Fit & Limo: "As Above So Below" (September Gurls, Jan. 2001) |
"As Above So Below" scheint im Unterschied zum Album "The
Serpent Unrolled" von 1998 weder limitiert noch vergriffen
zu sein. In meiner aktuellen Begeisterung für das fränkische
"Freak-Folk"-Duo habe ich dann vor ein paar
Tagen aber auch bei diesem zweiten "Fund" zugegriffen: auch
dieses Album ist klasse, vielleicht sogar noch besser! Außerdem
hat es ein wunderschönes Klappcover, für das man jede schnöde
CD entsorgen sollte.
(19.06.2010)
Mehr ...
The serpent unrolls again and invites you to taste of the rich harvest of Fit & Limo's acid folk pastures.
On "As above so below" Fit & Limo's acid/traditional/medieval folk rooted sound spectrum takes on new hues by transferring the emphasis on extended jam-like improvisations, playful freeform mantras, and tibetan bell-tingling & mooing. Increase use of electric guitar and psychedelic effects inspire a summer-of-love feel.
Trancelike tribalistic dances shift into relaxed jazz-touched passages. Sounds from the eastern shore grace timeless psychedelic pop harmonies. Tibetan bell bowls and trumpet announce acid chamber songs of upsetting beauty or extensive (Greatful Dead influenced) mesmerizing improv jams. Freeform meanderings create an open scene and lead to a peaceful state of mind/nature/culture.
Inspiration taken from Jerry Garcia, Stan Owsley, the sound of wind, grasshoppers and blackbirds.
Male/female duo Fit & Limo are based in Altdorf (Bavaria, Germany). For the first time in years they are supported by friends on cello, trumpet and vocals.
Cover art by the SG Artwork & Ruin Department is based on drawings by Franz Bauer.
(www.septembergurlsrecords.com)
|
Steve Wynn: "Here Come The Miracles" (Blue Rose, Jan. 2001) |
Gleich
19 Songs hat der ehemalige Sänger des Dream
Syndicate für diese Doppel-CD aufgenommen. Normalerweise
sollte man jedem Künstler raten, sein Werk auf 11 Tracks zu komprimieren,
damit ein Klassewerk dabei rauskommt. Das war auch Steve Wynns erste
Idee, aber da es ihm um jeden Song, den er rauswerfen wollte leid
tat, entschloss er sich, endlich sein Exile
On Main Street zu veröffentlichen.
Eingespielt bei Craig Schumacher in Tucson mit seiner Band:
Gitarrist Chris Brokaw (Ex-Drummer der Slowmetall-Legende Saint
Vitus und Ex-Gitarrist von Come),
Bassist Dave DeCastro und Linda Pitmon (Ex-Zu Zu Petals)
am Schlagzeug, sowie Chris Cacavas
als zusätzliches Mitglied (endlich mal wieder an den Keyboards
zu hören!). Als Gäste sind u. a. die Kollegen von Giant
Sand zu hören (Howe Gelb, und John Convertino).
Natürlich werden bei 19 Songs alle Ecken des Wynn´schen
Soundkosmos ausgeleuchtet, von Garage Rock über Psychedelia und
Punk bis hin zur Schmuseballade ist im Prinzip alles vertreten, was
man aus den zur Verfügung stehenden Roots so basteln kann.
|
The Free Design: "Cosmic Peekaboo" (Marina, Feb. 2001) |
[The Beach Boys |
The Association]
|
Dolly Parton: "Little Sparrow" (Sugar Hill, Feb. 2001) |
Von
2000, produziert von Steve Buckingham. Als sich die einzigartige
Sängerin vor etwa einem Jahr entschloss, zum Bluegrass und
zwar zum reinen Bluegrass zurückzukehren, hätte man
ihr eine Medaille verleihen sollen. Ist ihre Stimme in gelackten Country-Arrangements
oder angepoppten Produktionen eher falsch aufgehoben und neigt dazu,
zur puren Süßigkeit zu verkommen, erwacht sie, gebettet in
feinstes Instrumental-Handwerk, gepaart mit traditionsbewußt-einfach-klarer
Melodie- und Harmonie-Führung, zu faszinierender Schönheit.
So geriet das 99er Album The Grass Is Blue zur ebenso überraschenden
wie überzeugenden Rückkehr zu den Mountain-Bluegrass-Roots
ihrer Kindheit. Little Sparrow ist nun nach dem gleichen
Strickmuster entstanden, mit etwas höherem smooth, cocktail
bluegrass-Anteil (No Depression) im Sound, aber ohne die attraktive
Klarheit zu verlieren, mit gepflegtestem Instrumentalwerk, der Bluegrass
eigenen Harmonie-Vocal-Schönheit und gekrönt von einer hier
hörbar heimgekommenen Stimme.
Neben Seven Bridges Road (Steve Young) covert sie Autry
Inman und Cole Porter, aber es sind vor allem ihre eigenen Kompositionen,
die das Album auf den rechten Weg bringen und es an die Qualität
von The Grass Is Blue heranreichen lassen. Die alten Studio-Hasen
(die gleichen wie auf Grass Is Blue) lassen reichlich
Spielfreude erkennen und eine Handvoll Gäste im Backing/Duett-Vocal-Department
lockern das Album angenehm auf. Sie hätte eigentlich bis an ihr
Lebensende an einem Guitar-Shaped Pool liegen können, es hätte
ihr an nichts gemangelt. Umso höher ist diese als künstlerisch
wertvoll einzustufende Rückkehr zu bewerten.
|
Rodney Crowell: "The Houston Kid" (Sugar Hill, März 2001) |
Ein
autobiografischer Songzyklus über seine Jugend in Texas, den
er ohne Labelbindung selbst finanzierte. Crowell besann er sich auf
seine Stärken, ließ den ganzen Firlefanz außen vor und
nahm dieses wundervolle Album auf, genauso stark wie seine Sachen
aus den 70ern ("Ain't Living
Long Like This"). Etwas irritierend, aber nicht schlecht,
ist ein generalüberholtes "I Walk Th Line" mit einem
Gastauftritt von Johnny Cash.
Dark at times, The Houson Kid never disappears
beneath the gloom. There are flashes of humour, touches of tenderness.
As someone once claimed, all human life is here. And Crowell, both
lyrically and melodically, helps it to breathe in remakable fashion.
(MOJO)
|
John Hammond: "Wicked Grin" (Rounder, März 2001) |
Mehr ...
25 Jahre kennen sich der Bluesgitarrist und Tom Waits schon. Auf Hammond´s
`92er Album Got Love... gab es schon mal einen Waits Song
und auf dem letztjährigen Mule Variations Album von Tom
Waits war Hammond als Gitarrist zugegen. Nun arbeitete man zusammen.
Hammond war schon immer auf Fremdmaterial für seine Alben angewiesen
und für Wicked Grin schöpfte er mit beiden Händen
im Waits´schen Fundus. 12 der 13 Songs stammen aus der Feder des
Grantlers (der auch produzierte), einzig I Know I´ve Been
Changed ist ein Traditional (bei dem Waits einen Gesangs/Gitarren-Auftritt
hat), das von Wolfgang Doebeling als spirituelle Nachgeburt
bezeichnet wurde. Zwei der Waits-Songs, 2:19 und Fannin
Street, sind zudem bislang nie auf einem Waits-Album erschienen.
Für die kongeniale Umsetzung sorgt eine erstklassige Veteranen Band,
die hier glorios drauflos musiziert: Augie Meyers an den Keyboards, Larry
Taylor (Canned Heat) am Standbass, Stephen Hodges (Fabulous Thunderbirds)
bearbeitet die Felle und Charlie Musselwhite bläst die Harp. (Glitterhouse)
|
|
Ein Fest für Waits-Bewunderer also und ein ungeschliffenes
Juwel in der frisch polierten Krone des weißen Blueskönigs John
Hammond. (Rolling Stone. 3 ½ Sterne) |
|
Laura Nyro: "Angel In The Dark" (Rounder, März 2001) |
Mehr ...
Angel in the Dark is a lovely recording featuring the graceful vocals and finely crafted songs that everyone expects from Laura Nyro. These sessions were completed in the summer of 1995 and represent the last music Nyro recorded. The title cut and "Sweet Dream Fade" mine the same soul terrain as her late '60s recordings, featuring horns and underlined by heavy guitar riffs. These upbeat pieces perfectly integrate voice, arrangements, and lyrics to create an organic whole, and are two of the best cuts on the album. Slower, piano-based songs like "Triple Goddess Twilight," "He Was Too Good to Me," and "Serious Playground" are mixed in-between these songs. These pieces are quieter and introspective, with Nyro's voice more intimate. It is almost as though she was sitting at the piano, late at night, and singing to herself. There are also several covers including "Will You Still Love Me Tomorrow" and "Let It Be Me." The first of these is over five minutes and has been slowed down so much that it drags. In fact, she slows down all of the covers as if to convert them into heartfelt ballads. This works best on "Ooh Baby, Baby," partly because the arrangement is fuller and more dynamic. One other standout is the upbeat "Gardenia Talk," filled with lively percussion and a sensual vocal. Angel in the Dark is a fine coda, perfect for late-night listening, and a perfect companion to Nyro's other recordings.
(by Ronnie D. Lankford, Jr., All Music Guide)
|
Blumfeld: "Graue Woken"/"Testament der Angst" (EastWest/ZickZack, Apr./Juni 2001) |
Pop reinsten Wassers aus deutschen Landen. Die Maxi "Graue Wolken"
sagt eigentlich schon alles, trotzdem ist auch das ganze Album lohnenswert.
|
Neil Finn: "One Nil" (EMI/Parlophone, April 2001) |
Dem zweiten Soloalbum des Ex-Crowded-House-Sängers merkt man an, das
er kommerziell bereits alles erreicht hat und es niemandem mehr Recht
machen muss. Deshalb vermischen sich hier beatlesque Melodien mit hiphop-Beats.
Zur Begleitung gehören Wendy Melvoin und Lisa Coleman
("Wendy& Lisa"), Jim Keltner (best drummer in the
world), Lisa Germano und Cheryl Crow.
|
Boxharp: "The Tailored Soldier" (Glitterhouse, Mai 2001) |
(26.11.2016)
Mehr ...
Vor einiger Zeit schickte mir ein gewisser Mike Taylor aus San Francisco zwei unveröffentlichte CDs. Die eine war „Ventura Whites“ seiner Band Court And Spark, die zweite war Boxharp, ein Projekt von Taylor und dem Produzenten Scott Solter, enstanden nach den C&S Sessions. Die Entwicklung von „Ventura Whites“ zu „The Tailored Soldier“ war enorm, quasi als hätte jemand die Burrito Brothers mit Mark Hollis im Studio kaserniert. So ernteten beide CDs schließlich das Glitterhouse Logo.
Nach den Aufnahmen von „Ventura Whites“ machten sich Taylor und Solter auf, um eine Woche in Solter´s Hütte im Tonto National Park in Payson, Arizona zu verbringen. Bewaffnet mit einer akustischen Gitarre, mehreren Tüten Grass, einem analogen Aufnahmegerät und einer MC (auf der einen Seite ein Mix aus Patsy Cline und George Jones, auf der anderen Talk Talk´s „Laughing Stock“), wollten die beiden so viel Musik und Umweltgeräusche aufnehmen wie möglich.
Zurück in San Francisco wurden vier Songs von Taylor herausgefiltert und Solter hat vier Sound-Collagen gebastelt. Diese acht Stücke wurden dann von der C&S-Posse und anderen Musikern aus der Bay Area per Overdub in wahre Country-Symphonien verwandelt.
Und dabei gelingt den beiden Vätern dieser Platte ein mir bislang in dieser Form noch nicht untergekommener Spagat zwischen Wurzelnektar reinsten Wassers und psychedelischem Luftsprung. Taylor singt, als wär er das Lieblingskind der Hütewerfer-Fraktion, die offenen Ohres rund ums Lagerfeuer sitzen, um seiner leicht knarzigen, welterfahrenen Stimme zu lauschen.
Dazu liefert die Band volltönend und gepflegt ein Country-Ambiente, in dem die Pedal Steel singt und die Luft zittern macht, Geigen und Hammond B 3 tun das Ihrige, um die Roots zu pflegen und klanglich feinst darzureichen. Ein Piano wirft kleine Akkord-Perlen dazwischen und da beginnt es dann langsam, die angenehm gewohnten Pfade zu verlassen: zweistimmiger sphärischer Frauengesang legt einen Schleier von überirdischer Harmonie über das Stück, das schlicht und einfach der schnöden Realität enthoben wird. Und so hemdsärmelig bodenständig Stück Nr. 3 (Ventura Whites) losknarzt und shuffelt, spätestens bei den heulenden Windgeräuschen (die mich doch stark an die Plastikröhren erinnern, die man tonhöhenverändernd als Kind durch die Luft schwirren ließ) verläßt man den Boden der eingefahrenen Hörgewohnheiten. Und das Wunderbare bei dem Ganzen: Das Ergebnis dieser einzigartigen Grenzwanderungen bleibt ob seiner teils schlichten, teils ausgefeilten Schönheit fast nahtlos im Ohr hängen. Wobei die sanften Sirenengesänge ebenso ihren Teil an der Nachhaltigkeit haben wie die kernigen Gitarrenklänge.
Wo die harmonischen Klangexperimente in den Stücken beginnen, machen die Vignetten zwischen den Liedern weiter: Einsame Pianoklänge, Geräusche, die aus der Handwerkerküche zu stammen scheinen und dann wieder die hingehauchten Frauenchöre werden zu einem phantasieanregenden Klangbild vereinigt ...
das Rattern eines Rades und ein rhythmisch feines Gitarrenriff schaffen eine fast unwirkliche Atmosphäre ...
psychedelische Momentaufnahmen und experimentelle Miniaturen, die sich trotz allem in die harmonische Hörlandschaft einfügen. Dabei drängen sich einem stets Bilder auf, die von himmlischer Weite nur so triefen.
Selten ist mir in letzter Zeit eine Platte derart im Ohr hängengeblieben wie die Boxharp. Was auch nicht zuletzt an der Güte der Songs liegt, die mitunter ein derartiges Ohrwurmleben entwickeln, dass man sich wundert, warum so was nicht zum Hit wird. Aber darauf müssen wir alle wohl noch ein bisschen länger warten.
Boxharp klängen „wie Engel auf Valium, die durch das Gebälk des ehrwürdigen Ryman Auditoriums fliegen“, sagte mal ein Freund der Band. Und trifft es damit ganz genau.
(Glitterhouse)
Dieses Unterfangen, jetzt betitelt The Tailored Soldier, ist schlicht gesagt ein Meisterwerk zwischen naturbelassenen Roots-Klängen und hirnpeitschender Psychedelik, das so intensiv selbst Byrds oder Flying Burrito Brothers zu härtesten Drogenzeiten nicht erreichen konnte, und das eher an ein außerirdisches Drug-Meeting zwischen Holy Modal Rounders und Brainticket gemahnt. Bodenständige Intros führen in die Realität vollkommen enthobener Güteklasse 1-Mescalin/Acid-Trips, die genial mit allen Hörgewohnheiten (selbst aufgeschlossener Weirdos) brechen, aufgrund der starken Hooklines und der betörenden, Prozac-gleich wirkenden Hängenbleiber-Melodien, jedoch immer Kontak zur Bodenstation haltend. Zwischen Klangexperiment, verwehten Sirenenchören, leptosom-extraterristischen Pianolinien, traumhaften Pedal Steels, abgehobenen Gitarrenriffs und mystischen Geräuschen unterschiedlichster Couleur entstanden erregende Höruniversen, mit gesegneten Melodien gespeist, die mit diesem unseren Planeten nicht mehr viel gemein haben, aber in ihrer atemberaubenden, und irgendwie auch sexy Schönheit deine allerbesten Countryfreundinnen from Outta Space werden. Nach Hause telefonieren gilt hier nicht!“
(Notes)
With Boxharp, guitarist and vocalist M.C. Taylor took a short but sweet sabbatical from his main project, the Court and Spark, and teamed up with friend and engineer Scott Solter to record The Tailored Soldier, a collection of warm, atmospheric songs with sound collage experiments interspersed. The project is a smart one, drawing inspiration from the cabin in the country where the two escaped from the haunts of San Francisco. Taylor's songs carry as much weight and urgency as his output with the Court and Spark, and are complemented beautifully by the field recordings and aural portraits that weave to and fro, alternating real estate with the compositions on the disc. The opening track, "Church in Calhoun," is one of the most provocative, poetic, and heartbreaking pieces Taylor has set to tape. Wendy Allen, a frequent collaborator with Taylor, provides sublime, nouveau-Mary Ford backing vocals and brings sharpened relief to the tale of a fiddler's descent into vagrancy. The Tailored Soldier augments the Court and Spark's catalog quite nicely and should be considered a definite must-have for fans of the group.
(by Gregory McIntosh, All Music Guide)
|
Penelope Houston: "Loners, Stoners and Prison Brides" (Normal/Return To Sender, Mai 2001) |
Wie wunderbar! Ein Lebenszeichen einer meiner liebsten (Folk-)Sängerinnen,
wenn auch nur eine Mailorder-Kompilation. Mein liebstes Album von
ihr bleibt aber natürlich "The
Whole World" von 1993, das mir damals Mut gemacht hat, selber
mit akustischen Instrumenten "Popmusik" zu machen.
Mehr ...
"Nicht zum ersten Mal widmet sich Return To
Sender dem Schaffen der zeitweiligen Folk-Queen, die wie kaum jemand anderes
einem Majordeal zum Opfer gefallen ist. Nach Lehrjahren als Punkfrau in
den Avengers stieg sie mit dem 88er Album Birdboys
zur Ikone der San Francisco-Folk-Szene auf, bestach mit wunderschönen
Songs in voll-akustischen Settings, verband Country, Folk, Swing, Jazz,
Blues und Chanson zu etwas Neuem, Eigenem und vor allem unwiderstehlich
Poppig-Sanftem. "Sie macht den wunderschönsten Akustik-Pop,
den ich je gehört habe, und der es verdient, weit über die Zirkel
einifger weniger Eingeweihter hinaus gehört zu werden", schwärmte
die Spex über die Platte The
Whole World.
Aber mit Cut You, ihrer ersten Arbeit für die WEA, gings dann erdrutschartig
bergab. Ob ihr die Gefolgschaft die Treue ob des Verrats aufgekündigt
hatte? Jedenfalls verschwanden sowohl ihr WEA-Debut als auch das zweieinhalb
Jahre später folgende "Tongue" nahezu spurlos in kurzer
Zeit aus den Ohren der Öffentlichkeit. Dabei fehlte es ihnen nicht
an den notwendigen Houston-Ingredienzien, sanfter Stimme, stilistischer
Vielfalt bei akustischem Schwergewicht. Aber irgendwie war halt der Wurm
drin.
Abgesehen von einer schönen Best Of-/Raritäten-Sammlung auf
ihrer alten Labelheimat Normal Records war es dann, zumindest hierzulande,
recht ruhig geworden um die zarte Akustik-Königin. Was sie unter
anderem in der Zwischenzeit gemacht hat, kann man jetzt erfreut nachvollziehen.
"Loners, Stoners And Prison Brides" bietet Live-Material von
verschiedenen Gelegenheiten aus den Jahren 1999 und 2000, Mitschnitte
fürs KPFA-Radio und Konzert-Aufnahmen. Und auf einmal ist alles wieder
gut: Denn die 10 Tracks geben dem Fan genau die Penelope, die sie vielleicht
in jüngster Vergangenheit vermisst hatten: Sanft singend, begleitet
vorwiegend von akustischer Gitarre, hervorragend unterstützt von
Katherine Chase als Zweitstimme, deren Mitwirken zum Beispiel "Waterwheel"
an die akustische Seite von Hazeldine erinnern macht. Eine großer
Teil der Aufnahmen wurden im Trio Houston (voc, melodica, autoharp), Michael
Pappenburg (guitar) und Katherine Chase (guitar, bass, voc) eingespielt.
Die 6 Dreier-Besetzungs-Stücke präsentieren auf fast bilderbuchhafte
Weise die Stärken der Sängerin und Autorin, auf einfache Mittel
reduzierte Lieder, die von ihrer leichten Melodie, den Harmonien, ihrer
Geschichte leben, und zudem die schlichte Schönheit der Stimme herausstreichen.
Besonders schöne Momente sind die zweistimmigen Harmonien von Houston
und Katherin Chase, deren Stimmen sich wundervoll ergänzen.
Zwei weiteren Stücken verleiht Dawn Richardson mir Schlagwerk und
Sample-Beiträgen Arrangement-Tiefe; wobei sich zeigt, dass auch The
Ballad Of Happy Friday And Tiger Woods vom jüngsten Album Tongue
ein weiterer wertvoller Bestand des Houston'schen Werks ist. Die letzten
beiden Songs, New Day und Hunderwasser 967, werden in Bandstärke
intoniert. Stephanie Finch (keyboards), Steve Bowman (drums) und Chuck
Prophet (guitar) gesellen sich hinzu, um mit dem Karmal Apple-Titel New
Day erst zaghaft, mit Hundertwasser 567 dann richtig zu rocken. Und man
darf sich von ihrer betonten Sanftheit nicht täuschen lassen: Das
kann sie auch.
Und doch: Am liebsten sind mir die fast filigranen Folk-Feinheiten, die
den Großteil dieser Live-Compilation ausmachen. Mit Songs aus all
ihren Solo-Schaffensperioden - auch ein neues Stück ist darunter
- zeigt sie ihre Kraft, die ohne Zweifel in ihrer leisen Tiefe liegt.
Zu Recht ist dies die Inkarnation der Ikone, die ihr die engsten und treuesten
Freunde einbrachte." (Glitterhouse)
|
|
Tindersticks: "Can Our Love..." (Beggars Banquet, Mai 2001) |
Stuart Staples ist der wahre Sohn von Al Green!
Mehr ...
Am Soul haben sich die Tindersticks schon früher abgearbeitet,
haben Otis und die Four Tops gecovert. Jetzt nutzen sie sein ganzes dämonisches
Potenzial, am mächtigsten in "Sweet Release", einer Klage,
wie sie weder Mensch noch Tier hinbekommen, nur die Hammond-Orgel. Staples,
der vom eigenen Herzen erdrückt zu werden scheint, ringt um Worte:
"It's too late to love me", süße Erlösung muss
kommen, im Orgasmus oder im endgültigen Loslassen. Alle Stimmen,
die in seinem Kopf gegeneinander brüllen, sind zu hören, die
zirzenden Geigen, die beschwichtigenden Bläser. Ein Exorzismus. (...)
Welcome back. (Rolling Stone. 4 ½ Sterne)
|
|
Ida: "The Braille Night" (Tiger Style/Last Affair, Juni 2001) |
Ein Nachzügler in meiner wachsenden Ida-Sammlung! Das Album
enthält Aufnahmen von Winter 1998 bis Winter 2000, also anscheinend
Überbleibsel der Sessions für das Album "Will
You Find Me" (erschienen im Sommer 2000) und unmittelbar darauffolgende
Aufnahmen. Soweit ich das jetzt richtig zusammen bekomme, war die Band
vom Majorlabel Capitol unter Vertrag genommen, aber vor Veröffentlichung
eines Albums schon wieder rausgeschmissen worden. Wenn man sich jetzt
diese wunderbare und zerbrechliche Musik, gelegentlich von lauten Passagen
unterbrochen, anhört, dann fällt es jedenfalls schwer nachzuvollziehen,
was sich EMI bzw. Capitol von der Band [kommerziell] versprochen haben.
Aber das kann uns natürlich egal sein, denn "Braille Night"
ist natürlich so gut wie alle anderen Alben von Ida, die ich mir
in den letzten Monaten anhören konnte!
(19.07.2009)
Mehr ...
On its second Tiger Style Records release, New York folk-pop band Ida are once again able to re-create the intimacy and magic of its live shows. The record is one of the band's cleanest to date, with Dan Littleton, Elizabeth Mitchell, and Karla Schickele leading the attack. By this point, the band's music had been invigorated by the haunting violin of Ida Pearle and the steadily strained upright bass of Zach Wallace. Littleton and Mitchell's melancholy harmonies show up on the first track, "Let's Go Walking." The band's signature sound continues throughout, including the mesmerizing mix of piano and acoustic guitar on "Ignatia Amara" and the intricately slow and earnest vocals on "So Long." "Blizzard of '78" is one of the more energetic songs on the otherwise downbeat disc. It's followed by another relaxed song from Littleton, "So Worn Out," a song that retains the immediacy of four-track recordings without the fuzz. The title track is a brief instrumental collaboration between Littleton and Pearle. The disc ends with the enchanting and tender "Moves Through the Air," led by Mitchell's sophisticated lead vocal. Most of the songs on The Braille Night were recorded during various recording sessions for the band's first Tiger Style release, Will You Find Me. The band's radiant and cathartic tones continued to turn heads with this release.
(by Stephen Cramer , All Music Guide)
|
Radiohead: "Amnesiac" (EMI/Parlophone, Juni 2001) |
Kid A war alles andere als ein leicht zugängliches
Werk, über das viel spekuliert und das schlussendlich doch zum
gelungenen Plädoyer für halsbrecherische künstlerische
Manöver wurde. Keine Single, kein Videoclip, keine Fotosessions,
kaum Interviews - die Widerspenstigen zähmten das System. Denn
´Kid A´ wurde allen anderslautenden Prophezeiungen zum
Trotz zum kommerziellen Triumph.
Das neue Album Amnesiac entstand in den gleichen 18 Monaten
wie Kid A, ist aber alles andere als ein Outtakes-Album.
Die elf Tracks passten einfach nicht ins Kid A-Konzept,
sie klingen ungleich wärmer, müheloser und beschwingter,
so weit dies bei der Melancholie, die Thom Yorkes Gesang verbreitet,
überhaupt möglich ist. Und so schwelgen die meisten Songs
in einer bizarren Schönheit, wie sie nur Radiohead vermitteln
kann.
Mehr ...
Am Ende sind Radiohead beim Jazz, bei Klarinetten
und Trompeten angelangt, und wir merken: `Kid A´ war nur der Wegbereiter
für Größeres. (TIP Berlin 3/3)
|
|
Im Pop sind Radiohead momentan das Maß aller
Dinge. (Stereo) |
|
Travis: "The Invisible Band" (Sony/Independiente, Juni 2001) |
Ein neues Werk der britischen Pop-Helden des intelligenten Sanft-Pops,
mit weichen Melodien, die Ecken und Kanten finden sich da höchstens
in den Texten.
Mehr ...
Die Veränderungen auf The Invisible Band
sind marginal und ganz, ganz vorsichtig: In Sing gibt ein Banjo dezent-beschwingt
den Beat vor, in The Humpty Dumpty Love Song wird orchestrales Schwelgen
angedeutet; der Rest der Platte hat noch mehr die Ruhe weg als The Man
Who. (Musikexpress)
|
|
"Da kann der Mann doch dichten, wie er will, in dieser
höchst delikaten Mischung aus klinischer Depression und höchster
Wonne, totaler Unkenntnis und schönster Empathie, Instinkt und Genie.
Und so endet dieses Meisterwerk der Melodie und des Gefühls mit einem
Film im Kopf von Fran Healy: "Now as I lie in pieces/ And wait for
your return/ The sun upon my forehead it burns baby burns baby burns/ An
eye on all my horses/ You've slept with all my men/ I'm never gonna get
it together again." Nachbarin, das Taschentuch! Und ganz laut hören.
(Rolling Stone. 4 Sterne) |
|
Auf `The Invisible Band´ geben sie sich milder
denn je, Fran Healy singt nicht. Er jauchzt, er summt, er seufzt. Seine
Band spielt dazu, als würde sie Samthandschuhe tragen... Melodien überall,
nach denen die meisten Bands ein Leben lang vergebens suchen.(TIP
Berlin 3/3) |
|
Brian Wilson: "Live At The Roxy Theatre" (Sanctuary, Juni 2001/2002) |
Der einstige Kopf der Beach Boys, Brian Wilson, verschwand 25 Jahre in seinem
persönlichen Wahn, nun ist er wieder auf der Bühne. Und dort
hat er hörbaren Spaß, wie die Aufnahme von "Live At
The Roxy Theatre" aus dem Jahr 2000 deutlich macht. Mit zehnköpfiger
Band um seine Bewunderer The Wondermints und einem tollen Programm
fesselt er über zwei CDs die Hörer im Saal und vor der Heimanlage.
Nach der Veröffentlichung im Internet ist die Doppel-CD jetzt
auch endlich bei uns im Handel erhältlich.
|
Alison Krauss + Union Station: "New Favorite" (Rounder, Juli 2001) |
"Nach dem letztjährigen, schlicht-schönen Pop-Solo-Album (und
einem "O Brother"-Abstecher) jetzt - wie gewohnt im Wechsel
- die Union Station-Platte. Und die geht wieder an die Bluesgrass-Wurzeln,
mit Alisons Stimme und Geigenspiel im Vordergrund und der wie kaum
eine zweite Bluegrass-Combo aufspielenden Union Station als gleichwertigen
Partnern. Schon allein instrumental faszinierend, aber dieser Satzgesang
ist einfach einmalig. Es gibt auch eine poppigere Songs, aber die
können mit den vielen, sehr düster angelegten Bluegrass-Geschichten
nicht mithalten." (Glitterhouse)
Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass der Titelsong von
Gillian Welch ist und dass Dobrogott Jerry Douglas jetzt
fest zur Band gehört und jedes Stück mit seinem Slide veredelt?
|
Whiskeytown: "Pneumonia" (Lost Highway, 1998/Juli 2001) |
Wenn man erst einmal auf den Geschmack Ryan Adams gekommen ist, führt
kein Weg an den Alben seiner alten Band vorbei. Bisher kannte ich nur
deren Coverversion von Gram Parsons "A
Song For You", das sich ja auch im Repertoire von Waiting For
Louise befindet. "Pneumonia", das dritte Whiskeytown Album,
wurde bereits 1998 eingespielt, ging aber in den Wirren der Umstrukturierung
des Majors "Universal" unter. Nun hat sich das neue "Lost
Highway"-Label des in den Archiven schlummernden Albums angenommen
und es endlich im Sommer 2001 veröffentlicht. Die Band bestand
damals nur noch aus Ryan Adams und Geigerin Caitlin Cary, die
anderen Mitglieder hatte Adams in schöner Regelmäßigkeit
gefeuert. Gitarrist Mike Daly war dazugekommen und zeichnet hier
bei 6 Stücken als Co-Autor verantwortlich. Als Schlagzeuger, Multiinstrumentalist,
Produzent und Toningenieur war Ethan Johns, wie auch auf den
folgenden Soloplatten von Ryan Adams, federführend dabei. Als Gäste
schauten James Iha (Smashing Pumpkins) und Tommy Stinson
(Replacements) im Studio vorbei.
(02.03.2002)
|
Motorpsycho "Phanerothyme" (Stickman, Aug. 2001) |
|
Bob Dylan: "Love And Theft" (Sony/Columbia, Sept. 2001) |
Das neue Album, laut Columbia sein 43. und erstmalig selber produziert
von "His Bobness" unter dem Pseudonym "Jack Frost",
bietet zwölf neue Dylan-Kompositionen, die Dylan mit seiner Tourband
und Augie Myers, dem legendären Kirmesorgler vom Sir Douglas
Quintet, im Frühjahr einspielte. Nur das Lied "Mississippi",
ein Überbleibsel der "Time Out Of Mind"-Session ("TOOM",
wie der Dylanologe sagt) ist schon von Cheryl Crow bekannt.
Mehr ...
All the songs are variations on the 12-bar
theme and blues-based melodies. The music here is an electronic grid,
the lyrics being the sub-structure that holds it all together. The songs
themselves don't have any genetic history. Is it like Time Out Of Mind,
or Oh Mercy, or Blood On The Tracks, or whatever? Probably not. I think
of it more as a greatest hits album, Volume 1 or Volume 2. Without the
hits; not yet, anyway" (His Bobness himself)
|
|
Nick Lowe: "The Convincer" (Proper, Sept. 2001) |
Mal wieder nach mehreren Jahren ein Album des ehemaligen Sängers/Bassisten
von Brinsley Schwarz und
Rockpile. Und dazu noch ein
richtig gutes!
2001er Reif-Pop-Werk des Silberhaars, sozusagen der
Abschluß der Trilogie, die mit Impossible Bird begann und mit
Dig My Mood die werte Fortsetzung fand. Gelassen ist sein zweiter
Vorname, mit schwebender Souveränität segelt er durch die
Klippen von Soul, Country, RnB und Blues, um dem jungen
Pop-Volk mal zu zeigen, was Coolness eigentlich bedeutet. (Glitterhouse)
|
Buddy & Julie Miller (Hightone, Sept. 2001) |
Eine absolut wunderbare Platte vom besten "Ehepaar als Künstler-Duo"
sein Richard & Linda Thompson
und John & Beverly Martyn.
Einziger Unterschied: beim Songschreiben ist Julie fleißiger als Linda
oder Beverly...
Mehr ...
by Zac Johnson
Earthy husband and wife singer/songwriters Buddy & Julie Miller offer
more rootsy, countrified folk music on their self-titled 2001 release,
this time with a full, more rock-influenced sound. While the two have
made involved appearances on each others' albums, Buddy & Julie Miller
marks their first release as a true duo. The leadoff track, "Keep
Your Distance," is a full and lush stomper, humming with rich Hammond
organ and rattling tambourine, while the breathy trembler "You Make
My Heart Beat Too Fast" is a bluesy throwback to late-'70s era Rolling
Stones, with heavy electric guitar and throbbing drums. Fans of the Millers'
traditional folk love songs needn't worry; the achingly bittersweet "Forever
Has Come to an End" is on par with the honest American folk on their
previous releases, and the dark murder ballad "Rock Salt and Nails"
is as gripping and chilling as Gillian Welch's gritty recordings. The
harmonies of Julie's sweet, girlish singsong and Buddy's gruff, dark voice
still remain their strongest trademark, with their honest songwriting
following closely behind. Buddy & Julie Miller continue to grow and
experiment with their sound, and while this may ruffle the feathers of
folk purists, Americana fans will certainly embrace this new direction
wholeheartedly.
|
|
Continental Drifters: "Listen, Listen" (Blue Rose, Okt. 2001) |
Continental Drifters play favorites by Sandy Denny and Richard Thompson
lautet der Untertitel dieses 28 Minuten-Schmankerls, welches zum Großteil
im HO*T FM Studio eingespielt wurde. Mit akustischen Instrumenten und
großer Hingabe widmen sie sich 7 Songs aus dem Fairport-Umfeld:
"You're Going To Need Somebody", "The Poor Ditching Boy",
"I Want To See The Bright Lights Tonight", "Meet On The
Ledge", "I'm A Dreamer" und "Mattie Groves
wurden ausgewählt und zelebriert. Kaum eine Band scheint prädestinierter
zu sein, um diesen großartigen Songs endlich ein Denkmal zu setzen.
Kommt im schönen, der Fairport Convention-LP Liege
& Lief nachempfundenen Cover. Auf Vinyl übrigens
im 10"-Format erhältlich: ich konnte mich nicht beherrschen
und habe mir CD und Platte gekauft (so was tue ich sonst eigentlich
nicht).
|
Nicolai Dunger: "Soul Rush" (Virgin/Dolores, Okt. 2001) |
Ein neues Talent aus Schweden erschafft mit den Jazzern vom Esbjörn
Svensson Trio ein neues Astral Weeks
- der Vergleich fällt in der Presse immer wieder. Ich kann's nach
dem grandiosen Auftritt beim Haldern Pop 2004 und dem ersten Höreindruck
von der Platte nur bestätigen. No tricks.
(22.08.2004)
Mehr ...
At its release, Soul Rush was widely compared to Van Morrison's Astral
Weeks, both for the sound and for the idea of using a jazz band, in this
case Esbjörn Svenssons Trio, for playing rock. And just like in the
case of Astral Weeks, the result is brilliant. The orchestra manages to
create an incredibly organic sound, and even if some tracks include strings,
horns, and piano, they all sound simple and easy, in a strictly positive
sense. This sound builds up to the ecstasy that is the chief mode of the
album, sneaking into even the sad songs, becoming almost triumphant on
the title track. There are more similarities to Morrison as well, like
the bending of vocals on "Dr Zhivago's Train" -- not to mention
the repeated use of the phrase "just like a train" in the same
song -- and the soulful drive of "Something New." But in spite
of these, Dunger mixes genres in such a skilful way that the album should
not be restricted to comparisons with one single album or artist. The
main connection to Morrison is simply that parts of this album are blue-eyed
soul with a big portion of country. In fact, it does not even sound like
anything Dunger himself has done before. Here he has left the winding
melodies and long improvisations of earlier albums and, while still twisting
every word before letting it go, he sings in a more audible way. And Dunger's
voice is one of his biggest assets, from the warm humming of "Pass
the Chains" to the slightly shrill shouting of "Ballad of a
Relationship." (by Lars Lovén, AMG)
|
|
Loretta: "Swimming Pool" (Naïv, Okt. 2001) |
aus der Grabbelkiste!
(2002)
Mehr ...
2001er Werk, wie gewohnt bei naiv in Digipak und Pappschuber gehüllt. Das Quintett aus Stuttgart überrascht ein weiteres Mal mit einer traumwandlerischen Stil-Sicherheit, wenn es um die Fragen des letztgültigen Gitarren-Pops geht, der aus den Quellen von Beatles bis Petty schöpft und neue Strömungen absorbiert, um Neues entstehen zu lassen. 16 Tracks, produziert von Rob Leicht (Lemonheads und Teenage Fanclub).
(Glitterhouse)
“Die Stuttgarter eifern ganz klar amerikanischen Vorbildern nach, aber das machen sie doch außergewöhnlich gut, so daß man manchmal denken könnte, die neue Scheibe der Schramms läge im CD-Spieler oder Lloyd Cole hätte eigentlich die Songs geschrieben.” (Intro)
|
The Silver Mt. Zion Memorial Orchestra & Tra-La-La Band: "Born Into Trouble As The Sparks Fly Upwards" (Constellation, Okt. 2001) |
Die kanadische Avantgardeband "Silver Mt. Zion"
kenne ich über ihr neues Werk "Kollaps
Tradixionales" ja erst seit wenigen Tagen. Da mich die Musik
sehr beeindruckt hat, habe ich ein wenig weitergeforscht und herausgefunden,
dass es mit "Born Into Trouble As The Sparks Fly Upwards"
ein weiteres 10-Zoll-Doppelalbum der Band aus dem Jahr 2001 gibt. Der
Bandname und Titel waren damals länger und trotz des "Tra-La-La"
wird hier weniger gesungen. Zu Band gehörten zusätzlich noch
die Cellistin Beckie Foon und ein weiterer Musiker namens Ian,
dessen Nachnamen und Instrument ich noch nicht recherchieren konnte
(das ansonsten wunderschöne Cover verrät uns über die
beteiligten Personen nur den jeweiligen Vornamen), aber kein fester
Schlagzeuger. Erwähnt werden als Gäste ein Schlagzeuger namens
Eric ("drove his drums upstairs"),
ein Bläser namens Jonah ("wrote
& played 8 trumpets and 2 trombones"), eine rezitierende
Mischa ("read the words")
und ein singendes Kind ("Sara sang a song").
Eine zwar anstrengende, aber sehr schöne Platte, die mich noch
stärker als "Kollaps ..."
an die obskure englische Third
Ear Band erinnert.
(07.03.2010)
|
Hope Sandoval & The Warm Inventions: "Bavarian Fruit Bread" (Rough Trade, Nov. 2001) |
Hope Sandoval ist eine Frau, zu schön um wahr zu sein, und macht
auch noch genau solche Musik. Früher mit Dave Roback unter
den Namen Mazzy Star und Opal,
jetzt im Duo mit My Bloody Valentine-Drummer
Colm OCiosoig. Auf zwei Liedern ist sogar die englische
Akustikgitarrenlegende Bert Jansch mit dabei!
Und was vielleicht etwas untergeht: das legendäre englische Rough
Trade-Label ist von den Toten auferstanden!
Mehr ...
Mit scheuem Wispern, ganz nah am Mikrofon, singt Sandoval zur simplen Schrubbelgitarre und zeigt, wie man aus kaum mehr als zwei Akkorden und minimaler melodischer Bewegung reizvolle musikalische Skizzen entwerfen kann. Dazu gelegentlich kleines Glockenspiel aus dem Kinderzimmer und Quietsche-Harmonika. Ein Cello sägt durch die Stille, ein Klavier umspült einen einzigen Ton wie einen Filmfetzen. Die psychedelische Kifferorgel virbriert minutenlang an einem Akkord. Zweimal besorgt zudem der große Bert Jansch die Begleitung mit wunderbarem Akustikgitarren-Understatement.
(TIP Berlin)
|
Rice, Rice, Hillman & Pedersen: "Running Wild" (Rounder, Nov. 2001) |
Mehr ...
"Neues/drittes Album der fingerfertigen Supergroup
(Tony Rice, Larry Rice, Chris Hillman, Herb Pedersen). Wie gehabt spielen
sie brilliant auf, ohne das sich jemand zu sehr profiliert, das relaxte
Ensemblespiel ist es, was hier die Magie erzeugt. Wie das in den letzten
Jahren so üblich ist, wird über die Bluegrass-Grenzen hinaus
nach Material geschaut, sodaß neben einigen Songs folgende Coverversionen
ihre Bearbeitung finden: die Reise geht von der Westküste (Stephen
Stills's "4 + 20") ein Stück landeinwärts nach Bakersfield
(Buck Owens' "Take Me Back Again"), runter nach Tennessee ("You're
Running Wild" der Louvin Brothers) und über den Teich nach Liverpool
(Lennon/McCartney's "Things We Said Today"). Alles ganz entspannt,
mit herzerwärmenden Gesangssätzen von alten Kämpen, die
niemandem mehr etwas beweisen müssen und hier ganz für sich
allein musizieren." (Glitterhouse)
|
|
The Notwist: "Golden Neon" (Virgin/Big Store, Dez. 2001) |
Das Album kam so spät im Dezember in die Regale, dass man vielleicht
schon vom ersten Highlight 2002 sprechen kann. Auch auf dem Halderner
Open Air von 2002 machte die Band aus der tiefsten bayerischen Provinz
einen vorzüglichen Eindruck.
Mehr ...
"Neon Golden schwankt zwischen Hitsong und knirschendem, (l/r)eibhaftigem
Postrock mit dem Klang ungeölter Türen Weilheimscher Provenienz.
Der Acher/Gretschmann Clan geht seit einiger Zeit sehr verschwenderisch
mit seiner Kreativität um, in diversen Nebenprojekten ist des einen
oder anderen Handschrift zu spüren. Einiges schleift sich da ein,
so sehr man für das Main-Projekt noch mal einen draufsetzen mochte,
ist das Ergebnis in puncto Innovation etwas enttäuschend. Es gibt
da kein Entkommen vor der heranwalzenden Konkurrenz. Die Aufrüstung
mit akustischem Instrumentarium vom Banjo bis hin zur authentischen 20er
Jahre Dobro sind noch kein Wert an sich. Was hebt? Nun ja, ganz sicher
hat man sich für die besondere Gelegenheit des Notwist-Albums Nr.
5 einige wirklich brillante Songs aufbewahrt und geschrieben. Die sollten
wohl so richtig zur Geltung kommen, weswegen man mit noisigen Querschlägern
sparsam umgeht." (Glitterhouse)
|
|
Terry Callier: "Alive" (Mr. Bongo, 2001) |
Neues Album, trotzdem nur ein Zusammenschnitt aus Live-Aufnahmen.
Der Großteil wurde bei einem Auftritt im Londoner Jazz Cafe in
1998 aufgenommen, ganz neues Material gibt es mit drei Stücken
von einem Konzert am gleichen Ort im November 2000.
(06.01.2002)
Mehr ...

Blessed with the voice of an angel, Terry Callier
sings deeply spiritual and heartfelt songs of politics and life. The story
of his professional return after a protracted absence is legendary, and
the devotion of his fans phenomenal, but happily, he is more than just
a powerful myth. Captured live in 2000, his new album is the sound of
an artist in his prime and immensely enjoying his second bite at the cherry.
Blending established classics like "Lazarus Man", "What
Colour Is Love" and "Dancing Girl" with strong contemporary
material, "Alive" is proof, if it were needed, of the reasons
for his continuing popularity. Callier is a man of peace, in the main,
but the new track "Lament for the late AD" shows that he can
feel righteous anger too. Written in response to the brutal death of an
unarmed black man at the hands of the New York police, his simple, direct
lyrics pull no punches, and the depth of feeling is evident. His sound
is jazz with more than a hint of soul, sophisticated and unusual protest
folk, musical communication with a direct link to the spirit. It swings
softly for the most part, even (unfortunately) at times verging on bland
Jazz Club niceness, but his beautiful falsetto takes wing to float high
above the over-extended arrangements. Although suffering occasionally
from the dislocating nature of all but the most exceptional live albums,
Terry Callier's "Alive" is spiritually engaged, politically
aware and musically astute. In short, a unique document from a unique
performer.
(Lee Casey)
|
"Fink" (L'age D'or, 2001) |
Mehr ...
Das vierte Album - ursprünglich 2001 durch L'age D'or auf CD und Vinyl veröffentlicht - nach rund 20 Jahren endlich wieder erhältlich. Inklusive der Songs »Die Richtung«, »Ich wein' einen Fluß«, »Wie ein Schiff«, »Letzte Nacht«, »Irgendwann Regen« und »Wenn du mich suchst«. Das frische Vinyl-Mastering hat Chris von Rautenkranz (Soundgarden) übernommen, das Vinyl kommt im klassischen schwarz.
|
Ed Harcourt: "Here Be Monsters" (EMI/Heavenly, 2001/2002) |
Bereits 2001 in England erschienen und als Import auch bei meinem Lieblinxversand
Glitterhouse erhältlich, dort aber untergegangen. Dann plötzlich
Ende 2002 die Deutschlandveröffentlichung mit neuer Lobpreisung
durch meinen Lieblinxversand und natürlich endlich auch von mir
wahrgenommen und gekauft. Als schöne Platte empfunden, dann aber
doch wieder weggestellt, ohne Einzug in die Liste der Lieblinxplatten
2001 oder 2002 zu finden. Dann gestern der Auftritt von Harcourt und
Band auf meinem Lieblinxfestival in Haldern, wo er (natürlich
neben Patti Smith!!!) für mich der Höhepunkt war. Jetzt sitze
ich hier vor'm PC und höre die Platte nach einem Jahr Pause erneut
und finde endlich den richtigen Zugang. Ich muss sagen: ein starkes
Album. Außerdem muss ich feststellen, dass im Februar 2003
schon der Nachfolger herauskam. Hatte ich doch glatt übersehen.
Das wird natürlich schleunigst korrigiert.
(10.08.2003)
Mehr ...
Steeped in influences as diverse as Tom Waits, New
Orleans jazz and The Flaming Lips, Harcourt had already written over 300
songs by the time his introductory mini-LP Maplewood was released last
year. Not bad for someone barely out of his teens. Two tracks from that
record are included here the winsome Hanging With The Wrong Crowd
and bluesy Apple Of My Eye along with nine more examples of Harcourt´s
irrepressible and enterprising talent. From the shimmery piano-pop lilt
of She Fell Into My Arms to the errie, keening gloom of Wind Through The
Trees, every song an expertly-faceted gem in which Harcourt´s story-telling
lyrics reveal both a surreal sense of humour and infathomable sadness.
Superb. (Mojo)
|
|
Harcourt doesn't put a foot wrong. (NME) |
|
Stunning. May very well turn out to be the album of
the year. (The Sunday Times) |
|
An album of lush sounds cleverly arranged in layer
upon layer of piano and trumpet, with a fascinating dose of weirdness thrown
in. (The Fly) |
|
Slow growing gem of a debut evoking a myriad of moods
with its depth, dramatics and well constructed melodies. (Time Out) |
|
An album of mysterious charm which defies categorisation.
(The Times) |
|
Harcourt's album is an emotional rollercoaster, one
minute upbeat, the next thoughtful, and it improves with every listen.
(Music Week) |
|
I Am Kloot: "Natural History" (Labels/We Love You, 2001) |
Wegen dem blöden Bandnamen ging dieses Debüt damals weitestgehend
an mir vorbei. Ich erinnere mich nur noch an eine Erwähnung im
Zusammenhang mit den Band des neuen(?) "Acousticmovements":
Turin Brakes, Kings Of Convenience, etc.. Erst nach dem
Haldern Openair 2004 bin ich auf den Geschmack gekommen (obwohl
die Band in ihrer spröden Art kaum den Geschmack der Mehrheit des
Publikums getroffen hatte!) und habe heute dieses Werk im Plattenladen
entdeckt. Die Kategorie "Sanfter Akustikfolk von Alternative-Rockern"
ist völlig deplaziert. Die Band spielt zeitlose Rockmusik mit akustischen
Momenten und hat mit John Harold Arnold Bramwell (mehr Vorname
ging wohl nicht?) einen Sänger mit beeindruckender Stimme, tollen
Song und einem zurückhaltenden, 100%-songdienlichen Gitarrenspiel.
Die beiden Mitstreiter an Bass und Schlagzeug haben viel Platz für
interessante kleine Details. Fast wie eine Mischung aus frühem
Bob Dylan (wahlweise Nick Drake oder Tim Buckley einsetzen) und dem
Bill Evans Trio (wahlweise irgend ein anders Jazztrio einsetzen) ...
(16.10.2004)
Mehr ...
Aus der Amazon.de-Redaktion
Aus Manchester stammt das Trio, welches einen neuen Lichtblick in der
Popwelt Großbritanniens darstellt. Filigrane und doch starke Meisterwerke
-- Warm, dunkel und schmerzlich ehrlich geben sie sich auf Natural History
die Klinke in die Hand. Sänger, Texter und Komponist des Trios, John
Bramwell, lebte einige Jahre in verschiedenen europäischen Metropolen
auf der Straße und komponierte und textete viel auf seinen Wegen.
Um so lebensnaher sind die Songs, die Texte tranchieren die Existenz förmlich.
Hinzu kommt eine Stimme, die einem in die Seele schneidet, und ein warmweicher
Baß, der dies ohne Schmerzen zulässt. Diese Musik berührt
tief im Inneren, auch wenn sie einmal laut wird, Melancholie wird perfekt
in Melodien eingefangen, vor denen man auf die Knie geht. I Am Kloot haben
mit ihrem Debüt wunderbares geschaffen: Songs wie die Singleauskopplungen
"Twist" und "86 TV's" oder die präpsychotische
Ballade "Storm Warning" haben der Welt zwar nicht gefehlt, aber
sie hat sie verdient. --Felix von Vietsch
|
|
Voices On The Verge: "Live In Philadelphia" (Rykodisc/Slow River 2001) |
Eine wunderbar spröde, spartanische und gleichzeitig charmante
Produktion. Vier Stimmen, Akustikgitarre und ab und zu E-Gitarre, Akkordeon
oder Klarinette. Ein schöner Einstieg, um vier bisher unbekannte
Sängerinnen/Songschreiberinnen kennen zulernen.
(07.03.2002)
Mehr ...
"Gemeinschaftsprojekt von Beth Amsel, Erin McKewon,
Jess Klein und Rose Polenzani, die jede für sich für feines
Singer-Songwriterinnentum stehen und deren jeweilige Debut-Alben (u.a.
Distillation von McKeown oder Draw Them Near von Klein) schon frische
Perlen in der Flut von Neuveröffentlichungen darstellten.
Diesmal trafen sich die vier in den Indre Studios in Philadelphia, wo
Rykodisc-Gründer George Howard die Aufgabe zukam, ihr Zusammenspiel
in Live-Athmosphäre mitzuschneiden. Man spielte abwechselnd eigene
Werke, wobei die Kolleginnen stimmlich und instrumental Unterstützung
boten. Dabei bleibt der instrumentale Hintergrund dezent unaufdringlich,
selten mehr als ein, zwei Gitarren liefern die Basis für die Feinarbeit
der unterschiedlichen und sich dabei perfekt ergänzenden vier Stimmen;
zweite und dritte Stimmen heben die ehemaligen Solo-Stücke in andere
Sphären. Und wenn es dann gar a capella und vierstimmig wird, schmilzt
man einfach nur noch dahin. Jedem ans Herz gelegt, der noch ein solches
für das Gute, Wahre & Schöne hat." (Glitterhouse)
|
|
...jeder dieser in perfekter Harmonie gesungenen Songs
ist denkwürdig ein paar sind gar für die Ewigkeit.
(Stereo) |
|
(2010-11-01)