#2: Laura Veirs: "My Echo" (Bella Union, Okt. 2020) |
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Folk, Pop, Kunst
Mit »My Echo« veröffentlicht Laura Veirs 2020 ihr neues, mittlerweile elftes Studioalbum, den mit Spannung erwarteten Nachfolger von »The Lookout« aus dem Jahr 2018.
Zehn Songs hat die US-amerikanische Singer-Songwriterin dafür aufgenommen, die unter anderem die Scheidung von ihrem Mann Tucker Martine thematisieren.
Musikalische Partner bleiben die beiden aber dennoch, denn Martine zeichnete für die Produktion von »My Echo« verantwortlich.
Als Gäste sind Hochkaräter wie Jim James, Bill Frisell, Karl Blau und Matt Ward auf dem Album vertreten.
Einen ersten Vorgeschmack auf die Platte gab es bereits mit der Single »Burn Too Bright«, die Veirs dem 2018 verstorbenen Singer-Songwriter Richard Swift widmet.
Und die zeigt: Laura Veirs bleibt 2020 bei dem, was sie am besten kann: »My Echo« ist ein weiteres beeindruckendes Folkpopkunstwerk ...
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#3: "Shelby Lynne" (Thirty Tigers/Everso, Mai 2020) |
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Es ist 20 Jahre her seit »I Am Shelby Lynne«, das Album, das ihr einen Best New Artist Grammy einbrachte. Zum neuen Album wurde »I Am« entfernt und trifft nun direkt das Herz der Singer-Songwriterin.
Dies ist ein Album mit meist solistischen, sparsamen, aber emotional reichen, originellen Torch Songs, die auf die einzige Weise gemacht wurden, die dieser eigenwillige Künstler kennt - gleichzeitig gequält und verletzlich, mit offengelegten intimen Gefühlen, aber letztendlich mit der Hoffnung, dass es ein Licht in der Dunkelheit gibt. In Erinnerung auf ihr 2008er Dusty-Springfield-Tribut Just a Little Lovin', das sie zusammen mit dem verstorbenen Grammy-Gewinner Phil Ramone in denselben Capitol Studios aufgenommen hat, in denen das neue Album abgemischt wurde, ist die gefühlvolle Shelby Lynne ihr bisher persönlichstes, autobiografisches Statement über die doppelte Push-Pull-Natur der Liebe: gleichzeitig nah genug, um sie zu berühren, aber auch ein frustrierender Plagegeist, der sowohl verführen als auch aufgeben kann.
Um alles ganz direkt zu halten, spielte die Ausnahmesängerin auch fast alles (Gitarre, Keyboard, Bass, Drums, Saxofon) selbst ein und verzichtete auf Studiobeschönigungen. Echtheit ist Trumpf!
(Stereo, Juni 2020)
Though she last released a record of her own with 2015's celebrated I Can't Imagine, singer/songwriter Shelby Lynne kept busy. She cut the sublime covers set Not Dark Yet with sister Allison Moorer. She also worked with producer, director, and screenwriter Cynthia Mort on an as-yet-unreleased film entitled When We Kill the Creators. Lynne stars as a world-weary singer trying to navigate the choices between commercial success and her own creativity. This self-titled album evolved out of that project. Half its lyrics were penned by Mort, and Lynne plays most of the instruments herself: guitar, bass, drums, synth, even a rudimentary saxophone on "My Mind's Riot." She did enlist help a handful of pianists including Mimi Freidman, Benmont Tench, Ed Roth, and Billy Mitchell on various tracks.
Despite the homegrown, intimate quality of the record, it's quite disciplined. As a songwriter, Lynne's knowledge and authoritative use of classic L.A. pop, sophisticated soul, the jazz song tradition, rhythm & blues, and roots rock, are formidable. "Strange Things" is a nocturnal, suffocatingly intimate jazzy blues with searing lyrics by Mort: "The clumsiness of it/The fumbling, crashing, fuck of it/The bandaged mess/The worn, torn angel scars … Love keeps us crawling…." But Lynne reaffirms love and commitment in "I Got You," the very next song. Here, Dusty Springfield's influence is evident. Her rhythmic, slipstream phrasing hovers elegantly in and around Tench's Wurlitzer. It addresses her beloved with unflinching commitment and desire. "Love Is Coming," co-written with Mort, is almost uncomfortably vulnerable with its "Walk on the Wild Side" bassline, lilting guitars, and piano. This is a Shelby Lynne we have heard from only selectively. The back-to-back "Weather" and "Revolving Broken Heart" are confessional songs about being bereft and left in the zero by a now absent lover, with graceful, glacial tempos and minimal arrangements, Lynne's voice offers painful truths. First single "Don’t Believe in Love" cut with her road band, offers a breathless, heartbreaking lyric penned by Mort atop a swinging, gentle pop rocker that hearkens back to Lynne's widely acclaimed I Am Shelby Lynne. On "Here I Am," her only accompaniment is Mitchell's piano. It's a slow, declamatory anthem with gospel overtones. Mort's poetic lyric is right at home in Lynne's mouth pouring out like cool, clear water. She imbues it with a meaning understood by anyone who has loved unselfishly. This is the album Lynne's hinted at for a decade. It's life-affirming in expressing romantic obsession and doubt, loneliness and fear, desire and steely commitment. Lynne's protagonists are stark naked in voicing their wounds and wants, whether they be emotional, spiritual, and/or physical. Shelby Lynne is a profound meditation on amorous complexity and cost; it's arguably the most powerful record in the songwriter's catalog.
(by Mark Deming, All Music Guide)
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#4: Someday Jacob: "Oxygen Will Flow" (Haldern Pop, Mai 2020) |
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70s-Songwriting meets Americana: Die Bremer/Hamburger Band Someday Jacob sorgt spätestens seit dem 2015 erschienen Album »It Might Take A While« für Aufsehen. Das Quartett um Sänger und Gitarrist Jörn Schlüter verbindet mit seinem Songwriter-Folk das goldene Leuchten Kaliforniens mit der kargen Romantik Norddeutschlands. Zuletzt war diese Musik gemeinsam mit Ryan Hewitt (Johnny Cash, Avett Brothers, Red Hot Cilli Peppers) zu einem ebenso anrührenden wie präzisen Album produziert worden (»Everybody Knows Something Good«, 2017).
Das neue Werk, »Oxygen Will Flow«, entstand in Bremen und an verschiedenen Orten im UK. Impressionistische Instrumentals, Flöten, Saxophone - der Sound von Someday Jacob ist amorpher, impressionistischer und organischer geworden, das sanfte 70s-Flair jetzt noch ein bisschen betonter. »Oxygen Will Flow« entstand in Zusammenarbeit mit Simon »Barny« Barnicott (Arctic Monkeys, Stereophonics, Temper Trap, Half Moon Run, Sam Mendes).
Selten hat man aus deutschen Landen eine Platte gehört, die die sommerlichen Harmonien des US-amerikanischen Westcoast-Pops der 70er Jahre so perfekt nachempfindet, ohne nach biederer Heldenverehrung zu klingen.
(DPA)
Sowas muss man sich erstmal trauen als Band aus der regenreichen norddeutschen Tiefebene. Lieder wie ›Slow Down‹, ›Your Medicine‹ oder ›Better Than This‹ von Someday Jacob sind purer Westcoast-Romantizismus, mit allem Drum und Dran.
(STERN)
›Oxygen Will Flow‹ klingt volltönend, präsent direkt, betörend ausgewogen.
(stereoplay, Juli 2020)
Konzerthighlight: Steinbruch, Duisburg, 31.05.2024
Das war ein tolles Konzert gestern Abend! Am Tischchen sitzend bei einem Kaltgetränk konnte ich dieser coolen Band aus dem Norden lauschen.
Tolle Songs, toller Sound, fast wie aus der Stereoanlage (nur viel besser als zuhause vor dem Plattenspieler!).
(01.06.2024)
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#5: Jonathan Wilson: "Dixie Blur" (Bella Union, März 2020) |
[Quicksilver Messenger Service |
The Autumn Defense |
Wilco]
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Heimweh
Jonathan Wilson ist ein begnadeter Sänger, Songwriter, Multiinstrumentalist und Livemusiker. Vor kurzem ging er als Gitarrist auf große Tour mit Roger Waters. Dort fand er die Inspiration für sein neues Album.
»Dixie Blur« heißt die Platte, der Nachfolger von »Rare Birds« aus dem Jahr 2018.
Genau genommen war es das Heimweh unterwegs, dass den Musiker aus Kalifornien inspirierte, die 14 neuen Songs zu schreiben. Und auch musikalisch hört man dem Album die Heimatverbundenheit an: Country, Bluegrass und Americana sind die Richtungen, mit denen Wilson aufgewachsen ist.
Wie »Dixie Blur« klingt, verriet er mit den Songs »69 Corvette« und »Korean Tea«. Insgesamt warten 14 Tracks auf der Platte, die Wilson zusammen mit Produzent und Kumpel Pat Sansone im Sound Emporium in Nashville aufnahm. Außerdem mit dabei: Mark O’Connor (Fidel, Gitarre), Dennis Crouch (Kontrabass) und sechs weitere Musiker.
Eine Stück musikalische Heimat, ein sehnsuchtsvolles, und wie der Vorgänger, verträumtes und experimentierfreudiges Album. Hier ist »Dixie Blur« von Jonathan Wilson.
Wilson serviert zeitlos schöne und bodenständige Kompositionen. ... ein großes stilistisches Spektrum ...
(Audio, April 2020)
Welch ein Werk! Allein schon der Fülle wegen (14 neue Songs in mehr als 55 Minuten, das ruft ja geradezu nach der guten alten Doppel-LP-Darreichungsform!) darf man beim 2020er Wilson-Werk getrost von einem Opus Magnum sprechen, aber dieser derart lukullisch und lustvoll dargereichte Klangreichtum überzeugt nicht nur an der köstlichen Oberfläche, der Sound-Schöpfer, profilierte Produzent (Roy Harper, Lana Del Rey, Father John Misty), Roger Waters-Gitarrist, Song-Autor und inzwischen auch erheblich gereifte Sänger schöpft mit seinen neuen, durchweg grandios gelungenen Weisen aus den tiefsten Wurzeltiefen und kredenzt uns ein aus allen kunstvoll geflochtenen Fasern, in allen erdenklichen irdenen Farben strahlendes Country-Meisterstück. Als versierter Arrangeur und auch Dank der ihm zur Verfügung stehenden instrumentalen Mittel schöpft der allwissende Zeremonienmeister aus dem Vollen, überzeugt in karg-ehrlichen Besetzungen ebenso wie in herzhaft aufeinandergehäuften Klang-Gebilden, voller Lust und Leidenschaft an der Fülle aus Gitarren, Bässen, Fiddle, Tastenwerk, Querflöte, Klarinette, Mundharmonika und der nahezu omnipräsenten, durchweg prägenden Steelguitar von Russ Pahl bis in Spector-gleiche Höhen geschichtet. Mit einer solch prachtvoll agierenden, vielköpfigen Musikermannschaft im Rücken springt der Spiritus Spector mit sanfter Stimme herzhaft zwischen alle Country-Stühle, wechselt die Stilrichtung auch schon mal auf der halben Höhe des Songs, bleibt dabei aber stets im melodieseligen Fluss, und trifft immer den richtigen weichen Ton, um Herz und Hirn gleichermaßen zu rühren. Einfach meisterlich auch seine Art, mit den Country-Stilen zu spielen, dabei die gesamte Genre-Geschichte zitierend, Backporch-Bluegrass wie wiegenden Country Swing, samtweich fließenden Singer Songwriter- und Psyche-Folk, Country Rock, Pub Rock und West Coast, beschwingenden Honky Tonk und auch die ganz großegefühlstiefe Breitwand-Ballade bewunderungswürdig beherrschend und mit ehrlichem, emotionsreichem Leben füllend. Auch den Gesangspart erledigt der Vielinstrumentalist (A- & E-, Nashville- & 12-String-, Baritone- und Slide-Gitarren, Mellotron, Arp, Synth, Schlagwerk, Perkussion) mal im Alleingang, mal in vielstimmigen Harmonielagen mit Bravour, dezenter Zurückhaltung und voller Gefühl, verweist dabei sowohl stimmlich als auch häufig in den Harmoniewechseln in die balladeskeren Weiten der späten, ihm nicht unbekannten Pink Floyd-Welten und erschafft ganz nebenbei ein wahrhaft opulentes Opus von genregrenzensprengender Größe. Ein kunstvolles, vor Idee
(Glitterhouse)
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#6: Laura Marling: "Song For Our Daughter" (Chrysalis/Partisan, Juli 2020) |
[Blue Aeroplanes |
Waterboys |
Ethan Johns]
Die Jahrescharts: Platz22im Musikexpress
und Platz4im Rolling Stone!
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Briefe an die Tochter
»Song For Our Daughter« heißt das neue, mittlerweile siebte Studioalbum von Laura Marling, das 2020 an den Start geht.
Drei Jahre haben Fans der britischen Folk-Pop-Sängerin auf den Nachfolger von »Semper Femina« gewartet, das 2017 bis auf Platz fünf der UK-Charts kletterte.
Der Name des Albums ist Programm, wenn er auch nur bildlich gemeint ist. Die insgesamt zehn Songs auf »Song For Our Daughter« richtet Marling an eine fiktive Tochter.
Inspiriert wurde sie dazu von Maya Angelous Buch »Letter to My Daughter« aus dem Jahr 2009.
Was die musikalischen Arrangements auf der Platte betrifft, so ist »Song For Our Daughter« deutlich reduzierter als sein Vorgänger, um einen intimen Sound zu erzeugen.
Wie gut das alles zusammenpasst, zeigte Laura Marling bereits vorab mit der ersten Single »Held Down«.
... ein betörendes Kompendium musikalischer Nähe.
(stereoplay, Juli 2020)
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#7: James Elkington: "Ever-Roving Eye" (Paradise of Bachelors, Mai 2020) |
[Pentangle |
Eleventh Dream Day |
Wintres Woma]
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Der Chicagoer Songschreiber und Gitarrist James Elkington, der bereits mit Größen von Richard Thompson über Jeff Tweedy bis hin zu Tortoise zusammengearbeitet hat, hat in Wilcos Loft sein zweites Album »Ever-Roving Eye« aufgenommen. Es folgt auf sein gefeiertes Debüt »Wintres Woma« aus dem Jahr 2017 sowie seinen jüngsten Produktions- und Arrangement-Arbeiten für Künstler wie Steve Gunn, Nap Eyes und Joan Shelley.
Die neuen Lieder werfen sowohl einen Blick zurück auf britische Folk-Traditionen aber blicken auch auf avantgardistische Horizonte. Die Songs sind ebenso zugänglich wie geheimnisvoll. Elkingtons energisches Gitarrenspiel und seine Bariton-Poesie wird begleitet von einem Arrangement aus Streichern und Holzbläsern sowie dem Backing-Gesang von Tamara Lindeman (The Weather Station).
Auch wenn der Albumtitel »Ever-Roving Eye« (zu Deutsch: »das immer umherziehende Auge«) klingt wie aus einer düsteren Ballade, bezieht er sich mehr auf die ständige Suche nach der eigenen Befriedigung sowie die eigenen Tugenden und Laster. Während die erste Platte eher in der klanglichen Tradition der interessanten englischen Folk-Revivalisten der 1970er Jahre angesiedelt war, beschäftigt sich »Ever-Roving Eye« mit einem breiteren musikalischen Feld, wobei es die Klänge britischer Library Music, Horrorfilm-Soundtracks, Psychedelia und rockige Elemente des Folk-Rock einbringt.
Das Ergebnis ist eine Platte, die noch ausgefeilter, scharfsinniger und nachdenklicher ist als ihr Vorgänger.
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#8: Tunng: "Tunng Presents ... Dead Club" (Full Time Hobby, Nov. 2020) |
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›Tunng presents Dead Club‹ ist ein außergewöhnliches Album geworden. Kontemplativ, intim, feierlich. Es enthält Tunngs Kollaborationen mit Max Porter, der zwei neue Texte für das Album geschrieben hat. Es lebt von der Recherche der Band und erwähnt das indigene Volk der brasilianischen Wari, die ihre Toten verspeisen, Bewusstsein und Erinnerung werden diskutiert, Genders Besuch eines »Death Cafe« in Sheffield rekapituliert sowie der schwedische Aufräum-Trend, das sogenannte »Death Cleaning«.
Über den Gegenstand des Albums haben die sechs Bandmitglieder - Genders, Lindsay, Jacobs, Ashley Bates, Phil Winter, Martin Smith - monatelang diskutiert. Dass sie eine verhältnismäßig große Band mit vielen verschiedenen Meinungen und Perspektiven sind, erwies sich dabei als hilfreich: »Wenn all diese Dinge zusammenkommen wird es erst zu Tunng«, sagt Genders. »Und weil der Tod als Gegenstand auf viele verschiedene Weisen so kraftvoll für die Menschen ist, haben wir auch darüber gesprochen, welche Themen in so einer Diskussion auftauchen könnten und dass wir sensibel damit umgehen müssen.‹ Als es dann ums Musikschreiben und Aufnehmen ging, war der Prozess verhältnismäßig einfach.
›Weil wir uns schon so lange damit beschäftigt hatten, ging es ziemlich mühelos.‹ ›Das ganze Konzept in ein Album, in Musik zu verpacken, ohne dass es zu düster oder zu schwierig wird, war die Herausforderung‹, sagt Lindsay. ›Wir wollten, dass das Album farbig wird und irgendwie auch aufbauend. Und obwohl manches viel dunkler geworden ist, als ich vorher gedacht habe, finde ich doch, dass es eine anregende und emotionale Reise ist; es macht mich jedenfalls nicht traurig.‹
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#9: Motorpsycho: "The All Is One" (Stickman, Aug. 2020) |
[The Tower |
The Crucible]
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Das Alles ist eins ist das letzte Kapitel der lose verbundenen und informell betitelten »Gullvåg-Trilogie«, die 2017 mit dem »The Tower« und 2019 mit dem »The Crucible« eingeleitet wurde. Das Album, das zwischen September und November 2019 in Frankreich und Norwegen aufgenommen wurde, war ursprünglich für eine Veröffentlichung im Frühjahr geplant, wurde aber unweigerlich wegen - was sonst - Covid 19 verschoben. Der Moment ist jedoch reif für neue Musik, und die Band hat die zusätzliche Zeit genutzt, um auf jedes Detail zu achten. Das Ergebnis ist ein spektakuläres Doppelalbum, das auf bestmögliche Weise dicht und motorpsychodelic ist.
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#10: The Apartments: "In And Out The Light" (Talitres/Riley, Sept. 2020) |
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The 8 songs adhere to the model of stately chamber-pop established with The Apartments string of masterpieces in the 90s…with “What’s Beauty to Do?” a jangly throwback to the band’s Rough Trade period and “I Don’t Give a Fuck About You Anymore” an expression of lovelorn pique evoking a lost Sixties soundtrack by Michel Legrand.
(Uncut 8/10)
Walsh’s greatest strength has always been telling intimate, affecting stories that feel tender without being mawkish. ‘In And Out Of The Light’ is no different, capturing the first steps that come after loss, buoyed by lush, gorgeous arrangements that unfurl around one another.
(NME)
It’s the gift of evocation that floods our senses, the same gift that Apartments records have freely given from the off.
(Stereo Embers)
A collection of eight songs that take beauty from heartbreak, and gather emotions to create a work of divine confidence.
(The Big Takeover)
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#11: Teddy Thompson: "Heartbreaker Please" (Thirty Tigers/Chalky Sounds, Mai 2020) |
[Bella |
Thompson |
Little Windoes|
Shelby Lynne & Allison Moorer]
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Neues Album des britischen Folk Singer/Songwriters Teddy Thompson, dem Sohn der Fairport Convention Mitglieder Richard und Linda Thompson.
Thompsons neues Album Heartbreaker Please rechnet vom Eröffnungssong an mit dem Zusammenbruch der Liebe mit einer ebenso befriedigenden wie verheerenden Leichtigkeit ab. Und während das Album vom Ende einer Beziehung aus dem wirklichen Leben erzählt, könnte es aus Thompsons Perspektive auch als eine Projektion seiner Beziehung zu New York City gesehen werden, dem Ort, den er für den größten Teil der letzten zwei Jahrzehnte sein Zuhause genannt hat.
Als Mitglied der britischen Musikdynastie, die zunächst von seinen legendären Eltern Linda und Richard Thompson geleitet wurde, verließ er mit 18 Jahren London und zog in die Staaten, um sich fünf Jahre später in New York niederzulassen. Zwanzig Jahre später findet Teddy Thompson sich mit »Heartbreaker Please« perfekt selbst, als souveräner Künstler auf der Höhe seines Könnens.
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#12: Maria McKee: "La Vita Nuova" (Fire/Afar, März 2020) |
[Lone Justice]
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Leidenschaftlich, anglophil, anachronistisch, maximalistisch und barock, »La Vita Nuova« wurde als eine Elegie der Begierde geschrieben. Nach ihrer Fertigstellung wurde sie zu einer Beschwörung. Aufrichtig und leidenschaftlich hat Maria McKee ganz einfach ein seligmachendes Erwachen erlebt, und in einem Crescendo der Prosa erschließt ihr neues Album »La Vita Nuova« diese Geschichte und skizziert eine bedeutsame und transformative Zeit in ihrem Leben, die vor Jahrzehnten begann, als sie in ihrem Wohnzimmer vorm Kamin mit ihrem älteren Bruder, dem verstorbenen, großen musikalischen Erneuerer Bryan MacLean, Mitbegründer der bahnbrechenden LA-Band Love, sang.
Auf dem Weg dorthin war sie Leadsängerin der bahnbrechenden Americana-Band Lone Justice, veröffentlichte eine Reihe stimmungsvoller und eklektischer Solo-Platten, schrieb Chart-Hits, die die Charts toppten, und inspirierte die Hingabe einer treuen kultischen Fangemeinde, bevor sie scheinbar verschwand. Ihr letztes Studioalbum »Late December« wurde 2007 veröffentlicht, seitdem sind dreizehn Jahre vergangen.
»La Vita Nuova« ist eine Hommage an Dantes Werk über die unerwiderte Liebe. Obwohl der unbewusste Impuls für die Entstehung dieses Albums darin bestand, den Schock einer der bisher größten persönlichen Herausforderungen für McKee, der Auflösung und Neuerfindung ihrer Ehe, zu verarbeiten, sind die Lieder progressiv und lyrisch dicht. Die Produktion ist orchestral und opernhaft und orientiert sich an McKees Lexikon der Ikonen - John Cale, Scott Walker und David Bowie. Es handelt sich also um ein Werk, das ein hohes Maß an Konzentration erfordert.
Man muss vielleicht mehr als einmal zuhören, um sich mit der konfessionellen Erzählung zu verbinden, die im Subtext gehalten wird, und um zu verstehen, dass die »Muse«, oder »Beatrice« des Albums innerhalb der Prosazeilen auch ein herzzerreißendes Phantom von McKees jüngerem, idealistischem Selbst ist. Und eine Metapher für die Jugend im Allgemeinen. Das spiegelt sich in den eindringlichen, kaskadenartigen melodischen Klängen der Joni Mitchell, die »I Should Have Looked Away« andeuten, und in der ergreifenden, nostalgischen Wehmut des Titels »Effigy of Salt« wider.
McKee ist inzwischen nach London umgezogen. Die Orchesterarrangements des Albums wurden von McKee komponiert und arrangiert, die keine formale klassische Ausbildung hat und keine einzige Note liest. Aber genau das ist die Natur der kreativen Katharsis, die im Allgemeinen mit einem eigenen Willen arbeitet.
Mehr als zehn Jahre ist es her, dass ich ein neues Studioalbum der schon früh als Lone Justice-Stimme beeindruckenden Sängerin und Songschöpferin in den Händen halten durfte, aber schon bei der haptischen Begrüßung des 2020er Werks sieht und spürt man, dass man etwas ganz Besonderes berührt. Die 14-Song-Kollektion kommt in der CD-Fassung als hochformatiges Buch daher, und bietet im fest gebundenen Karton-Umschlag neben dem Tonträger noch ein mit Songtexten und allerhand Bildmaterial gefülltes 26-Seitenbuch. Kaum aber beginnt man den raumgreifend epischen Weisen zu lauschen, vergisst man selbst die kostbarste Verpackung, derart opulent reicht diese Fürstin der beeindruckend beweglichen Melodien, der intervallübergreifenden Gesangsführung dar, taucht ihre unvergessen kraftvolle Stimme in ein von akustischem Instrumentarium und kompletten Symphonieorchester reichhaltig und mit herzhaftem Hang zum gefühlvollen Drama gefüllten Klangraum, dessen unendliche Weiten von längst vergessenen Zeiten künden, als die gehobene Art-/Baroque-Pop-Kunst noch von Streichern und Bläsern getragen und geprägt wurde. Die Liebe zur großen Geste, zum unverhohlen romantischen Schwelgen, zur nach Bühnenaufführung gierender Liedkunst rückt sie dabei deutlich in greifbare Nähe zu Vorbildern von David Bowie und Scott Walker, mitunter glaubt man auch, die Hymnen eines Pete Townshend in der akustisch betonten Orchesterfassung zu erleben, aber nicht nur die kleinen, solistisch zur Gitarre gebotenen Balladen-Ruheinseln zeigen deutlich, dass wir hier die wahre Maria erleben. Faszinierend auch, dass diese Meisterin der melancholisch-berührenden Melodien zudem selbst für die anspruchsvollen Orchesterarrangements verantwortlich zeichnet, welche dem ebenso ehrlichen wie natürlichen Weisen-Reigen eine Größe, Tiefe und Weite verleihen, die bleibend beeindruckt. Ein rundum reifes Macht- und Meisterwerk einer großartigen Künstlerin.
(cpa, Glitterhouse)
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#13: Matthews Southern Comfort: "The New Mine" (MIG, März 2020) |
[Iain Matthews]
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2017 meldeten sich Matthews Southern Comfort mit dem Longplayer »Like A Radio« erfolgreich zurück. 48 Jahre nach ihrem weltweiten #1 Hit, der Coverversion von Joni Mitchell's »Woodstock«, neu formiert, mit verjüngter Besetzung, präsentierten sich vor knapp zwei Jahren die Singer / Songwriter voll auf der Höhe der Zeit - klangen frisch, modern und innovativ. Das Konzept von Bandgründer Iain Matthews ging voll auf - das musikalische Können, Engagement sowie die ungebremste Spielfreude suchen nach wie vor ihresgleichen und die mehrstimmigen, dahingleitenden Vokalharmonien erinnerten sofort an die Ur-Version der Band.
Nun kommt das neue Matthews Southern Comfort Album »The New Mine« auf den Markt. Während die Erfolgssingle »Woodstock« nie auf einem offiziellen Longplayer der Band veröffentlicht wurde (es gab sie nach dem ersten Split der britischen Folkrocker nur auf »Best Of« - Compilations), eröffnen MSC ihr neues Album zu Ehren der großartigen amerikanischen Songwriterin mit einem neuen Jon Mitchell Cover, und zwar »Ehtiopia« aus ihrem 1985er Album »Dog Eat Dog«.
Wie schon beim Vorgänger »Like A Radio« trifft auch auf »The New Mine« britischer Folkrock der alten Schule auf Americana - zeitgemäß, innovativ, eigenständig, atmosphärisch, ausgefeilt. Das Songwriting besticht durch eine hohe Qualitätsdichte, seit mehr als 50 Jahren eh ein Markenzeichen von Iain Matthews und seinen jeweiligen Mitstreitern.
...dafür starke Songs. Die offerieren warmherzige Geschichten mit angenehmen Melodien, wunderschönen Gitarrenläufen, jazzigen Pianomomenten, Gospelanflügen, entspannten Grooves (bei ›A Secret Is Gone‹ mit Akkordeon und angedeutetem Nick-Lowe-Flair), bluesig wie folkig angehauchten Momenten, Westcoast-Tupfern, Country-Einsprengseln.
(Good Times, April / Mai 2020)
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#14: Einstürzende Neubauten: "Alles In Allem" (Potomak, Mai 2020) |
[Haus der Lüge]
Die Jahrescharts: Platz28im Musikexpress!
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40. Jubiläum, erstes reguläres Album von Einstürzende Neubauten seit zwölf Jahren! Blixa Bargeld & Co. veröffentlichen "Alles in Allem" bei Potomak.
Alles in Allem enthält zehn neue Stücke, die thematisch hauptsächlich um Berlin kreisen: Blixa Bargeld wandert durch Erinnerungen und Träume, montiert Fragmente. Die Texte legen Spuren in die Vergangenheit, führen ins eigene Werk, knüpfen an frühere Texte an und überführen sie in die Zukunft. Es geht jedoch immer auch um die Gegenwart der deutschen Hauptstadt, wie bei Welcome To Berlin, das einen zynischen Blick auf die letzten Entwicklungen in der Metropole wirft.
Fest im Hier und Jetzt verankert soll auch die Musik der Einstürzenden Neubauten klingen: Der obligatorische Gang auf den Schrottplatz zur Klangfindung fiel diesmal aus. Bargeld: „Die lassen einen ja nicht mehr drauf – allein schon versicherungstechnisch.“ So suchten sich die fünf Musiker andere Sound- und Inspirationsquellen. Bei Taschen kam eine einfache Reisetasche zum Einsatz, die sie mit Lumpen füllten, für das titelgebende Alles in Allem wiederum spazierte Bargeld über einen Gang außerhalb des Studios und beschrieb die Assoziationen, die der abgeplatzte Belag am Boden in ihm hervorrief.
Besonders das erste Stück Ten Grand Goldie wird als Beispiel für die anhaltende Innovationskraft der Neubauten herangezogen: Der Sänger kontaktierte Supporter der Gruppe, lud sie dazu ein, Teil des kreativen Prozesses zu werden. Ihre spontanen Antworten auf Bargelds Fragen bildeten Fragmente des Songtexts. Überhaupt waren einige Fans permanent in den Entstehungsprozess des Albums involviert, wurden über Live-Webcasts zugeschaltet, interpretierten und diskutierten die Songs untereinander und mit der Band.
Blixa Bargeld singrezitiert wie der Dichter, der er ist, deutlich und prägnant, ... Hohe Kunst.
(Audio, Juni 2020)
2020 marks the 40th anniversary of Einstürzende Neubauten's formation in Berlin, and the German avant-industrial visionaries spend Alles in Allem, their first studio album in 13 years, acknowledging the past while continually venturing forward. Several tracks are named after specific locations within the group's home city, and they recall personal memories and historical events with a bold, heavy heart. On "Grazer Damm," Blixa Bargeld recalls growing up on the Schöneberg district street of the same name, constantly witnessing riots and air raid attacks, while "Am Landwehrkanal" references the execution of revolutionary socialist Rosa Luxemburg, whose body was thrown into the Landwehr Canal by militarists in 1919. Given the subject matter, the music itself isn't as imposing as one might expect, and the latter song is a leisurely waltz with a chorus that partially seems to celebrate the band's history, with a key line translating to "We had a thousand ideas, and all of them were good." Other tracks are more playful while maintaining a revolutionary spirit. Opener "Ten Grand Goldie" has a driving, "Bela Lugosi's Dead"-style bass line and the group's signature clattering percussion, frequently interrupted by brief organ breaks and a chirpy, phone-sourced sample, while Bargeld's lyrics are playful and Dadaist. Just as striking is "Seven Screws," a sweet subversion of gender roles, which finds Bargeld reconfiguring the possibilities and assuming a non-binary identity. Like much of Neubauten's work since the 1990s, the arrangements are restrained and orderly compared to their cacophonous early work, but they break out the power tools for a few hair-raising moments during "Zivilisatorisches Missgeschick." Elsewhere, "Taschen" and "Alles in Allem" are grand, dramatic ballads closer to the work of Bargeld's former bandmate, Nick Cave. Continuing the group's latter-day run of more mature, considered works, Alles in Allem proves that Neubauten are still interested in challenging conventions and exploring new perspectives, even while carrying the weight of history.
(by Paul Simpson, All Music Guide)
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auch gut ...
"Bonny Light Horseman" (37d03d, Jan. 2020) |
[The Staves]
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Bonny Light Horseman ist eine neue Indie-Folk-Supergroup, die aus Anaïs Mitchell (Gesang), dem Fruit Bats-Mastermind Eric Johnson sowie dem Produzenten und Multiinstrumentalisten Josh Kaufman (bekannt für seine Arbeit mit u.a. The War On Drugs und The National) besteht.
Die Band debütierte 2019 beim Newport Folk Festival und stellte ihre gleichnamige Debütsingle mit Aaron Dessner von The National an der Gitarre bereits letzten Juli vor. Das Trio veröffentlicht sein Debütalbum bei 37d03d Records (lies: People Records), einem neuen Label von Justin Vernon (Bon Iver) und den Dessner-Brüdern. Diese luden die Musiker im Sommer 2018 in die deutsche Hauptstadt ein, um dort an einer einwöchigen Künstlerresidenz im Berliner Funkhaus teilzunehmen. Dort sind laut Band 60 Prozent des Albums entstanden (die restlichen Aufnahmen fanden im Januar 2019 in den Dreamland Studios in Woodstock, NY statt).
Ziel des Projekts Bonny Light Horseman ist es traditionelle Volkslieder von den britischen Inseln neu zu interpretieren. Nachhören lässt sich das zum Beispiel auf der hervorragenden zweiten Single, »Deep In Love«, die laut Band als Fruit Bats-Skizze begann »until Kaufman recognized its uncanny (and unplanned) similarity to a traditional tune by that name (it shares some lyrics with aly Waly' / The Water Is Wide'). What you hear is the first and only take of the song, recorded in the wee hours of a midwinter's night at Dreamland Studio in Woodstock, NY.«
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Yorkston Thorne Khan: "Navarasa" (Domino, Jan. 2020) |
[Oregon |
Solid Air |
James Yorkston |
Everything Sacred |
Neuk Wight Delhi All-Stars]
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Britischer Folk und indische Kunst
Sie haben es schon wieder getan: Der Schotte James Yorkston, der Brite Jon Thorne und der Inder Suhail Yusuf Khan veröffentlichen 2020 ihr drittes gemeinsames Album »Nine Emotions«.
Es handelt sich dabei um ein klassisches Konzeptalbum, das sich dem in der indischen Kunst geläufigen Prinzip der Navarasa (neun Emotionen) widmet: Shringara (Liebe, Schönheit), Hasya (Lachen, Heiterkeit, Komödie), Raudra (Wut), Karuna (Trauer, Mitgefühl oder Barmherzigkeit), Bibhatsya (Ekel), Bhayanaka (Horror, Terror), Veera ( Heldentum, Mut), Adbutha (Überraschung, Wunder) und Shanta (Frieden, Ruhe).
Das Album hat dementsprechend neun Songs, die jeweils eine dieser »Nine Emotions« zum Thema haben. So, wie die erste Single »Westlin’ Winds«, die von Adbutha (Überraschung, Wunder) handelt.
James Yorkston, Jon Thorne und Suhail Yusuf Khan zeigen wieder einmal, wie perfekt Indische Klänge und britischer Folk harmonisieren. »Nine Emotions« heißt der Beweis.
Die intime Live-Atmosphäre fasziniert (...) bei allen Stücken.
(Stereo, März 2020)
3. Gemeinschafts-LP von James Yorkston mit dem Ex-Lamb Jon Thorne (der u.a. für Robert Fripp, Iron & Wine, Vashti Bunyan arbeitete) und dem Inder Suhail Yusuf Khan (der sich den Gesang mit Yorkston teilt). Ihre Kombination von (nord-)indischer Musik (wozu Raga- wie Sufi- und auch mal Qawwali-Einflüsse gehören) und schottischer bzw. englischer funktioniert wie schon beim Vorgänger glänzend, ob fusioniert oder im Kontrast, meist hat ein Stil die deutliche Oberhand (oder wird phasenweise fast, nie ganz pur zelebriert) – was sich im Laufe der teilweise sehr langen Stücke durchaus umkehren kann. Thornes akust. Bass (1st class!) streut ab und zu eine ganz leicht jazzige Note ein, traditionelle Folk-Elemente werden schon mal durch aktuelleren Songwriter-style ergänzt, selbst eine Art britisch-indischer Folk Rock kommt zu Ehren (was kurz gar an akust. Led Zeppelin erinnert – die Gitarre v.a.). Es gibt ganz langsame friedvolle wunderschöne Meditationen, ruhig fließende poetische kunstvoll-filigrane Stücke, dunkel-dräuende („schwebend in Schwere“, irgendwie), rhythmisch stringente packende expressive Phasen, starke Kontraste, ein wenig Melancholie und Sehnsucht, ein starkes Aufbrausen, unaufdringliche Virtuosität. All das getragen von Ak.Gitarre, Sarangi (ein förmlich singendes Streichinstrument von ganz eigenem Charakter), Bass, seltenem punktuellem Piano, mal einer skandinavischen Nyckelharpa. Teilweise improvisationsfreudig, melodisch immer wieder von erheblichem Reiz! Empfehlung!
(dvd, Glitterhouse)
Used in Indian classical dance and theater, Navarasa refers to the nine emotions -- nava meaning "nine" and rasa meaning "emotion" -- that humans most often show in any given situation. Ranging from anger and disgust to laughter and courage, this menu of expressions offers a broad palette from which an artist may attempt to translate. With their peculiar confluence of U.K. and Hindustani folk, jazz, and Sufism, the nimble trio of James Yorkston (guitar, vocals), Jon Thorne (double bass, vocals), and Suhail Yusuf Khan (sarangi, vocals) gamely offer their own adaptation of the Navarasa on their third collaborative outing. Culturally, the group's East-meets-West format remains vaguely exotic, if not particularly shocking, though their 2016 debut felt remarkably fresh and chock-full of original ideas and arrangements. They took it a step further on 2017's Neuk Wight Delhi All-Stars, deepening their musical conversation and expanding their range and skill. United this time under a conceptual banner, Yorkston/Thorne/Khan continue to thrive, devoting a single piece -- in their typically sparse manner -- to each of the Navarasa's nine emotions. Despite its structural conceit, the results are looser than one might expect and woven through with the trio's distinctive mix of patience, pathos, and subtle whimsy. Mirroring his ethereal sarangi bowings, Khan's aching vocals introduce the album on "Karuna," expressing sorrow with a gentle tranquility which soon gives way to Yorkston's strangely wistful adaptation of the Scottish traditional song "The Shearing's Not for You," which here is meant to represent disgust. The trio's now-established instrumental combo feels at home in such a setting, with Khan's eerie sarangi working its magic as naturally in the highlands of Scotland as in India. As a player, Thorne again takes the more neutral role that bridges the tonal gap, though he continues to shine as a lyricist and vocalist on the original standout "Song for Oddur," a bittersweet harmonica-assisted ode representing love and beauty. One of the more affecting collaborations here is an a cappella reading of the British ballad "Twa Brothers." Evoking the emotions of fear and terror, the dark tale of accidental fratricide builds in intensity as Yorkston's lead vocal is punctuated by Khan's increasingly frantic, tabla-like rhythmic exhalations amid the menacing sound of crows in the distance. The instrumental pieces are a bit harder to suss out with, both "The North Carr" (laughter) and "Darbari" (peace/tranquility) coming across as more mournful than their subjects might suggest. As a whole, though, Navarasa: Nine Emotions is another strong effort from this agile and unexpectedly prolific trio.
(Timothy Monger, All Music Guide)
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Jakob Dobers: "Der Rest Vom Licht" (Staatsakt, Febr. 2020) |
[Sorry Gilberto |
Die Türen]
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Jakob Dobers kommt eigentlich aus der Gegend von Hamburg, zog vor x-Jahren nach Berlin und spielte dort mit seiner Band Zimtfisch. Zimtfisch veröffentlichten ein Album bei Alfred Hilsbergs legendärem »What's so funny about«-Label und waren Anfang der Nullerjahre ein Insidertipp für Menschen, denen Blumfeld oder Tocotronic zu bekannt waren. Also eher etwas für Captn. Kirk &- oder Brüllen-Fans. Musikalisch eher Fink.
Im zarten Alter von 50 Jahren veröffentlicht er sein Debüt-Solo-Album »Der Rest vom Licht«. Im Laufe der Songs befinden wir uns auch schon mitten im Herbst des Lebens, in dem die Blätter einfach braun werden – ohne einen Mucks. Dobers Songpoesie ist immerzu voll von politischen Anspielungen und Bildern, die aber wiederkehrend von seinen alltäglichen Beobachtungen und den daraus resultierenden Assoziationen gekreuzt werden. Auf einmal will er dann doch lieber über Pferde singen!
Nun also sein Solo–Debüt-Album im zarten Alter von 50. Das muss man auch erstmal bringen. Vielleicht brauchte all die Weisheit, die in diesen nun vorliegenden 13 Songs steckt, diese erstaunliche Beobachtungsgabe, ja, dieses Zen-buddhistische, freie Floaten im Fluss des Lebens nicht nur Talent und eine große Bereitschaft, sondern vor allem einen sehr langen Reifeprozess.
»Der Rest vom Licht« wendet sich an alle Musikliebhaber*innen auf dem Land und in den Städten, für die das Leben kein Investment, sondern immer noch ein großes Wunder ist. Das Gewicht der Worte auf diesem Album ist bei aller thematischer Schwere federleicht, das liegt natürlich auch am funky Indiefolk zwischen The Modern Lovers und Die Sterne, und völlig egal ob Jakob Dobers nun gerade über Diebstahl, Hyänen oder das Wetter singt, am Ende findet sich bei ihm das große Ganze eben immer auch im unendlich Kleinen wieder. Wenn nur etwas Licht hineindringt.
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Agnes Obel: "Myopia" (Universal/Deutsche Grammophon, Febr. 2020) |
[Riverside |
Nils Frahm]
Die Jahrescharts: Platz43im Musikexpress!
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Bis zur Perfektion
Spätestens seit ihrem letzten Album »Citizen Of Glass«, das vor vier Jahren erschien, weiß man um die vielen Talente von Agnes Obel.
2020 ist die dänische Sängerin, Musikerin, Songwriterin und Produzentin mit einem neuen Album zurück: »Myopia« erscheint hierzulande via Deutsche Grammophon.
Und schon die erste Singleauskopplung »Island Of Doom« zeigt: Die Experimentierfreudigkeit und der Facettenreichtum Obels sind so groß wie eh und je.
Auf »Myopia« treffen zurückhaltende Pianomelodien auf verworrene Klangstrukturen, Singer-Songwriter-Pop auf klassische Musik. Dazu kommt die zerbrechlich-zarte aber dennoch präsente Stimme der Sängerin.
Und um all das bis zur Perfektion zu entwickeln, verordnete sie sich selbst die kreative Isolation im Berliner Heimstudio, wo sie mit neuen Aufnahmetechniken, Sounds und Instrumenten experimentierte.
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Puss N Boots: "Sister" (Blue Note, Feb. 2020) |
[Feels Like Home |
Wilcovered]
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Die andere Seite der vielseitigen Norah Jones: zusammen mit ihren Musikerfreundinnen Sasha Dobson und Catherine Popper mixt sie mit der Band Puss N Boots Folk, Country, Roots und eine Prise Jazzballade zu einem ungewöhnlich eingängigen Ganzen.
Das Ergebnis ist ein extrem hörbarer Cocktail aus sehr relaxten Vocals, coolen Beats und »twangigen« Gitarren. Norah und ihre beiden Bandkolleginnen haben Niemandem mehr etwas zu beweisen und musizieren mit Spaß an der Sache - das hört man.
Der Besondere: nicht nur bei den Vocals, auch an Gitarre, Bass und Drums wechseln die Drei sich ab. Neben gemeinsamen neuen Songs gibt es auch Coverversionen von Tom Petty (»Angel Dream«), Dolly Parton (»The Grass Is Blue«), Paul Westerberg (»It’s a Wonderful Lie«) und Concrete Blonde (»Joey«) zu hören.
Puss N Boots fanden sich 2008 in Brooklyn zusammen. Nach unzähligen Live-Konzerten veröffentlichten sie 2014 ihr erfolgreiches Albumdebüt »No Fools, No Fun«.
... es fällt schwer, von diesem coolen, unpolierten Sound nicht gefangen zu sein.
(Audio, März 2020)
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"The Third Mind" (Yep Roc, Febr./Juni 2020) |
[Dave Alvin |
The Blasters |
Paul Butterfield Blues Band |
Camper Van Beethoven |
Alice Coltrane |
Bonnie Dobson |
Fred Neil |
Richard Thompson]
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Dave Alvin, Victor Krummenacher (Cracker, Camper Van Beethoven), Michael Jerome (Toadies, Better Than Ezra) und David Immerglück (Counting Crows, Camper Van Beethoven) bilden den harten Kern dieser Formation. Erfahrene Musiker haben sich zusammengetan, um eine Reise in die Zeit des Psychedelic Folk/Rock Zeit des späten 60er und frühen 70er Jahre zu unternehmen. Sie spielen ihre eigenen Varianten von Songs, die durch Alice Coltrane, 13th Floor Elevators, Fred Neil und andere bekannt wurden, sowie einen Original Song, »Claudia Cardinale«.
As a musician who has passionately advocated for American roots music since the Blasters released their first album in 1980, Dave Alvin is widely regarded as a traditionalist, which is not as accurate as it would seem at first glance. Alvin grew up on free jazz, psychedelia, and hard rock along with the blues, rockabilly, country, and jump jazz sounds that inform his best-known work, and his project the Third Mind is a step outside his usual boundaries that lets him explore ideas he hasn't approached in the past. Alvin was inspired by reading a book on Miles Davis that outlined his methods for composing and recording several of his major fusion albums of the '70s: Miles would call out a key, set a tempo, and he and his band would improvise at length. After the fact, he and his producer would edit the long jams into a more practical shape. Alvin assembled a set of versatile players to try something similar -- David Immerglück on guitar and keyboards, Victor Krummenacher on bass, Michael Jerome on drums, and Jesse Sykes on guitar and vocals -- though for most of the Third Mind's debut album, they gave themselves a safety net that Miles didn't. Except for one original piece, "Claudia Cardinale," Alvin and his accompanists play covers, which gives them some sort of road map to follow, but otherwise the band dove into these songs without prior rehearsal, letting the feel of the moment dictate the arrangements. If anyone was expecting that this would be the album where Alvin would remake himself into an avant-garde noise artist, they get shut down pretty quickly; however, while it's not hard to recognize the rudiments of his guitar style in these jams, he does take the opportunity to stretch out and explore the space around him in a way that's fresh and challenging. There's a folky simplicity in these versions of Fred Neil's "Dolphins" and Tim Rose's "Morning Dew," but they don't sound simple or unimaginative, and when the group dig deeper into Alice Coltrane's "Journey in Satchidananda" and the Paul Butterfield Blues Band's "East/West," the communication between the players is smart and exciting. (Whether you actually need three different versions of "East/West," the shortest of which is 14 minutes, is an open question, but each one here is honestly engaging.) Alvin's roots in the blues certainly play a big role in The Third Mind, but so does hard rock, psychedelia, jazz, and improvisational music, and this context -- essentially a jam band without audibly hippie-like tendencies -- shows that his willingness to take a risk pays off handsomely.
(by Mark Deming, All Music Guide)
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Tony Allen & Hugh Masekela: "Rejoice" (World Circuit, März 2020) |
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... ein Afro-World-Jazz-Album voller Energie und Wertschätzung zweier Koryphäen füreinander.
(Audio, Juni 2020)
Es ist ein großartiges Album. Die beiden liefern ein ungeheuer zündendes Zusammenspiel. Allen lässt sein gut geöltes, grooviges Spiel hören, das zeitlebens nicht nur Cream-Drummer Ginger Baker begeisterte. (...) Die größtenteils instrumentalen Stücke changieren zwischen tanzbarem Jazz und Afrobeat. Ein panafrikanisches Gipfeltreffen – endlich in die Welt gesetzt!
(Good Times, April / Mai 2020)
Tony Allen & Hugh Masekela will release their very special collaborative new album »Rejoice« through World Circuit. The record will be the first posthumous release from Masekela, who passed away in 2018.
Having first met in the 70s thanks to their respective close associations with Fela Kuti, Allen, the Nigerian master drummer widely hailed as the co-founder of Afrobeat (and long-time member of alt-rock supergroup The Good The Bad & The Queen), and Masekela, South Africa’s legendary trumpet player, talked for decades about making an album together. When, in 2010, their touring schedules coincided in the UK, the moment presented itself and producer Nick Gold took the opportunity to record their encounter. The unfinished sessions, consisting of all original compositions by the pair, lay in archive until after Masekela passed away in 2018. With renewed resolution, Tony Allen and Nick Gold, with the blessing and participation of Hugh’s estate, unearthed the original tapes and finished recording the album in summer 2019 at the same London studio where the original sessions had taken place. Allen and Masekela are accompanied on the record by a new generation of well-respected jazz musicians including Tom Herbert (Acoustic Ladyland / The Invisible), Joe Armon-Jones (Ezra Collective), Mutale Chashi (Kokoroko) and Steve Williamson.
»Rejoice« can be seen as the long overdue confluence of two mighty African musical rivers – a union of two free-flowing souls for whom borders, whether physical or stylistic, are things to pass through or ignore completely. According to Allen, the album deals in »a kind of South African-Nigerian swing-jazz stew« – a description borne out by even a cursory earful of the parallel harmony horn hook and loping drums of »Agbada Bougou«, the propulsive percussive swing and brass chatter of »Coconut Jam« or the skittering snare drums of »Obama Shuffle Blues«.
As well as blowing exquisite flugelhorn, Masekela was also inspired to overdub some spontaneous vocals on a trio of numbers, either deploying colloquial Zulu, as on the seductively loose-limbed opening track, »Robbers, Thugs and Muggers«, with its earworm chant of »O Galajani« – township slang for any such collective of rogues – or, as on the appropriately jazz-meets-Afrobeat-hued tribute to Fela Kuti »Never (Lagos Never Gonna Be The Same)«, in English.
»The feeling was really good«, Allen recalls of those initial sessions. »All of us were thinking we were going to follow it up with overdubs of percussion, keyboards, voices and so on. It was an exciting idea.« Unfortunately, diarising those studio dates would prove problematic, even though Masekela and Allen would regularly bump into one another on the European festival circuit. »Every time we met he would ask me, ›What’s happening with this project‹? I had to say, ›I don’t know!‹ Eventually I asked Nick if I could hear the tapes, and that started the project back up again. Unfortunately, Hugh passed away soon after.«
Allen pronounces himself very happy with the finished album and remains phlegmatic about its protracted gestation. »Ten years is a long time from beginning to end of [making] an album, but my own philosophy is that everything eventually appears at the right time, for a reason…«
In addition to his unique drumming style, Allen also contributes a hushed but celebratory, semi-spoken commentary to the first single, »We’ve Landed«. »The song is dedicated to today’s youth«, explains Tony, »the lyric addresses people at seventeen, eighteen, nineteen years old, who are slowly becoming more mature, finding out who they are and realising that it’s their generation’s turn to wake up!«
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KjellvanderTonbruket: "Doom Country" (Startracks, März 2020) |
[Tonbruket]
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Als Kjellvandertonbruket haben der schwedische Songwriter Christian Kjellvander und die schwedische Soundfabrik Tonbruket um e.s.t. Bassist Dan Berglund und Gitarrist Johan Lindstöm haben ein ganz besonderes Werk geschaffen: »Doom Country«.
Christian Kjellvander kann auf eine lange und erfolgreiche Karriere zurückblicken. Der Singer-Songwriter gehört seit seinen Anfängen in Bands wie Loosegoats oder Songs of Soil zu Schwedens besten Sängern und Interpreten. Sein letztes Album »Wild Hxmans« wurde als eines seiner bisher besten Alben gefeiert und für die schwedischen Grammys nominiert. Ein wahrer Geschichtenerzähler mit einem ausgeprägten Sinn für Melodien und Emotionen. Crossover war gestern!
Musikalische Schubladen funktionieren nicht für die schwedische Soundfabrik Tonbruket um e.s.t. Bassist Dan Berglund und Gitarrist Johan Lindstöm. Zusammen mit Martin Hederos, u.a. Mitglied der erfolgreichen Indierockband »The Soundtrack of Our Lives«, an diversen akustischen wie elektronischen Tasteninstrumenten und Schlagzeuger Andreas Werliin, entsteht eine einzigartiger Bandsound zwischen Jazz, Psychedelic Rock und Neo-Folk. Seit der Gründung vor zehn Jahren hat Tonbruket einen schwedischen Grammy für alle ihre bisherigen vier Studioalben in der Kategorie Jazz gewonnen. Die Band ist beim deutschen Jazz-Label ACT unter Vertrag.
Mit allen nur erdenklichen Erwartungen gewappnet näherte ich mich dieser grenzüberschreitenden Collaboration, auf alles Mögliche gefasst, haben hier doch musikalisch eigensinnige Feingeister zusammengefunden, die auf den ersten, oberflächlichen Blick erst einmal nur die Herkunft verbindet: Christian Kjellvander ist uns unter den schwedischen Samttönern uneingeschränkt der liebste, das auf dem Act-Label veröffentlichende Tonbruket-Ensemble hingegen zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass jede, aber auch jede seiner Albumveröffentlichungen den Jazz-Grammy seiner Heimat gewann. Aus gegenseitigem Interesse am Schaffen des jeweils anderen traf man sich ohne allzu ausschweifende Vorarbeiten, um frisch ersonnene musikalische und textliche Kjellvander-Skizzen in spontaner, Session-naher Atmosphäre in Musik umzusetzen – und erschuf dabei ein Americana-Klangspsektrum von einer bislang selten gefühlten Tiefe. Denn dem beeindruckend beweglich agierenden Bassisten Dan Berglund, dem mit allen Jazz-, Roots- & Steel-Wassern gewaschenen Gitarristen Johan Lindström, Schlagzeuger Andreas Werliin und vor allem dem uns nicht nur von den Soundtracks Of Our Lives wohlbekannten Tasten-Maler Martin Hederos gelingt es, eine ungemein intensive, Stilgrenzen nicht scheuende, ungeahnte Tiefen auslotende, aber nie zu weit gehende Desert/Alternative-Country-Klang-Leinwand zu weben, die auch des Wurzel-Kenners Ohr erfasst, packt und fasziniert. Auf den beseelt fließenden, unterschwellig aber heftig fiebernden Instrumental-Strukturen lässt Kjellvander seine sanft-sonore Stimme zwischen Cash und Cohen, zwischen Lanegan und Hazlewood schmeicheln und raunen, berühren und bewegen, singt, schmeichelt, reibt und spricht er die wehmütigen Worte tief unter die Haut, dabei gleichermaßen der mitunter hypnotischen Gänsehaut-Atmosphäre eine weitere wüstenwindumwehte Ebene verleihend und stets die verbindenden Brücken zum gewohnt-geliebten Scandamericana-Kosmos schlagend. Und ist der Einstieg in den von sechs langen Epen (darunter das magisch hypnotisierende Tryptichon Normal Behaviour In A Cutting Garden) getragenen Aufbruch in neue Alternative-Country-Welten mit dem von Klang-Experimenten belebten Yacht In The Fog auch für den Roots-Hörer zunächst etwas holprig, so wird er auf Dauer mit einem unendlich faszinierenden, gleichermaßen gewohnten wie ohrenöffnenden Americana-Weg belohnt, der Bill Frisell, Hugo Race und die Cowboy Junkies miteinander versöhnt, und dennoch ganz und gar Kjellvander ist.
(cpa, Glitterhouse)
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Siena Root: "The Secret Of Our Time" (MIG, März 2020) |
[Frumpy |
Atlantis]
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Das Geheimnis
Seit mittlerweile 16 Jahren zeigen Siena Root, was Schweden in Sachen Retro-Rock zu bieten haben, und gleichzeitig, dass sich »retro« und frischer Sound nicht ausschließen.
Mit »The Secret Of Our Time« präsentieren sie 2020 ihr neues Album, den Nachfolger von »A Dream Of Lasting Peace« aus dem Jahr 2017.
Neun Tracks haben Siena Root dafür aufgenommen, die zurzeit aus Sam Riffer (Bass), Love Forsberg (Percussion), Erik Petersson (Orgel) und Matte Gustavsson (Gitarre) bestehen.
Zudem warten auf »The Secret Of Our Time« wie immer ein paar Gastmusiker, darunter Ex-Kollege KG Westman, Stefan Koglek von der Münchener Stoner- und Psychedelic-Rock-Band Colour Haze oder die schwedische Bluessängerin Lisa Lystam. Letztere ist in der ersten Single »When A Fool Wears The Crown« zu hören.
Und die zeigt, dass die Band 2020 weiterhin auf ihren riffgeladenen, groovigen und hammondorgelverliebten Mix aus Roots-Rock, Psychedelic-, Folk und Bluesrock setzt. Klingt retro, klingt frisch.
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Luise Weidehaas: "Shore" (Point Reyes, März 2020) |
[www.luiseweidehaas.de]
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Entspannt, verträumt und gerne ein bisschen melancholisch: „Zartcore“ nennt Luise Weidehaas ihre Musik, und besser kann man den aus der Zeit gefallenen Leisetreter-Folk der in Düsseldorf heimischen Singer/Songwriterin kaum beschreiben. Mit dem Multiinstrumentalisten David Schütte (Rundfunk-Tanzorchester Ehrenfeld) als wichtigstem Mitstreiter und Gästen von Honig und Hello Piedpiper widmet sich Weidehaas auf ihrem Debütalbum zurückhaltend arrangierten Liedern, die oft durch Reisen in ferne Länder inspiriert wurden und gleichzeitig allein durch ihre Songtitel (´Baumhaus´, ´Pazifik´, ´Schwalben´) von großer Naturverbundenheit zeugen. Umweht vom Geist der frühen Joni Mitchell singt Weidehaas auf Deutsch, aber nicht nur beim unbestrittenen Highlight "Nacht" mit englischer Leichtigkeit: Das Wort dient dabei stets dem Klang.
(www.westzeit.de)
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The Dream Syndicate: "The Universe Inside" (Anti, April 2020) |
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So ganz einfach machen es Dream Syndicate nicht mit dem 3. Album seit der Rückkehr. Wer jetzt trockene Velvet Underground-Riffs mit reichlich Gitarren-Feuerwerk erwartet, der wundert sich. Das Album beginnt nämlich mit dem 20-minütigen The Regulator, einem free-form Jam irgendwo zwischen Miles Davis (Getröte), östlicher Avantgarde (Sitar), Krautrock (allerlei Geschwurbel) und was auch immer man dem Sound so beimengen kann. Ab und zu flüstert Steve Wynn mal ein paar Zeilen, dann geht die wilde Reise weiter, vorangetrieben von einer alten Rhythmusbox (an die sich Drummer Dennis Duck hält) und dem stoisch-fetten Bass von Mark Walton. Ich muss zugeben, das ist aktuell nicht so meins, aber ich habe Bekannte, die würden sich dazu eine Sportzigarette drehen und hätten Spass. Mit The Longing und Apropos Of Nothing geht es eher songorientiert, aber auch recht psychedelisch weiter, bevor mit Dusting Off The Rust wieder so ein instrumentaler Freiflug mit allerlei Dubeffekten folgt. The Slowest Rendition zum Schluß geht in diese Jazz-Free-Form-Space-Effekt-Richtung mit Spoken Words vom Meister selbst und nimmt sich mit 11 Minuten reichlich Zeit.
Also, wer The Dream Syndicate nach den ersten paar Platten definiert und mal wieder Bock auf die Band hat, der muss hier eine ziemliche Stilwendung verkraften.
(rh, Glitterhouse)
Da die fünf Songs ineinander übergehen, wirkt ›The Universe Inside‹ wie ein Koloss aus Sound oder wie ein massiver Bewusstseinsstrom, der den Hörer festhält und nicht mehr freigibt.
(stereoplay, Mai 2020)
Zuletzt war beim Traumsyndikat fast 30 Jahre Pause, jetzt folgt die Kreativitätsexplosion.
(Audio, Mai 2020)
When one thinks of the Dream Syndicate, it's not just the wild abandon with which singer/guitarist Steve Wynn, drummer Dennis Duck, bassist Mark Walton, and lead guitarist Jason Victor perform - it's the carefully constructed songwriting of Wynn that comes to mind. By now every rock critic in the country has predetermined who he or she feels Wynn reminds them of and what they think of that style of songs. This time, don't! Which brings us to The Universe Inside. Every article or review ever written will claim "this is new and different" - well, it is!
Just look at the song lengths: 20:27, 7:36, 8:56, 9:55 and 10:53. Ok, sure - the Syndicate have occasionally committed a long song to vinyl, "John Coltrane Stereo Blues" was 9 minutes with live versions over the ten-minute mark. For the first time, every song is a group songwriting effort. What seeps in are Dennis Duck's knowledge of European avant-garde music, Jason Victor's passion for 70s prog, Mark Walton's experience in Southern-fried music collectives and Wynn's love of vintage electric jazz. The dazzling display of album cover artwork alone should clue you into the changes. But don't take our word for it. Dive in!
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Husten: "Wohin Wir Drehen" (Kapitän Platte, April 2020) |
[Gisbert zu Knyphausen |
Die Höchste Eisenbahn]
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Limitiert auf 1000 Stück im Fold-Out Cover, einseitig gepresst mit Siebdruck auf der B-Seite. Inklusive sinnfreier Beilage und Download-Code.
Sie haben wieder in dem alten Schuppen gesessen. Parfüm getrunken und auf einer knittrigen Landkarte mit Pflastern die Luftlinie nach Singapur geklebt. Einer der Nachbarn hat erzählt, die drei Männer würden dort regelmäßig eine Matinee veranstalten. Ab und zu würden merkwürdige Figuren vorbeikommen, Schlagzeugspenden durch den Spalt in der windschiefen Holztür schieben und wieder verschwinden.
Die alte Kennertz sagt, die Drei würden dort mit Springseilen, Fax-Geräten, einer alten Armbanduhr, einer Klarinette und ein paar Säcken Sägemehl etwas bauen und genau danach würde auch der Lärm klingen, der alle paar Tage aus dem Schuppen strömt. Die meiste Zeit gehen diese Typen aber Essen. Lassen sich nie was kommen, immer gehen sie Essen. Dünn wie Schläuche, aber andauernd Essen gehen!
Einmal im Jahr schicken sie ein Tonband weg. Letzten Herbst, als der Rasen im Goldrot der Blätter ertrank, haben sie es im Schuppen abgespielt und kurz darauf versandt. Die Kennertz hat gelauscht und sagt, am Anfang hätte es geklungen wie ein James-Bond-Film mit Robotern, gewiss seien Drogen im Spiel. Dann auf einmal dachte sie, die Lieblingsband ihrer Jugend zu hören, dieses glitschige Duo, wie hieß es noch, Wham! Eine Täuschung sicherlich. Mittendrin sei es um Karma gegangen, um den desolaten Zustand der Welt. Was geht das denn die an, habe sie noch gedacht. Dann kam andauernd ein »Hey« und »Ok«, zackig, ungeduldig, jemand sang »auf ins Ungewiss« oder so. Und schließlich war ihr - der alten Kennertz also - als ob eine Säge Frank Sinatra entzweie. Als habe jemand einer Oper Propenal injiziert. Es hat gar nicht geregnet, sagt sie, aber als es still wurde, seien ihre Wangen ganz nass gewesen.
Jetzt sind sie wieder weg, und eine Ruhe hat sich über den Ort gelegt. Die Kennertz sagt, sie sind auf Tour.
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Other Lives: "For Their Love" (Play It Again Sam, April 2020) |
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Comeback mit einem orchestralen Ausrufezeichen!
Other Lives aus Oklahoma setzen mit »For Their Love« ein riesengroßes orchestrales Ausrufezeichen. Das US-Folk- Rock-Trio, das sich 2011 weltweit in die Herzen ihrer Fans spielte, liefert mit dem ersten Studioalbum seit fünf Jahren ihr bisher ehrfürchtigstes, intimstes und weltumarmendstes Werk ab, versehen mit einer tiefgründigen poetischen Ader, die sich Individuum und Gesellschaft in diesen turbulenten Zeiten gleichsam widmet.
»For Their Love« wurde zurückgezogen im Haus eines Freundes von Other Lives kreativen Kopf und Frontmann Jesse Tabish aufgenommen und von der Band selbst produziert. Das Album trägt die direkte und intime Atmosphäre der Albumaufnahmen ungefiltert an den Hörer heran und vermittelt damit eine gewisse Rohheit auf der einen Seite, gleichzeitig aber auch eine tiefgreifende Melancholie.
Die zehn Album-Stücke klingen wuchtig und dicht wie selten in der bisherigen Vita der Band - eine orchestrale Instrumentierung, mitreißende Spannungsbögen, liebliche Melodien und die choralen Backing Vocals von Kim Tabish & Josh Onstott ziehen die Hörer mitten hinein in das cineastisch anmutende Geschehen.
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Ricardo Richaid: "Travesseiro Feliz" (Far Out, April 2020) |
[Brasil!]
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Far Out präsentiert das Debütalbum von Ricardo Richaid, Tontechniker und Produzent aus Rio de Janeiro, der mit vielen Brazil-Größen (wie Caetano Veloso, Arthur Verocai, Joyce, Ivan Lins, Marcos Valle, Azymuth, Hermeto Pascoal) zusammengearbeitet hat.
Deren musikalische Inspirationen vermengt Ricardo mit Elementen aus Psychedelia, Jazz und Rock zu einem modernen Brazil-Sound, der er mit Top-Musikern wie dem Percussionisten Marcos Suzano (Gilberto Gil), der Experimental-Pop-Künstlerin Ana Frango Eletrico und dem Vokalisten und Multiinstrumentalisten Jose Ibarra aufgenommen hat.
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Thundercat: "It Is What It Is" (Brainfeeder, April 2020) |
[Drunk |
Kamasi Washington |
Flying Lotus]
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Der Fusion-Spezialist ist zurück
Jazz, Hip Hop, Funk, Soul, Electronica – Thundercat konnte man noch nie auf ein einziges Genre reduzieren. Stattdessen holt der Fusion-Spezialist aus allen Stilen das Beste heraus. So, wie auf seinem neuen, mittlerweile vierten Album »It Is What It Is«.
Drei Jahre haben Fans auf den Nachfolger von »Drunk« gewartet.
Mit der Single »Black Qualls« präsentierte der Bassist, Producer und Grammy-Gewinner bereits einen Vorgeschmack auf die Platte, einen Kollabo-Track mit Gitarrist Steve Lacy von The Internet und Sänger Steve Arrington.
Und auch die übrige Gästeliste von »It Is What It Is« kann sich sehen beziehungsweise hören lassen: Childish Gambino, Ty Dolla $ign, Flying Lotus, BadBadNotGood, Lil’ B und Kamasi Washington sind diesmal mit von der Partie. Unterstützung bei der Produktion gab es von Louis Cole, Sounwave und Mono/Poly.
Das Ergebnis dieser Zusammenarbeit nennt Thundercat selbst ein Album über Liebe, Verlust, Leben und den damit einhergehenden Höhen und Tiefen.
»It Is What It Is« – Thundercats neues Album ist, was es ist: eine Songsammlung mit enormer Bandbreite, und zwar was die Themen, die Gäste und vor allem die Musik betrifft.
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Damien Jurado: "What's New, Tomboy?" (Loose, Mai 2020) |
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Weitergedacht
Nach »The Horizon Just Laughed« und »In The Shape Of A Storm« präsentiert Damien Jurado 2020 bereits das dritte Album innerhalb von drei Jahren.
»What’s New, Tomboy?« heißt die Platte, die zeigt, dass der US-amerikanische Singer-Songwriter sich und seine Musik stetig weiterdenkt.
Denn, während der Vorgänger weitestgehend auf Reduktion und Intimität setzte, klingt das neue Album deutlich voller, offener und stellt Stimme und Rhythmusgruppe in den Vordergrund. Das wird schon in der ersten Single, »Birds Tricked Into The Trees«, sehr deutlich.
Insgesamt hat Jurado zehn neue Songs für »What’s New, Tomboy?« geschrieben und im Sonikwire Studio aufgenommen. Um die Produktion kümmerte sich der Musiker selbst. Das Mastering übernahm Greg Calbi im Sterling Sound.
Das Ergebnis ist ein großartiges Album zwischen Folk, Americana und Country: »What’s New, Tomboy?« von Damien Jurado.
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Phoebe Bridgers: "Punisher" (Dead Oceans, Juni 2020) |
[Conor Oberst |
Stranger In The Alps |
Better Oblivion Community Center]
Die Jahrescharts: Platz3im Musikexpress
und Platz3im Rolling Stone!
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Das mit Spannung erwartete zweite Album von Phoebe Bridgers für 2020
Phoebe Bridgers veröffentlichte ihr Debüt 2017 als relativ unbekannte Singer-Songwriterin aus Los Angeles. Etwas mehr als zwei Jahre später ist sie eine international anerkannte Musikerin mit drei renommierten Werken unter der Haube: ihr Solo-Debüt "Stranger In The Alps", die boygenius-EP mit Julien Baker und Lucy Dacus im Jahr 2018 und Better Oblivion Community Center - eine überraschende Zusammenarbeit mit Conor Oberst 2019. Bridgers ist ein bemerkenswertes Talent und zugleich eine Künstlerin, die sich selbst und ihre kometenhaft wachsende musikalische Karriere mit ausreichend Humor begegnet.
Das neue Album "Punisher" wurde zwischen den Sommermonaten 2018 und Herbst 2019 geschrieben und aufgenommen - die Songs offenbaren dabei einmal mehr Bridgers als unwiderstehlich kluge und gefühlvoll produktive Songwriterin unserer Zeit. Erneut arbeitete Bridgers - die auch als Produzentin die boygenius EP und das Better Oblivion Community Center-Album ko-produzierte - für die neuen Songs, wie auch für 'Stranger In The Alps', mit Tony Berg und Ethan Gruska zusammen.
Dabei fanden sich auch ihre eng verbundenen Musikerfreunde im Studio wieder ein - inklusive Bridgers Band bestehend aus Marshall Vore (Drums), Harrison Whitford (Gitarre), Emily Restas (Bass) and Nick White (Klavier) sowie Performances von Conor Oberst ("Halloween", "I Know The End"), Lucy Dacus ("Graceland Too", "I Know The End"), Julien Baker ("Graceland Too", "I Know The End"), Blake Mills ("Halloween", "Savior Complex" and "I Know The End"), Jenny Lee Lindberg ("Kyoto", "ICU"), Christian Lee Hutson ("Garden Song", "Halloween", "Savior Complex", "I Know The End"), Nick Zinner ("I Know The End"), den legendären Drummer Jim Keltner ("Halloween" and "Savior Complex") und Bright Eyes' Nathaniel Walcott an der Trompete ("Kyoto" and "I Know The End").
'Punisher' wurde wie zuvor auch 'Stranger In The Alps' von Mike Mogis gemischt.
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Bob Dylan: "Rough And Rowdy Ways" (Thirty Tigers/Sham, CD: Juni 2020 * Vinyl Juli 2020) |
[Tempest]
Die Jahrescharts: Platz15im Musikexpress
und Platz1im Rolling Stone!
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Endlich neues Material
Bob Dylan ist zurück. Die Folk- und Rockikone veröffentlicht 2020 ihr neues, mittlerweile 39. Studioalbum.
»Rough And Rowdy Ways« heißt der mit Spannung erwartete Nachfolger des 3-fach-Coveralbums »Triplicate« aus 2017 und gleichzeitig das erste Album mit neuem Material seit »Tempest«, das bereits vor acht Jahren erschien.
Bei »Rough And Rowdy Ways« handelt es sich um ein Doppelalbum. Mit den Singles »Murder Most Foul«, »I Contain Multitudes« und »False Prophet« gab es bereits drei Höreindrücke.
Endlich ein brandneues Album des 78-jährigen Nobelpreisträgers: Bob Dylans »Rough And Rowdy Ways« ist ein weiteres Highlight in seinem gigantischen Katalog.
PS: Die CD »Rough And Rowdy Ways« erscheint am 19. Juni. Schallplattenliebhaber müssen sich bis zum 17. Juli gedulden.
Dylans furioses Spätwerk
(Die Zeit)
Kein anderer Künstler hat seine Zeit und seinen Ort mit so viel Einfühlungsvermögen und Witz vermessen, während er ein Vermächtnis, ein Werk zur rechten Zeit, geschaffen hat.
(ultimateclassicrock. com)
Ein Meisterwerk
(Neue Zürcher Zeitung)
Er ist der wichtigste Mann in der Geschichte der Popmusik.
(welt. de)
Ein Geniestreich
(Die Welt)
Ein erhabenes Werk, jetzt schon ein Klassiker.
(Audio, August 2020)
Bob Dylan released the dark, unruly Time Out of Mind in 1997 following two albums of folk and blues covers. It was his first original material in a decade and summed up his 20th century. Rough and Rowdy Ways is his first new material since 2012's Tempest and arrives during a global pandemic and the righteous struggle for racial and economic justice. These ten songs revel in forms that have been Dylan's métier since the '60s: blues, country, folk, rockabilly, gospel, etc. Its three pre-release singles -- "Murder Most Foul," "I Contain Multitudes," and "False Prophet" -- are showcases for a songwriter who speaks directly yet remains elusive.
"I Contain Multitudes" is a meditation on a life yet unfolding; historic figures -- Anne Frank, William Blake, the Rolling Stones, etc. -- jostle against archetypes of gunslingers: "…What can I tell ya? I sleep with life and death in the same bed…." "False Prophet" is a jeremiad disguised as blues house rocker. The protagonist testifies; he's a witness who confronts evil in history and real time. "Goodbye Jimmy Reed" celebrates the bluesman in his own house-rocking style to equate religion, sin, and redemption with romantic obsession and sex. "Crossing the Rubicon" is a roadhouse blues with the afterlife riding shotgun: "Three miles north of purgatory/One step from the great beyond/I pray to the cross/I kiss the girls/and I cross the Rubicon…." Dylan's band are loose and joyful; their raucousness carries his swagger and joy. The suspenseful, loungey "My Own Version of You" features grave robbing as it employs the inspiration of the Bride of Frankenstein to seek truth in taboo. "I've Made Up My Mind to Give Myself to You," caressed by marimbas, and brushed snares, finds Dylan blurring distinctions between carnal and spiritual love. Conversely, "Black Rider" whistles past the graveyard, with a nasty caution: "… Don’t hug me, don’t turn on the charm/I'll take a sword and hack off your arm…." In the Celtic gospel of "Mother of Muses," he's a grateful supplicant, a servant who humbly requests transformation knowing full well he may not be entitled: "… wherever you are/I've already outlived my life by far…."
The album's final half-hour contains only two songs. The nine-plus-minute "Key West (Philosopher Pirate)" is a rambling dirge guided by a soft accordion in a stripped-down journey of longing and weariness; an acknowledgment of mortality with the ghosts of the Beats, Buddy Holly, and Jimi Hendrix alongside him. It stands with his best work from the '70s. That gentle sojourn prepares listeners for "Murder Most Foul," a sprawling, 17-minute lyrical, labyrinthian closer that moves through history, metaphor, and culture with JFK's assassination as its hub. It will be decoded for generations. Rough and Rowdy Ways is akin to transformational albums such as Love and Theft, and Slow Train Coming. It's a portrait of the artist in winter who remains vital and enigmatic. At nearly 80, Dylan's pen and guitar case still hold plenty of magic.
(by Thom Jurek, All Music Guide)
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John Scofield: "Swallow Tales" (ECM, Juni 2020) |
[ECM]
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Gitarrist John Scofield feiert die Musik seines Freundes und Mentors Steve Swallow in einer lebendigen und geistreichen Aufnahme, die an einem Tag in New York im März 2019 gemacht wurde - »old school«, wie Scofield sagt, wobei er zugibt, dass mehr als vierzig Jahre der Vorbereitung dazu geführt haben.
John war ein 20-jähriger Student in Berklee, als er den Bassisten zum ersten Mal traf und mit ihm spielte, und sie haben seitdem weitergemacht. »Ich liebe diese Lieder«, sagt Scofield über die Auswahl der hier erforschten Swallow-Kompositionen - ein breites Spektrum, das Klassiker wie »Hullo Bolinas«, »Eiderdown«, »Falling Grace« und »Radio« sowie weniger bekannte Werke umfasst. Die Beziehung zwischen Scofield und Swallow ist in jedem Moment offensichtlich. John: »Manchmal, wenn wir spielen, ist es wie eine große Gitarre, die Bassstimme und mein Part zusammen.« Hinter dem Schlagzeug ist Bill Stewart, ein enger Mitarbeiter von Scofield seit den frühen 90er Jahren, wachsam gegenüber allen Auswirkungen der Interaktion. »Was Bill macht, ist mehr als ›Schlagzeug spielen‹«, sagt Scofield. »Er ist eine melodische Stimme in der Musik, die gleichzeitig richtig gut swingt.«
... drei Künstler, drei Freunde, die ihren Jazz einfach laufen lassen können.
(stereoplay, Mai 2020)
Der erdige, meist leicht verzerrte, bisweilen jauchzende Ton von Scofields Ibanez-Gitarre verleiht den alten Kompositionen Steve Swallows regelrecht Flügel. Ein ›beschwingtes‹ Album.
(›Empfehlung des Monats‹ in Fono Forum, Juli 2020)
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Neil Young: "Homegrown" (Reprise, Juni 2020) |
[Prisoner In Disguise|
Decade |
American Stars 'n Bars |
Hawks And Doves |
Ragged Glory |
Hitchhiker]
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Das verschollene Album
Es ist eine absolute Sensation: Neil Young veröffentlicht 2020 sein Album »Homegrown«, 46 Jahre nach den Aufnahmen.
Zur Einordnung: »Homegrown« wurde zwischen 1974 und Anfang 1975 aufgenommen. Young entscheid sich allerdings gegen ein Release.
Zwölf Songs nahm er für die Platte auf, darunter sieben bislang unveröffentlichte Titel: »Separate Ways«, »Try«, »Mexico«, »Kansas«, »We Don’t Smoke It No More«, »Vacancy« und der Spoken-Word-Track »Florida«.
Die Stücke »Homegrown«, »White Line«, »Little Wing«, »Love Is A Rose« und »Star Of Bethlehem« erschienen auf späteren Alben der Rocklegende.
Musikalische Unterstützung bekam er im Studio bei ein paar Songs von Ben Keith (u. a. Pedal Steel, Dobro, Gesang), Tim Drummond (Bass), Levon Helm (Schlagzeug), Karl T. Himmel (Schlagzeug), Robbie Robertson (Gitarre), Emmylou Harris (Backgroundgesang), Mazzeo (Backgroundgesang) und Stan Szelest (Piano).
»Homegrown« wurde analog aufgenommen und nun für die Veröffentlichung von John Hanlon restauriert sowie von Chris Bellman bei Bernie Grundman Mastering gemastert.
Ein Stück Musikgeschichte, ein Schatz aus dem Archiv: Das verschollene Album von Neil Young wird endlich veröffentlicht. Hier ist »Homegrown«.
Back in the spring of 1975, Neil Young planned to release Homegrown, an album he completed at the start of the year, but he also had Tonight's the Night -- a rambling, heavy record cut back in 1973 -- ready to go. After playing the two albums back to back for a small circle of friends, Young opted for Tonight's the Night and shelved Homegrown for the better part of 45 years. Unlike other scrapped Neil projects, Homegrown never circulated in full on bootleg, but it was stripped for parts: "Star of Bethlehem" wound up on American Stars 'n Bars alongside a re-recorded version of Homegrown's title track, "Love Is a Rose" popped up on Decade, "Little Wing" was unveiled on Hawks & Doves, and "White Line" got a loud, lumbering makeover by Crazy Horse on Ragged Glory, released a full 15 years after this original version. Recycling songs isn't uncommon for Young, but the dismantling of Homegrown can also be seen as an extension of the real reason why he chose to release Tonight's the Night instead of this shambling, homespun affair: some of the album cut a little too close to the bone, revealing a little too much of the dissolution of his romance with Carrie Snodgress, so he pushed it away.
Like all heartaches, this pain diminished over the years, and by 2020, Young was ready to unveil Homegrown as part of his ongoing Archives series. Heard as its own distinct work, Homegrown is indeed emotionally candid, but it's also warm, funny, stoned, and spooky, considerably lighter than either Tonight's the Night or On the Beach yet more cohesive in its weirdness than American Stars 'n Bars and not as cozy as Comes a Time. Oddly, the album is front-loaded with its explicit breakup songs, starting as the country-rock ramble "Separate Ways" is underway. "Separate Ways" is paired with the loping "Try" and spacy solo sketch "Mexico" before the album settles into familiar territory with "Love Is a Rose" and "Homegrown." From this point forward, Homegrown will take the occasional detour into melancholy and strangeness (the spoken-word "Florida" vibrates on a different wavelength from the rest of the record), but it also finds time for the rowdy doper blues "We Don't Smoke It No More," the restless twilight rocker "Vacancy," and the delicate closing pair of "Little Wing" and "Star of Bethlehem," which end the album a tentatively hopeful note. Hearing these (sometimes very familiar) songs in this particular sequence is a journey, one that winds along a twisted road yet provides an experience as complete as its mid-'70s companion LPs. It's not a footnote but an essential part of Neil Young's catalog.
(by Stephen Thomas Erlewine, All Music Guide)
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The Jayhawks: "XOXO" (Thirty Tigers/Sham, Juli 2020) |
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Neue Rollen, gewohnt guter Sound
Nur zwei Jahre nach ihrem letzten Album »Back Roads And Abandoned Motels« veröffentlichen The Jayhawks 2020 ein neues Album.
»Xoxo« heißt der mittlerweile elfte Longplayer der US-amerikanischen Alternative-Country-Combo, der gleichzeitig eine Premiere für die Band ist.
Diesmal beteiligten sich nämlich alle vier Mitglieder aktiv am Songwriting, außerdem trugen alle auch Gesangsparts bei.
Das Ergebnis ist ein vielfältiges Album, das aber den typischen Sound zwischen Country, Rock und Powerpop beibehält.
Wie »Xoxo« klingt, verrieten The Jayhawks bereits mit drei Songs: »This Forgotten Town«, »Dogtown Days« und »Living In A Bubble«. Insgesamt warten zwölf neue Songs auf der Platte.
The Jayhawks haben sich 2020 ein Stück weit neu erfunden. Ihre Signatur ist aber nach wie vor dieselbe.
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Stuart Moxham & Louis Philippe: "The Devil Laughs" (Tiny Global Productions, Juli 2020) |
[Young Marble Giants |
Louis Philippe And The Night Mail]
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Much has been written about Young Marble Giants' small, perfect catalogue, which contained roughly two-dozen songs, nearly each one a perfect gem. Less is known about his long wilderness years after the break-up of his first professional band.
His next project, The Gist, chopped YMG's minimalism into a new sound. This Is Love, Public Girls and Fool For A Valentine showed his songs to be razor-sharp, but the album's fragmented pieces were a step too far for some, though even the strangest, Carnival Headache, when cast in sunlight by Alison Statton's combo Weekend, was as fine a song as any he'd written - and Love At First Sight became a million-seller when covered by Etienne Daho. Then Stuart disappeared.
A mid-90s resurgence led to fine albums done on low budgets, before more silence followed. The Gist's 2018's release Holding Pattern - unexpected and then quickly followed by YMG singer Alison Statton's first new album with her accompanist Spike in two decades, adding fuel to public interest. The Devil Laughs, recorded a few years back, is a compelling addition to the canon of the 21st century songwriting. Stuart's generally unadorned musical presentation does not hinder his appreciation for the skills of Louis Philippe, whose iconic arrangements across an array of Él label albums inspire the fierce devotion of aficionados around the world. Nor does the unvarnished solidity of Stuart's arrangements deter Louis from hearing possibilities for their presentation in styles which take inspiration from the perfection of 1960's studio technology that led to the rise of Brian Wilson, Burt Bacharach, along with less-recognised names such as Bones Howe and Roy Halee. Tidy Away is Young Marble Giants redux, though the backing vocals hint at maturity which band didn't live to see. Fighting To Lose, written with producer Ken Brake, would pass as a worthy b-side to Bridge Over Troubled Water, and although the songs are otherwise Stuart's, Louis fans will delight at several, like Love Hangover and Sky Over Water, which display his style and production genius as succinctly as anything on his own albums. The Devil Laughs is as out of its time as Colossal Youth was - its subtle but immediate beauty, devoid of "rock", is a recording best understood in the light of those obscure groundbreakers who inspired it - the faux barbershop vocals of Smile-era Beach Boys, the studio lustre of Tom Wilson's work with Simon & Garfunkel, a dash of The Swingle Sisters and French chanson - along with enough hints of Young Marble Giant's modernist folk abstraction to satisfy longtime fans. The Devil Laughs is a small masterpiece of pure expression.
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Mike Polizze: "Long Lost Solace Find" (Paradise Of Bachelors, Juli 2020) |
[Michael Chapman |
Kurt Vile |
James Elkington]
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Long Lost Solace Find" ist das Solo-Debüt von Mike Polizze.
Der ehemalige Purling Hiss-Frontmann und Birds Of Maya-Gitarrist tritt hinter dem ihn bislang umgebenden Wall aus Gitarren-Noise in einen strahlenden Sonnenschein vor. Polizze kollaboriert auf "Long Lost Solace Find" das komplette Album hindurch mit seinem langjährigen Freund Kurt Vile, aufgenommen wurde es schließlich vom War On Drugs-Engineer Jeff Zeigler. Diese intime Philadelphia-Affäre erklärt auch die bittersüße Ohrwurm-Melodik von Dizzy Polizzys Songwriting und sorgt für authentische Folk-Pop-Stücke.
"Long Lost Solace Find" erntet schließlich den wilden lokalen Honig aus dem summenden Bienenstock der Purling Hiss. "This record is largely acoustic, mellow, and almost without electric guitar", schreibt Mike Polizze in einer handschriftlichen Notiz.
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Rufus Wainwright: "Unfollow The Rules" (BMG, Juli 2020) |
[Kate & Anne McGarrigle|
Loudon Wainwright III]
Die Jahrescharts: Platz18im Rolling Stone!
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Einer der besten
Rufus Wainwright veröffentlicht 2020 sein neues »Unfollow The Rules«, das erste neue Popalbum seit acht Jahren.
Zuletzt investierte der Singer-Songwriter seine Zeit und sein Können in seine erste Oper sowie ein Album mit Shakespeare-Sonetten.
Auf »Unfollow The Rules«, Album Nummer neun, widmet er sich nun allerdings wieder Pop und Rock.
Wie das klingt, verriet Wainwright vorab bereits mit den Singles »Trouble In Paradise« und »Damsel In Distress«.
Unterstützt wird er auf dem Album von Matt Chamberlain, Jim Keltner und Blake Mills. Um die Produktion kümmerte sich Mitchell Froom.
Das lange Warten hat sich gelohnt: Mit »Unfollow The Rules« festigt Rufus Wainwrigth einmal mehr seinen Ruf als einer der besten Songwriter unserer Zeit.
... edel klingen seine Lieder, auch im Pathos transparent und direkt, ein Hörgenuss, der den eigenen Hang zur großen Geste mit dem Klang anspruchsvollen Adult Pops verknüpft. Rufus ist zurück.
(stereoplay, Juni 2020)
His tenth album overall, Unfollow the Rules signifies an emphatic return to pop for Rufus Wainwright following a recording of his first opera (2015's Prima Donna) and a set of Shakespeare sonnets set to music (2016's Take All My Loves). It also represents a career marker of sorts; returning to Los Angeles and specifically Sound City Studios, where Wainwright recorded his 1998 eponymous debut, the songwriter has described it as a bookend to the first part of his career. A lush, theatrical, nearly hourlong 12-track set recorded with legendary producer Mitchell Froom (Paul McCartney, Elvis Costello, Crowded House), it opens with the sleek pairing of Wainwright's vocals and a drum beat by Matt Chamberlain before "Trouble in Paradise" breaks open with dense, pointed vocal harmonies. A song reportedly inspired by fashionista Anna Wintour, its expanding instrumentation includes performances by the likes of Blake Mills, pianist Randy Kerber, and Rob Moose, who did string arrangements for the album. Horns, woodwinds, keyboards, and pedal steel guitar are among other components of the song's gorgeous, volatile textures. Though there are sparer moments that follow, even tracks like the piano ballad "Unfollow the Rules" and the ominous dirge "Early Morning Madness" -- a memorable piece that stands among Wainwright's best work -- eventually swell into something more rhapsodic or, in the case of the latter, devolve into cacophony as they progress. Perhaps the most easygoing track here is "You Ain't Big," which ventures into pre-rock country stylings for a playful take on one's status in the music industry if you fail to win over the heartland. Wistful closing track "Alone Time" features just one of the many elegant melodies on Unfollow the Rules and recalls to the rich vocal harmonies of the opener. While intended to hark back to the debut, at least in subtle ways (musicians including drummer Jim Keltner appear on both albums, and much of it was recorded live in the studio), Wainwright's growth as a composer/arranger and his experiences in the classical realm are apparent here. Though, to his credit as a tunesmith, his words and melodies remain center stage.
(by Marcy Donelson, All Music Guide)
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Idris Ackamoor &> The Pyramids: "Shaman!" (Strut, Aug. 2020) |
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Influential jazz collective Idris Ackamoor and The Pyramids return with an epic new opus, »Shaman!«, featuring a fresh line-up including original 1970s Pyramids member Dr. Margaux Simmons on flute, Bobby Cobb on guitar, longterm associate Sandra Poindexter on violin, Ruben Ramos on bass, Gioele Pagliaccia on drums and Jack Yglesias on percussion.
The band transitions from the political and social commentaries of 2018's acclaimed »An Angel Fell« into more introspective themes. »I wanted to use this album to touch on some of the issues that we all face as individuals in the inner space of our souls and our conscience«, explains Ackamoor. »The album unfolds over four Acts with personal musical statements about love and loss, mort ality, the afterlife, family and salvation.«
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Bright Eyes: "Down In The Weeds, Where The World Once Was" (Dead Oceans, Aug. 2020) |
[Conor Oberst |
Better Oblivion Community Center |
Phoebe Bridgers]
Die Jahrescharts: Platz46im Musikexpress und
Platz13im Rolling Stone!
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Gelungen
Nach der Ankündigung ihres Comebacks Anfang dieses Jahres und der Veröffentlichung einer Reihe neuer Songs, gehen Bright Eyes 2020 endlich mit einem neuen Album an den Start.
»Down In The Weeds, Where The World Once Was« heißt die Platte, der Nachfolger von »The People’s Key« aus dem Jahr 2011 und damit das erste Album des Band-Projektes von Conor Oberst seit neun langen Jahren.
14 Songs hat das Trio, das neben Oberst aktuell aus Mike Mogis und Nathaniel Walcott besteht, dafür aufgenommen. Außerdem gibt es Gastbeiträge von Flea (Red Hat Chili Peppers) und Jon Theodore (The Mars Volta, Queens of the Stone Age).
Mit »Persona Non Grata«, »Forced Convalescence«, »One And Done« und »Mariana Trench« erschienen bereits vier Singles des neuen Albums.
Und die zeigen: Bright Eyes ist mit »Down In The Weeds, Where The World Once Was« ein weiteres zeitloses Indie-Rock-Kunstwerk gelungen. Wer sich selbst überzeugen will, kann es jetzt einfach online bestellen.
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Mary Chapin Carpenter: "The Dirt And The Stars" (Thirty Tigers/Lambent Light, Aug. 2020) |
[Ethan Johns]
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Nach wie vor
Nachdem Mary Chapin Carpenter vor zwei Jahren mit »Sometimes Just The Sky« ein persönliches Best-of mit ihren Lieblingssongs veröffentlichte, kommt 2020 ein neues Album der US-amerikanischen Singer-Songwriterin und fünffachen Grammy-Gewinnerin.
»The Dirt And The Stars« heißt ihre mittlerweile 16. Studioplatte.
Insgesamt elf Songs schrieb Mary Chapin Carpenter dafür in ihrem ländlichen Bauernhaus in Virginia. Für die Aufnahme von »The Dirt And The Stars« ging es in Peter Gabriels Real World Studios in Bath, im Südwesten Englands, wo sie alle Stücke komplett live einspielte. Um die Produktion kümmerte sich Ethan Johns (Ray LaMontagne, Paul McCartney, Kings of Leon).
Mit der Single »Between The Dirt And The Stars« gab es bereits einen ersten souligen Vorgeschmack auf das neue Album.
Und der zeigt: Country und Folk, große Melodien und starke, tiefgründige Texte: Mary Chapin Carpenter gehört nach wie vor zu den besten Künstlerinnen ihres Genres. Wer sich selbst überzeugen will, kann »The Dirt And The Stars« jetzt einfach online bestellen.
Elf Songs drängen mit Energie und einer starken Stimme in unsere Aufmerksamkeit.
(Audio, September 2020)
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The Electric Family: "Echoes Don't Lie" (Sireena, Aug. 2020) |
[The Perc Meets The Hidden Gentleman]
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The Waterboys: "Good Luck, Seeker" (Cooking Vinyl, Aug. 2020) |
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Die Waterboys, eine der kreativsten Bands der letzten vier Jahrzehnte, kehren diesen Sommer mit ihrem 14. Studioalbum »Good Luck, Seeker« zurück. Der erste Titel, der vorab veröffentlicht wurde, ist das siebenminütige Mash-Up-Manifest »My Wanderings In The Weary Land«. Der Song besteht aus dramatisch gesprochenen Worten über wilder, schonungsloser, genre-übgergreifender Musik und ist vielleicht die beste Rock'n'Roll-Platte, die je gemacht wurde - Ist es psychedelischer Soul? Ist es Trance? Ist es Punk? Was auch immer es ist, es ist der erste Vorgeschmack auf den Lonplayer »Good Luck, Seeker«, welcher über Cooking Vinyl veröffentlicht wird.
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Bill Callahan: "Gold Record" (Drag City, Sept. 2020) |
Die Jahrescharts: Platz6im Rolling Stone!
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For his first record in....uh, well, just a little over a year (!), Bill Callahan's given us his first Gold Record. They can't all be gold, and they're not all six years apart either - all good! You could probably call the album »Gold Records«, too: all the songs have a stand-alone feel, like singles, meant for you to have a deep encounter with all of a sudden, from the start of the song to the finish. And what do you got when you have a record full of singles - and let's face it, hit singles, at that? That's a Gold Record for you.
From the top, it's clear this is music with an affection for people, as Bill immediately slips easily and deeply into his characters. Among them: a limo driver, a watcher of television, a suitor, a man in a broken-down car, a reader of books, a Ry Cooder superfan, and in the closing number, a wanderer who »notices when people notice things«. The voices of the people, with their ups and downs, their loss and laughter. You can feel the love. For Bill, preparing to tour for Shepherd In a Sheepskin Vest meant considering being away from home for long stretches of time - maybe up to a year, who knew? Feeling his oats, Bill pulled out a few sketches from over the years and touched them up. Before he knew it, he was recording them, and in the shuffle, newer songs started popping up. It happened fast. Basics were recorded live with Matt Kinsey playing guitars, guitars, guitars and Jaime Zurverza holding it down »and then letting it go« on bass. Drums and horns were brought in for a couple songs. Spirits were high! Six out of the ten were done first take; overdubs, when needed, came equally quickly.
Listening, one hears their intuitive cohesion coming together richly behind Bill's titanic voice spread across the stereo spectrum: the gentle conversation of Bill and Matt's guitars, the subtle percussion of the bass and drums, and odd appearances of trumpet, woodwind and synth, striking notes both decorous and discordant, sounding for all the world like the naturally occurring sound meant to accompany and express lives lived everywhere. These are in fact songs meant for other people to sing - but until they do, Bill's got this. He's got a secret on this one, and before we go, we don't mind sharing it with you: he's figured out how to perfectly place his voice in proximity to your ear. It's based on the distance from your heart to your brain. Simple! Why don't more people think like this?
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The Flaming Lips: "American Head" (Bella Union, Sept. 2020) |
Die Jahrescharts: Platz32im Rolling Stone!
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Experimentelle Genies
Nur ein Jahr nach ihrem letzten Album »King’s Mouth« kehren The Flaming Lips 2020 bereits mit einer neuen Platte zurück aus dem Studio. »American Head« heißt Album Nummer 16.
Insgesamt 13 neue Tracks nahm die Band dafür auf. Unterstützung bekam sie von Countrysängerin Kacey Musgraves, die in drei Songs als Background-Sängerin zu hören ist.
Dazu gehört auch die Single »Flowers Of Neptune 6«, die The Flaming Lips neben dem Stück »My Religion Is You« als erste Vorabeindrücke präsentierten.
Beide zeigen: Zwischen Art-Rock, Neo-Psychedelia, Indie-Rock und mehr entpuppen sich The Flaming Lips 2020 erneut als experimentelle Genies ...
On American Head, the Flaming Lips use their storytelling skills to their fullest, combining some of their purest moods and most beautiful melodies with some of their most overtly autobiographical songwriting. Drawn from Wayne Coyne's memories of growing up in early '70s Oklahoma with his freewheeling brothers and their biker friends -- as well as his imagined version of Mudcrutch, the precursor to Tom Petty & the Heartbreakers that honed their chops in Tulsa around that time -- the album's concept is one of the band's richest in some time. At the time of American Head's release, the band compared it to Yoshimi Battles the Pink Robots and The Soft Bulletin, and it's true that the album's scope and depth of feeling put it on that level. However, American Head still bears the scars of albums like The Terror, which brought a weight to the Flaming Lips' music that works especially well on these meditations on the loss of innocence. The band couples the album's frank emotions with frank depictions of drugs. Though their music has evoked altered states since the beginning, they've rarely mentioned drugs directly. They're portrayed as powerful agents of escape and change, particularly on American Head's pair of songs about LSD. "Flowers of Neptune 6" sets a moment of pure epiphany to a lush swath of trumpets, tympani, strings, and the sugared twang of Kacey Musgraves' backing vocals (one of several appearances the country star makes on the album) that calls to mind early '70s AM pop. On "Mother, I've Taken LSD," the dawning awareness of life's beauty and pain, and their intrinsic connections, feels like crossing a threshold from which there is no return. The Lips give equal time to drugs' transcendent and destructive qualities on "At the Movies on Quaaludes" and the hallucinatory "You n Me Sellin' Weed," and moments like these are grounded in just enough realism to make American Head's music that much more transporting. Cocooned in harmonies, "Will You Return/When You Come Down" begins the album with a fragile reflection on the loneliness of surviving that's a perfect example of the Lips' inimitable ability to sound massive and close-up at the same time. Later, the cascading psych-pop epic "Assassins of Youth" serves as a reminder that they're as good at distilling disillusionment as they are at capturing joy. Even American Head's brightest moments are shadowed with sorrow, whether it's the knowledge that the untainted childhood wonder of "Dinosaurs on the Mountain'' is fleeting, or that by the album's end, there's just enough hope left to love someone unquestioningly on "My Religion Is You." Far from a rehash of the band's previous glories, American Head feels transformational; at once magical and down-to-earth, it's the album the Flaming Lips needed to make and fans needed to hear at this point in their career.
(by Heather Pharesg, All Music Guide)
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Terje Rypdal: "Conspiracy" (ECM, Sept. 2020) |
[Motorpsycho & Ståle Størlokken |
ECM]
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Die gute Nachricht zuerst: Terje Rypdal legt nach mehr als zehn Jahren endlich wieder eine brandneue Aufnahme vor! Die bessere Nachricht: er hat für das Album eine aufregende neue Band zusammengestellt. Und die beste Nachricht: der 72-jährige improvisiert auf "Conspiracy" so kraftvoll rockig und einfallsreich, wie er es Mitte der 1970er Jahre auf seinen bahnbrechenden ECM-Alben "Whenever I Seem To Be Far Away", "Odyssey" und "Waves" tat, als er tollkühn das Klangpotenzial der E-Gitarre auslotete. Zur Erinnerung: Seine letzten Aufnahmen für ECM hatte Rypdal 2009 eingespielt. "Crime Scene" entstand im Mai jenes Jahres beim Nattjazz-Festival in Bergen und erschien 2010, während das 2013 veröffentlichte Album "Melodic Warrior" Aufzeichnungen aus den Jahren 2003 und 2009 enthielt. Danach wurde es still um Terje Rypdal. Jetzt zerreißt er diese Stille endlich mit "Conspiracy".
Für die gleichnamige Band, mit der er das Album unter der Regie von Manfred Eicher im Februar 2019 im Osloer Rainbow Studio eingespielt hat, fand er in Keyboarder Ståle Storløkken einen idealen Mitverschwörer.
Storløkken wirkte zuvor schon an den Rypdal-Alben “Vossabrygg” und “Crime Scene” mit. Am Schlagzeug sitzt Pål Thowsen, der in den 1970ern auf Bassist Arild Andersens ersten drei ECM-Alben getrommelt hatte und gut fünfzehn Jahre lang auch Ketil Bjørnstad begleitete. Komplettiert wird diese Band durch den jungen Bassgitarristen Endre Hareide Hallre.
Ein Manifest der Freaks.
(stereoplay, September 2020)
Ein Alterswerk? Noch immer Rausch!
(Jazzthing, September / Oktober 2020)
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Colin Steele Quartet: "Joni" (Marina, Sept. 2020) |
[Clouds |
Blue |
Hejira |
The Pearlfishers]
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Ladies & gentlemen - get ready for something truly special: Scotland's best jazz musicians meet one of the greatest songwriters ever. The Colin Steele Quartet plays the music of Joni Mitchell. It sounds like a marriage made in heaven - and it is. The music of Joni Mitchell gets the royal jazz treatment in exciting new arrangements. Timeless classics from the Mitchell songbook - »Blue«, »Both Sides Now«, »Hejira«, »A Case Of You« etc. - sparkle with fresh energy in a classic jazz quartet setting.
Mitchell always had a deep affinity with jazz - working with Charles Mingus on her album »Mingus« (1979) and many other jazz luminaries like Herbie Hancock and Wayne Shorter. Her songs are just perfectly suited for getting re-interpreted in a jazz setting. Listen to the album - and experience how well it works. Colin Steele adds his very own sound with his warm, melodic playing to Joni's songs and transports them into another musical territory. The results are simply gorgeous. Colin Steele from Edinburgh, one of UK's leading jazz trumpeters, is accompanied by the same top-notch musicians as on his »Diving For Pearls« album (MA 82, 2017), his beautiful take on the Pearlfishers songbook: Calum Gourlay on double bass, Alyn Cosker on drums and pianist Dave Milligan who also arranged the album brilliantly. Dedicating an album to just one composer is a great jazz tradition: Miles Davis did it with Gershwin's »Porgy & Bess« ('58) and Chet Baker with »Plays Lerner & Loewe« ('59). And now we have the CSQ playing Joni. »Joni« was recorded in just one day - like many classic jazz albums - at Scotland's famous Castlesound studios (The Blue Nile, Orange Juice, R.E.M.). Masterfully engineered by Stuart Hamilton. You really get the »in-the-room-with-the-artist« feel. This is most certainly one of the best Marina releases ever.
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Emma Swift: "Blonde On The Tracks" (Sony/Columbia, Sept. 2020) |
[Robyn Hitchcock |
Bob Dylan: Rough And Rowdy Ways]
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Ein Album mit neu interpretierten Bob Dylan Songs. Sie serviert es als hypnotische, melodische Hymne, die sehr an den Stil von Gillian Welch erinnern und zu etwas außergewöhnlich Schönem führen.
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Matt Berninger: "Serpentine Prison" (Concord/Book, Okt. 2020) |
[Booker T. & Priscilla |
Stardust |
Ramona Falls]
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Das Solodebüt
Erst letztes Jahr veröffentlichten The National ihr fünftes Album »I Am Easy To Find«, mit dem die US-amerikanischen Indierocker sowohl in Deutschland als auch im UK auf Platz zwei der Charts landeten.
2020 meldet sich der 49-jährige Sänger und Frontmann Matt Berninger nun mit seinem ersten Soloalbum zurück: »Serpentine Prison«.
»Serpentine Prison« heißt auch die erste Single der Platte, die er bereits im Dezember 2018 kurz nach den Aufnahmen des letzten National-Albums schrieb.
Die Produktion übernahm kein Geringerer als Multiinstrumentalist und Songwriter Booker T. Jones. Und ein paar namhafte Gäste wirkten ebenfalls am Album mit, zum Beispiel Schlagzeuger Matt Barrick, Bassistin Gail Ann Dorsey, El-Vy-Kollege Brent Knopf und einige mehr.
Das Resultat ist ein starkes, aber ruhiges, melancholisches Album, das Matt Beringers musikalische Herkunft nicht versteckt ...
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Kraan: "Sandglass" (Bassball, Okt. 2020) |
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Zehn Jahre nach Veröffentlichung ihres letzten Studioalbums »Diamonds« und 50 Jahre nach der Bandgründung, wartet die legendäre (Fusion-) Rock-Formation Kraan zur Freude ihrer Fans endlich wieder mit einem neuen Studioalbum auf. Und das Warten hat sich definitiv gelohnt.
So zelebriert die virtuos spielfreudige Band auf »Sandglass« ebenso lässig wie selbstbewusst und souverän ihren innovativen, mit Psychedelic- und Funk- Elementen angereicherten und komplett zeitlos anmutenden Mix aus Rock und Jazz. Dabei klingen die dreizehn brandneuen, von raffinierten Harmonien ebensolchen Grooves geprägten Kompositionen auf wunderbare Weise frisch, melodisch entspannt und gleichsam elektrisierend. Während Ausnahmebassist Hellmut Hattler zusammen mit Schlagzeuger Jan Frides elegant und druckvoll für das raffiniert groovende Rhythmusgerüst sorgen, fasziniert Gitarrist Peter Wolbrandt mit seinen gleichsam dringlichen wie kunstvoll filigranen Saiten- und Synthesizer-Künsten.
Stets homogen im Zusammenspiel, gelingt es dem Trio seinen bandtypischen, schwerelos anmutenden Gruppensound zu bewahren und dabei gleichzeitig mit neuen, überraschenden Ideen (und gelegentlichem Popappeal) aufzuwarten. Auf dem Stück »Moonshine On Sunflowers« kommen zudem einige Samples des letztjährig verstorbenen, langjährigen Kraan-Keyboarders Ingo Bischof zum Einsatz, die aus dem Schallarchiv von Hellmut Hattler stammen.
Schon der Auftakt, der Titelsong ›Sandglass‹, ist sehr stark. (...) Weitere Höhepunkte sind das funkige ›Pick Peat‹ und der einzige auf Deutsch gesungene Titel ›Das Meer‹ – eine melancholische Ballade, in der Wolbrandt nachdenkliche Zeilen singt (...) Ja, und mit einer handfesten ›Hippie Jam‹ geht das Album zu Ende.
(Good Times, Oktober / November 2020)
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Thurston Moore: "By The Fire" (Daydream Library, CD: Okt. 2020 * Vinyl: Dez. 2020) |
[Sonic Youth]
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»By The Fire« ist Thurston Moores siebtes Studioalbum, das auf seinem eigenen Label Daydream Library Series erscheint. Auf dem neuen Album ist der ehemalige Sonic Youth-Gitarrist gemeinsam mit Deb Googe (My Bloody Valentine), Jon Leidecker - aka Wobbly - (Negativland), James Sedwards, Steve Shelley (Sonic Youth) und Hem Doulton zu hören.
Vor der Isolation während der COVID-Pandemie arbeitete Thurston Moore bis zur dritten Märzwoche 2020 in Aufnahmestudios im Norden Londons, um das Album zum geplanten Release fertigzustellen, denn obwohl die Musiker nicht sofort auf Tour gehen werden, bestand er darauf, »By The Fire« noch im Jahr 2020 zu veröffentlichen. 2020 ist die Zeit des radikalen Wandels und des kollektiven Bewusstseins.
Thurston Moore schrieb passend dazu neun Songs der Erleuchtung. In Anlehnung an Albert Aylers »music is the healing force of the universe« verstehen sich die Aufnahmen als Liebeslieder in einer Zeit, in der Kreativität unsere Würde darstellt und die Demonstration gegen die Kräfte der Unterdrückung ist.
»By The Fire« ist eine Friedens-Party - mit Liedern aus der Hitze des Gefechts. Entstanden in Zusammenarbeit mit dem in London lebenden Künstler Radieux Radio, der das Cover entwarf und obendrein einige Texte schrieb.
Es könnte durchaus eine Sonic-Youth-Platte aus der damaligen Zeit sein, wenngleich die Songs heute deutlich länger sind (allein vier über zehn Minuten). (...) By The Fire ist Balsam für alle jene, die gerne an Zeiten von Daydream Nation (1988), Goo (1990) oder Dirty (1992) zurückdenken.
(Good Times, Oktober / November 2020)
One of the things that made Sonic Youth such a powerful entity was the supernatural chemistry of the bandmembers. At various peaks of their collective powers, each player brought a distinctive voice that rose to an even more elevated form when combined with the others. Extracted from that chemistry, Thurston Moore's solo material gives a better view of his conflicting tendencies, with seventh proper solo album By the Fire embracing both noisy, chaotic tangents and the blurry impressionistic poetry that has long been the core of his songs. The record begins with the kind of layered, intricate guitar figures and steady rock rhythms that have been Moore's calling card since the early '90s. Album opener "Hashish" is a moody, driving tune with a vocal melody that revisits "Sunday" from Sonic Youth's 1998 album A Thousand Leaves. The ham-fisted grunge rock of "Cantaloupe" and fuzzy, churning push of "Breath" are also well-covered ground, sounding like they could fit in nicely in different parts of Moore's back catalog. Instead of presenting "Breath" as a compact rock song, however, he stretches it out into a sprawling, multi-part epic. The track turns dynamically as it moves from a lengthy gentle intro through to passionate verses, explosive instrumental sections, and breakdowns into formless squalls of feedback. This kind of dense song construction becomes the factor that sets By the Fire apart from the rest of Moore's solo efforts. "Siren" follows the same approach, building over the course of a 12-minute run time from long, lazy stretches of chiming guitars to rolling waves of rhythmless sound. The vocals begin at just about nine minutes into the song after the completion of a full cycle of tension and release. Songs like "Locomotives" and "Venus" are similarly built, each burning on for well over ten minutes as they rise and fall through various movements. These intense full-band extrapolations are broken up by more subdued moments like "Dreamers Work," which find Moore alone with a guitar, rambling through cloudy autumnal reflections. The album is one of the more intentional chapters of Moore's solo work, melding his long-studied Branca-esque walls of guitar and mystical lyrical viewpoints with a new, patient approach to composition. By the Fire isn't a drastic shift, but as Moore goes deeper into the sounds he's been exploring for decades, he uncovers new magic.
(by Fred Thomas, All Music Guide)
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Joseph Parsons Band: "At Mercy's Edge" (Blue Rose/Meer Music, Okt. 2020) |
[John Parsons & Todd Thibaud]
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At Mercy's Edge, das neue Album der Joseph Parsons Band, enthält lauter Arena-taugliche Hymnen, die darauf warten, sich mit Gewalt den Weg aus der Quarantäne zu bahnen. Während die Welt gerade ins Stocken gerät, nimmt uns das Album mit auf eine Abenteuerreise: Vom Opener »Greed on Fire« bis zum Höhepunkt »Mercy's Edge«, strotzen die Stücke vor Energie!
An der Kraft, die die Band auf der Bühne ausstrahlt, merkt man, dass die Musiker schon seit vielen Jahren zusammen spielen. Den starken Zusammenhalt innerhalb des seit 2008 bestehenden Quartetts kann man spüren.
Im Jahr 2019, zwischen dem deutschen und italienischen Teil ihrer Tournee, nahmen die Vier sich Zeit, die Essenz der Band bei Aufnahmesessions in Deutschland und Slowenien einzufangen. Daraus entstand At Mercy's Edge. ›At Mercy's Edge‹ ist nun auch als LP (Black Vinyl) erhältlich!
Konzerthighlight: Karo, Wesel, 29.09.2023
Joseph Parsons solo im Weseler Karo, bei ein paar Titeln unterstützt von seinem Freund Todd Thibaud - großartige Lieder, aber vor allem eine großartige Stimme!
(30.09.2023)
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Sun Ra Arkestra: "Swirling" (Strut, Okt. 2020) |
[Space Is The Place]
Die Jahrescharts: Platz48im Rolling Stone!
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20er des ja seit Sun Ras Tod von Marshall Allen geführten z.Zt. 15-köpfigen Arkestra (inkl. 8 Bläsern, vielen altgedienten Mitgliedern, u.a. neben Allen Knoel Scott, Cecil Brooks, Michael Ray, Danny Ray Thompson; die ausgezeichnete Sängerin Tara Middleton, bei fast jedem Track dabei, häufig aber nur kurz, agiert anders als June Tyson damals, eher „klassisch“ mit gelegentlicher Soul-Infusion, wunderbar gefühlvoll/sanft, fordernd, herber zwischen Blues und Jazz, feinst emotional phrasierend). Sie bearbeiten großteils altes Sun Ra-Material (teils Klassiker) aus den Mitt-50ern bis späten 70s (darunter 1 unbekanntes Stück, 1 rares, 1 erst nachträglich als Bonus/10“ veröffentlichtes, das mit einem langen superben mehrstimmigen A-capella-Part startet), plus 1 neues von Allen, aber einige davon auf völlig neue kaum wiedererkennbare Art. Ich hab in den letzten Jahren 3 Live-Konzerte von ihnen gesehen, für meinen und den Geschmack vieler großartig (besonders das 1. und eins vom letzten Jahr), aber es gab auch (ein wenig!) kritischere Stimmen, die eine gewisse „Glättung“, weniger Spannung bemängelten. Wahr ist, daß sie (auch hier) irgendwie „berechenbarer“ geworden sind als in alten Zeiten aber nur in Relation zu damals, keineswegs im Vergleich zu anderen Acts. Der afrikanische Input, längere Percussion-Parts, der viel beschworene (aber ja auch früher nur gelegentlich auftauchende) Space-Faktor sind deutlich minimiert, ebenso die gänzlich freien Anteile (obwohl es ein tolles pures typisches zudem Percussion-reicheres Free Jazz-Stück gibt, mit wilden Piano-Features und fast poetischem Synth-Interlude). Aber die Grundlagen sind dieselben. Viele im Grunde auf alten (swingenden, sporadisch bis in die 30er zurückreichenden) Jazz-Traditionen basierende Tracks, die mal punktuell, mal immer wieder so charakteristisch von harmonischen Freiheiten bzw. Verschiebungen und oft kürzeren freien Querschüssen (Bläser, Piano, Synthie, letztere beiden sind übrigens meist beide vertreten) durchzogen werden, was für eine ganze Reihe faszinierender Momente sorgt. Daneben gnadenlos repetitive Phasen (z.B., mehrfach, Bariton-Sax-Motive) bzw. Ostinati mit hypnotischer Ausstrahlung, ein paar Groove-artige “tanzende“ Rhythmen, avancierte weit aufgebrochene, ausfransende, befreite/freisinnige und komplexe u.a. an frühe 60er erinnernde (oder mal zukunftsorientierte) Sachen, diverse stark aktualisierte überraschende Versionen (z.B. Rocket No. 9, das gleichzeitig 70s-inspiriert und hochmodern wirkt), das grandiose „Medley“ Satellites Are Spinning/Lights On A Satellite zwischen purer herrlicher Balladen-Schönheit und fabelhaften Querschüssen… Enorm ideenreich, teils quietschbunt (wozu der Analog-Synthie einiges beiträgt), gefühlvoll wie angestochen, klasse Bläserarrangements allerorten, und beständig auf hohem bis höchstem Niveau (mit Ausnahme eines reinen Vocal/Synth-Duetts). 71 Min., Vinyl mit Bonustrack (der Coleman Hawkins-Klassiker Queer Notions, ungewohnt frei interpretiert). Große Empfehlung!
(dvd, Glitterhouse)
The planets align this October as the mighty Sun Ra Arkestra, under the direction of the maestro Marshall Allen, release their first studio album in over twenty years, ›Swirling‹. Recorded at Rittenhouse Soundworks in Philadelphia, the new recording represents the continuation of a heartfelt rebirth of the Arkestra under Allen's guidance since Sun Ra left the planet in 1993, gaining new generations of followers from their regular touring across the globe.
With a big band line-up featuring long-standing Arkestra members including Danny Ray Thompson (RIP), Michael Ray, Vincent Chancey, Knoel Scott, Cecil Brooks, Atakatune (RIP), Elson Nascimento and Tyler Mitchell, the album is a full-blooded celebration of Sun Ra's legacy. Tracks include brand new arrangements of Arkestra staples ›Angels And Demons At Play‹, ›Satellites Are Spinning‹, ›Door Of The Cosmos‹ and ›Rocket No. 9‹ alongside lesser known gems; the rousing blues ›Darkness‹ is recorded here for the first time, resurrected from the Ra archives by Marshall Allen.
Other highlights include an epic version of ›Seductive Fantasy‹ (first recorded on Ra's ›On Jupiter‹ LP in 1979), the freeform sonic blast of ›Infinity / I'll Wait For You‹ and a first ever recording of the Marshall Allen swing composition, ›Swirling‹. »We truly hope that this recording brings much joy to a planet which is so deeply in need of a spirit sound and vibration,« states saxophonist Knoel Scott. »We hope it contributes to a change in the ominous direction of man's journey through the cosmos.« »This new release is the Arkestra's love offering to the world,« concludes Marshall Allen. »Beta music for a better world.«
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Loudon Wainwright III: "I'd Rather Lead A Band" (Thirty Tigers/Search Party, Okt. 2020) |
Die Jahrescharts: Platz18im Rolling Stone!
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Der große LLW3, Vater von Martha und Rufus, mit Klassikern des Great American Songbook – mit seiner eigenen Band und Big Band. »Ain't Misbehavin'«, »My Blue Heaven« oder »Between the Devil and the Deep Blue Sea« gehören zu den 14 Standards, die der kanadische Singer/Songwriter und Grammy-Gewinner Loudon Wainwright III auf seinem neuen Album interpretiert.
Produziert von Randall Poster und Stewart Lerman und eingespielt mit Vince Giordano und den Nighthawks, zeigt »I'd Rather Lead A Band« eine frische Seite von LW3 mit Big-Band-Sounds und zeitlosen Songs von Irving Berlin, Cliff Friend, Lew Brown und anderen Zeitgenossen der Tin Pan Alley.
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Yo La Tengo: "Sleepless Night" (Matador, Okt. 2020) |
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2020 avanciert langsam aber sicher zum Yo La Tengo-Jahr! Nachdem das amerikanische Trio zuletzt schon ihre im Lockdown unter Social Distancing-Vorgaben entstandene EP »We Have Amnesia Sometimes« digital veröffentlicht hat und am 4. September die 25th Anniversary Edition ihres siebten Studioalbums »Electr-O-Pura« auflegt, liefern Georgia Hubley, Ira Kaplan und James McNew jetzt mit »Sleepless Night« eine neue EP. Diese erschien ursprünglich als LP-Beilage zum limitierten Katalog der Retrospektive des japanischen Künstlers Yoshitomo Nara im Los Angeles County Museum of Arts und enthält Cover von The Byrds, The Delmore Brothers, Bob Dylan, Ronnie Lane und The Flying Machine, sowie mit »Bleeding« einen brandneuen Song der Band selbst.
Die EP erscheint als einseitige 12" mit dem Original-Cover von Nara, einer Zeichnung der Band von Hubley und einer Illustration von McNew, eingraviert auf der Rückseite der Vinyl.
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The Bats: "Foothills" (Flying Nun, Nov. 2020) |
[Flying Nun]
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Sam Burton: "I Can Go With You" (Tompkins Square, Nov. 2020) |
[Tim Buckley]
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Tompkins Square is the early label home of such talents as William Tyler, Ryley Walker, Hiss Golden Messenger, Brigid Mae Power, Gwenifer Raymond and many more. Joining the stable is Sam Burton, from Salt Lake City, now based in Los Angeles. After several years circulating homemade cassettes on labels like Chthonic and embraced by blogs like Cassette Gods, Sam has recorded his first proper debut album with producer Jarvis Taveniere (Purple Mountains, Woods). The LP was preceded by two limited edition 45s, and Sam's music has appeared on a MOJO CD sampler, on the BBC, and is now being discovered the world over.
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Lambchop: "Trip" (City Slang, Nov. 2020) |
[Songwriter auf Abwegen |
Wilco: Yankee Hotel Foxtrot |
FLOTUS]
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Mini-Coveralbum
Nur ein Jahr nach ihrem letzten Album »This (Is What I Wanted to Tell You)« kehren Labchop 2020 bereits mit einer neuen Platte zurück aus dem Studio.
Auf »Trip« widmet sich die Rockband aus Nashville, Tennessee diesmal allerdings den Songs anderer Künstler.
Sechs Cover warten auf der Platte, von denen jedes Bandmitglied eines aussuchte.
Neben Songs, die von den Supremes, George Jones und Stevie Wonder populär gemacht wurden, warten mit »Weather Blues« ein bisher unveröffentlichter Song des Yo-La-Tengo-Bassisten James McNew und eine Version von Wilcos »Reservations«.
Eine interessante Songauswahl und spannende Interpretationen: Hier ist »Trip«, das neue Mini-Coveralbum von Lambchop.
Wie schön ist es bitte, dass es Lambchop gibt? Nicht nur, dass die selbsternannte „most fucked-up country band in Nashville“ nach zwei Jahrzehnten gediegener Americana zwischen Country, Jazz und Soul plötzlich Elektronika und Autotune für sich entdeckt: Zwei Alben später bringt die Band um Kurt Wagner plötzlich wieder ein sprödes, größtenteils akustisches Coveralbum ganz ohne Autotune raus.
„TRIP“ ist entstanden, weil Wagner sich möglichst aus dem Songwriting-Prozess heraushalten wollte, um Elemente von Lambchop in den Vordergrund zu stellen, die seine Beteiligung sonst überschattet. So durfte für „TRIP“ jedes Mitglied basisdemokratisch einen Song zum Covern aussuchen: Wilcos geisterhaftes „Reservations“ gelingt Lambchop nicht weniger schemenhaft als das Original, dafür umso wärmer.
Das stampfende „Shirley“ der 70s-Rock-Band Mirrors mutiert dagegen auf halber Strecke zu einem schwelenden Krautrock-Slowjam. Natürlich sind die Unterschiede zum sonstigen Prozedere nicht gravierend, aber „TRIP“ zeigt genügend neue Facetten auf, um wieder einmal festzustellen: Wie schön, dass es Lambchop gibt!
(kulturnews.de)
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Enrique Rodriguez & The Negra Chiway Band: "Fase Liminal" (Soul Jazz, Nov. 2020) |
[Alice Coltrane |
Pharoah Sanders |
Santiago]
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Powerful new spiritual jazz from Chile on Soul Jazz Records! Enrique Rodríguez and the Negra Chiway Band group have an instantly powerful and unique sound that is reminiscent of the ensembles of Sun Ra and his Arkestra as well as Horace Tapscott and his Pan-Afrikan Peoples Arkestra, one that channels the righteous spirits of Alice Coltrane, John Coltrane, Pharoah Sanders, Archie Shepp and McCoy Tyner together with a stunning Latin rhythmical and new consciousness and percussive energy.
Added to this are elements of the Samurai film soundtracks of Akira Kurosawa, Popol Vuh's musical spirituality (especially their work with film director Werner Herzog), Tibetan Buddhism and over-blowing chants, that all combine to give a truly unique new sound. Enrique Rodríguez is a composer, percussionist, keyboardist, and producer from Santiago, Chile, whose work shows many similarities with the music featured on Soul Jazz Records' recent collection 'Kaleidoscope - New Spirts Known and Unknown', featuring new forward-looking jazz artists including Mathew Halsall, Theon Cross, Emma-Jean Thackray and Makaya McCraven.
Like all these artists, Rodríguez's work is a progressive and experimental fusion of earlier influences that combine into a new and definitely 21st century ground-breaking sound that, on account of its South American setting, give the group its truly unique feeling. Hypnotic modal piano riffs, powerful brass and flutes, an army of Latin percussion instruments, and addictive vocal chants all combine in this powerful mix of radical 60s Afro-centric jazz, eastern spirituality and cosmology, and Latin American rhythmical movement. Awesome!
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(2020-12-25)
Im September aufgenommen und gerade erst vor wenigen Wochen veröffentlicht ist das erste Soloalbum seit vielen Jahren des in England lebenden französischen Sängers und Pianisten meine überraschende Nummer 1 des Jahres. Zeitlose Popmusik im Geiste der 60er und 70er, an große Namen wie Brian Wilson (Beach Boys), Burt Bacharach oder The Free Design (für Eingeweihte!) erinnernd.
(2020-12-26)