherten zwei der größten Talente innerhalb der
europäischen Jazzszene den verdienten Durchbruch. Mit "Come Closer",
ihrer eigenwilligen Hommage an Randy Newman, zeigt die in Berlin lebende
Pianistin und Arrangeurin, dass man ein an sich schon makelloses Debüt
problemlos übertreffen kann. Man muss nur ein untrügliches Gespür
für große Lieder und den Mut sowie die Begabung haben, um diese
teilweise 30 Jahre alten Stücke für die Gegenwart der improvisierten
Musik nutzbar zu machen.
Man muss natürlich auch die richtigen Leute kennen. Der Bassist Marc
Muellbauer und der Schlagzeuger Heinrich Köbberling sind Hülsmanns
langjährige kongeniale Komplizen, little criminals, die mächtigen
Tons und perkussiv einfallsreich lauter krumme Dinger drehen. Kammerjazz
mit Dreck an den Fingern und beißendem Spott in der Herzkammer ist
das Ergebnis. Und so tanzt Randy Newman nun den New-Orleans-Gumbo, ist plötzlich
Mitglied im Ambient-Fan-Club und hört vergnügt den Rhodes-geschwängerten
Spacejazz eines Herbie Hancock.
Hülsmann hat aber auch eine neue Partnerin im (Lust-)Verbrechen entdeckt.
Anna Lauvergnac, seit langem Sängerin des Vienna Art Orchestra, spielt
jede Rolle einfach perfekt. Sie ist dämonische Verführerin ("You
can leave your hat on"), Blues-Verzweifelte ("Let's burn down
the cornfield"), wahnwitzig abgebrühte Tochter ("Mama told
me not to come") und Ko-Autorin des zusammen mit Hülsmann geschriebenen
Titelstücks dieser CD. "Come Closer": näher kann man
Randy Newman nicht kommen." (von der Act-Website) |
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Norah Jones: "Feels Like Home" (Blue Note, Feb. 2004) |
Auch diese Platte ist natürlich kein Geheimtipp. Schon das Debüt
"Come Away With Me"
hatte mir eigentlich recht gut gefallen, obwohl es nie in der Rubrik
"Frisch Ausgepackt" aufgetaucht ist. Immerhin hatte es bis
zum letzten Herbst gedauert, bis ich die Platte endlich auch zu hause
hören konnte, da ich die Kopplung mit dem Konzertvideo "Live
In New Orleans" als Weihnachtsgeschenk für mein Schwesterlein
gekauft hatte. Drei Gründe sprachen diesmal aber für eine
sofortige Anschaffung:
- das Video stellte sich als absolut gut heraus, vor allem musikalisch,
aber es ist auch wegen Miss Jones ist in ihrer "schüchternen"
Art visuell ziemlich beeindruckend.
- bei den Aufnahmen zu "Feels Like Home" waren Levon Helm
und Garth Hudson, zwei meiner alten Helden von The
Band, dabei (auf "Live In New Orleans" wird sogar "Bessie
Smith" von Basement Tapes
gecovert!)
- mit der Coverversion "Be Here To Love Me" wird posthum Townes
Van Zandt, auch einer meiner Helden, geehrt.
Jetzt wo die Platte bei mir läuft, bin ich total begeistert. Es
ist zwar kein Hit vom "I Don't Know Why"-Kaliber dabei, was
vielleicht gar nicht so schlecht ist, denn so wird das bei mir sicherlich
eine Platte mit Langzeitwirkung. Und viel Wurlitzer-Piano. Falls das
jemanden interessiert.
(28.02.2004)
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"Tja, das war ein Einstand, der sich gewaschen hatte:
Über 16 Millionen Mal ging das Debütalbum von Norah Jones Come
Away With Me über die Ladentheken, sie sammelte rund 80 Platin-Auszeichnungen
ein und -- sozusagen als Krönung der jungen Musik-Königin --
überhäufte die amerikanische Schallplattenindustrie die Künstlerin
und ihr Erstlingswerk mit insgesamt acht (!) Grammys. Die Welt erlebte
die Geburt eines Weltstars -- einer Musikerin, die mit auffallend leisen,
akustischen, stilistisch kaum einzuordnenden Klängen höchst
erfolgreich gegen den Trend-Strom anschwamm. Was kann da noch kommen?
Antwort: Feels Like Home, ihr zweites Album.
Feels Like Home ist mehr als nur eine Fortsetzung ihrer mit Come Away
With Me begonnen künstlerischen Reise; mehr, als eine kreative Bestätigung
ihres großen Talents; mehr als eine CD ohne einen einzigen Durchhänger.
Feels Like Home ist auch das Reifezeugnis einer scheinbar unbeirrbar gefestigten
Musikerin. Denn genau wie ihr Erstlingswerk wird auch dieses zweite, wieder
von Arif Mardin produzierte Album zuvorderst von einer faszinierend lässigen,
relaxten Atmosphäre geprägt. So hat man beim Durchhören
der CD sogar den Eindruck, dass die New Yorkerin im Vergleich zum Debüt
noch einen Gang zurück schaltet: Wie kaum eine andere lässt
sie die Songs atmen und sich entwickeln, lässt sie Pausen und ganz,
ganz ruhige Momente zu, und schafft dadurch Spannungsbögen, die den
Hörer mit sanfter Gewalt zu fesseln vermögen. Keine Frage: eine
Meisterleistung!
Stilistisch ist die rehäugige Schönheit mit den dunklen Barbie-Locken
genauso wenig einzuordnen wie bei ihrem Debüt: Steht bei den Titeln
das Klavier oder E-Piano (ein knurrendes Fender Rhodes!) im Vordergrund,
überwiegen jazzige Elemente. Spielt in Songs wie "Humble Me"
oder "The Long Way Home" die Akustik-Gitarre die erste Geige,
sind es auch mal reinrassige Folk-Songs. Ein Schuss Country muss natürlich
auch wieder sein: "Creepin' In" heißt der Bluegrass-Feger
(mit Abstand der schnellste Song der CD), bei dem sich Norah Jones mit
hörbarem Spaß das Mikro mit Country-Queen Dolly Parton teilt.
Trotz der vielen stilistischen Ausritte lässt sich ein gemeinsamen
Nenner ausmachen: der Blues. Aus zwei Gründen: Zum einen wegen der
latent melancholischen Note in den Kompositionen, zum anderen wegen Norah
Jones' bluesig-angerauhter Stimme. So erinnert sie in Timbre, Feeling
und Ausdruck an eine sanftere Ausgabe einer Janis Joplin. Beste Beispiele
hierfür sind "In The Morning" und "Be Here To Love
Me". Hätte die wilde Janis damals nicht flaschenweise Jack Daniels
konsumiert und stattdessen nur ab und zu an einem Bud genippt, hätte
sie -- wer weiß -- wohl so ähnlich geklungen. Gewiss aber länger
gelebt." (Gunther MatejkaAus der Amazon.de-Redaktion)
"Ihr Pianosound ist dunkel wie ein Nachtclub bei Stromausfall.
Und sie hat eine einmalige Art, ihre Stimme zum Hauchen werden zu lassen,
während ihr Gesang gerade dynamisch anschwillt. Diese Art der Phrasierung
ist die letzte Spur Jazz, die uns die achtfache Grammy-Siegerin nach ihrem
16-Millionen-Debüt "Come away with me" noch gönnt.
Ihr neues Album ist voller Balladen auf der breiten Basis von Folk und
Country; es ist eins, das uns sediert und melancholisch glücklich
macht. Der perlende Folk von "Sunrise" oder das Boom- tschicka-boom
des Waits-Covers "The long Way home" sind überraschungslos
inszeniert, erfüllen aber auch geschickt die Erwartungen. Nur bei
"Creepin' in", einem flotten Country-Duett mit Dolly Parton,
heben wir einmal irritiert die Braue. Dem Album fehlt die Zauberkraft
des Erstlings, doch vielleicht liegt das nicht am Album selbst, sondern
daran, dass eine solche Verblüffung nur mit der Sensation selber
und nicht mit ihrer Wiederholung zu erzielen ist. Eine Platte für
Männer, die gern taktisch den Sensiblen spielen - und für Frauen,
die sich in der postfeministischen Rolle der starken Scheuen wohl fühlen.
Zusammen gibt es davon global bestimmt mehr als 16 Millionen." (mw,
Kulturnews)
"Zwei Jahre nach der Veröffentlichung ihres mit
zigfachem Platin und acht Grammys ausgezeichneten Debütalbums Come
Away With Me kehrt Norah Jones mit einer superben Sammlung neuer Songs
zurück. Für das Album Feels Like Home arbeitete die Sängerin,
Songwriterin und Komponistin einmal mehr mit dem Produzenten Arif Mardin
zusammen, sowie mit dem Toningenieur Jay Newland und ihrer Begleitband.
Neben eigenen Songs adaptierte Norah Jones auch Songs ihrer Bandkollegen
und von dem Sänger und Songwriter Richard Julian. Außerdem
hat Jones einige Songs gecovert, darunter "Be Here To Love Me"
von Townes Van Zandt und Duke Ellingtons Komposition "Melancholia",
für die sie einen Text schrieb und die nun unter dem Titel "Don't
Miss You At All" erscheint.
Norah Jones hat den größten Teil von Feels Like Home mit jener
Formation aufgenommen, die sie auch auf ihren Tourneen begleitet: Adam
Levy und Kevin Breit (guitars), Daru Oda (keyboards/backing vocals), Lee
Alexander (bass) und Andrew Borger (drums). "Ich wollte keine überproduzierte
Platte machen" erläutert die Künstlerin. "Außerdem
spielt die Band nun seit zwei Jahren kontinuierlich zusammen und man fühlt
sich wohl. Die Aufnahmen für das neue Album haben Spaß gemacht,
weil wir uns so gut kennen. Die Herangehensweise war genauso wie beim
ersten Album: Wir haben uns gute Songs ausgesucht, von denen viele von
der Band selbst stammen, und versucht, die bestmöglichen Aufnahmen
davon zu machen. Und mit dem Ergebnis bin ich wirklich glücklich."
Wie schon auf ihrem Debüt deckt Norah Jones mit Feels Like Home ein
vielfältiges stilistisches Spektrum ab, das neben Country und Pop
natürlich auch Jazz umfasst. War Come Away With Me noch ausgesprochen
ruhig und von Balladen geprägt, variiert Norah Jones nun das Tempo
und hat auch schnellere Songs. So ist die erste Singleauskopplung, "Sunrise",
die Jones mit ihrem Bassisten Lee Alexander geschrieben hat, lebhaft und
überschäumend; "Above Ground", von Oda und Borger
geschrieben, hat einen Hauch von Funk; und "In The Morning",
ein Beitrag von Levy mit Wurlitzer-Solo, zeigt eine Norah Jones, die sich
mit ihrer warmen Stimme völlig dem Blues hingibt." (EMI Music)
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Lambchop: "AwCMon/NoYouCMon" EMI/Labels/City Slang, Feb. 2004) |
Ich habe gewisse Schwierigkeiten, die Sache mit den zwei eigenständigen
Alben nachzuvollziehen, denn ich habe die beiden wohl nicht mit der
"vollen Konzentration", wie der Mann aus dem Glitterhaus verlangt,
angehört. Für mich sind die Gemeinsamkeiten deshalb viel deutlicher
zu herauszuhören als irgendwelche feinen Unterschiede. Tja - korrektes
Rezipieren gelingt halt nicht jedermann. Aber das, was ich da so unfachmännisch
höre, gehört für mich zu der angenehmsten Hintergrundmusik,
die mir in letzter Zeit begegnet ist. Und hat diesen Kunstansatz für's
Geniessen überhaupt nicht nötig. Auch wenn der korrekt-musikalische
Rezipient sich bei meinem Lambchop-Zugang wohl vor Grauen schütteln
wird...
(14.03.2004)
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"Schwer musste sich Kurt Wagner beschneiden, als er
zur Konzipierung seines neues Albums schritt: 49 Titel hatten sich zum Aufnahmebeginn
angesammelt, 24 schließlich bilden zusammen das neue Werk, verteilt
auf zwei eigenständige, für sich wirkende Tonträger. Und
genauso verlangen sie auch rezipiert zu werden: Als volle, runde, abgeschlossene
Werke, die jedes für sich genossen werden wollen. Unerläßlich
ist es aber, wie immer, dem Lambchop-Lauschen die volle Konzentration zu
widmen - nebenbei gehört, fliessen die Stücke dahin, versäumt
man die die Feinheiten, die sich bei mehrmaligem intensiven Hören herauskristallisieren,
geht die Wirkung an Ohr, Kopf und Herz vorbei. Nimmt man sich allerdings
die Zeit, lehnt sich zurück, schließt die Augen und lässt
die reif durchstrukturierten, symphonisch aufbereiteten Americana-Chansons
auf sich wirken, so eröffnet sich dem glücklichen Hörer ein
lustvolles Schwelgen in natürlich gewachsenen Harmonien. Aw C'Mon bietet
neben den Songs - wie Edelstein geschliffene Abendausklangsballaden, nach
in Samt und Brokat gekleideten Theaterbühnen Vaudeville-Zitaten, Bacharach-Costello-Abgeklärtheiten
gepaart mit folkiger Erdverbundenheit - 3 hell gestimmte/stimmende, sonnenstrahlende
Instrumentals, in Gitarren-Klavier-Geigen gegossene Hintergründe für
die positiven Momente des Lebens.
No You C'Mon setzt auf die gleichen Mittel - fließende Klavier-Akkorde,
klar-filigrane Gitarren, meist zurückhaltend-gestreicheltes Schlagzeug,
die üppigen Streicherarrangements von Lloyd Barry - gibt ihnen aber
melancholischere Themen, lässt dunklere Gefühle durchscheinen;
mitunter wird gar die Gitarre verzerrt dem hektischen Rhythmus hinterhergejagt
(auf Aw C'Mon unvorstellbar) oder als Dreingabe ein Black Sabbath-Zitat
eingedrückt. Und Wagners Stimme, ob an der Klippe des Atem-/Tonlosen
entlang knarzend oder in warmen Tiefen hingehaucht, findet den Weg zwischen
hautnahem Schmeicheln, körperloser Weltentrücktheit und den geflüsterten
weisen Worten des gereiften Mannes. Diese Reife im Ausdruck, im Umgang mit
dem mächtigen Instrument Stimme, fügt sich aufs Trefflichste in
die vollmundigen, romantisch-reichen Arrangements und schafft ein Genuss-Erlebnis,
dessen Tiefe nur von wenigen Werke erreicht wird." (Glitterhouse) |
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Laura Veirs: "Carbon Glacier" (Bella Union, Feb. 2004) |
Das vierte Album der Sängerin, die ich leider erst seit "Saltbreakers",
Album #6, auf dem Radar habe. Aber auch auf "Carbon Glacier"
ist schon alles da, was ich an dieser Songschreiberin liebe ...
(22.03.2010)
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With her landmark fourth album, Veirs evoked the Pacific Northwest in climactic imagery
(Uncut)
Carbon Glacier ist ein kaltes, schönes und fesselndes Album, das die trostlose, isolierte Weite der Natur in die trostlose, isolierte Weite der Ausbreitung moderner Städte übersetzt, in der eine Stimme in der Einsamkeit singt.
(Pitchfork)
Dies ist ein seltsam-schönes Album – weitaus fesselnder als man von einem im grauen Winter Seattles geschriebenen Album erwartet, wo man über Sterblichkeit grübelt, Moby Dick und die große Platte geschwärztes Eis, wonach es benannt ist.
(The Guardian Producer / Drummer Tucker Martine (Modest Mouse)
Laura Veirs' Seattle is not a city plagued by rain and enormous bowls of coffee; rather, it's a metropolitan snow globe trapped in a solid sheet of ice. The 13 songs that make up her fourth album (and Nonesuch debut), Carbon Glacier, rely on Veirs' free associating motor-mouth imagery to dig them out the tundra, and it's a testament to her skills as an interpreter that the majority of them break through. That's also thanks in part to the intricate arrangements and superb musicianship from her "Tortured Souls," Steve Moore, Karl Blau, and producer/drummer Tucker Martine (Modest Mouse). Martine allows the experimentation to bloom in all the right places, resulting in a record that never overworks itself, despite being packed to the gills with ghostly glockenspiels, organs, random percussion, and trombone. Veirs' hypnotic voice cuts through it all with deadpan sincerity — she's equally capable of pitch-perfect beauty ("Lonely Angel Dust") or tightrope uneasiness ("Icebound Stream") — that comes off somewhere between Nina Nastasia and Jolie Holland. Her ability to sound as comfortable singing over grungy and compressed drum loops as she does on simple folk tunes is admirable, and it makes all of the genre-hopping exceptionally fluid. Even at her warmest, she exudes a certain collegiate coolness, and when Carbon Glacier begins to drag — and it does near the end — Veirs manages to retain and command a level of anticipation/fascination that's the mark of a true artist.
(by James Christopher Monger, All Music Guide)
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Bonnie Prince Billy: "Sings Greatest Palace Music" (Domino, März 2004) |
Ich höre zwei Arten von "Popmusik" zur Zeit besonders gerne:
Lo-Fi-Geschrammel und rustikale Countrymusik. Hauptsache, die Lieder sind
gut. Und wenn so was zusammenkommt, wie jetzt bei Will Oldham (="Palace
Music" = "Bonnie Prince Billy"), so findet ich diese Idee
auf jeden Fall interessant. Die Band ist erstklassig besetzt (aus der
1. Nashville-Liga, wie z.B. Stuart Duncan an Fiedel und Mandoline!)
und die Songs von Oldham wären nicht wirklich gute Songs, wenn man
sie durch "richtig gespielte" Begleitung zerstören könnte!
Die offensichtlich live eingespielten Basictracks der Profis wurden dann
noch mit Keyboard-, E-Gitarren- und Gesangsoverdubs von alten Kollegen
aus der "Alternative-Szene" angereichert (vor allem Leute aus
dem Lambchop-Umfeld). Außerdem singt Will Oldham
nach wie vor recht "eigentümlich" und nicht wie die "richtigen"
Sänger, die von den Nashville-Cracks sonst begleitet werden. Also
alles halb so schlimm für die alten Fans. Und Will's Vollbart (Coverrückseite)
sieht nach wie vor scheiße aus, was sogar ich als Bartträger feststellen
muss!
(04.04.2004)
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"Wäre Will Oldham mit diesem 15-Track-Programm
zunächst öffentlich aufgetreten, wäre er von den Palace-Puristen
ähnlich empfangen worden, wie einst Dylan, als er erstmals zur E-Gitarre
griff.
Auch hier im Büro gab es Gesichter, aus denen reines Unverständnis
leuchtete ob des Versuches, 15 im brüchig-berührenden Lo-Fi-Country
zu verehren gelernte Song-Lieblinge neu im Satt-Nashville-Outfit zu sehen/hören.
Als fast sklavischer Oldham-Verehrer aber versuchte ich durch Mehrfachst-Hören
dem Vor-Querdenker auf seinem Weg zu folgen. Und ein Album von Welten-verbindender
Schönheit entdeckt. Oldham's zerbrechliche Song-Schönheiten, gebettet
in gekonntest dargereichtem Country-Feinwerk, aber durch diese einzigartige,
Einsamkeits-wehe Stimme in eine musikalische Gefühlswelt jenseits der
beiden Extrem-Pole gehoben. So bilden die schmerzlich-tief berührenden
Worte einen kreativern Kontrast zu den perlenden Steel-Guitars, der prächtigen
Fiddle, den satten Streichern, der Horn-Section und den Hintergundchören,
dass es Zittern macht. Und während gestandene Nashville-Größen
und -Legenden wie Stuart Duncan (Fiddle), Bruce Watkins (Guitar), Eddie
Bayers (Drums) und ein großartiger Hargus "Pig" Robbins
(Piano) Seite an Seite mit dem Palace-Puristen näherstehenden Freunden
wie Paul und Ned Oldham, Tony Crow (Lambchop et al.), Bobby Bare jr., Duane
Denison (Jesus Lizard), Aram Stith und Andrew Bird gemeinsam um den wahren
Schönklang spielen, ist der Prince zu fast so etwas wie einem Sänger
geworden.
Man muss Oldham auf diesem Weg nicht folgen. Aber wer es tut, kann eine
neue Liebe entdecken." (Glitterhouse)
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Grant Lee Phillips: "Virginia Creeper" (Cooking Vinyl, März 2004) |
Zwar schon vom letzten Jahr, aber für mich noch neu, da erst kürzlich
von meiner Schwester als Geburtstagsgeschenk bekommen. Grant Lee Phillips
hatte mal einen Hit mit der Band Grant
Lee Buffalo ("Fuzzy") und ist seit einigen Jahren solo unterwegs.
Beim mir leider nicht bekannten Vorgängeralbum soll er mit Computerrhythmen
experimentiert haben und ist dafür hart kritisiert worden - und hat
jetzt mit diesem akustischen Singer/Songwriter-Album wohl auch ein wenig
Abbitte geleistet. Ein wunderschöne Platte ist das geworden! Der
eine oder andere von euch kennt Mr. Phillips vielleicht vom (Fern-) Sehen,
denn er spielt in der ausgezeichneten Serie "Gilmore Girls"
(die sich jeder Musikfreak ansehen sollte!) den Dorfbarden mit regelmäßigen
Kurzauftritten auf dem Dorfplatz von "Stars Hollow" und gelegentlich
sogar eine kleine Sprechrolle!
(10.04.2005)
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... oh, diese Stimme. Melancholisch und federleicht schwelgt
und schwebt der Mann von Track zu Track auf seiner neuen CD. Der, den man
allgemeinhin immer noch besser von seiner 90er Formation Grant Lee Buffalo
her kennt, als von seinen beiden Soloalben 'Ladies Love Oracle' (00) und
'Mobilize' (01). Seit seiner Zeit in Shiva Burlesque über GLB bis zur
aktuellen Phase steht der Singer/Songwriter/Multiinstrumentalist aus Los
Angeles für eine ganz besondere (allerdings gut verträgliche!)
Art von Weltschmerzgesang, für einen gewissen Hang zu Drama und Pathos,
für tiefschürfende Lyrics und für anspruchsvolle Arrangements
zwischen analogem Pop und semiakustischer Americana-Instrumentierung. Große
Gefühle und eine starke Aura das sind auch auf 'Virginia Creeper'
die Attribute, mit denen Phillips seine aufmerksam lauschenden Zuhörer
in den Bann zieht. Selbstverständlich gehören dazu erstklassige
Songs und diese hier gehören zu seinen besten seit vielen Jahren!!
Und es darf auch ein wenig mehr musikalische Klasse sein als auf den beiden
Vorgängern. Dort hatte er noch alles in Heimarbeit alleine eingespielt,
auf 'Virginia Creeper' verwendet er endlich wieder Topleute aus den L.A.
Studios, z.B. Greg Leisz (Dobro, Pedal Steel, Mandoline), eine feste Rhythm
Section mit den Bassisten Sheldon Gomberg (Phil Cody, Eleni Mandell, Ryan
Adams, Warren Zevon) oder Sebastian Steinberg (Lisa Germano, Neil Finn,
Suzanne Vega) und Drummer Kevin Jarvis (Bruder von Duane, Sessions für
Anny Celsi, Steve Wynn, Ramsay Midwood). Dazu gibt's geschmackvolle Farbtupfer
durch dezente Streicher, ein perlendes Piano, etwas Keyboards und Vibes,
sorgen Banjo, Akkordion und Ukulele für einen sanften Folk/Roots-Bezug.
Und wenn jemand bis hierhin immer noch nicht von der Qualität dieses
außergewöhnlich starken Albums überzeugt ist, dann soll
er seine Ohren vom letzten Stück endgültig verwöhnen lassen,
Gram Parsons' 'Hickory Wind'!
(Glitterhouse) |
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Mobilize, Grant-Lee Phillips Solo-Album aus dem Jahre 2001 wurde ja schon
international mit Lob überschüttet. Was soll man dann noch über
den Nachfolger Viginia Creeper sagen? Vor allem, weil die Songs des Kaliforniers
und ehemaligen Frontmanns von Grant Lee Buffalo parallel zu seinem Alter
an Reife zugenommen haben.
Auch vor Veränderungen scheut sich der Singer/Songwriter nicht.
Gelang ihm auf Mobilize noch ein eleganter Spagat zwischen elektronischen
Sounds und Beats und mal schwermütigem, mal orchestralem Folk-Pop,
so kommt das wieder mehr traditionell arrangierte Drittwerk Virginia Creeper
einer Rückbesinnung auf die Country-Folk-Wurzeln gleich. Zwei Wochen
nur brauchte Phillips, um die Songs einzuspielen und abzumischen, unterstützt
vom Grammy-prämierten Engineer S. Husky Höskulds und Musikern,
die Akkordeon, Mandoline, Pedal-Steel-Gitarre oder Violine mit ins Studio
brachten. Zwei Wochen, die ausreichten, um die Songs auszuformulieren,
ihnen die Melodien zu geben.
Die Klasse der elf Tracks variiert dabei -- allerdings auf hohem Niveau.
Der träumerische Opener "Mona Lisa" ist ein stimmungsvoller
Eintritt in Virginia Creeper, das kraftvolle "Calamity Jane"
sollte auch Fans von Bruce Springsteen gefallen. Unschlagbar aber ist
das stimmungsvolle, von einer Ukulele getragene "Josephine Of The
Swamps". Zwischen diesen drei Pop-Sonnen scheinen Sterne und Sternchen.
(Sven Niechziol, Aus der Amazon.de-Redaktion)
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Schön, wenn Künstler sich konstruktive Kritik zu Herzen nehmen.
Jedenfalls hat Grant-Lee Phillips diese komische Beatbox von "Mobilize"
(2002) einsichtig weggepackt. Jetzt, nach seinem Umzug von Kalifornien
nach Nashville, ist er wieder der puristische Singer/Songwriter, der außer
der akustischen Gitarre nur ausgesuchte Untergötter (wie Geige, Piano,
Steel oder Vibraphon) ins Pantheon des Folkinstrumentariums lässt.
Und gegenüber der vokalen Power, mit der er seine alte Band Grant
Lee Buffalo Anfang der 90er zur Emo-Avantgarde hochpuschte, übt sich
sein Gesang heute eher in Understatement, in angerauter Introspektion.
Ein entspanntes, schnörkellos schnell eingespieltes Americana-Album
voller nächtlicher Klangfarben, mit dem Phillips auf dem richtigen
Weg ist. Auch wenn der eine Knallersong ein fremder ist: Gram Parsons
"Hickory Wind".
(Kulturnews)
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Den Titel seines dritten Soloalbums wählte Grant-Lee Phillips mit
Bedacht. Die Metapher gefiel mir: Eine langsam, aber unaufhaltsam
wachsende wilde Weinranke, die immer mehr in die Breite und Höhe
klettert - wie eine Melodie. Von denen gibt es reichlich auf Virginia
Creeper, und wie immer erzählt Phillips zu jeder Melodie eine Geschichte
fernab von allen Plattitüden, intim, empfindsam und voll warmer Beobachtungsgabe
- von persönlichen Schicksalen, sozialer Ungerechtigkeit, Vergangenheit
und Gegenwart. Musikalisch hat sich jedoch einiges verändert. Mobilize,
sein 2001 erschienenes erstes offizielles Soloalbum war eine reine
Ein-Mann-Show, bei der Phillips den Großteil der Instrumente selbst
spielte und viel mit Samples und Effekten experimentierte. Virginia Creeper
entstand nun wieder mit ausgewählten Musikern, die dafür sorgten,
dass die Platte ganz und gar organisch und wie aus einem Guss wirkt.
(Das Label über die CD)
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Me And Cassity: "Between Wake And Sleep" (Tapete, März 2004) |
Dies ist bereits das dritte (bzw. scheinbar sogar vierte?) Album vom
Ex-Jeremy-Days-Frontmann Dirk Darmstaedter. Viel erzählen
will ich aber gar nicht: lest am besten die Konzertkritik von Frank
Ipach im "Home Of Rock" (der Link ist auf der Infoseite
zu finden), denn Frankie & ich waren vor kurzem beim Auftritt von
Darmstädter und seinem Gitarrenspieler Dave Storey in einer
kleinen Düsseldorfer Altstadtkneipe. Das war ziemlich klasse, auch
ganz ohne Bandunterstützung.
(04.04.2004)
"Erfreulich verfeinert und elektrifizierter (
)
überrascht der notorische Pilzkopf mit netten Details (Frauenstimmen,
Bläser, Violine, Cello). Und immer wieder diese unerwartet schönen
Momente zwischen Melancholie und Wehmut. Zeitlos schöne Songs.
Respekt." (Musik Express)
... über das Lob hat sich der Dirk sicherlich gefreut, auch wenn
"die Bläser" nur aus dem Trompeter Jan-Peter Kloepfel
bestehen und überhaupt kein Geiger dabei ist ... aber egal!
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The Good Life: "Lovers Need Lawyers" (Saddle Creek, März 2004) |
Von
der Band weiß ich nicht viel: sie stammen wie Bright
Eyes aus Oklahoma und veröffentlichen ihre Platten auf dem gleichen
Label. Gekauft habe ich mir diese 7-Track-EP dieser mir zu dem Zeitpunkt
noch völlig unbekannten Band eigentlich nur deshalb, weil es sich
um eine eine 10-Zoll-SCHALLPLATTE handelt.
Für die jüngeren unter Euch: vor den MP3-Playern gab's mal CDs,
davor Schallplatten aus VINYL in groß als Langspielplatten (12 Zoll) und
in klein als Singles (7 Zoll). Und noch viel früher waren Schallplatten
noch aus Schellack und 10 Zoll im Durchmesser. Manchmal können sich
die Künstler oder Marktstrategen dann nicht entscheiden - 7 Lieder
mit insgesamt 20 Minuten sind eben zu kurz für LPs und zu lang für
Singles: eben EP,. Maxisingles oder Minialbum genannt. Je nach Geschmack.
Und so etwas gibt es dann gelegentlich auch heutzutage noch im 10-Zoll-Format
für Vinylfreaks zu kaufen. Und so was finde ich eben irgendwie niedlich.
Und man entdeckt dabei manchmal sehr interessante Musik.
Ach ja, The Good Life, das Vehikel von Sänger/Songschreiber
Tim Kasher, spielen etwas, das man früher mal schlicht und
einfach "Rockmusik" nannte. Kein Punk, kein Metall, kein Schrammelpop,
kein Folk: ROCKMUSIK.
Wahrscheinlich hätte diese Schallplatte ohne das Hype um Oklahoma-Bands
nicht den Weg nach Europa und sogar in den Mediamarkt von Duisburg-Müxlü
gefunden. Aber wahrscheinlich stand die Platte da schon seit letztem Jahr
herum.
(04.12.2005)
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Natalie Merchant: "The House Carpenter's Daughter" (in-Akustik/Myth America, März 2004) |
Die Ex-Sängerin der 10,000 Maniacs ist seit letztem Jahr wie
viele andere große Künstler "vertragsfrei", wie man/frau
so schön sagt. Ob freiwillig oder nicht, weiß ich leider nicht. Auf
jeden Fall brachte sie im vergangenen September exklusiv über ihre
Webseite dieses Album mit alten Folksongs heraus, dass jetzt endlich auch
einen Vertrieb (zumindest hier bei uns) gefunden hat. Beim ersten Hören
ging die Platte noch irgendwie ohne tiefen Eindruck zu hinterlassen durch
meine Gehörgänge. Es hat eine gewisse Zeit gebraucht, bis ich
entdeckt habe: eine wunderschöne Platte! Wer Fairport Convention
covert ("Crazy Man Michael" vom Klassiker "Liege
& Lief") kann kein schlechter Mensch sein. Und ich muss mal
wieder meine alten Sandy Denny-Platten
rausholen.
(21.07.2004)
Mehr ...
Nach mehreren Soloalben mit eigenen Songs hat Natalie Merchant
für The House Carpenter's Daughter jetzt ausschließlich Fremdkompositionen
aufgenommen. In sieben uralten Traditionals und vier Folksongs der jüngeren
Vergangenheit schürft sie auf dieser wunderbaren Platte nach ihren
Wurzeln, ja nach den Ursprüngen der ländlichen amerikanischen
Musik überhaupt. All diesen Liedern ist dabei gemeinsam, dass sie uns
an die zentralen Werte und Fragen der Menschheit erinnern. Die Sängerin
mit dem charakteristischen kehligen Gesang erzählt da archaische, ehern
gültige Geschichten. Sie singt Songs, "die uns das lehren, was
wir im Herzen immer schon wussten" (wie es in den Liner Notes treffend
heißt).
In dieser Collection of traditional & contemporary folk music, so
der Untertitel, dreht sich also alles um ewige Wahrheiten. So handelt
etwa der CD-Opener "Sally Ann" von der Universalität der
weiblichen Schönheit. "Bury Me Under The Weeping Willow",
ein Klassiker der Carter Family aus dem Jahre 1927, zeigt uns, dass sich
gebrochene Herzen in jeder Epoche gleich anfühlen. Das Protestlied
"Which Side Are You On?", 1932 im Arbeiterkampf streikender
Bergarbeiter entstanden, ist der nicht endenden Fehde zwischen Arm und
Reich gewidmet. Und "Crazy Man Michael" von den Folkrock-Pionieren
Fairport Convention schließlich sinniert allgemeingültig über
die Urgewalt und manchmal auch vernichtende Kraft der Liebe.
Für diese herrliche Songsammlung konnte Natalie Merchant langjährige
Weggefährten verpflichten. So war Bassist Graham Maby (Joe Jackson,
Shania Twain) ja schon auf den Vorgängern Motherland und Ophelia
zu hören. Und die ehemaligen Horseflies-Mitglieder Judy Hyman (Violine)
und Richie Stearns (Banjo) kennt die Vokalistin sogar noch aus ihrer Zeit
als Frontfigur der 10,000 Maniacs. Mit deren Hilfe hat sie einen Folksound
eingespielt, der in seiner Zeitlosigkeit ganz ausgezeichnet zu den Themen
der Songs passt. Mit diesem Liederreigen bestätigt Natalie Merchant
einmal mehr ihre Stellung als eine der führenden Folk-Frauen unserer
Tage! (Harald Kepler aus der Amazon.de-Redaktion)
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Plädoyer für die Selbst-Besinnung
Ungeschminkt. Natürlich. nachdenklich, aber erkennbar selbstbewusst.
So erscheint Natalie Merchant auf dem Cover ihres neuen Albums "The
House Carpenter's Daughter". Sie selbst könnte diese Tochter
sein, lernte sie den Folksong "House Carpenter" doch in der
Version der blinden Sängerin und Gitarristin Annie Watson kennen
und lieben. Heute singt sie das Stück selbst, neben zehn weiteren
Perlen US-amerikanischer Folk-Geschichte.
Zweifellos: es sind Lieder des "anderen" Amerika, die Natalie
Merchant für ihr persönliches "American Songbook"
auswählte. Lieder der kleinen Leute, die von Armut und vom Überleben
erzählen, und manchmal auch vom Aufbegehren: "Which Side are
You on?" könnte die programmatische Frage zur bevorstehenden
Präsidentenwahl sein, aber enstand der Song bereits 1932. Florence
Reece, Ehefrau eines Gewerkschaftsführers aus Kentucky, schrieb den
Text zu einem traditionellen Gospel auf einem Küchenzettel nieder.
Sie wollte damit den Kampf der Minenarbeiter unterstützen, die sich
in gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den Mineneignern und ihrem
Sicherheitsdienst befanden.
Natalie Merchant erzählt diese und andere Hintergründe zu
den elf Songs im liebevoll gestalteten Booklet. Die ehemalige Frontfrau
der "10000 Maniacs" geht einfühlsam und voller Behutsamkeit
mit dem Originalmaterial vor, und doch gelingt es ihr, die Stücke
wie eigene Kompositionen klingen zu lassen. Es sei schade, sagt sie im
Einführungstext zu "The House Carpenter's Daughter", dass
man sich so weit von diesen Liedern entfernt habe, die einen Menschen
früher durch sein ganzes Leben begleiteten und von Generation zu
Generation weitergegeben wurden.
"As thoroughly modern people, we wonder how the archaic tales of
shipwrecks, fair or fallen ladies, buried treasure, the lonely sojourns
of pilgrims, or the trials of tenant farmers could speak to us about our
world."
Das gemeinsame Singen alter Lieder wird heute durch die Massenmedien
und ihre vorgefertigten Programme ersetzt. Die Entscheidung, was wir hören,
treffen somit andere. Das weiß auch Natalie Merchant, und vielleicht
ist genau diese Erkenntnis der Grund, weshalb sie ihre Zusammenarbeit
mit einem Majorlabel nicht verlängerte und statt dessen ihren eigenen
Plattenverlag gründete.
Vielleicht, und das wäre durchaus zu hoffen, wird sogar ein Trend
daraus. Natalie Merchant jedenfalls erhebt ihre Songs zum Plädoyer
für die Selbst-Besinnung. Sie ist fest davon überzeugt, dass
wir von ihren Liedern lernen können, was wir im Grunde unseres Herzens
längst wissen - bislang aber nicht zugeben mochten. Somit fänden
wir dann alle zu uns selbst: ungeschminkt, natürlich, nachdenklich,
aber mit deutlich gesteigertem (Selbst-)Bewusstsein.
© Michael Frost, 28. März 2004
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The Creekdippers (Mark Olson/Victoria Williams): "Mystic Theatre" (Glitterhouse, April 2004) |
Ich liebe die Musik der Jayhawks,
besonders die mit dem Gesangs- und Gitarrendoppel Mark Olson/Gary
Louris, natürlich auch die späteren Jayhawks
ohne Mark. Vor allem aber hat es mir Victoria
Williams mit ihrer "ungewöhnlichen" Stimme und den
tollen Songs angetan. Bisher waren die Creekdippers ja eher das Pseudonym
von Olson, genauso wie die "Palace
Brothers" und "Me And Cassity"
auch keine richtigen Bands sind. Inzwischen bildet das Ehepaar Olson/Williams
auch ein musikalisch gleichwertiges Paar. Das könnte vielleicht (Achtung:
Spekulation!) daran liegen, das Mrs. Williams keinen Solokünstlervertrag
mehr hat, denn 3 der Lieder sind von ihr gesungen und komponiert und im
Gegensatz vom Rest auch nicht von Olson, sondern Don Heffington
produziert und auch nicht mit den Musikern der anderen "Olson-Tracks"
aufgenommen worden!
Wie auch immer! Auf jeden Fall sind die beiden jetzt auf Europatournee
und spielen übernächste Woche, am 19.05., bei uns im Weseler
Karo! Einen Tag bevor wir mit unserer W4L-Truppe nach Plauen aufbrechen!
Perfektes Timing! Selten habe ich mich in letzter Zeit schon im Vorfeld
so auf ein Konzert gefreut - da fällt mir nur Emmylou in Düsseldorf
im vergangenen Jahr ein.
(01.05.2004)
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"The Creekdippers" steht jetzt ganz oben auf der
CD, Mark Olson und Victoria Williams gleichgroß darunter. Wahrscheinlich
in Folge des größeren Einfluß von Victoria, die anfangs
ja eher sporadisch auftauchte, sich mittlerweile aber absolut harmonisch
(Tatsache!) einfügt.
Nachdem ich "Mystic Theatre" ein paar Mal hintereinander verkostet
habe, befinde ich mich in einem ungeheuer friedfertigen Zustand. Ein leichtes
Lächeln scheint auf meinem Gesicht wie festgefroren und ich habe
das echte Bedürfnis, wie die beiden Protagonisten hier in der Joshua
Tree Wüste vor meiner nicht besonders luxuriösen Hütte
zu sitzen und einfach nur zu sitzen. Und zu schauen. Gerne auch stundenlang.
"Schau mal, ein kleiner Coyote!" "Soll ich dir auch einen
Tee machen?" Und am Abend: "Ein schöner Tag war das heute
morgen stehen wir aber nicht zu früh auf
" Sowas schafft
nur Musik, die aus dem Herzen kommt. Musik, die um der Musik willen gemacht
wird und nicht, um auf Titelbilder zu kommen oder dicke Autos zu fahren.
Auf "Mystic Theatre", seinem sechsten Album mit den eher lose
ankernden Creekdippers, kombiniert er teileremitische Eigenbrötlertum
der liebenswerten Quasi-Hippie-Kommune mit zerbrechlicher Schönheit,
tiefer Verwurzelung und spielerischer Freude. Es ist alles vom Leben gemalt,
von dem Leben, das er und seine Gattin und musikalische Partnerin Victoria
Williams sich selber in der Wüste Kaliforniens gestaltet haben.
Aber "Mystic Theatre" ist ein Gemeinschafts-werk: von Williams
(Gitarre, Banjo, Gesang), Joshua Grange (Gitarren, Bass, Pedal Steel,
Gesang), Michael Russel (Violine, Bass), David Wolfenberger (Bass, Gesang),
Ray Woods (Drums,Gesang), Danny Frankel (Drums, Percussion), Don Heffington
(Drums, singende Säge), Greg Leisz (Pedal Steel) und Mark Olson (Gesang,
Gitarre, Dulcimer, Bass) sowie vielen weiteren Freunden mit diversem Instrumentarium.
Aus dem familiären, auch hochmusikalischen Miteinander entspringen
Songs von zeitloser Grazie und ungeschminkter Ehrlichkeit. Das ist Wahrhaftigkeit
- und mithin selten geworden. Mystic Theatre ist Mark Olson´s
reifstes und bestes Album! (Glitterhouse)
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Jerry Garcia & David Grisman: "Been All Around This World" (Acoustic Disc, April 2004) |
Ungefähr
die fünfte CD aus den gemeinsamen musikalischen Aktivitäten
der beiden von 1991 bis kurz vor Jerrys Tod (1995?) und nach Angaben von
Grisman wohl die letzte Veröffentlichung. Da einzelne der posthumen
CDs (nur ein titelloses Album
erschien bereits zu Lebzeiten von Jerry 1991) wohl nur was für echte
Deadheads sind, hatte ich keine allzu großen Erwartungen und die Platte
auch nicht sofort gekauft (Acoustic Discs sind nicht die billigsten!).
Vor wenigen Tagen kam mein alter Kumpel Jürgen vorbei und brachte
mit als verspätetes Geburtstagsgeschenk dies Album, das so schön
ist, dass es auch außerhalb der nach meiner neuesten Erkenntnis leider
doch nicht ganz so musikalisch freigeistigen Deadheadszene (siehe W4L
in Plauen 2004) seine Freunde finden sollte! Danke, Jürgen (es
ist im übrigen sehr mutig, mir als notorischem Musiksnob eine CD
zu schenken: entweder hab ich sie schon oder mag sie nicht)
(13.06.2004) |
Charlie Musselwhite: "Sanctuary" (Real World, April 2004) |
Einer
der besten Bluesharperspieler unseres Planeten, aufgenommen im Studio
von Peter Gabriel (auch gesponsort von Herr G.?), produziert von
John Chelew, dem wir auch so wunderbare Alben wie John Hiatts
"Bring The Family"
und Norma Winstones Album von 1996
zu verdanken haben. |
Loretta Lynn: "Van Lear Rose" (Interscope, Mai 2004) |
Ich bin eigentlich kein White Stripes-Fan. Ein Freund hatte mir
zwar mal eine Sicherheitskopie von "Elephant" gemacht - und
ich find es auch nicht wirklich schlecht - ich bin nur eben nicht begeistert!
Der basslose Sound (den Jack White auch nicht erfunden hat, sondern
den z.B. die Cramps oder die Jon Spencer Blues Explosion
schon lange pflegen bzw. pflegten) hält mich vom Hören ab.
Das ist eben zu sehr gegen meine Hörgewohnheiten und meinen Geschmack.
Zurück zum eigentlichen Thema: Jack White, der Liebling
aller Kritiker, ist großer Fan der alten Dame der Countrymusik und hat
ihr neues Album also produziert - und sogar mit einem Bassisten eingespielt!
Vielleicht hätte Loretta bei einem authentischeren White-Stripes-Sound
auch nicht mitgemacht. Zwar kannte ich bisher nicht sehr viel von Loretta
Lynn, aber die Kombination der beiden erschien mir sinnvoll, wenn ich
auch den Vergleich zum Gespann Johnny Cash/Rick Rubin
für einen extrem hohen Maßstab hielt. Jetzt ist die CD da
und läuft gerade: und ich bin sehr erfreut über das was ich
da höre!
(24.06.2004)
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Loretta Lynn, die Honky-Tonk-Legende, produziert von White
Stripes' Jack White, einer Galionsfigur des Garagenrock? Und Lynn vergleicht
ihn auch noch mit dem renommierten Nashville-Produzenten Owen Bradley? Die
Welt wird bekanntlich immer kleiner, aber das ist ein neuer Extremwert!
Und das Erstaunlichste: Das Experiment ist gelungen!
Zum ersten Mal hat Lynn sämtliche Songs eines Albums selbst geschrieben
und ihre Texte sind schonungslos wie immer. Das bittere "Family Tree"
handelt von einer Frau, die zusammen mit ihren Kindern die Geliebte des
Ehemanns aufsucht, "the woman that's burning down our family tree".
Durchweg gekonnt verarbeitet Lynn bewährte Honky-Tonk-Themen wie
Untreue, zerrüttete Beziehungen, Alkohol und Gewalt. Selbst das fatalistisch
religiöse "God Makes No Mistakes" wirkt bei ihr glaubhaft.
Jack Whites meist schlichte und atmosphärische Produktion umfasst
ein Spektrum von eher traditionellen Country-Arrangements bis hin zu waschechtem
White-Stripes-Sound, wobei sich die meisten Tracks irgendwo dazwischen
bewegen.
White hat dem gesamten Album seinen persönlichen Stempel aufgedrückt
und singt sogar die packende One-Night-Stand-Geschichte "Portland,
Oregon" mit Lynn im Duett. Letztere wirkt auch mit siebzig noch hundertprozentig
engagiert; ihr Gesang ist stellenweise ausdrucksstark wie selten zuvor.
Ein Jahrzehnt zuvor gelang es Johnny Cash, seine Karriere wiederzubeleben,
indem er mit dem Rock- und Rap-Produzenten Rick Rubin zusammenarbeitete.
Jack White hat Loretta Lynn nun den gleichen Dienst erwiesen, einer weiteren
Country-Legende, deren Musik Anhängern des modernen Country-Pop einfach
zu kantig und ehrlich ist. Van Lear Rose übertrifft alle Erwartungen
-- ein mutiges und außergewöhnliches Gemeinschaftswerk zweier
Künstler aus verschiedenen musikalischen Welten, das keiner von beiden
alleine zu Stande gebracht hätte. (Marc Greilsamer, Aus der Amazon.de-Redaktion)
|
Bizarr: Loretta Lynn, fast 70 und eine der größten
Country-Ladies aller Zeiten, lässt ihre ersten Songs seit 15 Jahren
von einem der gefeiertsten Rock-Jungstars produzieren - von White-Stripes-Gitarrist
Jack White! Viele Vergleiche fallen einem da nicht ein; höchstens Rick
Rubins Wiederbelebung von Johnny Cash. White geht die Sache mit dem festen
Willen an, diese von seiner Generation noch unentdeckte Legende in die hipste
Oma der Saison zu verwandeln. Also umtobt das Schlagzeug die Nashville-erprobte
Stimme Lynns, die Gitarren sind ruppig, und einmal singt White gar mit ihr
im Duett ("Portland Oregon"). Zwischendrin gibt der Jungspund
den Frauenversteher, lässt in "Trouble on the Line" die Steel-Gitarre
klassisch aufseufzen - doch schon mit "Have Mercy" stürzen
White und Lynn kopfüber in rohesten Neo-Fifties-Garagenrock. Ein wunderliches
und wunderbares Album, und eins mit tollen Lynn-Songs. Wie "Mrs Leroy
Brown" ihren (laut Jim Croce) sprichwörtlich bösartigen Mann
in der Bar rundmacht und White dazu die Countryklampfen krachen lässt:
Das hat Klasse, das hat Punk. (mw,Kulturnews) |
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John Martyn: "On The Cobbles" (Independiente, April 2004) |
Neulich im Auto von meinem guten Freund Wulf. Wie immer läuft gute
Musik. Ich höre John Martyn, kenne aber das Lied nicht! Es klingt
sogar ein wenig nach den 70ern, als Herr Martyn noch gerne auf seiner
akustischen Martin spielte (sein Künstlername ist tatsächlich
ganz banal auf seine Vorliebe für diese tollen Gitarren zurückzuführen!),
aber ich kenne das verdammte Lied nicht. Gedächtnislücke? Alte,
aber neu veröffentlichte Outtakes aus den 70ern? NEIN, aber ein (fast)
neues Album vom letzten Jahr. Die Freude ist riesengroß, denn so richtig
viel gute Musik kam da bei ihm in den letzten Jahren für meine Geschmack
nicht zusammen. Zuviel Keyboards und Phil Collins - mehr muss ich wohl
nicht sagen.
übrigenz sind gerade alle alten Island-Alben von Herrn Martyn
zu günstigen Preisen wiederveröffentlicht worden. Bei "Bless
The Weather" (1971) hab ich dann noch mal zugeschlagen, neben
"Solid Air" (1973) und
"One World" (1977) mein
absoluter Favorit.
(17.12.2005)
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Martyn's first album of new material in four years might be short (around
45 minutes), and one of the tracks has appeared before ("Baby Come
Home," which was on a tribute to Scots singer Frankie Miller), but
it's eminently satisfying, especially when you take into account that
most of the vocals and guitar work were laid down after Martyn had his
right leg amputated in spring 2003. He revisits his own past with "Go
Down Easy," which was originally on Solid Air, although in this guise
it's barely recognizable, transformed from an acoustic frippery into a
meandering, atmospheric electric piece (this version was originally recorded
in 1992 for a ballet). To the joy of longtime fans, there's plenty of
Martyn's acoustic fretboard work on On the Cobbles, although it's not
as prominent as it was in the '70s. But the free-and-easy love song "One
for the Road" is a joy, as is the wistful "Back to Marseilles."
A couple of guests do show up: Paul Weller on "Under My Wing,"
(arguably the best song Weller never wrote) where the former Jam man sounds
nervous in the presence of the Big Man, and Mavis Staples roars on a cover
of Leadbelly's "Goodnight Irene," although Martyn really doesn't
need her help, putting forth a large, extremely soulful sound himself.
His voice is the central thing here, and it continues to become a glorious
instrument, slipping and slurring like a tenor horn, and fashioning beautiful
lines. That's nowhere more apparent than on the album's two key tracks,
"Ghosts" and "My Creator." The former is a meditation
of mortality, full of trademark Martyn phrases and ideas, but executed
with glowing restraint. "My Creator" is a kind of creed, truly
words to live by, and the spiritual heir of "Solid Air." The
jazziest cut on the album (former foil Danny Thompson plays double bass
on it), it's dominated by horns to create an atmosphere of midnight blue,
with Martyn wafting over the top in an irresistible manner. While On the
Cobbles might be worth the price for that cut alone, the whole disc is
a testament to a man who will never go gently into the good night.
(by Chris Nickson, All
Music Guide)
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In the 1970s, John Martyn recorded a string of classic records
that fused folk, jazz and rock with a healthy disregard for convention.
Songs that started out as ballads ended up in passionate, freeform improvisations
or hazy, cosmic menderings that owed as much to Pharoah Sanders as they
did to Davy Graham. That sweet, tender growl of a voice slurred its way
through songs about love, friendship and other concerns with disarming honesty,
while his tough but lyrical guitar playing marked him as one of the country's
most individual players. Since then, his records have been sometimes patchy,
indifferent affairs, but he's retained a devoted, loyal fanbase. Dodgy labels
ransacking his back catalogue haven't helped his reputation or probably
his financial situation of late, but four years ago things took an upturn
with the release of Glasgow Walker, an atmospheric, bluesy collection that
suggested there was life in the old dog yet. Then tragedy struck; in 2003
Martyn contracted an infection that resulted in the amputation of part of
his leg.
But as fans of the man know, he's not the kind to give in easily. It
would be trite to say that such adversity has helped his creativity (after
all, a difficult and painful divorce inspired the sublime Grace and Danger),
but On the Cobbles is the strongest, most consistent set he's come up
with in years. While Martyn's not one for trading on past glories, he
seems to have tapped into the same inspirations that informed the freewheeling
atmospherics of the early 70s. As ever, the songs are organic, loose,
reliant on texture and the casual warmth of the vocal delivery, though
more stripped down, intimate than of late. He revisits Solid Air's "Go
down Easy" though you'd be hard pushed to recognise it, while the
sweet "One for the Road" is a tale of newfound love that wouldn't
be out of place on Sunday's Child. "My Creator" sees our John
dealing with spirituality in a way that Pharoah or Gary Bartz would be
proud of. You can't help but love him for stuff like this.
As well as a cast of veteran Martyn collaborators including bassists
Danny Thompson and John Giblin, there are guest appearances from Paul
Weller and Mavis Staples. To my mind, Martyn's a strong enough presence
to carry things off without that kind of help (Staples' contribution to
Leadbelly's "Goodnight Irene" is superfluous at best) but their
presence is testament to the high regard in which he's held. To quote
Paul Wheeler; so nice to see our John again. Bless him.
Reviewer: Peter Marsh (BBC)
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Patti Smith: "Trampin'" (Columbia, Mai 2004) |
Patti Smith muss ich im Pantheon meiner alten Helden wohl immer höher
hängen, denn im Gegensatz etwa zu Neil Young ist auch das neueste
Album mal wieder ganz wunderbar geworden. Und ich muss wieder ganz sentimental
an das letzte Haldern-Open-Air zurückdenken, wo sie mit ihrer Band
einen grandiosen Auftritt hingelegt hatte und vorher auf dem Festivalgelände
2 Meter vor mir vorbeispazierte... Ach ja...
(13.06.2004)
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... nach 8 Alben seit 1975 auf Arista und einer Pause
von genau 4 Jahren kommt mit dem Columbia-Debüt (glücklicherweise!)
gar keine Stiländerung, sondern eine Fortführung der hervorragenden
und qualitativ sehr gleichmäßigen 90er Alben 'Gone Again', 'Peace
And Noise' und 'Gung Ho'. Auch die Besetzung ist dieselbe geblieben wie
seit vielen Jahren: Altrocker Lenny Kaye an der einen Gitarre, Oliver Ray
an der anderen, dazu Bassist/Keyboarder Tony Shanahan und Drummer Jay Dee
Daugherty, der mit Kaye zusammen schon seit 'Horses' dabei ist! Diese Band
hat denn auch hier selber produziert, wie früher meistens wurde jetzt
kein Big Name von außen genommen, auch fehlen bekannte Gastmusiker
zweimal hilft eine Geigerin, Tochter Jesse Smith spielt Piano auf
dem Titelsong. Thematisch gibt's selbstverständlich einiges an Poetry,
Botschaften und Politics vordergründig dezent und bisweilen
gar vermeintlich naiv verpackt... Aber dann packt die unvergleichliche,
unwiderstehliche Rockikone aus NYC einen doch wieder beim Gewissen und nicht
nur bei den beiden zentralen Schlüsselnummern 'Gandhi' (9:21) und 'Radio
Baghdad' (12:17) laufen einem die Schauer über den Rücken, wenn
sie stimmgewaltig und mit der Band deftig rockend mahnt und ihre eigene
Auffassung von 'Peace & Love' predigt. Mit 'Trampin' bleibt Patti Smith
unbedingt eine unbeugsame, wortstarke Autorität der Rockmusik!!
(Glitterhouse)
Ein Höhepunkt ist Gandhi, wo Smith und ihre Band
so fieberhaft wie zu Zeiten von Radio Ethiopia improvisieren. Den erklecklichen
Teil der Platte machen kompaktere und gefühlvollere Songs mit Americana-Tendenz
aus, denen dennoch ungemein viel Leidenschaft innewohnt. Mit Trampin
knüpft die große Rock`n´Roll-Interpretin somit endlich
an ihre einzigartigen Arbeiten aus den Siebzigern an.
(TIP Berlin)
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Neal Casal: "Return In Kind" (Fargo, Juni 2004) |
Auf seiner neuesten CD kann man "nur" Fremdmaterial hören
- was für einen ausgezeichneten Songschreiber wie Neal Casal auch
eher ungewöhnlich ist. Und sicherlich ging es nicht darum, eine
Schreibblockade zu überbrücken, sondern die eigenen Vorlieben
zu präsentieren. Und wer so wunderschön (halb)vergessene Songschreiber
wie Gene Clark vorstellt ("With Tomorrow" vom Album
"White Light") und
Lieder und Autoren bringt, die ich (noch) nicht kenne, der hat meine
Aufmerksamkeit!
Sofort musste ich an Robert Forsters "I
Had A New York Girlfriend" und gleich zwei Alben von den Walkabouts
denken. Schnell war die Idee einer neuen Webseite geboren: "Singer/Songwriter
covern Singer/Songwriter", quasi wie bei "Musician's Musician"!
(23.08.2004)
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Jeder, der noch Mixtapes zusammenstellt, wird den Wert einer guten Coverversion zur Auflockerung des bunten Reigens kennen. Und obwohl Neal Casal hier zehn Songs aus fremder Feder aufgenommen hat, wird es wohl mit dem so wichtigen Wiedererkennungswert kaum was werden, denn er hat so tief in seiner Sammlung gewühlt, dass er sich dem das Original ist besser-Vorwurf wohl kaum stellen muß, weil das wahrscheinlich keiner kennt.
Das ganze Album ist in Eigenregie aufgenommen und sparsam arrangiert, so singt er Doug Sahm´s Be Real nur zur akustischen Gitarre, fügt dem Soundbild bei Debris (Faces) aber Steelgitarre, Bass und Orgel bei. Schlagzeug gibt es auf dem Album nicht zu hören.
Zu den Highlights gehören ganz klar With Tomorrow von Gene Clark, dessen Songs der zerbrochenen Herzen für Neals Stimme perfekt sind, und das nur mit Piano intonierte, radikal umarrangierte It´s Not Enough (Johnny Thunders), von dem Neal selbst sagt:
the only song that Ive ever covered, that I feel truly belongs to me.
Weiter Songspender waren The Consolers (eine alte Gospeltruppe), Love As Laughter (the true sound of desperation, ganz wundervoll untermalt von Orgel und Gitarre), Grace Braun (ein Album auf Slow River), Michael Hurley (Portland River), Royal Trux (der Blues-Punk-Kracher mutiert zum Folk-Blues) und last but not least There´s A Reward, eigentlich jamaikanischen Ursprungs aus der Feder von Joe Gibbs, hier aber ein elegisch-countryesker Schlusspunkt dieser genau 33:33 Minuten langen Songkollektion.
Wie oben bereits erwähnt, der bei Coverversionen-Platten auftretende Aha!-Effekt verpufft hier mangels Songkenntnis zumindest bei mir fast völlig (Gene Clark ist die Ausnahme), dafür bekommt der Fan aber einfach 10 wunderschön einfühlsam interpretierte Neal Casal Tunes. Und das ist mehr, als wir uns zum jetzigen Zeitpunkt erhoffen konnte.
(rh, Glitterhouse)
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Nick Drake: "Made To Love Magic" (Island, Juni 2004) |
Das ist natürlich keine wirklich neue Platte, da unser aller Held
ja schon lange tot ist. Aber bei Nick Drake macht mich schon ein einziges
neues (besser gesagt: neu entdecktes) Lied glücklich. Der Titelsong
"I Was Made To Love Magic" ist eigentlich ein Outtake vom Debüt
"Five Leaves Left" und
gab's schon mal in der Demoversion auf der 80er-Compilation "Time
Of No Replay" zu hören. Für die Neuveröffentlichung
hat der damalige Arrangeur des geplanten Streicherarrangement, Robert
Kirby, dieses neu einspielen lassen und mit der alten Gesangspur kombiniert.
Island setzt wohl nach dem Erfolg von "Pink
Moon" in der Golf-Werbung auf ein gewisses kommerzielles Potential
und hat das Lied, wie ich hörte, sogar als Single veröffentlicht.
Ich glaub, ich werde mir meine erste 7inch seit Jahren zulegen müssen!
Mehr Informationen gibt's, wenn Ihr mal auf das kleine "I" klickt!
(20.06.2004)
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Von Island veröffentlichte Compilation mit Raritäten, Remixen
und einem erst kürzlich entdeckten Song (Tow The Line) von 1974.
Das Album beginnt mit Solo-Aufnahmen von River Man und Mayfair (später
von der Ska/Pop-Sängerin Millie gecovert), beide in Cambridge als
Demo eingespielt, damit sein Freund und Mit-Student Robert Kirby die Arrangements
schreiben konnte. Von den Session zum Five Leaves Left Debüt stammen
drei weitere Songs: Joey, Clothes Of Sand und die Alternativversion von
The Thoughts Of Mary Jane. Alle drei finden sich auch auf der Time Of
No Reply Compilation, Für Made To Love Magic wurden sie remastert.
Auch (I Was Made To Love) Magic und Time Of No Reply schafften es nicht
auf das Debüt und fanden sich als Solotakes auf Time Of No Reply
wieder. Robert Kirby hatte allerdings schon die Arrangements geschrieben
und sie im Jahre 2003 nach seinen Aufzeichnungen einspielen lassen. Nicks
Stimme wurde aus den Originalen gelöst, in die Neuaufnahmen eingesetzt,
sodaß diese nun klingen, wie Nick Drake sie ursprünglich plante.
Aus einer der raren Sessions, die nicht im Sound Techniques Studio enstanden,
kommt die hier vertretene Version von Three Hours. Zu hören ist der
spätere Traffic Perkussionist Reebop Kwaakhu Baah und ein unbekannter
Flötist. Der Track wurde zufällig auf einem Multitrack-Band
gefunden und erst kürzlich gemixt. Er ist noch länger als die
Version auf Five Leaves Left und zeichnet sich durch einen
höheren Jam-Charakter aus.
Nach Pink Moon ging Nick Drake erneut ins Studio, um seine letzten vier
Songs einzuspielen. Diese wurden nun vom Original-Engineer John Wood von
den Originaltapes neu gemixt, sodaß Black Eyed Dog, Rider On The
Wheel und Voices in neuem Glanz erstrahlen. Von Hanging On A Star wurde
gar eine Version mit besserem Gesang gefunden, die ebenfalls hier zu hören
ist. Und schließlich fand man am Ende des Bandes eher zufällig
noch Tow The Line, ein bis dato ungehörter Song des traurigen
Songwriters, dessen Qualität die Drake-Fans glücklich machen
wird.
Die treibende Kraft hinter diesem Werk waren mit John Wood und Robert
Kirby zwei Menschen, die eng mit Nick Drake zusammenarbeiteten, sowie
dessen Schwester Gabrielle, die das Erbe überwacht. Das Ergebnis
gehört fraglos in den Schrank eines jeden Drake-ophilen. (www.glitterhouse.de)
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Kaum ein Name erzeugt unter Singer/Songwritern so viel Ehrfurcht
und Bewunderung wie der Nick Drakes. Obwohl der Brite 1974 im Alter von
26 Jahren starb und zu Lebzeiten kaum Aufmerksamkeit erweckte, blieben seine
drei Alben mit ihren intimen Texten, der eigenwillig gezupften Gitarre und
der melancholischen Stimme eine nie versiegende Inspirationsquelle. Nachdem
sie um die Jahrtausendwende im Nice Price-Bereich auf CD erschienen, blieb
noch eine Lücke offen: Eine Rarities-Sammlung namens "Time Of
No Reply", die in Deutschland nur in einem Box-Set als sündhaft
teurer Import zu haben war.
"Made To Love Magic" schließt nun weitgehend das Loch,
denn nur die hier vertretenen "The Riverman", "Thoughts
Of Mary Jane" und "Three Hours" kamen in überarbeiteter
Version auf seinem ersten Album "Five Leaves Left" (1969) auf
den Markt. Ansonsten handelt es sich um Material, das Drake entweder davor
oder nach seinem letzten Werk "Pink Moon" (1972) aufnahm. Dass
dabei keine neuen Erkenntnisse entstehen, spielt eine nebensächliche
Rolle. Allein das wunderschöne "Clothes Made Of Sand" macht
den Einkaufspreis wett.
Aber es bleibt nicht bei dem einen Stück; jedes der Lieder vermittelt
Ehrlichkeit und eine fast schmerzhafte Zerbrechlichkeit. "Mayfair",
"Time Of No Reply" und die Singleauskopplung "Magic"
stammen von 1968, als Drake noch in Cambridge studierte und in Kneipen
auftrat. Sein Kommilitone Robert Kirby nahm die Stücke auf und zeichnete
für die Orchesterbegleitung verantwortlich, die auf "Five Leaves
Left" eine zentrale Rolle spielen.
Wer nur den Minimalismus von "Pink Moon" kennt, wird bei der
üppigen Begleitung eher erstaunt reagieren, zumal Kirby bei der vorliegenden
Veröffentlichung die Feder geführt und das eine oder andere
Stück nachträglich angereichert hat. Es handelt sich jedoch
um eine so behutsame Überarbeitung, dass sie selbst Puristen nicht
stören dürfte. Neben der 'Ausschussware' "Joey" und
"Clothes Made Of Sand", die es aus Platzgründen nicht aufs
Debütalbum schafften, bietet "Made To Love Magic" auch
fünf Stücke, die Drake ein Jahr vor seinem Tod aufnahm und die
angeblich für ein neues Album gedacht waren.
Neben dem Opener "Rider On The Wheel" handelt es sich um "Black
Eyed Dog", "Voices" und "Hanging On A Star".
"Tow The Line" wurde sogar erst bei der Zusammenstellung dieses
Albums entdeckt. Neben einer weiterentwickelten Gitarrentechnik überrascht
vor allem die Stimme, die entspannt und fast glücklich klingt. Hatte
Drake so etwas wie den inneren Frieden gefunden? Sein früher Tod
an einer Überdosis an Medikamenten spricht eher dagegen.
"Made To Love Magic" bietet eine gelungene Ergänzung zu
den drei offiziellen Alben. Und liefert auch eine Erklärung, warum
Drake noch immer soviel Interesse weckt. "Voice from the mountain,
voice from the sea, voice in my neighbourhood, and a voice calling me"
singt er am Anfang von "Voices". Besser lässt dich die
Faszination seiner berührenden Musik kaum erklären.
(www.laut.de) |
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The Grateful Dead: "Rockin' The Rhein With The Grateful Dead" (Rhino, Juni 2004) |
Eigentlich
fühle ich mich mit Liveaufnahmen einer meiner Lieblinxkapellen schon
längst übersättigt. Und so hart drauf wie die (echten?)
Deadheads, die ich unlängst in Plauen beim "PITB6"
erleben konnte, war ich nie. Mir waren immer die beiden semiakustischen,
songorientierten Alben "Working
Man's Dead" (über das von einem der Cops in der Serie "Nash
Bridges" gerade vor wenigen Tagen in der x. Wiederholung auf VOX
so schön philosophiert wurde) und "American
Beauty" lieber, als die 39. Live-Version von "I Know You
Rider" oder "Dark Star" im Plattenschrank zu haben. Vereinzelt
habe ich mir dann auch mal eine der "Dick's Picks"-CDs gekauft
- und hab sie nach 1 bis 2 mal hören zumeist schon in mein Archiv
überführt ("From The Vaults ... Into The vault") ,
wofür diese CDs dann doch ein bisschen zu teuer sind.
Trotzdem habe ich mir diese Neuveröffentlichung vom Düsseldorfer
Auftritt vom 24.04.1972 aus der Rheinhalle (=Philipshalle?) gekauft- und
finde sie trotzdem sehr, sehr schön! OK - das Cover ist eine ausgemachte
Scheußlichkeit (wer denkt sich so was aus? Ami-Fantasien über Deutschland?),
aber alles klingt richtig gut (von den originalen 16-Spur Tapes gemixt
und durch HDCD-Mastering tontechnisch aufgefrischt). Die musikalischen
Highlights sind sicherlich das dreiviertelstündige "Dark Star",
mit einem kurzen "Me And My Uncle" in der Mitte, und die exzellente
Version des Rascals-Klassikers "Good Lovin´" (den ich
mit den Rusty Nails immer gerne gespielt
habe und bei unserem Revivalkonzert am 17.07.2004 auch wieder singen werde!)
mit einem gut aufgelegten Pigpen (der leider kurz drauf verstarb)
und der mit dieser CD-Box wohl besonders gewürdigt werden soll.
(02.07.2004) |
Wilco: "A Ghost Is Born" (Nonesuch, Juni 2004) |
Was soll ich hier viel erzählen? Am besten selber die Artikel im
Rolling Stone und/oder Musikexpress lesen. Die Wichtigkeit dieser Band
für mich (und andere?) kann man gar nicht deutlich genug hervorheben
- nach der neuen Patti Smith-Platte ist es erst die zweite Neuerscheinung
in diesem Jahr, wo schon vor dem ersten gehörten Ton klar war, dass
ich sie umgehend erwerben musste (O. K.: das passiert öfter!) und
wo ich sicher war, dass sie auf jeden Fall toll wird (Neil Young: eat
your heart out!). Verlässlichkeit kann also auch was Schönes
sein. Was übrigenz nichts über die Musik auf "A Ghost Is
Born" aussagt, denn Jeff Tweedy und seine Mannen klingen jedesmal
anders...
(27.06.2004)
Mehr ...
Das wird ja allmählich langweilig, jede Rezension
eines Wilco-Albums mit dem Resümee zu beenden, dass es sich um das
beste Werk handelt, das die Band gemacht hat. Hilft aber alles nichts, A
Ghost Is Born ist noch eine Steigerung zu den umschwärmten Vorgängern
Yankee Hotel Foxtrot und Summer Teeth.
Das Geheimnis von Wilco, die 1994 aus den wunderbaren Uncle Tupelo hervorgingen,
liegt in der Fähigkeit, sich von Platte zu Platte neu zu erfinden.
Als Basis zum Ausschwärmen in neue Gefilde dient weiterhin Alternative-Country-Rock,
bei der Wahl der anderen musikalischen Elemente schert sich die Gruppe
um Jeff Tweedy einen Dreck um Erwartungshaltungen oder Kompatibilität.
"Mein Job ist es, spannende Musik zu machen, nicht zu erraten, was
den Durchschnitts-Radiohörer am wenigsten beim Bügeln stören
könnte", bringt es Sänger und Gitarrist Jeff Tweedy auf
den Punkt. Deswegen verbietet er sich auch Einmischungen jeglicher Art.
Als sich seine alte Plattenfirma Reprise weigerte, Yankee Hotel Foxtrott
wegen eines befürchteten kommerziellen Misserfolges ohne eine Neubearbeitung
zu veröffentlichen, hat sich Tweedy die Rechte an dem Album für
50.000 Dollar zurückgekauft, den langen Finger gezeigt und ist zu
Nonesuch gewechselt. Das Label ist nicht nur die Heimat von Steve Reich,
Bill Frisell, Kronos Quartet oder Philip Glass, die verfügen auch
über ein Gespür für Experimente.
Wilco und insbesondere Produzent und Multiinstrumentalist Jim O'Rourke
(Sonic Youth) kosten diese künstlerische Freiheit voll aus, was A
Ghost Is Born sehr gut tut. Auffällig ist, wie stilistisch unterschiedlich
die zwölf Tracks klingen. "I'm A Wheel" ist eine losgelöste
Rocknummer, der Opener "At Last That's What You Said" eine Hommage
an Crazy Horse und das fast elfminütige, aufregende "Spiders
(Kidsmoke)" ein krautrockendes, stoisch-rhythmisches Hörerlebnis.
Immer wieder nehmen sich Wilco den Platz, um wie bei "Company In
My Back" zwischen getragenen Pianoklängen oder feinfühligen
Gitarrenriffs kleine Stör- und Experimentalgeräusche einzuweben.
Auf die Spitze treibt es die Band in "Less Than You Think",
einer anfänglich harmlosen Ballade, die nach 180 Sekunden abbricht
und sich dann für 12 Minuten in einen an- und abschwelenden Loop
mit Fieptönen verwandelt, der mehr auf ein Industrial-Album passen
würde. Das hätten sie bei ihrer ehemaligen Plattenfirma nicht
machen dürfen, aber da sind Wilco ja zum Glück nicht mehr. --Sven
Niechziol (amazon)
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It's hard not to wonder if Wilco's breakthrough 2002 release,
Yankee Hotel Foxtrot, would have been such a critical success and so eagerly
embraced by the indie rock community if it hadn't become such a cause célèbre
thanks to the band being unceremoniously dropped by Reprise Records, and
then signed by Nonesuch after the album had become a hot item on the Internet.
Much of the critical reaction to the album, while almost uniformly enthusiastic
(and rightly so), had an odd undertow that suggested the writers were not
especially familiar with Wilco's body of work, registering a frequent sense
of surprise that an "alt-country" band would make such an adventurous
album while ignoring the creative shape-shifting that had been so much a
part of Jeff Tweedy and company's approach on Being There and Summer Teeth.
The irony is that 2004's A Ghost Is Born, the eagerly awaited follow-up
to Yankee Hotel Foxtrot, is also the Wilco album with the strongest stylistic
link to its immediate predecessor, as if their new fans are being given
a moment to catch up. A Ghost Is Born hardly sounds like a retread of YHF,
but the languid, ghostly song structures, the periodic forays into dissonance,
and the pained, hesitant vocals from Jeff Tweedy that were so much a part
of that album also take center stage here. But while much of Yankee Hotel
Foxtrot had a cool and slightly removed feeling, A Ghost Is Born is considerably
warmer and more organic; the extended instrumental breaks in several of
the songs (two cuts are over ten minutes long) sound more like a group in
full flight than the Pro Tools-assembled structures of YHF. And while Wilco's
former secret weapon, Jay Bennett, is now out of the picture, the rest of
the group (especially multi-instrumentalist Leroy Bach, keyboardist Mikael
Jorgensen, and guitarist/co-producer Jim O'Rourke) fill the gaps with admirable
grace and strength. If A Ghost Is Born has a flaw, it's in the songwriting;
while this album is a "grower" if there ever was one, revealing
more of its unexpected complexities with each spin, there are no songs here
as immediately engaging as "War On War," "Heavy Metal Drummer,"
or "I'm the Man Who Loves You" from YHF, and while "Hummingbirds,"
"Handshake Drugs," and "Wishful Thinking" are tuneful
and charming, they lack the resonance and emotional impact of Tweedy's strongest
work. And the album's most purely enjoyable tune, the witty "The Late
Greats," closes out the disc after the 15-minute drone dirge of "Less
Than You Think," dramatically blunting its effectiveness. A Ghost Is
Born confirms what old fans and recent converts already know -- that Wilco
is one of America's most interesting and imaginative bands -- and it's brave
and compelling listening. But if you're expecting another genre-defying
masterpiece, well, maybe we'll get one of those next time. -- Mark Deming
(allmusicguide) |
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The Libertines (Rough Trade, Aug. 2004) |
Es ist wahrscheinlich ziemlich uncool, an dieser Stelle mit solcher
zeitlichen Verzögerung diese Band zu loben. Zu meiner Entschuldigung
kann ich nur sagen, dass ich bei "Hypes" im allgemeinen "beratungsresistent"
bin, wie man in Neudeutsch so schön sagt, und es eben bis jetzt
gedauert hat, dass dieses Album den Weg in mein CD-Laufwerk gefunden
hat. Franz Ferdinand, die anderen "Darlings" der Rockjournalisten,
hatte ich mir ja noch bei Veröffentlichung im Frühjahr 2004
(VOR dem Durchbruch!) gekauft und war dann hauptsächlich wegen
der 80er-New-Wave-Rhythmen trotz der guten Melodien etwas genervt. Bei
den Libertines wollte ich den gleichen Fehler nicht noch mal begehen
und habe mich auch nicht von den hohen Platzierungen in allen möglichen
Jahrescharts beeindrucken lassen.
Jetzt beim Hören kann ich sagen: tolle und frische Songs und Stimmen
(wie bei Franz Ferdinand!), aber eben keine blöden und zickigen
80er Rhythmen, sondern guter, alter Rock! Oder soll man das jetzt Punk
nennen? Egal. Besonders schön finde ich diesen "Lennon/McCartney-Effekt":
zwei singenden Songschreiber bei klassischer 2-Gitarren-Bass-Drums-Besetzung
(JA ICH WEISS: Paul spielte BASS!). Schöne Platte.
(26.02.2005)
PS: das mit "2xG+B+D" machen Franz Ferdinand genauso. Aber da singt, glaube ich, nur einer.
Mehr ...
Bei einer Scheibe wie dieser macht das Sitzen vor den Boxen richtig Freude.
Die Libertines haben mit großem Spaßfaktor ihr neues Album
eingespielt, und das hört man auch. Von voll-auf-die-Mütze-Punk
bis musikalischen Albernheiten wie Doo-Wop-Pop der 60er marschieren die
Vier respektlos durchs musikalische Gelände und pinkeln in herumstehende
Schubladen.
Mit gleich drei Songs ("Last Post On The Bugle", "Don't
Be Shy" und "Tomblands") frönen sie einer finsteren
Version des Mersey-Beat, wie ihn vielleicht die Beatles heimlich im Proberaum
gespielt haben. Aber dazwischen gibt es mit mit dem Punk-Hammer eins drüber
("Narcissist", "Arbeit Macht Frei") oder es gibt eine
Country-Bar-Jazz-Lounge Ballade inklusive chaotischem Psycho-Ende zu verdauen.
Mit lustigen Balladen wurde ebensowenig gespart wie mit einem kräftigen
Doors-Zitat ("Road To Ruin"), das aber dann im Calexico-Stil
endet.
Der Spieltrieb der Libertines ist erstaunlich, und nun hat man ihnen
auch noch einen größeren Spielplatz gebaut. Die Produktion
wirkt um Längen besser als beim Vorgänger
Up The Bracket und viele kleine Geräuscheinspielungen spielen Versteck
mit dem Hörer. Bass und Schlagzeug kommen satt rüber, die Gitarren
schrammeln ihren Teil mit schöner Deutlichkeit. Das ist bei Scheiben
dieses Genres ja nicht immer gegeben, was zwar preiswert, aber manchmal
Schade ist.
The Libertines hat also volle Punktzahl abgeräumt, mit dieser CD
kann man sicher auch in Jahren noch Spaß haben.
(Deborah Denzer, aus der Amazon.de-Redaktion)
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Vielen Dank an die Rauschmittelindustrie! Heroin und Drinks
haben schon so manch gute Rockplatte möglich gemacht, und auch den
Libertines-Protagonisten Carl Barat und Pete Deherty dienten sie wohl als
Inspirationsquelle. Sicher, Konzerte sagen die Londoner eher ab und sorgen
lieber für Skandalgeschichten in der Presse. Und es hätte wohl
auch niemand darauf gewettet, dass sie dem grandiosen Debüt "Up
the Bracket" jemals eine weitere Platte folgen lassen. Jetzt aber ist
"The Libertines" da - und die Qualität der Songs ist nur
einen Hauch schlechter als beim Vorgänger. Punk, Beat und dosierter
Pop sind die alten Zutaten - "Can't stand me now" und "The
Ha Ha Wall" heißen ihre neuen Hits. Der Antifa-Einminüter
"Arbeit macht frei" ist zwar textlich korrekt, hinterlässt
musikalisch aber ein Fragezeichen. Das einzige. Die Strokes werden staunen,
wie gut ein zweites Album klingen kann; diese Platte hätten gar The
Clash gern unter eigenem Namen veröffentlicht. (cs, Kulturnews) |
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Tift Merritt: "Tambourine" (Lost Highway, Aug. 2004) |
Nicht mehr ganz neu - aber was soll´s. Bei Erscheinen der CD im
letzten Sommer hatten mich die Vorbesprechungen, die von "Travelling
Wilburys" und "rollenden Gitarren-Rockern" sprachen, noch
vom Kauf abgehalten, denn ich wollte mir meine Begeisterung über
das wunderschöne Debüt "Bramble
Rose" im "Alternative Country-Stil" nicht zerstören.
Nun sitze ich hier und höre Album #2 also mit deutlicher Verspätung
- und finde das Album einfach nur schön. Die Songs und besonders
die Stimme von Mrs. Merritt erstrahlen in jedem musikalischen Umfeld.
Auch der "Rockanzug" mit versierten L-A.-Studiomusikern unter
der Produktionsregie von George Drakoulias passt: Neal Casal,
Mike Campbell, Benmont Tench, Gary Louris u.a. gehören
sicherlich eher zu den "Guten" als den "Bösen"
im Musikgeschäft. Auffallend auch der tolle Gospel-Chor der Waters-Familie,
die schon seit Jahrzehnten dabei ist und anscheinend immer noch gerne
singt, wie man am Lachen und Klatschen am Ende vom letzten Lied deutlich
hören kann. Und irgendwo soll auch meine Traumfrau (sorry, Tift!)
Maria McKee mitsingen...
(18.02.2005)
Mehr ...
Hohe bis höchste Erwartungen. War es doch Tift, die mir und Euch
mit Bramble Rose eines der schönsten, entspanntesten, rundesten,
vollendetsten Americana-Alben der vergangenen Jahre geschenkt hatte. Bei
den ersten Klängen von Stray Paper das erste Stutzen lässt
sich die stimmlich größte Versuchung des Genres jetzt von den
wieder erstandenen Traveling Wilburys begleiten? Bei Good Hearted Man
gesellt sich noch eine silbrig helle Farfisa zum rootsig rollenden Gitarren-Rocker,
mit Wurlitzer und Hammond B-3-Orgel wird die Tastatur-Breite bei Aint
Looking Closely noch weiter aufgefächert, Gospelchöre und die
Texicali Horns, die sich direkt aus Memphis in Bauch und Beine blasen,
lassen mich fürs Erste den Glauben an das Wahre und Gute verlieren.
Wo bin ich hier? Ganz bestimmt nicht mehr auf Bramble Rose. Tifts Stimme,
die immer noch und vielleicht noch intensiver die Qualitäten von
Lucinda Williams und Kelly Willis in sich vereinigt, der ein Ehrenplatz
auf dem Gesangsaltar neben Dolly Parton und Linda Ronstadt gebührt,
hat sich aufgemacht, ebenso zart wie stark auch noch die musikalischen
Gefilde von Dusty Springfield, Maria McKee und Shelby Lynne zu erobern.
Bei Aint Looking Closely, dessen Anfang ebenso an das Hes
So Fine der Chiffons wie an Harrisons My Sweet Lord erinnert, leuchtet
der Brückenschlag zwischen pop-satter Roots-Musik und groovender
Seelenfülle ein und man erkennt, wo Tift mit uns hin möchte.
Man beginnt noch einmal von vorne, jetzt verstehend und lässt sich
vom Groove, den großartig aufspielenden Fest- und Gast-Musikern
(Neal Casal, Mike Campbell, Don Heffington, Brandon Bush, Robert Randolph,
Benmont Tench) und Stimmen (Gary Louris, Maria McKee, Neal Casal)
und dieser einzigartigen Stimme gefangennehmen und mitreissen. Und lässt
sich im weiteren Verlauf noch von Streicher- und Gospel-Harmonien-umsäumten
60s Erinnerungen, 3-stimmigen Parton-Ronstadt-Harris-Gedenk-Gesangssätzen,
von von funkigem Tupf-Bass unterlaufenen fetten Bläsersätzen,
in klaren Country gegossener Sehnsucht, knackig twangend-rollenden Rockern
und einer Vereinigung von Pedal Steel-Guitar und Boogie-Piano unter einem
Breitwand-RocknRoll-Himmel überraschen, bis Shadow In
The Way Soul- und Gospel-vollmundig das Finale der Platte liefert. Nein,
kein zweites Bramble Rose. Anders. Ganz anders. Aber: Ganz groß.
Tift hat ihn, den Groove.
(Glitterhouse)
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With oodles of critical praise but disappointing commercial response,
Tift Merritt's terrific 2002 debut was a qualified success. On her follow-up
two years later, she gradually but decidedly moves her ringing country
rock toward a more classic soul sound. With producer George Drakoulias
-- who mined similar territory with Maria McKee -- providing the musical
muscle, the album is an impressive accomplishment. Merritt sure has the
pipes for this stirring soul/Americana music. She sings with an aching
acquiescence common to country artists such as Emmylou Harris and Dolly
Parton, but belts out these tunes with the power of Linda Ronstadt in
her prime. Drakoulias wisely places her tough yet tender vocals front
and center in the mix, leaving her faceless but competent backup musicians
to carry the bluesy twang she has perfected here. Dusty Springfield and
McKee have both covered this ground, but on Memphis soul shots like "Good
Hearted Man" and especially "Your Love Made a U Turn" with
full, blaring horns and R&B backing vocals, the effect is explosive
and revelatory. "Ain't Looking Closely" takes its ringing guitar
straight from Roger McGuinn's Byrds days, but the meaty approach and chorus
is strictly Southern. The blues that infuses "Still Pretending"
adds a torchy Dwight Yoakam/George Jones approach with Merritt projecting
hurt resignation on top of subtle strings and a classic country sound
out of the '60s. "The Plainest Thing" strips down the backing
to bare organ, brushed drums, and spare guitar, leaving plenty of room
for Merritt's luxurious voice. But it's the more upbeat tracks that rule,
as Merritt and Drakoulias' firm control and extraordinary sense of dynamics
shoot this album into orbit. Tambourine is a remarkably mature, confident,
and commanding release that defines then rides its groove with no low
points. It should make Merritt the star she deserves to be.
(by Hal Horowitz , All
Music Guide)
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Kathryn Williams: "Relations" (EastWeast/Caw, Aug. 2004) |
Und schon wieder jemand, der nur covert! Und schon wieder "Birds"
von Neil Young! Und schon wieder Lieder der üblichen Verdächtigen
(neben Onkel Neil auch noch "Hallelujah" von Leonard Cohen,
"Candy Says" von Lou Reed/Velvet
Underground, "Hang On To A Dream" von Tim Hardin,
"These Days" von Jackson Browne, bzw. in der Nico-Version)
und ein paar "modernere" überraschungen: z.B. "All
Apologies" von Kurt Cobain/Nirvana
und "Spit On A Stranger" von Steve Malkmus/Pavement.
Deshalb langweilig oder überflüssig? Natürlich nicht.
Die Frage ist rein rhetorisch, denn Miss Williams, Engländerin,
as far as I know, legt hier zusammen mit ihrer (weitgehend akustischen)
Band -Gitarre, Cello, Kontrabass, Perkussion- eine der feinsten Sammlungen
von Coverversionen vor, die ich in letzter Zeit gehört habe. Eingerechnet
auch die von Paul Weller.
(19.11.2004)
Inzwischen kann ich auch noch mehr von der Dame empfehlen, z.B. "Old
Low Light" von 2002.
(06.04.2005)
Mehr ...
2004er Verneigung vor den prägenden Momenten ihrer musikalischen
Sozialisation. Zart schwebender, gefühl- wie respektvoller Umgang
mit Originalen von u.a. Neil Young, Lou Reed, Alex Chilton, David Bentley,
Lee Hazelwood oder Stephen Malkmus, ein Wirklichkeit gewordenes Wunschobjekt
für den Sammler von Coverversionen (Dirk aufgemerkt!). Unterlegt
mit sanfter akustischer Gitarre, silbrigem Glockenspiel, gezupftem und
gestrichenem Cello, getupftem Kontrabass schmeichelt Williams Stimme
ihren ehrfürchtigen Weg durch ans Herz gewachsene Klassiker und die,
die es sein sollten, erhebt Hallelujah von Leonard Cohen zum gesungenen
Gebet, erfüllt Neil Youngs Birds mit tief empfundener Wärme,
lässt All Apologies bei aller Sanftheit unterschwellig fiebern und
pulsieren, schenkt Tim Hardins How Can We Hang On To A Dream ein
neues, filigran aus Glockenspiel, Gitarre und Cello gesponnenes Gewand
und erlaubt es dem relativ geschmackssicheren Hörer, jetzt endlich
auch bei I Started A Joke hemmungslos im Gefühl zu baden. Ein Traum
für jeden Tribut-Alben-Sammler mit dem Herz für die weicheren
Klänge. (cpa)
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American Music Club: "Love Songs For Patriots" (Cooking Vinyl, Sept. 2004) |
Vor etwa 1o Jahren hatte der Club seine Tore geschlossen: nach mehreren
sehr guten Independent-Alben (z.B. "Everclear"
von 1991) gab es noch 2 Versuche beim Major Virgin, die zwar genauso gut
waren, aber sich (natürlich) nicht gut genug verkauft haben. Die
anschließende Solokarriere von Sänger/Songschreiber Mark Eitzel
war aus meiner Sicht sehr wechselhaft von Interesse (u.a. das sehr schöne
"60 Watts Silver Lining"
von 1996, ein "kommerzieller" Versuch mit Peter Buck
von R.E.M., eine Elektronikplatte, die ich mir gar nicht angehört
habe und zuletzt eine CD mit griechischen Musikern und alten AMC-Klassikern.
Letztere hatte ich mir kürzlich aus einem Ramschverkauf besorgt und
musste feststellen: die altem AMC-Stücke sind richtig klasse! Das
dachte wohl auch Herr Eitzel und dachte noch weiter: warum nicht wieder
mit den Musikern spielen, die diese Lieder am besten interpretieren können?
Egal, was nun die tatsächlichen Beweggründe waren: der alte
Club ist fast in Originalbesetzung (neben Eitzel sind das Gitarrist Vudi,
Bassist Dan Pearson, Trommler/Produzent Tim Mooney und der
neue Keyboarder Mark Capelle) zusammen und liefert eines der besten
und gleichzeitig glaubwürdigsten Comebacks des Jahres, denn Television
und die Pixies meldeten sich ja leider nur live zurück, ohne
neues Material. Das neue Songmaterial von Mark Eitzel hat es in sich,
allerdings sind mehrere Hördurchgänge erforderlich, um die Qualität
der neuen Lieder zu erkennen. Keine direkten Ohrwürmer, sondern Tiefgang
pur.
(28.09.2004)
Mehr ...
Ein melancholisch leuchtendes Meisterwerk. Alles was in den Weiten des
Americana zwischen feinster Instrumental-Vernetzung und der düsteren
Schönheit des Noise möglich ist, wird hier liebe- und kraftvoll
versammelt, die direkte musikalische Umsetzung von Liebe, Verzweiflung,
Wut und Macht. Gitarren, filigran aufgelöst, als Klangwall oder eruptiv
verzerrt, und ein dunkles, klares Piano stehen im Mittelpunkt der für
die Ewigkeit eingespielten Songs (mitunter nah an Caves Bad Seeds),
umgarnt von einer Vielzahl an Ideen, von Spielerei und Zierart: Mandoline,
Orgel, Lap Steel, Hammond, Flügelhorn, Mellotron, Moog, Clavioline,
Bass Melodica, Perkussion und Schlagwerk. Die Tiefe von Eitzels Texten
wird weich ins Ohr geschmeichelt, und bei aller melancholischen Größe
schimmert stets eine leuchtende Hoffnung durch Worte und Musik. Bei aller
Gefühls-Größe und schwelgerischen Klangfülle bleibt
das Werk dabei leichtfüssig und durchsichtig. Allein ist Eitzel eine
Ikone, mit dem American Music Club aber ist er überwältigend.
(Glitterhouse)
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Elvis Costello & The Imposters: "The Delivery Man" (Lost Highway, Sept. 2004) |
Was
soll man zu Elvis Costello noch viel sagen? Ich mag den Mann ja schon
ziemlich lange, habe mich ab Mitte der 80er durch seinen damals schon
nicht kleinen Backkatalog gewühlt, war dann zu Zeiten von "King
Of America" und "Blood
& Chocolate" (beide von 1986) auf dem aktuellen Stand und
habe seine Karriere danach als Fan mit großem Interesse verfolgt. Dieses
Interesse lies allerdings in den letzen Jahren stark nach: viele seiner
stilistisch breit gefächerten Veröffentlichungen habe ich mir
dann auch gar nicht mehr angehört. Meine bislang letzte Costello-Erwerbung
war "Painted From Memory"
von 1998, die schöne Zusammenarbeit mit Burt Bacharach, während
ich die Wiedergeburt der Attractions ca. 1994 auf "Brutal
Youth" im Gegensatz zur Kritikermeinung nicht so toll fand. Die Attractions
heissen jetzt Imposters und bestehen neben den alten Attraktionen
Steve Nieve (keyb) und Pete Thomas (dr) aus Neuzugang Davey
Faragher (Cracker, John Hiatt) am Bass. Die Rückkehr zur "Rockmusik",
in Verbindung mit den drei hochkarätigen Gästen John McFee
an der Pedalsteel (spielte schon auf Elvis Debüt "My
Aim Is True" von 1977!) und vor allem meinen beiden Lieblingssängerinnen
Lucinda Wiliams und Emmylou Harris hat mich dann doch dazu
gebracht, mir die neue Platte ungehört bei der Neuerscheinung anzuschaffen.
Nachdem sie jetzt einmal durchgelaufen ist kann ich sagen: gute Platte,
ohne offensichtliche Ohrwürmer, die man noch öfter hören
kann und muss. Werde ich tun...
Gleichzeitig ist auch noch ein klassisches(?) Orchesterwerk erschienen.
Das werde ich mir aber ersparen...
(30.09.2004) |
Fairport Convention: "Over The Next Hill" (Compass/Matty Groves, Sept. 2004) |
Ich bin schon recht lange ein Fan der besten englischen Folkrockband aller
Zeiten - eigentlich schon seit ich mir als Teenie Mitte der 70er das Meisterwerk
"Unhalfbricking"
gekauft habe. Im meinem Platten- und CD-Regal steht inzwischen so ziemlich
jedes Alben der Band und auch die meisten Soloalben von Sandy
Denny, Richard Thompson,
Iain Matthews und anderen
Ex-Fairportlern. Mit einer Unterbrechung von 1979 bis 1983 hat es die
Band auch immer gegeben. Auch wenn die Band unter Führung von Gründungsmitglied
Simon Nicol (der allerdings von 1973-1976 nicht dabei war) und
Bassist Dave Pegg (seit dem Album "Full
House" von 1970 ununterbrochen an Bord) sicherlich nicht mehr
so hochkarätige Musik abliefert, wie mit Richard
Thompson und Sandy Denny,
zwei der besten britischen Singer/Songwriter, so mag ich doch auch das
Spätwerk der Band unter der Führung von Nicol, Pegg
und Trommler Dave Mattacks, letzterer seit Beginn des neuen Millenniums
von Gerry Conway ersetzt (der mit Sandy
Denny schon bei Fotheringay
gespielt hat!). Nur strahlten die Alben der 80er und 90er alle eine gewisse
- wie soll ich's jetzt sagen? - "Behäbigkeit" aus, sodass
ich sie bislang auch nicht unter meinen Plattentipps aufgeführt habe.
"Over The Next Hill", die erste Studioproduktion seit ca. 5
Jahren, klingt aber wieder deutlich besser und frischer. Die "alten
Herren" (hab ich schon erwähnt, dass Simon Nicol wie Jürgen
von der Lippe aussieht?) scheinen irgendwie "die zweite Luft"
bekommen zu haben. Außerdem hat man ganz unpeinlich den einzigen echten
"Hit" der Band "Si Tu Dois Partir", die französisch
gesungene Version des Bob Dylan-Songs "If You Gotta Go" von
den Basement Tapes, neu aufgenommen
und dabei sogar einen Schlagzeugbreak des damaligen, leider früh
bei einem tragischen Autounfall der Band verstorbenen Martin Lamble
mittels moderner Sampletechnik eingefügt.
Dass ich das Album erst jetzt mit einjähriger Verspätung vorstelle,
liegt übrigenz daran, dass es bislang nur als überteuerter englischer
Import von weit über 20 Euro zu bekommen war und erst kürzlich
von mir bei einem Versandhandel zu einem akzeptablen Preis die US-Version
entdeckt wurde!
(25.09.2005) |
Peter Rowan & Tony Rice: "You Were There For Me" (Rounder, Sept. 2004) |
Auf der CD steht zwar" (P) 2004", aber erst in diesem Monat
hat die Platte in´s alte Europa gefunden! Wunderbar entspannte akustische
Musik, die bedingt durch die Vorgeschichte der Hauptdarsteller schon ein
wenig nach Bluegrass klingt - aber eigentlich ist es nur eine einfache
Singer/Songwriter-Platte, denn es gibt fast nur neue Orginalsongs von
Peter Rowan, die Tony Rice mit seinem fantastischen Gitarrenspiel
veredelt. Unterstützung kommt an Kontrabass und Mandoline von Bryn
und Billy Bright. Ehepaar oder Geschwister? Müsste ich mal
googeln.
(22.02.2005)
Mehr ...
... bei den tonnenweise Platten, die diese beiden Referenzmusiker der
Americana Scene in den vergangenen 35 und mehr Jahren eingespielt haben,
grenzt es nahezu an ein Wunder, dass sie sich so selten über den
Weg gelaufen sind, dass es nur eine Handvoll Alben gibt, auf denen sie
zusammen gelistet sind. Eine statistische Korrektur war also dringend
geboten und ihre erste gleichberechtigte Partnerschaft wird mit 'You Were
There For Me' in so überwältigender Qualität vollzogen,
dass man getrost von einem Meilenstein der zeitgenössischen US-Folkmusik
sprechen darf, von einem Glanzwerk historischen Ausmaßes. Schon
länger liegen die Zeiten zurück, als man bestimmte Rounder-Veröffentlichungsnummern
einfach aufgrund ihrer Wichtigkeit im Kopf hatte: #12 Norman Blake 'Home
In Sulphur Springs', #44 'J.D.Crowe & The New South', #69 'David Grisman
Rounder Album', #85 'Tony Rice', #98 'Kentucky Colonels'... und nun kommt
# 441 dazu! Die Rollen sind klar verteilt: Rowan, als Songwriter zuletzt
etwas faul geworden, hat seine Kreativität zurückgewonnen: Alle
10 Tracks sind brandneu und stammen aus seiner Feder! Er singt sie ausschließlich
und begleitet sich mit Gitarre oder Mandola, der großartige Luxusgitarrist
Tony Rice spielt dazu alle Lead & Rhythm Parts durchweg auf seiner
bewährten Santa Cruz Custom "D". Brillant das alles, wie
auch der sagenhafte Sound und die der Aufgabe angemessenen Begleitmusiker:
Billy Bright (Mandoline, Mandola) und Bryn Bright oder Tony Garnier (Acoustic
Bass). Exquisit, exquisit!!
(Glitterhouse)
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One has to consider the collaborative union of renegade roots music guitarist
Tony Rice and woolly Zen bluegrass legend Peter Rowan to be the most natural
thing on earth and one that is long overdue. Both are true. While the
two have played together on stages and even on record before, You Were
There for Me marks their first full-fledged album collaboration. The program
features no less than nine Rowan originals and a cover of Peter Lorin's
fine "Cowboys and Indians." Rice is in fine playing form here,
effortlessly underscoring and filling up Rowan's sung lines, and for his
part, the songwriter is in fantastic voice. Accompanied throughout by
bassist Bryn Bright and mandola and mandolin maestro Billy Bright -- with
guest appearances by drummer Larry Atamanuik and bassist Tony Garnier
as well as Rob Emery on harmony vocals on a track each -- the sound here
is easy, free, and warm. But this is no mere feel-good jam recording.
Instead, it is a collection of Rowan's most poetic material rendered with
deep emotion, elegance, and grace by the singer buoyed by a band led by
Rice's uncanny, soulful, and otherworldly playing. While there isn't a
weak track in the set, the clear standouts are the title cut, "Tin
Roof Shack," "Miss Liberty," "Shirt Off My Back,"
"Wild Mustang," and "Angel Island." One of the most
poetic, emotionally honest, and gorgeously rendered albums of American
music to come out in decades. This recording is among the best in either
man's catalog.
(by Thom Jurek , All
Music Guide)
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Trespassers William: "Different Stars" (Sept. 2002/Nettwerk, 2004) |
Keine neue Platte, aber gerade eben erst entdeckt, als ich im Netz nach
der angekündigten neuen Platte von Mazzy Star gesucht habe
und dabei einen Artikel fand, in dem jemand sinngemäß schrieb:
"Anna-LynnWiliams von Trespassers William wäre noch viel
besser als Hope Sandoval". Normalerweise höre ich nicht
so unbedingt auf die Meinung wildfremder Menschen, aber weil sich bei
Mazzy Star ausser einer - zugegebenermaßen - schönen,
aber leider nur rein digitalen Single (noch) nichts tut habe ich doch
mal in die Musik der Band von Miss Williams reingehört und dabei
ein echtes Kleinod entdeckt. Die Musik ist sehr atmosphärisch, aber
vor allem hält die Stimme von Anna-Lynn tatsächlich das, was
versprochen wurde!
(17.02.2012)
Mehr ...
2003er Album des Quartetts um Anna-Lynne Williams. Schwebende Ohrenfreude der seelen-pflegenden Art, ebenso die Wurzeln amerikanischer Musik würdigend/ehrend wie dem schmeichlerischen Schönklang verschrieben, innig und süss, aber nie zuckrig, gefühlvoll, aber nie sentimental, oft leise und langsam, aber durchaus auch zum mitreissenden Rollen fähig; der leise Hang zu den düsteren Seiten der Melancholie, die sanft-ungekünstelte Stimme Anna-Lynne’s und die in Wüstenweiten flirrenden Töne schließlich gewannen mein Herz aufs Schnellste und Nachhaltigste. Die Melodien, nachfühlbar, lebendig und gar pop-kompatibel, tun ein Übriges, um Stil- und Geschmackswelten zu vereinigen. Und wer verträumt den verwehenden Klängen des letzten Stückes hinterherlauscht, bekommt auch noch ein zartes Nur-Gitarre & Stimme-Geschenk.
(cpa, Glitterhouse)
The Southern California dream pop band Trespassers William make their Nettwerk debut by reissuing their 2002 album Different Stars. Originally issued on the band's own Sonik Wire and eventually Simon Raymonde's Bella Union in the U.K., this particular package doesn't totally differ from its previous releases. It's basically a preview to the band's hypnotic and lush soundscape that's yet to come. Those who are familiar with Trespassers William's delightful pop melodies might already own Different Stars, but for those who don't, the Nettwerk version includes slightly different artwork, one brand new song, and a bonus track; a live version of "Different Stars" from KCRW. KCRW and KEXP out of Seattle were early supporters of the band, and it's partly because of them that the band's sound has reached the indie rock masses. Anna-Lynne Williams' soft, angelic vocals, which are eerily similar to Aimee Mann's, are flawlessly matched with Matt Brown's keyboard and guitar arrangements. Trespassers William isn't sonically daring, but their refined presentation is exactly in place. From the lovelorn ballads such as "Lie in the Sound" and "Let You Down" to the sparse twang of "Alone," Different Stars maintains a quiet atmosphere with slow-changing moods and textures. "What Could I Say," which isn't included on the original album, is Trespassers William's shining moment. The cold chill of acoustic guitars and Williams' lovely vocal delivery resonates early material by the Sundays and Mazzy Star. A cover of Ride's classic epic "Vapour Trail" is dressed in pianos, ebbing synth beats, and again, Williams' achingly beautiful voice surrounds its sheer texture. Different Stars isn't wildly creative, however it fits among the indie rock/indie pop pack of 2004. Those who will always adore the dream pop/shoegazer sounds of the early '90s should enjoy the sonic bliss that is Trespassers William. [The Bella Union edition of Different Stars from 2002 includes the track "Just Like This," which is not included here.]
(by MacKenzie Wilson, All Music Guide)
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Terry Callier: "Lookin' Out" (Verve, Okt. 2004) |
Diesen Mann haben viele, so auch ich, erst in seinen späten Jahren
entdeckt! Hier nur ganze kurze biografische Hinweise (neugierige Leute
klicken bitte auf den Infoschalter!): Terry's Alter liegt wohl über
6o. Erste Karriere in den späten 60ern/ frühen 70ern als Mischung
aus Curtis Mayfield und Tim Buckley beim Chess-Label (wenn
das ungewöhnlich findet: wieso soll es keine schwarzen Singer/Songwriter
geben? Nur weil der Mann akustische Gitarre spielt ist das komisch?
What about Bill Withers? Tracy Chapman? Joan Armatrading?
So what!
Selber gehört habe ich ihn erstmals bei seinem grandiosen Comeback
nach über 10jähriger "Babypause": Timepiece
von 1998, dann aber nicht alle neuen Alben immer mitbekommen. Das neue
Werk ist jetzt wieder eine richtig tolle jazzige Singer/Songwriterplatte
geworden, aber es sind - ihr werdet euch nicht wundern - mal wieder
die Coverversionen, die mich neugierig gemacht haben, die für die
beiden Varianten stehen, weshalb ich gute Coverversionen so spannend
finde: zum einen das ausgelutschte "kann man eigentlich nicht mehr
nachspielen"-Lied, dem überraschendes neues Leben eingehaucht
wird, hier vertreten durch den Beatles-Klassiker "And I
Love Her". Zum anderen die (Wieder-) Entdeckung eines lange verschollenen
Schatzes: hier ist es "What About Me" von Dino Valenti.
Kennt Ihr nicht? Quicksilver Messenger Service! Hippiemusik!
(10.11.2004)
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Terry Calliers Intonation ist einfach köstlich: es gehört schlichtweg zu seinem Charisma, dass er so manche Note knapp verfehlt. Der 59-jährige Sänger aus Chicago ist ein Phänomen seiner Zunft, er ist wirklich etwas ganz besonderes. Seine verhauchte Stimme ist einmalig, in jedem Falle unverwechselbar. Etwas zerbrechlich ist sie, vom vielen Gebrauch, aber genau so warm und schwarz, mit dem verführerischen Anflug eines voluminösen klassischen Baritons. All das ist charakteristisch - und dann kommt die Hauptsache: Terry Callier ist durch und durchweg sinnlich. Der begnadete Erzähler von Liebe, von Krieg und von Frieden füllt jeden Ton mit Anmut. Er kehrt sich nach außen und berührt uns im Innersten. Er geht auf in jedem Wort, durchlebt Melodie und Poesie mit einer beinahe erschlagenden Offenheit. Das, und die emotionale Eleganz seiner Texte, ist es was Terry Callier groß macht.
Das neue Album Lookin' Out bietet abwechslungsreiche Tempi und reichhaltige Stilistik zwischen Jazz, Rhythm & Blues und Pop. Manchmal tönt's ein wenig seicht, aber es sei ihm angesichts der vielen lyrischen und zupackenden Passagen verziehen. Die Arrangements sind sehr flexibel und nicht selten raffiniert, man spürt die Liebe zum Detail, verschiedenste Klangfarben erblühen genau im rechten Augenblick. Terry Callier überzeugt mit jeder Produktion - zweifelsfrei auch mit dieser hier. Also dann, watch out for Lookin' Out.
(Katharina Lohmann, Amazon)
Der Folksoul-Pionier Callier wird nächstes Jahr 60. Als Stil für seine reifen Jahre erwählt er nun den Jazz. Und die Musiker, mit denen er seit dem Comeback 1997 arbeitet, wuppen auch den. Es ist eine vielköpfige Band mit Bläsern, Gitarren, Keyboards, Harmonika, Streichern und mehr, doch sie stellt ihre Vielköpfigkeit nicht aus. Stilistisch decken sie und Callier vieles ab: introspektive Balladen ("Blues for Billie Holiday"), adrenalinsatten Blues ("Midnite Mile") traditionellen Brass-Jazz ("Jazz my Rhythm n Blues") oder jenen schön mit Synthies aufgeweichten Fusion-Stil für tiefe Nächte ("Stripper"). Eine in gedeckten Farben gehaltene Klang-Garderobe, die Terry Callier richtig gut steht.
(mw, Kulturnews)
Terry Callier wurde am 24. Mai 1945 in Chicago geboren und wuchs - mit
Curtis Mayfield, Jerry Butler und Ramsey Lewis als Jugendfreunden - im
Cabrini Green-Wohnprojekt in der North Side auf. Ab seinem dritten Lebensjahr
erhielt er Klavierunterricht und mit elf Jahren schrieb er schon seine
ersten Songs. Während seiner College-Zeit wechselte er dann zur Gitarre
und begann in Läden wie dem Chicagoer Kaffeehaus Fickle Pickle aufzutreten,
wo ihn schließlich Charles Stepney, der für Chess Records als
Arrangeur tätig war, entdeckte. 1962 produzierte Stepney für
das legendäre Chicagoer Label, das als Home of the Electric
Blues bekannt war, dann auch Calliers Debütsingle Look
At Me Now.
Bei einem Auftritt im Mother Blues Club, lernte Terry Callier 1964 den
Prestige-Produzenten Sam Charters kennen, unter dessen Regie er ein Jahr
später seine erste Langspielplatte The New Folk Sound Of Terry
Callier aufnahm. The New Folk Sound Of Terry Callier
enthielt Folk-Standards, mit jazziger Phrasierungen interpretiert und
war durch die ungewöhnliche Besetzung mit akustischer Gitarre und
zwei Bässen seiner Zeit weit voraus. Aber Charters verschwand unter
mysteriösen Umständen mit den fertigen Mastertapes nach Mexiko
und das aufgenommene Material erschien erst 1968 - und ohne Kenntnis Terry
Calliers - auf Platte.
Doch Terry Callier, der nie auf den schnellen und großen kommerziellen
Erfolg aus war, ließ sich von solchen Rückschlägen nicht
beirren und tingelte weiterhin durch die Clubs von Chicago. Mit seinem
Partner Larry Wade schloß er sich dem Chicago Songwriters Club seines
alten Freundes Jerry Butler an. Callier und Wade schrieben gemeinsam zahlreiche
Songs, die von Butler an lokale Labels wie Chess Records und Cadet weitergeleitet
wurden. Mit The Love We Had Stays On My Mind, das von den
Dells aufgenommen wurde, landete das Songwriter-Gespann 1972 seinen ersten
Gold-Hit. Motiviert durch diesen Erfolg, nahm Dells-Produzent Charles
Stepney, der Callier einst schon für Chess Records entdeckt hatte
und nun für Cadet arbeitete, diesen für das Label unter Vertrag
und produzierte mit ihm das Album Occasional Rain, das 1973
erschien. In den beiden nächsten Jahren folgten die Alben What
Color Is Love? und Cant Help Myself.
1976 erlebte Terry Callier einen erneuten Rückschlag, als Cadet
den Vertrag auflöste und Butler den Chicago Songwriters Club schloß.
Die kurzfristige Rettung kam in der Person Don Mizells, der Callier bei
Elektra unter Vertrag nahm. Doch schon nach zwei Alben (Fire On
Ice von 1978 und Turn You On von 1979) und einer ersten
Charts-Notierung (die Single Sign Of The Times erreichte 1979
Platz 78 der Billboard-R&B-Charts) stand Callier wieder auf der Straße,
da nach Mizells Weggang von Elektra sein Vertrag wieder einmal aufgelöst
wurde.
Da Callier zur selben Zeit in die Rolle eines alleinerziehenden Vaters
schlüpfte, sah er sich nach einem festen Job außerhalb des
wankelmütigen Musikbusiness um und verschwand dadurch bis Anfang
der 90er Jahre fast komplett von der Szene. Dann erhielt er eines Tages
aus heiterem Himmel einen Anruf des Briten Eddie Piller, der auf seinem
Label Acid Jazz einige ältere und möglichst auch noch ein paar
bis dahin unveröffentlichte Aufnahmen Calliers herausbringen wollte.
Piller berichtete dem überraschten Callier, daß seine alten
Cadet-Aufnahmen in den Londoner Szene-Clubs zu Rennern avanciert waren
und lud den singenden Songwriter auch gleich Festival- und Clubauftritten
auf die Insel ein.
Danach nahm Talkin Loud-Boss Gilles Peterson die Fäden in
die Hand und stellte den Kontakt zwischen Callier, Verve und dem Produzenten
Brian Bacchus her, der 1998 mit amerikanischen und britischen Musikern
sowie dem Gaststar Pharoah Sanders Calliers Verve-Debütalbum TimePeace
produzierte. TimePeace war eines der eindrucksvollsten Alben
des Jahres und begeisterte gleichermaßen Jazz-, Folk-, Pop- und
Dancefloor Music-Fans. Das zweite Verve-Album LifeTime konsolidierte
den späten Erfolg Terry Calliers. Dann folgten drei Alben für
das Label Mr. Bongo: 2001 zunächst das Live-Album Alive ,
das ein Jahr zuvor im Londoner Jazz Café aufgezeichnet worden war,
2002 Speak Your Peace und 2003 schließlich das Remix-Album
Total Recall.
Biographie der Mitwirkenden
Nun hat Callier mit denselben Musikern, die ihn nun schon seit den TimePeace-Aufnahmen
im Jahre 1997 treu begleiten, auch sein neuestes Album Lookin
Out aufgenommen, das sich dennoch deutlich von den Vorgängern
unterscheidet. Standen die letzten Einspielungen noch recht klar im Zeichen
des Folk, so hat sich der Schwerpunkt nun mehr zum Jazz und RhythmnBlues
verlagert. Zu den Highlights des neuen Albums gehören Nummern wie
Jazz My Rhythm And Blues, der mit Biß gespielte shuffelige
Uptempo-Blues Midnite Mile, das ein wenig an das Shaft-Thema
und die Musik Gil Scott-Herons erinnernde Stripper, das rhythmisch
mitreißende Africa Now und der elegant-lässige
Paris Blues, der mit einem dezenten Bossa-Groove ausgestattet
wurde.
Verve should have waited awhile before sending Terry Callier's American
recording contract into the dumper. Lookin' Out is the record Callier
has been looking to make since he resumed recording in the '90s. It's
a sprawling, 17-track set that accents all of his strengths. including
his trademark songwriting style that effortlessly blends folk, pop, soul,
and jazz. Callier surrounds himself with fine players here, including
but not limited to organist Chris Kibble, (who co-wrote a number of tunes
here), bassist Eric Hochberg, pianist Mike Kocour, alternate drummer Jeff
Thomas, Morris Jennings, and Kahari Parker, and percussionist Pennington
McGee. The set begins with an intro to the album's recurring thematic
piece "Truth in Tears," featuring Callier's falsetto an whispering
baritone above brief and subtle wash of strings before it slides almost
imperceptibly into "Jazz My Rhythm and Blues," with its smoky
saxophones, McGee's hand drumming, and David Onderdonk's shimmering guitar
work as it is kissed by Kocour's graceful piano. Callier is in full jazz
vocal here, slipping between registers, alternately speaking and singing
and crooning. "We R One," is a sweet, elegant, spiritual song
that is trademark Callier with its morally instructive and uplifting lyrics.
He plays acoustic guitar as he sings and is backed by a pair of female
vocalists on the choruses; together they carry the tune deep into a breezy
yet supernatural, laid-back groove. The hard swinging "Midnite Mile,"
with its front line of electric guitar and dual saxophones, is heavy on
the jazz tip, and one of the finest tunes Callier has written in decades.
The cover of Dino Valente's (of Quicksilver Messenger Service) "What
About Me (You Gonna Do About Me") is a complete re-visioning of the
tune, carrying its socially conscious theme deep into soul-jazz territory
and making it all the more effective in this day and age. And "Blues
for Billie Holiday" (with Howard Levy on harmonica) is one of those
Callier tunes in which the empathy for his subject softly and sweetly
reveals the depth of the songwriter's compassion. No idle tribute, this
song, with its weave of strings, harmonica, and dreamy backdrop conjuring
the late singer's image, her gift, and her difficulties in life. He offers
no apology, no romantic, patronizing flattery. In his simmering baritone
with the grain exposed inside his soft phrasing, he offers the mark Holiday
left on him. And in the midst of this pure, jazzy soul, Callier's "Truth
in Tears," uncovers itself in five parts, uniting his protagonists,
themes, concerns, and celebrations. Lookin' Out is a Callier masterpiece:
restrained, elegant, grateful, profound, and simply beautiful
(by Thom Jurek, All Music Guide)
|
Pat Johnson: "Famous Butterflies" (Flare, Okt. 2004) |
Nach
zwei beim Bremer Label Strange Ways Mitte/Ende der 90er entstandenen Soloalben
(das tolle und von mir jetzt wiederentdeckte "Mooner"
und das etwas verunglückte "Invisible Juan") gibt es endlich
wieder was Neues von Penelope Houstons musikalischem
Partner, der dabei inzwischen wohl die gleiche (musikalische) Bedeutung
hat wie Dave Rawlings für Gillian Welch. Im Untertitel
heißt es untertreibend "Live And Unreleased", was auf eine Resteverwertung,
aber keine neue Platte mit einem künstlerischen/stilistischen Zusammenhalt
hindeutet. Und tatsächlich stammen 6 der 11 Lieder aus Zeit von 1992-94:
eben Liveaufnahmen und Demos mit und ohne seine damalige Band The
Wellsprings Of Hope, aber nur ein Lied ist mir bekannt, und zwar der
wunderbare "Another Train Blues", den es damals nur auf einer
(inzwischen raren) 7"-Single gab! Und auch die an's Ende (!) gepackten
5 neuen Lieder haben es in sich: ein Duett mit Penelope und vier, auf
denen der legendäre Byrds-Trommler und Multiinstrumentalist Gene
Parsons an Pedal Steel, Banjo und Mandoline sein Können zeigt.
Einziger Kritikpunkt also: warum kein komplettes neues Album? Wahrscheinlich
ganz banal eine Frage des Geldes!
(09.10.2004) |
Buddy Miller: "Universal United House Of Prayer" (New West, Okt. 2004) |
Buddy's neuestes Werk. Ob es ein "Meisterwerk" ist (meint man
zumindest im Glitterhouse) kann ich noch nicht sagen. Auf jeden Fall ein
Buddy Miller (wie eigentlich immer) in Höchstform. Bleibt für
mich nur abzuwarten, ob sich die Songs zu Dauerbrennern in meinem Player
entwickeln werden...
(23.10.2004)
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Ich war mir nicht sicher, was ich hier zu erwarten hatte. Würde
er der hohen Erwartungshaltung standhalten und hatte sich der typische
Miller-Sound nicht mittlerweile etwas abgenutzt? Aber schon das Eröffnungsriff
und direkt einsetzende, pechschwarze Backingsängerinnen pulverisieren
etwaige Zweifel sofort. Das Gospel-Feeling zieht sich auch durch den nächsten
Songs so z.B. There`s A Higher Power von den Louvin
Brothers, oder das mit Gattin Julie verfasste Shelter Me (ein
Country-Soul-Rocker von selten gehörter Intensität), sowie die
Dylan Coverversion With God On Our Side (epische 9:14 Minuten!).
So hat Buddy Miller hier in einem kurzen Rundumschlag bewiesen, dass er
mit Seele rocken kann, Old Time Country neues Leben einhaucht und eine
klassischen Anti-War-Ballade zum Weinen schön interpretiert.
Aus Platzgründen erspare ich mir die Einzelkritik der restlichen
Songs, der Fan kann jedoch sicher sein, dass Miller und seine Mitstreiter
hier mehr als Blut, Schweiß und Tränen geben. Exquisite Produktion,
sattes Mastering und ein stilvolles Digipak können nur ein Fazit
zulassen: das ist Buddy Millers Meisterwerk! (rh, Glitterhouse.com)
|
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"Enjoy Every Sandwich - The Songs Of Warren Zevon" (Artemis, Okt. 2004) |
In gewissen versnobten Musikkritikerkreisen geniessen Tributesampler
keinen besonders guten Ruf - was sicherlich mit der einen oder anderen
Veröffentlichung zuviel mit der einen oder anderen mittelmäßigen,
schlechten, im besten Fall überflüssigen Coverversion einer
an und für sich schon perfekten Vorlage zu tun hat. Aber andererseits
sind solche Platten ein gute Möglichkeit, die Qualitäten von
Songschreibern zu entdecken. Mit meiner kleinen, aber feinen Kapelle,
die ja eigentlich den Aufhänger dieser Webseiten bildet, habe ich
viele Lieder unseres Repertoires erst über solche Coverversionen
entdeckt - und dann anschließend oft das Original.
Schließlich und endlich muss man zugeben, dass eine Verbeugung vor dem
Werk des vor einem Jahr verstorbenen Warren Zevon längst
überfällig war. Wenn jetzt der eine oder andere von Euch erstmals
motiviert wird, sich Warren Zevon auch im Original anzuhören, weil
Bob Dylan und Bruce Springsteen eine hohe Meinung von
ihm haben, dann hat sich diese Platte doch schon gelohnt.
Hier ein Auszug aus der Liste der weiteren Beteiligten: Jackson
Browne, Bonnie Raitt, Steve Earle, Don Henley,
David Lindley, Ry Cooder, Jennifer Warnes, die
Pixies und die Wallflowers. (Dylan Junior!)
(08.11.2004)
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2004er Tributverneigung der wertvoll-bleibenden Art. Nicht
nur, dass man einem Großen die Ehrerbietung erweist, der es mehr als
verdient hat. Nein, auch sonst stimmt an dieser Platte einfach alles: 15
prächtige Songs aus ca. 30 Jahren des satirisch-schneidenden Schaffens
und ans Herz gewachsene Namen und Stimmen, die sich mit hörbarem Spass
am Liedgut vor einem außergewöhnlichen amerikanischem Singer-Songwriter
verneigen. Die Liste der Beteiligten zählt prägende Namen der
vergangenen 40 Jahre amerikanischer Musikhistorie auf (Bob Dylan, Steve
Earle, Bruce Springsteen, Jackson Browne, Bonnie Raitt, David Lindley, Ry
Cooder, Don Henley, Van Dyke Parks), vergisst aber auch die jüngere
Geschichte nicht (Pixies, Jill Sobule, Pete Yorn, Jordan Zevon, Wallflowers)
und vereint die Protagonisten in einem Fest aus Roots, Rock und Roll, Folk
und Country. Und während Bruce My Rides Here live als Akkordeon-unterstütze
Ballade zelebriert, liefert Jacob Dylan mit Lawyers Guns & Money ein
prachtvoll-pralles, orgel-gleißendes Stück E-Street-Band-RocknRoll-Energie
ab, ergänzen sich Brownes und Raitts Stimmen und Gitarren
in Poor Poor Pitiful Me aufs ehrlichst-erdigste und lassen Lindley &
Cooder den Bluegrass lächeln. Jordan Zevon klingt wie der junge Jackson
Browne, die Pixies prügeln Aint That Pretty At All nach vorne
und Jill Sobule bezaubert mit einer hauchzarten Version von Dont Let
Us Get Sick. Der rote Faden ist aber gestandener, mitreißender Singer-Songwriter-Roots-Rock,
gefühl- und vor allem kraftvoll. Den Schluß bilden zwei Versionen
von Keep Me In Your Heart: Jorge Calderon und Jennifer Warnes singen das
weiche Duett und Van Dyke Parks-Streicher-Fassung schließlich bricht
mir das Herz. (Glitterhouse) |
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Kings Of Leon: "Aha Shake Heartbreak" (BMG/Handmedown, Nov. 2004) |
Beim
Cover bitte nicht wundern. Wie schon beim letztjährigen
Debüt der Burschen ist auch die neue CD zusätzlich als 10"-Doppelalbum,
sogar mit Klappcover und aus durchsichtigem Vinyl erschienen - und hat
eben im Unterschied zur CD eine weisse Orchidee vor schwarzem Hintergrund
vorne drauf. Und ist wie die W4L-CDs durchnummeriert:
mein Exemplar hat die Nummer 6928 (da werden wir mit Louischen wohl kaum
hinkommen!). Jetzt muss ich mich für diese Autofahrmusik doch wieder
um eine "CD-Sicherheitskopie" bemühen... Oder einen Plattenspieler
für's Auto?
(31.12.2004) |
Minnie Driver: "Everything I've Got In My Pocket" (EMI/Liberty, Nov. 2004) |
Dürfen Schauspielerinnen Platten aufnehmen? Da ja auch Sängerinnen
wie Whitney H., Jennifer L. und zahlreiche andere umgekehrt in Filmen
mitspielen, ist das ja wohl nur mehr als fair! Viele tun es dann ja auch,
wobei ich es anderen überlasse zu beurteilen, ob sie's lieber lassen
sollten (Westernhagen, Ochsenknecht, Herbert G., Savalas, Shatner, Hasselhoff,
etc.). Außerdem fällt mir als altem Kinobanausen sowieso kein Film
ein, wo Mrs. Driver mitgespielt hat. Sie soll allerdings in Hollywood
eine größere Nummer sein.
Musikalisch sieht's bei ihr auf jeden Fall gut aus: sie hat da eine wirklich
schöne Platte abgeliefert, die sehr eigenständig ist, wenn auch
klar&deutlich in der Singer/Songwriter-Ecke verwurzelt. Sie singt
mit schöner Stimme (ähnelt ein wenig der von Natalie Merchant),
hat alle Texte und einen großen Teil der Musik selbst geschrieben. Das
einzige Cover ist eine gelungene Version von "Hungry Heart"
vom Boss. Manche Arrangements klingen -vielleicht aufgrund der
beteiligten Musiker (u.a. Jeff Trott, sowie Rami Jaffee und
Mario Callire von den Wallflowers)- ein wenig nach Sheryl
Crow, was aber angesichts anderer populärer Möglichkeiten
der Orientierung (Madonna, Janet Jackson, ...) doch eher als angenehm
einzuschätzen ist.
(30.12.2004)
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Minnie Driver, spätestens seit ihrer Oscar-Nominierung für
ihre herausragende schauspielerische Leistung in "Good Will Hunting"
in aller Munde, wird schon seit Längerem von Insidern als brillante
Sängerin und Songwriterin gehandelt. Doch erst im Anschluss an ihre
Kinoerfolge ist es ihr gelungen, dies mit ihrem Album Everything I've
Got In My Pocket unter Beweis zu stellen.
Die Liebe - wen wundert's? --, und die Trennung, sind zentrale Themen
für Minnie Driver, wie etwa in der Ballade "Home", die
vom Glauben an die Kraft der Liebe handelt. Dass die 33-Jährige Sängerin
bei aller Gefühlsbetontheit dennoch nie in die Gefilde von Herz-Schmerz-Kitsch
abrutscht, hat sicherlich auch etwas mit einem gewissen Maß an Reife
und Erfahrung zu tun. Als gebürtige Londonerin, auf Barbados aufgewachsen
und in Paris, Grenoble und Hampshire zur Schule gegangen, hat sie genügend
Cosmoplitinnen-Blut in den Adern, um sich souverän, nicht nur auf
dem Parkett der Filmbranche, sondern auch in den musikalischen Gefilden
amerikanischer Songwritertraditionen zwischen Pop, Folk und Country zu
bewegen. Neben zehn eigenen Kompositionen befindet sich auch eine gelungene
Coverversion von Bruce Springsteens "Hungry Heart" auf dem Album.
Das musikalische Spektrum reicht von pop-orientierten Stücken wie
"Wire", über stark vom Country beeinflusste Songs, wie
"Invisible Girl" und "Fast As You Can", bis hin zu
ruhigen, fast hypnotischen Nummern, darunter der Titelsong "Everything
I've Got In My Pocket". Zu verdanken ist Everything I've Got In My
Pocket nicht zuletzt der Hartnäckigkeit des Produzenten Marc "Doc"
Dauer, der Minnie immer wieder zu diesem Album drängte. Als es endlich
so weit war, stand er selbst mit der Gitarre und hochkarätigen Begleitmusikern,
darunter Keyboarder Rami Jaffee (The Wallflowers), Pedal-Steel-Gitarrist
Ben Peeler (The Mavericks), Bassist Sheldon Gomberg (Warren Zevon) und
Gitarrist Jeff Trott (Sheryl Crow) im Studio bereit. Gelohnt hat es sich
in jedem Fall.
(Andreas Schultz,Aus der Amazon.de-Redaktion)
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Die englische Schauspierin macht seit ihrer Kindheit Musik, und so ist
ihr Debüt kein Marketing-Schnellschuss, sondern voller reifer, gewachsener
Songs mit Seele. Driver schreibt und singt einen schwerfälligen,
träumerischen Countryfolk, in dem das Schlagzeug meist nur mit schleppendem
Besen gestreichelt wird, die Orgel wehmütig gluckst, die Gitarren
Noten weinen und Drivers Stimme alle tröstet. Springsteens "Hungry
Heart" bringt sie soviel Respekt entgegen, dass sie eine zerbrechliche
Ballade daraus macht. Ein Album wie ein Tag im Herbst, wenn goldene Sonnenstrahlen
die gefallenen Blätter auf schmatzend nassem Boden trocknen; dezenter
Geruch von Leder, leeren Vorortzügen und Einsamkeit strömt aus
den Liedern. Wenn das alles ist, was Minnie Driver in ihrer Tasche, hat
würde man gerne mal ihr Reisegepäck sehen.
(Kulturnews)
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Die Geschichte der Popmusik weist einige redliche Versuche von Schauspielern
auf, die sich als Sänger versucht haben. Im Falle der britischen
Schauspielerin MINNIE DRIVER, die durch Filme wie ´Grosse Pointe
Blank´ und ´Good Will Hunting´ (der ihr eine Nominierung
für den Oscar als Best Supporting Actress einbrachte) internationales
Renommée erlang, kam das Singen ursprünglich zuerst. Wäre
da nicht der überwältigende Erfolg des Films ´Circle Of
Friends´ gewesen, in dem sie 1995 an der Seite von Chris O´Donnell
eine beeindruckende Rolle übernahm, wäre ihre Karriere vielleicht
ganz anders verlaufen.
Mit ´Everything I´ve Got In My Pocket´ hat MINNIE DRIVER
nun jenes Album vollendet, von dem sie schon seit ihren Teenager-Jahren
träumt. Zehn brandneue Songs, die aus eigener Feder stammen oder
in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Marc ´Doc´ Dauer entstanden,
sowie eine wunderbare Coverversion von Bruce Springsteens ´Hungry
Heart´ kennzeichnen ein Debüt, das sie als hochklassige Singer/Songwriterin
auszeichnet. Marc ´Doc´ Dauer spielt auf den meisten Stücken
Gitarre und hat MINNIE eine ganze Reihe exzellenter Begleitmusiker besorgt,
darunter den Keyboarder Rami Jaffee (The Wallflowers), den Pedal-Steel-Gitarristen
Ben Peeler (The Mavericks), den Bassisten Sheldon Gomberg (Warren Zevon)
und den Gitarristen Jeff Trott (Sheryl Crow).
MINNIE DRIVER weiß genau, dass es eine große Herausforderung
ist, sich als Schauspielerin in der Musikszene zu behaupten. ´Es
gibt wirklich nicht viele Schauspieler, die gute Platten gemacht haben´,
räumt sie freimütig ein. Sicher ist allerdings auch, dass MINNIE
DRIVER aus dieser Gruppe herausstricht und so ist es kein Wunder, dass
dieses rundum stimmige Folk-Pop-Album mit seinen feinen Country-Nuancen
und luftigen Sounds ausgereift und souverän wirkt. (EMI)
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Fit & Limo: "Terra Incognita" (September Gurls, Nov. 2004) |
Bereits mein drittes Vinyl der beiden innerhalb weniger Wochen. Auf "Terry
Incognita" werden Mrs. Fit und Limo erstmals von Gästen
untersützt. Bernd Witthüser von den legendären "Freakfolk-Veteranen"
Witthüser & Westrupp singt
nochmals sein eigentlich wunderschönes Lied "Lasst Uns Auf Die
Reise Gehn" und bildet dabei den einzigen Schwachpunkt des Albums.
Mein Kumpel Wulf aus dem Schwarzwald hatte wohl recht, als er sich
vor einiger Zeit über meine neue Begeisterung für die alten
Platten von Witthüser & Westrupp
wunderte, weil er Bernd Witthüser vor einiger Zeit bei einem
ziemlich schwachen Auftritt beim Herzberg-Festival gesehen hatte. Meine
eigene YouTube-Recherche hat das jetzt bestätigt: der Typ macht einen
leicht durchgeknallten Eindruck, was mich aber überhaupt nicht stört:
besser sowas, als jetzt Chef bei der GEMA zu sein, wie der alte Embryo-Bassist
Jörg Evers. Was mir aber überhaupt nicht gefällt
ist, dass er weder stimmlich noch gitarrentechnisch auch nur ansatzweise
an die alten Zeiten anknüpft. Um hier noch weiter abzuschweifen:
den "perfekten Althippie" in der heutigen Zeit stellt wohl Evers
alter Bandkumpel Christian Burchardt dar: immer noch ganz der Hippie
im Herzen und im Outfit, aber musikalisch absolut im Hier & Jetzt.
Egal. Zurück zur Platte, denn die weiteren Gäste sind musikalisch
viel interessanter und mir bislang völlig unbekannt: das amerikanische
Duo Black Forest / Black Sea, bestehend aus Cellistin Miriam
Goldberg und Gitarrist Jeffrey Alexander, deren eigene Musik
mich neugierig gemacht hat, der Banjospieler Timothy Renner, der
unter zahlreichen Projektnamen eine obskure Platte nach der anderen herausbringt,
sowie Steffi und Peter Wolf, die ich nicht kenne. Vielleicht
sind das ja Nachbarn der Lienemanns aus Altdorf in Franken.
Musikalisch bleibt sich das Duo Fit & Limo treu, hat aber wohl
ein paar weitere Instrumente erworben, denn es werden intensiv eine Harfe,
alte Synthesizer, ein Mellotron und sogar ein Chamberlin,
der US-Amerikanische Vorläufer des englischen Mellotrons, eingesetzt.
(24.06.2010)
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Fit & Limo are a husband & wife team from Germany who play some of the most singularly beautiful psychedelic folk music I've ever heard. Terra Incognita is their fourth and latest album, which they recorded along with guests Miriam Goldberg & Jeffrey Alexander of Black Forest/Black Sea and Timothy Renner of Stone Breath. Just check out some of the instrumentation on this album… electric & acoustic guitars, bass, percussion, organ, harmonium, synthesizers, sitar, marimba, glockenspiel, mellotron, cello, Indian banjo, autoharp, gopichand and chamberlain. I was unfamiliar with the latter two but a quick Google revealed the gopichand to be a Bengali folk instrument, and the Chamberlin, interestingly, to have been the original US keyboard instrument from which the Mellotron was copied, designed by Harry Chamberlin in the USA during the 1960's.
Among the highlights of the set are "Will You", a folk based psychedelic song with lilting sitar melodies, flowing acoustic instrumentation and mellotron backdrops that make for a beautiful blend of 60's psychedelia and lush symphonic progressive orchestrations. "Lasst Uns Auf Die Reise Gehn" is a collaboration with Bernd Witthüser, who was half of the 70's folk duo Witthüser Westrup. I've never heard of them but this is a remake of one of their songs and it's an outstanding Dylan-esque slab of dreamy psychedelic folk music. "Golden Floor" is one of the most purely cosmic experiences of the set, featuring classic tripped out Indian flavored psychedelia, with acoustic guitar drones, flute like organ notes, darkly orchestral mellotron and chanting vocals that made me feel like I was floating along in a hallucinatory state. Another standout track is "The Weaving Song", penned by Timothy Renner and featuring vocals and banjo by Renner. How often do you get to hear banjo and sitar in the same song? The banjo and vocals create a traditional feel while the guitar and sitar trip out in space. A beautiful melding of contrasts. And "In Den Gärten Salomos" is the albums stretched out 9 minute acoustic duo in space, free-improv jamming with the aliens dream sequence track.
Wow, I could go on but in short, this is hands down the most seductively, psychedelically captivating albums I've heard yet this year. If you enjoy folk-psych of the most cosmic sort, then you will absolutely love this album.
For more information you can visit the September Gurls Records web site at: http://www.septembergurlsrecords.com.
(Reviewed by Jerry Kranitz, Aural Innovations #30, February 2005)
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Loretta: "And The Persuit Of Happiness" (naïv, Nov. 2004) |
... ein weiteres der vielen wunderbaren Alben (Nummer 9?) dieser wunderbaren
Band aus Stuttgart, das ich mir in letzter Zeit besorgt habe. Begonnen
hatte es ja mit den Alben "Goodbye"
von 2000 und ""Swimming Pool"
von 2001, die ich in der Grabbelkiste eines Weseler Plattenladens entdeckte.
"Science Fiction" von 2006
war danach das erste Album, das mich bereits kurz nach der Veröffentlichung
verzückt hat, aber dazwischen gab es 2002 noch "La Capitale
Des Douleurs" und dieses hier, die ich aus nicht mehr nachvollziehbaren
Gründen damals verpasst habe.
Egal. Jetzt kann ich auch diese durchgängig erstklassigen Songs von
Andreas Sauer geniessen. Einmal darf sogar Gitarrist Klaus Paul
ein eigenes Lied vortragen (mehr von der Art auf seinem Album "Beautiful
Ground").
Was ist sonst noch erwähnenswert? Vielleicht die jazzige Trompete
von Gastmusiker Sebastian Studnitzky im fränzösisch gesungenen
Eröffnungslied "Louis Malle"? Oder das klasse Akkordeon
von Stefan Hiss auf "The Disco People"? Klar! Aber am
schönsten ist das instrumentale "The Getaway", eine erneute
Zusammenarbeit mit dem klassischen Bratschenspieler Ralph Günthner.
(01.01.2010)
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Immer dasselbe mit ihnen: Ein exzellentes Album folgt dem nächsten, kaum eine(r) registriert es. Qualitätsmusik, bei der sich Rock und Pop nicht ausschließen, gerne auch mit Roots-Flair, meist recht entspannt und variabel, auch leise und delikat; einmal klingt´s fast wie Dylan. Zu den v.a. von Gitarren (Wah-Wah, warm und satt, melodiebetont, akustisch...) getragenen Stücken gesellen sich abwechslungsreiche Arrangements mit Streichern, Piano, Bläsern, Banjo, Akkordeon, Pedal Steel, Orgel, Chören. Die Krönung und zum wiederholten Male der Grund für die hohe Qualität jedoch sind die durchdachten Melodien mit Langzeitwirkung. Reihenweise... (
(Glitterhouse)
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Motorpsycho Presents: "The International Tussler Society" (Stickman, Nov. 2004) |
Hinter "The International Tussler Society" verbirgt sich natürlich
meine norwegische Lieblingsband Motorpsycho, die zum Septett erweitert
hier bereits zum zweiten Mal ihrer Liebe zum Countryrock frönt. Im
letzten Jahr erschien der 1993/94 aufgenommene Soundtrack zum Film "The
Tussler" mit vielen Coverversionen (u. a. 4 Grateful Dead Songs!),
dieses mal sind es nur eigene Lieder, meist von Sänger/Bassist Bent
Saether geschrieben, der sich hier aber Charlie Bob Bent nennt.
Mit dabei sind auch wieder der Sänger/Pianist Barry Hillien,
der Pedalsteeler K.K. Karlsen und der Trommler Lolly Hanks.
Neu dazu stiess der zweite Trommler Ringo Karlsen, sodass Hakon
Gebhardt, der bei Motorpsycho eigentlich für dieses Instrument
zuständig ist, sich auf das Banjo konzentriert, das er ja auch in
seiner Zweitband HGH schont spielt. Toll
anzuschauen ist auch der Film zur Entstehung der Aufnahmen im tiefsten
norwegischen Winter (Februar 2004), der ohne Aufpreis sowohl der CD- als
auch der Doppelvinylausgabe als DVD beigefügt ist.
(29.12.2004)
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2004er Rückkehr der norwegischen Retter des wahren Country, lebenspralle,
mitunter fröhlich dröhnende, Harmonie- und Energiespendende
Hommage an den Wilden Westen, wie er sein sollte. Dazu bieten die Paten
des Tussler-Soundtracks in 12 Songs einen klang- und kenntnisreichen,
mitreissenden, umfassenden, verspielten, heftigen Rundumblick auf alles,
was alternativen und echten Country verbindet, glänzen mit prächtigem
Southern Rock, umschmeicheln mit der Nash-Sicht des CSN&Y-Schönklangs,
lassen akustische Bluegrass-Feinheiten strahlen, bieten atemlosen puren
Honky Tonk oder rocken, dass der Country-Dreck nur so spritzt. Das Ganze
wird derart mit leuchtenden Harmoniegesängen, weicher Pedal Steel,
kräftigen Rock-Gitarren, verspielter Mandoline und knarzendem Banjo
garniert, dass es von Anfang bis Ende eine einzige, wahre Freude ist.
Als Dreingabe gibts eine DVD, vollgepackt mit der Yee-Haw! Yee-Haw!-Dokumentation
der Albumentstehung, Videos, Deleted Scenes und gut versteckten Ostereiern.
(Glitterhouse)
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Rufus Wainwright: "Want Two" (Geffen, März 2005/Nov. 2004) |
Im November 2004 gab´s schon mal eine Luxusausgabe mit Bonus-Live-DVD
als US-Import- und mit mehr als drei Monaten Verzögerung diese
heimische "Normalausgabe", die es dann tatsächlich in
die Sonderangebotsbroschüre eines heimischen HiFi-Discounters schaffte.
So wurde ich für 9,99 Euro angefixt und geniesse jetzt diese wunderbare
Musik! Nur wie komme ich jetzt an die DVD?
Die Musik? Zwar erinnert die Stimme entfernt an den Papa Loudon
Wainwright III (aber da den ja kaum einer noch kennt, hilft das
wohl nicht bei der Orientierung. Auf jeden Fall ist das Pop-
und auf keinen Fall Rockmusik: zentrale Bedeutung haben die Stimme
von Rufus, sein Pianospiel und seine Texte, in denen er sehr offensiv
und gleichzeitig völlig unaufdringlich und unaufgeregt sein Schwulsein
thematisiert. E-Gitarren und Schlagzeug (1x trommelt Levon Helm,
1x erklingt die Gitarre von Dylan-Begleiter Charlie Sexton) kommen
zwar vor, sind aber eben nur zwei von vielen eingesetzten Klangfarben.
Orchesterarrangement stammen zum Teil von Van Dyke Parks. Die
Familie kommt als Chor zum Einsatz: Mama Kate
McGarrigle, Tante Anna McGarrigle,
Schwester Martha Wainwright, Kusine Lily Lanken.
Grossen Einfluss hatte sicherlich auch Produzent Marius de Vries,
der schon mit Björk und Neil Finn gearbeitet hat,
und hier wohl für den Zusammenhalt von Tradition und Moderne sorgt.
Grosse Platte.
(12.03.2005)
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Picking up where Want One left off, Rufus Wainwright's Want Two is a
deeply introspective, sometimes kinky, and often personally critical set
of mini-operettas that ruminate on his various relationships, drug abuse,
and image in the media. Metaphorically liturgical and often classical
in sound, Want Two touches on such inner-related themes as love, loneliness,
sin, and sacrifice. It's more focused than Want One and as such packs
more of a wallop both musically and emotionally. On the cover of Want
One, Wainwright appeared as a chivalrous knight in armor, bringing to
mind the conquering crusader -- Sir Gawain the gay knight? Conversely,
on Want Two he appears as a dark-haired maiden -- the suicidal Ophelia?
The imagery not only speaks to the campy and loaded cliché of the
male-and-female, yin-and-yang drive of the gay male persona, but more
importantly how one's personal desires are often sacrificed because of
public successes. Never one to shy away from personal issues, Wainwright
deals explicitly with how his sexuality has affected his life and career,
not merely as a gay man but as a burgeoning gay icon with a complex desire
to both embrace and ignore all that entails. This is no more apparent
than on the album centerpiece, the iconoclastic "Gay Messiah,"
in which Wainwright both mocks gay pop culture and laments his ability
to live up to his fan base's desire for a artistic hero in the culture
wars. He sings, "He will be reborn/From 1970s porn/Wearing tube socks
with style/And such an innocent smile," and later, "No it will
not be me/Rufus the Baptist I be." Similarly, on the opening track,
"Agnus Dei," he croons, "Agnus dei/Qui tollis peccata mundi/Dona
nobis pacem." Translated it means, "Lamb of God/Who takest away
the sins of the world/Grant us peace." It's Wainwright's most direct
plea for both personal and public absolution and helps leave the impression
of an artist attempting to find emotional buoyancy in the often perilous
waters of both the music business and the dating scene. Musically, Wainwright
has never seemed more in command of his muse. References to Nilsson, Brian
Wilson, and Randy Newman are a matter of course, but Wainwright's growth
as a pop craftsman with his own unique lyrical voice -- both conceptually
and literally -- makes such comparisons unnecessary. To these ends, lush
string orchestras, cheery choirs, and piping horn sections decorate the
impeccably scored album and perfectly complement Wainwright's swooning
vocals. Taken as a whole, Want One and Want Two work well together as
a sprawling and ambitious double album that is camp, serious, and utterly
compelling.
(by Matt Collar, All Music
Guide) |
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Rufus Wainwright ist ein Musiker und Songwriter an dem sich
die Geister scheiden. Für die Einen ist seine Musik bombastischer Kitsch,
für die Anderen wohltuender musikalischer Ausdruck melancholischer
Sehnsüchte in einer ach so kalten, unromantischen Welt. An diesen unterschiedlichen
Positionen wird wohl auch sein Album Want Two kaum etwas ändern.
Seine Fans dürfen sich also freuen, seine Gegner allerdings nicht
minder, denn beide Lager können sich getrost in ihrer bisherigen
Meinung bestärkt sehen. Want Two ist ein rund 56-minütiges versponnenes
Schwelgen in wohlklingender Tragik. Eines jedoch kann man dem Kanadier
nicht absprechen. Wohl niemand außer ihm bewegt sich derartig gekonnt
auf der gesamten Gefühlsskala zwischen Verzweiflung, sehnsuchtsvollem
Schmachten und Schwärmerei. Rufus Wainwright und Produzent Marius
deVries, der u.a. mit Björk, Massive Attack, Madonna, David Bowie
zusammenarbeitete, bedienen sich auf Want Two mit sicherer Hand der gesamten
Klangpalette von Englisch Horn, Streichern und Chören, um Gänsehaut
erzeugen. Doch was die raffinierte Ausdrucksvielfalt der Orchestrierung
verspricht, vermögen die stimmlichen Künste Rufus Wainwrights
nicht immer einzulösen. Sie gleiten zuweilen ab ins Falsettähnliche,
bei der Bemühung mit den Instrumenten mitzuhalten. Schade, dass Wainwright
hier nicht immer das rechte Maß findet. Dass es auch anders geht
beweist das Live-Stück "Hometown Waltz", bei dem Rufus
Wainwright auf eine kleiner Besetzung vertraut. Auf den meisten Tracks
der CD jedoch ist ausgiebiges Schwelgen in großen Gefühlen
angesagt. "I dont know what I am doing, I dont know what
I am saying..." singt Wainwright in "This Love Affair"
oder in "The one you love", "Im only the one you
love. Am I only the one you love?". Alles klar? Das zu verstehen
braucht Zeit, und zwar mindestens ebensoviel, wie um hinter all dem Prunk
und Zierrat die eigentliche Struktur der Songs von Rufus Wainwright auszumachen.
Wer allerdings ein Faible fürs Opulent-rätselhaft-romantische
hat, wird an der CD Want Two von Rufus Wainwright seine wahre Freude haben.
(Andreas Schultz, aus der Amazon.de-Redaktion)
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Irgendwo zwischen Dream City Film Club und Divine Comedy, zwischen Operette
und Zirkuskitsch, zwischen Schwulenkabarett und dem Artpop eines Shawn
Phillips hat Rufus Wainwright eine geradezu kathedralische Nische gefunden.
Seine Musik schwappt und schwelgt, sie suppt und schmalzt - und all das
würde bestimmt platzen wie eine zeppelingroße Seifenblase,
wenn der Sänger die Klangstatik nicht mit schön schräggelegten
Melodien und kontrollierten Dissonanzen stabilisieren würde. "Want
two" ist ein uriges Album voller großer Gesten und ebenso großen
Augenzwinkereien, und es liegt sicher nicht nur am geteilten Schwulsein,
dass Wainwright für sein langes, hypnotisches Finale "Old Whore's
Diet" den großartigen New Yorker Sänger Antony verpflichtete
- die barocke Drag Queen passt perfekt in Wainwrights opernhaftes Interieur.
Ein Album wie ein sonisches Labyrinth, in dem sich Klangforscher glatt
verirren können. Aber der Hit, von dem Rufus träumt, ist wieder
nicht drauf.
(Kulturnews)
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Als hätte man nach nur ca. 3 Monaten auf das Flehen
der Wainwright-Verehrer ohne Amerika-kompatibles DVD-Abspielgerät gehört,
gibts das 2004er Album des Sohnes großer Eltern endlich auch als CD-Schlicht-Version.
Aber was heisst hier Sohn? Und was heisst vor allem schlicht? Want Two ist
ein umwerfender Rundum-Beleg für die Reife, die Rufus erreicht hat.
Mit einer weichen, warmen Stimme zwischen Jeff Buckley und John Grant und
dem Klavierspiel zwischen Bar-Jazz, Swing und großem Ben Folds-Pop-Handbuch
führt uns Wainwright durch das ganz große Gefühls-Kino,
und das in Breitwand und Cinemascope. In einer Produktion, die Van Dyke
Parks und Brian Wilson wohl gefiele, wandert der Verehrer reiner, wehmütig-süsser
Harmonien durch die Jahrhunderte des Wohlklangs, wobei er uns von Barock
und wahrer Oper über die Variete-Bühnen der Jahrhundertwende,
die Bars und Clubs der 20er und die Tin Pan Alley bis ins Jetzt bringt,
begleitet von Streichern, die mal liebreizend solierend, mal in voller
Orchester-Macht auch vor Sentimentalitäten nicht zurückschrecken,
wohl wissend, dass diese einzigartige Stimme schon den läuternden Segen
verleihen wird. Die 12 Songs sind bei aller Unterschiedlichkeit sämtlich
für das Langzeitgedächtnis geschrieben, seien es die einleitenden
6 Minuten Agnus Dei, die zwischen irdener Weltmusik und gewaltigem Orchester-Erwachen
geeignet sind, auch den Widerspenstigsten in den Schoß der Kirche
zurückzulocken, das direkt folgende, fröhliche, weltliche (aber
nicht profane) The One You Love, der von französischer Leichtigkeit
getragene Hometown Waltz (mit einem Refrain, der in seinem Schmeicheln fast
schon Joelesk ist), der in melodiegewordenen Gefühlen schwelgenden
Klavierballade Memphis Skyline oder dem großartigen 9-Minuten-Monument
Old Whores Diet, das den grandiosen Abschluss bildet und mich überwältigt,
gereinigt und geläutert in die Welt entlässt. Wenn es nicht schon
zu oft gesagt worden wäre: Das ist wahrhaft ganz großes Kino.
Zeit, das Licht wieder zu löschen und in den Film zurückzutauchen.
(Glitterhouse) |
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Charlie Dore: "Sleep All Day And Other Stories" (Black Ink, 2004) |
Eine
absolute Zufallsentdeckung! Ende der 70er hatte die Dame mal einen kleinen
Hit in England mit "Pilot On The Airwaves", war mit ihrem Country-Pop
so was wie ein "One-Hit-Wonder". Dann war sie 20 Jahr mehr oder
weniger "weg vom Fenster" bzw. aus der ersten Reihe zurückgetreten,
indem sie als Auftrags-Songschreiberin im Mainstream-Pop arbeitete (es
soll Lieder von ihr in der Version von Celine Dion geben!). Dann
jetzt plötzlich diese wunderbare akustische Platte in bester Sandy
Denny bzw. Joni Mitchell-Tradition!!!
(2006) |
"Ollabelle" (Rounder/Me & My, 2007 * Columbia/DMZ, 2004) |
Die Debüt-CD der New Yorker Band Ollabelle ist zwar schon
über drei Jahre alt, wurde aber erst Ende letzten Jahres in Europa
veröffentlicht. Hier haben sich sechs mehr oder weniger bekannte
Musiker zusammengefunden, um eine Art von Americana mit starker Erdung
in Blues und Gospel zu produzieren. So kennt man einige der traditionellen
Lieder bereits aus dem Repertoire von Ry
Cooder ("Jesus On The Mainline") oder Bruce
Cockburn ("Soul Of A Man"). Als Koordinaten kann man The
Band oder die Staple Singers nennen.
Die Stärke der Band liegt im Gesang (alle sechs Musiker singen),
aber unter den Instrumentalbeiträgen kann man besonders das Gitarrenspiel
von Jimmy Zhivago (mir bislang unbekannt) und das Keyboardspiel
von Glenn Patscha (kanadischer Jazz- und Studiomusiker, u. a. bei
Ryan Adams und Teddy Thompson
im Einsatz) hervorheben. Entdeckt habe ich die Band, weil als eine der
beiden Sängerinnen Amy Helm dabei ist, die Tochter von Levon
Helm, der selber als Gast seine Trommelstöcke schwingt und die
gesamte Band bereits zu seinen auf DVD dokumentierten Midnight Ramble-Sessions
eingeladen hatte.
(23.01.2008)
Mehr ...
vielleicht die interessanteste und wurzelnaheste der modernen
Americana/Roots Bands derzeit! Das Sextett aus New York City ist gleichermaßen
versiert in Sachen Gesang, Instrumentalkönnen und der völligen
Überarbeitung einschlägig bekannter Traditionals. Dabei beackern
die Sechs das weite Feld des ländlichen Amerikas, beziehen ihre Inspiration
aus Stücken mit großer Gospeltradition ('Soul Of A Man', 'Elijah
Rock', 'Jesus On The Mainline', 'John The Revelator', 'All Is Well') und
Vorbildern wie Blind Willie Johnson, Fred McDowell, Alan Lomax, Mahalia
Jackson, den Staple Singers, transferieren diese Musik geschickt in die
Jetztzeit unter Berücksichtigung aktueller Strömungen wie Rock'n
Roll, R&B, Funk, Singer/Songwriter, Jazz und Pop. Ollabelle (benannt
nach der großen Country Blues-Sängerin Ola Belle Reed) bestehen
aus hoch talentierten Musikern, die sich Ende 2001 eher zufällig in
Lower Manhattan fanden und eigentlich eigenen Zielen nachgingen: Amy Helm
(Levon-Tochter) aus Woodstock, Jazz-Drummer Tony Leone, der bekannte Szenegitarrist/Produzent/Songschreiber
Jimi Zhivago, die australische Singer/Songwriterin Fiona McBain, Keyboarder/Songwriter/Sänger
Glenn Patscha aus Kanada und Bassist/Gitarrist/Sänger Byron Isaacs.
Gemeinsam bilden sie ein unglaublich dichtes Kollektiv, in dem die individuellen
Stärken kongenial zum großen Ganzen beitragen. Mit 5 Stimmen
(vornehmlich der beiden Frauen als Leadsängerinnen), mehreren Komponisten
und einer Vielzahl von Ideen und verwendeten (akustischen und elektrischen)
Instrumenten platzen Ollabelle auf ihrem 60-minütigen Debütalbum
kulturell und kreativ fast aus den Nähten. Ein Wunder, dass da sogar
noch Titel von den Stones ('I Am Waiting'), der Carter Family und Andrae
Crouch reinpassen, und Levon Helm (Drums), Sean Costello (Guitar) und Liz
Tormes (Vocals) als Gäste. Als Executive Producer firmiert T-Bone Burnett,
d.h. er hat sie für Columbia Records entdeckt.
(Glitterhouse)
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New York sextet Ollabelle's music is a hybrid of indigenous American
styles, mixing folk, blues, and gospel, and drawing upon traditional sources
to create something that sounds wholly new. If one is tempted to say "you've
never heard anything quite like this before," it isn't because the
ingredients are unfamiliar, it's because the mixture and the approach
are. The alternating male and female vocalists usually sing traditional
material, with arrangements that recall the kind of updated authenticity
of Ry Cooder as much as the original sources. Somehow, these performances
steer in between the alternating obstacles of sounding too retro on the
one hand or taking an ironic posture on the other. The performers seem
utterly immersed in the music, utterly sincere in their singing (though
it would be surprising to find that their commitment to the religious
lyrics was anything but figurative), yet they clearly are reaching back
to their archaic sources through the context of contemporary music. Their
few originals are of a piece with the traditional material, and even a
revival of the Rolling Stones' "I Am Waiting" fits right in.
It's no surprise that T-Bone Burnett's DMZ label is issuing this debut,
since Burnett has demonstrated his affinity for American roots music and
ability to recontextualize it for the 21st century. And it is appropriate
that the Band's Levon Helm, doubtless the father of the group's Amy Helm,
drums on "Soul of a Man." Ollabelle is trying to create a new
sound out of long-standing folk-based musical styles in much the same
way that the Band did with Music From Big Pink in 1968. The wonder is
how well the group succeeds. Ollabelle is a moving collection of performances
that will remind the listener of the emotional depth and scope of American
music. If there is any disc capable of turning the term "Americana"
into a full-fledged musical genre, this is it.
(by William Ruhlmann, All
Music Guide)
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David Kitt: "The Black And Red Notebook" (Rough Trade, 2004) |
Leider kenne ich von dem irischen Singer/Songwriter bisher nur diese geschmackvolle
Sammlung mit Coversongs (Lieder u.a. von: Sonic Youth, Toots
& The Maytals, den Beatles, R.E.M. und J.J.Cale,
um nur die bekannteren Namen zu nennen!). Aber ohne diese "Notizbuch"
wäre ich wohl nie auf ihn aufmerksam geworden - nicht weil er schlecht
ist, sondern weil es da draußen so viele gute Platten, Sänger
und Songschreiber gibt!
(Juli 2006)
Mehr ...

Dublin-based singer/songwriter David Kitt naturally has that kind of
warm and clever vibe that other artists try so desperately develop. He's
effortlessly tuneful, self-deprecating without sacrificing his self-confidence,
and genuinely -- without a lick of irony -- happy. On his first three
records, Kitt created a perfect world of rustic pop -- mostly home-recorded
-- and as a reward for all of his hard work he made The Black and Red
Notebook. It's about as laid-back a cover album as one could imagine,
with Kitt's easy, Sunday afternoon vocals riding atop each arrangement
all Jonathan Richman-like. Kitt wanted to "get under the surface
of other people's songs and to live and breathe them as if I'd written
them myself," and he's definitely pulled it off. The thing is, he's
made them all sound the same. Any dynamics that survived the translation
on Toots & the Maytals' "Pressure Drop" or R.E.M.'s "(Don't
Go Back To) Rockville" have been filtered through Kitt's dreamy pop
prism, resulting in a myriad of colors that would rather go along for
the ride than commit to a destination. Still, The Black and Red Notebook
is a wonderful drug, and whether he's languidly fingerpicking a Thin Lizzy
song ("Dancing in the Moonlight") or drifting through a Lennon/McCartney
classic ("And Your Bird Can Sing"), he's in the driver's seat
and serious about taking the back roads home.
(by James Christopher Monger, All Music Guide)
David Kitt ist wieder da, diesmal mit einem prächtigen
und sehr harmonischen Coveralbum `The Black & Red Notebook´. Schon
immer sind seine Songs beruhigend schön, stilvoll und ausgeglichen.
Er hat mit diesem Album eine Mischung zusammengestellt, die feiner nicht
sein kann. Ganz im Stile Kitt´s bezaubert er uns mit großen
Songs von Money Mark, den Beatles, The Velvet Underground, Sonic Youth,
Toots & The Maytals, Thin Lizzy und REM. Ausgebuchte Tourneen mit den
Tindersticks, The Moldy Peaches und Starsailor in den Staaten und Europa
hat David bereits hinter sich und `The Black & Red Notebook´ ist
die zweite Platte, die auf Rough Trade erscheint. Wahrscheinlich gerade
weil dieser ausgezeichnete Singer & Songwriter mit der durchaus weichen
Stimme die Mehrheit der Instrumente selber spielt, sind seine Melodien so
treffend und ergreifend. Trotz Coverversionen fällt es nicht leicht,
sofort herauszuhören, um welchen Song es sich hier handelt. Wenn man
sich die Ruhe nimmt und diese Platte nur einmal hört und in sich aufnimmt,
kann man gar nicht anders, als die Augen zu schließen und sich berauschen
zu lassen. In diesem Sinne: Tür verschließen, Telefon aus, Kerze
an und Augen zu !
(amazon)
Ein Album, das ausschließ- lich aus Fremdkompositionen besteht. Gekonnt lässt der irische Singer-Songwriter seinen freundlichen Brummel- Bariton auf tiefe Basstöne und dunkle Synthiesounds pral- len und taucht Lieder so unterschiedlicher Acts wie Velvet Underground, R. E.M., Toots & The Maytals oder den Beatles dadurch in eine Atmosphäre zwischen Intimität und Zwie- lichtigkeit: spannend!
(C. Hammer in stereoplay 12 / 04)
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