Bei einem Werk von Konstantin Gropper von einem Opus Magnus zu sprechen, wäre ebenso vermessen wie vergebens – alle Get Well Soon-Alben sind groß. Aber allein schon die Art, wie uns der berückende Barde des barocken Breitwand hier Lauten-begleitet und Chor-umsäumt an seinem dritten akustischen Altar willkommen heißt, ist einmalig. Da hilft selbst zwanzig-faches, intensivstes Abtauchen nicht, um sämtlicher verbindender Verweise und filigraner Fingerzeige habhaft zu werden, derart überreicht ausgestattet kommen die 13 Song-Epen daher, die der Vielinstrumentalist und Gebieter der ausladenden Opulenz mit dem Mut zum wahren Sentiment und dem herzhaften Hang zur düsteren Romantik in monatelanger Feinarbeit und unterstützt von zehn Mitmusikern erschaffen hat. In einem luxuriösen Klang-Lager, das jeglicher einengender Beschreibung spottet und fast füllhornartig überläuft, liegen die von einer lakonisch-larmoyanten Stimme zwischen dem jungen Bowie, Scott Matthew und Morrissey dargereichten Melodien gebettet, immer wieder umgarnt von vielschichtigem Chorgesang. Drumherum erhebt sich ein machtvolles, mystisch-magisches Monument aus ungewöhnlichen, unglaublichen, immer wieder überraschenden Klang-Konstellationen, die mit leichter Hand und großer Geste Pop-Köstlichkeiten, Chanson-Charme und barocke Eleganz mit stilsicheren Filmmusik-Farben aus 60 Jahren Kinogeschichte aufs Kunstvollste verflechten, ob Morricone oder Elfman, Edgar Wallace-Zittern der 60er oder amerikanisches Autokino der 50er, vor allem immer wieder die hohe Prager Märchenfilmschule tragen zur Füllung des phantasiesprühenden Klangraums bei und lassen im Kopf des Hörers Visionen von schillernderer Vielfalt entstehen. Drama und Tragik, Melancholie und Romantik, Gefühlsfülle in köstlichstem Überschwang – der Soundtrack für unzählige Filme, die keine Bilder mehr brauchen. Und fast nebenbei gelingen Get Well Soon dabei großartige Melodien, deren Ohrgängigkeit in einer besseren Welt die Charts auf Dauer okkupieren würde. Aber wahrscheinlich bleiben wir Gutgeschmack-Menschen weiterhin unter uns. Die limitierte Edition kommt im dicken Digipak und bietet einen knapp 20-minütigen Gropper-Exkurs in das Reich des Meditativ-Tranzendenten, gefüllt mit farbenreichen, zumeist traumgleich schwebenden, fein-verzahnten, von sonorer Stimme begleiteten kunstvollen Spielereien auf einem elektronischem Equipment, das den frühen Klaus Schulze neidisch machen würde. Das Doppel-Vinyl bietet via Download-Code sowohl Album als auch Bonusmaterial zum Herunterladen.
(Glitterhouse)
Es erscheint das mondänste und anspruchsvollste Pop-Album des Jahres: The Scarlet Beast O‘Seven Heads - La Bestia Scarlatta Con Sette Teste, das inzwischen dritte Album der national und international sehr erfolgreichen Band aus Mannheim: Get Well Soon. Die neue Platte von Mastermind Konstantin Gropper und seiner Mannschaft ist ganz der Illusion vom Weltuntergang gewidmet und zieht den Hut vor der großen Kunst der Cinematographie, bzw. der italienischen Variante davon.
Gropper hat in den letzten Jahren ein gefühltes Dutzend Filme vertont und eine komplette TV Serie in Frankreich mit Musik ausgestattet. Dass er nun sein filmischstes Album ever aufgenommen hat, ist also nur konsequent. The Scarlet Beast O'Seven Heads fügt sich wunderbar in den melancholischen Pop Kanon der Band und begeistert aber mit einer Verspieltheit die man so seit dem gefeierten Debutalbum der nicht mehr gehört hat. Mit Songs wie "You Cannot Cast Out The Demons (...)", "A Gallows" und vor allem mit „Roland, I Feel You“ beweist Gropper auch wieder, was für Hits er schreiben kann, wenn man ihn denn lässt.