#2: Damien Rice: "My Favourite Faded Fantasy" (Warner/14th Floor, Okt. 2014) |
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(29.11.2014)
Tja ... die Platte ist wirklich gut, ohne jeden Makel. Seine ersten
beiden Alben aus den 00er Jahren gingen mehr oder weniger spurlos
an mir vorbei, waren aber wohl gut und vor allem recht erfolgreich.
Diesesmal war ich direkt bei der Veröffentlichung dabei, hatte
aber keine besonderen Erwartungen. Jetzt sitze ich hier, höre
den fantatischen Klängen zu (viele akustische Gitarren, viele
Streicher, ...), geniesse die durchweg gelungenen Kompositionen
ohne jeden Ausfall. Das ist ja fast schon wieder verdächtig
...
(12.12.2014)
Die Jahrescharts: Platz12im Rolling Stone!
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Die Rückkehr von Damien Rice: »My Favourite Faded Fantasy«
Nach Jahren des Wartens erscheint das dritte Studioalbum von Damien Rice, »My Favourite Faded Fantasy«. Acht Jahre sind eine lange Zeit. In stiller Trauer verharrten die Fans und umso glücklicher sind sie, dass Damien Rice jetzt zurückkehrt. Vielschichtig sind die neuen Songs, emotional und musikalisch einzigartig, getragen von der sanften Stimme, die das Markenzeichen von Damien Rice ist.
Das Studioalbum »My Favourite Fantasy« nahm Damien Rice zunächst in Los Angeles auf. Abgeschlossen wurde es in Island. Ein bisschen ist es ja wie Luftanhalten, wenn die Fans eines Sängers wie Damien Rice, der eher ein leidenschaftlich-stiller Star ist, auf ein Nachfolgealbum warten. Nach den weltweit erfolgreichen Alben »O« und »9«, aus denen Hits in zahlreichen Filmen und Fernsehserien eingesetzt wurden, sind ihm trotz Wartezeit alle treu geblieben. Jetzt ist Durchatmen angesagt.
Schon die ersten Videos und Singles »My Favourite Faded Fantasy« und »I Don't Want To Change You« zeigen, wie sehr sich unsere Ausdauer und Loyalität gelohnt hat. Das ist und bleibt erkennbar Damien Rice. Aber langweilig wird das nie, denn die neuen Songs leben jeder für sich von seiner eigenen Emotionalität.
Damien Rice ist sich selbst absolut treu geblieben. Für Fans bedeutet das: Neues Album, neues Glück. LP bestellen – alles gut.
»Damien Rice schreibt Songs, die man nicht beiläufig hören kann, die jeden verdammten Augenblick illuminieren, die man nie mehr vergessen wird, die sich aufbauen wie Monster und einen zitternd, schaudernd, aufgelöst zurücklassen.«
(Rolling Stone, November 2014)
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#3: Damien Jurado: "Brothers And Sisters Of The Eternal Son" (Secretly Canadian, Jan. 2014) |
Eine weitere Entdeckung aus dem Zündfunk. Singer/Songwritermusik
der besseren Art - vielleicht nicht ganz in der Spielklasse von Bill
Callahan, aber das gilt ja für die meisten seiner Kollegen!
(06.04.2014)
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Damien Jurado verkörpert jeden Charakter in jedem einzelnen seiner Songs. Er ist die Waffe, der purpurfarbene Ameisenbär, die Papierflügel, die Lawine, das Flugzeugunglück, Ohio, der Geist der Frau seines besten Freundes. Es ist ein eigenes Universum mit eigenen Symbolen, Mythen und eigener Liturgie. Manch einer mag vielleicht so weit gehen, es eine Religion zu nennen, in der allein einzelne Figuren bereits ein Konstrukt aus Religionen sind.
Damien Jurados neues Album „Brothers And Sisters Of The Eternal Son“ enthält 10 Songs und wurde produziert von Richard Swift.
Rezensionen
,,... experimentierfreudig und zugleich wunderbar eingängig klingt Jurados neues Album." (Audio, Februar 2014)
,,Angenehm ruhige Grundstimmung, guter Klang, die Musik mal zugänglich, mal mystischer." (stereoplay, Februar 2014)
,,Spukiger Folk, Prog- und Space-Pop: Der US-Sänger und -Songwriter lässt uns an seinen spirituellen Erkundungen teilhaben." (musikexpress, Februar 2014)
„Jurado ist seit Jahren einer der interessanteren amerikanischen Singer-Songwriter im erweiterten Folk-Dunstkreis, doch mit seinem erneut von Richard Swift produzierten elften Studioalbum scheint er sein Meisterwerk aufgenommen zu haben.“ (SPEX 01 / 2014)
,,Damien Jurados fantastisches neues Album setzt in mehrfacher Hinsicht ,,Maraqopa" (2012) fort." (Stereo, März 2014)
Long-running indie singer/songwriter Damien Jurado branched out into even deeper sonic territory with his Richard Swift-produced 2012 album, Maraqopa. That album's production managed to be in a constant state of tense flux without ever becoming busy or overblown, winding subtle touches of psychedelia and haunted echo around the acoustic core of Jurado's songs. A few years later, the duo of Swift and Jurado return with the sublime and even further out Brothers and Sisters of the Eternal Son, a twisting set of songs that hides intricate production techniques in Jurado's increasingly layered and complex compositions. The most remarkable element of the production is the heavy '70s dub influence that hides in the corners at first but eventually sprawls out over the course of the album. The treated vocals of "Jericho Road" flutter with distorted echoes as the song builds into what sounds like an update of a lost track from Jesus Christ Superstar, with a far more demented mix. This song spills into the epic "Silver Donna," also drenched in watery echo, groove-heavy hand percussion, and falsetto vocals from Jurado, reaching their crescendo with rippling call-and-response harmonies near the song's end. Somewhere between the most driven moments of early Crosby, Stills, Nash & Young and the lovely confusion of the Lee Perry-produced Congos albums, the song finds its uniquely cracked voice. Elsewhere on the album, lofty autoharps, psyched-out organ tones, and Swift's bright, often orchestral arrangements leave no space too empty or too exposed. Like a far more experimental take on the perfect pacing of Bon Iver's best work, songs like "Silver Katherine" meld Jurado's always beautiful songwriting with gorgeous accompaniment and just enough studio magic to keep things moving forward for the duration of the album. What could have been a somewhat sleepy album is taken into a place of curious introspection, heightened emotional dynamics, and mysterious religious undercurrents. This album continues the colorful and reaching work of the albums that preceded it, and if this pairing of Swift's deft production and Jurado's risk-taking songwriting continues, even greater things are on the horizon than these already gorgeous songs.
(by Fred Thomas, All Music Guide)
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#4: Temples: "Sun Structures" (Heavenly Recordings, Feb. 2014) |
Hochgelobte Debütalben englischer Bands sind mir normalerweise
ziemlich egal. "Britpop" geht mir meist am Arsch vorbei.
Dem Debüt der Temples aus der englischen Provinz mit ihrer
Musik, die eher nach 1967 als nach 2014 zu passen scheint, aber trotzdem
völlig frisch daherkommt, konnte ich vor zwei Wochen täglich
auf dem Weg zur heim von der Arbeit in der wunderbaren Radiosendung
Zündfunk auf Bayern 2 lauschen, wo "Sun Structures"
Album der Woche war.
Sänger, Gitarrist und Songschreiber James Bagshaw erinnert
mit seinem Engelslocken übrigenz ein wenig an den jungen Syd
Barrett oder sogar an Tim Buckley.
Das sollte hier eigentlich keine Rolle spielen, führt aber zu
durchaus interessanten Querverweisen.
Ach so: "heim" ging es beim Radiohören nicht nach "zuhause"
am Niederrhein von A nach B, sondern von meinem aktuellen Arbeitsplatz
in Nürnberg zu meinem Hotelzimmerchen in einer kombinierten Gaststätte
mit Metzgerei in Dietenhofen, 30 km westlich von Nürnberg, wo
ich ausquartiert bin, wenn wegen irgendeiner blöden Messe die
Hotelzimmer direkt in Nürnberg mal wieder unbezahlbar sind für
Normalsterbliche. Und wo wir gerade bei Nürnberg sind: da gab
es doch schon mal vor vielen Jahren eine deutsche Band, die 6Ts-Musik
mit Garagenrock gemischt hat und dabei gleichzeitig sehr modern und
spannend war: Shiny Gnomes
war der Name der Band. Aber deren Sänger Limo hatte nicht
so schöne Locken, kam eben "nur" aus Franken, hat aber
noch kürzlich eine wunderbare CD unter dem Pseudonym Temple
Of L.I.B. veröffentlicht. Was auch immer uns das sagen soll
...
(23.02.2014)
Die Jahrescharts: Platz22im Rolling Stone!
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Temples ist eine Formation aus Kettering, England und besteht aus James Bagshaw (vocals & guitar), Tom Warmsley (bass & backing vocals), Sam Toms (drums) und Adam Smith (keys). Sie verzücken bereits seit einiger Zeit die Blogs dieser Welt mit Songs wie "Shelter Song" oder "Colours To Life". Nun haben sie endlich ihr mit Spannung erwartetes erstes Studioalbum "Sun Structures" veröffentlicht.
"Sun Structures" wurde in Kettering, der Heimatstadt der Band, aufgenommen und von Sänger James selbst produziert. Das Quartett begeistert auf dem ersten Werk mit einem feinen Gespür für wunderbare Popmelodien, verpackt mit Psychedelic-Elementen und dem Geist von Bands wie den Beatles oder Byrds.
Auf "Sun Structures" gibt es unglaublich viele Sounds und Details zu entdecken. Man kann schnell hören, dass Temples gerne experimentieren. Dies ist ein wahnsinnig aufregendes und einzigartiges Album.
Vier toll-dreiste Engländer katapultieren sich mit ihrem Debüt von den Erdbeerfeldern direkt hinein in die fünfte Dimension.
(Rolling Stone, Februar 2014)
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#5: Tilman Roßmy Quartett: "Ich Weiss Nicht Wer Du Bist" (Feb. 2014) |
Das nenne ich mal Understatement: auf der neuen CD von Ex-Die Regierung-Sänger
Tilman Roßmy steht nichts als der Titel "Ich Weiss
Nicht Wer Du Bist". Kein Interpret, keine Besetzung, kein Label,
nix von alledem. Trotzdem (?) eine der besten deutschsprachigen Rock/Pop-Platten
des laufenden Jahres.
(02.11.2014)
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In auch optisch lässiger Untertreibung gelangt das 2014er Rossmy-Reifwerk ohne viel Firlefanz in schlichtem Pappschuber zu uns, Schattenrisse des lakonischen Sänger-Liedschreibers schmücken dezent ein 13-Song-Werk, das schlicht alles bietet, was wir am Meister mögen. Wie stets bemerkenswert begleitet von Folke Jensen (alles, was Saiten hat) und Ralf Schlüter (alles, was Tasten hat), mal dezent, mal deftig schlagwerk-unterstützt von Flo Kapfer und ungemein bereichernd von Ana Detree im Hinter- und Vordergrund vokal umgarnt, lässt der sonore Sänger seine allürenfrei-altersweisen Alltags-Ansichten sanft dahinfließen und schmeichelt dabei manch schmerzliche Einsicht („…die Freundschaft zu Arschlöchern war die Ursache für alle meine Depressionen…) sanft in Ohr, Herz und Hirn. Wie gewohnt wird der instrumentalen Verpackung der schwebend-schweren Worte liebevoll-erfahrungsreicher Wert beigemessen, gemeinsam zelebrieren die von Musik-Moden unbelästigten, wunderbar versiert aufspielenden Althasen ebenso lässig-abgehangene wie von Spiel-Kunst und –Lust geprägte Handwerkskunst, reif und rund im weiten Feld zwischen Singer-Songwriter-Ballade und rollendem Roots-Rock, zwischen Folk, Alternative Country und Chanson-Charme angesiedelt und ganz dazu angetan, dem samt-rauhen Tief-Tönen ein ebenbürtiges, auch allein für sich strahlendes Umfeld zu schaffen. Ein seelentröstendes Songwerk von gelassen-genialer Güte.
(cpa, Glitterhouse)
„Umso besser, dass es Gefährten gibt, die dabei bleiben, die immer wieder kommen“
Sucht man nach den wichtigsten deutschsprachigen Pop-Poeten zwischen Udo Lindenberg in den 1970ern und Andreas Spechtl heute, so fallen einem Namen wie Peter Hein, Nils Koppruch, Andreas Dorau, Christiane Rösinger, Sven Regener oder Jochen Distelmeyer ein. Auch in diese Liste gehört zweifelsohne Tilman Rossmy, der mittlerweile nur noch sporadisch und komplett auf eigene Kappe in Erscheinung tritt.
Eher zufällig bin ich im Netz auf der Seite von Tilman Rossmy auf das neue Album gestoßen. Mit 10 Euro direkt an den Künstler ist man dabei. Eine Stunde später kommt eine Mail von Herrn Rossmy mit dem Link zur digitalen Version der Platte, zwei Tage später liegt das Album im Briefkasten – mehr independent geht nicht.
Im Schnelldurchlauf die Musikkarriere von Tilman Rossmy: Anfang der 1980er das erste Kapitel seiner Band „Die Regierung“, dem ein zweites erfolgreicheres in den frühen 90ern mit dem vierten und letzten Album „Unten“ folgt. Für mich eine der deutschsprachigen Platten überhaupt. Danach zwei Soloplatten und ab Ende der 90er das Tilman Rossmy Quartett mit mittlerweile sieben Alben, das nur online verfügbare Minialbum „Intuition“ mitgerechnet. In den letzten zehn Jahren ist es leider verdammt ruhig geworden um Tilman und seine Band. Ging man anfangs noch auf eine kleinere Tour zur jeweils neuen Platte, sind sie jetzt schon länger nicht mehr unterwegs gewesen.
Das ist sehr bedauerlich, sind doch Rossmy Konzerte von außergewöhnlicher Qualität und haben eine ganz besondere Atmosphäre. Ich habe die Band z. B. mehrmals im formidablen Subrosa in Dortmund oder der legendären Luna-Bar in Münster bewundern können. Tilman, lakonisch und tiefenentspannt, begleitet vom auch nicht als Hektiker bekannten Folke Jensen an der Gitarre und dem unglaublich groovenden Ralf Schlüter am Piano. Schlagzeuger Rob Feigel ist über die Jahre leider abhanden gekommen und wird nunmehr von Flo Kampfer ersetzt.
Die Themen sind auch auf „Ich weiß nicht wer du bist“ die von Tilman Rossmy bekannten: Die gute wilde Zeit, Unterwegssein, Selbstfindung, Suchen. Neu sind die zusätzliche Sängerin Ana Detree und das eine oder andere Soundexperiment. Los geht es mit „Irgendwohin“ einer gut abgehangenen Country-Nummer. Ja, das ist sie, die kleine geölte Landstraßenkapelle, wie Rossmy seine Band auch bezeichnet. Eine entspannte Gitarre, ein perlendes Klavier, etwas Mundharmonika und die sonore Stimme von Rossmy, hier im Duett mit Detree. Danach drei Uptempo-Nummern mit Hitpotenzial: recht rockig in „Beinahe berühmt“, der Vocoder bei „Eigentlich“ ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, passt aber doch irgendwie gut. Und schließlich „Jedes Jahr um diese Zeit“ mit der Textzeile „Am frühen Nachmittag treffen wir uns an der Bar und wir trinken Bier aber nicht mehr so viel.“ Spektakulär.
Etwas ruhiger geht es bei den nächsten Nummern mit dem typischen Rossmy-Sprechgesang weiter. Ein weiteres Highlight im mittleren Teil der Platte ist „Schüttel dein Haar und tanz“ mit dem obligatorischen „Ja, ja, ja, ja“. Am Ende franst die Platte leider etwas aus, eine Nummer wird von Ana Detree alleine gesungen, etwas seltsames Gefrickel auf „Sonnenschein“ und der Rausschmeißer „Dieser Weg ist dein Weg“.
Aber egal: Insgesamt endlich wieder ein Lebenszeichen von einem großartigen deutschen Liedermacher und seiner coolen Band, die eine andere Aufmerksamkeit verdient hätten. Aber so ist das nun mal, meinte auch schon der ebenfalls gerade mit einer sagenhaften Platte reüssierende Andreas Dorau. Und so kann man Exklusiv-Fan-Sein mit der vom Künstler persönlich geschickten Platte zelebrieren. Jetzt aber mal wieder ein Gig z. B. im Subrosa wäre das I-Tüpfelchen…
(Wolfgang Buchholz, culturmag.de)
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#6: Timber Timbre: "Hot Dreams" (Full Time Hobby, April 2014) |
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noch so eine Entdeckung durch den bayrischen Zündfunk!
Ein kanadisches Trio um den Sänger, Multiinstrumentalisten und
Songschreiber Taylor Kirk. Eher keyboard- als gitarrenlastig,
aber dabei wunderschön , denn es werden schwurbelige, teilweise
leiernde Tastenapparate verwendet, die eher an die 60er und 70er als
an die Neuzeit erinnern. Mag ich sehr und könnte sogar ein Jahresfavorit
werden!
(18.06.2014) |
#7: The War On Drugs: "Lost In The Dream" (Secretly Canadian, März 2014) |
Auf dieses Album habe ich fast 4 Monate warten müssen, denn so
lange hat es gedauert, bis die ruckzuck im März ausverkaufte
Erstauflage auf Vinyl endlich nachgepresst wurde! Entdeckt habe ich
die Band im Frühjahr, inzwischen ist das ja keine überraschung
mehr, im bayrischen Zündfunk auf Bayern2 als Album
der Woche. Davon kann sich unser heimischer WDR eine dicke
Scheibe abschneiden.
Ich hatte nach der langen Wartezeit natürlich die Sorge, dass
sich meine Begeisterung für die Band als Strohfeuer entpuppen
würde - und das erste Hören der heruntergeladenen MP3s am
PC gab mir da auch Recht. Dann habe ich die schleunigst gebrannte
CD im Auto laufen lassen ... und bin noch begeisterter als zuvor!
Jetzt bin ich gespannt, wieviel Freude mir das Anhören des Vinyl-Doppelalbums
(mit 10 Liedern in knapp 60 Minuten!) noch machen wird! Ein Kandidat
für das Album des Jahres, keine Frage!
(19.07.2014)
Die Jahrescharts: Platz42im Musikexpress!
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War On Drugs: „Lost In The Dream“ – die Indie-Rockband startet wieder voll durch
Zwei Jahre nach ihrem ausgiebig gefeierten Meisterwerk „Slave Ambient“ (2011), ist nun ihr neues Album „Lost In The Dream“ erschienen. Die Platte ist das dritte Album der aus Philadelphia stammenden Band The War On Drugs.
„Lost In The Dream“ stellt das neue Ganzstück der Band um Adam Granduciel dar, deren Gründungsmitglied Kurt Vile mittlerweile solo unterwegs ist. Der langersehnte und verdiente Durchbruch gelang War On Drugs mit der Veröffentlichung ihres letztes Albums „Slave Ambient“, im Jahr 2011.
In den vergangenen zwei Jahren tourte die Band durch die USA. Von North Carolina bis New York City spielten sie in allen Rockclubs, ebenso wie auf unzähligen Festivals und in Late-Night-TV-Shows, die Amerika so zu bieten hat. Mit der gewonnen Erfahrung dieser langen Tour, tüftelte Granduciel gemeinsam mit dem Produzenten Jeff Zeigler (Lymbyc Systym, Kurt Vile u. a.) am neuen, dritten Album. Zur Band gehören außerdem noch Dave Hartley (Bass) und Robbie Bennet (Piano u. a.), die auch im privaten Leben zu Granduciels engstem Umfeld gehören.
Adam Granduciel sagt selbst zu der neuen Platte: „Ich wollte, dass es ein Projekt unter Freunden wird. Jeder einzelne in der Band nimmt unser Projekt ernst. Davon handelt auch unser Album – Freundschaft, das Erwachsenwerden, das Leben leben und einander zu helfen.“ Man kann diese persönliche und berufliche Weiterentwicklung auch sehr gut im Sound der Band hören. Ganz abgesehen davon ist Adam Granduciel nicht nur Kopf der Indie-Rockband War On Drugs, sondern hat auch eine unverkennbare Stimme, um sich der Welt mitzuteilen.
Mit „Lost In The Dream“ bietet die Band War On Drugs wieder vielschichtige Musik, ganz frisch und aufgeweckt. Die neue Platte stellt ihre bisher eingängigste und poppigste Arbeit dar.
Die Band aus Philadelphia macht weiterhin vielschichtigen Indie-Rock.
(musikexpress, April 2014)
Tolle epische Rocksongs der postmodernen Traditionalisten.
(Rolling Stone, April 2014)
Dreampop, US-Mainstream und Krautrock: Das dritte Album der Philadelphia-Band verbindet diese Gegensätze zu einem verblüffend homogenen und geradezu verstörend schönen Soundkonzept.
(Audio, Mai 2014)
Leiden, zumal das melancholische, ist ja selten mit dramatischen Gefühlsausbrüchen verbunden, sondern tobt zumeist im Inneren, zum Beispiel, kurioserweise, beim Betrachten einer schönen Landschaft, eines Sonnenuntergangs oder souverän ausschreitender, Glück und Zufriedenheit verströmender Passanten beim Parkspaziergang, die alles zu haben scheinen, was man selbst schmerzlich entbehrt. So sitzt man dann auf der noch winterfeuchten Bank, blinzelt in die ersten wärmenden Sonnenstrahlen - und simmert in seiner inneren Unruhe. Der US-Songwriter Adam Granduciel, Chef der Band The War On Drugs, hat für diese vordergründig phlegmatische Seelenpein nach drei Alben des Ausprobierens den passenden Sound gefunden, der sich nun nicht nur, aber vor allem im sechsminütigen, extrem zurückgelehnten, extrem angespannten "Suffering" offenbart. Über ein Jahr brachte Granduciel mit der Produktion von "Lost In The Dream" zu, bis jeder Ton saß, jeder Klang sich perfekt über dem anderen schichtete, und alle Songs, bei aller Komplexität, so klar und simpel schienen wie nie zuvor in der noch kurzen Historie dieser Rockband, die keine leere Vorsilbe wie Indie- oder Alternative- braucht.
Hall-Exzesse und psychedelische Spielereien, die noch das letzte Album "Slave Ambient" (2011) unnötig behinderten, verschwanden zugunsten eines transparenten, wiewohl lullenden, träumerisch-flächigen Mäanderns, dass sich zu gleichen Teilen aus dem Dreampop der Achtziger (vergleiche "Disappearing" mit frühen Tears For Fears) und dem oft verfemten Mainstream-Rock desselben Jahrzehnts speist. Drumcomputer- und Synthie-lastige Alben wie Springsteens "Tunnel of Love", Dylans "Infidels" und Jackson Brownes "Lawyers In Love" drängen sich als Referenzen auf, wenn nicht gar Bruce Hornsbys "The Way It Is" (vergleiche: "Eyes To The Wind"). Eigentlich also eher ein Fall für den AOR-Fan Wigger, diese Platte, die sich auf berührende Weise dem zwischen Tradition und elektronischer Moderne paralysierten Heartland-Rock der Reagan-Jahre verschrieben hat.
Unter der positivistisch schwungvoll wummernden Musik, die absichtlich immer wieder die Vier-Minuten-Grenze überschreitet, um Auszuufern und in einen wohligen Schwebezustand zu transzendieren, manifestieren sich in der ganz privaten Leidenslyrik Granduciels allgemeine, klassisch-kitschige Schwermutsbilder: die ausgeblichene rote Baseball-Kappe in der Gesäßtasche einer Jeans, ein zerrissenes Sternenbanner vor stillgelegten Stahlwerken, die Sehnsucht nach verlorener Größe, das Zurückträumen in ein verblassendes great wide open. Alles Zeichen, die aktuell, im westlichen Kanon, wieder Gültigkeit haben. "Lost In The Dream" umarmt die Betäubung, das passive Dulden, die helle, leuchtende Schönheit des Schmerzes. Das erinnert nicht von ungefähr an "Walkin' On A Pretty Daze", das jüngste Solo-Album von Kurt Vile, dem einstigen Partner von Granduciel bei The War On Drugs. Der Krieg ist verloren, was bleibt, sind die Drogen.
(Andreas Borcholte, www.spiegel.de, Mai 2014)
Sie haben sich verändert. Das erinnert mich jetzt manchmal an Sniff ´N´ The Tears meets Jackson Browne der 80er (oder Bruce Cockburn, jeweils in ihrer eher poppigen Phase/Ausprägung). Die sehr attraktive Stimme erfreut mit ihrem eigenen Charakter/recht hohem Wiedererkennungswert (auf klasse Art verhallt), die Stücke entfalten sich oft über ziemlich lange Zeiträume, manche entwickeln so eine beträchtliche Sogwirkung (z.T. außerdem atmosphärisch ausgesprochen stark!). Ganz relaxte Songs wie schnelle und präzise inkl. fast hypnotischer Rock-Grooves. Sporadisch schimmert ein Hauch Soft-Psychedelia durch, manchmal sorgen längere wunderbar flächig-ätherische Outros/Intros für eine besondere Note/Stimmung. Und Under The Pressure sowie Red Eyes (9 und 5 Min. lang) begeistern, melodisch/harmonisch absolut packend!
(dvd, Glitterhouse)
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#8: Distance, Light & Sky: "Casting Nets" (Glitterhouse, Nov. 2014) |
Diese Platte ist GROSS - eine der besten aktuellen Neuveröffentlichungen
und auf jeden Fall beste Glitterhouse-Veröffentlichung seit ...
langem. Walkabouts-Sänger,
Gitarrist und Songschreiber Chris
Eckman erschuf zusammen mit der mir bisher unbekannten belgischen
Sängerin Chantal Ecda, dem belgischen Schlagwerker Eric
Tielemans und dem englischen Toningenieur Phill Brown eine
wirklich tolle Platte mit wunderschönen, traurigen Liedern (so
wie die besten Walkabouts-Duette von Chris & Carla!) und
einer dezenten, aber phänomenal klingenden Begleitung (meist
nur Eckmans (und Acdas?) Akustikgitarren und Thielemans Perkussionsinstrumente).
Mein Kumpel Frank, dem ich die Platte gerade vorgespielt habe,
ist mit mir da einer Meinung und findet sogar, dass das nicht nur
so gut klingt wie bei ECM, sondern auch die
gleiche elegante Coverästhethik hat.
(30.11.2014)
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In Zeiten, wo monatlich die neueste musikalische Sau durch’s Dorf getrieben wird, hebt sich das Debut von Distance, Light & Sky wohltuend von der Masse ab. Zeitlos, erhaben kommen die zehn Songs daher, die die Band unter Regie des legendären Phill Brown (der seinen Ruhmeshallenplatz seit der Produktion von Talk Talk’s „Spirit of Eden“ für immer sicher hat) in den analogen Prager Sono Studios aufnahm. Chris Eckman knüpft mit seinem Songwriting an die besten Zeiten der Walkabouts an, wobei das hier mitnichten ein „weiteres“ Eckman Solo- oder Seitenprojekt ist, im Gegenteil, Distance, Light & Sky sind eine Band, eine Einheit.
Zu Eckman gesellen sich die unglaublich talentierte niederländisch/britische Sängerin und Songschreiberin Chantal Acda, die mit den Isbells, aber auch solo bereits für diverse Highlights gesorgt hat, so wurde ihr letztjähriges mit Nils Frahm und Peter Broderick (Efterklang) eingespieltes Album „Let Your Hands Be My Guide“ von MOJO ebenso mit einer 4 Sterne Kritik bedacht („Exquisite. As soft as snow“), wie vom zweiten großen englischen Musikmagazin, Uncut, mit den selten vergebenen 8 von 10 Sternen und dem schlichten, aber treffenden Fazit "Starry-eyed beauty". Abgerundet und zum Trio wird Distance, Light & Sky durch den klassisch ausgebildeten belgischen Percussionisten und Komponisten Eric Thielemans, Insidern durch das EARR Ensemble (Ensemble Artist Repertoire Research) oder seine Zusammenarbeit mit dem legendären Sun Ra Saxophonisten Marshall Allen durchaus nicht unbekannt. Wie und unter welchen Umständen diese drei Musiker zusammengefunden haben, würde den Rahmen dieses Infos sprengen und ist letztlich auch nicht wichtig. Wichtig ist, dass sie zusammen gefunden haben und dass aus diesem Moment heraus eine Band entstanden ist, in der drei gleichberechtigte Musiker mit gänzlich unterschiedlichem Background, aber einer gemeinsamen Vision auf Dauer zusammen arbeiten werden.
Als erstes Resultat liegt nun „Casting Nets“ vor, ein Album, auf dem die ruhigen Töne vorherrschen. Dass allerdings „ruhig“ nicht gleich zu setzen ist mit „einförmig“, beweisen die zehn Songs auf „Casting Nets“ aufs Eindrücklichste. Nuanciert, detailreich und geprägt von den unterschiedlichen Charakteren der drei Songschreiber Eckman, Acda und Thielemans entwickelt sich eine wohltuende Spannung, melancholisch und doch stets mit optimistischem Unterton. Dank der einzigartigen Aufnahmetechnik Phill Brown’s auch klanglich ein ganz außergewöhnlicher Genuß. Ebenso, wie übrigens endlich mal wieder Chris Eckman’s sonoren Bariton im Duett mit einer großartigen weiblichen Stimme zu erleben. Was aber am meisten fasziniert, ist die Tatsache, dass es die drei geschafft haben, all ihre unterschiedlichen Hintergründe in einen homogenen, zutiefst harmonischen Sound zu gießen, der eine einzigartige Entspanntheit ausstrahlt und den Hörer vom ersten bis zum letzten Ton auf angenehmste Weise gefangen nimmt.
Distance, Light & Sky eröffnen neue Horizonte, ziehen einem die Grauschleier des Alltags von den Ohren und erfüllen nicht nur die Herbst- und Winterabende mit wohliger Wärme. „Casting Nets“ ist ein ebenso unspektakuläres wie wunderschönes Album mit langer Halbwertzeit geworden. Wir freuen uns, diese neue Band bei uns begrüßen zu dürfen und wissen schon jetzt, dass hier Großes im Entstehen ist!
Classic and sublime songs seperate artists like Distance, Light & Sky from the mainstream. Their wonderful debut album consists of 10 amazing tracks analogue recorded in the Sono Studios in Prague with legendary producer Phill Brown (Talk Talk - „Spirit of Eden“). Songwriter Chris Eckman knows how to tie on to the best times of The Walkabouts but Distance, Light & Sky is not a solo- not either a side project it is truly a band of its own.
Alongside Chris Eckman you'll see the adorable female singer and songwriter Chantal Acda from the Netherlands/England. Chantal is well known for her work with the band the Isbells and recorded her last solo album „Let Your Hands Be My Guide“ with Nils Frahm and Peter Broderick of Efterklang („Exquisite. As soft as snow“ - MOJO 04/05, „Starry-eyed beauty“ - Uncut 08/10). Next to her and Chris there's percussionist and composer Eric Thielemans of the EARR Ensemble who's famous for his work with the legendary Sun Ra saxophonist Marshall Allen. You'll see that Distance, Light & Sky consists of 3 musicians coming from a different backround connected by a common musical vision.
Their debut „Casting Nets“ is a melancholy but optimistic album made of quiet and calm sounds, multifarious and nuanced, shaped by its composers and their various characters Eckman, Acda and Thielemans and the unique recording technique of producer Phill Brown. It's a true pleasure to listen to the duets of Chantal Acda with her female voice and Chris Eckman with his sonorous baritone voice. Most fascinating of all is the fact that these 3 totally different artists made the grade to bunch their varied influences into a homogenous and harmonic sound construct called „Casting Nets“.
Distance, Light & Sky explore new horizons and they'll help you to escape the drab monotony of everyday life. „Casting Nets“ is an unspectacular but truly wonderful album for the cold seasons of the year. We're very happy to welcome this amazing band at Glitterhouse Records.
(Glitterhouse)
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#9: Robyn Hitchcock: "The Man Upstairs" (Yep Roc, Aug. 2014) |
Dies ist quasi ein Konzeptalbum, das sich Robyn Hitchcock und
sein Produzent, der legendäre Joe Boyd (Pink Floyd, Nick
Drake, Incredible String Band,
Fairport Convention, ), da ausgedacht
haben: im Stil alter Judy Collins
oder Tom Rush-Alben, die Vorzugsweise
in den späten 60ern bis frühen 70ern bei Elektra
erschienen sind, werden Eigenkompositionen und geschmackvolle, aber
eher unbekannte Coversongs gemischt. Die Auswahl der Coversongs ist
aber gegenüber den Vorbildern "leicht modernisiert"
worden: statt Liedern von Leonard
Cohen und Joni Mitchell, die beide damals noch vor ihren
eigenen Debütalben erstmals durch Coverversionen von Judy Collins
und Tom Rush Aufmerksamkeit bekamen, werden hier Lieder von Roxy
Music, den Psychedelic Furs und Grant Lee Buffalo gespielt.
Nur "Crystal Ship" von den Doors
stammt aus den 60ern. Eine sehr schöne, sparsam instrumentierte
Platte ist das geworden.
(28.09.2014)
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Für „The Man Upstairs“ tat sich Robyn Hitchcock mit dem legendären Produzenten Joe Boyd (Nick Drake, Fairport Convention) zusammen, um eins der einzigartigsten Alben in seiner sowieso schon exzeptionellen Karriere aufzunehmen.
Anstatt einfach nur eine neue Sammlung von Songs aufzunehmen, schlug Boyd vor, etwas aufzunehmen, das er „Judy Collins Album“ nannte - ein Album, wie 1967 auf Elektra erschienen wäre: teils bekannte Gassenhauer, teils persönliche Entdeckungen und teils eigene Songs. Dieser vielseitige Zugang zum Album bescherte Hitchcock die seltene Gelegenheit, als Performer in Erscheinung zu treten und nicht nur als weiterer Singer/Songwriter, der dem Publikum seine frischgelegten Eier präsentiert. Auf diese Weise treffen moderne Standards wie „To Turn You On“ von Roxy Music, „The Crystal Ship“ von The Doors und „The Ghost In You“ auf weniger bekannte Juwelen von Freunden wie Grant-Lee Philips („Don’t Look Down“) und „Ferries“ von I Was A King, das mit der Gitarre von Anne Lise Frokedal eben dieser norwegischen Indie Pop Band aufwartet. Neue Hitchcock Originale wie „Trouble In Your Blood“ und „Comme Toujours“ zählen zu seinen zerbrechlichsten und herzzerreißenden Songs. Sein starker Gesang und seine Gitarre treffen bei Boyd auf die sanfte, herbstliche Unterstützung von langjährigen Kollaborateuren wie Jenny Adejayan (Cello), Charlie Francis (Klavier) oder die obengenannte Frokedal (Harmonien).
Aufgenommen und abgemischt im Londoner Snap Studio in nur einer kurzen Woche im Oktober 2013 wird „The Man Upstairs“ überdies vom vergnüglich-makabren Cover aus dem Pinsel von Grammy Award Gewinnerin Gillian Welch komplettiert.
Dem Mann aus Cambridge ... gehört ein Denkmal gesetzt - das er sich hier und jetzt quasi selbst errichtet. Und das auf ganz unprätentiöse, bescheidene Weise.
(musikexpress, September 2014)
Beseelte Covers und eigene Songs, von Joe Boyd kongenial produziert.
(Rolling Stone, September 2014)
…›The Ghost In You‹ (Psychedelic Furs), ›To Turn You On‹ (Roxy Music), ›Don’t Look Down‹ (Grant Lee Phillips) und ›Crystal Ships‹ (The Doors) in Hitchcocks reduziertem Folk hervorragend funktionieren, liegt sicherlich am schon legendär zu nennenden Produzenten Joe Boyd…
(Good Times, Oktober / November 2014)
nach dem ungewohnt schwachen Album letztes Jahr nun (auf Yep Roc) wieder in Top-Form! Produziert von Legende Joe Boyd, ganz natürlich, old-fashioned, oft live in 1 Take. Überwiegend akustisch, die Gitarre als Rückgrat, zur Hälfte und z.T. selbst dort nur punktuell kommt elektrische hinzu, ab und zu Piano, weit öfter ein Cello. No Drums. Zur Hälfte Covers (von u.a. Psychedelic Furs, Roxy Music, Grant Lee Phillips), denen er eine sehr individuelle Note aufdrückt. Songwriter-Folk und – Pop alter Schule in einem (mal eher abgespeckter Folk Rock), einige schnelle gleichwohl reduzierte bzw. rhythmische bluesig-lebhafte oder ganz relaxte doch intensive Songs, die Highlights jedoch (und es sind mit Ausnahme von Crystal Ship der Doors, das es sich gänzlich zu eigen macht, alles eigene Songs) sind die (auch vokal) sanften, poetisch schlichten z.T. ungeheuer lyrischen bis intimen, sehr berührenden. San Francisco Patrol z.B. ist einfach bezaubernd, mit typischer wunderschöner Melodie, ebenso Recalling The Truth – und das ruhige Trouble In Your Blood kann man sich dennoch als druckvollen klassischen (hochmelodischen) Hitchcok-Rocker vorstellen. Gesanglich stark, er geht auch in die Höhen! Und vergleicht die LP selbst mit seinem Klassiker I Often Dream Of Trains – nicht ganz zu Unrecht!
(dvd, Glitterhouse)
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#10: ClickClickDecker: "Ich Glaub dir Gar Nichts Und Irgendwie Doch Alles" (Audiolith, Jan. 2014) |
Entdeckt habe ich das Duo aus Singer/Songwriter Kevin Hamann
und dem von Missiouri, Fink
und Green Apple Sea bekannten Multiinstrumentalisten
Oliver Stangl auf dem OBS-Festival in Beverungen vor fast 2
Jahren. Das neue Album der beiden ist ziemlich gut, hat fast sogar
die Klasse der Arbeiten von Niels
Frevert und Nils Koppruch.
Die Vinylausgabe kommt mit der DVD "Emmelsbüll Und
Die Letzten 12" daher, auf der die Studioarbeit zum Album
in der nordfriesischen Provinz dokumentiert wird.
(15.02.2014)
Konzerthighlight: 16. Orange Blossom Special,
Beverungen, Pfingsten 2012.
(24.07.2015)
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Als Kevin Hamann 2005 nur mit Achtspurrekorder und Akustikgitarre bewaffnet sein Albumdebüt vorlegte, fiel sein akustisch-filigraner Musikentwurf zwischen beschwingtem Indiepop, Unplugged-Emo und reflektiert-pointiertem Singer-Songwriter-Gestus sofort auf fruchtbaren Boden. Fans, Kritiker und nicht zuletzt Bernd Begemann bescheinigtem dem in Ostberlin geborenen und in Norddeutschland mit Punkrock- und D. I.Y.-Background aufgewachsenen Hamburger eine vielversprechende Zukunft, und mit den folgenden Werken „Nichts Für Ungut“, „Den Umständen Entsprechend“ sowie „Du Ich Wir Beide Zu Den Fliegenden Bauten (Live)“ konnte sich der auch für seine unnachahmlichen Texte geliebte Künstler einen ihm stets vorauseilenden vorzüglichen Ruf erspielen. Zeilen, die lakonische Kühlheit und berührende Emphase im selben Moment ausdrücken, lyrische und doch mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit verankerte Texte, behutsam miteinander verwobene Beobachtungen, Gedanken und nicht zuletzt die packenden Slogans, die sich die rasant wachsende Fangemeinde aufs T-Shirt wünschte. Geistesverwandte Musikerkollegen wie Gisbert Zu Knyphausen oder Markus Wiebusch wurden von genannten Referenzen zu echten Freunden, Förderern und Kollaborateuren. Auch wenn ClickClickDecker stets mit Kevin Hamann in Personalunion wahrgenommen wurde, gab es seit dem dritten Album eine vierköpfige Bandbesetzung, aus der sich Gitarrist, Arrangeur und instrumentales Multitalent Oliver Stangl als verlässlich-konstanter Partner herauskristallisierte, so dass spätestens mit „Ich Glaub Dir Gar Nichts Und Irgendwie Doch Alles“ von ClickClickDecker als faktisch gleichberechtigtem kreativem Duo gesprochen werden muss.
Das neue Werk enthält 13 Songs (+ Hidden Track), die im Studio Watt’n Sound, einer ehemaligen Bauernschule im Friesischen Emmelsbüll zwischen Juli 2012 und Mai 2013 entstanden. Mit ungewöhnlich viel Zeit und Hingabe komponierten und arrangierten Oliver Stangl und Kevin Hamann das neue Album, schichteten behutsam Spur über Spur und schufen so Lieder von einzigartiger Intimität, die gleichzeitig große Weite verströmen und unzählige Details oft erst nach und nach preisgeben. Das organische Zusammenwirken der akustischen Instrumente wie Gitarren, Klavier, Kontrabass, Schlagzeug und Percussions mit dezenten elektronischen Elementen und vor allem der fast übernatürlich räumlichen Produktion sind der Rahmen für die besten ClickClickDecker-Songs bisher. Ob beschwingt wie „Erledigungsblockaden“, „Tierpark Neumünster“ oder „Und Darüber Nachdenken Nicht Nötig“, getragen und verträumt wie bei „Schaumburgen Und Ellipsen“, „Ausbalancieren“ und „Niemand Wird’s Gewesen Sein“ oder countryesk bis folkig („Durch Die Kastanienanlagen“, „Die Nutzlosen (Unentbehrlich)“) - „Ich Glaub Dir Gar Nichts Und Irgendwie Doch Alles“ ist ein in sich geschlossenes, organisches Gesamtwerk, aus dem die einzelnen Songs dennoch wie funkelnde Sterne herausstechen. ClickClickDecker haben sich nicht radikal neu erfunden, sondern ein berührendes und hervorragend inszeniertes Album mit akustischer, deutschsprachiger Popmusik aufgenommen, die Attribute wie „Indie“ oder „Singer / Songwriter“ zwar verträgt, aber nicht mehr nötig hat.
Die perfekte Winterplatte für Menschen, die nicht nur Winter nicht mögen.
(Visions, 9 von 12 Punkten, Platz 6 im Soundcheck)
Kevin Hamann ist einer der furchtlosesten deutschsprachigen Texter: Zwischen bordsteinhartem Realismus, an dem man sich die Zähne ausbeißt, und lyrischen Kopfgeburten wechselt er so mühelos wie andere das Standbein. (...) Der Kaffee ist warm, die Heizung auch, das Herz brennt.
(Hamburg: Pur, Platte des Monats, 5 von 5 Sternen)
(...) ein wirklich guter Texter, der gelernt hat, Momente zu Musik zu machen.
(Melodie & Rhythmus, 9 von 10 Punkten)
Ein Song-Kleinod der charmanten, norddeutschen Klugheit.
(musikexpress, Februar 2014)
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#11: "Natalie Merchant" (Nonesuch, Mai 2014) |
Abgehangene,
perfekte Singer/Songwriter-Musik der ehemaligen Frontfrau der 10,000
Maniacs mit ihrem ersten Soloalbum mit eigenem Material seit über
10 Jahren. Balsam für die Ohren. Und sogar bei zwei Liedern mit
Elizabeth Mitchell von Ida
im Chor, von denen ich ja bekanntlich schon lange auf ein neues Lebenszeichen
warte. Aber das ist natürlich eine ganz andere Geschichte.
(23.05.2014) |
#12: Rodrigo Amarante: "Cavalo" (Easy Sound, Mai 2014) |
Rodrigo Amarante war mal bei der brasilianischen Rockband Los
Hermanos, ging dann in die USA, gründete mit Strokes-Drummer
Fabrizio Moretti und Binky
Shapiro die Band Little Joy
und war als Begleiter von Devendra
Banhart unterwegs. Dies ist, soweit ich weiß, sein Solodebüt,
aufgenommen in seiner neuen Wahlheimat. Die Coverabbildung ist übrigenz
kein Irrtum: das ist einfach das, was man sonst auf der Innenhülle
einer Platte findet. Das Optische kann man mögen
... das Musikalische muß man lieben, denn es bringt
völlig eigenständig das Beste aus Brasilien und Indie-Folk
zusammen.
(15.06.2014)
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Rodrigo Amarante wurde bekannt als Mitglied von Los Hermanos, einer der beliebtesten Alternative-Bands Brasiliens. Seit Jahren lebt er in den USA und trat zuletzt in Devendra Banharts Liveband sowie als Gründungsmitglied der US-brasilianischen Band Little Joy (neben dem Strokes-Schlagzeuger Fabrizio Moretti und Binki Shapiro) in Erscheinung.
Sein Solodebüt "Cavalo" ist ein mutiges, ehrliches und zutiefst persönliches Album, das sich mit dem amerikanischen Exilleben des Brasilianers beschäftigt. Der nämlich lebt seit 2008 in Los Angeles, ein Umstand, den man "Cavalo" auch anhört: Das Album lebt von einem leicht diesigen, verträumten West-Coast-Vibe, die Songs atmen verschiedene Stimmungen, Sprachen und Tempi. So ist das erste Stück "Nada Em Vao" eher schlafwandlerisch unterwegs, während "Hourglass" ein schnell bewegender psychedelischer Stomper ist und "Mon Nom" als sonnenfleckiger, französischsprachiger Folktronic-Walzer kommt.
Ein verführerisches Album, das atmosphärisch irgendwo zwischen David Crosby, Bon Iver und Cat Power anzusiedeln ist.
The road leading to Brazilian singer/songwriter Rodrigo Amarante's first solo album was a long one. The journeyman artist began his career in the late '90s taking a sideman role in the popular Brazilian rock group Los Hermanos and eventually emerging as the band's driving force and key songwriter. He was a member of the samba big band supergroup Orquestra Imperial, recorded in America with Devendra Banhart, and then formed the indie project Little Joy with Strokes drummer Fabrizio Moretti. But it took nearly two decades until he was ready to make his most personal artistic statement, 2014's sublime Cavalo. A thoughtful and beautifully rendered blend of classic tropicália and indie folk and rock styles, Amarante evokes the pan-global creativity of Caetano Veloso, the wry and romantic charm of Paolo Conte, and the experimental pop meanderings of Andrew Bird. This is a unique record by an artist who is hard to define as he jumps from Portuguese to French to English throughout songs that are moody, melancholic, and at times jaunty. From the strange beauty of opener "Nada em Vão," whose sonic bed resembles Bibio's Silver Wilkinson album, to the spare, enchanting closer "Tardei," Amarante presents a diverse but ultimately cohesive set fixated on themes of quiet solitude, exile, and discovery. Two of the most striking tracks, "Mon Nom" and "Irene," sit together in the sequence, wistfully sung and gently played on solo classical guitar through a warm, gauzy filter that best represents the overall tone of Cavalo. When he does pick up the tempo, as on the Spoon-esque "Hourglass" or the bright, tropical romp "Maná," it changes the mood enough to further flesh out Amarante's unique personality without disrupting the album's flow. Already a well-known figure in the Brazilian pop scene, this wonderfully creative and understated solo debut ought to vault him further into international favor and critical success.
(by Timothy Monger, All Music Guide)
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#13: Mark Olson: "Good-bye Lizelle" (Glitterhouse, Sept. 2014) |
Nach dem eher mäßigen Album seines Americana-Kollegen Ryan
Adams kommt die neue Platte vom ehemaligen Sänger der Jayhawks
wie Balsam für meine Ohren daher. Zusammen mit seiner Freundin
Ingunn Ringvold, die da zusammen mit ihm vom Cover strahlt
(ist das jetzt ein Selfie, oder wie heisst das?) hat
er ein wirklich wunderbares Album aufgenommen, das der alten Kritikertheorie
ganz vehement widerspricht, man könne nur gute und gehaltvolle
Kunst erschaffen, wenn man/frau unglücklich ist. Definitiv bestes
Glitterhaus-Album seit längerem!
(21.09.2014)
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Es gibt nicht viele Musiker, die ein Genre so nachhaltig mitgeprägt haben, wie Mark Olson als Gründer und Sänger der Jayhawks das des Alt. Country oder Americana. „Hollywood Townhall“ (1991) und „Tomorrow The Green Grass“ (1995) gelten zu Recht als Meilensteine und haben schadlos den Test der Zeit überstanden. Doch gerade, als sich auch der kommerzielle Erfolg der Jayhawks abzuzeichnen begann, verließ Mark Olson die Band, um sich mit seiner damaligen Frau Victoria Williams in Joshua Tree, CA am Rande der Mojave Wüste nieder zu lassen und in den Folgejahren selbstbestimmt und unabhängig von jeglichen kommerziellen Zwängen der Musik-Business diverse wunderschöne Platten unter dem Namen Original Harmony Ridge Creek Dippers aufzunehmen. Nach der Trennung von Victoria in 2006 kam es im Folgejahr bei den Aufnahmen zum ersten Solo Album Mark Olson’s „The Salvation Blues“ erstmals seit über 12 Jahren wieder zu einer Zusammenarbeit mit Olson’s kongenialen Songwriting und Duett-Partner bei den Jayhawks, Gary Louris. Dies funktionierte so gut, dass Olson und Louris mit „Ready For The Flood“ ein viel beachtetes Duo-Album herausbrachten, um dann in 2011 die weltweit herbei gesehnte Jayhawks Reunion zu vollziehen, deren Resultat, das wunderschöne „Mockingbird Time“, sich mit Platz 38 in den Billboard Top 100 Charts zum größten kommerziellen Erfolg in der Karriere der Jayhawks entwickelte. Wiederum konnte sich Olson nicht mit den daran geknüpften Zwängen und Verpflichtungen anfreunden und nach über 100 Shows im Anschluß an die Album-Veröffentlichung entschloss sich Mark Olson dem hektischen und zum Teil von unangenehmen Begleiterscheinungen geprägten Rockstar-Leben endgültig Adieu zu sagen.
Olson, der inzwischen mit der norwegischen Sängerin und Multi-Instrumentalistin Ingunn Ringvold (die unter dem Künstlernamen Sailorine drei beachtenswerte Alben für Voices of Wonder aufgenommen hat) eine neue kongeniale Partnerin für Leben und Musik gefunden hatte, sodass es nur noch ein kurzer Schritt war, das „Projekt“ „Good-bye Lizelle“ in Angriff zu nehmen.
Und das hatte es in sich. Beseelt von dem Wunsch ein auch aufnahmetechnisch perfekt harmonisches, eine Vielzahl von unterschiedlichsten Einflüssen vereinendes Album aufzunehmen, machten sich Mark Olson und Ingunn Ringvold mit ihrem Nagra Aufnahmegerät in verschiedenen Ländern, von Armenien über Südafrika, den USA bis Norwegen, Finnland oder Tschechien mit einer großen Zahl an Gästen (u.a. Neal Casal, Aaron Sterling (Liz Phair, William Fitzsimmons), Danny Frankel (u.a. k.d. Lang, Rickie Lee Jones), oder Oystein Greni von Norwegens Rockband Nr.1, Big Bang) diese elf poetischen Songs aufzunehmen, die eine einzigartige Wärme, ein bemerkenswertes Vintage-Feeling transportieren. Mark Olson’s herausragendes Talent als Songschreiber, aber auch als Arrangeur und Soundvisionär kommt hier voll zum Tragen: Reminiszenzen in Aufnahmetechnik wie Sound an das Laurel Canyon Joni Mitchells, Graham Nashs oder Chris Hillmans, ohne je Gefahr zu laufen, als „Retro“ abgestempelt zu werden. Darum geht es Mark Olson auch nicht, seine Welt ist geprägt von Emphatie, der Suche nach dem perfekten Sound, der perfekten Instrumentierung seiner nachdenklich-philosophisch geprägten Songs, die immer neben aller Melancholie eine positive, lebensbejahende Grundstimmung behalten. Elf kleine, manchmal leicht verschroben wirkende Juwelen, jeder Song eine Geschichte, jeder Song mit wenigen Worten eine Anregung, ein Hinweis, etwas zum Nachdenken- und Fühlen. Echte Tiefe, Substanz. Dazu mit Ingunn Ringvold eine großartige Duett- und Harmony-Partnerin. Kurzum: ein wundervolles, ruhiges Album zum ganz tiefen Eintauchen. Wir sind stolz, dass Mark dieses unbedingt mit uns veröffentlichen wollte!
(Glitterhouse)
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#14: Bonnie 'Prince' Billy: "Singer's Grave - A Sea Of Tongues" (Domino, Sept. 2014) |
Ich besitze zwar viele Alben von Will Oldham
- wenn auch bei weitem nicht alle. Einen echter überblick
über sein breitgestreutes "Werk" fehlt mir deshalb.
Trotzdem bin ich bereits nach dem ersten Hördurchgang sicher,
dass das hier eines der besten Alben des kauzigen Sängers und
Songschreibers ist. Nicht zuletzt deswegen, weil er hier für
seine Verhältnisse relativ aufwändig instrumentiert hat
und es sogar ein wenig nach "normaler" Nashville-Musik klingt.
Produziert von Mark Nevers (Lambchop). Die Vinylausgabe war
mir trotz der Bonus-Platte mit Coversongs zu teuer. Aber auch die
CD ist wirklich hübsch gemacht (Klappcover!).
(26.10.2014)
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Der US-amerikanische Singer/Songwriter Bonnie »Prince« Billy veröffentlicht ein fulminantes Album, welches er Anfang des Jahres mit einem kleinen Orchester in Nashville aufgenommen hat!
Es hat schon Tradition bei Will Oldham, aka Bonnie Prince Billy: Nichts Genaues weiß man nicht. Bonnie Prince Billy war und ist immer für große Überraschungen gut. Wir haben uns daran gewöhnt, dass er seine eigenen Regeln hat, was die Veröffentlichung seiner Musik anbelangt. Sein letztes Album, »Bonnie ›Prince‹ Billy (self titled)« hat er nicht nur selbst produziert, sondern 2013 auch noch selbst in einige wenige, von ihm auserwählte Läden gestellt.
Nun erscheint sein neues Album »Singer’s Grave A Sea Of Tongues«, das Mitte September einem weiteren Personenkreis zugänglich gemacht wird. Es ist ein musikalisches Kleinod, auf dem Bonnie »Prince« Billy einige Songs aus dem 2011 erschienenen Studioalbum »Wolfroy Goes To Town« noch einmal überarbeitet und mit Hilfe von Mark Neves (Lambchop, Silver Jews) in Nashville aufgenommen und produziert hat. Während die entsprechenden Songs auf »Wolfroy Goes To Town« in ihrer Instrumentierung eher puristisch ausgestattet waren, zumeist mit nicht viel mehr als einer akustischen Gitarre, hat sich Will Oldham für die neuen Aufnahmen mit 13 Musikern fast schon ein kleines Orchester ins Studio eingeladen und die Schönheit und Meisterschaft der Songs mit deren Hilfe auf's Schönste herausgearbeitet und mit traumhaften Arrangements versehen.
»Singer’s Grave A Sea Of Tongues« ist der ganz große Wurf von einem der sowohl talentiertesten als auch produktivsten amerikanischen Singer/Songwriter.
Will Oldham's path has never been straight and narrow. Over his lengthy, prolific run, the warbly-voiced troubadour has peppered his heartbreakingly beautiful songwriting with moments of absurdity, humor, and deeply unexpected or confounding moves that could spell commercial suicide for a lesser artist. Early on he changed the name of his project almost record to record, offering albums as Palace, Palace Brothers, and under his given name before settling with the Bonnie "Prince" Billy moniker. In the time between 2011’s Wolfroy Goes to Town and his 11th full-length, Singer's Grave/A Sea of Tongues, Oldham offered up an EP of reworked songs from deep in his catalog, an album of Everly Brothers covers, and a completely unannounced album he self-released and distributed, carrying copies in person to various independent record stores. So it should come as no huge surprise that the first largely available album of new Bonnie "Prince" Billy material in years is largely reworkings of songs from the most significant album just before it. The majority of the eleven tracks on Singer’s Grave are revisions of tunes that first appeared on Wolfroy Goes to Town or were released in the same general time-frame. Wolfroy tunes like “Night Noises,” “Quail and Dumplings,” and “We Are Unhappy” re-appear, in some cases replacing the spare, late-night confessional feel of the originals with rollicking bluegrass instrumentation. “No Match” is refurbished as “Old Match,” trading the soft wooziness of the Wolfroy version for a spirited, drum-heavy arrangement and swapping out Angel Olsen's sad-eyed backing vocals for a full-on gospel choir. The difference in some cases almost feels overly theatrical, with “So Far and Here We Are” recasting the protracted folk dirge that was once titled “New Whaling” as an electrified slab of cowboy rock with caterwauling backing vocals standing in for the ghostly chorus of the original. All told, Singer’s Grave remains valid and engaging by offering such vivid counterpoints to the usually subdued Wolfroy Goes to Town versions. Oldham’s intentions behind re-recording these relatively recent songs are puzzling, but the curious nature of the album is just another chapter of the mysterious, and in this case highly enjoyable saga of Bonnie "Prince" Billy.
(by Fred Thomas, All Music Guide)
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#15: Joe Henry: "Invisible Hour" (Edel/earMUSIC, Mai 2014) |
Für mich seit vielen Jahren einer der besten und beständigsten
amerikanischen Singer/Songwriter, der vielleicht wegen seines "Nebenjobs"
als Produzent (zuletzt u.a. für Billy
Bragg und Bonnie Raitt)
leider viel zu selten eigene Alben herausbringt. Auch "Invisible
Hour" hat er wieder mit seinem festen Musikerstamm (u.a. Schlagzeuger
Jay Bellerose, Bassistin Jennifer Condos und Saitenhexer
Greg Leisz, dazu erstmals sein Sohn Levon Henry, der
wunderbare Bläsersätze mit Saxophonen und Klarinetten beisteuert)
eingespielt. Eine wunderbare Platte.
(27.06.2014)
Die Jahrescharts: Platz15im Rolling Stone!
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Es dauert ein Weilchen, bis man dieses unfassliche Album verinnerlicht hat - und man begreift, dass es schon jetzt zu den besten des Jahres gehört.
(Rolling Stone, Juni 2014)
Seine staubigen, sich dahinschleppenden Songs werden von Fachkräften wie dem Schlagzeuger Jay Bellerose und dem Saitenvirtuosen Greg Leisz sachgerecht zerdehnt und in gemächlichem Tempo ihrer Bestimmung zugeführt: sich nachhaltig im Ohr des Hörers festzukrallen.
(Jazzthing, Juni - August 2014)
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#16: Jolie Holland: "Wine Dark Sea" (Anti, Juni 2014) |
Jolie
Holland macht klar ihre eigene, spröde Musik und ist beim
neuen Album deutlich rockiger als bisher - aber macht das wirklich
nicht schlecht! Das Meiste scheint live eingespielt zu sein mit 3
Gitarristen (u.a. der auch an Blasinstrumenten überzeugende Doug
Wieselman), 2 Drummern und einem Bassisten, ohne dabei überladen
oder sogar bombastisch zu sein. Das hat was.
(15.06.2014) |
Der Mann: "Wir Sind Der Mann" (Staatsakt, Nov. 2014) |
Was für eine Platte! Die Türen
nennen sich jetzt (zumindest für diese Platte!) "Der
Mann" und haben so etwa wie ein Konzeptalbum über
"Den Mann" gemacht. Leider habe ich die Platte
erst vor wenigen Tagen als Platte des Monats Januar 2015 im
Musik Express entdeckt - wahrscheinlich gab's keine Gratis-Vorab-Exemplare
für die Schreibende Zunft, sodass diese Herren sich die Platte
doch tatsächlich kaufen mussten! Jetzt überlege
ich sogar, ob ich meine Jahresbestenliste
2014 noch einmal überarbeiten soll ...
(01.01.2015)
Konzerthighlight: Gebäude 9, Köln,
27.02.2015: das war, wie fast schon erwartet, mein bisheriges Konzerthighlight
des Jahres: die große Türen-Besetzung
vom letzten Album, also neben Sänger Maurice Summen
(oft am zweiten Schlagzeug, wenn er Gesangspause hatte!), Bassist
Ramin Bijan (auch mit gelungenen Mandolineneinsätzen!)
und Gitarrist Gunter Oswald (beim letzten Türenalbum
ja beruflich verhindert!) noch Gitarrist Andreas Spechtl
von den Staatsakt-Labelmates Ja
Panik und Schlagzeuger Chris Imler, dazu noch Keyboarder
Carsten "Erobique" Meyer (mir bisher unbekannt),
spielte nahezu das komplette Der Mann-Album, dazu noch Highlights
aus dem Türen-Katalog.
Man(n) ließ sogar die Unterstützer jeweils eine eigene
Nummer präsentieren. Nur die Türenhymne "Rentner
& Studenten" wurde nicht gespielt, gab's dafür aber
als (rare?) 7-Inch am Merchandisingstand, wo ich dann selbstverwerflich
zusgeschlagen habe. Meine erste Single seit ?zig Jahren!
Im Vorprogramm gab's auch etwas (für mich) Neues zu entdecken,
obwohl es die Band schon ein paar Jahre gibt: die Lokalmatadore
Locas In Love.
(08.02.2015)
Wenn ich früher von dieser tollen Platte erfahren hätte,
dann sähe meine Jahresbestenliste sicherlich etwas anders aus,
wie ich bereits weiter oben erwähnst habe. Aber man (!) soll
die Geschichte ja nicht nachträglich ändern.
(24.04.2015)
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Er hat nicht immer Grund, gut gelaunt zu sein. Der Mann steht unter Druck. Im Beruf macht er immer mehr für immer weniger. Ist er zu Hause, fängt das Chaos erst richtig an. Im schlimmsten Fall entzieht ihm die Gattin das Vertrauen und läuft fort. Zwei von drei Trennungen gehen von der Frau aus, so die Statistik. Darüber hinaus gibt es andauernd die Debatte um die Frauenquote in der Politik. Sportlich gesehen waren die Damen Fußball-Weltmeister, lange bevor es die Kerle wieder geschafft haben. Selbst in der Popmusik geht heute scheinbar alles von Ladys aus. Es ist alles anders geworden. Was tun?
Einige Herren der Schöpfung haben sich zusammengetan und betreiben eine Analyse. Um wen genau es sich handelt, erklärt eine offizielle Verlautbarung. „Mit der Hilfe von Freunden der 3D-Produktionsfirma Industriesauger-TV aus Köln und dem Berliner Maler Helmut Kraus haben wir uns dann an die Arbeit gemacht – und verschwanden mit unserer Libido und ihren Liedern endgültig im Netz: als virtueller Mann.“ Es handelt sich also um eine Kooperation von Vertretern verschiedener künstlerischer Disziplinen. Zuerst vermutet man auch einen fiktionalen Kontext, mit dem seit Auftauchen von Fraktus immer zu rechnen ist. Klar ist dann aber doch, dass vor allem Mitglieder von Die Türen mit Chef Maurice Summen über sich und ihre Geschlechtsgenossen sinnieren.
Sie beginnen das Album mit Hinweisen auf die Musik aus Bowies „,Heroes‘“, die aus einer Zeit stammt, als man noch an Übermänner geglaubt hat. Doch in ihrem Fall ist der Mann kein Held mehr, sondern nur noch Ernährer. Es zählen Job, Geld, Haus, Auto, Katz und Maus. Da ist man schnell frustriert. „Und die Nachbarn, die mich achten, werde ich bald vermutlich abschlachten, denn den Unsinn hält auf Dauer doch keiner aus“, lässt der Sänger wissen. Es kann nicht immer glatt laufen. „Menschen machen Fehler, und das ist immer ein guter Grund, schlecht drauf zu sein.“ Eingängigkeit ist dieser Band wichtig, das klingt immer wieder durch. „Ist alles keine Arbeit, es muss nur gemacht werden“, heißt es an anderer Stelle. Hier sind leibhaftige Gassenhauer-Qualitäten zu erkennen. Sie kommen auch in „Ich bin ein Mann“ zum Vorschein. Es geht darum, was an Menschen und Gegenständen so alles ärgerlich sein kann. Es sind simple Dinge. „Was mich an Facebook stört, sind die Freunde. Was mich an Partys stört, sind die Leute. Was mich am Fernsehen stört, ist das Programm“, heißt es in einer Aufzählung. Vom Tonfall her geht es sehr in die Richtung der frühen Foyer Des Arts.
Es ist erstaunlich, wie problemlos Der Mann bei all dem die Balance halten. Sie reden nicht um den Ernst der Lage herum, wissen aber auch, dass die Diskussion besser funktioniert, wenn man es mit Lockerheit angeht. So spricht sich die Band auch ausdrücklich für den Verbleib des Reformhauses aus. Deren Betreiber müssen sich gegen Supermärkte und Bio-Läden zu Wehr setzen und ihre Läden reformieren, wollen sie im Konkurrenzkampf eine Chance haben. Man(n) hat die akustische Liedform gewählt und hofft auf ein gutes Ende für das „Freudenhaus des Stuhlgangs“. Persönlicheren Inhalt entdeckt man in „Nur für dich alleine“. Die Musiker nehmen dem Single-Leben-Thema das Drama, indem sie Versatzstücke aus dem 70s-Rock integrieren. Andeutungen von barocken Soli, Prog-Sequenzen und der Disco-Drive aus „Miss You“ von den Stones spielen herein. Am Ende passt es, wie so vieles auf diesem famosen Album. Mit ihm geht für das von Summen betriebene Berliner Label Staatsakt ein sehr gutes Jahr (Ja, Panik, Dieter Meier, Jens Friebe, Chris Imler, Die Sterne) zu Ende.
(Thomas Weiland, Musik Express)
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auch gut ...
The Autumn Defense: "Fifth" (Yep Roc, Jan. 2014) |
Das ist bereits das fünfte Album der "Hobbyband" der
beiden Wilco-Musiker Pat Sansone
und John Stirratt - und die Junx werden immer besser!
(15.02.2014)
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Jeder entspannt nach einem harten Tag auf seine eigene Art und Weise. Pat Sansone und John Stirratt erholten sich von Wochen des Auftretens vor tausenden von Leuten, in dem sie sich Zeit nahmen, ,"Fifth" zu erschaffen, ein weiteres Pop-Epos des lange bestehenden Duos THE AUTUMN DEFENSE.
Aufgenommen zwischen Tür und Angel auf Tour mit WILCO rekrutierten die beiden Multiinstrumentalisten und Produzenten zum ersten Mal Mitglieder ihrer Tourband, um ein THE AUTUMN DEFENSE Album umzusetzen. Selbstbewusste Grooves unterlegen die Myriaden von Melodien des Duos und die sorgfältig übereinandergelegten Gitarrenklänge.
"Ich glaube, dass es einen Kernsound gibt, der sämtliche Tracks verbindet", erklärt Sansone. "Vielleicht sage ich das aber nur, weil ich da war und weiß, wie das Ganze entstanden ist, aber mein Instinkt sagt mir, dass es nur so klingt, wenn eine besondere Konstellation von Musikern zusammenspielt." Die erste Single ist "This Thing That I've Found". THE AUTUMN DEFENSE kommen 2014 auf Tour.
Zart wie eine herbstliche Stimmung schmiegen sich die Melodien und Rhythmen ins Ohr (...). Zwölf fragile Feintöner, eingespielt erstmals mit einer eigenen (Tour-) Band: schlicht und wunderschön!
(Audio, Februar 2014)
Fifth is the fifth album from the Autumn Defense, the side project of longtime Wilco members John Stirratt and Patrick Sansone, and if that doesn't seem like an especially exciting name, it doesn't take long to realize that they put enough imagination into the music that they can be forgiven for not going overboard when dreaming up a title. Much like their brilliant 2007 self-titled album, Fifth is a gorgeous evocation of '70s soft rock fading into sunshine pop, and the craft of the album is unassailable: Stirratt and Sansone's lead vocals and harmonies are outstanding, the arrangements and performances are beautiful and emotionally powerful for all their smooth and sunny exteriors, and the songwriting is superb, at once capturing the sound and feel of a specific era and creating something that's absolutely fresh in its sincerity and subtle force. While it would be easy to make music like this sound treacly and ironic, the Autumn Defense understand that pop music can cover a broad emotional palette, and part of what makes Fifth so effective is Stirratt and Sansone's gift for adding the right amount of shade to their Laurel Canyon sunset fantasies. "August Song," "What's It Take," and "Calling Your Name" are near-perfect pop songs that tell tales of a less-than-perfect world, even as "Why Don't We" and "This Thing That I've Found" find them embracing the warmer side of the imaginary paradise they've created. And while in the past Stirratt and Sansone have brought in some of their well-known friends to help them bring the Autumn Defense to life in the studio, this time they've recorded with the live band they use on the road, and the performances have an ineffable warmth and nuance that come from musicians being comfortable with one another. Fifth isn't much of a title, but the music is something very special, and this is one of the smartest and best-crafted pop albums of recent memory.
(by Mark Demming, All Music Guide)
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Bohren & Der Club Of Gore: "Piano Nights" (Play It Again Sam, Jan. 2014) |
Der beste musikalische Export von Mülheim an der Ruhr
nach Helge Schneider? Das kann schon sein. Auf jeden Fall deutlich
unbekannter, aber auf keinen Fall schräger als der gute Helge.
Bislang ging diese ehemalige Hardcoreband, die inzwischen so etwas
wie Jazz im Zeitlupentempo spielt, aus unerfindlichen Gründen
spurlos an mir vorbei, obwohl sie schon sehr lange dabei ist.
(09.02.2014)
Konzerthighlight: K4, Nürnberg, 05.11.2014:
Licht aus, ein paar Funzeln an, dann ging's los mit dem ungewöhnlichen
Zeitlupen-Sound der Band aus Mülheim, das mich als Teilzeit-Exilanten
in Franken doch sehr gefreut hat, wobei der Saxophon- und Vibraphonspieler
der Band die eine oder andere Ansage, gespickt mit rheinischem Humor,
rausgehauen hat, die sicherlich so manchen der anwesenden Franken
irritiert haben dürfte ...
(09.11.2014)
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Zwanzig Jahre nach "Gore Motel" und immerhin fünf Jahre nach "Dolores" veröffentlicht das eigensinnige Quartett Bohren & Der Club of Gore ein Album mit dem recht schlüpfrigen Titel "Piano Nights", dessen Sound nur noch von ferne an die ideale Schnittmenge aus "Midnight Radio" und "Sunset Mission" denken lässt und stattdessen den Albumtitel mustergültig und voller Respekt vor dem Song einlöst. Im unverkennbaren Bohren-Style!
Nach dem 3-Track-Zwischenwerk "Beileid" (2011) war vieles denkbar, schließlich hatte die Band hier erstmals mit einem Gastsänger namens Mike Patton experimentiert und zudem auch noch unironisch Warlocks "Catch My Heart" gecovert. Verglichen damit, stellt "Piano Nights" tatsächlich so etwas wie eine Rückkehr zu den eigenen Wurzeln dar, allerdings auf der Grundlage komplexerer Arrangements und einer erweiterten Sound-Palette.
Die vier Musiker, die "Piano Nights" übrigens selbst für ihr bestes Album seit "Black Earth" halten, legen wert darauf, dass es sich bei dem Albumtitel nicht um eine Persiflage handelt, sondern um einen an sich selbst gestellten Anspruch. Zudem gelte es bei jedem neuen Album, dass über die Jahrzehnte erarbeitete Level an Verbindlichkeit zu halten und nicht in Routine zu verfallen. "Horror Jazz" is endgültig over, Baby!
Wieder also gelingt Bohren & Der Club Of Gore ein provokanter musikalischer Gegenentwurf zum rastlosen Zeitgeist, ein kosmischer Doom-Bar-Jazz-Ambient-Komacore."
(musikexpress, Februar 2014)
Attraktiver kann ein Soundtrack zur Höllenfahrt nicht sein!
(Jazzthing, Februar / März 2014)
Though there was an EP in between, it has been over five years since Bohren & Der Club of Gore's last full-length, Dolores. That record provided a shift in their trademark, "doom-ridden jazz music." There, one could actually hear lighter, breezier sounds in their suffocating, black narcotic mix. The nine tunes on Piano Nights walk a line between the haunted beauty of Dolores and the more austere, glacial darkness of earlier recordings. Co-composers Christoph Clöser (piano, saxophones, vibes) and Morten Gass (organ, Mellotron, baritone guitar, piano) create an uneasy tension that compares to something that approaches the airy compositions of Angelo Badalmenti -- with their beautiful veneer of innocence that barely conceals the sinister -- and the, mysterious, near-Gothic explorations of Harold Budd (à la The White Arcades and The Serpent (In Quicksilver). The rhythm section of bassist Robin Rodenberg and drummer Thorsten Benning remain almost tensely restrained, but given the pace of these tracks, sticking to that economic language is remarkable. While the set is constructed to be listened to as a whole, there are standouts. Opener "Im Rauch" has a lonesome saxophone solo and vibes adding color and texture to the spectral, minor-key moodiness. "Fahr Zur Hölle" is almost church-like in its processional pace, led by organ, piano, and Mellotron. Though it doesn't swing (nothing this band plays ever does), the vibes on "Ganz Leise Kommt Die Nacht" recall the approach of the Modern Jazz Quartet's Milt Jackson on the Atlantic-era MJQ album, with sparse, spacious lyrical assertions amid otherwise gray, gauzy textures. Two-thirds of the way through, a sampled, wordless vocal chorus changes the cut's entire flavor, and it becomes a funereal dirge. "Verloren (Alles)" is the most skeletal track here in terms of form; the doubled saxophones move along a nearly static scalar line as piano and rhythm section sketch in brief melodic ideas over ten-and-a-half minutes. Closer "Komm Zurück Zu Mir" brings the sampled chorale back amid pronounced tensions via the use of electric guitar and an icy tenor saxophone -- think Jan Garbarek at his most speculative and pensive. It sends Piano Nights off in an inviting if cautious wash of darkness, both earthy and otherworldly.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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Rosanne Cash: "The River & The Thread" (Universal/Blue Note, Jan. 2014) |
Alle paar Jahre macht Rosanne Cash ein Album - und eigentlich immer
ein ziemlich gutes. Das hat wenig mit Country und Nashville zu tun,
sondern ist einfach nur Singer/Songwritermusik in Perfektion, wobei
diese "Perfektion" zu keinem Zeitpunkt stört. Dafür
verantwortlich sind neben Rosannes Stimme und ihren Texten vor allem
die Kompsitionen und die Produktion von Ehemann John Leventhal,
der auch fast alle Instrumente gespielt hat. Zu den gelegentlichen
Gästen gehört u.a. Derek
Trucks, der einmal seine geniale Slidegitarre auspackt. Gesangliche
Unterstützung kommt von solch illustren Gästen wie Allison
Moorer, Amy Helm, John Prine,
Tony Joe White und Kris
Kristofferson.
(15.02.2014)
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Nach einer mehr als vierjährigen Aufnahmepause meldet sich Singer / Songwriterin Rosanne Cash mit ihrem neuen Album, für ein neues Label, zurück. Mit ihrem Ehemann und langjährigen Songwriting-Partner John Leventhal verfasste Rosanne Cash elf wundervolle, ganz neue Songs für ihr Blue-Note-Records-Debüt “The River & The Thread”. Auch als Arrangeur, Gitarrist und Produzent stand ihr Mann John Leventhal ihr zur Seite. Rosanne Cashs letztes veröffentlichtes Album ,,The List”, aus dem Jahr 2009, war für zwei Grammys nominiert und wurde außerdem zum Album des Jahres, von der Americana Music Association, gekürt.
Ein Bestseller wurden Rosanne Cashs Memoiren, die sie im Jahr 2010 unter dem Titel “Composed” publizierte. Von der Chicago Tribune wurde Rosanne Cash als ,,eine der besten Aufzeichnungen eines amerikanischen Lebens, die man jemals lesen wird” gefeiert und bejubelt.
Auf “The River & The Thread” befasst sich Rosanne Cash nun mit anderen amerikanischen Lebensgeschichten und Orten. Die Landschaft des amerikanischen Südens beschwört dieses Album sowohl musikalisch, emotional und physisch herauf und setzt sich mit den unauslöschlichen Spuren auseinander, welche diese im Besonderen bei Rosanne Cash wie auch im Allgemeinen und in der amerikanischen Kultur hinterlassen haben.
In Rosanne Cashs neuen Songs tauchen einzigartige Charaktere auf, welche viele Generationen umspannen: das Spektrum reicht von einem Bürgerkriegssoldaten, der nach Virginia in den Kampf zieht, über einen Farmer der New-Deal-Ära in Arkansas bis zu einem Paar im heutigen Mobile, Alabama. Die Song-Kollektion dieses neuen Albums ist durch und durch zeitgenössisch und das obwohl Rosanne Cash und ihr Mann John Leventhal doch von einer breiten Palette musikalischer Stile inspiriert wurden, die man mit dem Süden der USA assoziiert (u. a. sumpfiger Delta-Blues, Gospel, Folkmusik aus der Appalachia-Region, Country und Rock). Rosanne Cash hat eine wundervolle kristallklare Stimme und gemeinsam mit Johns Leventhals bezwingendem Gitarrenspiel bildet sie das Herz diesen Albums. Die Instrumentierung variierten sie allerdings immer wieder um dem Charakter eines jeden einzelnen Songs gerecht zu werden. Also hören wir delikate orchestrale Passagen in “Night School” (als Reverenz an Stephen Foster, den so genannten “Vater der amerikanischen Musik”, der den Süden der USA leidenschaftlich liebte) und geisterhafte Keyboard-Klänge im abschließenden Song des Albums, “Money Road”. “Selbst wenn ich nie mehr ein anderes Album aufnehmen sollte, werde ich zufrieden sein, weil ich dieses gemacht habe”, sagt Cash über ihr neues Werk “The River & The Thread”, das sich deutlich von ihren früheren Arbeiten unterscheidet.
Auch mit guten Freunden und musikalischen Weggenossen trafen sich Rosanne Cash und John Leventhal bei den Aufnahmen, Menschen die – wie sie selbst – eine tiefe Zuneigung zum Süden hegen und / oder dort ihre Wurzeln haben: Cory Chisel, Cashs erster Ehemann Rodney Crowell (der auch Ko-Autor eines Songs war), Amy Helm, Kris Kristofferson, Allison Moorer, John Prine, Derek Trucks, John Paul White (The Civil Wars), Tony Joe White und Gabe Witcher (The Punch Brothers).
“Wir träumten von der Tallahatchie Bridge, und wir haben sie tatsächlich gefunden”, sagt Rosanne Cash in Anspielung auf Bobbie Gentrys 1967 Smash-Hit “Ode To Billie Joe”, den wohl weltweit bekanntesten “Southern Gothic”-Songklassiker.
Ihre eigene faszinierende Reise durch den Süden der USA unternimmt Rosanne Cash nun auf “The River & The Thread” und beschwört dabei dessen mythischen Geist herauf.
Rosanne Cash wurde als älteste Tochter der Country- und Rock’n’Roll-Legende Johnny Cash 1955 in Memphis geboren und wuchs in Kalifornien auf. Sie hat bisher zwölf Studioalben in ihrer Karriere aufgenommen, darunter die beiden vergoldeten Klassiker “Seven Year Ache” (1981) und “King’s Record Shop” (1987), und unglaubliche elf Nummer-1-Singles in den Country-Charts platziert. Rosanne Cash wurde bereits zwölf Mal für einen Grammy nominiert und im Jahr 1985 gewann sie die Auszeichnung auch und zwar für “I Don’t Know Why You Don’t Want Me”. Außerdem ist Rosanne Cash seit geraumer Zeit auch eine erfolgreiche Autorin: vier Bücher publizierte sie bereits und schrieb Essays und fiktionale Texte für die New York Times, den Rolling Stone, Newsweek und das New York Magazine.
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David Crosby: "Croz" (Blue Castle, Jan. 2014) |
Soloalben von David Crosby sind rar - und vielleicht gerade
deswegen immer eine Freude. Er ist definitiv nicht so produktiv
wie Neil Young und auch kein so guter Gitarrist - und als
Songschreiber auf jeden Fall nicht so produktiv. Aber
als Sänger immer ein Genuss. Deshalb habe ich
mich auf diese Veröffentlichung auch wesentlich mehr gefreut,
als auf das nächste, gewiss bald kommende Neil Young-Album.
"Croz" hat sicherlich nicht die Klasse vom Solo-Debüt
"If I Could Only Remember My
Name", ist aber danach für mich sein bestes Soloalbum
- vielleicht, weil es ohne kommerziellen Druck und ohne Ambitionen
zum Setzen neuer Trends gemacht wurde? Mag sein. Es klingt auf jeden
Fall gut, hat gute Songs und ist insgesamt ein Hörgenuss. Obwohl
sogar die beiden "Gaststars" eigentlich nicht nach meinem
Geschmack sind, hier aber (trotzdem?) wunderschöne Beiträge
abliefern: Mark Knopfler mit seinen schönsten Gitarrenfills
seit längerem und Trompeter Wynton Marsalis, dem Jazzpuristen,
der im Bereich "Popmusik" nach meinem Wissensstand bisher
nur mit Willie Nelson zusammengearbeitet hat.
(09.02.2014)
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Für Euch, die Ihr keine Zeit zum Lesen habt, machen wir es kurz: Eines der gelungensten Alben aus der CSN-Nachlassenschaft der vergangenen Jahrzehnte. Eine einzige filigrane, fließende, frenetische Freude. Ein Alterswerk ohne Alter, vielleicht sein bestes Solo-Album, sicher aber sein geschlossenstes, im Ganzen gelungenstes Werk. Für alle anderen ein paar Wörter mehr: So prägend und in uns allen nachhallend Schaffen und Stimme Crosby’s ist, so überschaubar ist die Zahl seiner Solo-Alben, das letzte Studiowerk mit eigenen Songs liegt so lange zurück, dass es kaum noch wahr ist. Anstatt aber wie andere Altersgenossen auf No. Sicher zu gehen (Live-Dokumente aus besseren Zeiten hervorkramen/eigene Klassiker neu einspielen/ein Album mit Coverversionen aufnehmen/sich mit anderen großen Namen kurzerhand zu einer eher belanglosen Super-Gruppe zusammentun), schenkt uns der alte Querkopf mit der engelsgleich weichen Stimme ein Album mit elf neuen Crosby-Kreationen und damit das Beste, was er (und andere Altersgenossen) seit langem geschaffen hat. Wurden aber zum Beispiel die immer noch erinnernswerten Veröffentlichungen des CPR-Trios nicht nur von ehernen Verehrern in erster Linie als Crosby-Alben verstanden, so ist im Gegenzug Croz das Werk einer kongenialen Kreativ-Cooperation, prägt Sohn James Raymond als beindruckender Vielinstrumentalist das komplette Werk, sorgen Alt- und Junggefährten wie Shane Fontayne und Marcus Eaton und Steve DiStanislao als durchgehend feste, bemerkenswert versiert agierende Band für den glasklaren genreübergreifenden Country-Rock-Kosmos, in dem sich Crosby’s Gesang hörbar wohlfühlt. Die Songs tragen sämtlich die leis versponnene, meisterlich melodie-mäandernde, flirrend-frei fließende Handschrift des Meisters, immer wieder verweisen himmlische Harmonie-Chorsätze auf seine glorreiche Geschichte, auserwählte Gäste wie Mark Knopfler, Wynton Marsalis, Steve Tavaglione und Leland Sklar setzen Zeichen, hinerlassen Spuren, ohne den Crosby-Kern zu verfälschen, helfen dem Freigeist beim Spielen mit den Stilen. Zurückgelehnt, gelassen-ausgelassen zelebriert der würdevolle Schnurrbart-Träger seine oft und gern ausufernde Art, Songs in formsprengenden, fließenden Spannungsbögen zu arrangieren, eröffnet himmlische Harmonie-Horizonte, nimmt uns mit auf eine von Stil-Strömungen und Musikmoden unbelästigte Reise durch die Zeit, getragen von meisterlichem Musik-Handwerk, gebettet in kristallklarer Produktion, und gekrönt von grandiosem Gesang, der kein Alter zu kennen scheint. Welch eine wundervolle Rückkehr!
(cpa, Glitterhouse)
It's been 20 years since David Crosby released a collection of new songs, but he's hardly been quiet in those two decades. His occasional reunions with Stephen Stills, Graham Nash, and sometimes Neil Young get the most attention, but he also appeared on David Gilmour's 2006 album On an Island and, more notably, often worked with his son James Raymond on a band called CPR. Raymond is David's chief collaborator on Croz, a skillful evocation of Crosby's early-'70s haze as filtered through early-'90s professionalism. As always, Crosby is supported by a cast of heavy-hitters, but where 1993's A Thousand Roads sometimes seemed weighed down by cameos (an emphasis on covers also helped shift the spotlight away from the man at the center), Croz is tastefully decorated with sly solos by Mark Knopfler and Wynton Marsalis, the focus forever remaining on Croz himself. At the age of 72, his voice remains sweet, sometimes airy, and he and Raymond take advantage of both qualities, occasionally conjuring ghosts of CSN's early-'80s soft rock ("Radio" could easily have slipped onto Daylight Again), but usually allowing the music to amiably drift and linger, sometimes settling in the conscious, sometimes dissipating. Even with songs as spare and haunting as "If She Called" -- nothing more than an electric guitar and voice there -- Croz is too dedicated to tasty, in-the-pocket grooves and cleanly sculpted digital production to truly be an heir to If I Could Only Remember My Name, but it's the only other solo record of Crosby's that attempts to reckon with similar emotions and sounds. That Croz prefers certainty to the untrammeled melancholy of If I Could Only Remember My Name is a reflection of where he stands in 2014: he's aware he's building upon a past he sometimes pines for, yet he's restless enough to forage ahead into new territory, but only when he's surrounded by cozy, familiar settings.
(by Stephen Thomas Erlewine, All Music Guide)
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Ja Panik: "Libertatia" (Staatsakt, Jan. 2014) |
Das
neue (dritte?) Album der Wahlberliner mit österreichischem "Migrationshintergrund"
bietet textlich wieder diese ungewöhnliche Verquickung aus Deutsch
und English - im einzelnen Lied, sogar im einzelnen Satz. Die Band
selber ist zwar zum Trio geschrumpft, was aber aus meiner Sicht keine
große Rolle spielt, solange Sänger/Gitarrist Andreas
Spechtl seine Texte in dieser faszinierenden Mischung singt.
(23.02.2014)
Die Jahrescharts: Platz4im Musikexpress!
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„Libertatia“ ist das neue Album von Ja, Panik.
Ein Album für die Ewigkeit – das liefern uns die Wahlberliner um Frontmann Andreas Spechtl nun mit ihrem neuen Album „Libertatia“, auf dem federleichter Wavepop zu hören ist.
Im Nordwesten vor Madagaskar soll er gelegen haben: Ein anarchistischer Ort mit dem Namen Libertatia. So heißt nun auch das neue Album der Band Ja, Panik. Und wie immer man sich Libertatia als Ort, als Soundtrack, als Utopie im 21. Jahrhundert auch vorstellen mag: Bei Ja, Panik klingt er einladend und entspannt. Und unter einem Papierberg von notierten Zweifeln ist die Botschaft der Band am Ende extrem befreiend und lebensbejahend: "One World, One Love, Libertatia".
„Libertatia“ wurde von Tobias Levin produziert. Ja, Panik haben auf diesem Album zu einem neuen Sound gefunden, einem, der die Utopie formal und inhaltlich zusammendenkt: Soul-Bässe, Postpunk-Rhythmen, New-Wave-Gitarren, Synthesizerflächen und ein Gesang, der einem immer intim und vertraut vorkommt: Andreas Spechtl als großer, romantischer Songschreiber zwischen Kerzenlicht und Discokugel.
Man braucht ein wenig Zeit bis man „Libertatia“ versteht und auch erkennt, dass das, was Ja, Panik ausmacht, nämlich die Wut, auch auf diesem Album stattfindet, nur ist sie in den Songs eben etwas versteckt. Dass auch ihre bevorzugte Artikulationsweise (Stichwort: Querverweise Richtung Philosophie und Pop, Denglisch) auch auf „Libertatia“ noch angesagt ist, ist wirklich gut so. Denn so kennen und lieben wir doch diese Jungs.
Die Berliner haben zusammen mit Tobias Levin ein Album aufgenommen, das (…) eher Pop als Rock ist und gelegentlich an Aztec Camera, Lloyd Cole, Blurs "Beetlebum" und Tocotronic zu Tocotronic-Zeiten erinnert.
(musikexpress, Februar 2014)
Lässiger, verrätselter, utopischer Pop vom Trio um Andreas Spechtl.
(Rolling Stone, Februar 2014)
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Tara Jane O'Neil: "Where Shine New Lights" (Kranky, Jan. 2014) |
Zu Jahresbeginn noch übersehen, hat das aktuelle Album meiner
Lieblinx-Multiinstrumentalistin doch noch den Weg zu mir gefunden.
(23.08.2014) |
Andrea Schröder: "Where The Wild Oceans End" (Glitterhouse, Jan. 2014) |
Das zweite Album der Berliner Sängerin, inzwischen mit fester
"internationaler" (d.h. wohl: in Berlin beheimateter) Band.
Neben dem dänischen Gitarristen und Songwriting-Partner Jesper
Lehmkuhl, der schon beim letzten Mal dabei war, und einer australische
Rhytmusgruppe aus dem Hugo Race-Dunstkreis (Chris Hughes und
Dave Allen) ist das eine belgische Geigerin mit dem schönen
Namen Catherine Graindorge. Als Produzent ist wie beim letzten
Mal Chris Eckman zuständig.
(09.02.2014)
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Andrea Schroeder ist eine Ausnahmeerscheinung unter den deutschen Sängerinnen. Eine Songpoetin, deren Stimme ebenso fesselt, wie ihre lyrischen, oft melancholischen Texte. Mit „Where The Wild Oceans End“ legt die Berlinerin nun ihr zweites Album vor, aufgenommen in einem kleinen, wunderbar ausgestatteten, analogen Studio an der norwegischen Atlantikküste, unter der Regie des US-amerikanischen Produzenten Chris Eckman (The Walkabouts, Tamikrest, Midnight Choir). Verglichen mit ihrem 2012er Debut „Blackbird“, das von Kritik wie Publikum gleichermaßen euphorisch aufgenommen wurde und die Messlatte entsprechend hoch legte, ist mit „Where The Wild Oceans End“ dennoch ein Quantensprung gelungen. Die Entwicklung, die Andrea Schroeder und ihre Band um den dänischen Gitarristen und Songwriting-Partner Jesper Lehmkuhl in den anderthalb Jahren seit Erscheinen ihres Debuts genommen haben, ist faszinierend. Ohne ihre Wurzeln zu verlassen, haben sie ihr Spektrum deutlich, aber in logischer Konsequenz erweitert. Nach wie vor steht Andreas verstörend-verführerische Stimme im Mittelpunkt, sind die Geschichten, die sie transportiert von tiefer, fragiler Melancholie geprägt, die musikalische Vision ist jedoch deutlich gewachsen. „Where The Wild Oceans End“ ist ein Album wie aus einem Guss geworden, es hinterlässt Spuren, berührt die Seele und vermittelt doch ein wohlig-warmes Gefühl tiefster Befriedigung beim Hörer.
(Glitterhouse)
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Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra: "Fuck Off Get Free We Pour Light On Everything" (Constellation, Jan. 2014) |
Bei meiner inzwischen gewaltigen Wertschätzung für diese
kanadische Band, die ich vor etwa 3 Jahren mit ihrer letzten Veröffentlichung
"Kollaps Tradixionales"
kennengelernt habe, war das natürlich ein Pflichtkauf auf Vinyl.
Und ein schwerer Brocken, der erst einmal verdaut sein will.
(31.01.2014)
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Thee Silver Mt. Zion haben über sieben Alben seit 1999 hinweg einen stacheldrahtbewehrten Bogen der Protest Music gespannt. Erst kürzlich haben sich Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra auf nur fünf Musiker zurückgestutzt. Menucks massive E-Gitarre fungiert hier als Rückgrat, um das zwei Geigen, ein Bass (dieser Tage öfter elektrisch als akustisch) und das Schlagzeug rotieren.
“Fuck Off Get Free We Pour Light On Everything" ist das erste definitive Dokument des neuen Sounds und Stils der Band als Quintett. Das Kernstück des Album, „Austerity Blues“ mit seiner Abschlusszeile "Lord let my son live long enough to see that mountain torn down" gesungen in verschiedenen Spielarten über die zweite Hälfte des 14-minütigen Epos, personifiziert den unerschrockenen Blick Menucks auf eine Welt voller Erbärmlichkeit, Gier und Ungerechtigkeit, betrachtet durch die Linse von Elternschaft, Sterblichkeit, Durchhaltevermögen und Trotz. Dies ist keine fröhliche Musik, aber sie kann auch nicht einfach so als apokalyptisch und weltmüde abgestempelt werden.
"Fuck Off Get Free" wütet voller Zorn und Hoffnung und ist zugleich absolut leidenschaftlich und bewusst unromantisch. Thee Silver Mt. Zion Memorial Orchestra zeigen einmal mehr, das es so viel gibt, gegen das sich kämpfen lässt. Im Unterschied zu anderen Bands haben Thee Silver Mt. Zion die passenden Kampfsongs im Gepäck.
Thee Silver Mt. Zion has traced a barbed-wire arc of genre-defying protest music, through seven albums, since its inception in 1999. Recently Thee Silver Mt. Zion has pared back to five players, with Menuck's massive spectrum-spanning electric guitar sound emerging as the spine around which two violins, bass (now more often electric than acoustic) and drums are supported and deployed.
"Fuck Off Get Free We Pour Light On Everything" is the first definitive document of the band's newfound sound and style as a quintet. The album centerpiece "Austerity Blues" with its closing lyric "Lord let my son live long enough to see that mountain torn down" sung in varying incarnations throughout the second half of this 14-minute epic, encapsulates Menuck's unflinching take on a world replete with shabbiness, greed and injustice, seen through the lens of parenthood, mortality, endurance and defiance. Feel-good music this is not; but neither can it reductively be tagged apocalyptic or world-weary.
"Fuck Off Get Free" rages with scorn and with hope, utterly passionate but pointedly unromantic. Thee Silver Mt. Zion once again demonstrates, like few other bands working today, that there is much to fight against, much to fight for, and plenty more fight songs to sing.
Frisch gebündelte Kräfte: Band verkleinert, Sound vergrößert, so viel Punkrock haben die kanadischen Post-Rocker bisher noch nicht auf ein Album befördert.
(musikexpress, Februar 2014)
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Spaceman Spiff: "Endlich Nichts" (Grand Hotel van Cleef, Jan. 2014) |
Beim Blinddate im Musikexpress von der Hoechsten
Eisenbahn wurde auch was von Spaceman Spiff gespielt, dem
mir bisher unbekannten Bandprojekt von Hannes Wittmer, weil
Felix Weigt in beiden Bands dabei ist. Aus Neugier hab ich
da mal reingehört und eine weitere tolle Singer/Songwriter-Platte
entdeckt, die durchaus neben der Musik von Kid
Kopphausen und der Hoechsten
Eisenbahn und den dort wirkenden Singer/Songwritern mit deutschen
Texten bestehen kann.
(06.04.2014)
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Sich nicht entscheiden zu müssen, schon gar nicht für ein gewöhnliches vorgefertigtes Leben - das war schon von Anfang ein Thema bei Hannes Wittmer alias Spaceman Spiff. Bereits auf den ersten beiden Alben - "Bodenangst" (2009) "Und im Fenster immer noch Wetter" (2011) - war schnell klar, dass hier einer singt, der nicht nur etwas zu erzählen hat, sondern dies auch kann.
Neben einem untrüglichen Gespür für große Melodien sind es vor allem die Texte, die in ihrer Stärke und Ausdruckskraft ihresgleichen suchen: eine poetische Gratwanderung zwischen Melancholie, Ernsthaftigkeit, Glück und ein klein wenig Pathos, oder, wie es "Intro" ausdrückte: "Wie verheulte Augen am nächsten Morgen. Berührend ohne Kitsch."
Mit Felix Weigt (Die höchste Eisenbahn) und Jonny König (Stoiber On Drums) haben sich ihm zwei hervorragende Musiker angeschlossen, die mit ihrer Mischung aus Perkussion, Streichern, Klavier, Bässen und Xylofon oftmals vergessen lassen, dass auf "Endlich Nichts" nur ein Trio am Werk ist.
Von wütenden Hymnen über treibende Rockstücke bis zu Filmmusikorchester-Pop gelingt ihm wieder ziemlich viel.
(Rolling Stone, Februar 2014)
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Warpaint: "Warpaint" (Rough Trade, Jan. 2014) |
Die Mädelz werden immer besser. Irgendwie kann man/frau das auch
kaum noch als herkömmlichen Indie- bzw. Gitarrenrock bezeichnen.
Hier geht es vor allem um Groove und Sound. Mag ich (trotzdem?) sehr.
(15.02.2014)
Die Jahrescharts: Platz32im Musikexpress!
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Die kalifornische Post-Punk-Band Warpaint hat mit "Warpaint" ihr zweites, selbstbetiteltes, Album veröffentlicht.
Mit der von John Frusciante produzierten Debüt-EP "Exquisite Corps" konnten die vier Frauen aus Los Angeles bereits Kritiker und Publikum von ihrem melodischen und ungeheuer kraftvollen Sound überzeugen und begeistern. Außerdem war ihr Debüt Album "The Fool", das im Jahr 2010 erschien, im "Musikexpress" Platte des Monats und der britische "New Musical Express" gab Warpaint auf einem Magazin-Cover den passenden Titel "The new queens of the underground". Warpaint waren außerdem von der BBC, für den Sound of 2011 nominiert. Seither spielten Warpaint auf zahlreichen Konzerten und Festivalauftritten in Deutschland und konnten sich so eine große Fanbase aufbauen.
Nach ersten Aufnahmesessions im Joshua Tree Studio entstand 2013 das zweite Album "Warpaint". Die Platte wurde von Flood (PJ Harvey, Nick Cave etc) co-produziert. Warpaint gelang es gemeinsam mit Flood ihren einmaligen Live-Sound auf Tonträger zu bannen. Die ätherisch-sphärischen neuen Songs ziehen einen vom ersten Ton an sofort in ihren Bann und lassen einen so schnell auch nicht wieder los.
Der bekannte Videokünstler Chris Cunningham (Aphex Twin) ist verantwortlich für das wunderschöne Albumcoverphoto.
Warpaint machen Musik im Post-Punk / Post-Rock Stil. Sie erinnern uns an Bands wie The Cure, Joy Division und die frühen Cocteau Twins, denn sie bieten ein Repertoire aus melancholischen Stücken, die eine atmosphärische Schwere tragen.
Das Dunkelgrau in den Liedern von Warpaint hellt sich auf, wird zu pastellenen Tönen, aber es ist immer noch eine Art positiver Existenzialistenmusik, die Warpaint spielen, natürlich ist sie auch hoch artifiziell ...
(musikexpress, Februar 2014)
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Lloyd Williams: "Time" (Beste!Unterhaltung, Jan. 2014) |
Meine
erste Empfehlung des neuen Jahres stammt vom mir bislang unbekannten
englischen Singer/Songwriter Lloyd Williams und ist ein Tipp
aus der Rundmail des nimmermüden Günter
Ramsauer, der den Tipp wiederum vom mysteriösen Joe Whirlypop
aus dem Glitterhaus hat. Als Stichwort fällt Nick Drake,
eine schwere Bürde, die Lloyd Williams eigentlich gar
nicht tragen muss, auch wenn die CD von John Wood aufgenommen
und produziert wurde, dessen Name ewig mit vielen Meisterwerken meiner
Helden Nick Drake, John Martyn und Richard Thompson
verbunden bleiben wird und den ich schon längst in der Rente
vermutet habe. Wenn wir die Messlatte jetzt auch etwas niedriger als
"Pink Moon", "I
Want To See The Bright Lights Tonight" oder "Solid
Air" hängen, so bleibt auf jeden Fall Folgendes zu sagen:
schöne Stimme, sehr gute Akustikgitarre (und Banjo!), sowie schöne
Streicherarrangements. Eine gute Platte also!
Ach so - das mir bisher ebenfalls unbekannte Plattenlabel Beste!Unterhaltung
ist in Langenzenn, einem kleinen Ort in der Nähe von Nürnberg,
beheimatet. Was auch immer uns das sagen soll.
(17.01.2014)
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Neil Finn: "Dizzy Heights" (Kobalt/Lester, Feb. 2014) |
Der Crowded House Mastermind
wird auf "Dizzy Heights" von seiner Familie begleitet (Frau
Sharon am Bass, die Söhne Liam
und Elroy an Gitarre bzw. Schlagzeug), das alles produziert
vom Mercury Rev-Bassisten und Flaming
Lips-Stammproduzenten David Fridmann. Was kann da noch
schiefgehen? Natürlich nichts.
(23.02.2014)
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Im November 2013 hat Neil Finn bereits über seinen Webcast, aus seinem Studio im neuseeländischen Auckland, die Veröffentlichung seines neuen Albums "Dizzy Heights" angekündigt. „Dizzy Heights“ ist nun auf Lester Records via Kobalt Label Services (KLS) erschienen.
„Dizzy Heights“ ist Neil Finns drittes Solo-Album nach "Try Whistling This" (1998) und "One Nil (2001)". Aufgenommen hat Neil Finn diese wundervolle Platte unter der Ägide von Produzent Dave Fridmann (Mercury Rev, The Flaming Lips, Tame Impala) im Tarbox Road Studio in New York sowie in seinem eigenen Roundhead-Studio in Auckland in der Zusammenarbeit mit den neuseeländischen Musikern Connan Mockasin und SJD. Neil Finn hat einen strukturierten, schweren Sound zusammengestellt, ausgestattet und erhöht durch schummrige Streicher und einen sich erhebenden Gesang.
"I didn't want to make it a solo record in a stripped back singer-songwriter sort of way", so Finn über sein neues Album.
"I had a feeling Dave would be good at adding some odd shapes to the music. Which I always welcome - making things a little more expansive. He is good at subverting things, and making things sound a bit messed up and not as obvious, rather than being too tasteful, which is always a temptation."
Neil Finn macht als Solo-Künstler die wohl merkwürdigsten, unreinsten und doch interessantesten Pop-Platten.
„Dizzy Heights“ ist durch Neil Finns und David Fridmanns Experimentierfreude zu etwas ganz einzigartigem geworden: Ein unglaubliches Highlight in Neils Finns 35-jährigen Karriere im Pop-Business und zu einem außergewöhnlichem Kreativ-Comeback.
Dieses Album serviert uns bestenfalls beides, das merkwürdigste und poppigste, von Neil Finn.
One by one and over and over, the figures leap from the cliff, through the clouds, and melt into the ocean.
Neil Finn had been playing on the computer with some images collected from the window of an aeroplane as it peeped above the clouds, when they abutted with footage captured in Greece, of boys jumping into the sea. "I had an accident, where I put this keying effect on there, and suddenly saw these kids jumping through clouds, and I thought I'll just use that. It was a bit of good luck."
These grainy, absorbing images play over the exhilarating whirl of "Divebomber", a song inspired by the 1950's film of the same name, and one of several on his new album that evoke a sensation of sharp ascent, of giddy height, the free-fall thrill.
"It's a risk, if you fly fast enough. With a rush of blood, you can bet you'll forget anyone." Finn did not set out on his third solo album with a theme in mind. But by the time he came to call it after another track on the record, "Dizzy Heights", it had become inescapable. "It crept up on me. I started noticing it in lots of places. "You start off with a number of different threads and angles and demos, and they dictate the terms of the record. It's only in the course of the process that you maybe get a feeling there's a type of song emerging, or an atmosphere." The cloud jumpers epitomise, too, the Finn creative process: an attachment to a work-ethic and prosaic rigour - "a willingness to be disciplined, punctual and focused" - but designed for the arrival of something more, "to capture the little flashes of complete happenstance or good fortune that come your way - often from a mistake".
An indirect inspiration for the height motif is mountaineer Sir Edmund Hillary, who was the first to reach the peak of Mount Everest in 1953, five years before Neil was born. "Hilary had a huge impact on my generation of New Zealanders," says Finn. "There's something in the New Zealand DNA about trying to scale impossible heights. It's something that can be very positive, but also has its downside."
Amid its vertiginous, richly melodic swirl, Dizzy Heights contemplates love ("Better than TV"), loss ("Flying in the Face of Love"), ageing ("Recluse") and allure ("Lights of New York"). It peeks, too - in "In My Blood", for example - into the abyss.
Neil Finn was 18 when he was invited by his older brother Tim to join the trailblazing art rock band Split Enz. His career since might be measured as a series of bounds, the best-known being Crowded House, which he founded with Paul Hester and Nick Seymour after the breakup of Split Enz in 1984. Four albums, among them Crowded House and Together Alone, brought the group popular and critical acclaim around the world. Along the way, there have been a host of collaborations, including with brother Tim and wife Sharon, and an array of names from Johnny Marr, Ed O'Brien, Eddie Vedder and most of Wilco. There have been two solo records, Try Whistling This and One Nil (or One All). And yet Dizzy Heights unmistakably marks a fresh leap.
With wife Sharon (bass) and sons Liam (guitar) and Elroy (drums), Finn travelled in two bursts to producer Dave Fridmann's Tarbox Road studio in upstate New York, to record songs composed at his Auckland studio, Roundhead. With Fridmann (Mercury Rev, The Flaming Lips), and with contributions from New Zealand musician SJD, and wonderful string arrangements by Victoria Kelly. Finn has assembled a textured, heady sound, furnished and elevated by woozy strings and soaring vocals.
"I didn't want to make it a solo record in a stripped back singer-songwriter sort of way," says Finn. "I had a feeling Dave would be good at adding some odd shapes to the music. Which I always welcome - making things a little more expansive ... He is good at subverting things, and making things sound a bit messed up and not as obvious, rather than being too tasteful, which is always a temptation." Finn remembers an important English teacher, from four decades ago at his high school in Te Awamutu, a small rural town in New Zealand's north island. His name was Ron Martin, and he raced them through the School Certificate syllabus in a matter of weeks, to clear space for reading, writing, arguing, making films Says Finn: "We had a very spirited debate one day in class about whether having big aspirations, big dreams, was a good idea given it can ultimately lead to disillusionment and isolation and at worst bitterness. There was quite a lot of variance of opinion, and I definitely came out for the, yeah, you've got to have the big dreams and big aspirations and it doesn't matter, what the hell. "I think of that sometimes when ambition, or having big dreams, seems slightly shallow and vain because the motivations, they shift - imperceptibly sometimes ... "It's a bit like those boys, jumping off that cliff. I keep thinking back to the one who runs to the edge and stops twice, before leaping off. Life carries on being like that."
Einer der besten Songwriter der Welt hat sich tatsächlich mal wieder in schwindelerregende Höhen aufgeschwungen.
(Rolling Stone, Februar 2014)
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Marissa Nadler: "July" (Bella Union, Feb. 2014) |
Ein weiterer toller Neuzugang zur Bella Union-Familie. Es geht
also genau so gut weiter, wie es 2013 aufgehört hat.
(21.03.2014)
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Ungemein zart-zärtliches, unterströmend verstörendes, stets schmeichlerisch umwehendes Psyche-Folk-Kunstwerk, verführerisch feinsinng dargereicht von der Feen-Fürstin der düsteren Americana-Klänge. Einfühlsam von Randall Dunn (Earth, Sunn O)))) zwischen aeolischen Engelschören, wehendem Wüstenwind, sakraler Getragenheit, barocker Streicher-Delikatesse, rauh-einsamer Lieblichkeit und Cohen’scher Tristesse in samt-sanfte Szene gesetzt, berühren und bewegen die elf schwebenden Song-Wolken Gemüt und Geist gleichermassen, erobern Herz und Hirn in zaubrisch-hypnotisierender Langsamkeit und belegen sämtliche Sinne mit beunruhigend bittersüßem Bann. Das intime Instrumental-Geflecht gibt sich dabei mal knochenkarg, mal von reichhaltiger Weichheit, die zentrale Akustik-Gitarre wird umsäumt von ihren twangenden und steelenden elektrischen Saiten-Schwestern, von Streicher-Samt, Zart-Schlagwerk und tranceartiger Tastenviefalt, den Reif-Ritterschlag zum finster-filigranen, final bezaubernden Traumobjekt aber erhält der Elf-Song-Düster-Diamant durch die mal geflüstere, mal gehauchte, mal getragene, mal in Himmelshöhen hypnotisierende Sangeskunst der trotz (oder wegen) aller spürbaren Verletzlichkeit nachhaltig prägenden Prinzessin der dunklen Americana-Klänge. Zeitlos-zärtliches, in endloser Ruhe beunruhigendes Singer-Songwriter-Folk-Feinwerk von tragischer Tristesse.
(cpa, Glitterhouse)
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The Notwist: "Close To The Glass" (City Slang, Feb. 2014) |
Die Junx aus der oberbayrischen Provinz, angeblich Deutschlands
einzige Band von internationalem Kaliber (wer behauptet so einen
Stuss?) hat sich sehr viel Zeit gelassen mit dem neuen Album. Hat
sich das Warten gelohnt?
(23.02.2014)
Ja, hat es sich!
(21.03.2014)
Konzerthighlight: E-Werk, Erlangen, 14.02.2015.
Bei meinem zweiten Besuch in Erlangen (nach Fink
im vergangenen Februar) gab es heute dort eine der wahrscheinlich
besten deutschen, garantiert aber besten bayrischen Band zu sehen
& zu hören! Die Gebrüder Acher, verstärkt
durch vier Mitmusiker (die bereits von der Platte bekannten Andi
Haberl am Schlagzeug und Vibraphonspieler Karl Ivar Rafseth,
dazu zwei mir unbekannte Musiker, die zusätzliche Keyboards,
Gitarre und Perkussionist spielten), lieferten ein grandioses Konzert.
Zwar ohne Bühnenshow oder Ansagen, aber mit tollem Sound und
einer wirklich vorzüglichen Lightshow (ich saß direkt
neben dem hart arbeitenden Lichtmenschen). Nur Klangtüftler
Martin Gretschmann ward nicht gesehen - aber dessen Revier
ist ja wohl auch eher das Studio.
(12.04.2015)
Die Jahrescharts: Platz3im Musikexpress!
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Sechs Jahre sind bereits vergangen und nun melden sich The Notwist endlich mit einem fulminanten neuen Album zurück, es heißt „Close To The Glass“.
Das neue Album ist gleichzeitig die vielseitigste und die homogenste Platte, die The Notwist bislang gemacht haben. Wenn The Notwist das Gesamtbild der zwölf Stücke ihres neuen Albums beschreiben sollen, verwendet die Band gerne den Begriff „Collage“:
Komplexe elektronische Tracks, wie das Anfangsstück „Signals“, der Titelsong „Close To The Glass“ oder „Into Another Tune“, wechseln sich ab mit Liedern, auf denen fast nur Markus Achers Stimme und eine Akustikgitarre zu hören sind („Casino“, „Steppin’ In“); es gibt das mitreißende „Kong“, den Hit der Platte, den The Notwist schon oft live vorgestellt haben.
„Close to the Glass“ mag wie eine Collage klingen – aber sie stammt von einem verschworenen Kollektiv, von einer Einheit. Nicht umsonst wollten The Notwist die gesamte Platte ursprünglich sogar live einspielen, im Vertrauen auf die berauschenden Konzerte in den letzten Jahren. Aber da sich die unmittelbare Bühnenenergie nicht ohne weiteres im technischen Aufnahmeprozess bewahren lässt, wurde sie in fast zweijähriger Studioarbeit Spur für Spur, Schicht für Schicht wiederbelebt.
„Close To The Glass“ ist eine Platte von ganz besonderer, entspannter Qualität. Fast zwei Jahre haben The Notwist an diesem Werk gearbeitet und man muss ganz klar sagen, dass sich die Arbeit absolut bezahlt gemacht hat! „Close To The Glass“ ist bisher ihre experimentierfreudigste Platte, auf die die Band unheimlich stolz ist.
Ein Album, das man am besten als Ganzes konsumiert, denn es legt Wert auf eine ausgefeilte, auf Details achtende Dramaturgie. Erst mit Blick auf die große Form offenbart sich die gesamte Genialität. Nicht nur das Songwriting hat ein neues Level erreicht, auch in der Kunst der Spannungsführung sind die Acher-Brüder und Martin Gretschmann mittlerweile Virtuosen.
(stereoplay, März 2014)
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Sun Kil Moon: "Benji" (Caldo Verde, Feb. 2014) |
Mark Kozeleks neue Platte droht einen mit seiner unglaublichen
Textmenge und der offensichtlichen autobiografischen Tiefe fast zu
erschlagen - aber nur fast, denn es ist eine ganz wunderbare Platte
geworden! Manche Kritiker sprechen schon von seinem Meisterwerk, aber
das wäre vielleicht doch etwas voreilig geurteilt. Das würde
ich nie behaupten, ohne nochmals alle alten Red
House Painters CDs durchgehört zu haben!
(06.04.2014)
Die Jahrescharts: Platz10im
Rolling Stone und Platz26im
Musikexpress!
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If ever there was an album for Mark Kozelek's true cult of admirers, Benji is it. Despite the trademark intimacy in his songs, Kozelek has usually concealed himself behind them. Not here. These nakedly confessional songs are adorned by his voice, nylon-string guitar, and sundry instruments and voices. The record is haunted by the ghosts of his native Ohio. Named for a 1974 kids film he liked as a child, Benji is exceptionally wordy. Once Kozelek begins unspinning his life, he can't stop. Lines collide and mundane details combine with memories and shift quickly, making songs sometimes difficult to track. In opener "Carissa," he returns to Ohio for the funeral of a second cousin who perished at 35 in a freak accident involving an aerosol can. It's a eulogy, though he cannot come to grips with what happened. Will Oldham's backing vocal provides support for his bewilderment. "Truck Driver" spookily reflects on the life and death of an uncle (her grandfather) killed on his birthday in an eerily similar accident. On "Dogs," Kozelek details his early sexual history with tenderness, embarrassment, and bravado. When referencing cultural incidents -- "Pray for Newtown" and "Richard Ramirez Died Today of Natural Causes" -- Kozelek turns them back on themselves to reflect him. The latter features a strident, monotone spoken delivery and relentless guitar playing. The serial killer is cyclically referenced, but the narrative ironically juxtaposes other culturally significant deaths -- James Gandolfini, Elvis -- as Kozelek walks through his old neighborhood, remembering its residents, bearing honorable and even generous witness to their lives -- and deaths. A lyrical Rhodes piano introduces "Jim Wise," a song about one of his father's friends who helped his wife commit suicide, then attempted to kill himself but failed. Awaiting a prison sentence, Kozelek and his father visit to bring him food from Panera. "I Watched the Film The Song Remains the Same" -- over ten minutes long -- languidly unfolds, disclosing his youthful experience being thrilled by the film, balanced by more personal experiences with mortality as a way of explaining that his well-known melancholy has been there since childhood. Two songs celebrate his parents, the delicate "I Can't Live Without My Mother's Love" and the semi-boogie of "I Love My Dad" (wherein he takes a humorous dig at Nels Cline). The lovely, tragic "Micheline" pays tribute to a girl who lived next door and to a childhood friend. It marks his grandmother's long illness and passing, and his shame in not being able to bear being near her during it. Kozelek, now middle-aged, is speaking into a mirror on Benji. It's so intimate, the listener is, by definition, a voyeur. His hardcore following will no doubt celebrate it abundantly. Given its willful indulgence, however, others may find it a tipping point in the other direction.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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"Arc Iris" (Bella Union, März 2014) |
Solodebüt von Jocie Adams, vorher bei den wunderbaren
The Low Anthem (gibt's die
eigentlich noch?), die hier endlich in's Rampenlicht vorrückt.
Akustisch, aber teilweise sehr üppig arrangiert und überraschend
virtuos eingespielt. Fast so etwas wie "Folk-Prog" - so
etwas kenne ich eigentlich nur von den wunderbaren Stackridge,
kombiniert mit Pentangle ... oder
doch eher Joni Mitchell?
(19.07.2015)
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Das bezaubernde Debüt von Jocie Adams (Ex-The Low Anthem) überzeugt mit orchestralem Pop und verbindet gekonnt Elemente aus Folk, Soul und Jazz.
Arc Iris ist das orchestrale Pop-Projekt von Jocie Adams, besser bekannt als langjähriges Mitglied von The Low Anthem. Die zauberhafte Sängerin, Multiinstrumentalistin und ehemalige NASA-Mitarbeiterin beschreitet fortan ihren eigenen musikalischen Pfad und präsentiert uns auf ihrem selbstbetitelten Debütalbum eine perfekte Klangsymbiose aus den verschiedensten Instrumenten, wie z. B. Cello, Trompeten, Pedal-Steel, Pianotönen oder Gitarren.
Der Facettenreichtum von Adams scheint keine Grenzen zu kennen, egal ob Folk, Jazz, Rock oder orchestrale Klänge – Arc Iris besticht vor allem durch die verschiedenen Klangfarben und malt so ein buntes Porträt wunderbarer Musik.
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Motorpsycho: "Behind The Sun " (Stickman, März 2014) |
Wahnsinn!
Jedes Jahr kommt inzwischen ein grandioses Motorpsycho-Album heraus!
Mehr dazu in Kürze.
(06.04.2014) |
The Soft Hills: "Departure" (Tapete, März 2014) |
Neues vom Singer/Songwriter Garrett Hobba, der seine komplette
Band ausgetauscht hat und stilistisch etwas weg vom Countryrock seiner
bisherigen Alben ist.
(06.04.2014)
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Zauberhaft zeitloses Opus jenseits aktueller Stile und Strömungen, deutlich in goldende Siebziger weisende Art-Rock-Artigkeiten von fast verstörend schönem Harmoniereichtum, vielschichtig arrangierte Progressiv-Phantasie von wundersanftem Gesang gekrönt. Auch wenn Schmeichelstimme und Soft Hills-Haupt Garrett Hobba Tonnen von Keyboards auffahren, die elektrischen Gitarren zerren und das druckvolle Schlagwerk scheppern lässt, so umgibt das 2014er Elf-Song-Epos eine kaum greifbare Atmosphäre der unendlichen Sanftmut, vergleichbar allein den frühen Czars-Alben, zudem klingt Departure für das Album einer Rock-Band aus Seattle erstaunlich europäisch (in den Tagen der psychedelischen Pink Floyd-Exkursionen und des melancholischen Moody Blues-Mellotrons). Von den Americana-Elementen der Vorgänger-Werke ist kaum mehr als die erdgebundene, saiten-versilberte Verbindung zu himmlischer Harmonie geblieben, ein Hang zu sonnenverliebten Westcoast-Weichheiten bleibt spürbar, Instrumente verlieren sich in filigran-verspielten Post-Rock-Phantasien, verträumte Shoegaze-Wellen umnebeln die Sinne, aber auch Ausbrüche in nahezu Hard-Rock-heftige Gefilde passen ins Softhill-Klangbild. Gebettet in ein von schillerndem Saiten- und vielfarbigem Tastenwerk gleichermaßen geprägten, reichhaltig ausgestatteten Klang-Lager krönt der mal solitär regierende, mal in köstlichen Mehr-Stimmlagen dargereichte wunderbar weiche Gesang, verwandelt so auch eindeutig-deutlichste Schlagwerk-Zeichen und Art-Rock-Energie-Explosionen in sanft-schmeichelnde Schall-Wogen und verzaubert uns mit ungemein wohltuenden Harmonie-Streicheleinheiten, wie ich sie in dieser finalen Schönheit selten erlebt habe. Die Czars mögen noch einmal als Hör-Hinweis dienen, auch Kenner des einmaligen Beauty Room-Albums befinden sich auf der richtigen Vergleichsfährte, dennoch zeigt Departure noch deutlicher die einzigartige Schönheit der Soft Hills-Klangwelt.
(cpa, Glitterhouse)
Under the tireless leadership of songwriter Garrett Hobba, Seattle-based indie psych act the Soft Hills began turning in nearly annual albums of spacy folk in 2010, each record slowly gaining more focus. Released in 2013, Chromatisms saw the band moving away slightly from the indie folk reference points of its earliest albums, opting for experiments with echo-drenched textures instead of rootsy sentimentality. Perhaps aptly titled, fourth album Departure all but strips the Soft Hills sound of its earlier woodsy wandering, delving further into exploratory deep space and even more solid excursions into traditional indie rock. Soft Hills' basic songwriting core finds itself somewhere between the obscured melancholy of Red House Painters and the spaced-out pop sensibilities of mid-period Pink Floyd, but the edges are sharper in both directions on these songs. The straightforward album opener, "Golden Hour," has the same sung-spoken directness and chiming guitar plinks of the best Lee Ranaldo-penned Sonic Youth tracks, and the springy "Belly of a Whale" has the same lighthearted bounce and organ drones of Yo La Tengo. Elsewhere, the bandmembers flex their experimental tendencies, with druggy slide guitar lines and reverb-heavy snare hits framing the classic down-the-rabbit-hole motif of a psychedelic journey on "White Queen." "How Can I Explain?" is a less on the soft side, with driving rhythms pushing forward, gurgling guitar tones, and subdued bubbling electronic effects. Clearer in their vision than ever before, the Soft Hills turn in their brightest productions and most daring songwriting choices on Departure, setting the scene for even further refinement on future albums.
(by Fred Thomas, All Music Guide)
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"Dean Wareham" (Sonic Cathedral, März 2014) |
Der Sänger/Gitarrist Dean Wareham war vor vielen, vielen
Jahren mal mit Damon & Naomi
zusammen bei Galaxy 500 und
hatte danach mit Luna² eine
weitere gute Band am Start - doch diese CD scheint jetzt tatsächlich
sein Solodebüt zu sein!
(11.05.2014)
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Dean Wareham's first full-length solo album, 2014's eponymously titled Dean Wareham, features production by My Morning Jacket's Jim James and an elegiac, lyrical tone. The album follows up Wareham's equally compelling 2013 five-song EP, Emancipated Hearts, and explores a similarly baroque and folk-pop-leaning sound with all the latitude offered by a full-length record. In that sense, the album fits nicely into Wareham's existing discography as the leader of bands like Galaxie 500, Luna, and Dean & Britta, the latter two being critically acclaimed projects with his wife and bassist, Britta Phillips (who appears here as well). While Wareham has always evinced a love of dewy-eyed '60s and '70s pop music, here he imbues his softly melodic, sweetly poignant, and often psychedelic sound with a somewhat regretful and sad tone. On the languid, torchy ballad "Love Is Not a Roof Against the Rain" (a reference to Edna St. Vincent Millay's sonnet "Love Is Not All [Sonnet XXX]"), Wareham opines "I can hold the midnight in my hand/Spoken like a singer in a band/Everyone remembers what they want/Stories told to give their life a font/What have I done with my life?/What have I done with the keys?" Cooed against a backdrop of what sounds like an acoustic guitar-led death march in an Ennio Morricone spaghetti Western, the song lets Wareham (an avowed film fanatic) showcase his longstanding knack for combining his enigmatic personal reflections with grand, cinematic imagery. Even the album's most buoyant track, the leadoff single "Holding Pattern," finds Wareham contemplating a sense of stasis in his life. Thankfully, another of Wareham's trademark traits, his deadpan humor, is also on display here as he evokes the monotony of constant touring by juxtaposing the music he's listening to on his device with the locations he find himself in. He sings "Kansas, Boston, Toto, Journey, Foreigner and Styx/San Diego over Denver seventeen to six/Living in a holding pattern, this is not my voice/Stuck inside a drop-down menu, this is not my choice." Ultimately, although melancholy has always been Wareham's default musical disposition, here he delivers his sadness with a coy, charming half-smile.
(by Matt Collar, All Music Guide)
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Afghan Whigs: "Do To The Beast" (Sub Pop, Apr. 2014) |
Eigentlich ist es mir egal, unter welchem Bandnamen Greg Dulli
veröffentlicht (z.B. als Gutter
Twins mit Mark Lanegan oder als Twilight
Singers). Hier ist wohl die alte Band (fast) komplett wieder zusammengekommen,
aber es ist vor allem Dullis Party - was natürlich eine gute
Sache ist!
(14.04.2014)
Platz50im Musikexpress!
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Das amtliche Comeback – nichts weniger. Meine liebste Sup Pop-Band ist 13 Jahre nach der offiziellen Trennung auch albummäßig wieder da – live sind sie ja bereits seit zwei Jahren wieder around. Personell umbesetzt, aber natürlich mit dem einzigartigen Greg Dulli am Mic. Gitarrist Rick McCollum ist nicht dabei, dafür aber Mark McGuire (siehe auch dessen aktuelles Soloalbum „Along The Way“) und Gäste von Chavez, The Raconteurs, Squirrel Bait und Queens Of The Stone Age – in Josh Hommes Pink Duck-Sudio wurde auch der größte Teil des Albums aufgenommen. Und es klingt – wie immer! Dullis expressive Vocals sind manisch zerdehnt, gewohnt ausdrucksstark und gerne in sein leicht kaputtes Falsett kippend. Der Vibe ist tendenziell düster und schleppend, aber auch gewohnt kraftvoll und mit diesem gewissen Quantum untertourigen Funks versehen, der die Band schon immer von der Konkurrenz abhob. Grunge mit Soul ist also noch immer das unverwüstliche Afghan Whigs-Rezept, die Referenzen reichen von Grand Funk Railroad über Phil Spector bis Stax, meistens schwer und psychedelisch inszeniert, dazu mit reichlich 70s-Vibe (Mellotron!), dennoch aber auch mit der gewohnt opulenten Grandezza epischer Melodiebögen und dramatischer Inszenierung. Ohne Schnörkel, ohne Chormädels, Bläser oder Orgeln (nur minimaler Tasteneinsatz), meistens heavy oder satt rockend. Zumindest zweimal auch recht poppig. Und trotzdem fiebrig-funky, wie das sonst kaum eine laute Gitarren-Band hinkriegt. Welcome back, Afghan Whigs!
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)
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Blaudzun: "Promises Of No Man's Land" (V2, März/April 2014) |
Diese Platte ist quasi mein Urlaubsandenken vom OBS-Festival zu Pfingsten
in Beverungen, auch wenn die Band dort dieses Jahr gar nicht selber
gespielt hat. Beim Glitterhouse-Label ist der holländische Singer/Songwriter
Johannes Sigmond mit dem "Bandpseudonym"
Blaudzun zwar aktuell für Deutschland unter Vertrag, aber
ich habe natürlich das limitierte holländische 10-Zoll-Doppelalbum
zum Record-Store-Day für 12 Oiros der Glitterhouse-Version (12-Zoll-LP
inklusive CD für 13 Oiro!) vorgezogen. Und nicht wegen dem eingesparten
einen Oiro oder weil es limitiert ist.
Die Musik? Erinnert mich ein wenig an den deutschen Singer/Songwriter
Konstantin Gropper, auch bekannt als Get
Well Soon, ist also durchaus ein klein wenig bombastisch. Also
sehr schön, aber wohl nicht unbedingt essentiell. Aber welche
Platte ist das schon?
(04.07.2014)
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Sacklimitierte Doppel-10"-Ausgabe des 2014er Albums, eigens zum Record Store Day im Sonderformat angefertigt.
Trotz im deutschsprachigen Raum bislang nur als Import erhältlichen Veröffentlichungen seiner ersten drei Alben („Blaudzun“ (2008), „Seadrift Soundmachine“ (2010), „Heavy Flowers“ (2012)) in Indie-Kreisen vor allem dank diverser Festivalauftritte (Eurosonic-, Lowlands-, Pinkpop-, Orange Blossom Special-, Rolling Stone Weekender, oder dem Reeperbahn Festival) bereits hoch geschätzt, veröffentlicht Blaudzun nun erstmals auch in hierzulande. Höchste Zeit, sich von einem der außergewöhnlichsten Künstler dieser Tage gefangen nehmen zu lassen:
Johannes Sigmond (aka Blaudzun, der Name ist eine Hommage an den dänischen Radrennfahrer und ehemaligen Weltmeister (1966) im Mannschaftszeitfahren, Verner Blaudzun) zelebriert seine Liebe für Indie-Folk und Art-Rock schon seit 2007. Nach Vergleichen mit internationalen Größen wie Arcade Fire, Ryan Adams oder Antony & The Johnsons, ausverkauften Clubtouren in den Niederlanden und Belgien, dem kommerziellen Durchbruch mit „Heavy Flowers“, welches sich seit sage und schreibe 70 Wochen in den niederländischen Album-Charts tummelt und dort gerade Gold-Status erreicht hat, nach Auszeichnungen wie u.a. dem “Dutch Public Broadcasting Award for Best Album of the Year 2012”, dem “Best Male Artist at the Dutch Edison Awards” (der holländischen Grammy-Entsprechung) und dem “Best Alternative Act at 3FM”, freut sich Glitterhouse mit „Promises Of No Man’s Land“ auf die Veröffentlichung einer großartigen und vielseitigen Platte im März 2014, die durch eine ausgedehnte Clubtour begleitet wird.
Soweit die nüchternen Fakten, aber kann man Blaudzun und seiner Musik überhaupt mit solch formellen Zeilen gerecht werden? Selbstredend nein. Denn Johannes Sigmond ist vor allem eines: Ein Magier, ein Soundvisionär der besonderen Art. Mit seiner bis zu 9-köpfigen Band entwickelt er ein faszinierendes Klanguniversum, dass seinen komplexen, ungewöhnlichen und doch sich gleich im Hirn festsetzenden Songs eine Schärfentiefe gibt, wie man sie in dieser Form derzeit nirgends sonst findet. Dazu eine Stimme, die man nicht vergisst, die einen einsaugt, gefangen nimmt, die echt, tiefgründig, ausdrucksstark, gleichermaßen unendliche Trauer wie unbeugsame Kraft widerspiegelt. Und, vor allem: Songs. Alles, was hier vorher geschrieben wurde, wäre obsolet, würde nicht Johannes Sigmond’s Songwriting genau diesen Qualitäten mehr als gerecht. Das war schon auf den vorherigen Alben so, aber auf „Promises Of No Man’s Land“ erreicht er nochmal ein anderes Level. Vom zart/zerbrechlichen Opener „Euphoria“ angefangen über den packend-treibenden Titelsong mit unwiderstehlicher Hookline, dem die nachfolgenden „Too Many Hopes For July“ und „Hollow People“ in nichts nachstehen, bis zum mächtigen, alles umblasenden Orkan von „Halcyon“ oder dem sanften, versöhnlichen Abschluß mit „Wingbeat“, Blaudzun’s neues Album hat die Songs, die Sounds, die Dramaturgie und die Vision eines monolithischen Klassikers.
(Glitterhouse)
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"The Both" (SuperEgo, April 2014) |
Letztenz hatte ich im 2nd-Hand-Plattenladen das Aimee Mann-Album
"Fucking Charmer"
von 2012 als Vinyl ergattert und habe mich natürlich gefragt,
ob da nicht allmählich mal was Neues zu erwarten wäre. Meine
Recherche ergab, dass sie bereits 2013/2014 zusammen mit dem mir bisher
unbekannten Ted Leo eine neue Band gegründet und sich
dafür wie in alten Til Tuesday-Tagen sogar wieder den
Bass umgeschnallt hat. Das titellose Debütalbum der Band habe
ich mir dann schleunigst besorgt - rockiger und reduzierter als ihre
Soloplatten, immer mit schönem Wechselgesang der beiden Protagonisten
und kraftvoller Gitarre von Ted Leo.
(03.04.2016) |
"The Desoto Caucus" (Glitterhouse, Apr. 2014) |
Die Junx sind aus Dänemark, klingen aber sehr amerikanisch und
sind auch als Begleiter für Howe Gelb unterwegs.
(27.04.2014)
Konzerthighlight: MUZ Club, Nürnberg,
30.10.2013: Mittwochs kosten die Konzerte im diesem wunderbaren
Nürnberger Club nur schlappe 5 Oiro. Ideal für mich, wenn
ich beruflich dort bin und abends nix Besseres vorhabe ...
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Die Helden aus dem Hintergrund sind zurück – gelassen, gereift, und auf ihre ganz eigene Art sympathisch selbstbewusst. Als Vollblut-Musiker und perfekte Akustik-Handwerker sammelten die fünf Dänen um Anders Pedersen seit Jahren Eindrücke und Erfahrungen bei der Begleitung solch großer Namen wie Isobel Campbell, Mark Lanegan, Kurt Wagner, Scout Niblett und Nive Nielsen, als nahezu unverzichtbarer skandinavischer Teil der großen (Giant) Giant Sand-Familie haben sie sich ebenso unauffällig wie unausweichlich in die Herzen der Howe-Hörer gespielt, und sind dabei dennoch bemerkenswert bescheiden geblieben. Noch faszinierender aber ist, wie es den skandinavischen Wüstensöhnen gelingt, die gesammelten mannigfachen Erfahrungen zum Teil ihrer eigenen, von beeindruckender Musikalität geprägten Werke zu machen, und das bezeichnenderweise Band-betitelte dritte Album gibt nachhaltig Zeugnis von der derzeit erreichten, einzigartigen Güte der Männer aus der zweiten Reihe. Mit elf neuen Wüstenweisen zeigt sich Desoto Caucus als Alternative Country-Kollektiv mit eigenem Kopf, wird die stets spürbare Giant Sand-Dürre ebenso gepflegt wie immer wieder aufgebrochen, um neue Gestade anzusteuern. Ausgestattet mit vier perfekt harmonierenden Stimmen und bemerkenswerter instrumentaler Meisterschaft ziehen sie durch den gitarrengeprägten Gelb’schen Desert, mal nur einen leisen Hauch von der respektierten Americana-Ikone entfernt, mal weit optimistischer in stil-verwandten Oasen grasend, slide-bewaffnet durch saftig-satten Swamp-Groove watend, in Hugo Race-Drone badend, Lanegan-Larmoyanz atmend, twangend Lee Hazelwood grüßend, oder den Crooner-Kopf in die Walker-Brothers-Brise haltend. Unter sengender Sonne entfaltet sich die kreative Kollektiv-Kunst in fiebernd-filigranen Arrangements, die bei aller musikalischen Meisterschaft stets durchschimmernd-luftig bleiben, ganz dem Song, der Melodie dienen, und mitunter klingen, als habe man Gelb’s Genialität endlich mal ein echtes Aufnahmestudio gegönnt. Als getreuem Giant Sand-Gefolge streben die americana-philen Skandinavier gar nicht nach völliger Loslösung vom geehrten Vorbild, aber von Album zu Album gewinnen sie mehr und mehr an eigener, einzigartiger Alt. Country-Kontur, ohne die windumwehten Wüstenwurzeln zu vernachlässigen. Dabei gelingt ihnen der Spagat zwischen genialem Gefühl, leise lächelnder Lässigkeit, herrlichem Handwerk und unwiderstehlichem Understatement, denn bei aller spürbaren Spielkunst ist der Desoto Caucus-Country ein anheimelnd holpriger, gekrönt von einer sandgekörnten Oberfläche, an der sich prächtig reiben lässt. Die beeindruckende Begleitmannschaft schwimmt sich frei, ohne den Howe-Hafen zu verlassen. Oder: Der dänische Desert ist gelber als Gelb.
(cpa, Glitterhouse)
Vintage-Klanglandschaft: drittes Album der dänischen Americana-Band.
Die vier Dänen aus Aarhus sind seit Jahren die Band von Howe Gelb, mithin die europäischen Giant Sand. Außerdem fungieren sie u. a. als Band für Isobel Campbell und Mark Lanegan, Kurt Wagner und Scout Niblett und waren mit Nive Nielsens Deer Children und Plastic Horse auf Tour. Aber sonst sind sie als The DeSoto Caucus – ebenso seit Jahren – ganz sie selbst.
Mit eigenen Songs, die ihre Einflüsse („mainly all kinds of cosmic american music“) widerspiegeln, die aber nicht nur nach Joshua Tree, Wüste oder Sessions am Lagerfeuer klingen, sondern vielschichtig und in ihrer unprätentiösen Brillanz beeindruckend sind. Zum souveränen Songwriting gesellt sich auf dem dritten Album der Band, ihrem zweiten für Glitterhouse, höchste musikalische Akkuratesse, einhergehend mit einer lässigen Chuzpe. Komplexe Grooves und coole Gitarren in einer zeitlosen Vintage-Klanglandschaft – The DeSoto Caucus verbinden Geschmack, Stil und Kennerschaft. Die Jungs wissen, was sie tun. Und das tun sie begeisternd.
Die Linernotes stammen von Tino Hanekamp.
... viel Tex-Mex- und Staubschlucker-Rock zu knorrig-trockenen und bisweilen erstaunlich kratzigen (...) Songs. Exzellenter Klang.
(Audio, Mai 2014)
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Horse Thief: "Fear In Bliss" (Bella Union, Apr. 2014) |
Eine neue Band auf Bella Union - da bin ich natürlich
neugierig geworden!
(11.05.2014)
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Mit Horse Thief präsentiert uns die anspruchsvolle Klangkunstschmiede Bella Union ihren neuesten Zugang.
Das Debütalbum „Fear In Bliss“ ist ein musikalisches Panoramabild aus dem Mittleren Westen, voll von Emotionen. Songs, die erst zerbrechlich intim erscheinen, steigern sich zu hymnenartigen Werken, eine Gratwanderung zwischen Besinnlichkeit und Lebendigkeit. Zusammen mit den metaphorisch schönen Texten von Frontmann Cameron Neal ist so ein Werk entstanden, das zum Schwelgen einlädt.
In Denton, Texas gegründet wurde das Quintett schnell vom Flaming Lips Management entdeckt und in Folge von Bella Union-Chef Simon Raymonde unter Vertrag genommen, der dieser fantastischen Live-Band bereits eine große Karriere voraussagt.
Die aus dem texanischen Denton stammenden und wegen eines Studiums nach Oklahoma City übergesiedelten Neulinge sind zum ersten Mal mit der EP GROW DEEP, GROW WILD aufgefallen, vor allem wegen des euphorisierenden Popsongs „I Am The Bear“. Im Vergleich dazu wirkt das Album melancholischer. Mit den perlenden Gitarren und dem Wehklagen in „I Don’t Mind“ werden Freunde von Interpol gut leben können.
„Already Dead“ dagegen ist keine Moritat, sondern weist auf das Ende des Dunkels hin: „I’ll be good, I’ll be safe for the rest of our days.“ überhaupt lässt sich feststellen, dass sich die Stimmung mehr und mehr aufhellt, je länger das Album dauert. In „Dead Drum“ und „Let Go“ ist man wieder bei den Klingelgitarren angelangt, die man von der EP kennt. Beim sphärischen Finale „Warm Regards“ weiß man endgültig, warum Simon Raymonde diese Band unbedingt für sein Label Bella Union haben wollte. Der Sound erinnerte ihn an die Achtziger, als er Mitglied der Cocteau Twins war.
(www.musikexpress.de)
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Beverley Martyn: "The Phoenix And The Turle" (Music On Vinyl/Les Cousins, April 2014) |
Ich kann mich nicht erinnern, jemals so lange auf eine Neuerscheinung
gewartet zu haben. Das Konzert in Hattingen liegt ja schon ein paar
Jahre zurück und mit ihrem damaligen Begleiter Julian Dawson
war auch schon die Arbeit an dem neuen Album begonnen worden. Dann
hörte man lange nichts mehr darüber, nur Julian Dawson
schrieb in seinem Blog irgendwann, dass die Arbeiten an der Platte
gestoppt wurden aus Gründen, auf die er keinen Einfluß
hätte. Vor circa zwei, drei Jahren wurde das Album dann erneut
auf der Homepage von Beverley Martyn angekündigt, wobei der
tatsächliche Veröffentlichungstermin immer wieder verschoben
wurde. Als ich zu Jahresbeginn 2014 vom Veröffentlichungstermin
Anfang April las (ich glaube, es war der 11.), war ich zunächst
sehr skeptisch. Zwar konnte man auf der Homepage schon seit längerem
gegen Vorkasse die Platte vorbestellen (sogar mit Autogramm!), aber
das war mir zu unsicher und auch viel zu teuer, wenn ich ehrlich
bin. Schließlich bot mein Hoflieferant JPC dann zuerst die
CD und wenig später auch das Vinyl an und ich habe sofort bestellt.
Der angegebene Veröffentlichungstermin verstrich erneut (fast
wie zu erwarten!), aber LETZTE WOCHE KAM DIE PLATTE TATSäCHLICH
BEI MIR AN!
Und endlich ein paar Worte zur Musik: guter, alter Folkrock mit
E- und A-Gitarre (von den mir unbekannten jungen (?) Musikern Michael
Watts und Mark Pavey gespielt, wobei letzterer auch als
Produzent agierte. Die Basisaufnahmen entstanden in Wales, während
Bass und Schlagzeug nachträglich in den USA von Ex-Musikern
von Los Lobos und den Counting Crows eingespielt wurden.
Von Julian Dawson ist kein Ton (mehr) zu hören. Die
Lieder sind durchweg gut, wenn auch vielleicht keine Meisterwerke
wie bei Ex-Gatte John Martyn oder Nick Drake, und
waren mir zum größeren Teil schon von dem Konzert in
Hattingen vor ein paar Jahren bekannt. Auch die mit Nick Drake
1974 begonnene Nummer "Reckless Jane" ist dabei.
Und jetzt kommen wir leider zu ein paar Punkten, die ein klein
wenig den eigentlich guten Gesamteindruck trüben: in Hattigen
kündigte Beverley das Lied "Don't Want To Know" mit
dem Hinweis an, dass sie es damals zusammen mit John für sein
Album "Solid Air"
geschrieben hatte, wobei John es nicht für nötig hielt,
ihr Autorenrechte zuzusprechen. Jetzt findet auf "The Phoenix
and The Turtle" das gleiche Spielchen statt: Nick Drakes
Mitautorenschaft bei "Reckkless Jane " bleibt unerwähnt,
"When The Levee Breaks", das Beverley bereits mit ihrer
ersten Band in den mittleren 60ern aufgenommen hatte, wird genauso
wie schon bei Led Zeppelin als
Eigenkomposition verkauft, stammt aber vom Bluesehepaar Kansas
Joe McCoy und Memphis Minnie aus den 20ern des letzten
Jahrhunderts. Gleiches gilt für "Going To Germany",
im Original von Bluessänger Gus Cannon.
(04.05.2014)
Konzerthighlight: Altes Rathaus, Hattingen,
September 2011: Beverley Martyn, begleitet vom wunderbaren
Julian Dawson, in intimer Atmosphäre vor einem kleinen,
aber enthusiastischen Publikum, spielte alte Lieder aus ihrer Zeit
mit John Martyn und sogar davor. Dazu ein paar Lieder vom
neuen, noch in Arbeit befindliche Album ...
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Erstes Album nach 16 Jahren: Rückkehr der englischen Folksängerin.
Beverley Martyn zählte Ende der 60er-Jahre zu den bekanntesten englischen Folksängerin. Die 1947 geborene Musikerin veröffentlichte 1965 ihre erste Single, zog danach mit Paul Simon nach New York, spielte zusammen mit Simon & Garfunkel und trat 1967 beim Monterey Pop Festival auf. Zwei Jahre später lernte sie den englischen Folksänger John Martyn kennen, den sie später heiratete. 1970 veröffentlichte sie zusammen mit Martyn zwei Alben, „Stormbringer“ und „The Road To Ruin“, erst 28 Jahre später folgte mit „No Frills“ ihr bis dato letztes Werk.
Mit „The Phoenix & The Turtle“ meldet sich Beverley Martyn eindrucksvoll zurück. Es enthält Lieder aus ihrer gesamten Karriere, von ihrem ersten Song „Sweet Joy“ bis zum noch nie aufgenommenen Song „Reckless Jane“, den Martyn 1974 zusammen mit Nick Drake schrieb, als dieser nahe den Martyns in Hampstead lebte. Das Album entstand zusammen mit dem Produzenten Mark Pavey in Wales, den Bass spielt Matt Malley (Ex-Counting-Crows), Schlagzeug Victor Bisetti (Ex-Los-Lobos). Das Ganze klinge wie „an old style analogue record“, so Martyn.
Beeindruckend ruhig-reife Rückkehr der britischen Folk-Sängerin, die vor allem durch ihre beiden Collaborations-Alben mit Gatten John im Gedächtnis haftet. Mit Veröffentlichungen hielt sie sich seit Stormbringer und Road To Ruin erstaunlich zurück, nur ein einziges Werk, No Frills, unterbrach die nahezu 45-jährige Studio-Stille seit den Paar-Platten. Umso bemerkenswerter die zeitlose Gelassenheit, die die 2014er 9-Song-Kollektion durchzieht, geschuldet nicht zuletzt auch der Lied-Auswahl – die Frau mit der tief berührenden, mitunter nahezu androgynen Stimme irgendwo zwischen Marianne Faithfull und Thalia Zedek, wählte Songs aus verschiedensten Phasen ihrer künstlerischen Karriere, darunter ihr erstes Stück Sweet Joy und mit Reckless Jane eine bislang unveröffentlichte Gemeinschaftskomposition von Beverley mit Nick Drake, um ihnen neues Leben einzuhauchen. Letzterer ist es auch, der wie ein sanfter Pate über den vorwiegend akustisch dargereichten Weisen schwebt, leise Folk-Melancholie leuchtet durch kunstvolle Akustik-Gitarren-/Klavier-/Streicher-Arrangements, dezente Twang- und Country-Elemente weisen immer wieder über den großen Teich, während die unterschwellig düster-bedrohlichen Rock-Band-Stücke den grimmigen Geist Lou Reed’s atmen. In Wales aufgenommen mit Produzent Mark Pavey, Bassist Matt Malley (Counting Crows) und Schlagzeuger Victor Bisetti (Los Lobos) umgibt das weise Werk eine herrlich losgelöste Atmosphäre, scheint jeder Song irgendwie aus der Zeit gefallen, just dem Vergessen entrissen, und verlangt streng genommen nach eine warmen Vinylveröffentlichung. In Ermangelung einer LP begnügen wir uns aber dennoch glücklich mit einer CD, die uns mit in die vehement vermisste Vergangenheit nimmt.
(cpa, Glitterhouse)
Mehr als nur der weibliche Nick Drake.
Nick Drake ist einer dieser wenigen Künstler, deren Material ausnahmslos zur absoluten Extraklasse gehört. Und leider auch einer, von dem aufgrund seines frühen Todes viel zu wenig Material existiert. Umso mehr freut man sich, wenn hin und wieder doch noch eine verschollene Perle aus den Archiven auftaucht. So geschehen auf "The Phoenix And The Turtle" von der mit Drake befreundeten Beverley Martyn.
Besagte Perle hört auf den Namen "Reckless Jane" und beendet als Opener des Albums die lange Studiopause der Ex-Frau des Singer/Songwriters John Martyn. Fast vierzig Jahre sind vergangen, seit Nick Drake wenige Wochen vor seinem Tod mit Beverley an dem Lied schrieb. Nun grub sie den Track wieder aus und vollendete ihn. Das Ergebnis klingt nach einem Pink Moon-Song, instrumentiert wie zu Zeiten von Bryter Layter. Drakes Melancholie gepaart mit Beverleys markanter, gealterter Stimme und der Sehnsucht nach längst vergangenen Tagen.
Das Soundbild "Reckless Janes" prägt "The Phoenix And The Turtle" auch insgesamt. Handgemachter 60er- und 70er Folk: ruhig, nachdenklich, mit gefühlvollen Vocals, denen man die Lebenserfahrung ohne Einschränkung glaubt. Der Einfluss Nick Drakes ist allgegenwärtig spürbar ("Women And Malt Whiskey"), Beverley Martyn verleiht den neun Liedern jedoch auch eine deutliche eigene Note. Allerdings reicht leider keines der anderen Stücke – lyrisch wie musikalisch – an "Reckless Jane" heran.
Songs wie "Potter’s Blues" oder "Sweet Joy" haben zwar immer noch einen sehr hohen Standard, zünden aber nicht richtig, sondern plätschern eher dahin. Ihnen fehlt einfach die Griffigkeit. Erst in der zweiten Hälfte ändert sich das, wenn etwa "Levee Breaks" mit einem ziemlich coolen Gitarrensolo ankommt. Dieses stammt ebenso wie "Going To Germany" aus den Anfangstagen von Beverleys Karriere, als sie mit der Jug-Band The Levee Breakers unterwegs war.
Das Schlussdoppel "Mountain Top" und "Jesse James" bietet noch einmal Singer/Songwriter-Country vom Feinsten und bleibt sogar hängen. Ein zurückhaltendes Schlagzeug klopft sanft an, die mit viel Hall und Vibrato angereicherte Cleangitarre sorgt für ein warmes Fundament, während die Zupfgitarre den Folk ins Spiel bringt. Hintergründige Details sorgen für Atmosphäre.
"The Phoenix And The Turtle" bietet eine gute halbe Stunde Weltflucht mit universellen und gleichzeitig intimen Geschichten aus dem Leben. Beverley Martyn setzt damit ein individuelles Lebenszeichen und ist weit mehr als "nur" der weibliche Nick Drake. Ganz so einzigartig und unsterblich wie dessen Lieder präsentiert sie sich auf "The Phoenix And The Turtle" aber nicht.
(Manuel Berger, laut.de)
The Phoenix And The Turtle is a warm, engaging, record. A fitting capture of an illustrious career.
(Daryl Easlea, Record Collector)
She sings beautifully throughout -- committed, authoritative, totally inhabiting the songs. Her voice is rich and mellow with a hint of smoke and huskiness around the edges. It goes down beautifully, like a fine malt..."
(Neil Hussey, Shindig Magazine)
Baleful Soul and Shimmering Blues; Life is rarely more tellingly captured in music.
(Colin Irwin, MOJO)
... she has power and expression in abundance.
(LG, New Internationalist)
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Philip Parfitt & Friends: "I'm Not The Man I Used To Be" (Milltonehead Recordings, Apr. 2014) |
Das beste Lou Reed-Album seit Längerem kommt vom ehemaligen
Sänger von The Perfect Disaster, erschienen im Eigenregie
und zu beziehen über seine Webseite bei Bandcamp.com.
Wie ich auf Parfitts Solodebüt nach einer gefühlten Pause
von 25 Jahren gekommen bin, das könnt Ihr bei meinen Ausführungen
zu "Up", dem
dritten Album seiner Ex-Band von 1989, nachlesen. Altersbedingt (?)
hat Parfitt inzwischen die ruhigeren Töne entdeckt und
liefert eine der besten Singer/Songwriterplatten des laufenden Jahres
ab.
(04.04.2014) |
The Pearlfishers: "Open Up Your Colouring Book" (Marina, Apr. 2014) |
Nach 7 Jahren hat der schottische Sänger, Songschreiber und Multiinstrumentalist
David Scott mit seiner "Band" ein neues Album am
Start. Perfekter Wohlklang-Pop im Geiste von Brian Wilson und
wie immer in perfekter Verpackung vom Hamburger Label Marina.
Mein Traum: auch Paddy McAloon von der "Band" Prefab
Sprout würde mit diesem göttlichen Sound aufnehmen und
bei Marina veröffentlichen!
(11.05.2014) |
"Smoke Fairies" (Full Time Hobby, April 2014) |
Im März hatte ich das dritte Album des englischen Duos doch glatt
übersehen ... aber jetzt ist es ja doch zu mir durchgedrungen!
Musikalisch ist beim ersten, oberflächlichen Hören alles
wie gehabt: zweistimmiger Gesang der beiden Musikerinnen in der Tradition
englischen Folkrocks, kombiniert mit einem Gitarrenstil, der eher
Country-Bluesmäßig, also amerikanisch, daherkommt. Ein
intensiveres Hören wird weitere Erkenntnisse bringen.
(19.07.2014)
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Das britische Gesangs- und Gitarrenduo Smoke Fairies meldet sich mit einem wunderbaren neuen Album zurück!
Auf dem neuen herausragenden Album von Smoke Fairies kombinieren Jessica Davies und Katherine Blamire ihren ätherischen UK-Folk mit Synthies und erdigem Bluesrock.
Nach ihren international erfolgreichen Alben sowie Touren mit Bryan Ferry, Richard Hawley und Laura Marling, einer tollen Single auf Jack Whites Label Third Man Recs und zahlreichen Gigs weltweit, standen die beiden Freudinnen am Scheideweg und stellen sogar das Fortbestehen der Band in Frage.
Gottseidank haben sie den Mut und Willen aufgebracht und nicht hingeschmissen: Im letzten Jahr sind sie schließlich in einem abgeschiedenen Industriegebiet in Kent gemeinsam mit dem Produzenten Kristopher ins Studio gegangen und haben zwölf neue Songs aufgenommen. Während der Aufnahmen halfen auch Freunde wie Andy Newmark (Sly and the Family Stone, Roxy Music, John Lennon).
Im Gegensatz zu den vorherigen Songs, die hauptsächlich auf harmonischen Duogesang basieren, haben Davies und Blamire viel mehr die individuellen Gesangsqualitäten herausgearbeitet, zwei Stimmen die miteinander kommunizieren, sich gegenseitig Nachrichten senden und nicht als eine Einheit auftreten. Das Ergebnis sind Songs, die nicht nur Dringlichkeit, Festigkeit und Stabilität aufweisen, aber auch große Experimentierfreude, sinnlich und gleichzeitig herausfordernd, ein befreiendes Album, das eine spannende musikalische Zukunft von Smoke Fairies verspricht.
Das britische Duo spannt einen Bogen von Candy-Pop zu Folk-Balladen, von kühlem Blues zu Sixties-Avantgarde.
(Rolling Stone, April 2014)
Die von diesem Duo eigentlich erwartete Verschmelzung von britischem Folk und amerikanischem Rock? Ist noch vorhanden. Aber sie ist nicht mehr die einzige Kostbarkeit im Feenversteck.
(musikexpress, Mai 2014)
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"Spidergawd" (Crispin Glover, Apr. 2014) |
Titelloses, erstes Album der neuen "Zweitband" von Bent
Sæther und Ken Kapstad von Motorpsycho,
zusammen mit dem mir bislang unbekannten Sänger/Gitarristen Per
Borten (hatte mal die Band Cadillac) und dem Baritonsaxofonisten
Rolf Martin Snustad. Durchaus ähnlich der Musik von Motorpsycho,
aber wegen der Songs, Gitarre und Stimme von Per Borten doch
deutlich davon zu unterscheiden. Die Lieder entstanden schon bei den
ersten Proben der Band Anfang 2013, sind insgesamt etwas weniger ausgetüftelt
als bei Motorpsycho und vielleicht etwas
näher dran am Heavy-Blues-Rock der früher 70er (Blue Cheer
etc. - man sollte vielleicht eher sagen: das klingt nach Cadillac,
aber da kenne mich mich zu wenig aus). Durch das Baritonsaxofon von
Snustad kommt noch eine ganz eigene Note dazu (ähnlich
wie auch auf dem aktuellen Album von The War
On Drugs!), die aber auf dem zweiten Album der Band, das im vergangenen
September aufgenommen wurde und in wenigen Tagen erschheinen wird,
wohl noch stärker herauskommen wird.
Ach ja - es gibt nur eine Vinyl-Ausgabe inklusive CD in einem grandiosen
Cover zu kaufen, das mich an die seligen Zeiten von Santana
("Abraxas") und Miles
Davis ("Bitches Brew")
mit Bildern von Mati Klarwein zurückerinnert.
(18.01.2015)
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Spidergawd sind das neueste Mitglied in der Motorpsycho-Seitenprojekte- Familie. Bei beiden Bands spielen Bent Saether, der sich hier Mr. Bassman nennt, und Schlagzeuger Kenneth Kapstad.
Außerdem gehört Per Borten zur Band, mit dem Kapstad und Saether in Kontakt kamen, weil sie Fans seiner ehemaligen, wie Motorpsycho aus dem norwegischen Trondheim stammenden Band Cadillac waren.
Entstanden ist ein namenloses Debütalbum, das in Norwegen über Crispin Glover Records (sic!) und bei uns über das Motorpsycho-Label Stickman erscheint – und zwar physisch nur auf farbigem 180-Gramm- Vinyl mit beigelegter CD.
Absolut überwältigende Attacke auf Hochleistungs-Hörgänge, Fuzz-betankte Verzerr-Orgie (mit allen Reglern auf 11!) für den Fan deftiger 70’s Kost, hochoktaniger Heavy Blues-Sprit für endlose Himmelfahrten weit über den Horizont hinaus. Per Borten, Cadillac-Kopf (der anderen Band aus Trondheim), hat sich mit zwei Motorpsycho-Mitgliedern (Bent & Kenneth) zusammengetan, um mal richtig die saftige Saiten-Sau rauszulassen, Schlagwerk-gepeitscht und Bläser-getrieben, dass es eine einzige atemlose Freude ist. Dreckig-deftig, satt und saftig geht es zurück in die Siebziger, mitreissende, bei aller Wucht dennoch melodische Shouter-Attacken wechseln sich ab mit lustvoll ausgespielten progressiv-psychedelischen Instrumentalpassagen, zügelloses Zerren und treibendes Toben treffen auf phantasievoll-trickreiche Saiten-Spielkunst, Motorpsycho treffen auf Mando Diao, Black Sabbath auf Big Bang, Led Zeppelin werden zum Düsenjet und Jimi Hendrix kriegt den Heavy-UFO-Blues. 44 Minuten Vollbedienung, und nach den letzten Klängen eines feisten Fat Possum-Blues bleibt der Hörer atemlos, aber glücklich zurück. Das Kraft-Werk kommt als schweres, rotes Vinyl mit dem kompletten Album als CD-Dreingabe.
(cpa Glitterhouse)
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"Looking Into You: A Tribute To Jackson Browne" (Music Road, Apr. 2014) |
Wer ab und zu auf meinen Seiten stöbert, der weiß, dass
ich Tribute-Sampler eigentlich ganz gerne mag, auch wenn deren Ruf
nicht immer der beste ist, vor allem weil manchmal die Qualität
der interpretierenden Bewunderer nicht reicht, während das
Songmaterial natürlich meist über jeden Zweifel erhaben
ist(warum sollte man auch schlechte Songs von uninteressanten Songschreibern
covern?).
In letzter Zeit ist die Flut entsprechender CDs (OK- "Flut"
ist vielleicht etwas übertrieben ausgedrückt!) deutlich
abgeebbt und im letzten Jahr hatte mich nur "Way
To Blue", das Tribut an Nick Drake begeistert. Eine
Tribut an Jackson Browne hat mich natürlich sehr neugierig
gemacht, denn einerseits ist der Mann einer meiner ganz großen
Helden, auch wenn ich mir inzwischen nicht mehr jede neue Live-CD
kaufe. Andererseit frage ich mich: warum ist denn bisher noch niemand
auf diese Idee gekommen?
Wie auch immer! Auf jeden Fall war das Interesse der Künstler
hier mitzumachen so groß, sodass es sogar eine Doppel-CD mit
23 Liedern gereicht hat. Die Künstlerriege spannt sich von
Weltstarts wie Bruce Springsteen und Don Henley bis
zu unbekannteren Künstlern, die aber alle im Folkrock-Stil
von Jackson Browne bleiben. Es gibt also keine stilistischen Experimente
(gegen die ich ansonsten gar nichts habe!), sondern durchgängig
perfektes Handwerk im Dienste des Liedes, wobei ich nach dem ersten
Höreindruck sagen kann: alle Interpretationen
sind gelungen! Die beiden CD sind also ein Muss für Jackson
Browne-Fans.
(27.04.2014)
Interessant war es für mich zu schauen, was sich die Künstler
denn aus dem großen Jackson-Browne- Liederbuch ausgesucht
haben. Nicht überraschend ist natürlich, dass vor allem
Lieder von den frühen Alben gewählt wurden, ergänzt
von ein paar Liedern aus den 90ern: auch Jackson Browne ist kein
Kind der 80ern!
- "Jackson Browne (Saturate
Before Using)" (1972, 6 Titel)
- "For Everyman"
(1973, 3 Titel)
- "Late For The Sky"
(1974, 4 Titel)
- "The Pretender"
(1976, 3 Titel)
- "Running On Empty"
(1977, 2 Titel)
- "Hold Out" (1980,
1 Titel)
- "I'm Alive" (1993, 3 Titel)
- "Looking East" (1996, 1 Titel)
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Eine wunderbare Doppel-CD als Tribut an den großen U. S. Singer / Songwriter Jackson Browne mit exklusiven Songs von Bruce Springsteen & Patti Scialfa, Bonnie Raitt, Don Henley Ben Harper, Lyle Lovett, Joan Osborne, u. v.a.!
Ben Harper, Don Henley, Lyle Lovett, Keb’ Mo’, Bonnie Raitt, Bruce Springsteen & Patti Scialfa und Lucinda Williams sind nur einige der großen Namen, die dem amerikanischen Singer / Songwriter mit deutschen Wurzeln, Jackson Browne, mit „Looking Into You“ ein Denkmal setzen.
Jackson Brownes über 30-jährige Präsenz im Musikgeschäft, während der er den Folk- und Country-Rock in Amerika beeinflusste, wurde im Frühjahr 2004 mit der Aufnahme in die Rock ’n’ Roll Hall of Fame gewürdigt. 2007 erfolgte die Aufnahme in die Songwriters Hall of Fame. Anfang der 1970er Jahre war er einer der bedeutendsten amerikanischen Songwriter neben Joni Mitchell und James Taylor. Unvergessen ist sein Song „Running On Empty“, der später auch im Soundtrack des Kinofilms „Forrest Gump“ gespielt wurde, als Tom Hanks alias Forrest Gump seinen Monate andauernden Lauf quer durch die USA unternahm. Zusammen mit Glenn Frey schrieb er auch den ersten Hit der Eagles, „Take It Easy“. David Crosby von Crosby, Stills, Nash and Young bezeichnete in den 80er-Jahren Browne einmal als den „verdammt besten Songwriter im heutigen Amerika, bei dessen Songs man eine Gänsehaut bekommt“.
Das Doppel-Album „Looking Into You: Jackson Browne Tribute“ mit 23 Songs aus Brownes Feder ist nun das erste und längst überfällige Tribute-Album, das dem Schaffen Jackson Brownes gewidmet ist.
Als der Plan einer Jackson-Browne-Hommage die Runde machte, meldeten so viele berühmte Bewunderer (...) ihr Interesse an, dass das Vorhaben kurzerhand zum Doppelalbum aufgestockt wurde. Am Ende hat man 23 Liedklassiker des Geehrten tadellos neu eingespielt.
(Stereo, Mai 2014)
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Folly & The Hunter: "Tragic Care " (Outside Music, April 2013/Mai 2014) |
Diese
kanadische "Indie-Folk"-Band flug bisher komplett unter meinem Radar.
(23.05.2014)
Konzerthighlight: MUZ Club, Nürnberg,
21.05.2014: Mal wieder so ein Mittwochs-Highlight aus dem Nürnberger
Club! Dass sich der Konzertbesuch gelohnt hat kann man schon daran
erkennen, dass ich den Club mit dem aktuellen Album der Band aus
schwerem 180g-Vinyl in den Händen verlassen habe, welches ich
anschließend den weiten Weg nach hause an den Niederrhein
schleppen musste ...
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Loretta: "Soft Rock" (naïv, Mai 2014) |
Bereits im letzten Jahr kam ganz klammheimlich das neue Loretta-Album
heraus, von dem ich nur über die kürzlich im Rolling
Stone erschienene, späte Rezension erfahren habe! Ich nehme
mal an, dass deren Redakteurin Birgit Fuss auch erst nachträglich
durch Zufall über die Platte gestolpert ist und nicht von der
Band "bemustert" wurde.
Die Vinylplatte mit Downloadcode (no fuckin' CD!) gibt es nur per
Email über den Onlineshop der Band:
www.naiv.de/portraits/loretta1.html.
(19.04.2015)
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Soft Rock: Wir denken an die 1970er Jahre. Soft Rock: Wir hören Fleetwood Mac, ELO, Wings, 10cc. Soft Rock: Wir sehen befremdliche Frisuren und ebensolche Kleidungsstücke, in denen extrem gut gelaunte Menschen stecken. Soft Rock: Lange verpönt, längst rehabilitiert, nach wie vor verführerisch wie ein frisch gemachtes Bett aus Zuckerwatte. Soft Rock: Das neue Album von Loretta.
Keine Missverständnisse: Der Titel bedeutet weder bescheidwisserische Ironie noch modische Anbiederung. Schließlich sind oben genannte Künstler erklärte Idole der Band. Und schließlich beackert man dieses Feld bereits seit einem guten Jahrzehnt. Nur recht und billig also, dieses schöne Genre vom Popfeuilleton zurückzufordern. Und es mit Songs zu bereichern, die McCartney & Co. irgendwie vergessen haben, selbst zu schreiben. Vom Aufbruch-Pop von “God’s Happy Man“ bis zum Endzeit-Folk von “The Harbour“, von der Roxy-Music-Verbeugung “Crash“ zur Springsteen-Fantasie “Driving Into The Night“: Stimmig unterteilt in eine beschwingtere und eine entspanntere Hälfte – hart und weich, maskulin und feminin, Rock und Soft –, bestätigt das Album eine alte Wahrheit: Die neue Loretta ist die beste Loretta. Willkommen im Soft-Rock-Himmel.
Schwelgerisch statt seicht: So schön kann Softrock sein
Wie die Truffauts lassen sich auch die Stuttgarter von Loretta von den Widrigkeiten des Lebens nicht abhalten, hin nd wieder herrliche Musik zu machen. Ihr „Soft Rock“ beginnt mit Bryan Ferrys „All I Want Is You“ und erinnert immer mal wieder an Big Star, manchmal aber auch an Lloyd Cole - ohne dessen bittere Seite. Da wird bei „God's Happy Man“ in Zweckoptimismus geschwelgt, während „You Make It Worthwhile“ fast wie Liebe taumelt. Selten klang Resignation so erstrebenswert wie in „Looks Like I Lost Again“, und dann entdeckt Sänger/Songschreiber Andreas Sauer auch noch seinen inneren Springsteen („Drive Into The Night“), bleibt dabei aber doch ganz bei sich selbst. Schön, dass es solche Bands noch gibt. Kein Image, keine Show, nur traumhafte Songs.
(Birgit Fuss, ROLLING STONE, 4/2015)
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The Rails: "Fair Warning" (Universal/Island, Mai 2014) |
Darf Kami Thompson, die
jüngste Tochter von Richard
& Linda Thompson unter einem Bandpseudonym zusammen mit ihren
Gitarrespielenden Gatten James Walbourne einfach im Stil der
Eltern musizieren? Unbedingt! Das scheint auch die Plattenfirma Universal
so zu sehen und hat für "Fair Warning" sogar das alte
rosa Label aus der Frühphase des damals noch unabhängigenen
Plattenfirma Island wiederbelebt.
(15.03.2015)
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Steeped in timeless U.K. folk and rock traditions, London duo the Rails deliver a debut LP full of warmth and grace. Kami Thompson is the daughter of British folk-rock icons Richard & Linda Thompson and her musical partner and husband James Walbourne is a veteran solo artist and erstwhile guitarist for the Pretenders and the Pogues, among others. Bearing the weight of their combined musical heritage, the two singers have come out of the gate with a modern gem on their finely crafted album Fair Warning. While her brother Teddy Thompson has worked hard to forge a more contemporary musical path, Kami fully embraces the family tradition on alluring tracks like "Bonnie Portmore" and "William Taylor," where she and Walbourne weave their rich harmonies around classic English balladry. For his part, Walbourne seems equally at home leading the charge on more traditional fare like the bouncy, Celtic romp "Jealous Sailor" while flashing his substantial electric guitar chops on "Panic Attack Blues" and "Borstal." As singers, both he and Thompson each have a strong solo presence, but as the Rails, they are at their most effective, creating a truly classic blend on songs like the sublime country-folk closer "Habit." Produced with a deft touch and a great respect for the material, former Orange Juice frontman Edwyn Collins puts his own stamp on Fair Warning by letting the album revel just enough in its classic folk-rock pageantry without wearing it on its sleeve. Rather than presenting an overtly retro production, the Rails simply sound like very good musicians performing very good music in a warm, familiar style. Perhaps the album's finest, or at least most representative moment is the wonderful single "Breakneck Speed," a track which blends bits of Celtic, soul, blues, and folk so agelessly that it could belong in 1974 or 2014. This is no easy trick, but the Rails pull it off gracefully, sounding perfectly comfortable and natural in their own skin.
(by Timothy Monger, All Music Guide)
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Chris Robinson Brotherhood: "Phosphorescent Harvest" (Silver Arrow, Mai 2014) |
Der erste Titel vom neuen Album der Band des ehemaligen Black Crows-Sängers,
die mich vor ca. zwei Jahren gleich mit zwei ausgezeichneten Alben
im Jam-Band-Stil begeistert hatte, klingt im ersten Stück "Shore
Power" für mich etwas irritierend nach den Faces
(wenn man es positiv formuliert) oder nach Status Quo (weniger
positiv formuliert ...). Dann kommt aber als zweites Lied "About
A Stranger", das auch auf "Wake
Of The Flood" von den Grateful Dead gepasst hätte.
Alles wird gut.
(04.05.2014)
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3. Album der Truppe um den Black Crowes-Sänger und den guten, alten Neal Casal, die sich in den USA durch viele Liveauftritte eine große Fangemeinde erspielt haben. Im Prinzip bewegt sich das musikalisch nach wie vor im schwer definierbaren Jamband-Genre – quasi eine Mixtur vieler amerikanischer Wurzeln - mit großer Affinität zu den Grateful Dead, wobei Robinson's Stimme eine gewisse Nähe zu Bob Weir aufweist und Neal Casal auf der Gitarre Garcia's perlend-psychedelische Tonleitern auch recht genau trifft. Und um zu zeigen, dass man ab sofort „in space“ ist, rührt der Keyboarder auf seinem Synthie Vintage-Atmosphäre an. Der Opener Shore Power kommt mit seinen Uptempo-50s Rock & Roll Versatzstücken überraschend, aber danach begeben sie sich in gewohntes Terrain und gleiten souverän durch vielfach live getestete Songs, die zwar selten die 7 Minuten Marke überschreiten, aber trotzdem Raum für Improvisationstrips bieten. Zu 100% Retro ist die Chris Robinson gleichermaßen für Jamband-Fans, Dead-Heads und Westcoast-Psychedeliker wie handgeschnitzt. Die 7“ des Doppelvinyl bietet zudem zwei non-CD Bonussongs.
(rh, Glitterhouse)
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Kelly Willis & Bruce Robison: "Our Year" (Thirty Tigers, Mai 2014) |
Es gab Zeiten, da war ich näher dran an der Countrymusik und
hätte mir z.B. auch das neue Willie Nelson-Album ohne
großes Zögern gekauft - aber eigentlich zeige ich diesen
Reflex nur noch, wenn die bezaubernde Kelly Willis singt! Wie
schon zuletzt im Duett mit Ehemann Bruce Robison werden hier
drei eigene und 7 Fremdkompositionen (das titelgebende "This
Will Be Our Year" ist von den Zombies!)
präsentiert, die im besten Sinne altmodisch, besser gesagt zeitlos
klingen. Das kommt fast heran an die Gram
Parsons/Emmylou Harris- oder George Jones/Tammy Wynette-Duette,
wenn ihr mich in diesem Moment fragt. Vielleicht sehe ich das morgen
schon wieder anders - aber egal!
(29.06.2014)
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Die beiden hier werden in den USA schon als das coolste Paar der Americana-Szene gefeiert. „Our Year“ hebt sie noch näher ran an Johnny ’n’ June oder George ’n’ Tammy.
If Austin’s happily egalitarian music scene suddenly switched to a monarchy, Bruce Robison and Kelly Willis might have to learn to perform while balancing hefty crowns. The two already reign as one of Americana music’s coolest couples, and their latest release, Our Year, elevates them closer to the lofty territory once occupied by beloved royals Johnny ’n’ June and George ’n’ Tammy. Working again in Nashville with producer Brad Jones (Cheater's Game), they delivered their musical thoughts in 10 outstanding tracks, from formidable originals to well-honed covers including a knockout version of the Tom T. Hall-penned “Harper Valley PTA.” Jeannie C. Riley’s 1968 hit sounds like a classic all over again in the hands of this pair - and the chicken-pickin’, mandolin-plucking, shaker-grooving players who back them on this tart tale. The desire to capture that live dynamic - their “swampier, grittier side” - drove the creation of Our Year, Willis says. Robison calls their style “a modern take on classic country music, without being retro.”
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"Alien Ensemble" (Alien Transistor, Juni 2014) |
Das ist quasi die Jazzabteilung von The Notwist:
Micha Acher (statt an der Bassgitarre hier als Trompeter und
Komponist), dazu die ebenfalls bei The Notwist
und/oder beim Andromeda
Mega Express Orchestra aktiven Andi Haberl (Schlagzeug),
Karl Ivar Refseth (Vibrafon), Oliver Roth (Flöte)
und Stefan Schreiber (Saxofon, Bassklarinette). Ergänzt
wird die Besetzung durch die mir bisher unbekannten Mathias Götz
(Posaune) und Benni Schäfer (Bass).
(23.08.2014)
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Jazzig, aber kein Jazz: Debütalbum des Projekts aus dem The-Notwist-Umfeld.
2014 begann gut für Micha Achers Stammband The Notwist, das Album „Close To The Glass“ erhielt weltweit fabelhafte Besprechungen. Der perfekte Zeitpunkt also, um Achers Projekt Alien Ensemble vorzustellen. Begleitet wird Acher (zu hören an der Trompete und dem indischen Harmonium) von den Notwist-Kollegen Karl-Ivar Refseth (Vibrafon) und Andi Haberl (Schlagzeug) sowie von Mathias Götz (Posaune, Harmonium), Stefan Schreiber (Bassklarinette, Saxofon), Oliver Roth (Altflöte) und Benni Schäfer (Bass). Dem Alien Ensemble geht es um das Erforschen ganz persönlicher Klangwelten und um das Entwickeln einer eigenen musikalischen Sprache. Alles dreht sich um die Einflüsse akustischer Musik, auf Elektronik wird verzichtet.
Die Musiker sind allesamt jazzgeschult, praktizieren aber keinen Jazz im herkömmlichen Sinne. Es finden sich Elemente der Minimal Music und des Krautrocks genauso wie feinste Bläsersätze und Anklänge an den Soundmix in New Orleans.
14er, Band von Notwist Micha Acher mit K.I. Refseth und Andi Haberl von eben denen + u.a. Stefan Schreiber (Tied & Tickled Trio) und Oliver Roth, auch schon für Notwist tätig. Aber ganz anders. Und toll! Schon der 10-minütige Opener: Äußerst fein gesponnener unglaublich lyrischer, sodann erhabener fast feierlicher spirituell aufgeladener Jazz, später wunderbar federnd-fließend, rhythmisch forciert mit afrikanischem Einfluß, kurz frei auslappend, feinziseliert und luftig-filigran… - so geht das weiter, herrlich… Manchmal sehr leise, zart, getupft nur, andere Stücke begeistern mit intelligentem lockerem doch packendem (Ethno-beeinflußtem resp. polyrhythmischem) Groove in z.T. etwas kräftigerem Umfeld, kurz gar New Orleans-Brass-Anleihen, gelegentlich ein bezaubernder melancholischer Ton... Das alles ereignisreich, exquisit und einfühlsam, klangfarbenreich arrangiert, die Bläser (Posaune, Trompete, Bassklarinette, Sax) sowohl in getragenen strahlenden Flächen (gerne!) als auch feinnervig vernetzt, in harmonischem Zusammenspiel oder freien Soli, dazu betörende Sounds von Vibrafon, Harmonium, Flöte. Obendrein becirct diese Musik ständig mit bestechend schönen Melodien! Ab und zu dachte ich an eine Fusion von früher Carla Bley, Pharoah Sanders und Charlie Haden. Es gibt so viel langweiliges Zeug in der oft hochgelobten deutschen Jazz-Szene, aber das hier… Großartig!
(dvd, Glitterhouse)
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Amon Düül II: "Düülirium" (Cleopatra/Purple Pyramid, 2009/Juni 2014) |
Das Cover ist potthässlich und die Platte eigentlich schon 5
Jahre alt (damals nur als Download erschienen!) - aber ich hab mir
das Album trotzdem gekauft. Und tatsächlich ist es das erste
Düül-Album, das ich mir bei Neuerscheinung (OK fast bei
Neuerscheinung, denn wir haben bereits September 2014) angeschafft
habe. Was soll ich sagen? Es ist ein schönes Album, das eher
wieder an die alten Glanztaten als an die Verirrungen der Mitt- bis
Spät70er-Platten anknüpft.
(28.09.2014)
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Die Band, die Krautrock definiert hat, Amon Düül II, meldet sich mit dem ersten CD/Vinyl Release in beinahe 20 Jahren zurück. Das neue Album ist progressiv und abgespaced wie nie!
Dieses besondere Projekt featured die Gründungsmitglieder John Weinzierl (Gitarre), Chris Karrer (Gitarre, Violine) und Renate Knaup (Gesang) sowie die langjährigen Mitglieder Lothar Meid (Bass) und Daniel Fischelscher (Schlagzeug)!
Amon Düül II haben weltweit eine Reputation als die vielleicht einflussreichste Experimental Band und sich im Laufe ihrer Karriere eine breite und treue Fangemeinde erworben.
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James: "La Petite Mort" (Cooking Vinyl, Juni 2014) |
James, beste Band aus Manchester neben I Am Kloot (wer
faselt da was von Oasis?), so wie wir (die wenigen Eingeweihten) sie
lieben: irgendwie überkandidelt und leicht größenwahnsinnig,
aber immer grandios. Beste Popmusik bzw. Rockmusik seit nunmehr schon
fast 30 Jahren!
(19.07.2014)
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Die Rückkehr der legendären Brit-Pop-Band.
James? Die James? Ja! Die bereits 1981 in Manchester gegründete Gruppe gehört zu den respektabelsten Brit-Pop-Bands der vergangenen Jahrzehnte. Nach sechs Jahren melden sich die Mannen um Sänger Tim Booth mit „La Petite Mort“ zurück. Produziert von Max Dingel (Killers, Muse, White Lies) und wie immer von der Band geschrieben, zählt dieses Album zu den besten ihrer lang andauernden Karriere. Als Highlights können die erste Single „Moving On“, das hymnische „Curse Curse“ und „Frozen Britain“ genannt werden.
Thematisch fällt das Album eher düster aus, im Vorfeld seiner Entstehung waren sowohl Booths Mutter wie auch ein guter Freund von ihm gestorben. Dennoch hat das Album viele sehr mitreißende Momente.
...kraftvoll und mit genau der richtigen Portion Pathos drückt er den neuen Songs, die zwischen Independent Rock und Psychedelic Pop pendeln, seinen Stempel auf, macht das neue Werk zu einer starken Vorstellung.
(Good Times, August / September 2014)
Eine Platte über den Tod, eine bewegende Ode an das Leben.
(Audio, August 2014)
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O: "When Plants Turn Into Stones" (Golden Antenna, Juni 2014) |
Eine junge Band aus dem niederländisch/belgisch/deutschen Grenzgebiet
bei Maastricht/Aachen (!), aufgenommen in Duisburg (!), veröffentlicht
bei einem Label aus Braunschweig (!), das sich anscheinend nach einem
Lied der 7oer-Krautrocker von Wallenstein
aud Mönchengladbach (!) benannt hat, die mit ihrer (fast) instrumentalen
Musik irgendwo zwischen Bohren &
dem Club of Gore aus Mülheim an der Ruhr (!) und Godspeed
You! Black Emperor (Achtung: aus Kanada!!!) klingen. Na - neugierig
geworden? Ach ja - die Band hat zusätzlich zur "gewöhnlich"
Rockbesetzung auch noch einem hauptamtlichen Drehleierspieler. Und
- immer noch neugierig?
(24.08.2014)
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„When Plants Turn Into Stones“ ist das neue konzeptionelle Meisterwerk der Band O, welche im Dreiländereck Belgien / Niederlande / Deutschland beheimatet ist.
Inhalt des Albums ist der Kreislauf des Lebens – Das immerwährende Werden und Vergehen, das Streben nach Einklang mit Leben und Universum. Wie auch das Leben selbst, braucht das Album auch seine Zeit, um sich voll zu entfalten, die Vielzahl an verwendeten Instrumenten, Stimmungen und Soundlandschaften einzufangen und zu verarbeiten, dann aber eröffnet sich dem Hörer ein einzigartiges musikalisches Erlebnis, welches lange anhält und nachhaltig begeistert.
Der glasklare und organische Sound der Produktion stammt von Harris Newman, der schon für Bands wie Arcade Fire, Gybe! oder Silver Mt. Zion an den Reglern saß. Eine zeitlose Reise durch unbekannte Zonen, welche Erinnerungen an „Millions Now Living Will Never Die“ von Tortoise oder generell auch an Sigur Ros wachruft.
Dieses Album wird im modernen Postrock Referenz für viele kommende Alben sein. Auch Hörer abseits dieses Genres werden ihre Freude haben und begeistert sein.
Zunächst zum Bandname: der Kringel steht für Kreis oder Circle, die Truppe besteht aus Belgiern, Holländern und Deutschen. Ist also eher international, obwohl auch die Songtitel zwischen deutsch und englisch wechseln. Ist aber insofern egal, dass es sich hier um weitestgehend instrumentalen Postrock handelt. Und zwar in der ultraentspannten Hippie/Kraut-Variante. Die sechs langen Tracks oszillieren (das Wort passte nie besser) zwischen den leisesten Momenten der frühen Pink Floyd, der subtilen Esoterik der wunderbaren Kraut-Legenden Popol Vuh und der elegischen Schönheit von Islands Sigur Ros. Es passiert also nicht allzu viel und wenn, dann geschieht es langsam. Mit Super-SloMo-Beats, sehr verhallten Gitarren, aber auch impressionistisch hingetupften Hippie-Flöten und historisch-analogen Tasteninstrumenten – alles in einen langen, ruhigen und trägen Fluss versetzt. Das Ganze ist hervorragend produziert und funktioniert eher als Hörspiel denn als Rockmusik. Ein wirklich sehr sanfter Trip von beachtlicher Suggestionskraft.
(Joe Whirlypop, Glitterhouse)
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Courtney Barnett: "The Double EP: A Sea Of Split Peas" (Marathon/House Anxiety/Milk!, Juli 2014) |
Zwei EPs von 2012 und 2013 werden hier zum Debütalbum der jungen
Sängerin, Songschreiberin und Gitarristin aus Australien zusammengefasst.
Schon lange habe ich kein traditionell intrumentiertes Rockalbum (meistens
sind nur Bass, Schlagzeug und Courtneys Gitarre im Einsatz) mehr gehört,
das mich so begeistert hat.
Die Musik? Irgendwo zwischen Velvet Underground und den Go-Betweens
(wegen der hohen Qualität in den Texten und den geschmackvoll-schlichten
Gitarrenriffs), bzw. Sheryl Crow (hört Euch die gesangliche
ähnlichkeit bei ihrem Lied "Avant Gardener" zu "All
I Wanna Know" an!) und PJ Harvey (die hat zu Beginn ihrer
Karriere auch mal in einem Gitarre/Bass/Schlagzeug-Power-Trio überzeugt!).
(21.09.2014) |
Fabrizio Cammarata & Paolo Fuschi: "Skint And Golden" (800A, Juli 2014) |
Americana aus Sizilien? Da mir "normale" italienische
Rock- bzw. Popmusik (Gianna Nanini und Zuchero sind
für mich definitiv keine Rocker!) im Normalfall kaum zusagt,
war ich doch etwas überrascht, als ich mir diesen Glitterhaus-Tipp
angehört habe: ausgezeichnete, internationale Singer/Songwriter-Musik,
die genauso gut aus England, Deutschland, Skandinavien, Australien
oder den USA stammen könnte. Oder eben aus Sizilien. OK - aufgenommen
hat Sänger Fabrizio Cammarata immerhin in England in der
Wahlheimat von Partner & Gitarrist Paolo Fuschi - aber
der stammt natürlich ursprünglich auch aus Sizilien.
(19.10.2014)
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Vinyl-only Release des sizilianischen Songpoeten, der hierzulande durch seine Zusammenarbeit mit Calexico oder Spain zumindest Insidern ein (Qualitäts-) Begriff sein dürfte. Paolo Fuschi, kongenialer Partner auf diesem Album an den elektrischen wie akustischen Gitarren, kommt aus dem engeren Paul Weller Umfeld und ist seit Jahrenden in Manchester ansässig, wo auch „Skint And Golden“ unter Mithilfe von Justin Shearn (kb), Matt Owens (double-bass) und Adam Dawson (drums) über die Jahreswende 2013/2014 aufgenommen wurde. Wie schon auf dem 2012er Album „Room“ (auch sehr zu empfehlen) zeigt sich Cammarata als vielseitiger Songschreiber, dessen Vorlieben für Klassiker wie Van Morrison hier und da angenehm deutlich hervor scheinen. Überhaupt hat diese Platte eine ähnlich zeitlose Qualität, einen fast aus der Zeit gefallenen Qualitätsanspruch, ohne auf modischen Schnick Schnack zu setzen. Was nicht heißt, dass die Songs nicht bis ins Detail mit einer Vielzahl von Ideen, Instrumenten und Melodien äußerst liebevoll arrangiert sind. Vor allem anderen aber sind es tolle Songs, tolle Melodien, ob die von perlend/rollendem Piano getragene Ballade „I’ll Be There Again“, die wundervolle Midtempo Nummer „Shine“, das dezent funkige, ungemein groovende „Can’t You See Me“, das mit karibischen Flair angehauchte „War Will Sonn Be Over“; alle Songs verströmen eine tiefe innere Wärme und atmen eine große Souveränität im Umgang mit dem zur Verfügung stehenden Instrumentarium, wobei gerade Fabrizio Cammarata’s Stimme hervor zu heben ist. Ein wunderschönes, auf den ersten Blick unspektakuläres Album, das Freunden von qualitativ hochwertigem Songwriter-Pop/Rock zwischen Billy Joel, Paul Simon und Van Morrison gut gefallen sollte.
(Glitterhouse)
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Bonnie Dobson: "Take Me For A Walk In The Morning Dew" (Hornbeam, Juli 2014) |
Wenn
überhaupt, dann kennt man/frau die kanadische Folksängerin
Bonnie Dobson eigentlich nur wegen ihres wunderbaren Liedes "Morning
Dew", das von einer sehr illustern Künstlerschar gecovert
wurde, u.a. Fred Neil, den Grateful Dead, Tim Rose
(der sich damals die Ko-autorenschaft ergaunert hatte), Jeff Beck
und den Einstürzenden Neubauten. In den letzten Jahrzehnten
lebte sie als Universitätsdozentin in England und hat jetzt ihr
wunderbares Comebackalbum vorgelegt, auf dem sich Neuaufnahmen alter
eigener Lieder, neue eigene Lieder und Folksongs die Waage halten.
Das Ganze gefällt mir sehr gut, besser sogar als das vergleichbare
Comeback von Beverley Martyn!
(10.08.2014) |
Fink: "Hardbeliever" (Ninjatunes/R'COUP'D, Juli 2014) |
Etwas sperriger als zuvor, aber immer noch was Besonderes. Muss ich wohl öfter hören.
(19.07.2014)
Konzerthighlight: E-Werk, Erlangen, 24.02.2015.
Ich war heute zum ersten Mal in meinem Leben in Erlangen, das man/frau
ansonsten wohl nur über den obskuren NDW-Hit von Foyer Des
Arts kennt: wie mir meine Arbeitskollegen in Nürnberg erzählten,
besteht Erlangen im wesentlichen aus Siemens und Studenten - letztere
waren auch gut vertreten in der kleinen Halle und haben mit mir ein
ausgezeichnetes Konzert genießen könen. Übrigens
mit 30 Oiro auch mein teuerstes in letzter Zeit, aber Qualität
von Band, Sound und Licht haben das durchaus gerechtfertigt!
(01.03.2015)
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Drei Jahre nach „Perfect Darkness“ erscheint am 11. Juli 2014 endlich das langersehnte, neue Studioalbum von Fink!
„Hard Believer“ wurde in 17 Tagen im legendären Sound Factory Studio in Hollywood aufgenommen, erneut in Zusammenarbeit mit Produzent Billy Bush (Garbage, Beck, Foster the People). Urban, bluesy und lebendig ist das Album eine meisterhafte Sammlung von Songs eines Künstlers auf dem Gipfel seiner kreativen Energie.
„We wanted to go deeper this time, and be more ambitious with the music to move the sound forward without losing touch of where we’re from.“
(Fin Greenall)
Nachdem Fink von Ninja Tune unter Vertrag genommen wurde, sich vom gefragten Club DJ und Electronic-Produzenten zum Songschreiber für Acts wie Amy Winehouse, John Legend oder Professor Green mauserte, bestieg er selbst die Bühnen dieser Welt mit seinen Bandkollegen Guy Whittaker und Tim Thornton um seine eigenen Songs zu spielen und verbuchte für seine Live-Qualitäten, als auch seine ersten vier Studioalben, allseits das Lob der Kritiker und Fans. Sein neues Album „Hard Believer“ erscheint auf Greenalls frisch gegründetem Label R’COUP’D in Zusammenarbeit mit Ninja Tune.
Fink sind Fin Greenall (Vocals/Guitar) zusammen mit Tim Thornton (Drums/Guitar) und Guy Whittaker (Bass).
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Richard Thompson: "Acoustic Classics" (Beeswing, Juli 2014) |
Kurz und knapp, "nomen est omen": das Beste bzw. Bekannteste
von Richard Thompson, vorgetragen solo zur akustischen Gitarre.
Obwohl es aus seiner fast 40jährigen (!) Karriere so unendlich
viele Lieder von ihm gibt, sind tatsächlich anscheinend alle
meine Favoriten dabei: "I Want To See The Bright Light Tonight",
"Wall Of Death", "Down Where The Drunkards Roll",
"I Misunderstood", "Shoot Out The Lights", "When
The Spell Is Broken" und "Dimming Of The Day". Die
Neuinterpretationen sind natürlich absolut gelungen - so wie
immer bei Mr. Thompson. Einziger, wenn auch völlig unbedeutender
Kritikpunkt: Bei seiner Aussage "dass er schon immer diese Aufnahmen
machen wollte" und es "bisher keine zufriedenstellenden
Aufnahmen" gäbe wird meiner Meinung nach das vorzügliche
Livealbum "Small Town Romance -Live/Solo In New York" von
1984 vergessen, auf dem sich immerhin schon tolle Versionen von "I
Want To See The Bright Lights Tonight" und "Down Where The
Drunkards Roll" befinden und ausserdem ein paar Thompson-Klassiker,
die es jetzt nicht auf's neue Album geschafft haben, z.B. "The
Great Valerio" und "Never Again". Aber sei's drum!
(03.08.2014)
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14 Klassiker des britischen Folkbarden Richard Thompson jetzt in der akustischen Version!
Richard Thompsons neues Album „Acoustic Classics“ versammelt 14 zeitlose Klassiker aus seiner über 40 Jahre andauernden Karriere in neuem akustischen Gewand. Ein Album also, das es in Thompsons reichhaltiger Diskografie so noch nicht gegeben hat.
Erstmals hat er mit der akustischen Gitarre Versionen von grandiosen Klassikern wie „I Want To See The Bright Lights Tonight“, „Dimming Of The Day“, „1952 Vincent Black Lightning“ oder „Beeswing“ eingespielt.
„Ich wollte schon immer diese Aufnahmen machen, die unsere akkustische Shows widerspiegeln,“ erklärt Thompson, und da es keine zufriedenstellenden Aufnahmen gab, buchte er kurzerhand Studiozeit und präsentiert nun das überzeugende Ergebnis auf „Acoustic Classics“.
If Richard Thompson had only written and released, "1952 Vincent Black Lightning", for me that would have been enough, but the reality is that that song is the peak of a very impressive mountain of work and one that features on the fourteen song, greatest hits package, "Acoustic Classics". I say greatest hits package, but the reality is these are songs that he has chosen to re-record, with the big mystery being how he chose to whittle the list down to just fourteen.
Okay, where I have "1952 Vincent Black Lightning", others have got, "Beeswing", others still, "Valerie" and yet more have, "From Galway To Gracelands" or "Shoot Out The Lights" and that's the thing, over his illustrious career he has become many different things to many different people and I guess your view on this compilation is tainted by whether or not your particular favorite made it to the album and if it did, do you like the way he's reinterpreted it.
The reality is that it will only change your thoughts on the album very slightly because regardless of track listing, this is an album that really captures the many different facets of the man as both writer and performer, a man capable of carrying off so many different styles without losing a sense of identity.
Naturally you will still find yourself trying to imagine how many musicians are really playing on some of the tracks as his guitar playing transcends the mere mortal so many times as does his story telling, how does he get so many life stories into so short a space?
It's a question that I'm not even going to attempt to start answering, mainly because I simply don't know, I'm just content to know he does and that he's cemented both music and reputation into England's music psyche and has once again delivered an album that he can be assuredly proud off, because to my ears, it sounds great.
(Neil King, www.fatea-records.co.uk)
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Niels Frevert: "Paradies Der gefälschten Dinge" (Grönland, Aug. 2014) |
Niels Frevert ist jetzt bei Herbert Grönemeyer unter Vertrag
- und spricht in Interviews von "gehobenem Mainstream".
Ich schätze mal, dass das Frevert'scher Humor ist, denn soviel,
wie behauptet, hat sich garnicht geändert: manchmal rockt
es ein wenig mehr (wie damals bei der Nationalgalerie), für
Bläser und Streicher war wohl etwas mehr Geld da als bisher (und
zwar für genau drei Bläser und zwei
Streicher, also kein richtiges Orchester!), für deren Arrangements
bei lediglich einem Lied Werner Becker, Ex-Keyboarder
von Randy Pie und manchem Schlagerfreund vielleicht noch als
Anthony Ventura ein Begriff, verantwortlich ist, was er aber
auch schon beim 2008er-Album "Du
Kannst Mich An Der Ecke Rauslassen" war.
(23.08.2014)
Konzerthighlight: Gleis 22, Münster,
06.12.2014
Das war gestern bereits mein drittes Konzert von Frevert - und sogar
das beste, was bei einem neuen Album, das mich nicht ganz so unvermittelt
begeistert wie seine Vorgänger, nicht unbedingt zu erwarten
war. Mittags saß ich noch mit meiner Rusty-Nails-Gang
in Dinslaken in Studio, als mich Bassist Uli Adler auf das zu erwartende
Verkehrschaos in Münster wegen des dortigen legendären
Weihnachtsmarktes aufmerksam machte. Fluchs ersann ich einen in
der Theorie grandiosen Ersatzplan: Mit dem Auto sollte es etwas
eher als geplant bis in den Münsteraner Vorort Appelhülsen
und von dort mit dem Zug weiter nach Münster gehen.
Leider blieb mir nach dem Studio keine Zeit, um mir vorher was zu
Essen zu machen oder zu kaufen, aber meine Schwester und ich trafen
rechtzeitig, wenn auch etwas hungrig, um etwa 20:20 in Appelülsen
ein und warteten dort in aller Ruhe auf den Zug, der um 20:34 kommen
sollte. Am Bahnhof in Münster wollte ich mir dann ebenfalls
in aller Ruhe etwas zu Essen kaufen.
Gegen 20:30 fiel mir dann plötzlich ein, dass ich meine Konzertkarte
im Auto gelassen hatte und lief zurück zum Parkplatz. Natürlich
kam die Deutsche Bundesbahn ausnahmsweise mal pünktlich und
ich schaffte es nicht mehr rechtzeitig zurück: wir verpassten
den Zug. Was jetzt? Das Konzert sollte um 21:00 beginnen und der
nächste Zug würde erst in einer halben Stunde, um 21:10,
kommen. Inklusve Fahrtzeit und Fußmarsch vom Bahnhof würden
wir erst gegen 21:30 oder vielleicht sogar noch später im Club
eintreffen. Mein Sinn für kosmische Zusammenhänge, auch
Bauchgefühl genannt, sagte mir aber: "Immer mit der Ruhe!
Wir schaffen das schon noch rechtzeitig!". Mein anderes Bauchgefühl
sagte dagegen: "Ich habe HUNGER!!!". Also wurde Folgendes
beschlossen: Schwesterchen wartet tapfer weiter am kalten Bahnsteig
am Ortsrand von Nottuln-Appelhülsen, während ich zurück
in den Ort fahre, um mir dort eine Pizza zu kaufen (auf dem Hinweg
war mir bereits ein vielversprechender Laden mit dem Namen "Heisse
Pizza" aufgefallen!). Ich will nicht weiter auf die Details
eingehen, aber ich konnte den Pizzabäcker letztendlich überzeugen,
mir in ca. 10 Minuten eine kleine Pizza zu backen, obwohl er mir
unbedingt eine große verkaufen wollte, mit der ich es dann
rechtzeitig zurück zum Bahnhof schaffte, wo wir uns die Pizza
geschwisterlich teilten (drei Stücke für mich und eins
für meine Schwester, da ich ja bekanntlich viel mehr HUNGER
hatte!). Als die komplete kleine Pizza am Bahnsteig vertilgt war
traf auch der nächste Zug ein und brachte uns flott nach Münster.
Sogar nur 5 Minuten dauerte von dort der Fußweg zum Gleis
22 (das hätte bei dem Namen des Clubs eigentlich klar sein
müssen!), wo wir sogar noch deutlich vor Konzertbeginn eintrafen.
Schließlich war es ja Samstag und Samstags fangen gute Konzerte
normalerweise ja auch nicht pünktlich an. Also war letzendlich
doch noch alles gut geworden.
Ach ja - das Konzert war toll. Große Bandbesetzung, fast zwei
Stunden Laufzeit (bei mehreren Zugaben!), der Höhepunkt eines
insgesamt gelungenen, ereignisreichen Abends. Der Weg zurück
an den Niederrhein war danach dagegen eher ereignisarm und pannenfrei
- aber man kann ja nicht alles haben!
(07.12.2014)
Die Jahrescharts: Platz17im Rolling Stone!
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Lakonisch schön: Niels Frevert im »Paradies der gefälschten Dinge«
Das neue Album »Paradies der gefälschten Dinge« ist das fünfte Soloalbum von Niels Frevert in 17 Jahren. Diese stets erwähnte niedrige Frequenz seiner Platten ist traurig für diejenigen, die gerne mehr Frevert hören würden – und gleichzeitig macht sie jeden einzelnen Ton und jedes einzelne Wort des Sängers so wertvoll. Zwar sind wir alle Individuen auf dieser Welt, aber in der Welt des Deutsch-Pop ist Niels Frevert schon ein ganz besonderer, einer wie keiner.
Niels Frevert hat mit »Paradies der gefälschten Dinge« das Plattenlabel und die Konzertagentur gewechselt. Das könnte uns als Hörer erst einmal egal sein, wenn man den Labelwechsel nicht tatsächlich hören würde. Niels Frevert hat dem Rolling Stone gegenüber im Interview geäußert, er wolle den anderen den gehobenen Mainstream nicht kampflos überlassen. Und doch tritt er diesen trotzigen Kampf im Frevert-Stil an. Man kann deshalb nur hoffen, dass der Mainstream die cleveren Texte zu goutieren weiß.
Die Texte von »Paradies der gefälschten Dinge« sind lakonisch-melancholisch wie gewohnt. Bisweilen grenzen die in den Songs erzählten Geschichten ans Zynische. Aber das alles geschieht mit Stil. Nichts ist gewollt böse oder ironisch getextet. Bei Niels Frevert sitzt nur einfach jedes Wort, und zwar so gut, dass diese Worte eben auch wehtun können. Hinzu gesellt sich beste Musik. Die ist von Klang und Instrumentierung tatsächlich mehr im Mainstream angekommen. Gemischt wurde von Olsen Involtini, der auch für und mit Seeed und Peter Fox gearbeitet hat. Das klingt opulenter und dynamischer, wenn in Songs wie »Das mit dem Glücklichsein ist relativ« satte Bläser mitspielen oder sich in »Schwör« ein zarter Streicher-Klangteppich ausbreitet. Gerade angesichts der Texte und in Anbetracht der Tatsache, dass die Alben von Niels Frevert so lange brauchen, weil er nichts dem Zufall überlässt, könnte man diese ›reiche‹, klassische Pop-Hymnen-Instrumentierung allerdings als deutliches Ironiesignal werten.
Von daher: Das »Paradies der gefälschten Dinge« von Niels Frevert klingt ein wenig anders als seine bisherigen Alben. Wer genau hinhört, erkennt aber reinen Frevert, der musikalisch anspruchsvoll und mit einzigartigem Wortwitz auf hohem Niveau Deutsch-Pop macht.
... die Arrangements sind wirklich große Klasse.
(musikexpress, September 2014)
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The Great Bertholinis: "Brothers & Devils" (Stargazer, Aug. 2014) |
Mal wieder eine sehr gute Band aus Nürnberg, die bislang komplett
an mir vorbeigegangen ist. "Brothers & Devils" ist
angeblich bereits Album #4. Aufgenommen von Frank Mollena,
(un)bekannt von Missouri und
The Green Apple Sea.
(02.06.2015)
Konzerthighlight: 19. Orange Blossom Special,
Beverungen, 23.05.2015
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Das vierte Album des Indie-Ensembles fesselt mit dem gewohnt charismatischen Mix aus Indie-Rock, Polka und hungarophiler Selbstinszenierung.
Nach eigenen Angaben entstammen die acht den Zunamen Bertholini tragenden Musiker einer ungarischen Zirkusdynastie, aber auch die internationale Musikmanege weiß die illustre Familienbande mit ihrem charakteristischen Spektakel aus Indie-Rock, Gipsy und zeitweilig zur Melancholie neigender Blasmusik-Polka bravourös zu bespielen.
Seit ihrem Debüt »Objects Travel In More Than One Direction« (2006) werden die Darbietungen der »hungarophilen Philharmonie mit dem Antipopstarnamen« von einem medialen Beifall begleitet, der zu ihrem den Geheimtipp-Status auflösenden Letztwerk »Gradual Unfolding of a Conscious Mind« (2010) noch einmal lauter wurde und honorige Vergleiche mit Kaizers Orchestra, Beirut oder Calexico aufbrachte. Auch bei seinen zahlreichen außergewöhnlichen Live-Performances schart der spielwütige Clan eine stetig wachsende Anhängerschaft um sich. Ob auf dem Fusion Festival (2008), als Headliner der Wiener Ungarn Tage, als Opener der Salzburger Festspiele oder Hauptakt beim größten deutschen Worldmusikfestival TFF in Rudolstadt. Die Bertholinis sind live wie auf Platte eine beachtenswerte Erscheinung.
»Brothers & Devils« knüpft nahtlos an diese Erfolgsgeschichte an: Mit Pauken und Trompeten, mit Banjo und Balalaika, vereint die Vagabunden-Bande osteuropäisches Klanggut und anglophile Gitarrenmusik so, als wäre der 47. Breitengrad schon immer eines der Epizentren postmoderner Populär-Kultur gewesen.
Das erinnert in seinen besten Momenten schon mal an das großartige Arcade-Fire-Album ›Funeral‹.
(OX)
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Honig: "It's Not A Hummingbird, It's Your Father's Ghost" (Haldern Pop, Aug. 2014) |
Stefan Honig aus Düsseldorf mit seinem zweiten Album.
(23.08.2014)
Eigentlich ein schönes Album, aber mir will auch nach dem
zweiten und dritten Hördurchgang noch kein schlauer Kommentar
einfallen.
(19.10.2019)
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Gute Musik von einer gewachsenen Band: Honig mit ihrem neuen Album »It’s Not A Hummingbird, It’s Your Father’s Ghost«
Zwei Jahre sind seit dem Vorgängeralbum von Honig vergangen. Die spannenden Fragen sind: Was ist neu, was hat sich verändert, was ist aus Honig geworden? »It’s Not A Hummingbird, It’s Your Father’s Ghost« liefert die erfreuliche Antwort.
Gestartet als Singer-Songwriter hat Stefan Honig mit den befreundeten Musikern, aus denen sich die Band Honig zusammensetzt, in den letzten beiden Jahren über 300 Konzerte gespielt. Auch die Tourdaten mit dem neuen Programm »It’s Not A Hummingbird, It’s Your Father’s Ghost« sind ambitioniert und fleißig. Im Sommer 2013 haben sie mit der Arbeit an diesem Longplayer begonnen – und die Songs sind völlig anders entstanden als bisher.
Spielfreudig wie sind, haben Honig durch die vielen Konzerte der letzten beiden Jahre nicht nur zusammengefunden, sondern sind eine eingeschworene, äußerst musikalische Einheit geworden. Der abwechslungsreiche Sound der Band ist geprägt durch die Instrumente (bis auf den Drummer spielen alle auf Zupfinstrumenten – ›klassische‹ Keyboards fehlen) und den mehrstimmigen Gesang, den die Band einfach perfekt draufhat. Zeichnete Stefan Honig für die Songs auf Vorgängeralbum »Empty Orchestra« noch allein verantwortlich, so sind die Songs auf »It’s Not A Hummingbird, It’s Your Father’s Ghost« im Team entstanden und gewachsen.
Das Ergebnis lässt sich hören. Ein ruhiges, intimes und feinfühliges Werk ist »It’s Not A Hummingbird, It’s Your Father’s Ghost« von Honig. Stefan Honig hat für sich die Gitalele (eine Minigitarre in Ukulelengröße) entdeckt, die den Klang einiger Songs wie »Leave Me Now«, »Lemon Low« und »Golden Circle« prägt. Vielschichtig und rhythmisch komplex sticht »Overboard«, die erste Single-Auskoppelung, heraus. Auch stimmlich gibt es Abwechslung: Im hymnischen »Swimming Lessons« klingt die Stimme von Stefan Honig rockig-rau.
Über »It’s Not A Hummingbird, It’s Your Father’s Ghost« sagen Honig selbst, sie würden weder Bombast noch Feinmechanik fürchten. Das feinmechanische musikalische Können hört man dem Album in jeder Note an. Der Bombast bleibt bei vergleichsweise leisen Tönen. Stilistisch könnte man das Album als Indie bezeichnen, auch wenn Honig selbst von Folk-Pop spricht. Wie immer ein gutes Zeichen für viel Kreativität, wenn man einer Band keinen eindeutigen Stempel aufdrücken kann.
Das Album ist bereits herumgekommen, bevor es erscheint: Aufgenommen hat Honig »It’s Not A Hummingbird, It’s Your Father’s Ghost« im Zeitstrahlstudio am Niederrhein, gemischt wurde es von Addi 800 in den Room 313 Studios in Reijkjavik und gemastert von Mandy Parnell in den Black Saloon Studios in London. Da Honig ab Erscheinungsdatum selbst wieder sehr fleißig auf Tour sind, gibt es jede Menge Gelegenheiten, die Band live zu erleben. Durch das Album wächst schon jetzt die Vorfreude.
Das sagt Stefan Honig über »It’s Not A Hummingbird, It’s Your Father’s Ghost«:
»In den letzten zwei Jahren sind wir sehr viel getourt, auf diesen Reisen sind die meisten Ideen zu den neuen Songs entstanden. Die vielen Eindrücke haben bei mir eine ganze Reihe von Erinnerungen geweckt. Ich bin immer sehr viel mit meinen Eltern gereist und sowohl der Albumtitel, als auch das Artwork nehmen einen direkten Bezug auf eine Reise in die USA, die ich 1990 mit meinen Eltern unternommen habe. Unterwegs zu sein, ist immer eine Inspiration für mich und in den Songs und Texten steckt viel davon.«
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Kelley Mickwee: "You Used To Live Here" (Blue Rose, Aug. 2014) |
Seit längerem mal wieder ein country- bzw. Memphis-lastiges Album,
das mir gut gefällt! Bzw. ein Blue Rose-Album,
das mir wirklich gut gefällt. Empfehlenswert für
Freunde der Musik von Allison Moorer,
Tift Merritt und Shannon McNally.
(12.10.2014)
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Oh. Mein. Gott. Eineinhalb Tage und sieben Songs – mehr braucht es nicht, um ein ultimatives Americana-Album aufzunehmen. Von mir nahezu unbemerkt (sie mag es mir verzeihen, dafür bin ich ihr jetzt mit Haut und Haaren verfallen) feilte die Artistin aus Austin, TX, zunächst als zweite Hälfte des Folk-Duos Jed & Kelley, dann als prägender Part der Trishas, an ihrer Alternative Country-Kunst, um schließlich all ihre kreative Kraft zu diesem 2014er Solo-Debut zu bündeln. Umgeben von einer kleinen, erlesenen Musikerschar aus Memphis (Tim Regan, Eric Lewis, Paul Taylor, Mark Edgar Stuart) und bemerkenswerten Gästen (Kevin Welch, Brandy Zdan und Owen Temple) gelingt es ihr, in gerade einmal 32 Minuten und sieben Songs alles zu sagen und singen, was man über Americana wissen muss. 5 Mickwee-Originale und 2 wohlgewählte Coverversionen (Blameless/John Fullbright und Dark Side Of Town/Eliza Gilkyson) reichen diesem phantastischen Phoenix, um aus der Asche meiner Unwissenheit aufzusteigen und den Singer-Songwriter-Country-Soul-Himmel gleich auf der höchsten Stufe zu betreten, zwischen Tift Merritt und Kelly Willis hindurchzuschlüpfen und auch das Herz des verstocktesten Roots-Freundes im Sturm zu erobern. Dabei vereint sie verschiedenste Elemente inner- und außerhalb dieses geliebten Genres, verbindet Memphis-Soul und Swamp-Groove, Desert-Twang und Gospel-Segen, herzrührende Country-Ballade und wüstentrockenes Cowboy Junkies-Wehen zu einer magischen Melange, die immer wieder überrascht, stets berührt und bei jedem neuen Hören tiefer bewegt. Köstlichste Melodien, wundervolle Vokalharmonien, eine perfekt aufspielende Band und eine über allem segnend schwebende Steel – dies ist der wahre Stoff, aus dem Americana-Träume gewoben werden. Selten hat sich jemand derart stürmisch einen Platz in meinem Herzen (und in meinen Jahrescharts) erobert.
(cpa, Glitterhouse)
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The Psycho Sisters: "Up On The Chair, Beatrice" (RockBeat, Aug. 2014) |
Psycho
Sisters ist wohl der Name eines Horrorfilms der B- (oder sogar
C-?) Kategorie, nach dem sich Susan Cowsill (damals Ex-Cowsills)
und Vicki Peterson (damals Ex-Bangles) in den frühen
90ern benannt hatten, um für andere Künstler (z.B. Steve
Wynn oder Giant Sand) als Chorsängerinnen zu arbeiten.
Danach spielten beide zusammen bei den wunderbaren Continental
Drifters, heirateten beide Schlagzeuger (Susan ihren Drifter-Kollegen
Russ Broussard, Vicki Susans Bruder John Cowsill, womit
beide jetzt auch noch Schwägerinnen sind!), haben anschliessend
ihre jeweils ersten Bands wiederbelebt und sich für ihr spätes
Plattendebüt als Psycho-Schwestern ziemlich viel Zeit gelassen.
Wie klingt's? Irgendwo zwischen Continental Drifters (nicht
überraschend!) und späten (d.h. weniger kommerziellen) Bangles.
Es gibt sogar die Neuauflage eineer Cowsills-Nummer. Sehr schön
ist das geworden!
(10.08.2014) |
Peter Rowan: "Dharma Blues" (Omnivore, Aug. 2014) |
Wenn man jemanden als lebende Legende bezeichnen kann,
dann den mittlerweile über 70järigen Peter Rowan, der auch
im hohen Alter noch regelmäßig gute Alben herausbringt.
Und der "Dharma Blues" ist jetzt nicht nur einfach gut,
sondern richtig gut. Blues Grass, Folk und Country,
das "Kerngeschäft" von Mr. Rowan, werden mit östlichen
Elementen (wofür die Namen Jody Stecher mit Tamboura und
Sarod und der nepalesische Flötist Manose Singh stehen)
und sogar einer Prise Westcoast-Rock (wofür z.B. Ex-Jefferson
Airplane-Bassist Jack Casady steht). Auch Gillian Welch
(selber auf dem Weg zum Legendenstatus) schaute im Studio vorbei.
Mein erster Höreindruck: eine der besten Platten von Peter Rowan!
Und davon gibt es ja bekanntlich eine ganze Menge!
(31.08.2014)
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Peter Rowan ist eine lebende Legende des Americana und US-Pop. Er arbeitete zusammen mit Größen wie Bill Monroe’s Bluegrass Boys, Opener für die Doors, spielte mit Jerry Garcia und Art Of Noise, Sir George Marin produzierte ihn.
Und nun gibt es einen weiteren Meilenstein: 12 neue Stücke, aufgenommen in Sausolito und New Orleans, produziert von John Chelew (John Hiatt, Donovan, Blind Boys of Alabama) und Gastauftritten von Jack Cassady (Jefferson Airplane) und Gillian Welch.
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Walter Salas-Humara: "Curve And Shake" (Blue Rose, Aug. 2014) |
Bei der Veröffentlichung im vergangenen August ging das aktuelle
Soloalbum von WSH noch spurlos an mir vorbei, aber zur Vorbereitung
auf die beiden Konzerte habe ich da nachgelegt und bin jetzt recht
angetan!
Leider gibt es, wie so oft bei Blue Rose, keine Vinylausgabe!
(08.02.2015)
Konzerthighlight I: Karo, Wesel, 06.02.2015:
ein echtes Highlight im nicht gerade highlightarmen Programm des
Weseler Jugendzentrums Karo war der Auftritt des Silo-Chefs,
begleitet von Max Huber am Schlagzeug und Phillip Knapp
an Keyboards und Bass. Auch Tom Liwa, der den Abend mit einem
Soloauftritt eröffnete, war überzeugend.
(08.02.2015)
Konzerthighlight II: K4, Nürnberg,
11.02.2015: Da hatte ich doch glatt meine Konzertkarte zuhause vergessen,
aber Dank Vorratsdatenspeicherung fand die nette Lady am Einlass
meinen Namen auf der Liste der im Vorverkauf abgesetzen Karten und
ich kam hinein, ohne nachzuzahlen - das war echt nett! Das Vorprogramm
bestritt Stefan Prange von The
Green Apple Sea im Duo mit einem mir nicht bekannten Gitarrenspieler
namens Flo. Das war zwar auch sehr schön, aber ich hätte
natürlich gerne die ganze Band gesehen und gehört. Im
leider recht spärlichen Publikum (ca. 20-30 Leute
im halb abgehängten großen Saal) konnte ich zwar einen
der Musiker von Missouri identifizieren,
vermutlich Frank Mollena, der schon auf dem letzten Album
von The Green Apple Sea mitgespielt
und es auch produziert hat, aber leider nicht auf der Bühne.
WSH trat anschliessend mit seinen mir bereits aus Wesel bekannten
deutschen Begleitern auf, war auch genauso gut wie dort, konnte
aber gegenüber dem Wesel-Gig für mich keine neuen Akzente
setzen - und es war im unbestuhlten großen Saal des K4
leider nicht ganz so gemütlich wie im Karo. Also war's
insgesamt zwar ein ganz netter Abend, wobei ich mir im Nachhinein
aber doch die Frage stellen muss, ob es sich wirklich gelohnt hat,
mir zweimal hintereinander in wenigen Tagen die gleiche Band anzuschauen.
(13.02.2015)
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Der Name klingt so unverwechselbar wie der Mann dahinter! Vor mittlerweile fast 30 Jahren trat dieser vielseitig talentierte, stilistisch wandlungsfähige Künstler erstmalig in Erscheinung: Als charismatischer Leadsänger und Songschreiber der Alt. Country Rock-Pioniere The Silos, die einen enormen Einfluss auf die No Depression-gefärbte Americana-Szene gehabt haben.
In all den Jahren hat Salas-Humara nicht nur seine Silos ständig wiederbelebt und mit ihnen etliche Platten veröffentlicht, sondern an so vielen anderen Projekten mitgewirkt, dass man es eigentlich gar nicht glauben mag, dass sein brandneues Solowerk erst sein drittes Album unter eigenem Namen sein soll - dabei sogar das erste seit über 18 Jahren!
‚Counting On You‘ startet als einschmeichelnder, folkig schlurfender Opener mit flirrenden Gitarren, geht dann fließend über in den lässig vertrackten Psych Rock von ‚The Craziest Feeling‘. ‚What We Can Bring‘ kommt als opulent mit vier Gitarren plus Keyboards und Rhythm Section arrangierter Balladenrock der Extraklasse, mit herrlichen Twin Lead Guitars in feinster Southern Rock-Manier. ‚Hoping For A Comeback‘ und ‚Uncomplicated‘ kennen eingefleischte Fans bereits von dem I‘m Not Jim-Nebenprojekt ‚You Are All My People‘ von 2008 - beide Tracks wurden allerdings hier, ähnlich wie ‚Two Inches Two Hours‘, eine weitere, bislang unveröffentlichte Co-Arbeit mit Jonathan Lethem, völlig umgemodelt und näher in den Silos-Modus transferiert.
‚I Love That Girl‘ ist eine wahre, mit kratziger Stimme berührend gesungene Solonummer, Salas-Humara wird hier sehr einfühlsam nur von Ryan Williams an den Tasten begleitet.
Der Titelsong ‚Curve And Shake‘, karg mit akustischer Gitarre, Percussion und E-Piano instrumentiert, aber mit zwingender Hookline ausgestattet, sowie das folk-poppige ‚Satellite‘ erscheinen dagegen wie längst vergessene Silos-Juwelen. ‚Way Too Heavy To Float‘ ist eine komplexe, vertrackte Ballade mit viel Input von Groove Session-Kopf Sarven Maguiat und ausgefeiltem Backingchor.
Dieses Album überzeugt als Gesamtwerk mit seiner großen Qualität und all den feinen Kleinigkeiten, die es hier zu entdecken gilt. Ja, dieser Salas-Humara hat seinen ungebrochenen Status als wichtiger Musiker im Independent-Bereich und als Darling der Alt. Americana / No Depression-Szene mal wieder kräftig untermauert.
Dass auch an Salas-Humara die Jahre nicht ohne Spuren vorübergehen, zeigt die gelassene, größtenteils sehr ruhige Herangehensweise an die Songs, hier muss niemand mehr etwas beweisen ...
(Good Times, Oktober / November 2014)
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Mirel Wagner: "When The Cellar Children See The Light Of Day" (Sub Pop, Aug. 2014) |
Auch das zweite Album der finnischen Sängerin und Songschreiberin
mit äthiopischen Wurzeln kann man durchaus als "karg"
bezeichnen: zwar gibt es jetzt zu Stimme und Gitarre sogar vereinzelte
Overdubs (eine zweite Gesangsstimme vo Mirel oder ein paar Cello-
und Pianotöne). Insgesamt klingt das Album eine Nuance "fetziger"
als das erste, denn Mirel Wagner hat quasi das Plektrum
für sich entdeckt und streichelt ihre Gitarre nicht mehr nur
vorsichtig mit den bloßen Fingern. Jetzt bin mal gespannt, wie
das dritte Album klingen wird ...
(23.08.2014)
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„Manchmal schleicht sich ihre Stimme davon wie eine Katze.“
(Spex, Oktober 2011)
Und manchmal nimmt die Stimme die Künstlerin gleich mit…
Knapp drei Jahre sind vergangen, seit die Spex über das Debüt der finnischäthiopischen Künstlerin MIREL WAGNER geschrieben hat, nun meldet sich die Künstlerin mit ihrem neuen Album „When The Cellar Children See The Light Of Day” zurück.
Ihr selbstbetiteltes Debüt schlägt immer noch Wellen bis zum heutigen Tag. Die neun Songs destillierten die Essenz von Düsternis und spiegelten das Skelett des Blues wider. Es war ein fehlerloses Album, eines, dass man unschwer noch besser machen konnte.
Ihr neues Album „When The Cellar Children See The Light Of Day” ist, laut MIREL WAGNER „im Grunde identisch”. Aber, und wer hätte das gedacht: Es ist trotzdem ein bisschen besser geworden. Es ist faktisch eine besser aufgenommene, besser geschriebene, besser gesungene, tiefere Version des Debüts.
„People keep asking me to somehow define this record in context with the first. I started using a plectrum, but maybe that’s not really it, either. It’s just ‘more,’ in some way. ‘One louder,’ if you will.” (MIREL WAGNER)
„When The Cellar Children See The Light Of Day” wurde aufgenommen in den Shark Reef Studios in Hailuoto von Vladislav Delay (LUOMO, UUSITALO). Geschrieben wurden die Songs in der Einsamkeit des finnischen Nordens.
In einer Blockhütte auf der Halbinsel Hailuoto verbrachte MIREL einen Monat allein in einer Blockhütte nahe dem Familiensitz von MIRELs Manager Aki Roukala.
Die krasse Isolation (keine Heizung, keine Elektrizität, eine Maus, mir der sich MIREL das Essen teilte, als einzige Mitbewohnerin) waren Geburtshelfer der neuen Songs, die deutlich näher an den SWANS, denn an der folkigen Jovialität eines BOB DYLAN sind.
“When The Cellar Children See The Light Of Day” ist nur eine Vision von MIREL WAGNER. Manchmal träumerisch bis verspielt, manchmal kalt und emotionslos - WAGNER lässt sich nur schwer festlegen.
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Loudon Wainwright III: "Haven't Got The Blues (Yet)" (Proper, Aug. 2014) |
Erstaunlich, wie Loudon der Dritte alle paar Jahre diese charmanten
Alben auf höchstem Niveau heraushaut! Dieses mal produziert von
Saitenzauberer David Mansfield.
(10.08.2014)
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"Haven't Got The Blues (Yet)", oder abgekürzt "HGTB(Y)", ist das 26. Album in der illustren Karriere von Loudon Wainwright III. Das neue Album ist der Nachfolger des erfolgreichen Albums "Older Than My Old Man Now" aus dem Jahr 2012, oder wie Wainwright es selbst nennt 'sein Todes- und Zerfall-Opuswerk'.
Auf "HGTB(Y)" bietet er seinen Fans 14 Songs an, die sich mit Depressionen, Trinken, Senioren-Dasein, Waffenkontrolle, Liebesherzschmerz, Tierhaltung und mit obskuren Autopark-Praktiken in NYC beschäftigen. Produziert hat das Album ein langjähriger Freund von Loudon: David Mansfield.
Und als Top-Player findet man auf dem Album Tony Trischka (Banjo), Steve Elson (Sax), Sammy Merendion (Drums), Tim Luntzel (Bass) sowie Chaim Tannenbauch (Backing Vocals).
Ein sehr persönlicher Liederreigen mit Gästen wie Aoife O'Donovan und Tony Trischka.
(Stereo, September 2014)
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James Yorkston: "The Cellardyke Recording And Wassailing Society" (Domino, Aug. 2014) |
Aktuell mein liebster Sing/Songwriter aus der kleinen, aber feinen
Abteilung "Schottland". Ist das noch Folk? Oder Singer/Songwriter-Mucke?
Oder einfach nur gute Songs im akustischen Gewand? Und wie immer bei
Domino lohnt sich die Anschaffung der Vinyl-Ausgabe.
(19.10.2014)
Konzerthighlight: Café Steinbruch,
Duisburg, 09.01.2015: ein ausverkauftes Haus nur für einen
einsamen Mann mit seiner Gitarre. Noch deutlicher kann man wohl
kaum betonen, dass James Yorkston in der ersten Liga der "Singer/Songwriter"
spielt.
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Für sein bereits achtes Studioalbum, welches Mitte August via Domino erscheint, hat sich James Yorkston eine illustre Schar an Mitspielern ins Studio eingeladen.
Während KT Tunstall ihr wertvollstes, nämlich ihre Stimme, beisteuert, fiel Alexis Taylor von Hot Chip die Rolle des Produzenten zu. Neben den genannten waren noch The Pictish Trail, Fimber Bravo sowie James langjährige Mitstreiter Jon Thorne und Emma Smith mit von der Partie.
Herausgekommen ist ein wunderbar warmes Songwriter Album, das ein paar echte Perlen bereit hält!
So verwandelt Yorkston schlichte Akustikgitarren-Arrangements (...) zu verwunschen-verträumtem »Neofolk« (...).
(Audio, September 2014)
... zeitlos schöne Folk-Songs ... die das keltische Erbe lediglich zart zitieren und mit bestechenden Harmonien im offenen livehaftigen Klangbild verzaubern.
(stereoplay, September 2014)
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"A Tribute To Nils Koppruch + Fink" (Trocadero, Aug. 2014) |
"Das Groteske an diesem, aus traurigem Anlass
erschienenen, wunderbaren und abenteuerlichen Tribute-Album ist
ja, dass alle Beteiligten und alle Fans es lieber nicht haben würden.
Aber es ist, wie es ist ..."
(Franz Dobler, 15.06.2014, im Begleitheft zur CD)
Wahr gesprochen. Da mag ich eigentlich nicht mehr viel hinzufügen.
Außer, dass es "Den
Teufel Tun" und "Caruso",
die beiden Soloalben, die Nils Koppruch nach Ende seiner
alten Band Fink und vor der Zusammenarbeit
mit Gisbert zu Knyphausen
als Kid Kopphausen herausgebracht
hatte, jetzt endlich auf Vinyl gibt. Pflichtkauf - sage ich mal!
(23.08.2014)
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Tribute-Compilation zu Ehren des Hamburger Musikers.
Knapp zwei Jahre nach dem plötzlichen Tod Nils Koppruchs am 10. Oktober 2012 verneigen sich viele renommierte Künstler vor Leben und Werk des Hamburger Musikers.
Auf dem Doppelalbum "A Tribute To Nils Koppruch + Fink" finden sich 28 exklusiv eingespielte Interpretationen von Koppruch- bzw. Fink-Titeln u. a. von Halma feat. Martin Wenk, Johannes Oerding, Peta Devlin & Ecki Heins (Cow), Tim Neuhaus, Olli Schulz & Band, Kettcar, Fehlfarben, Gisbert zu Knyphausen, Niels Frevert, Moritz Krämer & Francesco Wilking (Die Höchste Eisenbahn), Click Click Decker und Wiglaf Droste.
Kein deutscher Songschreiber wurde so sträflich ignoriert wie Nils Koppruch.
(musikexpress, September 2014)
28-Song-reiche, mit bekannten und kennenlernenswerten Namen gespickte Verneigung vor dem Fink/Koppruch-Liedwerk, zahlreiche Weggefährten, Mitmusiker, Sänger und Songwriter, Solisten und Gruppen machen sich ausgewählte Tracks aus den Band- und Solo-Alben zu Eigen und erweisen dabei nicht nur Respekt und Ehre, sondern erschaffen einen Song-Zyklus, der von bleibend-eigensinniger Güte kündet und als eigenständiges Album nachwirkt. Nur ein kleiner Blick auf die bemerkenswerte Beiträgerschar: Click Click Decker, Fehlfarben, Halma, Kajak, Torpus & The Art Directors, Niels Frevert, Locas In Love, Bernadette La Hengst, Peta Devlin, Knarf Rellöm, Kettcar, Wiglaf Droste, Olli Schulz, Peter Lohmeyer und Gisbert zu Knyphausen.
(Glitterhouse)
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Allah-Las: "Worship The Sun" (Innovative Leisure, Sept. 2014) |
Ein Tipp von Bernd aus dem Far
Out-Plattenladen in Duisburg: Das Quartett aus L.A. legt mit
"Worship The Sun" bereits sein zweites Album vor und lässt
die späten 60er wieder aufleben, ohne dabei nostalgisch zu
sein. Am ehesten als Referenz fallen mir noch Love
ein, ebenfalls aus L.A. stammend. Oder die "Paisley Underground"
Bands aus den 80ern (Rain Parade,
Green On Red, etc.).
(05.07.2015)
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Martin Carr: "The Breaks" (Tapete, Sept. 2014) |
Der Ex-Gitarrist der Boo-Radleys ist jetzt ebenfalls beim kleinen,
aber feinen Hamburger Label Tapete angekommen.
(02.11.2014)
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Wunderschöne Popmomente: Soloalbum des ehemaligen Gitarristen der Boo Radleys.
Martin Carr werden Pop-Afficionados noch als Gitarrist der Boo Radleys, unter dem Pseudonym Bravecaptain oder von seinen Soloalben kennen. Aufgenommen wurde »The Breaks« im Januar 2014, aber die meisten Songs sind schon drei oder vier Jahre früher entstanden. Nachdem Carr im Jahr 2009 das Vorgängerwerk »Ye Gods And Little Fishes« produziert hatte, beschloss er, noch ein paar Demotracks aufzunehmen und sie »in alle Welt« zu schicken. Unter anderem nach Hamburg, wo das Label Tapete hellhörig wurde.
Auf »The Breaks« finden sich viele wunderschöne Popmomente: die meisterhafte Hommage an Isaac Hayes und sein Label Stax in dem Opener »Santa Fe Skyway«, die pulsierende Orgel in »St. Peter In Chains« und Carrs beeindruckende lyrische Chuzpe, wie sie zum Beispiel in »I Don’t Think I’ll Make It« zum Ausdruck kommt, wenn er »heart« auf »Descartes« reimt. Nicht zu vergessen: Mit dem herrlichen »Mainstream« und seinen bezaubernden Frauenstimmen gelang Carr eine berauschende Tränendrüsen-Orgie in der Tradition von Harry Nilsson und Jeff Lynne.
Dieser ehrliche, beatleske Folk-Sound dockt an keinen Trend an, wird aber bei Indie-Veteranen auf offene Ohren stoßen.
(stereoplay, November 2014)
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Electric Würms: "Musik, Die Schwer Zu Twerk" (Bella Union, Sept. 2014) |
Ein Seitenprojekt der Flaming
Lips, bei dem anscheinend deren Drummer/Gitarrist & Keyboarder
in Personalunion, Steve Drozd, auch als Sänger fungiert,
sodass mir nicht ganz klar ist, welche Rolle hier Wayne Coyne
ausfüllt. Wie auch immer. Die Band (?) flirtet schwer mit dem
Krautrock der frühen 70er, vornehmlich Faust, Neu
und dergleichen - das Album ist schon ein wenig "gewöhnungsbedürftig"
beim Hören, aber eigentlich doch ganz charmant. Am "Normalsten"
kommt noch das Lied "Heart Of The Sunrise" daher, bei
dem es sich natürlich um eine kompakte Coverversion des Yes-Klassikers
handelt.
Ach ja: falsches Deutsch von hippen Amis find ich genau so (un)
cool, wie falsches Englisch von Krautrockern.
(20.09.2014)
Ich gestehe: ich bin ein Ignorant! Denn Twerken kann
man/frau anscheinend wohl doch, wenn auch nicht im Deutschen, denn
es handelt sich um einen inzwischen sogar schon wieder unmodern
gewordenen Modetanz mit Hüft- und Arschbewegungen: Krautrock
und "Popowackeln" gehören eben nicht zusammengehören.
(21.12.2014)
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Bei Electric Würms handelt es sich um das neue Nebenprojekt von Wayne Coyne und Steven Drozd von The Flaming Lips, die mit "Musik, die schwer zu twerk" am 22.08.2014 ihr Debütalbum über Bella Union veröffentlichen werden.
Neben Wayne und Steven finden sich auch vier Mitglieder von Linear Downfall auf dem Album wieder. Außerdem wird gemunkelt, dass Bandmitglieder von MGMT involviert gewesen sein sollen.
Sechs Songs umfasst diese besondere Veröffentlichung, inklusive einer Coverversion von YES' "Heart Of The Sunrise", die weltweit in einer kleinen, limitierten Auflage erscheint.
With the release of Embryonic in 2009, the Flaming Lips ushered in yet another era in their continually evolving brand of psychedelic insanity, diving into the realms of prog, Krautrock, and Miles Davis-inspired musical freakouts with reckless abandon. Along with producing some of the band's most exciting work in years, the album also kicked off an unprecedented prolific streak, with new musical experiments arriving at an amazing clip. Where other musicians might be content with putting out over a dozen releases in five years, Lips' members Wayne Coyne and Steven Drozd continue their relentless pursuit of crunchy, prog-perfection with their new side project, Electric Würms, making their exploratory and mind-expanding debut with Musik, Die Schwer Zu Twerk. The project finds Drozd stepping into the role of frontman, with Coyne joining a supporting cast that includes the entirety of Nashville psych-rock quartet Linear Downfall. At the controls of Electric Würms' sonic spaceship, Drozd leads the band on a musical exploration that feels refreshingly unfettered, following ideas wherever they may lead, giving the album a looser, more improvisatory vibe. Given Musik, Die Schwer Zu Twerk's far-out leanings, the biggest surprise is that the album clocks in at just under 30 minutes. Although this might seem short for an album looking to revive the ways of prog legends like Yes (who are covered here with a condensed version of "Heart of the Sunrise"), it shows the kind of focus that Drozd brings to his composition, with only the most essential moments of any jam making their way to album. Electric Würms are a band with the creative enthusiasm of bold young upstarts and the kind of practiced restraint that comes with decades of experience, a mix that helps the band separate itself, even if just a little bit, from the Flaming Lips. This allows Musik, Die Schwer Zu Twerk to be an album that caters to the sensibilities of the Lips'-voracious fan base without doing so exclusively, providing an entryway for old-school prog lovers to check out how weird the guys from that little band that did that jelly song have gotten over the last couple of decades.
(by Gregory Heaney, All Music Guide)
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Guru Freakout: "Mothership" (Cleopatra/Purple Pyramid, Sept. 2014) |
Guru Guru, bzw. Mani Neumeier, sind ein echtes Phänomen:
die Band hat gerade ihr 45jähriges Bühnenjubiläum gefeiert
und macht immer noch gute Musik, auch wenn das nicht mehr im "klassischen
Guru-Sound" der frühen Jahre daherkommt (sprich: wie auf
den ersten vier Alben von "Ufo"
(1970) bis "Guru Guru"
(1973). Gleichzeitig hat er aber mehrere Nebenbands bzw. Projekte
laufen, die den alten Sound pflegen: mit dem ersten Guru-Gitarristen
Ax Genrich hat er unter dem Namen GuruManiAx
2010 ein Album veröffentlich, mit dem Gitarristen und Bassisten
der japanischen Band Acid Mothers Temple (natürlich beinharte
Guru-Guru-Fans!) als AcidMothersGuruGuru
mehrere Tourneen gespielt und Live-Alben veröffentlicht - und
jetzt mit Jürgen Engler von "Die Krupps" ( auch
beinharter Guru-Guru-Fan!) als Guru Freakout. Das ist auch
nicht ihre erste Zusammenarbeit der beiden: aus dem Jahre 1995 habe
ich eine Maxi-CD mit Namen "Elektrolurch" unter dem Projektnamen
Gurumania im Plattenschrank stehen. Dann gab es 1998 noch ein
Projekt "Space Explosion" mit Engler, Neumeier und
Leuten von Amon Düül II und Faust, das kürzlich
unter dem blöden neuen Namen Amon Guru wiederveröffentlicht
wurde.
So - Schluß mit der Fliegenbeinezählerei! Was gibt es jetzt
auf "Mothership" zu hören? Natürlich lange Trio-Exkursionen
von Gitarrist Engler, Trommler Neumeier und dem amerikanischen Bassisten
Scott Telles ganz im alten Stil der alten Gurus. Dazu als Bonustracks
zwei Versionen des Elektrolurchs, den man garnicht oft genug hören
kann. Diese CD ersetzt zwar keinen der Klassiker, macht aber trotzdem
Spaß beim Hören.
(02.11.2014)
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Mani is an old friend of mine. Near the end of 2012, he came to visit me in Austin where I had organized a show for him to play. We also planned to do some recording for a follow up project to Cosmic Couriers Other Places, which was released on Cleopatra in the ‘90s. At the same time I was working with bass player Scott Telles of ST 37, and when Scott heard that Mani was in town, he wanted to meet him since he had always been a big fan of Guru Guru. So the three of us got together at his rehearsal studio and started jamming right away. We had a great chemistry, so we decided to record a few tracks with a little digital recorder, and also at Ohm Recording Studio. When we listened to the tracks later, we realized that we had some really good material that should see the light of day, and so those recordings became the Guru Freakout album.
The music is built around Mani’s relentless weaving drums. The guitar – psychedelic, atonal, bluesy and aggressive. At the same time, the bass – thunderous, Lemmy-sounding, with the energy of Peter Hook. All these elements combined to make for a very unique psychedelic experience…It’s Guru Freakout time!
(Jürgen Engler)
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NRBQ: "Brass Tacks" (Staatsakt/Clang, Jun./Sept. 2014) |
Meine alten Helden (Terry Adams müsste inzwischen so um
die 70 sein!) veröffentlichen ihr neues Album bei meinem aktuellen
Lieblinx-Indielabel aus Berlin? Da konnte ich unmöglich "NEIN"
sagen zur Anschaffung!
(15.03.2015)
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NRBQ sind die Mutter aller Eklektizismus-Bands. Schon auf ihrem 1969er Debüt-Album coverten sie Sun Ra, spielten Eddie Cochran-Rock & Roll und komponierten die tollsten Popsongs, was Yo La Tengo, Bonnie Raitt, Paul McCartney, Elvis Costello oder den Chefnörgler Keith Richards zu ihren größten Fans gemacht hat. Sie sind die ewige Lieblingsband vom Drehbuchautor Marc Scully, was sie zur wohl unbekanntesten Band macht, die jemals bei den Simpsons einen Auftritt hatte. Was aber auch dazu führte, das Sponge Bob Schwammkopf immer wieder ihre Lieder sang. Aus der Original-Quartett ist leider nur noch Keyboarder und Sänger Terry Adams übrig, aber die aktuelle Besetzung, die seit nunmehr 8 Jahren zusammen spielt lässt für eingefleischte NRBQ Fans keinen Wunsch offen.
Das neue Album »Brass Tacks« zeigt NRBQ in ihrer ganzen prächtigen Vielfalt. Das Berliner Label Staatsakt, das auch zum Kreis der großen NRBQ-Fans gehört, ist sehr glücklich, sich in Deutschland um die Vermarktung und Promotion für »Brass Tacks« zu kümmern.
... nichts klingt hier wie eine Retronummer aus der Jukebox der Goldenen Jahre. Nichts wie eine Neuerfindung. Alles wie NRBQ, kompetent und cool.
(musikexpress, Dezember 2014)
On Brass Tacks, NRBQ's third album since Terry Adams re-formed the group in 2011, the group sounds more like the old NRBQ than ever, and given how great that band was, that's a fine thing. Now as always, Adams is a tremendously gifted keyboard man, songwriter, and vocalist, and he's fired up his bandmates with the sound and feel that was the band's trademark, and while one would rightly expect the songs Adams wrote to recall classic Q, the tunes contributed by guitarist Scott Ligon and bassist Casey McDonough fit the band's traditional template so well that it seems spooky at times, as if they've been channeling the spirits of Al Anderson and Joey Spampinato. But just as importantly, Adams and his bandmates -- Ligon, McDonough, and drummer Conrad Choucroun -- have achieved the sort of musical interplay, comfortable but deeply intuitive, that has always been NRBQ's greatest gift, and that comes through loud and clear on these performances, which are too accomplished to suggest these guys are just aping the old lineup's style. NRBQ's mix of rock & roll, jazz, and R&B is as singular and as satisfying as ever, and this wouldn't sound out of place next to much of the classic lineup's recordings, no small accomplishment. As usual, Adams has brought in a handful of sneakily witty tunes, including the ode to credit card debt "Greetings from Delaware," the Sun Ra homage "Places Far Away," and the rollicking "I'm Not Here," while Ligon's sweetly easygoing "I'll Be Alright" is a gem and Jim Hoke of the Whole Wheat Horns contributes "I'd Like to Know," a beautifully downbeat bit of lovelorn pop. One might expect this edition to NRBQ to develop more of a unique personality by now, but there's no arguing that they're doing what they do very well indeed, and Brass Tacks suggests this lineup has a lot of life in it yet.
(by Mark Deming, All Music Guide)
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Lucinda Williams: "Down Where The Spirit Meets The Bone" (Thirty Tigers, Sept. 2014) |
Ich habe vor dem Kauf mal wieder gezögert. Genauso, wie schon
bei "Blessed" von 2011
(zu den Gründen dort bitte weiterlesen).
Auf jeden Fall klingt das neue Album jetzt etwas abwechslunxreicher
als zuletzt, Dank prominenter Unterstützung z.B. von Saitenzauberer
Greg Leisz (der auch mitproduziert hat!), Altmeister Tony
Joe White, Bill Frisell, Jonathan Wilson und andern,
aber bei den Songs bleibe ich nach dem ersten Hördurchgang weiter
kritisch in meiner Einschätzung. Abwarten und Tee (oder Schnapps?)
trinken und öfters hören ist da wohl angesagt.
(19.10.2014)
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Einen Monat lang zum Sonderpreis – das 2014er Mammut-Werk der Grand Dame des Roots-Rock-betonten Americana. 20 Songs, mehr als 100 Minuten neues Williams-Schaffen gilt es dabei zu erkunden, eine Menge Wurzel-Holz, das nach eingehender Beschäftigung reibt, rauht und ruft, aber mit jedem neuen Hörgang an Größe und Bedeutung gewinnt. Begleitet von einer beeindruckenden Musikerschar (mit u.a. Bill Frisell, Tony Joe White, Ian McLagan, Pete Thomas, Jakob Dylan, Greg Leisz) steckt sie ihren Country-Rock-Claim ab, füllt das weite Feld mit rauh rockenden Gitarren, mit schneidendem Twang, seelenvollen Bläsern, strahlendem Byrds-Gleißen und hymnischen Heartland-Rock, schleppenden Swamp-Passagen und klassischem Country-Glanz, lässt ihr ganze Songwritingkunst sprechen und ihre einzigartig lakonische Stimme unter die Haut schneiden, und dabei eine Song-Kollektion entstehen, die fast wie eine Essenz ihrer gesamten Künstlergeschichte wirkt. Um das prägend-tragende Gesangszentrum herum entsteht dabei ein meisterlich angerichtetes, perfekt gewürztes Instrumental-Roots-Rock-Menu, zubereitet mit allen nur denkbaren Wurzel-Zutaten, von den bestdenkbaren Köchen dargereicht, und final gesegnet von einer unvergleichlichen Meisterin ihres eigenen Fachs. Mit ihrem elften Studiowerk hat sich Lucinda selbst ein beeindruckendes, bleibendes Denkmal gesetzt.
(cpa, Glitterhouse)
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Einar Stray Orchestra: "Politricks" (Sinnbus, Sept. 2014) |
Fünf noch immer sehr junge Norweger mit ihrer zweiten Album (Album
#1 hiess "Chiaroscuro"
und erschien 2012) und beeindruckenden Musik, irgenwo zwischen Folk
& Rock, Klassik & Prog. Aus dem ursprünglichen Projekt
des namengebenden Sängers, Pianisten und Gitarristen Einar Stray
ist inzwischen eine echte Band geworden, wobei der Namenszusatz "Orchestra"
dabei keineswegs übertrieben ist.
Nur einen kleinen, augenzwinkernden Kritikpunkt gibt es meinerseits:
ich hatte mich ja bereits beim letzten Mal als stiller Bewunderer
der Geigerin Hanna Furuseth geoutet. Die träg jetzt leider eine
Kurzhaarfrisur. Sehr kurz.
(19.10.2014)
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Die aus Norwegen stammende Indie-Pop-Formation Einar Stray Orchestra meldet sich mit ihrem grandiosen neuen Album »Politricks« zurück! Ein intensives Musikerlebnis!
In seiner norwegischen Heimat gilt das Einar Stray Orchestra noch immer als ein Geheimtipp im musikalischen Underground. Als vor drei Jahren das Debütalbum »Chiaroscuro« – damals noch unter dem Namen Einar Stray – in Norwegen erscheint, ist dies immerhin der Startpunkt eines beindruckenden Werdegangs. Die Reaktionen sind ausnahmslos positiv.
Das neue Album »Politricks« des Einar Stray Orchestra aus Oslo erzählt die Geschichte des Übergangs von unschuldigen Kindheitstagen zur nicht so wirklich unschuldigen Erwachsenenwelt. Es geht um Risse, die plötzlich entstehen, vom Konflikt mit der eigenen Herkunft, vom Verlust des Glaubens. Musikalisch kommen die Einflüsse nach wie vor von Künstlern wie Sufjan Stevens und Godspeed You! Black Emperor, und doch ist »Politricks« leichter zugänglich als das Vorgängeralbum.
Von Hasse Rosbach produziert und von Nick Terry (Libertines, Klaxons, Serena Maneesh) gemischt, schimmert durch die dunkle Melancholie und die sorgsam gesetzten Arrangements hindurch doch immer ein Hang zur Popmusik.
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Hiss Golden Messenger: "Lateness Of Dancers" (Merge, Sept.2014) |
OK - die Platte ist nicht neu, aber ich habe sie eben erst kürzlich
entdeckt. Hinter dem Bandnamen verbergen sich der Singer/Songwriter
Mike C. Taylor und der Gitarrist/Produzent Scott Hirsch,
die auch schon bei den im Glitterhaus veröffentlichten Bands
bzw. Projekten The Court And Spark
und Boxharp federführend
dabei waren. Auf "Lateness ..." spielen auch alle Musiker
der Band Megafaun mit, von denen
ich auch gerne mal wieder was Neues hören würde. Bis dahin
gibt es von Hiss Golden Messenger noch ein paar weitere Platten
zu entdecken. Ausserdem könnte ich meine alten Court &
Spark-CDs mal wieder herauskramen ...
(02.07.2016)
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"Lateness of Dancers" ist das fünfte Album von HISS GOLDEN MESSENGER. Es ist ein offensives, selbstbewusstes und direktes Album und fühlt sich hier und dort wie die direkte Antwort auf die Düsternis der letzten Platte von M.C. Taylor, "Haw" von 2013, oder die Suche von "Bad Debt" von 2010, die Taylor kurz nach der Geburt seines Sohnes am Küchentisch aufnahm.
"Lateness Of Dancers" wurde im letzten Herbst in einer Scheune mit Blechdach in North Carolina aufgenommen und versammelt viele von Taylors langjährigen Kollaborateuren wie zum Beispiel Phil und Brad Cook von MEGAFAUN, den Gitarristen William Tyler und seinen Aufnahmepartner Scott Hirsch. Das Album handelt von der Entdeckung des Selbst und davon, wie schwierig es ist, sich selbst auszutricksen. Und trotzdem untergräbt Taylor die anrollende Dunkelheit und verwandelt sich in etwas Sinnvolles; er definiert sie, zieht ihr die Zähne und interpretiert sie neu. "Lateness Of Dancers" ist entgegen aller Wetten eine optimistische Platte. Es ist unwahrscheinlich, dass es in diesem Jahr noch eine Platte geben wird, die diese Arbeit erledigt - und die sie so gut erledigt.
Lateness of Dancers, Hiss Golden Messenger's debut for Merge, is a more melodic and polished affair than we're used to; it is also true that founder and songwriter M.C. Taylor's songwriting and vision have grown considerably since 2013's fine Haw. Lateness of Dancers -- its title taken from a Eudora Welty story -- retains that source's earthiness as it engages everything from folk, country-rock, back-country fiddle music, and even Southern R&B, the latter by way of an electric piano whose use recalls Muscle Shoals and Stax. Taylor is accompanied by longstanding partner and bassist Scott Hirsch (who also plays mandolin and pedal steel) and their veteran drummer Terry Lonergan. Guitarist William Tyler also returns and contributes considerably. Vocalist Alexandra Sauser-Monnig of Mountain Man and Megafaun's Phil and Brad Cook, as well as others, also appear. Opener "Lucia" borrows the one-two, one-two rhythmic thump so prevalent near the end of Bob Dylan's Street Legal -- smearing it with Bobby Charles' greasy groove sensibilities as Tyler's wah-wah Stratocaster, distorted steel guitars, and Wurlitzer blur in the backdrop. Taylor's lyric is couched in reverie and symbolic mysticism, and rolls atop the center confidently. While "Mahogany Dread" digs into the past, it celebrates the more humble present with gratitude, underscored by a sprawling B-3 and Tyler's tight, tasteful fills. The title track scales it all back. A simple acoustic guitar introduces Taylor's grainy vocal in offering some of the record's finest lyrics, a piano, Sauser-Monnig's gentle backing vocal, and a subtle organ to underscore his purposeful delivery. "I'm a Raven (Shake Children)" is a downright snaky, nearly funky blues; Charles' spirit and Dylan's R&B period come wafting -- though more economically -- through again. A different version of that idea -- this time evocative of J.J. Cale -- haunts the stellar "Southern Grammar." "Black Dog Wind (Rose of Roses)" is a slow country waltz. Its lyrics juxtapose the lessons of a father recalled in the protagonist's determination to make his own way no matter the cost. The wisdom of those teachings is illustrated fully -- if not deliberately -- in "Drum," the bittersweet, breezy, back-porch fiddle tune that closes the record. Four albums in, Lateness of Dancers reveals the arrived-at maturity in Taylor's songwriting, and his ability to convey, in the first-person narratives of his protagonists, a way through the complex notions and pain of living in the world by embracing them on their own terms, with no attempt at escape. The songs, arrangements, and Taylor's and Hirsch's deft production are all rimmed with -- not drenched in -- light. Taken together, they underscore the existential grit and elemental spirituality that illustrate Hiss Golden Messenger's best work.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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Maggie Björklund: "Shaken" (Bloodshot, Okt. 2014) |
Die dänische Pedalsteel-Gitarristin wird produziert und begleitet
von Musikern aus dem Calexico, Portishead
und PJ Harvey-Umfeld. Für
mich klingt das, etwas überraschend vielleicht, wie eine Country-Version
von Nick Cave. Oder doch von
Lambchop? Immerhin hat auch
deren Chef Kurt Wagner einen schönen Gastauftritt.
(31.10.2015)
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Das Follow-Up Album der dänischen Pedal-Steel-Gitarristin und Songwriterin, die sich bereits vor drei Jahren mit ihrem Debütalbum »Coming Home« in die Herzen der Americana Fangemeinde spielte.
Ihr Solodebüt entstand zusammen mit Joey Burns und John Convertino von Calexico, Mark Lanegan und Jon Auer von den Posies. Kürzlich war sie auch auf dem neuen Jack White Album »Lazaretto« vertreten.
Für ihr neues Werk »Shaken« stellte Björklund eine exzellente Band zusammen, mit von der Partie sind u.a. Jim Barr (Portishead) am Bass, John Parrish (PJ Harvey, Sparklehorse) an der Gitarre, John Convertino (Calexico) an den Drums und Kurt Wagner von Lambchop steuert bei einem Song seine Vocals bei. Musikalisch überzeugt ihr Mix aus psychedelischem Wüstenpop, Indie Rock, Country und Americana auf ganzer Linie.
Freunde von Lambchop über Calexico bis hin zu Giant Sand werden an »Shaken« ihre helle Freude haben.
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Johanna Borchert: "FM Biography" (Yellow Bird, Okt. 2014) |
Eine junge deutsche Jazzpianistin mit ihrer eigenen Art von "jazziger
Singer/Songwriter-Musik". In ihrer Band spielen zwei interessante
Musiker von internationalem Kaliber: der englische Gitarrist Fred
Frith und der amerikanische Multiinstrumentalist und Produzent
Shazad Ismaily, was mich letztendlich auf diese CD aufmerksam
gemacht hat. Der erste Höreindruck ist ganz ausgezeichnet!
(29.11.2014)
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Johanna Borchert legt mit ihrem neuen Album »FM Biography« eine zwischen Pop und Ambient / Jazz-Avantgarde verortete Songplatte vor, die sie gemeinsam mit großartigen Musikern wie Fred Frith, Julian Sartorius und Shahzad Ismaily eingespielt hat.
Auf dem fantastischen neuen Soloalbum verknappt Sängerin / Pianistin Johanna Borchert das Gefüge ihrer Experimentalmusik bis zum Gehtnichtmehr, lässt alles weg, was nicht unbedingt erforderlich ist. (...) Gitarrengigant Fred Frith steuert zu den atmosphärischen Avantgarde-Songs der gebürtigen Berlinerin Saitensounds mit Sprengkraft bei.
(Stereo, November 2014)
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Vashti Bunyan: "Heartleap" (DiCristina, Okt. 2014) |
Das muss wohl erst das dritte Album der scheuen Folksängerin
aus England in ihrer langen "Karriere" sein - angeblich
sogar ihr letztes. Das ist hoffentlich nicht morbide gemeint, sondern
bezieht sich auf den Veröffentlichungsabstand ihrer Alben ("Just
Another Diamond Day" stammt von 1970, "Lookaftering"
von 2005).
Selbstproduziert und nur gelegentlich von ein paar ihrer Fans (Devendra
Banhart und Andy Cabic von Vetiver)
gitarristisch unterstützt. Meist gibt es nur Vashtis Stimme,
Gitarre und Keyboard (keine Sorge : das klingt gut!), sowie ein paar
Streicher zu hören.
(26.10.2014)
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Rolling Stones-Manager Andrew Loog Oldham wollte Vashti Bunyan in den 60ern schon als Nachfolgerin von Marianne Faithfull aufbauen. Die bewegte sich aber lieber in Folk-Kreisen im Umfeld der Incredible String Band und stieg dann ganz aus. Ende der 1990er wurde die Rarität »Just Another Diamond Day« zur Überraschung der Künstlerin wiederveröffentlicht.
Nach einer musikalischen Pause von über 30 Jahren trat Bunyan als Gastsängerin bei verschiedenen Independent-Projekten in Erscheinung: Piano Magic, Devendra Banhart und Animal Collective. So nahm sie mit der letztgenannten Band zum ersten Mal nach 30 Jahren eine EP auf: Prospect Hummer (2004). Dies führte dazu, dass sie von FatCat Records unter Vertrag genommen wurde und nach 35 Jahren im Jahre 2005 ihr zweites Album veröffentlichte, »Lookaftering«. Neun Jahre nach »Lookaftering« kommt die legendäre britische Singer / Songwriterin mit einem atemberaubenden Album zurück.
Übrigens: Der von Bunyan 1966 aufgenommene »Train Song« kam im Jahr 2008 zu größerer Bekanntheit, als Reebok ihn als Teil eines Werbespots für Football-Kleidung nutzte. Im Jahr 2011 wurde der Train Song erneut in einem Werbespot der Firma Samsung eingesetzt.
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Marianne Faithfull: "Give My Love To London" (Naïve, Okt. 2014) |
Im Unterschied zu Jackson Browne kam
diese Schallplatte nur mit zweimonatiger Verspätung bei mir an.
Welchen besonderen Status diese Dame innerhalb der britischen Popmusik
hat wird vielleicht daran deutlich, wer hier alles mitkomponiert oder
mitgespielt hat: Nick Cave, Steve Earle, Ana Calvi, Roger Waters,
Ed Harcourt, Brian Eno und noch ein paar mehr. Trotzdem ist das ganz
allein die Party der Faithfull (so spricht man echte Diven an: die
Monroe, die Callas, etc).
Ach ja - die Platte gehört unbedingt auch auf die Seite Cool
Smokers!
(24.12.2014)
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Goldenes Karrierejubiläum: 20. Album der englischen Sängerin; feat. Brian Eno, Ed Harcourt.
Es ist kaum zu glauben, aber 2014 kann Marianne Faithfull auf eine 50-jährige Schallplattenkarriere zurückblicken. Seit sie 1964 in London als 17-Jährige mit dem Jagger/Richards-Songs »As Tears Go By« zum Top-10-Star avancierte, verbrachte sie ein überaus ereignisreiches Leben und produzierte ein großes und abwechslungsreiches musikalisches Werk.
Zum Jubiläum erscheint neben einem luxuriösen Fotobuch (»Marianne Faithfull: A Life On Record«) das Album »Give My Love To London«.
Produziert von Rob Ellis und Dimitri Tikovoi und gemischt von Flood, beeindruckt ihr 20. Studioalbum unter anderem mit einer illustren Schar an Gästen wie Adrian Utley (Portishead), Brian Eno, Ed Harcourt sowie Warren Ellis und Jim Sclavunos von den Bad Seeds. Als Songwriter und Mitverschwörer waren Nick Cave, Roger Waters, Steve Earle, Tom McRae und Anna Calvi mit dabei - wobei die Mehrzahl der Texte von Faithfull stammt.
»Give My Love To London« ist erneut ein breit gefächertes und eklektisches Angebot einer ewig zeitlosen und großen Künstlerin.
... ist ›Give My Love To London‹ damit ein grandios intensives Album, eines dieser Leuchtturmwerke künstlerischer Unmittelbarkeit. Es fügt sich in die Reihe der Meisterstücke ein, welche Marianne Faithfull als schillernde Figur der Pop History geschaffen hat ...
(stereoplay, November 2014)
›Give My Love ...‹ ist ein exzellenter Querschnitt ihres Stil-Kaleidoskops, mit düster-getragenen, stil- und machtvollen Piano-Balladen ... und rau treibendem ... Rock.
(Audio, November 2014)
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The Flaming Lips: "With A Little Help From My Fwendz" (Bella Union, Okt. 2014) |
Wayne Coyne & Konsorten covern zusammen mit befreundeten
Künstlern den Beatles Klassiker "Sgt.
Pepper". Ich hab zwar noch nicht reingehört, aber
ich bin schon sehr neugierig ...
(02.11.2014)
Tja - irgendwie, und fast wie zu Erwarten, liegt das Ergebnis irgendwo
zwischen genial und nervtötend.
Eben typisch Flaming Lips.
(16.11.2014)
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Nach Pink Floyds »Dark Side Of The Moon« haben Wayne Coyne und seine Jungs es schon wieder getan: Für ihr neues Album »With A Little Help From My Fwends« hat die Band jeden einzelnen Beatles Song des 1967 erschienenen Klassikers neu interpretiert und den Stücken mit Hilfe von befreundeten Künstlern wie Miley Cyrus, Moby, My Morning Jacket, J. Mascis, Dr Dog, Phantogram, Tegan and Sara, Grace Potter und Electric Würms ein neues Gewand verpasst.
»With A Little Help From My Fwends« ist nicht nur mit der Hilfe von Freunden entstanden, sondern soll auch helfen: alle Verkaufseinnahmen werden an die gemeinnützige Organisation The Bella Foundation gespendet, die Geringverdiener, ältere Menschen und unheilbar Kranke bei der Pflege ihrer Haustiere und ihren Tierarztkosten unterstützt.
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Horse Feathers: "So It Is With Us" (Kill Rock Stars, Okt. 2014) |
Auf
eine neue Platte von Justin Ringle habe ich mich schon sehr
gefreut ...
(02.11.2014)
... und wurde nicht enttäuscht. Gleichbleibend hohe Qualität
bei den Liedern, aber teilweise etwas rockiger umgesetzt als zuvor,
denn neben den festen Begleitern an Geige und Cello gibt es diesesmal
sogar eine komplette Bass/Schlagzeug-Rhythmusgruppe. Aber keine
Sorge: das ist immer noch schön sperriger Folk und kein Rock.
(16.11.2014)
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Husky: "Ruckers Hill" (Liberation, Okt. 2014 * April 2015) |
Folkrock mit guten Songs und schönen Stimmen. Die unspektakuläre,
aber sehr schöne überraschung vom OBS.
(02.06.2015)
Konzerthighlight: 19. Orange Blossom Special,
Beverungen, 23.05.2015
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2013 war für Husky Gawenda eine Zeit des ununterbrochenen Songschreibens. Das Ergebnis dieser Zeit der Kreativität ist Ruckers Hill, bereits das zweite Album der vielseits geliebten Band, Husky. »Ruckers Hill«, genannt nach dem Vorort von Melbourne, in dem Husky aufgewachsen ist und von dem er immer einen wundervollen Blick auf die Skyline der Stadt hatte.
Für das Album benötigte er eine lange Zeit, von 2013 bis Mitte 2014. Es gab Abschnitte, des intensiv kreativen Songschreibens, aber da gab es auch Zeiten, als ihm das Schreiben schwer fiel, dann half ihm sein Cousin, Keyboarder und Co-Producer Gideon weiter, in dem er ihm immer mit Rat und Tat zur Seite stand.
An feinen Songs herrscht kein Mangel (top: ›St. Joan‹), und oft genügen Husky 2: 50, um eine Idee auf den Punkt zu bringen – auch das eine Tugend aus lange vergangenen Tagen.
(Audio, Mai 2015)
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Thurston Moore: "The Best Day " (Matador, Okt. 2014) |
Auf diese Platte vom Ex-Sonic Youth-Gitarristen habe ich bei
meinem Lieblinx-Musik-Dealer aus dem Weserbergland seit September
gewartet und jetzt stattdessen aus reiner Verzweiflung beim von mir
ansonsten gemiedenen Monopolisten A**** bestellt, wo tatsächlich
5 Vinyl-Exemplare auf Lager sein sollten - und das zu
einem erschwinglichen Preis von unter 20 Oiros. Ich habe zuerst etwas
gezögert, bin dann in mich gegangen und habe schweren Herzens
die offene Bestellung bei meinem Lieblinxdealer storniert. Als alter
Pfennigfuchser habe ich noch, um Verpackungskosten zu sparen, das
Debütalbum von Spidergawd mitgeordert
(sollte dort ebenfalls auf Lager sein!) - und nach wenigen Tagen (!)
sind die Platten gestern tatsächlich bei mir angekommen!
Einer der Kritiker schrieb im Oktober was von "bestes Sonic
Youth Album auf dem nicht Sonic Youth steht", was erst mal
ziemlich blöd zu lesen ist, aber irgendwie doch stimmt! Es wird
auf jeden Fall deutlich, dass Thurston Moore den Sonic-Youth-Stil
wohl am stärksten geprägt hat. Ich selber würde die
Musik auf "The Best day" vielleicht als "Sonic-Youth-light"
bezeichnen, was ich überhaupt nicht abschätzig meine, denn
es klingt eben wie eine auf's wesentliche reduzierte Sonic Youth-Platte,
aber ohne die ganz schrägen Nebenwege und ohne die ganz großen
Gitarren-Breitseiten. Gesanglich erinnert mich Thurston Moore
in diesem reduzierten musikalischen Rahmen sogar an meinen großen
Helden Robert Forster von den
Go-Betweens, wobei ich etwas länger gebraucht habe, um
diese ähnlichkeit zu erkennen.
Schöne Platte, aber leider zu spät bei mir angekommen für
die Jahresbestenliste 2014.
(18.01.2015)
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Das beste Sonic-Youth-Album, auf dem nicht Sonic Youth steht! Im November auf Tour.
Als Gründer von Sonic Youth hat Thurston Moore Musikgeschichte geschrieben. Seine bisherigen drei Soloalben warten mit einer erstaunlichen musikalischen Bandbreite auf – von freien Improvisationen zu akustischen Kompositionen bis hin zu Black-White-Metal/Noise. Neben seinen musikalischen Aktivitäten hat sich der New Yorker mit Wahlheimat London aber auch in der Literaturszene einen Namen gemacht, u. a. als Kunstbuchverleger und Universitätslehrer.
»The Best Day« ist der Nachfolger seines dritten Solowerks »Demolished Thoughts« aus dem Jahr 2011. Musikalisch unterstützt wird er dabei vom Gitarristen James Sedwards (Nought), Bassistin Deb Googe (My Bloody Valentine) und Sonic-Youth-Schlagzeuger Steve Shelly. Das Album glänzt mit altbekannten zuckenden E-Gitarren, aber auch mit wonnigen Akustikballaden.
Das »Uncut«-Magazin schrieb über die Live-Vorstellung des Albums: »The album is excellent (...) Great songs, and a sense that Moore has found fresh inspiration (...) with his latest, formidable accomplices.«
Ein wunderbar sperriges, störrisches Album voller arabesker Gitarrengrooves ... Indie-Rock ... und twistendem Punk ...
(Rolling Stone, November 2014)
Satter, klarer Sound, Thurston Moore scheint es gut zu gehen.
(stereoplay, Dezember 2014)
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Musée Mécanique: "From Shores Of Sleep" (Glitterhouse, Okt. 2014) |
Für ihr zweites Album hat sich die Band viel zeit gelassen -
soviel Zeit, dass ich sie schon garnicht mehr auf dem Schirm hatte
(das Debüt "Hold This Ghost"
stammt von 2010, wurde aber bereits 2008 aufgenommen!). ähnlich
wie Get Well Soon , Einar
Stray und Blaudzun ist die Musik irgendwo
im Niemandsland zwischen Singer/Songwriter, Folk und Prog (jawohl!
Der gewisse Bombast ist da!) verortet. Schon beim ersten Hören
merkt man, dass das ein gutes Album mit Langzeitwirkung
und Potential zum sehr guten Album ist. Lästerer
mögen da ruhig etwas in Richtung "Fleet Foxes ohne
XXL-Hall" faseln.
(19.10.2014)
Konzerthighlight: 19. Orange Blossom Special,
Beverungen, 22.05.2015. Wunderschöne Musik als Top Act
am Freitagabend - aber vielleicht für den einen oder anderen
im Publikum doch zu schön und mit zu wenig Action.
Mir dagegen hat's gefallen.
(31.05.2015)
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“A ship at port is safe, but that’s not what ships are built for.”
(Grace Hopper)
Die Legende will es, dass die Mitglieder von Musée Mécanique diese Inschrift auf einem überwucherten Friedhof in Cape Cod an der Küste Neu-Englands lasen und in diesen einfachen Zeilen die anhaltende Inspiration für die Arbeit an ihrem zweiten Album fanden. Und so sind die Songs auf FROM SHORES OF SLEEP beseelt von der ungeheuren Sehnsucht, wie sie eigentlich nur Seefahrer kennen: von Abenteuerlust, den Geschichten von Weltreisen, der Hoffnung von Land „auf der anderen Seite“ und der Euphorie überstandener Schlachten mit Naturgewalten. Kurz: dem ganzen, großen Drama des offenen Meeres. Die Welt wird nicht an einem Tag umsegelt und so braucht auch dieses Album eine gewisse Zeit um seine volle Wirkung zu entfalten. Auch der Hörer muss für FROM SHORES OF SLEEP zunächst eine kleine Reise auf sich nehmen. Dennoch: Der Lohn ist groß. Was aufs erste Hören „nur“ wie ein hochambitioniertes und opulentes Folkpop-Album wirkt, offenbart nach einiger Zeit eine faszinierende musikalische Land- oder vielmehr Seekarte, ein Mosaik aus tausend kleinen Geschichten, aus hunderten Orten dieser und anderer Welten.
Musée Mécanique fordern ihre Hörer mit FROM SHORES OF SLEEP und vielleicht sind sie damit ein wenig aus der Zeit gefallen. Tatsächlich ist es aber die große Stärke dieses Albums: Dass es zeitlich oder gar geographisch nicht zu verorten ist und dies dem Werk auch gar nicht gerecht würde. FROM SHORES OF SLEEP funktioniert nicht wie ein simpler Reisebericht, eher wie ein fiktiver Abenteuerroman, vielleicht sogar wie ein Märchen. Dabei haben die Autoren, Musée Mécanique, die Orte, an die sie ihre Hörer mitnehmen, womöglich nie gesehen. Ihre Welten sind erschaffen, vom Schreibtisch aus, mit Blick auf eben jenes weite, alles versprechende Meer. Vielleicht wie Karl May, vielleicht wie Claude Debussy, der sich von „Exotik“, wie sie auf der Pariser Weltausstellung präsentiert wurde, inspirieren ließ. Doch eine blutleere Kopfgeburt haben Musée Mécanique keinesfalls geschaffen. Ihre ungeheure Kunstfertigkeit, mit der sie all das Seemannsgarn, die Folklore und menschliche Tragödie zu ihrem ganz eigenen musikalischen Vokabular verweben, verleiht den Songs ihre Tiefe und haucht ihnen ein neues Leben ein. Oft weiß man nicht, was man da eigentlich hört. Ein echtes Orchester oder Synthesizerklänge? Sitzen wir in einem Strandcafé in Südfrankreich, in der Vorstellung eines Disney-Klassikers oder im Zauberwald selbst? Aus einem Reisebericht wird Literatur, aus Weltmusik große Kunst. Eine, die in ihrem Selbstverständnis tatsächlich gar nicht so weit von romantischer oder impressionistischer Programmmusik eines Debussy entfernt ist. Diese perfektionistische, aber auch spielerische Kunstfertigkeit und Opulenz ruft fast automatisch auch eine andere Referenzgröße auf den Plan. Denn mit Brian Wilson und den Beach Boys haben Musée Mécanique weit mehr gemeinsam als ihren thematischen Ankerpunkt des nassen Elements. Neben eindeutigen musikalischen Referenzen ist es der zutiefst sympathische Größenwahn, der sie antreibt. Die Ereignisdichte und Klangfülle auf diesem Album ist atemberaubend. Jedoch ist die Motivation niemals progressives Muckertum oder die Angst vor dem leeren Raum. Jeder bewusst gesetzte Farbtupfer, jeder kleine Schlag auf das Glockenspiel steht allein im Dienste der erzählten Geschichte und der – pardon – Schönheit. Musée Mécanique malen ihre Bilder eher in Sepia, als in den quietschbunten Farben Wilsons. Man könnte auch sagen, sie gehen mit ihren Dämonen etwas offener um als er. MM sind von den sonnigen kalifornischen Stränden an die etwas raueren Küsten Oregons gezogen. Die Beach Boys haben Surfbretter, MM haben einen Büchereiausweis. Anzutreffen sind sie in der Reihe Hemingway bis Melville, vielleicht auch Andersen bis Verne.
Also: Schenken Sie diesem Album Zeit und Aufmerksamkeit. Es revanchiert sich mit tausend Details und hunderten von Welten verpackt in zehn Song-Geschichten. Mit dem fantasievollsten, opulentesten, ambitioniertesten und schlichtweg, denn so ist es nun einmal, „schönsten“ Hörerlebnis, das Sie seit langem hatten. Herzlichen Dank!
(Konstantin Gropper)
(Glitterhouse)
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Moreno Veloso: "Coisa Boa" (Luaka Bop, Okt. 2014) |
Brazil!
(12.12.2014)
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Scott Walker + Sunn (o))): "Soused" (4AD, Okt. 2014) |
Diese Zusamnmenkunft macht vom Plan her ein wenig Angst - ist aber
am Ende doch besser als ich dachte: nicht so sperrig wie die letzten
Alben von Scott Walker und (vermutlich) auch eingängiger
als das, was die Doom-Metaller von Sunn (o))) sonst selber
herausbringen. Aber da kenne ich mich nicht wirklich aus.
(02.11.2014)
Die Jahrescharts: Platz4im Rolling
Stone und Platz29im Musikexpress!
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Freigeister unter sich: Der US-Chansonier trifft auf die Drone-Doom-Band.
Als Sunn O))) im Jahre 2009 erstmals bei Scott Walker anfragten, ob er einen Beitrag zu ihrem Album »Monoliths & Dimensions« beisteuern wolle, ahnte niemand, dass es einmal eine echte Zusammenarbeit geben würde. Vier Jahre später meldete sich Scott Walker schließlich bei der US-amerikanischen Drone- Doom-Band: Er habe neue Musik geschrieben und dabei stets eine Kollaboration mit Sunn O))) im Sinn gehabt.
»Soused« ist das beeindruckend wuchtige Ergebnis einer Kooperation zweier Freigeister. Scott Walker feierte in den 60ern weltweite Erfolge mit den Walker Brothers, veröffentlichte in Folge viel beachtete Soloplatten und etablierte sich als Chansonier mit teils bitterböser Lyrik. In den 80ern erfolgte ein radikaler Stilwechsel und zudem eine Änderung seiner Arbeitsweise. Alben wie »Climate Of Hunter« (1984), »Tilt« (1996) und »The Drift« (2006) zeigten einen wandlungsfreudigen Künstler, der 2013 mit dem komplexen Meisterwerk »Bish Bosh« seinen Weg fortsetzte.
Mit »Soused« folgt die logische Konsequenz Walkers künstlerischen Schaffens.
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Neil Young: "Storytone" (Reprise, Okt. 2014) |
Wie Ihr vielleicht wisst, hadere ich in letzter Zeit etwas mit neuen
Platten von Neil Young. Die ersten Kritiken zu "Storytone"
machten mich aber wieder etwas neugieriger, denn es sollte angeblich
eine Mischung aus "Harvest"
und "This Note's For You"
sein. Das ist es (natürlich) nicht, aber nach dem ersten eigenen
Hördurchgang finde ich, dass es wohl ganz ordentlich geworden
ist. Auf jeden Fall klingt es für meine Ohren wieder
gut. Ob's denn für mich denn auch ein wirklich gutes
Neil Young-Album ist, das wird wohl davon abhängen, ob mir die
Songs wirklich gut gefallen. Also warte ich mit meinem "Urteil"
wohl erstmal noch ein wenig ab ...
Ach ja - ich empfehle den Kauf der Deluxe-Doppel-CD, bei der es alle
Lieder jeweils als Solo- und Orchesterversion gibt. Die Vinyl-Ausgabe
soll diesesmal sogar 69,99€ kosten! Entweder ist die Platte vergoldet
oder das Ganze ist einfach nur ziemlich dreist.
(09.11.2014)
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Satter Orchesterklang – Neil Young mit »Storytone«
Auf seinem neuen Album »Storytone« schöpft Neil Young akustisch und musikalisch aus dem Vollen. Kurz vor seinem 69. Geburtstag präsentiert er sich künstlerisch umtriebig und politisch engagiert wie nie zuvor. Jedenfalls ist seine Schaffenskraft ungebrochen. Zwei Alben sind dieses Jahr von ihm erschienen. »A Letter Home« war ein minimalistisches Experiment, aufgenommen in einem Voice-O-Graph aus den 1940er Jahren. Es führte selbst treue Fans an die Grenzen dessen, was man sich als audiophiler Musikkenner im 21. Jahrhundert wünscht. Da Wechselbäder bekanntlich gesund sind, verordnet Neil Young sich und uns nun »Storytone«, sein neues Album mit einem fast 100-köpfigen Orchester.
Worauf man sich bei »Storytone« freuen kann, hat uns Neil Young mit der opulent orchestrierten Fassung von »Who’s Gonna Stand Up?« vorab wissen lassen. Der Song ist auf seiner Webseite in drei verschiedenen Versionen (akustisch, mit Orchester und Chor, live mit Crazy Horse) zu hören. Mit dem Text setzt sich Young aktiv gegen den Klimawandel ein und thematisiert umstrittene Themen wie das Fracking, das im Rahmen des transatlantischen Handelsabkommens auch in Deutschland heiß diskutiert wird.
Bemerkenswert ist die Tatsache, dass Neil Young »Who’s Gonna Stand Up?« frei zur Verfügung stellt. Er bietet allen engagierten Menschen, die sich für den Umweltschutz einsetzen, an, die verschiedenen Versionen des Songs in Videos, Clips und anderer medialer Kommunikation für den guten Zweck zu nutzen. Mit der orchestralen Fassung macht Neil Young indirekt auch gute Werbung für »Storytone«, denn das klingt einfach saugut und satt. Gleichzeitig ist auf der Webseite auch die Soloversion zu hören, die ebenfalls Teaser für das Album ist.
Mit dem neuen Album »Storytone« versöhnt Neil Young alle Fans, die mit dem Vorgänger unzufrieden waren. 2014 war für Neil Young musikalisch viel los. Mit »Storytone« geht das Jahr für ihn und seine Fans gut aus.
(Produktinfo)
Storytone arrived at the end of a year that already saw another new Neil Young album -- that would be A Letter Home, a collection of folk covers recorded at Jack White's Voice-O-Graph direct-to-vinyl recording booth at Third Man Records -- which itself was only the tip of the iceberg that was Neil's 2014. That spring, Young launched a high-end digital audio system called Pono, which was followed by the summer news that he was divorcing Pegi, his wife of 36 years, an event that led to a fresh feud with David Crosby that then led to Young saying he would never play with CSN again and, if that weren't enough, Young also published his second book, Special Deluxe: A Memoir of Life & Cars, just prior to the release of Storytone. That'd be enough to sustain a few years for most artists but we all know perfectly well that Neil Young isn't like most artists. He thrives on this kind of chaos and, appropriately enough, Storytone is fairly messy -- which is quite an achievement for an album recorded in large part live in front of a full orchestra. Young does indeed croon over those strings, often rhapsodizing about the powers of new love or pleading to save the Earth, although he sometimes gets restless and rolls out a swinging big band. This means Storytone sometimes plays like a hybrid of Harvest at its most florid and the bloozy swagger of This Note's for You -- a curious combination that doesn't seem quite as extreme on the album's second disc, which houses nothing but solo renditions of the record's ten tunes, but the very fact that there's a reverse image of the album strengthens the impression that Young isn't much in the mood to keep things simple. Which is odd, because all the original songs here are relatively simple, built to withstand simple arrangements -- they sound fine when Young supports himself with no more than a guitar, piano, or ukulele -- and they don't buckle underneath the weight of an orchestra. Versatile they may be, but they're united by Young's aching sincerity. He's earnest whether he's taking a stance against fracking, romanticizing his old car, or singing about new love with the dewiness of a teenager. The open-heartedness is sweet if somewhat adolescent, a feeling not helped by the preponderance of 2014 headlines about Young's love life, but even without that tabloid gunk, songs like "Glimmer" have an optimism that sounds just a shade disarming coming from a former cynic facing 70. But that's one of the glorious things about Neil Young: he surprises and by delivering this big, sloppy valentine to everything he is and everything he loves, he's not being neat but he is true to himself.
(by Stephen Thomas Erlewine, All Music Guide)
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Pharoah & The Underground: "Spiral Mercury" (Clean Feed, Nov. 2014) |
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Cornet player, composer and conceptualist Rob Mazurek is a man of many projects. One of them is of simple design but has many wondering implications: it consists in inviting a historical figure of the free jazz field to develop some work with combined approaches, his own and – because it’s a tribute – the guest’s. After doing so with Bill Dixon, short before his death, he came to Lisbon with no less than Pharoah Sanders, John Coltrane’s companion and one of the leading spirits of the pan-African mysticism. For that purpose, Mazurek crossed two of his main bands, Chicago Undeground (including Chad Taylor) and São Paulo Underground (the Brazilian improvisers Mauricio Takara and Guilherme Granado), adding the bassist Matthew Lux to the mix.
The encounter happened as the final act of the 2013 edition of the most important jazz festival in Portugal, Jazz em Agosto, and this is the live recording of that unique event. It’s one more item in the Clean Feed series established in association with the festival organized by the Calouste Gulbenkian Foundation and a special one. The music is an electrifying melting pot between jazz and free improvised music, with a tropical feeling and lots of electronics, something you never heard Pharoah do, but his tenor sax is all around, as it is his way of feeling and thinking. What a treat for our ears!
Personnel: Chad Taylor (d), Guilherme Granado (syn), Matthew Lux (b), Mauricio Takara (perc), Pharoah Sanders (ts), Rob Mazurek (cor)
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Thompson: "Family" (Concord/Fantasy, Dez. 2014) |
"Rock'n'Roll-Pur" kann man es normalerweise nicht nennen,
wenn die Familie gemeinsam musiziert. Beim Thompson-Clan ist das natürlich
ein wenig anders, denn für diese CD hat Sohn Teddy Thompson
seinen Vater, den legendären Richard Thompson,
seine Mum (und Richards Ex-Frau) Linda
Thompson, seine jüngere Schwester Kami
Thompson, deren Gatten James Walbourne (Gitarrist bei den
Pretenders, soweit ich weiß) , seinen ebenfalls Gitarre
spielenden Neffen (und Sohn der großen Schwester Muna Mangolo?)
Zak Hobbs zusammengebracht. Dazu kommen bei einzelnen Titeln
u.a. noch Halbbruder (?) Jack Thompson (Bass spielend und Richards
Sohn aus zweiter Ehe) und Schlagzeuger Rob Walbourne (vermutlich
der Bruder von James und wohl deshalb mit dabei, weil kein Thompson
aus der ersten Reihe trommeln kann!). Zu hören gibt es je zwei
neue Lieder von Richard, Linda (je 1x zusammen mit Teddy bzw. Zak),
Teddy und Kami (zusammen mit Gatte James), sowie jeweils ein Beitrag
der "Nachwuchskräfte" Zak Hobbs und Jack Thompson.
Theoretisch passt das alles nicht unbedingt zusammen, die Kritiker
bemängeln auch die unterschiedliche Qualität der Lieder
von Meister Richard etwa gegenüber denen von Tochter Kami, aber
ich mag das alles sehr. Ich kann mich kaum erinnern, mal ein ähnlich
gutes Statement "pro Familia" gehört zu haben. Auch
wenn es "nur" eine "Patchwork"-Familie ist.
(07.12.2014)
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Neben den Cashs und den Wainwrights sind die Thompsons die bedeutendste Singer-Songwriter-Familie. Am 5.12 erscheint von den Thompsons ein neues Album mit dem programmatischen Titel »Family«. Neben Initiator Teddy Thompson schrieben auch seine Eltern Richard und Linda Thompson, seine Schwester Kami und ihr Ehemann James Walbourne sowie Neffe Zak Hobbs neue Songs für das Album.
Mit wechselndem Lead-und Background-Gesang aller Familienmitglieder und wechselseitiger musikalischer Ergänzung, ist den Thompsons ein großartiges Album zwischen Folk und Rock, Country und Blues gelungen. Vom eher poppigen »Careful« aus der Feder Kamis zum gewohnt brillanten Folk-Stil Richards auf »That’s Enough«; von der Ballade »Bonny Boys« (Linda) zum klassischen Country-Rocker »Right«, den Teddy beisteuerte. In ihrer Eigenheit verbindet die Songs eine ganz bestimmte Ästhetik. »Ich schätze, es gibt immer diese Folkrock-Sensibilität in dem, was die Thompsons machen«, analysiert Richard Thompson.
Neben dem Standard-Album erscheint »Family« als CD+DVD-Deluxe-Edition mit einem 15-minütigen »Making Of Family«. Der Film gibt Einblicke in den Aufnahmeprozess und wiederspiegelt dabei die menschliche Wärme, das immense Talent und den Humor der Thompsons.
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