Kraan gibt es jetzt schon 40 Jahre lang, und noch immer sitzt die Band zwischen allen Stühlen; mit voller Absicht natürlich. Kraan sind keine Rockband, keine Jazzcombo, erst recht keine Krautrocktruppe. Sondern von allem ein bisschen. Ihr Groove ist geradeaus, die Improvisationen jazzig, der Sound superb. Hellmut Hattler (b) und die Wolbrandt-Brüder (Jan Fride, dr; Peter, g, synth, voc) fusionieren all ihre Einflüsse auf so ätherische wie kraftvolle Weise. Ihr Album schimmert verchromt, die Musik ist so räumlich, dass sie an allen Ecken widerhallt, und manchmal kommt sogar ein echtes Rockriff vor wie in "Ring my Bell", doch Peter Wolbrandts verfremdeter Gesang löst dann schnell wieder das Tau vom Boden. Alles Feste, Verstrickte, Gefesselte ist dieser Band fremd. Ihr Wildern quer durch die Genres ist von Lust und Laune geprägt, hat inzwischen aber nicht mehr jenen verschmitzten Spontihumor, der ihren Alben in der Krautrockära oft eigen war. Übrigens bringt Hellmut Hattler parallel eine CD auf den Markt; sie ist weit technoider, sauberer. Kraan hingegen haben sich jene organische Klangfarbe bewahrt, die wohl nur entsteht, wenn eine echte Band interagiert. Und das darf sie gern auch in den kommenden 40 Jahren tun.
(mw, kulturnews.de)