#2: Niels Frevert: "Pseudopoesie" (Grönland, März 2023) |
[Zettel auf dem Boden |
Putzlicht]
Die Jahrescharts 2023: Platz39im Rolling Stone!
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Das halluzinogen anmutende wie auch originelle Wort »Pseudopoesie« ist der Titel des 2023 erscheinenden Albums von Niels Frevert.
»Pseudopoesie«, ein bescheidener, skurriler und wohl vor Selbstironie sprühender Titel für Freverts siebtes Album, einem, der ganz klar als Held aller Liedtexterinnen und -texter deutscher Sprache dasteht. Ist das Koketterie oder etwa eine (Lebens-)Krise? Und warum lässt er seinem Prä-Covid-Erfolgsalbum »Putzlicht« einen so rasanten Nachschlag folgen? Aber warum auch nicht? Oder: weil er's kann!
Konzerthighlight: FZW, Dortmund, 13.05.2023
Meine Karte für das gestrige Konzert von Niels Frevert in Dortmund hatte ich schon lange bestellt.
Vor kurzem hatte ich außerdem mitbekommen, dass für den Freitag davor ein Auftritt von
Pete Astor im Grend in Essen-Steele angekündigt war. Das erste intensive
Konzertwochjenende seit mehreren Jahren konnte also beginnen ...
Während ich die Anreise und den Auftritt am Freitrag noch alleine genießen musste (für Pete Astor interessieren
sich nicht wirklich viele Leute in unseren Breiten) war ich gestern nach Dortmund mit meiner Schwester unterwegs.
Der Zug von Oberhausen nach Dortmund war leider voller grölender Fußballfans der Borussia vom linken Niederrhein
auf dem Weg zur anderen Borussia. OK – es gibt noch mehr Borussias, zum Bleistift Borussia Neunkirchen, aber Fußball
soll hier nicht das Thema sein.
Niels Frevert ist eines der wenigen musikalischen Themen, auf die ich mich mit meiner Schwester einigen kann,
weshalb wir auch schon zwei oder drei gemeinsame Konzertbesuche in den vergangenen Jahren hinbekommen haben.
Dieses Mal konnte ich auch Gerd, einen Ex-Mitstreiter bei Waiting For Louise in den 90ern und immer noch bzw. wieder
guten Freund, der außerdem im Dortmunder Umland wohnt, überreden mitzukommen. Im Vorfeld wollten wir uns in der City
in einem Biergarten treffen. Leider (und wenig überraschend) war aber auch dort alles voll Fußballfans, aber trotzdem
war ein sehr nettes und entspanntes Wiedersehen. Zu Fuß dann die kurze Strecke zum FZW. Das schöne Vorprogramm bestritt
eine junge, talentierte und bezaubernde Sängerin namens Klebe, mir bislang völlig unbekannt. Da ich alle am Merch-Stand
angebotenen Tonträger von Niels Frevert (natürlich!) bereits mein Eigen nenne habe ich dort die mit 12€ leicht überteuerte
Debüt Single von Klebe auf 7-Zoll-Vinyl gekauft, leider zu jetzigen Zeitpunkt noch ungehört. Klebe persönlich war zu Ende
des Frevert-Auftritts am Stand und wie ich es schon sagte: Klebe ist charmant, talentiert und ich war in sehr guter Stimmung.
Grund für meine gute Stimmung war natürlich der tolle Auftritt von Niels Frevert und seiner Band, vielleicht sogar der beste,
den ich bislang von ihm gesehen habe. Toller Sänger, tolle Band (die gleiche wie auf dem aktuellen Album! Das schafft nicht
jeder Künstler!), toller Sound und tolles Programm mit einer perfekten Mischung aus den neuen, rockigen Songs der letzten
Alben, mit denen ich (auf hohem Niveau!) ja etwas hadere, wie Leser meiner Plattentipps vielleicht wissen, und den Highlights
seiner etwas akustischer gehaltenen Alben von vor etwa 10 Jahre, die ich ja so überaus schätze.
Insgesamt eine tolles, wenn auch anstrengendes Wochenende.
(14.05.2023)
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#3: The Wood Brothers: "Heart Is The Hero" (Thirty Tiger/Honey Jar, Apr. 2023) |
[One Drop Of Truth |
Oliver Wood]
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Die Wood Brothers haben gelernt, auf ihr Herz zu vertrauen. In den letzten zwei Jahrzehnten haben sie ihren Ruf als freidenkende Songwriter, Straßenkämpfer und Community-Builder gefestigt und einen Katalog vielfältiger Musik und ein treues Publikum geschaffen, das über die Jahre mit ihnen gewachsen ist.
Diese Entwicklung setzt sich mit »Heart is the Hero«, dem achten Studioalbum der Band, fort. Dieses neueste Werk wurde analog auf 16-Spur-Band aufgenommen und zeigt, dass die drei Musiker die Chemie ihrer gefeierten Live-Shows nutzen, indem sie ihre Auftritte in Echtzeit direkt im Studio einfangen, ohne dass ein Computer in Sicht ist. »Heart is the Hero« ist ein akustisches Album, das elektrisiert und mit Songs bestückt ist, die nicht nur das Herz, sondern auch den Kopf und die Hüften ansprechen.
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#4: Bert Dockx Band: "Ghosts" (Unday, Okt. 2023) |
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For more than a decade, Bert Dockx has been one of the most prolific and versatile musicians in Belgium. A masterful guitarist, gifted songwriter, and innovative composer, crossing boundaries between avant-garde rock, customized blues, and instrumental jazz, with bands such as Flying Horseman, Dans Dans, and Ottla, singing in his native Dutch as Strand, or solo under his birth name, and now as the Bert Dockx Band. Ghosts is his fifteenth (!) album on the Ghent-based label Unday Records.
Two years after the crash, Bert Dockx presents his new Bert Dockx Band and Ghosts, an album of rebirth and transgression, one of many firsts. Dockx never dedicated this much time to meticulously crafting each song. For the first time, he entrusts a finished record to a complete outsider. Never before has he reached out so far into the outside world.
The relaxed and positive atmosphere during the recordings is magnified in what Dockx calls 'my best guitar playing ever', and the deep, powerful use of his voice in its natural range. 'I had fun making this album,' says Dockx, 'and I really hope it shows'.
‘There’s no escape now/ I’m inside of the storm’, Bert Dockx sings on his new album, the first with the Bert Dockx Band. ‘I smile, I cry/ I die, I’m born/ I’m in love’. Ghosts is the culmination of a two-year odyssey, from hitting rock bottom to flourishing into new heights. An album of rebirth and transgression, a record of milestones and many firsts. Never before has Dockx turned so deep inside in order to reach out to a world beyond himself.
The album is mastered by US producer Philip Weinrobe. Weinrobe previously worked with Adrianne Lenker, Indigo Sparke, and Kings of Convenience, and is praised by Dockx for his ‘infallible intuition and great inventiveness’. This occasion marks the first time he hands over a finished record, permitting an outsider’s perspective during the final mix.
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#5: Fruit Bats: "A River Running To Your Heart" (Merge, April 2023) |
[Vetiver |
Bonnie Light Horseman |
Pet Parade |
Hiss Golden Messenger]
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Eric D. Johnson verweilt selten länger an einem Ort. »There's always been motion in my life between one place and another,« sagt der Fruit Bats-Songwriter dazu. Als Kind des mittleren Westens zog Johnsons Familie oft um, erst als er jedoch Jahre später als Musiker auf Tournee ging, wurde Bewegung ein zentraler Teil seiner Identität. »It weighs heavily on me - the notion of place. The places I've been and the places I want to go.« Das Gefühl für den Ort ist ein übergeordnetes Thema, das er mit Fruit Bats im Laufe seiner vielen Projekte immer wieder aufgegriffen hat.
Von den Anfängen des Projekts in den späten 90ern bis hin zu den klanglich ambitionierteren Arbeiten der letzten Jahre, hat Fruit Bats oft Liebeslieder präsentiert, in denen Persönlichkeiten und Orte zu einer Einheit verschmelzen. »The songs exist in a world that you can sort of travel from one to another. There are roads and rivers between these songs,« sagt Johnson. Diese Wege ziehen sich geradewegs durch das neueste Fruit Bats-Album mit dem treffenden Titel »A River Running to Your Heart«. Es ist die zehnte Veröffentlichung von Fruit Bats und wurde von Johnson - zum ersten Mal für Fruit Bats - zusammen mit Jeremy Harris im Panoramic House nördlich von San Francisco selbst produziert.
Nach zwei Jahrzehnten des Musizierens ist die hart erarbeitete emotionale Reife eindeutig in Johnsons (ohnehin) schon einladende Songs gesickert. Diese Entwicklung spiegelt sich wieder in einem einzigartigen Sound, der das Publikum erreicht wie nie zuvor. »A River Running to Your Heart« ist ein klanglich vielseitiges Werk, das sich vor allem mit der Frage beschäftigt, was es bedeutet, zu Hause zu sein: Sowohl physisch als auch spirituell. Und während das für einen Künstler, der ständig in Bewegung ist, wie ein seltsamer Fokus erscheinen mag, kann Heimat für Fruit Bats viele Formen annehmen, wie er auf dem Album vermittelt - vom Offensichtlichen bis hin zum Obskuren.
»A River Running to Your Heart« ist das erste Album von Fruit Bats seit »The Pet Parade« im Jahr 2021 und folgt auf Johnsons Beteiligung an dem von der Kritik hochgelobten Album »Rolling Golden Holy« des Indie-Folk-Trios Bonny Light Horseman aus dem Jahr 2022.
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#6: Motorpsycho: "Yay!" (Stickman, Juni 2023) |
[Pavement ]
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Es bleibt spannend
Kein Jahr vergeht, ohne mindestens ein neues Album von Motorpsycho. Auch anno 2023 reißt der kreative Fluss der Norweger nicht ab und sie erweitern mit »Yay!« ihre umfangreiche Diskografie.
Um für die nötige Abwechslung zu sorgen, lässt das Duo auf den eher sperrigen Vorgänger ein kompaktes Werk mit vielen Melodien folgen. Statt Prog-Rock in Überlänge nun also psychedelische Leichtigkeit.
Das Album von Motorpsycho aus dem Jahr 2023. Produziert von Reine Fiske und Lars Fredrik Swahn (Dungen, Melody's Echo Chamber, The Amazing u. a.). Damit die Dinge seit 1989 unvorhersehbar bleiben, gibt es nur einen Motorpsycho.
Das brandneue 10-Track-Album setzt im Vergleich zum Vorgänger wieder auf Melodien und reduziert Musik auf greifbare und verdauliche Größe wie lange nicht mehr.
Das verdeutlicht schon die erste Single ›Patterns‹, die bereits digital verfügbar ist. Bei der norwegischen Band ging es schon immer um die Balance zwischen hart und weich, elektrisch und akustisch, Groß und Klein, Licht und Schatten … und jetzt war die Zeit reif für eine leichtere Note, auch um die Balance zum etwas sperrigen, progressiven Vorgänger zu halten.
›Yay!‹ wurde von Reine Fiske und Lars Fredrik Swahn (Dungen, Melody's Echo Chamber) produziert und ihre Produktionsarbeit verleiht dem Album eine süße psychedelische Note mit einer elektrisierenden Atmosphäre, die es aus dem oft etwas biederen Singer/Songwriter-Genre heraushebt, aber dennoch dessen Intimität beibehält.
Auch wenn sich das Album immer wieder von den Helden der späten 60er und frühen 70er Jahre inspirieren lässt, bleibt vier Raum zum Entdecken für jene Hörer, die bisher mehr die schwere progressive Seite der Band gehört haben.
Between 2017 and 2021, Norway's Motorpsycho released the sprawling "Gullvåg Trilogy," consisting of 2017's double album The Tower, 2019's The Crucible, and 2020's The All Is One (also a double), which hosted cover paintings by Håkon Gullvåg. During quarantine, they rearranged, edited, expanded, and recorded the trilogy's leftover music for 2021's double-length Kingdom of Oblivion. 2022's Ancient Astronauts' offered pandemic-era collaborations with theater troupes. Yay! is a response to all that activity. It offers shorter, hookier, less deliberately progressive songs rife with acoustic guitars, hand percussion and congas, and vocal harmonies. After converting their rehearsal space into a makeshift studio, the band recorded reams of songs. Hearing a potential album in them, they invited Reine Fisk (Dungen, Träd, Gräs och Stenar, etc.) in to produce and mix. Offered creative carte blanche, he enlisted Dungen bandmate Fredrik Swahn as engineer -- they also contribute instrumentally. Given Fiske's love of psychedelia, these ten Bent Sæther songs are drenched in its textural production tenets. The album also signifies the final outing for drummer Tomas Järmyr, who joined in 2017, leaving Sæther and Hans Magnus Ryan as Motorpsycho's sole members.
Opener "Cold & Bored" commences with layers of strummed, major-key acoustic guitars ringed with violin (Fiske), glockenspiel, and Mellotron; its lyrics balance disappointment and unfilled promises with hope, as the summery Mediterranean rhythm and melody is all sunshine. The gorgeous vocal harmonies in "Sentinels'" float between those influenced by Crosby, Stills & Nash and the spacier approach of Love. The jaunty "Dank State" reflects the aftermath of the pandemic in a joyous anthem of accountability: "Fed up with conspiracies and lies/Dank State, you have been rejected...how sweet it is to see you on your way. "W.C.A." (What Comes After) follows lyrically asking necessary questions atop an optimistic musical frame of jangling guitars, upbeat chorus vocals, and Mellotron. The set's outlier is the seven-plus-minute "Hotel Daedalus." A winding, episodic, midtempo prog rock jam, its sonic drift is laden with rumbling, distorted basses, slide guitar atmospherics from Fiske, Ryan's spiky electric leads, overdriven keys, and buoyant strings from Josefin Runsteen. The lyrics reference the fear and confusion of the pandemic before the song evolves -- musically and thematically -- into a dreamy promise of hope after its explosive midsection. Closer "The Rapture" is almost rapturous in its beauty and optimism. Layered acoustic guitars are framed by a bumping bassline, sweeping strings, and organic percussion, denoting the passage of seasons literally and metaphorically. Cold, isolation, and darkness give way to light, possibility, and communal renewal. Its explosive final two minutes are transcendent. With its evocative cover art (Pavement's Wowee Zowee anyone?), songwriting, production, and inspired performances, Yay! is a lighter, breezier side of Motorpsycho's persona that should delight fans of the band's early indie rock. But Yay! is not actually retro, nor less lyrically provocative or musically adventurous. It is, simply, the latest necessary creative gambit from these sonic psychonauts.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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#7: Jerry Leger: "Donlands" (Latent, Okt. 2023) |
[Nothing Pressing (2022)]
Die Jahrescharts 2023: Platz22im Rolling Stone!
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In dem Maße, wie Torontos Musikszene auf der Weltbühne an Bedeutung gewonnen hat, hat auch der Singer/Songwriter Jerry Leger seinen Beitrag geleistet. Als Favorit des Uncut Magazine und des Rolling Stone Germany hat Leger auch das Lob von Künstlerkollegen wie Ron Sexsmith ("he's the real deal") und Doug Paisley geerntet. Gleichzeitig unterhält er eine langjährige Beziehung zu den Cowboy Junkies als Teil ihres Latent Recordings-Rosters, wobei deren Songwriter/Gitarrist Michael Timmins als Produzent fungiert.
Auf seinem neuen Album Donlands hat Leger einen anderen Ansatz gewählt und sich mit dem legendären kanadischen Produzenten/Engineer Mark Howard (Lucinda Williams, Bob Dylan, Tom Waits, Neil Young) zusammengetan, dessen charakteristischer atmosphärischer Sound Legers Ansatz eine völlig neue Dimension verleiht. Benannt nach der Straße im East End von Toronto, wo das Album im ehemaligen Donlands Theatre aufgenommen wurde, präsentiert Donlands Jerry Leger, wie man ihn noch nie zuvor gehört hat.
"Es gibt nicht mehr viele Leute, die Platten wie Mark Howard machen", sagt Leger. "Nachdem ich ihm sagen konnte, wie viel mir Tom Waits' Real Gone bedeutete, habe ich mich sofort auf die Erfahrung eingelassen. Wie alle meine Alben haben wir Donlands größtenteils live im Studio mit meiner Band The Situation [Dan Mock, Kyle Sullivan, Alan Zemaitis] im Kreis aufgenommen - keine Kopfhörer, nur zuhören und existieren, als Ganzes atmen. Für mich ist es eine Platte, die in ihrer eigenen Welt lebt. Seit ich ein kleines Kind war, liebe ich es, wie eindringlich Aufnahmen wie I Only Have Eyes For You" von The Flamingos oder Pledging My Love" von Johnny Ace klingen. Ich wusste, dass Mark uns das mit der richtigen Auswahl des Materials vermitteln konnte."
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#8: Hiss Golden Messenger: "Jump For Joy" (Merge, Aug. 2023) |
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Es ist Frühling 2023 im North Carolina Piedmont, und Songwriter und Sänger M. C. Taylor - Leader der Band Hiss Golden Messenger - fühlt sich lebendig. Fröhlich. Ewig, könnte er sagen. Für den Grammy-nominierten Musiker, dessen Alben seit über einem Jahrzehnt einen inneren Weg durch Erwachsensein, Vaterschaft, Spiritualität und Depression nachzeichnen, ist dies etwas Neues.
»Die Stücke auf Jump for Joy wurden in freien Momenten im Jahr 2022 komponiert, einem Jahr, in dem Hiss mehr oder weniger ständig unterwegs war«, erklärt Taylor. »Und vielleicht, weil sich die Energie nach der Pandemie in der Welt so chaotisch und unsicher anfühlte, habe ich viel über die Rolle nachgedacht, die die Musik in meinem Leben gespielt hat, und darüber, wie genau ich in der seltenen Position gelandet bin, eine Band und eine Crew rund um den Globus durch schmuddelige, mit Graffiti verschmierte grüne Räume, ehrwürdige Musikhallen und staubige Motels am Straßenrand zu führen. Manchmal vor 5.000, manchmal vor 200 Zuschauern zu spielen. Schlafen im Sitzen. Lachen, bis der Bauch weh tut. Um 3 Uhr morgens in einem anonymen Bett nicht einschlafen zu können, weil mir vor Angst oder Depression oder Adrenalin der Kopf schwirrt oder weil meine Ohren noch klingeln. Peter berauben, um Paul zu bezahlen, dann Paul berauben, um Peter zu bezahlen. Immer und immer wieder. Es ist ein gesetzloses Leben, aber eines, das mich glücklich macht, wie ich feststelle Die Songs auf ›Jump for Joy‹ - die schärfsten und autobiografischsten, die Taylor unter dem Namen Hiss geschrieben hat - lesen sich wie eine Art Briefwechsel, wie Postkarten zwischen dem heutigen Songwriter und seinem Pseudonym Michael Crow, einem jugendlichen Träumer, der Taylor selbst sehr ähnlich ist und der sich durch die 14 Songs des Albums hangelt. Auf diese Weise ist ›Jump for Joy‹ eine Meditation über ein Leben, das mit der Kunst gelebt wird, und über die Art und Weise, wie unsere Hoffnungen, Träume und Entscheidungen mit dem realen Leben zusammenstoßen - und mit ein bisschen Glück gelegentlich auch mit ihm verschmelzen. ›Durch die Erschaffung dieser Figur konnte ich diese verletzlichen, zärtlichen Momente erforschen, die so entscheidend in meinem Leben waren, auch wenn ich es zu dem Zeitpunkt nicht wusste‹, erklärt Taylor.
Produziert von Taylor und produziert von seinem langjährigen Hiss-Kollegen Scott Hirsch während zwei Wochen im Spätherbst 2022 im legendären Sonic Ranch Studio in Tornillo, TX, nur einen kurzen Spaziergang von der mexikanischen Grenze entfernt, tanzt ›Jump for Joy‹ mit fröhlicher, spontaner Energie, die sich wie ein neues Kapitel im Hiss Golden Messenger Werk anfühlt. Taylor wird während des gesamten Albums von seiner erstklassigen Live-Band begleitet: Gitarrist Chris Boerner, Bassist Alex Bingham, Keyboarder Sam Fribush und Schlagzeuger Nick Falk - eine Ansammlung von Musikern, die dazu beigetragen haben, dass die Live-Auftritte von Hiss Golden Messenger zu legendären Angelegenheiten geworden sind.
Musikalisch, textlich und konzeptionell ist "Jump For Joy" anders als alle bisherigen Alben von HISS GOLDEN MESSENGER. Hier sind vielleicht die optimistischsten und groovigsten Songs, die Bandleader, Sänger und Songwriter M.C. Taylor je gemacht hat. Wie der Albumtitel schon andeutet, durchdringt eine fröhliche Stimmung die Platte. Taylor und seine Bandkollegen Chris Boemer (Gitarre), Alex Bingham (Bass), Nick Falk (Schlagzeug) und Sam Fribush (Tasten) klingen hier sowohl straffer als auch lockerer ...
(Glitterhouse)
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#9: Robert Forster: "The Candle And The Flame" (Tapete, Febr. 2023) |
Die Jahrescharts 2023: Platz28im Rolling Stone!
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Der gefeierte australische Singer-Songwriter Robert Forster kündigt 2023 sein 8. Soloalbum »The Candle And The Flame« an.
Es ist ein Album, bei dem Forster einen ganz anderen Weg eingeschlagen hat als bei seinen früheren Werken. Die erste Single trägt den Titel »She's A Fighter«. Sie enthüllt nur einen Teil dessen, was zu einer Reise wurde, auf der er mit seiner Familie und seinen Freunden Musik machte, um Freude und Trost im Angesicht von Widrigkeiten zu finden.
Robert erklärt: »›She's A Fighter‹ ist der letzte Song, den ich für das Album ›The Candle And The Flame‹ geschrieben habe. Ich schrieb die Musik dafür im Juni 2021. Ich mochte die Melodie und die schnelle Energie des Songs, aber ich wusste noch nicht, wovon er handeln würde. Anfang Juli erhielt Karin Bäumler, meine Frau und musikalische Begleiterin seit zweiunddreißig Jahren, eine Krebsdiagnose. Ende Juli, als eine Reihe von Chemotherapien anstand, sprach Karin davon, dass sie um ihre Gesundheit kämpfte und einen Weg durch die Chemotherapie zur Genesung fand.
Der Satz ›She's A Fighter‹ kam mir in den Sinn. Er gefiel mir. Und ich wusste sofort, dass er zu meiner neuen Melodie passen würde. Ich brauchte nur noch eine weitere Zeile für den Text. ›Fighting for good‹. Der Song war fertig. Ich hatte meinen ersten Zwei-Zeilen-Song geschrieben. Ich hatte gerade die Ramones in den Schatten gestellt! Weil der Song so viel Bedeutung für uns hat, beschlossen wir, ihn als Familie aufzunehmen. Das ist das einzige Mal, dass das auf dem Album passiert. Karin singt und spielt Xylophon. Unsere Tochter Loretta spielt E-Gitarre. Unser Sohn Louis spielt Gitarre, Bass und Percussion. Und ich schlage wild auf einer akustischen Gitarre herum und singe. Und das ist ›She's a Fighter‹.«
Dieses musikalische Zusammenkommen als Familie wird im Video zu »She's A Fighter« festgehalten. »Das Video wurde im selben Studio (Alchemix Studios, Brisbane) gedreht, in dem auch das Album aufgenommen wurde. Es gibt also eine Kontinuität«, so Forster. »Und die Art und Weise, wie die vier im Kreis sitzen und spielen, ist sehr ähnlich, wie wir ›She's A Fighter‹ und andere Stücke auf dem Album aufgenommen haben.«
»The Candle And The Flame« besteht aus 9 Songs, die von Robert geschrieben wurden. Produziert wurde das Album von Robert, Karin Bäumler und Louis Forster (The Goon Sax), abgemischt wurde es von Victor Van Vugt (Nick Cave and The Bad Seeds, PJ Harvey) und mitgewirkt haben die ehemalige Go-Betweens- und Warm Nights-Bassistin Adele Pickvance sowie Scott Bromiley und Luke McDonald (The John Steele Singers), die bereits an Roberts Alben »Inferno« und »Songs To Play« mitgearbeitet haben. »Die Aufnahmesessions für das Album fanden sporadisch über sechs Monate statt. Manchmal nur ein oder zwei Tage pro Monat. Das war alles, was Karins Kraft und ihr Zustand zuließen. Wir mussten also live aufnehmen, magische Momente einfangen und auf Gefühl setzen. Und das ist der Sound des Albums geworden«, sagt Robert.
Robert Forster plant für das Jahr 2023 Konzerte in Australien und im Ausland, deren Termine bald bekannt gegeben werden. Zurzeit schreibt er an einem Roman und bereitet die Veröffentlichung von Band 3 der Go-Betweens Boxset Serie vor, ›G Stands For Go-Betweens‹.
Konzerthighlight: Stadtgarten, Köln, 30.03.2023
Gestern war ich endlich mal wieder bei einem Konzert eines meiner Lieblinxkünstler. Robert stand in Köln im Duo mit
seinem Sohn Louis auf der Bühne, der ja selber auf dem Weg ist zu einer musikalischen Karriere, zuletzt mit
seiner Band The Goon Sax. Was soll ich sonst noch so erzählen? Eigentlich war ich mit W4L-Bassist Johannes für das
Konzert verabredet, der aber kurzfristig absagen musste. W4L-Drummer Locke sprang mutig in die Bresche, übernahm uneigennützig
die Karte für das ausverkaufte (!) Konzert und machte mir mit seinem Angebot, uns beide nach Köln zu schoffieren noch
ein schönes Geburtstagsgeschenk. Und Robert ... war eben Robert, so wie immer. Wenn man virtuoses Gitarrenspiel erwartet,
dann ist man in einem seiner Konzerte wohl fehl am Platze. Wenn man aber einen großen Künstler mit einem tollen Songkatalog
erleben will und charmant spröde Geschichten in und zu den Liedern liebt, dann ist man hier richtig. Und frau auch, natürlich.
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#10: The Blue Aeroplanes: "Culture Gun" (ArtStar, April 2023) |
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“When Goering heard the word culture, he reached for his gun”. Discussing art, politics, and the local scene, ‘Hips Like Cigarettes’ is a summation and introduction to The Blue Aeroplanes – “If I carried a flag, what would be on it?”. Talking / half-sung, tunes are solidly indie but strongly built and guitar solos with crashing riffs display a love of rock.
The band have been around since the Eighties and, unlike some, this isn’t a reforming; they never really stopped, just slowed the releases to every five years or so. This isn’t a revisiting of past glories, either. I have fond memories of discovering ‘Swagger’ in 1990 (yeah, I hadn’t been paying attention) but this would be as happy a discovery as that, their only hit album. If it weren’t for the fact that plenty of bands (REM, Radiohead, etc) claim inspiration from The Blue Aeroplanes, I’d be talking about where they link to other bands more recent than them. They do have elements of Tom Verlaine’s Television though, in the poised space in the music, the sense of being a detached observer, slightly bemused, yet surrounded by music that contradicts the disengagement.
Last Night From Glasgow specialise in the undeservedly lost, buried under the waves of new releases. Often putting out older Scottish bands alongside contemporary singer-songwriters, they arranged to reissue The Blue Aeroplanes’ ‘Swagger’ and since the band had an album in the can, grabbed that too. This band are almost as far from Scotland as you might get, living in the art capital, Bristol. Based around the two core brothers and a dancer (see, they even influenced Bez…) the band are a seven-piece currently, making for a full sound at times and a consistent one, given how many people (40+) have passed through the band since its inception.
‘Building An Arc For The Anthropocene’ is serious about the potential end of the human era. Instead of shouting, the music tells us about the passion, while Gerard Langley offers Gang Of Four-ish one-line observations and comment. The whole album is angrier than older releases, showing they are failing to mellow with age – and quite right too. St John, the apostle, is brought up and visionaries are discussed, while ‘20-20’ laments that we can nearly see perfectly, looking backwards. ‘A Snake-Oil Shot’ is an angry tirade about fads of every flavour, fake people, fake news, even bulletproof coffee, punctuated with a shouted chorus, horns and screaming blues guitar. The band are thoughtful enough to give us a quiet exit on the last track, encouraging us to choose what we need from the post-modern menu while quietly telling us how powerless most of us are to change the destructive and selfish behaviour of the few.
The sounds are frequently punchy and will bring a smile to post-punkers as well as plenty of fellow travellers. The lyrics are poetic, laconic, surreal, narky and points in-between, counterpointing the music and leaving plenty of places to hang the listener’s admiration. Start here or start somewhere else, this is a band that found what they wanted to be early on and stuck with it, becoming only more what they are, which is a remarkable thing to be able to do.
(Ross McGibbon, LAST NIGHT FROM GLASGOW, 28th April 2023)
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#11: "The Endless Coloured Ways - The Songs Of Nick Drake" (Chrysalis, Juli 2023) |
[Nick Drake Songbook]
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Eine Sammlung von dreiundzwanzig der beliebtesten Songs von Nick Drake, liebevoll dargeboten und neu interpretiert von zweiunddreißig der talentiertesten Künstler des gesamten musikalischen Spektrums, wird über Chrysalis Records veröffentlicht. »The Endless Coloured Ways» wurde von Cally Callomon, der Managerin des Nick Drake Estate, und Jeremy Lascelles, dem Mitbegründer von Blue Raincoat Music und CEO von Chrysalis Records, ins Leben gerufen und enthält unter anderem Aufnahmen von Fontaines D. C., Let's Eat Grandma, John Grant, Self Esteem, Emeli Sandé, Guy Garvey, David Gray und vielen anderen.
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#12: Yo La Tengo: "This Stupid World" (Matador, Febr. 2023) |
[Popular Songs |
Fade]
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Gar nicht so dumm
Die amerikanische Indie-Rock-Institution Yo La Tengo veröffentlicht mit »This Stupid World« ein gleichermaßen typisches wie dringliches Album.
Das Trio um Gitarristen und Sänger Ira Kaplan hat auf seinem 17. Studioalbum erstmals komplett auf einen Produzenten oder externen Mischer verzichtet. Alle Songs wurden gemeinsam live im Studio aufgenommen, wodurch »This Stupid World« wunderbar natürlich und direkt klingt.
Immer ruhig bleiben
Yo La Tengo gehören zweifelsohne zu den großen Institutionen des Indie-Rock. Seit fast 40 Jahren ist die Band aus Hoboken New Jersey schon aktiv, mehr als 30 davon in der Trio-Besetzung, bestehend aus den Eheleuten Ira Kaplan und Georgia Hubley nebst Bassist James McNew.
Zuletzt haben die drei eine EP und ihr improvisiertes Ambient-Album »We Have Amnesia Sometimes« veröffentlicht, die beide während der Corona-Pandemie entstanden sind. Nun legen Yo La Tengo mit »This Stupid World« das erste »reguläre« Album seit fünf Jahren vor, ihr 17. insgesamt.
Fans der Band werden sich in den neun neuen Songs direkt heimisch fühlen. Manchmal leicht angeschrägter Indie-Rock, dessen Sound simpel und eingängig wirkt, obwohl sich in den vielen Schichten eine Menge Details finden lassen. Die vorab veröffentlichten Singles »Aselestine« und »Sinatra Drive Breakdown« stecken das Feld von »This Stupid World« sehr gut ab. Yo La Tengo wissen einfach, was sie tun und haben hier ein weiteres Karriere-Highlight abgeliefert.
Die größte Neuerung ist vielleicht der sehr direkte Sound des Albums. Erstmals in ihrer langen Geschichte hat das Trio gänzlich ohne externen Produzenten und Mischer gearbeitet und alles selbst in die Hand genommen. Das Ergebnis klingt wunderbar organisch und passt zum entschleunigten Vibe von »This Stupid World«.
Auf This Stupid World hört man Musik, die atmet, die Aufmerksamkeit einfordert und als Ganzes ein bewusstseinserweiternder Trip ist. Sobald man durch die multiplen Schichten zum Kern vorgedrungen ist, entfaltet sich ein Album voll enigmatischer Schönheit.
(VISIONS, Februar 2023)
Konzerthighlight: Gloria, Köln, 23.04.2023
Yo La Tengo habe ich ja inzwischen schon ein paar mal live gesehen. Erinnern kann ich mich an das ZAKK in Düsseldorf 2009 zum Album
"Popular Songs" und den Landschaftspark in Meiderich, allerdings ohne eine genaue Erinnerung, welches Jahr das war. Die Konzerte waren immer
gut, immer anders, immer sehr spannend. Gestern in dem ehemaligen und sehr gut gefüllten Kölner Kinosaal war das nicht anders. Seit
nunmehr fast 40 Jahren ist die Band nun schon dabei und immer noch wild und kreativ. Im ersten Set gab es vor allem Lieder vom neuen
Album, oft sehr leise und zerbrechlich und in ihrer Verweigerung von Rockklischés nicht unbedingt leicht geniessbar für ein Mainstream-Publikum.
Nach einer Pause wurde es dann SEHR LAUT - und blieb spannend. Schön zu beobachten war auch, wie sich jeder der drei Musiker mal am
Instrument eines Kollegen versuchen durfte - ohne den Flow irgendwie zu unterbrechen. Mit zwei kleinen Ausnahmen: nur James McNew
hat sich den Bass ungehängt und nur Ira Kaplan hat sich nicht am Schlagzeug versucht, dem Hauptbetätigungsfeld seiner Bühnen- und Lebenspartnerin
Georgia Hubley.
(25.04.2023)
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#13: Husten: "Aus Einem Nachtlangen Jahr" (Kapitän Platte, Sept. 2023) |
[Gisbert zu Knyphausen |
Husten: "Aus Allen Nähten" (2022)]
Die Jahrescharts 2023: Platz7im Rolling Stone!
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Der Plan sah vor, im Frühjahr 2023 direkt wieder ins Studio zu gehen, bei dem alten Freund Paul Grau in Motril, Spanien. Noch euphorisiert von der gelungenen Herbst-Tour machten Gisbert zu Knyphausen, Moses Schneider und Tobias »der dünne Mann« Friedrich Nägel mit Köpfen und buchten, was zu buchen war. Einziges Problem: sie hatten keinen einzigen neuen Song. Aber man wächst an seinen Aufgaben, nicht wahr? Irgendwo in der untersten Schublade, hinter der Rolle Zwirn, dem Anspitzer und der Ballpumpe lag dann doch noch das ein oder andere Instrumental, ein halbes Lied, ausgeschwitzte Reime und drei angebissene Texte. Um Weihnachten herum kamen in einem klammen, kleinen Übungsraum noch diverse ganz neue Stücke hinzu.
Im Januar 23 traf sich die Husten-Delegation mit der Live-Ergänzungsmaschine Marcus Schneider (Gitarre), Ben Lauber (Schlagzeug) und Arne Augustin (Keyboard), um 15 oder 16 neue Lieder zu arrangieren. Obwohl Motril nicht mit Wärme und Sonne geizte, sahen sich am Ende der zwölftägigen Aufnahmen alle etwas verwundert an ob der Düsternis der Stücke. Wie sollte man das Konvolut sinnvoll auf einem Album anordnen? Also alles auf Schwarz. Von dunkel nach hell. Auf dem Weg kommt man aus dem dystopischen »Bis morgen, dann« an der Trauer von »Ja und ja« vorbei, schaut »Elli« dabei zu, wie sie unter die Armutsgrenze rutscht, bettelt »Lass mich bitte nicht in Ruh«, blickt auf »Die andere Seite der Angst«, sieht dem verblichenen Träumer Achim hinterher, tanzt »Nüchtern im Club«, stellt sich hinter dem »Flamingo Hotel« ein paar philosophische Fragen, erinnert sich an ferne Tage und »Weiße Tiger« und bittet die Welt um Vergebung, da der perfekte Song auch mit »Für immer und ewig« nicht gelungen ist. Am Ende erschien es nur logisch, das Album »Aus einem nachtlangen Jahr« zu nennen. Ladies and Gentlemen: Aus einem nachtlangen Jahr - wohin auch immer.
PS: Es passt sprichwörtlich ins Bild, dass die Berliner Künstlerin Tina Berning an wunderschöner Melancholie kaum zu überbietende Zeichnungen beisteuerte, für die Dunja Berndorff das perfekte Artwork fand.
So stülpt Aus einem nachtlangen Jahr das Innere nach außen, leuchtet die Dunkelheit mit einem Lichtstrahl aus, gerade so hell, dass die wohlige Schwermut nicht völlig verschreckt wird. Wäre auch schade drum.
(VISIONS, Oktober 2023)
Das Schönste an diesem wundersamen Dreier ist, dass sich Gisbert zu Knyphausen, Moses Schneider und Tobias Friedrich zu Höchstleistungen anstacheln, ohne zu verkrampfen. Für die ersten EPs der Band gab’s noch ein anerkennendes Nicken unter Eingeweihten. Doch spätestens mit ihrem Debütalbum, „Aus allen Nähten“ (2022), und einigen fantastischen Konzerten im letzten Jahr haben Husten das Label „Nebenprojekt“ erfolgreich abgeschüttelt. Und jetzt schon ein Nachschlag auf Langspielplattenlänge? Ist das nicht zu früh? Erwartet uns da nicht ein lauer Aufguss aus Liegengebliebenem?
Beseelt, experimentierfreudig, melancholisch und mitreißend
Tatsächlich hatten Knyphausen und Co. keinen einzigen fertigen Song, als sie im Frühjahr ins Studio ihres Freundes Paul Grau im spanischen Motril gingen, um „Aus einem nachtlangen Jahr“ aufzunehmen. Das Ergebnis klingt jedoch so beseelt, experimentierfreudig, melancholisch und mitreißend, dass man den Glauben an unpeinliche Rockmusik für erwachsene Menschen zurückgewinnt. „Bis morgen dann“ steuert gleich mal auf ein apokalyptisches Szenario zu. Das Verschieben wichtiger Entscheidungen auf den Sankt-Nimmerleins-Tag wird teuer. „Ich glaub, wir müssen zahlen, und wahrscheinlich nicht mit Geld, eher mit allem, was wir haben“, singt Knyphausen und packt eine Stimmlage aus, wie man sie von diesem Sänger noch nicht gehört hat. Das todtraurige „Ja & Ja“ zieht sich selbst aus dem Sumpf verblassenden Glücks. Bessere Zeiten hat auch „Elli“ gesehen, jetzt steht sie auf dem unteren Ende der sozialen Leiter.
Husten schenken ihr eine Hymne irgendwo zwischen Blur und Spoon. Im somnambulen „Auf der anderen Seite der Angst“ leuchten E-Gitarren-Töne wie Glühwürmchen durch die stockfinstere Nacht, und „Achim, du Träumer“ erinnert in seiner zerschossenen Glorie an den Träumer Jason Molina. Aber Husten-Musik ist keine spaßbefreite Zone. „Nüchtern im Club“ und „Für immer und ewig“ wehren die glitschige Hand der Larmoyanz am Ende mit Selbstironie und Spielfreude ab.
(MAX GÖSCHE, www.rollingstone.de, 29.09.2023)
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#14: Element Of Crime: "Morgens Um Vier" (Universal/Vertigo Berlin, Apr. 2023) |
[Isolation Berlin]
Die Jahrescharts 2023: Platz39im Musikexpress!
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Element Of Crime hat es immer schon gegeben; bevor sich die Band vor Jahrzehnten gegründet hat, hat man diese Musik wohl schon in sich drin gehört. Lässigkeit mit Herz, Wippen mit Schnauze, Unangestrengtheit auf die Spitze getrieben, aber niemals schlampig.
Element Of Crime ist ein Lebensgefühl, ohne das die Welt weder denk- noch aushaltbar wäre. 2023 also ein neues Album »Morgens um vier«. Ich bin da neuerdings auch schon immer wach, nicht: noch, wie früher. Wir sind wohl alle bisschen stiller geworden, in den letzten Jahren: »Wir haben keine Lösung, wir haben Lieder«, ja, muss man zugeben.
Und scheint es nicht vielen, als ob gerade der oder die Liebste eine Axt in den Händen hielte? Fast logisch, dass es die Katze ist, die fragt: »Leute, wo soll das enden?« Die Katze! Hoffe nur, jemand hat bald eine Antwort darauf. Bis dahin: Mitwippen, mitsummen, mitleiden, sich nicht erwischen lassen.
(Eva Menasse)
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#15: Loretta: "Between Planets" (Treibender Teppich, Dez. 2023) |
[Yasmine Tourist (2013)]
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Das letzte Album "The Stars My Destination" gab's 2019. Die sich selbst vermarktende Band mit den gelassenen, samtweichen Melodien hat ein Neues, vinyl-only. Zwischen Tom Petty’s Heartland-Rock, gepflegten Wings-Mitsing-Melodien, Al Stewart’scher Sanftmut und edlem ELO-Pop, dezent schleppendem Neil Young-Country, prächtig-prallem Pop im Sinne von Prefab Sprout und Go-Betweens.
(Glitterhouse)
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#16: Ilgen-Nur: "It's All Happening" (Power Nap, Nov. 2023) |
[M. Byrd]
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"Toller lichtdurchfluteter Folk. Begleitet wird sie dabei von einem entspannten Drum-Rhythmus, über den sich Bass, Gitarre und Keys legen. Und fast fühlt es sich an, als säße die Band mit uns auf dem Rücksitz. Aufgenommen auf der malerischen Palos-Verdes-Halbinsel im Süden von LA.
(BR)
Mehr Lebensbejahung geht nicht. Borali hat in L.A. offenbar ausgeschlafen und Pläne geschmiedet. Nebenbei ist ihr ein wunderbares Album gelungen.
(VISIONS, Oktober 2023)
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#17: Bebel Gilberto: "Joao" (Play It Again Sam, Aug. 2023) |
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Das Album ist eine Sammlung von Liedern, die von ihrem Vater João Gilberto, der weithin als »Vater der Bossa-Nova-Musik« gilt, bekannt gemacht wurden. João Gilberto verstarb 2019 nach einer 70-jährigen Musikkarriere. Bebel begann schon als kleines Kind mit ihm zu singen, und die Lieder, die sie auf diesem neuen Album singt, haben sie ihr ganzes Leben lang begleitet.
Bebel sagt: »João« ist ein Liebesbrief an meinen Vater. Seit meinem ersten Album habe ich nie wieder Musik von meinem Vater gecovert. Jetzt ist es an der Zeit, der Öffentlichkeit die Lieder von João Gilberto zu präsentieren, die mich seit meiner Geburt - und sogar schon davor - beeinflusst haben. Der Veröffentlichung des »Joao«-Albums wird eine Welttournee folgen, deren Termine in Kürze bekannt gegeben werden.
Die Sängerin bewegt sich mit zeitloser Eleganz durch das Repertoire ihres Vaters João Gilberto.
(STEREO, Oktober 2023)
Ein Nachruf im klassischen Bossa-nova-Sound
Eine Hommage an den Vater, reduziert, fast puristisch, also ganz im Sinn des „Girl From Ipanema“-Komponisten. Bebels eigene Musik zeichnete sich bisher eher dadurch aus, dass sie den Bossa nova in die Gegenwart transformierte, ihn mit Electro-, Jazz- und Pop-Einflüssen mischte, leicht und elegant. Bereits das letzte Album, „Agora“ (2020), war vom Tod des 2019 verstorbenen João Gilberto überschattet.
Bebel ist hundert Prozent Joãos Tochter
Nun interpretiert die Sängerin elf Songs ihres Vaters, die sie schon seit der Kindheit begleiten. „Adeus América“ oder „Undiú“ klingen, als würde der Geist des großen Musikers persönlich dazu über den Strand tänzeln. Auch „O Pato“ ist nah am Original, nur einen Tick opulenter. Eines ist nach diesem Album klarer denn je: Bebel ist hundert Prozent Joãos Tochter.
(www.rollingstone.de, 25.08.2023)
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#18: Iris DeMent: "Workin' On A World" (Flariella, Febr. 2023) |
[Infamous Angel |
Modern Times]
Die Jahrescharts 2023: Platz16im Rolling Stone!
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Auf ihrem transzendenten neuen Album »Workin' On A World« stellt sich Iris DeMent der modernen Welt - so wie sie jetzt ist - mit ihrer Klimakatastrophe, pandemischen Krankheiten und einer Epidemie von Gewalt und sozialer Ungerechtigkeit - und fragt uns nicht nur, wie wir weiter auf eine bessere Welt hinarbeiten können, sondern bittet uns auch, einander zu lieben, trotz unserer sehr unterschiedlichen Sichtweisen.
Als die in Arkansas geborene und in Los Angeles aufgewachsene Songwriterin Iris DeMent Mitte der Achtziger mit dem Auto durch eine ausgestorbene Stadt irgendwo im Mittleren Westen fuhr und auf die vielen mit Brettern vernagelten Fenster und Türen schaute, lernte sie, was es bedeutet, wenn einen die Inspiration heimsucht. Sie schrieb einen Song über diese Stadt, der so viel besser war als alles, was sie bis dahin zu schreiben versucht hat. Das Ergebnis, „Our Town“, war der Startpunkt für ihr erstes Album „Infamous Angel“ (1992) und war später in der herzzerreißenden Schlussszene der besten Fernsehserie (mindestens) der 90er-Jahre, „Northern Exposure“ (dt. „Ausgerechnet Alaska“), zu hören (hier kann man die Szene sehen). Seit ihrer Erfahrung mit „Our Town" ist Iris DeMent geduldig, kann warten, bis die Inspiration sich einstellt. In den Neunzigern reichte die immerhin für drei sehr gute Alben, für die sie von Meistern ihres Faches wie John Prine und Merle Haggard geschätzt wurde. Dann dauerte es ganze 16 Jahren bis zum nächsten Album mit eigenen Songs – ihrem Meisterwerk „Sing The Delta“ (2012, dazwischen erschien das schöne Cover-Album „Lifelines“, 2004). Drei Jahre später veröffentlichte sie ihre Vertonungen einiger Gedichte der russischen Dichterin Anna Akhmatova („The Trackless Woods“, 2015), und vermutlich hätten wir noch sehr lange auf ein neues Album mit DeMent-Orginalen warten müssen, wenn ihre Stieftochter, die Songwriterin Pieta Brown, sich nicht die Aufnahmen neuer Songs angehört hätte, die DeMent 2019 und 2020 mit den Produzenten Richard Bennett und Brad Jones in Nashville gemacht und verworfen hatte. Brown hörte da ein neues Album, DeMent vertraute ihr und nahm noch ein paar weitere Stücke auf, um „Workin‘ On A World“ zu einer runden Sache zu machen. „And these waves of inspiration/ Sure can be few and far between”, singt sie an einer Stelle. „Like a train that just won't leave the station/ They resist my plans and schemes/ But I'm not holding back nothin' anymore/ And I'm done with being afraid of being bled/ Use me up while I am living, Lord/ Let's not leave nothin' for the dead.” Inspirationen für diese Songs gab es viele – allen voran die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten und die Folgen. „I got so down and troubled/ I nearly lost my head“, beginnt der eröffnende Titelsong. „I started wakin' every morning/ Filled with sadness, fear and dread/ The world I took for granted/ Was crashing to the ground/ And I realized I might not live long enough/ To ever see it turn around.“ „Workin’ On A World” ist zugleich ein tröstendes und ein kämpferisches Album mit Honky-Tonk-Klavier, Gospelbläsern und Texten, die mit Wut, Verzweiflung und gesundem Menschenverstand nicht hinterm Berg halten – wie die grandiose achtminütige Suada „Goin' Down To Sing In Texas", die musikalisch auch auf Dylans „Modern Times“ einen Platz hätte haben können. Und wie bei Joe Henrys jüngstem Meisterwerk „All The Eye Can See“ wohnt diesen Stücken etwas Kirchenliedhaftes inne – doch sie verharren hier nicht in der Dunkelheit, sie streben zum Licht.
(Maik Brüggemeyer, ROLLING STONE-Wohnzimmer, Folge 32 vom Newsletter, 27.02.2023)
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#19: Robert Rotifer: "Holding Hands In Pétropolis" (Gare Du Nord, Sept. 2023) |
[Makin' Time |
John Howard & The Night Mail |
The Pearlfishers |
Louis Philippe & The Night Mail]
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Als Robert Rotifer mir seine neuen Songs vorspielte, die am Freitag auf dem Album „Holding Hands In Petropolis" erschienen sind, war ich so begeistert, dass ich ihm gleich einen Waschzettel schreiben wollte - also so einen Info- und Werbetext, wie ihn Labels gerne an potentielle Rezensent:innen verschicken. Ist dann einigermaßen schief gelaufen, denn mein Text wurde eher eine Art Liebeserklärung. Den Waschzettel hat dann wer anders verfasst. Naja. Part of me loves to fail. Hier mein Text
Die Erschöpfung war von Anfang an ein der Popmusik eigener Zustand. Man war erschöpft vom Tanzen, vom Sex, von Drogen oder vom Warten auf Sex und Drogen. Oder einfach von der Welt. Vom Kampf gegen Kriege, Rassismus, Ungerechtigkeit und Ignoranz, von Sinnlosigkeit und Leere. „My weariness amazes me, I’m branded on my feet/ I have no one to meet/ And the ancient empty street's too dead for dreaming“, hat Bob Dylan schon als junger Mann gesungen.
Robert Rotifer, den ich Ende Januar 2007 kennenlernte, als wir beide in einem Hotelzimmer an der Londoner South Bank auf ein Interview mit der Band Arcade Fire warteten und der seitdem zu unser aller Glück ROLLING STONE-Autor geworden ist, hat in den Neunzigern die ancient empty streets von Wien verlassen, um in die britische Hauptstadt und damit ins gelobte Land der Popmusik aufzubrechen und einen Traum zu leben. Und wie immer bei gelebten Träumen kam sehr bald die Wirklichkeit dazwischen. England wurde – wie so viele andere Länder auch – von rechten Populisten verführt. Und es waren schließlich ausgerechnet Angehörige der Generation, die in den Sechzigern allerlei Utopien und Grenzüberschreitungen ausprobiert und so wundervoll freie und befreiende Lieder gesungen hatte, die alle Grenzen schließen und sich vom Rest der Welt mit einer Mauer aus Nationalstolz abschotten wollten. Dann kam die Pandemie. Dann der Krieg in der Ukraine. Und auf den alten Straßen in die Utopien des Pop begegnete einem kaum noch wer.
Als Jean-Luc Godard im September 2022 in der Schweiz aus dem Leben schied und seine Familie daraufhin erklärte „Il n'était pas malade, il était simplement épuisé“ – „Er war nicht krank, er war nur erschöpft“, fühlte Robert Rotifer sich an seinen Landsmann Stefan Zweig erinnert, der 80 Jahre zuvor im Angesicht der Zerstörung seiner „geistigen Heimat Europa“ und „durch die langen Jahre heimatlosen Wanderns erschöpft“ mit seiner Frau Lotte im brasilianischen Petropolis aus dem Leben geschieden war. Aber er erkannte in diesen Worten auch sich selbst, seine Freunde und die Welt um ihn herum und schrieb einen achtminütigen Versuch über die Erschöpfung mit dem Titel „He’s Not Ill“, der nun „Holding Hands In Petropolis“ eröffnet. Ein Lied, das wegzudämmern scheint, um dann im entscheidenden Moment doch wieder die Augen aufzureißen, ein Lied, das so fantastisch klingt, dass man Rotifers Reaktion auf die eigene Weltmüdigkeit heraushört: Er hält sich an dem fest, was er trotz so vieler Enttäuschungen und Zweifel, von denen er in den folgenden Liedern so reflektiert berichtet, immer noch am meisten liebt: der Musik. Noch nie hat er seine Lieder mit so viel Liebe zum Detail arrangiert wie hier. All die Virtuosität und Sorgfalt, die er in den vergangenen Jahren in Alben wie André Hellers „Spätes Leuchten“ und Louis Philippes „Thundercloud“ investiert hat, kann man auch hier hören.
Am Ende sehen wir einen Mann in seinen Fünfzigern über die alten verlassenen Straßen gehen. Er ist auf dem Heimweg. Ein Hosenbein ist zerrissen und seine Hand ist zur Faust geballt. Nicht, weil er wütend wäre auf sich oder die vergangene Zeit oder beides, sondern weil er überprüft, ob seine Finger nach einem Sturz auf nasser Straße noch okay sind. Sind sie. Er wird sich zu Hause in seine zum Studio umgebaute Garage setzen, eine Gitarre auf den Schoß nehmen und seine Lieder singen können. Darin liegt eine Hoffnung. Für uns alle.
(Maik Brüggemeier, ROLLING STONE-Wohnzimmer, Folge 42, 18.09.2023)
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#20: Teenage Fanclub: "Nothing Lasts Forever" (Pema, Sep. 2023) |
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Aufgenommen Ende August während einer intensiven zehntägigen Phase in der walisischen Landschaft, kann man die Wirkung dieser Umgebung auf der Platte hören - sie ist voller sanfter Brisen, weitem Himmel, Schönheit und Raum. Einer der eindrucksvollsten Texte des Albums findet sich im finalen Track »I Will Love You«. Das wunderschöne siebenminütige, fast kosmisch-akustische Tagtraumstück blickt jenseits der Wut und Polarisierung unseres modernen Diskurses auf eine Zeit, in der »the bigots are gone / after they apologise / for all the harm that they've done«.
Die Suche nach dem Positiven angesichts der düsteren Realitäten des 21. Jahrhunderts fühlt sich sehr nach Teenage Fanclub an - einer Band, die seit über drei Jahrzehnten eine Kraft des Guten ist und Melancholie mühelos in glorreich klingende Harmonien verwandeln kann.
Die besondere Qualität Teenage Fanclubs besteht vielmehr darin, dass ihre Musik auch nach so vielen Jahren noch ohne Abstriche gegenwärtig und relevant wirkt – zeitlos eben.
(VISIONS, Oktober 2023)
If there's an overriding sentiment that runs through all of Teenage Fanclub's work and which has taken on a deeper resonance since at least 2010's Shadows, it's that the beloved Scottish group are journeyman pop bards crafting beautiful anthems about everyday life. It's a poetic, introspective vibe and one that illuminates all of their gently intoxicating 12th album, 2023's Nothing Lasts Forever. Their second effort since the 2018 departure of bassist/singer Gerard Love, Nothing Lasts Forever is a softly textured production anchored by songwriting of the remaining founder members, Norman Blake (guitars/vocals) and Raymond McGinley (guitars/vocals). Together, along with their longtime touring ensemble featuring Francis Macdonald on drums, Dave McGowan on bass, and Gorky's Zygotic Mynci founder Euros Childs on keyboards, they've crafted an album that finds them ruminating on growing older and coming to a place of peace with one's life. Explicitly, where Endless Arcade was written during a time of turmoil for Blake as he wrestled with the break-up of his marriage, here he seems to have found an acceptance and even hopefulness that life has more to offer. It's an uplifting vibration they conjure on the opening "Foreign Land," in which their slinky, fuzztone psych-guitar riffs frame Blake's lyrics about moving on from the past. He sings, "My heart was like a stone/But now it's beating brightly/The past's a foreign land/I did my best, you understand." The song nicely evokes the group's late-'60s Laurel Canyon folk-rock influences and perfectly sets up the tone of what's to come. Equally soft focus and organic textures follow, as on the Todd Rundgren-esque "I Left the Light On," the piano-driven "Self Sedation" with its Paul Williams-meets-the Beach Boys vibe, and the shimmering "Middle of Mind" whose poetic melody and spectral synthesizers bring to mind Pink Floyd ballad. We also get the crunchy guitar sparkle of "Tired of Being Alone" and "Back to the Light," both of which recall the band's classic Grand Prix and Songs from Northern Britain albums. With Nothing Lasts Forever, Teenage Fanclub have made a poignant, delicately rendered rumination on the passing of time and the enduring promise of love, throwing their lyricism into relief.
(by Matt Collar, All Music Guide)
Konzerthighlight: Kulturkirche, Köln, 27.10.2023
Ursprünglich wollte ich ja gar nicht zum Konzert der Schotten in der Kirche in Köln-Nippes fahren,
denn eigentlich hätten die Rusty Nails ja heute abend ihren ersten Gig seit vier Jahren gespielt - und
dafür hätten wir gestern natürlich noch proben müssen. Nägel-Gig und -Probe fallen krankheitsbedingt
kurzfristig aus, also flux eine Karte für den Gig in Köln besorgt. Die Vorfreude ist groß, denn die neue
Platte soll wirklich gut sein. Die Anreise nach Köln verlief weitestgehend problemlos: "nur" eine Verspätung von
einer Viertelstunde. So habe ich auch "nur" das mir unbekannt gebliebende Vorprogramm verpasst. Die Vorfreude
wird also schnell zur echten Freude, auch weil ich für meine müden Knochen in der gut gefüllten Kirche
einen Sitzplatz ergattern konnte. Dann begann die Band und hatte für lange Zeit einen echt üblen Sound, wohl
der klangempfindlichen Lokalität geschuldet - und meine Begeisterung sank deutlich ab. Dann wurde es klanglich
doch noch deutlich besser und als die bekannteren Lieder kamen (von "Hits" kann man in der Liga vom Fanclub wohl nicht
sprechen!) und ich mich auch etwas weiter nach vorne begeben habe und (fast) alle Bühnenbeteiligten sehen konnte
war meine Stimmung auch wieder gut. Dann kam die Rückfahrt: Ruchzuck zur ersten Straßenbahn, dann eine Viertelstunde warten auf die zweite Straßenbahn
nach Köln-Mülheim, dort dann fast eine Stunde warten auf den nächsten Zug nach Duisburg. Der Lokalzug in Duisburg nach
Hause hatte wieder eine Dreivierteklstunde Verspätung, sodass ich erst gegen Halb Drei heute morgen wieder
zu hause war. Und wieder war meine Begeisterung deutlich gesunken: entweder demnächst doch mit dem Auto nach Köln zum Konzert -
oder ich lass den ganzen Scheiß. Vieleicht bin ich dafür ja inzwischen auch zu alt. Andererseits: geile Musik. Das neue Album,
das es leider nicht auf dem Konzert gab (wie unprofessionell!) ist geordert, auch wenn's etwas dauert, auch wenn der Preis genau an
meiner Schmerzgrenze von 30 Oioro liegt. (28.10.2023)
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Willkommen zurück ...
auch gut ...
Meg Baird: "Furling" (Drag City, Jan. 2023) |
[Espers |
Heron Oblivion]
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Joe Henry: "All The Eye Can See" (earMUSIC, Jan. 2023) |
Die Jahrescharts 2023: Platz48im Rolling Stone!
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Joe Henry ist nicht nur ein erfolgreicher Musiker, sondern auch Produzent für Künstler wie Solomon Burke (Grammy Award!), Hugh Laurie, Aimee Mann, Rodney Crowell und Elvis Costello. Auf »All The Eye Can See« wird Henry von mehr als 20 Musikern begleitet, darunter seine langjährigen musikalischen Weggefährten und Freunde - Levon Henry am Saxophon und an der Klarinette, David Piltch am Bass, Patrick Warren am Klavier und an den Tasten sowie John Smith an der akustischen Gitarre. Intim, hochemotional, erstaunlich ruhig, mit einfachen, aber gekonnten Melodien, berührenden Texten mit 14 neuen und unvergesslichen Songs.
... verpackt [...] die betörenden Melodien seiner düster autobiografischen Geschichten in erstaunlich ruhige Arrangements.
(Good Times, Februar/März 2023)
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James Yorkston, Nina Persson and The Second Hand Orchestra : "The Great White Sea Eagle" (Domino, Jan. 2023) |
[The Wide, Wide River]
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Wilco: "Cruel Country" (dBpm, digital: Mai 2022 * CD/Vinyl: Jan. 2023) |
Die Jahrescharts 2022: Platz5im Rolling Stone!
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Die innovative Chicagoer Rockband Wilco kehrt mit ihrem 12. Studioalbum zurück, dem ersten seiner Art. Cruel Country ist die Erkundung des Genres, durch das sich die Band oft definiert hat, das sie aber bis jetzt nie vollständig verinnerlicht hat. Das Doppelalbum enthält 21 Tracks aus der Feder von Jeff Tweedy, die fast vollständig aus Live-Aufnahmen bestehen, die zum ersten Mal seit dem 2011 erschienenen Album The Whole Love mit allen sechs Bandmitgliedern gemeinsam im The Loft entstanden sind.
Das 12. Album von Wilco hat bisher einen unglaublichen Weg hinter sich. Ursprünglich wurde es den Solid Sound-Teilnehmern kostenlos zur Verfügung gestellt, gefolgt von einer digitalen Veröffentlichung am 27. Mai (demselben Tag, an dem die Band es in seiner Gesamtheit live auf dem Festival aufführte). Von der NYT als Wilcos »unaufdringliches Magnum Opus« gelobt und später am Record Store Day als White Label CD veröffentlicht. Jetzt landet es in guter Gesellschaft auf den »Best of 2022«-Listen von Rolling Stone, Variety, Spin, Uproxx und Paste UND seine lang erwartete physische Veröffentlichung ist fast da!
Schon früh, als sie aus Uncle Tupelo hervorgingen, gab es die Idee, dass Wilco eine Country-Band sei, oder zumindest eine alternative Country-Band. Und es gibt Beweise dafür - »in allem, was wir je gemacht haben, gab es Elemente von Country-Musik«, sagt Jeff Tweedy. »Wir haben uns nie besonders wohl dabei gefühlt, diese Definition zu akzeptieren, die Idee, dass ich Country-Musik mache. Aber jetzt, nachdem wir ein paar Mal um den Block gegangen sind, finden wir es aufregend, uns innerhalb der Form zu befreien und die einfache Einschränkung zu akzeptieren, die Musik, die wir machen, Country zu nennen.«
»Cruel Country« besteht fast vollständig aus Live-Aufnahmen, mit nur wenigen Overdubs. Alle - Tweedy, John Stirratt, Glenn Kotche, Mikael Jorgensen, Pat Sansone und Nels Cline - waren im Raum und spielten zusammen im The Loft in Chicago, ungetrennt durch Schalldämpfer. Es ist eine völlig andere Art, Platten zu machen, die Wilco seit Jahren nicht mehr verwendet hat - vielleicht nicht mehr seit »Sky Blue Sky«.
When Wilco announced the upcoming release of their album Cruel Country in late April 2022, it immediately generated a lot of excitement from a part of their fan base that hadn't been heard from much in a while. In the initial press releases on the LP, Jeff Tweedy described it as a country album, exciting news for the folks who had been following the band since their earliest days as Tweedy's post-Uncle Tupelo project, and had felt disappointed since their audible twang essentially disappeared with 1999's Summerteeth. But anyone hoping Cruel Country was going to take Wilco back to the rollicking alt-country sound of 1995's A.M. or 1996's Being There needs to adjust their expectations. Though Cruel Country is indeed the most "country" album Wilco have delivered in over 20 years, it's not "country" in the way they sounded in the mid-'90s. Instead, this is mostly acoustic country-inspired music merged with folk and filtered through the sort of musical and lyrical impressionism that became Tweedy's worldview since he developed a voice fully separate from the other guy who co-founded Uncle Tupelo. (In its emphasis on ambience and occasional washes of electronic soundscapes, this is as much Yankee Hotel Foxtrot as Being There.)
Cruel Country marks the first time in several years circumstances permitted Wilco to record together live in the same room, and the performances have the subtle but very human feel of six people sitting in a circle and reacting in the moment to one another's ideas and energy. Some think of Wilco as Jeff Tweedy and whoever else he brings along (and his status as uncontested leader is well established), but the best moments on Cruel Country show how much more they truly are. On longer cuts like "Bird Without a Tail/Base of My Skull" and "Many Words," hearing the musicians stretch out and weave their performances around one another is quietly dazzling, especially Nels Cline's steel guitar and Pat Sansone and Mikael Jorgensen's keyboards. There's very little flash in this music, but there's a warmth and excitement in the process of creation that's deeply satisfying, even joyous. Lyrically, Cruel Country is very much an album about America, written with an eye toward the nation's collective history as well as the division of the 2020s, and when Tweedy sings, "I love my country/Stupid and cruel," he makes it clear that as much as the second part troubles him, the first part isn't irony. While 2015's Star Wars, 2016's Schmilco, and 2019's Ode to Joy were all fine in their own ways, they often had the feel of a band throwing a bunch of ideas at the wall and seeing what would stick (and this is a band good enough to get away with that). Cruel Country, however, feels as unified and well plotted as anything in Wilco's catalog, and it's deeply moving, powerfully heartfelt music from a handful of gifted players serving their songs beautifully.
(by Mark Deming, All Music Guide)
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Tex Perkins & The Fat Rubber Band: "Other World" (Beast, Febr. 2023) |
[The Beasts Of Bourbon |
The Cruel Sea]
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In den Jahren 2020 und '21, in denen Tex Perkins viel zu viel Zeit zum Nachdenken hatte, fand er immer Trost in der kreativen Umgebung von Songs. Mit seinem Freund Matt Walker als Co-Autor und Mitverschwörer schwelgte Perkins in der Erfahrung, die zur Gründung und Aufnahme des ersten Fat Rubber Band-Albums in den Walker & #39's Stovepipe Studios mit Bassist Steve Hadley, Schlagzeuger Roger Bergodaz und Perkussionist Evan Richards führte. Nach einer solch positiven und kreativen Erfahrung juckte es Perkins in den Fingern, mit der Arbeit an dem zweiten Album der Band, »Other World«, zu beginnen.
»Das erste Fat Rubber Band-Album war absichtlich ein wenig zerlumpt. Ein bisschen unscharf an den Rändern«, sagt Perkins. »Jetzt haben wir eine gewisse Reife, mit der wir Ideen sehr schnell umsetzen und in Form bringen können. Wir sind eine richtige Band geworden. Ich denke, was man auf dem ersten Album gehört hat, ist die Band, die sich formiert hat.« Er hat zwar schon mit vielen Musikern zusammengespielt, aber wahre Kollaborateure zu finden, ist etwas, das Perkins sehr schätzt. Während der Lockdowns dachte er darüber nach, ob er jemals wieder diese alltägliche Erfahrung als Musiker machen würde.
Bei The Fat Rubber Band handelt es sich nicht nur um eine weitere Gruppe von Musikern, die zusammen Musik machen, sondern um eine Zusammenkunft, bei der es um Kopf, Herz und Seele geht. »Roger Bergodaz war unglaublich. Sein Schlagzeug stand im Regieraum, und er hat die Platte so ziemlich gleichzeitig aufgenommen und Schlagzeug gespielt! Er schuf stets eine Umgebung, in der eine enthusiastische und positive Atmosphäre herrschte. Wir sind nie mit leeren Händen rausgegangen. Ich habe diese Platte so sehr geliebt«, sagt Perkins, »weil sie verdammt magisch war. Ja, das ist richtig, Magie oder wie wäre es mit Alchemie? (Eine mittelalterliche Wissenschaft mit einem geheimnisvollen Prozess, der versucht, unedle Metalle in Gold zu verwandeln.) Nun, ich weiß nichts über Gold, aber ich war Zeuge, wie sich Ideen, Gedanken, Launen und Vorstellungen fast mühelos in lebende, atmende Songs mit einer Seele und einem Herzschlag und sogar ihrer eigenen privaten Geschichte verwandelten, jedes Mal, wenn wir für diese Aufnahmen ins Studio gingen. Nein, eigentlich ist Magie besser.«
Perkins erklärt: »Diese Magie entstand mit Hilfe der über 40-jährigen Erfahrung jedes einzelnen Mitglieds der Fat Rubber Band. Sie sind alle wirklich großartige Musiker und sie sind alle wirklich großzügige Kollaborateure, also denke ich, was ich sagen will, ist, dass es keine Rolle spielt, was von hier an passiert. Ich bin mir sehr bewusst, dass es heutzutage mit Hunderten von neuen Veröffentlichungen pro Woche schwieriger denn je ist, die Leute dazu zu bringen, sich für ein neues Album von irgendjemandem zu interessieren, ganz zu schweigen von einem Haufen haariger Typen in den Fünfzigern aus Australien, die von einem Kerl namens Tex angeführt werden, den es schon seit den frühen Achtzigern gibt. Eigentlich kann ich nicht glauben, dass du das immer noch liest! Aber das ist ja auch egal, ich habe die Magie gesehen.«
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Florence Besch: "Hi Now Hello" (Unique, März 2023) |
[Locas In Love |
Stefanie Schrank]
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Boygenius: "The Record" (Interscope, März 2023) |
[Phoebe Bridgers |
Better Oblivion Community Center |
Phoebe Bridgers & Rob Moose: Copycat Killer]
Die Jahrescharts 2023: Platz9im Musikexpress
und Platz19im Rolling Stone!
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Genug gewartet
Es hat eine Weile gedauert, aber nun erscheint endlich »The Record«, das erste vollständige Album von Boygenius. So ist das nun einmal, wenn man es mit einer Supergroup zu tun hat. Da die Musikerinnen Phoebe Bridgers, Julien Baker und Lucy Dacus jeweils erfolgreiche Solo-Karrieren haben, mussten fünf Jahre vergehen, ehe sich eine gemeinsame Lücke in den Terminkalendern finden ließ.
Bevor es Boygenius gab, waren die drei erst Fans voneinander und wurden dann zu Freunden. Für eine gemeinsame Co-Headliner-Tour im Jahr 2018 wollten Bridgers, Baker und Dacus ursprünglich nur einen gemeinsamen Song aufnehmen, um ihn auf der Bühne zusammen performen zu können. Doch die Arbeit im Studio war so unkompliziert und produktiv, dass vier Tage später die sechs Songs für ihre viel beachtete »Boygenius EP« im Kasten waren.
Danach kümmerten sich die Musikerinnen aber erst mal wieder um ihre Solo-Musik und veröffentlichten jede für sich erfolgreiche Alben. Als Boygenius traten sie wieder im November 2021 auf, nach einer fast dreijährigen Pause der Band. Nun steht endlich ihr Debütalbum »The Record« in den Startlöchern.
Auf dem denkt die Band ihren alternativen Indie-Pop weiter, klingt noch ausgereifter und vielschichtiger als bislang. Das Zusammenspiel von Bridgers, Baker und Dacus macht die Songs zu etwas ganz Besonderem und wie sich ihre gefühlvollen Stimmen ergänzen, führt zu regelmäßiger Gänsehaut.
Mit »The Record« ist Boygenius tatsächlich der erhoffte große Wurf gelungen. Da verzeiht man sogar die lange Wartezeit.
Das Dream-Team ist zurück: Julien Baker, Phoebe Bridgers und Lucy Dacus vereinen ihre (Super-)Kräfte endlich auf Albumlänge.
(VISIONS, April 2023)
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CVC: "Get Real" (CVC, März 2023) |
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CVC (oder Church Village Collective in vollem Wortlaut) stammt aus einem verschlafenen Dorf 10 Meilen nördlich von Cardiff, das auf einem Hügel in den walisischen Tälern liegt. CVC besteht aus Sänger Francesco Orsi, Bassist Ben Thorne, Schlagzeuger Tom Fry, Keyboarder Daniel ›Nanial‹ Jones und den singenden Gitarristen David Bassey und Elliott Bradfield. Es ist erwähnenswert, dass die beiden Letztgenannten, obwohl sie sich nie begegnet sind, mit der walisischen Ikone Dame Shirley Bassey und James Dean Bradfield (Manic Street Preachers) verwandt sind. Vielleicht liegt es an den Genen, wenn Bassey sagt: »I don't think I'd be able to not do this, I don't actively choose to, I'm just drawn to it«.
Ihre üppigen dreistimmigen Harmonien spiegeln die Musik wider, mit der sie aufgewachsen sind - die Bausteine des zeitgenössischen Pop: die Beatles, Neil Young und die Beach Boys - reiche, melodische und unverfälschte Musik, die in der Rockgeschichte verwurzelt ist.
»Get Real«, das 11-Track-Debütalbum von CVC, bringt einen Hauch von Laurel Canyon in die Täler. In vier sonnenverwöhnten Wochen (als die Zeit abgelaufen war, mischte Ross Orton (Arctic Monkeys) das fertige Produkt) haben sie es in Bradfields Wohnzimmer aufgenommen!
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Helmut: "My Interstellar Love Life" (März 2023) |
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Das dritte Studioalbum des Berliner Songwriters Adrian Schull alias Helmut wurde mit Jazzmusikern wie Akira Nakamura und Johanna Weckesse aufgenommen und wie die Vorgänger von Marius Bubat, eine Hälfte des Kölner Elektronik-Duos COMA, co-produziert.
Helmut – My Interstellar Love Life
Neulich aka vor etlichen Wochen war ich mal wieder stöbernd bei Bandcamp unterwegs. Unter anderem habe ich nach Neuigkeiten von CASTLEBEAT gesucht. Nichts gefunden, aber es wurde mir ein gewisser Helmut empfohlen. Danke Algorithmus! Der Name klang schon mal interessant. Zudem ist der Künstler in Berlin beheimatet. Hallo Nachbar! Als erstes habe ich mir das aktuelle Album „My Interstellar Love Life“ angehört. Es setzte eine akute Begeisterung ein und dem folgte die sofortige Bestellung des analogen Datenträgers aus transparentem Polyvinylchlorid.
Meine Wertung
Nach dem Start seiner Karriere als Loop-Künstler hat Helmut zur Produktion seines Albums „My Interstellar Love Life“ eine Band rekrutiert, so richtig mit Gitarren, Schlagzeug, Keyboards und so. Hamma! Dieser Zusammenarbeit sind acht poppig groovende Songs zwischen Melancholie und Post-Rock entsprungen. Eine Mischung, die mir ziemlich gut gefällt. Mal wieder ganz was anderes! Meine Wertung: 8/10. Favoriten: „Enough“ und „Killing“.
( www.vinyl-41.de)
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Rickie Lee Jones: "Pieces Of Treasure" (BMG Rights/Modern, Aprl 2023) |
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Die Stimmung ist Jazz. Die Ikone ist Rickie Lee Jones. Die Stimme wird einfach immer besser. Rickie Lee Jones' neuestes Album »Pieces Of Treasure« (BMG Modern) ist ein Wiedersehen mit ihrem lebenslangen Freund, dem legendären Produzenten Russ Titelman, der Jones' Star-Alben mitproduziert hat, ihr Debüt Rickie Lee Jones von 1980 und das bahnbrechende Pirates.
Großartiger Jazz imitiert nie das, was bereits gemacht wurde. Im Laufe ihrer Karriere hat die mit einem Grammy ausgezeichnete Singer-Songwriterin eine außerordentlich breite Palette von Songs interpretiert, oft auf ein und demselben Album (David Bowie lobte öffentlich ihre Interpretation von »Rebel Rebel«). Sie hat gefeierte Alben mit Jazz-Bezug aufgenommen, darunter »Girl At Her Volcano« und »Pop Pop«, aber bis jetzt hatte sie dem American Songbook noch nie ein ganzes Album gewidmet.
»Pieces Of Treasure« - der Titel ist eine Anspielung auf Pirates - wurde fünf Tage lang im Sear Sound in New York City aufgenommen und begleitet von einem Quartett bestehend aus Rob Mounsey am Klavier, dem Gitarristen Russell Malone, dem Bassisten David Wong und dem Schlagzeuger Mark McLean. Es ist ein elegantes, einfaches und gefühlsbetontes Werk, das aus Jones' eigenem Leben und ihren Erfahrungen stammt.
...die Stimme der Künstlerin steht im Vordergrund. Alles ist stimmig produziert und unverfälscht eingefangen.
(MINT, Juli 2023)
Wer nicht spätestens jetzt zum Fan von Rickie Lee Jones wird, verpasst etwas. Ein Meisterwerk.
(STEREO, Juli 2023)
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KjellvanderTonbruket: "Fossils" (Startrack, Apr. 2023) |
[Nicolai Dunger |
E.S.T. |
Tonbruket]
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Christian Kjellvander kann auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurückblicken und gehört seit seinen Anfängen bei Bands wie Loosegoats und Songs of Soil zu den besten schwedischen Singer/Songwritern und Interpreten.
Ein wahrer Geschichtenerzähler mit einem ausgeprägten Sinn für Melodien, der häufig international auf Tournee ist. Tonbruket hat seit ihrer Gründung vor zehn Jahren eine beispiellose Serie von schwedischen Grammis gewonnen, vier in Folge. Die faszinierende Verschmelzung von psychedelischer Freiform, progressivem Rock, amerikanischer Roots-Musik und Jazz hat das Publikum in ganz Europa angezogen. Das ehemalige EST-Mitglied Dan Berglund hat die vierköpfige Band aus Mitgliedern von The Soundtrack of Our Lives und Wildbirds & Peacedrums (Andreas Werliin, Martin Hederos, Johan Lindström) zusammengestellt. Ihr Debütalbum »Doom Country« aus dem Jahr 2020 erhielt begeisterte Kritiken und war eines der Top-Alben in den Jahrescharts.
Mehrere Liveshows wurden gebucht, aber immer wieder abgesagt und die Band ist bis heute nicht live aufgetreten. Das zweite Album »Kjellvandertonbruket« wurde als Live-Session über vier Tage im Studio aufgenommen. Christian brachte seine losen Ideen zu den Musikern und es nahm seine endgültige Form im Raum an. Es ist da und wir sind eingeladen, uns die Session anzuhören. Im April wird die Band zum ersten Mal überhaupt live auftreten.
Die laufruhige schwarze Pressung bildet den differenzierten Sound und alle Instrumente gut ab.
(MINT, April 2023)
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Fenne Lily: "Big Picture" (Dead Oceans, Apr. 2023) |
[Megafaun |
Hiss Golden Messenger]
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Die in Großbritannien geborene und jetzt in New York lebende Künstlerin Fenne Lily kündigt ihr neues Album »Big Picture« an und präsentiert die erste Single/Video »Lights Light Up«.
»Big Picture« ist ein großartiges und fesselndes Porträt der letzten zwei Jahre von Fenne. Das Album, das live im Studio von Co-Produzent Brad Cook in North Carolina aufgenommen wurde, beschreibt die Phasen der Liebe und wird zu einer Landkarte von Komfort und Klaustrophobie. »Das Schreiben dieses Albums war mein Versuch, eine Art Ordnung in die Katastrophe von 2020 zu bringen«, erklärt Fenne. »Indem ich die verletzlichsten Teile dieser Zeit dokumentierte, hatte ich das Gefühl, eine Art Autonomie zurückzuerlangen.« Diese Kollision von Ruhe und harter Realität wird in »Big Pictures Leadsingle ›Lights Light Up‹ deutlich, einem aufschlussreichen Bericht über die Liebe in ihrer besten Zeit.
Wie schon auf ›Breach‹ gibt auch auf ›Big Picture‹ mal die E-Gitarre, mal deren akustisches Schwesterinstrument den Ton an. Wobei die elektrifizierte Variante selbst verzerrt recht ruhig klingt und die ganze tolle Platte eher leise ausgefallen ist.
(Stereo, April 2023)
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Matthews Southern Comfort: "The Woodstock Album" (Must Have, April 2023) |
[Fairport Convention 1969 |
Matthews Southern Comfort 1970 |
Plainsong 1972 |
Plainsong 1992 |
Matthews Southern Comfort 2018]
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Matthews Southern Comforts Interpretationen von Songs, die beim Woodstock- Festival aufgeführt wurden. Coverversionen von Liedern von unter anderen: The Who, Santana, C. C.R., Joe Cocker, Jimi Hendrix.
Mehr als gelungen, ohne einen schwachen Ausreißer. Chapeau!
(Good Times, Juni/Juli 2023)
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Rose City Band: "Garden Party" (Thrill Jockey, April 2023) |
[Grateful Dead From The Mars Hotel |
Blues For Allah]
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Auf Garden Party beschwört der psychedelische Country-Rock der Rose City Band die weiten Räume des amerikanischen Westens und die freien Geister, die ihn ihr Zuhause nennen.
Unter der Leitung des gefeierten Gitarristen und Sängers Ripley Johnson besteht die Rose City Band aus einigen der besten Musiker des zeitgenössischen Rock: Pedal Steel-Gitarrist Barry Walker, Keyboarder Paul Hasenberg, Bassist Dewey Mahood (alias Plankton Wat), Schlagzeuger Dustin Dybvig und Sanae Yamada von Moon Duo am Synthesizer. Garden Party ist sowohl eine Feier des Sommers und all dessen, was er mit sich bringt: Freunde, die sich bei Grillpartys im Garten versammeln, kühles Bier auf einer heißen Veranda, 12-Fuß-Sonnenblumen, als auch eine Verherrlichung des Wertes und der Ruhe eines Moments der Stille; die Freuden der Zeit im Garten, um die Schönheit einer verdrehten Karotte zu würdigen, oder ein Morgen auf einer Treppe, um einen Kolibri zu beobachten. Freiheit, Zufriedenheit und Freude waren die Quellen für die Lieder; sie bringen den Zuhörer sicherlich genau dorthin.
Von den schwebenden Gitarrensoli bis zu den treibenden Rhythmen, von den eleganten Pedal-Steel-Linien bis zu den Orgel-Grooves, Garden Party hat die Energie einer Live-Band in exquisiten Details eingefangen. Garden Party ist eine Einladung, eine ausgestreckte Hand und eine fröhliche Fahrt. Wie alle großartige Musik zapft das Album das emotionale Zentrum der Zuhörer an und bringt sie an ihren glücklichen Ort - ihren Sonnenplatz. Aufgenommen im Center for Sound, Light, and Color Therapy in Portland und gemischt von John McEntire, umgibt und umarmt der Sound der Band den Hörer. Bei den letzten beiden Stücken von Garden Party» ist als besonderer Gast Sanae Yamada (Moon Duo) zu hören, die den letzten beiden Stücken einen gewissen Synthesizer-Zauber verleiht. Ripley sagt es am besten: »Ich mag es immer, wenn ein Album an einem Ort beginnt und an einem anderen endet.«
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The Church: "The Hypnogogue" (Easy Action, Mai 2023) |
[Starfish]
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Die australischen Psych-Rock-Legenden The Church veröffentlichen ihr 26. Studioalbum »The Hypnogogue«.
Es gibt nur wenige Bands, die in ihr fünftes Jahrzehnt des Musikmachens eintreten und dabei noch so viel kreative Energie wie in ihren Anfangsjahren haben. Nur wenige Bands können 26 Studioalben vorweisen. Nur wenige Bands sind wie The Church.
Mit ihrem monumentalen Konzeptalbum »The Hypnogue« verfeinern The Church ihren unverwechselbaren Sound, ohne dabei ihre kreativen Schritte zu wiederholen. Das Album enthält die kürzlich veröffentlichten Singles »The Hypnogue«, »C'est La Vie« und »No Other You« und bietet einen Pool aus melancholischen Tönen und psychedelischen Schwingungen, die den Hörer in eine andere Welt entführen, geleitet von einer beeindruckenden Science-Fiction-Erzählung.
Das renommierte fünfköpfige Line-up besteht aus Bassist, Sänger und Bandgründer Steve Kilbey sowie dem langjährigen Mitstreiter, Schlagzeuger und Produzenten Tim Powles, der seit 1994 auf 17 Alben mitgewirkt hat. Hinzu kommt der Gitarrist Ian Haug, der seit 2013 in der Band mitspielt und früher bei den australischen Rock-Ikonen Powderfinger spielte. Das tourende Multiinstrumentalisten-Talent Jeffrey Cain ist seit dem Ausstieg von Peter Koppes Anfang 2020 nun ein Vollzeitmitglied. Der neu rekrutierte Ashley Naylor ist einer der besten Gitarristen Australiens und langjähriges Mitglied von Paul Kellys Touring-Band. Mit dem Eintritt in ihr viertes Jahrzehnt als Band bleiben The Church weiterhin eine hoch geschätzte kreative Kraft.
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Rodney Crowell: "The Chicago Sessions" (New West, Mai 2023) |
[Cover The Cover |
Ain't Living Long Like This |
Terry & The Pirates |
Jeff Tweedy]
Die Jahrescharts 2023: Platz25im Rolling Stone!
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Wer einen Blick auf das Cover von Rodney Crowells brillantem neuen Album »The Chicago Sessions« wirft, könnte eine vertraute Anspielung auf das Debüt des legendären Songwriters von 1978 erkennen. »In vielerlei Hinsicht fühlt sich dieses Album für mich wie die allererste Platte an«, reflektiert Crowell. »Als meine Tochter Chelsea vorschlug, das Artwork ähnlich zu gestalten, ergab die Verbindung einen perfekten Sinn. Es hat etwas sehr Einfaches, sehr Unschuldiges an sich. Es sind nur ich und die Band zusammen in einem Raum, locker und live und mit viel Spaß.«
»The Chicago Sessions« wurde von Jeff Tweedy von Wilco produziert und ist in der Tat eine Rückbesinnung auf Crowells frühe Tage des Plattenmachens, aber es ist kein Nostalgietrip. Die Songs hier sind lebendig und aktuell, sie berühren alles von Liebe und Sterblichkeit bis hin zu Rasse und Religion, und die Darbietungen sind nichts weniger als berauschend, angetrieben von rauen Gitarren, Honky-Tonk-Piano und knackigen, druckvollen Drums.
Tweedy hat als Produzent ein leichtes Händchen, sein Einfluss ist subtil, aber unverkennbar, und die Abmischungen von Tontechniker Tom Schick sind dynamisch und lebendig, abwechselnd üppig und geräumig an den richtigen Stellen, wobei Crowells warmer, wettergegerbter Gesang stets im Mittelpunkt steht. Nimmt man alles zusammen, erhält man eine meisterhafte, generationsübergreifende Zusammenarbeit, die sich gleichzeitig frisch und vertraut anfühlt, ein prägnantes, einnehmendes Werk, das auf Schritt und Tritt ein Gleichgewicht zwischen sorgfältigem Handwerk und freudiger Befreiung herstellt.
...gehaltvolle wie abwechslungsreiche Crowell-Songs von bluesigem Shuffle über Honky Tonk bis Roots Rock mit tief schürfendem Sinnieren über Sterblichkeit, eine schlimme Welt, Rassismus und Religion.
(Good Times, Juni/Juli 2023)
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Bela Fleck, Zakir Hussain & Edgar Meyer feat. Bakesh Chaurasia: "As We Speak" (Thirty Tigers, Mai 2023) |
[Oregon: Distant Hills |
Bela Fleck: Tales From The Acoustic Planet |
Charles Lloyd Trio: Sacred Heart]
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Schöne-Neue-Welt-Klassik – das ätherisch-atmosphärische Album von Banjo-Legende Béla Fleck, Tabla-Meister Zakir Hussain und Bass-Virtuose Edgar Meyer.
Das erste Mal, als Banjo-Legende Béla Fleck, Tabla-Meister Zakir Hussain und Kontrabass-Virtuose Edgar Meyer zusammenkamen, um ein Album zu machen, ging es ums Schreiben, nicht ums Spielen.
Fleck hatte Hussain bei einem Workshop kennengelernt, bei dem, wie Béla es ausdrückte: »Ich dachte, Edgar und ich könnten viel von ihm lernen.«
Als Fleck und Meyer später nach einem dritten Partner für ein Tripelkonzert suchten, das sie anlässlich der Eröffnung des Schermerhorn Symphony Center in Nashville schreiben sollten, dachten sie an Hussain, der mehr über das Komponieren von Orchestern lernen wollte.
Das Ergebnis war »The Melody Of Rhythm« (2009), aufgenommen mit dem Detroit Symphony Orchestra unter Leonard Slatkin. Erst als die drei begannen zu touren, um das Album zu promoten, wurde das wahre Potenzial des Trios deutlich.
Obwohl jeder seine Basis in einem anderen musikalischen Bereich hatte – Bluegrass für Fleck, klassische indische Musik für Hussain und westliche klassische Musik für Meyer – teilten sie ein Faible für Improvisation sowie die Fähigkeit, Musikgenres so beiläufig zu erreichen, wie Nachbarn vielleicht über den Zaun plaudern.
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Graham Nash: "Now" (BMG Rights, Mai 2023) |
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Der zweifache Rock & Roll Hall of Famer und Gründungsmitglied der Hollies sowie von Crosby, Stills & Nash, Graham Nash, meldet sich mit seinem ersten Studioalbum mit neuem Material seit sieben Jahren zurück. Now wurde von Nash und seinem langjährigen Tour-Keyboarder Todd Caldwell produziert.
»Ich glaube, dass mein neues Album Now das persönlichste ist, das ich je gemacht habe. An diesem Punkt in meinem Leben ist das wirklich etwas, das man sagen kann«, so Nash.
Zusätzlich zu seinen zwei Eintritten in die Rock & Roll Hall of Fame (mit Crosby, Stills & Nash und den Hollies) ist Nash zweimal in die Songwriters Hall of Fame aufgenommen worden - als Solokünstler und mit CSN. Nashs bemerkenswertes Werk begann mit den Hollies in den Jahren 1964 bis '68. Seine Beiträge zu Crosby, Stills & Nash, Déjà Vuare und den Hollies mit Titeln wie »Marrakesh Express«, »Pre-Road Downs«, »Lady of the Island«, »Teach Your Children« und »Our House« gehören zur musikalischen DNA in der amerikanischen Musikgeschichte.
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Cowboy Junkies: "Such Ferocious Beauty" (Latent, Juni 2023) |
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»Such Ferocious Beauty« ist ein Klassiker der Cowboy Junkies und eine weitere Dimension der kanadischen Lo-Fi-Band, die, nun ja, aus der Familie besteht.
Geschrieben zwischen dem langen, isolierenden Sommer 2020 und 2021, als Michael Timmins sich von seiner Familie verabschiedete, in ein Cottage reiste und sich auf das Schreiben konzentrierte, bewaffnet mit Büchern von DH Lawrence, Walt Whitman, David Whyte, der Bibel, der Odyssee und dem Wunsch, dieser Phase seines Lebens einen Sinn zu geben.
Während diese zehn Songs als akustische Rorschach-Aufnahmen von Emotionen, dem Leben und sogar dem Schicksal dienen, gibt es eine unausgesprochene gemeinsame Basis, die sie verbindet. Vom gequälten Blues von "Hell Is Real" bis zum schmachtenden Mäandern von "Knives Are Drawn", beide vom Sänger an den Hörer gerichtet, beobachtend, mahnend, den Vorhang zurückziehend. Letztendlich landen sie alle am selben Ort: dem Individuum, das in die Welt hinausschaut und sich fragt: "Wie passe ich in diese Welt? Wie kann ich meine Menschlichkeit bewahren?
While bands organized around siblings have a tradition of volatility -- think of the Kinks, the Blasters, Creedence Clearwater Revival, or Oasis -- the Cowboy Junkies are an exception. Three of the four members -- vocalist Margo Timmins, guitarist Michael Timmins, and drummer Peter Timmins -- are siblings, and the fourth member, bassist Alan Anton, has known them since childhood (he and Michael were in the same class in kindergarten). The Junkies have had the same lineup since they first formed in 1985, boasting a stability few groups of their generation can match. However, even happy families have issues to deal with, and while 2020's Ghosts was written and recorded after the death of the Timmins' mother, 2023's Such Ferocious Beauty came not long after they lost their father, who was living with dementia in his final years. Grief was the subtext of Ghosts, and on Such Ferocious Beauty, it takes center stage; these ten songs are open in their contemplation of death and its aftermath, the gnawing sense of loss, the anger and confusion brought on after losing a loved one, and the not-always-comforting contemplation of the afterlife. The group's traditionally languid sound is punctuated with occasional peals of feedback and noise from Michael's guitar, as well as the more traditionally melancholy report of the violin, and there's an edge in the sweet, smoky tone of Margo's voice that matches the more difficult mood of the lyrics. "Every man has a plan, until he's punched in the mouth," Margo sings on "Mike Tyson (Here It Comes)," and sometimes quietly, sometimes with aural chaos, this album captures the feel of being hit with the left hook of cruel fate. ("What man regards as evil, God could care less about" from "Throw a Match" sums up their less-than-rosy take on religion in a time of crisis.) Fans who have developed a taste for the sweet sadness of the Cowboy Junkies' best work may find Such Ferocious Beauty a bit strong and confrontational for their taste, but that's very much the point of this music; this isn't rooted in solace, but in exorcising the demons that come from losing loved ones, and it's a difficult but eloquent act of public mourning.
(by Mark Deming, All Music Guide)
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Bob Dylan: "Shadow Kingdom" (Sony/Columbia, Juni 2023) |
Meine Meinung ...
Bei Bob Dylans neuer Platte habe ich das Bedürfnis, etwas tiefgründiger zu formulieren als bei meinen normalen Plattenkommentaren:
Ist das eine gute Bob Dylan Platte?
Im Prinzip Ja. Im Vergleich zu meinen Favoriten aus den Jahren, aus denen die Lieder stammen, aber wohl nicht. Aber auf jeden Fall im Vergleich zum Spätwerk.
Die Songauswahl
Die ist ziemlich gut. Natürlich fehlende einzelne, persönliche Favoriten. Das kann aber bei der Fülle guter Dylan-Songs nicht anders sein. Keines der hier gewählten Lieder würde ich aber selber von der Liste streichen.
Der Sänger
Da kann ich nur sagen: für sein Alter singt der Mann verdammt gut!
Lied für Lied
When I Paint My Masterpiece: Einerseits bewundere ich Dylans Mut, alte Songs neu zu erfinden. Allerdings gefällt mir die neue Version nicht wirklich. Ich bevorzuge die 1971er Version von The Band mit Levon Helm am Mikrophon - oder die damailige Dylan Version mit Leon Russell, die wohl als Single-B-Seite von Watching The River Flow herauskam
Most Likely You Go Your Way and I'll Go Mine: Keine Ahnung, ob mir die neue Version gefällt. Das muss ich hier mal offen lassen.
Queen Jane Approximately: Das mag ich sehr - wie schon damals das Original!
I'll Be Your Baby Tonight: Es gibt bereits so viele wunderschöne Versionen von dem Lied, auch von Dylan. Aber das hier fällt für mich wegen der musikalischen Veränderungen doch hinter das ursprüngliche Lied zurück. Neu ist eben nicht automatisch besser.
Just Like Tom Thumb's Blues: Finde ich neu gut, fand ich auch vorher schon gut.
Tombstone Blues: Eine gute Version, nicht unnötig "verwurstet". Aber besser als zuvor? Eher nicht.
To Be Alone With You: Das Lied hatte ich bisher nicht so auf meinem Radar. Kommt aber gut im neuen Klangdesign.
What Was It You Wanted: Das neueste Lied in der Setliste stammt aus den späten 80ern. Gut damals auf "Oh Mercy", gut auch hier.
Forever Young: Eines meiner Lieblingslieder von Dylan, besonders in der Version auf "The Last Waltz" oder auf "Planet Waves", das hier für meinen Geschmack unnötig verfremdet wird.
Pledging My Time: Kommt ganz gut, ist aber ein Dylan-Lied, das ich nicht so auf dem Schirm habe. Keine klare Meinung.
The Wicked Messenger: Finde ich gut, auch wenn ich gerade keine Erinnerung an die alte Version habe.
Watching the River Flow: Auch hier bleibe ich lieber bei der 71er Version mit Leon Russell, ob wohl die neue Version eigentlich nichts falsch macht.
It's All Over Now, Baby Blue: Definitiv eines meiner Lieblingslieder von Dylan, aber ich bin ein totaler Fan der Version von Van Morrison, der ähnlich wie Hendrix bei "All Along The Watchtower" die Dylan-Vorlage auf ein höheres Level gehoben hat. Mit dieser neuen Version komme ich nicht besonders klar.
Sierra's Theme: Eine schöne neue Melodie, aber hier natürlich irgendwie außer Konkurrenz.
(2023-06-11)
[Them feat. Van Morrison |
The Band: Cahoots]
Die Jahrescharts 2023: Platz30im Musikexpress!
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Shadow Kingdom präsentiert Dylan mit einigen Songs aus seinem legendären Backkatalog in neuen Interpretationen - darunter Fan Favorites wie »Forever Young« und »It's All Over Now, Baby Blue« sowie ausgesuchte Katalogperlen wie »Queen Jane Approximately« und »The Wicked Messenger«.
Ursprünglich für ein exklusives Streaming-Film-Event eingespielt, das im Juli 2021 lediglich in einem begrenzten Zeitraum von einer Woche ausgestrahlt wurde, ist »Shadow Kingdom« nun erstmals auf Vinyl und CD erhältlich.
Die Setlist des Albums umfasst 13 Originalsongs, die Dylan für seinen Auftritt in »Shadow Kingdom« persönlich ausgewählt hat, sowie das abschließende Instrumental »Sierra's Theme«.
Die für diesen Anlass halbakustisch umarrangierten Songs sind dabei geradezu betörend. ›Tombstone Blues‹ als entschleunigtes Rezitativ ist einer der Höhepunkte, ein geisterhaftes ›What Was It You Wanted‹ ein anderer.
(Maik Brüggemeyer, Rolling Stone Deutschland)
Er hat seit Jahrzehnten nicht besser geklungen.
(Chris Willman, Variety USA)
Die gesamte Show war ein atemberaubendes Vergnügen nach dem anderen, und der einzige Wermutstropfen war, dass sie nach nur 50 Minuten zu Ende war.
(Andy Greene, Rolling Stone USA)
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M. Byrd: "The Seed" (Nettwerk, Juni 2023) |
[The War On Drugs |
Orion EP]
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Der deutsche Sänger, Multiinstrumentalist und Produzent M. Byrd sagt über sein 2023 erscheinendes Album: »Für war es für mich persönlich eine Art Heilungsprozess, von dem ich dachte, dass er es wert ist, geteilt zu werden. Das Anhören des Albums erinnerte mich daran, ein Samenkorn in meinen Händen zu halten. Es fühlte sich wie der Beginn von etwas an und symbolisierte die Geburt in Zeiten des Chaos. Wir beschlossen, dass das Album nicht mehr und nicht weniger heißen sollte als »The Seed«. »Es gibt viel Raum zwischen den Noten«, sagt M. Byrd über den Gesamtsound und die Stimmung des Albums. »Es ist eine Mischung aus intimen Momenten und weiten Horizonten. Es ist inspiriert von dem Laurel Canyon Sound inspiriert, aber wir haben die große Gitarre und das Schlagzeug. Die Texte bereichern das klangliche Erlebnis mit lebhaften Bildern.«
»The Seed« schließt mit dem nachdenklichen »Wish I Was«, das den Abschied von einem Freund musikalisch verarbeitet. »Der Song ist einem Freund gewidmet, der Selbstmord begangen hat«, erklärt M. Byrd.
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Soft Machine: "Other Doors" (Do Yourself A Double, Juni 2023) |
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»Other Doors« ist das erste Studioalbum von Soft Machine seit dem 2018 erschienenen Album »Hidden Details« und markiert ein neues Kapitel in der Geschichte der legendären Prog / Jazz / Fusion-Band. Es bedeutet sowohl ein Ende als auch ein neuer Anfang für diese einzigartige Band, die nun seit 55 Jahren existiert.
Dieses Studioalbum ist der letzte Studioauftritt der Schlagzeuglegende John Marshall, der auf diesem Album sein ganzes Können unter Beweis gestellt hat und sich nach der Fertigstellung der Aufnahmen im Alter von 81 Jahren aufgrund anhaltender gesundheitlicher Probleme zur Ruhe gesetzt hat. Auf dem Album wird auch der Bassist Fred Baker in die Band aufgenommen, nachdem Roy Babbington, der seit 1970 in der Gruppe spielte, in den Ruhestand gegangen ist.
Das Album enthält viel großartige neue Musik und inspiriertes Spiel an den Instrumenten sowie die Neuinterpretation von zwei Soft Machine-Klassikern - »Penny Hitch« (von ›Seven‹) und »Joy of a Toy« (vom ersten Album).
Atmosphärische Improvisationen, psychedelischer Free Jazz, brennender Jazz-Rock, schreiende Gitarren, hypnotische, geloopte Altflöten, fretless Bass-Grooves, kraftvolles Schlagzeug und experimentelle elektronische Musik... Soft Machine verfolgen weiterhin ihre musikalisch ambitionierte, weitreichende, jazzbasierte Musik ohne Grenzen mit dem Ziel die ehrgeizigste und abenteuerlichsten Songs mit Herz zu schaffen, die sich die Band vorstellen kann.
Soft Machine werden von John Etheridge geleitet, der aus der gefeierten 70er-Jahre-Version der legendären Band stammt, die 1975 das hochgelobte »Softs«-Album aufnahm, und von dem herausragenden Saxofon / Flöten-Star Theo Travis (Robert Fripp/ David Gilmour/ Steven Wilson) mitgeleitet. Seit 2021 hat sich Roy Babbington aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, und sein auserwählter Nachfolger am Bass ist Fred Thelonious Baker, der seit über 30 Jahren in der Canterbury-Szene tätig ist und regelmäßig mit Elton Dean, Hugh Hopper und dem Gitarristen Phil Miller zusammenarbeitete.
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The Cleaners From Venus: "K7" (Juli 2023) |
[thecleanersfromvenus.bandcamp.com]
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Beverly Glenn-Copeland: "The Ones Ahead" (Transgressive, Juli 2023) |
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Beverly-Glenn Copeland veröffentlicht The Ones Ahead - sein erstes neues Album seit 20 Jahren über Transgressive Records. Seit Jahrzehnten beleuchtet der in Pennsylvania geborene, in Kanada lebende Sänger, Songwriter und Komponist mit seiner aufrichtigen, suchenden Stimme und seiner flinken Melodik Fragen der menschlichen Verbundenheit. Sein neues Album The Ones Ahead - seine erste Sammlung neuer Musik seit fast zwei Jahrzehnten - vertieft seine Erkundungen über die Art und Weise, wie wir uns alle gegenseitig in die nächste Welt tragen müssen.
Die Songs auf The Ones Ahead schöpfen ihre Inspiration aus einer Fülle von Traditionen, vom amerikanischen Jazz über irische Fiddle-Songs bis hin zu westafrikanischer Perkussion. Das temperamentvolle, polyrhythmische "Africa Calling" eröffnet The Ones Ahead, ein Lied ohne Text, das Glenn-Copelands westafrikanisches Erbe ehrt. The Ones Ahead verwebt geschickt ergreifende Themen: die Notwendigkeit von Liebe und gegenseitiger Fürsorge im Angesicht von Zerstörung und Ungewissheit, die Kraft, die Menschen haben, wenn sie einander die Hand reichen, und die Art und Weise, wie die Weisheit vergangener Generationen uns den Weg in die Zukunft weisen kann. The Ones Ahead kultiviert eine lebendige Hoffnung für diese Welt und das, was sie werden muss, um zu überleben. Als neues Kapitel in einem umfangreichen und einzigartigen Werk bietet Glenn-Copelands jüngstes Album eine blühende Weisheit für die kommende Welt, die jetzt dringender denn je benötigt wird.
Enigmatic singer/songwriter Beverly Glenn-Copeland experienced a remarkable career resurgence after his obscure, often privately pressed recordings were rediscovered during the 2010s. Since then, his entire back catalog has been reissued, he began touring internationally for the first time, and Keyboard Fantasies: The Beverly Glenn-Copeland Story, a documentary about his late-blooming rise to fame and influence on a younger generation of musicians, was filmed and released. Well into his seventies, Glenn-Copeland released The Ones Ahead, his first studio album in nearly two decades, in 2023. Recorded with his backing band Indigo Rising, The Ones Ahead contains inspirational and devotional songs close in spirit to 2004's Primal Prayer, but with live instrumentation rather than trip-hop drum loops and programmed dance beats. Celebratory, drum-heavy opener "Africa Calling" is filled with intricate polyrhythms and mostly wordless call-and-response vocal chants. The rest of the album isn't as festive or joyous, but it maintains a steadfastly positive outlook. "Harbour (Song for Elizabeth)" is a delicate, passionate ode to his life partner, and the similarly slow and sparse "Love Takes All" retains the same dramatic mood. "People of the Loon" acknowledges humanity's connection to nature and the elements, and "Stand Anthem" expands on themes of ecological awareness, urging the audience to take action -- end homelessness, clean up pollution, respect animals and the environment. A choir swells up behind Glenn-Copeland during the title track, which encourages the listener to contribute to the progression of the planet in their own unique way. Heavy on ballads, The Ones Ahead gets too saccharine at times, and it's not anywhere near as engaging as Glenn-Copeland's visionary folk-jazz records from the early '70s, or his soothing ambient classic Keyboard Fantasies. Nevertheless, it's impossible to find fault with his optimism, and the songs' messages clearly resonate.
(by Paul Simpson, All Music Guide)
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Bonnie 'Prince' Billy: "Keeping Secrets Will Destroy You" (Domino/Drag City, Aug. 2023) |
Die Jahrescharts 2023: Platz6im Rolling Stone!
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Bonnie Prince Billy hat sein 2023 erschienenes Album »Keeping Secrets Will Destroy You« in einem einzigen Raum aufgenommen, anstatt, wie durchaus üblich, für jedes Instrument ein entsprechendes Studio aufzusuchen. So nämlich ist der Klang des Albums beim Hören nahezu genauso gegenwärtig als wäre man selber mit in jenem Raum unter Menschen, die zusammen Musik machen und kommunizieren.
Das Album wurde in Louisville von Nick Roeder aufgenommen, mit Sara Louise Callaway an der Violine, Kendall Carter an den Tasten, Elisabeth Fuchsia an Bratsche und Violine, Dave Howard an der Mandoline, Drew Miller am Saxophon und Dane Waters' Stimme.
Die 12 Songs umfassen ein breites Spektrum von der Klassik bis zum japanischen Acid-Folk und darüber hinaus. Sie vermitteln ein Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt, die das Mark und das Herzblut dieser Musik sind.
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Rhiannon Giddens: "You're The One" (Nonesuch, Aug. 2023) |
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Frisch ausgezeichnet mit dem Pulitzerpreis für Musik 2023 für ihre erste Oper »Omar«, veröffentlicht Rhiannon Giddens im August 2023 ihr drittes Studioalbum, das neue Album der Grammy-ausgezeichneten Sängerin, Komponistin und Instrumentalistin ist zugleich ihr erstes, das ausschließlich eigene Songs enthält.
Als Rhiannon Giddens 2017 ihr letztes Album »Freedom Highway« veröffentlichte, überschlug sich die Kritik förmlich. Und es ist zu erwarten, dass es bei »You're the One« nicht anders laufen wird. Denn die insgesamt 12 Songs, geschrieben im Verlaufe ihrer bisherigen Karriere, strotzen nur so vor lebens-bejahender Energie und schlagen klanglich einen spannenden Bogen von der Folk-Musik, die Giddens kennt und beherrscht wie kaum eine andere, zu den poppigeren Klängen, die das Genre heute prägen. Das Album wurde von Jack Splash (Kendrick Lamar, Solange, Alicia Keys, Valerie June, Tank and the Bangas) produziert und in den Criteria Recording Studios in Miami aufgenommen. Mit im Studio: eine Band aus einigen von Giddens engsten musikalischen Kreativpartnern des letzten Jahrzehnts, Musikern aus Splashs eigenem Telefonbuch und eine Bläsersektion - ein beeindruckendes zehn- bis zwölfköpfiges Ensemble, das für den satten Sound des Albums sorgt.
Für die Arbeit an »You're the One« tat sich Giddens mit einigen ihrer engsten musikalischen Wegbegleitern der letzten zehn Jahre zusammen, darunter ihr Lebensgefährte, der italienische Multiinstrumentalist Francesco Turrisi, außerdem Multiinstrumentalist Dirk Powell, Bassist Jason Sypher und der kongolesische Gitarrist Niwel Tsumbu.
»...ein großartiges Album. [...] schillernde, dramatische Soulballaden, die die einschlägigen Motown- und Stax-Größen kaum besser hinbekommen hätten [...] zündende, tanzbare Groovenummern. Und stimmlich ist Giddens einfach fabelhaft.«
(GoodTimes, Oktober/November 2023)
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Idris Ackamoor & The Pyramids: "Futuristic Dream" (Strut, Sept. 2023) |
[Shaman! (2020)
| Bitches Brew
| Abraxas!
| In The Wake Of Poseidon!
| Pharoah Sanders: Karma
| Pharoah Sanders: Thembi]
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Idris Ackamoor & The Pyramids sind 2023 zurück mit ihrem ersten großen neuen Studioalbum seit über drei Jahren, einem epischen, weitläufigen neuen Werk, das die Zukunft, die Vergangenheit und die dringende Realität der Gegenwart erforscht: »Afro Futuristic Dreams«.
Die Aufnahmen fanden zwischen San Francisco und London statt und wurden von dem genialen Malcolm Catto in seinem analogen Quatermass Studio aufgenommen. Die neue Aufnahme ist ein weiterer kühner Schritt in Ackamoors sich ständig weiterentwickelnder Jazz-Reise, die den für die Pyramids typischen spirituellen Afro-Jazz-Sound um geschmackvolle Partituren mit Streichern und Chorelementen erweitert.
Angetrieben von den Pyramids-Mitgliedern Ackamoor (Saxophon, Keytar, Orgel), Margaux Simmons (Flöte), Sandra Poindexter (Violine) und Bobby Cobb (Gitarre), Die Stücke reichen von eindringlichen Kommentaren über Polizeibrutalität ('Police Dem') bis hin zu Feiern für die Ahnen und verstorbene Angehörige ('Requiem For The Ancestors', ›Re-Memory‹) und verschwommenen kosmischen Reisen, darunter der Titeltrack des Albums und der funkelnde, experimentelle Abschluss »Nice It Up«.
Die Aufnahme ist die erste neue Veröffentlichung der Pyramids seit dem hochgelobten »Shaman!« im Jahr 2020 und reitet auf einer Welle des Interesses an der Band rund um ihr 50-jähriges Jubiläum in diesem Jahr.
»An diesem Album haben wir viele Jahre gearbeitet«, erklärt Ackamoor. »Ende 2020 machte ich mich daran, die erste einer Reihe von Partituren zu komponieren, um den Sound von The Pyramids in mutiges Neuland zu führen. Alle Tracks behandeln Themen, die der Kernband am Herzen liegen, und die Aufnahmen waren ein komplexer Prozess, an dem viele Musiker und Sänger in zwei verschiedenen Zeitzonen beteiligt waren.«
The long-running Pyramids, regularly formed and reformed since their birth in the early 1970s, return yet again with another speculative, sprawling, expansive epic, this one exploring the past, the future and the urgent reality of the present with more than a few nods to science fiction.
Produced by leader Ackamoor alongside Malcolm Catto – famed for his work with Madlib and Melvin Van Peebles, among others – this new album is self-described as a “new journey in African-American consciousness”, engaging as it does in “commentary pertaining to celebrating the life and death of ancestors, institutional racism, police brutality and the traversing of hazy psychedelia”. So, not much going on here, then.
But, of course, there is. With some of the tracks featuring up to 12 musicians, this is an album from a great big band in action, dominated by the slow rasp of Ackamoor’s saxophones in Pharoah Sanders style, the evocative flute of Margaux Simmons, whose counterpoint to Ackamoor recalls the inexorable, buoyant roll perfected by Gil Scott Heron and Brian Jackson, and of course the massed ranks of strings, percussion and drums. Bobby Cox’s electric guitar adds some necessary raunch, offset by the vocal chants that inevitably bring Sun Ra’s Arkestra to mind. But to my mind, the main comparison is with George Clinton’s Parliament or Funkadelic, their exuberant mayhem of rhythm and controlled chaos sweeping everything along in its path.
It’s impossible not to smile when listening to this set, not to be cheered up by its uplifting anthems and funky excursions, its expansions into space and its earthbound majesty. I’m sure the messages within are powerful and meaningful, but above all, this is a set that brings the fun back into jazz. With cover artwork reminiscent of Mati Klarwein at his finest, this set can do no wrong.
(jazzjournal.co.uk)
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Yussef Dayes: "Black Classical Music" (Warner/Brownswood Recordings, Sept. 2023) |
[Billy Cobham |
The Comet Is Coming feat. Shabaka Hutchings]
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Der gefeierte Multi-Instrumentalist und visionäre Künstler Yussef Dayes kündigt heute sein mit Spannung erwartetes erstes Solo-Studioalbum »Black Classical Music« an, das über die renommierten Labels Brownswood Recordings, Warners und Cashmere Thoughts Recordings veröffentlicht wird. Gleichzeitig gibt Dayes einen ersten Vorgeschmack auf das Album, den Titeltrack »Black Classical Music« mit Venna & Charlie Stacey.
Die erste Single »Black Classical Music« ist ein unglaubliches Eröffnungsstatement und der Einstieg in dieses neue Kapitel.
Dayes stellt Black Classical Music in seinen eigenen Worten vor:
»Was ist Jazz? Woher stammt das Wort? Geboren in New Orleans, geboren im Bauch des Mississippi, verwurzelt im Gumbo-Topf der Karibik, der südamerikanischen Kultur und afrikanischen Ritualen. In der Tradition von Miles Davis, Rahssan Roland kirk, Nina Simone, John Coltrane, Louis Armstrong ~ Musik, die sich ständig weiterentwickelt & grenzenlos in ihrem Potenzial. Der Groove, das Gefühl, die Kompositionen, die Spontaneität, die Liebe zur Familie, die Disziplin & Hingabe, um die sehr hohe Messlatte zu halten, die vom Pantheon der Black Classical Musicians gesetzt wurde. Der Rhythmus der Trommeln, die den eigenen Herzschlag imitieren, die Melodien für den Geist und die Seele, der Bass für den Kern. Ein königlicher Klang für diesen Musikkörper«.
»Black Classical Music« ist Dayes 19 Titel umfassendes Debüt-Solo-Studioalbum. Auf Schritt und Tritt sind Dayes unverwechselbare Drum-Licks und Rocco Palladinos Bass die stabilen Anker; unterstützt werden sie von Charlie Stacey (Keys/Synths), Venna (Saxophon), Alexander Bourt (Percussion) und einer ganzen Reihe ehrenwerter Features, darunter: Chronixx, Masego, Jamilah Barry, Tom Misch, Elijah Fox, Shabaka Hutchings, Miles James, Sheila Maurice Grey, Nathaniel Cross, Theon Cross und das Chineke! Orchestra, dem ersten professionellen Orchester in Europa, das sich mehrheitlich aus schwarzen und ethnisch vielfältigen Musikern zusammensetzt.
Yussef Dayes Diskografie ist umfangreich und weitreichend; sein Aufstieg kann zunächst mit dem afrozentrischen Quartett United Vibrations in Verbindung gebracht werden, in dem er zusammen mit seinen beiden Brüdern Ahmad und Kareem und dem Saxophonisten Wayne Francis spielte. Es folgte das äußerst erfolgreiche, aber kurzlebige Duo Yussef Kamaal mit dem Keyboarder Kamaal Williams. In jüngerer Zeit veröffentlichte Dayes die von Soulection präsentierte EP Live At Joshua Tree sowie weitere Solo-Veröffentlichungen, darunter das Live-Album Welcome To The Hills und Love Is The Message, das live in den Abbey Road Studios aufgenommen wurde.
Die Liste seiner Mitstreiter wird immer länger und umfasst mittlerweile die besten Talente aus Musik und Mode. Vom 2020 erschienenen Album »What Kinda Music«, einer Zusammenarbeit mit Tom Misch auf Blue Note Records, das in den Top 5 der Charts landete, über einen offiziellen Remix von Pa Salieus »Frontline« auf Wizkids »Made In Lagos«-Album bis hin zu Produktionen für die R&B-Legenden Kali Uchis und Kehlani und 2022 die gemeinsame Veröffentlichung mit Soulection mit dem Titel Live At Joshua Tree. Der verstorbene Louis Vuitton-Innovator Virgil Abloh wählte Yussef aus, um die LV-Dinnershow für die Pariser Männermodewoche im Januar 2019 zu vertonen und zu kuratieren. Außerdem trat Dayes im Louis Vuitton Museum in Paris auf und arbeitete an vielen anderen Projekten mit.
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Buck Meek: "Haunted Mountain" (4AD, Sep. 2023) |
[Big Thief |
Jolie Holland |
Judee Sill]
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Der in Texas aufgewachsene Singer-Songwriter und Big Thief-Gitarrist Buck Meek kündigt sein neues Album »Haunted Mountain« an. Seine erste Solo-Veröffentlichung bei 4AD folgt auf das 2021er Album »Two Saviors« und handelt von der Liebe...und etwas anderem. Etwas Größerem, etwas, dass Liebe nicht wirklich herausfordert, eher im direkten Kontrast dazu steht. Eine völlige Erfüllung der Seele.
Meek gesteht ein, dass Liebeslieder für ihn die am schwersten zu schreibenden sind. Vielleicht holte sich Meek auch deshalb beim Schreiben Verstärkung in Form der Freundin und langjährigen Heldin Jolie Holland, die bei fünf von elf Songs des Albums Co-Autoren-Credits hat. Die ersten zwei Verse und der Chorus von »Haunted Mountain« stammen von der Texanerin, die diese als Liebeslied für Mount Shasta in Nord-Kalifornien geschrieben hat. Meek fügte den finalen Vers hinzu, in der gemeinsamen Suche nach dem Austausch mit der Natur.
»It's about being humbled by the thing you‹re drawing power from only at which point an actual, fair relationship begins«, erklärt er. Seit seinem selbstbetitelten Solo-Debüt sind Meeks Band-Kollegen die gleichen: Adam Brisbin (Gitarre), Austin Vaughn (Schlagzeug) und Mat Davidson (Pedel Steel, Bass). Für »Haunted Mountain« stießen noch Ken Woodward (Bass) und Meeks Bruder Dylan (Klavier, Synths) zu diesem eingeschworenen Haufen dazu. Davidson übernahm die Produktion, während Adrian Olsen, der auch die Sound Manipulation mit einem Modular Synthesizer übernahm, das Album innerhalb von zwei Wochen mixte. Der Ansatz war ein hi-fi-Album als Gegensatz zum lo-fi-Ansatz des Vorgängers zu erschaffen, während die Intimität erhalten bleiben sollte. Meek glaubt selbst daran, dass alle großen Liebeslieder noch nicht geschrieben wurden. Zwischen den Zeilen von »Haunted Mountain« hört man, dass Liebe in jeglicher Form die Erschaffung eines Zuhauses ist, von innen - für immer auf der Suche nach dem anderen.
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Matana Roberts: "Coin Coin Chapter Five: In The Garden" (Constellation, Sept. 2023) |
[Zehn Zoll]
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»Coin Coin Chapter Five: In The Garden« ist die neueste Folge des visionären Projekts der Komponistin, Improvisatorin, Saxophonistin und bildenden Künstlerin Matana Roberts, die die afroamerikanische Geschichte anhand von Vorfahren, Archiven und Orten erforscht.
Indem sie Elemente des Jazz, der Avantgarde-Komposition, des Folk und des gesprochenen Wortes miteinander verwebt, erzählt Roberts die Geschichte einer Frau aus ihrer Ahnenreihe, die an den Komplikationen einer illegalen Abtreibung starb. In einer Zeit, in der die reproduktiven Rechte angegriffen werden, bekommt ihre Geschichte eine neue Bedeutung. »Ich wollte über dieses Thema sprechen, aber auf eine Art und Weise, die ihr ein Gefühl der Befreiung vermittelt«, erklärt Roberts. Durch das Auspacken von Familiengeschichten und umfangreiche Recherchen in öffentlichen US-Archiven hat Roberts ein abgerundetes Porträt einer Frau geschaffen, die, wie es in ihren Texten heißt, »elektrisch, lebendig, temperamentvoll, feurig und frei« ist.
Jeder Teil von »Coin Coin« erkundet radikal unterschiedliche musikalische Settings, von den Free Jazz- und Post-Rock-Eruptionen des ersten Kapitels bis zur Solo-Noise-Collage des dritten Kapitels. Mit einem neuen Ensemble, das in Jazz, Improvisation, Neuer Musik und Avant-Rock verwurzelt ist und die Klangpalette des Projekts erweitert, bildet Kapitel fünf keine Ausnahme. Zu Roberts gesellen sich der Altsaxophonist Darius Jones, der Geiger Mazz Swift (Silkroad Ensemble, D'Angelo), der Bassklarinettist Stuart Bogie (TV On The Radio, Antibalas), der Altklarinettist Matt Lavelle (Eye Contact, Sumari), Pianist Cory Smythe (Ingrid Laubrock, Anthony Braxton), Sängerin/Schauspielerin Gitanjali Jain und die Schlagzeuger Ryan Sawyer (Thurston Moore, Nate Wooley) und Mike Pride (Pulverize The Sound, MDC). Der verstorbene, großartige Trompeter Jaimie Branch, der auf dem Album spielen sollte, erhält eine Anerkennung für »Mut«. Produziert wurde das Album von Kyp Malone von TV On The Radio, der auch Synthesizer beisteuert.
Als Komponist greift Roberts auf Strategien zurück, die mit der Nachkriegsavantgarde assoziiert werden, darunter die konzeptionellen Ansätze von John Cage und des Fluxus-Mitglieds Benjamin Patterson für Partitur und Performance. Ein weiterer wichtiger Einfluss ist die immersive Arbeit von Maryanne Amacher, in der »Klang und Körper fast zusammenarbeiten«. »Das ist für mich die Grundlage der Arbeit von Coin Coin«, erklären sie. »Es geht nicht nur um das Altsaxophon als Instrument im Jazzkanon, sondern um das Altsaxophon als Instrument, das eingesetzt werden kann, um den Körper zu beeinflussen.«
Der Hörer wird von Roberts' Fähigkeit beeindruckt sein, verschiedene Klänge zu einem zusammenhängenden Ganzen zu formen. Die gesprochenen Worte werden von treibendem Modal-Jazz auf »how prophetic«, minimalistischen Synthesizer-Loops auf »enthralled not by her curious blend« und galoppierenden Folk-Formen auf »(a)way is not an option« begleitet. Dazwischen finden sich Instrumentalstücke, die von avantgardistischer Abstraktion und schrillem Free Jazz bis hin zu Solo-Saxophon-Reflexionen und Mississippi-Fife-and-Drums-Blues reichen. Eine weitere Anspielung auf die amerikanische Roots-Musik ist das kraftvolle Gruppenarrangement von »but I never heard a sound so long«, das Roberts aus dem Wiegenlied »All The Pretty Horses« für die Plantage übernommen hat.
Während in diesem neuen Kapitel von Coin Coin eine weibliche Protagonistin im Mittelpunkt steht, ist dies in anderen Kapiteln nicht der Fall (Kapitel drei ist aus der Perspektive eines männlichen Vorfahren geschrieben), und Roberts beabsichtigt, in künftigen Kapiteln weiterhin die ganze Bandbreite des Geschlechterspektrums sowie ihr indianisches Erbe abzudecken. »Ich bin stolz darauf, dass die Leute sagen, dass das Coin Coin-Werk von einer Frauengeschichte spricht. Aber ich möchte sicherstellen, dass es seine Inklusivität beibehält, denn wir sehen nicht immer so aus, wie wir aussehen.« Dies spiegelt Roberts' eigene Erfahrungen als queere Person of Colour wider. In den verbleibenden Kapiteln von Coin Coin wird sich Roberts weiter mit Identität und Abstammung auseinandersetzen. »Erwarten Sie, dass es weiter in Richtung einer Befreiung des menschlichen Geistes geht.«
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Wilco: "Cousin" (Sony/dBpm, Sept. 2023) |
[Yankee Hotel Foxtrot (2002) |
Sky Blue Sky (2007) |
Tweedy: Sukirae (2014) |
Star Wars (2015) |
Neil Young: Peace Trail |
Cruel Country (2022/23)]
Die Jahrescharts 2023: Platz2im Rolling Stone!
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Entfernt verwandt
Etwas überraschend haben Wilco für Ende September ihr neues Album »Cousin« angekündigt. Dabei hat die Band um Jeff Tweedy erst im letzten Jahr das gefeierte »Cruel Country« veröffentlicht. Auf dem hatte sich das Sextett stärker als zuletzt am Alternative-Country-Sound der frühen Bandphase orientiert. Bei Fans und Kritikern kam dieser Abstecher bestens an und das Album landete in diversen Jahresbestenlisten 2022.
Schon damals meinte Jeff Tweedy in einigen Interviews, dass während der Songwriting-Sessions im bandeigenen Studio The Loft ein »Stapel« mit Country-Songs und einer mit bunteren, experimentierfreudigeren Tracks entstanden sei. »Cousin« dürfte also tatsächlich der etwas seltsame, entfernte Verwandte seines eher traditionellen Vorgängers sein.
Die zehn neuen Songs stammen aus der Feder von Bandleader Jeff Tweedy und werden von der langjährigen Stammbesetzung Nels Cline, Mikael Jorgensen, Glenn Kotche, John Stirratt, Pat Sansone und natürlich Tweedy am Gesang begleitet. Dessen einzigartige Songwriter-Stimme ist in vollem Umfang zu hören, mit Texten, die eine Vielzahl von Themen umfassen. Die erste Single »Evicted« besticht mit luftig-psychedelischen Spielereien und ist eine großartige Beziehungsgeschichte aus der Sicht des Verlassenen.
Ein einzigartiges und neues Element im Aufnahmeprozess war die Beteiligung der walisischen Singer-Songwriterin Cate Le Bon als Produzentin – das erste Mal seit über zehn Jahren, dass eine Außenstehende aktiv an einer Wilco-Aufnahmesession beteiligt war.
Wilco are a band who thrive on self-sufficiency -- they have their own recording studio, they run their own record label, and they're unusually hands-on in terms of ticketing, merch, and outreach to their fans. They've figured out how to do most of the big stuff themselves, and they like it that way. Not surprisingly, from 2007's Sky Blue Sky onward, they've also produced their own albums. 2023's Cousin represents a genuine shift for the band as they've ceded some control over their recording process for a change. Wilco invited expressive pop experimentalist Cate Le Bon to produce the sessions and sit in on keyboards, and it's a collaboration that flatters all parties involved. More than any other album in their catalog, Cousin recalls 2002's Yankee Hotel Foxtrot in its sturdy yet graceful melodies and the way they've dressed up the performances with clouds of carefully manicured noise (as in the opener "Infinite Surprise") and artful soundscapes (the ominous last act of "Ten Dead"), though never so much that the musicians are struggling for attention on their own album. Cousin never sounds like they're aiming to re-create YHF, but Le Bon adds a sense of adventure and an outsider's perspective that recalls what Jay Bennett brought to the group before his failings began to outweigh his strengths. Le Bon's ideas never threaten to dominate the music -- if anything, Cousin is a superb ensemble work from Wilco, with the various instrumental flavors combining to make a seamless whole, and while one might miss the wild card guitar soloing from Nels Cline (who is relatively subdued but in excellent form), this music is a reminder of just how good and keenly telepathic a band can become if they stick together long enough, and after nearly 20 years together, these players know how to make the whole more than the sum of the parts. Wilco fans have doubtless gotten used to hearing Jeff Tweedy's moody side by now, on Cousin he makes the most of his sadness on the heartsick "Evicted," the battle between numbness and rage in "Ten Dead," and the despairing uncertainty of "Pittsburgh." (And he does find some room for hope in "Meant to Be" and the title cut, a subtle embrace of the chosen family.) Wilco never quite pulls out all the stops and rocks on this album, and it's hard to imagine any of these songs immediately becoming crowd favorites, but as a carefully considered mood piece, Cousin is a powerful, affecting work that once again shows how many great things Wilco can do -- and how well they respond to the right kind of creative direction.
(by Mark Deming, All Music Guide)
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The Bathers: "Sirenesque" (Last Night From Glasgow, Okt. 2023) |
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Wenn man eine Band aus der eigenen Jugendzeit (na ja, der fortgeschrittenen Jugend in den 90er Jahren) nun wirklich nicht mehr auf dem Zettel hatte, dann waren es THE BATHERS. Das Projekt um den schottischen Gentleman-Songwriter Chris Thomson hatte seinerzeit einige komplett aus der von Grunge-Rock und Hip-Hop geprägten Zeit gefallene Crooner-Alben vorgelegt, die zum Schönsten und Bewegendsten gehören, was diese Dekade vorzuweisen hatte. Dann, mit dem erneut epischen "Pandemonia" von 1999, war Schluss - es hatte sich offensichtlich ausgebadet. Wie man hörte, machte Thomson in Familie.
Was sich mit einigen Neuauflagen alter BATHERS-Alben - etwa der bei einem deutschen Klein-Label erschienenen "Marina-Trilogie" - seit 2020 andeutete, bestätigt sich nun: Es gibt wieder Interesse an den großformatigen Liedern des Chris Thomson. Und was für eines - zumindest in seiner Heimat ist die Begeisterung riesig für "Sirenesque" und die Wiederkehr von THE BATHERS. Dass ihr neues Werk das allerbeste, das Opus Magnum in einer wechselvollen Karriere sei, hatte man zwar schon öfter über diese Band gelesen - es macht die Aussage aber im aktuellen Fall nicht falsch.
Schauen wir uns zunächst mal auf das schon optisch höchst ansprechende "Sirenesque"-Angebot. Vor allem das wahlweise auch farbige Vinyl macht eine Menge her mit seinem Klappcover und dem nostalgischen Glasgow-Artwork sowie Texten und Credits im Innenteil; die CD bietet dafür über die zwölf regulären Songs hinaus noch sieben instrumentale Bonus-Tracks. Das Label Last Night From Glasgow (LNFG), das sich seit einiger Zeit um die so liebevolle wie hochwertige Veröffentlichung älterer und aktueller schottischer Popmusik (Trashcan Sinatras, The Bluebells, The Kingfishers, Love And Money) verdient macht, hat beim BATHERS-Comeback ganze Arbeit geleistet.
Damit aber nun zur Musik - denn die ist mindestens ebenso spektakulär (wenn man ein Faible für emotionale, üppig instrumentierte Songs hat und, was Chris Thomsons Gesang betrifft, bei Tom Waits, Van Morrison oder Scott Walker andocken kann). "Sirenesque" ist ein Album, das man unbedingt durchhören sollte, in dessen melancholische Stimmungen man sich fallen lassen sollte - also das Gegenteil von Spotify-Häppchen-Zeugs.
Von dem wie ein romantischer Tagesanbruch heranwehenden Instrumental-Opener "Culzean" (nur Thomson am Piano und etwas Vogelgezwitscher), über famose Barockpop-Balladen wie "Locomotion Is Easy" und "The Camelia House", bis zu den Stücken der zweiten Albumhälfte, die vor orchestraler Grandezza nur so strotzen, etwa "Lost Bravado", "Feathers, Books And Lace" und "She Rose Through The Isles" (mit dem Scottish Session Orchestra und den Prager Philharmonikern) - ja, THE BATHERS haben noch nie nur gekleckert, aber hier klotzt die Band um Thomson, Hazel Morrison und Callum McNair, als gäbe es kein Morgen.
Drei Songs dieses wunderbaren Sophisticated-Pop-Albums gilt es dann doch hervorzuheben. Track zwei, das siebenminütige Titelstück "Sirenesque", präsentiert nun zum ersten Mal seit vielen Jahren Thomsons auch früher schon seltsam "verbraucht" klingende, nunmehr für einen rund 60-jährigen Mann aber perfekt gealterte Baritonstimme, außerdem einige fantastische Gitarren-Soli von Thomson und Chris Montague auf einem Meer aus Streichern und Chören. "Garlands" wird nicht nur mit einem toll animierten Video präsentiert, der Song gehört auch melodisch und produktionstechnisch zu den Highlights. Und "Welcome To Bellevue" verzückt gegen Ende erneut mit der Kombination aus sinfonischer Opulenz und markanten E-Gitarren-Sounds.
Auch "Sirenesque" ist, rund 30 Jahre nach dem Start von THE BATHERS, natürlich wieder ein komplett aus der Zeit gefallenes Album. Wer lässt heutzutage für ein Comeback mit ungewissem Ausgang ein Dutzend Bandmusiker sowie zwei Orchester in Glasgower und Prager Studios antreten, um dort derart überdimensionale Lieder einzuspielen? Wer liefert rein instrumentale Bonus-Tracks, die mehr mit moderner Klassik von Aaron Copland oder Ennio Morricone zu tun haben als mit Pop?
Aber Chris Thomson ist jetzt offenkundig zurückgekommen, um zu bleiben - er hat aus den ergiebigen "Sirenesque"-Sessions der BATHERS wohl noch Top-Material übrig. "Ich hab's nicht so mit Doppelalben", sagt er. "Für mich ergibt es mehr Sinn, das 'Sirenesque'-Album jetzt erstmal rauszubringen und dann innerhalb der nächsten sechs Monate oder so eine zweite Ladung zu veröffentlichen." Denn: "Nun habe ich so lange gewartet, da wäre es doch nett, das Momentum ein bisschen zu nutzen." Sehr einverstanden.
FAZIT: Wer mit dem dunkel-romantischen schottischen 80er/90er-Jahre-Sound von The Blue Nile oder Trashcan Sinatras etwas anfangen konnte, hatte vermutlich auch ein Faible für Chris Thomsons Projekt THE BATHERS. Jetzt ist die Band um den Sänger mit der ungewöhnlichen Crooner-Stimme zurück - und beeindruckt mehr denn je. "Sirenesque" badet im epischen Schönklang wie nur wenige Produktionen der vergangenen Jahre. Dabei sind die zwölf Stücke nicht einmal überladen - diese berührenden Klangmalereien erfordern einfach die ganz breite orchestrale Palette. Ein Barockpop-Meisterwerk.
(Werner Herpell, www.musikreviews.de, 07.12.2023)
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Crime & The City Solution: "The Killer" (Mute, Okt. 2023) |
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Crime & The City Solution kehren mit ihrem siebten Studioalbum und dem ersten seit 10 Jahren zurück, dem Killer. Das auf 7 Tracks angelegte und in Berlin aufgenommene Album ist das wohl beste Werk von Crime & City Solution und gilt als ihr Meisterwerk.
Auf dem Album ist das Markenzeichen der Band, Simon Bonneys Erzählungen, umgeben von der tiefgründigen, vielschichtigen und hypnotisierenden Instrumentierung dieser neuen Inkarnation der Band, zu der neben dem langjährigen Mitglied Bronwyn Adams auch die neuen Mitglieder Frederic Lyenn, Donald Baldie, Georgio Valentino, Chris Hughes und Joshua Murphy gehören. Zusammen mit der Produktion von Martin J. Fiedler (Josh T. Pearson, Alex White) entsteht so eine magische Atmosphäre der Vorahnung und der Möglichkeiten.
Die Musik, aufgenommen in der Stammheimat der Band Berlin, fließt dunkel-funkelnd und ruhig dahin. Arrangement, Produktion, Mastering und Pressung legen Wert auf klangliche Details...
(MINT, November 2023)
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The Feelies: "Some Kinda Love" (Bar/None, Okt. 2023) |
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18 klassische Songs aus dem Katalog von Velvet Underground, gespielt von The Feelies in der White Eagle Hall/Jersey City, NJ am 13. Oktober 2018. Enthalten sind die VU-Standards »Sweet Jane«, »Rock & Roll« und »I'm Waiting for the Man« sowie selten gecovertes Material wie »I Heard Her Call My Name« und »That's The Story Of My Life
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Freiwillige Selbstkontrolle: "Topsy-Turvy" (Buback Tonträger, Okt. 2023) |
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Gegründet 1980 in München, spielt die Band noch immer in Original-Besetzung: Justin Hoffman, Thomas Meinecke, Michaela Melián und Wilfried Petzi. Seit 1990 gibt es als fünftes festes Mitglied den Schlagzeuger Carl Oesterhelt.
Von Anfang an verstand sich die Band in der Tradition von Art School Bands: nicht Virtuosität, sondern Haltung spielt die zentrale Rolle. F. S.K. machen Musik über Musik, was sowohl ihre eigenen Stücke als auch zahlreiche Cover-Versionen betrifft, die besonders seit dem häufigen Auftreten und Aufnehmen in U. K. (für John Peel) und U. S.A. (mit David Lowery) in den 1980ern und 1990ern ins Programm genommen wurden.
Das neue Studio Album, "Topsy-Turvy", greift in mancherlei Hinsicht auf Arbeitsweisen aus vergangenen Band-Perioden zurück. So gibt es, wie auf den ersten Alben, Streicher- und Bläser-Overdubs, die mitunter ins spätromantisch Orchestrale lappen, aber auch improvisatorischer Natur sind (Cello, vierhändiges Klavier, Trompete). Die acht Stücke wurden in dem von der befreundeten Band The Notwist zur Verfügung gestellten Alien Research Center in Live Takes produziert und von Mario Thaler gemischt.
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Ed Motta: "Behind The Tea Chronicles" (MPS/Dwitza, Okt. 2023) |
[Criterion Of The Senses (2018)]
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Nach fünf Jahren Pause meldet sich der »Koloss von Rio« mit seinem 14. Studioalbum zurück und nimmt uns mit auf eine Reise, die musikalische Grenzen überschreitet und dazu einlädt, nicht nur groovigen, souligen Songs zu lauschen, sondern auch in fast cineastische Stimmungen einzutauchen. Ed Motta über sein neues Album: »Ich wollte mit ›Behind The Tea Chronicles‹ etwas wirklich Einzigartiges schaffen. Filme und alte Fernsehserien hatten schon immer einen großen Einfluss auf meine Vorstellungskraft und Musikalität. Ich wollte diesen Einflüssen Tribut zollen und sie als Anknüpfungspunkte nutzen, um ein Album zu schaffen, das nicht nur musikalisch fesselnd ist, sondern den Hörer auch auf eine nostalgische und filmische Reise mitnimmt. Es ist eine Ode an die Freiheit und ein Bekenntnis zur Kunst.«
Bereiten Sie sich darauf vor, in eine Welt hinreißender Melodien und eindrucksvoller Geschichten entführt zu werden, wenn Ed Motta einmal mehr sein musikalisches Genie entfesselt.
Der warme Vinylsound passt sehr stimmig zur Grundstimmung des Albums, Klang-Koryphäe Carlos Freitas [...] sorgte beim Mastering des Albums für den letzten Schliff.
(MINT, Oktober 2023)
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The Third Mind: "2" (Yep Roc, Okt. 2023) |
[The Third Mind 2020 |
The ElectricFlag |
The Butterfield Blues Band |
Dillard & Clark |
Pentangle |
Fred Neil]
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The Third Mind (Dave Alvin, Victor Krummenacher, Jesse Sykes, David Immerglück und Michael Jerome) kehrt mit ihrem zweiten Album »2« zurück und bietet mehr geistesverändernde Gitarrenarbeit. Die psychedelische Reise setzt sich mit Cover-Versionen von »Sally Go Round The Roses«, »Groovin' is Easy«, »Why Not Your Baby« und mehr fort. Das sechssongige Set enthält ein Original, »Tall Grass«.
Ohne fertige Arrangements und vorherige Proben, dafür aber mit gehörig Lust auf Improvisation und freies Musizieren [...] Interessanter Ansatz, klasse Ergebnis!
(GoodTimes, Dezember 2023 / Januar 2024)
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Die Türen: "Kapitalismus Blues Band" (Staatsakt, Okt. 2023) |
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Zu manchen Firmenjubiläen gibt es goldene Uhren, zu anderen Würstchen und Bier.
Bei den Türen gibt es ein neues Album: "Kapitalismus Blues Band". Schließlich arbeitet man seit 20 Jahren in der Unterhaltungsindustrie. So haben Die Türen vor 20 Jahren nicht nur eine Band gegründet, sondern auch das Label staatsakt. Sie verstehen also etwas vom Geschäft.
„Wer hat uns versprochen, hier einmal heile rauszukommen?“ fragen die Türen gleich zu Beginn im ersten Song „Gut für mich, schlecht für die Welt“ und beantwortet wird die Frage mit einem einfachen „Yeah!“ aus dem Sampler. Was in den anschließenden 37 Minute folgt ist ein hochenergetischer Ritt durch krautige Can Klangräume, düstere Wipers Riffs, partyselige Happy Mondays und Primal Scream Rave-Hymnen mit treibenden elektronischen Sequenzen, garniert mit Folksongs aus Opas Wohnzimmer.
Es ist nach „Exoterik“ das sechste Album der Band und selten klangen Die Türen so gegenwärtig. Musikalisch wie textlich verarbeiten sie die Überforderung in einer scheinbar aus den Fugen geratenen Welt. "Grunewald is burning", im Osten herrscht Krieg und der Süden trocknet aus, während wir uns im Subtext des Gesagten verlieren. Kann man das so sagen, wurde es überhaupt gesagt, oder wurde es vielleicht im allgemeinen KI-Hype von ChatGPT geschrieben?
Die Bots fragen schon lange nicht mehr friedensbewegt, was sie trinken sollen, sondern spammen alles mit Hass voll. Willkommen im atemlosen Stillstand. Es ist immer zu viel los gerade! Dabei wollen wir zurück zu einer unbeschwerten Normalität, wissen aber nicht mehr, wie das geht. Wir sind raus aus dem Party Game und finden den Weg nicht mehr zurück. Vertrieben aus dem Bionade Paradies. Die Angst des weißen Mannes. Lost in Invest. Es sind solche Bruchstücke, Gedanken und Versatzteile, aus denen Ramin Bijan, Chris Imler, Gunther Osburg, Andreas Spechtl und Maurice Summen mit ihrer "Kapitalismus Blues Band" in der Nähe von Angermünde in Sommerhitze und allerbester Spiellaune ein neues Album erschaffen haben, das leuchtet und strahlt wie ein Kirchenfenster von Gerhard Richter.
Mal transzendent, mal schwitzig diesseitig, aber nie andächtig still. Und das ist nicht nur gut für uns, sondern auch gar nicht so schlecht für die Welt.
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Water and Sand: "Hey Love" (Blue Rose, Okt. 2023) |
[John Parsons & Todd Thibaud]
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Die beiden populären amerikanischen Songwriter Todd Thibaud und Kim Taylor haben sich für ein gemeinsames Projekt zusammengefunden, das sie Water and Sand genannt haben und mit dem sie Feinheiten von einfühlsamen Beziehungen und den konstanten zeitlosen Bewegungen beschreiben möchten.
»Hey Love« ist bereits das dritte Album nach dem selbstbetitelten Debütalbum von 2016 und »Catching Light« von 2019. Die beiden Musiker werden wieder unterstützt von Sean Staples an der Mandoline und Thomas Juliano an der elektrischen Gitarre. Todd Thibaud gehört zu jenen verlässlichen Typen, die sich musikalisch immer treu geblieben sind. Größere Veränderungen sind nicht sein Ding, die Abwechslung liegt in den Nuancen von Arrangement und Produktion, Spannung wird durch eine hohe Qualität der Songs garantiert, mit seiner attraktiven, gefühlvollen, sämig-rauen Stimme versprüht er ohnehin eine vertraute Wohlfühlatmosphäre wie kein Zweiter! Das war schon so zu Zeiten seiner ersten Band, den Courage Brothers, Anfang bis Mitte der 90er. Mit dem 97er Solodebüt »Favorite Waste Of Time« setzte sich der Mann aus Vermont ein erstes Denkmal am Songschreiber/Popfirmament.
Es folgten die klassischen Blue Rose-Studioproduktionen »Little Mystery« (1999), »Squash« (2000), »Northern Skies« (2004), »Broken« (2008), »Waterfall« (2013) und »Hill West« (2019). Kim Taylor stammt aus Cincinnati und hat ausgiebig getourt mit Künstlern wie dem Kanadier Ron Sexsmith und ihren Freunden von Over The Rhine, außerdem trat sie im Vorprogramm von Kris Kristofferson auf. Ihre Songs wurden in zahlreichen US-TV-Shows gespielt wie etwa Flashpoint, Army Wives, Smallville, Cyberbully, One Tree Hill sowie erst jüngst in dem Comedy-Drama aus Großbritannien, Stella. 2013 machte sie ihr Debüt als Schauspielerin in dem Independent-Film »I Used To Be Darker«, in dem sie eine Mutter spielt, die Musikerin ist und die sich nach einer Scheidung ein neues Leben aufbauen muss.
Konzerthighlight: Karo, Wesel, 29.09.2023
Todd Thibaud und Kim Taylor waren mal wieder zu Gast im Weseler Karo - und es war wie immer wunderbar!
(30.09.2023)
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Kraan: "Zoup" (Bassball, Nov. 2023) |
[Let It Out (1975)]
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Zur Erklärung des etwas kryptischen Albumtitels meint Hattler: »Eine ›Zoup‹ ist nicht nur eine falsch geschriebene ›Suppe‹. Es könnte auch ein Gebräu sein, in das eine Menge an Einflüssen hineingeschüttet wird. Insofern passt die Bezeichnung prima zum Kraan-Sound von heute. Wir wollten ja schon immer weg von den Definitionen Kraut- und Jazzrock.«
Im Sommer 2022 kamen Hellmut Hattler die ersten Ideen für das neue Werk: »Ich saß auf der Veranda in der Sonne und ließ mich von meiner eigenen musikalischen DNA inspirieren. Ziemlich schnell wurde mir klar, dass ich da grade anfange, an einer neuen Kraan-Platte zu arbeiten.«
Auf »Zoup« sind neun Instrumentals und zwei Gesangsstücke zu hören, »weil wir immer noch nicht die begnadetsten Sängerknaben sind«, witzelt Hattler. »Es gibt Midtempo-Stücke, Balladen, und diesmal auch wieder reichlich Knackig-Schnelles.«
Zu hören sind neun Instrumentals und zwei Songs, die mit ihrem Mix aus Funk, Fusion, Rock, Ethno und Kraut unwiderstehlich antreiben.
(GoodTimes, Dezember 2023 / Januar 2024)
Das peppt: treibende, knochentrockene Drums, fulminante Bassläufe, jubilierende Gitarrensoli [...] Blues-Power und Hippie-Einsprengsel heizen mitreißend ein. [...] Der Klang punktet dank Tieftondruck und prima Farben.
(AUDIO+stereoplay, Dezember 2023)
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Laura Veirs: "Phone Orphans" (Raven Marching Band, Nov. 2023) |
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Kurt Vile: "Back To Moon Beach" (Verve, Nov. 2023) |
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Singer-Songwriter Kurt Vile - auch bekannt als »Phillys Constant Hitmaker« - veröffentlicht seine neue EP »Back to Moon Beach«, die im Herbst 2023 über Verve Records erscheint. Hierauf mitgewirkt haben unter Anderem neben Le Bon sein langjähriger und leider kürzlich verstorbener Freund und Produzent Rob Laakso, Stella Mozgawa (Warpaint, Courtney Barnett) und Chris Cohen.
Mit stolzen neun Songs, die innerhalb der letzten vier Jahre in verschiedenen Sessions entstanden sind, setzt der Slacker-Star seine ganz eigenen EP-Maßstäbe. Das fast einstündige »Back to Moon Beach« repräsentiert für ihn einen Querschnitt durch die vielen inspirierenden Begegnungen und Kreationen innerhalb seiner Musik-Community. Es zeigt aber auch wie groß Kurt Viles Repertoire tatsächlich ist, wenn man bedenkt, dass diese neun Songs genauso gut ein komplettes Album hätten füllen könnten.
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Guru Guru: "The Incredible Universe Of Guru Guru" (Repertoire, Dez. 2023) |
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Immer noch Grenzen überschreitend, immer noch sich selbst treu, Guru Guru sind 2023 zurück mit einem brandneuen Studioalbum.
Guru Guru sind seit über fünf Jahrzehnten eine Institution. Als Wegbereiter des Krautrocks hat die 1968 von dem Schlagzeuger, Sänger und Visionär Mani Neumeier gegründet, hat die Gruppe von Anfang an Grenzen überschritten, Free Jazz mit Rock'n'Roll verschmolzen, mit indischen, südostasiatischen und afrikanischen Rhythmen experimentiert, um ihre eigene Art von psychedelischem kosmischen Rock zu schaffen, der Musiker und Publikum auf der ganzen Welt inspiriert, insbesondere in den Vereinigten Staaten und Japan
Trotz unzähliger Besetzungswechsel und mehr als einem halben Jahrhundert seit ihrer Gründung sind Guru Guru so lebendig und aktiv wie eh und je und spielen jedes Jahr rund 40 Live-Shows. Weit davon entfernt müde zu sein oder Anzeichen von Altersschwäche zu zeigen, sind ihre Live-Shows immer noch ein Erlebnis bei denen die Band es versteht, ihr Publikum zu überraschen. Natürlich ist Guru Gurus Klassiker »Elektrolurch« immer noch ein fester Bestandteil der Setlist, dargeboten von Mani Neumeier in einem Molchkostüm
- Während »Back To The Roots« mit seinem Rock / Prog'n'Roll-Sound selbsterklärend ist, hat die Band dem Song »Guru Guru's In Da Haus« neue musikalische Elemente hinzugefügt und mit Hiphop-Rhythmen experimentiert. Rhythmen. Bei dem schrägen »Hold The Jelly« ist der God Of Hellfire Arthur Brown als Gastsänger zu hören mit Electro-Dance-Einflüssen. Guru Guru sprengen immer noch Grenzen und sind immer noch sehr aktuell, wenn nicht sogar ein bisschen ihrer Zeit voraus. Der Eröffnungssong des Albums, »Free Krautrock!« sagt schon alles, denn die Band steht nach wie vor für alles, was das Experimentieren mit verschiedenen Stilen zu bieten hat.
Das CD-Format enthält einen Bonustrack: »Sampo Incredible«
Konzerthighlight: PAN Kunstforum Niederrhein, Emmerich, 07.12.2024
Guru Guru im Museum? Na ja, das war eine Ausstellung über Krautrock und die Band ist wohl in diesem Zusammenhang eingeladen
worden. Ich habe im Laufe der letzten Jahrzehnte Guru Guru wohl schon etwas 10 mal gesehen, aber das gestern war ein echtes
Highlight! Die neue Besetzung mit Ex-Birth Controller und Ex-London-Produzent Zeus B. Held an den Tasten ist inzwischen
richtig gut eingespielt und spielt besser als je zuvor - auf jeden Fall wirkt das so. Sehr gut waren sie ja eigentlich immer,
aber nicht immer so fokussiert und auf dem Punkt wie aktuell. Und Mani Neumeier mit (fast) 84 Jahren ist einfach großartig.
(08.12.2024)
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The Düsseldorf Düsterboys: "Trommel EP" (Staatsakt, Dez. 2023) |
[Zehn Zoll]
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Gestern noch Duo Duo, heute schon wieder flott im Quartett unterwegs. The Düsseldorf Düsterboys melden sich überraschend mit einer neuen EP zurück, deren erster Single-Vorbote »Sommer« mit seinem flotten Mersey-Beat ein echter Anwärter auf einen Sommer-Hit war.
»Sommer« pfeift für gute zwei Minuten auf all die Umstände of life und bringt uns dem guten alten Sommerloch-Gefühl ganz ohne FOMO ein gutes Stück näher: Von Balkonien bis zum Baggersee. Freie Plätze, freie Sicht! Lyrisch geht das alles natürlich noch viel tiefer. Wir sind hier schließlich bei The Düsseldorf Düsterboys. Und wie schon beschrieben, sind die Köpfe und singenden Gitarristen der Band - Peter Rubel und Pedro Goncalves-Crescenti - auf dieser EP wieder zurückgekehrt zur bewährten Quartett-Formation mit Fabian Neubauer an der Orgel und Edis Ludwig am Schlagzeug.
Für gleichzeitig mehr Schmiss und Andacht. Zeichnete sich auf der Winter-EP schon damals ein sanfter Übergang zum Sound der Duo Duo-LP ab, so neigt sich die Trommel-EP wieder eindeutig in Richtung »Nenn Mich Musik«-Langspielplatte. Hier schließt sich also erstmals ein Kreis. Wir sind darum schon sehr gespannt, wohin uns die Reise mit den Düsterboys, in welcher Formation auch immer, weiterführen wird. Im Oktober erscheint erstmal pünktlich zur 10" Vinyl-Veröffentlichung (streng limitiert auf insgesamt 1.000 Stück) das Titel-gebende Trommel-Stück als Single.
Damit wären auch schon alle Parameter dieser schönen Veröffentlichung auf einem Blatt niedergeschrieben. Wir wünschen allen einen schönen Rest-Sommer und trommeln nun schon einmal für den Herbst.
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(2023-08-29)
Sein Debütalbum "I Can Go With You" von 2020 hatte mir schon gut gefallen. Durch die Zusammenarbeit mit Jonathan Wilson ist das dann jetzt noch runder geworden: die wunderbaren Liedern und die Stimme von Sam Burton werden jetzt noch von einem Klang getragen, der mich dahinschmelzen lässt. Meine ein wenig überraschende Numero Uno, die sich gegen alle "Konkurrenz" auf meinem Plattenspieler durchgesetzt hat!
(2024-12-24)