#2: Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra: "Kollaps Tradixionales" (Constellation, Feb. 2010) |
Auf diese Platte bin ich über das Format - ein 10-Zoll-Doppelalbum
mit beiliegender CD - aufmerksam geworden, ohne die Band aus Kanada
vorher gekannt zu haben. Zwar war sie nicht gerade billig (über
20€!), aber bei diesem niedlichen Format reagiere ich nicht
immer vernünftig. Auf jeden Fall machten das Cover und der
Waschzettel vom Glitterhaus neugierig und ich habe bestellt. Gestern
kam das Paket und ich lausche einer gewaltigen, beeindruckenden
Musik, die ich erst einmal verdauen muss, um etwas wirklich geistreiches
darüber sagen zu können.
Bei der Band handelt es sich übrigenz um einen Ableger bzw.
ein Nebenprojekt der kanadischen Avantgardeband Godspeed You
Black Emperor und dies ist bereits das sechste Album seit 2000,
allerdings wechselt der Name immer ein wenig: zuerst hiessen sie
"A Silver Mt. Zion", zwischendurch "The
Silver Mt. Zion Memorial Orchestra & The Tra-La-La-Band With
Choir" und inzwischen eben "Thee Silver
Mt. Zion Memorial Orchestra". Immer dabei waren Gitarrist
Efrim Menuck, Kontrabassist Thierry Amar und Geigerinnen
Sophie Trudeau und Jessica Moss. Zur aktuellen Besetzung
gehört ausserdem Trommler Dave Payant. Von den Livequalitäten
des Quintetts kann man sich sehr gut bei Youtube überzeugen.
Auf jeden Fall rocken "Silver Mt. Zion",
wie ich sie mal verkürzend nennen möchte, trotz des übergewichts
an "klassischen Instrumenten" (Kontrabass und zwei Geigen
gegenüber E-Gitarre und Schlagzeug!) gewaltig.
(28.02.2010)
Die Band war auch an dem gelungenen Comeback-Album "Hot
Wax" von Grant Hart bei der schönen Ballade
"Barbara" beteiligt. Weiterhin haben sie auch den im vergangenen
Dezember leider verstorbenen Vic Chesnutt auf zwei seiner
letzten Alben begleitet, die ich aber noch nicht hören konnte.
(17.03.2010)
"At The Cut" von Vic Chesnutt
ist gerade mit der Post gekommen ... und noch besser als erhofft!
(21.03.2010)
Mehr ...
10er des Godspeed..-Ablegers. Ein mächtig beeindruckender 15-Min.-Opener: Elegisch-schleppender teil-orchestraler Psychedelic-Post Rock-Blues-Folk-Pop-Mix, leise, schwelgend, schwer und wuchtig, melancholisch und hochgepitcht, Gitarren, Streicher, Bläser, Piano; z.T. ungeheuer intensiv! Sehr intensiv, von meist unerhört dichten Soundteppichen aus Gitarren und Streichern beherscht sind auch die folgenden 6-Minüter, ob relativ harter „Emo Post Punk“ (1x mündend in, hmm, einem Amalgam aus Arcade Fire und PIL?!), zeitgemäßer Folk Rock in Indie und Zeitlupe, oder hypnotisch-manischer Modern Psychedelic Acid Folk Rock (klasse!). Schließlich der 14-minütige Closer: Getragene erhabene z.T. fast feierliche bis schmerzhafte sich bis zum Hymnenhaften verdichtende rauhe Schönheit – wow! Vinyl + 16-Seiten-Buch + CD + 2 Poster.
(Glitterhouse)
Mit ihrem Sound hält die Band aus Montreal ein seltenes Klangmonopol, besonders jetzt, bei konstant gehyptem Retroklumpatsch und Fiepsotronik. Seit drei Alben kultivieren sie einen organischen, anspruchsvollen Mix aus Postrock, Punk und elegischen Streicherarrangements, der mit ihren instrumentalen Anfangswerken kaum noch in einem Satz zu nennen ist. Polarisierendes Markenzeichen: Efrim Menucks nasal-nöliges Jaulen, eingesetzt als Protest gegen den Marsch der Instrumente. Zwar hat man sich letztes Jahr vom Zweitgitarristen und der Cellistin getrennt, trotzdem donnern viertelstündige Epen wie "There is a Light" oder "'Piphany Rambler" aus den Boxen, als gäbe es kein Morgen - und bleiben dabei immer erhaben und melodisch stilsicher. Keine andere Band lässt Streicher so vollendet wie Gitarren klingen und vice versa. Spätestens bei den infektiösen Singalongs stimmt man dann unweigerlich in die bittersüßen Weltschmerzchoräle ein. Hier geht es trotzdem nicht nur um Kritik am Status Quo, sondern um ein wiedergefundenes Gemeinschaftsgefühl im Kontrast zur wachsenden Anonymisierung in der modernen Gesellschaft. Denkt daran, ye Children: "There ain't no truth but the no truth, yeah!" (ms)
(kulturnews.de)
The sixth album from the many-monikered incarnations of Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra (with another slight name change) offers a renewed sense of purpose in the studio after personnel changes pared the group down to a quintet. Along with founding members guitarist/lead vocalist Efrim Menuck, violinist Sophie Trudeau, and contrabassist Thierry Amar, are Dave Payant on drums, organ, and piano, and violinist Jessica Moss. Longtime fans are in for a shock on “There Is a Light,” the 15-minute opening track. Menuck's quavering vocals are looser, less concerned with pitch than ever before. It begins as a slow, mournful balladic waltz with electric guitar, and strings lilting underneath his voice. (For some reason, though we’ve heard it before, it takes some getting used to for a couple of minutes here.) It feels like a hymn, and his lyrics exhort even as they grieve; they're punctuated at the three-minute mark with horns; then, at four minutes, the tune begins its lift-off, becoming a dramatic, expansive rock paean with TSMZMO's trademark dynamics and complex textures rising and falling numerous times before the song concludes with everyone singing as a choir, unfettered. “I Built Myself a Metal Bird” is a full-on Stooges-like rocker, with raging guitars, drums, and Menuck's vocal swaggering on the front edge. It’s followed by “I Fed My Metal Bird the Wings of Other Metal Birds,” a six-minute coda that begins haltingly and then explodes into full-on prog rock dynamism. The title track — with three different title variations — is a three-part, 13-minute suite that ranges from faltering experimentalism to a punishing, transcendent, rockist power play by its finale. The set closes with the 14-minute monolith “’Piphany Rambler,” that ushers itself in as a droning, mutant slide guitar and organ blues before beginning the first of its many mutations (some of them with horns), eventually ending as a blown-out, wasted anthemic elegy. This is another chapter in the sonic evolution that began with the name A Silver Mt. Zion, and contains many more dimensions, layers, and textures. It pushes harder and further with much less, yet comes across as no less raggedly and poetically majestic.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
|
#3: Blitzen Trapper: "Destroyer Of The Void" (Sub Pop, Juni 2010) |
Auch das neue Werk von Blitzen Trapper kommt in der unschlagbaren
Kombination Doppel-Vinyl mit MP3s. Der erste Höreindruck ist
ziemlich vielversprechend! Später mehr dazu.
(09.07.2010)
Am Donnerstag war ich nach vielen, vielen Jahren erstmals wieder
im Gleis 22 in Münster, wo Blitzen Trapper einen
großartigen Auftritt hingelegt haben. War der erste Höreindruck
vom Album noch etwas oberflächlich geraten, so kristallisieren
sich jetzt doch einige Lieder heraus, die genauso gut sind wie der
"Black River Killer" vom Vorgängeralbum "Furr"
von 2008. Ausserdeem bekommen sie auch live diesen tollen dreistimmigen
Gesang hin (Sänger & Songschreiber Eric Earley meist
zusammen mit Akustikgitarrist Erik Menteer und Schlagzeuger
Brian Adrian Koch).
(14.11..2010)
Konzerthighlight: Gleis 22, Münster, 11.
November 2010
Mehr ...
Aus Portland, schon fast Kult. Unglaublich, was man da alles heraushören kann. Ich z.B. Beatles, Wilco, ELO, abgespeckte Queen, Grateful Dead (Früh-70er Roots-Phase), Mott The Hoople, 10 CC, gar mal einen Hauch leise teilakust. Genesis oder Supertramp (zur Crime..-Zeit). Andere hören Dylan, Steely Dan, noch mehr Dead, Emmylou/Gram, Black Sabbath, America. Trotzdem sind sie weit homogener als früher, bewegen sich zwischen intelligentem Pop/Rock (1x auch Prog-Anleihen), ruhigem Folk Pop, Classic (Melodic) Rock, (Piano-) Pop-Balladen, Roots Rock und 70s-Pop (überhaupt: jede Menge 70s!). Recht viele (teil-) akust. Stücke, zur Hälfte ganz feine Harmony Vocals. Meist ausgesprochen ausholende lange und wendungsreiche Melodiebögen. Das Americana-Duett „The Tree“ mit Alela Diane ist klasse!
(dvd, Glitterhouse)
|
#4: Laura Veirs: "July Flame" (Bella Union, Jan. 2010) |
Laura Veirs würde "in einer
besseren Welt die Massen bewegen ... In unserer grauen Wirklichkeit
aber bleibt es wieder mal einer eher überschaubaren Zahl von
Wissenden überlassen, dieser erdverbundenen Fee des Feinklangs
ein weiteres Mal zu verfallen. " - treffend formuliert
es der Mann aus dem Glitterhaus. Schon beim ersten Hören
ist klar, dass auch das neue Album mindestens die Qualität
vom Vorgänger "Saltbreaker"
von 2007 hat. Die Produktion lag wie immer in den Händen des
Schlagzeugers und Tonmeisters Tucker Martine, mit dem sie
auch privat liiert ist. Ein starkes Team.
"Saltbreaker" war übrigenz
noch beim edlen Warner- Sublabel Nonesuch erschienen.
Es kann aber auch sein, dass da für Europa und USA unterschiedliche
Veröffentlichungsstrategien gefahren werden: auch das Album
von The Low Anthem kam in Europa
beim britischen Indie-Label Bella Union und in den USA bei
Nonesuch heraus, so weit ich das überblicke. Wie auch
immer.
(08.01.2010)
"July Flame" lauft bei mir rauf und runter.
Mein erstes Album des neuen Jahres ist direkt der erste Kandidat
für das beste Album des Jahres!
(13.01.2010)
Letzte Woche war ich mit einer guten Freundin in Köln beim
Auftritt von Laura Veirs mit ihrer neuen Band "The Hall
Of Flames", in der die beiden Songwriter und Multiinstrumentalisten
Eric Anderson (eigenes Projekt: "Caltaldo")
und Nelson Kempf (Chef der Band "The Old Believers")
sowie die Geigerin Alex Guy mitwirken. Zuerst gab es wenig
überzeugende Solospots von Kempf und Anderson,
aber dann kam Laura auf die Bühne - und alles wurde gut! Das
Mädel ist übrigenz hochschwanger und lieferte einen wunderbaren
Auftritt ab. Aber Schwangerschaft ist ja auch keine Krankheit. Ich
weiß nur nicht, ob ich, wenn ich Tucker Martine wäre,
meine Frau bzw. Freundin alleine auf Europatournee lassen würde.
Aber das geht mich ja nichts an. Außerdem macht Laura Veirs den
Eindruck, als wenn sie selbst genau weiß, was sie tut: Sie hatte
ihre Band schon ziemlich gut im Griff. Besonders gut gefielen mir
der Titelsong "July Flame" (jetzt weiss ich endlich, wie sie ihren
charakteristischen Sound auf der E-Gitarre hinbekommt!) und der
überraschende Coversong: "Never Going Back" von Fleetwood
Mac (vom Album "Rumours",
kennt jeder)
(09.02.2010)
Konzerthighlight: Köln, Studio 672, 02.02.2010
Mehr ...
Bei kaum einer anderen Künstlerin tut es mir immer wieder so weh, ihr zartes Song-Gespinst mit meinen kantigen, unbeholfenen Worten beim Versuch der Beschreibung zu geisseln. Dabei singt/spricht Laura doch auf ihre klare, natürliche, ungekünstelte Weise ganz für sich selbst, mit einer Stimme, die Folk-Freund, Indie-Fanatiker wie Sonnenschein-Pop-Verehrer gleichermassen unwiderstehlich ins Ohr geht, um sich unaufhaltsam den Platz im Herzen zu suchen und zu sichern. Zart und sanft schwebt Lauras Gesang in wunderweichen Melodien über und in nur auf den ersten Blick einfach gehaltenen Songs. Denn auch wenn die Arrangements stets übersichtlich gehalten wurden, auch intime Momente allein mit dem Banjo oder dem Klavier alle Sinne vibrieren lassen, so gibt es doch auch gepflegte Lap Steel-Country-Besetzungen und gefühlvollste Streicher-Ensemble-umsäumte Wohlklang-Vollbäder. Zu der immer klar und durchsichtig gehaltenen Begleitung auf Geige, Bratsche, Harmonium, Melodica, Banjo, dezent verstimmtem Steh-Klavier und allerlei Gitarren trugen Freunde und gute Bekannte wie Karl Blau, Steve Moore, Eyvind Kang und Stephen Barber bei. Aber es sind vor allem die vom ersten Zusammmentreffen an bewegenden Songs, die es Laura erlauben, auf ihrem mittlerweile siebten Album ihren ganz eigenes Folk-Fest zu zelebrieren, irgendwo zwischen den zutiefst berührenden Kargheiten ihres Frühwerkes, amerikanischen Wurzeln, klassischem Country und einer einzigartigen strahlenden Pop-Eingängigkeit, die in einer besseren Welt die Massen bewegen würde. In unserer grauen Wirklichkeit aber bleibt es wieder mal einer eher überschaubaren Zahl von Wissenden überlassen, dieser erdverbundenen Fee des Feinklangs ein weiteres Mal zu verfallen.
(Glitterhouse)
In some ways, July Flame might seem to mark a kind of scaling back for Laura Veirs. After a few years on Nonesuch, she has returned to the indie world, and where those Nonesuch releases found her pursuing a more band-oriented, rockish direction, this one harks back to Veirs' folkie beginnings; the arrangements are centered squarely around her own acoustic picking. That's not to imply that July Flame is any kind of step backwards, though; Veirs' producer/boyfriend, Tucker Martine, is still helping her to turn her visions into reality, as he has done since 2003's Troubled by the Fire, and there's a full complement of players supporting those visions here — they're simply deployed in a more subtle manner. Veirs cut her regular band loose before the making of July Flame, mostly for logistical reasons, hence the change of direction. There are a couple of relatively rhythmic cuts here, like the title track, and the backbeat-driven "Summer is the Champion," whose pounding piano, ‘60s pop guitar, and horn punctuation evoke Sgt. Pepper's-era Beatles, but they are exceptions to the rule. When Veirs sings "I want nothing more than to float with you" on "Little Deschutes" (Deschutes is a county in her and Martine's home state of Oregon, in case you were wondering), it can be seen as both an emotional agenda and a musical mission statement. In terms of the latter, a number of tunes on July Flame seem to be rooted in — if not overtly inspired by — Veirs and Martine's state of romantic bliss, especially the dreamy "When You Give Your Heart." If their personal connection is anything like their musical one it's easy to understand why; Martine brings just the right touches to the tracks, with eerie backing vocals, coloristic percussion, and evocative strings popping up at just the right moments and then disappearing again when they're no longer needed. There are no wasted notes anywhere on July Flame, neither in Martine's production nor Veirs' tightly written (but still expressionistically poetic) compositions.
(by J. Allen, All Music Guide)
Sommer im Winter
Es ist ein gutes und befriedigendes Gefühl, wenn die bekannten Formeln versagen. Wenn Facebook einem Casting-Superstar zu Weihnachten den erwarteten Nummer-Eins-Hit vor der Nase wegschnappt. Wenn statt der Sportstudenten der sympathische 150-Kilo-Kumpel mit dem derbem Charme die tolle Frau abkriegt. Und wenn die amerikanische Folktradition einmal nicht so betont neo und indie, nicht so barfüßig, hornbrillig, langbärtig, karohemdig und überhaupt kauzig-männlich daherkommt. Laura Veirs gehört zu diesen angenehmen Abwechslungen: Die Formalitäten der Aufmerksamkeitssteuerung überspringt die Amerikanerin einfach und beweist, dass zwischen den Polen von kratzigem Weirdo-Folk und gestriegelter, weiblicher Jazz-Matinee-Akustik Platz für so etwas wie Normalität ist.
Stattdessen singt sie auf ihrem siebten Studioalbum zu flockigem Gitarrenpicking unprätentiöse Lieder, die von sommerwarmer Melancholie durchflutet werden. Weil weder Verpackung und Oberflächlichkeiten den Blick verstellen, breiten sich all diese Geschichten schnell im Kopf aus: Beinahe schmeckt man selbst die sonnenwarme Süße der titelgebenden Pfirsichsorte, die Veirs auf einem Ausflug in einer abgelegenen Farmerscheune entdeckte. Fast fühlt man sich angesprochen, wenn sie in der erst zur Mitte bedächtig anhebenden Piano-Ballade "Little deschutes" angesichts einer komplizierten Liebe die Gefühle übermannen: "I want nothing more / Than to dance with you."
Die leisen Liebeserzählungen stehen im Kontext eines fröhlich abgehangenen Sommerreigens: "Sun is king" heißt es federleicht und countryesk zu putzig verschlurfter Steel-Guitar, wenig später behauptet die Sängerin "Summer is the champion" und klingt dabei fast ein wenig nach den Cardigans. Eine Atmosphäre wie ein in warme Rot- und Gelbtöne getauchtes Foto vergangener Sommertage auf dem Land, dem "Life is good blues" die passende Lagerfeuer-Gitarre für den Abend spendiert. Mehr als einmal flutet dabei ein aufwühlender Mittelpart die Herzkammern, etwa wenn Veirs in "When you give your heart to me" Natur- und Liebeserleben zusammenführt: "And my stampeding buffalo / Stops in her tracks and watches the snow / Falling through the old oak tree / When you give your heart to me". Oder wenn Cello und Zupfgitarre sich in "Where are you driving?" auf ihrem ungewissen Weg dem Klavier und der Violine ergeben.
Es passt einfach alles zusammen auf "July flame": die sanfte Stimme mit ihrer Ahnung von Schrillheit, die gezeitengleiche Ruhe in der parallelen Dynamik von Musik und Text, die stille Emotionalität und die unaufgeregte Aufmachung. Hinzu kommen Sympathiepunkte für die Referenzen wie etwa die Ehrerbietung vor der legendären Session-Bassistin "Carol Kaye" und das an ein gleichnamiges Arthur-Rimbaud-Gedicht angelehnte "Sleeper in the valley", in dem sich Veirs einfühlsame Musik und der hochpoetische Text zu einer atemberaubenden, leisen Dramatik verbinden. Was soll man da noch sagen gegen diese anrührende Sommerplatte mitten im Winter? Für zu brav und zu schlicht werden sie nur diejenigen halten, die noch nicht in Ruhe zugehört haben. Colin Meloy von den Decemberists hielt sie dagegen bereits 2009 für das beste Album von 2010. Und die Schöpferin? Gibt sich bescheiden, während sie mit vokaler Schützenhilfe von My Morning Jackets Jim James den Schlussakkord singt: "I wanted to make something sweet, strong, pure." Es ist ihr gelungen.
(Dennis Drögemüller, plattentests.de)
|
#5: Motorpsycho: "Heavy Metal Fruit" (Stickman, Jan. 2010) |
Beängstigend: auch das zweite Album des Jahres 2010, das den
Weg zu mir findet, ist ein Kandidat für das Album des Jahres!
Motorpsycho gehören schon seit vielen Jahren zu meinen
Favoriten - und besonders dann, wenn sie dem HEAVY-Aspekt ihres Wesens
nicht gänzlich nachgeben und gleichzeitig ihre FOLK- und PSYCHEDELIC-Seite
nicht vergessen. Deshalb ist schon beim ersten Hören des neuen
Albums, gerade mal ein halbes Jahr nach der VINYL-ONLY-Veröffentlichung
"Child Of The Future",
klar, dass das neue Werk sogar in der an Highlights nicht gerade armen
Veröffentlichungsliste der Band etwas ganz Besonderes darstellt.
Ich bin erschlagen von der Heftigkeit und gleichzeitig begeistert
& berührt von den filigranen Dazumischungen! So braucht der
Opener "Starhammer" fast drei Minuten bis zum ersten lauten
Ton und bricht nach fast 13 Minuten ohne Ausblenden oder gespieltem
Schluss einfach ab. So etwas würde kein "normaler"
Rock-Produzent durchgehen lassen. Und unter vier Minuten bleibt nur
die wunderschöne Pianoballade "Close Your Eyes". Danach
wird es wieder wilder: "W.B.A.T." ist je nach Blickwinkel
oder gerade laufender Passage eine entspanntere Variante von John
McLaughlins Mahavishnu Orchestra,
eine rockigere Version von Robert Fripps King
Crimson, eine intelligentere Version von Black Sabbath
oder sogar Beatles durch den Gitarrenbooster gejagt. Und am
Ende gibt's dann noch bei "Gullible's Travails" 20 Minuten
Ohrenkino vom Feinsten. WAHNSINN!
Wenn es überhaupt etwas zu meckern gibt, dann vielleicht über
den (scheinbar) plumpen Titel der CD oder das Cover in seiner Photoshop-ästhetik
- eben Motorpsycho-Humor. Oder hab ich's nicht richtig verstanden?
(17.01.2010)
Konzerthighlight: Köln, Gloria, 28.05.2010
Mehr ...
Erst vor wenigen Monaten feierten Motorpsycho mit dem Album "Child of the Future" ihr 20-jähriges Bestehen, schon legen die Norweger das 15. Studioalbum nach. "Heavy Metal Fruit" macht seinem Titel alle Ehre und lehnt sich stilistisch an den Vorgänger an, setzt bei sechs Songs in 62 Minuten aber wieder stärker als zuletzt auf Improvisation und Bombast. Immer wieder schweifen sie von satten Metalriffs ab in Richtung Spacerock, bauen kurze Jazzintermezzi ein und haben bei vier der sechs Songs Hanne Hukkelberg als Gastsängerin dabei. Für Fans ein Fest, doch Neueinsteiger gehen besser den Umweg über poppigere Motorpsycho-Alben mit konventionelleren Songformaten.
(kulturnews.de)
Die Norweger krönen ihr Jubiläumsjahr mit einem zweiten Album.
Motorpsycho lassen das Jubiläumsjahr 2009 mit einem weiteren Knaller enden. 20 Jahre nach ihrer Gründung und nur wenige Monate nach Erscheinen ihres nur auf Vinyl erhältlichen Albums "Child Of The Future" feiern die Norweger ihren Geburtstag mit einer weiteren Veröffentlichung. Aufgenommen im Sommer 2009 und erst ein paar Tage vor dem Beginn ihrer europäischen Herbsttour 2009 gemastert, ist "Heavy Metal Fruit" der logische musikalische Nachfolger von "Child Of The Future". "Sie ist weitläufiger, die improvisierten Parts sind markanter ausgearbeitet, gleichzeitig aber auch lockerer und freier", so die Band in einem Interview. "Die Songs selbst besitzen mehr kantige Heavy-Metal-Riffs, haben aber auch nette Melodien." Und der Gesang auf dieser Platte ist der beste, den sie je zustande gebracht haben. Als Gast war u. a. Sängerin Hanne Hukkelberg mit dabei. Das Album erscheint als CD-Digipak und als dreiseitig bespieltes Vinyl.
Was für ein Brett, welch ein Kraftpaket, wie gelingt dieses Wunder nur immer wieder? Nicht zum ersten Mal beklage ich mich darüber, dass man im Schaffenskanon der Skandinavier nie von DEM Meisterwerk sprechen darf, weil man schwerlich ein Motorpsycho-Werk den anderen vorziehen darf/kann, dennoch: Das zweite 2009er Album der Norweger (nach der Interims-LP Child Of The Future) ist ein aus allen Nähten platzendes Stück Phantasie, eine vor Energie berstende Metal-Vision, ein kristallklar-harter Progressiv-Meilen-Edelstein. Auch wenn manches davon auch auf die anderen Arbeiten der Skandinavier zutrifft, selten traf es mich so geballt wie mit den sechs Epen von Heavy Metal Fruit, die in einer Länge von bis zu 20 Minuten das Hirn freisprengen, die Gedanken fliegen lassen und jegliche anderen Rauschmittel unnötig machen. In wundervoll ausgespielten, ebenso freien wie klar konzipierten, von Macht & Glanz der Gitarren getriebenen Instrumental-Raumflügen spielen Motorpsycho den Hörer in die elektrisch-elysische Ewigkeit, verbinden härteste Metall-Elemente mit Led Zeppelin-Groove, Jazz-Freiheit, Psychedelic-Phantasie, Klang-Kaskaden am Rande des Chaos, hypnotisch pulsierenden Rock-Passagen und Früh-Prog-Glanz. Die allzeit bestimmende Gitarre wird dabei kongenial von Bass und Schlagwerk unterstützt, gebettet, umsponnen und angetrieben, schwebendes Keyboard-Feinwerk, ein einsames Klavier und eine intime Trompete bereichern den kreativen Kosmos. Bemerkenswert aber auch der Gesang, der in häufig zweistimmiger Harmonie zu erstaunlicher Güte gereift ist. Ein Album, das nach einer einminütigen Ruhe-Phase auf einen einzigen, einzigartigen, einstündigen Trip schickt, von dem man nicht wiederkehren möchte.
(Glitterhouse)
|
#6: Christian Scott: "Yesterday You Said Tomorrow" (Universal/Concord, Feb. 2010) |
Am vergangenen Dienstag kam ein Anruf von meinem Freund
Frank: er habe zwei Freikarten für ein Jazzkonzert am kommenden
Abend in Kempen mit dem amerikanischen Jazztrompeter Christian
Scott. Weil ich von dem Mann aber bisher noch nie etwas gehört
hatte und ausserdem eigentlich keine Lust, nachts bei Eisesglätte
mit meinem Wagen durch den linken Niederrhein zu heizen, wollte ich
eigentlich schon absagen, aber Frank kann mitunter sehr überzeugend
sein.
Also waren wir beide am Mittwoch Richtung Kempen unterwegs
(ein nettes Städtchen, soweit man das im Dunkeln beurteilen kann!),
um dort im Jugendzentrum "Campus" einem grandiosen Auftritt
beizuwohnen: gestern noch in Paris und morgen in Berlin legte das
Christian Scott Quintet bei uns am beschaulichen Niederrhein
einen Zwischenstopp ein und spielte ein dermassen gutes Konzert, dass
ich mir am Donnerstag sofort das neue Album bestellen
musste, das mir dann auch bereits am Samstag morgen
von meinem wie immer gut gelaunten Briefträger überreicht
wurde.
Beim Konzert hatte Mr. Scott noch schmunzelnd damit kokettiert, dass
die BBC sein neues Album zu einem der besten Jazzalben der
letzten 50 Jahre erklärt hätte, was natürlich totaler
Humbug ist, aber beim Hören beschleicht mich jetzt sogar der
Gedanke, dass die BBC vielleicht sogar recht haben könnte.
Um Euch noch neugieriger zu machen hier ein kurzes Zitat vom Künstler
aus den Liner-Notes: "YYST was designed in
subject matter and sound to have the brevity and the character of
the recordings of the '60s (the
John Coltrane Quartet, Miles Davis
2nd quintet, Bob Dylan, Hendrix,
Mingus, etc.), a period when music
was in direct relationship to society in view and application.".
Wenn ich jetzt das Namedropping noch um Radiohead ergänze
("Eraser", die einzige Fremdkomposition, stammt von Thom
Yorke) , dann haben wir (fast) alle Hinweise zum Verständnis
dieser Musik zusammen.
Erwähnt werden muss ausserdem noch die tolle Band von Platte
und Konzert (Pianist Milton Fletcher, Bassist
Kris Funn, Gitarrist Matt Stevens und Wahnsinnstrommler
Jamire Williams), sowie der legendäre, inzwischen 85 Jahre
alte Tonmeister Rudy van Gelder, von dem dieses Album aufgenommen
wurde. Schön, dass dieser Mann noch unter uns weilt! Doch genug
mit den vielen Querverweisen. Jetzt gilt für alle: selber hören!
Wie ernst es Christian Scott mit seiner Verehrung von Bob
Dylan ist, kann man übrigenz in dem kleinen Werbefilm erfahren,
der auf den Webseiten der einschlägigen Internet-CD-Händler
zu sehen ist.
(22.02.2010)
Konzerthighlight: Kempen, Jazz Club im Jugendzentrum
Campus, 17.02.2010
Mehr ...
Das fängt klasse an: düstere Gitarre, Death Valley-Athmosphäre, das Schlagzeug wirbelt bedrohlich agressiv und schnell, irgendwann die Trompete, dieser luftige, melancholische Chet Baker-style – ein kleines Inferno. Christian Scott zeichnet ein politisches Bild von der bösartigen Haltung der Polizei gegenüber Afroamerikanern, in New Orleans, der Stadt, wo der junge Trompeter aufwuchs. Yesterday You Said Tomorrow ist ein politisch motiviertes Album: Scott versucht den Geist der 60er einzufangen. Musikalisch, indem er einen Hintergrund erzeugt, der die großartigen Künstler dieser Zeit repräsentiert: Miles Davis, John Coltrane, Charles Mingus, aber auch Bob Dylan und Jimi Hendrix. „Die Musik dieser Ära hatte mehr Tiefe“, sagt Scott, und spielt auf das bedrückende soziale und politische Klima dieser Zeit an – problematische Lebensverhältnisse, die Inspiration für Miles und Co? Christian Scott ist mit seinen jungen 26 Jahren erstaunlich retrospektiv. Verehrung und Enthusiasmus für seine musikalischen Vorbilder, zu denen er vermutlich eine Seelenverwandtschaft empfindet, haben ihn zu dieser sehr persönlichen Quintett-Aufnahme animiert. Scott kritisiert den Strafvollzug in den U.S.A., die ablehnende Haltung gegenüber Homosexuellen, thematisiert politischen Negativismus der ewigen Nörgler. Er tut das konkret in den Kompositionen, aber man muss es wissen, um es zu hören.
Yesterday You Said Tomorrow ist ein starkes, zeitgemäßes Jazzalbum des hochtalentierten Musikers, der mit Intelligenz und Hingabe überzeugt, dem es gelingt, eine ehrliche Aussage zu machen, in einer zupackenden, beherzten Band, die so intim auftritt, dass die Musik unweigerlich berührt. Es ist übrigens bereits Scotts 5. Album als Bandleader. Erstaunlich, aber vielleicht auch ein gebührliches Tempo für einen Überflieger, der bereits mit 13 in einer Profiband spielte, und der an der Berklee School of Music innerhalb von 2 Jahren 2 akademische Abschlüsse erwarb!?
(Katharina Lohmann, amazon.de)
Like Anthem, Christian Scott's 2007 post-Katrina meditation, Yesterday You Said Tomorrow is more than a collection of tunes; it's a statement. Scott, who was 26 at the time of this album's release, spells out his intention in the liner notes, where he explains that — and he cites the 1960s work of Coltrane, Miles, Hendrix, Dylan, and Mingus as reference points — he wanted to "create a record that has all the qualities of the documents of that era as they relate to our time by creating a palette that referenced the depth and conviction of the '60s in the context of subject matter and sound, but done in a way that illuminates the fact that my generation has had the opportunity to study the contributions of our predecessors, thus making our decision making process musically different." That's a pretty lofty goal (and a very long sentence), and a challenge to achieve, particularly with instrumental music. Scott pulls it off with aplomb though — recorded by Rudy Van Gelder and produced by Chris Dunn and Scott, Yesterday You Said Tomorrow is very much a contemporary jazz album, yet it frequently touches down in that earlier, headier era, both sonically and in a more visceral, emotional sense. It's impossible, for example, not to notice the tonal similarities to Miles' work of the late '60s in Scott's trumpet playing, and the pacing and feisty overall attitude of several tracks is reminiscent of the more contemplative music of that time.
Yet the rhythms and the setting belong to the present, with subtle and not-so-subtle influences from hip-hop, funk, and electronica finding their way into the mix. "K.K.P.D." (which Scott says stands for Ku Klux Police Department) launches it with a minute-plus of Matthew Stevens' swampy guitar run and Jamire Williams' manic drumming before Scott steps in to blow his first coolly muted solo. The piece becomes more aggressive as it unfolds, Milton Fletcher, Jr.'s piano and Kristopher Keith Funn's bass sending sparks in directions that often lead away from those Scott has chosen. "The Eraser," a song adapted from Radiohead frontman Thom Yorke's solo album of the same name, is smoother than the source material yet it's pervaded by a deliberate, somewhat unsettling scratchiness that signals the listener not to get too comfortable. The titles of some of the other tracks alone — "Angola, LA & the 13th Amendment," "Jenacide (The Inevitable Rise and Fall of the Bloodless Revolution)," "American't" — serve notice that this is a record that means business. On the latter, aimed at the negativity presently pervasive in the nation, Scott takes his time developing the melodic theme and musing introspectively as the other musicians build a solid foundation under him, while "Angola…" is a brooding, if occasionally angry exposition that doubles as a showcase for Stevens' tasteful licks. Stevens is also prominent throughout the record's closer, which he co-wrote with Scott, "The Roe Effect (Refrain in F# Minor)," a relatively stately, albeit at times unnerving commentary on the abortion issue. The track utilizes a backward recording technique in its latter half, ostensibly to juxtapose the opposing viewpoints on the charged issue, but also, one supposes, to remind the listener that the open-mindedness that goes into creating music as moving and commanding as this is also something we need to keep in the forefront as we find our way through these troubled times.
(by Jeff Tamarkin, All Music Guide)
|
#7: Ougenweide: "Herzsprung" (bureau b./Große Freiheit, April 2010) |
Das bereits zweite Comeback dieser Hamburger Folkband mit Hang zum
Mittelalter hatte ich definitiv nicht auf dem Radar. Wegen des schönen
Covers hatte ich aber online mal akustisch reingeschnuppert und
war angenehm überrascht. Außerem davon überrascht,
dass schon nach wenigen Ougenblicken klar war, dass ich mir das
Album bestellen würde.
Gerade kam es mit der Post bei mir an. Nach dem ersten Hören
bin ich sogar richtig begeistert: vielleicht ist "Herzsprung"
sogar das beste Album der Band überhaupt. Vielleicht auch was
für meine Liste der Besten des Jahres!
Zur Musik will ich später mal mehr erzählen. Hier nur
ein paar kurze Infos: von der alten Bestzung sind Sänger Olaf
Casalich und die Wulff-Brüder dabei. Die weibliche Gesangstimme
hat die mir bislang unbekannte Sabine Maria Reiss übernommen.
Produziert und aufgenommen haben die bereits erwähnten Stefan
Wulff und Frank Wulff in der Zeit von 2000 bis 2009.
Multiinstrumentalist Stefan Wulff ist auch der (heimliche)
Held dier Platte, denn seine Liste an kompetent eingesetzten Saiten-,
Blas-, Tasten- und wasweissich-Instrumenten ist schier endlos. Leider
ist er im März nach kurzer und heftiger Krankheit verstorben,
hat also die Veröffentlichung seines Meisterwerks
(das darf man wohl sagen) nicht mehr erleben können.
(20.05.2010)
Ich hab gerade mal in "Sol", das erste
Comebackalbum von 1997 reingehört, das im Unterschied zum durchgängig
akustischen "Herzsprung" voll mit Mitte
der 90er wohl moderner Computer- und Digital-Keyboardklänge
ist. Und dann klingt der Gesang mehrerer Damen auch noch so schrecklich
esotherisch wie bei Enya (so weit ich mich mit so etwas überhaupt
auskenne!). Und dann wird auch noch English gesungen! Nicht dass
ich prinzipiell was dagegen hätte - aber bei Ougenweide?
Was sol das? Egal, denn "Herzsprung"
und auch die kürzlich von mir wiederentdeckten frühen
Alben sind einfach nur wunderbar!
(17.07.2010)
Mehr ...
Vom ersten Ton an überwältigende Rückkehr dieses Mittelalter-Folk-Urgesteins, 40 Jahre nach der Gründung und fast 15 Jahre nach dem letzten Studioalbum-Lebenszeichen. Aber die lange Zeit des Reifens, nicht zuletzt auch die 40-jährige Erfahrung, des aktiven Am-Musikgeschehen-Teilhabens haben dem einstündigen 15-Song-Epos spür- und hörbar gut getan, entwickelt sich der Herzsprung doch zu einer Stil- und Klangfülle, die man auch bei den schon früher bemerkenswerten stiloffenen Musikern bislang noch nicht erlebt hatte. Mit einigem konventionellen und umso mehr exotischem Instrumentarium (Tritonshörner, Kinsho Koto, Dutar, Clavioline, Monochord, Launedda, Nyckelharpa, Singende Säge, Waldoline) erschafft die Musikanten- und Sängerschar eine überschwänglich Melodie-reiche, Welten und Zeiten verbindende Musik-Vielfalt, die mal zum Tanz, mal zum Lauschen, mal zum Tief-Sinnen lädt. Einflüsse aus Mittelalter, Barock, Jazz, dem Balkan und Asien, irischem Folk und handfestem Rock werden verarbeitet und vereinnahmt und zu einem immer wieder überraschenden, sich verändernden und doch sich treu bleibenden Stil-Fluß vereint. Gemeinsam mit alten Recken und neuen Namen schuf Frank Wulff Raven der Legende Ougenweide ein lebendiges Denkmal, und fand zudem in Sabine Maria Reiß eine Stimme, die Minnes Gesang fast vergessen lässt. Musik und Worte aus vielen Jahrhunderten, im hier und jetzt auf den zeitlosen Punkt gebracht.
(cpa, Glitterhouse)
Vor einigen Jahren entdeckte ich bei einem Konzert (wohl von Laurie Anderson) Frank Wulff unter den Begleitmusikern und sprach ihn in der Pause an auf die großen Ougenweide-Zeiten der späten 70er, die wir geteilt hatten - er auf der Bühne, ich anonym davor. Er war traurig, dass der Backkatalog in den Archiven verdämmerte, trotz des Erfolges aktueller Mittelalterbands, denen Ougenweide jede denkbare Vorlage geliefert hatten. Nach 15 Jahren Pause und neun Jahren Arbeit erscheint nun ein neues Ougenweide-Album, Frank Wulff hatte dem Termin entgegengefiebert - und erlebt nun die Veröffentlichung nicht mehr. Am 19. März starb er, mit 57, und das melancholische Werk wird zum Erbe des grandiosen Multiinstrumentalisten. Es vereint alle Stärken der Folkfusionisten: die instrumentale Exotik (was ist eine Nyckelharpa???); das Verschmelzen von Gestern und Heute; die tiefe Verwurzelung in der Folktradition, die von Tümelei so weit entfernt ist wie Woody Guthrie von Rednecks - und natürlich die pure Freude an Klängen, Melodien und Ensemblespiel. Die hatte das Hamburger Virtuosenensemble selbst in den 80ern nicht verloren, als es sich zu sehr an den Zeitgeist schmiegte und so an Bedeutung verlor. "Herzsprung" ist ein großartiges Vermächtnis, das sich mit Verlust und Vergänglichkeit beschäftigt und dabei immer den richtigen Ton trifft. Vielleicht entdeckt ja jetzt jemand den Archivschatz der alten Ougenweide-Alben und remastert sie anständig. Man wäre es dem großen Frank Wulff schuldig.
(mw, kulturnews.de)
Das Ougenweide-Jubiläumsjahr geht gut weiter! Nach der Wiederbegegnung mit Minne Graw gibt es nun also das lang erwartete Ougenweide-Studioalbum, das erste nach eineinhalb Jahrzehnten! Im Gegensatz zu "Sol", das in synthetischen Klängen geradezu badete, hat man sich bei "Herzsprung" Natur pur verordnet. Zum Klingen kommen Instrumente, die die Gebrüder Wulff aus aller Herren Länder nach Hamburg ins heimische O-Ton-Studio gebracht haben. So erklingen in trauter Eintracht Tritonshörner, Launedda, Duar, Koto, Monochord und manch andere exotische (oder historische) Köstlichkeit. Ougenweide gelingt es, aus einer deutlich gereiften Perspektive an die Siebziger anzuknüpfen. Mechthild von Magedeburgs "Dy minne", die brillante Merseburger Zauberspruch-Vertonung "Phol ende Uuodan" und "Der welsche Tanz" klingen ganz wie in den besten Tagen. Allerdings ist an die Stelle der jugendlichen Unbefangenheit von einst die Klangsensibilität eines an Musik und Erfahrung reichen Lebens getreten! Die Arrangements sind über Jahre gewachsen und wurden mit Liebe zum kleinsten Detail ausgearbeitet. Neben dem von Olaf Casalich beseelt und rhythmisch zupackend gesungenen Pferdezauber "Phol ende Uuodan", über dem ein herrlicher fünfminütiger Spannungsbogen liegt, gibt es ein weiteres Meisterstück: Sabine Maria Reiß interpretiert geradezu entrückt das tieftraurige "Ich sachs eins mals", in dem sich die Liebessehnsucht des Glogauer Liederbuches mit den Schmerzen aus Blues und Klezmer verbinden. Die Band, die Vorbild für die gesamte Mittelaltermusikszene ist, beschließt ihr Album augenzwinkernd mit einem einminütigen Epilog vom Kaliber "Merseburger Spieluhr". Ein reifes Werk von abgeklärten Musikern, die wissen, worauf es im Leben ankommt - vergleichbar nur noch mit den aktuellen Produktionen von Sting oder Peter Gabriel!
(lj, www.minnesang.com)<(p>
|
#8: The Magic Numbers: "The Runaway" (V2/Heavenly Recordings, Juli 2010) |
Das Bruder/Schwester-Doppel mit dem von mir lange erwarteten Nachfolger
zum immerhin auch schon wieder fast vier Jahre alten Vorgänger
"Those The Brokes".
Gereifter Edelpop ohne jeglichen Stadionrockverdacht. Eine kleine,
schöne und gleichzeitig traurige Nebensache: die wunderbaren
Streicherarrangement stammen von niemand geringerem als Robert
Kirby (Nick Drake-Fans
heben jetzt kurz wissend und geniessend die Augenbraue!), der leider
vor kurzem verstorben ist.
übrigenz wird die Band immer wieder mit den Mamas & Papas
verglichen. Zwar habe ich nichts gegen dieses Gesangtruppe, ganz im
Gegenteil, aber der Vergleich hinkt, denn musikalisch gibt es wenig
Gemeinsamkeiten. Was mir stattdessen eher in den Sinn kommt: Fleetwood
Mac zu Zeiten von Rumours!
Bei "Throwing My Heart Away" muss ich immer an Stevie
Nicks denken (etwa "Dreams" oder "Rhiannon").
Und das soll natürlich ein Lob sein.
Als Bonus enthält das Vinyl-Doppelalbum eine 7"-Single mit
dem puren Streicherarrangement von Robert Kirby zur ersten
Single "The Pulse": auch das funktioniert schon ganz wunderbar
für sich alleine.
(04.08.2010)
|
#9: Belle & Sebastian: "Write About Love" (Rough Trade, Okt. 2010) |
... und noch eine Band, die ich in den letzten Jahren irgendwie aus
den Augen verloren hatte. Die Schotten sind mit ihrem Gitarrenpop
nun auch schon etwa 15 Jahre im Geschäft und haben möglicherweise
gerade eines ihrer besten Alben abgeliefert!
(24.12.2010)
Mehr ...
Mehr als vier Jahre ließ sich Stuart Murdoch Zeit für sein wunderweiches Wolken-Pop-Werk, Zeit, die er nutzte, um auch jegliche Kante, jede Ecke von seinen 11 Pop-Perlen abzuschleifen, um nur den reinen Wohlklang auf dem neuen Album zu kondensieren. Mit schlichter Band-Besetzung aus Gitarre, Bass und Schlagwerk, bereichert um schwummrige Orgel und verspielte Elektronik-Elemente, dezentes Blech-Blasspiel und sanftes Streichwerk, bestehen die Songs ganz aus Luft und Liebe, schweben federleicht durch einen zeitlos strahlenden Himmel, der ganz in bunten Spät-60er/Früh-70er Pop-Farben leuchtet, vorsichtig um Elemente aus Chanson, Jazz und Soul belebt. Die natürlich anmutigen Melodien serviert Murdoch mit sanfter Sebastian-Stimme und bereichert vier Songs um die vokale Sanft-Note dreier verschiedener Belles: Sarah Martin singt zwei von ihr geschriebene Lieder, Schauspielerin Carey Mulligan leiht einem Track ihre weiche Stimme und zu einem besonderen Glanzlicht wird Little Lou, Ugly Jack, Prophet John durch den wundervollen Gesangsgastauftritt von Norah Jones. Federleichte Kost, die lächeln macht und jeden noch so grauen Tag erhellt.
(Glitterhouse)
|
#10: Richard Thompson: "Dream Attic" (Proper, Sept. 2010) |
Wäre Rock'n'Roll olympisch und gäbe es dort einen Triathlon
für Gesang, Komposition und Gitarre, so könnte es nur einen
Goldmedalliengewinner geben: natürlich Richard Thompson, Ex-Fairport
Convention und britischster aller Exil-Briten in den US of A.
In der Einzeldisziplin "Gitarre" wäre
er sogar in meiner engeren Wahl für Gold und auch bei "Komposition"
käme er garantiert in den Endkampf. Als "Sänger"
finde ich ihn zwar auch sehr gut, aber für's Treppchen fallen
mir da ein paar andere ein, die meisten Tim oder Nick
mit Vornamen heißen.
Noch mehr Positives zum neuen Album gefällig? Zum einen ist das
Cover zur Abwechselung mal NICHT HäSSLICH. Da hat
uns Mr. Thompson in der Vergangenheit doch schon so Einiges zugemutet
(siehe dazu weitere Beispiele unter "Ugly
Cover"). Zum anderen handelt es sich um ein Livealbum
mit ausschlieslich neuen Liedern. Den Mut zu sowas hatte
nach meiner löchrigen Erinnerung bislang nur Neil Young
bei "Time Fades Away".
Dem gegenüber würde ich "Dream Attic" sogar noch
deutlich höher einschätzen. Und wenn ich unbedingt noch
ein Haar in der Suppe finden muss: auf den am Ende jedes Liedes zu
hörenden und immer vor dem nächsten Lied wieder ausgeblendeten
Publikumsapplaus hätte ich ganz verzichtet oder zum Eindruck
eines kompakten Einzelkonzerts verdichtet. Aber was weiß ich
den schon ...
(13.09.2010/15.01.2010)
Mehr ...
ProduktinfoRichard Thompson, Gründungsmitglied von Fairport Convention und einer der bedeutendsten Gitarristen und Songwriter unserer Zeit, kehrt mit seinem neuen Album “Dream Attic” zurück. Thompson hat seine 13 Songs vor einem Publikum aufgenommen und konnte dadurch die tolle Energie seiner Live-Shows komplett einfangen. Diese Songs sind in einer kreativen Phase während der West Coast Tour im Februar entstanden und in nur drei Shows in San Francisco eingespielt worden. Neben Thompson treten dabei Pete Zorn (Gitarren), Michael Jerome (Drums), Taras Podaniuk (Bass) und Joel Zifkin (Violine / Mandoline) auf. Der Album-Opener ist ein explosives Stück namens “The Money Shuffle”, eine kritische Auseindersetzung mit der Wall Street mit einem wilden Gitarrensolo. Danach geht es eher mit Balladen weiter, Songs wie “Among The Gorse, Among The Grey” oder “Burning Ma” sind Paradebeispiele für Thompsons großartige Charakterstudien. “A Brother Slips Away” ist eine bewegte Elegie auf Richards verstorbene Freunde, “Big Sun Falling In The River” ist ein echter heiterer Klassiker in der besten Beatles-Tradition.
Die Deluxe Version erscheint in einer anderen Verpackung und enthält zusätzlich eine zweite CD mit allen 13 Songs als Akustik-Versionen.
(rough-trade. net)
Richard Thompson, one of the most distinguished guitarists and songwriters of our time, returns with Dream Attic, a collection of 13 brand-new songs recorded in front of live audiences during a February 2010 West Coast tour. By recording Dream Attic on stage, Thompson was able to capture the interaction between himself and his band members, who between them add acoustic guitar, mandolin, violin, sax, bass and drums into the mix. Throughout, listeners are treated not only to phenomenal musicianship, but also a typically diverse and strong set of new songs.
(shoutfactory. com)
"Richard Thompson ist jedoch mitnichten darauf aus, seinen Legendenstatus zu festigen. Alle paar Jahre haut er ein Meisterwerk raus, das sich schlecht verkauft und die Kritiker begeistert."
(rollingstone. de)
"At first listen, the 13 songs sound very 'live' (they will do - an audience was invited to appear at the recording session), especially the tongue-firmly-in-cheek synopsis of the financial markets, "The Money Shuffle", with others such as "Here Comes Geordie" and "Demons In Her Dancing Shoes" telling observational stories in his usual inimitable way. This new collection will appear as a limited double-disc set of finished band versions coupled with a disc of demos from the same writing sessions, basically an acoustic reading of the entire album."
(allgigs. co. uk)
Vom ersten Gitarrenton an deftiges, mitreissendes Rock-Werk des immer noch ungebremsten Recken, der Energie zuliebe an drei Tagen vor begeistertem Publikum in San Francisco aufgenommen. Von einem kreativen Schub der 2010er West Coast Tour beflügelt stellte sich das Urgestein des britischen Folk-Rock gemeinsam mit Pete Zorn, Michael Jerome, Taras Podaniuk und Joel Zifkin mit 13 frischen Songs der erwartungsvollen Zuhörerschaft und nutzte die Gunst der guten Live-Stunde (Laufzeit: 73 Minuten) zu manch ausschweifendem Instrumental-Ausflug auf Rock- und Folk-Handwerkszeug. Das gestochen scharfe Rock-Instrumentarium wird dabei um Beiträge auf Geige, Mandoline, Flöte und Saxophon bereichert, und so wechselt der Schwerpunkt von Rock auf Folk auch schon mal innerhalb eines der Songs, die mit bis zu 7 Minuten Länge von der kreativen Spiellust aller Beteiligten künden. Im Zentrum steht Thompson, der sich immer mehr auch als höchst lyrischer Sänger zeigt und mit seiner Gitarre auf die ausschweifendsten Ausflüge mitnimmt. Ein ganz besonderes Bonbon aber bietet die limitierte Version dieses 2010er Albums, die in aufwändigerer Verpackung einen zweiten Tonträger bietet, der in einer gepflegten knappen Stunde Akustik-Studio-Versionen aller 13 Albumtracks beinhaltet. Gebettet auf einem feinst gesponnenen Lager aus akustischem Gitarrenklang, mitunter bereichert um Klangmalereien auf Akkordeon und Mandoline, gewinnen die Songs ein völlig neues Gesicht, und auch der Sänger Richard darf sich als Meister der Ballade beweisen. Als Einzelalbum mitreissend gelungen, im Doppelpack doppelt gut.
(cpa, Glitterhouse)
|
der gute Rest ...
"Dan Berglund's Tonbruket" (Act, Jan. 2010) |
Der schwedische Bassist Dan Berglund spielte bisher im Esbjörn
Svensson Trio, einem der weltbesten Jazz-Piano-Trios der letzten
Jahre, obwohl "E.S.T.", wie die Truppe auch kurz
& knapp genannt wurde, eigentlich nie pur Jazz, sondern immer
auch ein wenig "Rock" und alles mögliche andere war.
Nach dem Unfalltod des Pianisten Esbjörn Svensson und
somit dem zwangsläufigen Ende des Trios vor wenigen Jahren präsentiert
Berglund hier seine neues Quartett, das noch weniger "pur Jazz"
ist als die alte Band. Bei den ersten Tönen des Gitarristen Johan
Lindström auf seiner Lapsteel bei der Eröffnungsnummer
"Sister Sad" fühlt man sich eher an die Eröfnungssequenz
von Pink Floyds "Wish You
Were Here" erinnert: auch David Gilmour setzte gerne
dieses sonst eher im Country angesiedelte Instrument ein. Zwar versuchen
die Musiker von Tonbruket gar nicht erst, die musikalische
Lücke von E.S.T. zu schließen (höchstens die
"kommerzielle Lücke", denn auch Tonbruket veröffentlicht
beim deutschen Jazzlabel Act!), aber ein besonderes Augenmerk
liegt sicherlich auf dem Mann, der hier auf dem Klavierhocker in ziemlich
großen Fußstapfen sitzt: es handelt sich um den offensichtlich
sehr gut beschäftigten Martin Hederos, der ja schließlich
auch die Tasten bei den Rockern von The
Soundtrack Of Our Lives bedient und unter dem Namen Hederos
& Hellberg ein gefragtes Klavier/Gesangs-Duo hat bzw. hatte.
Ist das hier jetzt also "Jazz"? Oder "Rock"? Kein
Ahnung - aber auf jeden Fall gute Musik- und auf gar keinen Fall das,
was man im Allgemeinen als "Jazzrock" bezeichnet
oder als "Progrock"!"Und das ist gut
so!", wie unser Wowi aus Bärlin so schön sagt.
(07.02.2010)
Mehr ...
Schon im Trio Esbjörn Svenssons war Dan Berglund der Mann für Effekte und Experimente. Kaum ein Kontrabassist machte sich radikaler die Macht der Tretminen zunutze als der Schwede. Wo Eberhard Weber noch vergleichsweise brav mit Bandechos die lyrische Macht der tiefen Töne auszuloten versuchte, setzt Berglund brachial auf Fuzztone, Wah und Octaver. Dabei macht er sich auf "Tonbruket" durchaus nicht zum lautsprechenden Chef, sondern fügt sich in den Kollektivgedanken. Das hat dann ganz viel von Philip Glass, vom Penguin Café Orchestra, von scheinbar naiver Kompositorik, die allerdings so viele Raffinessen und Finten bereithält, das man sich kaum daran satthören kann. Wen die spröde Melodramatik des nordischen Klangverständnisses mittlerweile ein wenig zu langweilen begann, muss hier kein weiteres Ungemach befürchten. Allein die tonale Liebesheirat zwischen Berglunds knarzenden Basssaiten und der ätherischen Pedalsteel von Johan Lindströms ist atemberaubend.
(kulturnews.de)
|
Get Well Soon: "Vexations" (City Slang, Jan. 2010) |
Auf dieses schöne & schwere Vinyldoppelalbum musste ich
einige Tage warten. Der erste Höreindruck ist eigentlich ganz
gut, aber richtig gute Songs mit dem Ohrwurmfaktor, wie beim Debütalbum
"Rest Now, Weary Head!
You Will Get Well Soon", konnte ich auf die Schnelle nicht
finden. Auf jeden Fall liegt dieses oppulente Album im Klappcover
gut in den Händen. Ich bin sogar versucht zu glauben, dass
dadurch die Musik beim Hören besser klingt. Ach ja - natürlich
mit dem erhofften MP3-Downloadgutschein!
(12.02.2010)
Am Samstag war die Band in Haldern zu Gast. Und weil auch
Musée Méchanique dort eigentlich
spielen sollten bin ich natürlich hingefahren. Aber leider
bin ich auch nach dem guten Auftritt der Band immer noch nicht viel
schlauer, ob ich die Platte jetzt gut finde ohne nicht. Eigentlich
stimmen alle Zutaten, aber irgend etwas fehlt ... vermutlich sind
es doch die ein wenig zu melancholischen Lieder mit den ein wenig
zu traurigen Melodien, die mir nicht wirklich gefallen, aber man
kann es auch ganz schlicht so sagen: zu viel Klassik, zu wenig Rock'n'Roll
- aber das trifft es auch irgendwie nicht ganz.
Gestern war ich in Düsseldorf beim Konzert der Tindersticks,
die ja auch sehr melancholisch daher kommen - aber die haben einfach
die besseren Melodien und natürlich in Stuart Staples
einen begnadeten Sänger und Performer. Aber da hat der noch
recht junge Konstantin Gropper schließlich noch viel
Zeit, um zu reifen ...
(01.03.2010)
Konzerthighlight: Rock im Saal, Haldern, 27.02.2010
Mehr ...
Es kommt nicht alle Tage vor, dass eine deutsche Gruppe gleich mit dem Debütalbum musikalisch hochwertige Kompositionsfertigkeit anbietet. Get Well Soon mit ihrem Hang zum orchestralen Pop bildeten da im Jahre 2006 eine Ausnahme. Nun präsentiert das Vehikel von Songwriter, Multiinstrumentalisten und Sänger Konstantin Gropper mit Vexations einen bis ins Detail ausgearbeiteten Nachfolger vor, der Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon in den Schatten stellt. Gropper, ein junger Oberschwabe mit Wohnsitz Berlin absolvierte Mannheimer Pop-Akademie, wurde am Cello ausgebildet und weiß eine ganze Menge von Musik.
Zufiel? Das Musikmagazin Spex warf ihm jedenfalls „Schlaumeiermusik“ oder „Designer Cleverness“ vor, was Konstantin in einem Interview mit Amazon. de trocken beantwortet: „Lustig, dass gerade DAS Magazin für Schlaumeiermusik und Designer Cleverness so was schreibt. Es trifft mich aber sehr. Ich habe viel geweint“. Aber deckelt all das Wissen und Können nicht die Spontanität? Dazu meint Gropper, „...das Spontanität in meiner Musik nicht die wichtigste Rolle spielt. Aber das ist ja eher eine künstlerische Entscheidung. In Improvisieren und Jammen sah ich nie meine Stärke, das hat bei mir nie zu einem guten Ergebnis geführt. Das Album entstand erst genau wie das erste auch. Es gibt eine Home-Recording Version mit einigem programmierten Instrumentarium. Diese Version haben die Musiker mit Noten erhalten. Ich bin zwar immer offen für Anregungen, die größte Veränderung fand im Studio allerdings schon in Sachen Raumklang und Dynamik statt, weniger im Arrangement“.
Auffällig an Vexations sind die sehr üppig ausstaffierten Arrangements, dass in den Songs eine Schwere liegt, die sich in den Texten fortsetzt. Wo nur kommt diese so ernsthafte Sicht auf die Dinge her? „Ich weiß nicht so recht“, antwortet der Get-Well-Soon-Mastermind, „das ist eigentlich keine Absicht. Wenn ich mich hinsetze und Songs schreibe, gelange ich oft schnell automatisch zu ernsteren Themen. Man sitzt da als Autor ja nur bedingt am eigenen Steuer. Beim Schreiben kommen dann eher die verborgenen Sachen zutage. Vielleicht kommt ja irgendwann noch das Ballermann-Album. Wer weiß“.
Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon entstand in einem halben Musikerleben, Vexations in nur zwei Monaten und trotzdem quillt es über vor Zitaten, Referenzen und Einflüssen. Wie konnte die in so kurzer Zeit verarbeitet werden? Gropper: „Es war einfach das Konzept des Albums mit Zitaten und Querbezügen zu arbeiten. Die größte Arbeit war die Stoffsammlung. Das Collagieren und Ausformulieren ging recht schnell. Ich glaube aber auch, dass sich einfach über längere Zeit schon relativ konkrete Ideen „angestaut“ hatten, die dann ziemlich schnell wieder präsent waren.
Amazon.de: Das Verwirrende an deinen Songs sind die stimmungsvollen Hochs und Tiefs, deine Gesang aber bleibt zumeist stoisch, fast kontrolliert. Zufall oder Konzept? Worauf Konstamtin Gropper antwortet: „Teils, teils. Ich würde sagen: Das ist einfach, wie ich singe. Ob das nun kontrolliert klingt, kann ich nicht beurteilen. Die Stimme ist bei mir eben nicht immer emotionales Zentrum der Songs, das können auch mal andere Parts übernehmen, und der Gesang kommentiert eher. Aber „verwirrend“ finde ich gut. Dann mach ich so weiter“.
Wer sich die Deluxe-Edition von Vexations zulegt, wird mit acht ganz besonderen Songs belohnt. „Your Teenage FBI” wurde für den Film Same Same But Different von Detlev Buck komponiert und listet als Gast Wallis Bird. „Busy Hope” wie „Good Friday” stammen von Palermo Shooting von Wim Wenders und „The World Needs A New...” aus dem Streifen Contact High. Weitere Soundtrackbeiträge sind das Stevie Wonder Cover „Harmour Love“ für Junebug sowie My Door” aus Der Entsorgte Vater von Douglas Wolfsperger. Abgerundet wird die Bonus-CD durch die Coverversion „La Chanson d'Hélène”, einst von Romy Schneider & Michel Piccoli gesungen und „I'm Deranged“ aus der Feder von David Bowie & Brian Eno kennen Cineasten aus Lost Highway vom Meisterregisseurs David Lynch.
(Sven Niechziol, amazon.de)
|
Musée Mécanique: "Hold This Ghost" (Souterrain Transmissions, Jan. 2010/2008) |
Die Entdeckungsreise nach Portland geht auch mit dieser Veröffentlichung
aus dem Hause Souterrain Transmissions weiter. Vergleiche in
der Presse bemühen gerne den Einsatz der vielen mehr oder weniger
exotischen oder "historischen" Instrumente- von der singenden
Säge bis zum Uraltanalogsynthie. Aber eigentlich handelt es sich
bei Musée Mécanique doch auch nur um zwei singende
und songschreibende Burschen mit ihren Gitarren, deren Musik für
meinen Geschmack gut zu Leuten wie J.
Tillman und William Fitzsimmons
passt, auch wenn Micah Rabwin und Sean Ogilvie ihr musikalisches
Grundgerüst aus Gesang und Gitarrenlieber mit mechanischen und
nicht mit digitalen Zutaten vom Laptop anreichern. Beide begleiten
übrigenz nebenher sowohl live als auch im Studio des öfteren
Labelkollegin Laura Gibson. Alleine
dafür muss man sie mögen.
Natürlich ist gibt's auch bei dieser fünften LP des Labels
die MP3s gratis dabei. Vielleicht ist es auch erst die dritte Veröffentlichung,
denn sie trägt zwar die Nummer SOU005LP, mir sind aber
nur die beiden anderen Alben von Laura
Gibson (SOU001LP) und Ramona
Falls (SOU002LP) bekannt. Es heisst also: weiter aufmerksam
sein.
(12.02.2010)
Mehr ...
Freunde von Air über Port O´Brien bis hin zu Magnolia Electric Co kommen auf dem fantastischen Debütalbum von Musée Mécanique voll auf ihre Kosten.
Sean Ogilvie und Micah Rabwin machen Musik zusammen seit sie 15 sind. Diese zwei Mittzwanziger sind der Kern von Musée Mécanique, einem Quintett aus Portland, Oregon. Und die kreative Zeitreise dieser beiden, die seit mehr als einem Jahrzehnt anhält, hat schon alles Mögliche überstanden, räumliche Entfernung, musikalische Entfremdung (bei dem was zwischen 15 und 25 alles passiert – kein Wunder eigentlich, oder?). Hold This Ghost heißt das Debütalbum ihrer Band, die sie passender gar nicht hätten benennen können. Denn die Musiker teilen die Faszination für alte mechanische Instrumente und Maschinen, die sie auf dieser Platte zum Leben erwecken. Es schwingt eine unwirkliche oder besser unweltliche Schönheit in dieser Musik mit. Und diese ganz besonders seltene Fluffigkeit, die man sonst so nur von der französischen Band Air kennt. Doch wo Air immer schon die Flucht nach vorn in Utopia und Zukunft angetreten haben, ganz synthetisch und artifiziell bleiben wollen, wurzeln Musée Mécanique eben doch in einer durch und durch analogen amerikanischen Tradition.
Named after a seaside museum in San Francisco, Musée Mécanique mixes pianos, guitars, synthesizers, and vintage instruments into a unique chamber pop sound. Founding members Micah Rabwin and Sean Ogilvie were raised in California, where they drew influence from the museum's vintage appeal. Adopting the name Musée Mécanique, the duo began making music that paid homage to the same era evoked by the museum, which housed antique arcade games and novelties salvaged from an old San Francisco amusement park. The two then relocated to Portland, where they welcomed new members into the band's fold and began composing songs in earnest. Released in 2008, Hold This Ghost marked Musée Mécanique's full-length debut.
(by Andrew Leahey, All Music Guide)
“A layered, delicate take on folk, meticulously arranged with an ear for atmosphere and texture, with surprises unfolding every moment” – XLR8R
“Elegant, expressive” – Washington Times
“Hypnotically compelling” – San Francisco Chronicle
"With their soft voices and crafty arrangements, the music is a sort of airy folk style, not too far from Nick Drake, but with a constantly shifting array of instruments... I really enjoy the feel of this record- it seems they captured perfectly what they do best." - Larry Crane, Tape Op Magazine
"A smooth puree of the epically sweeping soundscapes of Pink Floyd and the catchier acid-indie sensibilities of the Flaming Lips."– LA City Beat
"An album for the ages" - The Oregonian
” Few recent releases approach the textural and musically detailed devotion of Musée Mécanique's debut long-player, Hold This Ghost…masterfully assembled like a musical ship-in-a-bottle via thrift store instruments, castaway equipment, and just about anything else the band could get their hands on.” – Portland Mercury
|
Tindersticks: "Falling Down A Mountain" (4AD, Jan. 2010) |
Stuart Staples mit seiner wunderbaren Band Tindersticks
jetzt auf dem 4AD-Label - das macht natürlich Sinn! Was
soll man zu dieser Band noch viel sagen, die seit den früher
90ern ein paar grosse Alben (vor allem die titellosen ersten beiden
von 1993 bzw. 1995)
und viele mittelprächtige gemacht, auch wenn ich als Hörer
nicht immer am Ball war? "Falling Down The Mountain" hat
mich nun neben den - wie immer - guten Kritiken aus folgenden Gründen
zum zeitnahen Erwerb bewogen: die göttliche Mary
Margaret O'Hara hat beim witzigen (!) "Peanuts" einen
ihren leider äußerst seltenen Gesangsaufritte im Duett
mit Staples. Zum Kauf der CD hätte das zwar alleine schon gereicht,
aber als ich mir sicher war, dass bei der Vinylausgabe ein Downloadgutschein
dabeisein würde, war die Sache natürlich geritzt!
Ist das Album jetzt so gut wie die grandiosen ersten beiden? Ich habe
keine Ahnung nach dem ersten Hören - auf jeden ist es noch besser
als das schon ziemlich gute Comebackalbum "The
Hungry Saw" von 2008!
Ach ja - der irische Singer/Songwriter David
Kitt gehört jetzt als Gitarrist und zweite Gesangstimme fest
zur Band.
(28.02.2010)
Konzerthighlight: Düsseldorf, ZAKK, 28.02.2010
Mehr ...
2008 meldeten sich die Tindersticks nach fünf Jahren Pause mit erweitertem Line-up und dem famosen, von der Kritik einhellig gefeierten „The HUngry Saw“ zurück. 2010 folgt gleich das nächste Werk der Band um Stuart Staples: "Falling Down A Mountain" heißt das achte Album der Briten. Es entstand im Sommer letzten Jahres in zwei Studios (dem bandeigenen Le Chien Chanceux in Frankreich und ICP in Belgien) und ist ihr erstes Album für ihr neues Label 4AD. Mehr als zuvor ist es ein Werk der ganzen Gruppe, die sich mit Earl Harvin am Schlagzeug und David Kitt an der Gitarre verstärkt hat. Schon das atmosphärisch dichte, fiebrig-hypnotische Titelstück als Opener gibt die Richtung vor: Die Tindersticks ruhen sich auch im 17. Jahr ihres Bestehens nicht auf dem Erreichten aus, ergänzen ihren Trademark Sound um neue Einflüsse (das Velvet Underground-drogengeschwängerte „No Place So Alone“!), ohne sich zu verbiegen. Wunderschön auch das Duett von Tom Waits-Muse Mary Margaret O’Hara mit Stuart Staples in „Peanuts“, einer typischen Tindersticks-Ballade, die den Spagat zwischen federleicht und tief- bzw. hintergründig perfekt hinbekommt. Einzig „Harmony Around My Table“, auf dem Staples den gut gelaunten Crooner gibt, bleibt zumindest für mich ein Fremdkörper in einem starken Tindersticks Album, das mit seinen gut 45 Minuten Laufzeit ideale Voraussetzungen für die Vinyl-Veröffentlichung bietet.
(Glitterhouse)
After eighteen years, they still soldier on... After a somewhat revised version of Tindersticks broke their five-year recording silence with 1998's The Hungry Saw, it took less than two years for the group (again with a few modifications to the lineup) to compound that successful return with another new album — their eighth overall — which stands as perhaps even more of an achievement and pleasant surprise than its very fine predecessor. While Saw offered a few rare glimmers of positivity and sweetness from Stuart Staples and company, it was essentially business as usual for the perennially moody Britons. Falling Down a Mountain isn't exactly a major reinvention, either, but it does back up the golden-hued sky gracing its cover with some of their most upbeat and optimistic songs to date (keep in mind those are relative terms), and a liberal extension of the looseness they've been gradually settling into since 1999's Simple Pleasure. The six-and-a-half minute title track is immediately striking, with its simmering, asymmetrical, jazzy groove buoying a hypnotically simple vocal riff and some uninhibited soloing from trumpeter Terry Edwards. "Harmony Around My Table" is a bouncy soul-pop number that might hardly be recognizable as Tindersticks if not for Staples' inimitable quavering baritone (as always, an acquired taste, like fine wine), while the low-key lovers' duet "Peanuts" sports a charmingly simple, slightly silly lyric, and the twinkling ballad "Keep You Beautiful," though a typically mellow affair, is uncharacteristically, almost achingly sweet. Elsewhere, the album takes on a vaguely Western tinge (again echoing the dusty cover landscape), with the galloping, lustful "She Rode Me Down," Edwards' lonesome flügelhorn on the Morricone-esque instrumental "Hubbard Hills," and the gritty, downright driving "Black Smoke." Eventually — this being Tindersticks, after all — the darkness does creep in: the deceptively buoyant "No Place So Alone" seethes with the jealousy of a jilted lover, and by the penultimate "Factory Girls," we find Staples brooding alone, doused in melancholy, feebly asserting that "it's the wine that makes me sad, not the love I never had." It's a typically mournful, typically lovely Tindersticks moment, made all the more exquisite here in contrast to the increased stylistic range that came before it. Sometimes, it just takes a slight change in scenery to help you appreciate what you've always had.
(by K. Ross Hoffman, All Music Guide)
|
Johnny Cash: "American VI: Ain't No Grave" (American, Feb. 2010) |
Posthum
veröffentlichten Alben haftet oft ein fader Beigeschmack an:
von der zarten Frage "Hätte der Künstler zu Lebzeiten
die Veröffentlichung dieser Musik gewollt?" bis hin
zu Sprüchen wie "Resteverwertung" oder
gar "Leichenfledderei". Auf die sechste Folge
von Johnny Cashs American Recordings trifft das aber
definitiv nicht zu. Es wäre sogar sehr schade, wenn uns Rick
Rubin diese definitiv allerletzten (?) Aufnahmen eines der wichtigsten
Sängers des letzten Jahrhunderts weiter vorenthalten hätte.
Unpeinlich. Ergreifend. Wunderschön. Selbst das abschliessende
"Oloha Ohe" kann nicht wirklich schocken.
(01.04.2010) |
Midlake: "The Courage Of Others" (Bella Union, Feb. 2010) |
Drei und ein halbes Jahr gelten in der Popmusik, abgesehen vielleicht
von Scott Walker, Axl Rose
und Sade, als eine kleine Ewigkeit. Solange hat es gedauert,
bis die Band aus Texas einen Nachfolger zu "The
Trials Of Van Occupanther" veröffentlicht hat. Während
jenes Album bei mir aus heute kaum noch nachzuvollziehbaren Gründen
damals wenig Eindruck hinterlassen hatte (da muss ich wohl noch
einmal nachsitzen!), war ich jetzt aber direkt dabei: die aktuellen
Besprechungen von "The Courage Of Others" erwähnen
die Vorliebe der Band für britischen Folkrock der frühen
70er (Fairport Convention,
Pentangle, ...), weshalb ich
besonders neugierig war. Zwar würde ich die Musik von Midlake
nicht unbedingt als "Folkrock" bezeichnen - ich kann keine
Verweise auf die britische Folk-Tradition heraushören - aber
es klingt für meine Ohren trotzdem sehr schön. Es fällt
dabei der Einsatz der Querflöte in fast jedem
Lied auf, während der Einsatz von Tasteninstrumenten reduziert
wurde. Man könnte vielleicht eher Jethro Tull als Vergleich
anführen, aber da kenne ich mich kaum aus, denn Ian Anderson
fand ich immer ein wenig anstrengend, während Midlakes Tim
Smith interessante Songs schreibt und seine Flöte auch
eher als Klangfarbe, denn als Soloinstrument einsetzt. Einziger
Schwachpunkt nach dem ersten Hören: mir sind die Lieder melodisch
etwas zu ähnlich geraten, sodass ich sie kaum auseinander halten
kann. Da hätte ich gerne etwas mehr Abwechselung gehabt. Vielleicht
muss ich da aber nur etwas öfter und konzentrierter zuhören.
Ausserdem singen viele meiner Helden immer die gleiche Melodie und
tun gut daran: Johnny Cash, Van Morrison, Bob Dylan,
Robert Forster: die Liste ist lang.
(22.02.2010)
Ich habe "The Trials Of Van
Occupanther" von 2006 wie versprochen noch einmal herausgekramt
und kann jetzt alle beruhigen: ebenfalls ein tolles Album!
(14.03.2010)
Mehr ...
Ende Januar erscheint nach fast vierjähriger Wartezeit endlich das neue Album von Midlake, "The Courage Of Others".
Nach dem Erfolg des Vorgängers, mit Hilfe dessen sich Midlake zu Kritikerlieblingen entwickelten und immer groessere Konzerthallen bespielten, versuchten die 5 Musiker, den Erwartungsdruck so gut wie möglich zu ignorieren. Aber die Arbeit an den neuen Songs gestaltete sich schwieriger als erwartet. Gitarrist Eric Pulido erinnert sich: "There were lots of growing pains. With time comes struggle - personally, financially, and motivation. But we didn’t want to make the same album as 'Van Occupanther', so we carried on moving and creating and pushing for a newer sound and emotion.” Und so ist ihnen mit "The Courage Of Others" ein in seiner Gesamtheit eher dunkleres, träumerisches und ausgestalteteres Album gelungen.
(amazon.de)
Midlake’s third album, The Courage of Others, resides in the same woody, bearded Laurel Canyon neighborhood as their previous release The Trials of Van Occupanther. Tim Smith and his crew of laid-back balladeers have created another mesmerizing, smoke-filled work of quiet beauty that may not exactly improve on Trials, but does refine and focus their sound. Smith’s tender vocals, the band’s sympathetically hushed backing, and the strong melodies of the songs combine to cast a spell of hushed melancholy that’s only occasionally broken up by drums or volume. Indeed, the one song that rises above the no-tempo to midtempo mark, "Children of the Grounds," sounds a bit out of place before the web of vocal harmonies pulls the song back into the lovely gloom. The slightly mystical, always deeply felt lyrics that fill the rest of the album also serve to unify and narrow the focus of the album. Smith never comes close to writing a love song, instead focusing on the human condition, death, courage (as per the album’s title), and nature. The thoughtfulness and heaviness of the words can be a bit much at times, but the vocal harmonies and layers of guitars smooth over any concerns before they really take hold. Sadly, this time out, the band have put aside the wonderfully corny synthesizers they used on the last record in favor of a 100-percent organic approach that fits their bearded poets of the mountain image. Sad, because the one thing the album is missing is some kind of surprise or unexpected musical choice to shake the record loose from the strict generic bounds it adheres to from start to finish. It’s almost like the group set out to make exactly the record a lover of this kind of honest, moody, and unfailingly real music, where even the girls in the band have beards, would want to hear. That they succeeded in doing just that is impressive, but for anyone who wants a little more, they may need to go back to Trials.
(by Tim Sendra, All Music Guide)
|
Allison Moorer: "Crows" (Rykodiscs, Feb. 2010) |
Auch Shelby Lynne's kleine Schwester
ist inzwischen eine der ganzen großen in der Singer/Songwriter-Zunft.
Für dieses Album ist sie wieder zurückgekehrt aus New York
nach Nashville und hat sich statt von ihrem Ehemann Steve Earle
wieder von ihrem alten Weggefährten und Trommler R.S. Field
produzieren lassen, der diesen Job bereits auf dem 2004er-Alben "The
Duel" und der Konzert-DVD "Show"
gut machte.
Der Mann vom Glitterhaus hält "Crows" sogar für
"das bessere Shelby-Album", aber so weit möchte
ich mich nicht aus dem Fenster hängen. Das ist aber auch egal,
denn beide Ladies spielen in der ersten Liga und Vergleiche
sind deshalb überflüssig und unnötig.
(26.02.2010)
Mehr ...
Mit ihrem 2010er Album macht die Shelby Lynne-Schwester und Steve Earle-Gattin ihr Debut beim Rykodisc-Label. Dass Allison als Songwriterin und auch als Sängerin eigentlich keines Namen-Fallenlassens mehr bedürfte, hat sie sie sowohl mit ihren eigenen Songs als auch mit der Cover-Versionen-Sammlung Mockingbird nachhaltig bewiesen. Vom neuen Album, das ausschließlich neues Material bieten soll, gab es noch keinen Vorabton zu hören, die zu erwartende Eloge folgt umgehend.
Heiß ersehntes, aber noch erfreuter willkommen geheißenes 2010er Album der Shelby-Schwester und Steve-Gattin. Vier Jahre ist es her, dass die Sängerin und Songwriterin uns mit einem Album mit eigenem Material begeisterte, und auch wenn ihre Interims-Coverversionen-Sammlung eine wundervolle Abwechslung bot, so vermisste ich doch langsam die Moorer-eigenen Lieder. Und so waren die Erwartungen beim Crows-Erst-Auflegen fast schon unerfüllbar groß und die Lieder liefen zunächst ins Leere (Ihr kennt das). Aber schon beim zweiten Hören schlich sich die ungemein wohl ausgewogene Melange aus Country, Roots-Rock, Americana-Twang, dezentem Bar-Jazz-Verweisen, tiefem Soul-Gefühl und Balladen-Stgurmwogen von cinemascopischer Breite und Morriconesker Intensität mehr und mehr unter die Haut, sang sich Allison kraft ihrer ausgereiften, kraftvollen, wandelbaren und höchst verführerischen Stimme immer intensiver in mein Herz. Umrahmt von meisterlich gestalteten Arrangements aus perfekt bearbeitetem amerikanischen Folk-Gerät, deftigem Roots-Rock-Instrumentarium und dem episch aufspielenden kompletten Orchester verleiht der Gesang den wundervollen natürlich-schmeichelnden Melodien ein- und mehrstimmig ihre herzwärmend strahlende Energie und verwandelt die 13 Songs in Perlen für die Ewigkeit. Wundersam auch, wie Allison sich stimmlich mehr und mehr zu schwesterlichen Intensitäts-Höhen aufschwingt, aber nicht nur Dank des höheren Roots- und Country-Anteils ist Crows nicht nur das beste Allison-, sondern auch das bessere Shelby-Album. (cpa)
(Glitterhouse)
|
Joanna Newsom: "Have One On Me" (Drag City, Feb. 2010) |
Ich sammle schon ziemlich lange Schallplatten, aber "Have One
On Me" ist doch tatsächlich mein erstes Dreifachalbum,
bei dem es sich nicht um ein Livealbum oder um einen
Sampler handelt! Zu verantworten hat das Monumentalwerk eine noch
recht junge und sehr aparte Harfenspielerin aus den nördlichen
Kalifornien. Zwar hätte ich mir auch die 3-CD-Version zulegen
können, aber: wenn schon ... denn schon ...
Heute kam die Platte per Post in einem riesigen Karton, denn sie
hätte nicht in eine normale LP-Verpackungen gepasst. Erinnert
irgendwie an Boxen mit Klassischer Musik aus der Weihnachtszeit.
Auch das Covermotiv wirkt völlig übertrieben, ist aber
doch irgendwie passend. Insgesamt wirkt das alles sehr dekadent,
doch jetzt bin ich sehr gespann auf die Musik ...
3 x 6 Lieder, 3 x 40 Minuten Musik: die müssen erst einmal
verdaut werden.
P.S.: auch Tripelalbum der ersten beiden Kategorien sind
nur wenige in meinem Plattenschrank zu finden. Da fallen mir gerade
mal Neil Youngs wunderbare "Decade"-Kompilation,
der "Last Waltz"
von The Band und "Europe
72" von meinen Helden, den Grateful Dead ein. Berühmt
sind natürlich auch die "Yessongs", aber Yes
sind eigentlich nicht meine Baustelle, auch wenn ich sie mir trotzdem
vor wenigen Jahren als günstige Doppel-CD gekauft habe. Was
gibt's da sonst noch? Natürlich "All
Things Must Pass" von George Harrison, ein tolles
3fach-Werk, aber da bin ich erst vor kurzem bei der Wiederveröffentlichung
als Doppel-CD auf den Geschmack gekommen. Damals musste die Single
"My Sweet Lord" reichen.
(11.03.2010)
So - die über 120 Minuten Harfenmusik sind durchgehört.
Aber was soll ich jetzt sagen? Ein Meisterwerk? Keine Ahnung. Eher
nicht. Vor allem nicht nur deshalb meisterlich, weil es ein Drillingsalbum
ist. Man sollte mit diesem Etikett auch etwas sparsamer umgehen.
Ein bisschen zu lang geraten? ja, natürlich! Hätte frau
etwas weglassen können oder dürfen? Auf keinen Fall! Ein
zwar schwer verdaulicher, aber dennoch leckerer Brocken (eigentlich
ja drei Brocken!), von dem man und frau als Hörer noch lange
etwas hat!
(14.03.2010)
Als Dreifach-Studioalbum fällt mir übrigenz noch "Sandinista"
von The Clash ein, das mir aber im Moment noch zu viel des
Guten ist. Auf jeden Fall weiß ich inzwischen deren Doppelalbum
"London Calling"
zu schätzen.
(21.03.2010)
Mehr ...
Das dritte Vollwerk der beeindruckenden Komponistin, hervorragenden Instrumentalistin, spür- und hörbar großen Kennerin der britischen Folk-Traditionen und wirklich unverwechselbaren Sängerin kommt, dem Anlaß angemessen, als Dreifach-Tonträger-Mammut-Epos. Leider gab es von Drag City für uns vor Veröffentlichung noch keinen Ton der 18 Songs/mehr als zwei Stunden Musik zu hören, drum lassen wir Gesegnetere als uns das Wort übernehmen:
(Glitterhouse)
„Monumentales Meisterwerk“ (Spex)
„Die Harfe bleibt – neben ihrer Stimme – Newsoms Hauptinstrument, auf dem sie von handfester Rhythmusarbeit bis hin zu schlechterdings außerweltlichen Klangclustern brilliert, als seien ihre Nervenbahnen damit verwachsen, wenn sie nicht gerade ihre stupende Musikalität in ihr Piano gießt. … Hier kommt ein Paket Gutes, ein Schatz, von dem sich lange reich wird zehren lassen.“ (Musik Express, 5 Sterne)
„Sicher, man kann ihre Musik zum Appalachian Folk zurückverfolgen, zu Joni Mitchells frühen Alben, zu Kate Bush und zu Tori Amos, aber keine Analyse ihrer Einflüsse erklärt die Magie, die Joanna Newsoms Gesang und ihre behutsam aufgebauten Lieder entfalten. Wir wagen mal eine Prognose: Mehr Musikalität und Gefühl wird dieses Jahr kaum ein anderer Künstler bieten können.“ (Andreas Borcholte/Spiegel Online)
In case there was any doubt that Joanna Newsom was busy making music -- along with modeling and starring in MGMT videos -- in the four years between her brilliant second album Ys and its follow-up, Have One on Me’s three-disc, two-hour expanse is proof positive. The album’s massive size suggests that Newsom is bent on outdoing herself with each release, but the music is simpler than Ys’ symphonic reveries. Instead, she uses this oversize canvas to travel from Appalachian folk to big city pop, with stops at country, soul, and gospel along the way. It’s a dense journey, not just as a whole, but from song to song. Most of the album’s range is in the title track: Over 11 minutes, “Have One on Me” begins with jazzy harp stylings and some of Newsom’s most polished vocals, returns to Milk-Eyed Mender’s rural whimsy, passes through a marching band and lands in a British folk reverie. Similarly striking moments appear at the beginning and end of this triptych, but the first disc presents Newsom’s biggest departures. Have One on Me’s first third incorporates rock and pop, giving it a Laurel Canyon flair that underscores the ‘70s vibe of the whole endeavor. The lovely “Easy” plays like a Ys track rewritten for a rock opera; “Good Intentions Paving Company” flirts with winsome country-rock; “’81” is the closest the album comes to having a pop single; and the limpid, almost painfully quiet “Baby Birch” reaffirms that Newsom doesn’t have to be complex to be moving. The album’s third disc dives into her dramatic side, especially on “Kingfisher,” a chamber pop fantasia that plays like a condensed version of Ys. Have One on Me’s middle stretch unfurls songs that expand on Milk Eyed Mender’s serenity, including the dazzlingly beautiful “Go Long,” which ranks among Newsom’s finest songs, and the pretty but meandering “You and Me, Bess.” Therein lies the problem with Have One on Me: Newsom gives her listeners so much music that not all of it is equally memorable. The album’s cross between Milk-Eyed Mender and Ys isn’t always greater than the sum of its parts -- songs that sound like they come from a less-complex Ys or a less-innocent Milk-Eyed Mender are sometimes simply less. While Have One on Me might be more listenable if it was one or even two discs, it’s hard to say that it would be better. Its flow from disc to disc disproves thoughts that Newsom recorded three albums’ worth of material, couldn’t decide what to keep, and just released them all. At its best, these songs have the feel of an intimate live performance; at their worst, they’re lovely, but exhausting. Have One on Me is quite a technical achievement, but since Newsom has proven she can do just about anything, next time she shouldn’t try to do everything.
(by Heather Phares, All Music Guide)
|
Kathryn Williams: "The Quickening" (One Little Indian/Caw, Feb. 2010) |
Eine
neue Platte der englischen Folksängerin - immer gerne gehört.
"The Quickening" wurde im letzten Jahr in wenigen Tagen
live im Studio von einer vorzüglichen Band eingespielt: wieder
mit Neill MacColl, ihrem Duettpartner vom Album "Two",
aber auch mit dem mir bislang unbekannten Studiogitarristen Leo
Abrahams und dem vorzüglichen Vibraphonspieler Anthony
Kerr (die Atmosphäre ist also ein klein wenig wie bei Tim
Buckley!). Produziert von Kate St. John, einer der bekanntesten
Oboenspielerinnen Englands, die aber auch schon mal bei Van
Morrison zum Saxofon greift und hier für Klavier und Akkordeon
zuständig ist.
Trotz des "Live-charakters" scheint das hier Kathryns bisher
aufwändigste Produktion zu sein (ich kenne leider nicht aller
ihre Platten!), was dem intimen Charakter ihrer Musik aber überhaupt
nicht schadet. Vor allem der Gesang bezaubert wie immer.
(07.05.2010)
Mehr ...
Endlich hat die britische Fein-Folk-Fee wieder eine Label-Heimat gefunden; nachdem der blöde/blinde Major ihre Kunst nicht mehr verstand und das Eigenverlegen es für den Verehrer nicht immer einfach machte, der Williams-Kleinodien habhaft zu werden. Das achte Album der hauchzarten Stimme erscheint bei One Little Indian, und ist dort in den besten Händen. Begleitet von akustischer Gitarre, einem sanft gezupften Kontrabass, Akkordeon, Fiddle, Banjo, allerlei anderem Folk-Instrumentarium und tönendem Schlagwerk von Vibra- bis Xylophon haucht Kathryn ihren natürlich fließenden Melodien mit weichem, oft zweistimmigem Gesang verführerisches Leben ein und umgarnt den Hörer mit der Kunst, die im Leisen, Zurückhaltenden, Zarten wohnt. Dabei zieht sie ihre Inspiration sowohl aus den britischen Traditionen als auch aus dem amerikanischen Folk, bereichert ihre Feinklang-Vision um klassische Singer-Songwriter- und leise Jazz-Elemente; vor allem aber weiss sie ihre Weisen mit einer ungemein reizvollen herbstlich-melancholischen Aura zu umgeben, die das Herz mit Wehmut und Sehnsucht füllt. Herrliches, ebenso erdverbundenes wie himmelsnahes Song-Werk, das sich leise, aber unaufhaltsam im Herz verankert.
(Glitterhouse)
|
Jack Gilbert: "Till We Have Faces" (Churchhill, März 2010) |
Vor
ein paar Tagen bekam ich überraschende Post aus der Schweiz:
"Ciao Michael,
Ich hab so viele gute Tipps auf Deiner Webseite erhalten, sodass
ich Dir als kleines Dankeschön meine Debut-CD sende
J.G."
Ich habe mich natürlich sehr gefreut, denn ich bekomme selten
solche Geschenke, aber wie der Mensch so ist: sofort kommen die
dämlichsten Hintergedanken: was will der von mir? Niemand ist
einfach nur selbstlos nett! Macht Jack hier schnöde Promotionarbeit?
Beim Hören merke ich aber: das ist eine sehr schöne Platte.
"Mainstream"-Rock der guten Art. Wenn man meine eigene
Musik mit W4L oder die meines STTS-Kollegen Mathias
Schüller als "Americana vom Niederrhein"
bezeichnet, was ich persönlich eher irritierend als hilfreich
finde, dann kann man das hier vielleicht "schweizer Americana"
nennen. Aber auch das klingt bekloppt, weshalb ich lieber von guter,
alter in den 70ern verwurzelter Singer/Songwriter-Rockmusik sprechen
möchte, auch wenn das schon wieder ein wenig hilfreiches Wortungetüm
ist. Aber was soll man auch antworten, wenn man gefragt wird: "Was
machst du eigentlich für Musik?" Ich druckse dann meistens
herum und antworte oft: "Folkrock", aber eigentlich meistens
einfach: "Rockmusik". Oder eben "Mainstream
der guten Art".
Die Frage, ob ich etwas über "Till We Have Faces "
schreiben soll, hat sich also bereits erledigt. Ich schreibe weiterhin
nur über Platten, zu denen ich eine persönliche Beziehung
habe. Jetzt bleibt nur eines offen: Ohne den Poststempel hätte
ich nicht gemerkt, dass diese Musik aus der Schweiz kommt. Soll
das ein Geheimnis bleiben? Dafür gibt es doch überhaupt
keinen Grund ...
(05.04.2010)
Hier könnt Ihr selber hören und bestellen: www.jackgilbert.tv
|
Bonnie 'Prince' Billy & The Cairo Gang: "The Wonder Show Of The World" (Domino/Drag City, März 2010) |
Will Oldham ist unglaublich produktiv. Jedes Jahr erscheinen
mehrere Alben - eigentlich zu viele für mich, sodass ich inzwischen
den überblick verloren habe. Bei der "Wonder Show"
habe ich mich aber wieder mal zur Anschaffung entschlossen und bin
jetzt sehr angetan von der Musik. Hier stimmt alles: gute Songs (mit
Texten von Will Oldham und Musik anscheinend komponiert von
seinem Begleiter Emmett Kelly), gute instrumentale Umsetzung
(schlichte Arrangements mit viel A- und ein wenig E-Gitarre von
Kelly, dazu Bass und Perkussion von Azita Youssefi), stark
verbesserter Gesang (Oldham singt um Klassen besser als noch zu Zeiten
der Palace Brothers, obwohl ich
auch das damals durchaus gemocht habe). Die LP hat zwar keinen MP3-Coupon,
kommt mit einer 7"-Single daher: auch eine schöne überraschung!
(11.04.2010)
Mehr ...
Es gibt nicht viele Musikschaffende, deren frische Werke ich ungehört loben würde. Aber selbst in seinen produktivsten Phasen hat mich der Meister der intensiv-fragilen Verletzlichkeit nie enttäuscht, vor allem, weil es ihm bislang immer gelang, seinen ganz eigenen Weg fortzuführen und dennoch immer neue Pfade zu suchen und zu finden. Für sein elftes Studioalbum als Bonnie Prince Billy hat sich Will Oldham den Kalifornier Emmett Kelly – der bereits an The Letting Go und Lie Down In The Light beteiligt war – als festes Bord-Mitglied mit ins Singer-Songwriter-Schiff geholt. Kelly’s Gitarre schuf die Akkorde und Harmonie-Gebäude, die Oldham’s Worten zur Heimstatt wurden und so entstanden in intensiv-kreativen Studio-Tagen 10 Songs, die ebenso von der hohen Musikalität der beiden Protagonisten künden sollen, als auch dem blinden Vertrauen, dass zwischen ihnen herrscht.
(Glitterhouse)
Although The Wonder Show of the World is the first Bonnie "Prince" Billy record to feature a co-billing with the Cairo Gang, he's been accompanied by guitarist Emmett Kelly many times, both as part of his live band and in the studio for some of his best work of the 2000s (The Letting Go, Lie Down in the Light). This time it's special, though, with Kelly in the limelight like he's never been on record and a spare, no-frills production to emphasize the music-making on display. His playing is fluid and virtuosic but never showy, and his range is impressive, from fingerpicked guitar to lazy but jagged country-rock (on the occasional track with drums) to the brooding, stately "Teach Me to Bear You," where he tears off a solo channeling Eric Clapton during the last few seconds of a five-minute track. As always, Will Oldham's lyrics never fail to impress, and the best are front-loaded. The mystery of the opener, "Troublesome Houses," is revealed quickly ("I once loved a girl, but she couldn't take that I visited troublesome houses"). He inhabits his characters fully, and his lyrics reveal these characters' inner thoughts in intriguing fashion: some are stark and declamatory, others hurt and questioning, still others simply puzzled and helpless when faced with the hands they've been dealt. More than most Bonnie "Prince" Billy records, this is one of those austere records, filled with lyrical archaisms — fans will think first of Master and Everyone — but Kelly and company prove a capable foil for the monolith of Oldham's rustic songwriting and singing.
(by John Bush, All Music Guide)
Perennial indie folk rock bar raiser Bonnie Prince Billy has done it again with Wondershow Of The World -- his third truly excellent album to be released in the stretch of a couple years, not even including the charming vinyl-only live LP -- this time co-captaining the vessel with Emmett Kelly & The Cairo Gang. The album has a sparer vibe than the sometimes lushly accented roots rock and creaky, if still quite gorgeous warmth of the past couple gems. The sparseness does well to frame Oldham's voice just the way we want to hear it. We don't know how he keeps churning out such excellent records, but it's pretty great to be able to fearlessly look forward to everything Bonnie Prince Billy puts out! Titles include "Troublesome Houses", "Teach Me To Bear You", "The Sounds Are Always Begging", "Go Folks, Go", "Merciless And Great", "Someone Coming Through" and "Kids". (Well, kids, we didn't know Drag City was going to include a bonus pic sleeve 45 with initial copies. Happy surprises make life grand, don't they? Includes 2 bonus tracks: "Midday" and "You Win".)
(dustygroove.com)
The latest Bonnie “Prince” Billy album elevates The Cairo Gang’s main man, Emmett Kelly, from bit player to key collaborator, making prominent use of the avant-folkie’s voice and guitar as they wind easily around Will Oldham’s. The Wonder Show Of The World relies equally on Oldham’s in-the-moment spontaneity and the kind of ghostly after-the-fact orchestrations that Kelly brings to his own work. The album-opener, “Troublesome Houses,” sets the tone, coming out rhymeless and rhythmless: Its hook is little more than a two-note guitar signature, joined by little wisps of sound, as though friends wandered by, dug what Oldham and Kelly were doing, and were inspired to pick up their own instruments.
The intimacy of Wonder Show is common to Oldham’s work, whether he’s in high-lonesome mode with “Merciless And Great,” evoking a quiet church with “Someone Coming Through,” or getting a good call-and-response going with “Go Folks, Go.” The record is an achingly beautiful paean to companionship, whether musical or romantic, but it also embraces the mess of togetherness. Only Oldham could record a song as lovely as “That’s What Our Love Is”—with Kelly doing his best impression of David Crosby’s guitar over the bridge—and include a line hailing “the smell of your box on my mustache.” Nothing is ever clean in the Bonnie “Prince” Billy world.
(by Noel Murray March 23, 2010 avclub.com)
|
Graham Parker: "Imaginary Television" (Bloodshot, März 2010) |
Alte
Männer in Höchstform, die einen Scheiß auf das aktuelle
Poptreiben geben. Mag ich sehr, so was. Ok - das Cover ist vielleicht
ein Kandidat für meine Galerie der Scheußlichkeiten ("Ugly
Cover"), aber die Musik ist - eigentlich wie immer in den
letzten Jahren bei Mr. Parker - richtig gut. Abgehangen, unspektakulär,
aber eben auch sehr gut. Demnächst vielleicht noch ein paar tiefere
Eindrücke vom Album.
(04.05.2010) |
Angus & Julia Stone: "Down The Way" (Capitol, März 2010) |
Vor etwa drei Jahren erschien "A Book
Like This", das wunderbare Debütalbum des australischen
Geschwisterpärchens. Auf den Nachfolger musste man jetzt fast
drei Jahre warten, aber es hat sich gelohnt. Unspektakulärer,
aber wunderschöner Folkrock, durchaus ähnlich dem der Magic
Numbers (da sind ja auch Geschwister am Werk!), wenn auch mit
etwas weniger Rock.
Die Vinylausgabe ist zwar ohne Downloadgutschein, aber mit drei weiteren
Liedern: also ergibt das ein richtig prächtiges Doppelalbum ...
(01.11.2010)
Mehr ...
Stimmlich taumelt man zwischen Angus klarer und Julias eckig, prägnanter Stimme hin und her und mag für den Moment des Hörens alle Hintergrundgeräusche ausblenden. Ihr neues Album Down The Way gefällt – ein hypnotisierender Charme, dem sich wohl niemand entziehen kann.
(musiktrieb. com)
Ein wunderbar vielseitiges Album.(roteraupe. de)
The Stone siblings grew up in a beach town near Sydney, but their second album as a vocal / guitar duo sounds like it was made by Americans with a yen for Fleetwood Mac and Joanna Newsom.
(guardian. co. uk)
Once you get into step, the yin and yang of his and hers make for a deft emotional map. She sounds edgy, all heartstrings; he’s chilled, all ennui. Hung across minimal, beautiful songs, it’s a powerful mix of gentle angst.
(bbc. co. uk)
Ihre verträumte Popmusik, von akustisch bis folkig, lebt besonders durch die Balance zwischen Angus' klaren und Julias fragil gehauchten Gesang. Gerade diese Kombination macht ihre Musik so intensiv. Für ihr Debüt "A Book Like This" wurden sie in ihrer Heimat mit diversen ARIA-Preisen belohnt. Die eigene Fanbase hierzulande wächst stetig, doch auch Anhänger von Martha Wainwright, Emiliana Torrini und Joanna Newsom werden voll auf ihre Kosten kommen!
(amazon.de)
Only three years passed between the Stones’ debut and this follow-up record, but the siblings seem to have aged exponentially in the interim. While 2007’s A Book Like This found the two setting their own adolescence to a soundtrack of acoustic guitars and sparse percussion, Down the Way is a decidedly adult album, filled with textured arrangements and a wider array of influences. Angus and Julia handle their own production this time around, and the resulting songs jump from panoramic chamber pop — often with a rootsy, Americana edge — to bedroom folk songs, with both members trading off vocals and instrumental duties. Julia still sings in a soft, fairy tale voice, but her own songs are bolder than they once were, with tracks like “Hold On” taking much of their strength from the contrast between her gauzy, childlike croon and the nocturnal-sounding instruments that surround it. Even so, brother Angus gets the “most improved” award, having moved past the solo folk songs he favored on A Book Like This (although some of those show up here, too) in favor of lush, collaborative material. On “Draw Your Swords,” one of the album’s three tunes to stretch past six minutes, he rips into the final refrain with gusto, shouting the lyrics in a cracked baritone before adopting a Jeff Buckley-ish falsetto. Down the Way may be a bit long by 2010’s standards — there are 13 tracks here, none of which is particularly short — but the songs are solid throughout.
(by Andrew Leahey, All Music Guide)
|
Tunng: "... And Then We Saw Land" (Full Time Hobby, März 2010) |
Ein Sextett aus London, das ziemlich originell Folkgitarren und
-gesänge mit modernen handgespielten und elektronischen Rhythmen
mischt, entdeckt durch Zufall bei Youtube.
Die Platte mit dem schönen Cover hatte ich bereits im März
bestellt und kam gestern endlich mit der Post. Witzigerweise genau
an dem Tag, für den ich auch ein Konzertticket hatte. Live
war die Truppe sogar noch überzeugender als auf Tonträger:
Während auf der Platte einmal diese schrecklichen Simmonds-Elektro-Drums
zu hören sind ("The Roadside") und dort aber nicht
ganz so schrecklich wirken, wie ich diese Geschmacksverirrung der
80er in Erinnerung hatte, kamen live vor allem die beiden Trommler
der Band zur Geltung, die aus dem erwarteten "Folkloreabend"
ein richtig kraftvolles Rockkonzert gemacht haben!
(26.04.2010)
Mir ist gerade aufgefallen, dass mir die Band doch schon einmal
untergekommen ist: und zwar auf dem wunderbaren Tributalbum "Dream
Brothers: The Songs Of Tim + Jeff Buckley", erschienen
2005 ebenfalls bei Full Time Hobby. Ich hatte auch irgendwie
so eine Ahnung, dass ich sowohl von Band als auch von Label schon
mal gehört hatte. Nebenbei bemerkt: ein toller Name für
ein Indielabel!
(18.05.2010)
Konzerthighlight: Gebäude 9, Köln, 22. April 2010
Mehr ...
Das Folktronic-Etikett hat langsam ausgedient, eher: Folk Pop (oft ziemlich sanfter) in der Moderne, der auch schon mal mit großvolumigem Rock/Pop a la “Tusk” kollidiert, plus origineller/einfallsreicher/vielschichtiger Pop, für den eine einfühlsame Verbindung von Akustikgitarren und Synthie charakteristisch ist (bis hin zu so etwas wie einer charmant-„naiven“ Synthese aus Folk und Electro-Pop). Das Ganze gerne mit ansteckenden Grooves garniert und/oder schön leichtfüßig, luftig. Einige wunderbare (teils repetitive) Motive (Piano! Nicht nur) tragen sehr zum Reiz bei, ebenso ein par eingestreute auch schärfere E-Gitarren. Mehr noch aber sehr attraktive bis tolle Vokalarrangements (m/w)!! Die Stücke sind z.T. unkonventionell strukturiert.
(Glitterhouse)
It’s often difficult to ascribe to a band a jumble of words that accurately encapsulates their general sound. In our search for these words we tend to reach farther and farther away from the core of what we hear in the music itself, in an effort to ensure the inclusion of that one killer track or album that sticks out from the rest. As a result, when finally we reach a distillate of musical flavor or genre that we think accurately captures the band’s essence, the music we strove to describe has long been lost behind the noxious cloud of tags, labels and niches, rendering our read of the band an ineffectual waste of time. However, every once in a while, you stumble across a band that finds exactly those words with which to describe themselves. It’s rarely fancy, and more often than not quite broad, but when it works, it works. Tunng is one of those bands, and so when I came upon their Wikipedia page, earphones screwed in tight, to dig up some anecdotal information for this article—side note, band member Becky Jacobs is Max Tundra’s little sister, whaaaaaaat—I also happened to see, in concordance with the band’s official site, that they are, simply, beautifully and absolutely, an experimental folk band, and a damned good one at that. Now, with the intrinsic experimentalism of the band in mind, allow me to explain why ...And Then We Saw Land (heretofore to be referred to as ATWSL) might be the best album yet from a band for which musicianship comes as naturally as breathing.
Take for instance the first track on the album, “Hustle.” Opening with an echoing club beat backed by spare piano chords, and quickly dissolving into clean, finger picked guitar and a simple shaker, the song only gets better from there. Soon a twangy, relaxed banjo joins the mix, smattering the song with its folksy flavor, and by the minute-twenty mark, the track has evolved into a full-fledged, chorus driven folk jingle. So where does this put Tunng? Undeniably they are a folk band, yet they are also much more than simply that.
All throughout the album there are songs which, while acoustic and organic as can be at their core, demonstrate the idiosyncrasies of everything but folk. There are stand out tracks that simply scream folk-roots like “October,” a dusky, understated, vocally driven song, dominated by the back and forth between vocalists Mike Lindsay and Becky Jacobs, and couched comfortably in woody, musty guitar’s flourishes. Then we have “By Dusk They Were In The City,” which, while not nearly as satisfying as the more acoustic of the songs, showcases the electronic back-bone which has lent Tunng their signature flair, and distinguishes them from the hoards of so-so folksters running will-nilly through the music scene today. The song is simultaneously a showcase of what makes Tunng the delightful experimental folk band they are, while failing as a song itself. However, in that regard it stands alone on ATWSL, for while a few other songs, (“Santiago,” “The Roadside”) are not fully satisfying, they are still songs to be enjoyed, just less frequency than the rest of the album.
There are three songs in particular on ATWSL that exemplify the high quality of the album as a whole. The first and shortest of these, “These Winds” is one of the most beautifully simple song arrangements I have recently had the pleasure of hearing, consisting almost entirely of Becky Jacob’s captivating vocals, with only the humming of the rest of the group to support her. Lyrically spotless, she sings the stories of five different women, Eleanor ‘s “hollow / she lives in a sail,” Caroline’s “a shy girl made only of hair” Josephine’s “beauty she hides with a veil /speaks reassuring but her voice is frail.” The second of these songs is “Don’t Look Down Or Back,” another largely vocal-centric song, but one with a noticeably larger amount of instrumentation, and for good reason. Seated comfortably on the back of a persistent synth wave, Lindsay and Jacob’s voices lead the powerful, robust chorus of the rest of the band in upbeat song as, after a heavy and satisfying breakdown, the song becomes electrified, excited and energetic.
The last of the three songs, and the last song on the album, is “Weekend Away,” which is ultimately the most satisfying song on the album. It has three distinct sections: First, an electronic march, with complex electronic couching supporting the stoic vocals of Lindsay and Jacobs, complete with the strong, nimble percussion to keep it interesting and infectious. The second section, dominated by a gorgeous point/counterpoint between, once again, Lindsay and Jacobs, and complemented by a slowly swelling orchestral bubble on the back of familiar electronic drone and synth washes, this section is easily the most enjoyable and infectious. However, relying heavily on this singular axiom, “It’s only a weekend away / Let it be beautiful when we sing the last song / It’s only a weekend away.” Lyrically it may be the weakest song. The third section, while not as bold as the other two, is nevertheless equally as important, molded singularly from Lindsay’s voice, one guitar, the occasional electronic quirk, and for a while, strange clanking sounds. It provides a laid-back conclusion for an album so filled with peculiarities.
This album is entrancing, simple as that. All that’s left is for you to go have a listen. You won’t regret it. There’s much more to this album than can be said in 1000 words, and I hope you take the time to discover it all.
(www.inyourspeakers.com)
Continuing to edge farther afield from their pastoral past, Tunng's fourth full-length finds the London folktronic outfit weathering a slight reshuffle (essentially a consolidation of their live and in-studio lineups, with the notable departure of founding member/songwriter/habitual non-performer Sam Genders) and emerging in fine form with their fleshiest effort yet. Taking off from its pop-leaning predecessor, Good Arrows, extending that album's broadened instrumental palette and decreased reliance on digital tweaking, And Then We Saw Land ventures in several complementary directions without sacrificing the group's distinctive combination of bucolic folk and whimsical electronic interventions. Right away, the highly hummable "Hustle" marks a clear departure, with whirring synths giving way to a jaunty banjo-led bounce that's the brightest (glockenspiels!) and boldest (drums!) the band has ever sounded. "Don't Look Down or Back" veers between sedate, bittersweet verses and a rollicking group-sung chorus, and is one of several numbers here featuring fiery electric guitars juxtaposed with the group's more typical acoustic fingerpicking — the most striking case being "Sashimi," whose blend of crunching bursts and pinprick counterpoint stabs (recalling Point-era Cornelius) lives up to the elegant, pungent delicacy of its namesake. Elsewhere, Tunng hew closer to their sometimes somber rustic roots, as on the darkly melodic waltz-ballad "October" and the pensive, downcast "With Whiskey," both of them relatively unadorned, classically styled British folk (notwithstanding the a-ha shout-out in the latter's refrain.) Throughout, but perhaps on these songs especially, And Then We Saw Land makes an excellent showcase for its two fine, understated vocalists, with Mike Lindsay's slightly gruff but soothingly warm, gently accented voice frequently doubled by Becky Jacobs' purer, girlish tones (Jacobs is a newly prominent vocal presence on this album, taking several leads including the sweet, nautical sing-song "These Winds"). And as they've evolved into even more of a collective (this album marks the band's most collaborative — and notably, lengthiest — writing and recording process to date), Tunng don't pass up several opportunities for group vocals, most memorably on the beautifully simple, gradually layered singalong at the core of "Weekend Away" (a multi-parter preceding the spare, unlisted closer.) While it's hardly the stark, across-the-board tonal sea change suggested by several of its most immediately ear-catching cuts, And Then We Saw Land is at once an adventurous outward journey and an invitingly familiar return from an always intriguing, intrepid, and under-heralded band.
(by K. Ross Hoffman, All Music Guide)
|
Susan Cowsill: "Lighthouse" (Blue Rose, April 2010) |
Das zweite Soloalbum von Susan Cowsill, die in den 6oern
als kleines Mädchen mit der Mama und den Brüdern bei den
Cowsills sang, so etwas wie die "Partridge Family
in echt". Das war aber vor meiner Zeit und auch nicht
nach meinem Geschmack. Kennengelernt hatte ich sie bei den leider
aufgelösten und fast vergessenen Continental
Drifters, bei denen sie zusammen mit Bangle
Vikki Petersen - inzwischen ihre Schwägerin, weil mit einem
der Brüder verheiratet - und Ex-dB
Peter Holsapple spielte, der damals ihr Freund (Ehemann?)
war. Inzwischen ist sie mit Russ Broussard, dem letzten Trommler
der Continental Drifters
verheiratet und knüpft mit ihm auf "Lighthouse" nahtlos
an die alte Band an.
Schluß mit diesem Gesellschaftstratsch und zurück zur
Musik, die sicherlich nicht sonderlich innovativ oder spektakulär
ist, aber doch eine gelungene Version von etwas ist, das man vor
wenigen Jahren noch ungestraft "Americana" nennen durfte.
"Lighthouse" kann man weitestgehend als Bandalbum bezeichnen,
denn auf den meisten Titeln sind die gleichen, mir zwar unbekannten
Musiker zu hören, die höchstwahrscheinlich zur Liveband
gehören. Einen Gastauftritt hat Jackson Browne als Duettpartner,
bei einem Lied sind drei Cowsill-Brüder und Schwägerin
Vikki im Chor zu hören. Einen weiteren schönen Nebeneffekt
hat das Album auch noch: ich hatte die wunderbaren Continental
Drifters fast vergessen und muss da unbedingt mal wieder in
die alten Platten reinhören!
(27.06.2010)
Mehr ...
Der prachtvolle Solo-Zweitling der Singer-Songwriterin mit der bewegten Geschichte kommt ohne große Gastnamen aus, hier ist alles heim- und handgemacht. Bis auf eine Ausnahme (Webb’s Galveston in einer zurückgenommen-berührenden Akustik-Version) gibt’s nur Cowsill-Orginale & -Co-Kompositionen, eingespielt mit einer überschaubaren handverlesenen Mannschaft rund um Susans wunderbar sympathisch-reifen Gesang, Gatte Russ Broussards Schlagwerk, Aaron Stroups Gitarrenarbeit und Tad Armstrongs Leistungen an Bass und Tastenwerk. Darüber hinaus setzen Mandoline, Fiddle, Geige und Cello mal wurzelnahe, mal dramatische Glanzlichter, Waddy Wachtel lässt seine Finger spielen und auch die drei Cowsill-Brüder Bob, Paul und John lassen sich kurz hören. Besonders aber wird das Album durch die wundervollen Americana-Weisen aus Susan’s Feder, die so ganz nebenbei die ganze Stil-Bandbreite des Genres auf höchstem Niveau bieten, den locker rollenden Southern Rocker, saftigen Little Feat-Groove, filigranen Folk, Hammond-beglänztes Roots-Rock-Schleppen, die gefühlvolle Piano-Pretiose und die Streicher-umsäumte Balladen-Breitwand. Ein rundum gelungenes Alternative Country-Meisterstück.
(cpa, Glitterhouse)
|
Dirtmusic: "BKO" (Glitterhouse, April 2010) |
Chris
Eckman (Walkabouts, Chris
& Carla), Hugo Race (The Wreckery, Nick
Cave) und Chris Brokaw (Come,
Saint Vitus) waren im Januar des letzten Jahres zusammen mit der Turareg-Band
Tamikrest im Studio in Bamako/Mali. Das Ergebnis gibt es jetzt
als Vinyl-Doppelalbum mit CD und DVD. Da kann man ruhig mal ein paar
Oiro mehr ausgeben - und wird natürlich nicht enttäuscht!
(07.05.2010)
Mehr ...
Es begann mit einer Einladung zum Festival Au Desert Anfang 2008. Mitten in der Sahara trafen Dirtmusic auf die junge Touareg Band Tamikrest. Die beiden Band jammten fast die ganze Zeit zusammen und da ihre musikalischen Visionen nahezu perfekt zusammenpassten, war es schnell klar, daß dieser Jam sich nach dem Festival fortsetzen musste.
Ein Jahr später landeten Dirtmusic erneut in Mali, um ihr "BKO" (benannt nach der internationalen Abkürzung für den Flughafen Bamako in Mali) Album aufzunehmen. Tamikrest waren natürlich im Studio dabei. Man kommunizierte in einer Mischung aus Englisch, Französisch und Tamashek (die Sprache der Touaregs), aber die wirkliche Sprache war die Musik. Die wiedervereinte Jamsession wurde zur Diskussion in Worten und Rhythmen - traditionelle Songs, Dirtmusic Songs, Tamikrest Songs - sie alle verschmolzen ineinander. Ebenfalls im Studio dabei: Fadimata Walet Oumar der berühmten Touareg Band Tartit singt mit landesüblicher Stimme auf zwei Songs. Zwei Musiker von Toumani Diabate's Symmetric Orchestra sind auf Niger Sundown verewigt, während die Gitarrenlegende Lobi Traoré auf dem abschließenden Bring It On Home zu hören ist.
Die edel aufgemachte CD kommt inklusive Bonus DVD mit einer Dokumentation, 3 Musikvideos und 4 Bonussongs. Das Vinyl kommt mit LP-großem mehrseitigen Einleger, in Edelklappcover und der CD-Version und DVD als Bonus!
‘BKO’ is the international abbreviation for Bamako Airport in Mali’s capital city. It is also the title of the forthcoming album by Dirtmusic, a group of rock’n’roll veterans from the USA and Australia, which was recorded at the famous Studio Bogolan in Bamako - set up by the late Ali Farka Touré.
All three members of Dirtmusic have a long lasting history as musicians and songwriters in various bands: Chris Eckman is the leader of acclaimed US band The Walkabouts, and has also collaborated with Willard Grant Conspiracy and many others. Chris Brokaw has collaborated with Evan Dando and The Lemonheads, Liz Phair and Thurston Moore. The two Americans are joined by Australian-born Hugo Race, the leader of True Spirit and one of the original members of The Bad Seeds. Eckman and Race were label mates and in 2006 they got together with Brokaw to form Dirtmusic. Dirtmusic’s first album, recorded in 2007 in Eckman’s adopted home city of Ljubljana, Slovenia, somehow got into the hands of the booker of Mali’s annual Festival of the Desert who invited them to perform.
Eckman had been a fan of African music for years, so when in 2008 he found himself silky dunes of Essakane at the 2008 Festival of the Desert, it was like a baptism, a revelation, an epiphany. “I spent those three days very much in a dream state,” Eckman recalls. “The music, the sounds, the sights...it was just something absolutely overwhelming.” Next to Dirtmusic’s tent was that of young Touareg desert blues/ rock band Tamikrest. The two bands found themselves jamming together almost non-stop and discovered that their ideas and music fit perfectly. It was clear that this jam somehow had to continue after the festival.
So a year later Dirtmusic returned to Mali to record their new album “BKO” – with Tamikrest backing them in the studio. Connecting in lateral ways, swapping jokes and mixing up English and French and Tamashek (the language of the Touaregs), the mutual language of both bands is really music, and the reunion became a jam session, a discussion in word and rhythm – traditional songs, Dirtmusic songs, Tamikrest songs, passing hybrids of the two. During their meeting in the desert they had played The Velvet Underground’s legendary “All Tomorrow’s Parties” together. When Brokaw struck up the first few chords of the song, Tamikrest just jumped right in without a second thought, as if they’d been listening to the Velvet Underground since the release of the ‘Banana’ album - which they hadn’t. Luckily, they recreated this jam in the studio to include on the album. The blend of sounds and influences on this track is stunning but also feels completely natural. The natural process continued throughout the recording. For instance, Tamikrest leader Ousmane Ag Mossa spontaneously sings in Tamashek over the groove to “Black Gravity” and a kind of fusion erupts between Dirtmusic and Tamikrest. (Whilst most songs are composed by either Eckman, Race or Brokaw, “Black Gravity” contains Ousmane’s own composition “Imidiwan”, meaning ‘friends’, which he ‘gave’ to his new friends of Dirtmusic to include inside their song “Black Gravity”.)
Other Malian stars paid visits to the studio: Fadimata Walet Oumar from the famous Touareg group Tartit lends her sublime vocals to “All Tomorrow’s Parties” and “Desert Wind”. Two master musicians from Toumani Diabate’s Symmetric Orchestra jam on several abstract pieces, with one of them, “Niger Sundown”, being included on the album, while guitar legend Lobi Traoré plays on closing track “Bring It Home”.
The CD comes with a bonus DVD containing a documentary, 3 music videos and 4 bonus songs. The Deluxe-Vinyl has two 180 gramms records, a foldout cover and both the CD and DVD as bonus.
(Glitterhouse)
"Made in Mali: Rauschhafter Afro-Folkrock vom Singer/Songwriter-Dreigestirn Eckman, Race und Brokaw. Schon das 2007er Debüt von Chris Eckman (Walkabouts), Hugo Race (The True Spirit) und Chris Brokaw (Codeine, Come) alias Dirtmusic war exzeptionell: filigranster Folkrock, elektronisch unterfüttert und in wundervolle Songs gegossen. Dass dem illustren Singer/ Songwriter-Dreigestirn der zweite Longplayer zum makellosen Meisterwerk geraten sollte (und - mit Verlaub - schon jetzt zu einem meiner erklärten Favoriten für die Platte des Jahres), war indes nicht zu erwarten. BKO - binnen zehn Januartagen in der malischen Hauptstadt Bamako mit Unterstützung der einheimischen Hipster-Band Tamikrest aufgenommen - ist ein knapp 50 Minuten währender Rausch aus Tunes von überirdischer Schönheit, westafrikanischen Chants und hypnotisierenden, zwischen SloMo und Midtempo changierenden Grooves. Black Gravity, Desert Wind, dem Instrumental Niger Sundown, dem Remake des Velvet-Underground-Klassiker All Tomorrow's Parties und all den anderen Songperlen wohnt eine Strahlkraft inne, die an die Sterne am Himmel über der Wüste gemahnt. Ist das nun Afro-Folkrock? Desert-Blues? Egal. Es ist eine Musik, in der so viel Poesie, Melancholie, Wahrhaftigkeit, Lebens-freude und Liebe steckt, das es einen schier schaudern macht."
(Musikexpress. 5 ½ Sterne)
|
John Grant: "Queen Of Denmark" (Bella Union, April 2010) |
Das Solodebüt des Ex-Sängers der verblichenen Czars,
veröffentlich bei Bella Union, einem meinem momentanen
Lieblinxlabel, aufgenommen mit den famosen Midlake
als Begleitband. Was will man da mehr? Vielleicht: hin zum Konzert
nach Köln?
(31.05.2010)
Das Studio 672 ist eigentlich ein kleiner Keller unter dem
Kölner Stadtgarten, der mich entfernt an den Messdiener-Partykeller
unter der St. Elizabeth-Kirche in Friedrichsfeld erinnert, in dem
ich 1976 mit Pakgao Rog meinen ersten öffentlichen Auftritt
ausserhalb unserer Schule hatte. Um 20:30, zum offiziellen Beginn,
saß ich dort mit etwa 5 bis 8 Leuten, währen oben im
Stadgarten der Bär steppte beim WM-Spiel der Brasilianer gegen
die Aliens aus Nordkorea. Es war das Schlimmste zu befürchten
für das Konzert, aber nach der Vorgruppe, einem deutschen Duo,
dessen Namen ich nicht erfuhr, da die beiden zwar schön spielten,
sich aber nicht vorgestellt haben, waren zum Beginn der Auftritts
von John Grant um 21:30 doch noch ca. 50 bis 80 Leute da, wofür
sich John in perfektem Deutsch bedankte, das er vor 15 Jahren als
Student in unserem ziemlich schönen Land gelernt hatte. Das
Konzert? Toll! Es kam deutlich heraus, das das neue Album voller
Hits steckt und schleunigst auf meinen Merkzettel für das Album
des Jahres gehört. Ausserdem hat sich bestätigt, dass
er einer der aktuell besten Gesangstimmen in der Sparte "Alternative-Singer-Songwriter"
hat bzw. ist.
(16.06.2010)
Konzerthighlight: Köln, Studio 672, 15.06.2010
Mehr ...
Eine der schönsten, berührendsten, bemerkenswertesten Stimme des ganzen weiten Alternative/Americana-Genres meldet sich ebenso sanft wie nachhaltig zurück. Der Sänger der vor allem seiner Stimme wegen einzigartigen Czars hat sich nach Jahren der Studio-Abwesenheit zunächst mit der eigenen Drogen-Vergangenheit beschäftigt und dann mit Hilfe der Band Midlake aus Denton, Texas einen faszinierenden musikalischen Rahmen für die persönliche Geschichtsaufarbeitung gefunden. Selbstironische, oft mehr bittere als süße Worte werden in ein unendlich romantisches Klang-Lager gebettet, Sehnsucht und Sarkasmus baden in voll arrangiertem Wohlklang, vielerlei Saiten- und Tastenwerk, bereichert und umgarnt von Querflöte, Streichern und analogen Synthesizern umspülen die oft mehrlagig in wundervoller Wehmut bewegende Stimme. Midlake-Sänger Tim Smith und Grant selbst nennen Bread als Haupt-Inspiration, aber die hier gebotene ganz große Kunst der herzerreissenden Ballade ist in ihrer uneingeschränkten Hinwendung zu musikalischer Süße und textlicher Schärfe nicht an einem Vorbild festzumachen. Bei hörbarer Nähe zu den beteiligten Geistern – Czars und Midlake – meint man, mit den Reinkarnationen von Bread, Supertramp, der Carpenters und der Moody Blues in einer zeitlosen Zwischenwelt zu schweben. Was auf dem Papier eigenartig schmeckt, wird im Ohr zum Genuß. Das Mojo gab dem Mojo Instant Classic alle 5 Sterne.
(cpa, Glitterhouse)
Although co-founded by John Grant and Chris Pearson, the Czars were always Grant’s band, with most of the group’s acclaim stemming from his deep, resonant vocals and songwriting. The frontman reportedly butted heads with his four bandmates, but such creative tension helped mold the Czars into an eclectic group, and Grant’s voice — despite being the cornerstone of every Czars album — wouldn’t have shined as brightly without the dreamy, shoegazing music that flanked it. Queen of Denmark, his first release without the Czars, lacks that creative tension. Although recorded with Midlake (the band even shares billing in the album’s title), it feels more like a solo release, lacking both the cohesion of a proper lineup and the checks-and-balances system that Grant’s former bandmates provided. Left to his own devices, he unknowingly dilutes his strengths, whether he’s trading poetry for campy lyrics (“I wish I had the brain of a Tyrannosaurus Rex so I wouldn’t have to deal with all this crap”) or aiming for a contemporary version of ‘70s soft rock and coming up with mundane Americana instead. There’s no hiding the fact that Grant is a seriously talented vocalist, and the album’s best moments occur whenever he tones down the camp and, with a mix of Eddie Vedder’s baritone and Tim Buckley’s vibrato, reaches for the heartstrings instead. But with song titles like “Sigourney Weaver” and “Jesus Hates Faggots,” Queen of Denmark is more concerned with Grant’s cynicism.
(by Andrew Leahey, All Music Guide)
|
Great Lake Swimmers: ""The Legion Sessions" (Nettwerk, April 2010) |
Sinn & Zweck dieses Albums sind mir zwar nicht so ganz klar, denn
in knapp über 30 Minuten wurden für diese äußerst
günstigen EP 9 Lieder vom letztjährigen Album "Lost
Channels" live und akustisch im Studio neu eingespielt.
"Unplugged" kann man aber auch nicht sagen, denn
der Stecker war bei dieser kanadischen Band um den Singer/Songwriter
Tom Dekker ja nie wirklich eingestöpselt. Wegen des kleinen
Preises (unter 7 Oiros!) soll das jetzt auch mal nicht weiter hinterfragt
werden. Vielleicht gibt es ja ein Video von der Session? Die auf dem
Cover zu erkennende Location macht da irgendwie neugierig.
(27.06.2010)
Mehr ...
Das Zuckerstück des Monats. Oder: Gib mir zwei Bratwurst, ach nee, doch lieber das neue Great Lake Swimmers-Album. Oder: Der Preis ist ein Druckfehler, oder? Ganz verstehe ich es auch nicht, drum lasst uns beeilen und uns bis oben hin eindecken. The Legion Sessions läuft beim Vertrieb unter EP, wobei das Extended Play beim Blick auf das Zählwerk 32 Minuten bedeutet. Und diese gute halbe Stunde bietet frische, rein akustische Live-im-Studio-Aufnahmen des Quintetts um Tony Dekker, eingespielt nach den zusammenschweißenden Erfahrungen eines knappen Jahres Auf Der Straße. In der Besetzung akustische Gitarre, Banjo, Kontrabass, gebestes Schlagwerk und weiblich-weicher Hintergrund-Gesang entfaltet sich die ganze zerbrechliche Schönheit des Great Lake Swimmers-Americana und sollte auch Verehrer von Geistes- und Klang-Verwandten von Bonnie Prince Billy über Joel R.L. Phelps bis hin gar zu Calexico zur eitlen Freude dienen. Für eine Handvoll Pfund bekommt man die neun Songs Palmistry, Everything Is Moving So Fast, Pulling On A Line, Concrete Heart, She Comes To Me In Dreams, The Chorus In The Underground, Stealing Tomorrow, Still und New Light. Fast zu schön um wahr zu sein.
(cpa, Glitterhouse)
|
Sharon Jones & The Dap-Kings: "I Learned The Hard Way" (Daptone, April 2010) |
Sharon und ihre Junx spielen Soul. Diese Musik ist gleichzeitig sehr
altmodisch und sehr modern. Sagen wir also besser: zeitlos & gut.
Und überhaupt nicht "retro".
Wichtig für den Vinylfreund: die Schallplatte ist nicht
teurer als die CD (ansonsten ist das inzwischen ja schon der Standard!)
und kommt sogar mit MP3-Download-Gutschein daher. Yeah!
(15.04.2010)
Mehr ...
Kann die Queen des neuen alten Soul ihre Pole Position im Genre halten? Sie kann. Und wie. Völlig unangestrengt und unaufgeregt. Ohne vordergründige Inszenierung und ohne Blick auf irgendwelche Chartserwartungen. Denn sie hat die beste Band und die beste Stimme, dazu das Wissen, auf was es bei Soul Music ankommt. Die zwölf neuen Songs sind allesamt höchstens mittelschnell und nur selten halbwegs funky. Und trotzdem ist die eine Hälfte absolut hitverdächtig, die andere intensiv und emotional wie nichts anderes. Die neunköpfigen Daptones klingen fantastisch, kraftvoll und präzise bis ins kleinste Detail, weil die Arrangements einfach perfekt sind. Nie zu glatt, dafür mehr denn je an klassischem Southern Soul, steinaltem R&B und nach wie vor auch am Gospel orientiert. Stilistisch deutlich mehr Stax als Motown, liefern Sharon Jones & The Dap Kings vor allem bei den deepen Midtempo-Burnern die beste Performance ab. Schon der dramatische Opener „The Game Gets Old“ beeindruckt mit prächtigen Hörnern wie einst bei den wunderbaren Dramatics auf Stax, „Money“ verbindet Blues, Jazz und Norman Whitfield-Psychedelik, noch langsamer ist die Soulperle „Window Shopping“, mit ganz wenig Orgel, Gitarre und Percussion instrumentiert und dank der Streicher im schönsten Willie Mitchell-Stil doch so intensiv wie einst höchstens noch Ann Peebles. Oberes Midtempo ist „She Ain’t A Child No More“, das mit perfektem Retro-Vibe R&B mit Gospel kreuzt und kurz vor Schluss haut mich dann „If You Call“ vollends um, erneut so eine tiefschwarze Latenight-Soulblues-Nummer zum Niederknien. Sharon ist mit ihren 53 Jahren gesanglich besser denn je, klingt ebenso wissend und erfahren wie gleichzeitig auch jung, dynamisch und absolut mitreißend. Die konsequent analoge Produktion von Bosco Mann und Gabriel Roth ist schlicht meisterlich, ich wüsste nicht, was an diesem Sound noch zu verbessern wäre.
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)
|
Shelby Lynne: "Tears, Lies, And Alibis" (Everso, April 2010) |
Von Shelby Lynne bin ich als Künstlerin sehr überzeugt.
So sehr, dass ich mir das neue Album, ihr erstes auf dem eigenen
Label und angeblich "erstmalig unter völliger künstlerischer
Kontrolle" entstanden, ungehört gekauft habe. Gestern
kam's zusammen mit der Tunng-LP
mit der Post. Am Abend, auf dem Weg nach Köln zum Tunng-Auftritt,
habe ich es zweimal durchgehört und war ein wenig ratlos, weil
es mich emotional überhaupt nicht angesprochen hatte. Ratlos
und distanziert - so, wie der Blick von Shelby auf dem Coverfoto.
Während ich ja ansonsten "unterproduzierte" Alben
sehr zu schätzen weiss, so stört es mich hier der fehlende
"Pop" doch irgendwie. Oder sind es die Songs, die mich
(noch) nicht packen? Ich bin wohl besser vorsichtig und werde mit
meinen weisen Worten etwas warten. Schließlich hatte mir ja
auch das Album "Suit Yourself"
von 2005 zuerst nur mäßig gefallen, bis es sich dann
doch noch zu einem meiner Jahresfavoriten gemausert hatte ...
(23.04.2010)
Eine Erkenntnis ist deutlich: "Tears, Lies, And Alibis"
ist keine Autofahrmusik. Aber zu hause in Ruhe gehört wirkt
das Album jetzt schon deutlich besser. Zwar konnte ich immer noch
keinen wirklichen Ohrwurm unter den Liedern entdecken, aber die
Ratlosigkeit hat sich mehr oder weniger in Wohlklang aufgelöst.
Also schau'n wir mal: vielleicht ist es ja auch so ein "Spätentwickler"?
(26.04.2010)
Mehr ...
Given the wonderfully mercurial, fiercely independent persona Shelby Lynne has displayed throughout her career (one that has inspired fans and infuriated record company executives) her first self-produced, self-released effort might have been fraught with egocentric excess. Many artists have fallen into that trap. But they don't have her backbone and keen self-critical eyes and ears: Tears, Lies and Alibis, issued on her own Everso imprint, is anything but.
Produced with exquisite balance, these ten self-penned songs reflect what Lynne’s learned about the studio process in her 20 years as a recording artist. Lynne cut the basic tracks at home in Rancho Mirage with Brian Harrison and her own band; she finished them in Nashville with help from some studio guests including Muscle Shoals legends Spooner Oldham and David Hood. Production is only one part of the equation, however, songs are quite another, and Lynne hadn’t written many since 2005’s Suit Yourself. She more than compensates here. The set opens with the jaunty “Rains Came.” Acoustic guitars play a jacked-up rhythm, painted by an organ and kissed by electric guitars; Rickenbackers fill the instrumental interlude. It’s a happy song about being sad, and woodwinds underscore that acceptance at the tail-end. Seamlessly, she shifts into the breezy adult pop of "Why Didn't You Call Me?" as a horn section, jazzy acoustic guitars, and her own multi-tracked backing vocals blend effortlessly. It’s another sad tune that transcends its lyrics; a beautiful arrangement and midtempo groove make it shimmer. But there are tough ballads -- the stark, nakedly vulnerable “Like a Fool” and the shamelessly broken-hearted confessional country waltz “Old # 7” -- that showcase Lynne’s lyrical gifts as pure Americana poetry. “Alibi” is another ballad whose lovely harmonic construction belies the hurt in the protagonist's voice as she confronts a lover’s betrayal. Her voice is unforced, relaxed, and matter-of-factly articulate in each of these songs. While there isn’t a loser in the bunch, “Something to Be Said About Airstreams,” a paean to restlessness and freedom, is a standout. Its slow tempo and lilting arrangement momentarily distract from the singer's need to escape the heartbreak hidden just beneath the lyric. “Loser Dreamer,” an atmospheric homage to those whose self-acceptance destines them for disappointment, is memorable, as is the album's jazz-inflected closer, "Home Sweet Home." Tears, Lies and Alibis feels like a destination for Lynne; one she’s sought for her entire career, to balance her artistic instincts and ambitions with her talents as a songwriter, producer, and singer. Summoning the bravery to go it on your own is rare -- especially for an established artist. To actually pull it off it honestly, with taste and balance to boot, is rarer still.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
|
Temple Of L.I.B.: "My Name Is Magic" (September Gurls, April 2010) |
Manchmal hat das Entdecken einer einzelnen Platte bei mir einen großen
Einfluss auf den weiteren musikalischen "Entdecker"-Weg.
Das war zum Beispiel so, als ich 1973 Hawkwind über das
famose Livealbum "Space
Ritual" kennenlernte oder ich damals von meinen Kumpels "To
Our Children's Children's Children" (Moody Blues)
zum Geburtstag bekam. So geschah es auch Anfang diesen Jahres, als
ich mich für Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra zu
interessieren begann, eigentlich ja nur weil deren Album "Kollaps
Tradixionales" als 10"-Zoll-Doppelvinyl mit Bonus-CD
herauskam. Auch die Anschaffung der LP "The
Serpent Unrolled" des fränkischen Folkduos Fit &
Limo gehört in diese Kategorie, obwohl ich Limo ja
schon lange als Sänger und Gitarrist der
Shiny Gnomes kannte.
Von Fit & Limo bin ich Dank des Internets schnell auf St.
Stephen gekommen, Limos Projekt vom vergangenen Jahr.
Wie es der Zufall (?) so will, hat er gerade ein neues Werk unter
dem Pseudonym "Temple Of L.I.B." (was auch immer das heißen
mag!) veröffentlich, das nicht nur wieder beim Nürnberger
Psychedelic-Label September Gurls herauskam, sondern musikalisch
stark an die Fit & Limo-Alben erinnert: Hippiefolk mit viel A-
und ein wenig E-Gitarre, Bongos, Sitar, etc. - nur eben ohne Mrs
Fit.
(20.06.2010)
Mehr ...
Limos jüngste Inkarnation knüpft in etwa da an, wo FIT&LIMO mit "ASTRALIS" 2007 aufhörten - nur sind die Sound-Grenzüberschreitungen noch weiter ins Mystisch-Nebulöse verschoben!
Wenn Flöten in Echos verhallen, Glocken vibrieren, Stimmen kreisen und Saitenklänge ins Nirgendwo wandern - dann hat der "TEMPLE" schon etwas mit sakralen Klängen zu tun, natürlich ohne jeglichen dogmatischen Überbau.
Und L.I.B. ist dann die Freiheit und Imagination dieser Bandidee Limos, Kategorien hinter sich zu lassen und die Stilschublade Acid/Wyrd-oder-was-auch-immer-Folk mal wieder etwas durcheinander zu wirbeln!
Dennoch gibt es Assoziationen, LIMO sah sich auch immer im Kontext mit musikalisch Gleichgesinnten.
Das epische, fast 10-minütige "ON THE SPIRAL TRACK" hat Anklänge an die suitenhaften Werke von JOHN FAHEY und verknüpft traditionelle Gitarrentexturen mit spacigen Vibraphonklängen, und die Saitenexperimente von RIFF (COSMIC GARDENERS) an Banjo, Dulcimer und Mandogitarre mit den quasi-mittelalterlichen Vokalismen von FURSAXA/TARA BURKE.
Weitere musikalische Gäste sind TIMEA TELEKI an Violine/Viola, die bei "WORLD MACHINERY" slawische Untertöne hinzufügt und PITL, die mit kryptischen Worten "ON THE SPIRAL TRACK" einleitet.
Es gibt Andeutungen von Blues ("UNREAL THINGS"), psychedelischen Folk mit Popanleihen ("DREAM-A-WEAVING") und merkwürdig mäandernde Stücke ("IN LIQUID WORDS"), die sich zwischen Innen und Aussen hin und her bewegen.
Das hymnisch optimistische "AIRY FAIRY" mit seinen feenhaften Wald- und Wiesensounds beschließt "MY NAME IS MAGIC" so wie es begonnen hat: MAGISCH!!!
New project of Stefan Lienemann alias `Limo` (Fit & Limo, Discolor, Shiny Gnomes) starts where sadly demised Fit & Limo left off. Temple shifts the emphasis towards psychedelic, song-orientated, British 60ies folk rock, encompassing US West Coast vibes and wyrd folk. Meditative, tribalistic free-form mantras are highlighted by Tara Burke`s (Fursaxa) mysterious, artful, otherwordly vocal appearances. Created was an excellent, trance-inducing acid folk album, reminiscent of Lamp of the Universe - `Earth Spirit & Sky`, Incredible String Band, John Fahey. Guested also by Riff (Cosmic Gardeners, Riff & The Mad Hatters Garden Band Machine) and friends.
(www.septembergurlsrecords.com)
|
The Wave Pictures: "Susan Rode The Cyclone" (Little Teddy, April 2010) |
Diese Schallplatte (es gibt scheinbar keine CD-Version!) ist schon
ein bisschen älter, aber ich habe die Band erst kürzlich
durch Zufall für mich entdeckt: ein englischen Gitarre/Bass/Schlagzeug-Trio
in der Tradition der Violent Femmes
und der Go-Betweens, bei deren hoher
Messlatte die Band durchaus mithalten kann!
Die Band besteht wohl schon seit mehr als 15 Jahren und hat scheinbar
auch schon genauso viele Platten veröffentlicht: da gibt es wohl
noch viel zu entdecken. Ach ja - dieses Album ist für einen relativ
günstigen Preis bei JPC zu bekommen.
(11.09.2016) |
Horse Feathers: "Thistled Spring" (Kill Rock Stars, Mai 2010) |
...
und noch mehr von diesem "nervendem Folkrockzeug" für
"sensible Weicheier" wie mich! Hinter den Horse Feathers
steckt der Singer/Songwriter/Gitarrist Justin Ringle, der sich
von einem Geiger, einer Cellistin und einem Banjospieler begleiten
lässt. Sicherlich etwas streicherlastiger als andere Platten
aus diesem Genre, aber eben auch wunderschön. Das Vinyl gab es
mit einem MP3-Gutschein. Da bin ich dann ja schnell dabei, wie ihr
sicherlich schon wisst!
(25.10.2010)
Mehr ...
4. Album, Portland-Band des Songwriters J.Ringle, mit inzwischen wiedererkennbarem individuellem schwer beschreibbarem Stil, (ein paar Will Oldham-Assoziationen). Zugleich kunstvolle wie bodenständige (Songwriter-) Rootsmusik (v.a. Folk, ein paar Appalachian-Elemente) in warmer Atmosphäre, klassisch-zeitlos, melodisch ausnehmend ansprechend. Aus der überwiegend vorherrschenden freundlichen Melancholie entsteht hier und da eine gewisse Aufbruchsstimmung. Sie betonen/akzentuieren immer wieder kurz oder länger die Rhythmik, während Dichte, Intensität, Tempo innerhalb der Songs variiert werden. Sorgfältige Arrangements, von Banjo, Gitarre oder Mandoline, Cello und Violine (zart oder raumfüllend), manchmal auch Piano und dezente Percussion. Viele Balladen, manche z.T. kammermusikalisch. Reizvoll!
(dvd, Glitterhouse)
Auf "Thistled Spring" von Horse Feathers zeigt sich, dass Songwriter Justin Ringle unter dem Einfluss der Jahreszeiten steht. Das letzte Album der Band aus Portland, das von Kritikern hochgelobte "House With No Home", war vom kühlen Cover bis zu den frostgeplagten Songs über Verlust und Einsamkeit ein klassisches Winteralbum. Doch von den ersten zarten Klavierklängen von "Thistled Spring" an, die wie sanfter Frühlingsregen gegen das Fenster klopfen, wird deutlich, dass es hier um Wiedergeburt, Erneuerung und zerbrechliche Hoffnung geht. In der Welt, die durch dir Musik ersteht, scheint die Sonne. In den ersten Songs ist das die frühe Frühlingssonne, die sich auf dem zugefrorenen Fluss spiegelt, in dem das Eis gerade aufbricht. Mit dem Titeltrack und "Starving Robins" zeigt Ringle einmal mehr den typischen Raum in seinen Songs, doch hier ist dieser Platz angefüllt mit Potential, so wie der Platz zwischen einzelnen schmelzenden Schneetropfen. Durch das Album hindurch wird die Sonne stärker und scheint am hellsten im fröhlichen "Belly Of June", in dem Ringles spärliche Texte von Streichern und Banjo ordentlich aufgefüllt werden. Mit "Cascades" und "The Drought" wird es richtig heiß, bevor sich die Blüten in Richtung des Pop-Americana Juwels "Vernonia Blues" öffnen. "Thistled Spring" als Ganzes zeigt den Fortschritt.
Es geht hier üppiger und dichter zu als noch auf den beiden letzten Alben, wobei das Zwischenspiel zwischen Ringle, Geiger Nathan Crockett, Cellistin Catherine Odell und Multiinstrumentalist Sam Cooper auf Tour noch besser geworden ist. Auf der textlichen Ebene erforscht Ringle weiterhin zerbrochene Beziehungen, Sehnsucht und Schmerz, wobei "Thistled Spring" subtil vor Hitze pulsiert, die kalte Herzen schmelzen lässt und mit der Musik plätschernde Bäche losttritt, die über die Rückkehr des Lebens nach einem harten Winter jubilieren.
Never judge an album by its cover art, unless that album was recorded by Horse Feathers. On 2008’s House with No Home, the band sketched a portrait of winter mornings and lonely northwestern nights using string arrangements and acoustic guitars in lieu of paint brushes. A literal portrait graced the cover, depicting the very same scene (snow-capped barn in a wooded clearing, mountain towering in the background, everything captured in hazy focus) that the album spent its time evoking. Thistled Spring follows a similar pattern, its artwork featuring a tangle of tree branches in early bloom. There’s a cautious energy to these ten tracks, a sense that the frozen soundscapes of House with No Home have started to thaw. Songs like “Belly of June” and “Vernonia Blues” hint at a promising season of barn dances and full harvests, and while Justin Ringle still sounds restrained -- he sings earnestly but quietly, as if he’s aware of someone sleeping in the next room -- his band keeps things moving along at an earthy, casual pace. This time out, the band includes violinist Nathan Crockett, cellist Catherine Odell, and multi-instrumentalist Sam Cooper, all of whom do an adequate job updating the indie folk orchestrations that former bandmate Peter Broderick brought to the group. Broderick was once as integral to Horse Feathers’ sound as Ringle himself, but Thistled Spring doesn’t stumble in his absence, and the retooled lineup pairs well with Ringle’s warming disposition.
(by Andrew Leaheyk, All Music Guide)
|
Juta: "Running Through Hoops" (Arctic Rodeo Recordings, Mai 2010) |
Und noch einmal Kanada! Die Sängerin Barbara Adly wird
von einer italienischen Band um den Gitarristen Pierluigi Aielli
begleitet. Allerdings wurde in Kanada aufgenommen bei Howard Bilerman.
Singer/Songwriter-Folkpop mit analogem Feinklang. Sehr schön
auch, dass es die Vinylausgabe, inklusive CD, zu einem überschaubarem
Preis gab. Das hat sich wirklich gelohnt.
(11.01.2010)
Mehr ...
Sommerliches, aus allen Rillen strahlendes Traum-Pop-Debut aus Kanada, filigran-fragiles, akustisch-zartes Wunschobjekt für den Feinkost-Freund und Maria Solheim-Verehrer. Denn an letztere erinnern die Wohlfühl-Wolken der Band um Barbara Adly ebenso frappierend wie faszinierend, bis hin zum dezenten Hang zum weichen E-Piano-Klang. Vor allem aber sind es die sanft fließenden Weisen zwischen alternativem Folk-Pop, leise rollendem Americana-Country und ausschweifenden Klangkaskaden, gleichzeitig getragen und gekrönt von herrlich ungekünstelt-weichem Gesang, die die Erinnerung an die Skandinavierin, die uns viel zu lange darben liess, durchgehend wachruft. Und so trifft das Juta-Debut exakt den Nerv des für feine Töne offenen Musikgenießers, umschmeichelt ihn mit fein ziselierten akustischen und elektrischen Gitarren, einem sanft-samtig tupfenden Kontrabass, gestreicheltem Schlagwerk und E-Piano-Perlen-Ketten, während uns Barbaras engelsgleicher Gesang den Sommer spüren lässt. Howard Bilerman (Arcade Fire, Silver Mt. Zion, British Sea Power) produzierte die himmlischen Schwebteilchen, vielleicht mit ein Grund dafür, dass Juta sich auch in ausufernden Klang-Weiten von bis zu 10 Minuten Länge wohl fühlen. Eine bleibende Entdeckung, auf Arctic Rodeo. (cpa)
(Glitterhouse)
Vor ein paar Tagen wurde “Where” von Juta zum Song der Woche gekürt. Jetzt darf ich ein paar wohlwollende Zeilen über das Album “Running Through Hoops” der Band aus Montreal verfassen. Genauer betrachtet ist Juta allerdings keine rein kanadische Band. Mit dem italienischen Gitarristen Pierluigi Aielli hat Sängerin Barbara Adly einen Seelenverwandten gefunden. Es begann eine fruchtbare Zusammenarbeit. Zunächst ein gemeinsames Songwriting in Montreal, später besuchte Adly ihren Mitstreiter in seiner Heimat Italien.Irgendwann schien alles perfekt. Nach etlichen Gigs in Italien, Kanada und den USA wurde Howard Bilerman als Produzent gewonnen. Auch hier Seelenverwandtschaft durch seine Arbeiten an den Werken von Arcade Fire, Silver Mt. Zion, British Sea Power und den unvergessenenVic Chesnutt. Und so hören wir auf dem Album schönen, handgemachten Analog-Sound der herrlich “altmodisch” klingt.
Entstanden ist mit “Running Through Hoops” ein stimmiges Album voller warmherziger Songs zwischen Jazzigen Pop, Folk und Singer-Songwriter. Elegante Produktion, feines Gitarrenspiel, einer perfekt-dezente Ryhtmusabteilung und ein mich alten Zausel bezaubernder Gesang von Barbara Adly. Nicht nur “Where” lässt das Herz erwärmen, auch „Wait“, „Monday´s Haze“ oder „New Shoots“ sind perfekte Songs bei Wind und Wetter, bei Sonne und Dämmerung. Blaue Stunde, Sonnenaufgang, Musik für den Frühling. Licht, Sonne, Hoffnung, T-Shirt-Wetter, Grün und Blau, das Leben….
(http://www.schallgrenzen.de)
|
Jim Lauderdale: "Patchwork River" (Thirty Tigers, Mai 2010) |
Nach "Headed For The Hills"
(2004) ist dies hier bereits die zweite Kooperation mit Grateful
Dead-Texter Robert Hunter über Albumlänge. Die
Kombination Indianer & Telecaster
auf dem Cover hatten wir ansonsten schon mal bei Eddie
Clearwater.
Die Musik? Wieder etwas mehr "Rock" und weniger "Honky Tonk",
was mir (momentan) eher entgegenkommt. Die Band ist (wie immer bei Jim Lauderdale) vom Feinsten:
u.a. sind Trommler Chad Cromwell (Neil Young),
Telecastergott James Burton (Elvis P.,
Elvis C., Gram
& Emmylou), Steelgitarrist Al Perkins
(Manassas, Emmylou),
Trommler Ron Tutt (Elvis P., Elvis C.,
Jerry Garcia, Emmylou),
Bassist Gary Tallent (Bruce Springsteen)
und Sängerin/Songschreiberin Patti Griffin dabei.
Gute Zutaten und gute Zubereitung garantieren hie eine äußerst schmackhafte Mahlzeit!
(31.07.2010)
Mehr ...
... nach all den vielen Bluegrass-Projekten der letzten Jahre, all den Country-, Country Pop- und Folk-Alben überrascht der bekannte Nashville-Crooner/Songwriter auf seinem 19. Werk seit 1991 (!!) mit einer ungewohnt satten, kräftigen, rockigen Americana/Country Rock/Roots-Mischung, die einen von der ersten Sekunde an richtig packt. Wie schon auf der 2004er 'Headed For The Hills' (und vereinzelt auf so manchen anderen CDs) wurden alle 13 neuen Tracks in fester und deutlich herausgestellter Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Grateful Dead-Lyriker Robert Hunter geschrieben. 13 absolute Klasse-Songs, die neben Country in vielen Schattierungen jede Menge Southern Soul (Muscle Shoals bis Memphis) in sich tragen und etwa 50/50 aus Balladen und rock'n'rolligen schnelleren Stücken bestehen. Lauderdale und Hunter sind ein wahres Traumpaar, wenn es darum geht, bildstarke, wortreiche Geschichten in 4 Minuten zu verpacken - das ist dann schlicht allerallerhöchste Erzählkunst! Habe ich sicher schon oft getan, aber ich muss hier wieder mal Lauderdale's unglaubliche gesangliche Vielseitigkeit betonen. Wie kaum ein anderer ist er in der Lage, sich auf das jeweilige Songfeeling einzustellen, seiner Stimme verschiedenste Klangfarben zu entlocken. Keine Frage natürlich, dass er wieder nur die besten Musiker zur Verfügung hat: Kenny Vaughan, James Burton und Doug Lancio an den elektrischen Gitarren, Al Perkins oder Robby Turner an der Pedal Steel, dazu John Jarvis, John Deaderick, Garry Tallent, Byron House, Chad Cromwell, Bryan Owings, Ron Tutt, Stuart Duncan, Jim Hoke, als Harmony Singers Ann & Regina McCrary sowie Patty Griffin. Hochgradig überzeugend, ja, ich habe den Eindruck, dieser Typ wird immer noch ein bisschen besser!!
(Glitterhouse)
Jim Lauderdale has never been known to shy away from a worthwhile collaboration, having cut some outstanding sessions with bluegrass icon Ralph Stanley and sat in with a broad range of artists from Lucinda Williams and Dwight Yoakam to Solomon Burke and Elvis Costello. And Patchwork River finds Lauderdale teaming up once again with Robert Hunter, with whom he previously collaborated on 2004's Headed for the Hills. Patchwork River features 13 new songs Lauderdale wrote in tandem with Hunter, best known for his work as a lyricist with the Grateful Dead. As one of the few men in Nashville with the courage of his country music convictions these days, Lauderdale moves significantly closer to rock & roll than usual on this album, though this music is still strong, rootsy stuff, with a potent, bluesy undercurrent audible on "Louisville Roll," "Jawbone," and the title tune, and plenty of full-on guitar howling on "Winonna." (Don't fret, "Between Your Heart and Mine" and "Far in the Far Away" demonstrate Lauderdale still writes a great country tune.) These songs are clearly collaborations between two writers, but Lauderdale's melodies bend themselves to the armature of Hunter's elliptical wordplay on Patchwork River, and the rhythms of the tunes sometimes recall Hunter's work with Jerry Garcia, even though Lauderdale's vocals are as distinctive as ever and his own melodic sense is clearly felt. Given the lyrics Hunter has written for this project, it wouldn't have been at all difficult to turn Patchwork River into a pseudo-Dead album in the manner of Workingman's Dead or American Beauty, and to his credit that's not what Jim Lauderdale has done, any more than he did on the previous Headed for the Hills. While it sounds and feels like a different sort of Lauderdale album, Patchwork River is still his own work, and on this second outing with Hunter he's allowed the partnership to inform his music without robbing it of his individual spirit, and similarly he hasn't diluted Hunter's poetic sensibility in the process.
(by Mark Deming, All Music Guide)
|
Tift Merritt: "See You On The Moon" (Universal/Fantasy, Mai 2010) |
Schon seit einigen Jahren bringt Tift Merritt mehr oder weniger
regelmäßig gute Alben heraus. Das Debüt "Bramble
Rose" von 2002 fand ich besonders schön, danach hatte
ich sie ein wenig aus den Augen verloren. Jetzt haben mich zwei Dinge
zurückgebracht: zum einen das schlichte und doch so wunderschöne
Cover. Zum anderen der Name des Produzenten, Tucker Martine,
der auf diesen Seiten für seine Arbeiten mit Laura
Veirs, Laura Gibson, Tara
Jane O´Neil, Ramona Falls
und Musée Méchanique ja schon mehrfach
gewürdigt wurde. Aus der - nicht unbedingt offensichtlichen -
Kombination der Talente von Tucker und Tift entstand vielleicht das
beste Album von Tift Merritt. Auf jeden Fall das beste seit dem Debüt
"Bramble Rose".
(27.06.2010)
Mehr ...
Wenn ich mich doch auf alles im Leben so fest verlassen könnte, wie auf ein neues Tift Merritt-Album. Und dabei rede ich noch nicht einmal von Regierungen, Gehaltzahlungen, Freundschaften oder der Güte des Fernsehprogramms, allein schon im Bereich der Musik gibt es mehr als genügend unliebsame Überraschungen. Aber die Singer-Songwriterin aus North Carolina, die 2002 mit Bramble Rose so heftig und nachhaltig in das Leben aller wahren Musikfreunde getreten war, schenkt uns alle zwei Jahre ein neues Studioalbum, das auf eigenartig unspektakuläre Weise angetan ist, unser Leben zu bereichern. Dabei setzt sie nie nur auf ein Pferd, und bleibt sich dennoch treu, zeigt sich wandelbar und vielfältig, bleibt aber dennoch ganz und gar Tift. Und so gelingt es auch dem vierten Studioalbum der 35-jährigen traumwandlerisch sicher, gleichzeitig all meine Erwartungen zu erfüllen und dennoch zu überraschen, reizt mit unterschwelligem Soul-Groove, umschmeichelt mit Lagerfeuer-Folk-Wärme, bewegt mit in satten Farben leuchtenden Sonnenuntergangs-Balladen, überrollt mit deftigem Country- und Roots-Rock oder lässt die sanfte Steel-Sonne über den weiten Weisen leuchten. Ihr zur Seite eine erlesene Musikerschar unter der bewährten Regie von Tucker Martine, neben der bemerkenswerten Gitarristin Merrit tragen u.a. gute Namen wie Zeke Hutchins (Schlagwerk), Jay Brown (Bass), Greg Readling (Piano, Hammond B 3), Eyvind Kang (Violine, Viola), Greg Leisz (Pedal Steel) oder Hans Teuber (Saxophon, Klarinette) das ihre zum mal vollen, mal filigran durchschimmernden, immer warmen Klang des Albums bei. Aber egal ob allein zum Piano, zu vielstimmigem Gospel-Gesang, zu akustischen Folk-Weisen, zu breitem Blechgebläse oder zur druckvoll rollenden E-Gitarre - Tifts weich-klare Stimme ist es, die alles eint, alle bezaubert, jedes Album aufs Neue gleich zum Freund werden lässt. Und darauf kann ich mich verlassen.
(cpa, Glitterhouse)
|
Nada Surf: "If I Had A Hi-Fi" (Mardev, Mai 2010) |
NadaSurf ist ein Gitarrentrio aus New York, da man irgendwo
zwischen Indie-Rock und Pop einordnen kann, wenn man denn so möchte.
Kennengelernt hatte ich die Band vor einigen Jahren beim Halderner
Open Air und ein paar Jahre später auch das schöne Album
"Let´s Go"
in der Grabbelkiste gefunden. Danach habe ich sie aber wieder aus
den Augen & Ohren verloren, bis ich jetzt trotz mittelmäßiger
Kritiken in einer Musikzeitschrift über "If I had A Hi-F-"
gestolpert bin, ein Album nur mit Coversongs. Da ich das letztjährige
Coveralbum der Lemonheads aber eher langweilig fand wollte
ich eigentlich schon weiterblättern, wenn mich da nicht zwei
Lieder doch noch zum Kauf überredet hätten: "Love Goes
On" stammt vom 1988er Album "16
Lovers Lane" der Go-Betweens, die zu meinen allergrößten
Lieblingen gehören und (noch) viel zu selten durch eine Coverversion
gewürdigt werden. Dazu "Question" vom 1970er-Album
"A Question Of Balance"
der Moody Blues, die sicherlich als Band aus heutiger Sicht
nicht besonders cool rüberkommen, damals aber zu meinen absoluten
Favoriten gehörten. Ausserdem ist "Question" ein wirklich
tolles Lied, das von Nada Surf keineswegs verhunzt wird, wie
der Kritiker von motor.de behauptet. Auch die Lieder von Bands
oder Künstlern, die mich gar nicht oder wenig interessieren sind
gut (z.B. Depeche Mode und Kate Bush), dazu kommen ein
paar Vorlagen, von denen ich noch nie was gehört hatte. Insgesamt
ein schönes, wenn auch eher unbedeutendes Album, das aber auch
überhaupt nicht so tut, als wäre es etwas anderes. Musik
von Fans für Fans, was ja auch das Motto bei Waiting
For Louise war und bei Songs To The Siren immer noch ist.
(10.06.2010)
Mehr ...
Die Entstehung von If I Had A Hi-Fi wurde nicht von langer Hand vorbereitet. Auch kramten die drei Männer von Nada Surf nicht in ihrer Plattensammlung herum, um die ans Herz gewachsenen Lieblingssongs hervorzuholen, um sie in eigene Interpretationen zu verwandeln. Dieses sehr schöne Werk kommt einem schnellen Hüftschuss gleich, denn die New Yorker wollten unbedingt ihren Tour-Keyboarder und immer hilfreich zur Seite stehenden Louie Lino mit auf Konzertreise nehmen. Leider installierte der gerade im entfernten Austin / Texas ein eigenes Studio. Nada Surf leisteten ihm Aufbauhilfe und nahmen in kurzer Zeit If I Had A Hi-Fi auf, das komplett aus Coverversionen besteht. Was ohne musikalisch Detailwissen oft gar nicht auffällt, so startet das Album mit dem stark vom Westcoast-Sound der Byrds und speziell deren Hit „Turn Turn Turn“ beeinflussten Stück „Electrocution“ aus der Feder des unbekannten Songwriters Bill Fox. Selbst das darauf folgende „Enjoy The Silence“ offenbart sich nicht sofort, den Nada Surf holen Depeche Mode in ihre Welt des melancholischen, harmonischen und von sonnigen Melodien durchfluteten Gitarren-Pop. So macht das US-Trio weiter, egal ob es große Namen wie Kate Bush oder Moody Blues, egal ob es weiniger auffällige Gruppen wie Mercromina oder The Soft Pack, egal ob es Helden wie Spoon oder die Go-Betweens covern. If I Had A Hi-Fi überzeugt nicht nur mit einer geschmacklich exquisiten Songauswahl, die den eigenen Fans ganz nebenbei etwas zum Neuentdecken gibt. If I Had A Hi-Fi überzeugt auch, weil Nada Surf nicht einmal wirklich scheitern, nicht einmal an der hohen Hürde von „Love Goes On“ von den Go-Betweens. Und die waren dem perfekten Pop näher, als die meisten Musiker dieser Welt.
(Sven Niechziol, amazon.de)
Die Offerte, in deren letzter Konsequenz nun mit "If I Had A Hi-Fi" das sechste Studioalbum der New Yorker Indie-Band Nada Surf vorliegt, kam Sänger Matthew Caws ganz spontan über die Lippen. 2009 griff er im Zuge der Tour-Vorbereitungen wie gewohnt zum Telefonhörer, um den langjährigen Live-Keyboarder Louie Lino einzuladen - schließlich galt es, das fünfte Studioalbum "Lucky" auf den europäischen Bühnen zu präsentieren. Zur Überraschung des Sängers lehnte der Musiker jedoch dankend ab. Linos frisch gegründetes Tonstudio in Austin/Texas florierte nicht wie erwartet, eine Reise erlaubte das Business nicht. Aus dem Hilfsangebot, ein Cover-Album im Studio des Freundes aufzunehmen, entstand schnell eine ernsthafte Idee und kurze Zeit später begaben sich Nada Surf tatsächlich mit Louie Lino ins Studio. Covern für den guten Zweck, ohne pompöses Konzept und frei von der Leber weg. So spontan wie die Idee ein Album mit Coversongs zu produzieren, so intuitiv kam auch die Auswahl der zwölf auf der Platte vertretenen Stücke zu Stande. Die Setlist von "If I Had A Hi-Fi" folgt keinem großartigen Konzept, sondern spiegelt lediglich einige kurzweilige musikalische Vorlieben der drei New Yorker unmittelbar vor der Produktion wieder. So bietet das Album einen überraschend abwechslungsreichen Mix aus Hits von weltbekannten Künstlern wie Depeche Mode und Kate Bush, Liebhaber-Songs von Alternative-Größen wie den Go-Betweens, Spoon oder Arthur Russel und Stücken nahezu unbekannter Musiker wie den Spaniern Mecromina oder dem Songwriter Bill Fox.
Auch bei der Bearbeitung der Songs folgten Nada Surf lieber ihrem Bauchgefühl als einem ausgeklügelten musikalischen Plan. Die intuitive Arbeitsweise erweist sich dabei allerdings nicht in jedem der zwölf Fälle als optimal. Gut zu Gesicht stehen Nada Surf vor allen Dingen kurze, griffig-knackige Adaptionen, wie zum Beispiel ihr "Electrocution" von Billi Fox oder die Up-Tempo-Variante von Depeche Modes Überhit "Enjoy The Silence". Dabei glänzt das Trio weniger mit Tüfteleien als mit einer simplen Bearbeitung der Originale zu Gunsten eingängiger Satzgesänge. Die Nada-Surf-Spezialität eben: 60ies-Pop-Appeal zum Mit-Wippen. Als absoluter Stimmschmeichler Caws und heimliches Highlight der Platte entpuppt sich das ruhige, mit einer Spielzeit von einer Minute und vier Sekunden wahrscheinlich eher als Intro zum darauf folgenden "You Were So Warm" angedachte "Janine" von Elektroniklegende Arthur Russel. Weniger gelungen sind dem Trio dahingegen die Versuche, die heimischen Nada-Surf-Gefilde zwischen schrammelnder Harmonie-Gitarre, liebenswürdig schlageraffinem Bass und einmütig gedroschenem Schagzeug zu verlassen. Die Band wirkt unsicher, die Songs klingen übergestülpt. So endet sowohl Kate Bushs "No Anger" als auch "Evolucion" von Macromenia irgendwo in der Arrangement-Apokalypse zwischen Keyboards und Geigen, Halftime, Hall und Rimeshots. Mangels einer akkuraten Ausarbeitung fallen die New Yorker so auch bei ihrer Punkrock-Version von Moody Blues' "Question" eher mit klapprig-stolperndem Schüler-Band-Charme als der gewünschten Straightness auf.
Bei einigen Stücken scheitern Nada Surf schlicht weg daran, das Original nicht bis in den letzten Winkel ergründet und im Ganzen einverleibt zu haben und verlieren sich aus Unsicherheit in unnatürlichen Posen. In der Cover-Oberliga spielt die Band also nicht, dazu ist sie ihrem musikalischen Material zu sehr ausgeliefert. Passt ein Original per se zum locker-leicht Gesangs-betonten Pop, den das Trio auch im eigenen Songwriting nahezu perfekt handhabt, gelingt ihr ohne Probleme eine hörenswerte Version. Genre-fremde Stücke können die drei Musiker dahingegen nicht wirklich glaubwürdig in den Nada-Surf-Code umwandeln. Wirklich interessante musikalische Umgestaltungen kommen so nicht zustande, Caws und Co. setzen lieber auf eine sanfte Bearbeitungstechnik. "If I Had A Hi-Fi" ist an einigen stellen dennoch ein gelungenes Werk - nicht unbedingt für Cover-Cracks, wohl aber für alle Nada-Surf-Fans.
(motor.de)
|
Tracey Thorn: "Love And Its Opposite" (Strange Feeling, Mai 2010) |
Britische Pop-Duos aus den 80ern, die mir WIRKLICH gefallen? Da fällt
mir ausser Everything But The Girl
nicht viel ein (OK - bei längerem Nachdenken fallen mir noch
die weit weniger erfolgreichen Eyeless In Gaza und die Cleaners
From Venus ein). Gekauft hatte ich mir das dritte Album der ehemaligen
Sängerin von EBTG vor ein paar
Wochen auf Vinyl in erster Linie wegen des wunderschönen Klappcovers:
ich dachte schon, so etwas gibt's gar nicht mehr! Heute wollte ich
die Platte endlich auflegen, als mir auch hier ganz beim Auspacken
ein MP3-Download-Gutschein entgegenflatterte. Eine nette überraschung
am Sonntagmorgen.
Bei "Love And Its Opposite" handelt es sich um eine gelungen
Mischung aus akustisch-analog-elektrischem Singer/Songwriter-Pop mit
gelegentlichen modernen Einsprengseln, aber alles ohne das in den
80ern bei EBTG noch vorhandene (und
erfolgreichen!) Schielen auf die Popcharts.
Die beiden Plattenlabels von Tracey Thorn und Ex-EBTG-Partner
und jetzt Ehemann Ben Watt heissen Strange Feeling
und Buzzin' Fly. Da sind offensichtlich Tim Buckley-Fans
am Werke.
(28.11.2010)
Mehr ...
Die Stimme von Everything But The Girl. Noch früher mal Marine Girls, tolle Band. Dies ist Traceys drittes Soloalbum, das erste, „A Distance Shore“ erschien 1982, das zweite erst vor drei Jahren. Schon immer klang sie sehr britisch, ob sie nun New Wave, Folk, Pop, Cocktail-Jazz oder Drum’n’Bass sang. Und immer erkennt man ihre Stimme schon beim ersten Ton, sie hat so etwas Weiches und Herzerwärmendes. Auf ihr neues Album habe ich mich sehr gefreut und meine Hoffnungen werden mehr als erfüllt. Zusammen mit Producer Ewan Pearson (The Rapture) gelingt ihr ein wunderschönes, reifes Album zwischen Singer/Songwritertum und Pop. Die illustren Gäste wie Jens Lekman und Hot Chip fallen kaum auf, auch nicht das Lee Hazlewood-Cover "Come On Home To Me“, denn dies ist die große Tracey Thorn-Show. Nicht im Sinn von inszenierter Aufgeblasenheit, sondern ganz im Gegenteil: allein durch ihre stimmliche Präsenz und Persönlichkeit, sowie durch ihr betörendes Songwriting. Die Songs gehen schlicht zu Herzen, on nun balladesk-schwermütig oder zwischendurch auch mal recht poppig. Ein umwerfendes Album voller Songs für die Ewigkeit. Ja doch, ich bin ganz hingerissen. Kongenial fällt auch die Ausstattung meines Vinyls aus: wunderschön eigenwillig gestaltet, dazu im eigentlich längst ausgestorbenen Gatefold-Cover.
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)
After the eight-year recording silence which lasted from the start of Everything But the Girl's indefinite hiatus until Tracey Thorn's triumphant re-emergence as a solo artist on 2007's Out of the Woods, the singer took only three years to return with a follow-up. Love and Its Opposite finds Thorn again working with Berlin-based house producer Ewan Pearson, but it effectively jettisons its predecessor's scintillating electro-pop for a more subdued chamber-folk style akin to that album's quieter moments; it's easily Thorn's least electronic work since EBtG's dramatic danceward shift in the mid-'90s. Then as now, the change of musical scenery hardly disrupts the caliber and sophistication of Thorn's songcraft or the power of her inimitable voice, which remains as gloriously warm as ever. Given that mood and maturity have always been her hallmarks, aging gracefully is scarcely even a concern: now that she's in a position to deliver a set of songs about the complexities of, in her phrase, "real life after forty," it feels utterly natural, a continuation of the emotional navigations she's spent her career documenting with characteristic insight and sensitivity. Stately waltz "Oh, The Divorces!" observes the seemingly inexorable progression of marriages dissolving around her with a creeping unease barely masked by its Sondheim-worthy elegance and verbal wit ("he was a charmer/I wish him bad karma"), and is deftly juxtaposed with the childhood nostalgia of "Long White Dress," concerning a life-long dread of weddings. (Perhaps tellingly, Thorn and EBtG-mate Ben Watt married in 2009, after 28 years of partnership.) On a lighter note, maybe, the bouncy "Hormones" comments breezily on menopause (the singer's) and adolescence (her daughters'), while "Singles Bar" is a wry treatment of aging-singles scenes and all their attendant hope and desperation ("can you smell the fear?"), in a tone that could be bleak or comical or both. Throughout, but especially in her poignant meditations on domestic relationships -- the achingly uncertain "Why Does the Wind" (given a nimble funk backing by Hot Chip bassist Al Doyle and Invisible stickman Leo Taylor), Lee Hazlewood's brooding "C'mon Home to Me" (sung with Jens Lekman), and the quietly self-scrutinizing "Late in the Afternoon" -- Thorn's romanticism is tempered by a hard-earned sense, approached with a mixture of comfort and resignation, that love and its opposite -- fear, perhaps, of loneliness or abandonment or simply death -- aren't truly opposed, but are necessary working complements, each enabling the possibility of the other.
(by K. Ross Hoffman, All Music Guide)
|
Crowded House: "Intriguer" (Universal, Juni 2010) |
Crowded House gehören zu den wenigen "Altstars", deren
neue Alben ich mir auch im Hier & Jetzt noch ungehört kaufen
würde - und es auch diesesmal wieder getan habe. Wie immer wurde
ich nicht enttäuscht.
Der erste Höreindruck: eine gute, altmodisch analoge Produktion
mit einem perfekten Klang, der mir sofort gefällt. "Hits"
sind nicht sofort zu erkennen, aber ich bin sicher, dass das Alben
bei jedem Hördurchgang "wachsen" wird. Deshalb später
vielleicht mehr ...
(05.07.2010) |
GuruManiAx: "Psy Valley Hill" (bureau b., Juni 2010) |
Die Wiedergeburt des klassischen Guru Guru Sounds der frühen
70er (vom 1970er-Debüt "UFO",
meinem Favoriten "Hinten"
von 1971 oder vom wunderbaren "Känguru"
von 1972) haben wir diesem Projekt der beiden Ur-Gurus MANI Neumeier
und AX Genrich zu verdanken. Bassist Uli Trepte hatte
die Band vor dem titellosen 4.
Album verlassen, Gitarrist Ax Genrich war zum letzten
mal bei Nachfolger "Don´t Call Us We Call You" dabei.
Schlagzeuger Mani Neumeier hält die Band bis zum heutigen
Tag zusammen, aber der klassische Sound der Band war doch sehr stark
von Genrichs Gitarre bestimmt. Dieser jammt zwar noch gelegentlich
mit seinem alten Kollegen Neumeier, aber der Tod von Uli Trepte
vor einigen Jahren muss die beiden doch wohl davon überzeugt
haben, es noch einmal ernsthaft miteinander zu versuchen. Am Bass
werden sie von dem mir bislang unbekannten Belgier (!) Guy Segers
unterstützt. Und schön ist es, wenn das dann zu solch
einem gelungenen Resultat führt, statt einfach nur nostalgisch
zu sein!
(12.07.2010)
Vielleicht doch noch eine klitzekleine kritische Bemerkung: Während
die Musik von GuruManiAx auf höchstem Niveau ist, fallen
künstlerische Qualität der Covergestaltung zusammen mit
dem Titel der CD deutlich ab. Was bedeutet "Psy Valley
Hill" - ausser dass einer der instrumentalen Songs
bereits so heißt? Fängt sich hier eine neue Tradition an:
"geniale Musiker schlampen bei der optischen und textlichen
Präsentation ihrer Werke". Schließlich heißt
das letzte Guru Guru-Album von 2008 ja auch schon "Psy"
und hat ebenfalls kein besonders schönes Cover. Da lobe ich
mir doch im Moment die Arbeiten von Stefan Lienemann und
seinen zahlreichen Projekten (Shiny
Gnomes, Fit & Limo, Temple
Of L.I.B., St. Stephen) oder alle Veröffentlichungen
vom kanadischen Constellation-Label, wo Verpackung
und Inhalt auf allerhöchstem Niveau sind.
(15.07.2010)
Mehr ...
2010er Aufeinandertreffen/Wiedersehen dreier immer noch kreativ-energie-sprühender Krautrock-Recken. Etwa 35 Jahre ist es her, dass Mani Neumeier und sein Guru Guru-Weggefährte Ax Genrich sich im Studio trafen, gemeinsam mit Bassist Guy Segers (Univers Zero) aber sprühen sie als Trio vor musikalischer Phantasie, als sei die Zeit schlicht stehengeblieben. Auf Psy Valley Hill zelebrieren die drei die Kraut-Kunst der Improvisation zwischen Psychedelic-, Progressive- und Avantgarde-Rock und schlagen mit dem Song Spaceship Memory auch direkt die Brücke zu den seligen Guru Guru-Tagen.
(Glitterhouse)
|
Hawkwind: "Blood Of The Earth" (Eastworld, Juni 2010) |
Hawkwind haben sich immer gerne selber zitiert, ohne dabei allzusehr
peinlich zu sein: auf "Blood Of The Earth", dem ersten
Album seit ca. 5 Jahren und dem gefühlten 76. Album insgesamt
(wenn man halb-, viertel- und illegale Alben mal versucht, mitzurechnen)
wird mit "You'd Better Believe It" sogar eine alte Nummer
vom 1974er Album "Hall Of
The Mountain Grill" recycled - nicht schlechter als vor
35 Jahren, aber auch nicht unbedingt besser. Auserdem wird auch
beim Cover heftig zitiert: der Schriftzug und Grafik auf dem Segel
des Bootes auf der Frontseite stammen genauso wie die silbrigen
Statuen vom 1972er-Album "Doremi
Fasol Latido", während das Raumschiff auf der Rückseite
stark dem vom Album "Hall
Of The Mountain Grill" ähnelt.
Einziges Urmitglied der Band ist natürlich der Gitarrist Dave
Brock, dem aber Schlagzeuger Richard Chadwick immerhin
schon ca. 20 Jahre zur Seite steht (mindestens seit dem 1990er Album
"Space Bandits"). Keyboarder Tim Blake war immer
mal wieder in der Band und wieder weg, während am Bass ein
gewisser Mr. Dibs neu dabei ist. Seit längerem gibt
es mit Niall Hone sogar einen zweiten Gitarrenspieler neben
bzw. vor Captain Brock. Da Hawkwind in den letzten Jahren
oft als Trio zu hören waren, bei dem gelegentliche Keyboardeinlagen
von allen Beteiligten kamen und Captain Brock sich selber
nur selten mit einem Gitarrensolo hervorgetan hatte, läßt
sich also über den neuen Hawkwindsound sagen: im Prinzip so
wie immer (das ist gut so!), aber mit etwas mehr Gitarre und ausgereiften
Keyboardklängen (auch kein Nachteil!).
Trotz aller Kritik ist das kein schlechtes Album, denn welche Band
kann schon von sich sagen, nach 40 Jahren im Geschäft immer
noch kreativ zu sein? Ist das Album so gut wie die Klassiker? Sicherlich
nicht - aber das war eigentlich auch nicht zu erwarten. Ist es das
beste Album seit X Jahren? Das kann ich leider nicht
beurteilen, weil ich mich im Spätwerk der Band
nicht so gut auskenne wie im Frühwerk - aber
eigentlich ist mir das auch ziemlich egal.
(25.07.2010)
Mehr ...
Nach 5 Jahren Pause ein vielfältiges Werk. Nur 1,2x gibt´s ihren klassischen Space (Hard) Rock (wer den sucht, kaufe sich den ebenfalls besprochenen Hawkwind-Tribute von Harvestman, Minsk etc), ansonsten Ethno-Groove-Space-Rock, Post-Wave-Industrial-Space-Rock, Cosmic Kraut-Space-Elegien im Schönklang, Electro Space Rock, Electro-Groove-Oriental-Pop, Rain Parade-Psychedelia in Eastern Space, catchy rockende pure Space-Psychedelia. Viel Space also, mehr denn je, vieles klingt 80s-inspiriert, manches überrascht mit viel Melodie.
(dvd, Glitterhouse)
As always with anything remotely resembling a "new" Hawkwind album, as opposed to a live or archive rehash of the past, Blood of the Earth falls between two very sharply defined poles — either it's the band's best album since the mid- to late '90s, or it's one more step away from the purity of their original mission statement, an argument that could be backed up by the distinctly lackluster retread of "You Better Believe It" that turns up near the end. Unfortunately, that's about as far as that argument goes, as Blood of the Earth continues the past few albums' penchant for pushing ahead, opening with the distinctly atmospheric "Seahawks," pounding on through the near-punkish "Wraith," and (back to the past again), completely rewiring "Sweet Obsession," from its solo Dave Brock prototype. The tribal "Inner Visions" and the near-ambient "Green Machine" offer the most distinct axis around which the album revolves, but every corner secretes a new surprise, until you arrive at "Comfy Chair," which actually fits you just like one. Which probably isn't something you'd expect to find on a Hawkwind album, but strangely, it works really well.
(by Dave Thompson, AMG)
|
Teenage Fanclub: "Shadows" (PeMa, Juni 2010) |
Diese schottische Gitarrenband gibt es schon über 20 Jahre -
eine gefühlte Ewigkeit. Mit "Bandwagoneque"
von 1992 standen sie zu Grungezeiten mal vor dem großen Durchbruch,
der aber nie erfolgte. Nach Zeiten bei großen Plattenfirmen
(Geffen in den USA und Sony in Europa) kochen sie inzwischen auf eigenem
Minilabel ihr eigenes kleines Süppchen. Meine letzte Anschaffung
war "Songs From Northern Britain" von 1997, danach hatte
ich die Band aus den Augen verloren.
Warum ich mir jetzt das neue Album gekauft habe, das weiss ich auch
nicht so genau: ich hielt im Laden die Platte in der Hand und konnte
sie noch nicht mal anhören, weil die CD-Version gerade nicht
vorrätig war und Platten nicht angespielt werden. Und obwohl
das Cover nicht besonders schön ist hatte ich trotzdem ein gutes
Gefühl und habe die Vinylausgabe schliesslich ungehört eingepackt.
Gerade lief die Platte zu Hause bei mir und ich bin mit meiner spontanen
Entscheidung doch sehr zufrieden!
(27.06.2010)
Mehr ...
Nach 5 Jahren Neues. Fast wie immer. Ist auch gut so, solange sie melodisch so aus dem Vollen schöpfen! Purer Pop, der sich zugleich in den 60ern (z.B. Byrds), 70ern (z.B. Big Star, die ruhigen!), 80ern (z.B. Orange Juice) schöpft und dabei zeitlos wirkt. Schlichte Gitarren legen die Basis, darüber setzen Orgel und geschmackvolle delikate Keyboards sowie ab und zu Streicher, Pedal Steel Akzente – immer im Dienste des Songs. Wie auch die häufig mehrstimmigen Vocals. Licht und freundlich, sehr apart, gerne ausgesprochen relaxt, teils ziemlich weich bzw. teil-akustisch, recht oft ein wenig melancholisch. Sporadisch kleine Dosen Folk oder Country, ein Hauch Psychedelia. Schön - wie (fast) immer.
(dvd; Glitterhouse)
Since 2000's Howdy!, it seems as if Teenage Fanclub's three singer/songwriters — guitarist Norman Blake, bassist Gerard Love, and guitarist Raymond McGinley — are on track to deliver a new album every five years. For longtime fans who remember the first time they heard "The Concept" off the band's classic 1991 album Bandwagonesque, that level of output may seem a bit stingy, but when considering TFC's consistently high-quality songwriting, no true "Fannie" fan is likely to complain. In that sense, Teenage Fanclub's 2010 album Shadows is a sparkling and reflective follow-up to the band's stellar 2005 effort, Man-Made. Released on the band's own Pema imprint in the U.K. — Merge in the U.S. — Shadows picks up on the introspective, world-weary quality of Man-Made but also delivers a bit of the classic bright pop the band is known for. Where Man-Made found the band struggling with feeling like life was an illusion on the dogged "It's All in My Mind," here you get Love's breezy baroque pop statement of purpose "Sometimes I Don't Need to Believe in Anything," with its chorus of layered synth, strings, flutes, and sundry wind instruments. Similarly, Blake's leadoff single "Baby Lee" is a romantic '60s-styled folk-rocker that veritably shimmers with positive vibes. Elsewhere, Love's "Into the City" is a sunshine pop/country-rock love letter to urban days in the sun and McGinley's "Today Never Ends" is slow-burn psychedelic country-rock rumination on the past, the present, and a perfect day that never ends. If the day is as sun-drenched and relaxed as the songs on Shadows implies, then may it and Teenage Fanclub go on and on.
(by Matt Collar , All Music Guide)
|
"Be Yourself - A Tribute To Graham Nash" (Grass Roots, Juni 2010) |
Ich liebe Tribute-Sampler - zumindest meistens und vor
allem dann, wenn die richtigen Songschreiber von den
richtigen Leuten gecovert werden. Leider hat es da in
den letzten Jahren eine gewisse Inflation mit einem spürbaren
Qualitätsverlust gegeben, bzw. starkem Gefälle zwischen
meisterlicher Vorlage und dazu stark abfallender Neuinterpretation.
Ganz zu schweigen von diesen "Pink Floyd Shows" und Genesis-Tribute-Spektakeln,
die ganze Alben dieser Bands originalgetreu auf die Bühne bringen.
Wenn aber nicht nur das Werk eines Künslers geehrt wird, sondern
ganze Alben komplett neu interpretiert werden, dann lohnt
es sich meistens, doch etwas genauer hinzuhören. Auf "Be
Yourself" covert die alternative Musikelite der USA und
dem Grenzbereich Folk/Indierock (ich sag nur: Bonnie
"Prince" Billy, Robin Pecknold (Fleet
Foxes), Alela Diane, Vetiver,
Brendan Benson von den Raconteurs, Greg Weeks von den Espers
und andere) Lied für Lied das Debüt "Songs
For Beginners" von Graham Nash aus dem Jahre 1971.
Jetzt könnte manch einer sagen: "Graham Nash? Das ist
doch der Uncoole von CSN&Y!" Das mag ja vielleicht auch
noch stimmen, aber "Songs
For Beginners" ist ein wirklich tolles Album (was mir gottseidank
schon vor ein paar Jahren aufgefallen ist!) - und "Be Yourself"
ist ebenfalls eine wunderbare Angelegenheit: alle Beteiligten liefern
gute Arbeit ab, keine einzige Interpretation fällt durch, kein
einziger Durchhänger. Ganz klar eines der besten Alben aus der
Sonderkategorie "Wenn ganze Alben gecovert
werden"!
(03.08.2010)
Mehr ...
Nicht nur als willkommene Verneigung, sondern auch als Album/Lied-Sammlung höchst gelungenes Projekt: Uns nah und näher ans Herz gewachsene Namen wie Port O Brien, Brendan Benson, Vetiver, Robin Pecknold (Fleet Foxes), Greg Weeks, Bonnie Prince Billy und Alela Diane nahmen sich in seiner Gänze des Debut-Albums des Singer-Songwriter-Feintöners und Harmoniegesang-Meisters Graham Nash zu Herzen und schenken uns mit Be Yourself eine respektvolle, bewegende, vielschichtige, wohlklang-gefüllte Neu-Fassung der Songs For Beginners. Dabei gelingt es allen Beteiligten auf unterschiedlichste Art, die Goldene Mitte zwischen liebenswert-nostalgischer Nash-Nähe, Steel-beglänztem Sonnenschein-Country-Pop und fragil-verletzlichem Singer-Songwritertum zu treffen, wobei sich verträumte Balladen-Kleinodien, Akustik-Folk-Feinheiten, psychedelische Schweb-Momente und mitreißende Rock-Energie-Ausbrüche perfekt die Waage halten. Sich für einzelne Glanzlichter zu entscheiden fällt eben so schwer, wie es dem gelungenen Gesamtwerk Unrecht täte, dennoch strahlt unter den unaufdringlich prächtigen Songs Military Madness (Port O Brien), Better Days (Brendan Benson), Wounded Bird (Grahams Tochter Nile), Be Yourself (Robin Pecknold), Man In The Mirror (Moore Brothers), Simple Man (B“P“B) oder Theres Only One (Alela Diane) die psychedelisch schillernde, kraftvoll ausufernde Sleepy Sun-Fassung von Chicago (mit einem Epilog von Nile Nash) als Krönung eines besonderen Tributs hervor.
(cpa, Glitterhouse)
|
I Am Kloot: "Sky At Night" (Play It Again Sam/Shepherd Moon, Juli 2010) |
I Am Kloot haben bisher eigentlich nur gute Alben
herausgebracht - und jetzt soll das neue laut Produktinfo nicht nur
das beste bisher sein (was fast jeder Künstler
von seinem neuen Album behauptet), sondern sogar ein Quantensprung?
Ein wenig zu marktschreierisch? Vielleicht. Zu den besten Arbeiten
der Band gehört es auf jeden Fall - und hat ausserdem sogar den
bisher besten Klang von allen Kloot-Platten, weilman sich mit Gus
Garvey und Craig Potter sogar zwei amtliche und angesafte
Produzenten leisten konnte, wobei ich deren bisherige Arbeiten nicht
kenne. Mein erster Eindruck von der Platte (jawohl:
ich halte das wunderschöne Klappcover der Vinylausgabe in Händen!)
ist auf jeden Fall sehr gut. Könnte sogar ein Kandidat für
meine Jahres-Top10 sein, denn ich höre sofort mehrere der allerbesten
Ohrwürmer heraus.
(15.08.2010)
Mehr ...
Nachdem sich I Am Kloot bereits mit ihren Vorgängeralben eine treue Fanschar erspielt haben, setzt die Band nun zum Quantensprung an. Denn die zehn Songs auf “Sky At Night” sind die besten die die Band je geschrieben hat. String-Arrangements die an Sam Kirby (Nick Drake etc.) erinnern und die exzellente Produktion von Elbows Guy Garvey lassen das Herz eines jeden Musikliebhabers höher schlagen. Dabei hat diese Platte dazu noch das Potential die Band weit aus dem Indie-Kosmos heraus zu katapultieren, und so gilt dieses Album schon jetzt und vollkommen zu recht, als heisser Anwärter auf den englischen Mercury Music Prize. Wer diese Platte nicht fühlt, ist klinisch tot! “Sky At Night” ist ein Meisterwerk von einem Album, das der Band den langverdienten Durchbruch bescheren wird!
(Produktinfo)
Johnny Bramwell von I Am Kloot ist der talentierteste Songwriter, den dieses Land in den letzten zehn Jahren hervorgebracht hat.
(Pete Doherty)
Herrlich sentimental ist dieses Meisterwerk – vor allem bei dem von Kindheitserinnerungen durchwirkten „I Still Do“, in dem Bramwell zum Harfenklang von Marie Lionheardt das Gestern und Heute auf wundersame Weise verquickt. Das ist anrührend, ohne jemals kitschig zu sein. Entschleunigt feiert „Sky At Night“ eine einzigartige Langsamkeit, die bei einer Umdrehung weniger die Songs zum Stillstand brächte. Großartig!
(Focus)
Das absolute Highlight jedoch findet sich ganz am Ende von 'Sky At Night'. Das abschließende Stück namens 'Same Shoes' beschwört mit tiefem Saxophon, raschelndem Schlagzeug und klaren Piano-Klängen eine wundervolle Stimmung des sternenklaren Winters. Der wohlig klingende Trompeteneinsatz, der auf einer eingespielten Applauswelle in den Song schwimmt, lässt ein Gefühl aufkommen, als ob man gerade von dem zu Anfang beschriebenen Winterspaziergang zurückkehrt, die Haustür öffnet, einen die Wärme des Hauses freundlich empfängt und man den Rest der Nacht vor dem brennenden Kamin verbringt.
(www.whiskey-soda.de)
Alles in allem ist die große Stärke dieses Albums, dass es stets wie aus einem Guss wirkt. Vielleicht ist es zur falschen Zeit erschienen, man tut sich doch zwischendurch schwer mit düsterer Stimmung an heißen Sommertagen im Juli. Zum Herbstbeginn wird man SKY AT NIGHT dafür wahrscheinlich umso mehr lieben. Und alle Freunde der Melancholie dürfen sich also wünschen, dass es in Manchester auch weiterhin oft regnen wird.
(www.jmcmagazin.de)
Zehn wunderbar melancholische Songperlen für einsame Nachtschwärmer und Freunde des akustischen Indie-Rocks.
(www.motor.de)
Aus der Stille schälen sich akustische Gitarren, filigrane Trommeln klöppeln leise Rhythmen und dann kommt eine Stimme, die an Nashville und so gar nicht an die Heimat von I Am Kloot, Manchester, erinnert. John Bramwell singt seine Nachrichten aus dem Norden wie ein Folk Barde aus einer anderen Zeit. Musik gegen den Über-Sommer.
(www.radioeins.de)
Distils and expands their strengths, from elegant tunes to resolutely bittersweet lyrics.
(BBC)
Well done the Financial times is all I can say. It's not a paper that is regularly posted through the letterbox but an off chance reading of it at a public library turned up a short review of "I am Kloot's" new album "Sky at Night" which ended with the plea that it is "time surely for this Manchester band of everymen to have their day in the sun too". The FT is emphatically right "Sky at night" is a revelation and an album of consummate song-writing and big songs. Unbelievably this is the fifth album for this three piece Mancunian band who comprise John Bramwell (guitar/vocals), Peter Jobson (more…bass)and Andy Hargreaves (drums). They formed in 1999 and sadly over that period have been so far below the radar that a Lockheed Blackbird would have had trouble spotting them. Dear old John Peel tried his best to promote the band but we didn't listen properly.
"I am Kloot's" predicament has some similarities to there mentors and great chums in Elbow who also struggled to gain their rightful recognition for far too many years until they unleashed the wonders of the "Seldom Seen Kid" one of the greatest albums of the last or any decade for that matter. Since 2001 "I am Kloot" have had a big Elbow connection with Guy Garvey producing their debut and for their latest Garvey has enlisted fellow band mate Craig Potter to help at the mixing desk. It appears that the newly found "Elbow Magic" has rubbed off and resulted in another brilliant Kloot album but one this time that represents a real leap in consistency and maturity.
Clearly the two big songs on here intended to draw people in are the opener "Northern Skies" currently subject to blanket playing on Radio 2 and the penultimate song the jaw dropping "Radiation". Both songs are very different with the former having a countryish feel and makes for an ideal single with a brilliant video featuring Christopher Eccleston to accompany it. "Radiation" starts off as altogether more sparse and beautiful affair that then breaks into huge almost ELO like orchestration midway and superb vocals by Bramwell where he repeats the lines "Everything we ever thought, we'd ever want, me and you, well it just came through" over a pounding backdrop. In short it's a storming song and massive highlight. Yet my true favourite's on the album are the slow burners like "I Still do" which is achingly beautiful and destined for classic status, equally the Richard Hawley style piano ballad "Its just the night" has a lonely desolation and sadness which captures perfectly a gin soaked evening which has gone wrong. "The moon is a blind eye" pulls on every emotional pulse in your body, while "Lately" is slightly bluesy but the huge wall of backing harmonies are pure "Abbey Road" and the late Dr Winston O Boogie would have loved to tackle this head on.
All the songs on here are class and "Sky at night" is the perfect title for this album. Walk out and look at those bright stars, ignore the light rain, breath out into the cold night air and reflect; then ask yourself when was the last time you last heard an album this good?
|
Menomena: "Mines" (City Slang/Barsuk, Juli 2010) |
Der Vorgänger "Friend
& Foe" war eine Zufallsentdeckung und eine angenehme
überraschung. Bei "Mines" steigern sich die drei gleichberechtigten
Sänger, Songschreiber und Multiinstrumentalisten Brent Knopf
(hauptsächlich Gitarre & Keyboards), Danny Seim (hauptsächlich
Schlagzeug) und Justin Harris (hauptsächlich Bassgitarre
und Baritonsaxofon) nochmals und liefern etwas wirklich Großartiges
ab!
Das ganze kommt als Vinyl-Doppelalbum mit insgsamt ca. 60 Minuten
Laufzeit daher. Der dazugehörige MP3-Download scheint bei City
Slang auch schon Standard zu sein. So muss das sein!
(01.08.2010)
Mehr ...
"Mines" heißt der soeben fertig gestellte Opus von "Menomena" aus Portland / USA.
Der neue Longplayer des Trios ist ebenso gehaltvoll wie der von Kritikern hochgelobte Vorgänger "Friend And Foe", doch hier und dort noch luftiger, noch lakonischer. Woanders dagegen harscher, fordernder (vor allem in den von Bassist / Saxophonist Justin Harris gesungenen Songs) und noch größer, noch emotionaler, noch dramatischer und beseelter (in den größtenteils Schlagzeuger Danny Seim zugeschriebenen Nummern). Daneben stehen die feinsinnig ziselierten Kunstwerke von Brent Knopf, der letztes Jahr unter dem Namen Ramona Falls eine irre Soloplatte hingelegt hat.
"Menomena" platzen ebenso vor Talent wie die Flaming Lips, emotionalisieren ihre Songs in den besten Momenten wie Weiland mit ganz verschiedenen Methoden Sebadoh oder Built To Spill, sie arrangieren mancherorts radikal-musikalisch wie Tortoise, türmen trotz Dreierbesetzung mehr Texturen als die Großfamilie von der Broken Social Scene übereinander, sind die erklärte Lieblingsband von Lambchop Chef Kurt Wagner; und dann hat einer von ihnen ja neulich auch noch das geliebte Debüt-Album der Südafrikaner von Dear Reader produziert.
Die vierte Opulent-Orgie des Trios aus Portland, Oregon, auf City Slang. Die drei Vielinstrumentalisten und durch nichts gebremsten Kreativ-Vulkane Justin Harris, Danny Seim und Brent Knopf entfesseln ein in allen Klangfarben strahlendes, furioses Feuerwerk, das im Kopf ein ganzes Orchester entstehen lässt. Mit voller Rock-Kraft, progressiver Lust am Um-, Seiten-, Neben- und Ausweg und unbändiger Spiellust erforschen die drei den Rock-Kosmos zwischen Flaming Lips, MGMT, Built To Spill, Tortoise, Modest Mouse und Broken Social Scene und befreien den Geist von lästigen irdischen Bindungen. Ein Album wie ein Rausch.
(Glitterhouse)
Drifting between order and disarray, Menomena’s fourth album is like an exercise in controlled chaos. While Menomena are still working in layers of fractured harmony, Mines feels like one of their more focused efforts to date. Given the density of the songs here, reining themselves in couldn’t have been a small feat, and the album probably owes a lot to its relatively downtempo feeling. The careful, plodding pace of songs like “Lunchmeat” and “Tithe” gives Menomena plenty of time to find their way around the songs, patiently adding and removing layer upon layer to the songs until listeners suddenly find themselves amidst a swirling maelstrom of melody. This kind of control gives Mines a roller coaster feeling, with slow buildups leading to a frenzy of activity, with the whole thing giving the impression that it could go off the rails at any time when in reality you’re safe and secure, with the album only offering the promise of danger when in reality the chances of things getting out of control are slim. It’s that slight promise of danger, however, that makes Mines an exciting listen. Track after track, Menomena perform this kind of complicated juggling act, adding more and more balls to the mix, and just when it seems that things are about to drop, the band reels it all back in, takes a bow, and does the whole thing over again. What’s surprising, though, is that despite its density, Mines is a thoroughly accessible album from start to finish, meaning fans both old and new will have no trouble diving into its easygoing rhythms, and if they stick around to fully explore its depths, they’ll find that there’s plenty to like.
(by Gregory Heaney, All Music Guide)
|
Kim Richey: "Wreck Your Wheels" (Lojinx, Juli 2010) |
Ich kenne kaum eine Sängerin/Songschreiberin, die man weitestgehend
unter die Kategorie "Country" einordnen kann, wo hohe musikalische
Qualität in einem solch krassen Missverhältnis zur Akzeptanz
bei Plattenfirmen und Massenpublikum steht. Vor einigen Jahren hatte
ich mich ja schon sehr über ihren Rauswurf beim angeblich so
coolen Label Lost Highway aufgeregt (nach ihrem - in meinen
Augen & Ohren - Meisterwerk und meinem Album des Jahres 2002 "Rise").
Dann erschien beim ebenfalls legendären Label Vanguard
das ebenfalls gelungene Album "Chinese
Boxes", immerhin mein drittliebstes Album von 2007. Ob Kim
jetzt bei Vanguard rausgeflogen oder selber gekündigt hat weiss
ich leider nicht. Und über das neue Label Loxinx kann ich auch
nichts berichten, aber über die neue CD, die - wenig überraschend
- wieder voll mit guten Songs und mit einer tollen Band eingespielt
ist.
(01.08.2010)
Mehr ...
Das 2010er und sechstes Album der Amerikanerin bietet Singer-Songwriter-Americana in seiner gepflegtesten Form, harmoniereichen Wohlklang in Tüten, ein Rundum-Glücklich-Paket für den Freund des vielfältigen Umgangs mit Country-Wurzeln. Zwischen schlichtem akustischen Folk, streicherumsäumten, herzberührenden Balladen und Voll-Band-Roots-Rock-Rollern spielt sich das von vielerlei Gitarrenklang mit Twang, Slide & Steel geprägte Wurzelklangbild ab, meisterlich von Produzent und Viel-Instrumentalist Neilson Hubbard in Nashville in Szene gesetzt. Dauerpräsente Instrumentalisten und die Gäste wie Matthew Ryan und Will Kimbrough sorgen für das glänzend perfekte Klang-Lager, in das Richey ihre reife, warme Stimme bettet und ein himmlisches Wurzel-Wolken-Werk schafft, das in der Mitte eines gedachten Dreiecks Lucinda Williams, Sheryl Crow und Aimee Mann einen Wohlfühl-Platz gefunden hat. Streichelnd-schmeichelnder Balsam für gehetzte Seelen.
(cpa, Glitterhouse)
|
Marc Cohn: "Listening Booth: 1970" (Sony/Sanguaro Road, Aug. 2010) |
Wie
langweilig - schon wieder eine Platte nur mit Coverversionen! Und
dann auch noch von Marc "Walking In Memphis" Cohn,
der zwar nie pfui aber auch nie wirklich hui
war. In der Ankündigung stand, dass es um seine Lieblingslieder
aus dem Jahre 1970 geht. Darunter ist zwar nichts wirklich Obskures
(oder soll man "Maybe I'm Amazed" von einem frühen
McCartneyAlbum "obskur" nennen?). Kaufanreiz war letztendlich
der "New Speedway Boogie" von den Grateful Dead (obwohl
mein "Dead-Enthusiasmus" im Moment aufgrund fehlendem Nachschubs
auch nur noch ganz sparsam vor sich hinköchelt.
Mein erster Höreindruck: Marc Cohn singt toll und alle
Lieder sind wunderbar interpretiert. Einen einzigen kleinen Abstrich
möchte machen: bis auf das Schlagzeug und Blasinstrumente spielt
Produzent John Leventhal fast alle Instrumente, die er zwar
perfekt beherrscht, aber mit denen er auch eine gewisse klinisch saubere
Langeweile verbreitet - zumindest ein klein wenig. Trotzdem eine schöne
Platte.
(27.08.2010)
Mehr ...
Höchst angenehm gelassen und entspannt daherkommendes Coverversionen-Tribute-Album an die Songs des Jahres 1970, vorgetragen von dem Singer-Songwriter mit der rauh-samtigen, dunkel-kehligen Stimme, roots-nah und höchst gepflegt in Szene gesetzt von Produzent John Leventhal (Shawn Colvin, Rosanne Cash, David Crosby, Kimmie Rhodes, Kelly Willis). Wie gewohnt trägt Viel-Spieler Leventhal auch einen großen Teil des abgehangen reifen Instrumental-Werks zwischen Roots-Rock, Country, Folk und Swing, neben einer Handvoll ausgesuchter Mitmusiker auf Kontrabass, Gebläse, Schlagwerk und Pedal Steel setzen die vier Gastsänger India.Arie, Kristina Train, Aimee Mann und Jim Lauderdale als Duettpartner Glanzlichter. Letztlich aber ist es Cohn’s Gesang, der den meist dezent entschleunigten Neu-Fassungen gekonnt auserlesener Originale wie Look At Me, Maybe I’m Amazed, Wild World, The Letter, Only Living Boy In New York, After Midnight, No Matter What, New Speedway Boogie, Into The Mystic oder Long As I Can See The Light neuen, samtigen Glanz verleiht.
(cpa, Glitterhouse)
|
Nils Koppruch:"Caruso" (Grand Hotel Van Cleef, Aug. 2010) |
Ob das jetzt noch Fink heißt
oder nicht: Nils Koppruch ist einer der wenigen deutschsprachigen
Sänger/Liedschreiber, von denen ich wirklich begeistert bin.
Könnte unter anderem daran liegen, dass Musik UND Text gelungen
sind.
(15.09.2010)
|
Los Lobos: "Tin Can Trust" (Proper, Aug. 2010) |
Mit
den Wölfen aus East L.A. hatte ich mich lange nicht mehr beschäftigt.
Weil auf "Tin Can Trust" aber 1x die Grateful Dead
gecovert werden ("West L.A. fade Away" vom 87er Hitalbum
"In The Dark") und
Robert Hunter mit Cesar Rosas zusammen sogar einen neuen
Song geschrieben hat und Marc Cohn sich zeitgleich
ebenfalls am Dead'schen Liedgut versucht, habe ich das mal als "höheres
Zeichen" gesehen und beide CDs gekauft (Vinyl gab's nicht oder
war mir zu teuer!). "Tin Can Trust" ist ein schönes,
zeitloses Rockalbum, das mich zu der Frage bringt: Warum hab ich mich
in den letzten Jahren kaum mit dieser wirklich guten Band beschäftigt,
die ja auch immerhin schon im dritten Jahrzehnt ihrer Bandgeschichte
ist, ohne dabei altbacken zu werden?
(27.08.2010) |
Mark Olson: "Many Coloured Kite" (Rykodisc, Aug. 2010) |
später mehr ...
(29.08.2010)
"Many Colored Kites" ist wirklich
sehr schön geworden. Das ist nicht überraschend, denn
schlechte Platten kenne ich von Marl Olson eigentlich nicht.
Nur fällt mir im Moment leider nicht mehr Erbauliches zu dem
Thema ein. Bitte abwarten & Tee trinken. Oder selber hören.
(08.09.2010)
"Many Colored Kites" ist sogar
richtig gut: Titel 2, "Morning Dove" mit der tollen Zeile
"My loved one walks on water".
Bei "No Time To Live Without Her" ist sogar Vashti
Bunyan zu hören. Nicht das sowas unbedingt sein muss, aber
es adelt doch die Platte ein wenig. "Scholastica" nervt,
aber der Rest ist sehr schön geraten.
(15.09.2010)
Konzerthighlight: JZ Karo, Wesel, 16.10.2010
Mehr ...
... wenn wir ehrlich sind, warten wir seit allzu vielen Jahren schon auf eine alles überragende CD des ehemaligen Masterminds der Jayhawks, der uns mit seinen diversen Veröffentlichungen "danach" mal mehr und mal weniger enttäuschte. Viele der Creekdippers-Sachen waren manchen ja zu Victoria Williams-lastig und Olson wurde in der Tat ziemlich untergebuttert, das überraschend abgefeierte 2007er 'The Salvation Blues' war zwar ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, aber die arg fade Reunion mit Gary Louris ein Jahr später ('Ready For The Flood') geriet leider zum totalen Langweiler. Die "schlechte" Nachricht ist: auch diesmal gibt's (noch) kein Überwerk von Olson. Die gute: Er kommt verdammt dicht dran, wahrscheinlich ist es seine beste Soloarbeit überhaupt! Die paar schnelleren bzw. dezent angerockten Lieder klicken sofort, sicher nicht anders als früher bei den Jayhawks, also z.B. der Opener 'Little Bird Of Freedom' mit Gast-Vocals von Jolie Holland. Die Langsam-Folk-Nummern, mal karg nur mit Gitarre, mit etwas Percussion (Djembe) oder von kleiner Streichereinheit garniert, besitzen Tiefe, transportieren Emotion und wachsen mit jedem Hördurchgang. Das Salz in der Suppe aber sind die mit ungewöhnlicheren Arrangements versehenen Balladen und Midtempo-Stücke, auf denen geringste Kleinigkeiten (Instrumentierung, gesangliche Phrasierungen, Tempowechsel, merkwürdige Breaks) für Spannung sorgen und das gewohnte Hörverhalten für solch eine Musik hinterfragen. Ein großes Highlight ist z.B. 'No Time To Live Without Her' (feat. Vocals der wieder ausgegrabenen Brit-Folk-Ikone Vashti Bunyan). Viel nachhaltiger als die per Extrasticker proklamierte 2-Generationen-Harmony Vocals-Attraktion (Bunyan vs. Holland) begeistern mich allerdings die - und da ist der Begriff wahrlich angebracht! - very haunting Vocals von Percussionistin/Pianistin Ingunn Ringvold aus Norwegen auf fast allen Tracks (!). Dazu die mitunter sehr zerbrechliche, fragile Stimme Olsons und der Rückenschauer ist nicht mehr aufzuhalten. Sensible Gefühlsmusik! Feat. Neal Casal, Shay Scott, Phil Baker, Danny Frankel.
(Glitterhouse)
Mark Olson's first proper solo album, 2007's The Salvation Blues, was written and recorded in the wake of a powerfully traumatic romantic breakup, and as beautiful as it often was, the pain that inspired it was never far from the surface. Following a collaboration with his former partner in the Jayhawks, Gary Louris (2008's Ready for the Flood), Many Colored Kite finds Olson making music on his own again, and though these songs appear to be the work of a stronger and happier man, this remains a deeply introspective set of songs, with a keenly spiritual undertow running through these meditations on love, nature, and humanity. Beau Raymond produced these recordings, and the sound is simple and uncluttered, dominated by acoustic guitars and Olson's voice, and even when the album gingerly dips its toes into rock & roll, the music maintains a steady hand and a touch that's careful not to lean too hard on the tunes. Olson's vocals remain clear and impassioned, but there's a wary fragility in his voice that sets these performances apart from his early work, and the melodic twists and turns of "Morning Dove," "More Hours," and "Kingsnake" are ambitious and challenging, a clear departure from the sunnier mood of his work with the Original Harmony Ridge Creek Dippers and the lovely Midwestern plains of the Jayhawks. And as Olson emphatically declares "Praise the love, praise the light of the day" in "Morning Dove" or "There's a light that shines, there are dreams untold" in "No Time to Live Without Her," the lyrics carry a palpable subtext that Olson is seeking solace in divine love as well as more earthly comforts. Many Colored Kite is far from a carefree album, but if the backstory of The Salvation Blues was one of heartbreak, this music is about healing, and Olson's journal of emotional recovery is honest, compelling, and dotted with moments of unexpected joy, none more powerful than his evocative recollection of a childhood memory in "Wind and Rain." Not as cohesive as The Salvation Blues, Many Colored Kites is still a worthy and brave album that finds Mark Olson continuing to find new ways of sharing what life has taught him through his music.
(by Mark Deming, All Music Guide)
|
Phil Selway: "Familial" (Bella Union, Aug. 2010) |
Wenn Trommler singen und komponieren ...
(08.09.2010)
Mehr ...
Leidenschaftlicher Akustikpop bestimmt Philip Selways erstes Soloalbum "Familial". Damit setzt sich der Radiohead-Drummer von den Experimentalausflügen seiner Kollegen ab. "The Eraser" nannte sich Thom Yorkes erstes Artist-Album und war am Ende nicht mehr als das, was seine Band Radiohead sonst fabrizierte: Mit elektronischen Sperenzchen aller Art, hätten einige Songs problemlos im Kollektiv funktioniert und die vielen Soundtrack-Arbeiten von Kollege Jonny Greenwood klangen zwar kurios, aber ebenso vorhersehbar. Im Gegensatz dazu überrascht Philip Selway mit seinem Debüt "Familial" und den darauf enthaltenen Kleinoden aus sachtem Folk- und Singer/Songwritermomenten.
Fast komplett unverstärkt spielt sich der Radiohead-Drummer durch die Songs und erzählt von Familienstrukturen, die nicht allein seine Rolle als Vater thematisieren, sondern obendrein zeigen, wie wichtig ihm Freunde und Bekannte sind - sowohl musikalisch als auch privat. Dazu singt er auf erstaunlich hohem Niveau und am liebsten würde man Thom Yorke eine Petition zukommen lassen, mit der Bitte, Selway demnächst öfter ans Mikro zu holen. Freilich auch deswegen, weil meist der Fehler begangen wird, den Drummer einer Band als vermeintlich schwächstes musikalisch Glied auszumachen - der einzig seinen Job erledigt, die Sticks schwingt und froh ist, wenn andere das Songwriting übernehmen.
Philip Selway straft dieses Vorurteil Lügen und wem "Familial" nicht beweist, dass er zu Höherem berufen ist, dem ist leider auch nicht mehr zu helfen. Allein das gehauchte Eröffnungsstück "Beyond Reason" wirkt derart karg und aufrichtig, dass es beim ersten Hören wehtut - so unerschrocken verarbeitet Selway hier die gesamte Gefühlspalette von lustig bis traurig in nur einem Text. Generell hält er sich in den Texten nie zurück, berichtet von Orten und Plätzen an denen er sich besonders wohl fühlt, Missverständnissen, Irrungen und den manchmal so einfachen Lösungen dafür. "Familial" ist ein hervorragendes Songwriter-Album, dass dank der Mithilfe von Gästen wie Lisa Germano, Ian Davenport und Wilco-Drummer Glenn Kotche durchweg überrascht. Positiv wohlgemerkt, denn Philip Selways Soloausflug ist der bislang gelungenste aller Radiohead-Mitglieder.
(motor.de)
Familial was fostered by Neil Finn's 2001 all-star concerts, through which Radiohead drummer Philip Selway established connections with multi-instrumentalist Lisa Germano and bassist Sebastian Steinberg. In 2009, Finn and his cast of dozens recorded an album under the same name as the concerts, 7 Worlds Collide, titled The Sun Came Out. Selway contributed a pair of hushed, folk-tinged songs to the album, both of which demonstrated a natural way with understated yet penetrating songwriting. Slightly different versions of those two songs, “The Ties That Bind Us” and “The Witching Hour,” are featured on his first solo album. The eight new songs are in a similar vein, sifting through adulthood, parenthood, regret, and dissolving relationships. Germano and Steinberg, along with Wilco drummer Glenn Kotche (who played on the 7WC album) and keyboardist Patrick Sansone, support Selway, who mostly sticks to guitar and vocals. Vocally and melodically, Selway’s closest contemporary is Luke Haines (circa the first two Auteurs albums, especially), carrying a constant fragile lilt with a magnetic pull. Selway’s lyrics are humane, however — they soothe far more frequently than seethe. They’re often direct and vivid, as on “Ties,” in which he addresses his son: “So take me back to a time before I lost my nerve and the trail went cold/I want to know there’s another way/I want to shield you from my mistakes.” Nothing gets the blood pumping, but that clearly is not the intent. These largely acoustic songs, occasionally embellished with electronics and other effects, are geared for a quiet evening spent alone. Subtle, touching albums like this should be made more often, preferably by Selway and his associates here.
(by Andy Kellman, All Music Guide)
|
Black Mountain: "Wilderness Heart" (Jagjaguwar, Sept. 2010) |
Es wird im Opener zwar heftig bei Led Zeppelin abgekupfert
- aber das ist ja nicht das schlechteste Vorbild. Die Band aus Vancouver/Kanada
um den Sänger, Gitarristen und Songschreiber Stephen McBean
könnte man oberflächlich betrachtet dem Hardrock zuordnen
- aber dann würde es mir wohl kaum gefallen und ich würde
kein Wort über die Truppe verlieren. Durch hemmungslosen Einsatz
von historischen Tasteninstrumenten wie Moog, Mellotron und Orgel
und die Beteiligung einer Sängerin, die eher nach Folk oder Indierock
klingt, sowie gelegentliche Farbtupfer mit Akustikgitarren erinnert
mich das eher an eine rockigere Variante der Walkabouts
(die kamen ja auch aus dem Nordwesten von Nordamerika!), gekreuzt
mit Hawkwind und von mir aus auch Black
Sabbath, tief verwurzelt in den 70ern, ohne eine Spur nostalgischer
Behäbigkeit.
Ausserdem: wie so oft (oder immer?) bei Jagjaguwar: das Vinyl
kommt mit Downloadcode für die MP3s.
(15.10.2010)
Mehr ...
Endlich das dritte Album der Band aus Vancouver, bislang war jedes ein deutlicher Schritt nach vorn, das 05er Debüt noch ein wenig psychedelisch verdaddelt, „In The Future“ dann aber schon ein großer Wurf in Sachen Psychedelic Rock mit Prog-, Folk- und Art-Rock-Einsprengseln. Mit dem neuen Werk lassen sie alle wackligen Grateful Dead-, Monster Magnet-, Hawkwind-, Black Sabbath- und Pink Floyd-Vergleiche endgültig hinter sich. Sie rocken härter und fokussierter, klingen kompakter und süffiger, oft durchaus in Richtung mittlerer Led Zeppelin oder deren Epigonen Black Crowes. Vor allem der durchgehend großartige Boy/Girl-Gesang weist aber den Weg in Richtung der famosen Decemberists, die sich ihrerseits ja explizit auf Heart beziehen. Black Mountain sind aber härter und deutlicher in den spacerockigen 70ern verankert. Und sie haben tolle Songs („Old Fangs“, „Rollercoaster“), meisterliche Retro-Sounds (Orgeln! Riffs! Fuzz!) und ein für diese Zwecke perfektes Sounddesign. Schwer suggestive Musik, für mich in der Wirkung ganz ähnlich wie zuletzt eben auch das meisterliche Decemberists-Opus „The Hazards Of Love“. (Joe Whirlypop)
10er der beliebten Kanadier. Sie frönen den 70ern wie bisher schon, gehen aber weg vom Psyche/Prog-Einfluß. 1x klingt´s ganz klar wie gemäßigte Led Zeppelin, es gibt stampfende wie mächtig abziehende (Highspeed) wie differenzierte 70s-Hard- resp. Heavy-Rock-Tracks, gar bis in Metal-Bereiche hinein, Deep Purple kommen in den Sinn, 1x auch Black Sabbath. Die Orgel röhrt oder schillert (plus/oder Choral-artige, vollmundige bzw. leicht spacige Keyboards, oder Mellotron), die Gitarren zerren, jubilieren. Eine weibliche Duett/Co-Lead/Harmony/Stimme konterkariert den Sänger. Im Kontrast dazu stehen mehrere teil-akustische ruhige folkige melodische schlicht schöne Stücke, bzw. (Folk-)Rock-Balladen, und ein eher zeitgenössischer Roots-Rocker.
(dvd, Glitterhouse)
Black Mountain's 2008 album In the Future was a spectacle drenched in vintage and prog rock bombast that made its title seem ironic. BM's sound owes more than a modicum of debt to big rock's storied past, and on Wilderness Heart they still lean heavily on many of those influences, but have focused and tightened them into a classic rock-sounding vehicle that is more their own animal than someone else's. For starters, they employed outside producers — D. Sardy (Nine Inch Nails, LCD Soundsystem) and Randall Dunn (Sunn 0))) and Boris) — for the first time. They also recorded in Los Angeles rather than at home. Amber Webber emerges into at least an equally prominent lead vocalist role as guitarist/vocalist Stephen McBean. Their power as a duet is exercised on the set's opening cut, “The Hair Song," which evokes so much of Led Zeppelin's Physical Graffiti-and-after aesthetic that it feels like a wonderful homage, but the pair's vocals are quite stunning together. They are on second track "Old Fangs" as well, though they alternate, as the band offers up shades of Garth Hudson's organ sound from "Chest Fever" on a chug-heavy, taut modern rocker. What's quite noticeable about these first two tracks is that they are an aesthetic for the album, which features closely constructed, attentive songwriting that doesn't try to pack everything but the bathroom sink into the mix and/or knot the listener's mind with elongated instrumental passages. The moody psychedelic dynamics in "Rollercoaster" are reminiscent of "Tyrants" from In the Future, but the vocal interplay is richer, as are the textured, brief, layered instrumental interludes. "Let Spirits Ride" feels more like latter-day Black Sabbath than BM; it's the set's only clunker. The acoustically driven duet "Buried by the Blues" is a shimmering beauty. The title track recalls the heavier work from both of BM's earlier recordings, and Webber's vocals are utterly lovely and expressive. The duet "Radiant Hearts" is the finest ballad here, with its lilting, spacious instrumentation, hosted by acoustic piano and guitar. The set ends with the moody post-psych number "Sadie," on which guitars, keyboards, and vocals all drift and swirl inside and around one another. BM have upped their ante with Wilderness Heart by concentrating more on excellent songwriting and close-cornered arranging than sprawling heavy rock bacchanalia.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
|
Lloyd Cole: "Broken Record" (Tapete, Sept. 2010) |
Mein zweitliebster Exilbrite in den USA mit einem seiner besten Alben
seit "Rattlesnake", das
ja schon verdammt lange zurückliegt!
(15.09.2010) |
Charles Lloyd Quartet: "Mirror" (ECM, Sept. 2010) |
Nach Ewigkeiten habe ich mir mal wieder eine aktuelle ECM-Veröffentlichung
gegönnt! Schon seit vielen Jahren verwöhnt uns der inzwischen
über 70jährige SaxofonistCharles Lloyd aus Kalifornien
mit ausgezeichneten Alben beim Münchener Wohlklanglabel ECM,
allerdings hatte ich zuletzt vor über 10 Jahren zugegriffen
(beim 99er Album "Voice
In The Night" mit John Abercrombie, Dave Holland
und Bill Higgins). Zufällig las ich vor ein paar Wochen
vom neuen Album. Die neuen, unbekannten Begleiter (Pianist Jason
Moran, Bassist Reuben Rogers und Trommler Eric Harland)
konnten mich natürlich nicht neugierig machen, aber einige
der Titel klangen interessant: "Caroline No" vom Beach
Boys-Meisterwerk "Pet
Sounds" (für die Lloyd in den 70ern im Studio
oft aktiv war!), sowie zwei Monk-Kompositionen. Ich habe
online kurz reingehört, war sehr angetan und habe die CD sofort
bestellt: jetzt lausche ich einem - ich traue mich das kaum nach
2-3 Hördurchläufen zu sagen - Meisterwerk,
dessen spirituelle Stimmung (ich kann es nicht besser beschreiben!)
mich stark an Coltranes Meisterwerk "A
Love Supreme" erinnert! Ein Kritiker nennt Lloyd neues
Quartett sogar eines der aktuell besten Jazzensembles weltweit:
dem kann ich nur zustimmen.
(12.10.2010)
Gestern wurde "Mirror" sogar in der NRZ vorgestellt
- wie neulich auch mein alter Held Richard
Thompson. Und auch in der NRZ wird der Vergleich zu John
Coltrane und "A Love
Supreme" gezogen. Besucht jemand bei der NRZ heimlich die
W4L-Seite oder haben wir beide einfach nur Recht?
(15.10.2010)
Mehr ...
Der in Charles Lloyd beheimatete spirituelle Geist erhitzt seit nunmehr 45 Jahren die Gemüter und beflügelt gleichermaßen die musikalischen Seelen seiner unverbesserlichen Anhänger, unverbesserlichen Kritiker und unverbesserlichen Nachahmer. Der Mann aus dem wilden kalifornischen Big Sur gehört zu den Großen, den Godfathers, des Saxophons. Mit "Lift Every Voice" erreichte der ehemalige Mitstreiter Keith Jarretts vor einigen Jahren breit gefächerte Anerkennung, die auch über reine Jazzzirkel hinausging.
Sein nun erscheinendes Album "Mirror" bietet erneut dieses seltene Potential und präsentiert Lloyds junge Band feat. Jason Moran (Piano), Reuben Rogers (Bass) und Eric Harland (Drums) mit großer Klarheit als das was sie ist: Eines der aktuelle besten Jazzensembles der Welt.
"Mirror" bietet neben Lloyd-Originals Repertoire von Monk bis Brian Wilson und ist ein außergewöhnlich gelungenes Schaustück modernen Jazzs. Keine Frage, "Mirror" wird auch hierzulande die CD-Player und Bühnen im Sturm erobern und hat das Zeug zum Klassiker.
Mirror includes two new Lloyd originals, ‘Desolation Sound’ and the title track, reinterpretations of original tunes from the Water Is Wide album as well as two Monk pieces, three gospel-flavoured songs and the well known Brian Wilson song ‘Caroline No’ from the iconic Beach Boys album, Pet Sounds, a link that goes all the way back to when Lloyd contributed to the Beach Boys album Surf’s Up. In addition to tenor sax Lloyd puts in a rare appearance on alto and also contributes a spoken word meditation to ‘Tagi’.
(jazzwisemagazine.com)
Das Album enthält Stücke, die von dem Quartett auf der Bühne schon gespielt wurden, darunter zwei Kompositionen von Thelonious Monk, einige Traditionals und eigene Stücke von Charles Lloyd. Bei Lloyd muss man ständig Angst haben, dass er sich - nach wiederholten Anläufen - endgültig von der Musikbühne verabschiedet. Mit "Mirror" hat er seinem Spätwerk erst einmal einen weiteren "Meilenstein" hinzugefügt.
(ndr.de)
"Mirror" bietet neben Lloyd-Originals Repertoire von Monk bis Brian Wilson und ist ein außergewöhnlich gelungenes Schaustück modernen Jazzs. Keine Frage, "Mirror" wird auch hierzulande die CD-Player und Bühnen im Sturm erobern und hat das Zeug zum Klassiker.
(jazz-fun.de)
Auf dem Album "Mirror" erinnern Stücke wie "Monk's Mood" und "Ruby My Dear" an die Tradition, aus der Lloyd seine Musik entwickelt hat. Wenn der Saxophonist Balladen spielt, ist das herzzerreißend. Zärtlich fasst seine Musik den Hörer an und streichelt seine Seele. Das ist so schön, dass es fast ein bisschen weh tut.
(spiegel.de)
With Mirrors, master saxophonist Lloyd has created his most mature and most accomplished work yet. Though heavily atmospheric, it is not ambient music; rather, it is a multilayered musical opus to savor anew with each listen.
(allaboutjazz.com)
|
Robert Plant: "Band Of Joy" (Decca/Es Paranza, Sept. 2010) |
Robert Plant und Buddy Miller spielen Richard Thompson
(das von mir fast vergessene "House Of Cards" vom tollen,
unterbewerteten Album "First
Light" von 1978), dazu was Obskures von Townes van Zandt,
was von Los Lobos und sogar zwei Lieder von den
Meistern der Langsamkeit, Low. Das
alles etwas krachiger als noch bei "Raising
Sand" und auch ohne die zauberhafte Alison Krauss
(dafür aber mit der ebenfalls wunderbaren Patty Griffin!).
Ein wirklich gelungenes Album. Keinen Deut schlechter als "Raising
Sand": also WIRKLICH GUT!
(15.09.2010)
Mehr ...
Schon Mitte der 60er Jahre sang Robert Plant in einer Formation namens Band Of Joy, der auch der spätere Zeppelin-Drummer John Bonham angehörte. Mit dieser Reminiszenz an alte Zeiten will Plant jetzt an den Erfolg von "Raising Sand", seiner mit Grammys überschütteten Kollaboration mit der Bluegrass-Sängerin Alison Krauss, anknüpfen. Zur Band Of Joy gehört unter anderen die Nashville-Legende Buddy Miller, der die Songs der neuen Platte ebenfalls produzierte. Außerdem sind dabei: Darrel Scott (vocals, mandolin, guitar, accordion, pedal, lap steel & banjo), Patty Griffin (vocals & guitar), Byron House (bass), und Marco Giovino (percussion).
Robert Plants Stimme hat etwas Fesselndes, und das in vielerlei Hinsicht: der bloße Klang von ihr, das Spektrum, das von einfühlsam und zart bis kantig und unvergleichlich hart reicht, und was vielleicht am wichtigsten ist: diese Poesie, die in ihr liegt, und die Tatsache, dass sein Gesang stets auch etwas Geheimnisvolles zu transportieren scheint. Das ist vielleicht das Geheimnis, warum wir auch nach über vierzig Jahren immer noch einer neuen Veröffentlichung des Led Zepplin-Sänqers entgegenfiebern.
Für "Band Of Joy", sein neuestes Werk, hat Plant nun Buddy Miller als Co-Produzenten engagiert, der während der Tour zum "Raising Sand"-Album bereits in seiner Band gespielt hatte. Warum aber das neue Album so nennen wie eine seiner ersten Bands? "Nun, als ich siebzehn war und mitder Band of loy Musik machte, spielte ich nur Songs von anderen Künstlern und verwandelte sie in etwas Eigenes; und ich hatte irgendwie das Gefühl, dass es an der Zeit war, an diese Einstellung und diesen Ansatz anzuknüpfen und dort weiterzumachen.
Picking up where the critically acclaimed roots rock of "Raising Sand" - which sold 700, 000 in the UK and 3 million worldwide, scooping the Grammy for Album of the Year - left off, "Band Of Joy" was recorded in Nashville with a stellar cast of musicians.
A timeless plunge into authentic Americana, the album was co-produced by Plant and Nashville legend and guitarist Buddy Miller. "Buddy's integral to this album, you can hear his taste all over the instrumentation," enthuses Plant. "Buddy's zone is beautiful, with a lot of reflections going back into mid-Fifties rockabilly, the singing fishermen and all the great country stuff, along with the soul and R&B from Memphis."
As well as Miller, the Band of Joy is made up of multi-instrumentalist Darrell Scott, who provides the mandolin, guitar, accordian, pedal, lap steel and banjo lines, country singer-songwriter Patty Griffin who adds the main vocal foils to Plant's lead parts, while Byron House plays bass and percussion comes from Marco Giovino.
"Band Of Joy" features intriguing new interpretations of songs from a wide range of sources. Opening with a throbbing rendition of Los Lobos's 'Angel Dance', the album encompasses the glittering drone-rock of Low's 'Silver Rider' and 'Monkey', the Fifties-style country-gospel harmonies which transform The Kelly Brothers' Sixties soul classic 'Falling In Love Again', the desolate banjo-driven interpretation of 'Satan Your Kingdom Must Come Down', the transplanted English / Appalachian folk ballad 'Cindy, I'll Marry You Some Day', and jangling blues imagery of 'Central Two-0-Nine'. Robert Plant's most eclectic work so far, in a career that has constantly embraced the unexpected, it's an album which takes in continents of influence and oceans of emotional depth, taking the explorations of "Raising Sand" into bold new territory.
(decca. com)
"Für die Aufnahmen holte sich die Hard-Rock-Legende zahlreiche bekannte Musiker aus dem Country-Bereich ins Studio, unter anderem den bekannten Gitarristen Buddy Miller. „Es war wunderschön zu sehen, wie er immer wieder das klangliche Spektrum erweiterte: Er bewegte sich bis zum Rockabilly der fünfziger Jahre zurück, zu den Gesängen der Fischerleute oder den ganz großen Country-Aufnahmen, und natürlich haben wir auch Soul und R&B aus Memphis nicht ausgelassen“, so Plant gegenüber Universal."
(motor. de)
"Nach einer druckvollen Version von Los Lobos’ “Angel Dance” zieht Plant ein musikalisches Ass nach dem nächsten aus dem Ärmel: Auf Interpretationen von “Silver Rider” und “Monkey” der amerikanischen Drone-Rocker Low folgen Country- und Gospel-Klänge im Stil der Fünfziger, wenn Plant und seine Band den Sixties-Soul-Klassiker “Falling In Love Again” von den Kelly Brothers mal eben um ein ganzes Jahrzehnt verpflanzen; dann wiederum sind es eine vom Banjo dominierte und tieftraurige Version von “Satan Your Kingdom Must Come Down”, der über hundert Jahre alte Folk-Klassiker “Cindy, I’ll Marry You Some Day” und schließlich die klimpernden Blues-Klänge von “Central Two-0-Nine”, denen Plant & Co. einen neuen Anstrich verpassen.
(country. de)
Robert Plant Previews Upcoming Band of Joy Album
"Band of Joy was originally Plant's experimental blues outfit in Birmingham, England, from 1966 to 1968, which helped earn him the nickname "The wild man of the blues from the Black Country." John Bonham joined in 1967. While Plant's Zep days were often too demanding to allow him time to appreciate American music, one of his earliest singles was a cover of the Rascals' "You Better Run" in 1966. Plant was 17, playing with the Tennessee Teens for Columbia Records, and says the track went nowhere. "It disappeared without a trace," he remembered. "Forty-one years later, I finally decided that it was worth working with American musicians."
(rollingstone. com)
Wer meine Raising Sand-Eloge vor Jahren gelesen hat, weiß, welchen tiefen Eindruck der Plant/Krauss-Paarlauf bei mir hinterlassen hat. Das Album zählt noch immer zu meinen zehn absoluten Lieblingsalben und dementsprechend groß war mein Respekt vor dem ersten Zusammentreffen mit dem Plant-Nachfolger, die Angst vor Enttäuschung war enorm, und das Fehlen von Alison stimmte traurig. Aber schon bei der düster-sumpfigen E-Gitarren/Mandolinen-Einleitung von Angel Dance spürte ich: Der große Mann mit der unvergleichlich intensiven, selbst in schneidenden Höhen ungemein virilen Stimme hat sein nächstes musikalisches Monument geschaffen. Das Trio-Kunststück mit Alison und T-Bone bleibt unangetastet, denn Plant schart ein andere, fast noch beeindruckendere Band um sich, um die America Roots-Pfade noch einmal zu befahren, diesmal aber mit spürbar mehr Wucht und weit tiefer in die Groove-Sümpfe. Fast unvorstellbar, wieviel kreative Kraft der frühere Zeppelin-Kapitän dabei in einer fünfköpfigen Gruppe um sich scharen, bündeln, konzentrieren kann. Denn die Band Of Joy ist weit mehr als nur ein Albumtitel, hinter dem Gruppennamen verbirgt sich ein Quintett, das sich der Roots-Kenner in den kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können. Buddy Miller und Darrell Scott bilden die nahezu explodierende Kreativ-Kern-Kraft, auf allen nur erdenklichen Saiteninstrumenten (E- und A-Gitarren, Bartione 6-String Bass, Mandoguitar, Mandoline, Banjo, Pedal und Lap Steel) bilden sie den instrumentalen Mittelpunkt des Albums, der die Klangwelt um die Stimme des Meisters schillernd vielfarbig füllt. Die ebenso verlässliche wie vielfältige Basis des Band Of Joy-Bauwerks legen Marco Giovino und Byron House mit Schlagwerk und Bass, und als Krönung dient Patty Griffin als Gesangs-Gegenspielerin, die nie verführerischer klang als im vokalen Wechselspielerin mit dem Priester Plant.
Ob Traditionals, Fremdwerke (von u.a. Richard Thompson, Low, Barbara Lynn und Los Lobos) oder Band-Originale, ob deftiger Roots-Rock, dreckiger Swamp-Blues, draller Rock’n’Roll, dezenter Gospel oder dunstiger Desert-Country – die 12 Songs werden in diesem magischen Schmelztiegel zum Kochen gebracht und in all ihrer fiebernden Hitze der vor Staunen stummen gläubigen Gefolgschaft dargereicht.
Nicht Raising Sand 2 haben wir gebraucht, sondern Band Of Joy 1. Von dem allerdings wünsche ich mir noch viele, viele Nachfolger…
(cpa, Glitterhouse)
|
Caitlin Rose: "Own Side Now" (Names, Sept. 2010) |
Nach der sehr schönen 10 Zoll-EP "
Dead Flowers" hier das "eigentliche" Debütalbum
der jungen Sängerin aus Nashville, Tennessee. Weniger Honky
Tonk und mehr Pop, aber trotzdem schön!
Caitlin ist sicherlich eine der interessantesten neuen Sängerinnen
aus Nashville, die man weitestgehend unter "Country" einsortieren
könnte.
(02.01.2011)
Mehr ...
Zwei Jahre hat uns die Singer-Songwriterin aus Nashville nach der Veröffentlichung ihrer beeindruckenden Dead Flower-EP auf ihr erstes Voll-Album warten lassen, aber wie man jetzt hören darf, wollte sie einfach nur alles richtig machen. Die 10 Song-Kollektion, die sich vorwiegend aus Rose-Originalen zusammensetzt, ließ die Sängerin und Gitarristin von den bewährten Produzentenhänden von Mark Nevers und Skylar Wilson sauber, klassisch und voll in Szene setzen, die prächtige Band aus Ben Martin, Jordan Caress, Skylar Wilson, Jeremy Fetzer und Luke Schneider liefert die vor allem aus Saitenwerk geflochtene musikalische Wiege, in der die wunderbar-klare, mitunter mädchenhaften Charme versprühende Stimme der Protagonistin in mehrstimmigen Gesangssätzen den beeindruckten Hörer in den Harmonie-Himmel schickt. Caitlin’s Heimat ist dabei der klare, wahre, gekonnte, aber ungekünstelte Country, bereichert um Elemente aus Folk, Bluegrass, Pop und frühem Rock’n’Roll, vom zarten akustischen Kleinod über die Streicher-umspülte Schmelzballade, den Steel-beglänzten, Harmonika-befeuerten Country-Roller und das bluesinfizierte Wurzel-Stück bis hin zum dezenten Roots-Rock-Ausflug, alles geeint durch eine ebenso junge wie reif agierende Stimme, die sich vom ersten Ton an mitten ins Herz singt. Das Warten hat sich gelohnt.
(Glitterhouse)
|
Neil Young: "Le Noise" (Reprise, Sept. 2010) |
Eigentlich
wollte ich mich nach mehreren schwachen und einem echt nervenden Album
("Fork In The Road") von
Good Old Neil fernhalten. Die Information, dass es sich
um reine Soloaufnahmen ausschließlich mit Gesang und verzerrter
E-Gitarre handeln soll, haben mich in meiner Verweigerungshaltung
sogar noch bestärkt. Eine erste recht positive Besprechung, in
der auch der Name von Produzent Daniel Lanois fiel, hat mich
dann aber zum Reinhören bewogen: meine Meinung änderte sich,
denn die Songs schienen eigentlich ganz gut zu sein. Ausserdem brazte
die Gitarre doch nicht so furchtbar wie noch zuletzt noch bei der
Forke oder bei "Living
With War". Also habe ich in altem Reflex und mit guter Laune
doch bestellt und halte jetzt eine wunderschön aufgemachte CD
in Händen, deren Musik mir eigentlich ganz gut gefällt (vor
allem die beiden akustischen (!) Lieder), die dann aber nach dem zweiten/dritten
Hören doch nicht wirklich besser wird. Na ja - ein klarer Fortschritt
zur Forke ist das schon, somit auch
kein Fall für die Rubrik "Alte Helden
tun sich schwer" - aber eben auch nicht für die Rubrik
"die Besten von 2010".
(03.10.2010) |
Brokof: "Softly, Softly, Catchee Monkey" (Goldrausch, Okt. 2010) |
Eine weitere Zufallsentdeckung: Westcoast-Folkrock mit 70er-Feeling
aus Berlin. Tolle Songs, zeitlose Instrumentierung, schöne
Stimmen. Zwar ist auch ganz frisch ein neues, zweites Album herausgekommen,
aber ich fange erstmal mit der zwei Jahre alten Numero Uno an! Ausserdem
gibt's noch eine zehn-Zoll-EP, die ich natürlich auch bestellt
habe. Ich bin mal gespannt, ob die noch zu bekommen ist!
(14.10.2012)
War sie! Näheres natürlich auf der Zehn-Zoll-Seite.
(21.10.2012)
Auch das neue Album "Side
By Side" ist endlich da!
(04.11.2012)
|
Elfin Saddle: "Wurld" (Constellation, Okt. 2010) |
Eine ganz besondere Platte vom ganz besonderen Plattenlabel Constellation
aus Kanada - und eigentlich sind das auch eher ein Animationsfilm
und der Konzertmitschnitt von der Filmpremiere im Mai 2010 des Künstlerpaares
Emi Honda und Jordan McKenzie, in limitierter Sonderauflage
mit einer 30minütigen Zehn-Zoll-Vinylversion
der Filmusik. Nicht bilig das Ganze (über 20 Oiro), aber allemal
das Geld wert. Zumal ja auf der DVD zusätzlich alle Töne
der Platte als MP3s und als WAVs enthalten sind.
Die Musik von Elfin Saddle? Obskurer Singer/Songwriter-Folk
in Englisch und (vermutlich) Japanisch vom multiinstrumentalen kanadisch/japanischen
Pärchen (Gesang, Gitarren, Trommeln, Ukulele, Banjo, Glockenspiel,
Akkordeon, etc.) zusammen mit dem Kontrabassisten Nathan Gage
und zwei ebenfalls multiinstrumentalen Gastmusikern. Irgendwie eine
Kreuzung aus der Incredible String Band
mit Danny Thompson (also Pentangle-
ohne deren Gitarrenvirtuosität - in leichter Schräglage!)
und den leider völlig unterschätzten Damon
& Naomi. Es wird dauern, sich in diese wirklich originelle
Musik einzufinden, aber es lohnt sich.
übrigenz ist auch der Animationsfilm spannend, genauso wie der
Konzertmitschnitt in optischer, musikalischer und technischer Hinsicht
aussergewöhnlich gelungen ist. Beeindruckend neben der Bild-
und Tonqualität des Konzertfilms finde ich zum Beispiel wie Jordan
McKenzie gleichzeitig mit der linken Hand das Akkordeon spielt
und dazu mit der rechten Hand trommelt. Das hat was - ist auf jeden
Fall sehr originell.
(27.11.2010)
|
Bryan Ferry: "Olympia" (Virgin, Okt. 2010) |
Bitte
jetzt nicht wundern, warum hier der gute alte Herr Ferry von Roxy
Music auftaucht: ich hatte zwar noch nie wirklich was gegen ihn,
war aber auch kein Fan. Die frühen
Roxy Music finde ich sogar ziemlich gut, während das Spätwerk
und seine Soloalben weitesgehend an mir vorbeigegangen sind. Als ich
aber kürzlich las, das er eines meiner ALLERLIEBSTEN LIEDER,
und zwar Tim Buckleys "Song
To The Siren" aufgenommen hat, da war der Kauf der Platte quasi
ein MUSS.
Gerade läuft der "Song To The Siren" in der "Hochglanzversion"
von Bryan Ferry - und gefällt mir sogar ausgesprochen gut. Bombastisch?
Ja, klar! Trotzdem schön? Aber sicher doch! Es sind mit Dave
Gilmour, Phil Manzanera und Jonny Greenwood von
Radiohead auch gleich drei Ausnahmegitarristen an der Nummer
beteiligt, dazu Brian Eno mit seinem Synthesizer und Andy
Mackay an der Oboe.
(04.11.2010) |
Kort: "Invariable Heartache" (City Slang, Okt. 2010) |
Country-Duette, fast im Stil von George Jones und Tammy Wynette,
von Lambchop Bandleader Kurt
Wagner mit der Sängerin Cortney Tidwell, deshalb
natürlich der supergeniale "Bandname" Kort,
allesamt aus dem eher obskuren Backkatalog des ehemaligen Label
Chart von Courtneys (Gross?)-vater. Puristischer Country ohne Schnickschnack
und ohne irgendwelche Zugeständnisse: weder an das Mainstream-Nashville,
noch an das "Alternative"-Publikum von Lambchop.
Sehr gelungen, das Ganze!
(12.10.2010)
Ein Frage bleibt mir als altem und unverbesserlichen Platten-im-Regal-alphabetisch-Einsortierer:
unter K wie bei Kort oder unter W wie Wagner,
Kurt? Da haben es die stilvolleren Platten-im-Regal-nach-geschmacklichen-Kategorien-Einsortierer
wohl leichter: natürlich direkt zu den Lambchop-Platten
Mehr ...
Ein Geschenk, eine Gabe, wie sie gelungener nicht hätte ausfallen können. Oder: Ein Jahr der gloriosen Duett-Paarungen. Oder: Das hätte ich mir nicht schöner zusammenträumen können. Oder: Große Geschehnisse werfen große Schatten voraus.
Bevor das City Slang-Label im November mit einer großen Lambchop-Offensive die Feierlichkeiten zum runden Label-Geburtstag einläutet, kommt nur auf den ersten Blick unscheinbar als Vorab-Feier-Objekt eine 12-Song-Kollektion daher, die sich bei mir im Dauerhör-Gang zum eigentlichen Gewinner entwickelt hat. Der Lambchop-Kopf und die Singer-Songwriterin verneigen sich in 12 Cover-Versionen vor dem puren, reinen Country, vor der Stadt und der Institution Nashville, vor den Künstlern, die über Jahrzehnte das Wesen und Sein des Country geprägt und bestimmt haben. Dabei ist die Purität des Werkes keinesfalls staubtrocken, hier wird nicht mit dem Zeigefinger, sondern mit dem Herz gearbeitet, und gefühlvoller, berührender, bewegender hätte die meisterlich vollzogene Verneigung nicht ausfallen können. Begleitet von der bewährten, erfahrungsstrotzenden, dabei stets dem Song dienlich agierenden Lambchop-Mannschaft William Tyler (E-Gitarre), Ryan Norris (Gitarren, Orgel, Piano), Scott Martin (Schlagzeug), der prägenden Pedal Steel von Paul Niehaus und Adam Bednarik an akustischem und elektrischem Bass bekommen die beiden Protagonisten allen nur erdenklichen Raum zur freien Entfaltung, vereinen ihre höchst unterschiedlichen, aber gleichermaßen einzigartigen Stimmen zu gemeinsamen und abwechselnden Gesangs-Geschenken, die Song-Klassiker wie Incredibly Lonely, Eyes Look Away, Yours Forever, She Came Around Last Night, April’s Fool, I Can’t Sleep With You und Who’s Gonna Love Me Now in einem variablen Klang-Lager aus purem, ehrlichen Nashville, Country-Swing, Folk und herzzerreissender Ballade in innerlich fieberndem Leben neu erstrahlen lassen.
(cpa, Glitterhouse)
Wagners und Tidwells Schwelgereien mögen deshalb vielleicht auch dem ein oder anderen Lambchop-Anhänger etwas zu bequem, zu nostalgisch sein. Für Fans gut gemachter, im besten Sinne ehrlicher und herzlicher Countrymusik ist „Invariable Heartache“ aber definitiv ein Fest.
(computerbild.de)
Diese familiäre Atmosphäre, die alle Protagonisten miteinander verbindet, wirkt sich natürlich auf die Songs selbst aus. Warmherzig und liebenswert altmodisch klingt „Invariable Heartache“ - unbedingt hörenswert also!
(roteraupe.de)
Die zwölf alten Schätzchen von "Invariable heartbeat" haben die äußerst liebevolle Behandlung jedoch durchaus verdient. Dass man sie hierzulande nicht kennt, war klar, aber auch in ihrer angestammten Heimat waren diese Songs kaum mehr bekannt. Aus der Vergessenheit retteten Wagner und Tidwell vor allem Melodien und Harmonien. Der Zuckerguss aus Streichern, Chören und anderen Überzeichnungen blieb jedoch dort, wo die Baumwolle wächst.
(plattentests.de)
Was ein Zusammentreffen! Lambchops Wagner interpretiert mit Tidwell alte Countrysongs mit matter Magie, Grazie und einem Hauch von Glamour. Herrlich.
(intro.de)
|
Pavlov's Dog: "Echo & Boo" (Rockville, Okt. 2010) |
Ein
neues Studioalbum meiner alten Helden? Das war dann doch sehr überraschend,
obwohl ich die wiedervereinigte Band im Sommer
2007 in der Bochumer Zeche bereits live sehen konnte. Damals hatte
ich mir "Dancing On The Edge Of A Teacup", das aktuelle
Soloalbum von Sänger David Surkamp gekauft, das mir vor
allem wegen der billigen Keyboardsounds (und schwachen Songs?) aber
nicht sonderlich gut gefallen hatte. "Echo & Boo" hat
(natürlich) nicht die Klasse von "Pampered
Menial" oder von "At
The Sound Of The Bell", ist aber für ein Comebackalbum
von "Rock-Rentnern" aus den 70ern doch ziemlich
gut geworden. Und solange David Surkamp so singt wie er singt ist
sowieso alles in Ordnung.
(16.01.2011)
Mehr ...
Tatsächlich ein neues/2010er Studioalbum der unglaublichen Prog-Rocker um die charimatische Stimme von David Surkamp, die Mitte der 70er zwei aufsehenerrenge Alben ablieferten und sich bei den Aufnahmen zum 3. Werk auflösten. Neben Surkamp ist noch Ur-Mitglied Mike Safron (Drums) dabei, der Rest der Band wurde mit jungem Blut aufgefrischt.
(Glitterhouse)
Pavlov’s Dog wurden 1973 von Chuck Berry’s und Bo Didley’s Drummer Mike Safron gegründet. Nachdem sie 1975 (als bis dato höchstdotierte Newcomerband aller Zeiten) die Rockszene mit ihrem Debüt Pampered Menial betreten hatten, erschien 1976 ihr zweites Album At The Sound Of The Bell (die Liste der Gastbeiträge liest sich wie ein „Who Is Who“ der damaligen Rockszene – u.a. gaben sich Musiker von Yes, King Crimson, Roxy Music, Steely Dan oder Jazzvirtuose Michael Brecker die Studioklinke in die Hand). 1977 löste sich die Band während der Aufnahmen zum dritten Album auf, und verschwand so plötzlich wie sie gekommen war. Die beiden Alben mit der „Stimme wie aus einer anderen Welt“ hielten sich solide über die Jahrzehnte und wurden zu Klassikern. Pampered Menial wurde erst vor wenigen Jahren in die Liste der bedeutendsten Progressive Rock Alben aller Zeiten gewählt.
Im Jahr 2004 tauchten Pavlov’s Dog plötzlich wieder auf, und gaben zum 30-jährigen Jubiläum von Pampered Menial ein Konzert in Originalbesetzung. An den Vocals natürlich David Surkamp, der sich bester Gesundheit erfreut. Fans aus aller Welt flogen nach St. Louis/USA, die Resonanz übertraf alle Erwartungen. Nach dem Jubiläumskonzert wurde die Band um Surkamp & Safron um einige junge Musiker ergänzt, es folgten jährliche Europatourneen, und 2010 nun endlich auch ein neues Album.
|
"7 Walkers" (Response, Nov. 2010) |
Viele Menschen trauern den Grateful Dead nach und trösten
sich mit anderen Jambands (die gelegentlich ziemlich interessant sind!)
oder einem weiteren Livemitschnitt der alten Helden (davon habe ich
nicht ganz so viele, auf jeden Fall nicht so viele wie der typische
Deadhead). Was mir aber vor allem fehlt, und das eigentlich schon
seit den 90ern, als Jerry noch unter den Lebenden und Auftretenden
weilte, waren neue Songs. Für deren Entstehung
nicht unwichtig war Jerrys Partner Robert Hunter - selber kein
begnadeter Sänger, aber ein meisterhafter Versschmied. Zwar gab
es in den letzten Jahren Kollaborationen von Hunter mit Jim
Lauderdale, David Nelson (New
Riders Of he Purple Sage) und sogar Bob
Dylan, aber es waren die beiden Trommler der Dead, die mit seiner
Hilfe besonders interessante Musik schufen: vor ein paar Jahren Mickey
Hart ("Mystery Box", 1996) und jetzt Bill Kreutzmann
mit seiner neuen Band 7 Walkers. Mit dabei federführend
als Sänger/Gitarrist ist Papa Mali aus New Orleans, mir
zuvor unbekannt, und George Porter Jr., der alte Bassist der
Meters. Das ergibt zwar keine typische Jambandmusik mit laaaangen
Improvisationen, aber New Orleans-Musik in bester Tradition von Dr.
John (und natürlich den Meters!). Sehr schön
und für mich als uninformierten "Vierteldeadhead" eine
echte überraschung!
P.S.: Vor ein paar Jahren hatte sich sogar Phil Lesh zu einem
guten Studioalbum aufgerafft ("There
And Back Again" von 2002, auch mit Hunter-Texten), aber warum
kommt eigentlich Bob Weir nicht aus dem Quark?
(09.01.2010)
Mehr ...
Neue Allstar-Band um B.Kreutzmann (Grateful Dead, tolle Rhythmen!), Papa Mali (u.a. Mofro, Chuck Prophet, Victoria Williams; sehr variable, immer exquisite Gitarre, superbe Sounds, auch Slide, akust., Rückwärtsschlaufen; und klasse, rauhe Charakterstimme, die schon mal wie Dr. John meets Costello klingt), George Porter (Meters), Matt Hubbard (Willie Nelson, Fastball; diverse Tasten und mehr). Robert Hunter (Grateful Dead) schrieb die meisten Texte! Eine (äußerst vielfältige!) Hommage an New Orleans und Louisiana in ganz unterschiedlichen Stimmungen (z.B. farbenfroh-upliftend; angefunkt groovend; gemütlich-relaxt; ganz zurückhaltend, dabei dunkel, spooky und pochend oder atmosphärisch-melancholisch; ziemlich scharf; leicht hypnotisch; rollend-groovend). Deepes Southern-Feeling durchweg. New Orleans-2nd-line-R´n´B, „All Roots“-Sounds, Swamp Blues im Verein mit 20s-New Orleans-Jazz, Country-Rock-Zusätze, eine folkig-rootsige Americana-Ballade, moderat psychedelischer Roots-Rock, fast innovativer N.O.-Voodoo-Sound mit einer Prise Afrika. Ab und zu tauchen Bläser, Harmonica, feine dezente Effekte auf – und 1x Willie Nelson als Gastsänger. Ausgezeichnete öfters etwas längere Songs, ein Monatsfavorit!
Debütalbum der Semi-Supergroup bestehend aus Papa Mali Malcolm Welbourne (Gitarre, Gesang), Grateful Dead Drummer Bill Kreutz-mann, Meters Bassists George Porter Jr. und Multiinstrumentalist Matt Hubbard (Willie Nelson, Fastball). Eine Liebeserklärung an New Orleans mit Texten von Dead-Lyriker Robert Hunter. Musikalisch geht es vorwiegend laidback und/oder midtempo zur Sache, ein wenig funky, ein wenig mit losem Jam-Charakter, mal creepy/ swampy, mal sonnig/positiv, unaufgeregt wie ein satter Alligator, ein paar Dead-Vibes - sehr vielfältig und schwer festzunageln. Kommt im Digifile.
(Glitterhouse)
|
Stereolab: "Not Music" (Duophonic UHF, Nov. 2010) |
Die Band habe ich eigentlich immer sehr gemocht, dann in den späten
90ern bzw. frühen 00er Jahren leider etwas aus den Augen und
Ohren verloren und vor ziemlich genau zwei Jahren mit dem 10-Zoll-Doppelalbum
"Fab Four Suture" wieder
neu für mich entdeckt. Die aktuelle Veröffentlichung von
"Not Music" hat mich sogar etwas überrascht, denn eigentlich
schien das 2008 erschienene Album "Chemical
Chords" ja das Ende der Band zu bedeuten. Tatsächlich
sind auch auf zwei der vier Seiten dieses Doppelalbums (jawohl: ich
hab mir das Vinyl gegönnt!) Remixe von Stücken des letzten
Albums zu hören, aber der Rest scheint neu zu sein, aufgenommen
von 2007 bis 2009, also nach der Veröffentlichung der chemischen
Akkorde.
(15.12.2010)
Mehr ...
Wundertüte, eine oft faszinierende! Die Instrumente (Keyboards/Orgel, Piano, Gitarre und Vibraphon als Kern) sind oft kunstvoll und engmaschig verzahnt, viele helle/bunte schön schillernde Klangfarben, dazu häufig wunderbar arrangierte (gern lautmalerische) Harmony- bzw. Backing/Chor/Zweit-Stimmen. Reichlich einfachste repetitive Motive, die manchmal den ganzen Song prägen (ihr alter Minimal Music-Einfluß). Freundlich-lichter bezaubernder bis hüpfend-groovender klassischer Indie Pop, leichtfüßiger oder quirliger Groove Pop, 10 Min. langer Electro-Pop mit Kraftwerk-Einfluß, der auch in einem „Minimal-Art-Pop“-Track durchscheint, hinreißender Walzer/Afro-Indie-Pop, Art Pop, vertrackt-funky-groovend oder mit Walzer-Einschluß, Synth Pop, „Psychedelic-Minimal-Noise-Trance-Pop“ mit Animal Collective-Anleihen (lang und toll!). Weit überwiegend schnelle Songs, manchmal rhythmisch klasse verzahnt, unter raffinierter Einbeziehung der Vocals, 2x gar ein (groovender!) 7/8-Rhythmus. Überraschend klasse!
(Glitterhouse)
|
Warpaint: "The Fool" (Rough Trade, Nov. 2010) |
Vier
Mädels aus L.A., die plötzlich total angesagt sind - weshalb
ich mich zuerst auch nicht dafür interessiert habe, denn angesagte
Bands und meine Lieblinxbands - das passt schon lange Zeit nicht mehr
zusammen. Jetzt habe ich nach einem Rolling Stone-Artikel aber doch
einmal reingehört - und bin ziemlich angetan: die jungen Damen,
Mitte bis Ende 20 würde ich mal schätzen, bearbeiten Gitarren,
Bass und Schlagzeug voller Begeisterung und mit viel Stilgefühl,
wenn auch nicht unbedingt virtuos im klassischen Sinne. Gesanglich
fühle ich mich ein wenig an die Bangles erinnert (wenn
auch weniger poppig), gitarristisch an die obskure englisch Band And
Also The Trees, was natürlich am intensiven Einsatz von Moll-Akkorden
und Gitarreneffektgeräten liegt. Auch bei AATT hatte mir
der Einsatz von Echogeräten schon immer gefallen, ganz entgegen
meiner sonstigen Abneigung von New-Wave-Stadionrockern wie etwa U2.
Warum weiß ich gar nicht so genau. Ansonsten empfehle ich Hören
und Gucken, denn die Mädelz sind natürlich
auch extrem apart ...
(27.02.2011) |