#2: Loretta: "Grand Final" (naïv, Sept. 2009) |
Loretta aus Stuttgart habe ich ja schon des öfteren in den
höchsten Tönen gelobt. Bei ihrem neuesten Werk leistet
sich die Band eine ganz besondere Extravaganz: es gibt "Grand
Final" nur auf Vinyl und als MP3-Download - keine CD! Kommerziell
ist das sehr mutig, aber um's Geldverdienen geht es bei dieser Band,
die das Album anscheinend auch nur mit drei Konzerten in Stuttgart
promotet, ja wohl sowieso nicht.
Auch "Grand Final" wurde wieder mit der gleichen Mannschaft
wie "Science Fiction",
meinem Album des Jahres 2006, eingespielt: auch der klassische
Geiger Klaus Günthner war wieder dabei, zweimal ist
sogar ein - ich muss es so formulieren - unpeinliches Saxofon zu
hören. Ob sich "Grand Final" aber ebenso ohrwurmmäßig
in meine Gehörgänge bohren wird? Das bleibt noch abzuwarten.
(16.10.2009)
Konzerthighlight: Merlin, Stuttgart, 19.12.2009.
Ich bin gerade zurück von meinem bislang aufwändigsten
Konzertbesuch: ich war mit meinem Freiburger Kumpel Wulf in Stuttgart
bei der "CD-Präsentation" von Loretta! Natürlich
gab es auch dort keine CD-Version von "Grand Final", aber
ein wunderbares Konzert in einem kleinen, gemütlichen Club
vor vielleicht 100-200 Leuten. Ich kann nur sagen: WUNDERBAR! Aber
warum kann man diese Band nur in Stuttgart hören? Zwar wartet
die Welt wohl nicht auf Loretta, sollte aber unbedingt von ihr erfahren.
Wirklich der einzige Wermutstropfen bei dieser ganzen Aktion: ich
musste von Mitternacht bis 3 Uhr morgens auf meinen ICE zurück
nach Duisburg warten und habe noch nie in meinem Leben so gefroren
wie hier auf dem ZUGIGEN Stuttgarter SACKBAHNHOF (ICE-Station!!!).
Um etwa 20 vor Drei konnte ich in den wartenden und sich
aufwärmenden Zug steigen (hach, war das schön: doch kein
ICE-Train!!!). Aber genug der Wortspiele. Das Konzert hatte
all diese Mühen gelohnt.
(21.12.2009)
Heimliche Hits: "Walter & Elsa", aber auch der verquere Pseudo-Latin-Blues "Dream Lover Blues"
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Zehnter Longplayer einer der feinsten Gitarrenpop-Bands der Republik. In besseren Zeiten (z.B. den goldenen Indie-80ern) wären die Jungs um Sänger/Songwriter Andreas Sauer garantiert groß herausgekommen. So veröffentlichen sie ein wunderschönes Album nach dem anderen, zumeist in Kleinauflagen für ein sehr gewogenes Stammpublikum – nicht nur im heimischen Stuttgart. Ihr musikalischer Weg lässt sich ganz grob von Americana in Richtung GB beschreiben, aufgrund des Gesangs am liebsten von Tom Petty hin zu den Beatles oder von Big Star zu Lloyd Cole – um hier nur einige Namen zu nennen, mit denen Loretta schon in Zusammenhang gebracht wurden – und zwar völlig zurecht. Denn auch „Grand Final“ klingt so rund und perfekt ausbalanciert, hervorragend produziert und voll mit wunderbar eingängigen Songs. Diesmal wieder ziemlich üppig arrangiert, denn neben den dominierenden Gitarren hören wir mehrfach Streicher, Sax und Waldhorn, dazu die sehr präsente Orgel von Stefan Hiss, der für einen erdigen Southern Soul-Vibe sorgt. Entscheidendes Qualitätsmerkmal des Loretta-Sounds ist aber das Songwriting, denn auch „Grand Final“ steckt voller zeitloser Hits. Vinyl only mit Bonus-7-Inch!
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)
“Wonderful Americana pop, perfectly emphasizing Andreas Sauer‘s art of songwriting with French horn, Wurlitzer, brass and strings.“ (ROLLING STONE)
“GRAND FINAL is the best Loretta work until now: Vivid, poetic and with an air of self-irony.“ (LIFT)
“Do we really have to tell for the 100th time how great Loretta are?“ (PRINZ)
“Still Loretta sound like a mixture of the best ever guitar pop acts, be it British or American.“ (STUTTGARTER NACHRICHTEN)
“Stuttgart‘s Andreas Sauer is singing melancholy autumnal roadmovie pop in Cinemascope, whose moderate passion sounds inimitably cool.“ (TV SPIELFILM)
Ein Faible fürs Abschiednehmen
Die Stuttgarter Gitarrenpopband Loretta mit dem Sänger und Gitarristen Andreas Sauer veröffentlicht ihr neues Album "Grand Final".
Einen Abschied bedeutet Lorettas elftes Album nämlich schon, und zwar von der CD. Es gibt "Grand Final" nur auf Vinyl mit beigelegter Single, um mit der CD-Laufzeit mitzuhalten. Ansonsten passt das gute, alte Schallplattenformat ohnehin besser zu Lorettas Old-School-Skills bezüglich des Songschreibens, des Arrangierens, des gepflegten Spielens. Und die Coverfotos von Thomas Herrmann, einst selbst Bandmitglied, schauen großformatig auch viel besser aus. Zudem sieht Sauer die CD in der Krise: "Nach meiner Erfahrung stirbt sie aus. Die Leute downloaden oder kaufen aus Geschmacksgründen gleich die LP, vor allem Ältere." Freilich "liegen wir womöglich am Ende doch wieder falsch", was Verkaufs- und Karriere-Konzepte angeht.
In puncto Stil und Song freilich hat Sauer mal wieder alles richtig gemacht, auch wenn die Neue manchem etwas soft ausgefallen sein mag. Inmitten ausladender, auch mal von Streichern getragener Melodie-Harmonie rocken nur zwei Stücke richtig ("Salamander" und die B-Seite der Zusatzsingle, "Veronica (Velvet-Version)", was der Loretta-Kopf einerseits bedauert: "Ich würde eigentlich gerne mal eine Rockplatte machen, kann's aber nicht erzwingen. ,Grand Final' ist so geworden, weil's der aktuellen Stimmung entspricht."
Und die gehe mehr in Richtung Melodie, Melancholie, sogar Jazz - auf "The Story of Love" spielt der großartige Ekkehard Rössle Saxofon, ein alter Loretta-Fan. Sauer: "Wir haben offene Akkorde entdeckt und wehren uns nicht länger gegen dieses Instrument, auch wenn mancher in der Band besorgt fragte: Klingen wir jetzt wie Sade?" Noch mal Entwarnung: Tun sie nicht!
Immer noch klingen Loretta wie eine Mischung aus dem Besten, was es an Gitarrenpop, englischem (Lloyd Cole etwa) wie amerikanischem (Tom Petty, Big Star), je gegeben hat. Mit Zitaten und Verweisen somit, aber auch dieser ganz eigenen Sauer-Note. Etwa dass er wieder Ross und Reiter nennt, nämlich die Namen von tatsächlich existierenden Personen (wie in "Walter and Elsa"), dabei aber eher ironisch als explizit authentisch wirkt. Und mindestens einen Song für die einsame Insel hat er unter elf durchweg guten auch wieder dabei. Für den Berichterstatter ist dies "There Are No Seasons In Space" mit seinen feinen Streichern.
(Michael Riediger, www.stuttgarter-nachrichten.de, 27.08.2009)
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#3: Alela Diane: "To Be Still" (Fargo, Febr. 2009) |
Letztens nachts auf ARTE, im Rahmen der wunderbaren Sendung
TRACKS, entdeckt. Zeitloser, wunderschöner Singer/Songwriter-Stoff.
Nicht so abgedreht wie mancher der "Weird-Folk"-Kollegen
(Joana Newsom, Devendra
Banhart, Vetiver, Bonnie
"Prince" Billy, etc.), aber in keinem Fall langweiliger.
Wächst bei jedem Hören, was ich schon mal jetzt nach dem
zweiten Hören behaupte.
Ach ja - es gibt ein paar erwähnenswerte Gastmusiker, die für Stil,
Qualität und eine gewisse Ausnahmestellung dieser Musik sprechen:
Kollege Matt Bauer am Banjo, dessen eigenes
neues Album ebenfalls ziemlich gut ist, Pedalsteel-Legende Pete
Grant (der schon auf "Aoxomoxoa"
von den Grateful Dead dabei war!), Nina Gerber (eine
fabelhafte Gitarristin, die lange Kate
Wolf begleitet hat) und der kauzige Singer/Songwriter Michael
Hurley.
(23.04.2009)
Konzerthighlight: Steinbruch, Duisburg, 22.09.2009
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Kommt wie Freundin Joanna Newsom aus Nevada City, teilt deren Vorliebe für frei mäandernde Melodien (nur z.T., und mit weniger "Strange Folk"-Approach freilich), klingt aber bodenständiger, direkter, obwohl hier und da ausgesprochen leise, zart. Ihr Gesang, bestimmt, kräftig, manchmal kurz engelsgleich, strahlt auf Dauer großen Reiz aus! Das Album zieht, anfangs unvermutet, immer mehr in seinen Bann, vielleicht auch durch die Homogenität, das stetige ruhige Dahinfließen - obschon mehrfach etwas offensiver, gar dezent rockig. (Singer-Songwriter-) Folk überwiegt, ab und zu von Old-Time-Country/Appalachian-Spritzern veredelt, fast durchweg akustisch instrumentiert (diverse Saiteninstrumente, teils Geige und Cello bzw. gestrichener Bass, aber auch Drums). Michael Hurley gastiert als Duettpartner. Hervorragend, sehr zu empfehlen!
(Glitterhouse)
Nach dem bezaubernden, im letzten Jahr endlich auch in Deutschland erschienenen Album »The Pirate’s Gospel« und ihrer ebenfalls 2008 mit Bravour absolvierten gesanglichen Auftragsarbeit für das Coverversionenprojekt Headless Heroes (»The Silence of Love«) lagen die Erwartungen an das dritte Album des neuen Sterns am kalifornischen Folkhimmel besonders hoch. Die spartanische Instrumentierung des Vorgängers ist auf »To Be Still« einem breiteren Spektrum an Arrangements gewichen. Neben der gewohnten akustischen Gitarre sind Banjo, Mandoline und Fiddle zu hören. Daneben countrifizieren klagende Slide-Effekte auf der Steel-Guitar Alela Dianes Vortrag auf bislang ungekannte Weise. Geblieben ist die Qualität des Songwritings, geblieben ist ebenfalls die völlig in sich ruhende schlafwandlerische Sicherheit, mit der Diane vorträgt, als wäre dies das Selbstverständlichste der Welt. Kaum jemand dürfte imstande sein, mit einer solchen Verve des Gewohnten lautmalerische »Uhs« und »Ohs« zu intonieren, wie dies Diane in »Age Old Blue«, einem Duett mit der Underground-Folk-Legende Michael Hurley, oder dem wunderbar deepen »Take Us Back« tut. Anders als beim unwahrscheinlichsten Popstar dieser Tage, dem Aktualisierer des romantischen Kunstliedes Antony Hegarty, klingt das bei ihr nie preziös oder manieriert.
Wahrscheinlich bildet diese geerdete Selbstgenügsamkeit zusammen mit ihrer Naturverbundenheit das Geheimnis ihrer Beliebtheit: Diane wirkt als Anti-Entfremdungsgift fürs entwurzelte postmoderne Subjekt. Das Schöne dabei ist, dass ihre Meditativität fern von jeglicher esoterischen Verkitschung ist, in welche die spirituelle Sehnsucht des Westeuropäers so häufig mündet. Alela Diane trägt zudem – anders als so viele Protagonisten der New-Weird-America-Szene – weder waldschrathafte Kauzigkeit noch entkörpertes Elfengehabe zur Schau. Dafür besingt sie den einfachen Zauber der vertrauten kalifornischen Landschaft: Steppen, Berge, Bäume, von denen »helicopter seeds« zu sanfter Landung herabtrudeln, »muddy ground«, Wälder, in denen man »skeletons of leaves« sammeln kann. Auch ihr Figurenpersonal wirkt wie eine Emanation der ländlichen Gegend, der es entstammt. Obwohl sie dieses mit Kindheitserinnerungen verwobene pastorale Inventar oft als verloren besingt, ist bloße Betrauerung des Uneinholbaren ihre Sache nicht. Es geht eher um die Bewahrung der verlorenen Zeit im Lied als um ihr nostalgisches Beklagen.
Wären die Assoziationen, die man in Deutschland mit diesem Begriff verbindet, nicht zu bescheuert, müsste man sagen: Alela Diane macht Volksmusik. Wichtig sind dabei die Wurzeln, die genealogische Tradition, die Familie – alles Dinge, die bei aufgeklärten deutschen Intellektuellen und Foucault lesenden Poplinken nicht hoch im Diskurs stehen. Denn aufseiten dieser kritischen Stimmen vermutet man Totalitarismusgefahr bei jeder Position, die auf Heimat, Erbe und Tradition beharrt. Die einschließenden Diskurse der Identität produzieren mit der gemeinschaftsstiftenden Stabilität nach innen zugleich bedrohliche Fremde, fürchtet man. Das lässt sich nicht widerlegen, und wer wollte ausgerechnet in Deutschland solchen Mahnern kein Gehör schenken. Nur: Das Ja zur Entwurzelung – welches der postmoderne Jargon als Feier fluid-nomadischer Hybrid-Identitäten auf den Lippen trägt, wie sie ebenfalls ein auf Flexibilität setzender neoliberaler Markt fordert – ist eben auch keine Antwort auf das Sinnverlangen in einer zu Tode aufgeklärten, metaphysisch unbehausten Welt. Sicher kann man den Traditionalismus des Folk aus einer teleologischen Perspektive der Weltperfektibilität heraus »regressiv« und eskapistisch finden. Allerdings sind Regression und Eskapismus auch Statements, gegen das nämlich, vor dem man eskapiert und sich zurückzieht. Für Punksozialisierte mag dieses Ausbleiben des Aufstands bei Diane verwunderlich sein: Kein Generationenkrieg, keine Rebellion gegen die Eltern, mit denen sie früher täglich morgens und abends sang – vielleicht sind dieser Quietismus und diese Zurückhaltung beim Ritual der Ego-Profilierung schon wieder rebellisch an Alela Diane. »To Be Still« nahm sie ebenfalls wie »The Pirate’s Gospel« im Heimstudio ihres musizierenden Vaters Tom Menig auf. Damals mit Anfang zwanzig, jetzt mit fünfundzwanzig, ganz normal.
Zurück zu »To Be Still«: Zum Schluss darf ein Schwachpunkt des dritten Albums dieser Ausnahmekünstlerin nicht unerwähnt bleiben. Leider nämlich lässt sich an einigen Stellen nachhören, auf welch verheerende Weise ein Mehr zu einem Weniger werden kann: immer dann nämlich, wenn Diane einem uninspiriert bedienten Schlagzeug gestattet, Songs wie »White As Diamonds«, »The Alder Trees« oder »My Brambles« durch Tempoverschleppung ihrer Spannung zu berauben. Statt in überwältigender amerikanischer Weite oder dunklem Waldschimmer ist man plötzlich inmitten einer bierselig-wippenden, aber Unterhaltungen keineswegs aufgebenden bärtigen Menge in einer Kaschemme des amerikanischen Westens. Wenn man solche Stücke bereits vor ihrem Sturz in die rhythmische Vergemütlichung in akustischen Versionen live gehört hat, ist diese Erfahrung besonders bitter. Man hat gleichsam die Schmetterlinge schon mal flattern gesehen und soll nun mit den Raupen vorliebnehmen. Aber zum einen sind es ja nur drei, zum anderen sind sie wohl immer noch hübscher als vieles, was dieses Jahr im Folk-Genre veröffentlicht werden wird.
(SPEX)
Alela Diane wuchs als Tochter zweier Musiker in der ehemaligen Goldgräberstadt Nevada City in Nordkalifornien auf, genau wie ihre musikalische Seelenverwandte Joanna Newsom mit der sie seit Jahren befreundet ist. Ihre Musik ist sehr reduziert und wird im Wesentlichen von ihrer warmen, kraftvollen und exotischen Stimme sowie ihrem melancholischen Gitarrenspiel bestimmt. Ihr ungewöhnlicher, seelenvoller Sound ist am besten als Gospel Folk mit einem guten Schuss Blues zu beschreiben; in ihren meditativen Lyrics beschäftigt sich die junge Künstlerin verstärkt mit den Themen Natur, Familie und Selbstfindung. Ihr Debütalbum "The Pirate's Gospel", das Alela auf einem Europatrip schrieb und dann im Studio ihres Vaters in Nevada City aufnahm, wurde in Amerika bereits 2006 veröffentlicht. Fargo Records wurden auf die außergewöhnliche Künstlerin im Zuge der Label-Compilation "Even Cowgirls Get The Blues" aufmerksam. "The Pirate's Gospel" wurde von den englischen Rough Trade Shops zur besten Platte des Jahres 2007 gewählt. Mit ihrem 2. Album "To Be Still" begibt sich Alela Diane nun auf Welteroberungskurs, in Nord-Amerika bekam sie sofort einen Lizenzdeal bei Rough Trade Records, in Europa kommt das französische Fargo Label erneut zum Zuge und veröffentlicht dieses grandiose Album, das im Vergleich zum Vorgänger mit weitaus mehr Instrumentierungen auffährt und produktionstechnisch ein neues Level erreicht. Hier trifft Country auf Pop, Gospel Folk auf Blues und AlelaZs exotische Stimme ist seelenvoller denn je. Presse-Liebling, ausverkaufte Shows in Europa und mit "PirateZs Gospel" noch unter Geheimtipp zu verbuchen, ist Alela Diane mit ihrem zweiten Album auf dem allerbestem Weg den Popmarkt für sich zu erobern.
(amazon.de)
Die in Kalifornien geborene Sängerin aus Portland verfolgt auch auf ihrem dritten Album einen gleichsam gotischen Folkstil. Seine Wirkung verstärkt Alela Diane bisweilen geschickt mit dramatischen Streichern zur Zupfklampfe. Doch auch vor Country schreckt sie nicht zurück; die Steelgitarre ist ihr keine Feindin und prägt sogar das Titelstück. Insgesamt klingt ihr Album etwas beschwingter und vor allem transparenter als das beängstigende Meisterwerk "The Pirate's Gospel". Was Diane besser beherrscht als die meisten anderen Vertreter des "new weird America" (und auch besser als ihre Freundin Joanna Newsom), ist das Finden und Erfinden atemberaubender Melodien. Und ein Song wie "My Brambles" mit seinen Handtrommeln und der einsamen Geige hat fast die dunkle Intensität von Nick Drakes letztem Werk "Pink Moon". "Brambles" sind übrigens Brombeeren. Typisch für Diane, die häufig ihre Textbilder in der Natur sucht - wie auch in den stärksten Songs ihres neuen Albums, "The Ocean" und "Every Path".
(kulturnews.de)
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#4: Dear Reader: "Replace Why With Funny" (City Slang, Febr. 2009) |
Tatsächlich eine Band aus Südafrika - was man der Musik aber überhaupt
nicht anhören kann. Im Mittelpunkt von Dear Reader steht
ganz klar die Sängerin, Pianistin und Gitarristin Cherilyn MacNeil.
Ihr musikalischer Partner ist Darryl Torr, hauptsächlich
für Bass und Keyboards zuständig, der zuhause in Südafrika schon
einen gewissen Status als Produzent und Toningenieur haben soll.
Dazu kommt noch Schlagzeuger Michael Wright. Neben Cheris
Stimme überzeugen mich vor allem die ausgezeichneten Songs, wobei
ich dem Booklet leider nicht entnehmen konnte, ob sie alleine von
Cheri verfasst wurden oder ob es sich um Bandkompositionen handelt.
London, Berlin, New York, Johannesburg? Die Welt ist scheinbar ein
großes Dorf.
(13.03.2009)
Konzerthighlights: Gebäude 9, Köln, April 2009 und Haldern Pop
(15.08.2009)
Haldern-Pop 2009 war mal wieder sehr schön, auch wenn
ich dieses mal für mich nichts wirklich Neues entdecken konnte,
was hauptsächlich daran liegt, dass ich mir wegen der zwei
parallel bespielten Bühnen (der grossen Hauptbühne und
der kleinen im Spiegelzelt) eben nicht alles anschauen konnte. Am
besten gefielen mir am frühen Samstag Nachmittag Dear Reader,
was aber nach dem schönen Konzert in Köln vom Frühjahr
vor knapp 50 Zuschauern nicht überraschend war.
(16.08.2009)
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Ich habe den Himmel gesehen, von jetzt an werde ich nur noch lächeln. Als Hörer mit weit offenem Herzen für alles, was musikalisches Vermögen atmet, gefällt mir vieles; das letzte Mal aber, dass mich etwas wirklich tiefgehend und nachhaltig überrascht hat, ist lange her. Und das Duo Cherilyn McNeil und Darryl Torr hat mich nicht nur überrascht – die britisch-stämmigen Musiker aus Johannesburg haben mich mit Macht, Wucht, Liebe und Gefühl überfahren und beglückt zurückgelassen. Seit ich den Song Dearheart erstmals hören durfte, verfolgt mich die Stimme Cherilyns bis in meine schönsten Träume, aber es ist eben nicht nur dieser traumhafte, oft in überwältigenden mehrstimmigen Harmoniesätzen schwelgende, glockenklare Gesang, der das Erlebnis Dear Reader zum Paradies für alle wahren Musik-Jünger macht. Die zehn Songs, die dieses Debut wie einen Diamanten strahlen lassen, sind ungemein vielschichtig, immer wieder überraschend, stil-schillernd, reich an herrlichen Melodien, gleichzeitig perfekt produziert und dennoch kantig und rauh genug, um handfest und greifbar zu bleiben. Es ist ein wenig so, als ob sich jemand hingesetzt hätte, um die perfekte Platte für mich zu ersinnen: Eine Frauenstimme, die träumen macht, Klavierspiel, das in jeder Note von Erfahrung und Können kündet, Gesangssätze, die ebenso Gospel-Wärme wie Händel’sche Größe atmen, Arrangements, die vor musikalischen Ideen sprühen, mühelos Elemente aus Folk, Country, Pop und Rock verbinden und mal schwelgerisch, mal knochen-knarzig Geigen, Banjo, Harmonium, Orgel, polterndes Schlagwerk, grobe E-Gitarren zu Wort kommen lassen und barocke Größe, rauhe Violent Femmes-Attitüde, theatralische Sparks-Tragik, Rumpel-Wurzel-Bluegrass, engelsgleichen Sanft-Pop und progressive Klang-Wellenberge von Godspeed You Black Emperor-gleicher Wucht vereinen. Vom ersten Moment an war ich diesem einzigartigen Charme, dieser ganz eigenen musikalischen Sprache verfallen, bei jedem Hören wächst die Abhängigkeit, und: Ich bin glücklich.
(Glitterhouse)
Großes Land, noch größere Probleme. Die Negativ-Schlagzeilen samt Horrormeldungen, die Südafrika in regelmäßigen Abständen macht, stehen in keinem Verhältnis zur Pop-Szene. Die nämlich ist trotz internationaler Größen wie Howard Carpendale, Johnny Clegg und der verstorbenen Ikone Miriam Makeba vor allem im Indiebereich mehr als überschaubar. Da kommt nun das Duo Dear Reader und präsentiert mit Replace Why With Funny ein derart hinreißendes Debüt, dass man ohne Hintergrundswissen denkt, die müssen doch aus den Hochburgen von Kanada, England oder den USA stammen. Sängerin Cherilyn McNeil und der Grammy-Preisträger Darryl Torr gehören als Weiße zu einer ethnischen Minderheit im eigenen Land, zu dem sie eine Hass-Liebe hegen und dessen musikalische Kultur komplett ausgegrenzt wird. Nicht einmal das hymnische, von Chören getragene „The Same“, das so viele unbeantwortete Fragen an die Heimat stellt, bildet da eine Ausnahme. Dear Reader aus Johannisburg machen unterstützt von Brent Knopf (Menomena) Pop-Musik wie so viele schlaue junge Menschen zwischen London und New York, zwischen Toronto und Reykjavik. Dabei nimmt einen Replace Why With Funny nicht im Galopp mit oder überrennt einen, es hat mehr etwas von einer Schnitzeljagd. Gerade die prägnante Stimme von McNeil drängt sich derart in den Vordergrund, dass die kleinen Eskapaden und großen Gesten, die verschwurbelten Klangspielerein, die ewigen Tempowechsel, das Wogen zwischen Euphorie und Melodramatik mit all ihren Details überhört werden. Was nun wirklich unerhört wäre.
(Sven Niechziol, amazon)
Dear Reader bestehen aus Cherilyn McNeil und Darryl Torr (live stößt noch Schlagzeuger Michael Wright dazu), die in Johannesburg leben - wie der Großteil dort, hinter enorm hohen Mauern und Stacheldraht, in der ständigen Gefahr, Opfer von Gewalttaten und Raubüberfällen zu werden.
„We live in constant fear“ ist in Südafrika kein einfach so dahin gesagter Satz, sondern eine Tatsache. Seit das Land mit der höchsten Kriminalitätsrate der Welt in den letzten Jahren flutartig unter vielen Millionen von Flüchtlingen aus Botswana, Mosambik und anderen Nachbarstaaten ächzt, ist es mit der ständigen Gewalt nur noch schlimmer geworden.
Zusammen mit Menomena's Brent Knopf verschanzten sich Dear Reader hinter den meterdicken Mauern der South African Broadcasting Company (SABC), einem staatlichen Radiosender, um ihr Debuet "Replace Why With Funny" aufzunehmen. Ein Album, das mit seiner Reichhaltigkeit und Vielschichtigkeit entschieden in die Kategorie der „Grower“ gehört. Oberflächliches Hören führt zu gefährlicher Vorverurteilung, denn die Produktion ist enorm glatt, und die junge Dame hat eine mächtige Stimme. Jedoch tun sich in Sachen Songstruktur und Arrangements schnell tiefe Abgründe auf, die bei genauerem Studieren hinein in eines der schönsten und emotionalsten Alben führen, das je auf City Slang veröffentlicht wurde.
Songs wie "Dearheart" oder "Great White Bear" fangen durchweg sehr “light“ an, um sich im weiteren Verlauf in mächtige und dramatische orchestrale Anordnungen zu steigern. Da türmen sich geschichtete Chöre neben Waldhörnern und enorm dicken Geigen. Jeder einzelne Song auf diesem Album ist eine Skulptur für sich, in liebevoller Feinarbeit von den drei Musikern im Studio zurecht gefeilt, aufeinander getürmt und angeordnet worden. Eine Meisterleistung in Sachen euphorisierter Arrangeurskunst.
Wie schreibt die Band auf ihrer Myspace Seite in der Rubrik sounds like: „...when you feel so much that you think you might explode and then laugh at yourself for being such a melodramatic douchebag!“. Genauso klingt das.
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#5: Dave Rawlings Machine: "A Friend Of A Friend" (Acony, Nov. 2009) |
"A Friend Of A Friend" ist so sehr eine Platte von David
Rawlings UND von Gillian Welch, wie jede bisherige Veröffentlichung
der beiden unter dem alleinigen Namen von Gillian. Und da alle
Fans - wie auch ich - jetzt schon über sechs Jahre auf ein neues
Album warten ("Soul Journey"
ist immerhin von 2003!) ist das eine gute Nachricht. Wobei natürlich
Kollaborationen der beiden, wie etwa beim Album "Spooked"
von Robyn Hitchcock, ein wenig getröstet haben.
Was ist anders? Natürlich die Tatsache, dass David Rawlings
hier kompositorisch und stimmlich stärker im Mittelpunkt steht.
Da aber beide meist ZUSAMMEN singen ("harmonieren" im wahresten
Sinne des Wortes!) und das in der Vergangenheit auch immer schon getan
haben, ist das eigentlich kein so besonders großer Unterschied.
Ausserdem haben die beiden fünf der neun Lieder zusammen geschrieben
- auch nicht wirklich anders, als in den vergangenen Jahren. Zwei
der Lieder entstanden in Zusammenarbeit mit anderen Musikern und sind
als solche von diesen bereits bekannt: so findet man zum Beispiel
"To Be Young (Is To Be Sad, Is To Be High)" auf "Heartbreaker",
dem Solodebüt von Ryan Adams. "I Hear Them All"
hat er zusammen mit Ketch Secor, dem Geiger der Old Crow
Medicine Show geschrieben, deren erste beiden Alben von ihm produziert
wurden und die hier auch bei mehreren Liedern als Begleitcombo dabei
sind.
Als "neu" könnte man höchstens den Einsatz einer
String-Section auf zwei Liedern bezeichnen (besonders toll auf dem
grandiosen letzten, an Dylans Großtaten erinnernden Lied "Bells
Of Harlem"). Gitarristisch hält sich der durchaus virtuose
Rawlings überraschenderweise stärker zurück als früher.
Nur der 10minütig Doppel-Coversong ("Method Acting"
von Conor Oberst fliessend übergehend in "Cortez
The Killer" von Neil Young) erinnert in dieser Hinsicht
stärker an alte Epen wie etwa das über 14minütige "I
Dream A Highway" vom Album "Time
(A Revelator)".
(26.12.2009)
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Dave Rawlings ist der musikalische Partner von Gillian Welch, die auf diesem Solodebüt ebenfalls omnipräsent ist. Dazu hören wir Morgan Jahnig (Old Crow Medicine Show), Benmont Tench (Tom Petty and the Heartbreakers), Nate Walcott (Bright Eyes), Karl Himmel (Neil Young) und andere Freunde. Und gleich vorweg: es ist eine schöne Platte geworden, die das Spagat zwischen Mountain Music und Americana-Klassikern wie The Band spielerisch schafft, aber auch für den Fan klassischer Singer/Songwriter (von Townes bis Ryan Adams) interessant sein dürfte.
Gleich der erste Song (Ruby) könnte auf der Wiese vor Big Pink entstanden sein, No More Cane On The Brazos kommt direkt in den Sinn. To Be Young (Is To Be Sad, Is To Be High) war der Opener des Heartbreaker Albums von Ryan Adams, damals unter Mitwirkung von Rawlings entstanden. Mit Banjo und Fiddle wurde es hier mehr in Richtung ursprünglichen Country platziert, aber gerade im Refrain kommt dann dieses wohlige Erinnerungsgefühl auf. Und spätestens ab dem Zeitpunkt kann man sich dem Charme dieses Albums nicht mehr entziehen. Es folgen zwei sparsamste Songs, die nur mit Akustikgitarren, minimalen Beigaben und Stimmen auf Spannung gehalten weren. Phänomenal dabei das fast 9-minütige Method Acting (im Original von Conor Oberst), sehr intensiv dargebracht, welches Rawlings nach 6 Minuten sanft zu Cortez The Killer mutieren lässt. Das erinnert mich von Vibe her an Jorma Kaukonen’s Quah Meisterwerk, ein ähnlich unaufdringlich agierendes Saitenass wie Rawlings.
Danach machen Rawlings und Kumpane einen Abstecher in die Appalachen und andere Old Time Country Gefilde, um mit Bells Of Harlem, dem letzten Song, noch einmal ein Songwriter Highlight zu setzen. Die reduzierte Stimmung, das punktuelle setzen der Töne wird hier durch ein düster-üppiges Streicherarrangement (à la Jack Nitzsche auf dem Neil Young Debüt) atmosphärisch unterstützt. Meisterlich!
A Friend Of A Friend ist ein rundum gelungenes Folk/Country/Singer-Songwriter Werk geworden, das sicher ein hohes Haltbarkeitsdatum haben wird.
(Glitterhouse)
It’s hard to believe A Friend of a Friend is David Rawlings’ first album under his own name. For more than 12 years, the Nashville-based musician has toured, written and recorded with Gillian Welch, exploring the well-worn byways of country, bluegrass and stringband music while making the old-timey sound new. As a hired gun, he’s played sideman to artists following in Welch’s wake or creating their own: Sara Watkins, Ryan Adams, Bright Eyes, Guy Clark, Mark Knopfler and Jay Farrar, among others. So his debut as Dave Rawlings Machine is either a case of him stepping up, or everyone else stepping back. Welch herself appears on almost all of these songs, either singing harmony or playing guitar, as do several other musician friends. But Rawlings takes the lead on every track, as a singer and picker.
For nine songs over 40 minutes, Rawlings proves fascinating company — a good man to share a front porch with. As a performer, he makes good use of his distinct, reedy tenor (imagine a twangier Loudon Wainwright). And he has a spry, jumpy guitar style that lends his arrangements some bounce. As a producer, he keeps things loose and lively, mixing covers with originals. A Friend of a Friend plays like a rough, intimate live album instead of a polished studio affair.
The record captures Rawlings in his natural setting, where haste reads as spontaneity and the exposed seams are part of the appeal. The segue from Bright Eyes’ “Method Acting” into Neil Young’s “Cortez the Killer” sounds like a juxtaposition worked out on small stages before countless audiences, and while Rawlings mutes Conor Oberst’s default disgust, his largely acoustic rendering emphasizes Young’s lyrics as much as his guitar parts, making for a fresh reading of an oft-covered song.
“Method Acting” is one of several semi-covers on A Friend of a Friend, each a previous collaboration. “To Be Young (Is to Be Sad, Is to Be High) — from Ryan Adams’ 2000 solo debut Heartbreaker (on which Rawlings played heavily) — gets a rambunctious treatment that adds a scratchy fiddle courtesy of Old Crow Medicine Show’s Ketch Secor. Like Adams’ version, this one swings with a palpable sense of youthful abandon that drives the song even more than the percussive strumming. Rawlings follows it with the tenderly thoughtful “I Hear Them All,” a co-write from OCMS’ 2006 album Big Iron World, which he produced. Taking it out of its original stringband setting, Rawlings accompanies himself on acoustic guitar and lets the song breathe, subtly alluding to folk activists like Pete Seeger and Phil Ochs.
Rawlings is a clever raconteur with a deep knowledge of country history and a tendency to let his songs ramble. Each track here sounds like it has a long story behind it. The album covers a wide swath of traditional American music: “Sweet Tooth” is an endearing Welch duet that draws from Appalachian folk as it stretches its metaphor like saltwater taffy, and “How’s About You” is an old Nashville strut that recalls Hank Williams. Rawlings instills a charming ragtime boisterousness into Jesse Fuller’s “Monkey and the Engineer,” ignoring the Grateful Dead’s popular version and going back to the original for inspiration. And opener “Ruby” sounds like California country rock circa Gram Parsons.
Such diversity is instructive — and, rather than delivering a dry seminar on Americana, Rawlings keeps things lively and raucous thanks to energetic performances and a light touch on the production. Details and nuances emerge over repeated listens, revealing the care that went into the recording. The xylophone on “Sweet Tooth” re-creates bass rhythms that might otherwise be played on a jug, adding an unexpected but appropriate jazz vibe. “Ruby” slyly appropriates the melody from “Oh Girl,” a hit in 1972 for Chicago group The Chi-Lites — and, whether or not that allusion is intentional, the soul-to-country translation casts ?Rawlings and Welch’s harmonies in a new light. Both “Ruby” and closing track “Bells of Harlem” feature sensitive string arrangements by famed composer Jimmie Haskell (you may know him from Simon & Garfunkel’s “Bridge Over Troubled Water” and Bobbie Gentry’s “Ode to Billie Joe”). Haskell gives the songs an old Nashville grandeur, keying up the drama without overpowering Rawlings’ performance. “Bells of Harlem” winds down with a few simple, graceful chords that end the album on a lovely benedictory note.
Reviving the co-written tracks alongside so many Welch collaborations gives A Friend of a Friend a retrospective flair, as if Rawlings is fashioning his own greatest hits. The restless vibe to this ramshackle collection suggests Rawlings’ greatest trait is his wanderlust. It’s allowed him to work closely with a range of different artists in the past, and it makes A Friend of a Friend a spirited affair. He’s already been everywhere, but this debut suggests Rawlings is really going places.
(Stephen M. Deusner, www.pastemagazine.com)
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#6: Robyn Hitchcock & The Venus 3: "Goodnight Oslo" (Proper, Febr. 2009) |
Robyn Hitchcock war in den späten 70ern Sänger der Soft
Boys. Kult, aber ohne kommerziellen Erfolg. Seit den 80ern bringt
er immer wieder spannende Soloalben heraus, zuletzt hatte ich beim
akustischen "Spooked"
zugegriffen, das er mit Gillian
Welch und David Rawlings eingespielt hatte.
Auch hinter den Venus 3 stecken hochkarätige Begleiter: Peter
Buck von R.E.M. und dessen Kumpels Scott McCaughey
(bg) und Bill Rieflin (dr) aus der R.E.M.-Touring-Band. Alle
drei sind auch unter dem Namen The Minus 5
aktiv, dann aber mit McCaughey als Frontmann. Insgesamt wieder
ein deutlich rockigeres Album und bei jedem Hören besser werdend ...
(03.03.2009)
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09er nach einigen Jahren Pause. Venus 3 sind die (assoziierten) REM-Musiker Peter Buck, Bill Rieflin, Scott McCaughey! Erstaunlich vielfältig! Es gibt sowohl typischen Hitchcock (Gitarren! Strahlende Gesangsparts!) mit Anflügen von REM/Byrds (incl. gehöriger Portion Pop), relaxt fließenden melodiösen teils flotten Folk Pop, 2x dunklen sehr aparten und schönen Melancholie-Pop mit Cello (ausgezeichnete Stücke!), als auch Überraschungen: 4 Stücke mit Bläsern: Fast swampiger Früh-70er-Roots-Sound mit leisen CCR-Anflügen/saftiger fetter Pop mit einem Hauch T.Rex/ungewöhnliche Hybriden aus Folk, Country, R´n´B, Rock bzw. Folk, Pop, R´n´B. Insgesamt ziemlich starker 70s-Einschlag.
(Glitterhouse)
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#7: Espers: "III" (Drag City, Okt. 2009) |
Eigentlich ist das schon das vierte Album dieser Folkrockband aus
Philadelphia, denn auch "Weed Tree", die EP mit Coverversionen
von 2005, war immerhin gute 40 Minuten lang. Wie auch immer. Zwar
habe ich auch in die ersten drei Alben hineingehört - und sie
haben mir auch gefallen - aber von "III" bin ich erstmals
restlos überzeugt. Vielleicht, weil die Band, die sich stark
auf den britischen Folkrock der 70er bezieht und ihn NICHT imitiert,
auf Bands wie die Trees, Fairport
Convention und Pentangle bezieht,
ihren Stil jetzt perfektioniert hat? Auf jeden Fall wirkt die Musik
inzwischen noch weiter ausgereift. Das hat sicherlich auch damit zu
tun, dass Bassist, Gitarrist und Produzent Greg Weeks inzwischen
viel herumgekommen ist (er hat u.a. Marissa Nadler
produziert und auch mit Will Oldham, a.k.a. Bonnie
'Prince' Billy, zusammengearbeitet), und mit Otto Hauser
ein ausgezeichneter Trommler dazugekommen ist, der ja auch bei Vetiver,
Bert Jansch, Alela
Diane, Gary Louris, Devendra
Banhart und vielen anderen für das rhythmische Fundament
sorgt. Vor allem aber finde ich Meg Baird als Sängerin
überzeugend. Vielleicht nicht "die neue Sandy Denny",
aber sicherlich nahe dran. Ohne zu imitieren. Wie gesagt.
(09.11.2009)
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It's been a pretty vast musical journey so far: from the freak folk of Espers' debut album to the wide-ranging psychedelia of their covers EP, to 2006's II, an album stepped in British folk formalism and drenched in overtone modal drones and careening electric guitars that added sheer rock power to the flowery proceedings. On III, the Philadelphia quintet do a bit of a mirror flip. While this album sounds brighter, cheerier, and more upbeat musically, lyrically, these songs inhabit a somewhat darker world. That's fine, the meld of classic American folk-rock, psychedelia, Brit-folk discipline, and the leftover traces of the acid folk of their origins all combine to make a recording of beauty, depth, complex dimensions, and dynamics, underscored by their best songwriting to date. The core of the band features vocalist Meg Baird, and multi-instrumentalists Brooke Sietinsons, and Greg Weeks (who also engineered and produced the set), with Vetiver drummer Otto Hauser and cellist Helena Espvall (who appeared on II as well) rounding out the band. Just compare the first two numbers on III: they are ample evidence of an evolving, more complex songwriting process. There is the near-jaunty folk-rock of "I Can't See Clear," with Baird's alto falling directly into the double-waltz time of the acoustic guitars, bassline, and other stringed instruments until the chorus, where melodically distorted electric guitars are added to the mix and push the track to the margin. The melody line is pronounced, repetitive, and catchy -- but the subject matter is anything but light. "The Road of Golden Dust" that features Baird's and Weeks' voices twinned on the verses, is creepier, murkier, and far more haunting. Its lilting melody slithers alone on a lithe backbeat and hypnotic guitar patters. Its notes are much more restrained, but the instrumental passages are labyrinthine. "That Moon Song," with it's country-ish tinge, done at a cough syrup pace, blends electric guitars, keyboards, what sounds like a Wurlitzer, and reverb effects along with Espvall's cello and Baird's vocal to create a texture worthy of dreaming. The elegantly slow yet piercing electric guitar breaks morph it into full-on soundscape though its songlike qualities remain. The thick, cushiony textures of distorted instruments collide in "That Which Darkly Thrives" as Weeks' voice hovers and floats above the only clearly heard instruments in the mix -- those of the rhythm section; Baird's backing vocal cascades into Weeks', pouring it all through a nearly cinematic sense of the ethereal. "Colony," whose lyrics are impure poetry, is flat-out gorgeous in a slightly sinister, Pentangle kind of way. The album closer, "Trollslända," stands in sharp contrast with its breezy, weave of sprightly bassline, clipped snare and hi-hat, phased electric guitars, and reverbed acoustic six-strings as Weeks and Baird sing the verses in harmony. It's a lullaby of sorts that melds the ancient with a present-tense melancholy. The cello solo by Espvall becomes another voice in the track, and is one of the loveliest things she's ever played on a record. The cut's climax is one of the high points on any Espers record.
This band may take their time between releases now, but they get exponentially more sophisticated and adventurous, not only in their composed material, but in their approach to making records. This is just stellar top to bottom.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
"Picking up the threads with ease, Espers III was intended to be an aural reversal of the layered sound of II. The goal was to record fewer tracks in order to achieve a stronger, more oxygenated sonic presence. Where II was almost claustrophobic in its density and darkness, III was envisaged as being somehow lighter, effervescent; perhaps even of a cheery disposition at times (whoa there! Don't go not breaking our heart, Espers).
Under these auspices, recording started in late 2008 and spilled into the spring and summer of 2009. As more time passed in the recording process, a growing dementia within both song and lyrics emerged, making even the most ethereal songs on III seem oddly unwholesome to all involved. As with past releases (both by Espers and significant others), III was recorded with the vinyl LP in mind, playing as a whole divided into two equally weighted sides. Recorded to analog tape and mixed to analog tape again at the end, the songs ended up in a stippled, rippling, ever-flowing space, another important factor in the realization of III.
'Space' is a core concept here -- each of these songs in some way access new space, whether they are envisioning, locating, or claiming and colonizing it. In fact, III's working title was Colony, owing to a subtextual thought process that encompassed aspects of Herzog's Aguirre, Heart of Darkness, cult groups, deep Amazonian treks, religious nation building, ritualistic drug ceremonies (taking drugs to take canoe trips to take drugs on) -- eg., escape from assimilation, surviving cultural wars by embedding themselves in the wilderness, among friends and fellow travelers. The cover aesthetic and Xavier Schipani's arresting artwork mirror these themes and Espers' desire to reach beyond what might be expected of an Espers album with metaphoric imagery and increased dimensionality -- not just a new Espers album, but indeed, a new Espers."
<(Drag City)
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#8: K.C. McKanzie: "Dryland" (T3, Okt. 2009) |
K.C. McKanzie ist eine junge Sängerin aus Berlin mit ausgezeichneter
Stimme und vorzüglichen Liedern, die mit "Dryland"
bereits ihr viertes Album im Duo mit dem Kontrabassisten Budi
präsentiert. Kürzlich konnte ich sie live im Weseler Karo
erleben und war begeistert. Die Dame und ihr Begleiter erinnerten
mich in Stil und musikalischer Qualität sogar an Gillian
Welch und Dave Rawlings. Zwar kenne ich
momentan nur dieses eine, neue Album - aber das hat es in sich. Es
kommt genauso spartanisch daher wie das meiste was auch das Duo Welch/Rawlings
produziert und man kann nur sagen: jeder Ton ist richtig, keiner ist
zuviel. Jetzt bleibt noch abzuwarten, wie die Langzeitwirkung der
Lieder ist. Der das Album eröffnende Titelsong lassen hier Gutes
erhoffen.
Worüber ich lange gerätselt hatte ist, ob die junge Dame
nun Deutsche mit britischem Künstlernamen ist oder eine in Deutschland
tief verwurzelte Amerikanerin oder beides oder nichts davon. Verwirrend,
aber eigentlich völlig unwichtig.
(26.12.2009)
Konzerthighlight: JZ Karo, Wesel, November 2009
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Während die meisten weiblich geprägten Folk-Alben dieses November-Kataloges immer auch mehr oder weniger in Richtung Britannien ausgerichtet sind, liefert uns die Sängerin und Song-Autorin K.C. (schnörkellos-schöne Stimme, Gitarre und Banjo) gemeinsam mit ihrem Dauer- und Duettpartner Budi (Kontrabass, Banjo, Schlagwerk, Piano) mit ihrem vierten Werk puren uramerikansichen Stoff. Dabei sind die von ungemein einfühlsam-eingängigen Melodien getragenen, in durchscheinend akustischen Arrangements dargebotenen Songs durchweg McKanzie-Originale, auch wenn sie immer wieder klingen, als seien sie den ewigen ungeschriebenen Appalachen-Lied-Tradition entnommen, nur eben auf intime Weise neu belebt. Herrliches Handwerk zwischen Folk, Bluegrass, purem und alternativem Country, von einer bemerkenswerten und erinnerungswürdigen Stimme zu etwas besonderem gemacht. Solltet Ihr Euch eine gefühlte Mitte zwischen Gillian Welch und Suzanne Vega vorstellen können: Ihr Name ist K.C.
(Glitterhouse)
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#9: Tara Jane O'Neil: "A Ways Away" (K Records, Mai 2009) |
Der Name von Tara Jane O'Neil fiel mir zum ersten mal auf
verschieden Platten von Ida auf, wo sie als Gastmusikerin
dabei war ("Will You Find
Me" von 2000, "Lovers
Prayer" und "MyFair,
My Dark EP" von 2008). Als junges Mädchen spielte sie Anfang
der 90er Bass in ihrer Heimatstadt Louisville/Kentucky (da kommen
u. a. auch Eleventh Dream Day her!) in der Punkband Rodan
(die ich nicht kenne), dann in New York bei Come (auf
dem Album "Near Life Experience" von 1995) und war anschließend
in der Band Retsin, die mit Ida ein Splittalbum herausbrachte,
das ich auch noch nicht kenne (Ihr seht: da gibt es noch viel zu
entdecken!). Vor wenigen Tagen fiel mir dann eine Konzertankündigung
für den Bonner Club Kult41 für den 24.05. , 18:00 Uhr, auf.
Es war gestern ein wunderschöner Sonntag und ich habe mich mit dem
Zug nach Bonn aufgemacht, um dort Tara Jane in ihrem Doppelkonzert
zusammen mit der mir bis dahin unbekannten Labelkollegin Mirah
zu erleben. Beide Ladies haben mir mit ihrer gleichzeitig zarten
und kantigen Singer/Songwriter-Musik ausgezeichnet gefallen. Tara
Jane singt sehr zurückhaltend, aber wunderschön, spielt sehr
gut Gitarre, die sie gerne durch Effekte und Livesampling aufpeppt,
denn für Livekonzerte reicht das Geld wohl nicht für eine komplette
Band: dabei war nur eine Schlagzeugerin und gelegentlich kam Unterstützung
von Kollegin Mirah (beim anschließenden Mirah-Auftritt
war es dann umgekehrt). Nur ihren Qualitäten als "Entertainerin"
sind eher unterentwickelt - Ich kann aber nicht sagen, dass mich
das wirklich störte. Gekauft habe ich mir auf dem Konzert das brandneue
Album "A Ways Away", erschienen beim legendären Label
"K" aus Olympia, Washington, das von Calvin Johnson,
dem Bandleader von Beat Happening
mitgegründet wurde. Im nahen (?) Portland ist die Dame inzwischen
auch beheimatet, allerdings halfen New Yorker Freunde wie Dan
Littleton und Jean Cook (vio) von Ida bei den
Aufnahmen aus.
(25.05.2009)
Konzerthighlight: Kult 41, Bonn, Mai 2009
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#10: Tom Freund: "Collapsible Plans" (CRS/Surf Road, Sept. 2008/Jan. 2009) |
Auf Tom Freund wurde ich zum ersten Mal bei einem Auftritt
der Setters Anfang '94 in Essen
(oder Bochum?) aufmerksam. Dort hatte er den verhinderten Alejandro
Escovedo vertreten und zusammen mit Walter Salas-Humara
und Michael Hall einen tollen Auftritt hingelegt. In den kommenden
Jahren konnte man ihn dann auch gelegentlich auf den Tonträgern anderer
Künstler hören (u. a. als Bassisten bei Walter Salas-Humara/The
Silos, aber auch bei Graham
Parker). Gelegentlich gab es dann auch ein paar wenig beachtete
Soloalben, auf denen sich der Multiinstrumentalist (hauptsächlich
Standbass, aber auch Gitarre und Keyboards) als guter Sänger und ausgezeichneter
Songschreiber präsentierte (z.B. "Copper Moon" von 2005).
Im vergangenen Herbst erschien in den USA - und vor kurzem auch beim
holländischen Continental Record Service - das neue Album,
produziert und musikalisch veredelt von niemand geringerem als Ben
Harper, mit dem er bereits 1992 ein gemeinsames Album veröffentlicht
hatte. Auf "Collapsible Plans" gibt es sieben neue Lieder
(besonders toll ist der Titelsong!), zwei Neuaufnahmen von Liedern,
die bereits auf "Copper Moon" waren und mit "Can't
Cry Hard Enough" (kennt man eventuell von den Williams Brothers
oder Victoria Williams) auch eine schöne Coverversion. Als
Gast auf zwei Liedern ist übrigenz Jackson
Browne als Pianist zu hören. Insgesamt ein gelungenes Album, vor
allem wegen der guten Lieder. Es kam leider ein bisschen zu spät für
die Jahresliste 2008 - aber weil es ja bei uns in Europa auch erst
seit Januar 2009 auf dem Markt ist, vielleicht sogar was für die Liste
2009?
(23.02.2009)
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auch wenn man einige Stücke in anderen (Live-) Fassungen schon von zuvor kennt, ist dieses aktuelle Tom Freund-Album ein komplett neues, das immerhin 6. seit 1998 neben all den anderen Verpflichtungen wie Silos, Graham Parker, Creekdippers, Sweet Relief Fund usw. Der Singer/Songwriter/Multiinstrumentalist aus Los Angeles, eh einer der sanften, behutsamen seiner Zunft, gibt sich wieder ganz nachdenklich, introvertiert, sensibel und verwendet eher die subtilen, leisen Mittel, um seine erstklassigen Songs beim Hörer unterzubringen, erinnert so mehrfach an Joe Henry und Mark Olson. Dabei sind zwingende Killerhooks (wie auf 'Copper Moon', 'Being Again', 'Why Wyoming') garantiert nicht ausgeschlossen! Auch das unvermeidliche 'Can't Cry Had Enough' (Williams Brothers, Marvin Etzioni) kann ich gar nicht oft genug hören. Trotz all dieser defensiven Attribute ein opulent ausgestattes, reichhaltig instrumentiertes Werk, produziert von Ben Harper, der hier seine ganze Saitenkunst einbringt, Weissenborn, Lap Steel, National Gitarren sowie Mandocello, Electric Piano, Harmonium, Drums, Percussion spielt und manchmal mitsingt. Wie zwei Mal auch ein anderer befreundeter Kollege: Jackson Browne! Freund selber spielt akustische und elektrische Gitarren, analoge Keyboards, Ukulele, Percussion und beweist sein Können auf dem akustischen Standbass, seinem Lieblingsinstrument. Ferner dabei: Topdrummer Michael Jerome, Gitarrist Michael Ward, Tastenmann Jason Yates (Louris/Olson) u.a. (chill)
6. Album des Singer-Songwriters (ex-Silos). Farbige außerordentlich schöne und angenehme Stimme! Außergewöhnlich gestaltete z.T. herausragende Melodien! Sparsamer oder (nur ein wenig) fülligerer ausgewogener runder organischer warmer Sound, teil-akustisch (partiell ganz). Im Americana-Umfeld, relaxter Folk Rock, rootsig-introspektive leise und/oder melancholische Balladen, auch mal Blueselemente oder leichter Westcoast-Touch. Durchweg laid back. Ben Harper gehört zur Stammbesetzung (Lap Steel, Backing Voc) und produzierte, 2x gastiert Jackson Browne (an den Freund sporadisch erinnert; stärker indes an Joe Henry). Überragend: Der Titeltrack und das dunkle exzeptionelle Begin Again. Das leicht angejazzte "Comfortable In.." beweist seine Originalität (Akustik-Bass im Zentrum!). Zudem klingen 2 Tracks (auch melodisch) moderat moderner, rhythmisch sehr flexibel. Große Empfehlung, ein Monatsfavorit! (dvd)
(Glitterhouse)
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Ollabelle: "Before This Time" (CRS/Me & My Records, 2008/Jan. 2009) |
Das dritte Album der Band ist zwar "nur" ein Livealbum
- aber ein besonders schönes! Die meisten Lieder kannte ich schon
von den beiden Studioalben. Dazu kommen das Traditional "Ain't
No More Cane" im Arrangement von The Band (zu hören
auf den Basement Tapes)
und die eher unbekannte Grateful Dead-Nummer "Brokedown
Palace" (vom Album "American
Beauty"). Eine der beiden Sängerinnen heißt Amy Helm,
ist die Tochter von Levon Helm und Libby Titus und
die Stieftochter von Donald Fagen. Was für eine beeindruckende
Sippe!
(13.03.2009)
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mit seinen beiden Studio-CDs 'Ollabelle' (04) und 'Riverside Battle Songs' (06) hat sich das (Wahl-) New Yorker Quintett ganz tief in mein Americana/Roots Rock-Herz eingebrannt. Diese unglaubliche stilistische Vielseitigkeit, das musikalische Können, die originellen Vokalarrangements und rhythmischen Verwandlungen von Amy Helm (Vocals, Mandolin), Fiona McBain (Acoustic & Electric Guitars, Bass, Vocals), Glenn Patscha (Keyboards, Vocals), Byron Isaacs (Bass, Lap Steel, Electric Guitar, Vocals) und Tony Leone (Drums, Vocals) gehören für mich zum Besten, was das Roots Music-Genre in den letzten Jahren an neuen Bands hervorgebracht hat! Album #3 ist nun das logische Livealbum geworden, das die Ollabelle-Präsentation perfekt abrundet. Okay, fast perfekt, denn nur 10 z.T. längere Tracks (53 Minuten total) sind entschieden zu wenig für eine so kolossale Combo, die locker zwei Stunden und mehr spielen, danach immer noch zu neuen Ufern aufbrechen kann. Die Programmschwerpunkte liegen überdeutlich auf der schwarzen Seite: Gospel, Soul, R&B und Blues in Form von begeisternd adaptierten Traditionals wie 'John The Revelator', 'When The Saints Go Marchin' In', 'Elijah Rock', 'Soul Of A Man' sowie klassischer Stoff von Nina Simone, Sister Rosetta Tharpe und Bessie Jones lassen völlig außer acht, dass Ollabelle zuletzt auch mit ausgezeichnetem, eigenem Singer/Songwriter-Material und interessanten Folk & Country-Nuancen aufwartete. Einzig 'Ain't No More Cane' (im The Band-Arrangement) und ein sehr braves 'Brokedown Palace' (Grateful Dead) stehen dafür. Fazit: Musik überragend, Endprodukt ausbaufähig.
(Glitterhouse)
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Neal Casal: "Roots & Wings" (Fargo, Jan. 2009) |
Seit der Coverversionen-LP "Return
in Kind" von 2004 mein erstes Album des aktuellen Leadgitarristen
der Cardinals (Begleitband
von Ryan Adams), das ich mir angeschafft habe. Da sich meine
Ryan-Begeisterung deutlich beruhigt hat, liegt das wohl nicht an seinem
aktuellen Hauptjob. Auf jeden Fall ein schönes Album, fast schon folkloristisch
(der Mann kann aber auch richtig rocken, z.B. im Trio Hazy
Malaze!). Den Kauf habe ich nicht bereut. Gefällt mir sogar besser
als das, was sein Chef gerade frisch draußen hat ("Cardinology").
(23.02.2009)
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ich höre sein neues Album gerade erst das 2. Mal und schon brennen sich die ersten Songs so richtig in die Gehörgänge ('Superhighway' - was für ein Monster!). Fast noch wichtiger: Auch die, die zunächst etwas gleichförmig klangen oder gar überflüssig schienen, gewinnen an Fahrt und bekommen Konturen. 16 (!) Tracks (fast eine Stunde Laufzeit) ist natürlich auch eine Menge, mit der man erstmal klar kommen muss, zumal Casal sich durchweg sehr introvertiert, akustisch/semiakustisch, in bedächtigem Tempo schreitend und - trotz einer reichhaltigen Gästeliste - meistens sparsam begleitet präsentiert. Seinen weichen Gesangsstil muss man wirklich mögen, aber er passt einfach ideal zu diesen folkigen, mitunter dezent angerockten Soft Rock-Stücken im 70er Jahre Westcoast-Gedächtnisstil. Obwohl die Recordings in Lafayette, Los Angeles und Brooklyn nur an freien Tagen während seines Engagements bei Ryan Adams & The Cardinals quasi "nebenbei" stattfinden konnten, haben wir es mit einem sehr eigenständigen, charakterstarken Neal Casal-Werk zu tun, das locker an seine beste Phase in den 90ern anknüpft! Er selber spielt nahezu alle Gitarren (besonders sein an den guten alten Stephen Stills erinnerndes Acoustic Picking hat's mir angetan!) und Piano, mitunter Bass, Percussion. Feat. u.a. John Ginty und Farmer Dave Scher (Beachwood Sparks, All Night Radio, Vetiver) an der Orgel, Greg Leisz mit Pedal Steel, Andy Goessling (Mandoline, Banjo, Flöte) von Railroad Earth, die Rhythm Section von Hazy Malaze (Jeff Hill/Dan Fadel), die famosen Harmony Vocals von Jonathan Rice ('Walk The Line'-ST, Gary Louris, Vetiver, Jenny Lewis). Ja, wird mit jedem Hördurchgang immer noch besser!(chill)
09er mit Spitzenpersonal (u.a. Leute von Ryan Adams, Beachwood Sparks, Rufus Wainwright, sowie Greg Leisz). Die Stimme: Geschmeidig und ausdrucksstark wie zu besten Zeiten. Die Musik: Singer-Songwriter Folk/Folk Pop, Westcoast-Untertöne, wenig Country, überaus melodisch. Der Sound: Ungemein warm, rund, z.T. sehr schön weich, teil/ganz akustisch; recht viel Pedal Steel, eine delikate Orgel ganz im Hintergrund, auch Piano, Ak.- wie exqusite E-Gitarre. Die Stimmung: Laid back bzw. ruhig, gefühlvoll, teils sanft, intim, ein par Mal melancholisch. Das Songmaterial: Ganz hervorragend (Hereby The Sea, Turn For The Worse, Superhighway, Pray Me Home sind göttlich). Je 1x erinnert´s ein wenig an Tom Petty bzw. den frühen leisen Neil Young. So gut hätte ich ihn nicht mehr erwartet! Ein klasse Album! Große Empfehlung, ein Monatsfavorit. (dvd)
(Glitterhouse)
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John Frusciante: "The Empyrean" (Feb. 2009) |
Die Red Hot Chili Peppers sind eher nicht meine Baustelle
- und tauchten auf diesen Seiten bislang auch nicht auf. Das heißt
nicht, dass das eine schlechte Band ist - nur haben sie mich bisher
einfach nicht interessiert. Außerdem kann man ihre Musik ja auch im
Radio und auf MTV genug hören, ohne sich dafür anstrengen zu
müssen. Aufgefallen war mir beim Radiohören und beim Lesen in
den einschlägigen Magazinen aber schon, dass Frusciante einen tollen
Gitarrensound hat, den er auf zahlreichen eher experimentellen Soloalben
auch schon vertieft hat, aber ich mache normalerweise einen großen
Bogen um Soloalben von technisch virtuosen Rockgitarristen, weil mich
deren Technikdemonstrationen nicht sonderlich interessieren. Kürzlich
las ich dann jedoch, dass er auf seinem neuen Soloalbum Tim Buckleys
"Song To The Siren" aufgenommen hat. Da konnte ich natürlich
nicht widerstehen und habe mir "The Empyreum" besorgt. Jetzt
höre ich das Album, finde es überraschenderweise sehr schön, unkommerziell
(gut!), aber nicht unhörbar (auch gut!), und mag auch seine Version
von "Song To The Siren": schön gesungen, sparsam arrangiert
ohne irgendwelche technischen Gimmicks und sogar ganz ohne Gitarre!
(24.02.2009)
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JOHN FRUSCIANTE - Gitarrist und Backing-Vocalist der Red Hot Chili Peppers veröffentlicht mit “The Empyrean“ sein neues Solo-Konzept-Album.
Das neue Werk beinhaltet 10 hochkarätige Titel, darunter das Tim Buckley Cover "Songs for the Siren" und einen Instrumental Track. Wie auch schon in der Vergangenheit konnte FRUSCIANTE auch dieses Mal wieder zahlreiche Größen der benachbarten Musiklandschaft für sein Projekt gewinnen. Am Bass wird, wie auch schon auf früheren Alben, Peppers-Kollege Flea zu hören sein, Schlagzeug spielt Josh Klinghoffer, der bereits einen großen Anteil an der Entstehung von “Inside Of Emptiness“ hatte. Des Weiteren wirken auf “The Empyrean“ Johnny Marr (The Smiths), New Dimension Singers und Sonus Quartet mit.
JOHN FRUSCIANTE, der es bis in die Top 20 der Rolling-Stone- Auflistung „The 100 Greatest Guitarists of All Time" geschafft hat, entfernt sich in seinen Solowerken in der Regel zwar sehr stark vom Sound der Red Hot Chili Peppers, liefert mit seinem “The Empyrean“ aber erneut ein hochkarätiges und experimentierfreudiges Meisterstück ab, dass in den verschiedensten Musikbereichen seine aufmerksamen Zuhörer finden wird.
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Van Morrison: "Astral Weeks Live At The Hollywood Bowl" (EMI/Listen To The Lion, Feb.
2009) |
Van Morrison ist natürlich einer meiner absoluten Favoriten - und
ich habe auch großen Respekt vor seinem immensen "Alterswerk".
Eine Aussage, die ich ansonsten höchstens noch für seine "Altersgenossen"
Neil Young und Bob Dylan treffen würde. Allerdinx hatte
ich schon seit einiger Zeit nicht mehr das Bedürfnis, ein neues Album
direkt bei der Erscheinung und ungehört zu kaufen (das gilt so seit
einigen Jahren auch für Bob und inzwischen auch für Neil!), aber bei
der Live-Uraufführung vom Meisterwerk "Astral
Weeks" war das natürlich anders. Was soll ich jetzt sagen?
Phantastischer Sound (wie immer live bei Van The Man!), phantastische
Songs (neben den 8 Liedern des Originals noch die dazu passenden Songs
"Listen To The Lion", eines meiner Lieblinxlieder Vans vom
Album "Saint Dominic's Preview
" und "Common One", letzteres ein Ausschnitt aus der
Suite "Summertime In England" vom Album "Common
One"), perfekte Band (u. a. mit dem Jazzgitarristen Jay
Berliner, der schon vor 40 Jahren das Original mit eingespielt
hat!) und auf dem Cover ein lachender Herr Morrison!
(13.02.2009) |
Marissa Nadler: "Little Hells" (Kemado, Feb. 2009) |
Dies
ist bereits das vierte Album der Folksängerin aus Neuengland, aber
mir ist die junge Dame leider erst vor wenigen Monaten in einem Zeitschriftenartikel
aufgefallen. Gute Songs, ziemlich gutes Gitarrenspiel (die John
Fahey-Vergleich finde ich allerdings gewagt!), schöne & spärliche
Arrangements, manchmal für meinen Geschmack vielleicht ein wenig zu
viel Hall auf der Musik - der wird eigentlich nicht unbedingt gebraucht,
aber - so wie ich gelesen habe - gehört dieser Sound zu ihrem Markenzeichen.
Wenn Dave Scherr seine Hawaiigitarre auspackt klingt es ein
wenig nach Mazzy Star - kein Vergleich,
der einem peinlich sein muss.
Ob das jetzt zu einem meiner Platten des Jahres werden kann hängt
davon ab, wie sich die Sache mit den "Ohrwürmern" entwickelt
- beim ersten Hören fiel noch kein einzelnes Lied besonders auf -
und ob ich mich an den offensiven Einsatz der Hallgeräte gewöhnen
kann.
(06.05.2009) |
Tom Rush: "What I Know" (Appleseed, Feb. 2009) |
Tom Rush ist einer der ersten Folksänger, der in den 60ern bekannt
geworden ist. Dabei zeichnete er sich weniger als Songschreiber (seine
einzige, mir bekannte Eigenkomposition ist "No Regrets",
ein Hit für die Righteous Brothers), sondern vor allem als
Interpret von Fremdmaterial aus. So war er zum Beispiel einer der
ersten, der die Songs von Joni Mitchell und Jackson Browne
gesungen hat. Oft sogar bevor diese ihre eigenen Versionen veröffentlichen
konnten. Obwohl der Mann live eigentlich immer dabei geblieben
ist, handelt es sich bei "What I Know" um sein erstes Studioalbum
seit "Ladies Love Outlaws"
von 1974. Es klingt aber so, als wären seitdem keine 35 Jahre vergangen
- was in diesem Fall mal ein Kompliment sein soll!
(01.04.2009)
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It's hard to believe that What I Know marked the first Tom Rush studio album in 35 years when it was released in early 2009. But it's true — although he released quite a bit of studio material in the first decade of his career, and has remained active as a touring musician since the mid-'70s, this is the first studio product to emerge since then. "Sounds like he's never been away" is the kind of cliché you hear often when these projects appear, but in Rush's case, it seems more appropriate than it does in most such situations. His vocal style remains the same — good-natured, friendly, and intimate, with a tinge of weary wistfulness. Thankfully, the production, like Rush himself, is low-key and, though grounded in folk and country music, has full and varied instrumentation. While there are celebrity cameos in the shape of guest harmony vocals by Emmylou Harris, Nanci Griffith, and Bonnie Bramlett on a track apiece, those are sympathetic complementary contributions, not parts roped in to grab attention. The songs are a comfortable mix of Rush originals (only five; he's never been the most prolific writer), the traditional song "Casey Jones," and nine choices of outside material. The most renowned of the other writers being Eliza Gilkyson (who composed "Fall into the Night"), and the most surprising choice of material, the CD-closing "Drift Away," Rush rearranging that '70s soul hit into something suitably folky and reflective. The good-natured riding-into-the twilight feel of this record might guarantee it won't cause any earthquakes, but Rush has never been that kind of artist, and this record is a solid continuation of the mood he's largely followed all his musical life.
(by Richie Unterberger, All Music Guide)
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Vetiver: "Tight Knit" (Sub Pop, Feb. 2009) |
Nach dem gelungenen Album "Things
Of The Past" vom vergangenen Jahr mit Coverversionen mehr
oder weniger obskurer Songs aus den 70ern, das mir besser gefiel als
das doch recht spröde Debütalbum von 2004, war es natürlich spannend,
das neue Album zu hören: Andy Cabic bleibt mit seiner Band
beim folkigen Sound der 70er, bringt uns jetzt aber schöne eigene
Lieder. Und ist beim Kultlabel Sub Pop gelandet.
Im Zusammenhang mit Vetiver fällt meist auch der Name des "Freakfolk"-Masterminds
Devendra Banhart: auch den höre ich inzwischen ganz gerne,
obwohl mich seine Art zu Singen manchmal immer noch nervt. Andy Cabic
verbindet jetzt diesen herb-schönen, exzentrischen Musikansatz vom
"Freakfolk" mit einer etwas "normaleren", handwerklich
gradlinigeren Herangehensweise und einem Gesangsstil, der mir deutlich
mehr zusagt. Ich bin halt doch kein Hardcore-Hippie.
(03.03.2009)
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Andy Cabic's Vetiver have never been as far out as some of their indie folk compatriots like Devendra Banhart, and they've never been as outside as some of their influences (as detailed on 2008's album of covers Thing of the Past) might lead you to believe. Instead, their gentle, almost classic rock smooth sound is something you could play for just about anyone and not have a single eyebrow raised in any degree of alarm. That being said, Tight Knit is the group's slickest, tightest record so far. From the opening ballad "Rolling Sea" onward, Cabic and crew make music that can only be called easy listening. Not the kind you hear in a dentist's office, but the kind of music that makes no demands on you as a listener and just wraps you in cottony coziness. The lush beds of acoustic guitars, the gently swooping electric guitars, the rich vocal harmonies, and restrained percussion serve the tender and vulnerable lead vocals of Cabic perfectly; the simple melodies and drifting chord changes are unchallenging in the best sense of the word. Apart from the peppy, perfect for a soda pop commercial "Everyday" and the almost rocking in a lazy bar band way "More of This," the record is perfectly constructed for lazy days and hazy nights. It takes skill to create a record filled with so little energy and drive, and again, that's not a criticism though it probably sounds like it should be. Cabic is creating a mood here, an ode to tenderness and quiet that never wavers from its aims. Indeed if you're looking for a record to wake you or shake you, Tight Knit might drive you into a fury. If you want a record to lull you and tuck you in with a kiss on the forehead, then you're in luck. It might not be the best album Vetiver have made, but it's the most consistent and beguiling.
(by Tim Sendra, All Music Guide)
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The Whitest Boy Alive: "Rules" (Groove Attack/Bubbles, Feb. 2009) |
Zufällig vor ein paar Tagen im Plattenladen gehört: schön schläfriger
Gesang, elegante E-Gitarren, aber vor allem ein beeindruckendes Fender
Rhodes und alte, analoge Synthesizer. Da mir der Name der Band völlig
unbekannt war habe ich nachgeforscht: das Quartett stammt aus Berlin
und dies ist bereits das zweite Album. Der Sänger/Gitarrist Erlend
Oye ist Norweger und eine Hälfte des Duos Kings Of Convenience.
Seine mir unbekannten (deutschen?) Begleiter stammen angeblich aus
der Dancefloorszene.
(13.03.2009)
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Meistens läuft es im Pop ja so wie in Einkaufsstrassen und Ausgehmeilen. Kaum hat jemand eine klasse Idee oder kreatives Konzept, da kommen schon die Nachahmer, deren Nachahmer und so weiter. Es sei denn, jemand hat sich etwas derart Besonderes und Schlaues ausgedacht, dass schon der Versuch des Plagiats zum Scheitern verurteilt ist. Erlend Oye, Teil der norwegischen Kings Of Convenience, gelang mit dem Projekt The Whitest Boy Alive so ein Geniestreich, ein grandioser Zug, auf den niemand aufzuspringen traute. Großartig Gründe am Sound der Band etwas zu verändern gab es nicht, also reißt Oye auch nicht das Ruder herum, um eine andere Richtung einzuschlagen. Er dreht auf dem makellosen Zweitwerk Rules mit feinem Gespür an der Justierschraube und drückt das Gaspedal etwas weiter durch, um die Konserve den Konzerten anzugleichen. So gelingt den Whitest Boy Alive ein durch und durch überzeugender Nachfolger des so erfolgreichen Debüts Dreams. Das Fundament der lässigen Gitarren-Pop-Songs steht unverrückbar, und es trägt die Verstärkung der Disco-Grooves, Funkyness und Housebeats problemlos. Rules ist permanent in Bewegung, treibt einem das Blut in die Tanzbeine. Ob’s vielleicht daran liegt, dass die Stücke diesmal im sonnigen Mexiko und nicht in Berlin entstanden?
(Sven Niechziol , amazon)
Seit fast fünf Jahren wartet die Indieszene nun schon auf das dritte Album der Kings Of Convenience. Doch Erlend ¯ye hat geschickt daovn abgelenkt, indem er im Herbst 2006 das deutsch-norwegische Bandprojekt The Whitest Boy Alive startete. Als konventionell besetzte Band spielten sie Soul, Disco und House, und bis heute sind die Tanzflächen der Indieclubs bei keinem anderen Song so gut gefüllt wie bei "Burning", der Übersingle vom Debüt "Dreams". Bis heute - denn jetzt erscheint das Nachfolgealbum. Noch immer steht die Regel, dass Computer als Hilfsmittel nicht zugelassen sind. Doch weil sie sich diesmal stärker am Sound ihrer Liveauftritte orientieren, weist "Rules" noch entschiedener in Richtung Tanzfläche: Bass und Schlagzeug geben den Discobeat vor, während sich Synthies, Gitarrenfragmente und ¯yes schermütiger Gesang beim minimalistischen Tanz einen Platz in der zweiten Reihe suchen. Sollte bei Hits wie "Courage" trotzdem noch jemand in den Ecken der Clubs versauern: Das neue Kings-Of-Convenience-Album kommt angeblich im Laufe des Frühjahrs.
(kulturnews.de)
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Bonnie 'Prince' Billy: "Beware" (Domino/Drag City, März 2009) |
Will Oldham ist in letzter Zeit ziemlich fleißig gewesen: jedes
Jahr erscheint mindestens ein neues Album. "Beware" ist
dabei für Oldham'sche Verhältnisse recht opulent ausgefallen: Countryrock
der Besseren Art. Kein Low-Fi. Obwohl das natürlich immer noch ziemlich
skurril rüberkommt.
(01.04.2009)
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An den Iden des März erblickt das verlockend üppige, für Oldham-Verhältnisse fast schon verschwenderisch produzierte 2009er Studio-Songwerk des Prinzen, der seinen eigenen, von Hören zu Wiederhören mehr faszinierenden Weg gefunden hat, die verschiedenen Welten des Country in 13 Songs zu vereinen. Rauh-reißende Gitarren stehen neben verführerisch arrangierten elysischen Chören, edle Steel- und gleißende Slide-Gitarren versilbern den Klanghimmel, auf karg-knarzige, vom Wüstenwind verwehte Weh-Balladen-Töne folgt ein reich gedecktes Instrumental-Mahl in edler Lambchop-Orchester-Fülle. Neben zarten-weichen, wehmütig-bewegenden Momenten von höchster Intimität und Intensität schwelgt Oldham immer wieder in vielinstrumentiertem Reichtum, lässt Klavier, Mandoline, Geigen, Querflöte, Xylophon und Glockenspiel auffahren, um seine Country-Vision Gestalt annehmen zu lassen. Seine Kunst aber liegt in der lebendigen Verbindung, in dem faszinierendem Gleichgewicht, in dem auf Beware satt-eleganter Country, unbehandelter Wurzel-Stoff und schmerzlich-schneidende Americana-Rauheit gleichzeitig stattfinden, eine gewachsene Einheit bilden. Selten hatten Oldhams Songs eine solch optimistisch-aufbauende Wirkung, die düsteren Momente aber bleiben, vielleicht, um uns auf der Erde zu halten. An seiner Seite sorgen u.a. Josh Abrams, Emmett Kelly, Jennifer Hut und Michael Zerang mit für eine ebenso spürbar rustikal wie edel schillernde Vielfalt, Dank seines stets berührenden Gesangs aber bleibt der Prince der König.
(Glitterhouse)
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Bill Callahan: "Sometimes I Wish We Were An Eagle" (Drag City, März 2009) |
Das zweite Album von Bill Callahan, das nicht mehr unter dem
Bandpseudonym "Smog" bzw. "(Smog)"
erscheint. Vor etwa zwei Jahren gab es mit "Woke On A Whaleheart"
zum ersten Mal ein sehr gutes, ausnahmsweise nicht selbst produziertes
Album, das ich bislang noch gar nicht genug gewürdigt habe. Jetzt
hat er wieder selber die Fäden in den Händen gehalten, ist aber beim
"großen Sound" des Vorgängers geblieben.
Was soll man Nicht-Smog-Fans erzählen, um ihnen die Musik von Bill
Callahan näher zu bringen? Vielleicht die unverwechselbare Stimme
erwähnen, die in ihrer Baritonlage entfernt an Kevin
Ayers erinnert? Oder dass der ehemalige "Heilige des Homerecordings"
inzwischen opulente Arrangements bevorzugt? Oder dass er der Ex von
Joana Newsom ist?
(25.05.2009)
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When Bill Callahan left behind his long held Smog moniker, he gave longtime fans of his lo-fi, mopey, sometimes angry aesthetic some real cause for worry: there was not only the name change, but the reliance on more technology that began with the Diamond Dancer EP and the outright lush production (compared to his past work as well as other indie rockers) on Woke on a Whaleheart. Sometimes I Wish We Were an Eagle should give them some cause for relief, though the growth on the previous two offerings cannot be erased. There is no grand statement on Eagle; it's merely the record that comes after Woke on a Whaleheart, but it feels more like a Smog record than anything he's done recently, even if it doesn't necessarily sound like one. This is the darkest, moodiest set he's issued since Supper in 2003. We don't hear much more than Callahan's idiosyncratic misanthropy offering itself speaking and breathing room on most of these tunes (even if he aspires to more); his baritone is right up front and rarely gets stretched. His themes seem to center on flight and return, and are no better illustrated than on the opening cut, "Jim Cain," where, along a gently shuffling snare and kick drum, his nylon-string acoustic and electric guitars, and a cheap but effective keyboard his ruminations are guided. They caress that voice out of its hiding place: "...Well I used to be darker/Then I got lighter, then I got dark again/Somethin' to be seen, was passing over/And over me/Well it seemed like a routine case at first/With the death of the shadow, came the lightness of births/In the darkest of nights, the truth still dazzled/And I work myself, until I'm frazzled/I ended up in search of ordinary things..." And this isn't so much a metaphor as a cause célèbre for the album.
So much here is written, scored for, and sung from, the place Callahan knows all too well, that outsider's place that comes from the richest of interior lives: the one that knows all the shades of gray. His lyrics and easy, somewhat sparse mix of acoustic and electric instruments show that he doesn't think about much except what's right in front of him. Tracks like "My Friend" express, gently at first then more aggressively, sentiments that may be wholesome in their intent, but in their expression become more aggressive and even slightly sinister.
One thing that is a carryover from Woke on a Whaleheart is the relative sophistication of the arrangements and production. The songs are characteristically simple: they way they are recorded is relatively more complex. Things are not so shambolic as they are carefully measured, tempered, and sequenced. Songs such as "All Thoughts Are Prey to Some Beast," are based on two-chord vamps, and Callahan's voice does nothing to disguise itself as his lines are short, clipped, and shorn of unnecessary verbiage. But the sense of dynamic tension that gathers as violins, lithe, airy electric guitars playing a single string, syncopated tom-toms, and synth lines that mimic French horns, offer a dimension that is nearly cinematic. Ultimately, this sense of circular motion, whether it's flight and return, the human breath, or birth, death, rebirth, loss, and love is the elemental construction of everyday life, and hence a lyrical cornerstone on Sometimes I Wish We Were an Eagle. It is perhaps a seminal new chapter in Callahan's oeuvre of higher yet lo-fi outsider music.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
Ein kleines Wunder, mehr denn je außerhalb jeder Zeit und fester stilistischer Zuordnungen. Die Stimme wie gewohnt nonchalant, "minimalistisch", unangestrengt, warm. Aber die instrumentale Begleitung! Geradezu kongenial, sie schafft die Atmosphäre, bestimmt den Charakter der Songs, ob vollkommen relaxt, flirrend, stoisch stampfend, drängend, klangmalerisch, kurz auch mal brausend aufwühlend, oder gar leichtfüßig schwirrend und statisch-kantig zugleich. Ein äußerst apartes extrem musikdienliches zugleich originelles einfallsreiches im besten Sinne geschmackvolles übersichtlich-vielschichtiges zwischendurch sprasames Miteinander von Streichern (in fast jedem Stück), filigraner E- sowie Ak.-Gitarre, Orgel/(E-)Piano, Tupfern von Holzbläsern. Oft auffällig akzentuiert von trockenen markant gemeißelten Drums. Die Songs lassen sich in langsamem bis mittlerem Tempo viel Zeit zur Entfaltung. Außergewöhnlich! Herausragend! Ein verspäteter Monatsfavorit.
(Glitterhouse)
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Gomez: "A New Tide" (ATO, März 2009) |
Diese britische Band, die schon immer sehr amerikanisch klang, hat
es bereits vor einigen Jahren in die USA verschlagen und wurde dort,
so weit ich weiß, von der Jamband-Szene adoptiert. Scheint ihnen
gut bekommen zu sein. Nicht spektakulär, das Ganze, aber sehr
schön gemacht und auch ohne diese typisch britische Hektik in
der Popmusik, die jede Woche (so oft erscheinen dort viele Musikmagazine!)
eine neue Sau durch das "Britpop-Dorf" jagt.
Im Frühjahr hatte ich vor der Anschaffung noch zurückgeschreckt.
Zwar hatte ich igendwo gelesen, dass die LP mit CD zu haben ist, aber
das liess sich über das Internet leider nicht klären. Jetzt
stand die Platte bei Rock-Store in Essen-Steele im Regal und
ich bin schließlich doch noch auf den "Verkaufstrick"
hereingefallen. Und weil die Musik sehr schön ist habe ich es
auch nicht bereut.
(18.11.2009)
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Von Brian Deck produziertes Album der britischen Band, deren Mitgleider mittlerweile teilweise in den USA wohnen. Man sagt, A New Tide wäre eine Rückkehr zu alten Stärken.
(Glitterhouse)
A NEW TIDE marks a return to the always-freewheeling British band’s more experimental roots, with songs like “Win Park Slope” and “Airstream Driver” evincing a spirit born of boundless imagination and a longstanding collaborative relationship. With the band members now scattered across two continents, from Brooklyn to Brighton, England, early tracks were written and recorded individually and then merged online. The process allowed for an open and adaptive songwriting approach, the material taking on its ultimate shape when Gomez officially convened in studios in Chicago and Charlottesville, VA, with producer Brian Deck (Modest Mouse, Iron and Wine, Counting Crows).
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Buddy & Julie Miller: "Written In Chalk" (New West, März 2009) |
Buddy
Miller wird von mir als Produzent, Gitarrist und Sänger (wohl in dieser
Reihenfolge) hochgeschätzt. Trotzdem hat mich sein letztes, vor nun
immerhin schon wieder fast 5 Jahren erschienene Album "Universal
United House Of Prayer" leider wenig beeindruckt - auch wenn
der Glitterhaus-Mensch es für ein Meisterwerk hielt. Von seiner Frau
Julie war sogar noch länger nichts mehr zu hören. Eine echte gleichberechtigte
Zusammenarbeit gab es auch erst einmal.
Ich muss jetzt allerdinx gestehen, dass ich mir "Written In Chalk"
als reines Buddy-Album wahrscheinlich gar nicht mehr angehört hätte.
Da es jetzt aber endlich wieder mal eine Duoplatte wurde war ich viel
neugieriger - und tatsächlich stimmt hier wieder alles: So ziemlich
das beste von beiden mit den entscheidenden Zutaten in der richtigen
Dosierung: Produktion und Gitarre von Buddy, Gesang von beiden (mit
Schwerpunkt bei Buddy), Songs von beiden (hauptsächlich aber von Julie).
Letzteres scheint sogar die wichtigste Zutat zu sein!
(18.03.2009) |
Mirah: "(A)Spera" (K Records, März 2009) |
Von Mirah Zeitlyn habe ich zum ersten Mal was bei der Konzertankündigung
ihres Auftritts mit Tara Jane O'Neil, vergangenen
Mai in Bonn, gehört. Beide Mädelz veröffentlichen auch beim legendären
Label mit dem einen Buchstaben aus Olympia, Washington. Während
Tara sich aber stärker als Gitarristin profiliert, stehen bei Mirah
Gesang und die ungewöhnlichen Arrangements der Songs klar im Mittelpunkt.
Daraus entsteht bei beiden eine wunderbare und sehr eigenständige
Musik. Lohnt sich unbedingt!
Beim Konzert in Bonn machte Mirah übrigenz einen völlig anderen
optischen Eindruck - den eines typischen Hippie-Freak-Mädels - während
ich mir auf ihr Outfit auf dem Cover von "(A)spera" überhaupt
keinen Reim machen kann. Außer, dass es irgendwie schön aussieht.
(05.06.2009)
Konzerthighlight: Kult 41, Bonn, 2009
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Jedes Album von Mirah Yorn Tov Zeitlyn (allein der Name ist schon ein Traum) hat etwas ganz Besonderes für mich, weiss die Künstlerin mit der zarten Stimme doch immer wieder, ganz eigene, fragile Song-Schönheiten aus kargsten Mitteln zu erschaffen. Mit ihrem vierten Voll-Album nun gelingt ihr das Wunder, minimalistischen Folk und voll arrangierten Wohlklang zu verbinden, mich an unzählige Sängerinnen zu erinnern, die mir ganz nah am Herzen liegen, und gleichzeitig ganz und gar eigen und einzigartig zu bleiben. In einer verzaubernden, mystisch-nebelhaften Atmosphäre reiht sie zehn auf unterschiedlichste Art leuchtende Song-Perlen aneinander, singt allein zur Harfe, schwebt durch einen Boxharp-gleichen Klang-Kosmos, tritt gegen eine verstörend-verzerrte E-Gitarre an, badet in schmeichelnder Streicher-Eleganz, streift durch schmerzende Bonnie Prince Billy-Dornen, lässt ihre weich-kindliche Stimme zu Kirchen- und Drehorgel-, Spielzeug-Perkussion- und Mariachi-Gebläse-Begleitung leuchten oder von afrikanischen Rhythmen exotisch unterfüttern. Und so gemahnt sie nacheinander und gleichzeitig an Joanna Newsom, Kate Bush, Björk, Suzanne Vega, Coco Rosie und Julie Doiron, bildet die verzückend-edle Essenz aus den Genannten und bleibt doch die Mirah, die mit wenigen Mitteln Bewegendes, Berührendes & Bleibendes schafft. Ihren Beitrag zur Entstehung eines wahren Tonträger-Traumobjekts lieferten dabei u.a. Phil Elverum (Microphones), Tucker Martine, Adam Selzer (Norfolk & Western), Chris Funk (Decemberists), Lori Goldston und Tara Jane O’Neill.
(Glitterhouse)
Calling an album "mature" can be damning it with faint praise, but Mirah's luminous (A)spera embodies the best qualities of that word. While it might be subtler and gentler than most of her previous work, it also feels like a summation of everything that came before it. Advisory Committee was a gloriously audacious sprawl that showed exactly what Mirah was capable of — which was a lot — and C'mon Miracle was a reassuring shoulder to cry on, but (A)spera finds a delicate, sometimes tense balance between adventurousness and empathy. Above all, the album emphasizes just how remarkable Mirah's voice and words are: after more than a decade of recording, her voice is still light and girlish but with a knowing delivery; likewise, her lyrics are passionate yet clear-eyed. These dualities express (A)spera's emotional shades of shades of gray elegantly and eloquently. "Shells" explores the almost imperceptible line between holding and suffocating a loved one to Kane Mathis' lilting kora, while "Education" is an alt-country-tinged study in learning by leaving that hinges on the chorus "I'll never change/You'll never change." Yet, for an album steeped in complex moods, (A)spera is remarkably engaging, and a lot of that has to do with its creative, organically evolving sounds. (A)spera opens with two of its most striking moments. "Generosity"'s distorted drums and guitars, tremulous strings, and declaration of independence make it feel like a cousin to "Cold Cold Water," which began Advisory Committee with a similarly dramatic cloudburst. "The World Is Falling Apart," meanwhile, is deceptively understated, with barely there yet looming drums, droning synth bass, and cresting backing vocals setting the song on its voyage. Elsewhere, "The Forest"'s cautionary tale of greed delves into majestic tribal rock, "Country of the Future" serves up a tale of love and independence with carnival drums and sinuous strings, and an ethereal gamelan-inspired version of "While We Have the Sun" — which originally appeared on Songs from the Black Mountain Music Project — closes (A)spera on a meditative note. However, it's "The River" that really captures the album's unique complexity and directness: Mirah sounds like she's singing right in your ear, gently delivering bold-faced truths like "You don't want to hurt me/But you don't want to need me" as brass and woodwinds flow around her. This kind of sophisticated indie pop and singer/songwriter territory is all her own, and (A)spera holds almost as much wisdom as it does hope.
(by Heather Phares, All Music Guide)
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Madeleine Peyroux: "Bare Bones" (Rounder, März 2009) |
Das neue Album dieser starken Sängerin aus dem Grenzbereich Jazz
- Singer/Songwriter-Musik steht tatsächlich schon länger
bei mir herum - und wurde irgendwie nach dem ersten Hören wieder
vergessen! Völlig zu unrecht, wie ich zugeben muss!
Was hat sich seit dem letzen Album "Half
The Perfect World" von 2006 geändert? Musikalisch und
produktionstechnisch wenig: wie damals hat der Produzent Larry
Klein, Ex-Gatte von Joni Mitchell, aktueller Gatte von
Luciana Souza, inzwischen neben Craig Street (Cassandra
Wilson, Holly Cole, Norah
Jones, Lizz Wright u.v.a.)
der Spezialist für Künstlerinnen im o.g. Grenzgebiet (seine
Liste umfasst neben den Ex-aktuellen und Gattinnen auch noch Tracy
Chapman, Melody Gardot und Holly Cole)
eine kleine & feine Band versammelt (u.a. Larry Goldings
an der Orgel und Dean Parks an der Gitarre). Inzwischen stammen
aber alle Lieder von Madeleine Peyroux, meist zusammen mit
kompetenten und geschmacksicheren Kollegen geschrieben: natürlich
vor allem Larry Klein, aber auch Walter
Becker (Steely Dan), Julian Coryell und Joe
Henry. Schade wäre das für mich als Fan von guter Coverversionen,
auch nur, wenn diese neuen Lieder nicht gut wären. Das sind sie
aber selbstverständlich.
(31.10.2009)
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2009er Kollektion von 10 Originalen, die die Sängerin mit der weich-warmen, dunkel-samtenen Stimme gemeinsam mit Produzent Larry Klein oder Steely Dan’s Walter Brecker verfasst hat. Begleitet von vielerlei Tastenwerk von Hammond B 3 bis hin zum perlenden Rhodes, akustischen Folk- und singenden Pedal-Steel-Gitarren gelingt Peyroux eine nahezu einmalige Melange aus dezentesten Jazz-Elementen und feinstem Americana- und Country-Stoff. Die hohe Kunst der sanften Ballade, zehn mal in perfekte Form gegossen.
(Glitterhouse)
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Arbouretum: "Song Of The Pearl" (Thrill Jockey, April 2009) |
Eine mir bislang unbekannte Rockband aus den USA mit ihrem zweiten
oder dritten Album, erschienen beim exquisiten Label Thrill Jockey
aus Chicago (Thalia Zedek, The
Sea And Cake, Tortoise,
etc.) als CD, aber auch als limitiertes Vinyl inklusive MP3-Download
erhältlich. Natürlich habe ich mir die Schallplatte nicht alleine
deshalb schon gekauft, aber zumindest im Internet die klanglichen
Kostproben angehört, u. a. die - auf den ersten Blick - ungewöhnliche
Dylan-Coverversion "Tomorrow Is A Long Time". Eingespielt
fast ganz puristisch mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug - eine
unschlagbare Kombination. Die Gitarren erinnern mich vom Sound ein
wenig an Dead Meadow, deren
letztes Album ich mir ja auch als Vinyl mit MP3 angeschafft habe -
noch eine unschlagbare Kombination!
(23.04.2009)
Die Platte wächst! Der zweite Titel "Another Hiding Place"
hat vom Schlagzeug her was von Neil Young aus der "Harvest"-Phase
während die Gitarren eher was von Crazy
Horse haben. Im dritten Titel "Down By The Fall Line"
kommt zuerst eine Stimmung wie bei Fairport Convention zu
Zeiten von "A Sailor's
Life" auf, bevor es plötzlich zu etwas in der Art vom "Dark
Star" der Grateful Dead wird.
(28.04.2009)
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Ungewöhnliche gute US-Rock-Band, von intelligenten teils rotierenden Motiven und Riffs zweier Gitarren getrieben, die für glänzende Highlights sorgen in intensiven Soli: Frenetisch brennende Wände, sanft glühend, gleißend-singend, zerhackt/röhrend, Dudelsack-artig, massive Distortion/Feedback - klasse Sounds! 2,3x modale melodische Finesse. Zur Hälfte rhythmisch auffallend stoisch: 2x, hmm, "harte Fairport Convention ohne Folk", 1x a la hämmernd-pulsierender harter Richard Thompson, scharf-melodisch, wieder ohne Folk, 1x treibender Malstrom-Rock. 3 ruhigere Songs: Leicht folkig; schleppender Rock, Einflüsse der späten 60er; Magnolia Electric Co-Anklänge in einem völlig veränderten angerauht-wunderschönen sanft-einfühlsam gesungenen Dylan-Cover. Und Heavy 70s Rock in irgendwie doch wieder zeitgemäß. Empfehlung! Vinyl weltweit auf 1000 limitiert.
(Glitterhouse)
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Bob Dylan: "Together Through Life" (Columbia, April 2009) |
Nach Van Morrison und Neil
Young nun der dritte meiner alten Helden mit einem neuen Album.
Ich will auch jetzt gar nicht viel an dieser Platte herumdeuteln
- nur so viel vom ersten Höreindruck: sie klingt schön, macht Spaß
zu hören. Ein Meisterwerk? Keine Ahnung! Besser oder schlechter
als "Modern Times"? Abermals: keine Ahnung. Vielleicht
"zugänglicher" (nicht zu verwechseln mit "kommerzieller").
Aber auf jeden Fall deutlich besser als "Fork"
von Old Neil. Mir gefällt es fast so gut wie Van Morrisons Neuinterpretation
von "Astral Weeks", aber da
hinkt der Vergleich, denn das ist "nur" ein Livealbum,
allerdings mit seinen besten Songs. Ansonsten: Neugierige lesen
meine beigefügten Rezensionen der Fachleute (keine Angst: Dylanologen
kommen nicht zu Wort!).
Einziges, aus meiner Sicht noch erwähnenswertes Detail, ist die
erneute Zusammenarbeit mit Grateful Dead-Lyriker Robert Hunter
(das gab's schon mal in den 80ern bei "Sylvio" und "Ugliest
Girl In The World" vom ansonsten schwachen Album "Down
In The Groove"). Neun von 10 Texten stammen von Dylan und Hunter,
wobei ich nicht beurteilen kann, welche Relevanz das hat und ob
man das irgendwo heraushören oder -lesen kann. Auf jeden Fall gönne
ich Robert Hunter die Tantiemen.
Fast am Ende versteckt sich mit "I Feel a Change Comin' On"
sogar ein kleiner Ohrwurm, wie ihn Dylan schon lange nicht mehr
hinbekommen, bzw. besser gesagt: versucht, hat! Das Lied könnte
sogar von Van Morrison sein (ihr wisst schon: diese typischen
Harmonien von "Bright Side Of The Road").
Wenn Hunter dann irgendwann mal die Lieder selber singen sollte,
kann man auch ganz fiese herumnörgeln: Dylansongs von jemandem,
der noch schlechter singt als Dylan selber. Wobei mir gerade auffällt:
Dylan singt eigentlich ganz gut auf "Together Through Live"!
OK: das war jetzt gemein. Hunter ist ein ganz toller Texter, Dylan
sowieso.
(18.05.2009)
Nach längerer Zeit hab ich die CD mal wieder eingelegt ("aufgelegt"
könnte man ja nur sagen, wenn es denn eine echte Schallplatte
wäre!): ein "ganz ordentliches" Album, von hoher
Qualität für solch einen "alten Sack" wie Herrn
Zimmermanm- aber irgendwie ist es mir als Höhrer insgesamt
doch etwas zu "altbacken": zu viel Blues und Texmex und
zu wenig interessante Produktionsdetails. Nur "I Feel A Change
Coming On" ragt da ein wenig heraus. Aber trotzdem ist es um
Klassen besser als "Fork On The Road"
von Mr. Young.
(28.09.2009)
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Eigentlich hatte man erwartet, dass Dylan mit Album Nummer 46 weitermacht in der Richtung die seine letzen beiden Alben Love & Theft und Modern Times vorgaben: Zeitlose, souveräne Blues- und Folk-Songs wie aus der Prä-Rock&Roll-Ära. Ein Bruch ist Together Through Life nun nicht geworden, aber Dylan setzt viele überraschende neue Akzente: Da sind die prägnanten Texmex-Klänge mit dem Akkordeon David Hidalgos von Los Lobos und die ganze Grundstimmung des Albums - man fühlt sich wie auf einer Reise an der mexikanischen Grenze entlang, mit Dylan, Robert Johnson und Tom Waits als Reisepartner. Neu auch, dass die Songs vom Grateful-Dead-Songschreiber Robert Hunter mitverfasst wurden. Und vor allem: Die Songs treffen noch viel stärker ins Herz als auf den letzen beiden Alben - dort wo sich beim Hören auf Modern Times Ehrfurcht und Hochachtung einstellten fließt bei Together Through Life Herzblut.
Ein fantastisches Album - ob Together Through Life nun "das Beste, Schönste und Größte, was der Meister in den letzten dreißig Jahren seinem Publikum ausgeliefert hat" (Süddeutsche Zeitung) ist oder einfach nur ein Werk, das mit Alben wie Oh Mercy und Time Out Of Mind, den großen Dylan-Werken der 80er und 90er, auf einer Stufe steht ist dabei an sich gleichgültig.
(Hanno Güntsch, amazon)
Blues reinsten Quellwassers bestimmte zuletzt das musikalische Oeuvre Bob Dylans. Nach zehn Jahren scheint sich der Anachronist daran abgearbeitet zu haben und vermischt auf seinem neuen Album "Together Through Life" TexMex und Americana. Zeitenwende? Epilog? Oder nur ein cleverer Schachzug?
Zwar schrieb Ex-Beatle Paul McCartney den famosen Song "The Long And Winding Road", einem anderen schien er aber wie auf den Leib geschneidert: Vor knapp zwanzig Jahren versankt Bob Dylan in der Bedeutungslosigkeit und wer ihm die Stange hielt, galt entweder als Ewiggestriger oder taub auf beiden Ohren. Der ehemals begnadete Songwriter verkraftete die Achtziger ebenso wenig wie viele seiner Kollegen und weigerte sich mit Kräften, irgendwelchen Trends zu folgen - egal ob es sich um Aufnahme- oder Gesangstechnik handelte. Stattdessen nahm er zwei dubiose Coveralben auf, die er Anfang der Neunziger unter Ausschluss der Öffentlichkeit herausbrachte.
Doch sowohl "Good As I Been To You" (1992), als auch "World Gone Wrong" (1993) gaben ihm ungeahnte Kreativitätsschübe und selbst heute rätseln eine Reihe Musikwissenschaftler, ob seine Interpretationen uralter amerikanischer Folk-Songs das eigentliche Comeback von His Bobness darstellen. Welches offiziell erst mit "Time Out Of Mind" von 1997 eintrat: Jener düsteren Kontemplation, die in elf erschütternden Tiraden das Gesamtwerk von Kierkegaard und Schopenhauer umfasste. Anschließend widmete sich Dylan dem Blues und wurde zu der Ikone, die selbst Spätgeborene verehren.
Als Anfang des Jahres das Gerücht die Runde machte, "Seine Unantastbarkeit" sei im Studio zu Gange, kursierten in Foren, Blogs und auf diversen Fan-Pages die wildesten Gerüchte: Wird es eine Fortsetzung des 2006 erschienenen "Modern Times"? Präsentiert sich Dylan wieder als Kulturkritiker und prangert die Postmoderne an? Erstaunlicherweise ist "Together Through Life" nichts von alledem, denn schon das Cover - ein Foto von einem über den Highway brausenden Truck mit einem wild knutschenden Pärchen, geschossen vom Magnum-Fotografen Bruce Davidson - verwundert und treibt sämtliche Spekulationen in eine andere Richtung: Glaubt der Schwarzseher wider Willen plötzlich an die Liebe?
Ganz so abwegig ist der Gedanke nicht, denn im Opener heißt es: "I love you pretty baby/ You're the only love I've ever known/ Just as long as you stay with me/ The whole world is my throne". Eine Liebes-Hommage der rohen und desillusionierenden Art, denn kurz vor Schluss revidiert Dylan trocken: "Beyond here lies nothing/ Nothing we can call our own". Und doch bringt dieser Song eine ungewohnte Spielfreude mit sich - Akkordeon, Violinen und gelegentliche Trompeten erschaffen einen ungewohnt ruppigen Sound. Der auch die nachfolgenden Stücke prägt - welche sich allesamt der Liebe, der Verführung und der Erinnerung widmen. Nichts wirklich Neues und trotzdem hätten die wenigsten ein Trinkerlied wie "Shake Shake Mama" vom 67-jährigen Bob Dylan erwartet.
Als wolle er den Fuß nicht vom Gas nehmen, präsentiert sich selbst die herzzerreißende Ballade "I Feel A Change Comin' On" getrieben und rastlos. Völlig überraschend singt Dylan sogar! Zuletzt schien seine Stimme in eine Art Sprechgesang versunken und nun wagt er sich zum ersten Mal seit gefühlten zwei Dekaden zurück zur Melodie. "Some people they tell me/ I've got the blood of the land in my voice", bekräftigt das Stück und lässt den Eindruck entstehen, hier zimmere jemand sein eigenes Denkmal. Eine erneute Fehleinschätzung: "Everybody got all the flowers/ I don't have one single rose".
Ja, es ist Bob Dylan in Reinform, der auf "Together Through Life" zehn Songs entwirft, die genauso aus der Zeit fallen, wie sie großartiger nicht sein könnten. Er muss niemanden mehr etwas beweisen, den Aufrechten Gang haben wir längst verlernt. Ob es jedoch wirklich eine Sommerplatte ist, wie viele Magazine behaupten, wird sich in den kommenden Monaten herausstellen.
Eigentlich egal, denn sein 33tes Studioalbum ist ein philosophisches Meisterwerk: Es katapultiert Dylan - getreu seines antizyklischen Songwritings - in bislang ungeahnte Sphären. Together through life, indeed!
(motor.de)
More so than Modern Times - a good record, but one which lacked a 24-carat humdinger, a Mississippi or a Love Sick - Together Through Life is an album that gets its hooks in early and refuses to let go. It's dark yet comforting, with a big tough sound, booming slightly like a band grooving at a soundcheck in an empty theatre. And at its heart there is a haunting refrain. Because above everything this is a record about love, its absence and its remembrance.
(Mojo. ****)
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The Felice Brothers: "Yonder Is The Clock" (Team Love, April 2009) |
Das zweite Album der drei Felice-Brüder und ihrer zwei Kumpels gibt's
auf Doppelvinyl inklusive MP3-Download-Gutschein. Da konnte ich natürlich
nicht widerstehen. Zeitlos & gut wie das Debütalbum vom letzten
Jahr.
(27.06.2009)
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Drei Brüder und zwei Kumpel aus den Catskill Mountains in Upstate New York. Da liegt der Vergleich mit The Band auf der Hand. Allerdings nicht mit den fein ausgearbeiteten Alben Music From Big Pink und The Band, sondern mit der Band, die mit Bob Dylan im Keller von Big Pink die Basement Tapes einspielten.
Der Geist dieser Spontanaufnahmen ist hier zu hören, da gibt es wunderschöne Momente und herzerwärmende Melodien, in die alle Teile des American Songbook verbaut wurden. Und es gibt Momente, da haben sie scheinbar alle zu viel Moonshine intus, da bratzt es und knarzt es, da gerät einiges ausser Kontrolle – der Chorus in Penn Station zum Beispiel oder Memphis Flu, das sie komplett aus dem Ärmel geschüttelt haben – mit Quetschkommode im Kreis aufgestellt und die Vocals aus 3 Metern Entfernung ins Mikro gebrüllt. Aber auch das passt gut ins 54-minütige Bild dieses Albums.
Es gibt zwei rockige Chicken Songs (Chicken Wire und Run Chicken Run), absolut herzerwärmende, wortreiche Balladen wie Ambulance Men, Boy From Lawrence Country und Cooperstown (in dem sich Harmonium und Akkordeon begegnen), die gerne auf epische Längen von 5+ Minuten ausgedehnt werden.
Ian Felice’s Stimme raspelt ebenso eindimensional durch die Songs wie weiland His Bobness, diverse, vorwiegend akustische, Saiteninstrumente schrammeln im Hintergrund, das Akkordeon ist omnipräsent und die Drums klingen wie eine gute Keksdose. Auf klangliche Finessen wurde also wenig Wert gelegt, das Album klingt als wäre es mit analogem 8-Spurgerät in einer Scheune aufgenommen. Und genau das wird ihr aus einem alten Hühnerstall selbst gebautes Studio auch sein.
Das stört aber alles nicht, sondern passt einfach zu diesem unbehauenen kleinen Meisterwerk. Es scheint, als wäre alles so gewollt. Alleine Tunes wie Sailor Song oder Katie Dear sind das Eintrittsgeld alleine wert. Und es gibt viel mehr zu entdecken. Selten hat sich eine Platte (die ich anfangs nicht mochte) so tief in mein Herz gespielt. (rh)
(Glitterhouse)
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Melody Gardot: "My One And Only Thrill" (Verve, April 2009) |
Diese CD wird sicherlich manch einem zu kitschig sein - aber ich mag
diese Art von "Jazz", den Sängerinnen wie Norah
Jones, Diane Krall, Madeleine
Peyroux und eben auch Melody Gardot präsentieren, eigentlich
ganz gerne. Auch wenn die Musik "voller Geigen" ist, vielleicht
sogar zu voll. Aber Melody Gardot schreibt darüber hinaus auch noch
(fast) alle Songs selber (es gibt eine Coverversion des eigentlich
tot gespielten Klassikers "Somewhere Over The Rainbow",
die ich zumindest interessant finde), die durchweg so klingen, als
wären sie uralt. Und auch das soll keine Kritik sein. Die meisten
Berichte über Melody Gardot beschäftigen sich mit ihrem schweren Unfall,
der letztendlich ihre professionelle Kariere gestartet hat. Allerdings
finde ich, dass das nichts mit der wunderschönen Musik zu tun hat.
Wen das trotzdem interessiert, der soll selber mal selber googeln.
Ansonsten: Wunderbar produziert von Larry Klein.
(26.04.2009) |
Great Lake Swimmers: "Lost Channels" (Nettwerk, April 2009) |
Diese kanadische Folkrockband um den Sänger, Gitarristen und
Songschreiber Tom Dekker habe ich vergangenen Mittwoch live
im Duisburger Steinbruch gesehen - und bin sehr angetan! Begleitet
von Kontrabass, Schlagwerk und zwei Musikern, wechselnd an Banjo,
E-Gitarre, Mandoline, Dobro und Lapsteel, wurde eine wunderbare Musik
kreiert. Nach dem Konzert habe ich mir sogar die Vinylausgabe mit
wunderschönem Klappcover gegönnt und bin auch nach dem Hören
zu Hause immer noch begeistert. Warum hatte ich aber von dieser Band
mit immerhin schon vier Alben bisher noch nichts mitbekommen? Egal.
Wird nachgeholt.
(28.11.2009)
Konzerthighlight: Steinbruch, Duisburg, November 2009
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Vor 55 Jahren tat Marilyn Bell einen Sprung ins kalte Wasser und durchschwamm den Ontariosee. Damals war es eine große Sache, ein “Great Lake Swimmer” zu sein, heutzutage ist es ein erstaunliches physisches Kunststück, dass man für selbstverständlich nimmt. Es ist ein rasch vergessener Teil der Geschichte wie eine verblasste Landkarte oder eine zerschlissene Fotografie. Oder ein mystischer Ort (= Lost Channel). Tony Dekkers Great Lake Swimmers haben die vergangenen 7 Jahre damit verbracht, auf Bühnen rund um die Erde zu spielen, auch wenn man sich genau wie bei Marilyn Bell ihrer nicht sicher sein sollte. Lost Channels ist ihr viertes Album und wieder haben sie es an einem historischen Ort aufgenommen. Dieses Mal handelt es sich um die Region Thousand Islands, am Abfluss des Ontariosees, die an der Grenze zwischen dem Staat New York und Kanada liegt. Sie erzählt Fabeln von verborgenen Geschichten, die noch immer " in dunklen Schächten nach Licht suchen" und "gestimmt sind für ein Instrument von größerer und unbekannter Gestalt." Die Rede ist von Tony Dekkers einzigartiger Stimme, einer Stimme, die Geister aus vergangenen Zeiten herbeiruft. Es ist eine Stimme, die in der Lage ist, Verzweiflung und Hoffnung zum Ausdruck zu bringen. Und das innerhalb einer einzigen Phrase. Auch wenn seine musikalischen Wegbegleiter mit Ausnahme seiner rechten Hand, Erik Arnesen, über die Jahre wechselten, so hat sich Dekker doch immer mit sympathischen Instrumentalisten umgeben, die luftige Arrangements zur Umrahmung seiner Stimme schätzen. Im Laufe der Zeit hat sich die Band von einer zerstreuten, grazilen und leisen Einheit zu einer gut abgestimmten Folkrock Band gemausert. Dabei haben sie nichts von ihrer ursprünglichen Intimität geopfert, während sie, wenn immer notwendig, sowohl das Tempo als auch die Lautstärke anziehen. Dekker wählt alte Kirchen, Gemeindesäle, ungenutzte Getreidesilos und ländliche Örtlichkeiten für seine Aufnahmen. Leicht ist es zu hören, warum er das tut. Seine Stimme benötigt keine Verschönerung durch Studiotechnik, sie ist am Stärksten wenn sie ein Bad in natürlichen Hall nimmt und angereichert wird durch den historischen Kontext der Umgebung. Um Lost Channels aufzunehmen, zogen Dekker und Gesellen den St. Lawrence River stromaufwärts nach Thousand Islands, auf halber Strecke zwischen Toronto und Montreal gelegen, eine historische und malerische Gegend, die beiderseits an der kanadisch-amerikanischen Grenze liegt und zu einem Naturschutzgebiet erklärt wurde. Dass dieses Album sowohl in ländlicher Pracht als auch im urbanen Ontario Gestalt annahm, erscheint perfekt zu sein für eine Band, die schon immer fasziniert war von den Parallelen zwischen natürlichen und urbanen Rhythmen. Immer wieder auf Lost Channels taucht die Symbolik des Flusses auf. So ist der Titel des Albums eine Referenz an eine bestimmte Passage des St. Lawrence, die in der Nähe der Aufnahmeorte liegt und wo das Aufklärungsboot eines britischen Kriegsschiffes im Jahre 1760 auf mysteriöse Weise verschwand. Zwar gibt es keine direkte Referenz zu dem Vorfall in den Texten, aber jede Menge Nachthimmel, heulende Winde und tosende Flüsse, die ein schwer zu beschreibendes Gefühl von Mysterium einfangen, in beinahe jedem Lied. Wenn das Album seinem Ende entgegen geht, singt Dekker in den letzten Textzeilen “Wie der unaufhaltsame Fluss…ist Deine Schönheit sanft und doch kraftvoll und beständig,” bevor die Band auf einer einzelnen in der Luft hängenden Note endet. Dort gibt es keine Auflösung, nur Ewigkeit, Kontinuität und einen endlosen Fluss.
Toronto's Great Lake Swimmers have been quietly honing their signature wet and lonesome, echo-laden brand of mellow folk-pop since 2005, while like-minded bands such as Fleet Foxes, Band of Horses and Shearwater get all of the press. On their fourth album, Tony Dekker and his revolving cast of co-conspirators walk a little taller than on previous releases, employing a larger, more band-oriented sound that lovingly elevates (and amplifies) Dekker's simple, refined melodies into something both peaceful and majestic. Recorded in castles, churches, and community centers in and around the Saint Lawrence River's Thousand Islands, which straddle the U.S.-Canada border, Lost Channels is filled with sepia-tone postcard images of dusty boots following the treads on seasonal roads, and pastoral woodcuts of stoic, blue-collar heartache and wide-eyed innocence. From the old-school country-folk of "The Chorus in the Underground" and "Unison Falling into Harmony" to the straight-up indie folk-rock of "Pulling on a Line" and "Palmistry" — the latter, as beautiful as it is owes more than just an instrumentation nod to R.E.M.'s "Losing My Religion" — Great Lake Swimmers have proven once again that Canada, as rich as it is in arty indie rock like Destroyer, Plants and Animals, and Wolf Parade, is also the country that gave the world Neil Young, Gordon Lightfoot, and Joni Mitchell.
(by James Christopher Monger, All Music Guide)
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The Soundtrack Of Our Lives: "Communion" (Haldern Pop, April 2009) |
Respekt! Die Junx vom Halderner Festival laufen auch mit
ihrem Plattenlabel zu ganz großer Form auf! The Soundtrack Of
Our Live aus Schweden sind nach dem grandiosen "Origin
Vol. 1" von 2004 wieder da - und sogar mit einer Doppel-CD
mit 24 Liedern, darunter auch eine Version von Nick Drakes
"Fly". Zur Musik kann und will ich nach dem ersten Hören
noch gar nicht viel sagen - aber zum Cover muss ich natürlich was
sagen: ich wusste gar nicht, dass die Apothekenumschau so gruselig
sein kann! Ganz große Kunst!
(26.04.2009)
"Fly" fängt - durchaus erwartbar - zart und folkloristisch
an, entwickelt sich dann aber zum heftigen Rocker. Für Puristen
ist das sicherlich respektlos, zeigt aber nicht zuletzt, das Nick
Drake vor allem eines war: ein großartiger Songschreiber!
(27.10.2009)
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Issuing a double album in the 21st century, with increasing industry focus on single tracks and ringtones seems crazy at best, pretentious at worst. Communion, the fifth album by Gothenburg, Sweden's rock sextet the Soundtrack of Our Lives, proves that assertion to be dead wrong. This band has stubbornly followed an inner sense of direction that embraces paradox while using the very best of what rock & roll has to offer in order to create powerful music. Communion's 24 tracks are spread over two discs and its total playing time at over 90 minutes makes it longer than the Who's Quadrophenia or Pink Floyd's The Wall. Communion is a loosely based concept record. It addresses alienation and other difficulties of mass culture run amok with technological innovation, yet it unapologetically seeks -- and finds -- hope in the madness. Paradoxically, these songs all stand independently of one another, they aren't topically or musically heavy-handed, and most are catchy as all get out. They flit from hook-laden psych heavy guitar rock, a layered '60s-style uptempo pop that owes as much to Ray Davies and the Kinks, to the grandness of Arthur Lee and Love, as well as Townshend's gang, Syd Barret's Floyd, and the crunchy, soaring guitar rock of Television. And even as drenched in the past as this music is, it is utterly contemporary and relevant.
There are no overblown -- or bloated -- conceited anthems here. Indeed, these songs start with the notion of acceptance, and look for connections in the chaos rather than point out the obvious. The tracks are basic rock tunes layered with effects and other sounds that never mask the basic structure of these rather simply driven guitar melodies. Go no further than the spacy, psych-drenched opener "Babel," with its thrumming bassline, hooky organ line with tribal drums, and counterpoint six-strings playing call and response with singer Ebbot Lundberg entering halfway through with his metaphysical: "We're here finalize/the friction of your rise/the twisting of your tongue/together with the sun/The language that we speak/Was spread out to complete/And communicate as one/So turn the towers of Babel on....So come on!" The beautifully multidimensional "Universal Stalker" follows with its harpsichords, acoustic and electric guitars, and Farfisa underlying Lundberg's gentle vocal. The music gradually increases in dynamic, tension, and tempo; it eventually explodes into full rock burn. The first disc also contains an utterly lovely, full-on band arrangement of Nick Drake's "Fly" that manages to transform the song into something of a big-smile, psych-pop wonder, thanks to jangling electric 12-strings and big tom-toms even as it retains the author's melody with simple elegance and integrity.
Disc two begins with the tender, slide-driven pop rock of "Everything Beautiful Must Die," a zen meditation on acceptance set to a faux country backbeat even as its slippery Baroque psych-pop propels it forward. Communion ends with another gorgeous singalong number in "The Passover" (a song about waking up on the other side of transformation), but it could just as easily have concluded with the beautifully tender and largely acoustic "Lifeline," which in just over two minutes offers a confessional bit of instruction about surrendering to love. Communion is easily the most consistent yet visionary and expansive recording Soundtrack have released yet, and proves beyond the shadow of a doubt, they are, even without mass acceptance, an impressively grand rock band; they freely use rock's rich history not to make reference to their own record collections, but rather to further its reach, and that of expression itself, as necessary parts of everyday life.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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Luciana Souza: "Tide" (Verve, April 2009) |
Brasil!
(19.11.2009) |
St. Stephen: "Behold" (Micropal, April 2009) |
Auch hinter St. Stephen steckt Stefan Lienemann, den
vielleicht nicht die ganze Welt, aber wohl alle Freunde psychedelischer
Rock- und Folkmusik unter seinem "Künstlernamen" Limo
als Sänger der Shiny Gnomes
oder im Duo mit seine Frau als Fit
& Limo kennen. Das Projekt St. Stephen liegt irgendwie
dazwischen: mit einer richtigen Band um den Nürnberger Kollegen
Zattl von When Skipjack
Tripped im Studio, sodass Limo sich selber auf "nur"
9 verschiedene selbstgespielte Instrumente beschränkt und einem
deutlich akustischeren Gesamtklang als bei den
Shiny Gnomes, aber insgesamt doch mehr "Rock"
als bei Fit & Limo und Temple
Of L.I.B.. Zwei Lieder mit Carter Cain von Missouri
an der Pedal Steel klingen sogar fast so sonnig wie Countryrock von
der amerikanischen Westküste. Nach dem ersten Höreindruck
ist "Behold" das Eingängigste, was ich seit der Hochphase
der Shiny Gnomes von ihm
gehört habe. Ich schreibe bewußt "eingängig"
und nicht "kommerziell", denn das ist alles wunderschön
und wird sicherlich trotzalledem kein Verkaufsschlager, was ich (und
vermutlich Limo selber) auch gar nicht will. Oder zumindest
nicht anstrebt.
(20.06.2010)
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Back in the Eighties, the Shiny Gnomes were one of Germany’s hottest psychedelic bands, with a reputation of being their country’s answer to The Jesus And Mary Chain. A couple of releases on a major label in the late Eighties and early Nineties didn’t bring the hoped for breakthrough, so that their vocalist Limo continued with his new projects Discolor and The God Box. Still not tired after nearly a quarter century of musical activities, he’s now back as St. Stephen, a new incarnation where he plays all kinds of different instruments: acoustic and electric guitars, bouzouki, piano, organ, mellotron, glockenspiel and harmonica. Assisted by Zattl (When Skipjack Tripped, Supergroup and many even more obscure bands) on electric guitar and production, his debut album Behold has turned out to become an intimate snapshot that finds an agreeable balance between introspective country music and lo-fi psychedelia. With the help of musician friends like Tatjana Schewtschenko (Bluet) on backing vocals, Manna Knauthe on bass guitar, Tobias Birke on drums and some more more, Limo has crafted eleven cosy songs full of dreamy atmospheres whose frugal production are perfect for this kind of guitar layered psyche indie rock. Limo’s voice takes some getting used to, in case you are not familiar with his past, but once you gained access to his musical vision, there is no getting out any more.
The decades of rock’n’roll lifestyle must have left their traces, considering how he has evolved from a dope fiend to a Hope Fiend, the title of one of his best songs on Behold. Other highlights include the more energetic Soul Shine and later on the melancholic On Your Wing with its warm mellotron sound.
Behold is certainly not the album that will make Limo accessible to the masses, but that has certainly not been the intention. St. Stephen have released a remarkable album on a small independent label that is more intent on quality than success, and I can’t think of a more fitting soundtrack for the first warm days of spring. Never exciting, Behold prefers to embrace its audience in a warm atmosphere of sincere and sparsely yet intensely performed psychedelic indie country gems.
THANK YOU VERY MUCH!!
(http://www.disagreement.net/)
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Andromeda Mega Express Orchestra: "Take Off!" (Alien Transistor, Mai 2009) |
Das
2oköpfige Orchester aus Berlin, das erstmalig 2007 durch seine
Zusammenarbeit mit der Band The Notwist auf sich aufmerksam
machte, spielt auf der Debüt-LP (mit Riesenposter!) eine Musik,
die weder Klassik, Jazz, Rock noch Filmusik ist - oder vielleicht
all das gleichzeitig.
Verantwortlich dafür als Komponist , Arrangeur und Holzbläser
(Tenorsax, normale und Bassklarinette) ist der noch recht junge (25?)
Daniel Glatzel.
(13.07.2010) |
Fink: "Sort Of Revolution" (Ninjatunes, Mai 2009) |
Fink ist das Pseudonym des Briten Fin Greenall, der
hier sein drittes Album vorlegt, das angeblich zwischen Nick Drake
und Tim Hardin anzusiedeln sei. Während er vorher hauptsächlich
am Computer musiziert haben soll, ist jetzt die Akustikgitarre sein
Hauptinstrument. Von seinen alten Platten kenne ich zwar keine - und
leider kann ich hier auch weder Nick noch Tim heraushören - aber es
ist bereits nach dem ersten Hören klar, dass das ein tolles Album
ist! Ach ja: zum Vinyl gibt's den MP3-Download ohne Zusatzkosten.
Lohnt sich!
(27.06.2009)
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Drittes Album des ehemaligen Elektronikers und der dritte Volltreffer. Zwischen Pink Moon und Tim Hardin 2. Ja, so gut ist das. Die vom Meister selbst gespielte Akustikgitarre steht stets im Vordergrund, daneben gesellen sich je nach Songs nur Stimmen, minimale Tupfer von Bass und Schlagzeug, mal ein Piano und manchmal auch atmosphärische Geräusche. Beim ersten Durchlauf meint man, dass gewohnt karge, Fink’sche Klangbild zu hören. Erst nach und nach kommen die feinen Arrangementideen zum Vorschein. Jeder Song bekam eine Spezialbehandlung.
Schon der Opener ist ein starkes Stück Neo-Folk, welches gegen Ende in den Dubwolf gerät, Soulmann John Legend spielt ausgezeichnet Piano auf Move On Me und später noch einmal Son Of Dave Harmonica. Sonst ist Fink der Star des Albums.
Fin Greenall hat dieses mal selbst produziert und er hat ein gutes Händchen bewiesen. Eher dünn aufgetragen, um der eigenwillig-virtuosen Gitarrenarbeit viel Raum zu lassen. Und dieser unglaublich warmen Stimme, die einen ganz tief reinzieht in dieses Superalbum.
Fink ist kein traditioneller Folkie, aber seine Musik könnte denen gefallen, die mal ein Risiko eingehen wollen, ausbrechen wollen aus ihrem Soundgefängnis, die versuchen, die Grenzen vorsichtig erweitern. Und wer die Secret Love Compilations mag, der ist hier auch richtig. Und auch die, die heute noch bedauern, dass nach Pink Moon nichts mehr kam und das 2. das beste Tim Hardin Album bleiben sollte. Platte der Ausgabe. Keine Frage. (rh)
(Glitterhouse)
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Grizzly Bear: "Veckatimest" (Warp, Mai 2009) |
Diese junge Band aus New York wird gerade (zu Recht!) von der Kritik
hoch gelobt. Aufgrund des intensiven Chorgesangs werden erste Vergleiche
zu den Fleet Foxes gezogen,
obwohl beide Band völlig eigenständig musizieren. Demnächst mehr,
wenn ich intensiver hören konnte.
(27.06.2009)
Konzerthighlight: Haldern Pop, August 2009
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M Shanghai String Band: "The Mapmaker's Daughter" (Red Parlor, Mai 2009) |
Das
ist die Hobbyband von ungefähr 10-12 Musikern aus Brooklyn, von
denen mir nur Gitarrist Matt Schickele ein Begriff ist, der
mal mit seiner Schwester Karla Schickele (Ida
und K ) die Band Beekeeper hatte. Benannt
nach einem China-Restaurant in Brooklyn, wo die Band früher regelmäßig
aufgetreten ist, spielt sie rein akustisch eine weitestgehend im Folk-
bzw. Bluegrass-Bereich angesiedelte wunderschöne Musik, allerdings
keine alten Folksongs, sondern durchweg gute, neue Eigenkompositionen.
Es lohnt sich ausserdem der Weg zu YouTube, um sich mal ein
Live-Video der Band anzuschauen: etwa 10 bis 12 Musiker versammeln
sich in bestem Bluegrass-Stil um ein riesiges Kondensatormikrophon
und spielen wirklich unplugged. Absolut faszinierend.
(21.10.2012) |
And Also The Trees: "When The Rains Come" (And Also The Trees, Juni 2009) |
Spötter würden sagen: "Greatest Hits Unplugged".
Aber die seit 30 (!) Jahren unter diesem merkwürdigen Bandnamen
zusammenspielenden Brüder Simon Huw Jones (Gesang) und
Justin Jones (Gitarre) hatten ja nie einen "Hit"
und standen auch im Indie-Bereich immer im Abseits, auch wenn sie
dank der Unterstützung vom damaligen Cure-Drummer und
Keyboarder Lol Tolhurst mal in deren Dunstkreis etwas Aufmerksamkeit
abbekamen. Ich muß sogar zugeben, dass ich die Band erst über
diese Cure-Connection kennengelernt habe. Außerdem stehen die
akustischen Arrangements (fast nur Akustikgitarre und Kontrabass,
kein Schlagzeug, gelegentlich mit Akkordeon, Melodika oder Dulcimer
ergänzt) den alten Liedern ausgezeichnet.
(18.07.2009)
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In vier Tagen im britischen Herefordshire eingespieltes 2009er Album; 14 Songs aus 30 Jahren And Also The Trees-Geschichte in zeitlos-akustischen Neufassungen.
(Glitterhouse)
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The Bats: "The Guilty Office" (yesboyicecream, Dez. 2008/Juni 2009) |
überlebende des kleinen Neuseeland-Hypes um die Bands des Flying
Nun-Labels aus den 80ern. Zufällig wiederentdeckt und rein
aus nostalgischen Gründen gekauft, aber nicht enttäuscht.
Robert Scott singt - wie immer - leicht nöhlig, aber macht
das trotzdem sehr schön. Die Gitarren von Scott und Kaye Woodward
schrammeln vor sich hin, als wäre seit damals nix passiert -
und es ist gut so.
(18.07.2009)
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After a couple years with no follow-up album, the Bats returned to action in 2005 with At the National Grid, which seemed like it might be a one-off occurrence, and that they might choose go back into the hibernation they had been ensconced in for ten years. Thankfully for fans of their jangling, melancholy sound, the band re-grouped and returned with The Guilty Office in the early summer of 2009. Though they have a new label (Hidden Agenda), the band's seventh album sounds as if it could have been released anytime in the past 25 years the band has been making brilliant music. Sure, the sound is cleaner than on their earliest records, but the fundamentals are all still there. The propulsive drums, twangling basslines, crisply strummed rhythm guitar, and the plangent lead guitar form the backdrop for Robert Scott's autumnal songs that he and Kaye Woodward sing in sweetly fragile and human terms. It's an instantly recognizable, sound and while cynics could claim that the band has just been repeating itself all these years, it's more apt to say that they know exactly what works for them, and they don't deviate from it much because they know it would be a mistake. Plus, these simple and familiar-sounding songs manage to wring a lot of emotion out of not a lot of effort and trickery, just using deeply felt chords and lyrics to make a big impact. A song like "Broken Path" can reduce the listener to tears with just a couple chiming guitar notes placed here and there, and a soaring vocal harmony in the chorus. It's a trick the band has perfected over time, and Guilty Office is full of these kind of quiet and powerful moments. It's also loaded with songs that compare favorably to their best work; the short but super sweet "Like Water in Your Hands," "Later on That Night," "The Orchard" (which features some very lovely strings and possibly the nicest melody on the album) and "Countersign" are a few examples but really the whole record is made up of songs that have hooks, but also songs that burrow into your consciousness and settle in for a long, warm visit. It may be too much to ask, but the Bats could keep making records like this every couple years for another 25 years, but really there's no reason they shouldn't. Their sound will never grow tiresome; it only gets better with repeated use.
(by Tim Sendra, All Music Guide)
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Levon Helm: "Electric Dirt" (Vanguard, Juni 2009) |
Levon hat nach überwundener Krebserkrankung wohl einen Lauf,
wie man so schön sagt: bereits das zweite Klassealbum innerhalb
von zwei Jahren. Mit den "üblichen Verdächtigen"
aus dem Umfeld seines Studios in Woodstock: Tochter Amy Helm
und Bassist Byron Isaacs von Ollabelle,
Gitarrist und Produzent Larry Campbell, u.a.
Eine Stärke von Levon war schon zu Zeiten von The
Band, wie er sich das Liedmaterial anderer Leute zu eigen gemacht
hat. Hier seien als Autoren nur Muddy Waters ("Stuff You
Gotta Watch" und "Can't Lose What You Never Had" gehen
über langweiliges Bluesgeshuffle weit hinaus!), Randy Newman
(das mir unbekannte "Kingfish"), Happy Traum (dessen
"Happy Bird" ist ein Höhepunkt der CD!) und - für
mich völlig überraschend, da ich die CD geordert habe ohne
vorher zu lesen, was man da bekommen wird - Garcia/Hunter (das
schöne "Tennesse Jed") erwähnt.
(18.07.2009)
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Nachfolger zum Grammy-Gewinner Dirt Farmer, wie der Vorgänger mit der Mannschaft um Larry Campbell in Levon’s Barn eingespielt. Das label sagt: „Electric Dirt again finds Levon steeped in tradition in his connection to the land and those who live by it, but this record goes deeper and wider, incorporating gospel, blues and soul elements in a bracing collection of originals and carefully chosen outside songs.”
(Glitterhouse)
In a musical career that has spanned six decades, Levon Helm has made more than a few excellent albums working with other folks -- most notably as drummer and vocalist with the Band, as well as backing Bob Dylan, Neil Young, Muddy Waters, John Martyn, Rufus Wainwright, and literally dozens of others. But as a solo artist, Helm's record has been considerably spottier, with well-intended disappointments outnumbering genuine successes, so it's good to report that at the age of 69, Helm has found his second wind as a recording artist, cutting two of his most satisfying solo sets in a row. Following 2007's excellent Dirt Farmer, Electric Dirt is every bit as impressive and finds him sounding even stronger than he did on that comeback set. Dirt Farmer was Helm's first album after a bout with throat cancer nearly silenced him, and his vocals sounded firmly committed but just a bit strained; two years on, Helm's voice is nearly as supple as it was during his days with the Band, and even when it shows signs of wear and tear, his sense of phrasing and his ability to bring the characters in these songs to life are as good as they've ever been. While Dirt Farmer leaned toward acoustic music in the Appalachian tradition, Electric Dirt aims for a broader and more eclectic sound; "Golden Bird" sounds as if it could have been gleaned from the Harry Smith anthology, but the opening cover of the Grateful Dead's "Tennessee Jed" swings with a solid New Orleans groove like an outtake from the Rock of Ages concerts, a pair of Muddy Waters numbers are subtle but passionate acoustic blues, "I Wish I Knew How It Would Feel to Be Free" is joyous gospel-infused R&B, and "White Dove" is fervent and heartfelt traditional country. Larry Campbell, who co-produced Dirt Farmer, returned for these sessions, as did most of the same band, bringing a similarly organic touch to the music, and the bigger sound of this album seems to suit everyone involved, with Helm's drumming sounding especially lively and well-grounded. And though Helm only wrote two songs for this album, they're two good ones, especially "Growin' Trade," a tale of an aging farmer who has taken to raising marijuana, and what could easily have been played as a joke is a moving account of one man's conscience as it wrestles with his heritage and love of the land. Not unlike his old buddy Bob Dylan from Time Out of Mind onward, Levon Helm seems to have rediscovered his knack for making great records in what some might have imagined would be the latter days of his career; Electric Dirt sounds fresh, emphatic, and as effective as anything Levon has cut since the mid-'70s, and one can only hope he has a few more discs in him just this good.
(by Mark Deming, All Music Guide)
Where 2007’s Grammy-winning “Dirt Farmer” ended a 25-year hiatus for Helm, the new “Electric Dirt” is less than two years coming. But where the new album lacks the airy depth and sense of purpose of its predecessor, it’s similarly a labor of love. In fine voice after a bout with throat cancer, Helm leads what sounds like a jam session on songs ranging from blues (two Muddy Waters covers), mountain music (“White Dove”) and dirty dixieland (Randy Newman’s “Kingfish”).
The problem with the covers is that they all pale to the originals. As the last member of the Band still making records, Helm is the godfather of Americana music, but too much of “Electric Dirt” rests on that title. In a sense, this album sounds like little more than an excuse to hit the road to promote it.
But two original tunes from producer Larry Campbell save the record. “Growing Trade,” co-written with Helm, is one of the best songs you’ll ever hear about the plight of family farmers, and “When I Go Away” is a melodic soul stirrer. More time between albums would’ve led to more songs like these.
www.austin360.com
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The Low Anthem: "Oh My God, Charlie Darwin" (Bella Union, 2008/Juni 2009) |
So wie ich es verstanden, habe erschien das Album bereits 2008 in den
USA bei einem Minilabel, wurde aber jetzt beim Warner-Sublabel Nonesuch
für die USA und bei Bella Union für Europa "wiederveröffentlicht",
angeblich auch remastert.
Die Musik kann man positiv als "zeitlos" und negativ als
"altmodisch" bezeichnen. ähnlichkeiten zu den Bowerbirds,
den Felice Brothers und den Fleet
Foxes sind nicht von der Hand zu weisen, aber es ist doch eine
sehr eigenständige Musik, Folkrock bzw. "Americana",
wie das heutzutage heisst, wobei Sänger und Gitarrist Ben
Knox Miller die beiden Multiinstrumentalisten Jocie Adams
und Jeffrey Prystowsky zur Seite stehen. Sehr empfehlenswert.
(06.09.2009)
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Nur wenige schnellere und elektrischere Nummern stehen zwischen der Mehrzahl von langsamen, nachdenklichen, introspektiven Songs, die mit morbider Leidenschaft gesungen und gespielt werden. The Low Anthem waren soeben die Indie Stars des 50. Newport Folk Festivals. Sie werden derzeit von allen einschlägigen "Americana-Medien" schwerst gehandelt und man kann sich in der Tat ihrer hypnotisierenden, massiv beeinflussenden Musik kaum entziehen. Sog- und Suchtwirkung total!! Die drei Musiker, Ben Knox Miller, Jeff Prystowsky und Jocie Adams, spielen haufenweise verschiedene - meist akustische - Instrumente von Gitarren, Bass, Drums und Keyboards über Banjo und Percussion bis Klarinette, Rasseln, Cymbals, Melodica, Riemenorgel, Tuba und Zither. 'To Ohio' ist ein wahrhaftiger Americana-Hit, ein Alt.Folk-Ohrwurm, wie man ihn nur ganz selten erlebt. 'Home I'll Never Be' ist die einzige Covernummer hier, komponiert von Tom Waits und mit Texten von Jack Kerouac! Für alle Fans von Bon Iver, M.Ward, Death Vessel, Felice Brothers, Bowerbirds, Great Lake Swimmers u.ä.
(Glitterhouse)
The Low Anthem cover all their Americana bases with Oh My God, Charlie Darwin, an album that alternates between old-timey country, secular gospel, and harmonized folk. Few bands handle such wide swaths of music with grace, and even fewer manage to steer clear of sepia-toned pastiche in the process. Charlie Darwin is that rare exception, a hybrid of old traditions and contemporary flourishes that sounds at once earthy, ethereal, and uncalculated. Led by frontman Ben Knox Miller, the band resurrects old genres like folk anthropologists, using acoustic instruments (as well as some more esoteric additions, including a refurbished pump organ from the first World War) as their tools of choice. "Charlie Darwin" and "Cage the Songbird" are vocal showcases, padded with three-part harmonies and thick layers of reverb, while a cover of Tom Waits' "Home I'll Never Be" eschews intimacy for ramshackle energy, sounding like a field recording from the late-night hours of a country jamboree. The band makes multiple stops in between those styles, pitching their tent closer to the alt country-rock camp with "Champion Angel" before going to church for the gospel-tinged "Omgcd." Miller steals the spotlight throughout — he's a falsetto crooner during the opening track, a boot-stomping bluesman on "The Horizon Is a Beltway," a Dylan disciple on the folksier tracks — but this is still a group effort, with string contributions by Jocie Adams a flurry of instrumental activity by co-founder Jeffrey Prystowsky. There's a lot of ground covered here, of course, yet the band never loses sight of its destination, and those who can keep up are in for a tuneful journey.
(by Andrew Leahey, All Music Guide)
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New Riders Of The Purple Sage: "Where I Come From" (Woodstock, Juni 2009) |
Bereits seit etwa vier oder fünf Jahren gibt es einer der besten
Hippie-Countryrockbands ja nun schon wieder. "Where I Come From"
ist ein neues Studiowerk - das erste seit den 80ern - und es lingt
zwar wenig überraschend, ist aber trotzdem sehr schön geworden!
Gründungsmitglied David Nelson (Gitarre/Gesang) und Buddy
Cage, der etwa 1970 Jerry Garcia als hauptamtlichen Pedal
Steeler bei den Riders abgelöst hat, haben neue Musiker um sich
geschart und sogar durch den Grateful Dead-Texter Robert Hunter
Hilfe beim Songwriting bekommen.
Seit vielen Jahren ist David Nelson ja bereits in der Jamband-Szene
aktiv und hilft dabei mit seiner eigenen David Nelson Band
und den wiederauferstandenen New Riders eine Lücke zu
schließen, die von den Grateful
Dead nach deren Ende hinterlassen wurde. Und im Gegensaz zu den
live ebenfalls aktiven Phil Lesh, Bob Weir und Mickey
Hart gibt es hier auch mal etwas für solche Deadheads wie
mich, die ab und zu gerne mal neue Songs aus der Feder von
Robert Hunter hören wollen ...
(12.09.2009)
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For what they describe as their first studio album in 20 years, the New Riders of the Purple Sage, as "revived" in 2005, consist of founding member David Nelson (vocals, guitar); Buddy Cage, who took over from Jerry Garcia on pedal steel guitar after the first album in 1971; and three newbies, guitarist Michael Falzarano, bassist Ronnie Penque, and drummer Johnny Markowski. (Conspicuous by his absence is co-founder John Dawson, who is said to be retired.) Falzarano, who has made a career out of supporting musicians of the '60s San Francisco Sound (he was also a latter day member of Hot Tuna), produced the album. He gets two compositions, both of which he sings, and Penque and Markowski get one each, also displaying their lead vocal abilities. But the heart of the album — seven songs out of 12 — is the work of the new songwriting team of Nelson and Robert Hunter. The teaming itself is not new at all. Nelson and Hunter played together, along with Garcia, in folk and country bands in Palo Alto in the early '60s, prior to the formation of the Grateful Dead, for which Hunter served as primary lyricist. But as songwriters, this is a new association, and a happy one, as Hunter comes up with his typically aphoristic, imagistic, and vernacular words (particularly on the title song) and Nelson matches them with catchy, country-tinged melodies that the band plays in frisky country-rock roadhouse arrangements. This may be San Francisco music, but Bakersfield doesn't seem far away as the guitars go twangy and Cage plays down the weepy side of the pedal steel in favor of something more stinging. These New Riders jam a bit more than the original ensemble, and they also rock a bit more. Put it this way: the final track, "Rockin' with Nona" could segue into "Six Days on the Road" without missing a beat or, nearly, changing the chord pattern. It wouldn't be surprising if, in concert, it does.
(by William Ruhlmann, All Music Guide)
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Wilco: "Wilco (The Album)" (Nonesuch, Juni 2009) |
Schon wieder ein Klassealbum der Band um Jeff Tweedy. Zwar
kann ich beim ersten Hören kein neues "Impossible Germany"
finden, aber es ist schon beeindruckend, welche Qualität hier erneut
abgeliefert wird. Aus dem Ableger der "kleinen Americana-Legende"
Uncle Tupelo hat sich etwas
ganz Großes entwickelt. Da kann sein alter Bandkumpan Jay Farrar
mit seiner (auch nicht schlechten) Band Son
Volt schon lange nicht mehr mithalten!
(27.06.2009)
Tja - das neue Son Volt-Album ist da und
ich muss mich korrigieren: Jay Farrar und Jeff Tweedy sind beide,
jeder für sich mit der eigenen Band und auf die eigene Art,
besser als es Uncle Tupelo je waren!
(18.07.2009)
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... allen, die vom smoothen Pop-Kurs des letzten Wilco-Studioalbum 'Sky Blue Sky' (2007) begeistert waren und jetzt auf ein stilistisch ähnliches Produkt hoffen, sei gesagt: auch dieser Wunsch geht in Erfüllung. Wilco tut niemandem weh, denn "...Wilco loves you" heißt es gleich im gut gelaunten 'Wilco (the song)', dem Opener, der sogleich eine ganz auf Harmonie getrimmte Standortbestimmung abgibt. Anders als bei den großen Brüchen zwischen 'A.M.' und 'Being There' oder 'Summer Teeth' und 'Yankee Hotel Foxtrot' wird der mittlerweile über 5 Jahre in konstanter Besetzung ermittelte und mit immer mehr Feinschliff versehene Wilco-Trademark-Sound auf 'Wilco (the album)' nochmals kultiviert und in die totale Perfektion entlassen! Jeff Tweedy, John Stirratt, Nels Cline, Pat Sansone, Glenn Kotche und Mikael Jorgensen hatten aber auch sehr viel Zeit dafür diesmal: Wurden einige Basic Tracks noch relativ zügig im Chicagoer Heimstudio eingespielt, so nahm man eine kurze Neuseeland-Tour zum Anlass, um dort - auch inspiriert von erheblich mehr Sonne - im Studio von Neil Finn zu verweilen, neue Ideen zu entwickeln und der Kreativität neuen Raum zu geben. Endgültig fertiggestellt später wiederum zuhause, auch in enger Zusammenarbeit mit 'SBS'-Mixer und Top-Tonmeister Jim Scott (BoDeans, Whiskeytown, Neal Casal, Tom Petty), erleben wir nun mit 'WTA' ein musikalisches Klangwunder, das flüssig und locker, beinahe elegant vor sich hin perlend, mit erheblichen Popelementen (Beatles, John Lennon/Stimme, George Harrison/Gitarre, David Bowie, Crowded House, Jayhawks) durchsetzt und mit vielen Overdubs angeliftet daherkommt. Zugegeben: Radikale 'YHF'-Fans werden das als zu beliebig und glattgebügelt, als viel zu wenig "Indie Rock" empfinden müssen! Auf der anderen Seite ist 'WTA' so sehr ein Songalbum (genauer: ein Jeff Tweedy-Singer/Songwriter-Album!) geworden wie zuletzt 'A.M.' und 'Summer Teeth'. Kongenial ist daran, dass die vorzüglichen Musiker (allen voran Nels Cline mit seinem flexiblen, mal harsch und scharfkantigen, mal honigsüßen Leadgitarrenspiel und Glenn Kotche mit hochintelligentem Drumming) nichts ins zweite Glied hinter Tweedy abfallen, sondern das Sextett als völlige Einheit funktioniert: Wilco (the band)!
(Glitterhouse)
Jeff Tweedy’s career thrives on twists. He changes up like a major-league pitcher, sometimes slow (there wasn’t too much aesthetic space between the end of Uncle Tupelo and the beginning of Wilco), sometimes faster (the transition from “Being There” to “Yankee Hotel Foxtrot” was quite a leap).
“Wilco (the Album)” (which opens with “Wilco (the Song)”) is the former and probably the better for it.
The past few Wilco albums have had the smell of Big Statement about them. This has been an issue for the band since NPR fans turned “Yankee Hotel Foxtrot” into “Sgt. Pepper” for people who remember where they were when the second plane hit the World Trade Center. “A Ghost is Born” got artier and oddly heavier, that live album just smoked and “Sky Blue Sky” had folks looking up Steely Dan clips on YouTube. The title of this new one is fitting: It’s the first Wilco record in a long time that sounds exactly like a Wilco album.
Opener “Wilco (the Song)” rewrites the riff from the Velvet Underground’s “I’m Waiting For the Man” and assures you that Wilco will love you (don’t think we don’t appreciate it champ).
“Deeper Down” feels like creepy ’60s L.A. kitchen-sink pop — you keep expecting Dennis Hopper to wander past with a 17-year-old gal in tow. “You and I,” a nuanced duet between Tweedy and Canadian singer/Sesame Street guest Feist, shimmers and “You Never Know” splits the difference between country-rock and Cheap Trick.
The secret weapon, of course, is still guitarist Nels Cline, who can move from crafty interplay to noise rock heckler-spray in the same song (“Bull Black Noir”) and figure out a way to rectify the Stones idea of country with the Kinks’ in “Sunny Feeling.”
Dear Wilco fans, they still love you.
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Bowerbirds: "Upper Air" (Dead Oceans, Juli 2009) |
Bei den Laubenvögeln baut das unscheinbare Männchen im Gras
einen schicken Unterstand, um das Herz seiner Vogeldame zu erobern.
Je schöner die Laube, desto williger die Vogeldame. Was soll
uns das jetzt über das zweite Album der Band sagen? Ich habe
keine Ahnung. Es fällt wahrscheinlich sowieso in die Abteilung
"Unnützes Wissen".
Vor ziemlich genau einem Jahr begeisterte mich das Debütalbum
"A Dark Horse",
das ich über Gratistracks sowohl auf der Rolling-Stone-
als auch der Musik Express-CD kennen gelernt hatte. Sänger,
Gitarrist und (alleiniger?) Songschreiber Phil Moore wird auch
jetzt wieder von Beth Tacular (Akkordeon) und Mark Paulson
(Geige & Piano) begleitet. Markzeichen wahr bislang die prominent
eingesetzte Basspauke, die abwechselnd von Beth und Mark bedient wurde.
Auf "Upper Air" wurde der Einsatz dieses "monströsen"
Instruments aber wieder zurückgefahren - wahrscheinlich, damit
das nicht zu einem bloßen Gimmick verkommt. Trumpfkarte waren
im letzten Jahr aber vor allem die tollen Songs mit Ohrwurm-Charakter,
sodass ich jetzt erstmal abwarten muß, wie die Langzeitwirkung
der neuen Lieder ist. Aber ich bin da eigentlich ganz zuversichtlich.
(08.08.2009)
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Das zweite Werk des gemischten US-Trios, unbeschwertes Folk-nahes Liedgut, dargereicht mit liebenswerter Lo-Fi-Schröddel-Charmanz, Neil Young-Country-Folk-Ruhe, Sufjan Stevens-Pop-Phantasie, mitreissender Pub-Rock-Eingängigkeit und einem Sackvoll wunderbarer Melodien. Mit der geschlagenen Akustik-Gitarre als prägendem Begleitinstrument, bereichert um handgemachtes Schlagwerk, Mandoline, Kontrabass, mit Glanzlichtern auf Xylophon, Orgel, dezent verstimmtem Klavier, Wurlitzer, Akkordeon, Zither und Geige versehen, stehen bei den 10 Bowerbirds-Sogs ganz die Melodie und der (gern auch mehrstimmige) Gesang von Phil Moore und Beth Tacular im Mittelpunkt, und strahlen in einer schlichten Klarheit, die verblüfft und beeindruckt. Hier wird die wahre Kunst des Einfachen gepflegt und – Dank Substanz und Tiefgang – auf charmanteste Art dargereicht. Alternativer-Folk in Banhart-Nähe, mit einer Prise Iron & Wine einem breit lächelnden Will Oldham gewidmet. Handgemacht, holprig, hymnisch & himmlisch. (cpa)
09er des US-Acts. Werden verglichen mit Devendra Banhart (manchmal, entfernt), Bonnie Prince Billy, Arcade Fire, Iron & Wine (alle: No!). Leicht und angenehm gegen den Strich gebürsteter Songwriter/Folk-Pop (oder –Rock) mit Tiefe, folkige Balladen, aber auf charakteristische, eigene Art, genau wie die beweglichen attraktiven Melodien (gerne in langen Bögen), die fast den Begriff Strange Folk evozieren. M/w-Leadgesang in Harmony, aber auch als Duett, solo oder Harmony-Backing. Großteils ruhige Stücke, ausgesprochen kräftige Akustikgitarre, sparsame akzentuierende Drums, ergänzt von Piano, Akkordeon, Orgel, Zither oder Streichern. Die 2 leisesten Songs (einer fast in Zeitlupe) sind die Highlights! (dvd)
(Glitterhouse)
Upper Air, the Bowerbirds' second release, finds the band continuing in the vein of their first effort; this is rustic, cerebral, ramshackle music. You could call it beard rock — it's the kind of backwoods, wild-poet-of-the-mountain sound that nods to Bon Iver, Bonnie "Prince" Billy, and Iron & Wine. What makes the Bowerbirds just a touch different lies in how manipulative their songs can be, which is just to say that there are times when Upper Air is exhilarating. "House of Diamonds," what with its stormy percussion and piano chords, and its blocky guitar riffs (so carefully amplified, it almost sounds like frontman Phil Moore is punching the strings), is, in its twine-rough, woodsy way, simply electrifying. Moments like this make it clear that the Bowerbirds are able to capture that certain, heart-snagging something — it's the kind of thing that brings to mind Arcade Fire's best moments. The Bowerbirds really are at their best when they call up this quietly fiery side of their sound. "Ghost Life"'s wordless chorus (a series of triumphant oh's) shouldn't be as convincingly uplifting as it is — but it is, and it's a testament to the Bowerbirds' creative chemistry and pop sensibilities. Upper Air only runs into trouble when the Bowerbirds get a little too introspective; some of the slow, meandering tracks here tend to get muddily dirge-like ("Chimes"). But this is a small issue in the wake of all the twisting, strange-hearted stuff this disc has to offer. Those who weren't so sure about the Bowerbirds before might change their tune with this release — Upper Air is a luminous, wild-eyed affair, and a solid second album to boot.
(by >Margaret Reges, All Music Guide)
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Portugal. The Man: "The Satanic Satanist" (Defiance, Juli 2009) |
Diese Band mit dem merkwürdigen Namen (unbedingt mit dem Punkt
nach "Portugal"!) stammt aus Alaska und hat mit "The
Satanic Satanist" (merkwürdiger Titel ...) schon mindestens
das dritte Album draussen, aber erst jetzt bin ich selber drauf aufmerksam
geworden. Der Anlass, neben den guten Kritiken (wenn ich mir jede
Platte mit guter Kritik kaufen würde ...), war, dass ich das
Album im Laden als Vinylausgabe mit Gratis-CD und tollem Klappcover
stehen sah. Allerdings viel zu teuer (über 20 Oiro!). Nach längerem
überlegen habe ich mir inzwischen doch die Platte bestellt, allerdings
kam sie ohne CD, die es leider nur bei den ersten 1000 Exemplaren
dazu gab. Die Platte macht optisch enorm was her (bitte mit der Maus
über das Cover rutschen!) und enthält ziemlich gute "Rockmusik".
Wie soll ich es sonst bezeichnen? Das ist weder "Metal",
Punk noch "Americana". Der Gesang klingt mit gelegentlichem
Falsett etwas ungewöhnlich, sodass manche Kritiker von Soul,
Disco oder sogar Curtis Mayfield
schreiben. Mir fällt als Vergleich eher Greg Dulli und
seine alte Band Afghan Whigs
ein, der auch diese ungewöhnliche bzw. seltene (warum eigentlich?)
Mischung aus Rock und Soul gebracht hat.
(08.11.2009)
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Und wieder verändert, weiterentwickelt. “Das bislang eingängigste Album” meist das Firmeninfo. Stimmt. Und mit Abstand homogenste, ihr melodischstes, modernstes; aber auch weniger eigenständige Charakteristik, 70s-, Rock-Anteil und Kanten. Stark ist der Souleinfluß, jedoch in Pop gebadet, nie pur (so klingt´s 1x wie Curtis Mayfield in Pop transformiert) – in Form von ansteckend-melodiösem zeitgenössischem Groove-Pop (/Rock), gerne süffig, vollmundig, bunt instrumentiert, incl. dezent schwelgender Streichersounds, Electronics, Loops, Harmonies. Manchmal fast fiebrig, 2,3x (halb-)balladesk. Markanter attraktiver hoher Gesang. Immer noch originell und gut!
(Glitterhouse)
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Son Volt: "American Central Dust" (Rounder, Juli 2009) |
Vor ein paar Wochen habe ich noch behauptet, dass Jay Farrar
gegenüber seinem alten Uncle
Tupelo-Bandkollegen Jeff Tweedy und dessen Band Wilco
klar den Kürzeren zieht - da erscheint mit "American Central
Dust" ein absolut amtliches, neues Son Volt-Album!
Um diesem sinnlosen Zweikampf hier mal schnell die Luft abzudrehen:
zwei tolle Album sind das, jedes für sich.
Na gut - ich bin schon ein wenig gespannt, welches von beiden bei
mir am Jahresende besser dastehen wird. In der Markenweltmeisterschaft
steht deshalb mit dem "Team Ex-Uncle Tupelo"
auf jeden Fall schon jetzt der Sieger fest!
Noch ein paar Worte zu "American Central Dust": es hat
einen warmen und altmodischen Analogsound, der scheinbar ganz ohne
Overdubs auskommt. Die Gitarren klingen klasse (Chris Masterson
an der elektrischen, Farrar an der akustischen), aber Highlight
ist die Pedalsteel von Mark Spencer, die oft eine zentrale
Rolle im Arrangement hat. Und natürlich der einzigartige Gesang
von Farrar in seiner bittersüßen Traurigkeit. Mag ich
sehr sowas.
(18.07.2009)
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Die markante Stimme wickelt den Hörer sofort ein und beamt ihn zurück in die Zeiten des überragenden Son Volt Debüts Trace von 1995. Und wenn auch American Central Dust nicht ganz diese Klasse erreicht, so ist es doch eine überzeugende Rückmeldung, die hinten raus sogar noch richtig stark wird.
(Glitterhouse)
After spearheading the alternative country movement with his band Uncle Tupelo, Jay Farrar pursued his vision with Son Volt, who recorded three landmark albums in the '90s before the groundbreaking artist put the band on extended hiatus and cut three solo records. Now back with his third Son Volt album of the decade, Jay Farrar has delivered what may be his finest work yet, American Central Dust. The new album exhilaratingly carries on the tradition of the Byrds, the Flying Burrito Brothers, Little Feat circa Sailin' Shoes, the Rolling Stones of Exile on Main Street and early R.E.M., with standouts like the exceptional "Down to the Wire," "Dynamite" and "No Turning Back." An epic lament for the heartland, American Central Dust is populated with readily recognizable characters, the most hopeful of them searching for love against a backdrop of rusted road signs and abandoned factories. Rarely does a musical work so powerfully capture the zeitgeist of its historical moment while also honoring the traditions of rock & roll with such rawboned grace
Jay Farrar resurrected Son Volt in 2005 after his solo career seemingly ran out of gas, and the two albums that followed — Okemah and the Melody of Riot and The Search — were the best and most compelling music he'd made since Son Volt's masterful debut Trace in 1995. However, the new albums didn't connect with an especially large audience, and the band was dropped by Sony/BMG; 2009's American Central Dust, the third set from Son Volt 2.0, has been released by the venerable independent roots music label Rounder Records, and while there's little telling if it was dictated by finance or esthetics, the album sounds austere in a way its immediate predecessors did not. Okemah and The Search found Farrar and his new bandmates edging into new musical territory while embracing a bigger studio sound; by comparison, American Central Dust feels more organic and intimate, recalling the simplicity of Trace without delivering the bracing rock & roll of songs like "Drown" or "Route." However, if American Central Dust takes a few steps back in terms of energy and impact, Farrar still sounds thoroughly engaged as both a songwriter and performer, and his band — Chris Masterson on guitars, Mark Spencer on keyboards and steel guitars, Andrew DuPlantis on bass, and Dave Bryson on drums — is tight and sympathetic, finding just the right angle to approach this material. And from the fiery love of "Dynamite," the environmental and economic commentary of "When the Wheels Don't Move," and "Down to the Wire," the tribute to the joys of a good honky tonk in "Jukebox of Steel," and the glimpse into Keith Richards' psyche of "Cocaine and Ashes," Farrar has rarely spoken his mind so clearly in his songs as he does here, and if he still reaches for a spectral feel, his meanings are more clearly felt than ever. American Central Dust doesn't have the feel of a step into new territory the way Son Volt's past two albums did, but it consolidates old strengths and confirms Jay Farrar is still an artist worth caring about to 20 years after Uncle Tupelo cut their first album.
(by Mark Deming, All Music Guide)
First listen: This record is a numbing bore. It wouldn’t be surprising that, after an industrial accident, a heavy machinery operator tested positive for traces of Son Volt in his system.
Second listen: The band, two of the five from Austin, is doing some interesting things with rhythms and textures, creating a subtly subversive backdrop/Crazy Horse lurching. Mark Spencer’s pedal steel guitar makes “Dust of Daylight” and “Pushed Too Far” truly special.
But this record could do without “Sultana,” the sort of heavy-handed tale of maritime disaster that led to the formation of Wilco.
Third listen: Jay Farrar’s voice is mesmerizing in its consistency and commitment. There’s not a note out of place and such songs as “When the Wheels Don’t Move,” about the folks hurt most in a failing auto industry, and the LP-ending “Jukebox of Steel,” sound born sturdy. It’s quite remarkable the way all the pieces come together like a potluck dinner among close friends.
Fourth listen: This could be the best Son Volt record since 1995’s “Trace,” lacking only a “Tear-Stained Eye” to bring in the fence-sitters. “American Central Dust” is about 44 minutes from beginning to end, not the 3:45 that might get them next to Patty (Griffin) on the playlist. There’s not a producer credited, as the CD sounds like musicians left alone with the sounds in their heads and the talent to translate. It’s a mood piece that makes the silence after “Jukebox of Steel” almost jarring.
Someone should do a study on why it is that so many of the albums we love are initially met with disappointment. Raise your hand if you hated “Exile On Main Street” at first. Although “A.C.D.” is not going to be a classic, it’s one of those records that challenge, then reward, those who stick it out.
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Matthew Sweet & Susanna Hoffs: "Under The Covers - Vol. 2" (Shout Factory, Juli 2009) |
Wie am Titel unschwer zu erkennen ist, ist nach "Vol.
1" von 2006 dies die zweite Folge vom Coverprojekt von Matthew
Sweet und Bangles-Sängerin
Susanna Hoffs. Hier wird aber nicht obskur "interpretiert"
und gegen den Strich gebürstet (was ich sehr mag, z.B. bei der
anderen Susanna!), sondern mit
Herzblut bekanntes und unbekanntes Material aus der eigenen Jugend
"nachgespielt". Die Freude der Beteiligten ist unüberhörbar,
sodass es auch für mich ein ganz wunderbares Album geworden ist,
das einem Lust macht, die Originale mal wieder herauszukramen, u.a.
"Sugar Magnolia" von den Grateful
Dead, "Second Hand News" von
Fleetwood Mac, David Bowies "All The Young Dudes"
(im Original von Mott The Hoople),
"You're So Vain" von Carly Simon, das ungewöhnlich
gut gelungene "I've Seen All Good People ..." von Yes,
"Willin'" von Little
Feat und "Beware Of Darkness" von George
Harrison und sogar zwei Lieder von Todd Rundgren (von dessen
leider von mir noch nicht gehörten 72er-Meisterwerk "Something/Anything").
Zwar spielt Matthew Sweet wie gewohnt fast alle Instrumente
selber (bis auf das Schlagzeug von Ric Menck und die "schwierigen"
Gitarrenparts von Greg Leisz), aber bei drei Titeln sind an
der Gitarre sogar Autoren (Lindsey Buckingham spielt bei seinen
"Second Hand News") oder Musiker der Originale (Steve
Howe spielte beim Yes-Klassiker) bzw. deren Nachfahren (Dhani
Harrison) zu hören.
(30.08.2009)
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Zweiter Teil der musikalischen Zeitreise des kongenialen Paares Sweet/Hoffs, das – sich auch stimmlich perfekt ergänzend – den nostalgischen Blick zurück in die 60er und 70er wirft, um 16 wohlbekannte Ohrwürmer frisch und glänzend aufpoliert darzureichen. Häufig hautnah am Original, aber immer mit ganz eigener Note (vor allem, wenn die wundervolle Susanna ehedem Männer-Besungenes neu erfahren lässt), instrumental vor allem von allerlei Gitarren-Klangfarben geprägt, wird hier Bekanntes von u.a. Grateful Dead, Mott The Hoople, Carly Simon, Tom Petty, Yes, Todd Rundgren, Little Feat, Big Star, John Lennon, George Harrison, Bread und Rod Stewart mit Liebe dargereicht. Dabei gabs auch Schützenhilfe von Song-Paten wie Lindsey Buckingham (bei Second Hand News), Dhani Harrison (Beware of Darkness) und Steve Howe (beim über 7-minütigen I’ve Seen All Good People, meinem von Susanna gesungenen speziellen Liebling dieser wohl ausgewählten Klassiker-Kollektion). Desweiteren mit u.a. Sugar Magnolia, Go All The Way, Bell Bottom Blues, All The Young Dudes, You’re So Vain, Willin’, Back Of A Car, Gimme Some Truth, Maggie May und Everything I Own.
(Glitterhouse)
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Megafaun: "Gather, Form & Fly" (Hometapes, Juli 2009) |
Diese Band aus North Carolina habe ich vor ein paar Tagen beim Internetsurfen
entdeckt. Die Band spielt eine scheinbar ungewöhnliche, aber
irgendwie doch schlüssige Mischung aus archaischem Appalachen-Folk
(dieses Banjo!), den Beach Boys in der Holland-Phase
(diese Stimmen!) und Krautrock (diese merkwürdigen Geräusche!),
um es mal etwas überspitzt zu formulieren. Alle drei Musiker
singen und spielen mehrere Instrumente, machmal kommen mir sogar meine
alten Helden von The Band als
Vergleich in den Sinn. Noch vor ein paar Jahren spielten Joe Westerlund
(dr, voc), Bradley Cook (bass, g, voc) und Phil Cook
(banjo, g, piano, voc) mit Justin Vernon in der mir nicht bekannten
Band DeYarmond Edison zusammen, bevor der sich unter dem Namen
Bon Iver selbständig machte.
"Gather, Form & Fly" ist das zweite von aktuell vier
Alben der Band, aber ich bleibe natürlich am Ball.
(18.03.2011)
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The relentless re-embrace of acoustic campfire ponderings and singalongs may seem a bit strange in the 21st century, but as far as everything progresses, there will always be a harkening back to some form of a mythic lost paradise of the form. That said, Megafaun are just as taken by quietly tortured dark-night-of-the-soul whisperings, lo-fi oddities, and shards of feedback shade as they are of banjos and summertime evenings, giving Gather, Form and Fly a bit of an unsettled edge at various points. Songs like "Kaufman's Ballad" and the slightly goony swirl of "Impressions of the Past," shifting from marches to piano breaks and more, make for more fun than the straightforward if attractive enough compositions like "Worried Mind" and "Solid Ground." At their strongest, as on the brawling, complex "The Process," the trio verges towards the explosive thrill of an act like Akron/Family if not reaching that act's effortless genre recombination.
(by Ned Raggett, All Music Guide)
Drei sehr bärtige Typen aus North Carolina mit einem kühnen Hybrid aus Trad-Folk, einem The Band-Update und Avantgardistischem. Geht ihnen recht locker von der Hand. Dominierendes Instrument ist das Banjo, dazu kommen Fiddle, Akkordeon, Harmonica, Dobro und einige Frauenstimmen für den Harmony-Gesang. Erster Gedanke beim Hören dieses zweiten Megafaun-Longplayers: toller Satzgesang a la Fleet Foxes. Dann aber auch wieder ein zeitlupenhaftes Forschen in US-Roots Music im Stil von Souled American. Früher spielte man zusammen mit Bon Iver, heute entwirft man einen ganz neuen Stil, der Pop und History verbindet, Harmonie und Experiment, Rekonstruktion und Dekonstruktion. Appalachian Gothic. Im Song “Kaufman’s Ballad“ geht es um den Mann, der die Leiche von Gram Parsons stahl und in der Wüste verbrannte. „Solid Ground“ ist ein fetter, schleppender, sumpfiger Blues, der auch Michael Sheehy gut zu Gesicht stehen würde. Gemixt wurden die ebenso erstaunlichen wie beeindruckenden Songs von Chris Stamey.
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)
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7 Worlds Collide: "The Sun Came Out" (Sony, Aug. 2009) |
Ihr wisst, dass Crowded House nicht nur Hitsingles, sondern auch tolle Alben aufgenommen haben?
Ihr mögt Radiohead, aber nicht jede ihrer schrägen Ideen?
Ihr vermisst die Smiths, vor allem wegen Johnny Marrs Gitarre?
Ihr haltet Wilco für eine extrem verlässliche Quelle guter Musik?
Dann ist das hier eure Platte!
Weihnachten und Silvester 2008/09 hat Neil Finn zum zweiten
mal nach 2001 seine musikalischen
Freunde in's sommerliche Neuseeland (Südhalbkugel!) eingeladen.
Diese drei Wochen waren so produktiv, dass es sogar eine Doppel-CD
wurde. Wie beim letzten Mal waren Phil Selway und Ed O'Brien
von Radiohead, Johnny Marr,
Lisa Germano, Sebastian Steinberg
und Tim Finn dabei. Neue Gäste
waren 2 Drittel von Wilco (nur Nels Cline
und Mikael Jorgensen blieben zuhause), KT Tunstall
aus Schottland und Bic Runga aus Neuseeland. Ausserdem waren
die ganzen Familen dabei, teilweise auch musikalisch: Neils Frau
Sharon, die Söhne Liam und Elroy, aber auch die Söhne
von Jeff Tweedy und Johnny Marr. Eine Neuentdeckung
ist für mich Don McGlashan: ehemaliger klassischer Orchestermusiker
(Euphonium und Schlagwerk), Punkrockschlagzeuger in den 80ern, außerdem
Sänger/Songschreiber der Gitarren-Pop-Band The
Mutton Birds in den 90ern, von denen ich mir schnellstens was
besorgen muß ...
Ach ja, alle Erlöse von "The Sun Came Out" werden
außerdem noch für einen guten Zweck gespendet!
(06.11.2009)
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24-Track-Studio-Album und Benefiz-Arbeit des Finn-Familien-&-Freunde-Projektes, wieder mit allerhand sympathischer Prominenz realisiert. Gepflegter Roots-Pop zwischen Crowded House und Beatles, gewürzt mit einer ordentlichen Portion Roots & Americana, dargebracht in 24 neuen und bewährten, von den verschiedenen Beteiligten beigetragenen Songs, zur Unterstützung des Oxfam-Projektes. Neben Neil, Tim, Liam, Sharon und Elroy Finn zählten unter anderem Jeff Tweedy, Glenn Kotche, Pat Sansone, KT Tunstall, Bic Runga, Phil Selway, Lisa Germano, Nels Cline und Johnny Marr zur 7 Worlds Collide-Gruppe, die in kleinen und großen, stets wechselnden, aber immer hochkarätig besetzten Zusammenstellungen aufs Herrlichste zu musizieren weiss.
(Glitterhouse)
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Tim Buckley: "Live At The Folklore Center, NYC - March 6, 1967" (Tompkins Square, Aug. 2009) |
Bereits vor einigen Wochen angekündigt ist das "neue"
Album von Tim Buckley endlich bei mir eingetroffen! Live und
solo in einem New Yorker Buchladen (?) vor etwa 35 Zuschauern sang
Tim Buckley kurz vor Beginn der Aufnahmen zum zweiten Album "Happy
Sad" Lieder vom titellosen
Debütalbum und vom kommenden Album. Dazu "Dolphins"
von seinem Idol Fred Neil, "Troubadour", das man
erstmals auf dem 1990 erschienenen Livealbum "Dream
Letter- Live in London 1968" hören konnte und sechs
bislang unveröffentliche Songs. Diese sind zwar nicht wirklich
"essentiell" (sonst wären sie wohl auf "Happy
Sad" oder einem späteren Album gelandet!), aber doch
sehr interessant zu hören. Weil auch der Klang der Aufnahme erstaunlich
gut ist und es bislang kein Sololivealbum gab ist das hier eine schöne
Angelegenheit!
(30.08.2009)
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"The unreleased recording was captured by folk impresario Izzy Young at his famed Folklore Center located at 321 Sixth Avenue in New York City, which served as a nexus for up-and-coming singer-songwriters during the folk boom of the late '60s. The entire night's concert, performed in front of about 35 people, is presented in its original running order of 16 songs, six of which are Tim Buckley compositions that have never appeared on any studio or live album. The CD package includes an unpublished interview with Buckley conducted by Izzy Young on March 17 & 18, 1967, along with new notes from Young. The album was produced for release by Tompkins Square label's Josh Rosenthal in cooperation with Buckley's Estate, and mastered from the original tapes by Grammy-winning engineers Steve Rosenthal, Warren Russell-Smith and Jamie Howarth."
(www.allaboutjazz.com)
Unveröffentl. Liveaufnahmen März 67 (die frühesten bekannten!), solo kurz nach der Debut-LP, aber nur 3 Stücke davon, + 4 von der 2. LP, 1 non-LP-Single, die Klassiker Dolphins (von Fred Neil, einziges Cover hier) und Troubador, die er später live oft spielte, und 6 völlig unbekannte Songs! Der Gesang ist schon hier einfach wundervoll, so unglaublich ausdrucksstark, so intensiv, teilweise gedehnt, langanhaltende Töne, oft auch in hohen Lagen – absolut sicher, souverän, strahlend. Ausgezeichnet auch das Gitarrenspiel, analog zur Charakteristik der Songs: Rhythmisch betont/variabel und ziemlich perkussiv in zugleich extrovertierten z.T. schnellen Tracks, 1x regelrecht rasant wirbelnd; ein Mix aus gezupft und perkussiv (ruhiger); ein Mix aus Fingerpicking/durchgeschlagen (flott); filigran, kunstvoll gezupft (aber nicht langsam oder introspektiv); oder eher unauffällig begleitend in sanftem, sachtem bzw. kontemplativem Setting. Highlights: Phantasmagoria.., Aren´t You The Girl, Troubador, Dolphins, I Never Asked To Be Your Mountain. Schon in dieser Phase: So viel mehr als Singer-Songwriter-Folk. Von den Mastertapes, mono. Super, ein Monatsfavorit!
(Glitterhouse)
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Magnolia Electric Co: "Josephine" (Secretly Canadian, Aug. 2009) |
Neues
Bandprojekt von Jason Molina, der seine Lieder bisher unter
dem Namen Songs: Ohia veröffentlicht
hatte. |
Motorpsycho: "Child Of The Future" (Stickman, Aug. 2009) |
Das neueste Werk von Norwegens bester Band aller Zeiten (oh Ja!) wurde
zum größten Teil bei Steve Albini in Chicago aufgenommen
und stellt eine wunderbare Hommage an die LANGSPIELPLATTE dar: exklusiv
auf weißem Vinyl, ganz ohne CD-Version erschienen bringt es
exakt 40 Minuten allerbesten Motorpsycho-Stoff.
Natürlich mit ausgestochenem Löchern im Cover für das
rote und das grüne Auge und mit einem großen, völlig
sinnfreien POSTER als Beilage! Eine tolle SCHALLPLATTE!
(26.08.2009)
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Das neue Motorpsycho-Album. Und doch nicht. Und wieder doch. Um ihren Spaß am Power-Trio-Groove zu beweisen, nahmen Motorpsycho 2008 mit Steve Albini in den Electrical Audio Studios in Chicago vier Tage lang Material auf, bereits durchkomponierte Stücke, Improvisationen, lose Musik-Gedanken. Die so entstandenen Schlagwerk-, Bass- und Gitarren-Spuren wurden ein Jahr später in Norwegen noch einmal überarbeitet und unter anderem Gesang hinzugefügt. Sechs der Child Of The Future-Stücke entstanden auf diesem Weg, der siebte wurde in Bents Heimstudio aufgenommen. Und weil es immer noch nicht das reguläre neue Motorpsycho-Album war, aber auch noch der 20. Band-Geburtstag vor der Tür steht, beschloß man, das neue Material als Vinyl-Only-Album zu veröffentlichen. Als solches kommt es auch recht feierlich daher: 180 Gramm schweres weißes Vinyl, Die-cut-Front-Cover, 2-seitiges Poster als Beilage. Es wird keine CD-Fassung des Albums geben.
(Glitterhouse)
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Ramona Falls: "Intuit" (Souterrain Transmissions/Barsuk, Aug. 2009) |
Souterrain Transmissions, ein anscheinend noch recht junges
Berliner Label, hatte als erste Veröffentlichung die wunderbare
Laura Gibson aus Portland/Oregon mit ihren zweiten Album
"Beasts Of Seasons", die ich Euch
ja schon vor ein paar Tagen an's Herz gelegt habe. Neugierig, wie
ich bin, wurde natürlich weitergeforscht, was es da sonst noch
zu entdecken gibt: und zwar Brent Knopf von der experimentellen
und an mir bislang noch vorbei gegangenen Kultband Menomena
mit seiner Mischung aus Singer/Songwriter-Akustik-Folk und Laptop-Experimenten.
Im vergangenen Herbst war er sogar bei uns auf Tournee - und ich
hab's leider verpasst!!! - mit den wunderbaren Dear
Reader als Begleitband (bitte entsprechende Videos aus der Wiener
Altstadt vom musikalischen Gang über den Wochenmarkt selber
ergoogeln!). Dazu kam dann noch der Hinweis, dass es eine wunderschöne
180g-Vinylausgabe im Klappcover, abermals mit MP3-Gutschein, gibt
- und schon war ich nicht mehr zu halten. Mehr zur Musik nach dem
Intensivhören. Der erste Eindruck ist auf jeden Fall sehr positiv!
(17.01.2010)
Brent Knopf musiziert hier hier zusammen mit einem recht
großen Freundeskreis, zu dem auch Cherilyn MacNeil
und die Geigerin Larah Eksteen von den weiter oben bereits
erwähnten Dear Reader gehören.
Die meisten Namen der Beteiligten sagen mir zwar nichts, lediglich
die ebenfalls in Portland beheimateten Mirah
und Janet Weiss, eher bekannt als Schlagzeugerin von Sleater-Kinney
und vom 2000er-Comeback-Album "The
Friends Of Rachel Worth" der Go-Betweens , das damals
- überraschung! - in Portland/Oregon aufgenommen wurde, sind
mir ein Begriff. Was mir jetzt bei "Intuit" aber am besten
gefällt ist, dass Brent Knopf es geschafft hat, wunderschöne
Songs zu schreiben und unter den unterschiedlichsten Bedingungen
mit den verschiedensten Leuten aufzunehmen und dabei trotzdem eine
einheitliche Grundstimmung zu erzeugen, sodass hier ein Album "wie
aus einem Guss" entstanden ist!
(09.02.2010)
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Direkt vom ersten Song an, nimmt einen das Album von Ramona Falls gefangen. Statt Frauenstimme singt einem Brent Knopf süße Melodien ins Ohr. Brent Knopf ist ein drittel des musikalischen Kreativszentrum Menomena aus Portland. Für sein erstes Solo Album hat er sich Unterstützung von vielen befreundeten Musikern geholt und eine Community um sich gescharrt, die u.a. aus The Helio Sequence, Mirah, Loch Lomond, 31 Knots, Talkdemonic, Nice Nice, Dear Reader und Matt Sheehy besteht. Während sich das Video zur Radio Single ("I Say Fever") noch im Dreh befindet, ist der Single Edit schon an das Radio in Deutschland verschickt und wird dieser Tage sicherlich eine Menge Redakteure und Musikjournalisten bei den Sendern begeistern. Das Album gibt es als CD Jewelcase und als superschickes LP Gatefold mit Download Coupon. Die Musik kommt wunderschön akkustisch-elektronisch gemischt daher und verzaubert einen von Anfang bis Ende. Schaut man sich dazu dann noch das Artwork des Albums an, verliert man sich in den phantasievollen Bildern des Künstlers Theo Ellsworth.
Schöner kann Musik nicht sein!
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The Wooden Sky: "If I Don't Come Home You Know I'm Gone" (Black Box Recordings, Aug. 2009) |
Anfang
Dezember war diese kanadische Band im Weseler Karo zu Gast - und ich
die Band leider verpasst, weil ich diese CD erst vor wenigen Tagen
zum ersten Male gehört habe! Wunderbarer Folkrock in der kanadischen
Tradition (The Band, Blue Rodeo, Neil Young, ...), aber mich erinnert
es vorallem durch die Stimme von Sänger/Songschreiber Gavin
Gardiner an die wunderbaren Triffids
und deren leider viel zu früh verstorbenen Sänger David
McComb. Wer meine Leidenschaft für diese Band kennt, der
wird wissen, dass das ein echtes Kompliment sein soll. Und hoffentlich
kommen die Junx aus Kanada noch mal zu uns, denn nach Aussage von
Herrn Schüller war das ein richtig gutes Konzert in Wesel im
vergangenen Dezember. Aufgenommen wurde die CD übrigenz in Montreal
im Studio Hotel2Tango von Howard Bilerman, der
auch den ausgezeichneten Sound von Silver
Mt. Zion zu verantworten hat!
(09.01.2010) |
acidmothersguruguru: "Underdogg Express" (Fünfundvierzig, Sept. 2009) |
Dieses Livedoppelalbum vom Februar 2008 aus Japan führt uns die
Improvisationskünste von Gitarrist Kawabata Makota und
Bassist Tsuyam Atsushi, beide von den japanischen Spacerockern
Acid Mothers Temple, und Guru
Guru-Mastermind Mani Neumeier vor. Das klingt verdammt
nach einer überdrehten Version von Guru
Guru in der klassischen frühen Besetzung mit Ax Genrich
und Uli Trepte bzw. deren Version 2.0 (GuruManiAx).
Nur eben noch viel wilder. Auf der Vinylversion gibt es als Bonustrack
sogar "Bo Diddley" vom legendären Guru-Album mit dem
behaarten Arsch ("Hinten")
zu hören. Gewöhnungsbedürftig, aber trotzdem gut.
(08.03.2012)
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Guru Guru meets Acid Mothers Temple: ein psychedelisches Gipfeltreffen.
Acidmothersguruguru ist das Projekt zweier Legenden der psychedelischen Musik: Mani Neumeier und Kawabata Makoto. Mani Neumeier ist Mitgründer von Guru Guru, der legendären Krautrockband. Für Neumeier war Improvisation immer das A und O seiner Musik. Kein Wunder, dass er sich mit einer anderen Legende zusammengetan hat: Kawabata Makoto ist Gitarrist und Mastermind der japanischen Psych-Monsterband Acid Mothers Temple (1995 gegründet und seitdem um die 50 Alben veröffentlicht). Acidmothersguruguru entstand nach einer spontanen Session mit dem AMT-Bassisten Atsushi Tsuyama, die im März 2006 in Japan stattfand. Die Aufnahmen auf "Underdogg Express" stammen aus dem Jahr 2008 und wurden live in Japan aufgenommen. Das Ergebnis des Meetings zwischen dem "Elektrolurch" Neumeier und King Kawabata ist wiederum Power-Psychedelic erster Klasse. Die beiden spielen eine Musik, von der Guru-Guru-Fans bislang nur träumen konnten und die AMT-Fans in ihrer Wucht überraschen dürfte. Auf der Vinylausgabe findet sich zusätzlich eine Neubearbeitung von Guru Gurus "Bo Diddley".
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Chris Cacavas: "Love's Been Discontinued" (Blue Rose, Sept. 2oo9) |
Chris Cacavas hat es bereits vor vielen Jahren nach Deutschland verschlagen
(er ist, so weit ich weiss, in Süddeutschland verheiratet, ähnlich
wie Robert Forster, den es zu
Beginn der 90er nach Regensburg verschlagen hatte), aber die Veröffentlichungen
wurden in letzter Zeit doch etwas spärlicher. So stammt der von
mir völlig übersehende Vorgänger "Self Taut"
immerhin von 2004 und meine letzte eigene Anschaffung von 2002: das
Album "Kneel" aus der Return
To Sender-Reihe. Damals haben wir mit der Band Roots
Of Blues & Classiscal Cello sogar das Vorprogramm im JZ-Karo
gespielt.
Eine sehr schöne, wenn auch nicht "spektakuläre"
Platte. Besonders schön: zur Vinylausgabe gab's die CD ohne Aufpreis
dabei.
(18.11.2009)
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Auf seinem neuesten Album widmet sich Chris Cacavas wieder verstärkt den Gitarren - akustischen und elektrischen! Im Einklang mit diversen, mehr im Rückraum verwendeten Tasteninstrumenten und seiner nur aufs erste Hören sanft klagenden, dabei nachhaltig und eindringlich wirkenden Stimme, die mitunter sehr an den frühen Neil Young erinnert, entwickelt er über 12 Songs in gut 50 Minuten eine auf Dauer hypnotisch wirkende Atmosphäre, in der sich melancholische Schwermut, psychedelisch-poppige Arrangements, die Molltonarten bevorzugendes Songwriting und eine kerngesunde Indie Rock-Attitüde treffen und zum großen Ganzen verschmelzen. Stilistische Brüche, unvermutete Tempowechsel oder Stimmungsschwankungen werden tunlichst vermieden, sodass sich dem geneigten Hörer die Chance bietet, völlig in die wunderbar dahinfließende Musik, in den Chris Cacavas-Kosmos einzutauchen.
(Glitterhouse)
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Vic Chesnutt: "At The Cut" (Constellation, Sept. 2009) |
Wenn mich mein Gedächtnis nicht trübt, dann hatte ich
im September "At The Cut" im Plattenladen schon in den
Händen, aber obwohl die Vinylplatte - inklusive Bonus CD! -
zu einem nur geringfügig höheren Preis zu bekommen war,
liess ich die Hände davon. In den vergangenen Jahren hatte
ich zwar immer wieder gerne die Alben des vom Leben so schwer gezeichneten
Sängers gehört, vor allem das Frühwerk (z.B. "Is
The Actor Happy?" von 1995) oder Kooperationen mit Bands
wie Widespread Panic (unter dem gemeinsamen Namen Brute)
und Lambchop ("The Salesman
And Bernardette" von 1998), aber ich hatte doch irgendwie
das Interesse verloren. Auch konnte mich ein Liveauftritt aus dieser
Zeit nicht wirklich überzeugen. Das gelungene, gut produzierte
Album "Silver Lake"
von 2003 war deshalb auch nur ein kurzes Intermezzo. Sein Tod im
vergangenen Dezember war dann auch für mich leider sogar nur
eine Randnotiz in einer Musikzeitschrift und hat mich nicht so berührt
wie etwa der von Grant McLennan, John Martyn oder
Warren Zevon.
Also was war der ultimative Kaufanreiz? Beim Stöbern auf der
Webseite vom kanadischen Label Constellation, natürlich
wegen Silver Mt. Zion, stellte
ich fest, dass diese Band, die mich ja gerade so besonders fesselt,
Vic Chesnutt auf gleich zwei Alben begleitet hat. Jetzt war
ich also endlich "bereit" und habe erst einmal das neuere
Alben der beiden geordert und das angeblich sogar "noch bessere"
Album "North Star Deserter" von 2007
erst einmal zurückgestellt.
Die Musik? Nicht, wie erwartet bei der Kombination aus verschrobenem
Songschreibergenie mit limierten musikalischen Fähigkeiten
und einer genialen Band mit hoher künsterischer Ausdruckskraft,
GUT (gut war ja deshalb auch schon "The
Salesman ..."), sondern sogar unerwartet SEHR GUT!
Da hätte ich wirklich fast etwas verpasst!
(21.03.2010)
Weil mir schon "At The Cut" so gut gefallen hat konnte
ich mit "North Star Deserter"
nicht länger warten ...
(11.04.2010)
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Zwei Jahre nach dem brillanten Vorgänger “North Star Deserter“ und direkt nach seinem Soundtrack zu „Mitte Ende August“ meldet sich einer der eigenwilligsten US-Singer/Songwriter mit einem weiteren großen Wurf zurück. Und weil das zuletzt so gut funktioniert hat, nahm er auch das neue (vierzehnte) Werk in Montreal mit einer illustren Schar hochkarätiger Mitstreiter von Silver Mt. Zion, Godspeed You! Black Emperor und Fugazi auf. Immer wieder liest man zu Chesnutts Musik die Worte „erhaben“ und „ergreifend“ – und zwar völlig zurecht. Auch diesmal gelingen ihm extrem intensive Songs zwischen spartanischer Kargheit (was die zerbrechliche Seite seiner Stimme hervortreten lässt) und fast schon epischer Wucht (dank der neuen Mitspieler, die das wirklich hervorragend können). Den melancholischen bis traurigen Puristen Chesnutt kennen wir ja schon seit Jahren, umwerfend neu sind aber wieder die dramatischen Breitwandinszenierungen auf „At The Cut“. Besonders den ebenso dunklen wie massiven Opener „Coward“ muss man da loben, für den Nick Cave wahrscheinlich seine Seele verkaufen würde. Noch besser ist „Chinaberry Tree“ – eine kraftvolle Elegie mit kaputter Bluesgitarre, Streichern und Vics Stimme, wie man sie so kraftvoll vielleicht noch nie gehört hat. Was soll ich sagen: „At The Cut“ ist selbstredend erhaben und ergreifend – der Mann wird immer besser.
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)
At the Cut reunites Vic Chesnutt with several of the collaborators who helped make his extraordinary 2007 album, North Star Deserter, and while you can't force lightning to strike twice in the same place, Chesnutt and this group of gifted musicians have managed to create something similarly powerful and affecting that also has a personality of its own. With Howard Bilerman behind the recording console, Guy Picciotto helping with the production and arrangements, and members of Silver Mt. Zion Orchestra accompanying Chesnutt, this follows a similar template to North Star Deserter, but At the Cut manages to sound more approachable and direct while still conjuring up striking and atmospheric clouds of sound that reinforce Chesnutt's melodies while broadening their horizons into something grand, beautiful, and challenging. Chesnutt doesn't need to bend his songs to the needs of his accompanists, and while a look at the lyric sheet reveals the same sort of skewed Southern gothic archetypes that have always dominated his compositions, these musicians bring out a side in the music that doesn't always rise to the surface in other hands, and the slow, contemplative shuffle of "We Hovered with Short Wings," the muscular dread of "Chinaberry Tree," and the sweet, twangy drift of "Concord County Jubilee" give his images just the backdrops they need. And lest anyone think the musicians are taking Chesnutt's music in a direction he wouldn't consider going himself, the closing number, "Granny," is as powerful and dramatic as anything that came before it, and it creates a large and vivid world with just Chesnutt's voice an acoustic guitar. At the Cut isn't as great a surprise as North Star Deserter, but if you thought the brilliance of that album was a happy accident, this confirms these musicians complement each other very well and hopefully will continue to do so for a long time to come.
(by Mark Deming, All Music Guide)
At The Cut" schließt dort an, wo das Vorgänger-Album des Ausnahmekünstlers Vic Chesnutt aufhörte. Und schon der erste Song "I'm A Coward" kann als absolutes Highlight seiner Karriere bezeichnet werden. Erstmals für den Soundtrack des Jem-Cohen-Movies "Empires Of Tin" performt, findet sich der emotionale Ausbruch hier in einer neuen Version, nochmals eingespielt für "At The Cut". Im weiteren Verlauf hält das abermals mit Mitgliedern von A Silver Mount Zion eingespielte Album ein schier unglaubliches Niveau von Emotionalität und stellt in seiner Intensität den Vorgänger "North Star Deserter" noch in den Schatten. In einem Wechselbad der Gefühle, dass sich sowohl lyrisch als auch musikalisch materialisiert pendelt Chesnutt zwischen Optimismus und Melancholie zwischen Erkenntnis der Sterblichkeit und überschäumender Hoffnung, zwischen Courage und Verweigurng. Natürlich kauft man ihm das alles ab - der Mann weiß schließlich wovon er singt und aus jedem Ton dieses Albums sprüht die Ehrlichkeit leuchtende Funken. Soviel Direktheit kann einen schon mal zu Tränen rühren und bringt einen zu der Erkenntnis: das ist sein bisher bestes Werk. Ohne Zweifel. "'North star deserter' war schon ein klasse Album und 'At the cut' steht diesem keineswegs nach. Im Gegenteil, in Nuancen klingt es sogar noch ein klitzekleines bisschen großartiger und eindringlicher. Ein äußerst persönliches Glanzstück!
musikansich.de
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Element Of Crime: "Immer Da Wo Du Bist Bin Ich Nie" (Universal/Vertigo, Sept. 2009) |
Hier muss man nicht viel sagen: Element Of Crime sind in Punkto Rockmusik
mit deutschen Texten eine Klasse für sich!
(03.10.2009)
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Bei dem Versuch, die Kunst von Element of Crime in Worte zu fassen, muss man bald einsehen, dass die eigene Sprachgewalt sich neben der von Sven Regner ungefähr ausnimmt, wie zwischen Legastheniker und Purlitzerpreisträger. Einziger Trost: Sprachlosigkeit ist keine Schande in Momenten großer Begeisterung, so wie beim Hören des neuen Albums Immer da wo du bist bin ich nie. Da klingen harte Fakten plötzlich wie dürre Worte: 13 Alben in fast 22 Jahren, -schön und gut- doch was drückt das tatsächlich über die Qualitäten einer Band aus? Sicherlich eine ganze Menge, jedoch so gut wie nichts, in Anbetracht der Fülle an wunderbaren Songs und Texten, die sie im Laufe der Zeit geschaffen hat. Eigentlich müsste die Band Element of “Time“ anstatt “Crime“ heißen, denn sie nimmt sich, wenn nötig, vier Jahre Zeit, um ein neues Album herauszubringen, wie seit Erscheinen ihrer letzten CD Mittelpunkt der Welt. Weiteres Charakteristikum: Die Mitglieder verfransen sich nicht auf der Suche nach musikalischen Innovationen von Beats und Bytes, sondern hören lieber in sich hinein. Immer da wo du bist bin ich nie ist wieder ein typisches Element of Crime Album geworden, dessen 11 Songs man begeistert begrüßen darf, so wie einst ungeduldig wartende Leser jeden neuen Roman von Georges Simenon. Hier wie dort dreht sich alles um die Betrachtung der kleinen Dinge im Alltag, die umso größer werden, je näher man an sie herangeht. Die parabelförmige Flugbahn eines Kinderschuhs auf einem Spielplatz gerät Sven Regner mühelos als brillanter Einstieg zu einer ebenso originellen wie schönen Liebeserklärung (“Am Ende denke ich immer nur an Dich“), -und das ist nur eines von ganz vielen Beispielen auf diesem Album! Auch in musikalischer Hinsicht ist alles in Butter, aufgrund der bewährten Mischung aus Balladen (“Bitte bleib bei mir“) und rockig angehauchten Songs (“Euro und Markstück“). Arrangements mit Stilmitteln aus Country und Straßenfolk haben der Band Vergleiche mit Dylan, Diddley & Co. eingetragen. Das mag stimmen, aber eigentlich bleiben sie schlicht und einfach Element of Crime, und damit immer nur sich selbst treu. - Andreas Schultz
(Amazon.de-Redaktion)
Zuletzt hatten Element Of Crime ja so was wie einen Hit. "Delmenhorst" landete vor vier Jahren als erste Single des Berliner Quartetts in den Charts, auch die zugehörige CD "Mittelpunkt der Welt" sorgte für so viel Rücklagen, dass die Band eine Kreativpause einlegen und Sänger Sven Regener seine "Herr Lehmann"-Romantrilogie vollenden konnte. Radikal weiterentwickelt haben sie sich in diesen vier Jahren allerdings nicht. Ohnehin waren Element Of Crime immer schon Strukturkonservative, deren extremster Formbruch darin bestand, um 1990 ihre englischen gegen deutsche Texte einzutauschen. Seither spielen sie mal ein verschattetes Seemannslied ("Euro und Markstück"), mal holprigen Country ("Kopf aus dem Fenster") und immer wieder chansoninfizierte Schlager ("Einer kommt weiter"). Die Unterschiede zwischen den Element-Of-Crime-CDs lassen sich eher an den Arrangements festmachen als am Songwriting, und in Bezug auf die Arrangements erinnert sich die Band 2009 anscheinend an ihre Punkwurzeln: Regener singt, als ob er sich die letzten Jahre nur von Zigaretten und schlechtem Whiskey ernährt hätte, und Jakob Iljas Slidegitarre klingt mehr als einmal hübsch neben der Spur. Außerdem greift Regener überraschend selten zur Trompete, dafür gibt es Mundharmonikas, Streicher, einen extrem schrägen Kinderchor ("Der weiße Hai") und zum ersten Mal einen textlichen Totalausfall ("Bitte bleib bei mir") - den man dieser Band aber verzeiht, weil "Immer da wo du bist ..." ansonsten einfach mehr vom Gleichen ist, und das Gleiche heißt hier: das Gute. (fis)
(kulturnews.de)
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Lisa Germano: "Magic Neighbor" (Young God, Sept. 2009) |
Seit den 90ern kam die amerikanerikanische Multiinstrumentalistin
Lisa Germano immer mal wieder in meinen Aufmerksamkeitsbereich:
sei es als Studio- und Livegeigerin für so unterschiedliche Künstler
wie John Mellencamp (u. a. auf dem wunderbaren Album "Human
Wheels" von 1993), Giant Sand, Iggy Pop und Neil
Finn (z.B. beim Konzertmitschnitt "7
Worlds Collide") oder mit ihren düster- sphärischen
Soloalben für das "düster-sphärische" 4AD-Label.
Mit ihrem neuesten Soloalbum, das anscheinend nach einer größeren
Pause entstand, ist sie beim exklusiven Label Young God von
Michael Gira, dem Chef der Kultband The Swans (die ich
mir auch mal wieder anhören müßte!) gelandet. Begleitet
wird sie durchgängig vom Bassisten Sebastian Steinberg
von der Band Soul Coughing (oder so ähnlich), mit dem
sie schon bei "7 Worlds Collide"
zusammen spielte. Außerdem muß irgendwo noch die Pedalsteel
vom rastlosen Greg Leisz zu hören sein. Ansonsten ist
die Künstlerin für alles andere selber zuständig: Gesang,
(natürlich) die Geige, aber auch Gitarre, Keyboards und Perkussion,
sowie das eine oder andere Instrument, das ich beim ersten Hören
nicht identifizieren konnte.
Die Musik ist- wenig überraschend und passend zum Cover - sehr
spröde und von einer fast traurigen Grundstimmung. Vielleicht
nichts für Depressive, aber ich mag sowas ja bekanntlich. Ach
ja - ich hab mir das Vinyl gekauft: statt eines Downloadgutscheins
gab es für den geringen Aufpreis von etwa einem Euro das komplette
Album als CD dabei! Das hat doch was!
(27.09.2009)
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2009er Seelen-Offenbarung dieser Ausnahmeerscheinung unter den Singer-Songwriterinnen, kunstvoll verwobenes Traumobjekt mit nur ganz wenig Bodenhaftung, dafür mit umso mehr Schwebelementen. In kargen, gern verträumt-versponnen daherflirrenden Arrangements werden Piano, akustische Gitarre, Streichinstrumente, farbig schillernde Perkussions-Splitter und kaum greifbare elektronische Klangspielereien zu einer überirdischen Musik-Melange vereint, die barocke Harmonien und exotische Einflüsse mit alternativen Folk-, Blues- und Country-Elementen zu etwas völlig Einzigartigem verbindet. Dazu singt Lisa mal verführerisch-schmeichlerisch, mal kindlich-naiv, mal hauchzart-hautnah verletzlich, verwandelt Lieder in durch nichts geschützte Seelen-Ausflüge, die ganz und gar in ihre eigene Welt entführen. Unvergleichlich gefühlstief, schmerzlich spürbar und spinnwebenhaft schön.
(Glitterhouse)
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Laura Gibson: "Beasts Of Seasons" (Souterrain Transmissions/Hush, Sept. 2009) |
... und noch eine singende Songschreiberin aus dem amerikanischen
Nordwesten mi dem Vornamen Laura,
die von Tucker Martine produziert wurde. Im vergangenen Jahr
von mir leider übersehen, aber gestern als 180g-Vinyl mit gleich
zwei Download-Gutscheinen entdeckt (für das eigentliche Album
und eine Akustikversion der gleichen Lieder) habe ich deshalb jetzt
nach dem ersten Hörtest im Plattenladen schnell zugegriffen.
Mehr dazu demnächst ...
(09.01.2010)
Hilfe ich werde alt! Beim Stöbern im Internet zum Thema Laura
Gibson (u. a. natürlich bei Youtube) stelle ich gerade
fest, dass ich sie bereits am 22.09.09 im Duisburger Steinbruch
im Vorprogramm von Alela Diane gesehen hatte!
Keine Ahnung, wie ich das vergessen konnte!
Was kann ich sonst noch zu "Beasts Of Seasons" sagen?
Das Album ist sehr ruhig, ein wenig düster und im weitestgehend
akustisch instrumentiert. Bei der im Netz als Bonus herunter geladenen
"Acoustic Album Version", die man auch zur CD-Ausgabe
dazu bekommt, handelt es sich dagegen um Soloaufnahmen ohne Band:
nur Lauras Stimme und ihre Nylon-Gitarre. Auch schön zu hören
und ein interessanter Vergleich zu den ausgearbeiteten Band-Versionen.
Auch hier "funktioniert" bereits jedes Lied - so wie es
bei guten Liedern sein soll.
(10.01.2010)
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2. Album der wunderbaren/wundersamen Alt.Folk Chanteuse aus Portland, Oregon, die vor drei Jahren mit ihrem exzellenten Debütalbum 'If You Come To Greet Me' aufhorchen ließ. Das Zweitwerk kommt praktisch im ähnlichen Langsamstil mit verhuschten, introvertierten, fast klagenden und traurigen Liedern, die bezeichnenderweise in zwei Blöcke unterteilt sind: "Communion Songs" und "Funeral Songs"... Mit betörend-sprödem Sprechgesang und bisweilen arg entrückter Stimme schafft es Laura Gibson, den solcher Musik zugewandten Hörer völlig zu vereinnahmen. Man taucht förmlich weg in eine andere Welt (wirkt unglaublich intensiv mit Kopfhörern und geschlossenen Augen - wie Hypnose!). Perfekt passt dazu ihre wie eine Harfe getupfte Nylonsaiten-Gitarre und die superatmosphärischen Arrangements in einer typischen Tucker Martine-Produktion (Jesse Sykes, Laura Veirs, TM6, Decemberists). Gibson spielt diesmal zusätzlich elektrische Gitarre, Banjo und etwas Percussion; eine längere Liste von bekannten Szene-Studiomusikern (von Norfolk & Western, Decemberists, Richmond Fontaine) und eine nach großem Aufwand klingende Instrumentierung (Bläser, Streicher, Pedal Steel, Keyboards, Chor, Musical Saw, elektrische Gitarren, Riemenorgel usw.) führen eigentlich in die Irre: Dies ist eine sehr, sehr ruhige, sehr, sehr schöne Musik!!
(Glitterhouse)
There are a lot of superficial similarities between Laura Gibson and Laura Veirs — besides sharing a given name, the pair are both artful and poetic singer/songwriters rooted in the Portland, OR, scene, both released albums in 2009 that were overseen by producer/drummer Tucker Martine, and both are NPR darlings. That's pretty much where the comparisons end, though. While Veirs' contemporaneous recording, July Flame, is a scaled-down acoustic-based affair, Beasts of Seasons is the sonic equivalent of tumbleweeds blowing through a ghost town — or more accurately, across a cemetery; these meditations on mortality were actually written by Gibson in a room that overlooked a graveyard. Between its spare production approach, Gibson's agreeably dusty delivery, and the gloomy subject matter, Beasts of Seasons makes even the relatively low-key July Flame seem like a nonstop dance party. Gibson leaves no uncertainties hovering in the air about her thematic intentions here, crooning "If these bare walls could sing, they would sing us a funeral song" on the appropriately titled "Funeral Song," and filling many of the tunes with sharply observed, creatively deployed observations about humanity's losing battle against eternity. She brings just as much concision and power to the songs by way of her singing; Gibson's voice is a warm, husky burr, as she picks up each word and positions it just right before popping it out in a puff of sweet smoke. The way she sings "heavy in my chest" on "Sleeper," for instance, could serve as a model for the hidden punctuation vital to poetic phrasing. At one point, the sessions for Beasts of Seasons were apparently interrupted by a street parade outside, which Martine captured and dropped into a couple of carefully chosen spots, like the end of "Sweet Deception," where the words "learn to be alone" fade into the sounds of a frolicking group of party-goers, bringing to mind a New Orleans funeral procession that mixes sadness and celebration in equal amounts.
(by J. Allen, All Music Guide)
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Bebel Gilberto: "All In One" (Verve, Sept. 2009) |
Brasil!
(19.11.2009)
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Manassas: "Pieces" (Rhino/Eyewall, Sept. 2009) |
Ich bin zwar kein so großer Stephen Stills-Fan wie ich
Neil-Young-Fan bin, aber von allen seinen Soloalben und Projekten
war mir eigentlich das Manassas-Doppelalbum
von 1972 immer am liebsten. Auf "Pieces" findet man nun
übriggebliebenes der damaligen Sessions, dem man manchmal zwar
anmerkt, daß es sich um Demos, Skizzen, und Jamsessions, aber
keine ausgereiften Songs handelt, aber es passt trotzdem alles gut
zusammen und macht einen schönen Gesamteindruck - genauso wie
das schöne Coverfoto aus dem Studio in Florida, wo alle sieben
Musiker (fast) gleichberechtigt im Kreise sitzend musizieren, mit
Herrn Stills als "Teamchef" - und Geldgeber, wie man dem
informativen Begleitheft entnehmen kann.
(15.10.2009)
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Nach zwei post-CSN Soloalben formierte Stephen Stills im Jahre 1971 die Band Manassas, eine Art L.A. Supergroup mit ex-Byrds und Burrito Brother Chris Hillman, Steeler Al Perkins, Joe Lala (Blues Image), Session-Mann Paul Harris und der CSN-Rhythmusgruppe um Dallas Taylor und Calvin Samuels. Das 1972 erschienene Doppelalbum mit den vier thematisch gegliederten Plattenseiten war damals nie weit von meinem Plattenteller, dagegen fiel das 73er Zweitwerk Down The Road mit einer Spielzeit von unter 30 Minuten nicht nur wegen der Kürze ab. Danach war Schluß mit Manassas, aber Rhino hat jetzt so viel Archivmaterial gefunden, um diese feine 15 Song-Kollektion zu veröffentlichen.
Mit Word Game und Sugar Babe finden sich hier zwei Songs von Stephen Stills 2 in brandheissen Manassas-Einspielungen, Like A Fox glänzt mit Backingvocals von Bonnie Raitt, unveröffentlichte Cuts wie Witching Hour und Love And Satisfy (Chris Hillman Tune) gehören zum Besten, was die Band je aufgenommen hat und man fragt sich, warum die Tracks nicht zumindest auf Down The Road erschienen sind. Von diesem Album gibt es hier (bessere) Alternativversionen von Do You Remember The Americans und Lies (mit Joe Walsh). Dazu unternimmt das Kollektiv, ein wenig an das stilistisch ausufernde Debüt erinnernd, Americana-Ausflüge in Richtung Bluegrass, Country und Latin mit Fremdsongs wie Panhandle Rag (Leon McAuliffe), Dim Lights Thick Smoke (Joe Maphis), Uncle Pen (Bill Monroe) und die Rhumba Sola Y Triste.
(Glitterhouse)
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Jeb Loy Nichols: "Strange Faith And Practice" (Impossible Ark, Sept. 2009) |
Auf seinem neuen Album läuft der schon lange in Wales beheimatete
ehemalige Sänger der Fellow Travellers
zu Höchstform auf: die Verbindung von Singer/Songwriter-Musik
mit Jazzarrangements und Streichern gab es in ähnlicher Weise
auch schon bei Van Morrison auf "Astral
Weeks". Irgendwie sieht Jeb Loy auf dem Cover auch aus wie
der junge Van - oder nicht?
(06.11.2009)
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Schon sein zweiter Longplayer in diesem Jahr und wieder ist Jeb Loy Nichols einen Schritt weiter. Wir lieben ihn noch immer für seine Country-Reggae-Pioniertaten mit den Fellow Travellers – vor allem auch als Compiler der grandiosen Southern Soul-Sampler „Country Got Soul“ und bewundern heute seine Hinwendung zum Soul. Denn mittlerweile verbindet der nach Wales emigrierte Amerikaner altmodisches Singer/Songwritertum mit verschiedenen Schattierungen schwarzer Soul Music – auf diesem neuen Werk sogar mit Souljazz, dass einem beim ersten Hören vor allem ein Name in den Sinn kommt: Terry Callier. Schon erstaunlich, wie nahe ihm Nichols hier kommt: schon gesanglich, denn beide haben diesen weichen, warmen Karamellton auf den Stimmbändern, aber auch stilistisch mit akustischen Instrumentierungen plus Streichern, Sax und Trompete, alles weich und sanft fließend. Und eine Spur jazziger als zuletzt, denn „Strange Faith And Practice“ entstand zusammen mit Leuten aus dem Tru Thoughts-Umfeld, wobei wiederum Bassist Riaan Vosloo mit seinen edlen Arrangements besonders positiv auffällt. Erschienen auf Impossible Ark, dem Label von Benedic Lamdin (Nostalgia 77).
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)
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Prefab Sprout: "Let's Change The World With Music" (Kitchenware, Sept. 2009) |
Erst einmal ganz ohne Bewertung, denn ein "neues" Album
von Paddy McAloon, auch wenn es sich nur um kürzlich von
ihm überarbeitete Demos von 1992/93 handelt, ist für mich
wie ein Wunder bzw. Weihnachten und Geburtstag zusammen. Nur soviel
nach dem ersten Hören: es sind typische, grandiose Prefab
Sprout-Songs, wobei es mich überraschenderweise überhaupt
nicht stört, daß bis auf den Gesang (und die Mundharmonika?)
anscheinend alles aus dem Computer stammt (Demos eben!).
Es ist auch schön zu wissen, dass es Paddy McAloon gesundheitlich
wieder besser geht, nachdem er die Wiederveröffentlichung vom
Meisterwerk "Steve McQueen"
vor etwa 2 Jahren ja auch schon durch neu eingespielte Akustikversionen
der alten Lieder ergänzt hatte. Vielleicht darf man sich sogar
Hoffnung machen, daß es auch nochmal etwas Neues von einem der
- aus meiner Sicht - besten britischen Songschreiber geben wird ...
(13.09.2009)
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Sieben Jahre nach ihrem letzten Studioalbum erscheint am 04.09.09 nun endlich das vielfach freudig erwartete Album „Let’s Change The World With Music“, der englischen Band PREFAB SPROUT. Gegründet 1977 in Newcastle, avancierten die Schotten um Sänger und Songwriter Paddy McAloon schon bald zum Geheimtipp, denn sie boten durch ihre intelligenten, kunstvollen und vor allem hochgelobten Texte ein Kontrastprogramm zu den glatt gestylten Bands der 80er Jahre. Von Kritikern und Fans gleichermaßen gefeiert, wurde PREFAB SPROUT in kurzer Zeit zu einer der beliebtesten englischen Bands. Die Mischung aus ästhetischen Popsongs und eleganten Balladen, findet sich auch auf dem mittlerweile neunten Studioalbum wieder. Stilsicher, ergreifend und zeitlos sind die 11 Songs, mit denen uns Paddy McAloon dabei versorgt, kombiniert mit der richtig dosierten Portion Entschleunigung, die den Albumtitel zum Programm werden läßt: „Let’s Change The World With Music“. Die Aufnahmen entstanden bereits 1992/93 und wurden jetzt liebevoll von Paddy McAloon überarbeitet.
(amazon)
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Hope Sandoval & The Warm Inventions: "Through The Devil Softly" (Nettwerk, Sept. 2009) |
Ist das wirklich schon acht Jahre her, das ich mich an dieser Stelle
so begeistert über "Bavarian
Fruit Bread", das Solo-Debüt der Sängerin von
Mazzy Star geschrieben habe? Am 02. November wird sie im Kölner
Gloria zu hören (und zu sehen!) sein - und ich bin dabei!!!
(16.10.2009)
Konzerthighlight: Gloria Theater, Köln, 02. November 2009
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Zaubrisches Zweitwerk, verführerische Sanft-Ton-Kunstwerk aus verwunschenen Feenwäldern, dargereicht von dem kongenialen Paar Hope Sandoval und Colm O’Ciosoig (My Bloody Valentine). Mit der ungemein sanft-zerbrechlich schwebenden Stimme der hauchzarten Heldin und akustischem Saitenklang im Mittelpunkt, hüllen die elf herbst-farbenen Song-Spinnnetze den Hörer von den ersten leisen Klängen an unwiderruflich ein. Unter Mitwirkung von u.a. Charles Cullen (Gitarren, Slide Guitar), Dave Brennan (Gitarre), Mick Whelan (Piano), Ji Young Moon (Cello) und Suki Ewers (Keyboards) und allerlei Instrumentalfeinwerk auf Glockenspiel, Vibraphon, Autoharp, Mundharmonika und Geige werden die akustischen Schwebstoffe in vielfach schillernde, stets filigrane, nie überladene Kunstwerke verwandelt, die bei aller instrumentaler Magie aber nie das unaufdringlich-unwiderstehliche Zentrum aus dem Fokus rücken wollen – diesen verträumt-umgarnenden Gesang von geradezu göttlicher Weichheit. Bei aller spürbar durchdachten Strukturen organisch fließend, Hirn und Herz gleichermassen umfangend.
(Glitterhouse)
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J. Tillman: "Year Of The Kingdom" (Western Vinyl, Sept. 2009) |
Jay Tillman aus New York ist eigentlich Schlagzeuger von Beruf,
aber gleichzeitig auch einer der vielen zauselbärtigen Singer/Songwriter,
denen die Zusammenführung von Akustikgitarre, Banjo und Computerloops
wie selbstverständlich von der Hand geht. Laptop und Nick
Drake sind eben kein Widerspruch. Sechs CDs soll es von dem Mann
schon geben, aber erst kürzlich bin ich über ihn gestolpert,
wahrscheinlich irgendwo im Internetz, und erfahre jetzt sogar, dass
er seit kurzem auch bei den Fleet
Foxes hinter dem Schlagzeug sitzt - und natürlich auch zu
derem gesanglichen Wohlklang beiträgt.
(17.01.2010)
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Der Drummer der Fleet Foxes mit seinem 6. Solowerk und mit etwas mehr Verve als der Vorgänger.
(Glitterhouse)
Though the sound remains dreamy, it’s expansive; the melodic songs have a feeling of joy (Earthly Bodies). And his mournful solitariness is replaced by a clear, upfront vocal singing mystical lyrics. Exquisite.
(Mojo. ****)
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Willard Grant Conspiracy: "Paper Covers Stone" (Glitterhouse, Sept. 2009) |
Im März ging Robert Fisher mit ein paar Freunden (u.a.
Steve Wynn) und ein paar seiner Kumpels aus dem erweiterten
Band-Umfeld (Multiinstrumentalist David Michael Curry, Gitarrist
Sean O'Brien und Trompeter Dennis Cronin) in's Studio,
um alte Songs in abgespeckter Form aufzunehmen. Vielleicht keine besonders
originelle, aber doch eine sehr schöne Idee. Erhältlich
übrigenz als schweres Vinyl-Doppelalbum (also insgesamt 360g!)
inklusive einer Bonus-CD und dem kompletten Album als Gratisdownload.
Da habe ich natürlich sofort zugeschlagen!
(06.09.2009)
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1994 in Boston gegründet. Immer schon mehr Kollektiv als Band. Wechselnde Mitglieder. Über die Jahre wachsende Anzahl an Mitgliedern. „Wenn jemand behauptet, er ist Mitglied der Willard Grant Conpiracy, dann stimmt das“. Mittlerweile aus der kalifornischen Wüste operierend. Das Kollektiv verstreut auf sechs Länder.
Ein neues Album wurde verworfen, da meldete sich Tom Bridgewaters von Loose Records, dem englischen Label-Partner der WGC, mit einer Idee bei Fisher. Alte Songs im neuen Gewand. Minimalistisch instrumentiert, so wie Fisher sie auf seinen Duo-Shows (oder Trio, oder Quartett) spielt. No drums! Stripped to the bone. Eine neue Herausforderung für Fisher. Frühstmitglied David Curry war begeistert, Sean O’Brien (der erste Gitarrist der WGC) und Peter Weiss (Engineer und Produzent, u.a auf den WGC-Alben #2 bis #4) stießen ebenfalls hinzu. Im März 2009 sind sie in Peters Verdana Studios verabredet. Auch dabei: Steve Wynn, mit dem Fisher in den vergangenen Jahren immer mal wieder auf der Bühne zu sehen war.
Es ging schnell: An zwei Tagen wurden 18 Songs über ein 70er Jahre Neve Mischpult, das schon auf den von Weiss produzierten Alben der WGC zu Ehren kam, eingespielt. Draußen kämpfte der aufkommende Frühling mit dem Winter. Der Schnee wurde zu Wasser, das erste Frühlingslicht drang durch die dichten Wälder, die das Verdana Studio umgeben. Und in der alten Scheune trieben Unmengen an Kaffee, ausgewählte Zigarren und der exquisite Käse der Region die Session an. Die alten Freunde fühlten sich wohl. Wie man den Aufnahmen anhören kann.
Rau, intuitiv und minimalistisch ist das 9. Album von WGC und ein krasser Kontrast zum 2008 erschienenen orchestralen „The Pilgrim Road“. Dennoch zeigen beide Alben dieselbe Bereitschaft zum Experimentieren, seit „3am Sunday @ Fortunes Otto’s“ im Jahre 1996 eines der Markenzeichen der Band.
Paper Covers Stone (SchnickSchnackSchnuck) ist ein weiteres Kapitel in der Bandgeschichte. Vorangetrieben von einem steten Wechsel, zusammengehalten von losen Konstanten.
Das limitierte Doppel-Vinyl kommt mit Downloadcode und natürlich im Klappcover, gedruckt auf extradicker Pappe. Das Vinyl ist jeweils 180 Gramm schwer.
(Glitterhouse)
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"Ciao My Shining Star - The Songs Of Mark Mulcahy" (Mezzotint, Sept. 2009) |
Mark Mulcahy war in den 80ern Sänger der Band Miracle
Legion, die aber - vor allem aus kommerzieller Sicht - leider
nur eine Fußnote in der Rockgeschichte blieb. Zwar habe ich
mehrere Alben der Band im Plattenregal- das meiste sogar noch auf
Vinyl - aber auch ich hatte sie spätestens seit den frühen
90ern und ihrem erfolglosen Majorlabel-Experiment "Drenched"
aus den Augen verloren. Daß die Band aber gerade unter Musikerkollegen
einen hohen Stellenwert hatte - und immer noch hat - sieht man an
diesem Tribute-Sampler, der Geld für den als "Rockstar"
wohl nicht wohlhabend gewordenen Mulcahy und seine Familie sammeln
soll: trauriger Anlass ist der Tod seiner Ehefrau und Partnerin beim
eigenen Label Mezzotint Melissa Rich, die auch auf dem Cover
zu sehen ist.
Mit dabei sind u. a. Michael Stipe von R.E.M.
(mit denen Miracle Legion in den 80ern durchaus auf Augenhöhe
"konkuriert" haben bzw. negativer formuliert: denen sie
nachgeeifert haben sollen), Thom Yorke von Radiohead
(man könnte glatt behaupten, daß Mulcahy ein gesangliches
Vorbild für Yorke war!), Dinosaur
Jr., Frank Black von den Pixies,
Vic Chesnutt, Ben Kweller,
Josh Rouse, Juliana
Hatfield, Sean Watkins (Nickel
Creek), The Autumn Defense
und Mercury Rev.
Quasi ein schönes "Greatest Hits-Album" von Miracle
Legion und Mulcahy als Solokünstler, was mich sicherlich
wieder dazu bringen wird, mal die ganzen alten Alben hervorzukramen!
(16.10.2009)
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Love is a gift that is usually given with the utmost sincerity, but there's no way of telling how long it will last. It's not just the fickle nature of the human heart that guarantees this, but the simple cruelties of fate, which can take away the person who has given your life its greatest meaning without a moment's notice. While singer and songwriter Mark Mulcahy has shown he knows more than a little about the nature of love in the fine songs he's written as a solo artist, and with his bands Miracle Legion and Polaris, he learned an especially harsh lesson in September 2008 when Melissa Rich Mulcahy, his wife and the mother of his two daughters, died suddenly and unexpectedly. Beyond the human tragedy of Mulcahy and his children losing someone so important in their lives, there was the unfortunate reality that life as a single parent would make it a lot harder for Mulcahy to continue his career as a musician, songwriter, and composer of contemporary operas. So Ciao My Shining Star: The Songs of Mark Mulcahy is a very real act of love on behalf of a handful of friends and admirers of Mulcahy and his music; this album, created in tribute to Melissa, a woman who loved music and was fiercely supportive of her husband's career, features a number of Mark's most memorable tunes performed in a rich variety of styles. The presence of Thom Yorke (contributing a spare, electronic-based treatment of "All for the Best," a Miracle Legion number he's covered in concert with Radiohead) and Michael Stipe (performing "Everything's Coming Undone" with a band including Tom Gilroy and Hahn Rowe) will doubtless lure a great many listeners previously unfamiliar with Mulcahy's work, but everyone on this album turns in work ranging from quite good to excellent. And the musicians approach these songs in enough different ways to demonstrate the full spectrum of emotional colors in his songs, from Vic Chesnutt's spare solo turn on "Little Man" and the lightly sweet country-rock of Josh Rouse's "I Woke Up in the Mayflower" to the noisy, expressive eccentricity of Frank Black ("Bill Jocko") and Rocket from the Tombs ("In Pursuit of Your Happiness"), and the epic-scale guitar crunch of Dinosaur Jr.'s "The Backyard." For the stylistic variety of these interpretations, the consistent strength of Mulcahy's songs and the wise, compassionate tone of his lyrics give this collection a unified voice, and if it unwittingly raises the question of how someone as talented as Mulcahy could gain little more than a cult following with this level of talent, it also demonstrates that the belief these musicians (and the late Melissa Rich) placed in his work was in no way misplaced. Ciao My Shining Star: The Songs of Mark Mulcahy wasn't created to give some critical favorite a musical high five or raise money for a worthy charity — it's a concrete demonstration of caring and support for a fellow artist in a time of need that will also put some publishing royalties in his pocket to help care for his children. If that's not a show of love when and where it's needed, it's hard to say what else would qualify.
(by Mark Deming, All Music Guide)
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"Crayon Angel - A Tribute To The Music Of Judee Sill" (American Dust, Sept. 2009) |
Tribute-Alben sind anscheinend nicht jedermanns Sache. Und sicherlich
kann man auch hier einwenden, dass nicht jede der Interpretationen
als gelungen zu bezeichnen ist. Aber Tatsache bleibt doch, dass es
sich hier um ein schönes Album mit erstklassigen Liedern in durchweg
hörbaren Versionen handelt. Ausserdem: wann kann man schon mal
eine neue CD geniessen, die was mit Judee Sill zu tun
hat? Immerhin gab es nur zwei Originalalben zu Lebzeiten der Künstlerin
("Judee Sill" von
1971 und "Heart Food"
von 1973) und nur wenige posthume Veröffentlichungen (z.B. "Dreams
Come True" in 2005 und die BBC-Aufnahmen
in 2007). Fast wundert es mich, warum es so lange gedauert hat, bis
ein solches Prokjekt endlich umgesetzt wurde.
Alle guten Lieder sind dabei (natürlich "Jesus Was A Crossmaker"
oder z.B. der Titelsong), aber es gibt auch zwei erst kürzlich
entdeckte und bisher unbekannte Lieder, die Judee Sill offensichtlich
nie selber aufgenommen, aber in Noten festgehalten hatte. Die Riege
der beteiligten Musiker ist durchaus passend: Ron Sexsmith,
Bill Callahan (A.K.A. Smog), Beth
Orton und Owen Pallett (A.K.A. Final Fantasy) sind
ein klein wenig bekannter. Vielleicht sollte ich auch noch Nicolai
Dunger, Marissa Nadler, Daniel Rossen
von der wunderbaren Band Grizzly Bear und Meg
Baird, Sängerin der Espers, erwähnen.
Wenn ich jetzt noch einmal darauf hinweise, dass die Platten zwar
gut ist, auch wenn keine der Versionen an das Original heranreicht
(soweit es eine Originalversion gibt!), dann muss ich wohl auch anprangern,
dass viel zu wenig Leute die Originale von Judee Sill kennen!
(12.02.2010)
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In spite of her deeply troubled personal life, the late singer/songwriter Judee Sill fashioned some of the most imaginative, ambitious, and singularly moving recordings to come out of the Laurel Canyon scene of the 1970s. Her work enjoyed a dedicated, if relatively small, following (one that included the likes of XTC's Andy Partridge) up until the early 2000s, when her work was reissued on compact disc. Since then, interest in Sill's life and work has grown, and it seems like it was only a matter of time before a tribute album rolled around. Crayon Angel: A Tribute to the Music of Judee Sill, released on American Dust in 2009, is veritably star-studded, at least in indie rock terms, featuring veterans like Ron Sexsmith, Beth Orton, and the Trembling Blue Stars in addition to relative newcomers Frida Hyvönen, Final Fantasy, and Princeton. All of Sill's signature tracks are here (i.e., "Lady-O," "Jesus Was a Cross Maker"), and in keeping with Sill's odd-angled, esoteric, multi-instrumental body of work, most of the material is nice and quirky. The most successful tracks showcase each artist's particular voice while still honoring Sill's original work. Standout tracks include Final Fantasy's "The Donor," which offers a tender, cerebral interpretation of the original, and Meg Baird's "When the Bridegroom Comes," which re-imagines Sill's upright, quirky original in stately horns and whisper-light, slightly out of tune overdubbed vocals. The only major stumble on the album is Marissa Nadler & Black Hole Infinity's sexed-up, trip-hop-influenced version of "The Kiss." Regrettable as that track is, Crayon Angel is by and large a faithful tribute to Sill's work. This is the kind of disc that makes you want to dig up Sill's original work — and when it comes to a tribute album, there's no higher praise than that.
(by Margaret Reges, All Music Guide)
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"Among The Oak & Ash" (Verve Forecast, Okt. 2009) |
Kaum einer meiner Freunde traut sich mir zum Geburztag eine Platte
oder CD zu schenken - ich habe keine Ahnung warum. Dabei höre
ich doch gerne und viel Musik.
W4L-Trommler Locke war aber kürzlich
mal wieder so mutig und hat mir dieses Debüt des New York/Nashville-Duos
Josh Joplin und Garrison Starr überreicht. Fast
hätte ich mir die CD sogar schon im vergangenen Herbst gekauft,
denn sie hatte bereits meine Aufmerksamkeit gefunden, aber irgendwas
hielt mich damals von der Anschaffung ab. Allerdinx kann ich jetzt
beim intensiven Hören keinen Grund für die Zurückweisung
finden, denn es handelt sich um ein ziemlich gutes Debütalbum,
bei dem die beiden gesanglich ganz ausgezeichnet harmonieren (fast
so schön wie Gram & Emmylou) und mehr oder
weniger bekannte Folkssongs (z.B. kannte ich "Shady Grove"
und Peggy-O" schon von Jerry Garcia bzw. den Dead)
einer gelungenen Runderneuerung unterzogen haben. Am Ende gibts als
Bonustrack ("Bonus" gegenüber was eigentlich?) noch
eine Version vom Klassiker "Bigmouth Strikes Again" von
den Smiths. Die kamen zwar aus Manchester und nicht aus den
Appalachen, aber es passt trotzdem wunderbar hier hin.
(11.04.2010)
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Josh Joplin & Garrison Starr waren als Teenager erfolgreiche Popmusiker. Jetzt haben sie als Duo die Folksongs der amerikanischen Appalachen neu entdeckt. In unserem Technikzeitalter gehen diese Jahrhunderte alten Lieder ganz ursprünglich ans Herz.
Auf den ersten Blick wirkt das Repertoire, das die beiden amerikanischen Singer, Songwriter und Gitarristen Josh Joplin und Garrison Starr für ihr gemeinsames Projekt “Among The Oak & Ash” zusammenstellten, überraschend antiquiert. Doch tatsächlich haben diese teilweise Jahrhunderte alten Klassiker der Folkmusik der Appalachen (unter die Joplin und Starr auch noch zwei eigene Stücke mischten) eigentlich nichts von ihrer Gültigkeit eingebüßt: die universellen Themen der Songs, die von den Bedingungen des Menschseins und der Natur des Menschen, von Liebe, Verlust, Verlangen, Grausamkeit und Tod handeln, sind so aktuell wie eh und je. Josh Joplin und seiner Partnerin Garrison Starr ist es gelungen, diesen eingängigen Liedern mit spartanischen Arrangements einen zeitlosen Anstrich zu verpassen. Nicht zuletzt ist “Among The Oak & Ash” aber auch ein nachhaltiger Beweis für die eindrucksvollen Interpretationsfähigkeiten der beiden jungen amerikanischen Künstler.
(Presseinfo)
Das 2009er Debut dieses amerikanischen Duos erreichte mich recht früh als sogenannte Promo-Pappe, ohne Booklet, ohne Beiwerk, und musste ganz durch seine akustischen Wert wirken. Und wirkte derart, dass ich ab dem zweiten Anhören darauf drängelte, das Album doch endlich anbieten zu dürfen, nur um dieses erhebende Erlebnis mit möglichst vielen wirklichen Musikfreunden teilen zu können. Der Singer Songwriter Josh Joplin aus New York und sein weiblicher Gegenpart Garrison Starr aus Nashville sind keine unbeschriebenen Blätter, beide können bereits auf eine Anzahl anspruchvoller Solo-Alben zurückblicken. Gemeinsam aber sind sie – wie so oft – größer als die Summe der beiden Teile, und beeindrucken auch den erfahrenen Hörer mit einer Folk-Melange, die die geniale Gratwanderung zwischen Traditional und Alternative traumwandlerisch sicher meistert. In mal karg-berührenden, mal Voll-Band-mitreissenden Arrangements lassen Josh und Garrison ihre beiden sich perfekt ergänzenden Stimmen mal allein, mal sich paarweise umgarnend wirken, wobei die Stimmen auch in Kleinst-Besetzungen oder a capella zu strahlen wissen. Die besondere, außerordentliche Kunst des Duos aber liegt in seiner Art, mit den Folk-Wurzeln umzugehen: In 12 Songs – Traditionals und Eigenkompositionen, die Traditionals werden werden – vereinen sie puren Folk, Country, 60’s/70’s San Francisco-Sonnenschein-Pop, Shoegaze-Verträumtheit und hauchnah am original gehaltene britischen Folk Rock in bester Fairport Convention/Steeleye Span-Folge, dass es eine einzige, immer wieder überraschende Freude ist. Zeitlos im besten Sinne des Wortes, in Ehren ergrautes Liedgut mit Wucht & Herz ins Hier & Jetzt transportiert. Eine echte Entdeckung. Seliges Lächeln, in Musik gegossen.
(Glitterhouse)
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Céu: "Vagarosa" (Six Degrees/Urban Jungle, Okt. 2009) |
Brasil!
(06.11.2009)
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Mit bekannten Mitteln etwas Neues schaffen – das Wunderkind aus São Paulo macht’s möglich. Doch Céus Größe liegt nicht in dem Umstand begründet, dass sie Samba mit Reggae, Lounge und einem Schuss Tropicalismo verbindet, sondern wie sie dies macht: konzentriert, stilsicher und mit unbekümmerter Lust am Experiment. Dabei klingt die 29-jährige Tochter eines brasilianischen Komponisten auch auf dem Nachfolger ihres gefeierten Debüts stets wie sie selbst – unvergleichlich und vertraut zugleich. Mit „Vagarosa“ legt die musikalische Kosmopolitin ein weiteres Werk voll ansprechender Melodien vor.
(Wolfgang Zwack, STEREO)
“Vagarosa“, das zweite Album der sensationellen Vokal-Stilistin aus São Paolo, ist eine Enttäuschung ¬– könnten jene fälschlicherweise sagen, die darauf hofften, die geniale Brasilianerin würde sich vielleicht mehr den Traditionen von Samba &, Bossa & Co. zuwenden. Oder die andere Fraktion, die eventuell mehr elektronifizierte Moderne erwartete. Doch Maria Do Céu Whitaker Poças entzieht sich all diesen Erwartungen und pflegt stattdessen ihre kosmopolitische Stilvielfalt. Und auch ihr zweites Album bestätigt all jene Qualitäten, die AUDIO schon ihr etwas gefälligeres Debüt zur „Pop-CD des Monats“ (siehe 8/2007) küren ließ. Ein wenig Geduld braucht es zwar schon, doch dann entfaltet „Vagarosa“ (was gemächlich, langsam oder auch lässig bedeutet) eine immense stilistische Farbenpracht und belohnt die Annäherung durch reichhaltige, stets fein abgestufte Soundvariationen. Und weil derart ¬tolle, inspirierte und ¬animierende Musik nach wie vor eher rar ist, dürfte die 29-jährige Paulista bei Musikgourmets mit weitem Horizont bald mehr sein als nur ein gut gehüteter Geheimtipp. Céu kreuzt virtuos Sambaspuren und Popmelodik, streut Electronica-Streusel und Dub-Riddims ein (wie in „Cordao Da Insonia“, der Hymne auf die kreative Schlaflosigkeit), garniert das trippig treibende „Nascente“ mit schlängelnden Vocals und grandiosen Jazz-Bläsern und umgarnt „Rosa Menina Rosa“ mit Retro-Orgelsounds und Psychedelic-Ambiente. „Somnambulo“ wiederum spielt mit einen Hauch von Tango mit Trip¬Hop und Scratches – und alles zusammen beweist: Céu ist eine Ausnahmekünstlerin und rechtfertigt den Debüt-Lorbeer mit ihrer zweiten Platte vollauf.
Fazit: Céu bleibt die weitsichtige, stilsichere Hohepriesterin des Brasil-Pop
(Claus Böhm, AUDIO 11/2009, Album des Monats)
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Grant Hart: "Hot Wax" (MVD Audio, Okt. 2009) |
Wie schön! Neulich hatte ich noch darüber nachgedacht, was
wohl aus dem ehemaliger Sänger, Trommler und Songschreiber von
Hüsker Dü geworden ist und deshalb in die alten Soloalben
(vor allem das fantastische "Intolerance")
und Bandalben mit Nova Mob reingehört - und jetzt erscheint
10 Jahre nach dem letzten musikalischen Lebenszeichen (das eher schwache
Album "Good News For Modern Man") mit "Hot Wax"
doch tatsächlich eine neue CD, voll mit guten Songs. Grant
Hart singt, trommelt, spielt seine schöne, wenn auch vielleicht
nicht virtuose Gitarre und seine schon auf "Intolerance"
zu hörende Orgel und lässt sich durch verschiedene Bassisten,
Bläser und Streicher unterstützen. Beteiligt sind außerdem
mehrere Musiker vom kanadischen Avantgardeband-Komplex God Speed
You Black Emperor / The Silver Mt.
Zion Memorial Orchestra.
(06.11.2009)
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Nach 10 Jahren Neues vom ex-Hüsker Dü, der ja schon tolle und melodisch großartige Songs aufgenommen hat. Ausnehmend melodiebetont ist er auch hier, und zwar deutlichst an den 60ern und 70ern orientiert – auch in Stil und (gerne mit rauhem Garagen-Flair versehenem) Sound, das klingt z.T. geradezu klassisch. Ob als 60s-Rock´n´Roll, als 70s-Pop mit frühem (Ziggy-) Bowie-Einfluß (den gibt es mehrfach!) oder als Mix aus herbem Garage Rock, Bowie-Pop und einem Hauch Phil Spector (auch der kommt ein par Mal vor). 1x hat´s gar einen leichten Vanilla Fudge-Touch. Extrovertierte expressive Vocals, teils mit leisem Pathos. Warum macht der so selten Platten?
(Glitterhouse)
Years of addiction tend to obscure Grant Hart's considerable strengths as a songwriter, a situation not helped by his erratic post-Hüsker Dü work. After 1999's Good News for Modern Man, Hart drifted away, spending some time as a musician for hire but generally existing outside the spotlight, taking a full decade to return with Hot Wax, his third solo album and easily his richest collection of songs to date. Hart hasn't abandoned the buzzing guitars that have defined much of his music since the days of Dü, but he's certainly downplayed them, preferring to ramp up a latent Baroque pop obsession and spend some intimate, quiet intimate moments with just a keyboard or two. There's variety here, and also craft, a bracing and overdue reminder that there were two excellent songwriters in Hüsker Dü.
(by Stephen Thomas Erlewine, All Music Guide)
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Michael Hurley/Ida: "Ida Con Snock" (Gnomonsong, Okt. 2009) |
Ich hatte mich schon damit abgefunden, dass meine neue Lieblinxband
Ida anscheinend gerade eine kleine Verschnaufspause eingelegt
hat, als da plötzlich dieses Album auf der Bildfläche erscheint:
Ida als Begleitband (besser: als Partner) für den schrulligen
Folksänger Michael Hurley. Die Aufnahmen stammen von Juli
2005 bis November 2007. In dieser Zeit war Hurley auch an
den Aufnahmen der letzten beiden Veröffentlichungen von Ida
beteiligt ("Lovers Prayers"
und "My Fair, My Dark EP").
Da hatte man und frau anscheinend viel und voller Freude miteinander
musiziert und gleich das Material für mehrere Alben zusammen.
Noch mehr Namedropping gefällig? Das Aufnahmesstudio in Woodstock
gehört Levon Helm, die Plattenfirma, soweit
ich weiss, Devendra Banhart und Andy Cabic (Vetiver).
(18.11.2009)
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Michael Hurley's 2009 album Ida Con Snock continued to cement his standing as an elder statesman of weird folk. The approach doesn't wear thin, but if you followed his career to any extent in the 45 years preceding this release, you knew what to expect: whimsically humorous songs tapping into several tributaries of Americana folk, delivered with wizened vocals so unself-conscious you wonder if he knows the tape is running. The lyrics to the Cajun-ish "Hog of the Forsaken" are so casually enunciated that they could hardly be less decipherable if they'd been sung in French. This time around, his music's a tad more rock-friendly than some of his other work, with backing by the New York band Ida. Perhaps the vocals are even a bit more frivolous than usual, sometimes breaking off into trumpet-like scatting and pseudo-owl-hooting that listeners might find amusing or irritating, depending on their moods and tastes. It's not quite all folk music. "I Can't Help Myself" verges on an under-rehearsed Lovin' Spoonful vibe; "Ragg Mopp" has a low-key ragtime swing; and "Going Steady" is an homage to/parody of schmaltzy '50s rock ballads that might have been at home on the early Mothers of Invention records, though there it would have undoubtedly been given a quite different arrangement. Hurley seems more at home, however, singing about "Hoot Owls," "Wildegeeses," and such mildly zany things.
(by Richie Unterberger, All Music Guide)
Die alte Schrulle mit einem neuen Studiowerk, reduziert aufgenommen bei Levon Helm in Woodstock (der scheint ja wieder gut im Geschäft zu sein). Sieben frische Originale und fünf sorgsam ausgewählte Coversongs.
(Glitterhouse)
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LAKE: "Let's Build A Roof" (K Records, Okt. 2009) |
Das ist hier natürlich nicht die Hamburger Rockband aus den 70ern,
sondern eine noch recht frische Truppe aus Portland/Oregon im amerikanischen
Nordwesten, aus dem zur Zeit massenhaft gute Musik in die Welt drängt
(Decemberists, Tara Jane O'Neil, Mirah,
Laura Gibson, Laura
Veirs, Ramona Falls, Portugal.
The Man, etc). Entdeckt habe ich die Band über zwei sehr
schöne Daytrotter-Sessions,
eine davon wurde sogar erst vor wenigen Tagen, am 2. Januar 2010,
in's Netz gestellt. Man kann sich das gratis herunterladen! Absolut
empfehlenswert!
Auf das aktuelle Album "Let's Build a Roof" bin ich dann
über zwei weitere Hinweise aufmerksam geworden: zum einen wurde
es beim legendären "K"-Label (natürlich
auch aus dem amerikanischen Nordwesten!) veröffentlicht, zum
anderen wurde es vom Multiinstrumentalisten Karl Blau produziert,
der mir schon auf mehreren Alben von Laura
Veirs aufgefallen war. Ausserdem sind alle sechs Musiker der Band
selber Multiinstrumentalisten: im Prinzip spielt (fast) jeder von
ihnen Gitarre, Bass, Keyboards, Schlagzeug und Perkussion. Für
Leadgesang und Songwriting sind dagegen zumeist nur (das Pärchen?)
Eli Moore und Ashley Eriksson zuständig. Trotzdem
entsteht dabei kein virtuoses (oder dilletantisches) Gefrickel, was
mich beides ziemlich nerven würde, sondern eine schöne,
spannende und intelligente Rockmusik, irgendwo zwischen Krautrock,
Beach Boys (ca. "Holland")
und Indie-Rock. Mit vielen wunderbaren Einlagen am Wurlitzer Piano
und anderen eher "historischen" analogen Tasteninstrumenten
der 70er, wie etwa dem ELKA Rhapsody, einem italienischen (!)
Gerät, mit dem man diese schwurbeligen Streichersounds hinbekommt.
Und hier noch der Hinweis für alle Hobbyverschwörungstheoretiker
da draußen: "ELKA" ist zwar kein Palindrom von "LAKE",
aber fast!
(27.01.2010)
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The indie pop collective from Portland known as Lake released one of 2008's most enjoyable records made by an indie pop collective with Oh, The Places We'll Go. In fact, it was just plain enjoyable, filled with soulful jams and quietly happy tunes perfect for summertimes. The 2009 follow-up, Let's Build a Roof, is less cheery and laid-back and more experimental and melancholy. The change isn't drastic, it's not like they've become Battles or signed to Tzadik. More like they've loosened up their songwriting some and added a few more instrumental colors to their playbook, more sonic twists and turns. The bandmembers still split songwriting and lead vocal duties, mainly between Eli Moore and Ashley Eriksson with help from Lindsay Schief, but they all seem to be on the same page stylistically. Maybe the best way to explain the stylistic shift is by looking at album artwork. On Places it was a cute and simple illustration, and the band's sound matched that. Here, they sound like the kind of band that would have an embroidered-looking cover and paint it on what appears to be a headboard. And then take it out into an actual lake. An indie pop jam band, in other words. Pastoral chamber jam, that is, with off-kilter horn arrangements, thickly weaved production (courtesy of Karl Blau), and mysterious songs. Indeed, very few of the tracks this time out are as easy to follow and love as Places' "Blue Ocean Blue" or its title track, but — and this is an important qualifier — they are as quietly effective if you give them a chance to sink. It's easy to damn a record by calling it a grower, but Let's Build a Roof truly does become better the more often you listen to it, as the melodies grow like vines and the richness of the sound begins to resonate fully. It's an important step forward from a band who could have easily made the same record over and over, but instead chose to take some chances. This kind of artistic growth should be applauded, especially when the results are as interesting as they are on Let's Build a Roof.
(by Tim Sendra, All Music Guide)
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The Swell Season: "Strictly Joy" (Anti, Okt. 2009) |
Freitag letzter Woche habe ich mir für wenig Geld und ohne große
Erwartungen den irischen Spielfilm "Once" von 2007 gekauft,
in dem der irische Liedermacher Glen Hansard und die tschechische
Pianistin Marketa Irglova die Hauptrollen spielen und auch
für den Soundtrack gesorgt haben. Der Film handelt - überraschung!
- von einem irischen Straßensänger, der sich mit einer
tschechischen Pianistin, die sich in Dublin als Blumenverkäuferin
durchschlägt, zusammentut und eine Band für Demoaufnahmen
seiner Songs gründet und eine zarte Romanze beginnt. Ich war
so beindruckt von diesem Film und seiner Atmosphäre, dass ich
mir sofort dieses Album besorgt habe: die beiden haben für den
Titelsong aus dem Film inzwischen einen Oscar bekommen, sind zu einer
echten Band und zu einem Paar im wirklichen Leben geworden. Ihr neuestes
Werk erscheint als lohnenswerte Luxusausgabe zum Preis einer einzigen
Vollpreis-CD und enthält eine DVD von einem Aufritt in einem
wunderschönen Konzertsaal in Milwaukee und dazu das komplette
Konzert als CD. Mit allen Hits aus dem Film. Beim Oscar-Song "Falling
Slowly" ist ein niedlicher Schülerchor dabei, gemeinsam
verhunzen sie ausserdem noch auf sehr sympathische Art und Weise "Gigantic"
von Pixies. Wunderbar. Ach
ja - Glen und Marketa sollen angeblich kein Paar mehr sein, was ich
aber anhand des gemeinsamen Zaubers auf der Bühne kaum glauben
kann.
(26.12.2009)
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Zweites Album des Oscar-prämierten Folkduos. The Swell Season setzen sich aus Glen Hansard (The Frames) und der tschechischen Pianistin und Sängerin Marketa Irglova zusammen. Kinogänger werden die beiden vielleicht aus John Carneys "Once" kennen: ein Film über zwei Musiker, die sich in den Straßen Dublins kennen und lieben lernen und dabei wunderschön folkige Musik machen. So schöne Musik, dass Hansard und Irglova dafür 2008 den Oscar für den besten Originalsong erhielten und in den USA zurzeit ganz groß sind. Während aus dem Filmstoff bald ein Broadway-Musical entsteht, feiern The Swell Season auf den Konzertbühnen Erfolge. Mit "Strict Joy" erscheint der Nachfolger ihres Soundtrack-Debüts. Und mit dem ersten Ton ist der Zauber wieder da. Die Band kehrt auf die felsigen Grade und in die tiefen Täler des Beziehungslebens zurück, Titel wie "I Have Loved You Wrong" und das hymnische "The Rain" bringen jeden Gefühlshaushalt durcheinander. "Strict Joy" erscheint als Doppel-CD (Studioalbum plus Live-CD) mit limitierter Bonus-DVD, sowie als Einfach-CD und als Doppel-Vinyl-LP.
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Emily Jane White: "Victorian American" (Talitres, Okt. 2009) |
Brauchen wir noch mehr von diesen singenden Songschreiberinnen? Auf
jeden Fall, wenn sie gut sind! Leider hatte ich "Victorian American"
im vergangenen Herbst noch in der Masse der Neuerscheinungen übersehen.
Zwar fand ich das Debüt "Dark Undercoat" von 2008 schon
recht ordentlich, aber es hatte sich dann doch nicht wirklich bei
mir festgesetzt, weshalb die Aufmerksamkeit für "Victorian
American" erst einmal auch nicht besonders groß war und
ich sogar ihren, wie ich leider hinterher erfahren musste, tollen
Auftritt verpasst habe - und auch dieses gute Album, wenn man mich nicht drauf aufmerksam
gemacht hätte ...
Zur Musik? Die Stimme von Emily Jane White wird immer gerne
mit der von Chan Marshall (alias Cat
Power) und Suzanne Vega verglichen. Den Cat Power-Vergleich
kann ich nachvollziehen, obwohl Emily Jane White im "technischen
Sinne" nach meiner Meinung sogar noch besser singt und auch andere
Musik macht. Suzanne Vega höre ich dagegen nicht heraus. Die
ausgezeichnete Aufnahmen mit viel Atmosphäre stammen vom mir
bisher nicht bekannten Wainwright Hewlett und erinnern mich
in ihrem Ansatz und ihrer Qualität an die von mir zur Zeit sehr
geschätzten Produktionen von Tucker Martine (Laura
Veirs, Laura Gibson), ohne diesen jedoch
zu kopieren.
(10.02.2010)
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Zweites Vollwerk der Singer-Songwriterin aus San Francisco, auf One Little Indian. Ihre Songs zwischen düsterem Americana und fieberndem Folk haben seit ihrem karg arrangierten Erstling nichts an Intensität verloren, sie haben vielmehr durch deutlich luxuriösere Begleitung – von der singenden Steel über das edle Piano bis hin zum dramatisch agierenden Streichorchester – noch an Macht gewonnen. Es gibt immer noch die leisen, fast gehauchten Momente der akustischen Einsamkeit, die in ihrer Sanftheit fast zu Tränen rühren, aber es sind die größeren Gesten, die die 12 White-Kompostionen voller Moll-Harmonien prägen. Es ist der reizvolle Kontrast zwischen der tragischen Größe und Weite der Arrangements und der Zartheit der tragenden Stimme, der ebenso erhebt wie einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Wenn Ihr Euch eine gedachte Linie zwischen Heather Nova und Marissa Nadler vorstellen könntet – auf deren Mitte träfet Ihr Emily Jane White.
(Glitterhouse)
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Norah Jones: "The Fall" (Blue Note, Nov. 2009) |
Tja - fast ist das ein Fall für meine Seite mit
hässlichen Plattenhüllen - aber eben nur fast. Bei der
sicherlich erfolgreichsten Blue-Note-Künstlerin aller Zeiten
hat sich viel getan: die alte Band um Bassist, Co-Autor und eben auch
Ex-Freund Lee Alexander ist nicht mehr dabei. Es gibt einen
"modernen" Produzenten (Jaquire King: hat Alben von
Tom Waits, den Kings Of Leon und anderen dirigiert) und
insgesamt einen rockigeren Sound. Kurz gesagt: Norah Jones hat die
E-Gitarre entdeckt - und spielt sie sogar selber bei einigen der Lieder.
Ausserdem gibt es keine Coversongs (außer auf der Bonus-Live-CD
der Edelausgabe).
Wenn man jetzt mit Vorurteilen schnell bei der Hand ist könnte
man rhetorisch fragen: "Muss ich mir das antun?".
Ich bin deshalb auch nicht direkt am Veröffentlichungstag in
den Plattenladen gestürmt, sondern habe die Edelausgabe bereits
vor wenigen Tagen eher zufällig im Secondhand-Laden gefunden
(wie kommt sowas nur so schnell dort hin?).
Beim ersten Hören hat auch gar nichts bei mir KLICK gemacht und
ich wollte die CDs schon wegpacken. Aber beim zweiten oder dritten
Hören stellt sich dann aber doch die alte Magie ein. Und ein
bisschen fühlt man sich wie ein Voyeur, wenn Norah Jones in des
Texten ihren ganzen Beziehnungsmüll der letzten Jahre verarbeitet.
Zwar wird nicht wirklich böse geätzt, aber Lee Alexander
wird das höchstwahrscheinlich anders sehen ...
(05.12.2009)
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Mit ihrem vierten Studioalbum bewegt sich die Singer-Songwriter-Pianistin noch weiter aus der Jazz-Ecke heraus, in die sie streng genommen nie gehörte. Ihre Song- und Stil-Sicht war schon immer auch nah an den amerikansichen Folk- und Country-Wurzeln, und mit The Fall zeigt sich die Frau mit dem perlenden Pianospiel und der verträumt weichen Stimme noch weitsichtiger. Mit dazu bei trugen Produzent Jacquire King (Kings Of Leon, Modest Mouse, Tom Waits) und die Musiker Joey Waronker, James Gadson (Bill Withers), James Poyser (Erykah Badu, Al Green), Marc Ribot und Smokey Hormel (Johnny Cash, Joe Strummer), neben Jones-Songs bietet das Album u.a. Stücke von Jesse Harris, Ryan Adams und Will Scheff (Okkervil River). Die limitierte Doppel-CD-Version bietet neben dem Studioalbum noch eine Bonus-CD mit 6 Live-Aufnahmen (It’s Gonna Be, Waiting, You’ve Ruined Me, Jesus etc., Cry Cry Cry und Strangers).
(Glitterhouse)
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Rickie Lee Jones: "Balm In Gilead" (Concord/Fantasy, Nov. 2009) |
Irgendwie habe ich das Album im letzten Herbst übersehen!!! Fast
wäre mir da eines der besten Alben von Rickie Lee Jones entgangen,
was schade wäre und ausserdem etwas heißen will! Mit Gastauftritten
von Ben Harper, Vic Chesnutt
und Victoria Williams - das
hat Mrs. Jones als Werbeargumente zwar nicht nötig, zeigt aber
vielleicht, wohin ihre Reise zur Zeit geht ...
(16.05.2010)
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Captain Beefheart was known to playfully admonish fans shouting out requests at his shows by saying, "You know I'm gonna do exactly what I want." No one has documented Rickie Lee Jones saying the same thing, but in the course of a recording career that's just entered its fourth decade, she's made it clear that she shares the same philosophy, and she's bravely followed her muse wherever it chooses to go, rather than rehashing the sound and style of Rickie Lee Jones and Pirates, the acclaimed early recordings which made her a star. Jones certainly hasn't lost her love for the blues and jazz flavors that dominated her best-known work, but on 2009's Balm in Gilead (the title is drawn from a traditional spiritual), there's significantly less flash and swagger in her music; instead, these performances speak of an intimacy and warmth that befits the lyrics, which concern themselves with love, family, friendship, and the stuff that makes up everyday lives (something of a switch after the broadsides of The Evening of My Best Day and the spiritual mysteries of The Sermon on Exposition Boulevard). Jones duets with Vic Chesnutt on two numbers, the country-influenced weeper "Remember Me" and a spectral gospel variant, "His Jeweled Floor" (which also features Victoria Williams), and these two gloriously idiosyncratic talents bring out the best in one another, discovering a compelling mystery in their rural inflections that's an ideal match for the material. Ben Harper also lends his talents to this album, and his duet with Jones, "Old Enough," is a blues-infused tale of a busted romance that has a bit of the sass of "Chuck E.'s in Love," but half a lifetime's added depth and subtle detail. Jones opens the set with "Wild Girl," a song written for her daughter, and it's one of the most heartfelt and simply affecting moments on this album, along with "The Moon Is Made of Gold," a sweetly swinging lullaby that was written by her father when she was just a girl. And if songs like "Bonfires," "Eucalyptus Trail," "The Gospel of Carlos, Norman and Smith," and "Bayless St." don't lend themselves to simple categorization, they're all quietly beautiful and filled with a gentle passion that never sounds anything less than fearlessly honest. Rickie Lee Jones sounds less like a Hipster Chick and more like an Earth Mother whose experience has brought her plenty of wisdom on Balm in Gilead, and that's clearly just the way she wants it; Jones' faith in her own creative judgment is well-founded, and this is a work whose modest scale belies its emotional strength.
(by Mark Deming, All Music Guide)
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Ralph Towner & Paolo Fresu: "Chiaroscuro" (ECM, Nov. 2009) |
Ab und zu entdecke ich noch mal eine neue ECM-Platte
bzw. sie wird mir wärmstens empfohlen, so wie in diesem Fall.
Zu Ralph Towner muss ich eigentlich nicht viel sagen: seit
den 70ern viele (meistens) tolle Platten mit seiner Band Oregon,
viele (meistens) gute Soloalben bei ECM, oft
im Duett mit anderen Künstlern (ich denke da gerne zurück
an Alben mit John Abercrombie,
Gary Peacock oder Gary Burton).
Hier ist sein kongenialer Partner der sardische Trompeter Paolo
Fresu, der mir bisher leider unbekannt war. Zu hören ist
dabei typische kammermusikalische ECM-Musik - und das ist durchaus
positiv gemeint! Schön ist auch, dass Towner inzwischen auf den
Einsatz seines Synthesisers verzichtet, der mir den Genuss mancher
Oregon- und Soloalben verleidet hat. Schön wäre dagegen
vielleicht eine Klaviernummer gewesen: etwas, was er nämlich
auch ganz ausgezeichnet kann. Das höre ich auch viel lieber als
zum Beispiel Keith Jarrett, wenn der sein Sopransaxofon auspackt.
Andererseits möchte ich natürlich nicht auf Towner an der
Gitarre verzichten. Oder von mir aus auch auf Jarrett am Klavier.
(09.02.2010)
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Spare and mournful, Sunday-morning coffee and croissants music from the duo of veteran guitarist and Oregon founder Towner and the superb Sardinian trumpeter Fresu, who also plays a mean flugelhorn.
There are a few moments when Towner’s nylonstringed, oh so sensitive noodling sounds too soft focus and New-Agey but Fresu – who one feels could cope with 10 times as many notes – is on great, soulful form. Their version of the Kind of Blue classic “Blue in Green” is the obvious stand out.
(Phil Johnson, 15.11.2009, www.independent.co.uk)
Since moving to Italy over a decade ago, guitarist/pianist Ralph Towner's output as a leader has been woefully infrequent, with only two discs released this decade—2001's Anthem and 2006's Time Line, both on the label that's been his home for over 35 years, ECM. It's not that he hasn't been busy; he continues to work and record regularly with Oregon, the group that he co-founded nearly 40 years ago, heard most recently on the Grammy Award-nominated 1000 Kilometers (Cam Jazz, 2007), and on From a Dream (Material, 2009), in a stellar guitar trio with Wolfgang Muthspiel and Slava Grigoryan.
If his solo albums are too few and far between, even scarcer are Towner-led albums in collaboration with others—his last one over a decade ago, the sublime A Closer View (ECM, 1998), in duet with bassist Gary Peacock. All of which makes Chiaroscuro a cause for celebration. It's always a good time for a new Towner record; but here, in duet with rising Italian trumpet star Paolo Fresu, Towner delivers a welcome set of largely original material—some new, some revisited—one standard and a couple of brief but compositionally focused in-the-moment creations.
As has been the case for the last 15 years, Towner focuses strictly on guitar, but this time adds baritone guitar to his arsenal of classical and 12-string acoustic guitars. The lower register instrument is featured on "Sacred Ground," a majestic solo piece that, with a brief reprise in duet with Fresu, bookends three tunes demonstrative of Towner's range. He's covered Miles Davis/Bill Evans' classic "Blue in Green" before, with vibraphonist Gary Burton on Slide Show (ECM, 1986); here it's an even freer interpretation, as Towner (on classical guitar) liberally stretches and compresses time while Fresu's muted trumpet is as spare as the late trumpet icon's, but with a lithe playfulness that's all his own.
"Doubled Up" is a new Towner composition, his baritone guitar creating an even richer landscape. His distinctive voicings—and a unique ability to be both implicit and direct with time, accompaniment, and counterpoint—support and interact deeply with Fresu's muted horn. The guitarist's ability to alternate between upper and lower registers, with passing chords suggestive of greater movement, creates an orchestral breadth that's deceptive and remarkable for an instrument with only six strings.
"Zephyr," first recorded with Oregon on Ecotopia (ECM, 1987), demonstrates how Towner can deconstruct music written as a solo vehicle into a multi-part arrangement, this time delegating the lyrical melody to Fresu, who sounds not unlike another trumpeter with whom the guitarist has collaborated, Kenny Wheeler on Old Friends, New Friends (ECM, 1979).
Towner's distinctively pianistic 12-string guitar is rarely used these days, making the dark improvisations that close the disc, "Two Miniatures" and "Postlude," all the more welcome. Towner may collaborate rarely, but his choices in partners have always been beyond astute, and with the intimate Chiaroscuro he introduces a new partner who, hopefully, will remain an active one on future recordings.
(John Kelman, 12.11.2009, allaboutjazz.com
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Robyn Hitchcock: "I Often Dream Of Trains In New York" (Yep Roc, Dez. 2009) |
Vor ungefähr 25 Jahren nahm Robyn Hitchcock nach seiner
Zeit bei den Soft Boys und vor
seiner mittelprächtigen Solokarriere mit seinen Egyptians
das spartanische Soloalbum "I
Often Dream Of Trains" auf, das er am 22.11.2008 mit der
Unterstützung von Multiinstrumentalist Terry Edwards (an
Piano, Trompete, Saxofon und Gitarre; auch regelmäßig bei
den Tindersticks zu hören)
und Gitarrist Tim Keegan annähernd vollständig in
einem New Yorker Theater auf die Bühne brachte. Enthalten ist
neben der CD auch eine DVD, wobei vor allem letztere ein besonderer
Genuss ist, weil die Ansagen zwischen den Liedern fast noch besser
sind als die Lieder selber.
(26.02.2010)
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Soft Boys, Robyn Hitchcock & The Egyptians, solo, unzählige Kollaborationen mit illustren Musikerkollegen, u.s.v.m. Seit fast 35 Jahren durchschreitet der kauzige Engländer das unebene Gelände zwischen Indie Pop, Psychedelia, Singer/Songwriter, Alt.Folk, New Wave und Guitar Rock nicht immer erfolgreich, auch nicht immer geschmacklich gelungen, aber immer im aufrechten Gang des unangepassten, untrendigen, popgesetzlosen Künstlers, der seine gar nicht so kleine Fangemeinde stets von Neuem zu begeistern weiß. Ein schwergewichtiger Moment in seiner Karriere war in 1984 das spleenige, ruhige, lofi-artige Album 'I Often Dream Of Trains', markierte es eine Zeit der Selbstfindung nach den Soft Boys und vor der aufregenden Solophase, die erst noch beginnen sollte. Fast 25 Jahre später ging Hitchcock mit den zum Teil bedeutenden Songs, die nichts von ihrer magnetisierenden Wirkung verloren hatten, auf eine ausgedehnte Tour. 'IODOT In New York' ist ein Mitschnitt eines wahrlich begnadeten Abends im Symphony Space, Ecke Broadway/95. Straße vom 22.11.08. Hitchock (Acoustic & Electric Guitars, Piano, Harmonica, Vocals) meist im Trio mit Terry Edwards (Keyboards, Trumpet, Sax, Electric Guitar, Harmony Vocals) und Tim Keegan (Acoustic & Electric Guitars, Harmony Vocals), feat. Trompeter Amir El Saffar und Sängerin Gaida Hinnawi als gelegentliche Gäste. Die CD bringt 74 Minuten komprimiert Musik, die DVD hat z.T. lange Ansagen vor den Songs, in denen der Meister seinen speziellen Humor beweist, Videosequenzen, Interviews, Credits, etc. (chill)
Neuaufnahme des (fast) kompletten Klassikers (incl. der späteren CD-Bonusstücke) live 2008 in NY, + 4 weitere Songs (z.B. das tolle Goodnight I Say). Tim Keegan, Terry Edwards unterstützen (2.Ak.Gitarre, Piano/Orgel, Trompete, Bass, Sopransax), sparsame filigrane aber ausgeprochen sorgfältige Arrangements. Meist ruhig/poetisch bis leise und sanft bzw. relaxt und akustisch (ab und zu spielt Robyn E-Gitarre), aber selten folkig; eher (teils balladesker oder verlangsamter) Songwriter-Pop oder gar verkappte/nackte Rocksongs – manchmal sehr rhythmisch bis hin zu Stakkato/dezent hämmernder Begleitung, 2x auch psychedelisch. Was noch mehr auffällt als bei der Original-LP ist die melodische Schönheit, die Substanz vieler Stücke! Die DVD (1:28 Std.) kommt mit eingeschobenen Interviewschnipseln und längeren humorvollen Ansagen + 12-Min.-Bonusfilm. Lohnend!(dvd)
(Glitterhouse)
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