#2: M. Walking On The Water: "Dogma 13" (Fuego, Mai 2018) |
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#3: The Sea And Cake: "Any Day" (Thrill Jockey, Mai 2018) |
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... warmer, grooviger, unangestrengter Postrock, feinfühlig, aber bestimmt gespielt und raffiniert produziert. Die Speerspitze der modernen Welt.
(Audio, Juni 2018)
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#4: Thomas Dybdahl: "All These Things" (V2/Ferryhouse, Okt. 2018) |
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Spaß an der Sache
Der Norweger und ehemalige Quadraphonics-Gitarrist Thomas Dybdahl geht 2018 mit einem neuen Album an den Start, seinem mittlerweile achten Solowerk.
»All These Things« heißt die Platte, die nur ein Jahr nach »The Great Plains« erscheint.
Dafür arbeitete Dybdahl wie schon beim Vorgänger mit Produzent und Grammy-Gewinner Larry King (Joni Mitchell, Herbie Hancock, Tracy Chapman) zusammen.
Gemeinsam stellten sie kurzfristige eine hochkarätige Band zusammen, mit James Gadson und Brian MacLeod am Schlagzeug, Dean Parks und David Baerwald an der Gitarre, Patrick Warren an den Keys und Dan Lutz am Bass.
Innerhalb von nur wenigen Sessions hatten sie »All These Things« im Kasten. Das Ergebnis klingt im Gegensatz zum Vorgänger roher. Der Fokus scheint mehr auf der Musik selbst als auf Sound und Produktion zu liegen. Und deshalb hört man diesem Album auch den Spaß an, den die Musiker beim Songwriting und den Aufnahmen hatten.
Wer sich selbst davon überzeugen möchte, kann Thomas Dybdahls »All These Things« jetzt ganz einfach bestellen.
All These Things marks the third collaboration between Norwegian singer/songwriter Thomas Dybdahl and producer Larry Klein. On 2011's Songs, they hit Norway's pop charts (where Dybdahl is a bona fide star). Their 2013 effort, What's Left Is Forever, netted the singer a Grammy nomination. The pair's partnership has inspired mutual trust, vulnerability, and abundant respect. When they decided to work together again, Klein invited Dybdahl to Los Angeles to work at the famed Sunset Sound with a truly enviable cast including drummers James Gadson and Brian MacLeod, guitarists Dean Parks and David Baerwald, bassist Dan Lutz, keyboardist Patrick Warren, vocalist Lera Lynn, and a string quartet. Tchad Blake mixed the date. These nine songs were written exclusively for this recording; it was cut live from the floor in just three days.
The music is quintessential Los Angeles. Its sound exists at the crossroads where David Crosby's If I Could Only Remember My Name and Tim Buckley's Blue Afternoon meet. As evidenced by the downbeat opening title track, the vibe is loose and sultry; bluesy electric guitars, a shuffling nocturnal beat, slippery dub effects, celeste, and organ wind snake-like around Dybdahl's bedroom vocals. The lyrics feel immediate, as if being created in the moment they are sung. Near the end, the guitars claim the center, ratcheting up the intensity just behind the drums and B-3 before it all fades. In "Can I Have It All," Dybdahl asks the existential question as a byproduct of desire; pedal steel and layered acoustic guitars hover and float above silky synths all propelled by a clipped snare. When he sings "In the distance there's a rumble can you feel it?/ Is anybody out there?," the ache is not only palpable, it's pervasive. Let's put it this way: Ned Doheny would give his right arm to have composed this. "The Longest Night" is, in essence, a blue-eyed soul tune, with hovering pedal steel guitar adding a gauzy, dreamy quality to a song drenched in regret under the city's lights. Warren's lithe, jazzy piano break creates an interlude where the night and the singer's voice become one and the same. Lynn duets with Dybdahl on "When I Go," an impure country love song so vulnerable that its singers cannot help but reveal their nascent flaws to one another. In "Rescue Me," Dybdahl takes in the decadence and desperation surrounding him and allows the shuffling drum kit, acoustic steel, and electric guitar to guide him into the pit of the devastating loneliness at the heart's core. His plea for deliverance is sincere; he has been thoroughly beaten. That feeling is underscored on the closer, the sparse, piano-driven "Stupid Heart," which recalls Elvis Costello at his nighttime best. As a rule, Dybdahl doesn't write trite songs. Teamed with Klein and these players on All These Things, his material approaches the sublime.
(by Thom Yurek, All Music Guide)
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#5: Phil Cook: "People Are My Drug" (Thirty Tigers/Psychic Hotline, Juni 2018) |
Zweites Soloalbum des (Ex?-)Gitarristen von Megafaun und aktuellen Begleiters von
MC Taylor bei Hiss Golden Messenger. Da hat jemand seinen
Ry Cooder gut studiert, was nicht das schlechteste Vorbild ist ...
(13.07.2018)
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Schmerz und Ungerechtigkeit in Liebe und Mitgefühl zu verwandeln, ist schon seit Jahrhunderten die Aufgabe von Dichter, Künstlern und Musikern. In der heutigen Zeit kann es wie eine radikale Handlung erscheinen Gemeinschaft und Positivität durch Musik zu stärken. In dem neuen Album "People Are My Drug", weist Phil Cook den Zuhörer darauf hin jede Chance, die sich bietet, zu nutzen und sich aus den eigenen dunklen Ecken zu navigieren.
Phil Cook ist ein Alleskönner, er spielt in Hiss Golden Messenger, Megafaun, und Supergroup Gayngs (mit Justin Vernon, Har Mar Superstar) und hat mit Bands gearbeitet wie The Blind Boys of Alabama und Indigo Girl Amy Ray.
18er und 2. LP des Megafaun, ex-Begleiters von Justin Vernon, zwischendurch u.a. mit Mavis Staples, John Prine aktiv (und stets bei Hiss Golden Messenger). Deepe, deepe Southern Roots wie nur was, unendlich viel Wärme und Gefühl (was nicht nur, aber natürlich besonders an seiner Stimme liegt), satte Bodenständigkeit. Und geradezu kongeniale top Harmony-, Backing-, Duett- und Chor-Vocals, ein Genuß! Zwischendurch ein paar tolle Gitarren (generell musikdienlich, mehr elektr. als akust. Saiten und Tasten). Als Referenzen könnten z.B. dienen: Holmes Brothers, frühe Little Feat (im Songwriter-Modus), The Band, früher Ry Cooder, die Staples, die Muldaurs, auch mal die Allmans (in feinsinniger), kurz ein Hauch Dr. John, Sonny Landreth oder Dylan. Also: Southern Roots-Stoff aller Art, R´n´B, Blues, mehrfach eine ordentliche Prise Gospel, etwas Country, Folk und Soul, sporadisch extra-flüssiger Southern Rock, einige feine Grooves (die sich wie die Intensität manchmal klasse steigern), die gelegentlich auf New Orleans verweisen, etwas Lousiana- oder Swamp-Feeling, balladeske wie diffizile wie total mitreißende wie wunderbar lose Sachen. Und: Eine ganze Reihe exzellente Songs (er bevorzugt Originale, covert aber auch Randy Newman, Allen Toussaint)! Kurzum: Eine satte Empfehlung!
(dvd, Glitterhouse)
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#6: Kim Richey: "Edgeland" (Yep Roc, April 2018) |
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Feat. Special Guests: Chuck Prophet, Robyn Hitchcock, Pat Sansone (Wilco, The Autumn Defense), Pat McLaughlin, Mando Saenz, u.v.m.
Kim Richey ist seit Mitte der 90er Jahre fester Bestandteil von Nashvilles Musikszene und nahm bereits sieben Studioalben auf. Dabei arbeitete sie mit einer Vielzahl von Musiker-Größen, von Trisha Yearwood bis Jason Isbell, zusammen und wurde inzwischen für zwei Grammy Awards nominiert. Nach einer fast fünfjährigen Pause kehrt Richey im März 2018 mit ihrem achten Studioalbum Edgeland zurück.
Der Begriff Edgeland ist definiert als die verlorene Zone zwischen städtischen und ländlichen Umgebungen, ein Konzept, das Richeys ständige Fluktuation zwischen den starren Genredefinitionen von Country- und Americana-Musik nachahmt. Richey setzt dabei auf den eigenen intuitiven musikalischen Fortschritt um ihren Sound zu formen.
Die Aufnahmen zu diesem neuen Album entstanden in Zusammenarbeit mit Produzent Brad Jones in seinem Studio Alex the Great in Nashville. Für Edgeland brachte Richey einige von ihren talentiertesten Freunden zusammen, um bei den einzelnen Tracks immer wieder mit begleitendem Gesang und instrumentalen Beiträgen für angenehme Überraschungen zu sorgen. Das Ergebnis sind 12 Songs, die sowohl Richeys musikalische Anpassungsfähigkeit als auch Geschicklichkeit für kollaboratives Songwriting zeigen.
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#7: Locust Fudge: "Oscillation" (play loud!, April 2018) |
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Ganz, ganz kurz denkt man, ob das wohl ein neues Album von Notwist oder Yo La Tengo ist – aber schnell wird klar, das sind andere, das sind… Locust Fudge!
Unglaublich! Nach nicht weniger als 22 Jahren haben Dirk Dresselhaus (Hip Young Things, Schneider TM) und Christopher „Krite“ Uhe (Sharon Stoned, Floor, Speed Niggs) neue Songs aufgenommen, mit denen man sich ein bisschen wie in einer Zeitschleife fühlt, die zwar deutlich in den Neunzigern beginnt, sich aber fortwährend windet und dreht und im Hier und Heute nicht aufhört.
Wenn wir „Neunziger“ sagen, meinen wir die Art von Gitarrenmusik, die mit Rockismen nichts zu tun haben wollte, deren Ahnen vielleicht Neil Young und Lou Reed waren; Dinosaur Jr (und poppiger: Lemonheads, Pavement) die Zeitgenossen und Brüder im Geiste. Manche nannten das Collegerock, und man versteht wohl auch heute noch, was damit gemeint ist.
Dirk Dresselhaus und Christopher Uhe gründeten Locust Fudge 1991, nahmen bis 1996 zwei Alben und eine EP auf, wandten sich dann verschiedenen anderen Projekten zu, lösten ihre gemeinsame Band aber nie „offiziell“ auf. Deswegen ist „Oscillation“ auch kein Comeback, vielmehr ein Anknüpfen an vor zwanzig Jahren Liegengelassenes, das nicht vergessen wurde, sondern nur ein wenig ruhte. Diese lange Pause ist nach popgeschäftlichen Gesichtspunkten natürlich irre, genauso wie die Entscheidung für einen elf Minuten langen Opener – aber genau das leisten sich Dresselhaus und Uhe, die außer sich selbst noch Schlagzeuger Chikara Aoshima und eine beachtliche Menge an Gästen ins Studio (Schneider TM’s ZONE) einluden: Wolfgang Seidel von Ton Steine Scherben zum Beispiel, Gwendolyn Tägert (Half Girl, Mondo Fumatore), Julia Wilton (Das Bierbeben), Michael Mühlhaus und J Mascis, der gleich auf besagtem Eröffnungsstück namens „Light and Grace“ sein unverwechselbares Gitarrenspiel ausleben darf.
„Oscillation“ ist ein passender Titel für diese Platte, denn die zehn Stücke oszillieren tatsächlich, changieren/mäandern zwischen Sixties-Beat und Psychedelik, zwischen Indierock, Prog und einem Sound, den Dresselhaus & Uhe früher selbst „Lofi-Glam-Folk“ nannten. Damit es nicht zu rock-harmonisch wird, trötet in einigen Songs wie beispielsweise „No Defense“ ein derart wildes, roughes Saxofon hinein, das James White resp. Chance zur Ehre gereicht. Die Lyrics vermitteln mild-störrisches Dagegensein, eine Bartleby’sche Haltung inmitten all der stromlinienförmigen Superperformer: „Come On In“, „Do Not Go Gentle“ oder „Something’s Wrong“ sind im Grunde Protestsongs, ohne dass in ihnen herumgegrölt oder –agitiert werden muss. Uhes Stimme klingt eher scheu als aufgebracht, angenehm zweifelnd.
Ja, „Oscillation“ ist eine Platte, die nostalgische Gefühle weckt und so manche/n daran erinnern wird, wie das war, damals anno 1993 oder ‚94, als man vielleicht ein Studium angefangen hatte, aber eigentlich nur den ganzen Tag lang Musik hörte. „Oscillation“ zeigt aber auch, dass Zeit etwas sehr Relatives ist – Hauptsache, die Songs sind gut.
(www.kaput-mag.com)
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#8: Damien Jurado: "The Horizon Just Laughed" (Secretly Canadian, April 2018) |
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Angekommen
Über 20 Jahre dauert die Karriere von Damien Jurado bereits. Zwölf Alben veröffentlichte der fleißige Singer-Songwriter in dieser Zeit. 2018 steht er nun mit seinem neuen, mittlerweile 13. Longplayer in den Startlöchern, für den er erstmals selbst die Zügel in die Hand nahm: »The Horizon Just Laughed«.
Denn, nachdem Jurado die elf neuen Songs für seine Platte im Februar und April des vergangenen Jahres zusammen mit Alex Bush im Sonikwire Studio in Irvine, Kanada aufnahm, kümmerte er sich selbst um die gesamte Produktion – eine Premiere für Jurado.
Das Resultat kann sich hören lassen: »The Horizon Just Laughed« ist ein wunderschöner musikalischer Reisebericht, der im Gegensatz zum Vorgänger »Visions Of Us On The Land« aus dem Jahr 2016 wieder deutlich stiller und zurückgenommener ausgefallen ist, so wie seine frühen Alben.
Wie genau das klingt, verriet der Musiker mit der zarten Stimme bereits im März mit der ersten Single »Over Rainbows And Rainier«.
»The Horizon Just Laughed« ist eine Rückkehr zu den Anfängen, eine Sammlung von Geschichten und Momentaufnahmen seines persönlichen und musikalischen Weges der letzten Jahre. Es scheint, als sei Damien Jurado angekommen.
Die Jahrescharts: Platz40im Rolling Stone!
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#9: Tunng: "Songs You Make At Night" (Full Time Hobby, Aug. 2018) |
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Brandneues Studioalbum der britischen Folkotronica Pioniere Tunng. Ihr neues Meisterwerk »Songs You Make At Night« wurde in der Originalbesetzung mit den beiden Masterminds Sam Genders und Mike Lindsay aufgenommen.
Einige musikalische Partnerschaften sind so stark, intuitiv und natürlich, dass sie aufgrund des natürlichen Magnetismus in der Beziehung fast nicht zu trennen sind. Eine dieser eng gestrickten Songwriter-Familien sind Tunng, und ihr neues Album »Songs You Make At Night« vereint die Gründungsmitglieder Sam Genders und Mike Lindsay (frisch von seinem LUMP-Seitenprojekt mit Laura Marling) und den Rest der Tunng-Gang zum ersten Mal seit 2007's Good Arrows. »Wir wollten wirklich eine Tunng-Platte machen, die auf die ursprüngliche Besetzung zurückgeht«, sagt Lindsay. »es gab eine echte Magie in den ersten Aufnahmen, die wir alle für dieses neue Album wieder einfangen wollten.«
Seit der Gründung im Jahr 2003 und im Laufe von fünf Alben sind Tunng eine Gruppe geworden, die die Grenzen zwischen akustischer und elektronischer Musik erforscht hat und zum Synonym für das Folktronica-Genre geworden ist, bevor sie in ein Gebiet vordrang, das es geschafft hat, um sich diesem Label zu entziehen und es immer wieder neu zu definieren. »Songs You Make At Night« findet eine Gruppe von Musikern, die sich wieder mit einem früheren kollektiven Zustand verbinden, um etwas Neues und Zukunftsweisendes hervorzubringen.
»Wir sind alle so verschieden, aber jeder bringt etwas Wesentliches mit, etwas wichtiges, spezifisches für die Band Tunng. Sei es im Studio, auf der Bühne, im Van oder in der Kneipe. Ich denke, dass die neuen Songs, die Mike und Sam zusammen gemacht haben, das Beste in uns allen hervorgebracht haben«, bestätigt Sängerin Becky Jacobs.
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#10: Willard Grant Conspiracy: "Untethered" (Loose, Dez. 2018) |
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Nachlass, Testament, lang nachhallendes letztes Lebenszeichen eines beeindruckenden Menschen und wahrhaft großen Geistes, zur finalen Form geführt vom langjährigen Weggefährten und Vielinstrumentalisten David Michael Curry. Neben Curry wirkten noch ungefähr 20 weitere zum Teil wohlbekannte Musiker (darunter auch Pete Sutton, Michael Tarbox, Steve Wynn und Chris Brokaw) an diesem Abschiedsalbum mit („If anyone tells you they played with Willard Grant Conspiracy, they probably did“), und nach einer überfallartigen, kurzen, aber heftigen Anfangsattacke entwickelt sich das Werk aus 14 Fisher/Curry-Co-Compositionen zu der gewohnt wehen Wüstenweite, gewinnt von Song zu Song an epischer Breite, und verbindet sonnige Hoffnungsschimmer mit unendlich berührender Melancholie. Neben Fisher's unverwechselbar sonor-samtrauher, mitunter bewegend brüchiger Stimme ist auch Curry's Gesang zu hören, fiel Zeit und Raum wird auf mitunter herrlich ausufernde, instrumentale Desert-Ausflüge gelegt, bei denen neben fließenden Akustik-Gitarren, Viola und Cello auch Mandoline, Ukulele, ein wenig Tastenwerk und ungebremst verzerrte E-Gitarren-Akkorde wichtige Mitreisende sind. Dem durchweg spürbaren Geist Fisher's, seiner unnachahmlichen Art, Worte unter die Haut zu reiben und der kongenialen Kreativarbeit David Michael Curry's ist es zu verdanken, dass Untethered ein ehrliches, echtes, ewiges WGC-Werk geworden ist, auch wenn es das unwiederbringlich letzte sein wird.
Thank you Robert.
(cpa, Glitterhouse)
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#11: Brokof: "Fore!" (Goldrausch, Okt. 2018) |
[Cool Fame]
Konzerthighlight: Jugendzentrum Karo, Wesel, 18.02.2019.
Leider waren da nur knapp zwanzig Zuhörer im Karo, aber die haben ein tolles Konzert erlebt. Erstaunlich ist, welch ein großartiges
Repertoire sich bei dieser Band aus Berlin inzwischen angesammelt hat.
(19.02.2019)
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Die Berliner Band Brokof beschreitet mit ihrem vierten Album Fore! neue Wege. Musikalisch geht es raus aus der Folk- und Country-Scheune. Vieles ist experimenteller, psychedelischer geraten. Unter den 10 Tracks findet sich mit »A Ride« und »Turn Me On« typischer Brokof-Krawall neben dem epischen Krautrocker »Camouflage«, oder auch lupenreine Popsongs, wie »Part of the New Age.
Unbedingt erwähnt werden sollen hier auch die extrem lässige Stadtflucht-Hymne ›Cabin‹ und das herzerweichende Rufen des Protagonisten in »Calling«. Brokof gelingt es mit Fore!, jegliche Kategorisierung hinter sich zu lassen, ohne die Dringlichkeit zu verlieren, die diese Band schon immer ausmacht.
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#12: The Wood Brothers: "One Drop Of Truth" (Thirty Tigers/Honey Jar, Juni 2018) |
[Little Feat |
The Band]
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Boulder, Colorado's the Wood Brothers have been quietly amassing a rich discography of quality blues, folk, soul, R&B, gospel, and country-rock originals since their 2006 debut. One Drop of Truth marks their sixth trip to the studio, and while it doesn't deviate much from the formula -- a bit of Bob Dylan, a jigger of John Prine, a drop or two of Muddy Waters, and a whole lot of the Band -- it's easily their most laid-back and lived-in sounding collection to date. Opening with a post-hurricane blues lament that's more fun than it should be, the ten-track set touches on nearly every sonic and stylistic roots rock proclivity, from breezy funk ("Happiness Jones") to mellow, harmony-rich retro-pop ("Seasick Emotions"). That's not to say that it doesn't find time to shimmy and shake -- the swampy "Sky High" and the Big Pink-worthy "This Is It" are sure to become live staples -- but Chris and Oliver Wood, along with jack-of-all-trades Jano Rix, have settled into the kind of easy groove that can only stem from spending the last decade or so enduring the myriad inside jokes and stale air of life on the road.
(by James Christopher Monger , All Music Guide)
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#13: Domenico Lanellotti: "The Good Is A Big God" (Luaka Bop, Mai 2018)
* "Serra dos Órgãos" (LAB344, Juni 2017) |
[Brazil!]
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Domenico Lancellotti ist ein brasilianischer Sänger, Schlagzeuger, Multiinstrumentalist und Komponist. Er wurde 1972 in Rio de Janeiro geboren. Sein Vater ist der bekannte Komponist Ivor Lancellotti. In der Vergangenheit kollaborierte Lancellotti bereits mit vielen namhaften Künstlern der Música Popular Brasileira, darunter Adriana Calcanhotto, Marcos Valle, Fernanda Abreu und Caetano Veloso.
Insbesondere die Zusammenarbeit mit Letzterem ist naheliegend, da Lancellotti mit dessen Sohn Moreno Veloso sowie Alexandre Kassin das Aufsehen erregende Trio +2 bildete. Zu weiteren bekannten Projekten Lancellottis gehören Orchestra Imperial und Ritmistas. Das reflektierte Samba-Album »The Good Is A Big God« ist inspiriert von einer Reise durch den brasilianischen Nationalpark The Serra dos Órgãos.
Es erscheint bei David Byrnes Label Luaka Bop und wurde durch die Mitarbeit von Nina Miranda, Moreno Veloso, Alexandre Kassin, Pedro Sá und vor allem Sean O'Hagan (Stereolab, High Llamas) geprägt. Letzteren lernte Lancellotti im Rahmen des Kulturprogramms der Olympischen Spiele 2012 in London kennen. Seitdem stand man in einem kreativen Austausch und schickte sich die Soundfiles über den Atlantik hin und her.
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#14: Neil & Liam Finn: "Lightsleeper" (Inertia/Lester, Aug. 2018) |
[Tweedies |
Man |
Neil Finn |
Liam Finn |
Crowded House |
Fleetwood Mac]
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Wenn Vater und Sohn zusammen ein Album machen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es ein sehr persönliches wird. So geschehen bei Neil & Liam Finn, deren gemeinsames Werk »Lightsleeper« via Inertia/[PIAS] erscheint. Neil Finn wurde in den 80ern mit seiner Band Crowded House bekannt und tourt noch dieses Jahr als neuestes Mitglied von Fleetwood Mac.
Zusammen auf der Bühne standen die beiden schon öfter, doch »Lightsleeper« ist die erste gemeinsame Studioproduktion der Neuseeländer. Und um die familiäre Atmosphäre und Intimität der Songs mit Liams LoFi-Melodien und Neils Pop-Sensibilität noch zu unterstreichen, spielt Sharon Finn – Neils Frau bzw. Liams Mutter – Bass auf zwei der Songs und Elroy Finn – Liams Bruder – Schlagzeug bei gleich sieben Nummern.
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#15: The Wave Pictures: "Brushes
With Happiness" (Moshi Moshi, Juni 2018) |
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Von einer der produktivsten und beliebtesten Bands, wie den britischen The Wave Pictures, wird es erwartet – nein, die Fans haben es sogar eingefordert – mehrere Alben im Jahr zu veröffentlichen.
In diesem Jahr veröffentlichen The Wave Pictures zwei Alben und lassen es uns netterweise früh genug wissen, damit wir es in freudiger Erwartung in unseren Kalendern markieren können. Los geht es im Juni mit dem spontan an einem Tag aufgenommenen, moll-lastigen, epischen Meisterwerk »Brushes With Happiness«. Im Oktober knüpft man mit dem schnelleren Party-Album »Look Inside Your Heart« an.
»Brushes With Happiness« zeigt die Band von einer nachdenklichen und offenen Seite. Milder und reflektierter als die Rock'n'Roll-Surf-Garage-Rock-Kollaboration The Surfing Magazines im letzten Jahr mit Charles Watson (Slow Club) oder viele ihrer Vorgänger. Das Album ähnelt eher dem akustischen »A Season In Hull« (2016), welches ebenfalls live an einem einzigen Tag aufgenommen wurde. Dabei wurde der Prozess so spontan wie möglich gestaltet und den Jazz-, Blues- und Live-Alben Tribut gezollt, die das Trio so sehr liebt.
»Brushes With Happiness« zeigt eine Band auf dem Höhepunkt. Keine andere Band schafft es, ein Album ohne Schwierigkeiten aus dem Stand heraus zu improvisieren und es dennoch so gut klingen zu lassen.
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#16: Sly & Robbie meet Nils Petter Molvær feat. Eivind Aarset and Vladislav Delay:
"Nordub" (Sony/Okeh, April 2018) |
[Mirel Wagner]
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»Nordub« ist das erste gemeinsame Album der Grammy-Preisträger und Reggae-Legenden Sly & Robbie mit dem norwegischen Jazz-Innovator Nils Petter Molvaer. Gemeinsam erschaffen sie eine einzigartige Klangwelt, die sich zwischen den farbenreichen Sounds des norwegischen Jazz und den energiegeladenen Grooves Jamaikas aufspannt. Zusammen mit Eivind Aarset (Gitarren) und Vladislav Delay (Elektronik) hat sich eine Band von seelenverwandten Musikern gefunden, die alle Genre-Grenzen sprengt.
Mit ihrem Projekt »Nordub« erregten sie bereits mit einer gemeinsamen Tournee in den Jahren 2015/16 weltweit Aufmerksamkeit. Nun erscheint das langersehnte Album mit dem musikalischen Ergebnis ihrer Zusammenarbeit. Sly (Sly Dunbar) & Robbie (Robbie Shakespeare) haben bereits Hits für Paul McCartney, Britney Spears oder No Doubt geschrieben und mit Künstlern wie Bob Dylan, Sting, Serge Gainsbourg oder Sean Paul zusammengearbeitet.
Für ihrem innovativen Stilmix aus Dancehall-, Soul-, Hip Hop- und Reggae-Elementen wurden sie bereits zwei Mal mit dem Grammy ausgezeichnet. In der Zusammenarbeit mit Jazz-Trompeter Nils Petter Molvaer erkunden sie neues Terrain.
Es scheint, als würde sich der Sound unentwegt ausdehnen, immer größere Räume umfassen und den Hörer in immer entlegenere Winkel der Galaxis mitnehmen.
(stereoplay, April 2018)
Molvær lässt sein Instrument zum kochenden Dub singen, die Elektro-Atmosphäre ist sensationell.
(Audio, April 2018)
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Willkommen zurück ...
auch gut ...
Belle & Sebastian: "How To Solve Our Human Problems" (Matador , Jan. 2018) |
Ab vergangenen Dezember hat die schottische Band monatlich eine EP mit jeweils fünf
Lieder vorgelegt. Jetzt liege alle drei EPs als prächtige Vinylbox oder schnöde Einzel-CD vor.
(22.02.2018)
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Aller guten Dinge sind drei
Gleich drei neue EPs veröffentlichen Belle & Sebastian im vergangenen Dezember sowie Januar und Februar 2018.
Die ganze Sammlung gibt es jetzt unter dem Titel »How To Solve Our Human Problems« auf CD bzw. LP. Zuletzt war 2015 ihr Album »Girls In Peacetime Want To Dance« erschienen.
Einen ersten Vorgeschmack auf ihr neues Material gab die schottische Indireockband bereits im Oktober mit dem Song »I’ll Be Your Pilot«, der sich auf der zweiten EP befindet.
Insgesamt warten auf »How To Solve Our Human Problems« 15 neue Tracks, die die Band zusammen mit Produzent Brian McNeill in den Rocket Science Studios in Glasgow aufgenommen hatte. Sie waren zu jeweils fünf Songs auf die drei EPs aufgeteilt und können sowohl eigenständig als auch als Album verstanden werden.
Nicht eine, nicht zwei, sondern gleich drei EPs von Belle & Sebastian, und zwar auf einem Longplayer: Hier ist »How To Solve Our Human Problems«.
Ein bisschen Frieden für unruhige Zeiten.
Die Lösung der menschlichen Probleme, also: ein ziemlich umfassendes Brett, das Belle And Sebastian da anbohren. Erstens: Welche sind das denn eigentlich genau? Zweitens: Ist natürlich irgendwie augenzwinkernd gemeint. Drittens: Dann doch wieder nicht so ganz. Zwar klingen die Schotten seit ehedem zwar cosy, einnehmend und niedlich wie ein geblümtes Tischtuch. Ihre Songs aber hatten immer auch die Schicksale der Misfits, der Nerds, all jener zum Gegenstand, die nicht so ganz reinpassen. Am Trostfaktor dieser Songs hat sich bis heute wenig geändert.
Der Titel aber geht tatsächlich nicht auf B&S-Kopf Stuart Murdoch zurück, sondern auf einen buddhistischen Text mit dem Titel "How To Solve Our Human Problems: The Four Noble Truths" von Geshe Kelsang Gyatso. Dessen Credo lautet: "Offering Peace In Troubled Times".
Dieses Motto nutzen Belle And Sebastian als thematische Klammer. Frieden ist immer gut, aufwühlende Zeiten sind es auch, lassen wir uns also ein wenig im Rhythmus wiegen. Das behutsame Dance-Update "We Were Beautiful" kreiselt in der Strophe um eine wehmütige Steel-Pedal-Guitar, um sich im Refrain trotzig und selbstbewusst nach oben zu winden.
Im Anschluss folgt mit "Fickle Season" wieder einer dieser federleicht verhuschten Songs, zu dem sich prima der Picknickkorb packen lässt, gefolgt von "The Girl Doesn't Get It", das dann wieder so uplifting anmutet wie das Intro zu einer Kinderquiz-Sendung.
22 Jahre haben die Gründerväter und -frauen des Twee Pop mittlerweile auf der Uhr, und an der Formel ihres Songwritings hat sich nicht so viel geändert. Dennoch bleiben die Jahresringe unüberhörbar. Waren Klassiker wie "The Boy With The Arab Strap", das Dixieland-dicke "I Love My Car" oder das herrlich zynische "Dress Up In You" hochmelodiöser Pop-Nektar, glänzten sie doch immer auch mit der nervösen Energie eines aus dem Ruder gelaufenen Kirchentags, schlugen eine Brücke zwischen schüchternem Augenaufschlag und trotzigem Coming Out.
Auf Strecke wird es diesmal eher etwas kontemplativer und besinnlicher. Am ehesten findet sich der ursprüngliche Gencode noch in "Show Me The Sun". Dessen Intro klingt, als singe ein Cider-seliger Tross beim Pubquiz das Intro von "Self Esteem" nach. Sonst aber hat hier vieles einen überaus entspannten Ruhepuls.
"Too Many Tears" hätte sicher auch Karen Carpenter gefallen, und die Oboe in "I'll Be Your Pilot" ist wirklich herzallerliebst. Wem B&S immer schon etwas zu niedlich vorkamen, den zieht das hier nicht unbedingt hinüber auf die andere Seite. Für alle anderen bietet die Band eine verlässliche Schulter zum Anlehnen, ein bisschen Frieden in unruhigen Zeiten.
(Ingo Scheel, www.laut.de)
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Nils Frahm: "All Melody" (Erased Tapes, Jan. 2018) |
Ich bin nicht in der Lage, die Musik des Berliner Tastenkünstlers einem Stil zuzuordnen. Aber
zum Glück muss ich das auch gar nicht und bin mit den wunderbaren Klängen der Platte sehr zufrieden.
Alles eben nur Melodie ...
(04.02.2018)
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In den letzten beiden Jahren war Nils Frahm damit beschäftigt, ein brandneues Studio in Berlin zu bauen, um dort sein siebtes Studioalbum »All Melody« aufzunehmen, das bei Erased Tapes erscheinen wird. Danach wird er seine erste Welttournee seit 2015 antreten.
Seitdem Nils das erste Mal das beeindruckende Tonstudio eines Familienfreundes erleben durfte, war es sein größter Wunsch, eines Tages auch so einen Ort zu erschaffen. Ein Sprung in die Gegenwart und Nils ist inzwischen stolzer Gastgeber des Saals im historischen Berliner Funkhaus aus den Fünfzigern. Einen Großteil der letzten Jahre hat er hier, direkt am Spreeufer, damit verbracht, den gesamten Raum auseinanderzunehmen und wieder aufzubauen: sämtliche Kabel, Leitungen, Vertäflungen zuerst, dann folgten die feineren Einbauten — u.a. eine Orgel und ein komplettes Mischpult, die er beide in Eigenregie mit Hilfe von Freunden konstruierte. So entstand ein Ort, an dem Musik wachsen kann, wo Ideen kultiviert werden können — wo sie einfach Platz haben. Und wo er seine Musik so präsentieren kann, dass es seinen eigenen Vorstellungen so nah wie möglich kommt.
Zu seinen Vorgängeralben gab’s oftmals eine Geschichte: Bei »Felt« (2011) zum Beispiel waren jene Filzbeläge titelgebend, die er damals auf den Hammerköpfen seines Klaviers anbrachte, um die Nachbarn bei nächtlichen Aufnahme-Sessions in seinem alten Heimstudio nicht zu belästigen. Beim Nachfolger »Screws« (2012) war es die Verletzung am Daumen, die ihn dazu zwang, mit nur neun Fingern zu spielen. Sein kommendes Album hingegen entstand aus den immensen Freiräumen und Möglichkeiten, die das neue Kreativreich an der Spree ihm bot, weshalb Nils nun keinerlei Einschränkungen mehr hatte: so dreht sich hier alles um die Melodien selbst — »All Melody«.
Obwohl es mit den majestätischen Wänden des Funkhauses doch konkrete Außenlinien gab, das Album tief vergraben in den Hallkammern wie auch in einem trockenen alten Brunnen auf Mallorca entstand, ist »All Melody« letztlich der Beweis dafür, dass Musik eben keine Grenzen kennt. Dass sie zeitlos ist. Und dass Nils einen sehr langen Weg zurückgelegt hat — vom bloßen Traum eines Jungen bis an den Punkt, an dem er die Parameter der Musik im eigenen Studio komplett selbst steuern kann.
In eigenen Worten von Nils, Oktober 2017:
»Im Prozess der Fertigstellung bringt jedes Album wohl nicht nur ans Licht, was es ist, sondern vielleicht noch wichtiger: was es nicht geworden ist. In meiner Vorstellung war ›All Melody‹ so vieles im Laufe der Zeit, und es war auch tatsächlich vieles – aber nie genau das, was ich ursprünglich geplant hatte. Ich wollte zum Beispiel wunderschöne Trommeln hören: Trommeln, wie ich sie nie zuvor gesehen oder gehört habe, begleitet von menschlichen Stimmen, dem Gesang von Mädchen und Jungen. Sie sollten ein Lied singen, das klar von dieser Welt stammt, aber doch so klingt, als ob er aus einer ganz anderen Sphäre stammen würde. Ich hörte einen Synthesizer, der wie ein Harmonium klingt, auf dem die ›All Melody‹ gespielt wird – was mit einer Harmonium-Melodie verschmelzen würde, die wie ein Synthesizer klang. Meine Orgel würde sich in eine Drum-Machine verwandeln, während meine Drum-Machine wie ein Orchester aus Flötenklängen klingen würde. Ich wollte mein Klavier in meine eigene Stimme verwandeln, und jede Stimme in vibrierende Saiten. Die Musik, die ich in meinem Inneren höre, wird wohl nie auf einem Album landen – denn ich kann sie scheinbar nur für mich selbst spielen. Dieses Album vereint diejenigen Aufnahmen, die meines Erachtens nach hervorstechen, und es beschreibt meine jüngsten musikalischen Entdeckungen auf die für mich denkbar beste Art.«
Das Cover von »All Melody« hat die Fotografin Lia Darjes in Nils’ neuem Studio geschossen, woraufhin Torsten Posselt von Feld das Design beisteuerte. Eine ganze Serie solcher Studiofotos ist im Booklet des physischen Tonträgers zu sehen.
Die große Stärke dieser CD ist neben ihrer betörenden Melodik das logische Ineinanderfließen des Gegensätzlichen.
(stereoplay, Februar 2018)
All Melody is the first album German composer/musician Nils Frahm recorded in a studio he spent two years building, located in the historical Funkhaus complex in Berlin. In the liner notes, he goes into extensive detail about the studio's acoustics, and how the recording process took several turns, resulting in something that often diverged drastically from his original intentions. He mentions that he wanted to turn sounds into other sounds, and hear things he'd never heard before. To achieve this, he deviated from his previous self-imposed rule of not including guest musicians on his solo albums, and worked with an extensive cast of collaborators, including cellist Anne Müller, percussionist Sven Kacirek (who plays bass marimba on the album), trumpeter Richard Koch, and London-based choral ensemble Shards. The result is some of the richest and most ambitious work he's created to date. However, he manages to maintain a simplicity and intimacy, and above all, a sense of spaciousness. Frahm explains that all of the album's sounds were played using physical instruments, as opposed to being digitally generated and edited, and that everything was mixed and mastered at a lower volume in order to preserve the original dynamics and keep the music from being compressed. It's closer in spirit to Frahm's acclaimed 2013 live album Spaces than any of his other recordings, and both the complex, arpeggio-heavy title track and the similar "#2" recall that album's breathtaking standout "Says." "Kaleidoscope" also ventures in this direction, adding a colorful, rapid pipe organ pattern and graceful choral vocals. All Melody seems like a curious title for an album which often seems soft and sparse; the keys clacking during "My Friend the Forest" are almost as loud as the notes themselves, and the whole piece is set against a backdrop of silence. Kacirek and Müller are credited, but it's difficult to discern their contributions to the piece. The title All Melody seems to refer to the singularity of the sounds combining together. It also suggests that while empty space is often a major element to the album, what is present is entirely melodic, and purely based in emotions.
(by Paul Simpson, All Music Guide)
Die Jahrescharts: Platz27im Musikexpress!
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John Surman: "Invisible Threads" (ECM, Jan. 2018) |
Der englische Spezialist für die nicht ganz so gewöhnlichen Saxophone und Ähnliches (sprich:
Sopransax, Baritonsax und Bassklarinette) liefert mit dem brasilianischen Pianisten Nelson Ayres
und dem mir bislang unbekannten amerikanischen Vibraphonisten Rob Waring perfekte
ECM-Musik ab. Wunderschön, aber leider nur als CD erhältlich ...
(11.02.2018)
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Der Saxophonist und Klarinettist John Surman wird oft als durch und durch englischer Improvisator und Komponist charakterisiert: Anklänge an Volksmusik und eine geradezu idyllische Atmosphäre haben sich zu Charakteristiken seiner Musik entwickelt – die sich in Alben wie The Road to Saint Ives oder Saltash Bells eindrücklich bemerkbar machten.
Doch auch mit Musikern aus anderen Ländern und Kulturkreisen arbeitet Surman seit langem zusammen, Musiker, die durch ihr Gefühl für Klänge jenseits aller Idiome innig verbunden sind. Während einer Tournee durch Südamerika traf Surman zunächst auf den Pianisten Nelson Ayres, der den Liebhabern von brasilianischem Jazz vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Airto Moreira, Milton Nascimento und Banda Pau Brasil bekannt sein dürfte.
In Oslo lernte der Brite den aus den USA eingewanderten Vibraphonisten Rob Waring kennen und schätzen (bei ECM unlängst gemeinsam mit Mats Eilertsen vertreten). Im Juli 2017 fanden sich die drei Musiker schließlich im Osloer Rainbow Studio ein, um Werke von John Surman – inklusive Ayres' »Summer Song« – neu einzuspielen. Produziert wurde das Album von Manfred Eicher.
›Invisible Threads‹ ist für Zuhörer das perfekte Album, um runter zu kommen, um das hektische Alltagsleben mal für eine Stunde auszublenden.
(Jazzthing, Februar / März 2018)
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The Low Anthem:
"The Salt Doll Went To Measure The Depth Of The Sea" (Joyful Noise, Feb. 2018) |
Der Vorgänger "Eyeland" hatte ja die wunderbaren frühen
Alben ("Oh My God, Charlie Darwin" und
"Smart Flesh") um Elektronik und Krach erweitert und war mir,
ehrlich gesagt, zu anstrengend. Das neue Album wollte ich deshalb zuerst auch ignorieren, habe dann aber
trotzdem mal reingehört: Es gibt hier zwar so einiges Digitale zu hören, aber eben auch schöne Melodien und
akustische Klänge - und keine irritierenden Lärmausbrüche. Ob ich's jetzt richtig gut finde? Das weiß ich noch nicht.
(18.04.2018)
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The Low Anthem strecken die Arme aus und locken den Hörer ins salzige Meer. Gegründet 2007 von den besten Freunden Ben Knox Miller und Jeff Prystowsky entwickelte sich The Low Anthem zu einem fast versehentlichen DIY Erfolg. Nachdem die Alben »What The Crow Brings« und »Oh My God, Charlie Darwin« in Eigenregie veröffentlicht und zusammen mehr als 100.000 Stück verkauft hatten, unterschrieb die Band einen Deal mit Nonesuch Records, betourte die Welt und bekam gegen ihre eigene Überzeugung den Stempel »Folk Revival« aufgedrückt.
Und dennoch: Nacht für Nacht das gleiche Material darzubieten, konnte nicht das Nonplusultra sein: »Der Moment verlor seinen Zauber. Wir hatten Angst, zu Robotern zu werden«, erklärte die Band die ersten sechs Jahre reflektierend. Im Winter 2012 kehrte The Low Anthem nach Providence zurück, um in ihrer Heimat ihr musikalisches Selbstverständnis von Grund auf zu hinterfragen. Die Band erweckte ein altes Theater aus der Vaudeville – Zeit zum Leben und baute sich ihr eigenes Studio. In diesem frisch restaurierten Theater-Studio fanden The Low Anthem eine neue Richtung.
Die Band wagte sich im Studio an Experimente und benutzte Dinge, die nicht klassischerweise als Instrument gelten, um neue Stücke aufzunehmen und sichtete später hunderte Stunden Material. Diese Übung der kompletten musikalischen Dekonstruktion – musikalische Ideen in ihre Fragmente zu zerlegen und wieder zusammenzufügen – mündete schließlich im Album »Eyeland«. Als komplexes, experimentelles Album, fand die Veröffentlichung von »Eyeland« nach nur vier Konzerten ein abruptes Ende, als die Band in einen schweren Autounfall verwickelt wurde und geschlossen ins Krankenhaus kam und gezwungen war die Tour abzusagen.
Im Anschluss an die Genesung konnten The Low Anthem ihre musikalischen Ideale destillieren und ihre wahre Stimme finden. Mit »The Salt Doll Went To Measure The Depth Of The Sea« präsentieren The Low Anthem zwölf kurze Songs, die zerbrechlich, voller Nuancen und zu 100% aufrichtig sind. Im Kontrast zu dem existenziellen Freakout auf »Eyeland« oder den vorherigen Folkalben, vermittelt »The Salt Doll...« ein Gefühl des feinfühligen Vorsatzes. Akustische Arrangements werden mit subtilen elektronischen Elementen angereichert zu Songs, die zugleich organisch und höchst konzeptionell sind.
Die vier Meister des modifizierten Folk und Multiinstrumentalisten beherrschen die Poesie des Weglassens. Ihr Gesang ist seidenweich und eingängig, ihre Melodien umschmeicheln das Ohr. Unter diesen Hooks blubbern und knacken verhaltene Electronics.
(stereoplay, Mai 2018)
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The Monochrome Set: "Maisieworld" (Tapete, Feb. 2018) |
Die andere aktuelle Tapete-Aktion zur Rettung guter britischer Gitarrenmusik im noch jungen Jahr
neben Peter Astor hat leider etwas länger gebraucht, bis sie
der Postbote heute morgen bei mir abliefern konnte. Übrigenz und vorbildlicherweise wie immer
bei Tapete als bezahlbares Vinyl inklusive CD für unter 20 Oiros!
(05.04.2018)
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Ende der Siebziger gehörte die Londoner Gruppe The Monochrome Set zur Speerspitze der sich neu formierenden Postpunk-Bands. Bis 1985 veröffentlichte die Formation mehrere Alben und Singles. Zu den größten Hits zählten die Songs »He's Frank«, »Alphaville«, »Eine Symphonie des Grauens« und insbesondere »Jacob's Ladder«. Ihre Alben »Strange Boutique« und »Love Zombies« (beide 1980) erreichten Kultstatus.
Die außergewöhnliche Mischung aus New Wave und 60s-Beat, trockenem Gesang und rhythmischen Gitarrenparts, Pop und Psychedelic, in die auch mal Northern-Soul-, Ska- oder Folk-Elemente einfließen durften, hatten einen prägenden Einfluss auf die englische Musikszene. Morrissey und Edwyn Collins gehörten zu den ersten großen Bewunderern.
In den folgenden Jahrzehnten zeigten sich The Divine Comedy, Graham Coxon und vor allem Franz Ferdinand von The Monochrome Set beeinflusst. Nicht umsonst läuteten Letztere mit ihrem gleichnamigen Debüt 2004 das Postpunk-Revival ein.
Aufgrund geringen kommerziellen Erfolgs löste sich die Formation in den Achtzigern auf, reformierte sich aber 1990 und ist seither mit Pausen bis heute aktiv. Gerade in den letzten Jahren erschienen wieder verstärkt neue Alben mit dem so typischen, zeitlosen Sound, zuletzt beim Label Tapete. Dort kommt nach »Spaces Everywhere« (2015) und »Cosmonaut« (2016) auch »Maisieworld« heraus.
Auch Album Nr. 15 erfreut mit popmusikalischer Extravaganz ... Aufregend.
(Audio, März 2018)
Dass diese Band Songs zu Klassikern befördern kann, das muss sie nicht mehr beweisen. Dafür hat sie zahlreiche Verneigungen von ihren Rock’n’Roll-Enkeln erhalten, von den Smiths, Belle & Sebastian, Blur und Franz Ferdinand.
(musikexpress)
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Alela Diane: "Cusp" (AllPoints, März 2018) |
Ein herzergreifend schönes Album der Sängerin, die hier erstmalig das Klavier als
Basis der Lieder verwendet, dabei aber nie die Grenze zum Kitsch überschreitet.
(20.03.2018)
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Ungewohnt klavierbetont
Ein gebrochener Fingernagel war der Grund, warum Alela Diane beim Songwriting für ihr neues Album vor allem das Piano an Stelle der Gitarre wählte. Auf die hat sie aber natürlich nicht komplett verzichtet, und natürlich auch nicht auf ihre markante Stimme.
Mit »Cusp« zeigt sich die Singer-Songwriterin 2018 dennoch von einer neuen Seite, die ihr ausgezeichnet steht. Elf Songs hat Diane für die Platte im Flora Playback Studio in ihrer Heimat Portland aufgenommen. Unterstützung erhielt die 35-Jährige dabei von Produzent Peter M. Murray.
Zudem warten einige hochkarätige Musikerkollegen auf »Cusp«: Peter Broderick, Heather Woods Broderick (Sharon Van Etten, Efterklang), Daniel Hunt (Neko Case) und Ryan Francesconi (Joanna Newsom).
Einen ersten Vorboten schickte die Musikerin bereits im letzten Jahr mit »Émigré« ins Rennen.
Zusammen mit ihren Gästen ist Alela Diane ein wirklich besonderes, klavierbetontes Album gelungen: »Cusp«.
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Pete Astor: "One For The Ghost" (Tapete, März 2018) |
Das Hamburger Tapete-Label, einst von Dirk Darmstaedter (mit-)gegründet,
entwickelt sich in letzter Zeit zum Hort für ehemalige Helden britischer Gitarrenmusik, die vielleicht
zu Hause nicht mehr die richtige Wertschätzung finden. Nach Bid und seiner Band
The Monochrome Set, Lloyd Cole,
Martin Carr (Ex-The Boo-Radleys) und Stephen Duffy
mit The Lilac Time
hat dort jetzt auch der ehemaliger Chef von den Weather Prophets
sein musikalisches Zuhause gefunden.
(11.03.2018)
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Pete Astor, ehemaliger Frontmann bei The Loft und The Weather Prophets, gewissermaßen den »Lieblingsbands« des Labels Creation, vereint in seinem Werk all die großen und kleinen Strömungen, die im Lauf der Jahre seine Wege gekreuzt haben. Dadurch wurde er zu einem unerschöpflichen Quell für zeitlosen Gitarrenpop. Dieser dient ihm als Rahmen für sarkastische Gedichte und eingängige Melodien. Auf diese Weise macht er Musik für die Gegenwart, die deutlich hörbar in der Vergangenheit wurzelt und zugleich in die Zukunft blickt.
Nach den euphorischen Reaktionen auf die Veröffentlichung von »Spilt Milk« zum Jahresbeginn 2016 entwickelte Astor den musikalischen Geist dieses Albums auf »One For The Ghost« straight weiter. Als zentrale Stütze wirkte erneut James Hoare (Ultimate Painting, Proper Ornaments, Veronica Falls) an der Gitarre mit. Für den Rhythmus sorgten dieses Mal Franic Rozycki am Bass und Jonny Helm am Schlagzeug (beide: The Wave Pictures).
Pam Berry von Withered Hand und Black Tambourine bereicherten die Aufnahmen mit ihrem Gesang. Wie Astor bemerkte, war Zeit der wichtigste Geburtshelfer bei der Entstehung des Werks: »Eines Abends, bei einem Glas meines Lieblingsrotweins, habe ich im Andenken an vergangene Zeiten und Menschen ein zweites Glas genommen. Daraus hat sich eine Tradition entwickelt, und aus der Tradition ein Song und schließlich ein Albumtitel: ›One For The Ghost‹.«
Ein großartiges, reflexives Pop-Album.
(Audio, März 2018)
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The Decemberists: "I'll Be Your Girl" (Rough Trade/Capitol, März 2018) |
Auch hier war der erste Höreindruck vor dem Kauf nicht so gut (neuer Produzent ..., Mainstream ...,
mehr Keyboards als Gitarren ...). Dann habe ich dem Album aber doch noch eine zweite Chance gegeben.
Die Songs und die Stimme von Colin Melloy reissen es letztendlich raus und sorgen für ein
schönes Album. Auch wenn mir die Gitarren etwas fehlen und ich den alten Produzenten Tucker Martine
doch sehr schätze.
(27.05.2018)
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The Decemberists setzen 2018 auf Veränderung
Seit mittlerweile 17 Jahren gibt es The Decemberists. Sieben Alben veröffentlichte die Indie-Folk-Band um den Singer-Songwriter Colin Meloy seitdem. Wie bei jeder anderen Band entwickelte sich ihr Sound weiter. Nie jedoch schien die Veränderung so groß wie auf Nummer Acht: Hier ist »I’ll Be Your Girl«.
Bereits die erste Singleauskopplung, »Severed«, zeigt, dass sich seit ihrer letzten Platte »What A Terrible World, What A Beautiful World« einiges getan hat: Statt folkiger Gitarren, Akkordeon und Kontrabass gibt es nun Synthesizer, Elektro-Poprock und Effekte. Selbst Meloys klare und warme Stimme klingt ungewöhnlich verzerrt. Das Tolle daran: Trotz all der Veränderungen hört man The Decemberists immer noch deutlich heraus.
Einer, der sicher zum neuen Sound auf »I’ll Be Your Girl« beitrug, ist der Produzent John Congleton, mit dem die Band die Platte in ihrer Heimat Portland aufnahm. Der Grammy-Gewinner arbeitete bereits mit Künstlern wie David Byrne, Swans, Modest Mouse, Sparks, Two Gallants, The War On Drugs und vielen mehr.
Neues Album, neue Band? Nicht ganz: Mit »I’ll Be Your Girl« gehen The Decemberists 2018 lediglich den nächsten Schritt. So ungewöhnlich der auch klingt, er klingt gut.
Immer der Song, der gerade erklingt, ist der beste. So lange, bis das nächste Lied beginnt.
(stereoplay, Juni 2018)
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David Kitt: "Yous" (All City, März 2018) |
Nach dem 10-Zoll-EP "Still Don't Know"
vom Januar gibt es nun das komplette Album des irischen Singer/Songwriters, den ich bisher
nur durch eine vorzügliche Sammlung von Coversongs ("The
Black And Red Notebook" von 2004) und seine Mitwirkung als unterstützender Gitarrist
bei den Tindersticks kannte.
(29.03.2018)
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Matthews' Southern Comfort: "Like A Radio" (MIG, März 2018) |
Für die Musik von Iain Matthews habe ich immer etwas Platz in meinem Herzen (in meinem Ohr?),
auch wenn da in den letzten Jahren nicht mehr soviel Neues kam. Immerhin ist der Mann ja auch
schon über 50 Jahre im Geschäft, ich erwähne hier mal nur kurz die Bands
Fairport Convention und
Plainsong. Und im Rentenalter darf man es ja schließlich auch
etwas ruhiger angehen. 1970, in der Frühphase seiner Kariere, hatte er mit der Band
Matthews' Southern Comfort und Joni Mitchells
"Woodstock" seinen einzigen Hit, bevor er die eigene Band verlassen hatte, die dann
noch eine Zeit lang als Southern Comfort weitermachte. Seit einigen
Jahren lebt Iain Matthews jetzt in den Niederlanden, wo er die Band auch mit heimischen
Musikern wiederbelebt und mit ihnen jetzt seine nach meiner Zählung bereits dritte CD herausgebracht hat.
Auf "Like A Radio" gibt es neben guten neuen Eigenkompositionen auch drei Neuaufnahmen
von Coversongs, die bereits auf dem 1970er-Album "Later The Same Year"
zu hören waren.
(03.03.2018)
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Neue Besetzung, neues Album, gelungene Mischung
Vor fast 50 Jahren gründete Ian Matthews seine Matthews’ Southern Comfort. Nach gerade einmal zwei Jahren und drei Alben verließ er die Band allerdings wieder und war von nun an auf Solopfaden unterwegs.
2018 kehrt er jetzt zu seinen Anfängen zurück, mit einer neu besetzten Band und einem neuen Album: Hier ist »Like A Radio« von Matthews’ Southern Comfort.
Das verjüngte Line-up der Band besteht aus den drei Niederländern Bart Jan Baartmans, Bart de Win und Eric De Vries.
Gemeinsam haben sie 15 Stücke für »Like A Radio« eingespielt, darunter zwölf neue Kompositionen und die drei neu eingespielte MSC-Klassiker »Something In The Way She Moves«, »Darcy Farrow« und »To Love«.
Das Ergebnis ist ein Album, das zweifellos an das Original aus den frühen 1970ern erinnert, trotzdem frisch und modern klingt. Eine absolut gelungene Mischung: Matthews’ Southern Comforts »Like A Radio«.
Mit ihnen (auch als überzeugende Harmoniesänger) hat er zwölf neue Songs (plus drei Bonustracks) eingespielt, bei denen allein schon die Texte uneingeschränkte Aufmerksamkeit einfordern. Genauer: deren politische Statements, seine Beobachtungen und Anmerkungen zum Sozialverhalten seiner Mitmenschen. Musikalisch sind die meist im Midtempo vorgetragenen Nummern zwischen Folk- Rock und Americana angesiedelt, mit dem wunderschönen, für seine Tochter geschriebenen ›Crystals On The Glass‹ als Höhepunkt.
(Good Times, Februar / März 2018)
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Jono McCleery: "Seeds Of A Dandelion" (Counter, März 2018) |
Der britischer Singer/Songwriter, auf den mich Heino Walter aufmerksam gemacht hat,
spielt auf seinem neuen Album ausschliesslich fremdes Liedgut, u.a. von Vater
und Sohn Buckley, sowie
Scott Walker und den
Cocteau Twins,
weshalb ich natürlich hier zugreifen musste!
(20.03.2018)
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New Yorke
Jono McCleerys viertes Album ist eines voller Cover-Versionen. Aber der Brite hat es sich nicht einfach gemach. Die Songs stammen aus diversen Epochen der vergangenen 70 Jahre und den unterschiedlichsten Genres. Der Opener "Gabriel" gehört eigentlich in die Garage-House-Diskografie von Roy Davis Jr., "God bless the child", das auch das Artwork von "Seeds of a dandelion" beeinflusst haben dürfte, singt Billie Holiday im Original und "Halo" war 2008 kein kleiner Hit für Beyoncé, die Grand Dame des populären R'n'B. Warum das trotzdem als geschlossenes Ganzes funktioniert, ist leicht erklärt: McCleery und sein Produzent Tim Rowkins, der auch schon an "Pagodes" arbeitete, gehen an das emotionale Korsett des Stücke, schütteln zuerst den originären Klangkörper ab und addieren dann – je nach Gemengelage – Streicher, Percussions oder Bass und verlieren dabei nicht einmal die stilistische Vielfalt des Londoners aus den Augen.
Wer McCleery und seine herrlichen Alben "There is" und "Pagodes" kennt, weiß um die Interpretationsfreudigkeit des Mannes mit den rötlichen Haaren, hat bereits Blacks "Wonderful life" und Robert Wyatts "Age of self" wohltuend neu vernommen. Nicht zu vergessen sind jene Cover, die er bei seinen Auftritten einstreut. Die Fallhöhe mag insofern für ihn etwas niedriger ausfallen, weil es dann doch kein so unbekanntes Terrain ist. Zum Start kitzelt er den Soul aus oben erwähntem House-Track "Gabriel", ehe Paul Wellers "Brand new start" folgt. Ein unkaputtbarer Song des Modfathers. Das schafft McCleery natürlich ebenso wenig. Er konserviert die Traurigkeit, entstöpselt die Gitarren und fügt Violinen hinzu. Fraglos schön, bietet aber auch wenig neue Akzente. Den Kürzeren zieht McCleery im direkten Vergleich aber nur bei Scott Walkers "Old man's back again".
Bei "Halo", das definitiv keinen Beat benötigt und vor allen Dingen "Know who you are at every age" schaut das hingegen anders aus. Schließlich singt das Original Elizabeth Fraser, Stimme der Cocteau Twins. Bei McCleery verschwindet der schlierenziehende Dream-Pop und mit ihm eine Minute Laufzeit. Und beides fängt der Brite sehr gekonnt an seiner Akustikklampfe auf. Noch strenger im Einkürzen ging er bei Sébastien Telliers "La ritournelle" vor. Er kann zwar nicht mit Tony Allen an den Drums aufwarten, den braucht er für seinen fünf Minuten kürzeren Harfen-Traumfänger allerdings auch nicht. Ohne Frage zu den Highlights zählt "Ingenue", dessen Zeilenpart "Seeds of a dandelion" auch Namenspatron für diesen vierten Langspieler ist.
McCleery wechselt hier auch in die Kopfstimme, aber eben nur sporadisch, variiert mehr als Thom Yorke in seinem beständigen Höhen-Wimmern. "Ingenue" ist eines der Stücke, bei denen sich der Brite zusätzlich Basslicks, Percussion und einen Orgel-Teppich gönnt. Unter dem Strich sind Atoms For Peace somit immer greifbar, aber McCleerys Interpretation ist klasse, hat sogar mehr emotionale Tiefe. Auch Jeff Buckleys "Morning theft" zelebriert er ehrfürchtig und mehr als würdig, rüttelt nicht am klassischen Element Rufus Wainwrights in "Dinner at eight" und Tim Buckleys "Dream letter" spendiert er ein sensationelles Outro, was seine Version – aus Rezensentensicht – sogar über das Original hebt. Muss Jono McCleery covern? Nein. Kann er es? Ja.
(Stephan Müller, www.plattentest.de)
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Jonathan Wilson: "Rare Birds" (Bella Union, März 2018) |
Das dritte Album des Gitarristen und Studiotüftlers kann man zumindest in der limitierten (?)
Vinylversion nur als echtes Prachtwerk zu beschreiben: farbiges Doppelvinyl, satte 80
Minuten Musik, fettes Beiblatt, Poster, Aufkleber und sogar eine bedruckte Stofftragetasche.
Auch die Musik selber ist meist gut bis sehr gut, auf jeden Fall immer sehr interessant.
Zwei, drei mal trifft es aber leider nicht meinen Geschmack, und zwar dann, wenn Jonathan Wilson
wie Adam Granduciel von The War On Drugs klingt,
der versucht, wie Bruce Springsteen in den 80ern zu klingen.
Eben nicht mein Geschmack.
(11.03.2018)
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Traumhafter Pop von Jonathan Wilson
Jonathan Wilson ist zurück. Der US-amerikanische Multiinstrumentalist, Sänger und Produzent veröffentlicht 2018 sein neues Soloalbum »Rare Birds«, den Nachfolger von »Fanfare« aus dem Jahr 2013.
Insgesamt 13 neue Songs hat Wilson dafür aufgenommen und selbst in seinen Fivestarstudios in Los Angeles produziert. Unterstützung bekam er im Studio von ein paar prominenten Kollegen: Father John Misty, Lucius, Lana Del Rey und New-Age-Musiklegende Laraaji sind auf dem Album mit von der Partie.
Einen ersten Vorgeschmack auf »Rare Birds« gab es bereits im Dezember 2017 mit der epischen und romantischen Single »Over The Midnight«.
Und die zeigt: Jonathan Wilson ist so experimentierfreudig wie eh und je. Von Folk und Psychedelic geht es 2018 weiter in Richtung Dream-Pop. Eine Entwicklung, die ihm ausgezeichnet steht.
Die Jahrescharts: Platz47im Rolling Stone! |
Yo La Tengo: "There's A Riot Going On" (Matador, März 2018) |
Was soll ich sagen? Wenn man(n) sich die neue Platte einer Band ungehört kaufen kann,
dann die von diesem grandiosen Trio aus Hoboken/New Jersey - auch wenn der Mann
vom Glitterhaus das neue Werk tendentiell langweilig
findet. Ich aber sage: perfekter Gitarren-Trance!
(20.03.2018)
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Das gesamte Spektrum von Yo La Tengo
Yo La Tengo stehen 2018 mit ihrem neuen, mittlerweile 15. Album in den Startlöchern. »There’s A Riot Going On« heißt die erste neue Studioplatte seit »Fade« (2013). Der Titel ist eine Referenz zum gleichnamigen Album von Sly and the Family Stone aus dem Jahr 1971.
Gleich vier Songs veröffentlichten die Alternative-Ikonen bereits im Voraus: »You Are Here«, »Shades Of Blue«, »She May, She Might« und »Out Of The Pool«. Alle vier zeigen, dass Georgia Hubley (Gesang, Schlagzeug), Ira Kaplan (Gesang, Gitarre) und James McNew (Bass) auch nach mehr als 30 Jahren Bandgeschichte vor Kreativität nur so sprudeln: Alternative Rock, Indie, Folk, Psychedelic, Funk: auf »There’s A Riot Going On« offenbaren Yo La Tengo ihr gesamtes Spektrum. Mit sage und schreibe 15 neuen Tracks haben sie auch genug Möglichkeiten dafür.
Außerdem machen sie deutlich, dass sie ein perfekt eingespieltes Team sind. Kein Wunder, dass sie auch die Produktion von »There’s A Riot Going On« selbst in die Hand nahmen. Nur beim Mixing ließen sie sich von John McEntire unterstützen.
Das Resultat ist ein absolut abwechslungsreiches Album, das sich nur schwer in eine Schublade stecken lässt: »There’s A Riot Going On«.
Der reißerische Albumtitel trügt: hier geht es musikalisch sehr beschaulich zu. Milde plinkern die Gitarren, ungehetzt regiert der klassische Velvet Underground-Groove. Georgia Hubley, Ira Kaplan und James McNew haben im Proberaum ein wenig herumgejamt, mitgeschnitten und daraus ein Album gezaubert. Ohne Producer, der alte Weggefährte John McEntire hat anschließend nur noch den Mix gemacht. Hier werden die Dinge also betont einfach gehalten. Die immerhin 15 Songs geraten auch mal ambientös, ohne Vocals oder verspielt percussiv, es dominieren aber die typischen, ausgeruhten Soft-Psychedelia-Nummern mit gewollt laschem, süßlichem Gesang und hypnotisch plinkernden oder auch mal fuzzigen Gitarrenflächen. Manches wirkt improvisiert, bzw. wie Ausschnitte aus den längeren Jams, teils auch postrockig verdaddelt und leicht orientierungslos. Um dann aber wieder zu kleinen, runden und harmonischen Songs mit Sixties-Feeling zu finden, mit immer zurückgenommenem Gesang und sanft pluckernden (teils fast karibischen) Rhythmen. Dieser schlaffe Exotica-Vibe macht mich beim Hören ziemlich schläfrig, manches erinnert an die guten (aber wohl vergessenen) Pram oder Tortoise. Einmal erweist man dem Bossa-Pionier Walter Wanderley einen verorgelten Tribut, ein anderes Mal wird die Mitte zwischen frühen Pink Floyd und Stereolab gefunden. Oft passiert aber auch schlicht gar nichts. Fans werden die Musik als in sich ruhend und gelassen-schön finden, Skeptiker könnten dieses Album aber auch schlicht langweilig finden. Ich tendiere diesmal zu Zweiterem.
(Joe Whirlypop, www.gitterhouse.de)
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Josienne Clarke & Ben Walker: "Seedlings All" (Rough Trade, April 2018) |
Das dritte Album des englischen Folk-Duos: so wie der Vorgänger ist es in jeder Hinsicht gelungen.
Was ausserdem noch auffällt: Es klingt etwas mehr nach Singer/Songwriter
und etwas weniger nach Folk. Neben Stimme und Songwriting wird Josienne als
Saxofonistin und Blockflötistin immer interessanter, während ihr Partner zu einem immer besseren Gitarristen,
Arrangeur und Tonmeister reift.
(28.04.2018)
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Nachdem es für Josienne Clarke & Ben Walker in den vergangenen Jahren immer nur aufwärts ging und sie mit ihren Alben mehr als nur einen Preis absahnten, führte »Overnight« 2016 zu einem Bruch in dieser Entwicklung.
Ausgerechnet der erste, dazu sehr anspruchsvoll gestaltete und reich instrumentierte Langspieler fürs neue Label Rough Trade blieb kommerziell hinter den Erwartungen zurück. Das gab dem britischen Folk-Duo zu denken. Unweigerlich stand die Frage im Raum, ob sie von Rough Trade überhaupt noch eine zweite Chance bekommen würden. Zum Glück erhielten sie diese, was für Clarke und Walker Grund genug war, jeden Stein einmal umzudrehen und sich komplett neu zu erfinden.
So entstand mit »Seedlings All« ein Album, mit dem sich die beiden aus ihrer reinen Brit-Folk-Nische raus- und ins Genre der alternativen Singer/Songwriter reinbewegt haben. Hinzu kommt, dass »Seedlings All« die ersten ganz eigenen und dabei sehr biographischen Songs des Gespanns beinhaltet. Unterm Strich zeigen die Aufnahmen Clarke und Walker – vielleicht gerade auch aufgrund der Umorientierung – auf dem Höhepunkt ihres Schaffens!
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Guru Guru: "Rotate!" (Trance Music, April 2018) |
Da es anscheinend keine Vinylversion geben soll, wollte ich mir die neue CD eigentlich am Samstag auf dem
wunderbaren Konzert der Band in Dorsten kaufen. Dort hat Mani Neumeier dann aber doch eine Schallplattenveröffentlichung
für den kommenden Monat angekündigt, auf die ich natürlich warten muss. Jetzt heißt es also: habt bitte noch etwas
Geduld, bevor ich was Schlaues über "Rotate!" sagen kann ...
(29.04.2018)
Konzerthighlight: Treffpunkt Altstadt, Dorsten, 27.04.2018.
Vor fünf Jahren wurden mit dem Album "Electric Cats" noch schlappe
45 Jahre Guru Guru gefeiert und ich war alleine zum Konzert nach Dortmund gefahren.
Um mir vorort nicht beim Warten die Füße in den Bauch stehen zu müssen
traf ich dort mit der üblichen Verspätung erst um ca. halb Neun ein, um dann verwundert festzustellen,
dass ich dadurch schon einen größeren Teil des Konzertes verpasst hatte - und zwar eines richtig gutes Konzertes.
Ohne mich an dieses wichtige Detail erinnern zu können bin ich dieses Mal mit meinen W4L- bzw.
Rusty Nails-Kumpanen Locke und Jörn rechtzeitig angereist,
was eine richtig gute Idee unseres Trommlers war, denn die Gurus fingen auch zu ihrem 50sten wieder pünktlich an - und waren
dabei gefühlt sogar noch besser als vor fünf Jahren!
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Als Guru Guru 1968 im Jahr der Studentenrevolte gegründet wurden, hätte jeder ein müdes Lächeln geerntet, der vorausgesagt hätte, dass ausgerechnet Guru Guru nach 50 Jahren immer noch bestehen, bzw. die Musikszene in dieser Zeit ganz entscheidend mitgeprägt haben.
Heute zählen Guru Guru neben den Rolling Stones zu den dienstältesten Bands unseres Planeten und Mani Neumeier und seine Gurus stehen für eine Rockmusik, die alles Trends und Moden überlebt haben und die auch heute noch Grenzen überschreitet. Das klingt spannend und ist es auch, denn Guru Guru bürgen für Hörabenteuer, was sie nach 50 Jahren auch auf dem neuen Album wieder unter Beweis stellen.
Auch auf »ROTATE!« (das 32. Album in der langen Bandgeschichte) ziehen Guru Guru wieder alle Register und lassen sich wie immer in keine Schublade stecken. Dabei passt der Titel »ROTATE!« sprichwörtlich wie die Faust aufs Auge, denn Guru Guru haben in ihrer langen Karriere nie musikalischen Stillstand gezeigt, sondern waren immer auf der Suche nach neuen Galaxien und Experimenten.
Wie Guru Guru auf »ROTATE!« mal wieder beweisen, zählen Sie auch heute immer noch zu den Urgesteinen der progressiven Rockmusik. Und wer geglaubt hätte, dass Mani Neumeier, Mitbegründer des legendären Krautrock & Enfanterrible der deutschen Rockmusik die Füße im altgedienten Ruhesessel hochlegen wird, der hat sich gewaltig getäuscht. Auch im nunmehr 50-zigsten Jahr ihrer langen Bandgeschichte gehen Guru Guru abseits vom Mainstream unbeirrbar ihren eigenen Weg, den sie aber schon immer gegangen sind.
Guru Guru – sie waren nicht nur – nein – sie sind nach wie vor einmalig!
Auch mit 50 Jahren strotzt dieser Dino unter den deutschen Rock-Legenden vor leidenschaftlichem Leben und serviert mit Rotate! Spielfreude-sattes Saurier-Kraut. Das von zwei ebenso gegensätzlichen wie gleichermassen genialen Gitarristen geprägte Quartett um das Schlagwerk-Urgestein Neumeier nutzt Track-Laufzeiten von bis zu sieben Minuten zu mal energischen, mal entspannten Exkursionen und Eskapaden, lebt dabei genauso den Hang zum formbefreiten Spiel wie es immer wieder auch die inspirierteste Improvisation auf den kompakten Punkt bringt. Vor allem Roland Schaeffer setzt sowohl mit virtuos verzerrtem Saitenwerk als auch beeindruckend beweglichen Saxophon-Melodielinien immer wieder Farbtupfer und Zeichen. Von allerhand genreübergreifenden und exotischen Elementen bestimme Kraut-Rock-Phantasie-Ferien für das alltagsbeengte Gehirn, von wenigen Worten begleitete Instrumental-Ausflüge in ein rauschhaftes Rock-Nirvana, beeindruckender Beweis für die ungebremste Kraut-Rock-Kraft.
(cpa, www.glitterhouse.com)
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International Music: "Die Besten Jahre" (Caroline/Staatsakt, April 2018) |
Im Frühjahr hatte ich das Album schon im Radio gehört und es hatte mir auch recht gut gefallen, aber irgendwie
verschwand es dann wieder von meinem Radar und ist mir erst jetzt erneut aufgefallen, wo ich es im Musikexpress
auf dem Spitzenplatz sehe!
(19.12.2018)
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International Music verfolgen in ihrer Kunst ein psychedelisches Konzept. Während die Musik in der guten Tradition von den Velvets über Spacemen 3 bis The Jesus & Mary Chain steht, also stoische Pauken mit langen Hall-Fahnen, 60ies Bass und verzerrten Wandergitarren in der Echokammer, changieren die fast immer zweistimmig vorgetragenen, deutschsprachigen Texte zwischen Schlager und dAdA, zwischen Schwall und Minimalismus und sind immer wieder gepickt mit lyrischen Bonmots: »Für alles kennst du Wörter, die beschreiben was du siehst, für alles andere fehlt das Repertoire«.
Der musikbegeisterte Mensch mit noch mehr besten Alben im Schrank wird sofort an die Münchener Band FSK denken müssen, oder an Foyer des Arts, an Workshop, aber auch an La Düsseldorf, vor allem dann, wenn sie zurück vom Hudson River an Rhein und Ruhr kehren. Denn dann werden sie auch in der Musik eine Spur minimalistischer und transformieren sich zu einer Krautrock-Band. Oder zu dem, was vor ihnen schon die Monks, Trio oder Tocotronic waren: Eine Beatband in Deutschland mit bewusst reduziertem Swing.
Die Jahrescharts: Platz1im Musikexpress und
Platz26im Rolling Stone!
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Tom Liwa: "Ganz Normale Songs" (Grand Hotel van Cleef, April 2018) |
Vor etwa einem Jahr wurde das neue Album von Tom Liwa und seinen Flowerpornoes
im Netz bereits angekündigt. Jetzt ist es zu meiner großen Freude da, auch wenn es nur
unter dem Namen des Bandchefs daherkommt, aber immerhin sind alle seine Bandkollegen dabei.
Die "Ganz Normalen Songs" passen dieses mal auch auf eine Einzel-LP und haben alle
extrem kurze Titel. Ob diese an den meisterlichen Vorgänger Umsonst & Draussen
heranreicht kann ich noch nicht abschätzen, es ist auf jeden Fall sehr interessant und wurde
Dank Produzent Tobias Levin auf jeden Fall richtig gut aufgenommen. Da konnte, wahrscheinlich
zum ersten Mal, Liwas Musik mit dem Etat umgesetzt werden, die sie verdient. Das Plattenlabel unter den
Leitung von Thees Uhlmann (Tomte) und Markus Wiebusch (Kettcar) scheint hier
(relativ) viel Geld (und Liebe) hineingesteckt zu haben, ohne Liwa und seine Musik verbiegen zu wollen.
So mag ich das.
(14.04.2018)
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Seine Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit sind legendär - vielen gilt Tom Liwa als bester deutschsprachiger Singer/Songwriter. Nach »Ich liebe Menschen wie ihr«, dem 2012 veröffentlichten Quasi-Comeback-Album der Flowerpornoes, und »Umsonst & Draußen« von 2015, Liwas erstem Album für Grand Hotel van Cleef, ist viel passiert. Zunächst spielte der Duisburger Songpoet, der jetzt in der Nähe von Soest auf dem Land wohnt, jede Menge Konzerte.
Viele davon privat, sowohl mit den Flowerpornoes als auch solo. Zudem schrieb er ein - noch nicht veröffentlichtes - Buch, hatte seine erste Ausstellung mit Zeichnungen und wurde noch einmal Vater. Weiterhin nahm er mit seinem Jugendfreund Mike Krollmann unter dem Namen Sundown ein wunderschönes, zart psychedelisches Album in englischer Sprache auf. Und schließlich arbeitete er an »Ganz normalen Songs«.
Das heißt einer weiteren ausdrucksstarken Liedersammlung, die mit sensiblen akustischen Gitarrenklängen und brillanten Texten das gesamte Spektrum zwischen Melancholie und Zynismus ausleuchtet. Das warmherzige Album wurde von Tobias Levin (Tocotronic, Ja Panik) gemischt und gemastert. »Noch nie hat Musik von mir so fantastisch geklungen«, bedankte sich Liwa bei Levin. »Noch nie wurde eins meiner Alben mit soviel Liebe zum Detail fertiggestellt.«
Die Jahrescharts: Platz10im Rolling Stone! |
Van Morrison & Joey DeFrancesco: "You're Driving Me Crazy" (Sony/Legacy/Exile, April 2018) |
Herr Morrison ist in den letzten Jahren veröffentlichungstechnisch ja wieder sehr aktiv. Außer bei
"Keep Me Singing", der letzten Platte vornehmlich mit
neuen, eigenen Liedern, hat mich das aber nicht mehr so wirklich interessiert. Deshalb wollte ich
"You're Driving Me Crazy", das dritte, kurz hintereinamder folgende Album mit Jazz- und Bluesklassikern,
auch komplett ignorieren. Ein paar Gründe haben mich dazu bewogen, doch mal hineinzuhören und mir diese Doppelalbum
(über 70 Minuten!) dann sogar zu kaufen: neben einigen Coversongs aus der genannten Kategorie
werden hier vor allem eher unbekannte Songs des Meisters mit einer virtuosen Jazzband unter der Leitung
des mir bislang unbekannten Hammond-B3-Organisten und Trompeters Joey DeFrancesco neu interpretiert.
Dabei gefällt mir besonders gut die neue Version des"Astral Weeks"-Klassikers
"They Way Young Lovers Do". Nur die Shuffle-Version des bekannten Titels "Have I Told You Lateely"
finde ich genauso uninteressant wie das Original oder die Coverversion von Rod Stewart. Außerdem scheint
der Meister auf seine alten Tage als Altsaxophonist immer besser zu werden und macht neben dem
virtuosen Troy Roberts (an Tenor- und Sopransaxophon) dabei eine gute Figur. Ansonsten klingt vor allem die Hammond
von Bandleader DeFrancesco wirklich toll.
(04.05.2018)
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Standards, Klassiker, Hits
Er kann es nicht lassen. Mit 72 Jahren zeigt sich Van Morrison in absoluter Höchstform und präsentiert mit »You’re Driving Me Crazy« bereits das fünfte Album in vier Jahren.
Wie bereits bei »Versatile«, seinem letzten Album, widmet sich der nordirische Singer-Songwriter dem Jazz. Der Blues kommt aber ebenfalls nicht zu kurz.
Dafür holte er sich einen besonderen Gast ins Studio: den US-amerikanischen Organisten und Trompeter Joey DeFrancesco. Gemeinsam haben sie für »You’re Driving Me Crazy« ganze 15 Stücke aufgenommen. Dazu gehören Coverversionen bekannter Klassiker wie »Miss Otis Regrets« von Cole Porter, »The Things I Used to Do« von Eddie Jones und »Every Day I Have The Blues« von Peter Chatman.
Außerdem warten auf dem neuen Album Neuinterpretationen eigener Stücke aus Van Morrisons riesigem Katalog, zum Beispiel »Have I Told You Lately«, »The Way Young Lovers Do«, »Goldfish Bowl« und »Magic Time«. Das gesamte Tracklisting von »You’re Driving Me Crazy« finden sie im Folgenden.
Unterstützt werden Van Morrison und Joey DeFrancesco auf der Platte von DeFrancescos Band, bestehend aus dem Gitarristen Dan Wilson, dem Drummer Michael Ode und dem Saxofonisten Troy Roberts.
Jazzstandards, Bluesklassiker und eigene Hits: Mit »You’re Driving Me Crazy« veröffentlichen Van Morrison und Joey DeFrancesco 2018 ein abwechslungsreiches und spannendes Kollaborationsalbum.
»Der alte Grantler sprüht vor Tatendrang. (...) Der tief im Jazz verwurzelte Sound dieses 39. Morrison-Werks weckt gar Erinnerungen an das legendäre ›Astral Weeks‹ (1968). Der 72-jährige Ire singt enorm inspiriert, angefeuert von DeFrancescos Jimmy-Smith-artiger Hammond-Orgel und dem Groove von Joeys Begleittrio.« (Audio, Mai 2018)
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Okkervil River: "In The Rainbow Rain" (ATO, April 2018) |
Will Sheff und seine Band höre ich mir immer an, wenn es was Neues zu Hören gibt.
Den Titel "In The Rainbow Rain" fand ich zuerst etwas ungelenk bzw. zu platt,
vor allem wenn man sich das mal in's Deutsche übersetzt, aber dann war das Cover doch so schön
und der erste Klangeindruck so gut, dass ich die Vinylversion geordert habe. Beim zweiten und
dritten Hören finde ich jetzt aber die Keyboards und das Saxofon immer unangenehmer (so 80ermäßig),
dass ich jetzt nicht weiß, ob das vielleicht doch ein Fehlkauf ist ...
(12.05.2018)
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Ein Gemeinschaftsalbum von Okkervil River
Genau 20 Jahre ist es her, dass Will Sheff die Band Okkervil River gründete. Nach einigen personellen Wechseln ging es im vergangenen Jahr mit neuer Besetzung ins Studio. »In The Rainbow Rain« heißt das Resultat.
Es handelt sich dabei bereits um die elfte Platte der US-amerikanischen Independent-Band, den Nachfolger von »Away« aus dem Jahr 2016.
Will Sheff war von seiner Tourband zum letzten Album so angetan, dass er die Musiker für die Aufnahmen zur neuen Platte ins Studio holte: Benjamin Lazar Davis (Bass), Will Graefe (Gitarre), Sarah Pedinotti (Keyboard) und Cully Symington (Percussion).
Insgesamt zehn Stücke haben sie gemeinsam mit Produzent Shawn Everett (The War On Drugs, Alabama Shakes, Grizzly Bear) für »In The Rainbow Rain« aufgenommen, ein gewohnt abwechslungsreicher Mix aus Country, Folk, Dream-Pop und Rock.
Wie genau Okkervil River 2018 klingen, verrieten sie bereits im Februar mit der ersten Singleauskopplung »Don’t Move Back To LA«.
Nach dem zurückgezogenen letzten Album weht nun ein frischer Wind im Hause Okkervil River: Mit neuen Kollegen und neuen Ideen ist »In The Rainbow Rain« ein optimistisches Gemeinschaftswerk geworden.
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Arctic Monkeys: "Tranquility Base Hotel + Casino" (Domino, Mai 2018) |
Das erste Album, das ich mir von der Band gekauft habe, nachdem bisher nur ein paar ein paar 10-Zoll-EPs
aus den Jahren 2009 bis 2011 aus den sicherlich inzwischen bekannten Gründen den Weg in meinen Plattenschrank gefunden haben.
Warum gerade jetzt? Vor allem, weil die Musik inzwischen eher u mir passt und nicht mehr ganz so hektisch daherkommt ...
(12.06.2018)
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Die Arctic Monkeys sind zurück
Was für eine großartige Neuigkeit für alle Indierockfans. Fast fünf Jahre nach ihrem letzten Album »AM« melden sich die Arctic Monkeys 2018 mit einer neuen Platte zurück. »Tranquility Base Hotel & Casino« heißt das sechste Studiowerk der britischen Band.
Insgesamt elf neue Songs haben Alex Turner, Jamie Cook, Matt Helders und Nick O’Malley dafür im vergangenen Jahr in Los Angeles, Paris und London aufgenommen. Die Produktion übernahm neben Turner auch James Ford von Simian. Er saß bereits für die Arctic Monkeys und für The Last Shadow Puppets, aber auch bei Bands wie Klaxons, Florence and the Machine und Depeche Mode hinter den Reglern.
Aber so viel ist sicher: »Tranquility Base Hotel & Casino« von den Arctic Monkeys ist schon jetzt eines der wichtigsten Rock-Comebackalben des Jahres.
Die Jahrescharts: Platz8im Rolling Stone und
Platz27im Musikexpress!
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Courtney Barnett: "Tell Me How You Really Feel" (Marathon/Milk, Mai 2018) |
Ist Courtney die Rettung des Indie-Gitarrenrocks oder einfach nur eine tolle Sängerin,
Gitarristin und Songschreiberin? Mich beeindruckt vor allem ihr Talent für lakonisch-brilliante Texte.
(12.06.2018)
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Eine Künstlerin mit vielen Talenten
Nicht einmal ein Jahr nach ihrem Kollaborationsalbum »Lotta Sea Lice« zusammen mit Kurt Vile meldet sich Courtney Barnett 2018 bereits mit einem neuen Soloalbum zurück aus dem Studio.
»Tell Me How You Really Feel« heißt der zweite Longplayer in Eigenregie, der auf ihr Debüt »Sometimes I Sit And Think, And Sometimes I Just Sit« von 2015 folgt.
Mit der Leadsingle »Nameless, Faceless« gab die australische Künstlerin bereits im Februar einen ersten Vorgeschmack auf »Tell Me How You Really Feel« – ein fröhlich-eingängiger Garage-Rock-Song, der sich gegen gesichtslose Internet-Pöbler und Online-Hass richtet.
Insgesamt warten zehn neue Songs auf dem neuen Album »Tell Me How You Really Feel«.
Und die zeigen einmal mehr Courtney Barnetts großes Talent als Sängerin, Songwriterin, Gitarristin und Geschichtenerzählerin.
Absolut mitreissendes Stück rauh-sanfter Kreativ-Kraft, traumgleich schwebende, lässig tändelnde Gesangslinien treffen auf saftigst verzerrte, nur scheinbar unbehauene Gitarren-Akkord-Klötze, und in einem Meer aus kunstreich-roher Saiten-Energie entsteht ein ebenso stilvolles Garagen-Gemälde, dessen Schönheit selbst in Momenten rauhester Klang-Winde final betört. Courtney ist die Königin der larmoyant-lässigen Gesangkunst, die bei bester Stimme und verführerischen vokalen Fähigkeiten es immer wieder liebt, die Melodien möglichst galant-charmant zu ignorieren. Mit mädchenhaft-lockerer Eleganz, je einem Hauch Ray Davies-Schnoddrigkeit, Chrissie Hynde-Abgeklärtheit und Lucinda Williams-Reife perfektioniert sie ihre ganz eigene Art, Melodien zu umsingen, zu packender Reife, während um sie herum rauh-rohe Gitarren-Akkorde die Garage zum Kochen bringen. Bei aller Saiten-Wut und –Kraft aber zeigt sie sich absolut eigensinnig wie stilsicher, was die Wahl ihrer Rock-Genres betrifft, paart phantasiereiche Psychedelic-Exkurse mit saftig-sattem Neil Young-Country-Rock, vereint Wave-Wogen mit reifen Kinks-Riffs, setzt hymnische Hooklines auf packende Punk-Energie und nutzt dabei auf köstlichste die Klangräume, die sie – bei aller Rauheit des Werkmaterials – zu kunstvollen bewegten Hall-Sälen arrangiert. Zehn mitreissende Songs von heftiger Härte und lässigem Liebreiz, verführerisch schwebende Vokal-Wendungen, grobe Gitarren, treibendes Schlagwerk und gezielt gesetzte Orgel zu derben Delikatessen von nachhaltiger Eingängigkeit verwandelt.
(cpa, www.glitterhouse.de)
Die Jahrescharts: Platz17im Rolling Stone! |
The Nels Cline 4: "Currents, Constellations" (BGlue Note, Okt. 2018) |
[Wilco]
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Ein harmonisches Ganzes
Nicht nur als Leadgitarrist der Alternative-Country-Rocker Wilco, auch in diversen Jazzformationen machte Nels Cline in den vergangenen Jahren von sich reden.
2018 hat der Gitarrist neue Mitstreiter an seiner Seite. Auf seinem neuen Album »Currents, Constellations«.
Neu trifft allerdings nur bedingt zu, denn mit dem Gitarristen Julian Lage nahm Cline bereits 2014 das Duo-Album »Room« auf. Zu den beiden gesellten sich für »Currents, Constellations« Bassist Scott Colley und Schlagzeuger Tom Rainey – eine nicht minder virtuose Rhythmusgruppe.
Insgesamt acht Songs hat das Quartett für »Currents, Constellations« eingespielt. Sieben davon stammen aus Clines Feder, ein weiteres Stück ist eine Neuinterpretation von »Temporarily«, das Carla Bley einst für die Jimmy Giuffre 3 schrieb.
Nels Cline und seine Mitstreiter bilden auf ihrem neuen Album ein durch und durch harmonisches Ganzes. »Currents, Constellations« ist melodie- und detailverliebt, experimentierfreudig und technisch brillant.
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Ry Cooder: "The Prodigal Son" (Caroline/Perro Verde, Mai 2018) |
Ry Cooders Musik weiß ich schon seit vielen Jahren zu schätzen. Mein Einstieg
war 1979 das Album "Bop Till You Drop",
zu meinem absoluten Favoriten wurde dann aber "Boomer's Story"
von 1972, wovon ich blöderweise nur eine Cassetten-Kopie aus den 80ern mein Eigen nennen kann
und das anscheinend aktuell als neues oder gebrauchtes Vinyl nicht zu einem vernünftiges Preis zu bekommen ist.
Nach "Get Rhythm"
von 1987 erschienen gefühlt fast nur noch Filmsoundtracks, für die ich mich auch ab und zu interessiert habe,
aber allmählich verschwand der Meister der Slidegitarre von meinem Radar.
Somit ist das jetzt mein erstes, neues Cooder-Album seit sehr vielen Jahren - und es klingt so gut,
als hätte es da gar keine Unterbrechung gegeben.
(27.05.2018)
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Der verlorene Sohn kehrt zurück
Gitarrenvirtuose Ry Cooder präsentiert 2018 ein neues Soloalbum: »The Prodigal Son« heißt der Nachfolger von »Election Special«, auf den Fans ganze sechs Jahre warten mussten.
Elf Songs hat Cooder dafür geschrieben oder ausgesucht und schließlich in Hollywood aufgenommen. Um die Produktion kümmerte sich der Musiker selbst zusammen mit seinem Sohn und Langzeitpartner, dem Schlagzeuger Joachim Cooder.
Das Ergebnis ist eine Mischung aus eigenen neuen Kompositionen und Coverversionen von Songs von Blind Roosevelt Graves, The Stanley Brothers, Blind Willie Johnson, Alfred Reed und weiteren traditionellen amerikanischen Liedern.
Einen ersten Vorgeschmack auf die Platte gab Ry Cooder bereits mit der Leadsingle »Shrinking Man«.
Der verlorene Sohn ist zurückgekehrt: »The Prodigal Son«, das lang erwartete Comebackalbum von Ry Cooder, zeigt den Gitarristen 2018 in absoluter Höchstform.
Er gewährt musikalisch einen tiefen Einblick in die amerikanische Seele und stellt aktuelle politische Bezüge her. Die meisten Instrumente haben die beiden Cooders selbst gespielt, aber für die Pedalsteel holten sie sich Altmeister Ralph Mooney. Rundum gelungen!
(Good Times, Juni / Juli 2018)
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Rita Coolidge: "Safe In The Arms Of Time" (Blue Elan, Mai 2018) |
Darf man bei einer Lady vom Format von Rita Coolidge von einem gediegenen Alterwerk sprechen?
Ich habe mich sehr auf diese Neuerscheinung gefreut, alles klingt so gut wie erhofft (bzw. erwartet),
es gibt keine negativen Überraschungen durch überflüssige Versuche, Top Of The Pops
zu sein. Ich bin also zufrieden. Aber eigentlich höre ich Rita nur gerne singen ...
(17.06.2018)
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Nach einer Pause von 10 Jahren meldet sich die legendäre Singer/Songwriterin Rita Coolidge mit ihrem neuen Studioalbum zurück: »Safe In The Arms Of Times« wurde mit einem All-Star Lineup von Top-Musikern aufgenommen und von dem mehrfachen Grammy-Preisträger Ross Hogarth produziert!
Rita Coolidge ist ein großer und wichtiger Name in der US-amerikanischen Musikszene. Bereits in den 70er Jahren hat sie in der Country- und Adult-Pop-Szene mit Weltstars wie Joe Cocker, Bob Dylan, Jimi Hendrix, Eric Clapton, Dave Mason, Graham Nash und Stephen Stills zusammengearbeitet. Mit ihrem damaligen Ehemann Kris Kristofferson hat sie außerdem zwei Grammy-Awards gewonnen. International ist sie hauptsächlich als Sängerin des James Bond-Songs »All Time High« bekannt (1983 für »Octopussy« aufgenommen). Sie hat Millionen Platten verkauft und ihre zahlreichen Fans und die Musikszene bewundert sie für ihre »tiefe, gutturale und sexy Stimme« (Rolling Stone).
Jetzt bringt die »Delta Lady«, wie Rita Coolidge liebevoll von vielen Freunden genannt wird, ihr 18. Soloalbum namens »Safe In The Arms Of Time« heraus. Produziert wurde es mit einem All-Stars Line-up in den L.A. Sunset Sound Studios des Star-Produzenten Ross Hogarth (Keb' Mo', Fitz & The Tantrums, John Mellencamp).
Ein heißer Tipp für alle Fans von Linda Ronstadt, Joni Mitchell, Joan Baez, Keb' Mo', Crosby, Stills, Nash, Young, Joe Cocker, Kris Kristofferson!
Zeitlos gute Songs irgendwo zwischen Country Folk, Blues und Rock – ihre musikalische Reise führt sie zu den eigenen Wurzeln und Anfängen zurück. Das Ganze präsentiert sie herzerfrischend lebendig und könnte damit auch jüngere Generationen erreichen.
(Good Times, Juni / Juli 2018)
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The Green Apple Sea: "Directions" (Hometown Caravan/K&F, Mai 2018) |
Das neue Album der inzwischen in Nürnberg beheimateten Band um den Sänger und Songschreiber
Stefan Prange wurde ja bereits durch die nachträgliche Vinylveröffentlichung von
"Northern Sky - Southern Sky", dem 2010er Meisterwerks
(auf jeden Fall aus meiner Sicht!) der Band, im vergangenen Frühjahr angekündigt. Der Stil des neuen
Albums ist durch die stärkere Verwendung der Keyboards von Christian Ebert etwas weg vom Folk
in Richtung Pop verschoben, aber es gefällt mir trotzdem recht gut. Bei den Songs war für mich vor allem durch
die ersten drei Lieder des letzten Albums ("Northern Sky", "Nightmares" und
"Satelite Wings") die Messlatte für das neue Album so hoch gesetzt, dass mit einer weiteren Steigerung nicht
gerechnet werden konnte - und auch nicht mußte. Schau'n wir also mal, wie sich das Album so entwickelt ...
(17.06.2018)
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Ein unprätentiös produziertes Album mit schönen Melodien, die mehr im unaufdringlichen Folk und urbanen Singer/ Songwritertum als im ländlichen Country wurzeln. Pedalsteel und Banjo würzen immer mal wieder Landluft nach. Im Vergleich weist Directions mehr in Richtung Pop, was aber den schön gesungenen Nummern nicht ihren teils melancholischen Charme nimmt.
(Good Times, Juni / Juli 2018)
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Horse Feathers: "Appreciation" (Kill Rock Stars, Mai 2018) |
Auch der von mir bislang sehr geschätzte Singer/Songwriter Justin Ringle aus Portland/Oregon
hat jetzt plötzlich den Mainstream-Rock für sich entdeckt - auf jeden klingen die ersten Lieder
des neuen Albums nicht mehr nach Folkclub, sondern irgendwie nach großer Bühne. Das sei ihm
natürlich gegönnt, aber ich bin doch erst einmal etwas irritiert ...
(22.05.2018)
Beim zweiten Hörversuch assoziere ich nicht mehr Stadionrock, sondern eher 70er-Soul aus Memphis (Stax, Hi),
was mich wieder versöhnlicher stimmt ...
(26.05.2018)
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Lead-Sänger und Kopf der Band Justin Ringle überzeugt nach wie vor mit seiner warmen Tenor- Stimme und den Lyrics, die von Arbeit, Liebe und anderen Kämpfen des Lebens erzählen. Langzeit Violinist Nathan Crocket und Keyboarder Dustin Dybvig liefern solide Kontinuität ab. »Appreciation« verbindet Ringles bisherige musikalische Ideen mit einem großen Entwicklungssprung. Hauptsächlich wurde das Album in Kentucky in den La-La Land Studios in Louisville und in den Shangri-La Studios in Lexington aufgenommen.
Instrumentalisten wie J. Tom Hnatow, Robby Cosenza und R&B Sängerin Joslyn Hampton bereichern die Songs durch eine Mischung aus 70er Country-Pop (»Without Applause«, »Don't Mean To Pry«) und geschmeidigem Soul (»Best To Leave«, Evictions‹). Horse Feathers sind neben der unverwechselbaren Stimme von Sänger Justin Ringle, insbesondere bekannt für ihre charakteristische Instrumentierung.
Der R&B/Soul Song ›The Hex‹ besticht durch ein Banjo. Songs wie ›Born in Love‹ und ›On the Rise‹ werden bereichert durch Instrumente wie einer Hammondorgel, Piano, Tambourin sowie Fingerschnippen.
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Kassin: "Relax" (Luaka Bop, Mai 2018) |
Brazil!
(04.08.2018)
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Alexandre Kassin ist ein brasilianischer Musikproduzent, Komponist, Multiinstrumentalist und Sänger. Er wurde 1974 in Rio de Janeiro geboren und zählt mittlerweile zu den bekanntesten Köpfen der heimischen Pop-Szene. In seiner langen Karriere hat Kassin bereits über 100 Alben produziert, unter anderem für Marisa Monte und Bebel Gilberto. Auch Sean O'Hagan (Stereolab, High Llamas) stand er schon produktiv zur Seite. Konzerte von Caetano Veloso begleitete Kassin als Bassist. Außerdem ist er Leiter der Band Orquestra Imperial. Mit Moreno Veloso und Domenico Lancelotti gründete Kassin die Gruppe +2. In jungen Jahren erstellte er ein Album, das allein auf den Tönen eines Gameboy basierte.
Sein aktuelles Werk »Relax« wartet hingegen mit einem breiten, vor allem sehr zugänglichen stilistischen Spektrum auf. Über elf Stücke hinweg flirtet Kassin ganz entspannt mit tanzbaren südamerikanischen Rhythmen, brasilianischem Pop und Soul. Dabei gibt er erfundene Geschichten über den Tod, Drogenmissbrauch, Politik und das Schicksal zum Besten.
Das macht »Relax« zu einem surreal-dichotomischen Erlebnis: den leichtfüßigen tropischen Arrangements stehen recht schwere Inhalte gegenüber. Für Kassin zeigt sich darin das Yin und Yang des brasilianischen Alltags - nichts ist gewiss.
For more than two decades, Alexandre Kassin has left an indelible mark on Brazilian popular music. From his involvement in the near-mythical Acabou La Tequila in the mid-'90s to his collaborative membership in +2 with Moreno Veloso and Domenico Lancellotti, to dozens of production, songwriting, and sideman gigs -- including work with Caetano Veloso, Marisa Monte, Bebel Gilberto, and Erasmo Carlos -- he is among the most influential members of Brazil's music fraternity. Relax is only Kassin's second solo album; it follows his debut, Sonhando Devagar, by six years. Where the former celebrated blissed-out dreaminess, Relax revolves around the mundanities, tragedies, and absurdities of waking life.
There is much to link Relax with its predecessor musically. Kassin employs several of the same collaborators and utilizes just as many styles here, from disco, funk, and jovem garda, to samba torto (crooked samba), neo-bolero, bossa nova, and pop. Several tunes have seen the light in different versions before. "Estricnina" ("Strychnine Love") was first recorded in 2000 with vocals by Rio de Janeiro's Toni Plato. Here it's driven by a spooky organ, drums, and guitars, Kassin rips at the seam where new bossa meets jovem garda; his bassline and droll singing are backed by a haunted B-3 and skittering breakbeat snares. An instrumental version of "O Anestesista" (a "math bossa") was issued in 2017 on Visitantes Nordestinos by Mitch & Mitch -- Kassin played on and produced it. His take here offers his singing up front delivering darkly humorous lyrics (translated by Arto Lindsay) requesting a medical professional give him nitrous oxide during life's more difficult moments. Closer "Enquanto Desaba o Mundo" was written by Kassin for Zabelê, who cut it on her self-titled solo debut in 2015, which was produced and mixed by his +2 bandmates.
The title track, penned with Alberto Continentino, is a sideways tribute to production duo of Robson Jorge and Lincoln Olivetti; it borrows the bassline from Hall & Oates' "She's Gone" and adorns its backdrop with a gorgeous Gil Evans-esque horn chart atop a fluid disco beat. Single "Momento de Clareza" is almost pure tropical disco (complete with a chunky Nile Rodgers-inspired guitar line). The breezy "Didgeridoo," co-written with Sean O'Hagan, is a samba whose lyrics are drenched in cannibalism, complete with dead meat being chewed, digested, and evacuated -- it's a metaphor for the end of a relationship. "A Paisagem Morta" references the influence of Frank Zappa's "Peaches en Regalia" by way of Barry White and Marcos Valle; it's one of the more sensual things here. "Sua Sugestao" melds bossa nova and jovem garda rock, while "A Paisagem Morta" is an achingly beautiful tune about the ghosts left behind after a relationship dies; its fragile poetic lyrics are made more resonant with elegant trombones, Lancellotti's slippery snares, cascading pianos, and a mellotron. Despite its sometimes bittersweet (and perverse) lyrics, Relax is pure retro summer fun. Its imagination, execution, and restless carioca grooves make it a necessary addition to any Brazilian music fan's collection.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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Sarah Louise: "Deeper Woods" (Thrill Jockey, Mai 2018) |
Eine mir bislang unbekannte amerikanische Gitarristin mit Schwerpunkt auf dem 12saitigen Instrument,
die mich aufgrund dieser Tatsache sowie ihres recht sperrigen Songmaterials und ihres ungewöhnlichen
Einsatzes der eigenen Stimme an meinen alten Helden Tim Buckley, vor allem dessen Album
"Starsailor", erinnert, ohne natürlich genauso zu klingen.
Mein Vertrauen auf den guten Geschmack des Plattenlabels Thrill Jockey und ein kurzes Online-Reinhören
in die ersten Lieder haben mich zum Kauf überredet, allerdinx ist mein Fazit nach zweimaligen Durchhören
doch etwas ambivalent, schwankend zwischen toll und eher
nervig. Ich setzte am besten auf einen weiteren Hörversuch zu einem
späteren Zeitpunkt, vielleicht nicht unbedingt beim Autofahren, wo ich auch "Starsailor"
eher selten geniessen kann ...
(17.06.2018)
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On her third solo album, North Carolina guitarist Sarah Louise Henson steps beyond her vivid acoustic work and into a realm of glowing studio experimentation and layered vocals.
Deeper Woods, the third solo album by North Carolina-based guitarist Sarah Louise Henson, picks up where her previous work left off and lingers there for all of 60 seconds. Opening track “Bowman’s Root” begins with the intricate, fingerpicked 12-string acoustic that fills the two previous full-lengths she released as Sarah Louise and the high, clear singing that marked last year’s self-titled debut of House and Land, her duo with multi-instrumentalist Sally Anne Morgan. But, as the first minute of the song winds up, Henson begins harmonizing with herself, and an alto recorder traces out hidden threads. Soon, feedback and drums float up, and the harmonies rise even higher, as if sung from a cloud.
Sarah Louise hasn’t gone electric on Deeper Woods—though there are both drums and electric guitar on the album—so much as broadened her ambitions. A gifted and expressive solo guitarist, her instrumental work (like that of other great guitar soloists) has always relied on a keen sleight-of-ear vocabulary: She has the ability to conjure worlds between notes. Her instrumental 12-string guitar album for Vin Du Select Qualitite, 2016’s VDSQ Solo Acoustic Vol. 12, conjured jeweled landscapes that unfolded in constantly renewing wonder.
A bold step forward for Henson, these new compositions underscore both the uniqueness and the expansiveness of her musical voice. Some solo guitarists (like Steve Gunn) have transformed into the centers of high-energy rock bands and others (like Ryley Walker) have assembled groups to follow their jazz-prog muses, but Henson’s new album holds on to the hushed glow of the previous Sarah Louise releases, a sense of nighttime quiet far from the city lights.
While traditional folk harmonies sometimes appear in the overtones, the album is filled with thoroughly modern surprises. The rural kosmische-pop track “When Winter Turns” features a hypnotic rhythm section and Henson’s own Crazy Horse-style electric six-string guitar jags. The closer, “Fire Pink and Milkweed,” is entirely a cappella, a vivid sound poem made of layered voices. In a previous critical epoch, Deeper Woods might have been called “freak-folk,” but to use any derivative of “freaky” to describe it is to ignore its careful construction.
Nearly every song enchants. Linked by images of natural forces and the swarming growth of a living Earth, the album luxuriates in organic sounds that complement Henson’s words. Only the electric-piano-and-synth-driven “The Field That Touches My House and Yours” feels out of place, as though the sky has turned some unsettling color and the laws of physics have shifted. Everywhere else, the music is unified, as if the pieces were grown in the same flower bed, from seeds of unknown plants, each one blooming in a different shape. No matter what Henson adds, her guitar remains at the deepest center of the songs.
“Pipevine Swallowtails” offers the album’s most intricate flowering. Sally Anne Morgan’s fiddle and the warm, vibraphone-like tones of an electric piano wrap around the hypnotic acoustic guitar melody as Henson’s voice stacks itself and jumps octaves. Nothing on Deeper Woods is predictable; Henson creates no musical formulas to follow, choosing instead to follow a vaguely defined path that might not be a path at all. Overflowing with first-person narrative and ecological parable—and often without obvious choruses—the lyrics feel well-tilled, too, borne by music beguiling enough to listen to until the words take root.
If the record exchanges the uncompromising, diamond-sharp eloquence of VDSQ Solo Acoustic Vol. 12 for a more complex and sometimes imperfect vision, it also enhances the singularity of Henson’s previous work, marking Sarah Louise as a musician who’s bound to keep moving. Deeper Woods is a new place she has found. “There I sat in wonder/There I sat listening,” she sings on “Bowman’s Root”—and, while those lyrics are certainly an invitation for the listener to do the same, it’s also easy to see why they’re in the past tense. The deeper woods are right here waiting, but Sarah Louise might already be gone.
(www.pitchfork.com)
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Ryley Walker: "Deafman Glance" (Dead Oceans, Mai 2018) |
Völlig aus der Zeit gefallener Folkjazz des Gitarristen aus Chicago. Der neue Tim Buckley? Nee, aber immer
noch der alte Ryley!
(12.06.2018)
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Perfekt eingependelt
Fünf Alben in nur sechs Jahren? Ryley Walker ist ein kreatives Genie. 2018 meldet sich der amerikanische Musiker und Sänger mit einem neuen Album zurück aus dem Studio: »Deafman Glance«.
Neun Songs hat er dafür aufgenommen, überwiegend in Chicago. Dafür holte sich Walker, der auf dem Album sowohl elektrische als auch Akustikgitarre spielt, gleich mehrfach hochkarätige Unterstützung: Brian J Sulpizio und Bill Mackay an der E-Gitarre, Andrew Scott Young am Kontrabass, Matt Lux am E-Bass, Mikel Avery und Quin Kirchner am Schlagzeug und das frühere Wilco-Mitglied LeRoy Bach an verschiedenen Tasteninstrumenten und E-Gitarre. Als besonderer Gast trug der Chicagoer Saxofonist Nate Lepine einige Saxofon- und Flötenparts bei.
Um die Aufnahme von »Deafman Glance« kümmerte sich Cooper Crain, die Produktion übernahmen wie schon beim Vorgänger LeRoy Bach und Ryley Walker selbst. Für das Mastering zeichnete Miles Showell in den Londoner Abbey Road Studios verantwortlich.
Das Resultat pendelt sich irgendwo zwischen Jazz, Blues, Rock und Singer-Songwriter-Musik ein: ein facettenreiches Album, das außerdem einmal mehr Ryley Walkers hohe Songwritingqualitäten und sein virtuoses Gitarrenspiel herausstellt. Hier ist »Deafman Glance«.
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Kelly Willis: "Back Being Blue" (Thirty Tigers, Mai 2018) |
Lange her seit der letzten Solo-LP ... und fast wäre diese schöne Platte in meinem Stapel für Neuzugänge verschütt gegangen.
Mehr dazu demnächst ...
(01.09.2018)
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Auch wenn Bruce Robison diese saitenstrotzende Songkollektion als Produzent in final-feine Form gegossen hat, so findet der Kelly-Kenner hier nach mehr als zehn Jahren des Wartens und Weinens endlich, endlich wieder ein echtes Willis-Soloalbum vor, ein in allen besten Bedeutungen des Wortes altmodisches Album, das die ganze Vielfalt und vokale Wunderkraft dieser einzigartigen Country-Stimme bndelt und perfekt prsentiert. Erffnet mit einem mitreienden Soul-Seitensprung fhrt das 10-Song-Werk, gekonnt gemischt aus Kelly-Originalen und wenigen, wohlgewhlten Fremdwerken, durch die faszinierend facettenreiche Vielfalt des klassischen Country der seligen Tage, als Nashville noch nicht der finanziellen Verlockung der penetranten Power-Balladen verfallen war (O-Ton Willis: Roots-Rockabilly-Country-Blues, to narrow it down for you. Kind of Nick Lowe meets Skeeter Davis meets Crystal Gayle.). Begleitet von mal gleiend elektrischem, mal traditionstreu akustischem Instrumentarium fhrt uns die zeitlos berhrende Stimme durch die wurzelweisen Weiten des klassischen Country-Terrains, glnzt in Swing, Waltz, Honky Tonk und Rockabilly gleichermaen, und krnt des Country-Connaisseurs Genuss mit trnenziehenden Balladen-Prachtstcken, die kaum jemand derart delikat beherrscht wie Kelly. Trotz dieser angeborenen Balladen-Gabe wei sie auch in heftigen und deftigen Gangarten eine betrende Figur zu machen, und ihre Stimme wei auch neben Stones-nahen Riffs, im CCR-Swamp oder in Roots Rock a la John Hiatt zu leuchten. Mit solchen Songs, mit einer so unverwechselbaren Stimme spielt die Country-Gttin lngst in einer Klasse mit Emmylou, Linda und Dolly (wie traumhaft wre ein Quartett gewesen ), leider aber weilt diese Solo-Sternstunde nur 32 Minuten. Aber wozu gibt es eine Repeat-Taste
(cpa, Glitterhouse)
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John Coltrane: "Both Directions At Once" (Universal/Impulse!, Juni 2018) |
Bislang verschollene Aufnahmen vom 06.03.1963 auf dem legendären Impulse-Label!
(07.07.2018)
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Eine tatsächliche Sensation. Eine komplett unveröffentlichte Studio-LP, am 6.3.1963 mit dem klassischen Quartet in seiner Blütezeit aufgenommen, die Mastertapes gingen verloren, im Nachlaß seiner 1. Ehefrau fand sich ein Referenz-Band, der Sound richtig gut (mono). Die einfache LP/CD-Version enthält 7 Titel: 2 sind völlig unbekannte Originale (bei beiden spielt er Sopran-Sax), unbenannt, das eine swingend im typischen Trane-Sound der Zeit, das andere schon ziemlich spirituell, melodisch ausgezeichnet, ein bischen Latin-Flair – ein echtes großartiges Highlight! Auch „Slow Blues“ (mit 11 Min. längster Track) kannte man nicht; ja, langsam und mächtig bluesig, doch zugleich agil, emotional, sehr gehaltvoll, in der 1. Hälfte ohne Piano, in der (schnelleren) 2. mit – ein weiterer toller Höhepunkt! Was auch auf Nature Boy zutrifft (das erst 2 Jahre später, wesentlich anders, wieder auftauchte, auf Quartet Plays), dunkel in klasse Atmosphäre, ausnehmend melodiös, wunderschön, ein feinst federnder komplexer Rhythmus, und sehr komprimiert. Wie auch Impressions, Highlight Nr. 4, zwar auf mehreren LPs drauf, aber sonst immer nur live! Gewohnt schnell, ausgesprochen konzentriert (was hier auf die meisten Stücke zutrifft, sehr auffallend!!), einfach packend! Bleiben noch das ebenfalls exzellente One Up One Down (nicht umgekehrt!), das es bislang nur auf Live-Bootleg gab (ganz straight swingend und feurig, BeBop-Tradition klingt an) und Franz Lehars Vilia (relativ konventionell/ein wenig 50s-angelehnt, wiederum hoch melodisch). Dessen Alternativ-Version auf der Deluxe-Edition (es gibt 7, auf 41 Min.) ist das einzig bekannte Stück hier (erschien als Bonustrack auf Live At Birdland), die beiden Fassungen sind jedoch ganz unterschiedlich im Charakter – schon weil 1x mit Tenor-, 1x mit Sopran-Sax gespielt! Was erstaunlicherweise (Trane experimentierte halt gerne) mehrfach vorkommt. Schon deshalb, und weil weitere Einzelheiten erheblich bei den Alternativ-Versionen abweichen (z.B. die Tempi bei 3 Impressions-Bonustakes), ist die Deluxe-Edition wirklich lohnend! Noch ein Wort zur hohen Melodiösität: Dazu trägt bei, daß Trane ungewohnt oft die Themen wiederholt (z.B. nach den Soli). Absolutes Muß, finde ich.
(dvd, Glitterhouse)
Years of canonization have obscured how John Coltrane was at a bit of crossroads in the early '60s, playing increasingly adventurous music on-stage while acquiescing to Impulse!'s desire to record marketable albums. Whenever he could, producer Bob Thiele would capture Coltrane working out new music with pianist McCoy Tyner, drummer Elvin Jones, and bassist Jimmy Garrison. One of these sessions happened at Rudy Van Gelder's New Jersey studio on March 6, 1963, when Coltrane's quartet was in the thick of a residency at New York's Birdland and just before they were scheduled to cut an album with vocalist Johnny Hartman. John Coltrane and Johnny Hartman appeared in record stores in July 1963, but apart from "Vilia," which popped up on an Impulse! sampler in 1965, the March 6 session sat on the shelf for decades, eventually getting ditched when the label decided to clear out its vaults in the 1970s. Coltrane's reference tape survived, eventually unearthed by his family and assembled for release as Both Directions at Once by Impulse! in 2018.
Both Directions at Once -- which is available as a single disc and as a double-disc set containing all the alternate takes from the session -- exists on a plane that's somewhere between a rehearsal and a finished album. Two of the original songs are untitled, their melodic themes are perhaps a shade fuzzy, the band is vigorous but loose. It lacks the polish of the albums Impulse! released during Coltrane's lifetime, in other words, but that slight rough edge also lends Both Directions at Once no small share of vitality which, in turn, makes it seem even livelier when compared to the two collaborative LPs the label put out in 1963. Throughout the recordings, the quartet is stretching and testing itself, inching ever closer to the exploratory sound that would define Coltrane's mid-'60s. They're still firmly within the realm of accessible bop here, expanding "Nature Boy" and finding crevices within the bars of "Slow Blues," while the original material -- including "Impressions," which would provide the title track on a subsequent 1963 album -- is conversational yet elliptical, pushing at the boundaries of the expected without truly breaking free. As a historical document, this is a necessary footnote, providing evidence that the experimental side of Coltrane did not lay dormant during the early '60s, but the pleasant surprise is that Both Directions at Once is also enjoyable on its own terms as a long-playing record. Impulse! has sequenced the existing recordings so they have an ebb and flow that mirrors a finished album. Just as impressively, the bonus disc of alternate takes works on its own terms, while also lending an illusion that the first disc is a completed work. And that means Both Directions at Once is truly a rare thing: an important discovery from the vault that's also a blast to hear.
(by Stephen Thomas Erlewine, All Music Guide)
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Father John Misty: "God's Favorite Custumer" (Bella Union, Juni 2018) |
Josh Tillman ist ziemlich fleissig, denn das Vorgängeralbum "Pure Comedy"
ist gerade mal ein Jahr alt. Und genauso wie beim Vorgänger wollte ich mir das neue Album zuerst auch nicht kaufen,
wobei ich nicht mehr weiß, woher meine geplante Zurückhaltung stammt. Wahrscheinlich war das irgend ein Review,
irgendwo im WWW aufgeschnappt, den ich auch gar nicht wiederfinden kann. Der erste eigene Höreindruck vom neuen Album:
alles etwas sparsamer umgesetzt als zuletzt und deshalb (vielleicht) sogar noch besser. Aber am besten
abwarten und noch öfter hören ...
(17.06.2018)
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Auf seinem neuen Album »God's Favorite Customer« versammelt Father John Misty 2018 zehn starke Songs von gewohnt herausragender Songwriterqualität, mit Witz und der bewährten Prise Absurdität.
Keinem der vorangegangenen Father John Misty Alben wurde derart viel Aufmerksamkeit und Lob zuteil wie das im April letzten Jahres erschienene »Pure Comedy«. Nun folgt mit »God's Favorite Customer« bereits Album Nummer vier über Bella Union.
Produziert von Tillman selbst und aufgenommen mit Jonathan Rado, Dave Cerminara und Trevor Spencer, umfasst die Gästeliste Namen wie The Haxan Cloak, Natalie Mering (Weyes Blood), Langzeitkollaborateur und Labelkollege Jonathan Wilson und Mitglieder seiner Live-Band.
»God's Favorite Customer« ist zu großen Teilen zwischen Sommer 2016 und Winter 2017 in New York entstanden und thematisiert das widersprüchliche Durchleben der Trauer eines gebrochenen Herzens und die manischen Phasen der Freiheit. Tillmans Songwriting ist bittersüß und direkt, ohne an Witz und den bekannten Hang zur Absurdität einzubüßen.
Die Jahrescharts: Platz39im Rolling Stone!
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Charles Lloyd & The Marvels + Lucinda Williams: "Vanished Gardens" (Universal/Blue Note, Juni 2018) |
Blue Note!
(08.07.2018)
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Dreamteam
Jazzlegende trifft Folkrock- und Countyikone: Für sein neues Album »Vanished Gardens« holten sich Saxofonist Charles Lloyd und seine Band The Marvels die Unterstützung von keiner Geringeren als Lucinda Williams.
Zwischen Jazz und Rock, eigenen Stücken und spannenden Coverversionen entpuppen sich die beiden als absolutes Dreamteam.
Kaum zu glauben: am 15. März dieses Jahres feierte Saxophon-Legende Charles Lloyd seinen 80. Geburtstag! Genauso alterslos wie der Musiker ist aber auch noch immer seine Musik. Mal spielte er puren Jazz mit Cannonball Adderley oder Keith Jarrett, mal begab er sich in psychedelische Rock-Gefilde mit niemand geringerem als den Doors, den Beach Boys oder den Grateful Dead! Immer noch durchzieht Lloyds Musik eine tiefe Spiritualität und Größe.
Zusammen mit seiner Band The Marvels (u. a. mit Gitarren-Legende Bill Frisell) ist Charles Lloyd in der jüngeren Vergangenheit schon live und im Studio Kollaborationen mit Folkrock-Berühmtheit Lucinda Williams eingegangen. Auf Lloyds neuem Studioalbum ist die Sängerin jetzt auf insgesamt fünf Titeln als unwahrscheinlich starke Stimme zu hören. Neben eigenen Songs von Lloyd und Williams sind auch Titel von Thelonious Monk und Jimi Hendrix Teil des Album-Repertoires.
Athmosphärische Jazz/Folkrock-Songs mit rhythmischen Highlights!
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"Lump" (Dead Oceans, Juni 2018) |
Spannendes Duo Projekt von Laura Marling und Mike Lindsay (Tunng) ...
(24.06.2018)
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»Lump« ist das gemeinsame Album von Laura Marling, der Grammy-nominierten, britischen Singer-Songwriterin, und Mike Lindsay, Gründungsmitglied von Tunng und Throws und mit einem Mercury-Preis ausgezeichneter Produzent.
Lump wurde mit vorherbestimmter Kompatibilität und gutem Timing geboren. Es begann in einer Nacht Mitte Juni 2016, als Mike Lindsay Laura Marling nach ihrer Show mit Neil Young in London vorgestellt wurde.
Beim Treffen entdeckten Lindsay und Marling, dass sie bereits seit geraumer Zeit die Arbeit des anderen bewundert hatten. Lindsay war zuvor einige Monate in seinem Londoner Studio damit beschäftigt gewesen, einen komplizierten, ehrgeizigen neuen Klangzyklus zu komponieren. Da das Projekt einen Texter und Sänger brauchte, lud Lindsay Marling ein, in seine Welt einzutreten. Diese Welt stellte sich als ein Ort heraus, an dem Marling sich instinktiv zu Hause fühlte.
Inspiriert vom Surrealismus des frühen 20. Jahrhunderts und der absurden Poesie von Edward Lear und Ivor Cutler, wollte sie die scheinbare Leere des heutigen Lebens zerschneiden. Ihr Ergebnis ist eine bizarre, aber zwingende Erzählung über die Kommerzialisierung kuratierter öffentlicher Personen, die alltägliche Absurdität des Individualismus und wie weit wir gehen, um unserer eigenen Bedeutungslosigkeit zu entkommen. Die Komponisten möchten betonen, dass Lump eine Schöpfung ist, die aus ihnen entstanden ist, und sie betrachten sie mit elterlicher Fürsorge. Es ist ihr Verständnis, dass Lump nun der Künstler ist und sich von nun an selbst erschaffen wird. Lindsay und Marling werden sie bei Bedarf unterstützen.
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Motorpsycho: "Roadwork Vol 5: Field notes, Europe 2017 - The Fantastic Expedition of Järmyr, Ryan, Sæther & Lo" (Stickman, Juni 2018) |
Auf sechs Schallplattenseiten und gerade einmal sieben Liedern zwisch zwei und dreißig Minuten gibt es die aktuelle Motorpsycho-Besetzung
(neben der Urgesteinen Bent Sæther und Hans Magnus Ryan sind das der neue Drummer Tomas Järmyr und der zusätzliche
Gitarrist/Keyboarder Kristoffer Lo) von ihrer Europatournee Ende 2017 zu hören. Das Ergebnis kann man mit großartig
nur unzulänglich beschreiben.
(14.08.2018)
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Der 5 .Teil der legendären Roadworkserie fügt auf bewährte Weise die Highlights der 2017er Tour zusammen. Würde sich die Band nach diesen Konzerten aufgelöst haben, könnte man den Ruf, immer noch eine der besten und wagemutigsten Live-Bands zu sein, mühelos nachvollziehen. Motorpsycho waren zu diesem Zeitpunkt der neue Drummer Tomas Jarmur, Keyboarder Kristoffer Lo neben Ryan und Saether. Und der Vierer spielt sich über 6 LP-Seiten in einen Rausch: nur 8 epische, spannende Tracks von 11 bis über 30 min. und eine Art Werkschau über fast 30 Jahre Motorpsycho.
(www.flight13.com)
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Dawes: "Passwords" (HUB, Juni 2018) |
(25.12.2018)
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»Passwords« heißt das sechste Studioalbum von Dawes, welches via HUB Records erscheint. Die Folk-und Indie-Rock Band aus Californien hat sich für Passwords mit Produzent Jonathan Wilson wiedervereint, der auch die ursprüngliche DNA der Band maßgeblich mit formte. Es ist ein Album für und über das moderne Zeitalter – die Beziehungen, die es füllen, die Politik, die es zerteilt und die kleinen Siege und Verluste, die es seiner Form gestaltet.
»We're living in such a unique moment in history«, sagt Frontmann und Songschreiber Taylor Goldsmith, »Many of these songs are an attempt to come to terms with the modern world, while always trying to consider both sides of the story.«
»Passwords« ist das bisher universellste und am stärksten gegenwartsbezogene Album der Band. Taylor verarbeitet jedoch auch persönliche Themen in den Songs, wie z.B. seine kürzliche Verlobung, die er in den Songs »Time Flies Either Way« and »I Can't Love« selbstreflektiert und tiefgehend musikalisch aufgreift.
Die Jahrescharts: Platz27im Rolling Stone!
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Kamasi Washington: "Heaven And Earth" (Young Turks, Juni 2018) |
Und schon wieder so ein Monster von einem Album des begnadeten Saxofonisten, wie beim letzten Mal
mit großer Band, großem Orchester und großem Chor. Allerdinx habe ich mir doch
lieber die Doppel-CD für schlappe 14€ statt des 4fach-Vinyls für heftige 50€ gegönnt. Irgendwann hört
auch bei mir der Spass beim Bezahlen auf, auch wenn das fette Vinylpaket sicherlich was hermacht ...
(24.06.2018)
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Qualität und Quantität
Nachdem Kamasi Washington im letzten Jahr seine EP »Harmony Of Difference« veröffentlichte, meldet sich der amerikanische Tenorsaxofonist 2018 endlich mit seinem neuen, zweiten Album zurück.
»Heaven & Earth« ist wieder ein Geniestreich, der sowohl qualitativ als auch quantitativ einiges zu bieten hat. Und ein paar spannende Gäste gibt es ebenfalls.
Uff. Nach dem (selbst verkaufstechnisch) überall Furore machenden 3er-Set The Epic nun quasi die Fortsetzung, wieder so ein Monster (diesmal zweieinhalb Stunden, die meisten der 16 Stücke 8-10 Min.) mit Chor und Streicherphalanx (punktuell doch immer wieder eingesetzt, unglaublich wirkungsvoll), diversen Bläsern, extrem viel Melodie! Im Vergleich: Im Prinzip treibt er das Konzept auf die Spitze (mit im Einzelnen teilweise auch anderen musikalischen Mitteln bzw. anderer Schwerpunktsetzung), doch es wirkt insgesamt homogener trotz der enormen Vielfalt, etwas weniger Kontraste, noch vollmundiger, (noch) weniger „reine Lehre“. Es gibt mehr Fusion-Einfluß der 70er als bislang (was mich komischerweise hier gar nicht stört, wohl auch wegen dem anders gelagerten Gesamt-Kontext), zumindest in den non-orchestralen Phasen, Anklänge von Herbie Hancock bis (sehr begrenzt) Miles Davis. Jede Menge GROOVE, gern in Richtung (Afro-) Latin-Jazz (wiederum 70er), teils komplexerer/etwas vertrackterer (jedoch wunderbar flüssiger)/polyrhythmischer Art, teils funky, Soul-Jazz- wie sowas wie „Groove-Pop-Jazz“-Tendenzen. Aber natürlich auch gewohnte Hard Bop/Post Bop-Anleihen (z.B. in herrlich herrlich leichtfüßiger Form oder mit viel Drive), modales Spiel, gar ein Freddie Hubbard-Cover, mehrfach deutliche Coltrane-Parallelen (bis hin zum Pianospiel). In den Extremen zudem: Ein Soundtrack-artig bombastisch-umhüllendes Stück mit Pop-Touch alter Schule samt wogendem Klangfarben-Meer (erinnert mich leicht an gewisse Alice Coltrane-Sachen; kitschig? Ja klar, so what), ein sattes Free Jazz-Intro. Nur selten tauchen feinsinnige/feinziselierte/ziemlich poetische Momente auf, jedoch nicht in langsamen Tempi die sind fast durchweg hoch bis wenigstens mittel! Soul-Inspiration kommt ab und zu vor, v.a. im Solo- (oder m/w-Duo-) Gesang (in 4 Stücken, z.B. der tolle Dwight Trible, u.a. bei Horace Tapscott beschäftigt). Die Chöre übrigens funktionieren (mit einer Ausnahme) wortlos. Und dann ist da noch dieser unnachahmliche allumfassende immens emotional aufgeladene orchestrale Überwältigungs-Jazz (inkl. Bop- und Groove-Anteil) von Stücken wie One Of One fantastisch! Die beständig eingestreuten Soli von Kamasis Sax leben nicht gerade von viel Variation, aber dafür von seiner ungeheuer hohen Emotionalität, emphatisch, inbrünstig, beeinflußt u.a. von Pharoah Sanders (jedoch weniger frei/extrem) ich finde sie klasse (auch Synthie, Trompete, Posaune, Piano, sporadisch Drums, Bass, Orgel bekommen Solo-Freiräume). Geschmeidige, flüssige, kathartische, hymnische, gefühlsbetonte, cinematische, romantische, dramatische, erhabene, bisweilen spirituell angehauchte Musik von höchstem Kaliber, auf CD 1 einfach großartig und wie aus einem Guß/super aufgebaut, total packend/sogartig, CD 2 wirkt auf mich etwas „zerrissener“ inkl. 2,3 nicht ganz so überzeugender Stücke, hat aber ebenfalls richtige Highlights. (dvd, www.glitterhouse.com)
Die Jahrescharts: Platz13im Musikexpress und
Platz34im Rolling Stone!
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Cat Power: "Wanderer" (Domino, Juli 2018) |
Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich doch noch mit dem neuen Album von Chan Marshall beschäftigt
habe. Dabei kann ich gar nicht sagen warum, das so lange gedauert hat, denn ihren Alben haben mir eigentlich
immer gut gefallen. Letztendlich ist das ja auch egal, denn jetzt, wo ich das Album doch zu hause habe,
gefällt es mir in seiner Kargheit sehr gut. Fast alle (der wenigen) Instrumente hat sie selber gespielt und
macht damit wieder einmal allen Leuten Mut, die vielleicht handwerklich nicht zur Musikerelite gehören, aber
deren Ideen künstlerisch dennoch großartig sind.
Kleine Anekdote: ihre alte Plattenfirma Matador, deren Arbeit ich bisher immer sehr geschätzt habe
(zum Künstlerkreis gehören u.a. Yo La Tengo!), hatte das Album als nicht kommerziell genug
abgelehnt und ihr doch tatsächlich Adele als Orientierung empfohlen. Jetzt ist sie beim noch kultigeren
Label Domino und zeigt dem alten Arbeitgeber den Stinkefinger, indem sie zwar nicht jene Adele,
aber immerhin Lana Del Rey als Gastsängerin dabei hat.
(27.10.2018)
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Cats persönliche Reise
Ganze sechs Jahre mussten sich die Fans von Cat Power gedulden. 2018 ist es endlich so weit: Die US-amerikanische Alternative-Country-Künstlerin meldet sich mit ihrem neuen Album »Wanderer« zurück.
Der Nachfolger von »Sun« (2012) ist ihr mittlerweile zehntes Studiowerk.
So viel sei verraten: Das Warten hat sich gelohnt. Cat entpuppt sich einmal mehr als begnadete Songwriterin. Der Albumtitel »Wanderer« ist dabei Programm, denn die elf neuen Songs handeln von ihrer persönlichen Reise und von ihrem Leben »on the road«.
Zudem gibt es auf dem neuen Album ein paar besondere Gäste, darunter Freundin und Sängerin Lana Del Rey, die im Song »Woman« zu hören ist.
Endlich: Cat Power präsentiert ihr sehnsüchtig erwartetes neues Album. Hier ist »Wanderer«.
Mit spärlich instrumentierten, jedoch niemals langweiligen Stücken wie ›In Your Face‹, ›Horizon‹ oder ›Woman‹ (mit Lana Del Ray als Gastsängerin) sind ihr einige der schönsten Songs ihrer bisherigen Karriere gelungen.
(Good Times, Oktober / November 2018)
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Cowboy Junkies: "Reckoning" (Proper/Latent, Juli 2018) |
Es ist selten, dass ich mal so darüber erfreut bin, wenn eine Band sich treu bleibt und quasi
immer das Gleiche macht. Bereits vor etwa 30 Jahren, beim zweiten Album
"The Trinity Session" hatten sie ihren Sound gefunden, basieren auf den Songs
und der scheinbar monoton-stoischen Rhythmusgitarre von Michael Timmins und der Stimme seiner Schwester Margo
Timmins. Für Farbtupfer (Leadgitarre, Keyboards, Geige) sorgen (wie immer) irgendwelche virtuosen (?) Gastmusiker,
die toll spielen, ohne die der Zauber dieser Musik aber keinen Deut geringer wäre.
(19.08.2018)
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Cowboy Junkies bewegen zum Zuhören
Es hat etwas gedauert, aber 2018 ist es endlich da, das neue Album von den Cowboy Junkies: »All That Reckoning«.
Ganze sechs Jahre haben sich die kanadischen Alternative-Rock-Pioniere für den Nachfolger von »The Wilderness« Zeit gelassen.
Neun Stücke hat er für »Out Of The Blues« aufgenommen, und zwar erneut mit Schlagzeuger, Produzent und Songwriter Steve Jordan.
Aber egal, ob sie in den elf neuen Songs den fragilen Zustand der Welt oder persönliche Beziehungen besingen, die Cowboy Junkies wissen immer noch, wie sie ihre Hörer zum Zuhören bewegen.
Wer sich davon überzeugen möchte, dem sei die erste Single, der Titeltrack »All That Reckoning (Part 1)«, ans Herz gelegt. Und dann natürlich das ganze Album »All That Reckoning«.
Diese Band aus Toronto ist einzigartig. (...) Unverkennbar Cowboy Junkies!
(Audio, August 2018)
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The Jayhawks: "Back Roads And Abandoned Motels" (Sony/Legacy, Juli 2018) |
Auf dem neuen Album der Band gibt es zwar nur zwei wirklich neue,
aber acht alteLieder, die Bandchef Gary Louris in den vergangenen
Jahren als Kollaborationen mit anderen Künstlern geschrieben hat und die, wenn überhaupt, nur von
diesen Kollegen aufgenommen wurden. Zu nennen sind zum Beispiel drei Lieder, die er zusammen mit den drei
Dixie Chicks geschrieben hat. Zusätzlich hat es ein Lied von
Golden Smog, dem Nebenprojekt von Louris und Bassist Marc Pearlman,
in einer neuen Version auf die Platte geschafft.
Die Idee zu dem Album soll vom neuen Bandmitglied John Jackson (Gitarre, Geige,Mandoline) stammen,
bei dem es sich wohl nicht um den Ex-Gitarristen von Bob Dylan mit gleichem Namen handelt, sondern um einen
Mitarbeiter der neuen Plattenfirma der Band, der anscheinend bei der Bandbetreuung so gut war, dass er zum
festen Teil der Truppe wurde und somit die Fronten gewechselt hat. Ach ja - die Platte ist gut geworden, bedingt
wohl durch das Songmaterial mehr Folk und Pop als Rock. Ausserdem dürfen Drummer Tim O'Reagan und
Pianistin Karen Grotberg auch mal erste Stimme singen, was die ja auch richtig gut können.
(28.07.2018)
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Aus einer Feder
Nachdem The Jayhawks zuletzt mal wieder mit Kinks-Chef Ray Davies auf dessen neuem Album musizierten, meldet sich die Alternative-Country-Combo 2018 außerdem mit einem eigenen neuen Longplayer zurück aus dem Studio: »Back Roads And Abandoned Motels«.
Das mittlerweile zehnte Album, der Nachfolger von »Paging Mr. Proust« (2016), ist gewissermaßen eine Hommage an die Songwriterqualitäten von Frontmann Gary Louris.
Denn unter den zehn Tracks von »Back Roads And Abandoned Motels« befinden sich neben zwei neuen Jayhawks-Stücken vor allem Songs, die er zusammen mit und für andere Künstler geschrieben hat, zum Beispiel »Come Cryin’ To Me« (Natalie Maines), »Everybody Knows« und »Bitter End« (Dixie Chicks), »Gonna Be A Darkness« (Jakob Dylan), »Bird Never Flies« (Ari Hest) und viele mehr. Das gesamte Tracklisting von »Back Roads And Abandoned Motels« finden Sie im Folgenden.
Um die Aufnahme im Flowers Studio in Minneapolis und die Produktion des neuen Albums kümmerte sich Louris zusammen mit Bandkollege John Jackson und Ed Ackerson.
Obwohl diese Songs alle aus einer Feder stammen, zeigt »Back Roads And Abandoned Motels« einmal mehr die große Kreativität und Vielseitigkeit hinter Gary Louris und The Jayhawks.
... ein taufrisches, wunderbares Werk der Countryrocker aus Minneapolis.
(Audio, August 2018)
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Boz Scaggs: "Out Of The Blues" (Universal/Concord, Juli 2018) |
Wenn es darum geht, elegante Musik (Yacht-Rock?) und den Blues zusammenzubringen,
ohne dass das peinlich und/oder blutleer wird, dann ist Boz Scaggs der richtige Mann! Dies ist nach
"Memphis" von 2013 und "A Fool To Care"
von 2015 bereits der dritte Teil in einer großartigen Reihe von (Cover-)Alben im Spätwerk dieses begnadeten Sängers, das offenbar
so erfolgreich ist, dass sich auch wieder einer der großen Labels der Sache angenommen hat. Boz sei es gegönnt.
(19.08.2018)
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Boz Scaggs erkundet wieder seine musikalischen Wurzeln
»Out Of The Blues« heißt das neue Album von Boz Scaggs für 2018.
Damit beendet der Gitarrist und Sänger aus Ohio seine Albumtrilogie zur Erkundung seiner musikalischen Wurzeln, die er 2013 mit »Memphis« begann und 2015 mit »A Fool To Care« fortsetzte.
Neun Stücke hat er für »Out Of The Blues« aufgenommen, und zwar erneut mit Schlagzeuger, Produzent und Songwriter Steve Jordan.
Das Resultat ist eine Kombination aus eigenen Songs und Coverversionen von Originalen von Bobby »Blue« Bland, Jimmy Reed und sogar von Neil Young.
Unterstützung gibt es auf »Out Of The Blues« von Scaggs’ Kumpel Jack Walroth, der vier Tracks schrieb oder co-schrieb, darunter auch die erste Single »Rock And Stick«, in der er Harmonika spielt.
Ein neuer spannender Blick auf die musikalischen Wurzeln von Boz Scaggs: Hier ist »Out Of The Blues«.
Die Jahrescharts: Platz46im Rolling Stone!
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Circles At The Sun: "Let It Wander" (Rhino, Aug. 2018) |
[Interludes For The Dead] |
Neal Casal |
Chris Robinson Brotherhood ]
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Originally, Circles Around the Sun weren't so much a band as a project. The quartet -- guitarist Neal Casal and keyboardist Adam MacDougall (bandmates in the Chris Robinson Brotherhood), bassist Dan Horne, and drummer Mark Levy -- came together to cut a handful of Grateful Dead-influenced prerecorded instrumentals to be played during set breaks at 2015's "Fare Thee Well" concerts. But concert audiences responded so positively, Rhino issued the music as the album Interludes for the Dead. The group members decided they were having enough fun to continue making music together. Let It Wander is their second double-length album. Circles Around the Sun entered Ventura, California's Castaway 7 Studios and worked on tunes that would showcase a sound they were, as Casal put it, "growing into." These seven instrumentals reveal a progression from Interludes for the Dead. The band was unfettered by any goal when recording, and the sense of freedom is pervasive here.
As evidenced by opener "On My Mind," elements of jazzy rock, spindly funk, and mellow psych commingle as electric piano, synth, and Casal's lyrical, pointillistic guitar playing (deeply influenced by Jerry Garcia) articulate the melody. The rhythm section keeps it bumping, with guest Jeff Franca's congas adding a Latin flavor. The tune is songlike in structure, with various solos, a wordless chorus, and middle eight all built in. It gives way to "One for Chuck," featuring Chuck D speaking in the intro. Its vibe is nocturnal and much funkier, as popping clavinet vamps frame rubbery bassline and snare breaks. Casal rocks it out just enough in his solo, using a wah-wah pedal as his guide into the rhythm. "Immovable Object" marries the instrumental psych feel of the Chris Robinson Brotherhood with the gritty, good-time groove of Herbie Hancock's group on Fat Albert Rotunda. MacDougall's killer keyboard playing is as much an attraction as Casal's picking -- and the rhythm section lays down a foundation so solid it cannot be shaken.
"Halicarnassus" is one of two 19-plus-minute jams here. It unfolds gradually in 7/8 time, fueled by a knotty little vamp underscored by the rhythm section laying down their best Meters, with riff and single-line exchanges between Casal and MacDougall. On the backbone-slipping "Tacoma Narrows," clavinet and bass entwine, syncopating the funk riff and souled-out melody as popping drum breaks and spidery guitar lines emerge from the center. The 19-minute closer, "Ticket to Helix NGC 7293," is initially a breezy, sun-kissed psychedelic jam but evolves into a morass of tripped-out, abstract sonic and dynamic shifts that evoke the Dead's Anthem of the Sun before winding all the way around into a drifting Hendrix-ian jam with double-time snare and bubbling basslines. Let It Wander offers numerous surprises for listeners in these fine, almost hummable jam-style tunes; the canny playing and adventurousness this group displays here are tantamount to a major musical discovery. All killer, no filler.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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Lisa Bassenge: "Borrowed And Blue" (Herzog, Sept. 2018) |
[Canyon Songs |
Rusty Nails]
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The Black Sorrows: "Citizen John" (Blue Rose, Sept. 2018) |
Zuerst als Jo Jo Zep & The Falcons in den 70ern grandios, dann mit den
Black Sorrows in den 80ern und 90ern: Jo Camilleris
Musikkarriere hat mich immer interessiert und oft auch begeistert. In den 00er Jahren hat er dann unter den Namen
Bakelite Radio ein paar CDs mit Coversongs herausgebracht, die aber selten den Weg über den großen Teich
von Australien zu uns gefunden haben. Seit ein paar Jahren nennt er seine Begleitband wieder Black Sorrows
(wo Jo Camilleri drin ist, da darf Black Sorrows draufstehen!)
und bringt weitere CDs mit Coversongs heraus, die auch wieder bei uns veröffentlicht werden und deshalb manchmal
auch den Weg in meinen Plattenschrank gefunden haben (z.B. "Endless Sleep"
von 2015), doch jetzt gibt es sogar wieder ein Album ausschließlich mit eigenem Material (wie immer zusammen mit
seinem Partner Nick Smith geschrieben), das er jetzt sogar live in Europa präsentiert hat, wie meine
für meine Verhältnisse durchaus begeisterte Konzertkritik weiter unten ja belegt.
"Citizen John" ist wunderbar altmodisch (besser:
zeitlos) und knüpft nahtlos an Großtaten wie
"Harley & Rose" an.
Was für ein Schlingel! Ich höre gerade das beim Konzert in der letzten Woche gekaufte Album und entdecke
als versteckten Bonustrack am Ende der A-Seite - und auf dem Cover unerwähnt! - das bereits im Konzert gespielte
"Silvio"! Schnell die Platte umgedreht: auch auf der B-Seite gibt am Ende ein Lied mehr als angekündigt
und ich bin schon ganz gespannt ... ein toller Blues, den ich aber zu meiner Schande nicht sofort identifizieren kann ...
es ist "Do I Move You" von Nina Simone (der Internetsuche sei gedankt!)
(22.09.2018)
Konzerthighlight: Jugendzentrum Karo, Wesel, 10.09.2018.
Jo Camilleri im Karo! Das war schon eine riesige Überraschung, als dieser Gig angekündigt wurde,
denn in der Heimat füllt der australische Sänger, Gitarrist und Saxophonist normalerweise deutlich größere
Hallen als das putzige Karo. Bereits seit den späten 70ern kenne ich seine Musik, zuerst mit
Jo Jo Zep & The Falcons, von denen wir uns damals gerne Inspirationen für das Bühnenrepertoire der
Rusty Nails geholt haben, seit Mitte der 80er mit den Black Sorrows,
die er vor ein paar Jahren wiederbelebt hat. Das Konzert vom Montag hatte eine großartige Mischung von Rock, Blues,
Soul und Reggae, gespielt auf höchstem Niveau, wobei ich es normalerweise gar nicht so gut finde, wenn eine Band
"jeden Stil" beherrscht, aber bei Jo passt das einfach. Es gab Hits zu Hören von den Falcons
(z.B. "Honeydripper" und "The Shape I'm In") und natürlich von den
frühen Black-Sorrows aus den 90ern (z.B. "The Chosen Ones"
und "Ain't Love The Strangest Thing"), sowie geschmackvolle Coverversionen
(z.B. "Silvio" von Bob Dylan/Robert Hunter und "Bright Side Of The Road"
von Van Morrison.
(12.09.2018)
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»Ich war verrückt nach Musik« - so erinnert sich Joe Camilleri an die Zeit, als er anfing, in Bands zu spielen. »Ich war an nichts anderem interessiert. Ich habe Musik gelebt, geatmet und gegessen.«
49 Alben später – Citizen John ist sein 21. mit den Black Sorrows und das allererste für Blue Rose Records - und Camilleris Leidenschaft ist, falls möglich, größer als je zuvor.
Mit seinem langjährigen Songwriting-Partner Nick Smith arbeitet er fast täglich an neuen Songs. Auf die Frage nach seinem Lieblingssong in seinem großen Katalog antwortet er augenzwinkernd: »Der nächste.« Immer schon ein produktiver Songschreiber, landeten für Citizen John 13 Songs auf dem Album, die alle Genres abdecken, die Joe als Schreiber und Musikliebhaber über die Jahre inspiriert haben.
Das Album ist wie eine Feier und Reise durch die lebendigsten Musikstile des 20. Jahrhunderts und trägt zugleich eindeutig die Handschrift von Joe Camilleri. »Ich habe mein Netz schon immer weit ausgeworfen«, sagt er. Warum auch nicht? Schließlich bleibt es dadurch spannend - für den Künstler wie für sein Publikum.
»Und das ist eine vielseitige, klasse Rockband!« Gemeinsam liefern sie eine fantastische Mischung ab, die Gospel, Zydeco, Reggae, Texas Swing, Old-School R&B und Soul auf einem großen, selbstbewussten, stets beseelten Album zusammenbringt.
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Harmony Rockets with Special Guest Peter Walker: "Lachesis / Clotho / Atropos" (Tompkins Square, Sept. 2018) |
[Mercury Rev |
Nels Cline]
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Longtime Woodstock resident, guitarist Peter Walker recorded two albums for the Vanguard label in the late Sixties in a style best described as American folk-raga. He studied with Ravi Shankar and Ali Akbar Khan, and was Dr. Timothy Leary's musical director, organ izing music for the LSD advocate's »celebrations.« He was also a close friend of fellow Woodstock resident, the late folksinger Karen Dalton. Rediscovered by Tompkins Square in 2006 after decades out of sight, Walker has remained active into his 8th decade, recording for Jack White's Third Man label, and now, collaborating anew with fellow Upstaters, Harmony Rockets.
Joined in a mighty super-session with Harmony Rockets (Mercury Rev), Martin Keith, Nels Cline (Wilco), and Steve Shelley (Sonic Youth), »Lachesis / Clotho / Atropos« is a mind-melting inter-generational collaboration that could only have coalesced around the wool-sweaters, warm teacups and mouldering bookstores of »Old Old Woodstock«, both the real and mythologized versions.
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Ed Motta: "Criterion Of The Senses" (Membran, Sept. 2018) |
Diesen Musiker aus Brasilien habe ich erst vor wenigen Monaten für mich entdeckt: eigentlich
müsste ich sagen: nett gemacht, aber das klingt ja alles wie bei Steely Dan!,
aber wenn ich in mich hineinhöre, dann bin ich total begeistert von dieser brasilianischen Transzendierung
der Kunst von Walter Becker & Donald Fagen. Ich freue mich schon kolossal auf das Konzert im November!
(03.10.2018)
Konzerthighlight: Ledigenheim, Dinslaken-Lohberg, 18.11.2018
Das war für mich eines der besten Konzerte der letzten Jahre, was der gute Ed mit seiner
europäischen Band (deutscher Pianist, französischer Bassmann,
holländischer Drummer und finnischer Gitarrist) da in diesem tollen Konzertsaal gespielt hat.
Selten habe ich eine Band mit einer solchen Mischung aus technischer Perfektion und extrem viel
Gefühl erleben können.
(20.11.2018)
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Es ist das dreizehnte Album des Sängers und Multiinstrumentalisten und seine Rückkehr zum »AOR«.
Es sind nur acht Stücke, diskrete vierzig Minuten und somit perfekt für zwei LP-Seiten, aber jeder einzelne Song des Albums ist ein Klang-Universum. Das Klangspektrum reicht von Soul über Fusion bis Funk und Soft Rock, leidenschaftlich eingespielt und produziert im Estudio Marini, Studio A Casa und Ed Mottas eigenem Dwitza, allesamt in Rio de Janeiro.
Die anderen Musiker auf dem Album geben den ausnahmslos von Ed Motta komponierten, getexteten, arrangierten und produzierten Stücken mit ihren Soli und auch im eng verzahnten Ensemble-Spiel genau die sinnliche Qualität, die er selbst als Zuhörer schätzt.
»Großartige Platte – ein würdiger Nachfolger zu ›Perpetual Gateways‹ (2016).«
(Audio, Oktober 2018)
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Paul Simon: "In The Blue Light" (Sony/Legacy, Sept. 2018) |
Das ist tatsächlich das erste Paul Simon-Album, das ich mir bereits bei der Veröffentlichung angeschafft habe!
Ich bin zwar kein Fan von ihm, weiß die Qualität seiner Arbeit aber durchaus zu schätzen. Nur hat das bei mir selten mal zu
einer Anschaffung gereicht - vor allem, weil ich seine wichtigen Alben immer bei irgend jemand anderem oder im
Radio hören konnte, was mir dann meist gereicht hat. Einzig und alleine das kaum bekannte Album
"One Trick Pony" von 1980 hatte ich mir mal selber
gekauft (weil es eben keiner in meinem Umfeld hatte!). Die neue Platte enthält nur Neuinterpretationen älterer,
eigener Lieder, die eher unbekannt sind und nach seiner Einschätzung einer Runderneuerung gut vertragen konnten.
Dazu hat er sich die besten Jazzmusiker in's Studio eingeladen, was mich neugierig gemacht und letztendlich
zum Kauf verführt hat, u.a. den rastlosen Bill Frisell und die Schlagzeuglegenden Jach DeJohnette
und Steve Gadd. Ausserdem war die Vinylausgabe ausnahmsweise mal nicht so überteuert wie bei manch anderem
bekannten Künstler (hallo Neil F. und Neil Y.!). Das Ergebnis dieser Runderneuerung gefällt mir
übrigenz sehr gut, mein Bauchgefühl hat mich also nicht betrogen. Nur: ob das jetzt auch dem typischen
Simon & Garfunkel-Fan gefällt? Mir doch egal!
(23.09.2018)
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Die Folklegende covert sich selbst: Paul Simon mit »In The Blue Light« und spannenden Gästen
Paul Simon veröffentlicht 2018 unter dem Titel »In The Blue Light« sein 14. Studioalbum. Der legendäre Songwriter produzierte den Longplayer gemeinsam mit Roy Halee, mit dem er schon seit den 1960ern zusammenarbeitet.
Die Gastmusiker, die auf den Tracks zu hören sind, gehören zur Crème de la Crème der Szene. Mit ihrer Unterstützung packt der Künstler zehn seiner Lieblingssongs in ein neues Soundgewand und überrascht den Hörer mit spannenden Neuinterpretationen der Titel.
Paul Simon wählte für »In The Blue Light« Tracks aus, die ursprünglich auf folgenden Alben veröffentlicht wurden: »There Goes Rhymin' Simon« (1973), »Still Crazy After All These Years« (1975), »One-Trick Pony« (1980), »Hearts and Bones« (1983), »The Rhythm of The Saints« (1990), »You're The One« (2000) und »So Beautiful Or So What« (2011).
Zu den Gastmusikern, die sich auf »In The Blue Light« die Ehre geben, zählen u. a. die Jazz-Superstars Wynton Marsalis (Trompete), Bill Frisell (Gitarre) sowie Jack DeJohnette und Steve Gadd (beide Schlagzeug). Die Songs »Can't Run But« und »Rene and Georgette Magritte with Their Dog After the War« wurden mit den sechs Mitgliedern des New Yorker Kammermusikensembles yMusic eingespielt, das Paul Simon aktuell auch auf seiner »Farewell-Tour« begleitet.
In den Linernotes des Albums erklärt Paul Simon: »Es ist nicht alltäglich, dass man als Künstler die Gelegenheit bekommt, sein Frühwerk zu überarbeiten, neu zu überdenken und sogar komplette Parts der Original-Songs zu verändern.«
»Ich nutzte diese Gelegenheit, die es mir noch dazu ermöglichte, mit außergewöhnlichen Musikern zu spielen, die bisher an keiner meiner Aufnahmen mitgewirkt haben. Ich hoffe, dass ich den Songs neuen Schwung verleihen konnte, so wie man einem alten Wohnhaus einen neuen Anstrich verpasst.«
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Spiritualized: "And Nothing Hurt" (Bella Union, Sept. 2018) |
Die aktuelle Musik von J. Spaceman, wie sich Jason Pierce immer noch
nennt, der mal vor vielen, vielen Jahren beim legendären Duo Spacemen 3 war,
hat mit den damaligen wilden Klängen nicht mehr viel zu tun. Mag ich aber trotzdem immer noch ...
... und gegen Ende der Platte wird es doch noch etwas wilder und ich kann darin die alten
Spacemen 3 wieder entdecken. Das mag ich natürlich auch.
(23.09.2018)
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Das neue, sechste und vielleicht letzte Album
Bereits im letzten Jahr kündigte Jason Pierce ein neues Album von Spiritualized an, leider aber auch, dass es möglicherweise das letzte Werk der britischen Rockband sein könnte.
2018 ist es nun endlich da: »And Nothing Hurt« heißt die insgesamt neun Songs starke Platte, die wieder einmal mit einer perfekten Mischung aus Spacerock, Shoegazing und Psychedelic Rock überzeugt.
Das Album ist der lang erwartete Nachfolger von »Sweet Heart Sweet Light« aus dem Jahr 2012. Es wurde fast vollständig im Alleingang von Jason Pierce in seinem Heimstudio in East London aufgenommen.
Wie genau Spiritualized klingen, verrieten sie bereits vor Album-VÖ mit den beiden Singles »I’m Your Man« und »A Perfect Miracle«.
Ob es nun das letzte Album ist oder nicht: »And Nothing Hurt« ist ein neuer Meilenstein in der Diskografie von Spiritualized.
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Richard Thompson: "13 Rivers" (Proper, Sept. 2018) |
Dreizehn Lieder, völlig unspektakulär umgesetzt, als wären das bloss Demos für die anstehenden Konzerte - das kann sich
nur einer meiner Gitarrenhelden leisten!
(03.10.2018)
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Erstklassig
Richard Thompson ist zurück. Die Folk-Rock-Legende präsentiert 2018 sein neues, mittlerweile 19. Studioalbum »13 Rivers«. Drei Jahre mussten Fans auf den Nachfolger von »Still« und damit auf neues Material des Londoner Gitarristen, Sängers und Komponisten warten.
13 neue Songs hat Thompson dafür in Los Angeles aufgenommen, und zwar analog mit nur wenigen Overdubs. Unterstützt wurde er dabei von seinen langjährigen musikalischen Partnern Michael Jerome (Schlagzeug) und Taras Prodaniuk (Bass) sowie seinem Gitarrentechniker Bobby Eichorn, der die zweite Gitarre spielte.
Die Produktion von »13 Rivers« übernahm Richard Thompson selbst.
Wie genau sein neues Album klingt, verriet der Musiker und Sänger bereits vorab mit den Auskopplungen »Bones Of Gilead« und »The Storm Won’t Come«.
Richard Thompson ist nach wie vor ein erstklassiger Songwriter und einer der besten Gitarristen aller Zeiten ...
»... ein griffiges Folkrock-Werk.«
(Audio, Oktober 2018)
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The Chills: "Snow Bound" (Fire, Okt. 2018) |
In den 80ern hat die Band aus Neuseeland um den Sänger und Gitarristen Martin Phillipps
schon zeitlosen Gitarrenpop gemacht - und tut das immer noch ganz vorzüglich!
Noch 'ne kleine Anekdote: Bereits seit dem zweiten oder dritten Album (je nach Zählweise)
"Submarine Bells" von 1990 fangen alle Albumtitel
mit S und B an, wie mir gerade eben zum ersten Mal aufgefallen ist. Das scheint in Rezensionen aber
irgendwie kein Thema zu sein. So was ist irgendwie nerdig - macht aber
einem echten Künstler Spaß. Mir fallen da ansonsten noch die Go-Betweens
ein, die eine zeitlang immer ein Doppel-L im Titel hatten.
(08.10.2018)
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After coming back with 2015's Silver Bullets, an album that reasserted the genius of Martin Phillipps but sounded a little tentative at times, the Chills' second album of the 2010s is a brilliant pop hit that's bold, bright, and confident. Snow Bound is a big pop statement, overflowing with singalong choruses, ringing guitars, rich arrangements, and Phillipps' typically trenchant observations. It's reminiscent of the Go-Betweens' 16 Lovers Lane, Prefab Sprout's Steve McQueen, or the Chills' own Submarine Bells; albums that have ambition and reach but don't sacrifice an ounce of humanity in the process. Unlike those records, which were often tied to some questionable production techniques, Phillipps, his band (the same sympathetic lineup from Silver Bullets), and producer Greg Haver work together to make the album sound modern and spotlessly clean on the surface. They also give it a warmth that keeps it from sounding clinical. Phillipps' songs are witty and super hooky as usual; each one sounds like it could be extracted and called a single. Some of them are as good as any the band have released. Maybe not as timeless as "Heavenly Pop Hit," but the title track, the incessantly catchy "Bad Sugar," and the swinging indie rocker "Scarred" come close. There are political statements ("In Harmony"), introspective moments ("Complex"), and bittersweet love songs (Time to Atone"), all wrapped in sonic finery like sweeping Hammond organ, bubbling synths, piping oboe, and stately piano. The arrangements are full to bursting with sound, but it's never too much. The big hooks and weighty statements Phillipps put to paper needed impressive backing and that's exactly what they got. It may be a long way from the wooly, home-cooked sound of the early Chills, but times have changed, as has Phillipps, and this record is just about the best possible scenario for a Chills record in the late 2010s. The songs are definitely there, Phillipps' wonderfully light vocals are as strong as ever, and the sound is a perfect example of how to make a record that sounds as big as a stadium while still being driven by real emotion.
(by Tim Sendra, All Music Guide)
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David Crosby: "Here If You Listen" (BMG Rights, Okt. 2018) |
Auf seine ganz alten Tage wird der Mann noch richtig fleißig! "Here If You Listen" ist
eher ein Band- als ein Soloalbum, denn die anderen drei anderen Beteiligten, Jazzbassist Michael League,
Bekka Stevens und Michelle Willis teilen sich mit ihm gleichberechtigt das Songwriting, spielen die meisten
Instrumente und übernehmen auch große Teile des Gesangs. Es klingt auch alles wirklich gut und geht musikalisch schwer in Richtung
solch meisterlicher Crosby-Originale wie "Guinnevere", ohne natürlich dessen Klasse erreichen zu können. Am Ende
gibt es eine Neuaufnahme von Joni Mitchells "Woodstock", das Crosby ja schon einmal mit seinen alten
Gesangskumpels aufgenommen hat. Gesanglich halten er und seine neuen Partner da durchaus mit, kompositorisch zeigt es aber
auch, wo der Hammer hängt. Und da bleiben die neuen Lieder beim ersten Hördurchgang noch etwas blass.
(12.11.2018)
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Crosby und die »Lighthouse«-Band
David Crosby meldet sich 2018 mit einem brandneuen Album zurück. »Here If You Listen« heißt der Nachfolger von »Sky Trails« (2017) und ist bereits der vierte Longplayer der Singer-Songwriter-Legende in gerade einmal fünf Jahren.
Elf Songs hat Crosby dafür aufgenommen. Unterstützung bei Songwriting und Vocals holte er sich dabei von Becca Stevens, Michael League und Michelle Willis, der Band, die bereits auf seinem Album »Lighthouse« (2016) mit von der Partie war.
Wie »Here If You Listen« klingt, verrieten Crosby und Co bereits mit der ersten Single »Glory«.
Eine Folklegende voller Kreativität, ein eingespieltes Team: Hier ist »Here If You Listen« von David Crosby und seiner »Lighthouse«-Band.
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Element Of Crime: "Schafe, Monster Und Mäuse" (Universal/Vertigo, Okt. 2018) |
Diese Band wird mit den Jahren immer besser - und inzwischen ist ein neues Album auch Pflichtkauf für mich!
(28.10.2018)
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Seit 33 Jahre spielen sie ihre Songs. Und bringen ihre Platten heraus, genauso wie sie sich das vorstellen, eine nach der anderen. Es gibt wenig Vergleichbares, keine andere deutschsprachige Band, die diese eigenartige Mischung aus Folkrock und Blues, Artrock und Kinderlied, Krachorgie und Schmalzmelodie in die Welt brächte, ohne auch – wie es scheint – nur einen Moment darüber nachzudenken, ob das gerade in den Zeitgeist passt oder nicht, ob das für neue oder alte Medien taugt, ob das einer versteht, ob sie das überhaupt selber verstehen, ob das nun traurig oder lustig, hässlich oder schön, Tiefsinn oder Spinnerei ist.
Auf den ersten Blick sieht alles nach Verweigerung aus: Sie weigern sich, immer das Gleiche zu machen und sie weigern sich, sich neu zu erfinden. Sie weigern sich, sich der Streaming- und Youtube-Landschaft anzupassen. Sie geben ihre Musik nicht für Werbung her. Sie spielen lieber dreimal im Tempodrom als einmal in der Max-Schmeling-Halle. Sie lassen sich nicht festnageln und so weiter und so fort, man könnte es noch lange fortführen, aber das kann das Geheimnis ihres Erfolges nicht sein, das sind alles nur Dinge, die nicht getan werden, aber geliebt wird man nur für das, was man tut, nicht für das, was man lässt.
Und so entsteht ein anderes Bild dieser Band: Einer Band, die einen so unverwechselbaren Stil in Sachen Song, Sound und Haltung hat, dass man nur zwei Möglichkeiten hat: Man kann das mögen oder eben auch nicht. Nie sind Element Of Crime nur »irgendwie interessant« oder »auch ganz okay«.
Und da wären wir bei »Schafe, Monster und Mäuse«. Ist das ein Verweis auf das Vorgängerwerk »Lieblingsfarben und Tiere«? Wohl kaum. Ein Monster ist kein Tier und eine Maus ist keine Farbe. Es ist aber sicher auch keine zufällige Wahl. Es ist der Titel eines Songs auf dem Album, der von Träumen erzählt, der Welt »hinter geschlossenen Lidern«, in der eigene, andere Gesetze gelten, diktiert vom Unterbewusstsein, kontrolliert und durchkreuzt vom Über-Ich. Das ist auch eine gute Metapher für das poetische Prinzip bei Element of Crime: Die musikalische und textliche Arbeit mit Assoziationen, unterbewussten, improvisierten Elementen, das wie zufällige Ineinanderstürzen der Stilmittel, das Arbeiten mit und das Durchbrechen von bekannten Mustern, das Kaleidoskop der Klangfarben, Melodien, improvisierten Kakophonien, das ganze psychedelische Instrumentarium, mit dem diese Band seit so langer Zeit ohne mit der Wimper zu zucken hantiert.
»Schafe, Monster und Mäuse«: Da gibt es Soulballaden wie »Am ersten Sonntag nach dem Weltuntergang«, Chansons wie »Bevor ich dich traf«, Folksongs wie »Die Party am Schlesischen Tor«, Pubrockkracher wie »Ein Brot und eine Tüte«, Desert-Rock-Aufschneidereien wie »Stein, Schere, Papier« und vieles mehr. Und dann ist wieder alles anders, wenn bei »Am ersten Sonntag« Jakob Iljas artrockige Kaputtgitarre in den Soloteil sägt, wenn bei »Bevor ich dich traf« die wienerischen Geigen in die letzte Strophe einfräsen, wenn bei »Die Party am Schlesischen Tor« eine psychedelisch krachende Blaskapelle durchs Bild wankt, ständig Dinge passieren, auf die man nicht gefasst sein kann, Richard Pappik die Tempi verschleppt und beschleunigt, wie es gerade sein muss, mit Rhythmen und Klangfarben jongliert und überhaupt sein schmutziges Spiel mit einer Rockmusik spielt, die auf dieser Platte immer wieder neu definiert wird und Sven Regeners knarzige Stimme dazu Poesie verteilt, als werfe er Fleischfetzen auf einen Grill aus alten Ölfässern.
Musik und Text, da taumeln sie zusammen in die aufgehende Sonne und stützen sich gegenseitig wie zwei erschöpfte Partygänger nach einer langen Nacht am Schlesischen Tor. Zerzauste Vögel, die von ihren Familien unterstützt werden, der Hendl-Jahn, eine Gratiszigarre beim Kauf eines neues Lebens, wo Stürme, Blitze und Donner nicht Wetter, sondern ein Arsenal gegen gute Laune sind, die Frau vom Supermarkt, Black Friday beim Sterni im Späti... wer bitte bringt sowas in so wunderbar klingenden Texten unter?
»Schafe, Monster und Mäuse« ist ein langes, ultrapsychedelisches Album geworden, das längste in der Geschichte der Band. Es ist, als wollten Element Of Crime das Albumformat, für das diese Band von Anfang an wie keine zweite geschaffen war, bis auf das Äußerste ausreizen, vielleicht ein letztes Mal, man weiß nicht, wie es weitergehen wird damit, die Welt verändert sich.
Aber, und das ist das Entscheidende: Die Lieder bleiben.
(Aus der Presseinfo von Element of Crime, geschrieben von Charlotte Goltermann (Berlin, 2018) )
Die Jahrescharts: Platz50im Rolling Stone!
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Amy Helm: "This Too Shall Light" (Yep Roc, CD: Sept., Vinyl: Okt. 2018) |
Das zweite Soloalbum der Tochter von Libby Titus und Levon Helm wurde in wenigen
Tagen in Kalifornien von Joe Henry live im Studio produziert und setzt fast durchgängig
auf eher unbekanntes Fremdmaterial, das mit dem typischen Henry-Sound und mit dessen gewohnt hohem klanglichen Qualitätsstandard
aufgenommen wurde. Es klingt beim ersten Hördurchgang vielleicht ein wenig unspektakulär (man kann auch sagen langweilig,
wenn man gemein ist), wächst aber bei jedem Hören. Insgesamt doch ein schönes Album. Beim nächsten mal aber mit mehr
eigenem Zeug und bitte wieder mit Dan Littleton (Ex?-Ida) an der Gitarre. Oder direkt eine neue Ida-Platte! Man darf ja
wohl mal träumen ...
(25.11.2018)
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This Too Shall Light ist das zweite Soloalbum von Amy Helm, das den Hörer auf eine spirituelle Reise mitnimmt, auf der Amy und ihre Begleitmusiker eine Mischung aus Folk, Soul, Gospe l und Americana zu einer Einheit machen.
Produziert von Joe Henry und aufgenommen in den legendären United Recording Studios in Hollywood. Die Songs wurden unter anderem geschrieben von MC Taylor (Hiss Golden Messenger), Ted Pecchio (Chris Robinson Brotherhood/Tedeschi Trucks Band) und einigen jungen Lichtgestalten am Songwriter-Himmel.
Außerdem gibt es Coverversionen von Rod Stewart, T. Bone Burnett, Allen Toussaint, Robbie Robertson und eine Variante des Traditionals "Gloryland" mit einem einzigartigen Arrangement, das Amys Vater Levon Helm ihr vor Jahrzehnten beigebracht hat.
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Kurt Vile: "Bottle It In" (Matador, Okt. 2018) |
Der Ex-Kumpel vom Adam Granduciel bei The War On Drugs
ist fleißig und arbeitet schnell: das neue Album ist sogar ein randvolles Doppelalbum geworden, knappe
80 Minuten lang und nur ein Jahr nach seiner Kollaboration mit Courtney Barnett
erschienen, im inzwischen typischen Sound des Sängers und Gitarristen aus Philadelphia. Nicht so wuchtig
wie die neuen Sachen seines alten Partners, aber eigentlich viel besser anzuhören.
Ach ja - das Cover scheint ein Fall für die Seite Cover The Cover zu sein,
aber ich komme gerade nicht darauf, wo Kurt sich inspirieren ließ.
(28.10.2018)
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Kurt Vile has had a signature sound for years, but Bottle It In — his seventh solo album, out today — is the first time that sound feels cemented, as if its parameters have been drawn. He’s reached that moment in a veteran career when he understands his strengths and is playing to them, refining his mastery rather than forcing himself into uncomfortable new space. That renders the album unsurprising, but it doesn’t have to be a bad thing. If at any point you’ve loved Vile’s dazed, drawling, prophetically poetic heartland rock, Bottle It In overflows with music for you. He has marked out his territory and is casually grazing it, harvesting fresh wisdom and beauty as he moves on into middle age.
As ever, Vile’s songwriting is haunted by melancholy, but the post-contentment crisis that marked 2015’s b’lieve i’m goin down seems to have dissipated in clouds of smoke. He is in his groove here, spinning guitar tapestries on the bright and punchy “Yeah Bones” and turning out surreal narratives like this, from “Hysteria”: “Stop this plane because I want to get off/ Pull over somewhere on the side of a cloud/ And watch me get out/ Watch me go down/ And the rest is hysteria/ And I stole that/ But hey Mom, look at me now.”.
At 79 minutes, Bottle It In is Vile’s longest album to date; he’s not exactly corking himself up in a tight space as the title might imply. Three times he lets a song stretch out to 10 minutes, luxuriating in vibes, textures shifting like the slow evolution of a landscape. One of those, the stoned koan “Bassackawards,” is an instant classic of his discography, its sound and subject matter floating just above the surface of the Earth, tethered only by a simple, steady beat and Vile’s repeated assurance, “I was on the ground.” It’s one of those drug-trip songs that masterfully puts you in its author’s headspace.
You feel like you really get to know Kurt Vile listening to these tracks. On “Loading Zones,” his goofy sense of humor manifests in a song-length gag about illegal parking. On “One Trick Ponies,” he pays affectionate tribute to his buddies — appropriate for a rocker from the City of Brotherly Love. It’s an immersive, ingratiating experience, and you can step into the whole thing below.
(www.stereogum.com)
Die Jahrescharts: Platz21im Musikexpress!
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The Truffauts: "Oscar" (Micropal/TP9, Okt. 2018) |
Die Burschen aus Nürnberg mit der frankophilen Ader machen schon seit circa 30 Jahren ziemlich guten Gitarrenrock -
und alle paar Jahre gibt es auch eine neue Platte. Kennengelernt habe ich sie damals über den tollen Indie-Sampler
"The Sound & The Fury" von 1987. Aber auch "Oscar" mag ich sehr.
(25.12.2018)
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Gegründet haben sich The Truffauts, benannt nach dem Regisseur François Truffaut, 1986 in Nürnberg und bereits ein Jahr nach der Bandgründung erschien 1987 das Debütalbum »Fanny«, welches wiederum nach der Lebensgefährtin ihres Namensgebers benannt wurde.
Schon damals dominierten verzerrte Gitarren und schepprige Beats, die mit verführerischen Harmonien und betörenden Melodien perfekte Popsongs kreierten. Dem Debüt folgten über zehn Alben und zahlreiche EPs, die von Presse und Kritikern von Anfang an hochgelobt wurden.
»Oscar« heißt nun das neue Album des Nürnberger Quartetts, das zwölf Songs auf Englisch und Französisch und den typischen Truffauts-Mix aus Pop, Indie, Chanson und Garage bereit hält. Chapeau!
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Rosanne Cash: "She Remembers Everything" (Universal/Blue Note, Nov. 2018) |
Bereits das zweite Album von Johnnys Tochter beim legendären Jazzlabel - wobei sie natürlich auch dort keinen Jazz macht,
sondern wie gehabt allerbeste Singer/Songwriter-Musik liefert. Aufgenommen zur einen Hälfte in ihren Wahlheimat New York
mit Ehemann, Produzent und Multiinstrumentalist John Leventhal und zur anderen Hälfte mit und bei dem von mir hochgeschätzen
Tucker Martine (Laura Veirs, The Decemberists)
in Portland. Als singende und komponierende Gäste sind unter anderem Elvis Costello und Kris Kristofferson
dabei.
(11.11.2018)
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Persönlich, poeteisch, preisverdächtig
Country-Fans aufgepasst: Rosanne Cash meldet sich 2018 endlich mit einem neuen Album zurück aus dem Studio. »She Remembers Everything« heißt der 16. Lonplayer der Sängerin und Tochter von Johnny Cash, der Nachfolger von »The River & The Thread« aus dem Jahr 2014, das mit drei Grammys ausgezeichnet wurde und in den USA auf Platz elf der Charts landete.
Zehn Songs hat Cash dafür geschrieben und in Portland und New York City aufgenommen. Hinter den Reglern saßen Tucker Martine und Ehemann John Leventhal.
Einige hochkarätige Gastbeiträge gibt es auf »She Remembers Everything« ebenfalls, nämlich von Elvis Costello, Kris Kristofferson, Colin Meloy (The Decemberists) und Sam Phillips.
Mit dem Titeltrack und dem Song »Everyone But Me« gab es bereits zwei Vorgeschmäcke auf das neue Album. Und die zeigen: Rosanne Cashs »She Remembers Everything« ist persönlich und poetisch zugleich, ein weiteres preisverdächtiges Werk ...
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Click Click Decker: "Am Arsch Der Kleinen Aufmerksamkeiten" (Audiolith, Nov. 2018) |
Das Hamburger Duo um den Sänger/Songschreiber Kevin Hamann und den ex-Missouri
-Steelgitarristen und Multiinstrumentalisten Oliver Stangl ist durch einen Drummer zum Trio angewachsen und hat
nach vier Jahren wieder mal ein tolles Album aufgenommen!
(29.11.2018)
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Umso schöner
Kaum zu glauben, aber wahr: Vier Jahre sind seit »Ich glaub Dir gar nichts und irgendwie doch alles« ins Land gegangen. Umso schöner ist es, dass sich ClickClickDecker 2018 endlich mit einem neuen Album zurückmelden.
»Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten« heißt der sechste Longplayer, an dem neben Kevin Hamann und Oliver Stangl auch Sebastian Cleemann mitwirkte, der für ClickClickDecker schon mehrfach live am Schlagzeug saß.
Insgesamt warten 13 Tracks auf der Platte. Mit dem Song »Mandelika« gab es bereits den ersten Vorgeschmack auf »Am Arsch der kleinen Aufmerksamkeiten«.
Und der verspricht ein facettenreiches, mal lautes und mal leises, kluges und detailverliebtes neues Album.
Alltagswunderreiche, samtdrastische, sinnerhellende Wort- und Satz-Schätze, in zwei Jahren in dreieiniger Einigkeit in schwelgerisch-schwingende Klanggewänder gekleidet, denen man die Liebe, Mühe und Aufmerksamkeit der Entstehungszeit aufs Angenehmste anspürt. Mühelos und gefühlvoll die ganze Bandbreite der Pop-Palette zwischen Gitarren-basiertem Singer-Singwriter-Folk und herzerfrischendem, mit unter heftigem, immer aber hymnisch harmoniereichem Independent-Rock abschreitend, nutzend, ausfüllend, schenkt uns Kevin Hamman im trauten Trio mit seinen Langzeitweg-Begleitern Oliver Stangl und Sebastian Cleemann eine aufs delikateste dargereichte, artistisch ausgereifte, vor instrumentalen Ideen schier schillernde Song-Kollektion im weiten, weiten, wortgewandten Wohlklangfeld zwischen Koppruch und Knyphausen, dabei aber neben allerlei Saitengeflecht auch die musikalischen Möglichkeiten der tastengesteuerten Elektronik aufs Genussvollste einsetzend. Mit sanft-samtener Stimme werden auch die drastischsten Alltag-Grauschleier gelüftet und im reizvollen Schön-Schall-Kontrast in Ohren, Hirn und Herz geschmeichelt, dass das sinnenwärmende Seelen-Lächeln zum willkommenen Dauerzustand wird. Den allgegenwärtigen Alltag zur kreativen Kostbarkeit erhoben und in ein bereicherndes, belebendes Wohlklangbad getaucht. Herrlich, himmlisch, schön.
(cpa, Glitterhouse)
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Elvis Costello & The Imposters: "Look Now" (Universal/Concord, Nov. 2018) |
Das hier ist das erste Album vom einzig wahren Elvis, das ich mir seit längerem gekauft habe.
Das letzte Mal war wohl "Momofuku", immerhin auch schon 10 Jahre alt, wie ich
gerade etwas überraschend feststelle. Angeblich hatte er geplant, für "Look Now" eine Mischung aus zwei seiner besten
Alben seiner Vergangenheit aufzunehmen: "Imperial Bedroom" von 1982 mit den
Attractions und "Painted From Memory" von 1998 im Duo mit Burt Bacharach.
Zwar müsste ich mir diese alten Alben erst mal wieder anhören, um wirklich beurteilen zu können, ob ihm das gelungen ist, aber
das neue Album ist auf jeden Fall richtig gut geworden. Es macht Spaß, ihm mal wieder dabei zuzuhören, wenn er das macht,
was er richtig gut kann: gute Popmusik.
(17.11.2018)
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Das Reunionalbum
Fünf Jahre sind vergangen seit Elvis Costello sein letztes Album veröffentlichte. 2018 kehrt der britische Musiker aber endlich mit neuem Material zurück aus dem Studio.
»Look Now« heiß die neue Platte, der Nachfolger von »Wise Up Ghost (And Other Songs 2013)«.
Es handelt sich dabei außerdem um das erste Album seit zehn Jahren, für das der 63-Jährige wieder mit seiner Band The Imposters, das heißt Steve Nieve (Keyboard), Davey Faragher (Bass) und Pete Thomas (Schlagzeug), im Studio zusammenarbeitete.
Das Resultat sind elf neue Songs inklusive einer erneuten Zusammenarbeit mit Burt Bacharach im Stück »Burnt Sugar Is So Bitter«. Als weiterer Gast ist Carole King mit von der Partie.
Ein paar erste Vorabeindrücke von »Look Now« gab der Musiker bereits mit den Singles »Unwanted Number« und »Under Lime«.
Und die zeigen: Mit »Look Now« ist Elvis Costello und Band 2018 ein facettenreiches neues Album gelungen. Nichts anderes hätten wir von der Pop- und Rockikone erwartet.
Costello ist durchgängig in Höchstform, seine unverkennbare Stimme schillert von energisch bis soulig-wärmend. Druckvolle Drums, perlendes Piano und wunderbare Background-Vocals, mit hoher Musikalität arrangierte Streicher und (Holz-)Bläser machen dieses Album zu einem Highlight des Jahres 2018.
(Audio, November 2018)
... eines der besten Alben der späten Karrierejahre ... Das ist Wort- und Klangkunst vom Allerfeinsten!
(Stereo, Dezember 2018)
Die Jahrescharts: Platz1im Rolling Stone! |
John Hiatt: "The Eclipse Sessions" (New West, CD: Okt Vinyl: Nov. 2018) |
Ein schönes, neues, unaufgeregtes und etwas altmodisches Album eines meiner liebsten Sänger/Songschreiber der letzten Jahrzehnte,
aufgenommen in kleiner Besetzung und leicht aus der Zeit gefallen. Vielleicht nicht von der Spielklasse des Meisterwerks
"Bring The Family", wie es teilweise behauptet wird, aber das muss ja
auch gar nicht sein.
(09.12.2018)
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Eine besondere Session
John Hiatt meldet sich 2018 mit einer neuen Platte zurück. »The Eclipse Sessions« ist das sage und schreibe 22. Studioalbum des US-amerikanischen Gitarristen, Pianisten und Singer-Songwriters, der Nachfolger von »Terms Of My Surrender« aus dem Jahr 2014, das gleich zweimal für einen Grammy nominiert war.
Zwei Singles von »The Eclipse Sessions« veröffentlichte Hiatt bereits: Der Country-Song »Cry To Me« und das bluesige »Over The Hills« zeigen einmal mehr die Vielseitigkeit des Künstlers.
»The Eclipse Sessions« entstand zusammen mit Patrick O’Hearn am Bass und Kenneth Blevins am Schlagzeug. Aufgenommen hat das Trio das neue Album innerhalb von nur vier Tagen im Sommer 2017, und zwar im Heimstudio auf der Farm des befreundeten Musikers Kevin McKendree. Dieser trug auch den einen oder anderen Orgelpart zur Platte bei. Sein 15-jähriger Sohn, Yates McKendree, spielte spontan zusätzliche Gitarrenparts und übernahm außerdem das Engineering. Innerhalb von wenigen Tagen entstanden so 15 Songs, von denen es schließlich elf auf die Platte schafften.
Das Resultat kann sich sehen bzw. hören lassen: »The Eclipse Sessions« von John Hiatt ist das Ergebnis einer besonderen Session mit einem kreativen Genie.
Elf Songs haben es auf das Album ›The Eclipse Sessions‹ geschafft, sehr rooted im Siebziger-Sound, country Funky, folkrockig, kammerblusig, mal frech, mal nachdenklich im Text, eben so, wie man es von einem Barden mit Erfahrung erhofft.
(stereoplay, November 2018)
Musikalisch liefert Hiatt dabei den Sound ab, der ihn erfolgreich gemacht hat, herrlich lässigen Roots Rock, knarzigen Country mit heftiger Bluesschlagseite, staubtrockenen Folk, sprich alles, was zeitlosen Americana ausmacht. Wie gewohnt hat Hiatt alle Songs selbst verfasst ...
(Good Times, Dezember 2018 / Januar 2019)
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Supergroup: "Vol. 4" (Micropal, Nov. 2018) |
Noch mehr Nürnberger! Aus der gleichen Szene wie die Truffauts stammt auch diese
vermeintliche Supergruppe mit viel Humor. Gitarrist Zattl spielt auch bei When Skipjack Tripped,
Bassist Hubertus Mohr war mal bei den wunderbaren B'Shops,
Drummer bei Missouri
und so weit ich weiß auch bei Throw That Beat In The Garbage Can, letztere zwar am bekanntesten aus dieser Auflistung mittelfränkischer
Rockgeschichte, aber auch die einzigen, von denen ich selber nichts im Plattenschrank stehen habe.
(13.01.2019)
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In einer 3-Sterne-Besprechung des zweiten SUPERGROUP-Albums »Vol. 2« hatte sich der Musikexpress auf eine Fortsetzung gefreut, dem die Franken dann mit Album Nummer Drei schon 2013 folgten. Auch hier gab es wieder viele gute Kritiken in der Musikpresse. Dann ließ die Band es aber ruhiger angehen und veröffentlicht erst fünf Jahre nach »Vol. 3« ihr neues Album.
Konsequenterweise trägt es natürlich den Titel »Vol. 4«. Der Bandname SUPERGROUP ist dabei natürlich augenzwinkernde Ironie, wenngleich die drei Bandmitglieder samt und sonders Urgesteine der süddeutschen Alternativrock-Szene sind und u. a. bei THROW THAT BEAT IN THE GARBAGE CAN oder THE B-SHOPS ihren Dienst versahen.
Zehn Mal feinste Gitarrenmusik amerikanischer Prägung, aber gelegentlich auch mit einem gewissen krautrockigen Fluss, anzusiedeln etwa zwischen NEIL YOUNG in seinen entfesselten Momenten und YO LA TENGO.
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The Wave Pictures: "Look Inside Your Heart" (Moshi Moshi, Nov. 2018) |
Bereits das zweite gute Album innerhalb eines Jahres von diesem ausgezeichneten, englischen Trio. Fleißig & kreativ.
(08.12.2018)
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»Look Inside Your Heart« ist eine warmherzige und fröhliche Platte, die Freundschaft, Glück und trinkfeste Parties zelebriert, live aufgenommen zu sehr später Stunde auf Reel-to-Reel-Tape ohne jegliche Art von Computer, angereichert mit Gelächter und Gequatsche.
Laut Sänger/Gitarrist Dave Tattersall ist das neue Album ein Aufschrei gegen Maschinen, in bester rebellischer Rock'n'Roll-Tradition, ein lebhaftes Werk Außenseiter-Kunst und Meisterwerk des Electric Folk. Auch wenn Maschinen mittlerweile menschliche Weltmeister im Go-Spiel schlagen, sie werden niemals solch fröhliche, spontane, gutgelaunte, poetische, gebrochene und zugleich wilde Musik zustande bringen.
Ein halbes Jahr nach dem außergewöhnlich introvertierten „Brushes With Happiness“ kommt jetzt schon das nächste Album der endlos produktiven Lieblings-Briten. Angekündigt als „Partyalbum“ beginnt es aber erst mal recht ausgeruht. Nämlich mit flüssigen westafrikanischen Gitarren im Stil von Vampire Weekend, wobei der gute Dave Tattersall derartige Styles auch früher schon aufgenommen hatte bekanntlich ist der Mann ein verkanntes Gitarren-Genie, für mich einer der allergrößten seines Fachs. Was fällt sonst auf: der Sound ist angenehm unfertig (mit reichlich Gelächter live im Studio aufgenommen), was dem unprätentiösen Pubrock der Band durchaus entgegen kommt. Geblieben sind das obligatorische Gitarrensolo in jedem Song, was dennoch nie angeberisch klingt. Die Typen sind das Gegenteil von Rock'n'Roll können es aber dennoch auch richtig krachen lassen. Es dominiert aber ein entspannter Midtempo-Groove, stilistisch ohne größere Ausreißer. Mal mit Girl-Background (Holly Holden), auch mal wieder im stoischen CCR-Groove. Oder luftig und folky mit Harmonica und Mandoline. Und sogar E-Piano, das ist tatsächlich neu. Altmodischer, pubtauglicher Bluesrock prägt ansonsten das Bild bierkompatibel, ein bisschen wie die Sofa-Version von Dr. Feelgood. Tattersall fügt der Ahnenreihe seiner persönlichen Helden diesmal übrigens Grateful Dead, Roosevelt Sykes und John Fahey hinzu. Das mit dem Partyalbum war also gelogen die Wave Pictures sind dennoch auch nach zwanzig Jahren so gut wie immer.
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)
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(29.04.2018)